Mittelmeer, Sonne und Mistral… 29er-Training und Eurocup an der Cóte d´Azur Ostern 2006

Sonntag, 2. April und Montag, 3. April 2006 Das ausgiebige Gastspiel dieses Winters sollte mit diesen Frühjahrsferien in Südfrankreich schon am 2. April ein Ende haben. Nach unserer Ankunft in Le Lavandou am Abend konnten wir noch in einem der vielen Straßenlokals mit Blick auf Hafen und untergehende Sonne sitzen und genüsslich eine Cola trinken, wunderbar! Am nächsten Tag ging es los mit dem Abladen der Boote und Richten der Motorboote im 7 km entfernten Ortsteil Le Cavalière. Wunderbares Wetter, alle hatten gute Laune und der Strand ganz idyllisch gelegen, im Schutz einer großen Bucht mit ganz vielen Bäumen. Julian hatte das Kommando übernommen, da Hannes aufgrund einer verlegten Examensprüfung erst später kommen konnte. Wir konnten es kaum erwarten bei diesem tollen Wetter aufs Wasser zu gehen. Nachdem alle Boote aufgebaut und letzte kleine Probleme geklärt waren, konnte es dann losgehen. Niklas und Maui Jepsen (GER 955, KYC) Montag, 3. April (Fortsetzung) Da viele den Winter über fast nicht trainiert hatten, sollten wir uns am Vormittag erst einmal mit dem Revier vertraut machen und uns wieder ins Boot einfinden. Bei gutem Wind und Sonnenschein, der so manchen von uns norddeutschen Kalkgesichtern gut tat, verbrachten wir den Vormittag auf dem Wasser. Nach der Mittagspause wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt, ja nach Leistungsstand, und machten unsere erste Trainingseinheit. Nils trainierte die erste Gruppe, die zweite Gruppe wurde von Julian trainiert, der die ersten Tage für

Hannes eingesprungen war, der in Kiel noch seine Diplomprüfung machen musste. Dienstag, 4. April Heute war der erste Tag, an dem wir alle zusammen Frühsport machen sollten. Da einige der Kieler in einem anderen Hotel wohnten als wir, trafen wir uns um 8:00 Uhr an einem zentralen Punkt zwischen den Hotels. Um 10:30 Uhr sollten wir uns an den Booten treffen, die ca. 8 Kilometer von unseren Hotels in Le Lavandou entfernt waren. Wir segelten in einer schönen Bucht in einem Nachbardorf namens Cavaliere. Unsere Boote konnten wir dort mit den Slipwagen auf den feinen, weißen Sandstrand ziehen. Heute segelte zum ersten Mal die Weltmeisterin von 2005 im 29er, die hübsche und freundliche Australierin Jacqui Bonnitcha, mit uns. Die erste Gruppe wurde im Gegensatz zum Vortag von Benny Friedhoff trainiert. Bei Sonnenschein und leichteren Winden übten wir Starts und machten auch einige Trainingswettfahrten. Jan Erichsen und Simon Gerling (GER 989, FSC) Mittwoch, 5. April Am 5.April standen wir früh auf und trafen uns wie jeden morgen um 8 Uhr zum Frühsport (fast alle). Danach war um10:30 Uhr gleich Segeln angesagt. Gruppe 1 und 2 gingen raus. Es war mittelmäßiger Wind und wir trainierten den ganzen Tag, unter anderem mit Benjamin als Trainer. Da für den nächsten Tag kaum Wind angesagt war, planten wir einen Kulturtag. Donnerstag, 6. April Am 6. April fuhren wir dann nach Hyères, den meisten Seglern bekannt, und schauten uns die Umgebung und ein paar Sehenswürdigkeiten an. Wir waren auch auf der Halbinsel Hyères, die mit zwei Landstrichen mit dem Festland verbunden ist. Zwischen den Landstrichen ist ein schon größerer See, wo man auch segeln könnte. Nachdem wir dann noch eine Kartbahn gefunden haben und ein paar Runden gefahren sind, ging es zurück nach Le Lavandou in unser Hotel. Abends sahen wir noch etwas den Boulespielern zu und gingen dann ins Bett.

