Mobbing? Bei uns doch nicht! Februar Liebe Checkpoint-Leser,

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Author: Adolph Boer
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Februar 2013 eser,

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Mobbing? Bei uns doch nicht! „Mobbing: Das gibt es bei uns nicht.“ Wie oft hat Werner Mühlberger das von Führungskräften und Vorgesetzten in Wirtschaft, Behörden, sozialen Einrichtungen, Schulen und sonstigen Organisationen usw. schon gehört. Doch viele Mitarbeiter berichten Gegenteiliges von ihrem Berufsalltag. Auch Mediziner und Psychologen sehen die Dinge in einem anderen Licht, da sie nahezu täglich mit dieser Thematik konfrontiert sind. Sie schreiben mittlerweile Patienten krank oder arbeitsunfähig wegen körperlicher und seelischer Beeinträchtigungen aufgrund von Mobbing. Was ist nun Mobbing? Ist es mittlerweile zu einem Mode- oder Unwort geworden, das für alle möglichen üblen Verhaltensweisen von Vorgesetzten, Kollegen oder Kindern in den verschieden-

sten Situationen herhalten muss? Schlechtes oder rüpelhaftes Benehmen allein ist noch kein Mobbing, auch wenn fälschlicher Weise dieser Begriff dafür benutzt wird. Der Begriff Mobbing kommt vom englischen Wort „mob“ und bedeutet Pöbel bzw. Gesindel oder bezeichnet einfach nur eine Menschenmenge, eine Masse, was nun nicht mit dem Begriff Gesindel zu verwechseln ist. Mobbing bedeutet Anpöbeln‚ Bedrängen oder Anfallen. Was hierzulande Mobbing genannt wird, bezeichnet man in englischsprachigen Ländern mit „bullying“ (Anpöbeln, Drangsalieren, Tyrannisieren, Einschüchtern, Unterdrücken). Mobbing ist ein wiederholtes und systematisches, bösartiges Schikanieren, das zu Bedrohung und Gewaltausübung ausarten kann. Es ist in jedem Fall ein schwerwiegender Machtmissbrauch, ein entwürdigender, auf die Person gerichteter Angriff,

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Mobbing? Bei uns doch nicht! + + + MÜHLBERGER-SERIE + + + um jemanden fertig zu machen. Mobbing kann von einzelnen Personen wie auch von einer Gruppe auf einzelne sowie mehrere Personen ausgeübt werden.

Ursachen und Auslöser Meine eigenen Beobachtungen und Erfahrungen zeigen mir, dass weder Herkunft, Bildungsgrad noch der soziale Hintergrund fürdas Ausüben von Mobbing relevant sind. Es handelt sich vielmehr um eine falsche Schutzhaltung von Menschen, die schlicht überfordert sind und dann den harten Kerl (auch Frau), der durchgreift, spielen. Führungskräfte und Mitarbeiter auf allen Ebenen stehen unter hohem Erfolgsdruck und nehmen sich sehr häufig als Konkurrenten wahr, wobei Respekt, Anstand, Gerechtigkeit und Verantwortung auf der Strecke bleiben – von Umgangsformen gar nicht zu reden. Leider ist ein genereller Verfall der einfachsten Anstandsregeln bis in die höchsten Führungsebenen festzustellen. Soziale Kompetenz mit gelebter Menschlichkeit ist eine Seltenheit geworden, weil nur noch Fakten, Zahlen und Geld interessieren. Als Notbremse holen sich manche Firmenleitungen Manager fürs Grobe in den Betrieb, die dann wie die Axt im Walde hausen und ohne Rücksicht auf Verluste bzw. Sinn und Unsinn ausholzen. In der aufgescheuchten Belegschaft und unter den Führungskräften herrscht Panik, und jeder ist sich selbst der Nächste – die besten Voraussetzungen für Grabenkriege und Mobbing. Kehrt nach dem Kahlschlag die Ernüchterung ein mit „Außer Spesen nichts gewesen“, holzt der Grobe bereits woanders weiter, doch der Scherbenhaufen als Brutstätte für Mobbing bleibt zurück. So wie ein bestimmtes Material erst unter Belastung seine Qualität zeigt, ist es auch bei Menschen, nur spielt hier die Angst vor Verlust der Position, des Arbeitsplatzes, des Einkommens und des Ansehens eine große Rolle. Bereits viele

