Mit den Daten bis 2015

Mit den Daten bis 2015 Umwelterklärung 2016 Inhalt 1 Vorwort 2 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 Wer wir sind Geschichte der Abwasserwirtschaft in Bremen ...
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Mit den Daten bis 2015

Umwelterklärung 2016

Inhalt

1 Vorwort 2 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5

Wer wir sind Geschichte der Abwasserwirtschaft in Bremen Entsorgungsgebiete und Standorte Gesellschafterstruktur und Aufbauorganisation Qualitäts- und Umweltpolitik und Integriertes Managementsystem Unternehmerische Verantwortung  2.5.1 Mitarbeiterbeteiligung 2.5.2 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit 2.5.3 Engagement für den Standort Bremen 

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3 Bewertungskriterien zur Ermittlung der Umweltauswirkungen

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4 Umweltleistung und Umweltauswirkungen 4.1 Wasser 4.1.1 Niederschlagswasserbehandlung 4.1.2 Mischwasserbehandlung 4.1.3 Reinigungsleistung der Kläranlagen  4.1.4 Indirekteinleiterüberwachung 4.1.5 Trinkwasserverbrauch 4.2 Energie 4.2.1 Energieverbrauch 4.2.2 Strom 4.2.3 Treibstoffe 4.3 Emissionen  4.3.1 Gesamtemissionen an Treibhausgasen 4.3.2 Reduktion von Treibhausgasen durch aktive Maßnahmen 4.3.3 Weitere Luftemissionen 4.4 Boden 4.4.1 Kanalnetzsanierung 4.4.2 Bodenversiegelung 4.5 Abfall 4.5.1 Abfallaufkommen 4.5.2 Klärschlamm 4.5.3 Klärschlammdeponie Edewechterdamm  4.6 Stoffeinsatz 4.7 Geruch 4.8 Biologische Vielfalt

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Umweltprogramm – Ziele und Maßnahmen

6 Standortbeschreibungen 6.1 Kläranlage Seehausen  6.1.1 Standortbeschreibung und Verfahrensprozesse 6.1.2 Umweltkennzahlen Kläranlage Seehausen 6.2 Kläranlage Farge 6.2.1 Standortbeschreibung und Verfahrensprozesse 6.2.2 Umweltkennzahlen Kläranlage Farge 6.3 Betriebshof Pumpwerk Findorff 6.3.1 Standortbeschreibung 6.3.2 Umweltkennzahlen Abwasserableitung / Betriebshof PW Findorff (Netzbetrieb) 6.4 Verwaltung Schiffbauerweg 2 6.4.1 Standortbeschreibung 6.4.2 Umweltkennzahlen Verwaltung Schiffbauerweg 2 6.5 Klärschlammdeponie Edewechterdamm 6.5.1 Standortbeschreibung und Verfahrensprozesse 6.5.2 Umweltkennzahlen Klärschlammdeponie Edewechterdamm

44 50 50 50 51 53 53 55 57 57 58 59 59 59 60 60 61



7

Treibhausgas-Bilanzierungsrahmen und Umrechnungsfaktoren

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Abkürzungsverzeichnis / Glossar

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9 Ansprechpartner

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10 Gültigkeitserklärung

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Impressum

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1

Umwelterklärung

Vorwort In diesem Jahr feiern wir das 50-jährige Bestehen der Kläranlage in Bremen-Seehausen. Vom Startschuss 1966 mit einer zur rein mechanischen Abwasserreinigung konzipierten Anlage bis zur heutigen, hochmodernen und klimaneutralen Anlage mit biologischer Reinigung und zentraler Leit- und Automatisierungstechnik war es ein weiter Weg. Gleichzeitig blicken wir auf fünf Jahre als EMAS-Unternehmen zurück. In diesem Zeitraum konnten wir die Klimaneutralität der hanseWasser erreichen. Ein großer Meilenstein für hanseWasser mit einer Vielzahl von Maßnahmen, die Bestandteil unseres Umweltprogramms sind. Durch die Nutzung und Einspeisung des auf den Kläranlagen selbst erzeugten Stroms konnten wir bisher Treibhausgas-Emissionen in Höhe von ca. 16.000 t CO2 eq pro Jahr vermeiden. Aktuell müssen wir noch rund 4.500 t CO2 eq pro Jahr mit grünem Strom aus dem Netz kompensieren. Unternehmensziel für die nächsten Jahre ist es, den Energiebedarf weiter zu reduzieren und die Erzeugung von regenerativem Strom zu erhöhen, um auch aus „eigener Kraft“ klimaneutral zu werden. In einem neuen Kapitel in der Umwelterklärung 2016 erklären wir, wie wir unsere unternehmerische Verantwortung für unsere MitarbeiterInnen und in der Öffentlichkeit wahrnehmen. Im letzten Jahr haben wir eine intensive Leitbilddiskussion im Unternehmen geführt. Mit Mitarbeiter-Workshops an allen Standorten­ wurde das neue hanseWasser Leitbild vorgestellt und dabei Ideen, Vorschläge und Maßnahmen zur Umsetzung erarbeitet. Ein wesentlicher Aspekt unseres Leitbildes ist die Ausrichtung auf den Arbeits- und ­Gesundheitsschutz. Im Rahmen eines Projektes haben wir die Voraussetzungen für eine Zertifizierung unseres Arbeitsschutzes nach OHSAS 18001 erarbeitet und werden dies in unser integriertes Managementsystem für Umwelt und Qualität einfügen. Über den Stand der Umweltleistung und das aktuelle Umweltprogamm berichten wir ausführlich auf den folgenden Seiten; dabei wünschen wir Ihnen interessante Einblicke.

Jörg Broll-Bickhardt Techn. Geschäftsführer

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Uwe Dahl Kfm. Geschäftsführer

2

Wer wir sind

Wasserqualität

Energie

Kanalnetz

Anlagentechnik

Wir klären das: hanseWasser ist das Abwasserunternehmen für Bremen und die Region. Wir sichern eine wirtschaftliche Abwasserreinigung und übernehmen Verantwortung für Mensch, Umwelt und Gesellschaft. Mit den Wurzeln einer über 100-jährigen Abwasserhistorie verstehen wir uns als Teil der stadtbremischen Gesellschaft und Partner der Freien Hansestadt Bremen. Als eines der ersten privatisierten Abwasserunternehmen betreiben wir seit 1999 mit rund 400 MitarbeiterInnen das 2.300 Kilometer lange Bremer Kanalnetz und sichern auf zwei Kläranlagen in Seehausen und Farge einen wirtschaft­ lichen und umweltgerechten Reinigungsprozess für jährlich rund 50 Millionen Kubikmeter Abwasser aus Bremen, den Nachbargemeinden sowie für Industrie- und Gewerbekunden. Wir sind ein transparentes Unternehmen. Wir suchen den Dialog mit unseren MitarbeiterInnen, den BürgerInnen, den Aufsichtsbehörden und gesellschaftlichen Gruppen. Wir sind offen für Fragen und Verbesserungsvorschläge, um unsere Leistungen kontinuierlich zu verbessern. Als Unternehmen übernehmen wir Verantwortung für den Standort Bremen, insbesondere als Förderer von Umweltbildung und Industriekultur. Aufgrund der umfangreichen Klimaschutzaktivitäten, wie der energetischen Optimierung des Kläranlagenbetriebs, dem Betrieb einer 2 MW Windenergieanlage und der Installation modernerer Blockheizkraftwerke, reinigt die Kläranlage in Bremen-Seehausen die Abwässer klimaneutral. Von der „initiative umwelt unternehmen“ erhielt hanseWasser 2015 zum dritten Mal die Auszeichnung zum Klimaschutzbetrieb. Seit 2015 ist das gesamte Unternehmen hanseWasser klimaneutral.

2.1 Geschichte der Abwasserwirtschaft in Bremen 1872 Erster zusammenhängender Entwässerungsplan für Bremen zur geordneten Abwasserableitung in die Kleine Wümme bzw. Ochtum. Bis 1893 Umsetzung Entwässerungsplan beginnt mit dem Bau erster Kanäle.

