Motivation

1. Einleitung / Motivation Das Bachelorstudium Integrierte Europastudien an der Universität Bremen ist eine interdisziplinär aufgebaute, wissenschaftl...
Author: Nicolas Braun
2 downloads 2 Views 76KB Size
1. Einleitung / Motivation Das Bachelorstudium Integrierte Europastudien an der Universität Bremen ist eine interdisziplinär aufgebaute, wissenschaftliche Ausbildung und bietet den Studierenden eine breite Auswahl für zukünftige Tätigkeitsbereiche. Dieses spezielle Profil sprach mich nach dem Schulabschluss besonders an, da es genügend Spielraum bietet noch während des Studiums seinen individuellen Schwerpunkt zu formen. Politische Institutionen, Kultureinrichtungen und Verlage stellen nur eine kleine Auswahl unterschiedlichster Arbeitsstellen dar, die nach einem Abschluss erzielt werden können. Um die Berufsorientierung zu spezifizieren und zu fördern, umfasst das Studium ein achtwöchiges Pflichtpraktikum. Unterschiedlichste Tätigkeitsfelder können näher betrachtet, erprobt und erforscht werden. Außerdem wird mit dem Praktikum ein realer Einblick in die Berufswelt möglich. Dabei können die im Studium erworbenen Kenntnisse praktisch umgesetzt werden. Diese Verbindung von Theorie und Praxis ist förderlich für die Profilierung im Studium und erweitert den Erfahrungshorizont der Studierenden. Mein Schwerpunkt bildet das kulturhistorische Studium mit besonderem Fokus auf Polen. Deswegen beschloss ich, ein Praktikum an das ebenfalls obligatorische Auslandsemester anzuknüpfen. Ein Freund empfahl mir die Friedrich Ebert Stiftung in Warschau als gute Praktikumstelle. Einen Einblick in die politische Bildungsarbeit zu bekommen erschien mir erstrebenswert und so bewarb ich mich um eine Stelle. Dafür musste ich ein Motivationsschreiben, Leistungsnachweise, Arbeitszeugnisse sowie meinen Lebenslauf einreichen. Schon einen Monat später erhielt ich eine Zusage. Somit schloss ich nach einem Auslandsemester in Krakau das Praktikum in Warschau an, das ich im Zeitraum 14.02.-08.04.2011 ableistete. Durch diese Verbindung erhoffte ich mir, neben dem familiären und bereits bestehenden kulturellen Bezug zu Polen, einen Einblick in das Leben der Studenten und die wissenschaftlichen Arbeit im Nachbarland zu bekommen sowie die Umstände einer beruflichen Tätigkeit im Ausland kennenzulernen. Ferner betrachtete ich die politisch ausgerichtete Arbeit als eine Möglichkeit, die politische Landschaft und Stimmung in Polen genauer zu betrachten und mich in diesem Tätigkeitsbereich auszuprobieren. 1