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jüngere Manager leiden unter „Burn out“ (ausgebrannt sein) und werden in Spezialkliniken behandelt. Je länger der Mobbingprozess andauert, umso mehr leidet das Mobbing-Opfer und verliert die Fähigkeit, sich zur Wehr zu setzen. Obwohl es genügend Literatur gibt, bedarf es keiner großen wissenschaftlichen Untersuchung, um die aggressiven Verhaltensweisen in unserer Gesellschaft zu verstehen. Der gesunde Menschenverstand und ein waches Beobachtungsvermögen reichen aus, um den uferlosen Wettbewerb und die Gier hinter dem als Phänomen betrachteten Mobbing zu erkennen. Da anhaltendes Mobbing nicht nur die Gesundheit Einzelner schädigt und schon bis zum Suizid geführt hat, sondern auch enorme wirtschaftliche Schäden bedeutet, was letztlich wieder die Arbeitgeber, Arbeitnehmer und die Gesellschaft verkraften müssen, ist Prävention und Intervention auf breiter Ebene unerlässlich. Wo wird besonders häufig gemobbt? Dort, wo Zeitdruck, Personalknappheit, hohe Leistungserwartung und niedrige Bezahlung Stress und Unzufriedenheit auslösen. Es mag überraschen, dass dies vermehrt anzutreffen ist in Pflegeberufen, in Behörden, in Schulen, wo Leitung und Lehrer sowie auch Schüler sich untereinander mobben. In der Industrie und bei Banken ist besonders im Vertrieb Mobbing ein ernstes Thema, wenn die Zahlen nicht den Vorgaben entsprechen.

Mobber, Opfer, Beteiligte, Zuschauer und Weggucker z Jeder Mobber findet sein Opfer – sein Ventil zum Druckablassen. z Opfer wird man durch mangelndes Selbstbewusstsein und einer Angst vor Verschlimmerung oder gar Verlust des Arbeitsplatzes, falls man sich zur Wehr setzt, was leider nicht ganz von der Hand zu weisen ist. z Beteiligte sind Mitmacher – schwache Persönlichkeiten, die zu den Siegern

gehören wollen und froh sind, nicht selbst von Mobbing betroffen zu sein. z Die Zuschauer und Weggucker sind am meisten vertreten. Die einen schauen zu und reden vielleicht untereinander über das Geschehnis, tun aber nichts. Und die Weggucker schauen geflissentlich weg, damit sie in nichts hineingezogen werden und hinterher von nichts wissen konnten. In jedem Fall – traurig, aber wahr – ist Feigheit mit der beste Nährboden für das Mobbing-Unwesen, wo auch immer.

Was kann man tun? Zuerst müssen sich Firmenleitung und Führungskräfte auf allen Ebenen über diese ernste Problematik informieren und nicht den Kopf in den Sand stecken (oder noch „besser“, kräftig mitmobben). Dann muss Einigkeit darüber bestehen, Mobbing unter keinen Umständen als Kavaliersdelikt zu dulden und erforderlichenfalls sofort mit aller Konsequenz einzugreifen. In größeren Betrieben sollten Betriebsrat und Werksärzte mit der Thematik vertraut sein, der Belegschaft als Anlaufstelle zur Verfügung stehen und bei Bedarf auch die Geschäftsleitung einschalten. Im Mobbingfall erfolgt zunächst das Einzelgespräch mit dem Opfer, damit eine erste Einschätzung – wenn auch einseitig subjektiv – der Situation erfolgen kann. Dem eingeschüchterten Opfer wird von der höheren Instanz Hilfe zugesichert. Anschließend hat sich der Mobber zu der Angelegenheit zu äußern. Beteiligte sowie Zuschauer und Weggucker werden ebenfalls einbestellt und ggf. zur Rede gestellt und über die Folgen ihres Verhaltens und Konsequenzen aufgeklärt. Die verantwortliche übergeordnete Stelle entscheidet nun über das weitere Vorgehen. Je nach Schwere eines Mobbingfalles kann die gelbe als auch die rote Karte (Ermahnung, Abmahnung, Entlassung) erforderlich sein, da es erstens um Menschen und deren Würde und Befind-

Diese Fragebogen dienen der Führungskraft zur Beurteilung und Überprüfung des Beriebsklimas und der Führungs- und Mitarbeiterkompetenz. Je schlechter die Benotung, umso wahrscheinlicher ist ein angespanntes Betriebsklima.

