Martina Wandhoff
Gabriele Fountis
Mobil, flexibel, gebunden Familie und Beruf in der mobilen Gesellschaft Studie von N. Schneider, R. Limmer, K. Ruckdeschel
Seminar: Konfliktpotenziale in der Arbeitswelt Dr. U. Schraps 01. November 2007
Einleitung, Forschungsdesign, Wer ist mobil, Gründe der Umstellung, Familienentwicklung, Vor- und Nachteile, Entlastungsmöglichkeiten
Nichtmobile Lebensformen • Ortsfeste: ohne Erfahrung von Mobilitätserfordernissen, Sesshaftigkeit in Geburtsregion • Rejectors (Mobilitätsverweigerer): Kürzliche Ablehnung konkreter Mobilitätserfordernissen
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Mobile Lebensformen • Shuttles (Wochenendendpendler): Zweithaushalt am Arbeitsort; Haupthaushalt an den Wochenenden • Fernbeziehungen: Jeder Partner hat eigenständigen Haushalt • Fernpendler: tägliches Pendeln zwischen Arbeitsplatz und Zuhause (minimale Fahrzeit 2 h für Hin- u.Rückweg) • Umzugsmobile: Verlagerung des Haushalts zum Arbeitsort (Minimum 100 km Abstand) • Variomobile: wiederkehrende berufsbedingte Abwesenheit in rhythmischen oder unregelmäßigen Zyklen
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Schwerpunkte: Vorstellung des Forschungsdesigns Verbreitung von mobilen Lebensformen Wie entstehen mobile Lebensformen Einfluss von Berufsmobilität auf die Familienentwicklung Vor- und Nachteile von unterschiedlichen Lebensformen Mobilitätsreduzierte Entlastungsmöglichkeiten
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Grundvoraussetzung: Leben in Partnerschaft Berufstätigkeit Alter 25-59 Jahren (Fernbeziehungen: 20-24 Jahre) Mit und ohne Kindern
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Methoden – aufbauend-: 1.
Öffentlich zugängliche repräsentative Daten Quelle: Mikrozensus + Sozioökonomisches Panel Standardisierte Telefonbefragung Anzahl der Personen
2.
800 600
242
400 200
399 Mobile Gemeinschaft
56 89 nichtmobile Gemeinschaft
Partner
242
56
Mobile Person
399
89
0
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Hauptthemen der standardisierten Telefonbefragung: allgemeine Bewertung der Lebensform allgemeine Bewertung der Arbeitsplatzsituation wahrgenommene Vor- und Nachteile des aktuellen Arrangements Belastungen (psychische, soziale und ökonomische) Zukunftspläne
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3.
Leitfadengestütztes und vertiefendes Interview Von 309 Personen der Telefonbefragen; später Hauptthemen:
Entstehungszusammenhänge Wahrgenommene Abhängigkeiten zwischen beruflichem und privatem Lebenslauf Selbst- und Fremdwahrnehmung der Lebensform Alltagsgestaltung der Lebensform Spezifische Vor- und Nachteile
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Individuelle Merkmale • Soziodemographische Aspekte (Alter, Geschlecht, Familienstand, Kinderzahl, Bildung) • Familien-, Wohn- und Erwerbssituation • Persönliche Einstellungen und Werthaltungen
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Soziodemographische Merkmale • • • • •
Shuttles: Durchschnittsalter 40 J., eher Männer, verheiratet und Kinder, hoher Bildungsgrad Umzugsmobile: Durchschnittsalter 40 J., meist Männer, sehr häufig verheiratet und Kinder, hoher Bildungsabschluss Fernpendler: überwiegend männlich, größte Streuung des Bildungsniveaus, sehr häufig verheiratet und Kinder Varimobile: Durchschnittsalter 43 J., meist Männer, weniger Abiturienten, oft verheiratet und Eltern Fernbeziehungen: Durchschnittsalter 32 J., meist ledig und kinderlos, hoher Bildungsgrad
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Familiensituation • • • • •
Shuttles: mehr diskontinuierliche Partnerschaftsbeziehungen, geringer Anteil an Kindern Umzugsmobile: lang andauernde Partnerschaften, signifikant häufiger Kinder Fernpendler: oft beständige Beziehungen und Kinder Varimobile: oft zweite lange Partnerschaft (relativ hohe Scheidungsrate), bei der Hälfte Kinder vorhanden Fernbeziehungen: Mehrzahl ledig, meist keine Kinder
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Erwerbssituation: • • • • •
Shuttles: hohe Wochenstundenzahl, hohes Einkommen Umzugsmobile: meist vollerwerbstätig, hohe Wochenstundenzahl, sehr hohes Einkommen Fernpendler: weniger vollerwerbstätig, eher untere Einkommensgruppen Varimobile: sehr hohe Wochenstundenzahl, höchstes Einkommen Fernbeziehungen: weniger Vollzeit, weniger Einkommen
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Wohnsituation • • • • •
Shuttles: oft Großstadt, wenig Wohneigentum, fast die Hälfte seit 10 Jahren am gleichen Ort Umzugsmobile: eher Großstadt, zunächst Mietwohnung Fernpendler: lange Wohndauer, oft Wohneigentum, eher auf dem Land Varimobile: oft Wohneigentum, lange am gleichen Ort, mehr als die Hälfte in der Großstadt Fernbeziehungen: eher Großstadt, länger fester Wohnort, meist allein