2. Die Friedrich Ebert Stiftung

Die Friedrich Ebert Stiftung (FES) ist die größte und älteste parteinahe Stiftung in Deutschland. Im Jahr 1925 wurde sie als politisches Vermächtnis des ersten demokratisch gewählten, deutschen Reichspräsidenten Friedrich Ebert kurz nach dessen Tod gegründet. Ebert regte auf Grundlage eigener Erfahrungen im politischen Diskurs die Gründung der Stiftung als eine gemeinnützige, private und kulturelle Institution an, die an Ideen und Grundwerte der sozialen Demokratie anknüpfen soll. Der Sozialdemokrat formulierte spezielle Ziele, die auf persönlichen Erfahrungen über Hürden und Chancen auf dem Weg vom Handwerker ins höchste Staatsamt beruhen. Hauptaufgabe der Stiftung sollte es sein, der Diskriminierung der Arbeiter auf dem Gebiet der Bildung entgegenzuwirken. Es sollte im Besonderen darum gehen, die politische Bildung von Menschen aus allen Lebenslagen im demokratischen Sinne zu fördern, begabten jungen Menschen ein Hochschulstudium unabhängig von der finanziellen Situierung durch Stipendien zu ermöglichen und zur internationalen Verständigung beizutragen. 1933 verboten die Nationalsozialisten die Arbeit der FES, erst 1947 wurde die Stiftung wiederbegründet. Seit den 1960er Jahren bildet zudem verstärkt das Gebiet der Entwicklungshilfe einen Tätigkeitsbereich der FES. Gegenwärtig stehen die politische Erneuerung der sozialen Demokratie, die Stärkung der politischen Teilhabe und des Zusammenhalts innerhalb der Gesellschaft, eine gerechte Wirtschafts- und Sozialordnung, ein vertiefter Dialog zwischen Gewerkschaften und Politik sowie die Gestaltung einer sozialen Globalisierung im Mittelpunkt der Stiftungsarbeit. Die Stiftung beschäftigte Ende 2010 insgesamt 620 hauptamtliche Mitarbeiter in ihren Niederlassungen in Bonn und Berlin, in 14 Regionalbüros, einer Akademie im Inland und mehr als 100 Auslandsvertretungen. Sie finanziert sich überwiegend durch Zuwendungen aus dem Bundes- und den Länderhaushalten (Etat 2010 rund 137 Mio. Euro). In Deutschland bilden politische Bildung, Forschung und Beratung, sowie die Studienförderung Hauptarbeitsfelder der Stiftung. Im Jahr 2010 wurden rund 2.700 Studierende und Promovierende, davon etwa 330 aus dem Ausland, gefördert. Wichtigstes Kriterium für die Aufnahme ist ne2

ben überdurchschnittlichen Studienleistungen ein hohes gesellschaftspolitisches Engagement. Die FES verfügt unter der Leitung des Historischen Forschungszentrums über eine der weltweit größten Sammlungen von Dokumenten zur Sozialgeschichte und Geschichte der Arbeiterbewegung in einem Archiv sowie in den Bibliotheken in Bonn und Trier. 1973 erwarb die FES den traditionsreichen ehemaligen Parteiverlag der SPD „J. H. W. Dietz Nachf.“, in dessen Programm zahlreiche Buchreihen und Zeitschriften der Stiftung erscheinen. In der FES-Journalisten Akademie in Bonn werden Workshops und weitere Bildungsangebote zu journalistischen Themen und zu journalistischem Handwerkszeug angeboten. Von Deutschland aus wird auch die internationale Arbeit organisiert. In ihrer Entwicklungszusammenarbeit setzt sich die FES für die Förderung von Demokratie und sozialer Gerechtigkeit, für starke und freie Gewerkschaften sowie für Menschenrechte und Geschlechtergerechtigkeit ein. Zu den Partnern der FES zählen Parteien, Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen, wissenschaftliche und politische Beratungseinrichtungen aber auch Regierungsinstitutionen oder Organisationen der UNO. Das weltweite Netzwerk dient auch als Forum für Erfahrungstransfer und Politikberatung und macht die FES zu einer „internationalen Organisation“ mit Kontakten zu den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Sektoren in der ganzen Welt. Zwei Abteilungen koordinieren die internationale Stiftungsarbeit. Die Abteilung Internationale Entwicklungszusammenarbeit ist in 72 Ländern mit 64 Büros in Afrika, Lateinamerika, Asien, dem Nahen Osten und an den UN-Standorten in New York und Genf vertreten. Neben regional- und landesspezifischen Projekten bearbeitet sie auf Konferenzen und in Studien internationale Fragen der Parteiförderung, der globalen Gewerkschaftskooperation, der veränderten geopolitischen Rolle großer Länder in der Globalisierung und der Zukunft der deutschen Außenbeziehungen. Die Abteilung Internationaler Dialog ist in 36 Ländern mit 41 Büros vertreten, die von den beiden Referaten Westliche Industrieländer und Mittel- und Osteuropa betreut werden. Das Referat Internationale Politikanalyse erforscht grundsätzliche Fragen unter anderem der Globalisierung, der europäischen Integration und der Transformationsprozesse in den Gesellschaften Mittel- und Osteuropas. 3

