Eidgenössisches Departement des Innern EDI Bundesamt für Statistik BFS

BFS Aktuell Sperrfrist: 26.6.2014, 9:15

20 Wirtschaftliche und soziale Situation

der Bevölkerung

Neuchâtel, Juni 2014

Mittlere Einkommensgruppen in der Schweiz Welche Bedeutung haben die obligatorischen Ausgaben?

Auskunft: Caterina Modetta, Paul Röthlisberger, BFS, Sektion Sozialanalysen, Tel. 058 463 64 21 E-Mail: [email protected] Bestellnummer: 1270-1102

Espace de l’Europe CH-2010 Neuchâtel www.statistik.admin.ch

BFS AKTUELL

Eine übermässige Belastung der mittleren Einkommensgruppen durch obligatorische Ausgaben lässt sich statistisch nicht belegen. Eine Zunahme dieser Ausgaben ist in allen Einkommensgruppen erkennbar. Vermutungen über die stetig steigende Belastung der «Mitte» durch obligatorische Ausgaben stehen immer wieder im Fokus der öffentlichen Debatte. Trotz der ­Präsenz in den Medien ist nur spärlich statistisches Da­ tenmaterial zum Thema vorhanden.1 Die vorliegende Analyse beschreibt, wie sich die Be­ lastungen der mittleren Einkommensgruppen durch ­obligatorische Ausgaben im Zeitraum von 1998 bis 2011 entwickelt haben. Zur mittleren Einkommensgruppe gehören 2011 ­gemäss der hier verwendeten Definition beispielsweise Alleinlebende mit einem monatlichen Bruttoeinkommen zwischen 3719 und 7968 Franken oder Paare mit zwei Kindern unter 14 Jahren mit einem monatlichen Haus­ haltseinkommen von brutto 7809 bis 16’734 Franken (vgl. Tabelle T 1). Ihrer heterogenen Zusammensetzung wegen2 wird für gewisse Analysen zwischen einer oberen und einer unteren Mitte unterschieden.

T 1 Grenzbeträge verschiedener Haushaltstypen für die ­Zuteilung zur mittleren Einkommensgruppe, 2011 Bruttoeinkommen des Haushalts in Franken pro Monat (Basis: Gesamtbevölkerung) Untere Grenze

Obere Grenze

Äquivalenz­ grösse des ­Haushalts (vgl. Glossar)

Alleinlebende

3 719

7 968

1,0

Paar

5 578

11 953

1,5

Paar mit 1 Kind

6 694

14 343

1,8

Paar mit 2 Kindern

7 809

16 734

2,1

Paar mit 3 Kindern

8 925

19 124

2,4

Alleinerziehende mit 1 Kind

4 834

10 359

1,3

Alleinerziehende mit 2 Kindern

5 950

12 750

1,6

Annahme: alle Kinder unter 14 Jahren Quelle: BFS – Haushaltsbudgeterhebung (HABE)

© BFS, Neuchâtel 2014



Das Bundesamt für Statistik publizierte 2013 einen ersten ­Bericht zum Thema (BFS 2013a).



Vgl. BFS 2013a, S. 7.

1

2

2

Wer bildet die «Mitte» ? Zur Mitte zählen im vorliegenden Bericht alle Personen, de­ ren Haushalt über ein Bruttoäquivalenzeinkommen zwischen 70% und 150% des Medians verfügt (Definitionen vgl. Glossar). Personen aus Haushalten mit weniger als 70% des Medians werden als Einkommensschwache, solche mit mehr als 150% als Einkommensstarke bezeichnet. Die Grenze zwi­ schen unterer und oberer Mitte bildet der Median. Die Einkommensgrenzen beziehen sich dabei immer auf das Medianeinkommen der jeweiligen Grundbevölkerung (z. B. Personen in Erwerbshaushalten (vgl. Glossar) oder Gesamt­ bevölkerung). Gemäss dem gewählten Ansatz verfügen An­ gehörige der mittleren Einkommensgruppen im Jahr 2011 über ein monatliches Bruttoäquivalenzeinkommen zwischen 3719 und 7968 Franken, wobei der Median bei 5312 Fran­ ken liegt. Werden nur die Erwerbshaushalte betrachtet, beläuft sich die entsprechende Spannbreite auf 3916 bis 8391 Franken, mit einem Medianwert von 5594 Franken. Die «Mitte» umfasst demgemäss 57,3% der Gesamtbe­ völkerung bzw. 58,5% der in Erwerbshaushalten Lebenden. Für detailliertere Erläuterungen vgl. BFS 2013a, Kapitel 1.2.

