T R END SCHAU S.I.H.H. 2017

NACH DER WINTERPAUSE Die Lust am Luxus scheint ungebrochen: Auch die 27. Auflage des Genfer UhrenSalons geizt nicht mit uhrmacherischen Superlativen. Doch fast alle Marken der Richemont-Gruppe sowie der Großteil der zum «Genfer Freundeskreis» zählenden Aussteller präsentieren neue Modelle in ihren jeweiligen Einstiegspreislagen. Allzu große Volksnähe ist bei der ersten Uhren-Neuheitenschau des Jahres dennoch nicht zu erwarten: In Genf regiert traditionsgemäß die Haute Horlogerie. Text: Peter Braun

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Die Lange 1 Mondphase erfuhr eine umfassende Modellpflege und erhielt zusätzlich eine Tag-/Nachtindikation.

A. LANGE & SÖHNE RÜCKKEHR DER MONDPHASE Die erste Neuheit des Jahres aus Sachsen wirkt seltsam vertraut: Eine Lange 1 Mondphase, gab’s die nicht schon einmal? Völlig korrekt, bestätigt Produktchef Tony de Haas bei der Avant-Premiere in der neuen Manufaktur, und zwar seit 2002. Doch seit der Dauerbrenner Lange 1 zu seinem 20. Jubiläum vor zwei Jahren ein komplett neues Uhrwerk erhielt, war die Position im Skalenfeld der Kleinen Sekunde verwaist. Die Große Lange 1 Mondphase tröstete die Fans zwei Jahre lang über die Lücke im Sortiment hinweg, doch sie zeigt den Nachthimmel im Hauptzifferblatt. Erst jetzt fand die ebenso traditionelle wie poetische Anzeige an ihren angestammten Platz zurück. Zur Feier der Rückkehr wurde das Skalenfenster mit einer zweiten Anzeige bestückt: Der «Himmel» hinter der goldenen Mondscheibe wechselt im 12-Stunden-Rhythmus von strahlendem Hellblau zu sternübersätem Dunkelblau und fungiert so als Tag-/Nachtindikation. Das neue Uhrwerk – übrigens das zwanzigste Kaliber, das die Manufaktur seit ihrer Neugründung 1990 konstruiert hat – basiert auf dem neuen Lange-1-Kaliber L121.1 mit doppeltem Federhaus und 72 Stunden Gangreserve. Die zusätzlichen 70 (!) Teile für die Mondphasen- und Tag-/Nachtanzeige wurden so geschickt in das Werk integriert, dass das neue Kaliber L121.3 nur 0,6 Millimeter höher baut als die Basis. Mit einem Durchmesser von schlanken 38,5 Millimetern bleibt die in Rotgold, Weißgold und Platin erhältliche Lange 1 Mondphase dem sächsischen Schönheitsideal treu. Die Preise beginnen bei 39.500 Euro für die beiden Goldversionen. ARMBANDUHREN 1/17

Die Tag-/Nachtanzeige mit dem halben Sternenhimmel rotiert hinter den zwei Mondscheiben der Mondphase.

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18 | T RENDSCHAU TimeWalker Chronograph 1000 Limited Edition (8 Exemplare)

MONTBLANC NEUES VOM ZEIT-SCHREIBER Das Uhrwerk verfügt über zwei getrennte Hemmungen mit 18.000 und 360.000 A/h.

Der neue Montblanc-Produktchef Davide Cerrato setzt mit einer neu gestalteten TimeWalker-Kollektion eine erste Duftmarke. Der von Panerai über Tudor zu Montblanc gekommene Italiener beherrscht die Klaviatur der klassischen Uhren-Gestaltungsmerkmale und hat wiederholt ein feines Gespür für die richtigen Modelle zum richtigen Zeitpunkt bewiesen. Unter seiner Obhut wurde nun die in verschiedene Stilrichtungen ausgeuferte Kollektion TimeWalker auf ihren sportlichen Kern fokussiert. Zwei Chronographen und eine Dreizeiger-Automatik bilden den Nukleus einer neuen Modellgeneration. Allen drei neuen Uhren gemeinsam sind die einseitig drehbare Lünette aus kratzfester Keramik, Krone (und Drücker) mit schwarzer DLC-Beschichtung, ein rauchgeschwärzter Saphirglasboden sowie perforierte Armbänder aus Leder oder Kautschuk mit längenverstellbarer Faltschließe zum Ausgleich des im Tagesverlauf schwankenden Handgelenkumfangs. Mit Preisen ab 2990 Euro (Automatic) bzw. 4990 Euro (Chronograph UTC) sind die neuen TimeWalker-Modelle auch preislich attraktiv. Das gilt in gewisser Weise sogar für das Flaggschiff der Kollektion, den TimeWalker Chronograph 1000 Limited Edition. Der Hochpräzisions-Kurzzeitmesser dieses mechanischen Wunderwerks verfügt über einen eigenen Krafthaushalt und eine eigene Hemmung, die mit der unglaublichen Schwingfrequenz von 360.000 A/h (50 Hz) arbeitet und deshalb die gestoppte Zeit auf die Tausendstelsekunde genau anzuzeigen vermag. Eine frühere Version des Chronographen «mit den zwei Herzen» hatte Montblanc vor wenigen Jahren für über 300.000 Euro angeboten – der TimeWalker Chronograph 1000 soll für vergleichsweise bescheidene 175.000 ARMBANDUHREN 1/17