Das Büro in Warschau untersteht der Abteilung Internationaler Dialog, ist Teil des internationalen Netzwerks der FES und wurde 1990 eröffnet. Die Arbeit im Büro konzentriert sich vor allem auf den Ausbau und die Stärkung der deutschpolnischen Beziehungen als Basis für das Zusammenwachsen Europas, auf die Vertiefung der Integration Polens in die europäische Interessen- und Wertegemeinschaft und auf die Förderung von Demokratie und Zivilgesellschaft in Polen durch gesellschaftspolitischen Dialog. Diese Ziele werden hauptsächlich durch Politikanalysen, die Zusammenarbeit mit polnischen Partnern, Fachkonferenzen, Publikationen, Expertengespräche, Besuchsprogramme und die Vorbereitung von Seminaren realisiert. Das Büro der FES Vertretung in Polen liegt im Herzen der Altstadt in Warschau und unterhält neben dem Leiter derzeit vier wissenschaftliche Mitarbeiter, eine Sekretärin, eine Finanzbeauftragte, einen technischen Assistenten sowie in der Regel zwei Praktikanten. Das feste Team besteht zur Hälfte aus Polen und Deutschen, wobei Deutsch offiziell als Sprache gebraucht wird. Allerdings besteht für das deutsche Personal die Möglichkeit sprachliche Fähigkeiten in Sprachkursen auszubauen. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter konzentrieren sich in ihrer Arbeit auf unterschiedliche Politikfelder. Das restliche Team ist vor allem für organisatorische Zwecke zuständig. Die Zusammenarbeit läuft auf einer Ebene ab und ist sehr eng. Lediglich dem Leiter kommt eine spürbar höhere Position zu.

4

3. Mein Tätigkeitsbereich bei der FES in Warschau

Das Büro der Friedrich Ebert Stiftung in Polen bietet Interessierten ein Praktikum für einen Zeitraum von zwei bis sechs Monaten an. Dafür werden Studierende, die das Grundstudium in einem sozial- oder kulturwissenschaftlichen Fach abgeschlossen haben, über polnische Sprachkenntnisse verfügen und gesellschaftspolitisch engagiert sind, gesucht. Die Stiftung bietet den Praktikanten einen eigenen Arbeitsplatz und Zugang zu einem breiten Netzwerk für wissenschaftliche Arbeiten. Die Grundaufgaben eines Praktikanten sind die Aufarbeitung aktueller politischer, sozialer und wirtschaftlicher Themen und die Unterstützung bei der Planung, Vorbereitung und Durchführung von Seminaren und Konferenzen. Mein Praktikumszeitraum umfasste zwei Monate mit einer täglichen Arbeitszeit von acht Stunden an fünf Tagen die Woche. Generell arbeitete ich von 09.00 Uhr bis 17.00 Uhr mit einer Mittagspause um 13.00. An mehreren Tagen kam es allerdings auch vor, dass ich für eine Abendveranstaltung länger blieb. Dafür wurden mir jedoch zwei Urlaubstage genehmigt und ich konnte an einigen Tagen auch später erscheinen. Der Arbeitsbereich für Praktikanten ist nicht auf ein bestimmtes Thema festgelegt, so fielen auch meine Tätigkeiten sehr vielseitig aus. In der Regel beschäftigt die FES zwei Praktikanten, deswegen wurde ich neben der Praktikumsbeauftragten hauptsächlich vom anderen Praktikanten in die Arbeit eingeführt. In den ersten Tagen machte ich mich demnach vor allem mit der Bürostruktur und den Mitarbeitern, dem Server, auf dem alle Arbeitsmaterialien gespeichert sind und dem EMail-Programm vertraut. Da ich gute Polnischkenntnisse besitze, begleiteten mich während der gesamten Praktikumszeit Übersetzungsarbeiten für Berichte, Programme oder Internetanzeigen, hauptsächlich vom Polnischen ins Deutsche. Da die deutsche Stiftung immer mit polnischen Partnern zusammenarbeitet, sind Übersetzungsarbeiten die Regel. Neben den Übersetzungen habe ich auch des Öfteren Korrektur gelesen, sei es bei einer Übersetzungsarbeit vom Polnischen ins Deutsche, oder für das Verfassen eines Briefes oder eines offiziellen Berichts. Damit konnte ich meine