Einkommen vor und nach staatlichen Transfers Das Primäreinkommen wird in den folgenden Analysen als Einkommen vor staatlichen (oder staatlich geregelten) Trans­ fers, das verfügbare Einkommen als Einkommen nach sol­ chen Transfers betrachtet. Daneben stellt das Bruttoeinkom­ men eine Zwischenstufe in diesem Umverteilungsprozess dar, in der mit den Sozialleistungen einnahmeseitig bereits ein Teil der staatlichen Transfers berücksichtigt ist (vgl. Glos­ sar). Es entspricht dem höchsten Betrag, der einem Haushalt monatlich theoretisch zufliesst.

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Zunehmend mehr Einkommen umverteilt In einem ersten Schritt werden die durchschnittlichen Vor- und Nachtransfereinkommen der interessierenden Einkommensgruppen sowie deren Entwicklung global betrachtet. Für eine umfassende Übersicht der Umver­ teilung wären einkommensseitig auch öffentliche Leis­ tungen in Form von Realtransfers zu berücksichtigen (erhaltene Sachleistungen des Staates wie z. B. Gesund­ heitsleistungen oder die kostenlose Inanspruchnahme von Bildungseinrichtungen) sowie der Kollektivkonsum öffentlicher Güter (wie z. B. Landesverteidigung). Solche nichtmonetäre Leistungen sind empirisch schwer erfass­ bar und können daher nicht in die Berechnungen integ­ riert werden. Dies gilt es bei der Interpretation der vor­ liegenden Ergebnisse zu berücksichtigen. Wie in G 2 ersichtlich, wächst im Jahr 2011 das durch­ schnittliche Primäräquivalenzeinkommen stark mit zu­ nehmender Einkommensklasse, während die Zunahme beim verfügbaren Äquivalenzeinkommen etwas schwä­ cher ist: Die Unterschiede zwischen Vor- und Nachtrans­ fereinkommen steigen mit zunehmendem Einkommen. Es findet eine Umverteilung der Einkommen zugunsten der unteren Einkommensgruppen statt, hauptsächlich in Form von Sozialleistungen und Renten (AHV).

Durchschnittliche Vor- und Nachtransfereinkommen 1998, Gesamtbevölkerung 12 000

G1

Monatliche Frankenbeträge (Mittelwerte) zu Preisen 2011

Werden die Auswertungen auf die in Erwerbshaus­ halten lebende Bevölkerung beschränkt (G 4), stehen alle Einkommensgruppen nach staatlicher Umverteilung schlechter da, wobei auch hier die Unterschiede zwi­ schen den durchschnittlichen Vor- und Nachtransferein­ kommen mit zunehmendem Einkommen grösser wer­ den. Die Abgaben fliessen z. T. in öffentliche Leistungen und Güter (z. B. allgemeine Verwaltung, Justiz, Polizei, Landesverteidigung), die der Bevölkerung in nichtmo­ netärer Form zugutekommen und in den vorliegenden ­Berechnungen nicht berücksichtigt sind. Genauigkeit der Schätzwerte Alle auf der Basis einer Stichprobe ermittelten Schätzungen sind mit einer Unsicherheit behaftet, da lediglich ein Teil der Population (Stichprobe) verwendet wurde, um ein Merkmal der Gesamtbevölkerung zu schätzen. Diese Fehlermarge kann quantifiziert werden, indem ein 95%-Vertrauensinter­ vall berechnet wird, das umso enger ist, je genauer die Re­ sultate sind. Mit dem Begriff des Vertrauensintervalls wird ausgedrückt, dass sich der wahre Wert der Merkmale der Gesamtpopulation mit sehr grosser (95%-iger) Wahrschein­ lichkeit innerhalb des Intervalls befindet. Alternativ dazu wird auch der Variationskoeffizient aufge­ führt. Er ist definiert als Quotient aus geschätzter Standard­ abweichung eines zu schätzenden Parameters und dessen geschätztem Wert.