1911 Systematischer Ausbau der Misch­ kanalisation im Kernbereich ­Bremens beginnt. Fehlendes Gefälle zur Weser macht 13 kleinere und 3 zentrale Hauptpumpwerke erforderlich (Findorff, Oslebshausen, Woltmershausen). Abwasser gelangt über mehr als 10 km lange Druckrohre bei Mittelsbüren und Hasenbüren in die Weser.

1964 Einführung der Kanalbenutzungs­ gebühr zur Finanzierung der weit­ reichenden Vorhaben. 1966 Kläranlage Seehausen: Inbetriebnahme mit mechanischer Reinigung und Schlammfaulung.

1915/16 Die Pumpwerke nehmen ihre Arbeit auf.

Anfang 20. Jahrhundert Entwässerungsverhältnisse aus hygienischer Sicht unzureichend. Die Spültoilette löst das Tonnen­ system ab. 1903 Das Ortsgesetz schreibt den E­ inbau von Spültoiletten in Neubauten zwingend vor. 1910 Gründung „Tiefbauinspektion III“ Erste eigenständige Fachabteilung mit Fachpersonal für Abwasser­ beseitigung.

Umwelterklärung

1973 Kläranlage Farge: Inbetriebnahme mit mechanischer Reinigung und biologischer Stufe. Pumpwerk Findorff heute als Industrie­museum „Altes Pumpwerk“. 1920 Amt für Kanalisation und Abfuhr­ wesen Erweiterung des Kanalnetzes Ab 1945 Wiederherstellung der durch den Zweiten Weltkrieg zerstörten Ab­wasseranlagen. Ab 1950 Die Bevölkerung nimmt zu: Neue Kanäle werden angelegt, Erschließung in peripherer Lage erfolgt im Trennsystem. 1957 Bremer Senat verabschiedet Konzept zur Neuordnung der Abwasserbeseitigung: • Errichtung einer zentralen Klär­ anlage in Seehausen • Erweiterung der Hauptpumpwerke • Bau von Regenrückhaltebecken • Kanalbauprogramm zur Sanierung des Netzes

bis 1910

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1910–60

Ab 1973 Kanalbau-Stufenprogramm: • Erweiterung des Kanalnetzes in den Stadtrandgebieten (Erhöhung des Anschlussgrades an das öffentliche Kanalnetz) • Sanierung des vorhandenen Kanalnetzes • Kapazitätserweiterung der Abwasser­anlagen • Aufbau der biologischen Abwasser­ reinigung für verbesserten Ge­wässerschutz

1960–80

1980 Erweiterung der Kläranlage Seehausen um eine biologische Reinigungsstufe zur Verbesserung der Gewässergüte in der Weser.

2010 Zielsetzung der hanseWasser: CO2-neutrale Leistungserbringung bis 2015 Projekt kliEN (Klimaschutz und Energieeffizienz).

2014 Inbetriebnahme der neuen BHKWAnlage Kläranlage Seehausen. Verbesserung elektr. Wirkungsgrad um über 30 %.

2010 Ersatz von 4 alten Windturbinen auf der Kläranlage Seehausen durch eine neue Windkraftanlage: Erhöhung der Windstromproduktion um Faktor 10.

1986 Mischwasser 90: Umfassendes Sanierungsprogramm für verbesserten Gewässerschutz: • Verbesserung Ablaufverhalten im Kanal • Schaffung größerer Rückhalte­ volumen für Mischwasser • Bau neuer Regenrückhalte­becken • Sanierung und Ausbau von Hauptsammlern • Erneuerung von Pumpwerken und Druckleitungen • Einführung neuartiger Stauraumbewirtschaftung

2014 Klimaneutrale Kläranlage Seehausen: Aus regenerativen Quellen erzeugter Strom deckt bilanziell über das Jahr betrachtet den Bedarf des Anlagenbetriebs. Ab 2012 hanseWasser wird EMAS-Betrieb mit den Standorten: • Kläranlage Seehausen • Kläranlage Farge • Betriebshof Pumpwerk Findorff (Netzbetrieb) • Hauptverwaltung Schiffbauerweg 2

1992 Umwandlung des „Amtes für Stadtentwässerung und Abfallwirtschaft“ in einen kommunalen Eigen­betrieb: Bremer Entsorgungsbetriebe. Mitte 90er Ausbau der Bremer Kläranlagen für weitergehende Abwasserreinigung (Stickstoff-/Phosphorelimination). Seit 1999 Teilprivatisierung der Bremer Stadtentwässerung; Übertragung Betriebsführung auf hanseWasser Bremen GmbH.

2015 Klimaneutralität hanseWasser betreibt ihr Kern­ geschäft, die Reinigung von jährlich rund 50 Mio. m³ Abwasser klima­ neutral

2013 Wärme aus Abwasser (Pilotprojekt): Hauptpumpwerk Bremen Findorff gewinnt Wärme zur Beheizung des Betriebshofs aus der Kanalisation.

2002 Inbetriebnahme der zentralen Leitwarte Seehausen: Moderne und sichere Überwachung der Betriebsprozesse.

1980–2002

ab 2010

2016 Die Kläranlage Seehausen feiert 50-jähriges Bestehen. 2016 Umzug der Hauptverwaltung in ein neues Gebäude, das nach dem GoldStandard der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen e. V. errichtet wurde.

2.2 Entsorgungsgebiete und Standorte Für die Stadt Bremen haben wir uns verpflichtet, jederzeit die Entsorgungssicherheit zu garantieren. Grundlage hierfür sind die langfristigen Leistungsverträge mit der Stadt Bremen. Das Bremer Entwässerungssystem ist in zwei getrennte Gebiete unterteilt, die den Einzugsgebieten der beiden Großkläranlagen Seehausen und Farge entsprechen. Die Ableitung des Abwassers erfolgt überwiegend über Freigefälle­ kanäle; in den älteren Stadtteilen und dem Stadtzentrum über Mischwasserkanäle und in den neueren Stadtteilen über Kanäle im Trennsystem. In den beiden Kläranlagen Seehausen und Farge werden jährlich insgesamt 50 Mio. m³ Abwasser gereinigt. Diese Menge setzt sich im Wesentlichen zusammen aus dem Schmutz- und Niederschlagswasser aus Bremen und dem Schmutzwasser aus Nachbargemeinden. Die im Mischsystem kanalisierte Fläche im Einzugsgebiet der Kläranlage Seehausen umfasst ca. 3.900 ha, im Einzugsgebiet der Kläranlage Farge ca. 330 ha. Dazu kommen für beide Einzugsgebiete noch insgesamt ca. 6.000 ha im Trennsystem. Neben der Ableitung und Reinigung der stadtbremischen Abwässer wird auch Schmutzwasser aus den niedersächsischen Nachbargemeinden in das bremische Kanalnetz übernommen und in den Kläranlagen Bremen-Seehausen und Bremen-Farge gereinigt. Außerdem übernimmt hanseWasser die öffentlich-rechtlichen Aufgaben der Stadtentwässerung im Überseehafen­ gebiet in Bremerhaven; dieses Gebiet gehört zur Stadtgemeinde Bremen und ist damit Bestandteil des bremischen Kanalnetzes. Die Entwässerung erfolgt dort zu 100 % im Trennsystem. Während das Niederschlagswasser im Wesentlichen direkt in die Wesermündung geleitet wird, erfolgt die Ableitung des Schmutzwassers über die Bremerhavener Kläranlagen. Für die Umwelterklärung sind die mit Personal besetzten Betriebsstandorte von hanseWasser relevant. Dies sind: • • • • •

Kläranlage Seehausen Kläranlage Farge Betriebshof Pumpwerk Findorff (Netzbetrieb) Hauptverwaltung Schiffbauerweg 2 Klärschlammdeponie Edewechterdamm

Unter Ziffer 6.1 bis 6.5 sind die Standorte beschrieben sowie die relevanten Umweltkennzahlen detailliert dargestellt. Eine Gesamtübersicht der Standorte und wesentlicher Abwasseranlagen ist in der folgenden Karte dargestellt.