5

Polnischkenntnisse weiter schulen und mein Fachvokabular erweitern, vor allem was den Umgang mit der formellen Sprache und politische Begriffe betrifft. Recherchearbeiten gehören zu den Grundaufgaben eines Praktikanten und so habe auch ich viele durchgeführt. Täglich informierte ich mich in ausliegenden Tageszeitungen, aber auch in speziellen Online-Angeboten, über die politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Ereignisse in Polen. Das erweiterte meinen politischen Überblick zu aktuellen Fragen und Problemen im Land. Außerdem bereitete ich den Besuch zweier deutscher SPD-Politiker in der Stiftung vor, für die ein spezielles Programm erarbeitet wurde. Ulrich Kelber und Hubertus Heil kamen für mehrere Tage nach Warschau, um an verschiedenen Diskussionsrunden und Konferenzen teilzunehmen. Für diese Besuche und auch diverse Auslandsreisen des Leiters der FES in Warschau erstellte ich mehrmals Übersichten zu den Personen, mit denen ein Treffen oder eine Diskussion geplant wurde. Dafür recherchierte und fasste ich verschiedene Biografien zusammen und ermöglichte den Betreffenden eine gute Vorbereitung auf die Gespräche. Daneben erstellte ich Infomaterialen zur Arbeit, Akteuren und Städten in der Ostseekooperation in Norddeutschland und recherchierte polnische Informationsseiten, Artikel und die allgemeine politische Stimmung im Bezug auf die bevorstehende, polnische EU-Ratspräsidentschaft. Durch diese Tätigkeiten lernte ich diverse politische Akteure näher kennen und konnte mein Wissen in besagten Themenfeldern erweitern. Zu Beginn meines Praktikums wurde den Mitarbeitern im Warschauer Büro eine zweitägige Outlookschulung angeboten, an der ich ebenfalls teilnahm. In dieser Schulung stellten wir einer Fachfrau unsere derzeitige Nutzung des Outlookprogramms vor und bekamen die Möglichkeit, Probleme und Wünsche zu äußern, die im Anschluss zusammen erarbeitet wurden. Unsere Ansprechpartnerin konnte so auf die besonderen Ansprüche und Nutzungsfelder des Programms für die Stiftungsarbeit eingehen und stellte uns mehrere Optimierungsvorschläge vor, die wir Praktikanten schließlich umsetzten. So beschäftigte ich mich mehrere Tage intensiv mit dem Outlookprogramm und konnte auch insgesamt meine MS-OfficeFähigkeiten im großen Umfang erweitern. Neben dem Outlook-Programm lernte ich vor allem Formatierungs- und Korrekturfunktionen in Word kennen und setzte mich mit der Grundstruktur von Excel auseinander. Außerdem erlernte ich die Er6

