Mit der Kamera auf Infotour in Griechenland

Mit der Kamera auf Infotour in Griechenland von Wilhelm W. Koehler Im Oktober 2016 war ich 7 Tage mit einer Reisegruppe in Griechenland unterwegs. Me...
Author: Swen Wagner
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Mit der Kamera auf Infotour in Griechenland von Wilhelm W. Koehler

Im Oktober 2016 war ich 7 Tage mit einer Reisegruppe in Griechenland unterwegs. Meine Aufgabe war die Dokumentation der Reise mit der Kamera sowie die Anfertigung von Bildmaterial zur Verwendung im Marketing des Reiseveranstalters Determann Touristik aus Münster. Obwohl ich mehr als 15 Jahre professionell fotografiert habe, war ich als reiner Studiofotograf ein Anfänger in Sachen Reisefotografie. Dieser Bericht beleuchtet die Erfahrungen und Erkenntnisse, die ich während der Reise gewonnen habe.

1. Die Fotoausrüstung Einer der Dreh- und Angelpunkte der Fotografie ist die technische Ausrüstung. Auch wenn der Fotograf nach wie vor der maßgebliche Faktor bei der Entstehung der Bilder ist, hat das Equipment doch erheblichen Einfluss. Meine Erfahrungen sind selbstredend rein subjektiver Natur und beziehen sich nur auf das Equipment, welches mir zur Verfügung stand. Das bedeutet aber nicht, dass Produkte anderer Hersteller oder andere Kameratechnologien nicht ebenso gute oder bessere Bilder ermöglichen. Die Canon EOS 650D mit Batteriegriff und Handschlaufe auf einem Qualität von Kompaktkameras Bohnensackstativ der Marke »The Pod«. Auf dem Objektiv ist der hat sich z.B. in den letzten 10 dunkle Polfilter gut zu erkennen. Jahren stetig verbessert und kann bei hochwertigeren Modellen sogar mit Spiegelreflexkameras mithalten. Die eingebauten Kameras moderner Smartphones erzielen inzwischen recht ansehnliche Ergebnisse, wenn die Lichtverhältnisse günstig sind. Da ich nur selten Kompaktkameras oder mein Smartphone zum Fotografieren nutze, kann ich dazu jedoch wenig beitragen. In diesem Bericht geht es daher hauptsächlich um die Fotografie mit einer digitalen Spiegelreflexkamera (DSLR). Er sollte sich leicht auf andere Kameratypen mit Wechselobjektiven anwenden lassen. Aber er besitzt nur begrenzte Gültigkeit für Kompaktkameras und Smartphones.

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1.1 Die Kamera Eine Qual der Wahl gab es bei der Auswahl der Kamera nicht, es stand nur eine Kandidatin zur Verfügung: meine DSLR Canon EOS 650D. Sie ist zwar schon etwas in die Jahre gekommen, mit 18 Mio. Pixeln Auflösung aber technisch hinreichend aktuell. Eine der Eigenschaften, die ich an ihr schätze, ist das dreh- und schwenkbare Touchdisplay. Zum Zeitpunkt ihrer Anschaffung war der Anteil der Kameras mit diesem Merkmal eher gering, mittlerweile wird es auch von anderen Herstellern vermehrt angeboten. Besonders beim Fotografieren mit Stativ ist es eine große Arbeitserleichterung.

