MODS als Standardformat zur Online Pra sentation von Digitalisaten

  Einführung METS/MODS als Standardformat zur Online‐Prä sentation von Digitalisaten Herstellerworkshop, 21.11.2013   Einführung Von der Vision ...
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Einführung

METS/MODS als Standardformat zur Online‐Prä sentation von Digitalisaten Herstellerworkshop, 21.11.2013

 

Einführung Von der Vision des digitalen Lesesaals ist bislang vor allem der elektronische  Findbuchraum realisiert. Archive retrokonvertieren ihre ursprünglich analogen  Findbücher; in den großen Archiven ist dieser Prozess zum Teil bereits sehr weit  fortgeschritten. Die Digitalisierung des Archivguts selbst steht hingegen in den  meisten Archiven noch immer am Anfang. Jedenfalls wenn man auf die Praxis  in der Breite und auf die Digitalisierungsquote schaut. Natürlich gibt es  inzwischen zahlreiche und Projekte, bei denen Archive einzelne Archivalien  oder auch ganze Bestände online ins Netz gestellt haben. Bei vielen dieser  Projekte handelt es sich um „Leuchtturmprojekte“, die quantitativ abgegrenzte  Mengen an Archivgut umfassen, die wegen ihrer besonderen Prominenz (auch  ihrer besonderen ästhetischen Qualität) aus der Masse herausstechen. Bei der  Online‐Stellung dieser Zimelien haben die Archive im Einzelfall erhebliche  technische Aufwände betrieben, um den Nutzerinnen und Nutzern einen  möglichst komfortablen Zugang  zu ermöglichen. Die dazu verwendete  Infrastruktur – Metadatenformate, Präsentationstools usw. – war oftmals von  Archiv zu Archiv sehr unterschiedlich.  Mittlerweile hat sich die Situation ein Stück weit geändert. Neben die  Eigenentwicklungen für den Sonderfall treten standardisierte Verfahren der  Digitalisierung, die auch für größere Mengen von Archivgut geeignet und in  feste Workflows integrierbar sind. Mit der technischen Entwicklung, der 

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Einführung

vergleichsweise günstigen Verfügbarkeit von Speicherplatz, aber auch der  Professionalisierung der Scanprozesse und einer Ausweitung der  Dienstleisterlandschaft  ergibt sich die Notwendigkeit, auch für die  Digitalisierung – ähnlich wie vormals für die Retrokonversion – technische  Standards auf archivfachlicher Grundlage zu entwickeln. Diese Standards sind  nicht nur die Voraussetzung für die effiziente Durchführung von Projekten der  Massendigitalisierung; sie können zugleich – in Kombination mit Systemen der  Langzeitarchivierung – auch die Nachhaltigkeit des Datenzugriffs  sichern.  Folie 1  Im Folgenden möchte ich zunächst kurz darstellen, welche Überlegungen die  Archive in der letzten Zeit angestellt haben, um das Format für Metadaten der  Digitalisierung zu standardisieren und dieses Format auch mit den  Erschließungsdaten, also den Findbüchern, zu verknüpfen (1). Im zweiten Punkt  möchte ich auf den XML‐Standard METS etwas näher eingehen; dieser  Standard ist aus unserer Sicht (aus Sicht der Archive) derzeit am Besten  geeignet, um Digitalisate entlang archivischer Ordnungsprinzipien zu  strukturieren, zu beschreiben und zu präsentieren (2). Ich werde Ihnen neben  dem Standard an sich vor allem die aktuellen Entwicklungen skizzieren, mit  denen auch bei METS ähnlich wie bei EAD eine einheitliche Verwendung im  archivischen Bereich vorbereitet wird. Im dritten und letzten Teil meiner kurzen  Vorstellung werde ich einige wesentlichen Anforderungen (oder wenn sie so  wollen auch Herausforderungen) formulieren, mit denen aus unserer Sicht ein  Anbieter von Archivsoftware oder auch ein Dienstleister auf dem Gebiet der  Digitalisierung konfrontiert ist, wenn er den Archiven Wege zur Anbindung  digitalisierten Archivguts an die in der Regel vorhandenen  Erschließungsinformationen eröffnen will (3). 