Umwelterklärung

8|9 8

Entwässerungsgebiete und wesentliche Abwasseranlagen der hanseWasser

Standorte mit Personal

Stauraumkanäle

Hauptpumpwerke (PW)

Mischsystem (Schmutz- und Regenwasser in einem Kanal)

Druckrohrleitungen DN 800 – 1.300 mm

Trennsystem (getrennte Kanäle für Schmutz- und Regenwasser)

Grenze der Einzugsgebiete Steuerbauwerke

Einleitende Nachbargemeinden

Stadtbremisches Überseehafengebiet in Bremerhaven PW Umspannwerk (Wurster Straße)

Schwanewede PW Ständer Ritterhude

PW Industriehafen PW Oslebshausen Betriebshof Pumpwerk Findorff

Kläranlage Farge

Lilienthal Lemwerder

Kläranlage Seehausen Hauptverwaltung Schiffbauerweg

PW Linkes Weserufer Stuhr / Weyhe

2.3 Gesellschafterstruktur und Aufbauorganisation Die hanseWasser Bremen GmbH ist im Abwassermarkt tätig. Mit dem Vertrag vom 21.12.1998 und der Beleihung für einen Großteil der hoheitlichen Aufgaben ist die Gesellschaft für wesentliche Aufgaben der Abwasser­entsorgung in der Freien Hansestadt Bremen zuständig. Darüber hinaus übernimmt hanseWasser im Rahmen von Verträgen zwischen der Freien Hansestadt Bremen und Nachbargemeinden deren Abwasser zur Reinigung und bietet Abwasserdienstleistungen sowie verschiedene entsorgungswirtschaftliche und planerische Leistungen am Markt an. An der hanseWasser Bremen GmbH sind seit dem 1.1.1999 die hanseWasser Ver- und Entsorgungs-GmbH (hVE) mit 74,9 % und die Freie Hanse­stadt Bremen mit 25,1 % beteiligt.

Die Gesellschafter swb AG 51 %

hanseWasser Bremen GmbH

hanseWasser Ver- und Entsorgungs-GmbH

Freie Hansestadt Bremen 74,9 %

25,1 %

GELSENWASSER AG 49 %

Die hanseWasser Bremen GmbH ist als funktionale Stab-Linienorganisation aufgebaut und wird von zwei Geschäftsführern geleitet. In der zweiten Führungsebene wird das Unternehmen wie in der Abbildung dargestellt in sechs Bereiche untergliedert: Bereich Kundenbetreuung/Abwassereinleiter (KB), Bereich Netz (N), Bereich Abwasserwerke (W), Bereich Zentrale Dienste (ZD), Bereich Vertrieb und Materialwirtschaft (VM) und Bereich Finanz- und Rechnungswesen (FR). Zum 31.12.2015 sind insgesamt 401 MitarbeiterInnen (inklusive Auszubildende) bei hanseWasser beschäftigt.

Organigramm der hanseWasser Bremen GmbH

Revision Borkowski ges. Beauftragtenfunktionen

Geschäftsführung Technik Broll-Bickhardt

Finanzen Dahl

Kundenbetreuung/ Abwassereinleiter Dr. Heilemann

Netz

Abwasserwerke

Zentrale Dienste

Pfister

Lilienthal

Wenck

Faktuierung

Grundlagen

Dähnenkamp

Gatke

Qualitäts- und Umweltmanagement

Privatkunden Sanierung Grundstücksentwässerung

Netzsanierung

Ingenieurdienste

Jathe

Ihring

Ingenieurdienste

Wurthmann

Gewerbekunden NHS

Quell Verwaltungsrecht

Wahlleutner

Umwelterklärung

Betriebsrat

Unternehmenskommunikation Ladeur* * Pressesprecher des Unternehmens

Vertrieb und Materialwirtschaft Beatt

Finanz- und Rechnungswesen Rabe

Facility- u. Mobilitätsmanagement

Vertrieb

Finanzbuchhaltung

Informations- und Managementsysteme

Materialwirtschaft

Rott

von Oehsen

Abwasserableitung

Personalmanagement

Backoffice

Schmüser

Horstmann

Rottmann

Dressel

Netzbetrieb

Abwasserreinigung

Wendel

Schmellenkamp

Dr. Hebeler

Entsorgung und Technologie

Bernatzky

Instandhaltung

Hylla

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Controlling Lampe/Ostermann

Wiehart (kommissarisch)

Ahlers Anlagenmanagement/Versicherungen

Topp

Finanzmanagement Steuern

2.4 Qualitäts- und Umweltpolitik und Integriertes Managementsystem Wir verstehen unser Integriertes Managementsystem als Zusammenspiel der verschiedenen Zertifizierungen zu Umwelt, Qualität und Arbeitssicherheit. Das System hat sich seit der ersten Zertifizierung 1999 zum Entsorgungsfachbetrieb kontinuierlich weiterentwickelt. Neben dem Umwelt- und Qualitätsmanagementsystem (QUM) ergänzt unser Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagement-System die Ausrichtung und Zielerreichung in Bezug auf Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit für die Beschäftigten der hanseWasser sowie unsere wesentlichen Kontraktoren (Lieferanten und Dienstleister). Aktuell streben wir eine Zertifizierung nach OHSAS 18001 Arbeitsschutzmanagement an.

Integriertes Managementsystem der hanseWasser

DIN EN ISO 14001

Entsorgungsfachbetrieb QLA* Gütesiegel EMAS

DIN EN ISO 9001

Arbeitsschutzmanagement nach OHSAS 18001 in Vorbereitung (2016)

Umweltmanagement



Arbeits- und Gesundheitsschutz

Qualitätsmanagement

* Qualitätssicherungssystem zur landwirtschaftlichen ­Klärschlammverwertung

Wir haben eine Qualitäts-, Umwelt-, Arbeits- und Gesundheitsschutzpolitik definiert, die die grundsätzlichen Leitplanken für die Zieldefinitionen der Bereiche bildet. Diese Politik wird durch die bereichsbezogenen Leitlinien konkretisiert. Über unser Zielkartensystem in Verbindung mit einem leistungsbezogenen Entgeltsystem werden die Ziele und deren Gewichtung jährlich für alle Organisationseinheiten definiert, unterjährig gesteuert, bewertet und honoriert. Das integrierte Managementsystem ist ein Führungsinstrument; entsprechend haben die Führungskräfte die Gesamtverantwortung für ihr(e) System(e). Für die Administration des Gesamtsystems sind Qualitäts- und Umweltmanagementbeauftragte bzw. ein Arbeitsschutzmanagementbeauftragter als Funktionen benannt. Jährlich werden von den QUM-Beauftragten und internen Auditoren Umweltbetriebsprüfungen/interne Audits in den Bereichen durchgeführt und im Rahmen von Managementreviews durch die Geschäftsführung und Bereichsleitung bewertet. Unsere Qualitäts-, Umwelt- und Arbeitsschutzleistung wird im Wesentlichen durch folgende Prozesse erbracht: Kundenbetreuung/Abwassereinleiter Die Kundenbeziehungen zwischen der hanseWasser und den Bremer BürgerInnen unterliegen in weiten Teilen gesetz­ lichen Vorgaben der Stadt Bremen. Wir haben damit als beliehenes Unternehmen eine besondere Verantwortung. Wir nehmen die daraus resultierende Rolle eines mit hoheitlichen Pflichten und Kompetenzen beliehenen Unternehmens besonders sorgfältig wahr. Neben der Erfüllung unserer vertragsgegenständlichen Leistungen sorgt die Aufgabe der Überwachung von Industrie- und Gewerbebetrieben zusätzlich für ein hohes Maß an Betriebssicherheit für die kommunalen Abwasseranlagen. Abwasserableitung und Regenwasserbehandlung Wir sind zuständig für die Abwasserableitung im öffentlichen Kanalsystem der Stadt Bremen. Dies umfasst den Bau und Betrieb des Kanalnetzes und der Abwasserpumpwerke. Die Leistungen werden in enger partnerschaftlicher Kooperation mit der Stadt Bremen erbracht. Alle Aufgaben werden nach den gesetzlichen und vertraglichen Anforderungen sowie den allgemein anerkannten Regeln der Technik erfüllt. Zur Behandlung von verschmutztem Regenwasser aus der Trennkanalisation betreiben wir eine Vielzahl von Regenklärbecken. Der Anlagenbestand orientiert sich an in der Fachwelt bewährten Standards, insbesondere dem Regelwerk der DWA. Durch den optimierten Betrieb der Pumpwerke, der Steuerbauwerke, Speicherkanäle und Regenbecken wird die Mischwasserentlastung in die Gewässer im Rahmen der wasserrechtlichen Genehmigungen und vertraglichen Regelungen minimiert.