stellung von Serienbriefen und wurde für die Umsetzung mehrmals herangezogen. Das Büro der FES in Warschau wurde nur wenige Monate vor meinem Arbeitsantritt renoviert. Dadurch war die Umstrukturierung des Büros immer wieder ein Thema. Die Stiftung ist im Besitz einer kleinen Bibliothek, die jedoch einer neuen Strukturierung und Kategorisierung bedarf. Deswegen stellte für uns Praktikanten die Umstrukturierung der Bibliothek eine begleitende Aufgabe dar. Alle Bücher mussten erfasst und sinnvoll einer Kategorie zugeordnet und markiert werden. Diese Aufgabe empfand ich als angenehme Abwechslung zur Arbeit am Computer und gleichzeitig bekam ich einen Überblick über relevante Themengebiete und Publikationen der FES. Jeden Dienstag kommt das gesamte Team zu einer Sitzung zusammen. In dieser Sitzung wird der Organisationsstand aktueller Seminare und Konferenzen besprochen und bereits erledigte sowie bevorstehende Aufgaben präsentiert. So erhält das ganze Team einen Überblick über die nächsten Veranstaltungen und die An- bzw. Abwesenheit einzelner Mitarbeiter. In dieser Runde werden auch bürointerne Angelegenheiten besprochen, sei es die Ausstattung der Kaffeeküche, der gegenseitige Umgang oder die Begrüßung und Verabschiedung von Praktikanten. Die Sitzung wird durch ein Protokoll begleitet, für dessen Vorbereitung und Aktualisierung ich zuständig war. Dafür holte ich jeden Montag Organisationsänderungen von den wissenschaftlichen Mitarbeitern ein und übertrug diese ins Protokoll. Diese Aufgabe führte ich in Eigenregie durch und erhielt damit die Möglichkeit den Arbeitsprozess und den Organisationsstand der Veranstaltungen zu beobachten. In der dritten Woche wurden wir Praktikanten mit der Konzeption und Planung einer eigenen Veranstaltung beauftragt. Am 7. Mai 2011 findet in Warschau die jährliche Schuman-Parade statt, bei der für die Idee eines vereinten Europas geworben und die europäische Integration gefördert wird. Die Parade wird von diversen Organisationen, Vereinen und Stiftungen unterstützt, die sich anschließend auf dem Marktplatz an Informationsständen präsentieren können. Die FES und eine Auswahl von Stipendiaten nehmen jährlich an dem Event teil, wobei für die Stipendiaten ein umfangreiches Programm für das gesamte Wochenende in 7

Warschau gestaltet wird. Unsere Aufgabe war nun Stipendiaten anzuwerben und im Anschluss auch auszuwählen, da nur eine begrenzte Anzahl teilnehmen konnte. Desweiteren erarbeiteten wir ein Konzept für den Stand der FES. Dazu gehörten die Festlegung einer Thematik, über die informiert werden soll sowie deren Präsentation. Außerdem ist von Bedeutung, Aufmerksamkeit zu erzeugen und für die FES zu werben, indem man das Publikum aktiv mit einbezieht. Daneben erarbeitete ich ein Rahmenprogramm für die anreisenden Stipendiaten, um ihnen ein informatives und interessantes Wochenende in der Hauptstadt zu gestalten. Dafür buchte ich Zimmer und organisierte die Verpflegung durch die Reservierung von Tischen in diversen Restaurants. Außerdem meldete ich eine Führung durch den Sejm an und kontaktierte die Vorsitzende der Jungen SLD (Bund der Demokratischen Linken) für die Organisation einer Diskussionsrunde zwischen engagierten Polen und den deutschen Stipendiaten. Auch wenn ich die Planung nicht mehr abschließen konnte, empfand ich diese Tätigkeit als besonders lehrreich. Ich durfte kreativ sein und übernahm mit dem anderen Praktikanten die voller Verantwortung für eine Veranstaltung. Gleichzeitig erfuhr ich Möglichkeiten und Hürden bei der Konzeption und Vorbereitung eines Programms von der Ideenfindung bis zur Genehmigung durch den Stiftungsleiter und realisierte den tatsächlichen Arbeitsaufwand für die Planung eines Wochenendes. Die Öffentlichkeitsarbeit gehörte ebenfalls zu meinem Arbeitsbereich. Die Aktualisierung der Facebook-Seite und der Homepage waren wiederkehrende Aufgaben. Dabei mussten Anzeigen immer auf Deutsch und auf Polnisch hochgeladen werden. Auch hierbei konnte ich meine Fähigkeiten im Umgang mit dem Computer und dem Internet ausbauen. Für zwei Tage vertrat ich unsere Sekretärin, da diese krankheitsbedingt ausfiel. Dabei setzte ich meine übliche Tätigkeit fort, stellte jedoch zusätzlich Telefonate durch, beantwortete Anfragen, leitete die Post weiter und vereinbarte Gesprächstermine für den Stiftungsleiter. In den zwei Tagen konnte ich mein organisatorisches Talent stärker schulen und meine Fortschritte in der formellen polnischen Sprache durch viele Telefonate praktisch prüfen. Besonders einprägend war für mich die Begleitung und Teilnahme an diversen Konferenzen. Ich unterstützte die Verantwortlichen beim Auf- und Abbau der Ma8