lichkeit und zweitens um das wichtigste Kapital eines Unternehmens geht. Da jeder ernste Konflikt einen Nachklang hat, gilt es, einen Neuanfang für alle Betroffenen – eventuell auch mit einer oder mehreren Versetzungen – zu machen. Nach einer bestimmten Zeit überprüfen Vorgesetzte sowie die involvierten Personen, ob sich die Angelegenheit normalisiert hat, also alle Parteien wieder konfliktfrei zusammenarbeiten, oder ob es noch menschliche „Schwelbrände“ zu löschen gibt. In einem gesunden Betrieb mit selbstbewusster Führung und Belegschaft lässt sich viel bereinigen. Menschen, die gemobbt werden, sind gut beraten, wenn sie gleich zu Beginn den oder die Betreffenden auf das verletzende Verhalten ansprechen und auf Unterlassung bestehen. Das ist sicher nicht immer einfach, zumal eine Portion Mut dazu gehört. Doch daran führt kein Weg vorbei, da sich die Situation nur verschlimmert, wenn sie schweigen. Falls dies nicht fruchtet, ist der Weg zur nächsten Instanz oder Be-

triebsrat usw. unumgänglich. Die wichtigsten Vorkommnisse sollten schriftlich mit Datum und Uhrzeit wie in einem Tagebuch festgehalten werden, damit bei Bedarf eine Art Beweismaterial, das eine bestimmte Gewichtigkeit besitzt, zur Dokumentation vorgelegt werden kann. Im Notfall wäre dies auch bei einer gerichtlichen Auseinandersetzung hilfreich.

Vorbeugung ist besser Vorbeugen ist besser als heilen – ein guter Rat für alle Chefs und Mitarbeiter! Durch flache Hierarchiestrukturen und eine praktizierte offene Kommunikationskultur von oben nach unten und von unten nach oben kann die Firmenleitung stets über das Betriebsklima im Bilde sein. Regelmäßige Informationsgespräche, bei denen Mitarbeiter ohne Furcht vor Nachteilen auch ihre Sorgen und Nöten kundtun können, schaffen ein Vertrauensverhältnis, das zwischenmenschliche Reibereien auf ein Minimum reduziert.

Wie oben erwähnt, ist gesundes Selbstbewusstsein, das Wissen um seinen eigenen und den Wert der anvertrauten Mitarbeiter, ein wichtiges Führungswerkzeug für jeden Vorgesetzten. Bei der Auswahl von Führungskräften, sei es bei Neueinstellungen oder Beförderungen aus den eigenen Reihen, ist große Sorgfalt angesagt. Charakterstärke, Sinn für Gerechtigkeit und die Bereitschaft, auf Menschen einzugehen (sie erst zu fördern, dann zu fordern), zeichnet eine Führungskraft mehr als jegliche Fachkompetenz aus. Die Schulung von Führungskräften und Mitarbeitern in sozialer Kompetenz und der Umgang mit Meinungsverschiedenheiten, Gefühlen und Emotionen unter dem heute so verbreiteten Erfolgsdruck sind wichtige Beiträge für Motivation und Leistung im Unternehmen. Mobbing beginnt und endet immer bei der Art und Qualität der Mitarbeiterführung und dem Betriebsklima – und das ist letztlich Chefsache. n Werner Mühlberger, Königsbronn

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+ + + KURZ-INFOS + + + KURZ-INFOS + + + KURZ-INFOS + + + KURZ-INFOS +

Preisverleihung Nummer I HTW Aalen: Jedes Jahr wird ein Optometrie-Preis an der Hochschule in Aalen vergeben. Eingereicht zum „Karl Amon Optometry Award“ werden alle Thesen des berufsbegleitenden Masterstudiengangs „Vision Science and Business (Optometry)“ sowie ausgewählte Bachelor-Thesen. Diese werden dann von Karl Amon (Dipl.-Ing. (FH), M.Sc. Vision Science and Business, Geschäftsführer Amon + Sebold, Aschaffenburg) gesichtet und mit den Jury-Mitgliedern Bina Patel (OD, The New England College of Optometry, Boston/MA, USA), Wid Bleything (OD, College of Optometry an der Pacific University, Forest Grove/OR, USA) sowie Prof. Dietmar Kümmel (Hochschule Aalen) intensiv diskutiert. Die Jury des „Karl Amon Optometry Awards“ hat sich 2012 für Mario Rehnert und Johann Richert entschieden, weil beide Absolventen des Studiengangs „Vision Science and Business (Optometry)“ mit ihren Master-Thesen eine ausgezeichnete wissenschaftliche Arbeit von praktischem und schnell umsetzbarem Nutzen für die Branche erarbeitet haben. Die Gewinner Rehnert und Richert erhielten ihre Auszeichnungen und ihr Preisgeld Ende November im Rahmen des Hochschulfestes vom Preisstifter Karl Amon feierlich überreicht. Die Versorgung der Alterssichtigkeit mit Kontaktlinsen war das Thema der Master-These von Rehnert. Er beschäftigte sich mit der Fragestellung, weshalb diese speziellen Multifokallinsen bei einigen Anwendern selbst nach bestmöglicher Modifikation nicht funktionieren. Nach seinen Erkenntnissen scheint ein entscheidender Grund die individuelle Veränderung der Kontrastwahrnehmung mit Mehrstärkenlinsen zu sein. Der Masterabsolvent geht durch seine Tätigkeit als Kontaktlinsenspezialist dieser Frage weiterhin intensiv und tagtäglich mit Begeis-