Sam und Nik Mogadas (GER 954, KYC)

Freitag, 7. April Am 07.April machten wir wie immer um 8:00 Uhr Frühsport: Wir joggten und machten dann Klimmzüge und Liegestütz`, während der Wind schwach wehte und der Himmel bewölkt war. Wir trafen uns um 10:30 Uhr am Strand und um 11:30 Uhr fing das Training an. Hannes war am Vortag gekommen und trainierte die erste Gruppe. Nils trainierte die zweite Gruppe. Vormittags waren ca. 3 Bft., die aber stark mit Drehern, Böen und Windlöchern versetzt waren. Um 14:00Uhr ging es wieder in Richtung Strand, wo uns schon 4 spanische Teams erwarteten, die gerade angereist waren und ihre Boote aufbauten. Zur 2. Einheit (15:00 bis 18:00 Uhr) hatte der Wind noch weiter abgenommen und wehte mit ca. 1-2 Bft. und noch mehr Drehern über die Bucht. Samstag, 8. April Der 8. April begann mit so wenig Wind, dass man vormittags nicht segeln konnte und erst nachmittags konnten wir die für diesen Tag angesetzten Gruppen-Einteilungs-Wettfahrten segeln. Am Abend frischte der Wind noch einmal auf und es kam ein wenig Schwung in die Wettfahrten. An Land lud der Präsident der internationalen 29er-KV, Gerardo Seeliger, uns zum Baden und anschließendem Essen in ein Hotel in Cavalière ein. Das Baden war lustig und alle gingen mit guter Laune und großem Hunger zum Essen. Insgesamt war es ein schöner Tag und alle hatten genügend Gelegenheit, die neu angereisten internationalen Teams kennen zu lernen. Jannik und Lasse Jost (GER 1032, FSC) Sonntag, 9. April und Montag, 10. April Nachdem sich die Anzahl der 29er nach und nach erhöht hatte und wir am Samstag fast 20 aus- und inländische Boote waren, darunter Spanier, Dänen und viele mehr, sollten einige Testwettfahrten gesegelt werden, um die Teams den Leistungen entsprechend in drei verschiedene Gruppen einzuteilen. Vormittags herrschte allerdings totale Windstille und so warteten alle auf Wind und vertrieben sich die Zeit mit Volleyball spielen, Bräunen oder an den Booten basteln. Als am Nachmittag der langersehnte Wind kam, wurde sofort hinaus gesegelt. Nach sieben mehr oder weniger erfolgreichen Wettfahrten folgten wir der Einladung des intern.29er Vorsitzenden Herrn Seeliger und belagerten den Pool in dem von den Spaniern bewohnten Hotel. Anschließend aßen alle Segler zusammen, wobei wir die Möglichkeit hatten, unsere spanischen Mitsegler etwas näher kennen zulernen. Nach der folgenden Verkündung der Gruppeneinteilung verließen wir das Hotel und fuhren in unsere Appartements zurück. Am nächsten Tag trainierten wir in den vorgesehnen Gruppen und bereiteten uns so auf den kommenden Eurocup vor. Finn und Marie Blöcher (GER 1023, KYC)

Dienstag, 11. April Wie jeden Morgen war um 8.00 Uhr auf halber Berghöhe Treffen zum Morgensport. Wegen des starken Windes haben Nils und Hannes allerdings netterweise nach 20 min Laufen auf die 30 Klimmzüge und 60 Liegestütz für die Jungs und 20 Klimmzüge und 30 Liegestütz für die Mädchen verzichtet. Nach dem Frühstück haben wir uns dann alle unten um 10.30 Uhr am Strand getroffen. Nach einer kurzen Besprechung war klar, dass pro Motorboot nur ein 29er raussegeln würde. Maximilian und ich durften als erste raus. Wir haben auch gleich beim zweiten Mal aufkreuzen den Pinnenausleger zerbrochen und mussten an den Strand fahren um uns einen neuen zu holen. Insgesamt waren wir wohl 1½ Stunden draußen, sodass wir danach auch ziemlich müde waren und für den Rest des Tages genug hatten. Nach uns waren ein paar andere Teams draußen und einige von ihnen haben sogar eine zweite Einheit am Nachmittag eingelegt. Abends war dann wie üblich um 19.30 Uhr die Nachbesprechung mit Videoauswertung, worauf allerdings hauptsächlich Kenterungen und Abflüge zu sehen waren.