terialien. Die FES präsentiert sich bei jeder Veranstaltung mit einem Büchertisch, Banner müssen aufgehängt und Teilnahmelisten betreut werden. Während der Seminare führte ich Protokoll und machte Bilder für den folgenden Bericht. In den Konferenzen wird meistens eine Übersetzung angeboten, aber einige fanden ausschließlich auf Polnisch statt, was wiederum meine Sprachfähigkeiten trainierte. Unter anderem führte die FES während meines Praktikums zwei Diskussionsrunden im eigenen Konferenzraum durch. Diese fanden während der Besuche von Ulrich Kelber und Hubertus Heil statt und betrafen die Themen Sozialdemokratie und Umwelt sowie die Zukunft der Sozialdemokratie. Außerdem nahm ich an einer Konferenz des SLD im Sejm teil zum Thema Armutsbekämpfung und soziale Ausgrenzung. Energie- und Klimapolitik sowie die nachhaltige Industriepolitik bildeten Diskussionsthemen zweier weiterer Konferenzen. Ferner konnte ich bei der Eröffnung der Willy-Brandt-Ausstellung der FES in der Unibibliothek in Łódź teilnehmen, bei der viele Studenten anwesend waren, was den Austausch für mich sehr interessant gestaltete. Schließlich nahm ich an einer sehr interessanten Diskussionsrunde im Rahmen eines Mittagessens von Hubertus Heil und drei polnischen Journalisten teil (Adam Krzemiński, Wawrzyniec Smoczyński, Andrzej Kaniewski), bei dem die politische Situation in Polen und Deutschland erörtert und diskutiert wurde. Insgesamt lernte ich während der Veranstaltungen wichtige politische und wissenschaftliche Persönlichkeiten Polens kennen und schulte meine Wissen in den bestimmten Fachgebieten. Außerdem übernahm ich die Vertretung und Präsentation der Stiftung und trat in Kontakt zu verschiedenen Leuten durch Hilfestellungen und Informationsweitergabe.

9

4. Bezug zum Studium Die Arbeit in der politischen Stiftung hatte einen starken Bezug zu meinem Studium der Integrierten Europastudien mit dem Schwerpunkt Polen. Meine Kenntnisse über den Aufbau und die Arbeitsweise der EU halfen mir beim Verständnis und der Vorbereitung vieler Konferenzen und Diskussionsrunden. Dabei fiel mir besonders auf, dass rein nationale bzw. bilaterale Betrachtungsweisen die Ausnahme bildeten und immer wieder ein Bezug zu Deutschland und Polen als Teile der Europäischen Union hergestellt wurde. Das verdeutlichte für mich im besonderen Maße die Präsenz und den Einfluss der Union auf die Mitgliedsstaaten und deren Politiken. Eine politische Diskussion ohne Einbezug der EU ist kaum noch möglich. Außerdem konnte ich mein Wissen über die politische, kulturelle und soziale Landschaft Polens unmittelbar anwenden und meine stark verbesserten Polnischkenntnisse direkt nutzen. Das ermöglichte mir ein sehr selbstständiges Arbeiten. Ich konnte damit vor öffentlichen Ämtern auftreten und direkten Kontakt zu Partnern, Besuchern und dem Publikum herstellen. Außerdem konnte ich Fachgespräche verfolgen, verstehen und mit Kommentaren begleiten sowie Informationen über Land und Kultur vermitteln. Das Halten mehrerer Referate und Präsentationen während des Studiums stärkte meine rhetorischen Fähigkeiten und unterstützte mein selbstbewusstes Auftreten vor dem Team und nach außen. Das war sehr nützlich für die Präsentation eigener Vorschlägen und Ideen und die Behauptung als vollwertiges Mitglied im Team. Die fächerübergreifende Ausbildung war auch bei der Themenvielfalt der Veranstaltungen der FES von Vorteil. So fiel es mir nicht schwer, mich in eine unbekannte Thematik einzuarbeiten. Mein Grundwissen im sozialen, kulturellen und politischen Feld half mir dabei sehr oft weiter. Auch die Arbeit im Team und die Projektarbeit werden während des Studiums vorbereitet und trainiert und kamen mir bei der praktischen Anwendung zu Gute. Methodisches Vorgehen bei der Erarbeitung von Hausarbeiten und Essays waren für die Zusammenstellung der Recherchearbeiten von Nutzen. Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich viele Kenntnisse aus dem Studium anwenden konnte und damit eine große Unterstützung im Arbeitsablauf darstellte. 10