Durchschnittliche Vor- und Nachtransfereinkommen 2011, Gesamtbevölkerung 12 000

8 000

8 000

6 000

6 000

4 000

4 000

2 000

2 000

0

0

Monatliche Frankenbeträge (Mittelwerte) zu Preisen 2011

Ei (< nko 70 m % me de nss s M ch (> ed wac 70 ia h ns % ) bi s1 00 % U de nte s M re M (> ed it 10 ia te 0% ns ) bi s1 50 % O de be s M re ed Mit ia te ns ) (> 15 Ein 0% ko m de m s M en s ed sta ia rk ns )

10 000

Ei (< nko 70 m % me de nss s M ch (> ed wac 70 ia h ns % ) bi s1 00 % U de nte s M re (> ed Mit 10 ia te 0% ns ) bi s1 50 % O de be s M re ed Mit ia te ns ) (> 15 Ein 0% ko m de m s M en s ed sta ia rk ns )

10 000

G2

Primäräquivalenzeinkommen

Primäräquivalenzeinkommen

Verfügbares Äquivalenzeinkommen

Verfügbares Äquivalenzeinkommen

95%-Vertrauensintervall

95%-Vertrauensintervall

Der Medianwert für die Einteilung der Einkommensgruppen bezieht sich auf die Verteilung des Bruttoäquivalenzeinkommens in der Gesamtbevölkerung.

Der Medianwert für die Einteilung der Einkommensgruppen bezieht sich auf die Verteilung des Bruttoäquivalenzeinkommens in der Gesamtbevölkerung.

Quelle: BFS – Haushaltsbudgeterhebung (HABE)

Quelle: BFS – Haushaltsbudgeterhebung (HABE)

© BFS, Neuchâtel 2014

© BFS, Neuchâtel 2014

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BFS AKTUELL

Beim Vergleich mit 1998 (G 1) fällt bei der Gesamtbe­ völkerung vor allem die erhebliche Zunahme der durch­ schnittlichen Primäräquivalenzeinkommen in der einkom­ mensstärksten Bevölkerungsgruppe auf. Diese schlägt sich jedoch nicht auf das verfügbare Äquivalenzeinkom­ men nieder: Nach Umverteilung bleibt das durchschnitt­ liche verfügbare Äquivalenzeinkommen dieser Einkom­ mensgruppe nahezu unverändert (vgl. auch die jährliche Entwicklung in Grafik G 5).

Dieselbe Tendenz ist auch bei der in Erwerbshaushal­ ten lebenden Bevölkerung zu beobachten (G 3). Mit anderen Worten: Die Einkommensstärksten ­haben im Beobachtungszeitraum den höchsten Einkom­ menszuwachs erzielt, aber auch entsprechend mehr ­Abgaben geleistet. Bei den mittleren Einkommens­ gruppen bleiben die Unterschiede zwischen Vor- und Nachtransfereinkommen seit 1998 hingegen verhältnis­ mässig gering.

Durchschnittliche Vor- und Nachtransfereinkommen 1998, Personen in Erwerbshaushalten

Durchschnittliche Vor- und Nachtransfereinkommen 2011, Personen in Erwerbshaushalten

12 000

G3

Monatliche Frankenbeträge (Mittelwerte) zu Preisen 2011

12 000 10 000

8 000

8 000

6 000

6 000

4 000

4 000

2 000

2 000

0

0

Monatliche Frankenbeträge (Mittelwerte) zu Preisen 2011

E (< inko 70 m % me de ns s M sch (> ed wa 70 ia ch ns % ) bi s1 00 % U de nte s M re (> ed Mit 10 ia te 0% ns ) bi s1 50 % O de be s M re ed Mit ia te ns ) (> E 15 i n 0% ko de mm s M en ed ssta ia rk ns )

E (< inko 70 m % me de ns s M sch (> ed wa 70 ia ch ns % ) bi s1 00 % U de nte s M re (> ed Mit 10 ia te 0% ns ) bi s1 50 % O de be s M re ed Mit ia te ns ) (> 15 Ein 0% ko de mm s M en ed ssta ia rk ns )

10 000

G4

Primäräquivalenzeinkommen

Primäräquivalenzeinkommen

Verfügbares Äquivalenzeinkommen 95%-Vertrauensintervall

Verfügbares Äquivalenzeinkommen 95%-Vertrauensintervall

Der Medianwert für die Einteilung der Einkommensgruppen bezieht sich auf die Verteilung des Bruttoäquivalenzeinkommens in der Bevölkerung aus Erwerbshaushalten.