1.2 Die Objektive Bei der Auswahl der Objektive für die Reisefotografie gilt es vor allem, die optische Qualität gegen Mobilität - also Packmaß und Gewicht - abzuwägen. Damit schieden einige meiner Objektive aus, weil sie entweder zu schwer, zu sperrig oder zu empfindlich für eine solche Unternehmung sind. Am Ende der Selektion blieben dann 4 Objektive übrig, welche mit mir auf Tour gingen: • Canon EF-S 10-18mm Ein Weitwinkelobjektiv, welches immer wieder für Landschafts- und Architekturaufnahmen zum Einsatz gekommen ist, aber auch in Innenräumen wie Kirchen und Kapellen hilfreich war. Mit ihm sind 36% der Fotos in Griechenland entstanden. • Canon EF-S 18-55mm Mein Arbeitspferd während der Reise war dieses UniversalzoomObjektiv. Es war zu einem geringen Aufpreis bei Anschaffung der Kamera im Lieferumfang enthalten und hat sich als überraschend effektiver Allrounder erwiesen. 51% aller Fotos habe ich damit gemacht. • Sigma 70-300mm Dieses Telezoom-Objektiv mit langer Brennweite hatte ich hauptsächlich für die Meteora-Klöster im Gepäck. Es ist auch in Philippi und Itea zum Einsatz gekommen. Insgesamt sind aber nur 3% aller Fotos mit diesem Objektiv entstanden. Allerdings wäre der Großteil selbiger Bilder mit keinem der anderen Objektive realisierbar gewesen. • Canon EF 50mm Diese Festbrennweite ist eigentlich ein Portraitobjektiv mit weichem Bokeh (Unschärfebereich im Hintergrund bei offener Blende). Ich hatte es aufgrund der hohen Lichtstärke von 1.8 als Reserveobjektiv für die Museen eingepackt. Leider war es für diesen Zweck weitgehend unbrauchbar, da der notwendige Abstand zum Motiv in der Regel zu groß war. Während der Fahrt über Land hat es sich als treffliches Objektiv -2-

für Aufnahmen durch die Frontscheibe des Busses erwiesen, da es sehr schnelle Verschlusszeiten ermöglicht. 10% der Fotos entfielen auf dieses Objektiv. Im Verlauf der Reise musste ich feststellen, dass 4 Objektive zu viel für die Reisefotografie sind. Es ist nicht nur lästig, häufig das Objektiv zu wechseln, es birgt obendrein das Risiko von Beschädigungen und interner Verschmutzung der Kamera und des Sensors. Unter Zeitdruck, wie er auf einer Infotour vorherrscht, ist es teilweise überhaupt nicht machbar. Als unverzichtbar erachte ich das 10-18mm Weitwinkelobjektiv, im Besonderen, wenn Innenaufnahmen geplant sind. Wer darauf gesteigerten Wert legt, sollte vielleicht in Erwägung ziehen, ein lichtstärkeres Modell zu nehmen. Das treibt allerdings den Anschaffungspreis in die Höhe.

Rose in Philippi, aufgenommen mit dem Canon EF 50mm. Das Bokeh im Hintergrund ist gut zu erkennen.

Obwohl das 18-55mm Universalzoom, welches die Hauptlast der Aufnahmen trug, sich bewährt hat, werde ich es demnächst durch ein »Superzoom« ersetzen, das einen größeren Brennweitenbereich wie z.B. 18-300mm hat. Damit würde das 70-300mm Telezoom weitgehend obsolet. Es ist recht schwer und sperrig, so dass ich gern darauf verzichten würde, es mitzuführen.

Das 50mm Objektiv war zwar »nice to have«, doch die meisten der damit angefertigten Aufnahmen wären auch mit einem der anderen Objektive möglich, wenn auch nicht mit der gleichen Bildwirkung. Prinzipiell könnte ich darauf verzichten, aber da es kompakt und leicht ist, könnte es durchaus wieder den Weg in meine Fototasche finden. Zudem schätze ich die erweiterten Möglichkeiten durch die hohe Lichtstärke. 1.2.1 Objektivfilter Während in der analogen Ära der Fotografie Filter zur Grundausstattung jedes ambitionierten Fotografen gehörten, wurden die meisten im Zuge der Digitalisierung angesichts der elektronischen Bildbearbeitung überflüssig. Ihre Effekte lassen sich auch durch Software wie Photoshop, Lightroom, etc. erzeugen. Es gibt jedoch 2 Filtertypen, für welche dies nur bedingt gilt, weshalb sie noch häufig genutzt werden. Das sind Polarisationsfilter, kurz Polfilter genannt und Graufilter, oft auch als ND-Filter (Neutraldichtefilter) bezeichnet. Polfilter verändern die Polarisation des Lichts und werden vor allem genutzt, um Reflexionen auf spiegelnden Oberflächen wie Wasser, Glas und Metall zu reduzieren oder ganz zu eliminieren. Ihr Wirkungsgrad ist dabei sehr vom Einfallswinkel des Lichts sowie von der Ausrichtung des Filters abhängig. Deshalb sind Polfilter so konstruiert, dass Sie auf dem Objektiv gedreht werden können, um sie an die jeweilige Lichtsituation anpassen zu können. Sie haben darüber hinaus den Effekt, bei hellem Tageslicht -3-