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Metadatenformate der Digitalisierung: EAD und METS

Metadatenformate der Digitalisierung: EAD und METS Folie 2  (1) Ich beginne mit dem ersten Punkt, den Überlegungen der Archive zu  Metadatenformaten der Digitalisierung. Bei dem Versuch, für diese Metadaten  standardisierte Formate zu nutzen, sind die Archive (anfangs) durchaus  unterschiedliche Wege gegangen und haben unterschiedliche Strategien  erprobt. Der starke internationale Einfluss von EAD, der zunehmend auch in  Deutschland die Diskussion über eine digitale Kodierung von  Erschließungsinformationen bestimmt hat, legte es zunächst einmal nahe, auch  für die Anbindung von Digitalisaten diesen Standard zu nutzen. Und die  Möglichkeiten hierzu sind zweifellos vorhanden.  Folie 3  Über das dao‐Element lassen sich in EAD Digitalisate an die  Verzeichnungseinheiten anbinden und über zugehörige Attribute auch näher  beschreiben. Dieses Verfahren erweist sich als weitgehend unproblematisch,  solange man es mit Verzeichnungseinheiten zutun hat, bei denen nur ein  Digitalisat oder wenige Digitalisate verknüpft werden müssen. Dies ist z. B. bei  Urkundenbeständen, Karten‐ oder Fotosammlungen der Fall – also  insbesondere bei jenen Beständen, die für die Archive oft in besonderem Maße  „Schaufensterfunktion“ haben und deshalb auch in nationalen und  internationalen Kulturportalen bislang besonders stark vertreten sind. Etwas  anders stellt sich die Situation dar, wenn es darum geht, eine Vielzahl von  Digitalisaten an eine Verzeichnungseinheit anzubinden. Dies ist regelmäßig der  Fall, wenn Digitalisate von Akten‐ oder Amtsbuchbeständen online zugänglich  gemacht werden sollen; wenn sich also die Digitalisierung vom Status des  Leuchtturm‐ zum Massenprojekt entwickelt, ggf. verbunden auch mit 

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Metadatenformate der Digitalisierung: EAD und METS

komplexeren Anforderungen an die Darstellung der Digitalisate. Auch in diesen  Fällen gibt es zunächst einmal in EAD eine konzeptionelle Lösung, um  Digitalisate (also mehrere oder viele Digitalisate) mit einer  Verzeichnungseinheit zu verknüpfen. Die dafür vorgesehenen Elemente heißen  daogrp und daodesc. Im Profil EAD(DDB) haben wir die Syntax genau definiert,  in der die Elemente aus der dao‐Gruppe zu verwenden sind, damit ein Bestand  mit seinen Digitalisaten im Archivportal‐D angezeigt werden kann. Wenn Sie  also aus Ihrer Archivsoftware oder aus dem Digitalisierungsprozess Findbücher  generieren, die dieser Syntax entsprechen, dann ist eine Anzeige der  Digitalisate im „Archivportal‐D“  prinzipiell sichergestellt. Allerdings erfolgt die  Anzeige in diesem Fall nur über den internen Viewer der Deutschen Digitalen  Bibliothek, der für das Archivportal‐D nachgenutzt wird. Dieser Viewer besitzt  nur recht eingeschränkte Funktionalitäten, ermöglicht z. B. keinen stufenlosen  Zoom und auch keine komfortable Binnennavigation innerhalb des  digitalisierten Archivale.   Folie 4  Um erweiterte Funktionalitäten bei der Digitalisatpräsentation nutzen zu  können, müssen die Digitalisate statt in EAD im Format METS‐XML beschrieben  werden.  Den Anstoß zur Nutzung des METS‐Standards (Metadata Encoding &  Transmission Standard) bei der Beschreibung und Präsentation von  Digitalisaten im archivischen Bereich hat 2007/2008 das Bundesarchiv in  seinem Projekt daofind gegeben. Ausschlaggebend für die Verwendung von  METS war zunächst einmal die Einsicht, dass bei größeren Mengen von  Digitalisaten die EAD‐Dateien für die Findbücher rasch sehr groß werden. Wenn  Sie z. B. bei einem großen Aktenfindbuch bei jeder Verzeichnungseinheit  hundert oder mehr Links (eventuell noch unterschieden nach Thumbnails und 