Der Medianwert für die Einteilung der Einkommensgruppen bezieht sich auf die Verteilung des Bruttoäquivalenzeinkommens in der Bevölkerung aus Erwerbshaushalten.

Quelle: BFS – Haushaltsbudgeterhebung (HABE)

Quelle: BFS – Haushaltsbudgeterhebung (HABE)

© BFS, Neuchâtel 2014

© BFS, Neuchâtel 2014

Entwicklung der Primär- und verfügbaren Äquivalenzeinkommen nach Einkommensgruppen 1998 bis 2011, Gesamtbevölkerung 12 000

G5

95%-Vertrauensintervall

Monatliche Frankenbeträge (Mittelwerte) zu Preisen 2011

10 000 8 000 6 000 4 000 2 000 0 1998

1999

2000

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

Primäräquivalenzeinkommen Mitte

Primäräquivalenzeinkommen Einkommensstarke

Verfügbares Äquivalenzeinkommen Einkommensschwache

Verfügbares Äquivalenzeinkommen Mitte

Verfügbares Äquivalenzeinkommen Einkommensstarke

Quelle: BFS – Haushaltsbudgeterhebung (HABE)

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2001

Primäräquivalenzeinkommen Einkommensschwache

2011

© BFS, Neuchâtel 2014

BFS AKTUELL

Steigende Belastung durch obligatorische Ausgaben in allen Einkommensgruppen In der öffentlichen Diskussion wird zuweilen die zuneh­ mende Belastung der mittleren Einkommen durch Ab­ gaben an den Staat thematisiert. Diese Abgaben er­ scheinen in den Budgets der Haushalte als obligatorische Ausgaben (vgl. Glossar: Verfügbares Einkommen). Hier wird dies überprüft, indem die Haushalte in drei Belas­ tungsklassen eingeteilt werden: Tief belastete Haushalte geben weniger als 20% ihres Bruttoeinkommens für ob­ ligatorische Ausgaben aus, bei mittlerer Belastung sind es 20–30%, bei höherer über 30%. Der Vergleich die­ ser Belastungskategorien nach Haushaltstyp, Wohnsta­ tus und Einkommensklasse zeigt, wie stark die drei be­ trachteten Einkommensgruppen im Quervergleich und im Zeitverlauf belastet werden. G 6 zeigt, dass die Anteile der Personen in tief belas­ teten Haushalten aller betrachteten Haushaltstypen ­zwischen 1998 und 2009–2011 von 26% auf 17% ­zurückgegangen ist. Gleichzeitig sind die Anteile hoch Belasteter in praktisch allen Gruppen gestiegen, durchschnittlich von 25% auf 28%. Die Belastung durch obligatorische Ausgaben hat demnach deutlich zugenommen. Am grössten ist diese Zunahme in der

einkommensstärksten Gruppe, und dort insbesondere bei den Alleinlebenden, Paaren mit 2 oder 3 Kindern und Eigentümerhaushalten. Betrachtet man nur die mittleren Einkommensgrup­ pen, zeigt sich, dass die meisten davon zwar unter­ durchschnittliche Anteile tief Belasteter aufweisen, aber jeweils besser abschneiden als ihre einkommensstarken Pendants. Die Anteile an Personen mit mittlerer Belas­ tung haben in der Einkommensmitte in allen betrachte­ ten Kategorien zugenommen. In der Gesamtbevölke­ rung stieg der Anteil an Personen mit mittlerer Belastung im beobachteten Zeitabschnitt deutlich von 49% auf 55% an. Die Beschränkung der Analyse auf die in Erwerbs­ haushalten lebenden Personen (G 7) ergibt keine weite­ ren Erkenntnisse, und alle erwähnten Beobachtungen werden hier bestätigt. Auf Grund dieser Feststellungen kann bezüglich der obligatorischen Ausgaben weder von einer finanziellen Entlastung noch von einer – im Vergleich zu den Einkom­ mensstärksten – grösseren Abgabenbelastung der mittle­ ren Einkommensgruppe gesprochen werden.