Farbintensität und Kontraste zu erhöhen. Dadurch wirkt z.B. das Blau des Himmels und das Grün von Pflanzen kräftiger und vitaler. Sie ermöglichen es auch, durch Fensterscheiben zu fotografieren, ohne störende Spiegelungen in Kauf nehmen zu müssen. Da ich davon ausgegangen bin, dass ich viele Fotos aus dem Bus heraus schießen müsste, hatte ich Polfilter von vornherein auf jedem Objektiv montiert. Graufilter reduzieren die Lichtmenge, die ins Objektiv gelangt. Eigentlich will ein Fotograf eher so viel Licht wie möglich zur Verfügung haben, um mit möglichst kurzen Belichtungszeiten arbeiten zu können, so dass man sich fragen mag, welchen Sinn so eine Art von Filter haben soll. Es gibt aber auch Ausnahmen von dieser Regel. Ein gängiger Einsatzbereich von Graufiltern ist die Abbildung von fließendem Wasser. Falls Sie schon mal ein Bild von einem Wasserfall oder von Stromschnellen gesehen haben, bei dem das Wasser bzw. die Gischt wie feiner Nebel wirkte, dann haben Sie sehr wahrscheinlich eine Aufnahme gesehen, die mit Hilfe eines Graufilters gemacht wurde. Die Sensoren moderner Digitalkameras sind nämlich so lichtempfindlich, dass es ohne Graufilter kaum möglich ist, bei Tageslicht eine ausreichend lange Belichtungszeit zu erzielen, so dass dieser diffuse Effekt entsteht. Die lange Belichtungszeit bedingt allerdings auch, dass solche Aufnahmen kaum aus der Hand zu machen sind, wodurch der Einsatz eines Stativs erforderlich wird. Ich hatte zwar Graufilter für jedes Objektiv im Gepäck, es gab aber keine Gelegenheit, wo ich sie in der Kürze der verfügbaren Zeit hätte einsetzen können. Ich würde sie nur erneut mitnehmen, wenn ich reichlich Zeit zur Verfügung hätte.

1.3 Speicher Das digitale Bildmaterial muss natürlich gespeichert werden. Meine Kamera ist so eingestellt, dass sie RAW- und JPEG-Bilder gleichzeitig speichert. Das RAW-Format bietet mit Abstand die umfangreichsten Möglichkeiten für die digitale Nachbearbeitung, während ich die JPEG-Dateien aus der Kamera zur schnellen Kontrolle nutze. Dafür werden pro Foto ca. 25 MB an Speicherplatz auf der Speicherkarte benötigt. In einer Woche eifrigen Fotografierens kommt da eine beachtliche Datenmenge zusammen. Auch wenn große Speicherkarten relativ preiswert geworden sind, ziehe ich es vor, meine Fotos lieber auf mehrere »kleine« Karten zu verteilen. Wenn eine defekt ist, geht nicht gleich das gesamte Material verloren. Für die Griechenland-Reise habe ich daher pro Tag eine 32 GB SD-Card mitgenommen. Jeden Abend wurde diese in einem wasserdichten und bruchfesten Hardcase verstaut, anschließend eine leere Speicherkarte in die Kamera eingelegt und frisch formatiert. Am letzten Abend vor dem Flug habe ich alle Speicherkarten mit einem Gäste-PC im Hotel auf einen robusten 128 GB USB Stick kopiert, den ich während des Rückflugs in der Tasche hatte. Eine Menge Aufwand, aber mit einer Sicherheitskopie der unwiederbringlichen Fotos fühlte ich mich schlicht besser.

1.4 Zubehör Nicht nur Kamera und Objektive entscheiden über die Möglichkeiten, die dem Fotografen zur Verfügung stehen, es gibt auch eine Menge Zubehör, das diese erweitern -4-

