Moorschutz und Klimaschutz
Dr. Heinrich Höper Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie Referat L3.4 Boden- und Grundwassermonitoring Hannover
2. Moorkonferenz am 13. Mai 2009 in Ostercappeln, Landkreis Osnabrück
Gliederung 1. Einleitung 2. Grenzen einer nachhaltigen Moornutzung 3. Die Klimawirksamkeit der Moornutzung 4. Regelungen zum Schutz der organischen Substanz in Böden 5. Erhalt der Kohlenstoffvorräte in organischen Böden 6. C-Speicherung in Mooren 7. Zusammenfassung
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Einleitung Entwässerung und landwirtschaftliche Nutzung von Mooren führt sichtbar zu Höhenverlusten
Höhenverluste im Osterfeiner Moor: ca. 1,70 m seit 1900
Photo: Brux
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Grenzen einer nachhaltigen Moornutzung Der Teufelskreis der Moornutzung Grundwasserstand nahe der Geländeoberfläche
Entwässerung Stauwasser Haftnässe
Sackung Schrumpfung Mineralisation
Düngung Nutzung
Verlust an Dräntiefe Verlust an Vorflut erfordert ggfs. aktive Gebietsentwässerung
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Nach Kuntze, 1985
Verlandungsmoore mit unterliegender Mudde
Mudde Ochsenmoor, Photo: LBEG
Kalkmudde unter Bruchwaldtorf, Dümmer-Nordrand; Photo: LBEG Trockene Kalk-Leber-Mudde als Grabenaushub, nahe Burlage, Randgebiet Dümmer Ost; Photo: LBEG 2. Moorkonferenz am 13. Mai 2009 in Ostercappeln, Landkreis Osnabrück
Begrenzte Nutzungsdauer, in Abhängigkeit der Moormächtigkeit und der Nutzung Tabelle: Nutzungsdauer (Jahre) bis Restmoormächtigkeit von 30 cm erreicht ist. Höhenverlust
mächtiges Moor (1,4 m Torf)
(0,6 m Torf)
Acker
2
55
15
Grünland
1
110
30
Jahre
(cm / Jahr)
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flaches Moor
Standortdegradation: Stau- und Haftnässe als Folge der starken Abnahme der gesättigten Wasserleitfähigkeit durch Torfmineralisation
Binsen auf vernässtem Hochmoorgrünland im Ahlenmoor, Photo: LBEG
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Die Klimawirksamkeit der Moornutzung Messung der Kohlendioxidfreisetzung aus Mooren
Photo: Drösler
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Jährliche C-Freisetzung nach Landnutzung und Moortyp (Literaturwerte)
Hochmoor
Niedermoor
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Höper, 2007
Kohlendioxidfestlegung bzw. –freisetzung (NettoÖkosystemaustausch) in Abhängigkeit des Grundwasserstandes
Hochmoore: Drösler (2005)
Höper (2009)
Niedermoore: Mundel (1976)
Höper (2009)
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Regelungen zum Schutz der organischen Substanz in Böden BBodSchG §17: Gute fachliche Praxis der ldw. Bodennutzung • Erhalt des standorttypischen Humusgehaltes • ausreichende Zufuhr an organischer Substanz oder Reduzierung der Bearbeitungsintensität
BNatSchG §5 Abs. 4: „Die Landwirtschaft hat […] die folgenden Grundsätze der guten fachlichen Praxis zu beachten:“ • standortangepasste Bewirtschaftung, Gewährleistung einer langfristigen Nutzbarkeit • Unterlassung des Grünlandumbruchs auf Standorten mit hohem Grundwasserstand sowie auf Moorstandorten.
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Klimaschutz (Kyoto-Protokoll, div. EU-Entscheidungen z.B. 280/2004) • Berichterstattung zu Quellen und Senken, u.a. zum Sektor Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft • Pflicht zur Verringerung aller Treibhausgasemissionen
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Bedeutung der Emissionen aus Mooren im Nationalen Treibhausinventarbericht (UBA, 2008) Emission, alle Sektoren1
Emission, Sektoren 4+51
2 Industrieprozesse
4 Landwirtschaft
Moore (Grünland)
5 LULUCF
Moore (Acker)
1 Energie
Viehhaltung Wirtschafts dünger
Böden (N2O)
LULUCF 1.047 Mt 106 Mt LULUCF = Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forst 1Wälder
als Senke (-79 Mt) hier nicht berücksichtigt 4+5
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Landwirtschaft
Moorschutz und Klimaschutz 1. Schutz der Kohlenstoffvorräte in den Mooren In den Mooren sind C-Vorräte gespeichert, die dem 5 (-10) fachen der meisten Mineralböden entsprechen.
