Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wiener Klangstil (Musikalische Akustik)

Betreuer: Univ.-Ass. Mag. art. Helmut Kühnelt

Christine Müllner

Muramatsu versus ebay Untersuchungen zu "Billigflöten" Bakkalaureatsarbeit in der Studienrichtung Instrumental(Gesangs)pädagogik im Rahmen der Lehrveranstaltung

Seminar Musikalische Akustik

Wien, September 2008

In haltsverzeich nis Einleitung

3

1. Die moderne Querflöte

4

1.1. Theobald Böhm

4

1.2. Die Querflöte seit Theobald Böhm

6

1.3. Die Flöte im Alltag

9

2. Akustische Versuche

10

2.1. Bestimmung des Dynamikbereichs

10

2.1.1. Versuchsanordnung

10

2.1.2. Auswertung

10

2.2. Versuch zur Klangfarbe

12

2.2.1. Versuchsanordnung

12

2.2.2. Auswertung

12

2.3. Versuch zur Intonation

16

2.3.1. Versuchsanordnung

16

2.3.2. Auswertung

17

Zusammenfassung

20

Literatur

21

2

Einleitung Jeder Musiker ist neben seinen physischen und geistigen Fähigkeiten auch sehr stark vom Material. sprich dem Instrument. abhängig. Oftmals verbringen wir viel zu viel Zeit und Energie mit der Arbeit am Instrument oder an instrumentenabhängigen Faktoren und die Musik kommt dadurch zu kurz. Der Ansatz kann zum Beispiel mit einem anderen Kopfstück verbessert oder erleichtert werden. das objektive Klangideal kann vielleicht mit einem anderen Material besser erreicht werden. die Fingertechnik leidet nicht. wenn die Mechanik der Flöte gut läuft. und. und. und .... Vor allem vielen Anfängern ist nicht bewusst. wie wichtig das richtige und gleichzeitig auch ein gutes Instrument ist. Es erleichtert von Anfang an das Erlernen des neuen Instruments und man kann mit Freude drauf los spielen ohne ständig die Flöte reparieren oder nachstellen lassen zu müssen. Auch das Spielgefühl. der Klang und die gute Intonation. die am Anfang wohl besonders schwer zu erreichen ist. sind auf einem guten Instrument etwas völlig anderes. Um hier eine kleine Hilfestellung beim Finden und bei der Auswahl des richtigen Instrumentes zu geben. habe ich zwei Instrumente. ein Billiginstrument und ein Profiinstrument untersucht.

3

1. Die moderne Querflöte 1.1. Theobald Böhm

Abb 1.: Theobald Böhm, ca 1852

Theobald Böhm wurde am 9. April 1794 als ältestes von 11 Kindern als Sohn des Goldschmiedes Karl Friedrich Böhm in München geboren. Er ging nur zwei Jahre in die Schule und erlernte schon bald das Handwerk seines Vaters. Mit 14 Jahren ausgebildeter Goldschmied und Juwelier. Auch die Leidenschaft zur Musik begann schon im Kindesalter. Er spielte zunächst das damals beliebte Flageolett' und begann erst später Flöte zu lernen. Im Jahre 1810 baute er schon seine erste Flöte nach dem Modell eines Dresdener Flötenbaumeisters. Er bekam 2 Jahre Unterricht von seinem Nachbarn Johann Nepomuk Ca peiler, einem Flötisten der Münchner Hofoper und baute zum Dank immer neuere und bessere Instrumente. Schon bald war Böhm selbst so gut auf der Flöte, dass er ab 1812 erster Flötist im königlichen Theater am Isartor in München wurde. Die Jahre 1816 bis 1818 verbrachte er auf Wanderschaft als Handwerker sowie auch als Künstler. Seine Wege führten ihn in die Schweiz und nach Straßburg.