kann. Das Angebot ist ausgesprochen umfangreich, daher gehe ich nur auf die Dinge ein, die ich während dieser Reise nicht hätte missen wollen. 1.4.1 Stativ In schwierigen Lichtsituationen wie z.B. der Dämmerung wird es aufgrund der langen Belichtungszeit schwierig, noch aus der Hand zu fotografieren, ohne das Bild zu verwackeln. Andererseits bieten diese Lichtverhältnisse oftmals reizvolle Motive. Dann ist es hilfreich, die Kamera stabilisieren zu können. Das gängigste Hilfsmittel ist ein klassisches Dreibeinstativ. Indes sind die meisten Stative nicht nur sehr sperrig, sondern auch relativ schwer. Mein Studiostativ ist solch ein Ungetüm und kam daher nicht in Frage. Ich wollte die Reise aber nicht ohne Stativ antreten, also schaffte ich kurzentschlossen ein Cullmann Nanomax 430T Reisestativ an. Es stellt einen guten Kompromiss zwischen einem kompakten Packmaß (ca. 30cm) und einem akzeptablen Gewicht (850g) dar und ist bezahlbar. Es musste im Koffer transportiert werden, denn Stative könnten als Schlagwaffe missbraucht werden und dürfen nicht ins Handgepäck. Einige der Fotos, die ich von den Meteora-Klöstern mit dem 70-300mm Telezoomobjektiv gemacht habe, wären ohne das Stativ schwerlich machbar gewesen. Zusätzlich fanden 2 Stativalternativen ihren Weg auf meine Ausrüstungsliste. Die erste ist ein sogenanntes Bohnensackstativ - ein Beutel aus Stoff, der bei Bedarf mit Erde oder Sand gefüllt wird und als formbare Unterlage zur Fixierung der Kamera dient. Im ungefüllten Zustand ist es federleicht und passt problemlos in einen Zwischenraum der Fototasche. Wenn man nicht aus Bodenhöhe fotografieren will, kann dafür eine Ablagemöglichkeit wie eine Mauer, ein Pfosten oder eine Astgabel genutzt werden. Es gibt solche Bohnensäcke (»Beanbags«) fertig zu kaufen, man kann sie mit handwerklichem Geschick auch selbst herstellen. Das zweite Utensil ist eine Schraubklemme mit Gewindezapfen für die Stativbohrung des Kameragehäuses, in meinem Fall die »Superclamp« der italienischen Firma Manfrotto. Sie nimmt nicht viel Platz in Anspruch und ist ebenfalls im Koffer mitgereist. Damit kann man jedes Objekt zur Stabilisierung nutzen, Die »Superclamp« von Manfrotto ist eine das schmal genug zur Befestigung ist. universelle Möglichkeit zur Befestigung von Kameras und Blitzen. (© Manfrotto) Geländer, Zäune oder die Rückenlehnen von Parkbänken eignen sich dazu hervorragend. Mit Hilfe des Kugelkopfs vom Cullman Reisestativ konnte ich sie sehr flexibel einsetzen, wodurch mir in Itea reizvolle Dämmerungsfotos vom Geländer des Balkons im 5. Stock aus möglich waren. 1.4.2 Batteriegriff Ein Batteriegriff für eine DSLR hat 2 Hauptfunktionen. Zum einen ermöglicht er die gleichzeitige Verwendung von 2 Akkus, wodurch die Ausdauer der Kamera verdoppelt wird. Zum anderen bietet er einen zusätzlichen Auslöser für das Fotografieren im Hoch-5-

