Monitoring-Bericht 2016 Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina e.v. Nationale Akademie der Wissenschaften. (gemäß 3 Abs

Monitoring-Bericht 2016 Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina e.V. Nationale Akademie der Wissenschaften (gemäß §3 Abs. 3 WissFG) Inhaltsve...
Author: David Kuntz
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Monitoring-Bericht 2016 Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina e.V. Nationale Akademie der Wissenschaften (gemäß §3 Abs. 3 WissFG)

Inhaltsverzeichnis 1.

Zusammenfassung .............................................................................................................. 2

2.

Sachstand ............................................................................................................................ 3 2.1

Politik und Öffentlichkeit wissenschaftsbasiert beraten .................................................... 3

2.2

Forschung transparent kommunizieren ........................................................................... 10

2.3

Wissenschaft strategisch erschließen ............................................................................... 14

2.4

Kooperationen international intensivieren ...................................................................... 16

2.5

Exzellenz in ihrer Vielfalt fördern...................................................................................... 22

3.

Rahmenbedingungen ........................................................................................................ 25 3.1

Darstellung der Finanzierung ............................................................................................ 25

3.2

Flexible Rahmenbedingungen .......................................................................................... 27

Anhang 1

Die interne Organisation der Akademie ........................................................................... 31

Anhang 2

Liste der Publikationen im Jahr 2015 ................................................................................ 33

Anhang 3

Die Junge Akademie .......................................................................................................... 37

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1.

Zusammenfassung

Wenn die Wissenschaft ihrer Verpflichtung nachkommt, einen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten, sind von ihr wesentliche Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft zu erwarten. Dieser Herausforderung nahm sich die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina im Jahr 2015 in folgender Weise an: •

Die Leopoldina bringt sich in den Prozess der öffentlichen und politischen Meinungsbildung und Entscheidungsfindung ein, indem sie wissenschaftliche Evidenz zu verschiedenen Themen sondiert, filtert und bewertet. Um die interessierte Öffentlichkeit transparent zu informieren und politisch Verantwortliche im Sinne der Evidenzbasierung ihrer Entscheidungen zu beraten, legte die Leopoldina im Jahr 2015 gemeinsam mit acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft zahlreiche Veröffentlichungen vor. Diese Veröffentlichungen sind in fünf Schwerpunktthemen gruppiert: die Fortschritte in den Lebenswissenschaften und der Biomedizin, die Herausforderungen des demografischen Wandels, die Transformation der Energieversorgung, die Digitalisierung der Gesellschaft und die nachhaltige Entwicklung des Wissenschaftssystems. Zu diesen Publikationen zählten in 2015, um zwei Ad hoc-Stellungnahmen höchster Aktualität zu nennen, Empfehlungen zur Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen und zu Chancen und Herausforderungen des genome editing.



Angesichts globaler Herausforderungen kann die wissenschaftsbasierte Beratung von Politik und Öffentlichkeit nicht an Ländergrenzen haltmachen. Von den internationalen Aktivitäten der Leopoldina im Jahr 2015 sind hervorzuheben erstens die Federführung für die Diskussion und Erarbeitung der Empfehlungen für den G7-Gipfel in Elmau, die in drei konkrete Handlungsempfehlungen gebende Stellungnahmen zu den Themen „Zukunft der Meere“, „vernachlässigte und armutsassoziierte Krankheiten“ sowie „Antibiotikaresistenzen“ mündeten. Zweitens engagierte sich der Präsident der Leopoldina Prof. Dr. Jörg Hacker weiterhin im wissenschaftlichen Beirat des Generalsekretärs der Vereinten Nationen (UNSAB), um in der Diskussion über die Neubestimmung der globalen Ziele nachhaltiger Entwicklung die Rolle der Wissenschaft zu stärken.

Durch die Einbeziehung in den Anwendungsbereich des Wissenschaftsfreiheitsgesetzes ist es der Leopoldina im Jahr 2015 möglich gewesen, institutionelle Zuwendungen in Höhe von ca. 6 % überjährig zu verwenden. Insgesamt trug die flexible Haushaltsführung zur erhöhten Effizienz des Ressourcenverbrauchs bei. Diese Freiheit erlaubte es zugleich, Unschärfen in der Prognose des Mittelbedarfs zu begegnen und damit die Mittel effektiver einzusetzen.

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2.

Sachstand

Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina wurde 1652 gegründet und ist die älteste ununterbrochen existierende naturwissenschaftlich-medizinische Akademie der Welt. Im Jahre 2008 wurde sie durch Beschluss der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz des Bundes und der Länder zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Über 1.500 Wissenschaftler (darunter 32 Nobelpreisträger, in 2015 erhielt das Mitglied Satoshi Ōmura den Nobelpreis für Chemie) aus mehr als 30 Ländern machen die Leopoldina zur mitgliederstärksten Akademie in Deutschland. Ihre heutige Rechtsform ist die eines gemeinnützig tätigen eingetragenen Vereins mit Hauptsitz in Halle/Saale, der aus Mitteln des Bundes sowie des Landes Sachsen-Anhalt grundfinanziert wird. Um eine Übersicht über die Aktivitäten der Leopoldina im Jahr 2015 zu geben, bietet sich eine Orientierung an den folgenden fünf Aufgaben an: • Politik und Öffentlichkeit wissenschaftsbasiert beraten (siehe 2.1), • Forschung transparent kommunizieren (siehe 2.2), • Wissenschaft strategisch erschließen (siehe 2.3), • Kooperationen international intensivieren (siehe 2.4) und • Exzellenz in ihrer Vielfalt fördern (siehe 2.5).

2.1

Politik und Öffentlichkeit wissenschaftsbasiert beraten

Die Nachfrage nach politisch und wirtschaftlich unabhängiger Beratung zu drängenden gesellschaftlichen Herausforderungen, die nicht nur immer häufiger aufs engste mit wissenschaftlichen Entwicklungen verwoben sind, sondern auch ohne wissenschaftliche Expertise nicht nachhaltig und effektiv bearbeitet werden können, steigt stetig an. Daher ist es ein wesentliches Ziel der Leopoldina, den Erkenntnisfortschritt zu solchen Themen zu identifizieren, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich und für die dauerhafte Förderung des Gemeinwohls verfügbar zu machen. Dies geschieht vor allem dadurch, dass die Leopoldina die wissenschaftliche Expertise ihrer Mitglieder aktiv in die öffentliche Meinungsbildung und politische Entscheidungsfindung einbringt, indem sie Politik und Öffentlichkeit zu wissenschaftlichen Aspekten gesamtgesellschaftlich relevanter Fragen berät. Dabei arbeitet die Leopoldina als Nationalakademie eng und vertrauensvoll mit acatech und der Union der deutschen Wissenschaftsakademien im Rahmen des Ständigen Ausschusses zusammen, den die Leopoldina eingerichtet hat und dem ihr Präsident vorsitzt. Dieser Ausschuss, in dem sich vierteljährlich jeweils drei Repräsentanten der Leopoldina, von acatech und der Akademienunion treffen, berät insbesondere Themen für gemeinsame Arbeitsgruppen, die Stellungnahmen erarbeiten. In den vergangenen Jahren hat die Leopoldina mit ihren Partnern fünf thematische Schwerpunkte der wissenschaftsbasierten Beratung von Politik und Öffentlichkeit bearbeitet: • die Fortschritte und Herausforderungen in den Lebenswissenschaften und der Biomedizin, • die Herausforderungen des demografischen Wandels, • die Transformation der Energieversorgung, • die Digitalisierung der Gesellschaft und • die nachhaltige Entwicklung des Wissenschaftssystems.

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Im Jahre 2015 wurden zu allen Themenschwerpunkten 1 Stellungnahmen und andere Ergebnisse der Arbeit veröffentlicht. In der Regel waren die Veröffentlichungen verbunden mit Veranstaltungen, die sich an Politik und Öffentlichkeit richteten. Inhalte der Stellungnahmen sind Gegenstand zahlreicher Gespräche mit politischen und gesellschaftlichen Akteuren auf Bundes- und Landesebene. Schwerpunktthema Fortschritte und Herausforderungen in den Lebenswissenschaften und der Biomedizin Komplexe Fragen, die infolge des schnellen Erkenntnisfortschritts bei der Erforschung des Lebens und der Anwendung biologischer Erkenntnisse in der Medizin aufgeworfen werden, bildeten ein Hauptarbeitsgebiet der wissenschaftsbasierten Beratung von Politik und Öffentlichkeit durch die Leopoldina im Jahr 2015. Die folgenden Stellungnahmen und Publikationen, die im Jahr 2015 zu diesem Schwerpunktthema veröffentlicht worden sind, dokumentieren die Intensität, in der sich die Leopoldina mit dem lebenswissenschaftlich-biomedizinischen Fortschritt auseinandersetzt. •

Begleitend zur Diskussion um die Palliativversorgung und den assistierten Suizid in Deutschland veröffentlichte die Leopoldina zusammen mit der Akademienunion die Stellungnahme Palliativversorgung in Deutschland – Perspektiven für Praxis und Forschung. Angesichts lebensbedrohlicher, nicht heilbarer Erkrankungen haben Sterbende oder schwerstkranke Patienten, ihre Familien und Angehörigen einen unabweisbaren Anspruch auf bestmögliche Lebensqualität und eine damit verbundene bestmögliche Palliativversorgung. Die Stellungnahme stellt zwei grundlegende Diagnosen. Die Palliativversorgung in Deutschland ist nach wie vor lückenhaft. Weiterhin reicht die Forschung im Bereich der Palliativversorgung in quantitativer und qualitativer Hinsicht nicht an internationale Forschung heran. Mit Blick auf diesen Nachholbedarf und auf erkennbare künftige zusätzliche Anforderungen werden in der Stellungnahme drei Handlungsempfehlungen formuliert: (1) eine einheitliche, gleichwertige und flächendeckende Palliativversorgung in Deutschland; (2) eine auf wissenschaftlicher Grundlage basierende Palliativversorgung und (3) ihre lückenlose Finanzierung.



In den vergangenen Jahren wurde immer wieder über Transplantationsskandale in einzelnen Kliniken und über zurückgehende Zahlen von verfügbaren Organen berichtet. Vor diesem Hintergrund hat die Leopoldina ein Symposium zur Transplantationsmedizin in Berlin veranstaltet und im Anschluss daran das Diskussionspapier Transplantationsmedizin und Organallokation in Deutschland: Probleme und Perspektiven vorgelegt. Ziel war es, eine kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Transplantationsmedizin und dem System der Organallokation zu leisten. Das Papier analysiert einige der zentralen Problemfelder des jetzigen Systems und nimmt die verschiedenen Anregungen des Symposiums zur Reformierung der Organisation der Organallokation mit dem Ziel auf, das Vertrauen in die Transplantationsmedizin in Deutschland wiederherzustellen.



2015 wurde in Bund und Ländern eine Änderung des Gentechnikgesetzes diskutiert. In einer Kurzstellungnahme zum Thema Grüne Gentechnik empfahlen Leopoldina, acatech und die Akademienunion für die Risikobewertung zukünftig vor allem die spezifischen Eigenschaften neuer Pflanzensorten und nicht den Prozess ihrer Erzeugung zu berücksichtigen. Seit Mitte der 1990er Jahre nimmt der Anbau molekulargenetisch veränderter Kulturpflanzen weltweit stetig

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Neben diesen Schwerpunktthemen berät die Leopoldina Politik und Öffentlichkeit auch wissenschaftsbasiert zu anderen Fragen. Im Jahr 2015 wurde beispielsweise von einer Expertengruppe der Leopoldina, acatech und Akademienunion der Bericht Staatsschulden - Ursachen, Wirkungen und Grenzen veröffentlicht, der Antworten auf grundsätzliche Fragen der Staatsverschuldung gibt und damit zur Versachlichung der Debatten beitragen möchte.

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zu. Solche Pflanzen unterscheiden sich von den Ursprungssorten dadurch, dass gezielt Gene in die Pflanzen eingebracht oder bestehende modifiziert werden, beispielsweise zur Erhöhung des ernährungsphysiologischen Wertes pflanzlicher Produkte oder zur Steigerung der Widerstandsfähigkeit. Die Akademien sprachen sich gegen wissenschaftlich unbegründete, pauschale Anbauverbote für GVO aus und empfahlen mit Nachdruck wissenschaftsbasierte Einzelfallprüfungen. Sie erachten es als fraglich, ob der spezifisch an bestimmte Verfahren der genetischen Veränderung anknüpfende Regelungsansatz des europäischen und deutschen Gentechnikgesetzes (GenTG) überhaupt noch zweckmäßig ist, denn eine Regulierung, die in erster Linie Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit sicherstellen will, sollte an die Eigenschaften eines Organismus anknüpfen und nicht an die Züchtungsverfahren, auf welchen diese Eigenschaften beruhen. •

Unter dem Titel Chancen und Grenzen des genome editing legten die Leopoldina, acatech und die Akademienunion eine Stellungnahme zu Herausforderungen im Umgang mit neuen molekulargenetischen Werkzeugen vor. Neue Verfahren des genome editing, insbesondere CRISPR-Cas, das in 2015 von der Zeitschrift „Science“ zum wissenschaftlichen Durchbruch des Jahres gekürt wurde, ermöglichen im Vergleich zu konventionellen Methoden vereinfachte Eingriffe zur kontrollierten Veränderung im Erbgut. Innerhalb kurzer Zeit konnte CRISPR-Cas in Mikroben, Pflanzen, Tieren und menschlichen Zellen erfolgreich für genetische Veränderungen eingesetzt werden: für die Entwicklung von Medikamenten, die nur bestimmte Krankheitserreger, nicht aber nützliche Mikroorganismen im menschlichen Körper abtöten; um neue Pflanzensorten schneller und gezielter zu erzeugen. Auch gentherapeutische Verfahren für menschliche Körperzellen werden von den Methoden voraussichtlich profitieren. Derartige Eingriffe werfen allerdings Fragen hinsichtlich der verantwortbaren Grenzen des genome editing auf. In der Stellungnahme machen Leopoldina, acatech und die Akademienunion nachdrücklich darauf aufmerksam, dass genome editing in vielen Bereichen unbedenklich und nicht pauschal mit vereinzelten, noch zu bewertenden Anwendungen gleichzusetzen ist. Die methodische Fortentwicklung des genome editing sollte nicht eingeschränkt werden. Deutschland müsse sich an dieser Forschung in ihrer gesamten Breite beteiligen sowie mit Blick auf Mensch und Umwelt die sichere und verantwortungsbewusste Anwendung mitgestalten. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Akademien sprechen sich im Hinblick auf sämtliche Formen der künstlichen Keimbahnintervention beim Menschen, bei der Veränderungen des Genoms an Nachkommen weitergegeben werden können, für ein internationales Moratorium aus, um offene Fragen transparent und kritisch zu diskutieren, den Nutzen und potentielle Risiken der Methoden beurteilen zu können und Empfehlungen für zukünftige Regelungen zu erarbeiten. Die Leopoldina nahm in diesem Zusammenhang am International Summit on Human Gene Editing teil, der im Dezember 2015 von der U.S. National Academy of Sciences, der U.S. National Academy of Medicine, der Royal Society und der Chinesischen Akademie der Wissenschaften veranstaltet wurde.

Schwerpunktthema Herausforderungen des demografischen Wandels In 2015 führte die starke Zuwanderung von Flüchtlingen dazu, dass das Schrumpfen der Bevölkerungszahl gebremst wurde. Die Alterung verlangsamt sich dadurch allerdings nur wenig - der Renteneintritt der Babyboom-Generation steht bevor und wird zu einer weiteren Verknappung qualifizierter Mitarbeiter am Arbeitsmarkt führen. Die vielfältigen Facetten des demografischen Wandels gehören seit einigen Jahren zu den Hauptarbeitsgebieten der wissenschaftsbasierten Beratung von Politik und Öffentlichkeit durch die Leopoldina – wobei der Verflechtung von

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biologischen, psychologischen, gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekten stets ein besonderes Augenmerk gilt. In 2015 lag der Schwerpunkt auf der gesundheitlichen Versorgung der Gruppe alter und sehr alter Menschen, von Flüchtlingen und auf der Erarbeitung der notwendigen Wissenschaftsinfrastruktur für die erfolgreiche Durchführung bevölkerungsweiter Längsschnittforschung. •

Unter dem Titel Medizinische Versorgung im Alter – Welche Evidenz brauchen wir? veröffentlichte die Leopoldina gemeinsam mit acatech und der Akademienunion eine Stellungnahme zur Situation bei der Behandlung betagter Patienten in Deutschland. Der hohe Standard evidenzbasierter Medizin beruht auf Studien, die die biologische und soziale Lage alter und sehr alter Menschen nicht widerspiegelt. Diese gefährliche und unbefriedigende Situation spitzt sich im Zuge der steigenden Lebenserwartung und Alterung der Bevölkerung zu. Altersbedingte physiologische Veränderungen sowie Behandlungsbedarf und möglichkeiten sind jedoch wenig erforscht, so dass alte Patienten oft gleichzeitig unter- und überversorgt werden. Das medizinische Versorgungssystem ist in seinen Abläufen bislang unzureichend auf die wachsende Gruppe sehr alter Menschen vorbereitet. In der Stellungnahme fordern die Akademien, verbesserte wissenschaftliche Grundlagen für eine angemessene Versorgung älterer Menschen zu schaffen. Zentrale Handlungsfelder sind: Therapien, die Multimorbidität sowie die Interaktion von Medikamenten in den Vordergrund rücken; Aufnahme von Gesundheitszielen älterer Menschen in Leitlinien und Studien; methodische Weiterentwicklung und Durchführung öffentlich geförderter klinischer Studien mit (multimorbiden) Menschen über 65 Jahren. Die Stellungnahme ist auch für die europäischen Regulierungen von höchster Relevanz und trägt dort zu einer seit einigen Jahren andauernden Debatte bei.