Das Flageolett ist ein frühes Holzblasinstrument und nah verwandt mit der Blockflöte. (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Flageolett)

1

4

1818 erhielt er auf Wunsch des Königs eine FlötistensteIle im Hoforchester. Von dieser Zeit an nahm er Kompositionsunterricht und spielte bereits zwei Jahre später sein erstes Flötenkonzert (op. 1, G-Dur). Auf seinen Konzertreisen spielte er unter anderem sehr erfolgreich neben Paganini im sei ben Konzert und durch seine zahlreichen Konzerte in Deutschland, Österreich , Norditalien und der Schweiz wurde er zunehmend berühmter und verdiente auch nicht schlecht. Am 30.10.1820, dem gleichen Jahr der Veröffentlichung seiner ersten Komposition, heiratete er Anna Rohrleitner in München, mit der er dann auch eine Tochter (1822) und sieben Söhne (1823, 1825, 1827, 1829, 1839, 1831 und 1837) bekam. 1828 eröffnete er seine eigene Flötenwerkstatt zusammen mit Rudolf Greve, dem Sohn des berühmten Mannheimer Flötenbauers Andreas Greve. Die hergestellten Instrumente vom Tromlitztyp 2 mit 8-9 Klappen waren von außerordentlicher Präzision. 1831 unternahm er eine Konzertreise nach London . Der dort populäre Flötist Charles Nicholson beeindruckte Böhm sehr und sein starker Ton veranlasste ihn zu vielen akustischen Versuchen und Studien, die schlußendlich in der Konstruktion der konischen Ringklappenflöte mündeten. Böhm ließ beinahe nichts beim Alten. Statt Holz verwendete er Metall, die Dicke der Rohrwand , Anzahl, Größe und Anordnung der Löcher, sogar das Mundloch wurde von ihm verändert. Doch dieses erste BöhmModell war nach wie vor konisch gebohrt, das heißt das Rohr verjüngte sich, wobei dies nur beim Mittelstück der Fall war. Das Kopfstück war zylindrisch gebohrt. Die Bohrungen für die Grifflöcher waren ausschließlich nach akustischen Experimenten plaziert. Da so nicht alle erreicht werden konnten, verfügte das Instrument über eine völlig neuartige Klappentechnik. Mit der Konzertreise im folgenden Jahr erreichte Böhm, dass sich sein neues Instrument sowohl in Frankreich wie auch in England durchsetzte.

Johann Georg Tromlitz (1725-1805), deutscher Flötist, Flötenbauer, Komponist. Unzufrieden mit den klanglichen und intonatorischen Problemen der einklappigen Traversflöte beschäftigte sich Tromlitz seit seiner Studienzeit mit dem Flötenbau. Er betrieb diesen später auch kommerziell, und erweiterte das Quantz'sche Flötenmodell um weitere Klappen. Am Ende seiner rund 40-jährigen Tätigkeit stand (neben anderen Modellen) eine mit 8 Klappen versehene Flöte, die als Vorstufe der von Theobald Böhm entwickelten Querflötenmodelle gelten kann . Von den Instrumenten Tromlitz', sind heute nur noch wenige erhalten geblieben. (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_George_Tromlitz) 2

5

1834 fuhr er wieder nach Frankreich , wo sich im Gegensatz zu Deutschland das neue, von ihm entwickelte Griffsystem weit mehr etabliert hatte. Er versuchte die Flöte ständig weiter zu verbessern und begann 1846 ein Akustikstudium an der Universität München. 1847 schließlich brachte er die zylindrisch gebohrte Flöte heraus,

bei

der

die

Anordnung

der

Klappen

ausschließlich

auf exakten

Berechnungen beruht. Die Innenbohrung wurde quasi umgekehrt: die neue Flöte hatte einen zum Kork hin parabolisch geformten Kopf und dafür zylindrische Fußund Mittelstücke. Böhm erteilte den wichtigen Flötenbauern zu jener Zeit Lizenzen, woraufhin seine abermals neue Flöte den Siegeszug antreten konnte. Im gleichen Jahr schrieb er eine Abhandlung: "Über den Flötenbau und die neuesten Verbesserungen desselben" Im höheren Alter, im Jahre 1860 entwickelte er noch einmal ein ganz neuartiges Instrument, die Altquerflöte in g mit BÖhm-Griffsystem. Diese ist mit ca. 87 cm deutlich länger als die normale Böhmflöte (ca. 69 cm) und klingt eine Quarte tiefer. Gegriffen wird sie wie eine Böhmflöte in C, der tiefste klingende Ton ist aber ein g, sie ist also ein transponierendes Instrument. 1871 kommt seine zweite Schrift heraus: "Die Flöte und das Flötenspiel in akustischer, technischer und artistischer Beziehung" Auch weit außerhalb der Musik, im technischen Bereich, betätigte sich Böhm und erfand unter anderem gemeinsam mit seinem Freund, einem Physiker und Physikprofessor, Karl Emil von Schafhäutl ein neues Verhüttungsverfahren für Eisenerz, das er sich auch patentieren ließ. In Genf erfand er in den Jahren seiner Wanderschaft 1816-1818 eine Maschine für eine Spieldosenfabrik, die das Einsetzen der Stahlstifte in die Walzen erleichterte. Böhm starb am 25. November 1881 in München. [1, 2, 4 , 5, 6]