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Metadatenformate der Digitalisierung: EAD und METS

Originalgröße) haben, dann kann durch die Größe und Komplexität der XML‐ Datei deren technische Verarbeitung stark erschwert werden – zumal die EAD‐ Findbuchdateien ja in vernetzten Portalumgebungen tatsächlich über das  Internet hin‐ und her transportiert werden müssen. Mit METS‐XML besteht  hingegen die Möglichkeit, die Beschreibung und Verknüpfung der Digitalisate  aus dem Findbuch auszulagern. Pro Verzeichnungseinheit wird eine METS‐Datei  generiert. Diese Datei enthält neben einigen wenigen Kerndaten zum Archiv  und zur Erschließung vor allem eine Liste mit Links auf die Digitalisate in  strukturierter Reihenfolge und ggf. in unterschiedlichen Formaten (Thumbnails,  Originalgrößen, ggf. auch PDF‐Druckversionen). Auf die einzelnen METS‐ Dateien kann aus dem EAD‐Findbuch über das dao‐Element verwiesen werden.  Die METS‐Dateien selbst müssen, anders als das Findbuch, nicht über das Netz  bewegt werden. Sie können in Portalkontexten dezentral auf Webservern der  beteiligten Archive gespeichert werden. Das bietet nicht nur einen  Performanz‐, sondern auch einen Administrationsvorteil. Denn  die METS‐ Dateien können bei Bedarf dezentral auch angepasst werden, wenn sich z. B.  der Speicherort oder das Format von Digitalisaten ändert, was insbesondere in  Verbindung mit System der Langzeitarchivierung zumindest perspektivisch  durchaus der Fall sein kann.  Mit der Entscheidung für METS hat das Bundesarchiv damals einen Lösungsweg  beschritten, den in sehr ähnlicher Weise auch schon die Bibliotheken gegangen  sind.  Bei der Digitalisierung von Büchern erzeugen die Bibliotheken regelmäßig  METS‐Dateien; sie profitieren dabei von einer starken, im Unterschied zum  Archivwesen auch weiter fortgeschrittenen Tendenz zu Standardisierung. Den  Bibliotheken ist es gelungen, für die Verwendung von METS ein einheitliches  Profil zu entwickeln, an dem sich heute die meisten Bibliotheken orientieren.  Ähnlich wie bei EAD ist auch bei METS eine solche Profilbildung unverzichtbar. 

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Metadatenformate der Digitalisierung: EAD und METS