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Gruppenbild mit den glücklichen Preisträgern (von links): Mario Rehnert, Prof. Dietmar Kümmel, Karl Amon, Prof. Anna Nagl, Johann Richert und Priv.-Dozent Dr. med. Gangolf Sauder.

terung nach. Die Master-These von Rehnert ist im Academica Verlag erschienen. Altersbedingte Makuladegeneration (AMD) vermindert nicht nur den Visus, sondern auch die Kontrastsehfähigkeit. In seiner Studie über den Einfluss der optischen Refraktion am Macular-MappingTest (MMT) stellt der zweite Preisträger Richert gerade diese beiden Aspekte des Sehens gegenüber. Das Ziel dabei war, die Wichtigkeit der aktuellen Brillenrefraktion für eine gute Leseleistung somit am MMT von Werner Eisenbarth, einem Sehsystem für über 60-jährige Personen,

zu belegen. Dabei wurde die Leistung am MMT von Patienten mit Altersbedingten Makuladegeneration (AMD) derer von Testpersonen ohne bekannte okuläre Befunde gegenüber gestellt. Die Aktualisierung der optischen Refraktion brachte nicht nur eine Verbesserung beim Visus, sondern signifikante Verbesserungen beim MMT-Ergebnis, auch bei den AMDPatienten. Besonders vorteilhaft hierfür zeigte sich die Programmierbarkeit des MMT auf verschiedene Kontraststufen, was diesen direkt für den Einsatz in der optometrischen Praxis qualifiziert. n

Preisverleihung Nummer II HTW Aalen: Eigentlich plante Chiara Toffoli ursprünglich nur ein Studiensemester im Rahmen des „Erasmus/ Socrates“-Programms an der Hochschule Aalen, entschied sich aber dann, dort das Doppeldiplom in Augenoptik/Optometrie mit deren Partneruniversität in Mailand zu erwerben. Ende 2012 erhielt sie nun den DAAD-Preis. „Chiara Toffoli hat als Studierende mit ihrer Bachelorthesis über die Vermessung von Gleitsichtgläsern nicht nur die betreuenden Professoren in Mailand und Aalen beeindruckt, sondern bei einem

Vortrag auch die Experten von Carl Zeiss Vision“, betont Dekan und Laudator Prof. Dr. Rainer Börret und fügt an: „Unsere Preisträgerin bekam gleich von zwei Seiten eine Stelle angeboten, aber sie hat sich entschieden, in Italien ins elterliche Geschäft Ottica Toffoli in Rovigo, einem Familienbetrieb mit 145-jähriger Tradition, einzusteigen.“ Die Auslandsbeauftragte des berufsbegleitenden Masterstudiengangs an der Hochschule Aalen, Anna Nagl, freut sich, dass Toffoli vorher noch nach intensiver Recherche der am Markt verfügbaren

KL-Hygiene verhindert Ausstieg

+ + + KURZ-INFOS + + + Masterstudiengänge den von ihr geleiteten berufsbegleitenden, international renommierten Masterstudiengang „Vision Science and Business“ (Optometry) absolvieren wird. Toffoli bekommt den DAAD-Preis aufgrund ihrer Studienleistungen und insbesondere auch ihrem außer-curricularen Engagements verliehen. In ihrem Studiengang unterstützte sie neue ausländische Studierende dabei, sich fachlich wie auch in ihrem neuen Umfeld zurecht zu finden. Darüber hinaus engagiert sie sich ehrenamtlich für verschiedene Organisationen, z.B. damit Brillenspenden Bedürftigen in afrikanischen Ländern zugute kommen. Dank ihres positiven Charakters, ihres Organisationstalents sowie ihrer Einsatzfreude schaffe sie es immer wieder aufs Neue, ihre Kommilitonen, Freunde und Bekannte zum Mitmachen an sinnvollen Aktionen und Events zu Gunsten Dritter zu motivieren. n