1.2. Die Querflöte seit Theobald Böhm Noch heute wird die Flöte im Wesentlichen nach Böhms Vorgaben gebaut und auch das Saxophon und die Klarinette verwenden sein Griffsystem. Zusammengefasst entwickelte er die Querflöte in drei wichtigen Punkten weiter und begründete dadurch die moderne Querflöte:

6

1. Die Bohrung der Flöte ist nicht mehr umgekehrt konisch (wie heute noch bei den meisten Piccoloflöten), sondern zylindrisch. Durch Einführung eines leichten Konus im Kopfstück erreichte Böhm, dass auch bei einem zylindrischen Korpus die Oktaven in sich stimmen. 2. Die Positionen und die Durchmesser der Tonlöcher sind exakt berechnet und wurden ohne Rücksicht auf die Greifbarkeit gesetzt. 3. In der Folge musste ein neues Klappen- und somit Griffsystem entwickelt werden, welches es dennoch ermöglicht, über alle Tonarten geläufiger zu spielen, als es bei den bis dahin gebräuchlichen Flöten möglich war. [5J

Natürlich wird auch heute weiter experimentiert und geforscht, um das Instrument zu verbessern. Besonders im Bereich der Polster bieten neue künstliche Materialien Alternativen. Wie zum Beispiel Polster aus Silikon oder Kork. Letztere werden beim Piccolo häufig eingesetzt. Sie saugen sich nicht so schnell voll wie die herkömmlichen Polster und die Klappen des Piccolos verstopfen nicht mehr. Auch Anpassungen für sehr junge Flötisten sind ein großer Markt, wie zum Beispiel die Jupiter-Flöte für Kinder. Diese Querflöte verzichtet auf alles, was erst für Fortgeschrittene Spieler wichtig ist und ermöglicht Kindern einen frühen Start in die Welt des Querflötenspiels. Sie besitzt eine sehr leichte Ansprache (geringerer Luftverbrauch). Die Flöte hat kein separates Fußstück daher auch keine C'- und Cis'Klappe! Der tiefste Ton ist ein d'. Die Dis-Klappe ist am Mittelstück angebracht. Die Flöte ist daher 7 cm kürzer als "normale" Flöten, folglich auch etwas leichter und für kleine Kinderarme viel besser und einfacher zu halten. Auch die Mechanik wurde vereinfacht, es gibt zum Beispiel keine Trillerklappen oder keine E-Mechanik. Für etwas größere Kinder, denen die "normale" Querflöte aber trotzdem noch zu lang ist und somit keine gute und gesunde Haltung möglich ist, gibt es gebogene Kopfstücke, die man auf den normalen Querflötenmittelteil anstecken kann. Diese sind zusätzlich zur Querflöte erhältlich und können später, wenn die Kinder groß genug sind, durch das normale gerade Mundstück ausgetauscht werden .

7

Entwicklungen im Rahmen neuer Spieltechniken führen zu zusätzlichen Bohrungen und Klappen. Als Beispiele seien hier die Matusi Flöte von Matthias Ziegler, einem Züricher Flötisten,