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Der TimeWalker Chronograph UTC ist mit einer Keramik-Drehlünette ausgestattet.

Euro verkauft werden, allerdings nur 18 Mal. Bei Limitierungen ist man im Hause Montblanc sehr streng. Betätigt wird der Chronograph über einen einzelnen breiten Drücker zwischen den oberen Bandanstößen, doch das Ablesen der gestoppten Zeit gerät zum Suchspiel. Der Sekundenzähler teilt sich sein Skalenfeld bei der «6» mit dem 15-Minuten-Zähler. Der lange dünne Zeiger aus der Mitte ist ein Hundertstelsekundenzeiger, der das Zifferblatt einmal pro Sekunde umrundet und an seiner Spitze die ersten beiden Stellen hinter dem Komma ablesen lässt. Die Tausendstelsekunden werden in einem Fensterausschnitt unter der «12» von einer kleinen roten Pfeilzeigerspitze angezeigt. Der Mechanismus, der sich dahinter verbirgt, wird von einem sogenannten «Tausendstelrad» angetrieben, das sich nach dem Start des KurzzeitmesserWerks kontinuierlich zehnmal pro Sekunde um seine Achse dreht. Der Kurzzeitmesser wird buchstäblich erst «angeworfen», wenn er benötigt wird. Dazu wird die mit zwei sehr steifen Spiralfedern ausgestattete Unruh mit einer Art Peitsche in Schwingung versetzt. Gestoppt wird die Zeitmessung durch Anhalten der rasenden Unruh, deren Amplitude nur knapp über 10° beträgt. Während die Minuten, Sekunden, Zehntel- und Hundertstelsekunden an ihren Zeigern abgelesen werden können, wird der Anzeigewert der dritten Stelle hinter dem Komma im Innern des Uhrwerks am Tausendstelrad «erfühlt» und erst nach dem Stoppen im Fenster angezeigt. Der Kurzzeitmesser hat eine Gangreserve von 45 Minuten, das völlig separat funktionierende Uhrwerk zur Zeitanzeige läuft bis zu 100 Stunden – dank des sehr niedrigen Energieverbrauchs bei 18.000 A/h. Die klassische Schraubenunruh kann man in einem Fensterausschnitt über der «7» im Zifferblatt sehen, während die 50-Hertz-Unruh neben der «10» bei laufender Chronographenmessung nur zu erahnen ist. ARMBANDUHREN 1/17

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Der Rally Timer lässt sich vom Armband nehmen und als Tischoder Taschenuhr verwenden (limitiert auf 100 Expl., 37.000 Euro).

Die TimeWalker Automatic greift die Zifferblatt-Typografie des Rally Timer auf.

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«Sportuhren, durch und durch» Anlässlich der Vorab-Präsentation der neuen Montblanc-Uhren hatten wir Gelegenheit, uns von Produktchef Davide Cerrato die neue Kollektionsstruktur erläutern zu lassen.

Herr Cerrato, welche Pläne haben Sie mit Montblanc? Ich sehe bei Montblanc eine starke Verbindung zur Vergangenheit und zur Tradition, obwohl die Uhrenabteilung der Marke noch sehr jung ist. Aber wir haben mit der zu uns gehörenden Manufaktur Minerva einen wirksamen Hebel, den wir bei einem Teil unserer neuen Kollektionen auch einsetzen. Die Manufaktur aus Villeret hat schon früher absolut bemerkenswerte Instrumente zur hochpräzisen Messung von Zeitintervallen hergestellt. Bereits 1911 hat Minerva Stoppuhren gebaut, die auf die Fünftelsekunde genau messen konnten, und kurz darauf knackten die Uhrmacher in Villeret die Zehntelsekunde. 1916 konstruierte die Manufaktur ein Hochfrequenzwerk, mit dem man die Hundertstelsekunde messen konnte. 1936 perfektionierte man den Mechanismus so weit, dass Minerva als Spezialistin für professionelle Kurzzeitmesser, Stoppuhren und Chronographen internationale Anerkennung erfuhr. Unter dem Namen Rally Timer produzierte Minerva zum Beispiel eine speziell für den Motorsport entwickelte Stoppuhr.