METS ist ein sehr komplexer Standard, der heute in ganz unterschiedlichen  Ausprägungen zur Beschreibung eines sehr breiten Spektrums an digitalen  Objekten genutzt werden kann. Die Vielzahl an Feldern und Syntaxvarianten  wird noch zusätzlich dadurch erweitert, dass METS die Einbindung anderer  Metadatenstandards zur inhaltlichen Erschließung des digitalen Objekts  ermöglicht. Dass es den Bibliotheken gelungen ist, sich auf ein einheitliches und  noch zudem recht schmales Profil von METS für die Digitalisierung von Büchern  zu verständigen, dazu hat insbesondere auch die Entwicklung des DFG‐Viewers  geführt. Der Prototyp dieses Viewers wurde 2007 – wie der Name schon sagt –  aus Mitteln der DFG finanziert und ist bis heute in mehreren  Ergänzungsprojekten – was den Funktionsumfang und dien Bandbreite  bibliothekarischer Unterlagen angeht – weiterentwickelt worden. Zur  Darstellung verlangt der Viewer ein ganz bestimmtes METS‐Profil, das auf den  Internetseiten des DFG‐Viewers auch umfassend und mit Beispielen  dokumentiert ist. Die starke Standardisierung mag im Einzelfall dazu führen,  das Sonderwünsche einzelner Bibliotheken nicht oder erst in weiteren  Entwicklungsschritten des Viewers berücksichtigt werden können, sie hat aber  den entscheidenden Vorteil, dass der Viewer als Präsentationstool  gemeinsam  (ohne zusätzliche Kosten für die einzelne Einrichtung) genutzt und – was  mindestens ebenso wichtig ist – gemeinsam auch weiterentwickelt und  optimiert werden kann.  Folie 5  Es ist das Ziel der Archive, auch für ihren Bereich einen ähnlichen  Entwicklungsstand zu erreichen. Innerhalb der EAD‐Arbeitsgruppe haben sich  deshalb die beteiligten Archive darauf verständigt, METS als Standard für die  Digitalisatpräsentation auch im archivischen Bereich zu empfehlen und zu  verwenden. Wie das im Einzelnen geschehen kann, berät zurzeit eine METS‐AG, 

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Ein METS/MODS‐Profil für Archive

die sich als Unterarbeitsgruppe der EAD‐Arbeitsgruppe konstituiert hat. Auch  wenn diese Gruppe in vielen Fragen noch am Anfang steht, möchte ich Ihnen  im folgenden (also im zweiten Teil meiner kurzen Vorstellung) einige  Überlegungen zur Anpassung des METS‐Standards, aber auch des DFG‐ Viewers  unter archivfachlichen Gesichtspunkten vorstellen. 

Ein METS/MODS‐Profil für Archive (2) Die Digitalisierung und Online‐Anzeige von Seiten eines Buches in der  Bibliothek und den Blättern einer Akte oder eines Amtsbuchs im Archiv haben  auf den ersten Blick viele Ähnlichkeiten. Von daher ist die Entscheidung  naheliegend und richtig, auch für die Digitalisate im Archiv den METS‐Standard  zu verwenden – mit der Möglichkeit, zugleich auch den DFG‐Viewer  nachzunutzen und an dessen Entwicklung zu partizipieren.  Der METS‐Standards kann allerdings im Archiv nicht ohne Weiteres  übernommen werden; es sind vielmehr einige Anpassungen nötig, die aus den  Besonderheiten archivischer Unterlagen resultieren.   Folie 6  Die Besonderheiten betreffen zunächst den Metadatenstandard der  inhaltlichen Erschließung. Die Bibliotheken verwenden hierfür das MODS‐ Schema (Metadata Object Description Language), das sie in die METS‐Dateien  einbinden. Dieses MODS‐Schemas wird vom DFG‐Viewer ausgelesen und zur  Anzeige vor allem des Autors, des Titels und des Erscheinungsjahrs eines  Buches verwendet. Für das Archiv wären andere inhaltliche  Erschließungsinformationen wichtig, vor allem: Titel, Signatur und Laufzeit. Um  diese (und andere) Informationen in die METS‐Datei einzubinden, gibt es im  Prinzip zwei unterschiedliche Wege: 1. Man ermöglicht eine Einbindung von 

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Ein METS/MODS‐Profil für Archive