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Einstellungen und Werthaltungen -
Heimatverbundenheit
-
Einstellung zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf
-
Subjektiver Stellenwert von Partnerschaft, Familie und Beruf
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Einstellung zu Partnerschaft, Familie und Beruf Traditionelle Einstellungen: - Ehe hat besondere Bedeutung - wird mit Sicherheit und gegenseitiger Verantwortung gleichgesetzt Moderne Einstellungen: - Ehe als Institution eher gering eingeschätzt - Traditionelle Arbeitsteilung wird abgelehnt
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Kriterien für Entscheidungsfindung
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Angaben in %
Auslöser für Mobilität:
Entscheidungsfindung
4%
76
80
25%
60
42%
40
24
20 0
29%
Mobile privat
beruflich
Durchdachte Wahl
Prozessorientierte Wahl
Wahl, da Alternativlos
Impulsive Wahl
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Mobilität hat eine ambivalente Bedeutung: - Mittel zur Erreichung zentraler biografischer Ziele in Partnerschaft und Beruf - Hemmschuh für familiale und/oder berufliche Ziele
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Theoretische Perspektive: - kollektivistische Theorien: makrostrukturelle Bedingungen - individualistische Theorien: persönliche Gestaltungsfähigkeiten der Partner Beide Perspektiven sind bedeutsam!
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Verhältnis von Berufs- und Familienbiografie zueinander: Es besteht eine enge Wechselbeziehung: Berufliche Ereignisse wirken sich auf die Partnerschaftsund Familienentwicklung aus Familienbiografische Ereignisse müssen bei Folgeentscheidungen bedacht werden
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Berufsmobilität - Risikofaktor oder Beziehungskitt? Thesen: - Mobilität geht häufig zu Lasten der gemeinsamen Zeit mit dem Partner - Mobilität ist oft die einzige Möglichkeit, Partnerschaften überhaupt aufrecht zu halten
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Berufsmobilität - Risikofaktor oder Beziehungskitt? Die Bewertung hängt entscheidend von der konkreten Mobilitätsform ab: - Fernpendler, Shuttles und Menschen in Fernbeziehungen: häufiger negative Auswirkungen - Umzugsmobile: eher positive Auswirkungen - Varimobile: rangieren dazwischen
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Wie organisieren Mobile und ihre Partner die Aufgabe rund um Haushalt und Familie? Traditionelle Aufgabenteilung: - Partnerin erledigt Haus- und Familienarbeit - Nicht berufstätig oder teilzeitbeschäftigt Egalitäre Arbeitsteilung: - beide Partner tragen die Verantwortung für Haushaltsund Familienarbeit - Beide berufstätig
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Aufgabenteilung aus Sicht der Männer: -
Ortsfeste, Rejectors und umzugsmobile Männer: traditionelle Aufgabenteilung Varimobile, Fernpendler und Shuttles: etwas häufiger egalitäre Aufgabenteilung Männer in Fernbeziehungen: jeder ist für seinen eigenen Haushalt zuständig
Ergebnis: Aussagen deuten darauf hin, dass Mobilität ein traditionelles Geschlechterverhältnis fördert
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Aufgabenteilung aus Sicht der Frauen: -
nichtmobile und umzugsmobile Frauen tragen überwiegend Alleinverantwortung 80 % der Wochenend- und Fernpendlerinnen, Varimobile und Frauen in Fernbeziehungen teilen sich die Aufgaben mit dem Partner
Ergebnis: Der ausgeprägte Unterschied ist unabhängig vom Erwerbsumfang der berufstätigen Frauen
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Männlich, mobil und Vater - weiblich, mobil und häufig kinderlos! Männer: - mobile Männer sind ähnlich häufig Väter wie nichtmobile Männer Frauen: - mobile Frauen sind signifikant häufiger kinderlos als nichtmobile Frauen
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Bewertung von Interessensschwerpunkte nach Lebensformen: Lebensform
Beruf Partner Familie
Umzugsmobile Fernpendler Variomobile Shuttles Fernbeziehungen Nichtmobile Rejectors
Legende:
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Karriere/Verdienst Ortsverbundenheit Neugierde
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pro Haush.
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• Entlastungsmöglichkeiten • Arbeitgeber (z.B. Zeit, Zulagen, Heimarbeitsplatz, Privilegien)
• Politik / öffentliche Einrichtungen (z.B. Verkehrspolitik, Infrastruktur, Steuerentlastung, Ladenöffnungszeiten, Serviceleistungen von Behörden, Arbeitsmarktpolitik)
• Privatbereich •
(Partnerschaft, Selbst, Unterstützung durch andere Personen)
ENDE
Wir danken Euch für Eure Aufmerksamkeit und Mitarbeit