Belastung durch obligatorische Ausgaben nach Haushaltstyp*, Wohnstatus und Einkommensgruppen, 1998 und 2009–2011 (zusammengelegte Stichproben), Gesamtbevölkerung 1998

2009– 2011

20,9

(23,2) (17,1) 24,4

36,4 (45,0) 58,2 44,5

39,8 31,5 27,9 (14,2) 18,1 24,3 23,8 17,3 17,3 (22,8) (33,4) 20,8 21,0

20% tief (< 20%)

40,4 44,3 45,5 56,5 65,2 54,6 53,4 44,3 46,9 (38,8)

24,2 26,5 29,3 16,6 21,1 22,9 38,3 35,8 (38,4) (30,6) 36,4 33,3

(36,0) 42,8 45,7

40%

(15,1) 24,1 (31,8) 24,7 31,1 19,8

60% mittel (20–30%)

80%

Einkommensschwach

64,0 39,5

Bevölkerung insgesamt

25,0

17,0

Allein lebend Paar Paar, 1 Kind** Paar, 2-3 Kinder Eigentümer Mieter

28,1

43,4

22,4 Allein lebend 18,6 Paar Paar, 1 Kind (10,1) 14,1 Paar, 2-3 Kinder 16,1 Eigentümer 17,2 Mieter

Allein lebend Paar Paar, 1 Kind Paar, 2-3 Kinder Eigentümer Mieter

100%

54,9

20,0 (17,2) (12,6) 16,2 29,0

Mittlere Einkommen

49,2

Einkommensstark

25,9

0%

G6

(9,9) (9,3) (5,9) (8,2) (7,9) (11,8)

0%

36,3 46,0 56,9 63,9 50,2 51,5 50,5 54,4 60,9 66,6 59,2 57,9

27,1 27,0 29,1 19,3 24,7 24,9

40,8 52,0 52,7 (39,5) 45,7 51,5

20%

40%

20,3 34,0 (25,9) (23,5) 33,6 19,5

49,3 38,7 (41,4) 52,3 46,4 36,7

60%

80%

100%

hoch (> 30% des Bruttoeinkommens)

* Personen in einem Haushalt, der diese Merkmale aufweist ** Kinder unter 18 Jahren oder unter 25 Jahren und in Ausbildung Wegen Rundungsdifferenzen können aufaddierte Werte leicht von 100% abweichen (In Klammern): Wert mit starker Streuung: Variationskoeffizient > 10% Quelle: BFS – Haushaltsbudgeterhebung (HABE)

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Belastung durch obligatorische Ausgaben nach Haushaltstyp*, Wohnstatus und Einkommensgruppen, 1998 und 2009–2011 (zusammengelegte Stichproben), in Erwerbshaushalten lebende Personen 1998

2009– 2011

24,0 17,1 (14,3) 18,6 21,6 19,6

(25,5) (32,2) 50,7 59,5 47,8 47,3 49,3 50,9 56,0 64,7 57,2 55,5

(15,1) 16,5 (21,9) (33,0) 20,5 20,0

20% tief (< 20%)

26,6 32,0 29,7 16,8 21,2 24,8

44,8 47,5 (36,8)

40,1 35,9 (41,2) (29,5) 36,7 33,7

(37,5) 42,8 46,3

40%

(17,0) (38,4) (30,9) 23,8 33,0 21,6

60% mittel (20–30%)

80%

14,4

Einkommensschwach

57,5 (29,4) (18,5) (16,6) (19,2) 31,1

Bevölkerung insgesamt

26,1

Allein lebend Paar Paar, 1 Kind** Paar, 2–3 Kinder Eigentümer Mieter

Mittlere Einkommen

52,0

15,6 Allein lebend Paar 12,8 Paar, 1 Kind (10,0) 13,5 Paar, 2–3 Kinder 13,4 Eigentümer 14,4 Mieter