Womit wir beim Thema TimeWalker wären … Ja, wir haben die TimeWalker-Kollektion komplett neu gestaltet. Nicht, dass die Kollektion nicht erfolgreich gewesen wäre, aber sie hatte sich nicht nur für meinen Geschmack ein wenig zu weit diversifiziert. Die Uhren hatten von allem etwas; es gab sportliche und elegante Modelle, klassische und moderne Kreationen, maskuline und feminine Uhren. Inzwischen bedienen wir die Themen «klassisch» und «elegant» mit unserer Kollektion 4810 und bieten dort dazu noch zahlreiche nützliche kleine Komplikationen für den Alltag an. Nun kann die TimeWalker wieder das werden, was sie immer war: eine Sportuhr, durch und durch.

Worin liegen die markanten Eigenschaften der neuen TimeWalker? Alle Uhren in dieser Kollektion sind 100 Meter wasserdicht und haben unseren 500-Stunden-Test bestanden. Die ganze Linie verfügt über eine drehbare Lünette aus Keramik, Stundenmarker und Zeiger mit Superluminova-Auflage, entspiegelte Saphirgläser, Rauchglaseinsätze in den Gehäuseböden sowie neue Leder- und Gliederbänder und Faltschließen mit Längenverstellung. Und der Look des neuen Rally Timer hat die ganze Kollektion geprägt.

Herr Cerrato, wir bedanken uns für dieses Gespräch. Das Interview führte Peter Braun.

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GIRARD-PERREGAUX WELTENBUMMLER Es gibt einen Neuzugang in der Erfolgskollektion 1966: Ab Frühsommer ist die Weltzeitfunktion des Modells ww.tc erstmals auch im stilvollen schlanken Gehäuse der 1966 erhältlich, wahlweise in Edelstahl (ab 12.500 Euro) oder in Roségold (24.300 Euro). Charakteristisch für das eigene Weltzeitmodul, das auf dem Manufaktur-Automatikwerk (Kaliber GP 03300) aufbaut, ist die Bedienung mit zwei Kronen, angeordnet bei der «3» und bei der «9». Letztere dient dazu, den Außenring im Zifferblatt so einzustellen, dass der Name der Heimat-Referenzstadt unter der «12» steht. Mit der Krone an der rechten Gehäuseflanke werden Stunden- und Minutenzeiger eingestellt, wobei sich der schmale 24-Stunden-Ring mit Tag-Nacht-Unterteilung in gegenläufiger Drehrichtung mit verstellt.

Schlichter und reduzierter: die Weltzeituhr ww.tc im Gehäuse der Linie 1966

U(H)RSACHEN

INDIVIDUELLE SICHERHEIT FÜR WERTVOLLE UHREN Liebhaber wertvoller Uhren tragen mit der Zeit hohe materielle und natürlich auch ideelle Werte zusammen – Grund genug, sich auch um die fachgerechte und gleichzeitig sichere Aufbewahrung Gedanken zu machen. Eine ideale Lösung sind die Uhrentresore der Marke Signature Safes by HARTMANN, denn sie bieten exklusiven Uhren einen sicheren und gleichzeitig stilvollen Rahmen. Die Wertschränke werden von der Lackierung bis zum kleinsten Detail der Innenausstattung individuell nach Kundenwunsch gefertigt und ausgestattet – mit Uhrenbewegern der bevorzugten Marke in der gewünschten Stückzahl, Schubladen mit speziellen Einteilungen für Uhren und Schmuck, auf Wunsch mit einer LED-Innenbeleuchtung oder auch mit Platz für Unterlagen. So entstehen echte Unikate, welche die persönliche Handschrift ihres Besitzers tragen und exakt auf seine Anforderungen zugeschnitten sind. Alle Hartmann-Tresore sind nach der aktuellen Norm EN 1143-1 geprüft und zertifiziert und können je nach gewähltem Einbruchwiderstandsgrad hoch versichert werden. Weitere Informationen gibt es bei der HARTMANN TRESORE AG und auf der Webseite www.signature-safes.de.

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