die Kingma-Flöte von

Eva

Kingma,

einer holländischen

Flötenbauerin, sowie die Brannen Kingma Flöte und The Hoovergenannt. Begeistert vom Klang chinesischer Bambusflöten überlegte sich Ziegler wie man diesen Effekt auch auf herkömmlichen Querflöten erreichen könnte. Ziegler ließ seinen Züricher Flötenbauer ein zusätzliches Loch in die Flöte bohren, welches durch eine Membran verschlossen ist. Während des Spiels schwingt die Membran mit und erzeugt einen Klang, der an die chinesische Bambusflöten erinnert. Ein Dämpfer ermöglicht es diesen Effekt mit dem Daumen der rechten Hand bei Bedarf zu aktivieren bzw. zu deaktivieren . Ziegler ließ sich diesen Mechanismus auch bei seiner Alt- bzw. Bassflöte einbauen. [6, 7] Mit der Kingma-Flöte ist es möglich Mehrklänge, Glissandi und Vierteltöne zu erzeugen. Durch enge Zusammenarbeit mit Bickford Brannen und Eva Kingma enstand die Brannen Kingma Flöte. Zusätzliche Klappen sind in die herkömmlichen Klappen integriert und ermöglichen damit zum ersten Mal neben Vierteltönen auch das Spielen chromatischer Mehrklänge. [6, 8] «The Hoover», Entwicklung einer neuen Bassflöte. In Zusammenarbeit mit Eva Kingma entstand im Frühjahr 2005 ein neues Modell einer Bassquerflöte. Ausgehend von einem ähnlichen Instrument, das von Werner Wetze I in den 60er Jahren in Berlin gebaut wurde, entstand eine Bassquerflöte mit Vierteltönen. Das Instrument ist in C gestimmt und kann mit Zusatzgriffen bis zum G (eine Oktave tiefer als die Altflöte) gespielt werden. [7, 8] Eine weitere neue Flöte baut auf neue Materialien. Bei der Matit-Flöte von Matti Kähönen, einem finnischen Industriedesigner und Amateurflötist, und Matti Helin, ein anderer Flötenenthusiast und Flötist, sind Korpus und Kopf aus Kohlefasern, einem sehr harten aber leichtem Material (Flötenkorpus wiegt nur 60 g). Bei der Mechanik sind die Federn durch Magnete ersetzt. Die Polster werden durch dünne synthetische

Elastomerringe

ausgetauscht,

welche

auf den

Tonlochkaminen

angebracht sind. [6, 9,10]

8

Unter dem Namen Flautus Tremendus wird eine dreiteilige Zugflöte, die von Jacques Zoon, einem niederländischen Flötisten, und Alfred Verhoef, einem niederländischen Flötenbauer, entwickelt wurde, vertrieben.

Diese Technik wurde speziell für

Glissando-Stellen entwickelt. [6, 11]

1.3. Die Flöte im Alltag Trotz all dieser neuen Erfindungen, wird im Alltag, im normalen Schulunterricht und im klassischen Konzert immer noch die gute alte Böhm Flöte gespielt. Es gibt lediglich Unterschiede im Material und in der Verarbeitung, welche dann auch die Qualität und den Preis der Flöte bestimmen. Bei der Verarbeitung machen die Klappen (Ringklappen, geschlossene Klappen, Spitzdeckelmechanik), die Tonlochposition, die Tonlochgröße, die Kamine (gezogen oder gelötet), die Polster, die Mechanik (E-Mechanik oder nicht, Inline oder Offline GKlappe), die Form des Mundloches, der Schnitt der Mundlochplatte und noch vieles mehr die Qualität aus. [8] Da es so viele Kriterien zu beachten gibt, sollte beim Kauf der Flöte für einen unerfahrenen Schüler auf jeden Fall der Lehrer oder eine sonstige Ansprechperson zu Rate gezogen werden. Es gibt zahlreiche Firmen, die unterschiedliche Querflöten, von der Schulflöte angefangen bis hin zum Profiinstrument, herstellen, wie zum Beispiel: Yamaha, Pearl, Altus, Jupiter, Azumi, Powell, Sankyo, Muramatsu, Miyazawa, Hammig, Brannen-Cooper, ... Leider wird heutzutage oftmals einfach eine beliebige Flöte im Internet bestellt und der Schüler muss dann darunter leiden. Häufig wird dabei die Börse "ebay" verwendet, wo "No-Name Flöten", die angeblich Nachbauten von Markenflöten sind, zu billigen Preisen angeboten werden. Für die Versuche, Messungen und Auswertungen irn Rahmen meiner Bachelorarbeit habe ich nun zwei sehr unterschiedliche Flöten ausgewählt. Zum einen eine rote chinesische ebay Flöte und zum anderen eine Muramatsu Flöte des Modells EX. Die folgenden Versuche sollen zeigen, in welchen Bereichen die Billigflöte einer guten Markenflöte unterlegen ist.

9

2. Akustische Versuche Bei unseren Versuchen mit zwei verschiedenen Flöten (Muramatsu Flöte und eine chinesische ebay Flöte) beschränkten wir uns auf drei Parameter: Dynamik, Klangfarbe und Intonation.