Rebecca Lutz (GER 953, KYC) Mittwoch, 12. April Jeden Tag, so auch heute, wurde ich um 7.45 Uhr geweckt, um am Frühsport teilzunehmen. Bereits beim Laufen war, wie am Vortag, Gegenwind zu spüren; wieder hatte ein StarkwindMistral-Segeltag begonnen. Zum Abschluss unserer gemeinsamen Joggingrunde durch Le Lavandou hatten wir Gelegenheit, an einem Carport noch etwas Krafttraining in Form von Klimmzügen und Liegestützen zu machen, dies bedeutete für mich als Kletterer keine größere Anstrengung. Nach dem gewohnten Ausdehnen genoss ich mein tägliches vorzügliches Frühstück „à la francaise“ mit Baguette und Croissant bei meiner Gastfamilie. Direkt nachdem wir gefrühstückt hatten, fuhren wir mit dem Lutzschen „Paadybus“ an den 10 Fahrminuten entfernten Strand in Cavalière, wo unsere 29er standen. Nach der Vorbesprechung mit Hannes segelten die Starkwindteams auf das Mittelmeer hinaus, „gen Afrika“, aber nur ein Stückchen. Bei den krassen Windunterschieden in Form von Winddrehern und Windlöchern musste man wie auf Binnenseen extrem gut aufpassen. Im Verhältnis zum Wind waren die Wellen nicht allzu hoch. Gegen Mittag merkte ich, dass meine Augen höllisch brannten und ich musste zeitweise mit geschlossenen Augen segeln, dies hinderte meinen Einsatz als Vorschoter erheblich. Vermutlich hatte ich zuviel Salzwasser und im Eifer des Gefechtes auch noch Sonnencreme in die Augen bekommen. Am Nachmittag musste ich an Land bleiben, konnte mich aber aufgrund meiner Französischkenntnisse sehr gut in die Vorbereitung des anstehenden Regattageschehens einbringen. Am Abend trafen wir uns wieder im Appartement „Kiel-Wittensee“, besahen die TrainingsVideoaufzeichnungen von Hannes und hatten wie immer viel Spaß miteinander.

Maximilian Dullo (GER 953, KYC) Donnerstag, 13. April - letzter Trainingstag Am letzten Trainingstag waren die Teams von den drei Tagen Mistral reichlich geschafft, so dass die meisten sich für den von Freitag bis Sonntag in der Bucht von Cavalaire anstehenden Eurocup regenerierten. Ich trainierte an diesem Tag bei leichten Winden die spanischen Teams, die überwiegend erst seit kurzer Zeit im 29er saßen und an den Mistral-Tagen nicht segeln konnten. An Land wurden die letzten Vorbereitungen für den Eurocup getroffen. Die Wettfahrtleiter George und Simon Richards aus der Bretagne sowie Dave Hall aus England waren angereist. Freitag, 14. April - Eurocup 1. Tag

Zum ersten 29er Eurocup der Saison 2006 waren insgesamt 29 Teams aus sieben Nationen (England, Frankreich, Spanien, Schweiz, Dänemark, Deutschland und Italien) angereist. Auch der britische Profisegler Paul Brotherton, der Ellen MacArthur schon das Segeln beigebracht hat und der jahrelang auf der 49er-Weltrangliste unter den Top 10 war, war mit seiner Vorschoterin Mari Shepherd am Start. Martin Lutz, der Vorsitzende des 29er Fördervereins Schleswig-Holstein, sowie die beiden Trainer Nils und Hannes brachten sich in die Organisation und Durchführung des Eurocups an Land und auf dem Wasser ein. Der Wettfahrtleiter George Richards konnte bei Leichtwindbedingungen fünf Wettfahrten direkt in der Bucht mit super Blick für alle Zuschauer am Strand über die Bühne bringen. Häufige Positionswechsel waren an der Tagesordnung und ließen die Rennen für alle Zuschauer bis zu den Zieldurchgängen spannend bleiben. Wie erwartet führte das Duo Brotherton/ Shepherd das Klassement nach diesem Tag mit 4 Punkten vor Benni und Hanna und den Dänen Oliver Rechnitzer/ Anders Thomsen an. Hannes Wagner