EAD in das METS‐Profil; dies wäre technisch möglich, wird aber bislang vom  DFG‐Viewer nicht unterstützt oder – 2. Möglichkeit – man erweitert das MODS‐ Profil so, dass auch archivische Erschließungsinformationen kodiert  werden  können; das ist vom Profil her möglich, da MODS zwar bibliothekarisch geprägt,  aber im Spektrum der verfügbaren Elemente durchaus weiter gefasst ist. In der  Abwägung zwischen fachlichen und auch pragmatischen Motiven haben sich  die Archive für den zweiten Weg entschieden. Es soll also ein METS‐Profil mit  MODS‐Elementen definiert werden, das möglichst die archivischen Ansprüche  erfüllt und in die bestehende technische Architektur des DFG‐Viewers  eingepasst werden kann. Dieses Profil muss auch der Tatsache Rechnung  tragen, dass Kontextinformationen für die archivische Erschließung ein anderes  und größeres Gewicht besitzen als für die Bibliotheken. Neben dem Titel muss  deshalb bei Archivalien immer auch der Zusammenhang von Klassifikation,  Findbuch und Tektonik in der Viewer‐Darstellung erkennbar sein. Hierzu bedarf  es einer Anpassung des Profils, aber auch einer Erweiterung des  Funktionsumfangs des Viewers.  Folie 7   Gerade aus dem laufenden DFG‐Pilotprojekt zur Digitalisierung von Archivgut  ergeben sich unterschiedliche und neue Anforderungen an die Darstellung von  digitalisierten Archivalien im Netz. Bislang fehlende Funktionen des Viewers  wie die stufenlose Vergrößerung bzw. Verkleinerung der Anzeige, eine  Möglichkeit zur Drehung des Bildes und zur Regulierung von Helligkeit und  Kontrast müssen im Zuge einer weiteren Entwicklung des DFG‐Viewers  implementiert werden.  Um dies zu erreichen, wird die Sächsische Landes‐ und Universitätsbibliothek in  Kürze einen entsprechenden Förderantrag bei der DFG einreichen; bei dem  Antrag werden das Landesarchiv Baden‐Württemberg und das Landesarchiv 

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Konsequenzen und Herausforderungen für Hersteller und Dienstleister

NRW Mitantragsteller sein. Das bei der DFG beantragte Projekt zerfällt in drei  Teile: In einem ersten konzeptionellen Teil soll ein einheitliches METS‐Profil für  die Archive definiert werden, das fachlichen Ansprüchen genügt und im  Grundsatz eine Verarbeitung durch den DFG‐Viewer ermöglicht; im zweiten,  technischen Teil des Projekts soll der Funktionsumfang des DFG‐Viewers  angepasst werden. Und im dritten Teil soll auch die grafische Gestaltung des  Viewers eine Überarbeitung erfahren; dabei spielen neben ästhetischen vor  allem inhaltlich‐funktionale Gesichtspunkte eine Rolle – vor allem Aspekte der  Benutzerführung, die z. B. bei Archivgut eine leichte Orientierung im  inhaltlichen Kontext und einen einfachen Wechsel zurück zur Findbuchanzeige  ermöglichen muss.  Wenn alles klappt, könnten die Arbeiten im Frühjahr nächsten Jahres starten.  Die Laufzeit des Projekts ist auf ein bis anderthalb Jahre veranschlagt.  Allerdings werden wir mit den konzeptionellen Grundlagen, die – so denke ich  – auch für Sie vorrangig von Interesse sind, früher starten. Wir gehen zum  jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass bereits im kommenden Jahr die Definition  des archivischen METS/MODS‐Profils vorliegen wird. 

Konsequenzen und Herausforderungen für Hersteller und Dienstleister Folie 8  (3) Ich komme damit zum dritten Teil meiner Präsentation, zur Frage nämlich,  welche Konsequenzen bzw. Anforderungen sich aus diesen Entwicklungen für  Sie als Hersteller bzw. Dienstleister ergeben.  Überblickt man die bisherigen Bemühungen zur Digitalisierung und Online‐ Bereitstellung von Archivgut, so ist davon auszugehen, dass viele, gerade der 