Abwasserreinigung und Reststoffentsorgung Unsere Zielsetzung ist es, durch einen stabilen Reinigungsprozess die in den wasserrechtlichen Erlaubnissen festgelegten Anforderungen sicher und dauerhaft einzuhalten sowie die Ablaufkonzentrationen, entsprechend den vertraglichen Standards, gering zu halten. Hierfür unterhalten wir leistungsfähige Anlagen zur Abwasserreinigung und Klärschlammbehandlung. Zur Qualitätssicherung ist uns die permanente Kontrolle des Abwasserreinigungsprozesses wichtig. Deshalb beproben und analysieren wir täglich den Ablauf der Kläranlagen. Zur Erreichung der Klimaschutzziele wird bei Erneuerung und Betrieb der Anlagen besonders auf die Energieeffizienz geachtet. Die Entsorgung der Klärschlämme planen wir langfristig mit dem Ziel, für mindestens fünf Jahre im Voraus gesicherte Entsorgungswege zur Verfügung zu haben. Durch den Entsorgungsmix aus thermischen und stofflichen Verwertungswegen gewährleisten wir ein Höchstmaß an Entsorgungssicherheit. Die gezielte Überwachung der Indirekteinleiter, eine kontinuierliche Qualitätsprüfung des Klärschlamms und die Teilnahme an dem QLA-Gütesicherungssystem sichern die nachhaltige landwirtschaftliche Verwertung des Bremer Klärschlamms.

Prozesslandschaft der hanseWasser

Unternehmensführung Kernprozesse

Kundenbetreuung zur Grundstücksentwässerung und hoheitsrechtliche Aufgaben

Kernprozessnahe technische Unterstützungsprozesse Abwasserableitung und Regenwasserbehandlung

Abwasserreinigung in den Kläranlagen und Reststoffentsorgung

Planung und Bau der Abwasseranlagen

Instandhaltung der Abwasseranlagen

Kaufmännische und zentrale Unterstützungsprozesse Controlling/Finanz- und Rechnungswesen

Personalentwicklung und Betreuung

Materialwirtschaft

Facility-Management

Vertrieb

IT-Systeme Unternehmenskommunikation

Planung, Bau und Instandhaltung der Abwasseranlagen Das Ziel der technischen Instandhaltung und Erneuerung der Abwasseranlagen ist, die Verfügbarkeit permanent zu erhalten sowie den Substanzerhalt der Anlagen sicherzustellen. Für die Kanalhaltungen des Bremischen Kanalnetzes ist insbesondere die Einhaltung von Sanierungspflichten und -fristen maßgeblich. Ebenso besteht die Verantwortung für die Erstellung langfristiger Bedarfsprognosen zur Netzsanierung. Wir sind verantwortlich für die planerische und bauliche Umsetzung aller Bauprojekte des Investitionsjahresplans Netz sowie für die Projekt- und Anlagendokumentation gegenüber unserem Auftraggeber. Durch eine regelmäßige Zustandsbewertung des Kanalnetzes und die daraus abgeleiteten Instandhaltungsmaßnahmen werden alle Störungsrisiken vermieden, die negative Auswirkungen auf die rechtlichen und leistungsvertraglichen Anforderungen sowie auf die wirtschaftlichen Zielsetzungen haben können.

Umwelterklärung

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Bei den Pumpwerken und Kläranlagen ist die Instandhaltung darauf ausgerichtet, die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der Anlagen zu gewährleisten. Durch die regelmäßigen Inspektions- und Wartungsmaßnahmen wird die technische Nutzungsdauer der Anlagen verlängert, die Energieeffizienz optimiert und die Sicherheit der Anlagen gewährleistet. Auf Basis einer wiederkehrenden Zustandsbewertung erfolgen kontinuierliche und adäquate Ersatz- und Erneuerungsinvestitionen für die Anlagen der Abwasserförderung, -Mischwasserbehandlung und der Abwasserreinigung. Kaufmännische und zentrale Unterstützungsprozesse Zur Realisierung der technischen und wirtschaftlichen Anforderungen arbeiten wir in den kaufmännischen und technischen Bereichen eng zusammen. Das Ziel der kaufmännischen Funktionen ist es, optimale Beschaffungsergebnisse zu erreichen, eine effektive Infrastruktur und moderne leistungsfördernde Arbeitsbedingungen zu gestalten sowie methodische Unterstützung bei Prozessoptimierungen zu erbringen. Wir gewährleisten die permanente Sicherstellung von ausreichender Liquidität zur Finanzierung der Investitionen und des Tagesgeschäftes unter Berücksichtigung von gesetzlichen und vertraglichen Vorgaben. Diese Funktionen verstehen sich als interne Dienstleister. Sie erfüllen ihre Aufgaben effizient und auf einem hohen Qualitätsniveau. Das Ziel der hanseWasser ist es, das leistungsvertragliche Geschäft weiterzuentwickeln und auch mit neuen Produkten/Dienstleistungen ein Wachstum zu erreichen, das einen signifikanten Beitrag zum Gesamterfolg des Unternehmens leistet. Mit nachhaltigen Umweltdienstleistungen bauen wir unser Geschäft werthaltig aus und dafür sind wir bereit, neue Kompetenzen und Ressourcen zu erwerben und uns neuen Technologien zu öffnen. Kontinuierlicher Verbesserungsprozess Wir prüfen und bewerten unsere Arbeitsabläufe und Leistungen, um uns kontinuierlich zu verbessern und die Umweltauswirkungen zu vermindern. Deshalb haben wir für alle MitarbeiterInnen des Unternehmens ein verbindliches Qualitäts-, Umwelt-, Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsystem eingeführt. Über ein zentrales Instrument für Verbesserungsvorschläge werden Ideen und Anregungen eingereicht, um den Umweltschutz zu fördern, Arbeits­ sicherheit und Unfallschutz zu verbessern, aber auch um Arbeitsabläufe zu vereinfachen oder zu beschleunigen. Darüber hinaus nutzen wir ein unternehmeninternes Forum sowie themenbezogene Wikis für den Wissenstransfer zwischen den MitarbeiterInnen.

2.5 Unternehmerische Verantwortung 2.5.1

Mitarbeiterbeteiligung Wir übernehmen Verantwortung für Mensch, Umwelt und Gesellschaft. Die unternehmerische Verantwortung beginnt für hanseWasser bei den eigenen MitarbeiterInnen und ist Grundvoraussetzung für eine gelebte Unternehmenskultur. Nachhaltiger Leitbild-Prozess „Was uns leitet.“ So lautet der Titel des neuen hanseWasser Leitbildes. Rund 60 MitarbeiterInnen haben 2015 an der Erstellung mitgewirkt. Anfang 2016 folgten als Marktplätze konzipierte Mitarbeiterworkshops mit Diskussionen, ­Vorschlägen, Ideen und Maßnahmen für ein gelebtes hanseWasser Leitbild. Weitere Umsetzungsschritte mit aktiver Beteiligung aller MitarbeiterInnen werden folgen.