format, so dass man sich nicht die Arme »verbiegen« muss. Für mich ist aber keiner der beiden Gründe ausschlaggebend, denn ein geladener Ersatzakku in der Tasche reicht auch als Stromreserve und meine Arme sind lang genug, dass mir das »Verbiegen« nichts ausmacht. Ich habe mich im Gegenteil sogar so daran gewöhnt, dass ich den Hochformatauslöser fast nie nutze. Aber mir ist das Gehäuse meiner DSLR zu klein und zu leicht. Das mag sich paradox anhören, denn bei der Reisefotografie kommt es ja eigentlich auf kompaktes und leichtes Equipment an. Meine Hände sind jedoch zu groß, um die EOS 650D und ähnlich kompakte DSLRs komfortabel und sicher greifen zu können. Es bleibt immer 1 Finger unterhalb des Griffs »in der Luft hängen«, was ich als unangenehm empfinde. Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich eine Kamera ruhiger halten kann, wenn sie schwerer ist - deshalb fotografiere ich ungern mit Kompaktkameras und Smartphones. Von daher stellt für mich persönlich der Batteriegriff eine ergonomische Verbesserung dar, für die ich die 230 Gramm zusätzliches Gewicht und das größere Packmaß gerne in Kauf nehme. Ich empfehle aber jedem, der über die Anschaffung eines Batteriegriffs nachdenkt, seine Haptik vorher bei einem Händler zu prüfen. 1.4.3 Handschlaufe Ich benutze bereits seit Jahren eine Handschlaufe. Im Fotostudio, wo durch die Wärmeentwicklung der Blitzanlagen die Hände leicht ins Schwitzen geraten, stellt sie eine immense Arbeitserleichterung dar. Mit einer Handschlaufe hat man auch schwere Kameras fest in der Hand und kann sie ruhiger halten. Das erleichtert eine stabile Kameraführung, die wiederum verwacklungsfreies Fotografieren (und Filmen) ermöglicht. Fernerhin überträgt die Handschlaufe einen Teil des Kameragewichts auf den Handrücken. Das sorgt insgesamt für eine Entlastung und beugt Ermüdung vor. Nicht zuletzt sinkt die Gefahr, dass die Kamera versehentlich aus der Hand fällt. Das erschien mir für meine ersten Erfahrungen in Sachen Reisefotografie als sinnvoll. In Verbindung mit einem Kameragurt bietet sie zudem einen exzellenten Diebstahlschutz. 1.4.4 Kameragurt Wenn man zu Fuß mit der Kamera unterwegs ist, gehört ein Kameragurt zum unverzichtbaren Zubehör. Oft genug braucht man beide Hände, um z.B. das Objektiv oder einen Filter zu wechseln. Der mit der Kamera gelieferte Gurt drückte bei längerer Benutzung unangenehm im Nackenbereich. Daher hatte ich ihn bereits durch ein Modell mit einem Nackenteil aus Neopren ersetzt. Eine Kamera, die bei jeder Bewegung vor dem Bauch herumbaumelt, ist aber alles andere als angenehm. Das gilt erst recht, wenn man gezwungen ist, sich eines etwas flotteren Schrittes zu befleißigen. Auf der Suche nach Alternativen stieß ich auf positive Erfahrungsberichte zu den Gurten der deutschen Firma »Sun Sniper«, die von Profis enorm geschätzt werden. Bei diesen Gurten wird die Kamera durch eine Schraube am Stativgewinde der Kamera befestigt. Sie hängt kopfüber an einer Metallöse seitlich vom Körper statt vor dem Bauch. Dadurch behindert sie beim Gehen nicht und kann im -6-

Handumdrehen nach vorne in »Schussposition« gebracht werden. Nach einem ausgiebigen Praxistest bei einem lokalen Fotohändler entschloss ich mich, den stattlichen Preis von 89 € in das Topmodell »Rotaball Pro« zu investieren. Der Gurt hat mir während der Tour hervorragende Dienste geleistet. Ich kann ihn jedem empfehlen, der mit einer DSLR auf Tour geht. 1.4.5 Reinigungszubehör Wenn man draußen mit der Kamera unterwegs ist, braucht man geeignete Mittel, um zwischendurch Objektive, Filter und Display von Verunreinigungen zu befreien. Das betrifft sowohl Staub wie Fingerabdrücke, die wir auf den Displays hinterlassen. Sie erschweren die Benutzung des Displays bei Lichteinfall. Viele Kompaktkameras verfügen wie Smartphones über keinen optischen Sucher, womit das Display einen hohen Stellenwert bei der Komposition eines Bildes einnimmt. Es gibt daher ein paar Utensilien, die für mich ins Fotoreisegepäck gehören: • Mikrofasertücher Mikrofasertücher sind echte Alleskönner, wenn es um glatte Oberflächen geht. Für die Displays von Smartphones. Tablets und eben auch von Kameras gibt es kaum etwas Besseres zur schonenden Reinigung und Entfernung der lästigen »Fingerpatscher«. Es müssen keine speziellen Tücher für die Fotografie sein, alle Mikrofasertücher, die für Glas oder Fliesen vorgesehen bzw. geeignet sind, funktionieren. Nebenher dienen Sie in der Fototasche oder dem -rucksack als zusätzliches Polster für die empfindlichen Teile. Bei Kameras gilt zu beachten, dass die Displays selten aus kratzfestem Material bestehen. Deshalb ist es sinnvoll, sie vorher mit einem Reinigungspinsel oder einem Blasebalg von Staubkörnern zu befreien, die feine Kratzer verursachen können. • Zigarettenpapier Ein Geheimtipp unter Fotografen sind Zigarettenblättchen, um die Frontlinse von Objektiven zu reinigen. Man haucht die Linse an wie eine Brille und wischt vorsichtig mit der dem Klebestreifen abgewandten Seite kreisförmig von außen nach innen. • Reinigungspinsel Zum Entfernen von Staub eignet sich ein Reinigungspinsel mit feinen Haarfasern am Besten. Man bekommt ihn in jedem gut sortierten Fotofachgeschäft oder kann ihn im Internet bestellen. Ich benutze seit langem den »Hama Lenspen«. Er besitzt zusätzlich zum versenkbaren Pinsel eine Spezialspitze aus Samt. Damit lassen sich Verschmutzungen auf Objektiven entfernen, ohne die empfindliche Vergütung der Linse zu beschädigen. • Blasebalg Wenn Staub oder Sand an unzugänglichen Stellen sitzt, kann ein Blasebalg aus dem Zubehörhandel nützlich sein. Notfalls kann man ihn sogar für eine provisorische Sensorreinigung benutzen. Die sollte man aber wirklich nur im äußersten Notfall selbst durchführen. Ansonsten kann die Kamera schnell zum Totalschaden werden.