Nicht nur die steigende Lebenserwartung, sondern vor allem die Jahre, die bei guter Gesundheit verbracht werden können, gehören gesellschaftlich ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Faktoren, die auf der Bevölkerungsebene ursächlich für die Entwicklung der gesunden Lebenserwartung sind, werden von der Public-Health-Forschung untersucht. Die Leopoldina hat einen groß angelegten und über 2015 fortgeführten Dialog- und Arbeitsprozess mit den wissenschaftlichen Akteuren Deutschlands angestoßen und mit einem Koordinierungsausschuss in der Akademie verankert. Unter dem Titel Public Health in Deutschland – Strukturen, Entwicklungen und globale Herausforderungen hat sie in 2015 eine Bestandsaufnahme zur Erforschung bevölkerungsweiter Gesundheitsversorgung und Krankheitsprävention in Deutschland veröffentlicht, gemeinsam mit acatech und der Akademienunion und unter internationaler Beteiligung. Nach der nationalsozialistischen Inanspruchnahme von Forschung zur „Volksgesundheit“ hatte sich die öffentliche Förderung nach 1945 berechtigterweise zurückgehalten; mittlerweile gibt es im Bereich Public Health in Deutschland hervorragende Forscherpersönlichkeiten und Forschungsinstitutionen, die vielerorts an internationale Standards anzuknüpfen vermögen. Die Public-Health-Forschung hat ihr positives Potential für das Gemeinwohl bewiesen. Sie benötigt in Deutschland stärkere politische Unterstützung, bessere Strukturen und mehr Investitionen, um die Möglichkeiten neuer Forschungstechnologien zu nutzen, die Überführung in politische Gestaltung und die Beteiligung in internationaler Global Health Governance (u.a. InterAcademy Medical Panel IAMP und im Rahmen von G7) zu ermöglichen.



Die Strukturen der Forschung zum demografischen Wandel, die in Deutschland betrieben wird, ist Gegenstand eines gegenwärtig in Entstehung befindlichen Zukunftsreports.

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Der Schutz der Gesundheit aller in Deutschland lebenden Menschen ist oberstes Ziel der öffentlichen Gesundheitsversorgung – einschließlich der Menschen, die Deutschland um humanitären Schutz ersuchen. Grundlage hierfür ist ein barrierefreier Zugang zu einer adäquaten medizinischen Versorgung. Besonders schutzbedürftige Personengruppen und ihre spezifischen Bedürfnisse sollen dabei besonders berücksichtigt werden. Viele Menschen haben in 2015 aufgrund kriegerischer Auseinandersetzungen und Verfolgung in ihren Herkunftsstaaten und -regionen (hauptsächlich Syrien, Irak, Afghanistan, Eritrea, Westafrika) in Deutschland Schutz gesucht. Die Aufnahme einer so großen Zahl von Menschen in kurzer Zeit und ihre angemessene gesundheitliche Versorgung stellt das öffentliche Gesundheitssystem in Deutschland wie in Europa vor große Herausforderungen. Die Kurzstellungnahme Zur Gesundheitsversorgung von Asylsuchenden der Leopoldina, von acatech und der Akademienunion benennt bestehende Probleme in der medizinischen Versorgung von Asylsuchenden sowie Lösungsansätze und prioritäre Handlungsfelder wie gesundheitliche Untersuchung und Versorgung in Erstaufnahmeeinrichtungen, Versorgung und Behandlung von psychischen Erkrankungen und Traumata, Deckung des Bedarfs an qualifiziertem Personal etc. Die Akademien favorisieren eine medizinische Versorgung in den Erstaufnahmeeinrichtungen durch spezialisierte Polikliniken. Diese sollten über eine kulturund religionssensitive medizinische Expertise und Dolmetscher verfügen, in die Gestaltung und Organisation von Erstaufnahmeeinrichtungen eingebunden sein sowie in engem Kontakt zu Krankenhäusern, der Ärzteschaft vor Ort und Sozialträgern stehen.

Schwerpunktthema Transformation der Energieversorgung Deutschland strebt einen ambitionierten Umbau des Energiesystems an: Bis zum Jahr 2050 sollen 80% der erzeugten Energie aus erneuerbaren Quellen stammen. Gleichzeitig soll der Gesamtenergieverbrauch im Vergleich zum Jahr 2008 um 50 % sinken. Diese Pläne stellen die Wissenschaft vor große Herausforderungen, mit denen sich auch die Leopoldina im Rahmen des Projekts „Energiesysteme der Zukunft“ (ESYS) unter Federführung der acatech beschäftigt. Das Pariser Klimaschutzabkommen in 2015 hat verdeutlicht, wie wichtig unabhängige wissenschaftliche Expertise für die Politikgestaltung ist. Die französischen und deutschen Akademien haben im Vorfeld des Gipfels eine gemeinsame Erklärung dazu verabschiedet. •

In der Stellungnahme Die Energiewende europäisch integrieren hat sich ESYS mit neuen Gestaltungsmöglichkeiten für die gemeinsame Energie- und Klimapolitik auseinandergesetzt. Ein Rückgang der globalen Emissionen kann nur dann erreicht werden, wenn eine hinreichend große Staatenallianz für den Klimaschutz geschaffen wird. Die Europäische Union (EU) – nicht jedoch einzelne Mitgliedsstaaten – kann bei diesem Bemühen eine zentrale Rolle spielen. Damit sich Nicht-EU-Länder der europäischen Initiative anschließen, muss die Emissionsminderung in Europa möglichst kosteneffizient gestaltet werden und gleichzeitig eine sichere Energieversorgung gewährleistet sein.



Wind- und Photovoltaikstrom schwanken in Abhängigkeit vom Wetter. Sogenannte Flexibilitätstechnologien müssen solche Schwankungen ausgleichen. Aber welche verbinden Stabilität, Nachhaltigkeit, Kosteneffizienz und gesellschaftliche Akzeptanz? Eine Arbeitsgruppe des Akademienprojekts ESYS hat mithilfe eines eigens entwickelten Modells rund 130 Systemkonstellationen verglichen. Die Stellungnahme Flexibilitätskonzepte für die Stromversorgung 2050 fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Stromversorgung im Zeitalter der erneuerbaren Energien zu stabilisieren.

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Fast keine Technologie ist alternativlos, fast jede lässt sich zu überschaubaren Mehrkosten ersetzen. Eine Ausnahme sind flexibel befeuerbare Gaskraftwerke. •

Energieszenarien sind ein wichtiges Hilfsmittel für den zielgerichteten Umbau des Energiesystems: Indem sie mögliche Entwicklungspfade der Energieversorgung aufzeigen, liefern Szenarien Leitplanken für politische, gesellschaftliche und ökonomische Weichenstellungen. Die Stellungnahme Mit Energieszenarien gut beraten? formuliert Anforderungen für Energieszenariostudien, die den Anspruch haben, einen wissenschaftlichen Beitrag zur politischen und öffentlichen Debatte zu leisten: Erstens müssen sie wissenschaftlich valide, zweitens transparent und drittens ergebnisoffen sein.



Des Weiteren wurden in der Schriftenreihe „Energiesysteme der Zukunft“ im Jahr 2015 drei Analysen veröffentlicht: o Wechselwirkungen im Energiesystem o Priorisierung der Ziele o Aspekte der Energiewende aus sozialwissenschaftlicher Perspektive

Schwerpunktthema Digitalisierung der Gesellschaft Digitale Informations- und Kommunikationstechnologien haben das tägliche berufliche, private und öffentliche Leben stark verändert. Tradierte Konzepte von Persönlichkeit und Privatsphäre sind in einem grundsätzlichen Umbruch begriffen. Für ein Verständnis der digitalen Transformation unserer Gesellschaft spielen nicht nur technologische Entwicklungen, sondern auch ihre sozialen und wissenschaftlichen Auswirkungen eine entscheidende Rolle. Dem trägt die Leopoldina in ihrer Beratung von Politik und Öffentlichkeit vermehrt Rechnung, indem sie dieses Thema zu einem ihrer mittelfristigen Schwerpunkte gemacht hat. •

Gemeinsam mit dem Hasso Plattner Institut hat die Leopoldina im Juli 2015 zum Symposium Big Data in Medicine nach Potsdam eingeladen, um grundlegende Fragen nach der Qualität und dem Charakter von Datensätzen sowie nach dem Verwendungszweck großer Mengen medizinischer Daten zu stellen. Zudem wurden konkrete Anwendungen vorgestellt, etwa in der Individualisierten Medizin in der HIV-/AIDS-Therapie und in der Bekämpfung von Epidemien. Das Symposium zeigte, wie unterschiedlich die Sichtweisen von Wissenschaftlern und Industrievertretern sind. Die Möglichkeiten und Grenzen der Bearbeitung von Big Data aus der Perspektive verschiedener Fachgebiete zu diskutieren, eröffnete hierbei interessante Ansätze für Forschung und Industrie.



Die Podiumsdiskussion Bessere Menschen durch digitale Technologien?, die von Leopoldina und Friedrich-Ebert-Stiftung Sachsen-Anhalt im November 2015 organisiert worden ist, thematisierte die zunehmende Vernetzung von Menschen und Dingen, um nach Möglichkeiten und Grenzen der Verhaltenssteuerung durch digitale Technologien zu fragen. Die Verwendung von Nutzerdaten in Anwendungen, die auf den Einzelnen zugeschnittenen sind und die mögliche Etablierung von transparenten und pluralistischen Strukturen der Datennutzung wird die Leopoldina weiterhin erörtern und in die gesellschaftliche Auseinandersetzung einbringen.

Schwerpunktthema Nachhaltige Entwicklung des Wissenschaftssystems Der Transfer neuer Erkenntnisse in die Gesellschaft beispielsweise mittels der Beratung von Politik und Öffentlichkeit durch die Leopoldina bedarf der Ressourcen eines erfolgreich arbeitenden Wissenschaftssystems. Dessen nachhaltige Entwicklung ist eine wichtige Zukunftsaufgabe, und die 8

Leopoldina versteht sich als Sachwalter der Wissenschaft in der Diskussion um die hierfür erforderlichen politischen Entscheidungen. •

Innovationen sichern Wachstum und Wohlstand. Aber Deutschlands Innovationskraft zu steigern, ist eine komplexe Aufgabe. Der vom Stifterverband für die deutsche Wissenschaft, der Expertenkommission Forschung und Innovation sowie der Leopoldina 2015 erstmals ausgerichtete Forschungsgipfel brachte Führungspersönlichkeiten und Fachexperten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zusammen. Sie entwickelten gemeinsam Lösungen dafür, wie sich Deutschland langfristig im Innovationswettbewerb behaupten kann. Sie suchen nach Strategien, um Forschung und Innovationen trotz steigendem Kostendruck vorantreiben zu können. Sie diskutierten neue Formen der Zusammenarbeit von Unternehmen und Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Regionen. Aufgrund der hohen öffentlichen Aufmerksamkeit auf den Forschungsgipfel und seine Ergebnisse haben sich die drei kooperierenden Organisationen dazu entschlossen, auch im Jahr 2016 einen Forschungsgipfel auszurichten.



Quantentechnologien sind ein relativ junges Forschungs- und Entwicklungsfeld, das ein hohes Innovationspotenzial besitzt. Die Stellungnahme Perspektiven der Quantentechnologien beschreibt die Potenziale des Forschungsgebietes. Die Leopoldina, acatech und die Akademienunion geben Empfehlungen, wie Anwendungsperspektiven besser erschlossen und in reale Technologien überführt werden können, etwa durch eine bessere interdisziplinäre Vernetzung einzelner Aspekte der Quantentechnologien sowie eine Stärkung der regionalen Clusterbildung. Auf diese Weise kann die Sichtbarkeit der Innovationspotenziale, auch für die Industrie, erhöht werden. Die Stellungnahme regt Förderwege an, um die wirtschaftliche Umsetzung möglicher Anwendungen der Quantentechnologien zu erleichtern. So können regionale Förderzentren Kompetenzen bündeln und ein Umfeld schaffen, das Ausgründungen ermöglicht. Die Stellungnahme soll auch Laien die Quantentechnologien soweit verständlich machen, dass sie über die Zukunftsaussichten des Forschungsgebietes eine Übersicht gewinnen. Auch mögliche Risiken der Quantentechnologien werden thematisiert. Nicht zuletzt bietet die Stellungnahme eine Übersicht der Schwerpunkte quantentechnologischer Forschung.



Die Kommunikation über wenig bekannte Forschungsgebiete und neue Technologien ist für Wissenschaftler und Journalisten eine große Herausforderung: Wie kann die Öffentlichkeit über komplexe Wissensgebiete wie die Synthetische Biologie informiert werden, welche Bringschuld haben die Wissenschaftler, und wie reagieren Bürger auf diese Informationen? Das sind nur einige der Fragen, die die Leopoldina und das Institut für Demoskopie Allensbach im Diskussionspapier Die Synthetische Biologie in der öffentlichen Meinungsbildung stellen. In einer repräsentativen Umfrage wurde die Bevölkerung in Deutschland zum ihrem Wissensstand und zur Haltung zur Synthetischen Biologie befragt. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass ein großes Vertrauen in die Kompetenz und das Verantwortungsgefühl von Wissenschaftlern besteht. Gleichzeitig fällt das Interesse an einzelnen Forschungsfeldern sehr unterschiedlich aus. Am höchsten ist das Interesse an Forschungsinhalten, die einen hohen Alltagsbezug aufweisen.



Die Faszination, die in der Möglichkeit liegt, Lebewesen künstlich zu erschaffen, entzündet sich gegenwärtig an der Diskussion um die Synthetische Biologie. Verspricht diese Weiterentwicklung der Gentechnik eine Evolution in Menschenhand? Unter diesem Titel veranstalteten die Schering Stiftung, die Leopoldina und die Berlin-Brandenburgische 9

Akademie der Wissenschaften im März 2015 in Berlin ein Symposium über Synthetische Biologie aus Labor und Atelier. Um ein realistisches und zugleich zukunftsoffenes Bild zu skizzieren, erörterten Naturwissenschaftler wie Prof. Dr. Petra Schwille ML 2 und Prof. Dr. Alfred Pühler ML gemeinsam mit Wissenschaftsphilosophen wie Prof. Dr. Marcel Weber ML und Prof. Dr. Hans-Jörg Rheinberger ML den Status der Synthetischen Biologie zwischen Lebens- und Ingenieurwissenschaft, ihre normativen Aspekte sowie Analogien zwischen Experimenten im Labor und kreativen Prozessen im Atelier. •

Auch im Rahmen der Allianz der Wissenschaftsorganisationen, in der sich die wichtigsten Wissenschafts-, Forschungs- und Förderorganisationen in Deutschland zusammengeschlossen haben, nimmt die Leopoldina regelmäßig zu Fragen der Wissenschaftspolitik, Forschungsförderung und strukturellen Weiterentwicklung des Wissenschaftssystems Stellung.

2.2

Forschung transparent kommunizieren

Um die Aufgaben der Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands zu erfüllen, entwickelt die Leopoldina ihre bewährten Formen des Austauschs zwischen ihren Mitgliedern und der Gesellschaft weiter. Ein wichtiges Schaufenster auf die Tätigkeit der Leopoldina bilden öffentliche Veranstaltungen. •

Hierbei ist an erster Stelle die Leopoldina-Jahresversammlung zu nennen, die im September 2015 in Halle unter dem Thema „Symmetrie und Asymmetrie in Wissenschaft und Kunst“ stattfand. Symmetrische Formen sind allgegenwärtig. Sie begegnen uns zum Beispiel in der Natur, in der Architektur und in der Musik. Auch in den Naturwissenschaften und in der Mathematik spielen Symmetrien eine große Rolle. Vorträge in diesem Themenbereich standen bei der Jahresversammlung der Leopoldina im September 2015 auf dem Programm. Am Hauptsitz der Akademie in Halle wurden durch Wissenschaftler ganz unterschiedlicher Fachgebiete das Thema Symmetrien und dessen Bedeutung aus ihrem jeweiligen Blickwinkel vorgestellt und gemeinsam diskutiert. Darüber hinaus wurden hochrangige Vertreter aus Politik und Gesellschaft empfangen.