Paul Brotherton/ Mari Shepherd

Kerstin Beucke/ Sanni Beucke

Samstag, 15. April Am Samstag den 15. April waren sechs Wettfahrten angesetzt. Bei der Steuermannsbesprechung um 10 Uhr wurde unter anderem entschieden, dass wir sofort aufs Wasser sollten obwohl sich der Wind noch nicht klar durchgesetzt hatte. Wir segelten wieder direkt in der Bucht. An diesem Tag musste das Startschiff einige Male verlegt werden, wegen stark

Spannende Positionskämpfe auf den Gennakerkursen

Benni Friedhoff/ Johanna Munding

drehender Winde. Trotzdem gelangen fünf gute Wettfahrten bei gemischtem, sehr böigem aber gutem Wind. Nur die letzte Regatta wurde frühzeitig an der Luvtonne verkürzt, weil der Wind komplett weg war. Um 15.30 Uhr waren alle Boote wieder am Strand und bis auf ein paar Proteste, bei denen- nach meinem Wissen- alle Protestierenden gewannen, auf Grund mangelnder Anwesenheit der Gegner, gab es keine besonderen Vorkommnisse. Abschließend wurden wir zusammen mit den anderen Teams aus Spanien, England, etc. zu einem Abschlussessen in einem Restaurant direkt am Strand eingeladen. Caroline Kalkreuth (GER 398, KYC) Sonntag, 16. April - letzter Eurocup Tag Im Gegensatz zu den beiden vorigen Tagen bot dieser Tag strahlenden Sonnenschein und Winde aus Südwest um 4 Bft.. Die Bedingungen für Fotoshooting waren optimal. So war Martin Lutz den ganzen Tag mit der Camera auf dem Wasser im Einsatz und machte mehrere

hundert Bilder von allen Booten, in allen Situationen. Dies hat sich gelohnt: rausgekommen ist eine Fotogalerie mit 29er Bildern, die ihresgleichen sucht! Die Wettfahrtbedingungen waren optimal, sodass in den letzten vier Wettfahrten noch einmal richtig heiß um die vorderen Plätze gekämpft wurde. Wie konnte es am Ende anders kommen: Es gewann natürlich Paul Brotherton. Heiß umkämpft war der zweite Platz: So konnten die beiden Dänen Oliver und Anders auf Benni und Hanna am letzten Tag durch drei 2. Plätze noch einmal Boden gutmachen. Schlussendlich reichte es aber für Benni und Hanna zum 2. Platz. Hervorragend schnitten auch Jan und Simon aus Glücksburg ab, die im Gesamtklassement nicht viel Abstand auf die drittplatzierten Dänen hatten und Vierte wurden. In die Top 10 fuhren auch Niki und Maui mit einem super 7. Platz und Kerstin und Sanni mit einem 9. Platz. Die Siegerehrung fand bei blauem Himmel, Wind und Sonne direkt am Strand von Cavalaire statt.

Siegerehrung am Strand von Cavalaire

Sam, Maui, Niki und Nik

Aus Sicht der Trainer waren das Training und der Eurocup sehr gelungen. Alle Seglerinnen und Segler haben großen Einsatz gezeigt. An den Starkwindtagen wurde von den Teams viel verlangt, aber jetzt hat keiner mehr Angst, auch bei 30kn-Böen segeln zu gehen. Ein riesengroßes Dankeschön geht an dieser Stelle an Martin Lutz! Ohne sein Engagement wären dieses Training und auch der Eurocup nicht zustande gekommen! Hannes Wagner