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1.5 Transport Natürlich muss die Ausrüstung transportiert werden, sowohl während der Anreise per Flugzeug als auch unterwegs in Griechenland. Es erschien mir zwingend notwendig, sie - soweit erlaubt - als Handgepäck mitzunehmen. Die ausgesprochen rabiate Handhabung von Gepäckstücken an Flughäfen ist kein Geheimnis. Die Diebstähle von Wertsachen und elektronischen Geräten an Flughäfen sind in den letzten 10 Jahren dramatisch angestiegen. Düsseldorf tut sich im Vergleich deutscher Flughäfen unangenehm hervor, wie Untersuchungen der »FAZ« und der »Welt« belegt haben. Diese Umstände sowie eine Fluggesellschaft, der nachgesagt wird, nur nach anwaltlichem Druck Ersatz für verlorenes Gepäck zu leisten, waren Grund genug für mich, eine Aufgabe am Check-In Schalter unbedingt vermeiden zu wollen. Daher kaufte ich mir speziell für diese Reise einen Fotorucksack (Lowepro »Flipside 500 AW«), der den internationalen Bestimmungen für Handgepäck (IATA Norm) entspricht. Zu meinem Schrecken musste ich später feststellen, dass Eurowings ebenso wie andere »Billigflieger« diese Norm mit ihren erlaubten Abmessungen für Handgepäck deutlich unterschreiten. Damit war der Rucksack 1,5 cm zu »dick«. Obwohl er hinsichtlich des Gesamtvolumens die Vorgaben unterschritt, war Eurowings keine Zusage für die Zulassung als Handgepäck abzuringen. Somit ließ ich den neuen Fotorucksack zähneknirschend zu Hause. Meine bewährte Fototasche (Vanguard »The Heralder 38«) musste die entstandene Lücke füllen, so gut es ging. Mittels eines Schultertragegestells konnte ich sie zumindest bei der Anreise mit dem Zug sowie der ermüdenden Wartezeit auf dem Flughafen auf dem Rücken tragen. Das war allerdings nicht sonderlich bequem, so dass ich den Rucksack schmerzlich vermisst habe. Ich empfehle daher, vor der Anschaffung eines Gepäckstücks für die Fotoausrüstung gründlich die Bestimmungen aller in Frage kommenden Fluglinien zu überprüfen und nicht - wie ich es getan habe - nur auf die Aussage des Herstellers zu vertrauen. Fototasche »The Heralder 38« des Herstellers Vanguard (© Vanguard)

Voll bestückt war die Tasche zu schwer, um sie bei Exkursionen außerhalb des Busses mitzuführen. Daher habe ich die Seitentaschen meiner Outdoor-Weste genutzt, um links und rechts jeweils ein Objektiv zum Wechseln unterzubringen. So konnte ich 3 Objektive am Mann tragen, eines davon auf der Kamera montiert. Die Tasche blieb im Bus. Damit ließen sich alle fotografischen Situationen während der Reise meistern. In den zahlreichen Taschen konnte ich weiteres Zubehör unterbringen, wie z.B. Utensilien zur Reinigung.