Mit der Leopoldina-Nacht beteiligte sich die Leopoldina im Juli 2015 traditionsgemäß an der Langen Nacht der Wissenschaften in Halle. Über das Thema des Wissenschaftsjahres 2015 „Zukunftsstadt“ diskutierten im Wissenschaftlichen Nachtcafé „Schöner wohnen, gesünder leben: Wie gestalten wir unsere Zukunft in Halle?“ interessierte Laien untereinander und mit den Expertinnen auf dem Podium. Die Mitteldeutschen Zeitung begleitete das Nachtcafé als Medienpartnerin. Sie hatte die Hallenser im Vorfeld aufgerufen, ihre Ideen für die ökologische, bauliche und soziale Gestaltung ihrer Stadt online einzureichen. Auch ein WissenschaftsPuppentheater griff das Thema des Wissenschaftsjahrs auf und brachte es Kindern ab dem Vorschulalter nahe. Auf dem Programm der Leopoldina-Nacht standen außerdem ein Science Slam sowie ein Vortrag der Generalsekretärin über die Geschichte der Leopoldina. Zur Leopoldina-Nacht kamen rund 3000 Interessierte in das Akademiegebäude.



Mit der Reihe „Menschenbilder in den Wissenschaften“ möchte die Leopoldina zur Reflexion und Selbstreflexion der Wissenschaften und ihrer Aussagen beitragen. Zusammen mit

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Die Abkürzung ML steht für Mitglied der Leopoldina.

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wechselnden Kooperationspartnern stehen dabei jeweils unterschiedliche wissenschaftliche Perspektiven auf den Menschen und seine Entwicklung im Fokus. „Wer sind wir und woher kommen wir?“ – Die Paläoanthropologie hat hierauf in den letzten Jahren eine ganze Reihe neuer interessanter Antwortmöglichkeiten entdeckt. Mit einigen davon beschäftigte sich im November 2015 ein von der Leopoldina und dem Naturhistorischen Museum Wien (NHM) gemeinsam veranstaltetes Symposium zu „Aktuellen Befunden der Paläoanthropologie“ unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Maria Teschler-Nicola ML, Direktorin der Anthropologischen Abteilung am NHM Wien, und Prof. Dr. Winfried Henke ML, bis 2010 Direktor des Instituts für Anthropologie der Universität Mainz. Die Referenten beleuchteten hominide Fossilfunde und kulturelle Hinterlassenschaften sowie neue technische und methodische Ansätze einer multidisziplinären Paläoanthropologie. •

Der Umgang mit Risiken und Unsicherheiten ist eine zentrale Herausforderung für die Kommunikation von Wissenschaft und Politikberatung in einer wissensbasierten Gesellschaft. Ein Leopoldina-Symposium im November 2015 unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Fiedler ML in Berlin widmete sich dieser Herausforderung auf den verschiedenen Ebenen. Dr. Volker Hauff, Bundesminister für Forschung und Technologie a.D., betonte die große Bedeutung von Vertrauen in der „Risikogesellschaft“. Im Anschluss beleuchtete Prof. Dr. Dr. Bernd-Olaf Küppers ML das System Wissenschaft und die Erkenntniswege ihrer einzelnen Disziplinen: Wahrheit wie Sicherheit blieben auch für die Wissenschaft Ideale; es bleibe nur der steinige Weg von Versuch und Irrtum. Wie wir im „Zwielicht der Unsicherheit“ entscheiden, damit beschäftigte sich Prof. Dr. Ralph Hertwig ML ebenso wie mit den Möglichkeiten der Politik, ihren Bürgerinnen und Bürgern bestimmte Entscheidungen nahezulegen. Die Wissenschaft, so der Bundestagsabgeordnete René Röspel in der Podiumsdiskussion, solle immanente Zweifel stärker deutlich machen und in ihren Empfehlungen verschiedene Handlungsoptionen aufzeigen. Der frühere Bundestagsabgeordnete Dr. Hermann Ott erinnerte die Akteure der wissenschaftlichen Politikberatung daran, die unterschiedlichen Handlungslogiken von Politik und Wissenschaft zu verinnerlichen und ihre Beratungsprozesse entsprechend zu gestalten. Auch die im April 2015 erfolgte Veröffentlichung zum Symposium „Sprache der Wissenschaft – Sprache der Politikberatung“ widmete sich dem Themen Kommunikation und wissenschaftliche Politikberatung. Komplexe Themen wie z. B. die Energiewende, der Klimaschutz oder Wirtschaftskrisen erfordern eine Beratung von Politik und Öffentlichkeit durch die Wissenschaft. Diese Beratungsaufgabe wirft die Frage nach der geeigneten Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf. Damit die jeweiligen Adressaten die Erkenntnisse für ihre Entscheidungsfindung optimal nachvollziehen können, müssen Wissenschaftler ihr Wissen und die darauf basierenden Empfehlungen sprachlich auf geeignete Weise vermitteln. Mit der Dokumentation möchte die Leopoldina zum Nachdenken und Diskutieren über die Wissenschaftssprache und die sprachliche Praxis der Politikberatung anregen und das Problembewusstsein für die Feinheiten, Zwischentöne und Missverständnisse in unterschiedlichen Sprachwelten schärfen.



Unter dem Titel „Grenzenlos scharf“ hielt der Physiker Prof. Dr. Stefan Hell am 3. Dezember 2015 die traditionelle Weihnachtsvorlesung im vollbesetzten Festsaal der Leopoldina. Prof. Dr. Hell hat mit der sogenannten STED-Mikroskopie (STED = Stimulated Emission Depletion) einen Weg gefunden, die 130 Jahre alte Abbesche Grenze im Fluoreszenzmikroskop zu überwinden. Das Neue an diesem Verfahren ist, dass die Schärfe nicht mehr durch die Lichtwellenlänge begrenzt ist. 2014 erhielt er „für die Entwicklung der hochaufgelösten FluoreszenzMikroskopie“ gemeinsam mit Eric Betzig und William E. Moerner den Nobelpreis für Chemie. 11

In der Öffentlichkeitsarbeit greift die Leopoldina auf Wissenschaftskommunikatoren und Multiplikatoren zurück. •

die

Expertise

von

erfahrenen

VolkswagenStiftung o Eine Kooperationsvereinbarung mit der größten deutschen Wissenschaftsstiftung, der VolkswagenStiftung, sieht vor, im Tagungszentrum Schloss Herrenhausen (Hannover) jährlich mehrere öffentliche Diskussionsabende unter der wissenschaftlichen Leitung der Leopoldina zu veranstalten. Im Jahr 2015 fanden entsprechend drei Veranstaltungen statt. Die „Leopoldina-Lectures in Herrenhausen“ berücksichtigten, wie schon im Jahr zuvor, gesellschaftliche Herausforderungen mit engem Wissenschaftsbezug und dabei insbesondere Themen, die von abgeschlossenen oder laufenden Arbeitsgruppen der Leopoldina behandelt werden. 2015 waren dies die Themen „Schutzimpfungen“, „Palliativversorgung“ und „Psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz“. o Im Rahmen der Workshopreihe „Governance of Science: Strategies for the 21st Century“, fand im November 2015 der Workshop “The (Mis-) Measurement of Scientific Quality“ statt. Im Tagungszentrum Schloss Herrenhausen diskutierte eine Gruppe internationaler Experten Maßnahmen der Qualitätsmessung in der Wissenschaft und deren Auswirkungen auf das Wissenschaftssystem, wobei auch das Thema Wissenschaftskommunikation berücksichtigt wurde.

• Wissenschaft im Dialog Im Rahmen ihrer Kooperationsvereinbarung setzen die Leopoldina und Wissenschaft im Dialog (WiD) im fünften Jahr in Folge ihre Diskussionsreihe „Wissenschaft kontrovers“ gemeinsam mit Haus der Wissenschaft Braunschweig fort. Konzipiert als Formate der Bürgerbeteiligung, griffen die Veranstaltungen kontrovers diskutierte Themen der Wissenschaftsjahres „Zukunftsstadt“ (2015) auf. Ziel war es, Bürger in die Debatten um gesellschaftliche Themen mit starkem Wissenschaftsbezug einzubeziehen. Insgesamt fanden im Jahr 2015 20 Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet statt. Die Ausrichtung von Veranstaltungen für Journalisten, die Präsenz der Leopoldina im Internet, ihr Newsletter und ihre Beteiligung an Veranstaltungen für Wissenschaftskommunikatoren tragen wesentlich dazu bei, dass die Leopoldina ihre Aktivitäten als Nationale Akademie der Wissenschaften einem immer breiteren Adressatenkreis zugänglich macht. •

Mit den klassischen Instrumenten der Pressearbeit trägt die Leopoldina die Themen der wissenschaftsbasierten Politikberatung sowie ihre Arbeitsergebnisse über die Medien an die breite Öffentlichkeit. Im Jahr 2015 versendete die Leopoldina 71 Pressemitteilungen an deutschsprachige Medien und an den Informationsdienst Wissenschaft (idw). Acht Meldungen wurden ins Englische übersetzt und über den internationalen Presseverteiler sowie die Verteilerdienste Alphagalileo und Eurekalert an Medien weltweit verschickt. In insgesamt zehn Pressekonferenzen präsentierte die Leopoldina den Medien ihre neu veröffentlichten Empfehlungen. Die Stellungnahme „Palliativversorgung in Deutschland“ wurde im Februar auf Einladung der Bundespressekonferenz (BPK) im großen Pressesaal der BPK vorgestellt. Insgesamt wurden 137 Interviews an Print- und Rundfunkmedien vermittelt. Die Interviewanfragen bezogen sich zumeist auf die Stellungnahmen der Leopoldina. Besonders stark nachgefragt waren die Empfehlungen der G7-Akademien im Vorfeld des Gipfels in Elmau sowie der Themenkomplex Grüne Gentechnik/Genome Editing.



Das im Jahr 2012 zusammen mit der Robert Bosch-Stiftung ins Leben gerufene Journalistenkolleg Tauchgänge in die Wissenschaft wurde 2015 fortgesetzt. Das Kolleg 12

ermöglicht etablierten Journalisten, die nicht im Wissenschaftsressort tätig sind, Einblicke in ausgewählte Forschungsfelder. Ziel ist es, die wissenschaftliche Berichterstattung in den nichtwissenschaftlichen Ressorts zu verbessern. In Vorträgen, Diskussionsrunden und Workshops lernen jeweils 15 Journalisten aller Medienarten die Rahmenbedingungen und Arbeitsweisen der Wissenschaft und des Wissenschaftsjournalismus kennen, besuchen renommierte Forschungseinrichtungen und erfahren aus erster Hand Hintergründe zu Themen mit großer gesellschaftlicher Relevanz. Für den vierten Kollegzyklus beschloss der Projektbeirat im April 2015 das Thema „Infektionskrankheiten – woran Biomedizin forscht und was sie leistet“. Er startete im November 2015 und wird bis 2017 laufen. Die drei zuvor gestarteten Zyklen behandelten die Themen „Der Patient der Zukunft – Wie Gentechnik und Alternsforschung die Medizin verändern“ (2012-2014), „Antworten auf den Klimawandel. Forschung für eine nachhaltige Energieversorgung“ (2013-2015) sowie „Zwischen Hightech und Tradition – Was moderne Landwirtschaft leisten muss“ (2014-2016). •

Das Webangebot der Leopoldina wurde als eines der zentralen Instrumente ihrer Öffentlichkeitsarbeit inhaltlich erweitert sowie technisch aktualisiert. Die Überarbeitung des Online-Mitgliederverzeichnisses mit detaillierten Forschungsprofilen der Akademiemitglieder wurde intensiviert, das Content Management System wurde entsprechend den aktuellen Anforderungen an Sicherheit und Stabilität erneuert. Über ihren Facebook-Auftritt richtet sich die Leopoldina über ihre klassischen Adressaten hinaus an die überwiegend jungen und mobilen Nutzer der Sozialen Medien. Seit Februar 2015 ist die Leopoldina auch auf Twitter aktiv und informiert dort ihre wachsende Zahl von „Followern“, darunter zahlreiche (Wissenschafts-)Journalisten und Wissenschaftsorganisationen, vor allem über neue Stellungnahmen zur Politikberatung.



Bereits seit 2014 erscheint der Newsletter Leopoldina aktuell sechs- statt viermal jährlich, jeweils in einer deutschen und einer englischen Ausgabe. Durch die Fokussierung auf öffentlich relevante Schwerpunktthemen verdeutlicht und stützt der Newsletter die Position der Leopoldina als zentrale Akteurin der Politikberatung. Der Newsletter wird derzeit von rund 5.000 Lesern bezogen.



Im November 2015 informierte die Leopoldina auf der Wissenswerte Bremen, dem wichtigsten deutschsprachigen Fachforum für Wissenschaftsjournalisten, -kommunikatoren und Forscher aus den Natur-, Technik- und Medizinwissenschaften, erneut über ihre Arbeit. Zusammen mit acatech, Akademienunion und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften hatte sie die Forumsbesucher erstmals zu einem Expertengespräch an dem Gemeinschaftsstand eingeladen. Prof. Holger Wormer, Sprecher der Arbeitsgruppe „Kommunikation zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und Medien: Bedeutung, Chancen und Risiken der sozialen Medien“ erläuterte zahlreichen Interessenten das gemeinsame Projekt und beantwortete Fragen.



Mit einem jährlichen Journalistentreffen bietet die Leopoldina Medienvertretern die Gelegenheit, ihre Kenntnisse zu Themen aus Wissenschaft und Forschung zu erweitern und den Austausch mit Kollegen und Wissenschaftlern zu pflegen. Die Referenten, Mitglieder der Leopoldina und externe Experten, halten Fachvorträge und diskutieren mit den Teilnehmern aktuelle Wissenschaftsthemen. Zudem gibt es Gelegenheit für Hintergrundgespräche und Interviews. Das zweite Leopoldina-Journalistentreffen im Oktober 2015 widmete sich dem Zusammenhang zwischen Klimawandel und Gesundheit. Auf dem Programm standen ein Vortrag zur Ausbreitung von Krankheitserregern und eine Podiumsdiskussion zum Thema 13

Schutzimpfungen. Die 15 Teilnehmer waren persönlich eingeladen und arbeiten in Wissenschafts- Politik- und Wirtschaftsredaktionen von Tageszeitungen, Hörfunk und Fernsehen. •

2.3

Neben den Stellungnahmen der wissenschaftsbasierten Beratung von Politik und Öffentlichkeit macht die Leopoldina durch eine eigene wissenschaftliche Redaktion Dokumentationen ihrer Veranstaltungen der Öffentlichkeit zugänglich. So berichtet die Leopoldina in ihrem Jahrbuch über alle Aktivitäten im Verlauf eines Kalenderjahres einschließlich der Veränderungen im Mitgliederbestand. Hinzu kommen wissenschaftliche Publikationen, die die Ergebnisse von Tagungen und Vorträgen wiedergeben. Eine Übersicht dieser Veröffentlichungen findet sich in Anhang 2.