Eindrücke vom hanseWasser Mitarbeiter-Workshop zum Leitbild

Mitarbeiterstrategie Auszubildenden, Trainees und Talenten bieten wir Nachwuchsprogramme mit Chancen und Entwicklungsmöglich­ keiten. Perspektiven bieten sich für interessierte MitarbeiterInnen auch mit unseren innovativen Forschungs- und Entwicklungsprojekten. Ziel ist hier ein nachhaltiges Engagement und langfristige Bindung unserer MitarbeiterInnen. Klimaschutzkultur hanseWasser betrachtet bewusst Klimaschutz nicht nur aus technischer Sicht, sondern setzt insbesondere auf die MitarbeiterInnen. Deshalb wurde 2011 das Projekt kliEN (Klimaschutz und Energieeffizienz) von Anfang an als Veränderungsprojekt (Change Management) angelegt und konsequent verfolgt. Arbeitsgruppen aus Führungskräften und MitarbeiterInnen haben Themen der Unternehmenskultur wie Haltung, Grundwerte, soziales Miteinander hinsichtlich ihrer Klimaschutzwirkung überprüft und Änderungsvorschläge erarbeitet. Mit Hilfe von Aktionstagen zu einzelnen Aspekten des Themas Energieeffizienz wurden MitarbeiterInnen motiviert und gefördert Klimaschutzideen aus dem beruflichen Alltag in ihr Privatleben zu übertragen. Sämtliche Führungskräfte wurden zum Thema Energieeffizienz geschult und haben diesen Aspekt in ihre regelmäßig wiederkehrenden Arbeitssicherheitsbegehungen mit aufgenommen. hanseWasser fährt Rad Seit 2014 wird die Mitarbeiteraktion „hanseWasser fährt Rad“ durchgeführt, bei dem gefahrene Radkilometer (auch private) gesammelt werden. Bei der Aktion nimmt regelmäßig ca. ein Viertel der Belegschaft teil. Als zusätzlicher Anreiz für die MitarbeiterInnen, möglichst viele Kilometer mit dem Fahrrad zurückzulegen, wird mit einem Preisgeld ein Umweltbildungsprojekt in Bremen unterstützt. Die Höhe der Spende ist dabei abhängig von den zuvor per Rad zurückgelegten Kilometern: In den Jahren 2014 und 2015 erreichten die Mitarbeiter­Innen im jeweiligen Aktionsraum eine gemeinsame Summe von ca. 100.000 km. Auch 2016 radelt hanseWasser wieder gemeinsam für einen guten Zweck. Veggie Day hanseWasser betreibt seit Jahren ein aktives Gesundheitsmanagement. Ein Teilaspekt dieser Strategie ist das Angebot von gesundem Essen. Dieses Angebot wurde durch das Projekt kliEN in 2014 um einen sogenannten Veggie Day im Betriebsrestaurant ergänzt, der gut angenommen wird. Zwölfmal im Jahr wird ausschließlich vegetarisches Essen angeboten. An den restlichen Tagen gibt es immer ein vegetarisches Essen. Dieses Angebot hilft dem Klima und damit der Umwelt.

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2.5.2 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Wir sind ein transparentes Unternehmen. Ziel der Unternehmenskommunikation ist der optimale Informationsfluss zwischen allen Unternehmensbereichen im Unternehmen und der Öffentlichkeit. Wir setzen auf kontinuierliche Presseund Öffentlichkeitarbeit rund um die Themen des hanseWasser-Kerngeschäfts Abwasserableitung und Abwasserreinigung sowie zum Thema kliEN. In der Bremer Lokalpresse und in der überregionalen Fachpresse erscheinen regelmäßig Artikel über hanseWasser. Baustellenkommunikation Eine zentrale Strategie der Öffentlichkeitsarbeit ist die Baustellenkommunikation. In Bremen gibt es im Jahr rund 80 Kanalbaustellen. Informationen zu Kanalbaustellen finden die BürgerInnen, aber auch die MedienvertreterInnen, in unserem Baustellenradar unter www.hansewasser.de. Das Baustellenradar gibt bereits ein halbes Jahr vor Baubeginn einen anschaulichen Überblick, wo und wann wir in Bremen bauen. Größere Baumaßnahmen werden mit den OrtsamtsleiterInnen (StadtteilbürgermeisterInnen) besprochen, in öffentlichen Beiratssitzungen (ggf. mit anderen beteiligten Infrastrukturträgern) vorgestellt und mit Pressearbeit begleitet. Beteiligung an Fachthemen Unsere MitarbeiterInnen halten Vorträge in der Abwasserbranche und auf regionalen- und überregionalen Fach­ tagungen zum Thema Abwasser, Umwelt- und Klimaschutz. Wir nehmen an dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekt „­ enEEbler – Mitarbeiter-Engagement für Erneuerbare Energien in Unternehmen“ teil und sind Vorbildunternehmen im Rahmen des bundesweiten Förderprojektes green transformation. Durch die Entwicklung des Produktes ZAKEN haben wir ein Simulationstool zur zeiteffizienten Analyse von kommunalen Kläranlagen mit integrierter Energieanalyse zur Verfügung. Der bei der Entwicklung des Tools verfolgte Ansatz ist einzigartig. Die dabei durchgeführte Energieanalyse entspricht den Branchenvorgaben nach dem DWA-Arbeitsblatt A216. Durch eine mit ZAKEN durchgeführte Analyse können wir auch für andere Kläranlagenbetreiber Möglich­keiten der Prozess- und Energieoptimierung durch zeiteffiziente Simulation aufzeigen. Unsere eigenen Prozesse konnten damit bereits optimiert werden und werden kontinuierlich überprüft. 2.5.3 Engagement für den Standort Bremen Eine Abwassertour, die zweimal in der Woche stattfindet, stellt die Aufklärung über die natürlichen und technischen Zusammenhänge der Abwasserentsorgung in den Mittelpunkt. Dieses kostenlose Angebot bietet LehrerInnen und SchülerInnen aus Bremen und den angeschlossenen Nachbargemeinden die Möglichkeit, den Weg des Abwassers anschaulich nachzuvollziehen. Das sehen wir als einen wichtigen Teil unseres Umweltbildungsauftrags. Wir unterstützen konkrete Umweltbildungsprojekte für eine nachhaltige Entwicklung. Dafür gehen wir Partnerschaften mit Umwelt- und Klimaschutzinstitutionen, wie dem BUND Bremen oder der Bremer botanika, dem grünen Science Center, ein. Wir sind Mitglied in der „partnerschaft umwelt unternehmen“, Bremens Netzwerk umweltaktiver Betriebe. Als „klimafreund“ beteiligen wir uns an der Kampagne der Bremer Klimaschutzagentur energiekonsens. Das Alte Pumpwerk hat sich als faszinierendes Abwassermuseum und Veranstaltungsstätte einen überregionalen Ruf erworben. Von 1915 bis 1994 wurden hier die Abwässer aus der Stadt Bremen abgepumpt. Die industriehistorisch wertvolle Anlage steht unter Denkmalschutz und wird vom Verein „Altes Pumpwerk“ betrieben. Die Besucher erhalten so einen Einblick in die „Unterwelt“ – in dieser Form wohl einmalig in Deutschland.

3



Umwelterklärung

Bewertungskriterien zur Ermittlung der Umweltauswirkungen

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Im Rahmen der Umweltbetriebsprüfungen werden jährlich die Umweltaspekte und -auswirkungen ermittelt und bewertet. Die wesentlichen Umweltaspekte sind:

Wesentlicher Umweltaspekt

Umweltauswirkungen

Auswirkungen

Priorität

Kernindikator

Einleitung in Gewässer

Beeinflussung der Gewässer Gereinigte Abwassermenge Abwasserqualität (Frachtminderung)

direkt

hoch

Wasser

Abwasserableitung / Mischwasser- und Niederschlags­wasser­ behandlung

Minimierung von Gewässerbelastungen

direkt

hoch

Wasser

Abwasserableitung / Indirekteinleiter­ überwachung und Indirekteinleiter­kataster

Risikopotenzial für das Kanalnetz und die Kläranlagen bei Fehleinleitungen von gefährlichen Stoffen

indirekt

mittel

Wasser, Abfall und Boden

Trinkwasserverbrauch

Ressourcenverbrauch

direkt

mittel

Wasser

Energieverbrauch der Abwasserableitung und -reinigung

Umweltschäden durch Treibhausgas-Emissionen, Ressourcenverbrauch und globale Erwärmung

direkt

hoch

Energie und Emissionen

Energieerzeugung aus Klärgas

Umweltschäden durch Abgas-Emissionen

direkt

mittel

Energie und Emissionen

Energieverbrauch der Schlammbehandlung und -entsorgung

Umweltschäden durch Treibhausgas-Emissionen, Ressourcenverbrauch und globale Erwärmung

direkt und indirekt

hoch

Energie und Emissionen

Treibstoffverbrauch Kanal­betrieb, Entsorgung

Umweltschäden durch Treibhausgas-Emissionen, Ressourcenverbrauch und globale Erwärmung

direkt

mittel

Energie und Emissionen, Abfall

Abfall und Gefahrstoffe, Betriebsstoffe

Umweltrisiken bei unsachgemäßem Umgang/Lagerung/Entsorgung

direkt und indirekt

mittel

Abfall und Boden

Beschaffung von Betriebsstoffen, Fremd­leistungen

Ressourcenverbrauch und Umwelt­belas­tungen

indirekt

niedrig

Stoffeinsatz

Geruchsemission aus Abwasserableitung und -reinigung

Belästigung durch Abwassergeruch

direkt

niedrig

Emission

Flächenverbrauch, bebaute Fläche

Verlust von Naturraum

direkt

niedrig

Biologische Vielfalt

Minimierung von Umweltrisiken der landwirtschaftlichen Klärschlammverwertung (QLA-Gütesiegel)