Einkommensstark

21,9

0%

G7

Allein lebend Paar Paar, 1 Kind Paar, 2–3 Kinder Eigentümer Mieter

100%

56,8 40,0

34,9

(19,6) (15,5) (13,0) (16,5) 21,7

(40,4) 55,3 65,8 55,3 56,7

(25,1) (40,0) (29,2) (21,2) 28,2 21,6

54,1 56,4 61,3 65,4 60,7 59,2

(7,7) (9,9) (5,6) (9,9) (7,7) (12,4)

0%

28,8

20%

30,3 30,8 28,7 21,1 25,9 26,4

40,4

51,9

52,4 51,1 (37,4) 44,5 51,2

37,7 (43,3) 52,7 47,8 36,5

40%

60%

80%

100%

hoch (> 30% des Bruttoeinkommens)

* Personen in einem Haushalt, der diese Merkmale aufweist ** Kinder unter 18 Jahren oder unter 25 Jahren und in Ausbildung Wegen Rundungsdifferenzen können aufaddierte Werte leicht von 100% abweichen (In Klammern): Wert mit starker Streuung: Variationskoeffizient > 10% Quelle: BFS – Haushaltsbudgeterhebung (HABE)

Fazit: Ergebnisse bestätigen finanzielle ­Benachteiligung der «Mitte» nicht Die Analysen bestätigen die eingangs erwähnten Thesen und Befürchtungen zur mittleren Einkommensgruppe nicht. Der Vergleich der Primäreinkommen mit den ver­ fügbaren Einkommen zeigt, dass die staatliche Umver­ teilung die beabsichtigte Wirkung erreicht: Die hohen Einkommen werden deutlich reduziert und die tiefen ge­ stützt, während die mittleren wesentlich weniger beein­ flusst werden. Zwischen 1998 und 2009–2011 hat sich dieser Umverteilungseffekt akzentuiert. Auch die detaillierte Analyse der Belastung der Haus­ haltsbudgets durch die obligatorischen Ausgaben ergibt keine Benachteiligung der mittleren Einkommen. Die Be­ lastung hat seit 1998 deutlich zugenommen, jedoch we­ niger als bei den Einkommensstarken, die im Beobach­ tungszeitraum auch den höchsten Einkommenszuwachs verbuchen konnten. Der Anteil an Personen mit mittle­ rer Belastung ist zudem in allen betrachteten Gruppen 2009 –2011 grösser als 1998. Insofern kann nicht von ­einer Überbelastung der mittleren Einkommensgruppen gesprochen werden.

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© BFS, Neuchâtel 2014

BFS AKTUELL

Glossar Äquivalenzeinkommen: Das Äquivalenzeinkommen wird ausgehend vom Haushaltseinkommen berechnet. Dabei wird die Haushaltsgrösse über die Äquivalenzskala des Haushalts berücksichtigt. Um die Skaleneffekte zu be­ rücksichtigen (eine vierköpfige Familie muss nicht vier Mal so viel ausgeben wie eine Einzelperson, um densel­ ben Lebensstandard zu erreichen), werden die Personen im Haushalt gewichtet: Die älteste Person mit 1,0, Per­ sonen von 14 Jahren und mehr mit 0,5 und jedes Kind unter 14 Jahren mit 0,3 (Werte entsprechen der neuen OECD-Äquivalenzskala). Die äquivalente Haushalts­ grösse entspricht der Summe der Personengewichte. Mit dieser Gewichtung lassen sich die Einkommen von Pers­onen in unterschiedlich grossen Haushalten besser vergleichen. Die Analysen erfolgen auf Ebene der Perso­ nen und nicht auf jener der Haushalte. Bruttohaushaltseinkommen: Das Bruttohaushaltsein­ kommen fasst die Einkommen sämtlicher Mitglieder eines Privathaushalts zusammen. Dazu gehören Löhne und an­ dere Arbeitseinkommen (inklusive jährliche Zulagen und Naturalleistungen), Renten (von AHV, IV und Pensions­ kassen), Sozialleistungen, Zinsen, Dividenden und andere Vermögenseinkommen sowie Überweisungen von ande­ ren Haushalten. Zu letzteren werden nebst Bargeldüber­ weisungen auch Naturalleistungen gerechnet. Erwerbshaushalte: Die Haushalte werden aufgrund der Merkmale ihrer Referenzpersonen in Erwerbs- oder Rentnerhaushalte eingeteilt. Die Referenzperson ist in der Haushaltsbudgeterhebung dasjenige Haushalts­ mitglied, das am meisten zum Gesamteinkommen des Haushalts beiträgt und somit die wirtschaftlichen Le­ bensbedingungen des Haushalts am meisten beeinflusst. Als Rentnerhaushalte gelten alle Haushalte, deren Refe­ renzperson eine AHV-, IV- oder Frührente bezieht und nicht erwerbstätig ist. Alle übrigen Haushalte werden als Erwerbshaushalte klassiert (inklusive Referenzpersonen in Ausbildung). Median: Der Median oder Zentralwert teilt die nach Grösse geordneten Beobachtungswerte in zwei gleich grosse Hälften. Die eine Hälfte der Werte liegt über, die andere unter dem Median. Primäreinkommen: Das Primäreinkommen wird in der Haushaltsbudgeterhebung als die Summe vom Erwerbs­ einkommen sämtlicher Mitglieder eines Privathaushalts (inklusive Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitneh­mer, aber ohne diejenigen der Arbeitgeber) und deren