5. Fazit Das Praktikum war für mich zusammenfassend ein großer Erfolg. Die Betreuung war sehr gut und das Arbeitsklima angenehm. Das Team nahm mich offen in den Mitarbeiterkreis auf und band mich als vollwertiges Mitglied in den Arbeitsverlauf ein. Mir wurden im Vertrauen verantwortungsvolle Aufgaben übertragen und ich konnte zu jeder Zeit Probleme und Ideen ansprechen. Zu Beginn des Praktikums erarbeitete ich mit der Praktikumsbeauftragten ein individuelles Profil, was sich an persönlichen Interessen und Zielen des Praktikums anlehnte. Dieses Profil wurde für mich auch in Gänze erfüllt. Mir war es sehr wichtig, einen Einblick in die berufliche Realität zu bekommen. Ein achtstündiger Arbeitstag im Büro verlangte von mir eine enorme Umstellung. Ich lernte die Arbeit und Funktionsweise einer politischen Stiftung kennen und setzte mich mit anregenden Thematiken bei der Recherche und Konferenzbetreuung auseinander. Diese kann ich nun für die Erarbeitung eines Bachelorthemas sehr gut nutzen. Der Einblick in die FES beeinflusste auch eine verstärkte Auseinandersetzung mit meiner weiteren Ausbildung und der Suche nach Masterstudiengängen. Die praktische Arbeit unterstützte 2,5 Jahre theoretischer Grundausbildung und stellte für mich die erste Verbindung von Studium und Berufswelt dar. Diese praktische Erfahrung brachte mich um einen großen Schritt weiter, was meine zukünftigen Berufsvorstellungen betrifft und bestärkte meinen Entschluss, weitere Praktika im kulturellen und sozialen Bereich anzufügen, um mich in verschiedenen Feldern auszuprobieren. Die vielseitige Arbeit in der politischen Stiftung gefiel mir sehr gut, aber trotzdem kann es nur von Vorteil sein, auch in andere Tätigkeitsbereiche einen Einblick zu erhalten. Ich erkannte den persönlichen Mehrwert von politischem und sozialem Engagement und die Bedeutung von Netzwerken und Kontakten zu engagierten Personen in verschiedenen Vereinen, Parteien und Stiftungen für die Organisationsarbeit. Das Praktikum bei der FES in Warschau kann ich schlussfolgernd nur weiterempfehlen. Das Team geht auf die besonderen Bedürfnisse der Praktikanten ein und bietet gute Betreuung und Arbeitsbedingungen an. Außerdem werden den Praktikanten verantwortungsvolle Aufgaben übertragen und damit ein direkter Einblick in die Stiftungsarbeit ermöglicht. Das Praktikum war für meine Profilbildung sehr förderlich und regte die Auseinandersetzung mit Berufsvorstellungen für die Zukunft an. 11