Abfall und Boden

Ein wesentlicher Umweltaspekt ist definiert als Tätigkeit, die eine oder mehrere Auswirkungen auf die Umwelt haben kann und auf die hanseWasser eine Einflussmöglichkeit hat. Folgende Kriterien dienen zur Bewertung und Priorisierung (hoch, mittel, niedrig) der Umweltaspekte: • Eintrag in Gewässer • Genehmigungsrelevanz • Dauer der Auswirkung/Gefährlichkeit für die Umwelt

• Emissionen in Luft • Mengen/Art des Ressourcenverbrauches

Die als wesentlich identifizierten und bewerteten Umweltaspekte und ihre Auswirkungen bilden damit die Grundlage für die Umweltziele und Maßnahmen des Umweltprogrammes für die nächsten Jahre. Dies ermöglicht uns die Umweltleistung kontinuierlich zu verbessern. Die Entwicklung der Umweltleistung von hanseWasser ist für die wesentlichen Umweltaspekte und -auswirkungen detailliert in dem folgenden Kapitel dargestellt.



4

Umweltleistung und Umweltauswirkungen

4.1 Wasser 4 .1.1

Niederschlagswasserbehandlung Das Jahr 2015 lag mit einer gesamten Niederschlagsmenge von 749 mm/m² erstmals seit mehreren Jahren über dem langjährigen Mittel. Besonders die zweite Jahreshälfte wies hohe Niederschlagsmengen auf, geprägt von Spitzen in den Monaten Juli, August und November. Von den insgesamt 10 Starkregen waren 4 Ereignisse im Monat Juli als bedeutsam zu vermerken.

Niederschlagsgeschehen im Jahr 2015 Auswertung der 11 hanseWasser-Regenmesser im Stadtgebiet

120

in mm

100 80 60 40 20 0

74

31

65

36

34

39

101

111

66

43

111

39

Jan

Feb

März

April

Mai

Juni

Juli

Aug

Sept

Okt

Nov

Dez

Summe 2015: Mittelwert 1967–2015:

749 mm 705 mm

langjähriges Mittel (ab 1967) DWD

Im bremischen Stadtgebiet betreibt hanseWasser elf Niederschlagsmessstationen und im Überseehafengebiet in ­Bremerhaven eine weitere. Auf diese Weise kann das Niederschlagsgeschehen auch in seiner räumlichen Verteilung nachvollzogen und für die Kanalnetzsteuerung genutzt werden. 2015 wurde der Niederschlagsmesser am Pumpwerk Lesum durch einen Niederschlagsmesser am Pumpwerk Steindamm ersetzt.

Umwelterklärung  18 | 19

Niederschlagsmessstationen von hanseWasser

Regenmesser Grenze der Einzugsgebiete Mischsystem (Schmutz- und Regenwasser in einem Kanal) Trennsystem (getrennte Kanäle für Schmutz- und Regenwasser)

PW Geo-Plate-Straße

Eggestedter Straße PW Schulkenstraße PW Steindamm PW Oslebshausen

PW Findorff Altstadt

PW Rablinghausen

PW Linkes Weserufer

PW Krimpel PW Holter Feld

PW Horn

Aus historischen Gründen sind ca. 60 % des kanalisierten Stadtgebietes als Mischsystem und ca. 40 % als Trennsystem erschlossen. In den mischentwässerten Gebieten wird das Regenwasser weitgehend nach Zwischenspeicherung der Kläranlage zugeführt und dort behandelt. Zur Zwischenspeicherung stehen Regenrückhaltebecken und Regenüberlaufbecken zur Verfügung. Ergänzend wird der vorhandene Kanalstauraum bewirtschaftet. Bei ergiebigen Niederschlägen reicht die Speicherkapazität der Speicherräume nicht aus. Es kommt dann, wie zwangsläufig in jedem Mischgebiet, zu Abschlägen des vorgereinigten Regenwassers in die Gewässer. In den trennentwässerten Gebieten wird das Regenwasser direkt in die Gewässer eingeleitet. Um hydraulische Abflussspitzen zu vermeiden, sind in einigen Bereichen Regenrückhaltebecken vorhanden, aus denen das Regenwasser nur stark gedrosselt abgegeben wird. In den Bereichen wie z. B. Gewerbegebieten, in denen der Oberflächenabfluss stärker verschmutzt ist, wird das Regenwasser vor Einleitung in die Gewässer in sog. Regenklärbecken behandelt.

Speichervolumen im Kanalnetz sowie in Regenrückhalte- und Regenüberlaufbecken Art

Speichervolumen

Anzahl

Regenbecken im Trenngebiet

43.560 m3

63

Regenbecken im Mischgebiet

96.900 m3

8

180.000 m3



Kanalstauraum im Mischgebiet

Extreme Regenereignisse gehören auch zum Klimawandel. In Zukunft könnte Starkregen laut verschiedener Klima­ projektionen häufiger auf Bremen niedergehen. Das Projekt KLAS (Klimaanpassungsstrategie extreme Regenereignisse) wurde 2012 ins Leben gerufen, um Strategien und Maßnahmen zu prüfen und zu entwickeln, die helfen könnten, Aus­ anagen zu wirkungen von extremen Regenereignissen zu vermindern und das damit einhergehende Risiko besser m können. Die Anpassung an Extremsituationen ist als kommunale Gemeinschaftsaufgabe anzusehen. Darüber hinaus setzt sich das Projekt langfristig für die Verankerung einer „wassersensiblen Stadtentwicklung“ in der Stadt­planung und Stadtentwicklung ein. Die Projektleitung und Koordination obliegt dem Senator für Umwelt, Bau und ­ ieser arbeitet in enger, fachlicher Kooperation mit dem Umweltbetrieb Bremen und hanseWasser (Bereich Verkehr. D Netz) zusammen. Bei der Sanierung des Mischwasserkanals in der Münchener Straße wurde der Straßenraum in einem Pilotprojekt für den Klimawandel angepasst gestaltet. Dies betrifft sowohl die Klimawirkfolgen „extreme Hitze“ als auch „Starkregen“. Das Oberflächenprofil der Straße wurde so angelegt, dass Regenwasser nach Starkregenereignissen in neu angelegte Baumbeete am Straßenrand geleitet wird und zum Teil im Erdreich versickern kann. Dadurch wird die Kanalisation entlastet. Die neu gepflanzten Bäume sollen an heißen Tagen das Stadtklima verbessern.

Umwelterklärung 20 | 21

4 .1.2

Mischwasserbehandlung Um die Stadtentwässerung auch bei starken Regenfällen zu gewährleisten, ist es prinzipiell nicht zu vermeiden, dass Abwasser aus dem Mischsystem, in dem Schmutz- und Regenwasser gemeinsam abfließen, ohne Behandlung in der Kläranlage ins Gewässer entlastet wird. Durch den optimierten Betrieb der Pumpwerke, der Steuerbauwerke, Speicher­ kanäle und Regenbecken wird die Mischwasserentlastung in die Gewässer so gering wie möglich gehalten. In den Regenbecken wird das zu entlastende Mischwasser zudem mechanisch vorgereinigt. Die Jahresentlastungsraten sind in den Einzugsgebieten beider Kläranlagen besser als es in den Erlaubnisbescheiden verlangt wird.