Wissenschaft strategisch erschließen

Der Leopoldina ist es dank der Exzellenz und des Engagements ihrer Mitglieder möglich, sowohl die gegenwärtige Entwicklung des Wissenschaftssystems zu beobachten und zukünftig relevante Tendenzen frühzeitig zu identifizieren als auch über die Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft in historischer Tiefe und systematischer Breite zu reflektieren. Diesen Zwecken dienen vor allem ihre Wissenschaftlichen Kommissionen bzw. das Leopoldina-Studienzentrum. Neue Themenbereiche für die wissenschaftsbasierte Beratung von Politik und Öffentlichkeit Die strategische Erschließung neuer thematischer Bereiche vor allem für die wissenschaftsbasierte Beratung von Politik und Öffentlichkeit vollzieht sich innerhalb der Leopoldina im Zusammenspiel zwischen dem Präsidium, dem Senat, den Klassen und Sektionen (siehe Anhang 1) sowie den Wissenschaftlichen Kommissionen. Letztere haben sich 2015 als zentrale strategische Gremien bei der Themenfindung weiter bewährt. Sie sind gleichsam Seismografen, die Themen aufspüren, noch bevor sie in der gesellschaftlichen Diskussion eine größere Rolle spielen. Die Kommissionen sind mit hochrangigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern besetzt und können durch Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Gesellschaft ergänzt werden. Ihre Aufgabe ist es, in ihrem jeweiligen Bereich die wissenschaftlichen Diskussionen mitzugestalten, zukünftig wichtige Themen zu identifizieren und daraus Themenvorschläge für die wissenschaftsbasierte Beratung abzuleiten. Im Jahr 2015 war dies beispielsweise bei den Leopoldina-Aktivitäten zu genome editing und zur Digitalisierung der Gesellschaft der Fall. Zu diesen und anderen Themen stehen die Wissenschaftlichen Kommissionen in regelmäßigem Austausch mit den Sektionen, Klassen und Arbeitsgruppen, die auf verwandten Gebieten arbeiten, und bedienen sich verschiedener Instrumente wie z.B. Klausurtagungen, thematischer Workshops oder Anhörungen. Im Jahr 2015 arbeiteten neun Wissenschaftliche Kommissionen: • • • • • •

Demografischer Wandel (Sprecher: Prof. Dr. Ursula M. Staudinger, Prof. Dr. Wolfgang Holzgreve) Digitalisierte Gesellschaft (Sprecher: Prof. Dr. Thomas Lengauer) Gesundheit (Sprecher: Prof. Dr. Volker ter Meulen, Prof. Dr. Detlev Ganten) Klima und Energie (Sprecher: Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Prof. Dr. Ferdi Schüth) Lebenswissenschaften (Sprecher: Prof. Dr. Bärbel Friedrich, Prof. Dr. Jörg Hacker) Umwelt (Sprecher: Prof. Dr. Detlev Drenckhahn)

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• • •

Wissenschaftsethik (Sprecher: Prof. Dr. Philipp U. Heitz, Prof. Dr. Hans-Peter Zenner) Wissenschaftssystem (Sprecher: Prof. Dr. Jörg Hacker) Zukunftsreport Wissenschaft (Sprecher: Prof. Dr. Jörg Hacker)

Neue Forschungsprojekte zu Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft Die Leopoldina hat den Anspruch, aktiv eigene Forschung insbesondere zu Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu betreiben. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei darauf, sukzessive alle an der Leopoldina vertretenen Wissenschaften in ihrer historischen wie gegenwärtigen Praxis in diese Forschungen einzubeziehen. Geschichte und Theorie der jeweiligen Disziplinen sollen auf die Frage bezogen werden, welche Verantwortung Wissenschaft für die Gesellschaft und in der Gesellschaft einst hatte und jetzt hat. Dies ist eine Kernaufgabe des Leopoldina-Studienzentrums: Es thematisiert im genannten Sinne übergreifende Grundfragen der Wissenschaften in Geschichte und Gegenwart, um der Verantwortung der Leopoldina als Nationale Akademie der Wissenschaften auch diesbezüglich gerecht zu werden. Das Studienzentrum koordiniert im Einzelnen die Langzeitprojekte der Leopoldina im Rahmen der Akademienunion, es wirbt Forschungsprojekte ein und bietet hierfür institutionelle Ressourcen; es legt eigene Programme auf, um die Quellenbestände der Bibliothek und des Archivs der Leopoldina aufzuarbeiten; es bietet Arbeitsmöglichkeiten für Gastwissenschaftler und international hochrenommierte Fellows. Das Jahr 2015 ist von Seiten des Leopoldina-Studienzentrums wesentlich von der thematischen Ausweitung und Intensivierung solcher Forschungen geprägt. Das Studienzentrum koordiniert das Akademienvorhaben zu Ernst Haeckels Briefkorrespondenz, das auf 25 Jahre angelegt ist und aus Mitteln der Akademienunion finanziert wird. Im Frühjahr 2015 wurde dieses Projekt nach gut zwei Jahren Projektlaufzeit zum ersten Mal durch externe, unabhängige Gutachter evaluiert, die nachdrücklich empfohlen haben, das Projekt weiterzuführen. Diesem Votum schloss sich die Akademienunion im Herbst 2015 an. Die Verantwortung der Wissenschaft für gesellschaftliche Entwicklungen thematisiert explizit eine am Leopoldina-Studienzentrum initiierte Projektgruppe. Hier geht es um den Umgang der Wissenschaft mit der gesellschaftlich relevanten Frage des „anderen Aussehens“. Die Projektgruppe stellt die Frage, wie Wissenschaften – insbesondere Humangenetik, Anthropologie und Anatomie – ihre eigene Rolle im gesellschaftlichen Umgang mit solchen sozial relevanten „anderen Aussehen“ reflektieren. In einem zweiten Schritt soll erforscht werden, wie die Erkenntnisse aus einer solchen Analyse in die eigene Wissenschaftspraxis zu integrieren wären. In Hinblick auf die Geschichte der Medizin verfolgt das von Prof. Dr. Paul Weindling ML, Oxford, mit Mitteln der Alexander-von-Humboldt-Stiftung am Leopoldina-Studienzentrum durchgeführte Projekt zu Opfern nationalsozialistischer medizinischer Forschung einen ähnlichen Anspruch. Dieses Projekt wird in enger Kooperation mit anderen Projekten durchgeführt, die der Aufarbeitung der Geschichte der Leopoldina im 20. Jahrhundert dienen. Teil der Arbeit des Leopoldina-Studienzentrums ist es, sich mit anderen Forschungsstätten international zu vernetzen. Dadurch soll eine international vergleichende Perspektive auf unterschiedlichste Forschungsthemen ermöglicht werden. Exemplarisch hierfür steht das Projekt zur Geschichte europäischer Akademien im Ersten Weltkrieg, das gemeinsam mit der Royal Society und der Académie des Sciences durchgeführt wird (unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Eckart ML, Heidelberg, Prof. Dr. Claude Debru ML, Paris, und Prof. Dr. Robert Fox, Oxford). Doch auch Forschungen etwa zur fächerübergreifenden Verknüpfung von Aspekten der Religion und der

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Naturwissenschaft/Medizin – hier am konkreten historischen Beispiel der von der Leopoldina 1670 begründeten ersten naturwissenschaftlich-medizinischen Zeitschrift der Welt – basieren wesentlich auf internationaler Vernetzung. Um seine Aufgaben zu erfüllen, arbeitet das Studienzentrum eng mit den beiden Forschungsinfrastrukturen der Leopoldina, dem Archiv und der Bibliothek, zusammen. Die Bestände des Leopoldina-Archivs reichen bis in die Gründungszeit der Leopoldina zurück. Sie sind einmalige und einzigartige Kulturgüter, deren Bewahrung, Erschließung und Zugänglichmachung zu den vornehmen Aufgaben des Archivs gehören. Die Bibliothek sieht sich mit der Übernahme der neuen Aufgaben der Leopoldina ebenfalls vor neuen Herausforderungen bezüglich der Aktualisierung des Quellenbestandes und der Forschungsliteratur sowie der elektronischen Katalogisierung und Erschließung der vorhandenen Bestände. Der Zugang zu digitalisierten, historischen und aktuellen Quellen wird erweitert. Das Studienzentrum bietet den Mitgliedern und Mitarbeitern der Leopoldina sowie interessierten Wissenschaftlern einen Forschungszwecken angemessenen Zugang zu den notwendigen bibliothekarischen und archivalischen Quellen sowie zu einschlägigen Datenbanken. Im nach kurzer Renovierungsphase 2015 eingerichteten gemeinsamen Lesesaal von Bibliothek, Archiv und Studienzentrum werden die Bestände der Leopoldina an modernen Arbeitsplätzen für die vor Ort arbeitenden Wissenschaftler und die Mitarbeiter der Leopoldina zugänglich gemacht.

2.4

Kooperationen international intensivieren

Die Leopoldina ist als Nationale Akademie die Stimme der deutschen Wissenschaft nicht nur im internationalen Akademien-Dialog, sondern auch in der globalen wissenschaftsbasierten Beratung von Politik und Öffentlichkeit. Sie fördert die internationale Kooperation exzellenter Wissenschaft, sie bemüht sich, die Sichtbarkeit deutscher Spitzenforschung im Ausland zu erhöhen und treibt die wissenschaftsbasierte Beratung auf bi- und multilateraler Ebene im internationalen Kontext voran. Dem dienen unterschiedliche Formate, wie etwa die Diskussion aktueller wissenschaftlicher Fragestellungen in hochkarätig besetzten internationalen Symposien, die Durchführung von Leopoldina-Lectures mit bekannten Wissenschaftlern oder die Durchführung von international besetzten Roundtables und Diskussionsforen im In- und Ausland. Häufig werden diese Veranstaltungen in Kooperation mit anderen deutschen Partnern, z.B. Deutsche Forschungsgemeinschaft, Alexander von Humboldt-Stiftung, Deutsche Wissenschafts- und Innovationshäuser oder Deutsche Botschaften, vor Ort durchgeführt. Zudem werden Themen aus den Wissenschaftlichen Kommissionen und aus den nationalen Aktivitäten der wissenschaftsbasierten Beratung in bi- und multilaterale Diskussionen eingespeist, die in unterschiedlichen internationalen Akademienkontexten vonstattengehen. Hierzu unterhält die Leopoldina Beziehungen zu Wissenschaftsakademien auf allen Kontinenten. Um eine noch bessere Sichtbarkeit und thematische Steuerung zu erreichen, wird mit ausgewählten, global einflussreichen Akademien ein strategisches Netzwerk auf- und ausgebaut. Entsprechende Partnerschaftsabkommen bestehen beispielsweise mit den nationalen Akademien in Südkorea, Frankreich, Südafrika und Israel. Auch die Mitarbeit in internationalen Akademieverbünden, wie dem European Academies’ Science Advisory Council (EASAC) und dem InterAcademy Partnership (IAP und IAMP), wird unter dem Aspekt der Politikberatung genutzt.

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Beispiele für bilaterale Veranstaltungen mit Partnerakademien und weiteren Wissenschaftseinrichtungen 2015 zum Schwerpunktthema „Fortschritte in den Lebenswissenschaften und der Biomedizin“ sind: • Mitgestaltung der „Joint Korean-German Science and Innovation Conference“, die anlässlich des Besuchs von Bundespräsident Gauck in Südkorea am 13. Oktober 2015 in Seoul von der Deutschen Botschaft mit deutschen und koreanischen Partnern aus Wissenschaft und Industrie ausgerichtet wurde. Die Leopoldina konnte für den Keynote-Vortrag Nobelpreisträgerin Prof. Dr. Christiane Nüsslein-Volhard ML gewinnen. Das jährlich stattfindende „KAST-Leopoldina Bilateral Symposium, 2015 zu „Bioimaging and its Application“, war Teil der Veranstaltung. • Leopoldina-INSA Symposium „Human Evolution Towards Language: From Genes to Behaviour” am 15. und 16. Januar 2015 in Pune, Indien • „Leopoldina-Leibniz Lecture: Age Dependent Learning Plasticity in Humans“ von Prof. Dr. Brigitte Röder, ML und Gottfried Wilhelm Leibniz-Preisträgerin 2014, am 20. Januar 2015 in Neu Delhi (gemeinsame Veranstaltung mit der DFG) • 2. Deutsch-Türkisches Wissenschaftsgespräch im Deutsch-Türkischen Wissenschaftsjahr 2014/15: „Neuroscience: From Structure to Function and Back“ – gemeinsam mit der Alexander von Humboldt-Stiftung und der Ruhr-Universität Bochum, unter Federführung von Prof. Dr. Onur Güntürkün ML Politikberatung der G7-Akademien Die Beratung der Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten ist eine strategische Kernaufgabe der internationalen Politikberatung der Leopoldina. Die Federführung für die Diskussion und Erarbeitung der Empfehlungen für den G7-Gipfel in Elmau 2015 lag bei der Leopoldina. Die frühzeitig einsetzende inhaltliche und organisatorische Abstimmung mit Politik und Wissenschaft mündete in drei konzise, konkrete Handlungsempfehlungen gebende Stellungnahmen zu den Themen Zukunft der Meere, vernachlässigte und armutsassoziierte Krankheiten sowie Antibiotikaresistenzen. Ein Meilenstein bei der Finalisierung der Empfehlungen war dabei das Treffen der von den beteiligten Akademien benannten Experten Ende Februar 2015 in Halle. Den Abschluss dieser Zusammenkunft bildete ein Besuch im Bundeskanzleramt in Berlin und – als besonderer Höhepunkt – die Diskussion mit Prof. Dr. Röller, dem Beauftragten der Bundesregierung für die G7Prozesse. Als Nationale Akademie brachte die Leopoldina auch die Stimme der Wissenschaft in den im Rahmen der G7-Präsidentschaft Deutschlands von Bundeskanzlerin Angela Merkel initiierten Dialog mit der Zivilgesellschaft ein. Im G7 Dialogue Forum – Science Conference präsentierten renommierte Wissenschaftler ihre Sichtweisen auf die Themen der Stellungnahmen. Neben Expertinnen und Experten aus den G7-Staaten brachten auch Wissenschaftler aus anderen Ländern wie Indien, Kenia und Russland eine über den G7-Rahmen hinausgehende internationale Perspektive ein. Die lebhaften Diskussionen der Sprecher untereinander sowie mit dem Publikum, darunter zahlreiche Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, demonstrierten die Aktualität und das große gesellschaftliche Interesse an den drei Themen. Leopoldina-Präsident Prof. Dr. Jörg Hacker übergab gemeinsam mit den Präsidenten der beteiligten Akademien die Empfehlungen der Nationalakademien an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Diese erläuterte ausführlich, wo genau die Politik auf den Input der Wissenschaft angewiesen ist und wie dieser in den politischen Prozess der G7 eingebracht wird. Im Abschlusspanel wurde die wissenschaftliche Sicht erweitert um den Blickwinkel der Politik und der Industrie: Staatssekretär Dr.

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Schütte (BMBF) zeigte auf, wie die Handlungsempfehlungen seitens der Regierung aufgegriffen werden, und Prof. Dr. Dr. Barner (Präsident des Stifterverbands und Vorsitzender der Unternehmensleitung der Boehringer Ingelheim) beleuchtete Synergien zwischen staatlichen und industriellen Forschungspotentialen. Science Diplomacy: Gemeinsame Wissenschaftskonferenz des Westbalkan-Prozesses (BerlinerProzesses) Die Leopoldina hat für die Vertretung der Wissenschaft die führende Rolle im sog. WestbalkanProzess übernommen, den die Bundesregierung in 2014 mit dem 1. Westbalkan-Gipfeltreffen initiiert hat und der in 2015 von Österreich fortgeführt wurde. Im Wissen um die zentrale Bedeutung von Bildung, Wissenschaft und Forschung für die Zukunft der Westbalkanländer und für das europäische Gesamtprojekt übernahm die Leopoldina innerhalb dieser Initiative die Federführung für die Säule „Wissenschaft und Gesellschaft“. Zu diesem Zweck konzipierte und koordinierte die Leopoldina die 1. Gemeinsame Wissenschaftskonferenz des Westbalkan-Prozesses, welche am Hauptsitz der Akademie in Halle und im Bundeskanzleramt in Berlin vom 15. bis 17. Juli 2015 durchgeführt wurde. Die Veranstaltung bildet den Ausgangspunkt für einen umfassenden Konsultationsprozess für den Zeitraum von 2015 bis zunächst 2020. Dabei werden aktuelle und zukünftige Herausforderungen für die Wissenschaftssysteme der Westbalkanländer sowie Verbesserungsmöglichkeiten im Hinblick auf die Heranführung an die Europäische Union diskutiert. Die Ergebnisse werden in Form von Gemeinsamen Stellungnahmen oder Communiqués zusammengefasst. Sie fließen als Empfehlungen und unabhängige Beratung in die politischen Konsultationen der jährlich stattfindenden WestbalkanGipfeltreffen ein. Die mehr als 50 Teilnehmer kamen aus den Westbalkanländer Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, EJR Mazedonien, Montenegro und Serbien sowie aus den EUMitgliedsstaaten Kroatien, Frankreich, Italien, Österreich, Slowenien und Deutschland.“ An der mit Unterstützung der Alexander von Humboldt-Stiftung, des Bundeskanzleramtes, des Auswärtigen Amtes, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Österreichischen Botschaft in Berlin durchgeführten Konferenz nahmen Präsidenten der Nationalakademien, Präsidenten der Rektorenkonferenzen, Vertreter von Forschungseinrichtungen und herausragende Wissenschaftler ad personam sowie – mit Beobachterstatus – Vertreter der Bundesregierung, der EU-Kommission und der Botschaften der am Berliner Prozess beteiligten Staaten teil. In einer „1. Gemeinsamen Stellungnahme“ werden Empfehlungen für die zukünftige Entwicklung der Wissenschaftssysteme der Balkanländer und ihre Integration in den Europäischen Forschungsraum (EFR) gegeben, z.B. die Modernisierung und regionale Vernetzung der Wissenschaftssysteme sowie die Institutionalisierung eines Dialogs zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Konkret werden die Einrichtung eines Südosteuropäischen Forschungsfonds und die supranationale Zusammenführung von Ressourcen in einzelnen Exzellenzzentren in den Westbalkanstaaten vorgeschlagen. Die Empfehlungen der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz richten sich an politische Entscheidungsträger in den Westbalkan- und EU-Mitgliedsstaaten sowie an die EU-Kommission. Sie flossen in die Beratungen des 2. Westbalkan-Gipfels der Regierungschefs am 27. August 2015 in Wien ein. In der Schlusserklärung des Wiener Gipfels wird die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz ausdrücklich erwähnt und die Empfehlungen des Joint Statement werden weitgehend übernommen. Die Leopoldina wird gemeinsam mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften die Folgekonferenz vom 22. bis 24. Mai 2016 in Wien ausrichten.