2.1. Bestimmung des Dynamikbereichs 2.1.1. Versuchsanordnung Eine Muramatsu Flöte vom Modell Ex und eine rotlackierte chinesische ebay-Flöte wurden im schallreflexionsarmen Raum des Instituts für Wien er Klangstil gespielt. Das digital aufgezeichnete Klangmaterial bestand aus:



einem Dreiklang (e-g-h) über den ganzen Oktavbereich der Flöte (von e' bis h''') in der Dynamik p, mf und f, wobei jeder Ton in jeder Lautstärke dreimal angespielt wurde.

2.1.2. Auswertung Die Auswertung des relativen Schalldruckpegels erfolgt mittels Spectralab. Die maximale beziehungsweise minimale Amplitude definiert den Dynamikbereich. Bei dem Vergleich der Dynamik der zwei Instrumente fällt als erstes auf, dass sich die chinesische ebay-Flöte und die Muramatsu Flöte in einem relativ ähnlichen Bereich bewegen. Wobei man erwähnen muss, dass nur 3 Messungen eigentlich zu wenig für eine Statistik sind und unsere Ergebnisse deswegen nur Richtwerte darstellen. In der Höhe, das heißt in der dritten Oktave, scheint die ebay-Flöte ein um bis zu 3 dB lauteres Maximum erreichen zu können, doch dafür kommt sie auf das Minimum der Muramatsu Flöte beim dreigestrichenen h um bis zu 6 dB nicht heran. In der tiefen Lage, das heißt in der eingestrichenen Oktave, sind die zwei Flöten gleich leise spielbar, doch bei der maximalen Lautstärke in der tiefen Lage kann wiederum die billige ebay-Flöte um bis zu 2dB lauter gespielt werden. 10

Die größten Dynamikunterschiede zwischen den zwei Flöten scheinen im piano in der Mittellage aufzutreten. Gemeint sind die Dynamiksprünge zwischen dem Registerwechsel, also die Lautstärkenänderung um insgesamt 5 dB zwischen h1-e2g2 bei der Muramatsu Flöte. Um den Höreindruch zu bewerten, müsste die frequenzabhängige Empfindlichkeit des Gehörs berücksichtigt werden, die dazu führt, dass sich Pegeldifferenzen zwischen zwei verschiedenen tiefen Tönen reduzieren. Die bloße Betrachtung der Dynamik allein ist daher wenig aussagekräftig bezüglich eines qualitativen Unterschieds.

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Dreiklangstöne

Abb 2.: Minimale und Maximale Dynamik der zwei Testflöten im Verlauf des Dreiklangs e-g-h.

11

2.2. Versuch zur Klangfarbe 2.2.1. Versuchsanordnung Die Messungen für den Dynamikbereich von 2.1. gaben auch die Grundlage für folgende Auswertung betreffend die Klangfarbe.

2.2.2. Auswertung Das Spekrtum der Dreiklänge wurde mittels eines TAP-Tool Skripts analysiert. Um die Klangfarbe zu untersuchen, stellten wir den Pegel des ersten Obertons zu dem des Grundtons und den Pegel des zweiten Obertons zu dem des Ersten ins Verhältnis.

Das Verhältnis der ersten drei Obertöne zueinander ist sehr wichtig und ausschlaggebend für die Farbgebung des Klanges, während das Verhalten der oberen Teiltöne keine eindeutige Tendenz nachweisen lässt. Um einen optimalen Klang zu erzielen, fanden Bork und Meyer bei Versuchen mit einem künstlichen Bläser heraus, dass der zweite Oberton zum ersten Oberton um etwa 10-15 dB in der Tiefe lauter sein sollte und diesen auch in den anderen Lagen überragen sollte. Der Grundton sollte nicht zu schwach sein und etwa gleich dem ersten Oberton sein. Die Grenze, um die der erste Oberton lauter sein darf als der Frundton liegt bei etwa 3 dB, ansonsten tendiert der Klangcharakter zu sehr zur höheren Oktave. [3)

In den Abbildungen 3 und 4 sieht man sehr deutlich, dass sich bei der chinesischen Flöte vorallem in der hohen Lage, sprich dem dreigestrichenen e, g und h, das Verhältnis von erstem Oberton zu Grundton bei Änderung der Dynamik wesentlich geringer ändert als bei der Muramatsu Flöte. Während beispielsweise beim e3 bei der Muramatsu Flöte es von piano zu forte zu einer Änderung von ca. 35 dB kommt, beträgt sie bei der chinesischen Flöte nur etwa 10 dB. Bei der Muramatsu Flöte ist also eine große Klangfarbenänderung zu hören , wohingegen die ebay Flöte nur lauter wird, sich der Klang aber nicht verändert und im forte relativ ähnlich klingt wie im piano. 12

