Modellbildung & Simulation WS 2006/07 Die Methode der Finiten Elemente (FEM) – ausgewählte Beispiele & Themen
Dr. Gerald Fischer
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Beispiel: Hochspannungsleitung – Elektromagnetisches Feld 25 kV-Leitung („Mittelspannungsebene“ in Tirol) symmetrisches Dreiphasenwechselstromsystem („Drehstrom“)
Ausleiterspannung: 25000V effektiv (50 Hz) Leiterströme: Größenordnung hundert bis tausend Ampere
gesucht: Magnetfeld & elektrisches Feld der Leitung
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Beispiel: Hochspannungsleitung – Annahme 2D Feldproblem Näherungen: lange gerade Leitung → keine Änderung der Feldgrößen in z-Richtung → vereinfachte Betrachtung als 2D Feldproblem „niedrige“ Frequenz (50 Hz) elektrisches und magnetisches Feld entkoppelt → quasistatisches Feldproblem (keine Zeitableitungen)
Abmessungen: gleichseitiges Dreieck y
L3 z
L1
L2
x
1.6 cm
180 cm
Beispiel: Hochspannungsleitung – Magnetfeld Vektorpotential Für 2D Feldprobleme kann die für die Membran entwickelte Software mit minimalen Modifikationen zur Berechnung von Magnetfeldern verwendet werden. Hierbei wird das Magnetfeld durch ein Vektorpotenzial A beschrieben. Da alle Ströme nur in zRichtung fließen besitzt das Vektorpotential nur ein z-Komponente a.
0 r A = 0 a
→ Es kann wie mit einer skalaren Größe gerechnet werden.
Es gelten folgende Beziehungen (kein Prüfungsstoff):
1/µ … Materialkonstante (magn. Reluktivität → analog zu c)
−
1
µ
div grad a = J
a … Vektorpotential in z-Richtung (analog zu u) J … Stromdichte in z-Richtung (analog zu q)
Achtung: Das Feldgebiet hat unendliche Ausdehnung. Mit Finiten Elementen kann nur ein endliches Feldgebiet nachgebildet werden. → Einführung eines fernen Randes. Da das Vektorpotential im Fernfeld kleine Werte annimmt wird mit einem homogenen Dirchletrand gerechnet.
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Beispiel: Hochspannungsleitung – Diskretisierung Feldgebiet
20 m
22 m
L1 Problemstellung: unterschiedliche Dimensionen Rand 20 m; Leiterabstand 1.8 m; Leiter Ø 0.016 m flexible Elemente & guter Netzgenerator erforderlich 4836 Knoten; 9574 Elemente; 4740 Gleichungen Material µ=µ0 = 1.2566 ×10-6 Vs/Am (Luft & Aluminium)
Bemerkung – Netzqualität & Konvergenz
Konvergenzbedingung lineare Dreiecke: Für alle Knoten muss gelten: Ein im aktuellen Knoten zentrierter Kreis mit dem Radius der größten zum Knoten gehörenden Seitenlänge darf nur die unmittelbaren Nachbarknoten umschließen.
R
Praktische Überprüfung der Netzqualität: Das oben beschriebene Kriterium ist aufwendig zu überprüfen und gilt speziell für Dreiecke. Die meisten kommerziellen Netzgeneratoren überprüfen daher die Innenwinkel (Grenzwerte z.B. 30° und 120°) und das Verhältnis der kürzesten und längsten Seite je Dreieck (z.B. max. 1:2).
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Beispiel: Hochspannungsleitung – Magnetfeld Quellverteilung Die Quellen des Magnetfeldes sind die Stromdichten J1 , J2 und J3 in den drei Leitern. In der Luft ist die Stromdichte gleich Null. Es gilt für ein symmetrisches Drehstromsystem (Formeln kein Prüfungsstoff):
2I cos(ϖt ) d 2π 2I 2π J 2 = 4 2 cos(ϖt + ) mit ϖ = 2πf d π 3 2I 4π J 3 = 4 2 cos(ϖt + ) d π 3 J1 = 4
I … Leiterstrom 500 A (effektiv) f … Netzfrequenz 50 Hz d … Leiterdurchmesser 1.6 cm
Beispiel: Hochspannungsleitung – Magnetfeld FEM-Code Eine Schwingungsperiode wird in N Zeitschritte (hier N=100) unterteilt → Gleichungssystem hat N rechte Seiten. Im Array CGsource (Zahl an Elementen, Zahl an Zeitschritten) wird die Quellverteilung für alle Elemente abgespeichert. Für das aktuelle Beispiel erhält man: Element 1-9556 (Luft): CGsourse ist Null Element 9557-9562: Phase L1: CGsourse ist J1(t) Element 9563-9568: Phase L2: CGsourse ist J2(t) Element 9569-9574: Phase L3: CGsourse ist J3(t) % lokale Steifigketismatrix und rechte Seite for j=1:3 for k=1:j Kel(j,k)=gradN(j,1)*gradN(k,1)+gradN(j,2)*gradN(k,2); if k0) Kstif(jp,kp)=Kstif(jp,kp)+Kel(j,k); elseif (kp==-1) Rstif(jp)=Rstif(jp)-Kel(j,k)*0.4e-6; end end end end
Beispiel: magnetisierbares Material – Lösung & Visualisierung 141 Unbekannte Konditionierung 529 (Materialwerte verschlechtern Konditionierung)
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Beispiel: magnetisierbares Material – Spiegelung Zusammensetzen des gesamten Feldbildes durch Spiegelung. Potentiallinien parallel zum (hom.) DirichletRand und normal zum Neumann-Rand.
Magnetfeld ist Wirbelfeld. → Potentiallinien entsprechen Feldlinien.
Beispiel: Hochspannungsleitung – Elektrisches Feld Im Gebiet Ω (Luft) gilt (φ … elektrisches Potential, ε0 … Dielektrizitätszahl Luft):
− ε 0 div grad ϕ = 0 Oberflächen der drei Leiter Li sind inhomogene Dirichlet-Ränder (U … elektr. Spg):
r
ϕ = U i (t ) für r ∈ ΓDi Ferner Rand ist homogener Dirichlet-Rand.
L3
L1
L2
1.6 cm
180 cm
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Übersicht – Besprochener FEM-Code Verallgemeinerte Poisson-Gleichung in 2D: Temperaturfeld, Membran, elektrostatisches Feld, elektrisches Strömungsfeld, Magnetfeld
variable Quellenverteilung variable Materialwerte gängige Randbedingungen
Bisher nur einfachster Elementtyp!
Übersicht – Elementtypen 2D Dreiseitige Elemente: Seitenmittelknoten
lineare Dreiecke Vierseitige Elemente:
Dreiecke quadratischer Ansatz
Elementmittelknoten
bilineares Element
höhere Ordnung:
mit EMK Lagrange ohne EMK Serendipity
Spezialfall kubischer Ansatz → Hermitsche Elemente
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Übersicht – Elementtypen 3D
Tetraeder
Prisma nicht empfohlen
„Würfel“
Von allen Geometrien gibt es auch Elemente 2. und höherer Ordnung.
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