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Scientific Advisory Board (SAB) des Generalsekretärs der Vereinten Nationen (VN) Der Präsident der Leopoldina Prof. Dr. Jörg Hacker ist seit 2014 ad personam-Mitglied in dem von Ban Ki Moon berufenen Scientific Advisory Board (SAB) der Vereinten Nationen (VN). Der Beirat besteht aus 26 international renommierten Wissenschaftlern, die den VN-Generalsekretär zum Thema „Nachhaltige Entwicklung“ beraten, um so die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik weiter zu stärken. Im Fokus der Arbeit des SAB stand 2015 die Begleitung des Post-2015-Prozesses, dessen Ziel die Erarbeitung einer Entwicklungsagenda für die Zeit nach dem Auslaufen der Millenniumsentwicklungsziele war. Das Anliegen des SAB ist es zu verdeutlichen, dass Wissenschaft mehr ist als nur ein Instrument zur Umsetzung dieser Ziele. Vielmehr ist Forschung Motor für eine nachhaltige Entwicklung. Auf den beiden SAB-Arbeitssitzungen 2015 verabschiedete das Gremium mehrere Stellungnahmen, u.a. „Science, Technology and Innovation: Critical Means of Implementation for the SDGs”, „Results of a Delphi Study on the Top Challenges for the Future of Humanity and the Planet” oder „Data Revolution for Better Lives for All“. Zur Umsetzung der im September 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedeten „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ wurde Prof. Dr. Hacker außerdem mit der Leitung einer Arbeitsgruppe zur Rolle der Wissenschaft für die „Sustainable Development Goals“ beauftragt. Als SAB-Mitglied nahm Prof. Dr. Hacker u.a. an einem Runden-TischGespräch bei den Vereinten Nationen in New York oder bei der Weltklimakonferenz in Paris (COP21) im Dezember 2015 teil. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung gewährt der Leopoldina hierfür eine finanzielle Zuwendung auf Projektbasis. Das damit in der Abteilung Internationale Beziehungen eingerichtete Sekretariat ist u.a. maßgeblich an Konzeption und Koordinierung der SAB-Stellungnahmen beteiligt, die im Rahmen der von Prof. Dr. Hacker geleiteten Arbeitsgruppe erarbeitet werden bzw. an denen Prof. Dr. Hacker mitwirkt. Auch der Austausch mit nationalen und internationalen Akteuren und die Begleitung des Umsetzungsprozesses der Globalen Nachhaltigkeitsagenda auf nationaler Ebene, etwa durch die Organisation von Veranstaltungen für Entscheidungsträger aus Wissenschaft und Politik, zählen zu seinen Aufgaben. Aktivitäten im bilateralen Jahr „50 Jahre diplomatische Beziehungen Deutschland-Israel“ Deutschland und Israel feierten 2015 das 50jährige Bestehen diplomatischer Beziehungen. Die Leopoldina und die Israel Academy of Sciences and Humanities (IASH) richteten aus diesem Anlass zwei Symposien in Deutschland und Israel aus, um die wichtige Rolle der Wissenschaft für die diplomatischen Beziehungen beider Länder zu würdigen. Im Rahmen der Tagung Advances in Research on Neurodegenerative Disease with a Focus on Dementias vom 4.-5. Mai 2015 in Halle diskutierten deutsche und israelische Wissenschaftler neueste neurowissenschaftliche Forschungsergebnisse zur Behandlung der Alzheimer-Erkrankung und weiterer Demenzen. Auch 20 Nachwuchswissenschaftler aus beiden Ländern präsentierten ihre aktuellen Forschungsaktivitäten in Poster-Sessions. Die Neurowissenschaftliche Gesellschaft e.V. und die Fritz Thyssen Stiftung unterstützten die Tagung mit finanziellen Mitteln. Das Symposium Chemistry: The Central Science fand vom 9.-10. November 2015 in Jerusalem statt und richtete den Fokus auf aktuelle Entwicklungen in der chemischen Forschung. Dabei fanden auch die vielfältigen Einflüsse der Chemie auf benachbarte naturwissenschaftliche Disziplinen

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Berücksichtigung. Zu den Höhepunkten der Tagung zählten die Keynote-Lectures der Nobelpreisträger Prof. Dr. Dan Shechtman, Haifa, und Prof. Dr. Gerhard Ertl ML, Berlin. Science and Technology in Society Forum (STS-Forum) in Kyoto Das STS-Forum setzt sich zum Ziel, Wissenschaft mit Politik und Wirtschaft zu aktuellen Fragen der Forschung und Technologieentwicklung zusammenzubringen. Prof. Dr. Hacker wirkt als Mitglied des Steuerungskreises (Council) an der Konzeption des Jahrestreffens mit. Das 12. STS-Jahrestreffen fand vom 4.-6. Oktober 2015 in Kyoto, Japan, statt. Prof. Dr. Hacker leitete eine „Session“ zum Thema „Food and Nutrition“ und nahm auch am „Academy Presidents Meeting“ teil, welches unter dem Motto „For better sustainability: role of science and technology for better implementation of SDGs” stand. Human Rights Committee der Leopoldina Das Human Rights Committee (HRC) der Leopoldina organisiert in regelmäßigen Abständen das Symposium Human Rights and Science, um Fälle von Unterdrückung in der Wissenschaft und Menschrechtsverletzungen durch die Wissenschaft zu diskutieren. Das HRC und die Akademien der Wissenschaften Schweiz richteten die Veranstaltung gemeinsam am 22. Mai 2015 in Bern aus. Unter dem Titel „The Human Right to Science: New Directions for Human Rights in Science” diskutierten Wissenschaftler aus verschiedenen europäischen Ländern und Vertreter aus Politik und Gesellschaft über den globalen Schutz und die Wahrnehmung von Menschenrechten in der Wissenschaft. Deutsch-Afrikanisches Symposium „Environment and Health“ Die Leopoldina, die Academy of Science of South Africa, die Ethiopian Academy of Sciences und die Ghana Academy of Arts and Sciences organisierten vom 1.-3. Juni 2015 das Symposium Environment and Health in Pretoria, Südafrika. Wissenschaftler aus Subsahara-Afrika und Deutschland diskutierten die Konsequenzen von Luft- und Wasserverschmutzung, UV-Strahlung sowie metallisch verunreinigten Lebensräumen für die menschliche Gesundheit. Ein Höhepunkt war die KeynoteLecture von Prof. Dr. Jacqueline McGlade, Chief Scientist of the United Nations Environment Programme. Sie präsentierte Perspektiven für eine nachhaltige globale Entwicklung und menschliche Gesundheit. Darüber hinaus stellten 22 Nachwuchswissenschaftler aus Deutschland und verschiedenen Ländern Subsahara-Afrikas in Poster-Sessions ihre aktuelle Forschung im Bereich „Umwelt und Gesundheit“ vor. Die VolkswagenStiftung förderte die Tagung finanziell. Gemeinsame Stellungnahme deutscher und französischer Akademien zur Energiewende Themen nationaler Politikberatung auch in den internationalen Politikberatungsprozess einzuspeisen, ist ein Schwerpunkt der internationalen Aktivitäten der Leopoldina. Vor diesem Hintergrund riefen die vier Akademien Leopoldina, acatech, Académie des Sciences und Académie des Technologies im Frühsommer 2014 den deutsch-französischen German-French Round Table on the Energy Transition ins Leben. In mehreren Workshops arbeiteten Wissenschaftler und Experten der Energiebranche aus Deutschland und Frankreich zusammen. Im Juli 2015 wurde das “Joint Statement on the Energy Transition in France and Germany” in Paris am Rande einer UN-Wissenschaftskonferenz in Vorbereitung auf die Ende 2015 stattfindende UNFCCC Klimakonferenz (COP 21) der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Akademien sprechen sich für eine engere Partnerschaft von Deutschland und Frankreich in den Bereichen Energieforschung und politik aus. Sie zeigen, dass trotz unterschiedlicher nationaler Herangehensweisen an die

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Energiewende beide Länder vor gemeinsamen Herausforderungen stehen und daher von einer engeren Zusammenarbeit in Wissenschaft, Technologie und Politik profitieren könnten. Als mögliche Handlungsfelder wurden die Themen Energieeffizienz, Stromnetze, Mobilität, erneuerbare Energien, Energiespeicherung, Fusion oder die Sicherheit und Entsorgung von Atommüll identifiziert. Von zentraler Bedeutung sind auch soziale und ökonomische Aspekte, die bisher im Zusammenhang mit der Energiewende oft vernachlässigt werden. Mit ihrer Stellungnahme mahnen die Akademien eine systemische Herangehensweise und eine nationale Grenzen überschreitende Energiepolitik an. Internationale Akademieverbünde Die Leopoldina hat 2015 in allen relevanten internationalen Akademienetzwerken mitgewirkt, insbesondere im InterAcademy Partnership (IAP) und im European Academies‘ Science Advisory Council (EASAC). Sie pflegt außerdem eine besonders enge Zusammenarbeit mit den afrikanischen Wissenschaftsakademien. •

European Academies’ Science Advisory Council (EASAC) Der Rat der Nationalen Wissenschaftsakademien der EU-Mitgliedstaaten (EASAC) leistet unabhängige wissenschaftsbasierte Beratung für die europäische Politik, insbesondere EUKommission und EU-Parlament sowie die Öffentlichkeit. Der inhaltliche Fokus liegt auf den Bereichen Lebenswissenschaften, Umwelt und Energie. Die Leopoldina ist die geschäftsführende Akademie für die EASAC-Geschäftsstelle, die befristet bis zum Jahre 2020 an der Leopoldina angesiedelt ist. Die Leopoldina kann hierdurch im Einzelfall eigene Schwerpunktthemen auf eine europäische Ebene heben. Im Jahr 2015 veröffentlichte EASAC insgesamt sechs Studien, u.a. zur Auswirkung von (neonikotinoiden) Pestiziden auf Ökosystemdienstleistungen, zum nachhaltigen Management der Meere, zu neuen Pflanzenzucht-Technologien, „Gain of Function“-Versuchen, Klimawandel und Kreislaufwirtschaft.



Network of African Science Academies (NASAC) Seit September 2011 kooperiert die Leopoldina, unterstützt durch Förderung des BMBF, mit dem Network of African Science Academies (NASAC) und fördert besonders die Aktivitäten der afrikanischen Akademien zur Erstellung von wissenschaftsbasierten Studien für Gesellschaft und Politik. Vier Stellungnahmen zu den Themen Wassermanagement, Gesundheit, Biotechnologie (in der Landwirtschaft) und Anpassung an den Klimawandel sind bislang durch die Kooperation zustande gekommen. 2015 wurden von der Leopoldina und NASAC eine Reihe von „Communication Events“ in Afrika geplant, welche zur weiteren Verbreitung der Empfehlungen aus den Stellungnahmen beitragen sollen.



InterAcademy Partnership (IAP) Über 130 Wissenschafts- und Medizin-Akademien weltweit sind im „InterAcademy Partnership“ (IAP) zusammengeschlossen. IAP arbeitet für die Stärkung dieser Akademien und ihre engere Vernetzung untereinander. Ein besonderes Augenmerk gilt der Erarbeitung wissenschaftsbasierter Empfehlungen mit dem Ziel, Entscheidungen auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene besser zu integrieren. Hierbei arbeitet IAP vor allem durch die Akademieverbünde in den vier Regionen Afrika, Amerika, Asien und Europa. Seit 2013 ist Prof. Dr. Volker ter Meulen, Altpräsident der Leopoldina, einer der sechs Co-Chairs des IAP. Er leitet seit Anfang 2015 ein BMBF-gefördertes IAP-Projekt zum Thema „Food and Nutrition Security and Agriculture“.

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2.5

Exzellenz in ihrer Vielfalt fördern

Die Grundlage aller Aktivitäten der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina ist der unschätzbare Sachverstand herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sie als Mitglieder gewonnen hat und die sie mit Preisen auszeichnet. Mitgliedschaft Die Leopoldina wählt nationale wie internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu ihren Mitgliedern, die sich durch bedeutende wissenschaftliche Leistungen auszeichnen. Sie sind Wegbereiter ihrer Disziplinen, die für die Arbeit der Leopoldina einen unschätzbaren Wert bedeuten. Dementsprechend gehören zahlreiche Mitglieder der Leopoldina zu dem Kreis von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die durch bedeutende nationale und internationale Preise und Ehrungen ausgezeichnet werden. Im Jahr 2015 gehörten dazu u.a. die folgenden Mitglieder: •

Der japanische Pharmakologe und Chemiker Satoshi Ōmura ML wurde mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin geehrt. Der Wissenschaftler wurde gemeinsam mit William C. Campbell (USA) für die Erforschung neuer Therapien gegen Infektionen, die durch Spul- und Fadenwürmer verursacht werden, ausgezeichnet. Die beiden Wissenschaftler erhielten eine Hälfte des Preises. Die zweite Hälfte ging an die chinesische Pharmakologin Youyou Tu für ihre Entdeckung des Anti-Malaria-Medikamentes Artemisinin.



Der Mathematiker Gerd Faltings ML, Professor an der Universität Bonn, ist mit dem Shaw Prize in Mathematical Sciences 2015 ausgezeichnet worden. Er erhielt die Ehrung gemeinsam mit seinem Kollegen Henryk Iwaniec (Rutgers University, USA) für ihre Beiträge zur Zahlentheorie. Die mit einem Preisgeld von einer Million US-Dollar dotierte Auszeichnung wurde ihnen im September 2015 in Hongkong überreicht.



Der Neurowissenschaftler Karl Deisseroth ML, Professor an der Stanford University, hat den Breakthrough Prize in life sciences 2016 erhalten. Er wurde für seine Beiträge zur Optogenetik ausgezeichnet. Ebenso wurde der Molekularbiologe und Paläogenetiker Svante Pääbo ML, Direktor am Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig, mit dem Breakthrough Prize in life sciences 2016 geehrt. Er wurde damit für seine Forschungen zur Sequenzierung alter DNA und alter Genome ausgezeichnet. Der Preis ist mit drei Millionen USDollar dotiert und wurde den Leopoldina-Mitgliedern im November 2015 in Mountain View in Kalifornien überreicht.



Der Pharmakologe Johannes-Peter Stasch ML, Chief Scientist von Bayer HealthCare und Honorarprofessor für Arzneimittelforschung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, hat den Deutschen Zukunftspreis 2015 erhalten. Er wurde gemeinsam mit Professor Ardeschir Ghofrani von der Justus-Liebig-Universität Gießen und Dr. Reiner Frey von der Bayer Pharma AG Wuppertal für die Entwicklung einer neuartigen Therapie bei Lungenhochdruck geehrt. Die Auszeichnung wurde im Dezember 2015 von Bundespräsident Joachim Gauck überreicht.