Was bei den drei hohen Tönen (e3, g3, h3) sehr deutlich zu sehen ist, ist wenngleich etwas abgeschwächt, auch in der Tiefe, erkennbar. Auffällig ist hier auch noch, dass das Verhältnis von 1. Oberton zum Grundton vorallem im forte bei der Muramatsu zwischen e1 und h1 konstant bleibt, doch bei der ebay Flöte mit zunehmender Höhe um fast 10 dB abfällt. Für die Mittellage signifikant ist das g2. Es ist deutlich zu erkennen, dass bei diesem Ton in dieser Lage der Unterschied zwischen den zwei Flöten am größten ist. Bei der ebay Flöte erstreckt sich der Bereich nur über 5 dB, während bei der Muramatsu Flöte der Unterschied zwischen dem 1. Oberton zwischen mezzoforte und forte über 15 dB beträgt.

1. Oberton zu Grundton ebay Flöte 5

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Abb 3.: Verhältnis des ersten Obertons zum Grundton bei der chinesischen ebay Flöte

13

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1. Oberton zu Grundton Muramatsu

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Abb 4.: Verhältnis des ersten Obertons zum Grundton bei der Muramatsu Flöte

Auch beim Verhältnis des zweiten Obertons zum ersten sieht man, dass der Bereich zwischen Minimum und Maximum bei der chinesischen Flöte viel kleiner und bei der Muramatsu Flöte wieder um einiges stärker ausgeprägter ist. Hier sieht man auch schon in der tiefen Lage einen großen Unterschied zwischen den zwei Flöten. Während bei der ebay Flöte das Verhältnis der Obertöne im piano, mezzoforte und forte ineinander übergeht und verschmiert, ist bei der Muramatsu jeder Bereich deutliche erkennbar. Bei der ebay Flöte ändert sich der Klang also wenig mit zunehmender Lautstärke. Betrachtet man in der Mittellage e2 oder g2, sieht man, dass auch hier der geringere Dynamikbereich der Obertonverhältnisse darauf hinweist, dass der Klang der chinesischen Flöte dem der Muramatsu Flöte unterlegen ist. Überstreicht der Bereich bei der Muramatsu Flöte etwa 20 dB, so kommt die chinesische Flöte nur knapp über 5dB. Auch in der Höhe ist bei dem Verhältnis des zweiten Obertons zum ersten, wie bei dem Verhältnis von erstem Oberton zum Grundton das e3 der auffallendste Ton. Während bei der ebay Flöte nur eine Spanne von 10 dB erreicht wird, erstreckt sich bei der Muramatsu Flöte der Bereich über 25 dB.

14

2. Oberton zu 1. Oberton ebay Flöte

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Abb 5.: Verhältnis des zweiten Obertons zum ersten bei der chinesischen ebay Flöte

2. Oberton zu 1. Oberton Muramatsu

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Abb 6. : Verhältnis des zweiten Obertons zum ersten bei der Muramatsu Flöte 15

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2.3. Versuch zur Intonation 2.3.1. Versuchsanordnung In diesem Versuch bestimmten wir mit dem BIAS Messsystem durch getrennte Messung von Kopf und Korpus die akustischen Resonanzfrequenzen . Wir maßen die Eingangsimpedanz von Korpus und Mundstück an der gemeinsamen Schnittstelle. Daraus berechnete das BIAS Programm unter Berücksichtigung des Versatzes die Resonanzfrequenzen des zusammengesetzten Instruments. Es wurden alle Griffe von c1 bis c4 gemessen. Am Kopfstück wurde der Ansatz für die tiefe sowie für die hohe Lage durch entsprechendes Abdecken des Mundloches mit der Lippe simuliert.

Abb 7.: Der Korpus der roten chinesischen ebay Flöte im Impedanzmessgerät.