+ + + SCHLUSS DER KLEINEN SERIE + + + Ein Vortrag zur Kontaktlinsenhygiene bei AMO zeigte Münchener Berufsschülern anschaulich die Folgen falscher Linsenpflege für den Kunden und deren wirtschaftliche Folgen für den Anpasser. Hier nun der dritte und letzte Teil:

Linsenpflege im Urlaub Für den Urlaub empfiehlt Ina Sassen von AMO ein All-in-One-Pflegemittel. Dieses sollte aber nicht mit an den heißen Strand mitgenommen, sondern in schattigeren Räumen aufgehoben werden. Kunden sollten Benetzungstropfen einplanen und sich so eine komfortable Tragezeit gewährleisten. Außerdem sind kleine Pflegemittelflaschen sinnvoll. Wo kein sauberes Wasser zum Händewaschen zur Verfügung steht, helfen All-in-One-Lösungen, Desinfektionsschaum oder Desinfektionstücher. Die Kunden sind unbedingt daran zu erinnern, die Kontaktlinsen nicht mit Leitungswasser abzuspülen, oder noch besser gleich nur die Verwendung des Pflegemittels empfehlen. Sollten die schönsten Tage des Jahres im Winter stattfinden, dann müssen Outdoorsportler das Pflegemittel vor Frost schützen.

Medizinproduktegesetz

Die Preisträgerin Chiara Toffoli im elterlichen Geschäft in Rovigo, Italien.

Das Medizinproduktegesetz, kurz MPG, entspringt EU-Recht. Seine Ziele sind europaweite Regelungen zur Verbesserung des Verbraucherschutzes, Vereinheitlichung des Marktzugangs von Medizinprodukten, Kostenökonomie durch europaweite Zulassung nach Zulassung in einem EU-Land usw. Das MPG teilt Medizinprodukte in verschiedene Risikoklassen ein. Kontaktlinsenpflegemittel gehören zur Risikoklasse 2 b (erhöhtes Risiko), Linsen in Risikoklasse 2a (mittleres Risiko) und Brillengläser in Risikoklasse 1 (geringes Risiko). Die aus dem MPG resultierende Dokumentationspflicht betrifft bei Linsen in erster Linie Hersteller. Die Informations-

pflicht betrifft sowohl Hersteller als auch Anpasser. Letzterer muss: z über die Handhabung und Pflege informieren (Packungsbeilage); z auf mögliche, individuell bedingte Gebrauchseinschränkungen hinweisen; z Produktinformationen des Herstellers (von Kontaktlinsen, Pflegemittel, Typ und Ausführung der Kontaktlinse, Chargenbezeichnung jeder Linse, usw.) mitgeben; z die vom Hersteller aufgestellten Vertriebsbedingungen (Verpackung unbeschädigt, Packung komplett, Lagertemperatur, Aufbrauchfrist) einhalten; z Hinweise zur Nachbetreuung geben.

Wasserstoffperoxidsysteme Sassen informierte auch über Verwendung von Wasserstoffperoxidlösungen (H2O2). H2O2-Systeme sind eher vorteilhaft beim täglichem Tragen, bei sensiblen Augen, vorliegenden Allergien oder wenn die manuelle Reinigung wegen der Fingernagellänge, offensichtlich mangelnder allgemeiner Hygiene oder Schwielen schwierig ist. Bei diesen Systemen sollte der Wasserstoffperoxidgehalt 20 Minuten lang bei drei Prozent liegen. Mit Katalasetabletten ist dies erreichbar, bei metallkatalytischen Systemen sinkt der H2O2Gehalt zu schnell. Die Kontaktlinsen müssen die vorgeschriebene Zeit (z. B. sechs Stunden) im Aufbewahrungsbehälter bleiben. Aus All-in-One-Lösungen können sie jederzeit herausgenommen werden.

Zu guter letzt Abrasive Reiniger mit KieselsäureScheuerpartikelchen helfen an der Kontaktlinsenoberfläche haftende Beläge von ihr zu reiben und sie zu säubern. Hier ist zu beachten, dass durch zu festes Reiben die Parameter und Stärken der Linsen geändert werden können. Für oberflächenveredelte Kontaktlinsen sind abrasive Reiniger ungeeignet. n Jürgen Resch, Berufsschule München

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