Der Jurist und Rechtshistoriker Michael Stolleis ML, emeritierter Direktor am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt, ist in den Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste aufgenommen worden. Die Auszeichnung wurde ihm im Mai 2015 in Berlin verliehen. Mit Michael Stolleis wurde auch der Berliner Kunsthistoriker Horst Bredekamp ML in den Orden aufgenommen. 22

Die Anzahl der Mitglieder im Jahr 2015 aus Deutschland und weltweit finden sich ebenso in den beiden folgenden Tabellen 2.5.1 und 2.5.2 wieder wie die Zahl der im Berichtszeitraum zugewählten Mitglieder und der entsprechende Anteil an Wissenschaftlerinnen. Zudem sind die Vergleichszahlen aus dem Jahr 2014 dargestellt. Tab. 2.5.1

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Anzahl der Mitglieder 2015 (einschließlich Vergleichszahlen aus 2014)

Jahr

Gesamt

Deutschland

Weltweit

2015

1546

1023

523

2014

davon 175 Wissenschaftlerinnen 11,3 % 1536

113 11 % 1021

62 11,8 % 515

davon 161 Wissenschaftlerinnen 10,5 %

105 10,3 %

56 10,9 %

(Stand 31.12.2015)

(Stand 26.01.2015)

Tab. 2.5.2

Jahr

Zuwahl von Mitgliedern 2015 (einschließlich Vergleichszahlen aus 2014)

Deutschland

Weltweit

2015

Zuwahlen 2015 45

27

18

2014

davon 15 Wissenschaftlerinnen 33,3 % 48

9 33,3 % 28

6 33,3 % 20

davon 16 Wissenschaftlerinnen 33,3 %

7 25 %

9 45 %

(Stand 31.12.2015)

(Stand 26.01.2015)

Die Leopoldina ist bestrebt, den Anteil von Wissenschaftlerinnen kontinuierlich zu erhöhen. Besonders seit 2007 ist mit durchschnittlich 20 % und in 2015 mit 33 % ein deutlicher Anstieg zugewählter Frauen zu verzeichnen. Das mit 12 Personen besetzte Präsidium zählt zwei Frauen, die beide zugleich als Vizepräsidentinnen Mitglieder des Vorstands der Leopoldina sind. Die Geschäftsstelle der Leopoldina wird von der Generalsekretärin geleitet. Arbeitsgruppen und wissenschaftliche Kommissionen Zur Erarbeitung von Stellungnahmen und Empfehlungen setzt die Leopoldina Arbeitsgruppen ein. Die Stellungnahmen werden von unabhängigen Expertinnen und Experten verfasst und anschließend der Politik und der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Leopoldina ist in der Berufung von Wissenschaftlern für die Arbeitsgruppen frei und unabhängig und besetzt diese interdisziplinär. Im Jahr 2015 waren 21 Arbeitsgruppen aktiv, von denen die Leopoldina 15 federführend betreute. Der Frauenanteil in allen Arbeitsgruppen stieg im Vergleich zu 2014 um 3 % auf insgesamt 16 %. Zudem werden durch Wissenschaftliche Kommissionen Themen für die Politik- und Gesellschaftsberatung vorbereitet. Aufgabe der Kommissionen ist es, in ihrem jeweiligen Bereich die 3

Die Mitgliedschaft in der Leopoldina ist lebenslang. Die Anzahl von Mitgliedern der Leopoldina unter 75 Jahren soll 1000 nicht überschreiten. Wenn ein Mitglied die Altersgrenze erreicht, wird in seiner Klasse ein Platz für die Zuwahl frei. Auf dieses Zuwahlpotential werden zugewählte Wissenschaftlerinnen nicht angerechnet.

23

wissenschaftlichen Diskussionen zu verfolgen, zukünftig wichtige Themen zu eruieren und zu erörtern sowie Aktivitäten für die Politikberatung anzuregen. Bei den acht Wissenschaftlichen Kommissionen lag der Anteil der Frauen 2015 bei 18 %. Bei der Vorbereitung aller Aktivitäten der Politik- und Gesellschaftsberatung - bei Arbeitsgruppen, wissenschaftlichen Kommissionen, bei der Benennung von Gutachterinnen oder bei Veranstaltungen - wird besonders darauf geachtet, den Anteil von Frauen zu erhöhen. Preise und Auszeichnungen der Leopoldina Besondere wissenschaftliche Leistungen ehrt die Leopoldina mit Medaillen, Preisen und der Ehrenmitgliedschaft. Auf der Jahresversammlung 2015 wurden die folgenden Auszeichnungen verliehen: •

Cothenius-Medaille für ein herausragendes wissenschaftliches Lebenswerk o Prof. Dr. Herbert Gleiter ML, Karlsruhe (Physik) o Prof. Dr. Otto Ludwig Lange ML, Würzburg (Biologie)



Carus-Medaille für bedeutende wissenschaftliche Entdeckungen oder Forschungsleistungen auf einem in der Leopoldina vertretenen Gebiet o Prof. Dr. Emmanuelle Charpentier ML, Braunschweig/Berlin (Biologie) o Prof. Dr. Hans Jakob Wörner, Zürich (Physikalische Chemie)



Schleiden-Medaille für hervorragende Erkenntnisse auf dem Gebiet der Zellbiologie o Prof. Dr. Johannes Buchner ML, München (Biologie)



Mendel-Medaille für hervorragende Pionierleistungen auf dem Gebiete der allgemeinen Biologie o Prof. Dr. Detlef Weigel ML, Tübingen (Molekularbiologie)



Leopoldina-Preis für junge Wissenschaftler, die auf einem in der Leopoldina vertretenen Gebiet eine hervorragende Forschungsleistung aufweisen und das dreißigste Lebensjahr noch nicht überschritten haben o Dr. Pascal Beese-Vasbender, Düsseldorf (Chemie) o Dr. Bart Kranstauber, Konstanz (Biologie)



Thieme-Preis der Leopoldina für Medizin für junge Wissenschaftler, die wesentliche neue Erkenntnisse zur Ätiologie, Pathogenese, Therapie und Prävention menschlicher Erkrankungen gewonnen haben o Prof. Dr. Sonja Schrepfer, Hamburg (Immunologie)



Georg Uschmann-Preis für Wissenschaftsgeschichte für eine Dissertation aus den Gebieten der Wissenschafts- oder Medizingeschichte o Dr. Nils Güttler, Zürich

Nachwuchs für die Wissenschaft Die Unterstützung des wissenschaftlichen Nachwuchses war von Anfang an ein wesentliches Element verschiedener Leopoldina-Initiativen. Neben der Unterstützung der Jungen Akademie (siehe Anhang 3) und der Global Young Academy verkörpert das Leopoldina-Förderprogramm seit 1991 einen wichtigen Bestandteil in der Nachwuchsförderung der Akademie. Als Exzellenz-Programm für die

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Qualifikation der kommenden Generation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Forschung und Lehre in Deutschland werden ausgewählte und häufig sehr junge Personen individuell gefördert. Mit den Aufenthalten an den fachspezifisch renommiertesten Forschungsstätten im Ausland wird in ihrem Werdegang der Grundstein für die weitere Spezialisierung und Profilierung als herausragende Nachwuchswissenschaftler gelegt. Mehr als 340 Forscherinnen und Forscher wurden mit dieser Zielsetzung unterstützt, seit im Jahr 1997 die Postdoc-Förderung begonnen wurde. Unter Berücksichtigung des Vorläuferprogrammes, wurden inzwischen annähernd 460 Personen durch die Leopoldina gefördert. Mit dem verfügbaren Etat wurden im Jahr 2015 durchschnittlich 32 Personen pro Monat gefördert. Die Bewilligungsquote betrug 16 %. 15 Personen begannen im Jahr 2015 ihre Projektarbeit mit Leopoldina-Förderung, in der Regel mit einer Bewilligung für einen Zeitraum von zwei Jahren. Vier weitere positiv beschiedene Anträge sollen im Folgejahr gefördert werden. Die USA und Kanada bildeten mit einer Förderquote von 56 % nach wie vor das Hauptziel für Postdoc-Projekte. Die europäischen Staaten konnten einen Zuwachs auf 40 % verzeichnen. Anteilig wird die Förderung zu rund 90 % an Naturwissenschaftler aller Bereiche und zu etwa 10 % an klinisch tätige und forschende Mediziner vergeben. Die Zahl ehemaliger Stipendiaten des Leopoldina-Förderprogramms, die eigene Professuren eingerichtet und Juniorprofessuren besetzt haben, wächst permanent. Auch im Ausland bleiben Einzelne als Associate und Assistant Professors oder Lecturer tätig. Die Qualifikation als Privat- und Hochschuldozenten (mit Habilitation) ist zugunsten der Juniorprofessuren rückläufig, bei einigen Fächern aber noch durchaus üblich. Deutlich zugenommen hat die Zahl derer, die als Nachwuchsgruppenleiter in den Universitäten und Forschungseinrichtungen beschäftigt sind. Das Hauptziel des Förderprogramms, junge Wissenschaftler zu fördern und erfolgreich als neue Generation von Akademikern weiter zu qualifizieren, wird damit zunehmend sichtbar.

2. Rahmenbedingungen Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz hat mit Beschluss vom 18. Februar 2008 der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina e.V. die Aufgaben einer Nationalen Akademie übertragen. Die Leopoldina erhält im Rahmen der 80:20-Finanzierung durch Bund und Sitzland Sachsen-Anhalt eine Grundfinanzierung. Im Jahr 2015 stellten beide Zuwendungsgeber zusammen der Leopoldina 9,470 Mio. Euro zur Verfügung. Ausgehend von der Darstellung der Grundfinanzierung sowie der Entwicklung der Drittmittel sollen im Anschluss anhand ausgewählter Beispiele die flexiblen Rahmenbedingungen beleuchtet werden.

3.1

Darstellung der Finanzierung

Während in den ersten Jahren nach Ernennung der Leopoldina zur Nationalen Akademie der Wissenschaften die finanziellen Zuwendungen stark anstiegen, um den anfallenden neuen Aufgaben gerecht zu werden, befindet sich die Leopoldina seit 2012 in einer Phase der Konsolidierung. Die institutionelle Förderung durch den Bund und durch das Land Sachsen-Anhalt stieg in den Jahren 2013 bis 2015 entsprechend der mittelfristigen Finanzplanung um ca. 3,93 % an (siehe Abb. 3.1.1). Zu den wesentlichen Investitionen zählte 2015 der Ausbau des neuen Studienzentrums in der EmilAbderhalden-Straße mit ca. 350.000 Euro. Der ehemalige Vortragssaal im 1. Obergeschoss wurde zu einem multifunktionalen Kabinett mit den wechselnden Funktionen Lesesaal und 25

Veranstaltungsraum umgestaltet. Für diesen Wechsel wurden 13 mobile Arbeitsplätze geschaffen, so dass der Wechsel in einen Veranstaltungsraum leicht möglich ist. Im Erdgeschoss wurde das Foyer großzügiger gestaltet, damit hier bereits die Möglichkeit der Information stattfinden kann. Im zentralen Bereich wurden die bestehenden Sanitäreinrichtungen umorganisiert, damit ein zusätzliches, behinderten-gerechtes WC Platz findet. Die Garderobe wurde zudem mit Schließfächern ausgestattet, die für die Bibliotheksnutzer zur Aufbewahrung von Taschen, Kleidung bis hin zu kleinerem Reisegepäck dienen. Im Dachgeschoss zogen Anfang 2016 die Mitarbeiter des Studienzentrums ein. Seit einigen Jahren arbeitet die Akademie daran, eine einheitliche xRM Softwarelösung im Kontaktemanagement zu implementieren. Der Start und die Umsetzung erfolgten nun im Jahr 2015, der Entwicklungsprozess gestaltete sich jedoch schwieriger als geplant, wodurch sich Verzögerungen in der Umsetzung ergaben. Deshalb wurden nur Mittel in Höhe von ca. 118.000 Euro im Haushaltjahr 2015 ausgegeben. Grundlage für die Installation war jedoch die Aufrüstung der Server- und Netzwerklandschaft sowie der zwingende Einkauf neuer Microsoft-Lizenzen außerhalb des Lehreund Forschungsvertrages von Microsoft, hier entstanden Ausgaben in Höhe von ca. 210.000 Euro. Abb. 3.1.1

Entwicklung der institutionellen Förderung (ohne Junge Akademie)

10000,0

9112,0

9135,0

9470,0

Institutionelle Förderung in TEUR

8000,0

6000,0

Gesamt Bund Sachsen-Anhalt

4000,0

2000,0

0,0

2013

2014

2015

Eine solide institutionelle Förderung ist Grundvoraussetzung für die Wahrnehmung der Aufgaben als Nationale Akademie der Wissenschaften. Neben der institutionellen Förderung bemüht sich die Leopoldina zusätzlich um die Einwerbung von Drittelmitteln (siehe Tabelle 3.1.2). Für das im Haushaltsjahr 2014 genehmigte Langzeitvorhaben im Rahmen des Akademienprogramms wurden 2015 Sondermittel in Höhe von 341,5 TEUR zur Verfügung gestellt.

26

Tab. 3.1.2

Übersicht bzgl. der Drittmittel in TEUR im Zeitraum von 2012 bis 2015 (ohne Junge Akademie)

Drittmittel Bund Akademienunion Sonstige Einnahmen (z.B. Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, CommerzbankStiftung, Jacobs-Stiftung, Leopoldina Akademie Freundeskreis e.V.)

3.2

2013 425,1 320,8 855,9

2014 462,4 330,6 672,9

2015 295,0 341,5 675,7

Flexible Rahmenbedingungen

Die Leopoldina begrüßt nachdrücklich die weitreichende Flexibilisierung der haushaltsrechtlichen Rahmenbedingungen, die seit 2013 mit dem Wissenschaftsfreiheitsgesetz auch für die Leopoldina geschaffen wurden. Die besondere gesetzliche Ermächtigung ermöglicht eine effiziente Haushaltsführung im Interesse der Aufgabenerfüllung. Gleichzeitig wird das autonome und eigenverantwortliche Handeln gestärkt. Flexibilisierung der Mittelverfügbarkeit Durch die Einbeziehung in den Anwendungsbereich des Wissenschaftsfreiheitsgesetzes war es der Leopoldina möglich, institutionelle Zuwendungen in Höhe von ca. 6,1 % in das Haushaltsjahr 2016 als Selbstbewirtschaftungsmittel zu übertragen (siehe Tabelle 3.2.1). Von dem Instrument der erweiterten Deckungsfähigkeit musste im Haushaltsjahr 2015 im aus der Tabelle 3.2.2 ersichtlichen Umfang Gebrauch gemacht werden. Tabelle 3.2.1 Selbstbewirtschaftung

2013

2014

2015

Betrieb Invest Gesamt Betrieb Invest Gesamt Betrieb Invest Gesamt

in TEUR 400 150 550 1000 0 1000 577 0 577

Tabelle 3.2.2 Deckungsfähigkeit in % 4,4 1,6 6,0 10,9 0 10,9 6,1 0 6,1

2013 2014 2015

Betriebsmittel > Investitionsmittel > Investitionsausgaben Betriebsausgaben in in TEUR TEUR 18 0 198 0 611 0

Indem Haushaltsmittel für deckungsfähig und überjährig erklärt werden können, konnte der Handlungsspielraum adäquat erweitert werden. Anhand von Beispielen sollen die Flexibilisierungsmaßnahmen erläutert werden. •

Übertragbarkeit von Ausgaben • Tätigkeit der Wissenschaftlichen Kommissionen und Arbeitsgruppen Die Tätigkeit der Wissenschaftlichen Kommissionen und Arbeitsgruppen der Leopoldina orientiert sich nicht an den zeitlichen Grenzen eines Haushaltsjahres. Wissenschaft in ihrer Dynamik macht es erforderlich, mitunter kurzfristige Entscheidungen zu treffen, die bei der Aufstellung des Wirtschaftsplans noch nicht berücksichtigt werden konnten. Zum Ende des Haushaltsjahres 2014 hatten insgesamt neunzehn Arbeitsgruppen ihre Arbeit noch nicht

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abgeschlossen. Aus diesem Grund werden im Wirtschaftsplan vorgesehene Mittel in Höhe von 250 TEUR in das Haushaltjahr 2016 übertragen, um somit die Erarbeitung der Stellungnahmen abschließen zu können. Das ist eine für die Arbeit der Nationalen Akademie der Wissenschaften überaus wichtige Flexibilisierungsmöglichkeit, die durch das Wissenschaftsfreiheitsgesetz eröffnet worden ist. • Hardwareumstellung/ -optimierung Für die Jahreswende 2015/2016 war in der Akademie geplant, eine einheitliche Hardwarelandschaft mit einem Volumen von ca. 220.000 Euro aufzubauen. Die Umsetzung wurde um ein ¾ Jahr verschoben, so dass ein Teil von ca. 120.000 Euro in diesem Jahr verausgabt wird und die Einsparungen von 100.000 Euro den Arbeitsgruppen für die Gewährleistung ihrer Arbeit im Haushaltsjahr 2016 zur Verfügung gestellt werden können. • Software/ Programme Für die Arbeit der Akademie ist die Implementierung eines Kontaktemanagements unerlässlich. Hierfür eingeplante Mittel in Höhe von 97 TEUR konnten in das Haushaltjahr 2016 übertragen werden. Personalwesen Mit ihrer Ernennung zur Nationalen Akademie der Wissenschaften stieg die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kontinuierlich an. Obwohl das Wissenschaftsfreiheitsgesetz einen verbindlichen Stellenplan nicht mehr vorsieht, gilt dieser als Orientierungsgröße für eine verantwortungsbewusste Personal- und somit auch Haushaltsplanung. Aktuell stehen 78,15 Stellen im Stellenplan zum Abschluss unbefristeter Arbeitsverträge für die Leopoldina zur Verfügung. Es gibt keine privat finanzierten Vergütungsanteile. Tab. 3.2.3

Entwicklung des Personalbestandes (ohne Junge Akademie)

Besoldung/Entgeltgruppe

Stellenplan

Istbesetzung 31.12.2014

Istbesetzung 31.12.2015

W-Stellen B-Stellen EG 13 – 15 EG 9 – 12 EG 5 – 8 EG 2 – 4 StudHK/Aushilfe Azubis Summe (ohne StudHK/Aushilfen)

1 3 30 27,5 14,65 2

1 3 24 23,67 13,4 2 12 1

1 3 27 23,79 14,22 2 16 2

78,15

67,07

71,01

Zum 31.12.2014 waren 54 % der Stellen an der Leopoldina mit Frauen besetzt; zum Stichtag 31.12.2015 konnte diese Quote auf 58 % gesteigert werden. Eine Repräsentanz von unter 50 % liegt alleinig in dem Bereich der Entgeltgruppe 13-15 vor; hier ist lediglich jede dritte Stelle von einer Frau besetzt. In dem Bereich der Entgeltgruppe 2-4 ist der Frauen-/Männeranteil ausgewogen. In den übrigen Entgeltgruppen ist die Förderung des männlichen Anteils im Blick zu behalten. Die Abbildung 3.2.4 zeigt die Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den jeweiligen Vergütungsgruppen als

28

Säulendiagramm; zudem weist Tabelle 3.2.5 nochmals die Anzahl und den prozentualen Anteil der Mitarbeiterinnen pro Eingruppierungsstufe aus.