Einkommen aus Vermietung und Vermögen definiert. Oder anders ausgedrückt: Zur Berechnung des Primärein­ kommens werden der Bruttohaushaltseinkommen die Transferleistungen (Renten, Sozialleistungen und mone­ täre Überweisungen von anderen Haushalten) subtrahiert. Verfügbares Einkommen: Das verfügbare Einkommen wird berechnet, indem man vom Bruttoeinkommen die obligatorischen Ausgaben abzieht. Dabei handelt es sich um Auslagen wie die Sozialversicherungsbeiträge (AHV/ IV-Beiträge, berufliche Vorsorge usw.), die direkten Steu­ ern, die Krankenkassenprämien (Grundversicherung) und die regelmässigen Transferzahlungen an andere Haus­ halte (z. B. Alimente).

Datenquelle und Stichproben Die Auswertungen basieren auf den Daten der Haushalts­ budgeterhebung (HABE) des BFS. Diese wird in der heutigen Form seit 1998 durchgeführt (ab 2000 jährlich mit reduzier­ ter Stichprobengrösse) und erhebt detaillierte Angaben zu den Einkommen und Ausgaben der Privathaushalte. Da die Grösse der jährlichen Stichprobe der HABE (zum Beispiel 3087 Haushalte im Jahr 2011) keine vertieften Analysen zu kleinen Bevölkerungsgruppen zulässt, werden ab dem Jahr 2000 für gewisse Analysen jeweils drei aufeinanderfolgende Jahre zusammengelegt, so dass die Stichprobe vergrössert und folglich die Qualität der Ergebnisse verbessert werden kann. Die Stichprobe des Jahres 1998 ist dreimal so gross wie in den folgenden Jahren und wird daher nicht mit ande­ ren Stichproben zusammengelegt. Daraus resultieren mo­ mentan fünf Stichproben mit je rund 9000–11’000 auswert­ baren Haushalten: die HABE 1998, die HABE 2000–2002, die HABE 2003–2005, die HABE 2006–2008 und die HABE 2009–2011. Detailliertere Angaben zur Erhebung sind im Statistikportal des BFS abrufbar: www.habe.bfs.admin.ch

Weiterführende Informationen des BFS Statistikportal www.statistik.ch  Themen  20 – Wirtschaftliche und soziale Situation der Bevölkerung  Lebensstandard, soziale Situation und Armut  Analysen, Berichte  Einkommensmitte Publikationen Die «Mitte» im Fokus. Die Entwicklung der mittleren Einkommensgruppen von 1998 bis 2009. BFS, Neuchâtel 2013a. Mittlere Einkommensgruppen in der Schweiz: Weitgehend stabile Anteile seit 1998. BFS, Neuchâtel 2013b.

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