Mischwasser-Entlastungsraten im Einzugsgebiet Kläranlage Seehausen im 5-Jahresmittelwert 16 % 14 %

Erlaubniswert 13,3 %

12 % 10 % 8 % hW-Zielwert 6,8 %

6 % 4 % 2 %

4,8

4,8

5,3

2009 – 2013

2010 – 2014

2011 – 2015

0 %

Mischwasser-Entlastungsraten im Einzugsgebiet Kläranlage Farge im 5-Jahresmittelwert 16 %

Erlaubniswert 15,3 %

14 % 12 % 10 %

hW-Zielwert 9,8 %

8 % 6 % 4 % 2 %

11,9

11,9

11,5

2009 – 2013

2010 – 2014

2011 – 2015

0 %

Die wasserrechtlichen Erlaubniswerte für die Mischwasserentlastungsraten wurden gutachterlich ermittelt. Sie berücksichtigen die jeweiligen Besonderheiten der Einzugsgebiete (Anteile von Misch- und Trenngebiet, Einfluss von Industrie und Gewerbe). Deshalb haben die Einzugsgebiete Seehausen und Farge unterschiedliche Erlaubniswerte. Ist der Wert für die Jahresentlastungsrate kleiner als der Erlaubniswert, sind die im DWA-Regelwerk definierten Anforderungen eingehalten. Die von hanseWasser angestrebten Zielwerte liegen mit 6,8 % für das Einzugsgebiet Seehausen und 9,8 % für das Einzugsgebiet Farge im 5-Jahresmittel deutlich unter den wasserrechtlichen Erlaubniswerten. Im Einzugsgebiet der Kläranlage Seehausen werden diese Werte stabil unterschritten. Für das Einzugsgebiet der Kläranlage Farge liegen die Mischwasserentlastungsraten über dem selbst gesetzten Zielwert. In einem Projekt zur Mischwasserentlastungsrate für das Einzugsgebiet Farge werden 2016 mögliche Handlungsoptionen dargestellt und bewertet.

4 .1.3 Reinigungsleistung der Kläranlagen Jährlich werden in den Bremer Kläranlagen ca. 50 Mio. m3 Abwasser gereinigt. Die gereinigte Abwasser­menge variiert von Jahr zu Jahr abhängig von der Regenmenge, die aus dem Mischsystem in die Kläranlagen gelangt.

Jahresabwassermengen der Bremer Kläranlagen 60 50 in Mio. m3

40 30 20 10

49,2

39,6

46,4

38,2

51,0

40,5

0 2013

gereinigte Abwassermenge

2014

2015

Jahresschmutzwassermenge

Der Abwasserzulauf zur Kläranlage setzt sich bei Trockenwetter im Wesentlichen aus dem häuslichen Schmutzwasser der Einwohner und dem betrieblichen Schmutzwasser der angeschlossenen Industrie- und Gewerbebetriebe zusammen (Jahresschmutzwassermenge). Die Abwasserqualität wird durch die Konzentrationen der Inhaltsstoffe bestimmt. Für die Angabe der gesamten organischen Schmutzfracht wird der CSB-Wert (chemischer Sauerstoffbedarf) verwendet. Der BSB5-Wert gibt demgegenüber den Anteil der biologisch gut abbaubaren Kohlenstoff-Verbindungen an.

Entwicklung der Zulauffrachten der Bremer Kläranlagen 45 40 35 30 in 1.000 t/a

25 20 15 10 5

41

25

40

24

38

23

0 2013 CSB

2014

2015

BSB5

Zur Quantifizierung der Nährstoffe Stickstoff und Phosphor werden die Summenparameter Gesamtstickstoff (N ges) und Gesamtphosphor (P ges) bestimmt. Die Auslastung, insbesondere der Kläranlage Seehausen, ist vergleichsweise hoch und erreicht das Niveau der Bemessungs­werte. Umwelterklärung

22 | 23

Entwicklung der Zulauffrachten der Bremer Kläranlagen 3,5 3,0 in 1.000 t/a

2,5 2,0 1,5 1,0 0,5

3,5

0,5

0

3,3

2013

N ges



3,3

0,5 2014

0,5 2015

P ges

Mit dem anhaltenden Rückgang der Abwassermengen aufgrund wassereinsparender Maßnahmen in Industrie und Haushalten steigen bei nahezu konstanten Schmutzfrachten die Anforderungen an die Abwasserreinigung, die Frachtminderung auf einem gleichbleibend hohem Niveau zu halten. Trotz dieser hohen Zulauffrachten wird ein guter Leistungsstand erreicht. Dieser dokumentiert sich insbesondere in den hohen Frachtminderungsraten für die Schmutz- und Nährstoffe.

Reinigungsleistung der Kläranlage Seehausen 80 %

95 %

95

P ges

94 94 70 %

81 %

82

N ges

83 83 98 %

70 % 98 BSB5

98 98 94 %

75 % 94 CSB

93 93

Frachtminderung 0 % 2015

20 % 2014

2013

40 %

60 % Erlaubnisanforderung

80 %

100 %

Zielwerte hW

Unsere Zielwerte liegen deutlich über den in der wasserrechtlichen Erlaubnis festgelegten R ­ einigungsanforderungen. Im Jahr 2015 wurden auf der Kläranlage ­Seehausen die behördlich geforderten Werte sicher eingehalten und alle Zielwerte der hanseWasser erreicht.

Reinigungsleistung der Kläranlage Farge 97 % 96

P ges

96 97 70 % 79

N ges

83 %

81 84 99 % 99

BSB5

99 99 96 % 96

CSB

96 96

Frachtminderung 0 % 2015

20 % 2014

2013

40 %

60 % Erlaubnisanforderung

80 %

100 %

Zielwerte hW

Die gesetzliche Anforderung an die Reinigungsleistung der Kläranlage Farge sieht für den Parameter Gesamtstickstoff eine Frachtminderung von 70 % vor. Für die Parameter CSB, BSB5 und Gesamtphosphor werden dagegen nur bestimmte Ablaufkonzentrationen in dem gereinigten Abwasser gefordert. Diese wurden im Jahr 2015 durchweg eingehalten. Bei den anspruchsvollen hanseWasser-Zielwerten für Farge konnten die angestrebten Frachtminderungsraten für Gesamtstickstoff und Gesamtphosphor nicht erreicht werden. Deshalb lautet die Zielsetzung für 2016, geeignete Maßnahmen zu identifizieren, um die von hanseWasser angestrebte Reinigungsleistung der Kläranlage Farge insbesondere für den Gesamtstickstoff wieder zu erreichen. 4 .1.4

Indirekteinleiterüberwachung Die Indirekteinleiter (Industrie- und Gewerbebetriebe) werden von hanseWasser gemäß den Festlegungen der Einleit­ erlaubnis überwacht. Die Überwachungsstrategie orientiert sich an den Anforderungen der Abwasserverordnung und der Entwässerungssatzung sowie an der jeweiligen betrieblichen Abwassersituation (u. a. Branchenzugehörigkeit, Abwasserqualität und -menge). Je nach Überwachungsstrategie kommt ein vielfältiges Überwachungsinstrumentarium mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Kombinationen zum Einsatz: z. B. Abwasseruntersuchungen, Mitwirkungs-/Nachweis-/Berichtsvorlagepflichten, Wartungs- und Prüfungsverpflichtungen, Vor-Ort-Kontrollen und Eigenkontrolluntersuchungen. Die Überwachungsfrequenz für Abwasseruntersuchungen beträgt je nach Gefährdungspotenzial und Abwassermenge des Betriebes ein- bis zwölfmal pro Jahr in unregelmäßigen Abständen. Grenzwertüberschreitungen ziehen weitere kostenpflichtige Abwasseruntersuchungen nach sich. Für die Entnahme von Abwasserproben und die Analyse der Vor-Ort-Parameter pH-Wert, absetzbare Stoffe, Temperatur und Leitfähigkeit steht ein entsprechend ausgerüstetes Probenahme­team zur Verfügung. Die Abwasseranalysen werden von einem externen Labor vorgenommen. Jährlich werden rund 900 Abwasserproben, Stichproben, qualifizierte Stichproben und Langzeitmischproben mit automatischen, programmierbaren Probenahmegeräten entnommen und ca. 4.000 Schadstoffanalysen durchgeführt.