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2. Die Reisefotografie in der Praxis 2.1 Fotografieren aus dem Bus heraus Da wir den größten Teil der Zeit im Bus verbracht haben, musste ich mich auf diesen Umstand einstellen. Dabei kam es mir zugute, dass ich die komplette letzte Bankreihe zur Verfügung hatte. So konnte ich je nach Motivlage die Seiten wechseln. Wenn man diese Option nicht hat, empfiehlt es sich, vorher die Route und den zu erwartenden Sonnenstand während der Fahrt zu eruieren und sich einen passenden Platz auszusuchen. Grundsätzlich kann man das mit Hilfe einer Karte erledigen, mittlerweile gibt es dafür auch Smartphone Apps. Ich benutze zur Planung von Außenaufnahmen die App »Sun Surveyor«, die für Android und iOS verfügbar ist. Sie kostet ca. 6 € und ist ausgesprochen vielseitig, wenn es um die Bestimmung der Sonnen- oder Mondposition an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit geht. Diese Vielseitigkeit hat aber zur Folge, dass die Bedienung nicht trivial ist. Man muss sich intensiv mit der App auseinandersetzen, wenn man ihr Potential ausschöpfen will. Dann ist sie ausgesprochen nutzbringend für jeden, der mit der Kamera draußen unterwegs ist. Wie bereits erwähnt, hatte ich in Erwartung der Reflexionen in den Seitenscheiben auf jedem Objektiv einen Polfilter montiert. Die Unterdrückung der Reflexionen hat auch funktioniert, solange die Sonne nicht zu tief stand. Aber die wärmedämmende Beschichtung der Seitenfenster hat teilweise für starke Farbschlieren in den Fotografien gesorgt, so dass viele nur noch durch die Umwandlung in Graustufen-Bilder zu retten waren. Das muss nicht immer schlecht sein, es gibt durchaus Bilder, deren GraustufenVersion besser wirkt.

Diese Farbschlieren entstanden durch die wärmedämmende Beschichtung der Seitenscheiben des Reisebusses. Sie konnten auch mit Hilfe der elektronischen Bildbearbeitung bei vielen Bildern nicht entfernt werden.

Hier ist das linke Bild nach der Graustufen-Umwandlung zu sehen. Meiner Ansicht nach hat es dadurch an Wirkung gewonnen. Das gilt auch für einige der anderen Bilder mit Farbschlieren.

Ohne Polfilter waren die Farbschlieren deutlich geringer, dafür aber die Reflexionen zu stark, um überhaupt Fotos durch die Seitenscheiben machen zu können. Da ich hochwertige Polfilter von B+W oder Hoya verwende, dürfte die Ursache kaum in der Qualität liegen. Trotz umfassender Suche im Internet habe ich noch keine Lösung für diese

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Problematik finden können. Falls jemand eine solche kennt, wäre ich dankbar für Hinweise. Das Fotografieren durch die Frontscheibe vom Klappsitz für Reisebegleiter hat allerdings gut funktioniert. Allem Anschein nach war diese gar nicht oder anders beschichtet. Es war auch sehr hilfreich, dass unser Busfahrer Stelios die Frontscheibe immer blitzsauber gehalten hat. Um während der Fahrt brauchbare Fotos machen zu können, ist eine kurze Belichtungszeit von 1/500 Sekunde oder kürzer erforderlich, sonst erscheint fast alles verschwommen. Um die notwendige Tiefenschärfe für Landschaftsaufnahmen zu erzielen, sollte die Blende kleiner als 8 eingestellt sein. Bei hellem Tageslicht ist dazu eine ISO Einstellung von 400 oder höher erforderlich, da der Polfilter ungefähr 1,5 Blendenstufen schluckt. Die einzige Ausnahme war das 50mm Objektiv, bei dem durch die hohe Lichtstärke von 1.8 auch bei ISO 200 kurze Belichtungszeiten möglich sind.