Anzahl der Personen

Abb. 3.2.4

Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pro Eingruppierungsstufe (ohne Junge Akademie)

16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0

Männlich Weiblich

Besoldung / Entgeltgruppe TVöD

Tab. 3.2.5

Anzahl und prozentualer Anteil der Mitarbeiterinnen pro Eingruppierungsstufe (ohne Junge Akademie)

Stellen Vergütung W-Stellen B-Stellen EG 13-15 EG 9-12 EG 5-8 EG 2-4 Summe Azubi

1 3 30 27,5 14,65 2 78,15

davon mit Frauen (in Zeitanteilen) besetzt per 31.12.2014 per 31.12.2015 0 0 2 2 9 11 20,67 20,79 9,4 10,22 1 1 42,07 45,01 1 2

Anteil der besetzten Stellen in % zum 31.12.2014 zum 31.12.2015 0,0 0,0 66,7 66,7 30,0 36,7 75,2 75,6 64,2 69,8 50,0 50,0 53,8 57,6

Beteiligungen Die Leopoldina ist seit dem Gründungsjahr 2014 als Gesellschafterin am Haus der Zukunft gGmbH in Berlin mit einem Geschäftsanteil in Höhe von 250,00 Euro beteiligt. Die Gesellschaft verfolgt ausschließlich gemeinnützige Zwecke durch die Förderung der Bildung, Wissenschaft und Forschung. Gegenstand der Gesellschaft ist es, das Haus der Zukunft als einen Ort der Präsentation und des Dialoges zu Wissenschaft, Forschung und Entwicklung zu betreiben. Mit Ausstellungen und Veranstaltungen sollen zukunftsorientierte wissenschaftliche und technische Entwicklungen sichtbar

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gemacht und zur Diskussion gestellt werden. Die gemeinnützige Gesellschaft dient zugleich der Information über den Wissenschafts- und Innovationsstandort Deutschland und über die Träger von Wissenschaft und Forschung. Hauptgesellschafter der Haus der Zukunft gGmbH ist der Bund, weitere Gesellschafter entstammen den deutschen Wissenschafts- und Forschungsorganisationen sowie der Wirtschaft.

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Anhang 1

Die interne Organisation der Akademie

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina wird durch ein Präsidium geleitet. Es trifft sich in der Regel einmal im Monat und bereitet alle wichtigen Entscheidungen der Akademie vor. Alle Aspekte der Geschäftsführung werden gemäß der Satzung, der Geschäftsordnung des Präsidiums und einer Wahlordnung geregelt. Die Mitglieder des Präsidiums werden vom Senat (siehe unten) gewählt, ihre Amtzeit beträgt fünf Jahre, eine einmalige Wiederwahl ist möglich. Den Vorstand im Sinne des Gesetzes bilden der Präsident und vier Vizepräsidenten. Das Präsidium wird durch die Sekretare der vier Klassen und drei weitere Mitglieder ergänzt. Seit dem 1. März 2010 bekleidet das Amt des Präsidenten Prof. Dr. Jörg Hacker. Er ist der XXVI. Präsident der Leopoldina. Die Mitglieder des Präsidiums sind: Präsident Prof. Dr. Jörg Hacker Vizepräsidenten Prof. Dr. Dr. Gunnar Berg Prof. Dr. Ulla Bonas (seit September 2015, davor Prof. Dr. Bärbel Friedrich) Prof. Dr. Martin J. Lohse Prof. Dr. Ursula M. Staudinger Sekretare Klasse I: Mathematik, Natur- und Technikwissenschaften Prof. Dr. Sigmar Wittig Klasse II: Lebenswissenschaften Prof. Dr. Peter Propping † Klasse III: Medizin Prof. Dr. Hans-Peter Zenner Klasse IV: Geistes-, Sozial- und Verhaltenswissenschaften Prof. Dr. Frank Rösler Präsidiumsmitglieder Prof. Dr. Thomas Lengauer (seit September 2015, davor Prof. Dr. Helmut Schwarz) Prof. Dr. Georg Stingl Prof. Dr. Martin Quack Die Generalsekretärin, Prof. Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug, ist in Unterstützung des Präsidiums für die Führung der Geschäfte der Leopoldina zuständig. Klassen und Sektionen bilden das wissenschaftliche Arbeitsgerüst der Leopoldina. Alle Akademiemitglieder sind entsprechend ihres Forschungsgebietes in 27 Fachsektionen organisiert, die wiederum vier Klassen zugeordnet sind. Dieser Zusammenschluss zu Klassen, eingeführt im Jahr 2009, fördert die interdisziplinäre Diskussion und die Mitwirkung der Mitglieder an den Arbeitsaufgaben der Akademie.

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Dem Senat der Leopoldina, der die Belange der Mitglieder vor dem Präsidium vertritt und das Präsidium berät, gehören derzeit 39 Personen an. Unter ihnen sind 27 gewählte Mitglieder (Obleute), die jeweils eine der Sektionen der Leopoldina repräsentieren. Hinzu kommt je ein gewählter Vertreter der Mitglieder aus Österreich und der Schweiz (Adjunkten). Neben den von den Sektionen und Adjunktenkreisen gewählten Leopoldina-Senatoren kann sich der Senat satzungsgemäß um bis zu zehn Personen erweitern, die nicht Mitglied der Leopoldina sein müssen. Von diesen zehn Personen werden fünf ad personam gewählt. Bei ihnen handelt es sich um Persönlichkeiten, die Forschungsorganisationen bzw. andere wissenschaftliche Einrichtungen in leitenden Stellungen vertreten, bei fünf weiteren handelt es sich ex officio um die Präsidenten deutscher Wissenschaftsorganisationen (Deutsche Forschungsgemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft, Hochschulrektorenkonferenz, Alexander-von-Humboldt-Stiftung, Union der deutschen Akademien der Wissenschaften). Die Amtszeit der gewählten Senatoren beträgt vier Jahre, eine einmalige Wiederwahl ist möglich. Der Senat tritt in der Regel einmal im Jahr zusammen. Er wählt satzungsgemäß die Mitglieder des Präsidiums und die Ehrenmitglieder, prüft den Rechenschaftsbericht des Präsidiums und beschließt dessen Entlastung, wählt Kassenprüfer und entscheidet über den Ausschluss eines Mitglieds. Er beschließt über die Wahlordnung der Mitglieder, der Obleute und der Adjunkten, der Senatoren und ihrer Stellvertreter, des Präsidiums sowie über die Strukturordnung für die Sektionen und Adjunktenkreise.

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Anhang 2

Liste der Publikationen im Jahr 2015

Nova Acta Leopoldina, Neue Folge Bd. 119, Nr. 402 Erbfehler und Erbkrankheiten – „Erbsünden“ ohne Sündenfall? Gemeinsames Symposium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften am 21. und 22. März 2013 in Wien Herausgegeben von Gottfried BREM (Wien) (2015, 180 Seiten, 32 Abbildungen, 14 Tabellen, 22,95 Euro, ISBN: 978-3-8047-3414-2) Bd. 121, Nr. 407 Die Bedeutung von Bildung in einer Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft. Welchen Bildungsauftrag hat die Universität? Symposium veranstaltet von der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg und der VolkswagenStiftung am 19. Mai 2015 im Tagungszentrum Schloss Herrenhausen, Hannover Herausgegeben von Marita HILLMER und Katharina AL-SHAMERY (Oldenburg) (2015, 132 Seiten, 22 Abbildungen, 21,95 Euro, ISBN: 978-3-8047-3513-2) Bd. 121, Nr. 408 Deglacial Changes in Ocean Dynamics and Atmospheric CO2 Modern, Glacial, and Deglacial Carbon Transfer between Ocean, Atmosphere, and Land Leopoldina-Symposium vom 18. bis 21. März 2015 in Halle/Saale Herausgegeben von Michael SARNTHEIN (Kiel) und Gerald H. HAUG (Zürich) in Zusammenarbeit mit Edouard BARD (Aix-en-Provence), Hubertus FISCHER (Bern), Tatiana ILYINA (Hamburg) und Michael SCHULZ (Bremen) (2015, 352 Seiten, 116 Abbildungen, 2 Tabellen, 26,95 Euro, ISBN: 978-3-8047-3433-3) Bd. 122, Nr. 410 Wahrnehmen und Steuern. Sensorsysteme in Biologie und Technik Vorträge anlässlich der Jahresversammlung vom 19. bis 21. September 2014 in Rostock Herausgegeben von Jörg HACKER (Halle/Saale), Rudolf F. GUTHOFF (Rostock), Gottfried SCHMALZ (Regensburg) und Eberhart ZRENNER (Tübingen) (2015, 283 Seiten, 131 Abbildungen, 3 Tabellen, 29, 95 Euro, ISBN: 978-3-8047-3447-0) Supplementum Nr. 31 Gedenkfeier für Joachim-Hermann Scharf der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften und der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig am 7. November 2014 in Leipzig Herausgegeben von Jörg HACKER (Halle/Saale, Berlin) und Elmar PESCHKE (Halle/Saale) (2015, 32 Seiten, 17 Abbildungen, 6,00 Euro, ISBN: 978-3-8047-3413-5) Acta Historica Leopoldina Nr. 67 Welt-Anschauungen. Interdisziplinäre Perspektiven auf die Ordnungen des Globalen Herausgegeben von Olaf BREIDENBACH (†), Andreas CHRISTOPH (Jena) und Rainer GODEL (Halle/Saale) (2015, 154 Seiten, 33 Abbildungen, 20,95 Euro, ISBN: 978-3-8047-3449-4)

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Jahrbuch der Akademie Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina Nationale Akademie der Wissenschaften Jahrbuch 2014 Leopoldina (Reihe 3), Jahrgang 60 Herausgegeben von Jörg HACKER (Halle/Saale, Berlin) (2015, 524 Seiten, 156 Abbildungen, 30,00 Euro, ISBN: 978-3-8047-3450-0) Sonderschriften Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina Neugewählte Mitglieder 2014 (2015, 54 Seiten, 48 Abbildungen) Leopoldina aktuell/Leopoldina news 1/2015: 9. Februar 2/2015: 2. April 3/2015: 8. Juni 4/2015: 5. August 5/2015: 8. Oktober 6/2015: 30. November Nationale Stellungnahmen und andere Veröffentlichungen zur wissenschaftsbasierten Beratung von Politik und Öffentlichkeit Diskussionspapier Die Synthetische Biologie in der öffentlichen Meinungsbildung. Überlegungen im Kontext der wissenschaftsbasierten Beratung von Politik und Öffentlichkeit Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Institut für Demoskopie Allensbach Stellungnahme Palliativversorgung in Deutschland. Perspektiven für Praxis und Forschung Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Union der deutschen Akademien der Wissenschaften Analyse Wechselwirkungen im Energiesystem. Mechanismen – Interaktionen – Beispiele (Schriftenreihe Energiesysteme der Zukunft) Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Union der deutschen Akademien der Wissenschaften Diskussionspapier Freiheit und Verantwortung der Wissenschaft: Rechtfertigen die Erfolgschancen von Forschung ihre potentiellen Risiken? Dokumentation des Symposiums der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Deutschen Ethikrates am 3. November 2014 in Halle/Saale Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina Diskussionspapier Transplantationsmedizin und Organallokation in Deutschland. Probleme und Perspektiven Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina

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Stellungnahme Die Energiewende europäisch integrieren. Neue Gestaltungsmöglichkeiten für die gemeinsame Energie- und Klimapolitik Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Union der deutschen Akademien der Wissenschaften Ad hoc-Stellungnahme Akademien nehmen Stellung zu Fortschritten der molekularen Züchtung und zum erwogenen nationalen Anbauverbot gentechnisch veränderter Pflanzen Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Union der deutschen Akademien der Wissenschaften Diskussionspapier Sprache der Wissenschaft – Sprache der Politikberatung. Vermittlungsprozesse zwischen Wissenschaft und Politik Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina Analyse Priorisierung der Ziele. Zur Lösung des Konflikts zwischen Zielen und Maßnahmen der Energiewende (Schriftenreihe Energiesysteme der Zukunft) Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Union der deutschen Akademien der Wissenschaften Bericht Staatsschulden. Ursachen, Wirkungen und Grenzen Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Union der deutschen Akademien der Wissenschaften Stellungnahme Medizinische Versorgung im Alter – Welche Evidenz brauchen wir? Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Union der deutschen Akademien der Technikwissenschaften Stellungnahme Chancen und Grenzen des genome editing Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Deutsche Forschungsgemeinschaft, acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Union der deutschen Akademien der Wissenschaften Ad hoc-Stellungnahme Zur Gesundheitsversorgung von Asylsuchenden Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Union der deutschen Akademien der Wissenschaften Analyse Aspekte der Energiewende aus sozialwissenschaftlicher Sicht (Schriftenreihe Energiesysteme der Zukunft) Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Union der deutschen Akademien der Wissenschaften Ad hoc-Stellungnahme The Co-Benefits of Actions on Climate Change and Public Health Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina

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Stellungnahme Flexibilitätskonzepte für die Stromversorgung 2050. Stabilität im Zeitalter der erneuerbaren Energien Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Union der deutschen Akademien der Wissenschaften Stellungnahme Mit Energieszenarien gut beraten. Anforderungen an wissenschaftliche Politikberatung Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Union der deutschen Akademien der Wissenschaften Internationale Stellungnahmen (Ko-Autorschaft der Leopoldina) Joint Statement Energy Transition in France and Germany Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Académie des Sciences, Académie des Technologies G7 Academies’ Statement Tropenkrankheiten)

Neglected

Tropical

Diseases

(dt.