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Konsequenzen und Herausforderungen für Hersteller und Dienstleister

größeren Archive mit ihren eigenen IT‐Abteilungen in der Lage sein werden,  das neue METS/MODS‐Profil selbständig oder mit Hilfe von individuellen  Anpassungen und Einzelaufträgen umzusetzen. Zum Teil haben einige Archive  bereits damit begonnen, entsprechende Tools zur Datenmodellierung zu  programmieren. Am Rande des DFG‐Digitalisierungsprojekts werden diese  Bemühungen weiter fortgesetzt. So plant vor allem das LWL‐Archivamt die  Entwicklung eines METS‐Generators, der es ermöglicht, anhand einer File‐ Struktur mit Digitalisaten und dem zugehörigen EAD‐Findbuch automatisch  METS/MODS‐Dateien im neuen archivischen Profil zu generieren.  Diese und ähnliche Tools sind zweifellos geeignet, um die Akzeptanz eines  archivischen METS‐Profils zu erhöhen. Sie sind wichtige Hilfsmittel, um die  Digitalisatpräsentation wenigstens teilautomatisiert zu unterstützen. Langfristig  allerdings bedarf es neben der Bereitstellung von Tools auch einer  weitgehenden Unterstützung des METS‐Standards durch die Softwarehersteller  und Dienstleister. Dies ist gerade für die große Zahl kleinerer und mittlerer  Archive zentral.  Folie 9  Die Minimalforderung für Digitalisierungsdienstleister bestände zunächst darin,  dass sie zukünftig zusammen mit den Digitalisaten auch entsprechende  METS/MODS‐Dateien nach dem archivischen Profil bereitstellen können. Die  Softwarehersteller ihrerseits müssten – sofern nicht längst geschehen – bei  jeder Verzeichnungseinheit eine Möglichkeit schaffen, METS/MODS‐Dateien  zur Referenzierung digitaler Objekte anzubinden und diese Verknüpfung auch  im Findbuch nach den Regularien der EAD(DDB)‐Syntax abzubilden. Diese  Minimalforderung löst aber noch nicht alle Probleme. Es müssen weitere  Voraussetzungen hinzukommen, um die Verknüpfung zwischen den  Verzeichnungseinheiten und den Digitalisaten in einen stabilen Zusammenhang 

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Konsequenzen und Herausforderungen für Hersteller und Dienstleister

zu überführen. Zwei Aspekte möchte ich in diesem Zusammenhang besonders  hervorheben; und vielleicht haben Sie zu diesen beiden Problemfeldfern auch  bereits selbst Lösungsansätze in ihren Produkten und Angeboten entwickelt.  Das erste Problem betrifft die Ausgestaltung der Verlinkung. Ein bloßer Link auf  lokal gespeicherte METS‐Dateien bzw. von den METS‐Dateien auf lokale  gespeicherte Bilddaten, reicht nicht aus, um stabile Zuordnungen für die  Darstellung in Portalen zu erzielen. Damit überhaupt eine METS‐Datei vom  Findbuch aus angesprochen werden kann, muss sie erst einmal auf einem  Webserver liegen, ebenso wie die Digitalisate, die in der METS‐Datei mit  absoluten Links verknüpft sein müssen. Wirklich stabil sind die Zuordnungen  aber auch dann noch nicht. Eine technisch saubere und sichere Verknüpfung  setzt stabile Identifier voraus. Diese Identifier müssen (aus unserer Sicht) von  der Archivsoftware auf der Ebene der Verzeichnungseinheit vergeben werden  und sollten im Format etablierten und dokumentierten technischen Standards  entsprechen – z. B. dem Standard für Universally‐Unique‐Identifier UUIDs. Die  Identifier aus der Archivsoftware könnten genutzt werden, um auch für die zu  einer Verzeichnungseinheit gehörenden Digitalisate einen eindeutigen  Identifier z. B. in Form einer URN zu generieren, der dann auch in die METS‐ Datei übertragen werden könnte.   Wie auch immer man (bzw. Sie als Hersteller oder Dienstleister) die  Verknüpfungen über Identifier praktisch realisieren, das grundlegende  konzeptionelle Modell zeigt immer wieder die prinzipielle Notwendigkeit von  Querverbindungen bzw. eines Datenaustauschs zwischen  Erschließungssoftware (also Findbuch) und Digitalisatverwaltung (über eine  METS‐Datei). Wenn also ein Archiv selbst METS‐Dateien für seine Digitalisate  generiert hat, müssten diese METS‐Dateien nicht nur an die  Erschließungssoftware angebunden werden; sie müssten auch von der 