C-Vorräte in organischen Böden im Vergleich zu Mineralböden (hier: in 0,5 m Tiefe)
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1. Schutz der Kohlenstoffvorräte in organischen Böden •
Verzicht auf Grünlandumbruch
•
Anhebung der Grundwasserstände, Optimierung der Wasserregulierung, Befahrung mit Niederdruckreifen
•
Wiedervernässung (abgetorfte Flächen, NSG, Ausgleichsflächen)
•
Entwicklung marktfähiger, alternativer Nutzungen (Anbau nachwachsender Rohstoffe), Wirtschaftlichkeit? Hochmoore: Sphagnenfarming,
Niedermoore: Anbau von Schilf-Erlen-Weiden Schilf
Erlen / Weiden (stofflich / energetisch)
Photo: Wichtmann Photo: NLWKN
Photo: Kamermann 2. Moorkonferenz am 13. Mai 2009 in Ostercappeln, Landkreis Osnabrück
2. C-Speicherung: Netto-Festlegung von Kohlendioxid durch Initiierung von Torfwachstum?
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Kohlenstoffflüsse in einem natürlichen Hochmoor 2.740 C-Fixierung durch Photosynthese 100 % 840 1.900
CAREX oberirdisch 370 unterirdisch
kg C/ha/Jahr 470
370
1.900 STREU 1.850 ACROTELM 310 CATOTELM
10 %
SPHAGNUM
90 %
890 (CO2-C)
1.540 (CO2-C)
30 (CH4-C)
(Francez und Vasander 1995)
280 C-Akkumulation im Torf
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Langfristige Netto-C-Akkumulation (LORCA) in einem Finnischen Hochmoor (im Holozän)
Hochmoor (ca. 23 g C/m²/a) (=230 kg C/ha/a)
Mäkilä, 1997
Borren et al., 2004 2. Moorkonferenz am 13. Mai 2009 in Ostercappeln, Landkreis Osnabrück
Langfristige Kohlenstoffspeicherung in natürlichen Mooren in Mitteleuropa (hier: Hochmoore) negatives Vorzeichen = Senke für atmosphärisches CO2
Land/Region
n
Kohlenstoffspeicherung
Autoren
[kg C ha-1 a-1]
Torfakkumulation [mm a-1]
MW
min
max
GB
-290 -350 -230
MATTSON & KOUTLER-ANDERSON (1954), SVENSSON (1988) zit. nach TOLONEN et al. (1992)
NL; Bulte
-390 -460 -310
MIDDELDORP (1982 1986), MOLEN & HOEKSTRA (1988) zit. nach TOLONEN et al. (1992)
NL; Schlenken
-120 -140 -100
MOLEN & HOEKSTRA (1988) zit nach TOLONEN et al. (1992)
Irland
12 -200 -360
-50
SMITH (1971), PILCHER (1969), PEARSON (1979), zit nach(ZUREK (1984b)
Flachlandmoore 133 -280 -310 -240 Gebirgsmoore Median
15 -270 -340 -210
(Unteres - Oberes Quartil)
-280 (-290 bis -200)
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(0,12 – 0,71 mm a-1) ZUREK (1984a)
(0,6 – 0,62 mm a-1) ZUREK (1984a)
(0,52 – 0,68 mm a-1)
Netto-C-Akkumulation einer wiedervernässten Abtorfungsfläche (Ahlenmoor) (vernässt 2000, Gasmessungen 2007/08)
Photo: Höper, 03/2007
Photo: Bammann, 11/2007
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Potenzieller zeitlicher Verlauf der Freisetzung von Treibhausgasen nach der Wiedervernässung von Mooren
Augustin & Joosten, 2007
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Zusammenfassung (1) • Die Nutzung von Mooren als Grün- oder Ackerland führt langfristig zu einer Standortdegradation • Außerdem werden durch die Moornutzung klimarelevante Gase, v.a. CO2 freigesetzt. Deren Freisetzung macht etwa einen Anteil von 3 % an den deutschen Treibhausgasemissionen aus • Es besteht aus Gründen einer nachhaltigen Landwirtschaft, des Moorschutzes und des Klimaschutzes Bedarf an Moorschonenden Verfahren
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Zusammenfassung (2) • In erster Linie gilt es, die Kohlenstoffvorräte in Mooren zu erhalten. • mögliche Maßnahmen sind •
Verzicht auf Grünlandumbruch
•
Anhebung der Grundwasserstände, Optimierung der Wasserregulierung, Befahrung mit Niederdruckreifen
•
Wiedervernässung (abgetorfte Flächen, NSG, Ausgleichsflächen)
•
Entwicklung marktfähiger, alternativer Nutzungen (Sphagnen-Farming, Schilf, Erle, Weide, …)
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Photo: www.lfu.bayern.de
Photo: Höper
SphagnenFarming,Photo: Kamermann
Zusammenfassung (3) • Initiierung von Torfwachstum • mögliche Maßnahmen •
Vernässung abgetorfter Flächen
•
Vernässung nicht genutzter vernässte Abtorfungsfläche im Ahlenmoor, Photo: Höper degradierter Moore (Stillstandskomplex, Birken-HeideMoore)
•
Vernässung von Extensivgrünland (mit winterlichem Überstau)
Photo: NLWKN
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vernässtes Hochmoor im Ahlenmoor, Photo: Höper
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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