16

2.3.2. Auswertung Bei dieser Messung ist zu beachten, dass sie nur in der tiefen Lage und in der hohen Lage mit entsprechend simuliertem Ansatz gute Ergebnisse bringt. Die Ergebnisse in der Mittellage sind problematisch. Beim Spielen kann man viel mehr mit dem Ansatz ausgleichen, was meist automatisch und unbewusst geschieht. Bei der Messung wird die akustische Resonanzfrequenz bestimmt. Vorallem in den überblasenen Lagen beim Spielen liegt die Frequenz des gespielten Tons deutlich unter der gemessenen Resonanzfrequenz. Als Vergleich habe ich auch ein Diagramm erstellt, in dem ich die Intonation der zwei Flöten, wenn ich sie selbst spiele, festgehalten habe. Ich habe beide Flöten genau auf 442 Hertz (a1=442 Hz=O Cent Abweichung) gestimmt und anschließend mehrmals die chromatische Tonleiter von c1 bis c4 gespielt und für jeden Ton die Intonation laut Stimmgerät notiert. Die Mittelwerte der Versuche scheinen in Abb. 8 und 9 auf.

Bei den zwei Messungen für die tiefe Lage sieht man sehr gut, dass die chinesische ebay Flöte keine in sich ausgewogene Stimmung hat. Die y-Achse zeigt die Abweichung von der Grundstimmung (442 Hz) in Cent an, und man kann sehen, dass die Intonation der ebay Flöte von Ton zu Ton springt, wohingegen die Linie der Muramatsu Flöte keine großen Sprünge aufweist. Die Muramatsu Flöte zeigt in der tiefen Lage immer in etwa die gleiche Centabweichung. Die Intonation bewegt sich im Rahmen von etwa 10 Cent und ist bis zum h1 sehr gut. Ab dann wird sie natürlich stetig höher da ja keine Ansatzänderung vollzogen worden ist. Bei der chinesischen Flöte hingegen wandert die Intonation der tiefen Lage schon bis zu etwa 27 Cent auf und ab. Also fast der dreifache Umfang wie bei der Muramatsu. Verglichen mit der Muramatsu Flöte, die bis zum h1 gut intoniert, sind bei der ebay Flöte nur die Töne c1 bis f1 in etwa einheitlich gestimmt bevor der erste große Intonationssprung zum fis 1 sichtbar ist. Vergleicht man nun die gespielte Intonation mit der gemessenen sieht man, dass die Tendenzen in etwa übereinstimmen und die Linien der chinesischen Flöte sowie die der Muramatsu Flöte jeweils eng beisammen liegen. 17

Intonation tiefe Lage gemessen und gespielt

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chromatische Tonleiter

Abb_ 9: gemessene und gespielte Intonation der hohen Lage

19

Zusammenfassung Die Versuche zeigen nun, dass sehr wohl ein großer Qualitätsunterschied zwischen einer Billigflöte und einer Markenflöte besteht. Vorallem der Versuch zur Intonation bestärkte mich persönlich in meiner Ablehnung gegen ebay Flöten. Als Lehrer versucht man oft jahrelang seinen Schülern eine gute Intonation beizubringen, doch sieht man an dieser Arbeit nun , dass es oftmals einfach vergeblich ist, da es mit dem falschen Instrumet nicht möglich ist. Auch der Versuch zum Klang, der wahrscheinlich das erste ist, das man an einem Instrument wahrnimmt, und sei es nur anhand eines einzelnen Tones, verifizierte meine Meinung über Billigflöten. Kennt man nun die zwei verschiedenen Flöten gar nicht und hat nie die Möglichkeit gehabt sie auszuprobieren, reichen für mich persönlich schon die drei verschiedenen Auswertungen der Versuche um zu entscheiden welche Flöte man nehmen sollte. Die Intonationstabellen sprechen ebenso wie die Obertonverhältnisauswertungen für die Muramatsu Flöte. Wenn man dann noch dazu die Möglichkeit hat, die Instrumente auszuprobieren und sie im direkten Vergleich hintereinander spielen kann, bermerkt man den enormen Unterschied im Spielgefühl sofort. So komm ich zu guter letzt nun zu dem von mir erhofften Ergebnis, dass es sich sehr wohl lohnt eine gute Flöte zu kaufen.

20

Literatur: [1]

The New Grove Dictionary of Music and Musicians, edited by Stanley Sadie, in twenty volumes, 1980, ISBN 0-333-23111-2

[2]

Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Allgemeine Enzyklopädie der Musik begründet von Friedrich Blume, zweite, neubearbeitete Ausgabe, herausgegeben von Ludwig Finscher, Bärenreiter Verlag

[3]

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