2.2 Fotos in Innenräumen Beim Fotografieren im Inneren von Kirchen und Museen gilt es, einige Besonderheiten zu beachten. Wenn das Fotografieren überhaupt gestattet wird, ist die Benutzung von Blitzen oder Stativen aber nur in den seltensten Fällen erlaubt. Dann ist die einzige Chance, brauchbare Bilder zu erhalten, die Verwendung hoher ISO-Empfindlichkeiten. Der maximale Wert meiner EOS 650D beträgt ISO 12800, den ich bei Innenaufnahmen meistens voll ausschöpfen musste. Das resultiert aber in deutlich erhöhtem Rauschen. Hier spielen höherwertige Kameras ihre Vorteile aus, denn je größer der Sensor ist, desto geringer fällt in der Regel das Rauschen aus. Deshalb arbeiten die meisten Profis in diesen Bereichen mit teuren Vollformatkameras. Es gibt zwar mittlerweile auch Kompaktkameras mit großen Sensoren, die sind dann aber mindestens genauso Foto im Museum, aufgenommen mit ISO 12800 teuer wie DSLR-Modelle. Bei Kameras mit und unbearbeitet. Vor allem im linken unteren Bereich ist das starke Rauschen gut als Wechselobjektiven kann der Fotograf zumingrobkörnige Struktur zu erkennen. dest durch lichtstarke Objektive noch einiges rausholen. Die meisten Smartphones bleiben hier aber auf der Strecke. Obwohl Canon DSLRs sich durch gutes Rauschverhalten bei hohen ISO Werten auszeichnen, sind nur ca. 25% der Fotos, die ich in Museen und Kirchen gemacht habe, tatsächlich brauchbar - wobei das ein dehnbarer Begriff ist. Software wie Lightroom oder Photoshop kann hier zwar Abhilfe schaffen, das geht aber zu Lasten der Bildschärfe.

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2.3 Landschaftsaufnahmen Trotz des zeitlich gestrafften Programms ergaben sich viele Gelegenheiten, die faszinierenden Landschaften Griechenlands mit der Kamera einzufangen. In zahlreichen Fällen ist das Weitwinkelobjektiv zum Einsatz gekommen. Während es in Städten deutliche Verzerrungen der senkrechten Linien bewirkt, sind die optischen Auswirkungen bei Landschaftsfotos wesentlich subEine klassische Landschaftsaufnahme mit dem tiler. Erfreulicherweise war uns das Wetter Weitwinkelobjektiv bei 10mm Brennweite. Durch den Polfilter entstanden satte Farben, die ich mit wohlgesonnen, so dass ich mit günstigen Lightroom noch kräftiger betont habe. Lichtverhältnissen arbeiten konnte. In dieser Hinsicht hat sich der Polfilter bezahlt gemacht, der für schöne Kontraste und kräftige Blau- und Grüntöne gesorgt hat.

3. Die Nachbearbeitung Zurück in Deutschland galt es, die knapp 3500 Fotos auszuwerten, die sich in einer Woche angesammelt hatten. Nachdem alle missglückten Bilder ausgemustert waren, blieben 750 Fotos übrig. Angesichts meiner mangelnden Erfahrung mit der Reisefotografie hatte ich eine geringere Ausbeute erwartet und war positiv überrascht. Diese Fotos habe ich dann digital optimiert. Ich setze vorrangig die Software Lightroom ein, für komplexere Arbeiten kommt Photoshop zum Einsatz. Der gesamte Prozess der »Postproduction«, d.h. der Selektion und Optimierung hat nochmal 16 Stunden Arbeit in Anspruch genommen. Dies ist aber auch der Tatsache geschuldet, dass ich mir für die optimale Bildbearbeitung von Landschaftsfotos zusätzliches Wissen aneignen musste. Sowohl bei den Vorbereitungen als auch bei der Nachbearbeitung hat sich YouTube als üppiger Fundus an Informationen, Tipps und Tutorials erwiesen, den ich jedem ans Herz legen möchte, der sich in Sachen Fotografie oder Videofilm weiterbilden möchte. Gute Englischkenntnisse sind dabei von immensem Vorteil, da sich das verfügbare Angebot damit mehr als verdreifacht. Es existiert aber auch reichlich Material auf Deutsch.

4. Fazit Abschließend betrachtet hat mir diese erste Erfahrung mit der Reisefotografie viel Freude bereitet. Es war eine inspirierende Informationsreise mit einer angenehmen Reisegruppe, die von unserer eloquenten Reiseleiterin Koula vorbildlich moderiert und vom Determann Touristik Team hervorragend organisiert worden ist. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht meine letzte war.

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In diesem Sinne: Gut Licht! Ihr Wilhelm W. Koehler

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