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Konsequenzen und Herausforderungen für Hersteller und Dienstleister

Erschließungssoftware geöffnet und angepasst werden – zumindest in den  Feldern zur Aufnahme des Identifiers.   In diesem Zusammenhang begegnet ein zusätzliches Problemfeld: Das  archivische METS/MODS‐Profil setzt genau wie das bibliothekarische ein  Kernset von Erschließungsinformationen voraus, also minimal: Titel, Signatur  und Laufzeit und der weitere Kontext der Klassifikation. Solche Informationen  können im Prinzip nur aus der Archivsoftware übernommen werden. Ein Tool  wie das des LWL‐Archivamtes, das Einzelfelder aus einer EAD‐Findbuch‐Datei  ausliest und pro Verzeichnungseinheit in die generierten METS‐Dateien  hineinschreibt funktioniert zwar. Es realisiert aber im Grunde erst an relativ  später Stelle, nämlich bei der Aufbereitung für die Präsentation diejenige  Verknüpfung,  die eigentlich innerhalb der Archivsoftware von vornherein  angelegt sein müssten. Die Problematik in ihrem gesamten Umfang wird  deutlich, wenn man zusätzlich das Problem der Langzeitsicherung von  Digitalisaten in den Blick nimmt. In diesem Falle müsste die logische  Verknüpfung von Verzeichnungseinheit und zugehörigem digitalen Objekt  unbedingt in der Archivsoftware erfolgen; die Verknüpfung zwischen EAD‐Datei  und zugehöriger METS‐Datei (die vielleicht nur eine bestimmte Repräsentation  des digitalen Objekts erfasst) ließe sich fallweise aus der ursprünglich logischen  Verknüpfung in der Archivsoftware ableiten bzw. nach Bedarf generieren.  Ich will an dieser Stelle die Ausführungen nicht zu weit führen; viele der  Probleme haben wir – glaube ich – auch selbst auf fachlich‐konzeptioneller  Ebene noch nicht ganz durchdrungen. In praktischer Hinsicht möchte ich aber  bei Ihnen Überlegungen anstoßen, ob nicht zukünftig die Digitalisierung selbst  bzw. zumindest die Verwaltung der Digitalisate stärker durch die  Archivsoftware gesteuert werden kann und muss. In den Standardprodukten  könnte es dann – was vielleicht jetzt noch etwas visionär erscheint – z. B. eine 

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Konsequenzen und Herausforderungen für Hersteller und Dienstleister

Funktion geben, die automatisch aus dem Findbuch eine Ordnerstruktur für die  Digitalisate erzeugt; eine Funktion, die dann nach der Digitalisierung auch die  METS‐Dateien mit den entsprechenden Identifiern und Erschließungsdaten  generiert (oder übernimmt). Und die im Idealfall vielleicht sogar eine  Schnittstelle zum digitalen Archiv bereitstellt, in dem die Digitalisate und METS‐ Dateien langfristig gesichert werden und aus dem heraus sie in  unterschiedlichen Repräsentation durch die Portale aufgerufen werden  können.  – Wie so etwas funktionieren kann, dafür habe ich natürlich kein  technisches Konzept; auch aus fachlicher Sicht wären dabei sicherlich noch eine  Reihe von Fragen zu klären. Worauf es mir aber ankommt, ist der Hinweis, dass  momentan Erschließung, Digitalisierung und Speicherung oftmals in getrennten  Prozessen und als getrennte Systeme realisiert werden und wir (die Archive,  aber auch sie als Hersteller und Dienstleister) nach Wegen suchen müssen, wie  diese Dinge möglichst gut und für die Archive auch einfach zusammenspielen  können.     

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