Fassung:

Vernachlässigte

G7 Academies’ Statement Infectious Diseases and Antimicrobial Resistence: Threats and Necessary Actions (dt. Fassung: Infektionskrankheiten und antimikrobielle Resistenz: Risiken und erforderliche Maßnahmen) G7 Academies’ Statement Future of the Ocean: Impact of Human Activities on Marine Systems (dt. Fassung: Die Zukunft der Ozeane: Der Einfluss menschlicher Aktivität auf Meeressysteme) EASAC Policy Report Ecosystem Services, Agriculture and Neonicotinoids EASAC Report Summary Marine Sustainability in an Age of Changing Oceans and Seas EASAC Statement New Breeding Techniques EASAC Policy Report Gain of Function: Experimental Applications Relating to Potentially Pandemic Pathogens EASAC Statement Facing Critical Decisions on Climate Change in 2015 EASAC Statement Circular Economy: A Commentary from the Perspectives of the Natural and Social Sciences

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Anhang 3

Die Junge Akademie

Seit ihrer Gründung als weltweit erste Akademie für herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Jahr 2000 eröffnet die Junge Akademie ihren Mitgliedern interdisziplinäre, wissenschaftspolitische und gesellschaftliche Gestaltungsräume. Ihre Aufgabe sieht sie zum einen darin, die Möglichkeiten fächerübergreifenden Arbeitens zu erweitern, indem sie interdisziplinäre Projekte in einem Bottom-up-Ansatz fördert. Zum anderen macht sie durch die Zusammenführung wissenschaftlicher, künstlerischer und gesellschaftlicher Fragestellungen Wissenschaft für weite gesellschaftliche Kreise erlebbar und bringt gesellschaftliche Perspektiven in Forschungsfragen ein. Vor allem in wissenschaftspolitischen Belangen ist sie eine wichtige Stimme der Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler im deutschsprachigen Raum. Die 50 Mitglieder der Jungen Akademie stammen aus den verschiedensten geistes- und naturwissenschaftlichen Fächern sowie aus künstlerischen Disziplinen: Biologie, Chemie bzw. Biochemie (5), Geographie, Geo- und Umweltwissenschaften (3), Geschichte (1), Informatik und Technikwissenschaften (2), Kunst bzw. Kunst- und Theaterwissenschaft (5), Literatur- und Kulturwissenschaften (6), Mathematik (1), Medizin (2), Neurowissenschaften und Psychologie (5), Philosophie (1), Physik (9), Politik- und Medienwissenschaft (2), Rechtswissenschaft (4), Soziologie bzw. Ethnologie (2), Theologie (1) und Wirtschaftswissenschaft (1). Sie weisen eine ausgewogene Geschlechterverteilung auf: 28 Frauen, 23 Männer (darunter ein Künstlerpaar als ein Mitglied). Um die wachsende Gruppe der Ehemaligen verstärkt in die Arbeit der Jungen Akademie einzubinden, findet seit 2014 einmal jährlich ein Mitglieder-Alumni-Abend statt. Im Jahr 2015 trafen sich die Mitglieder außerdem im Rahmen des Frühjahrsplenums zu einem Austausch mit dem Rat der Jungen Akademie. Ziel dieser Begegnungen ist der Auf- und Ausbau eines lebendigen Netzwerks zur Entwicklung gemeinsamer Ideen und zum Einholen von Ratschlägen und Kritik. National wie international steht die Junge Akademie in Kontakt zu zahlreichen Wissenschaftsorganisationen und nimmt insbesondere im Kreis der nationalen Jungen Akademien als weltweit älteste, aktivste und international beratende Akademie eine herausgehobene Stellung und Vorbildfunktion ein. In ihrer interdisziplinären Forschungsarbeit setzte die Junge Akademie 2015 besondere strategische Schwerpunkte in folgenden Themenbereichen: 1) Wissenschaft und Wissenschaftsorganisation (z. B. Gründung der AG Zwei Kulturen der Wissenschaften – zur kritischen Reflexion von Disziplinarität und Interdisziplinarität, Symposium “The Future of Research in the Digital Age”); 2) gesellschaftliche Herausforderungen (z. B. Gründung der AG Big Data, Mitgestaltung eines ZEITForums über Autonomie und Privatsphäre, Konzeption des Filmwettbewerbs “Be a better Being” zur Frage der Selbstoptimierung); 3) kulturelle und sinnliche Grenzerfahrungen (z. B. Tagungen zur unbekannten Zeit sowie zur Popularisierung heiliger Texte und deren normativen Grenzen, experimentelles Projekt “Plätze. Dächer. Leute. Wege: Musiktheater für ein utopisches Bielefeld”). Mit ihren Initiativen an den Schnittstellen von Wissenschaft und Gesellschaft verfolgt die Junge Akademie vor allem das Ziel, ein größeres Publikum für Wissenschaft in ihrer ganzen Breite und

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Komplexität zu interessieren und zu einem lebendigen Dialog einzuladen. So fanden 2015 z. B. besonders großen Anklang das Wissenschaftssimulationsspiel “Peer Review” (mit einem Presseecho von der FAZ bis zum Deutschlandradio) sowie (mit breiter internationaler Resonanz) die gemeinsam mit verschiedenen Jungen Akademien Europas ausgeschriebene und von der Commerzbank-Stiftung mit 50.000,- EUR geförderte Preisfrage “Who Gets Carried Away by Europe?”: In eindrucksvoller gestalterischer Vielfalt zeigen die im Sommer 2015 prämierten Einreichungen die oftmals verstörende Diskrepanz zwischen europäischer Vision und Realität auf. Ein weiteres internationales Projekt, der Fotowettbewerb “Visions and Images of Fascination: Sciences and Humanities Visualised”, mündete 2015 in einen Bildkalender für 2016, der die Faszination für die Wissenschaft in breite gesellschaftliche Kreise tragen soll. Mit etwa 20 Arbeitsgruppen und Projekten und insgesamt über 40 internen und öffentlichen Veranstaltungen entwickelte die Junge Akademie neue Perspektiven auf wissenschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Fragestellungen und erweiterte sie im engen Austausch zwischen den Disziplinen und mit gesellschaftlichen Akteuren. In die wissenschaftspolitische Debatte brachte die Junge Akademie unter anderem eine auf systematischer Datenerfassung beruhende Studie zur Berufungspraxis bei Juniorprofessuren ein (mit einem Presseecho vom Spiegel über ZEIT online bis zur FAZ). Darin zeigt sie weitreichende Unterschiede in der Ausgestaltung dieser Stellenkategorie auf und fordert neben einer Vereinheitlichung der Standards, dass Juniorprofessuren künftig in einem transparenten Wettbewerb vergeben werden, der Hausberufungen grundsätzlich ausschließt. Einen weiteren wissenschaftspolitischen Schwerpunkt setzte die Junge Akademie mit einer Dialogplattform zur Vereinbarkeit von Wissenschaft und Familie, die einerseits der Dokumentation von Missständen diente und andererseits eine breite Diskussion von praktischen Lösungsansätzen ermöglichte. Eine Abschlusspublikation dieses Projekts ist mit einem Grußwort von Bundesbildungsministerin Wanka Anfang 2016 erschienen. Wie in früheren Jahren wurden Vertreter/innen der Jungen Akademie auch 2015 zu zahlreichen wissenschaftspolitischen Workshops, Podiumsdiskussionen und Hintergrundgesprächen eingeladen. Innerhalb des deutschen Wissenschaftssystems engagierten sie sich unter anderem in Kooperationsveranstaltungen mit der Studienstiftung des Deutschen Volkes und in Beratungsgesprächen mit dem Deutschen Hochschulverband sowie auf Veranstaltungen verschiedener Stiftungen, Universitäten und Wissenschaftsorganisationen. International baute die Junge Akademie ihre Kooperationen weiter aus, 2015 weiterhin mit dem besonderen strategischen Ziel, die institutionelle und inhaltliche Zusammenarbeit mit den nationalen Jungen Akademien Europas voranzutreiben. Neben der gemeinsamen Arbeit an der europäischen Preisfrage fanden zu diesem Zweck Netzwerktreffen auf der Ebene der Sprecher/innen und Mitglieder sowie der Geschäftsstellen in Stockholm, Wien und Brüssel statt. Darüber hinaus wurden erstmals bilaterale Kontakte zu Organisationen von Nachwuchswissenschaftler/innen in Portugal und Aserbaidschan geknüpft. Interdisziplinäre Fragestellungen und internationale Herausforderungen standen im Zentrum eines zusammen mit der israelischen Jungen Akademie veranstalteten Symposiums über die Zukunft der Forschung im digitalen Zeitalter.

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Durch die Einbeziehung in den Anwendungsbereich des Wissenschaftsfreiheitsgesetzes war es der Jungen Akademie möglich, institutionelle Zuwendungen in Höhe von ca. 9,3 % in das Haushaltsjahr 2016 als Selbstbewirtschaftungsmittel zu übertragen (siehe Tabelle A.3.1.). Von dem Instrument der erweiterten Deckungsfähigkeit machte die Junge Akdemie keinen Gebrauch. Tabelle A.3.1

2013

2014

2015

Selbstbewirtschaftung

Betrieb Invest Gesamt Betrieb Invest Gesamt Betrieb Invest Gesamt

in TEUR 2 0 2 89 0 89 84 0 84

in % 0,3 0 0,3 11,1 0 11,1 9,3 0 9,3

Für den Personalbestand der Jungen Akademie standen 4,5 Stellen im Stellenplan zum Abschluss unbefristeter Arbeitsverträge zur Verfügung, wovon eine Stelle auf die Entgeltgruppe 15 entfiel, eineinhalb Stellen auf die Entgeltgruppe 13 sowie zwei Stellen auf die Entgeltgruppe 8. Im Vergleich zum Jahr 2014 ergab sich bei der Entwicklung des Personalbestandes somit keine Änderung. Insgesamt lag der Frauenanteil der Beschäftigten bei 77,77 %, wobei diese sich auf alle in der Jungen Akademie bestehenden Entgeltgruppen verteilten. Seit 2011 ist die Leopoldina für die Verwaltung der Jungen Akademie zuständig. Im Jahr 2015 betrug die Grundfinanzierung durch den Bund 900.000 Euro. Sachsen-Anhalt sowie Berlin und Brandenburg gemeinsam leisten jährlich einen gleichbleibenden Beitrag in Höhe von jeweils 50.000 Euro. Neben der Grundfinanzierung ist die Junge Akademie bestrebt, zusätzlich private und öffentliche Drittmittel einzuwerben, welche sich im Jahr 2015 auf ca. 50.000 Euro beliefen. Da die Junge Akademie operativ tätig ist und Projekte – mit jeweils einzeln kalkulierten Budgets – von allen 50 Mitgliedern durchgeführt werden, ist durch die nunmehr mögliche überjährige Verwendung der Mittel eine verbesserte, weil flexible, Planung realisierbar. Dies kommt der Arbeitsweise der Mitglieder zugute und erspart damit eventuelle Budgetkürzungs- und Nachtragsdebatten in den Plenarsitzungen. Aktivitäten im Einzelnen und Übersichten In Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen wurden von Seiten der Jungen Akademie 2015 folgende Konferenzen organisiert: Workshop “Causation from Correlation?” (Ohlstadt, 16.-18. März) Workshop “Schreiben, Lesen, Hören: Rezeption und Autorschaft in Populärkulturen” (AG Populärkultur(en), München, 1.-2. Juni) Tagung “‘To Boldly Go Where No Man Has Gone Before’. Die Faszination des Unbekannten: Zeit” (AG Faszination, Berlin, 9.-11. Juni) Tagung “Popularisierung heiliger Texte und deren normative Grenzen in Judentum, Christentum und Islam” (AG Populärkultur(en), Bern, 30. September-2. Oktober)

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Hinzu kommen die weiter unten aufgeführten internationalen Kooperationsveranstaltungen und projekte. Mit folgenden Projekten und Veranstaltungen wandte sich die Junge Akademie an eine breitere gesellschaftliche Öffentlichkeit: Lichtspiel “Es gibt nur ein Zimmer / There’s only one room / Il n’y a qu’une chambre: Eine Reise mit Mitgliedern der Jungen Akademie” (im Rahmen des Salon Sophie Charlotte der BBAW, Berlin, 24. Januar) Symposium “Stadt-Theater – Theater und Stadt” im Rahmen des experimentellen Projekts “Plätze. Dächer. Leute. Wege: Musiktheater für ein utopisches Bielefeld” (Bielefeld, 24. Januar) Buchpräsentationen und Diskussionen “Vorgestellte Institutionen / Performing Institutions” (Konstanz, 25. Januar – Berlin, 17. Februar – Stuttgart, 18. April) Mitgestaltung des ZEIT Forums Wissenschaft “Big-Data: Das Ende von Autonomie und Privatsphäre?” (Berlin, 5. Mai) Teilnahme an der Tagung „Wissenschaft als Beruf“ der Studienstiftung des Deutschen Volkes (Köln, 7.-9. Mai) Dialogplattform “Wissenschaft und Familie”: blog.diejungeakademie.de (Juni-September) Festveranstaltung mit dem Schwerpunktthema Institutionen (Berlin, 6. Juni) Kunstproduktionen “Die Aufführung” (Mühlheim an der Ruhr, 12./13. Juni) und “Das Dorffest” (Stuttgart, 24. Oktober) Sommerakademie in Kooperation mit der Studienstiftung des Deutschen Volkes (Kloster Roggenburg, 23.-30. August) Werkstatt Junge Akademie: “A-/Symmetrie zwischen Wissenschaft und Kunst: Ein Gespräch über Machtverhältnisse in interdisziplinären Forschungsprojekten” (im Rahmen der Jahresversammlung der Leopoldina, Halle/Saale, 19. September) MOZ-Talk der Märkischen Oderzeitung und Ausstellung im Kleist-Forum zum Thema “Who gets carried away by Europe“ (Frankfurt/Oder, 25. November) Laufendes Projektseminar “Tracking the Traffic: Frauenhandel, Bertha Pappenheim und der Jüdische Frauenbund” (Frankfurt/Main) Die Junge Akademie engagierte sich bei folgenden Veranstaltungen und Gesprächen im Bereich der wissenschafts- und gesellschaftspolitischen Beratung: “Nach den Pakten: Zur Zukunft der Hochschule in Deutschland” (Verband der Historikerinnen und Historiker Deutschlands, München, 8. Januar) “Perspektiven für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler” (DHV-Tag, Mainz, 23./24. März) Beratungsgespräch mit dem Deutschen Hochschulverband (Bonn-Bad Godesberg, 17. April) “Karriere als Hürdenlauf” (Universität Stuttgart, 30. Juni) “Karrierewege in der deutschen Wissenschaft” (Volkswagenstiftung, Hannover, 25./26. September)

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“Der akademische Nachwuchs braucht Perspektiven” (Stiftung Werner-von-Siemens-Ring, Berlin, 2. Oktober) “Forschungskommunikation unter dem Druck der PR” (Volkswagenstiftung, Hannover, 5./6. Oktober) “The (Mis)Measurement of Scientific Quality” (Volkswagenstiftung / Leopoldina, Hannover, 1./2. November) “Forschung – Idee und Wirklichkeit” (Österreichischer Wissenschaftsrat, Wien, 5./6. November) “Forschung und Bildung für das 21. Jahrhundert” (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, 7./8. November) “Alles exzellent? Die Zukunft des Wissenschaftssystems” (Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin, 11. November) Jahrestagung des Zentrums für Wissenschaftsmanagement (Berlin, 2./3. Dezember) Im Bereich der internationalen Zusammenarbeit engagierte sich die Junge Akademie in folgenden Tagungen, Netzwerktreffen und Projekten: Symposium “The Future of Research in the Digital Age” (Jerusalem, 17.-19. Februar; in Kooperation mit der Israel Young Academy) Treffen des Netzwerks europäischer Junger Akademien (Stockholm, 7.-8. Mai und Brüssel, 4.-5. November) Drittes Deutsch-Portugiesisches Forum, u.a. mit den Schwerpunktthemen “Wissenschaft, Forschung und Innovation in Europa” sowie “Zukunft Europa” (Lissabon, 27.-28. Mai) Europäische Preisfrage “Who Gets Carried Away by Europe?” (Preisverleihung: Berlin, 6. Juni; in Kooperation mit den Jungen Akademien Belgiens/Flanderns, Dänemarks, der Niederlande, Polens, Schottlands und Schwedens; gefördert von der Commerzbank-Stiftung) Netzwerktreffen mit Vertreter/innen der Jungen Kurie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Wien, 31. August) Deutsch-japanisches Symposium “Diversity for Academic Excellence: Creating Opportunities for Female and Young Scholars” (Tokio, 4. September; organisiert vom Japanese-German Center Berlin und der Japan Foundation) Internationales Forum Junger Wissenschaftler und Spezialisten der Aserbaidschanischen Akademie der Wissenschaften (Baku, 2.-3. November) Zweites Treffen Junger Akademien weltweit (Stockholm, 16.-18. November) Podiumsdiskussion “Be a Better Being: Introducing a New Format” (Berlin, 12. November; Auftakt des gleichnamigen internationalen Kurzfilmprojekts in Kooperation mit europäischen Jungen Akademien, mit interfilm Berlin, der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf und der filmArche) Publikationen Baumbach, Sibylle (Hg.): Faszination Wissenschaft 2016. Visions and Images of Fascination, Ostfildern: Jan Thorbecke.

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De Praktijk / De Jonge Akademie (Hgg.): Expeditie Moendoes, Amsterdam 2010-13, Übersetzung ins Deutsche (2015) von Benjamin Weise und Caroline Jacobs-Henkel, Berlin / Mainz. Die Junge Akademie (Hg.): Junge Akademie Magazin, Ausgabe 19: Zufall – Wem fällt was zu? und Ausgabe 20: Avantgarde – Zwischen Wirklichkeit und Virtualität, Berlin. Die Junge Akademie (Hg.): Who Gets Carried Away by Europe? Winners of the Prize Question from Europe’s Young Academies, Berlin. Holtfrerich, Carl-Ludwig u.a. (Hgg.): Staatsschulden: Ursachen, Wirkungen und Grenzen, Berlin. Husemann, Pirkko: “Glossary ‘On Institutions’”, Performance Research 20.4 (2015), 127-133. Menke, Cornelis: Peer Review. Ein Wissenschaftssimulationsspiel für 4-6 Spieler, Altenburg: Spielkartenfabrik Altenburg. Mohren, Melanie / Herbordt, Bernhard (Hgg.): Vorgestellte Institutionen / Performing Institutions, Berlin: Alexander Verlag. Schularick, Moritz / Specht, Jule / Baumbach, Sibylle u. a.: Berufungspraxis bei Juniorprofessuren in Deutschland 2005-2013. Studie der AG Wissenschaftspolitik der Jungen Akademie, Berlin.

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