Umwelterklärung

24 | 25

Vollzug der Indirekteinleiterüberwachung

Anzahl der Betriebe im Indirekteinleiterkataster

1.200 1.000 800 600 400 200

1.103

1.106

1.138

2013

2014

2015

0

Zur Steuerung und Kontrolle der Prozesse sowie zur rationellen Organisation der Daten im Zusammenhang mit der Indirekteinleiterüberwachung wird ein elektronisches Indirekteinleiterkataster geführt. Im Wesentlichen werden hier­ über die Betriebsdaten verwaltet, die Auftragserstellung für das Probenahmeteam und das Labor, Auftrags­erstellung für Betriebsbegehungen und -kontrollen sowie Kontrollen von vorzulegenden Nachweisen, Erfassung von Analyse­ ergebnissen, Erstellung von Kostenbescheiden und Analysenauswertung abgewickelt. Das erhoffte Ziel der Indirekteinleiterüberwachung – eine wesentliche Schadstoffverminderung im Abwasser – ist eingetreten. Am deutlichsten lässt sich das an der Abnahme der Schwermetallgehalte im Klärschlamm ablesen (siehe Kapitel 4.5.2). Die Werte sind seit dem Beginn der systematischen Überwachung im Jahre 1984 je nach Schadstoff um 30 bis 80 % zurückgegangen und ermöglichen die landwirtschaftliche Verwertung des Bremer Klärschlamms. Für die Verfolgung von Verstößen gegen Anforderungen an die Abwassereinleitung, z. B. Nichteinhaltung der in der Erlaubnis auferlegten Grenzwerte und Auskunfts- und Nachweispflichten, steht ein, je nach Schwere des Verstoßes, abgestuftes Instrumentarium zur Verfügung. Dazu zählt z. B. die Kontaktaufnahme und Inspektion des betroffenen Betriebes, um Ursachenermittlung zu betreiben und ggf. erforderliche Auflagen zur Vermeidung weiterer Überschreitungen zu erteilen. Als erste Kläranlage bundesweit wurde die Kläranlage Seehausen nach der Qualitätssicherung landwirtschaftliche Abfallverwertung (QLA) zertifiziert. 4 .1.5

Trinkwasserverbrauch Trinkwasser benötigen wir überwiegend zur Kanalreinigung mittels Spülfahrzeugen sowie auf den Kläranlagen. Zur ­Einsparung von Trinkwasser setzen wir auf den Kläranlagen vermehrt Brunnenwasser oder Brauchwasser (Wasser aus der Nachklärung) ein. Damit konnte der Trinkwasserverbrauch auf den Bremer Kläranlagen von 2010 – 2013 mehr als ­halbiert werden. Dieses niedrige Niveau wird seitdem relativ konstant gehalten.

Trinkwasserverbrauch bei hanseWasser

Mengen in 1.000 m3/a

14 12 10 8 6 4 2 0

2013

1,5 1,5 1,5 3,9 3,3 4,2

0,2 0,2 0,2

KA Seehausen

KA Farge

2014

2015

0,3 0,4 0,3 Betriebshof PW Findorff

8,1 8,6 9,2 Kanalreinigung ges.

0,2

0

0

4,0 3,0 2,7 Verwaltung

Pumpwerke

öffentliche WC-Anlagen

Die Kanalreinigung ist an das elektronische Betriebsführungssystem angebunden. Damit ist gewährleistet, dass immer die Stellen angefahren werden, an denen die Reinigung auch wirklich notwendig ist. Auf der Grundlage dieser bedarfsgerechten Regelreinigung wird so pro Jahr eine Kanallänge von zirka 700 Kilometern gereinigt. Die Variationen im Trinkwasserverbrauch für die Kanalreinigung sind bedingt durch die unterschiedlichen Kanalreinigungsleistungen. Diese bieten wir auch im Drittgeschäft an, was 2015 zu einem erhöhten Gesamt-Trinkwasserverbrauch geführt hat. Der spezifische Trinkwasserverbrauch pro gereinigtem Kanalkilometer betrug 2015 wie im Vorjahr rund 14 m³/km. Weiterhin sind die Verbräuche der Pumpwerke, des Verwaltungsgebäudes Schiffbauerweg 2 und der Betriebs­gebäude zu berücksichtigen (überwiegend als Sanitär- und Trinkwasser). Die Verantwortung für die öffent­lichen ­WC-Anlagen hat die hanseWasser zum Jahresbeginn 2014 abgegeben.

4.2 Energie 4 .2.1

Energieverbrauch Für den Betrieb von Pumpwerken und Kläranlagen werden große Mengen an Energie benötigt. Sowohl die Gewinnung fossiler und atomarer Brennstoffe als auch die entstehenden Reststoffe (z. B. Treibhausgas-Emissionen) sind mit großen ökolo­gischen Problemen verbunden. Die folgende Energiebilanz zeigt die energetischen Verbrauchsdaten der hanseWasser, die hiermit verbundenen Emissionen und die bisher erzielten Einsparungen. Bei hanseWasser werden Strom, Diesel, Heizöl, Benzin und Erdgas als Energieträger verwendet. Strom hat mit über 80 % den Hauptanteil der verbrauchten Energie, wobei wir den überwiegenden Anteil davon selbst auf unseren Kläranlagen­als BHKW-, Photovoltaik- und Windstrom erzeugen. Den restlichen Strombedarf decken wir durch den Bezug von ­regenerativ erzeugtem Strom aus dem Müllheizkraftwerk Bremen.

Zusammensetzung der verbrauchten Energie 2015 in 1.000 kWh

Umwelterklärung 26 | 27

Treibstoffe 5.692

Erdgas 1.409

Heizöl 305

Strom 32.104

Aufgrund einer erhöhten Abwassermenge (ca. 4,5 Mio. m³ mehr als in 2014) ergab sich in 2015 ein leicht erhöhter Stromverbrauch im Vergleich zum Vorjahr. Der Heizölverbrauch konnte 2015 mehr als halbiert werden. Grund hierfür ist die verbesserte Wärmeversorgung der Faulbehälter mit den neuen BHKW-Anlagen auf der Kläranlage Farge. Vom Gesamtenergieeinsatz wurden für die Abwasserableitung (Betrieb der Pumpwerke und Kanalnetzbetrieb) ca. 8,8 Mio. kWh benötigt. Die Abwasserreinigung in den Kläranlagen erfordert einschließlich des Treibstoffes für die Klärschlammtransporte ca. 29,8 Mio. kWh. Der Anteil des Verwaltungsgebäudes am Gesamtenergieeinsatz ist mit ca. 1,4 Mio. kWh relativ gering.

Energieverbrauch in Mio. kWh

Gesamtenergieeinsatz bei hanseWasser 35 30 25 20 15 10 5

9,3

8,3

8,8

32,4

30,1

29,8

1,6

1,4

1,4

0 Abwasserableitung 2013

2014

Abwasserreinigung

Verwaltung

2015

Im Zeitraum 2010 – 2015 ist der spezifische Energieverbrauch pro m³ gereinigtes Abwasser deutlich gesunken. Dies ist insbesondere auf Energieeinsparungen und eine erhöhte Energieeffizienz auf der Kläranlage Seehausen zurückzu­ führen. Um den Energieverbrauch insgesamt zu begrenzen, setzen wir auch weiterhin bei Erneuerungen moderne, energiesparende Aggregate ein. Die bestehenden Anlagen werden regelmäßig Energieanalysen unterzogen, um weitere Optimierungspotenziale zu erkennen und auszuschöpfen.

Spezifischer Energieverbrauch je m3 gereinigtes Abwasser 1.000

Energie in Wh/m3

950 900 850 800 750 957

907

885

880

856

775

2010

2011

2012

2013

2014

2015

700

4 .2.2

Strom Der von hanseWasser in 2015 verbrauchte Strom wurde zu 100 % aus erneuerbaren Energien erzeugt. hanseWasser erzeugte 77 % des verbrauchten Stromes selbst. Die restliche Strommenge wurde aus dem Netz bezogen. Um sicherzustellen, dass diese Menge regenerativ erzeugt wurde, hat hanseWasser Zertifikate in entsprechender Menge aus dem Müllheizkraftwerk Bremen erworben.

Energiemix des hanseWasser-Stromverbrauchs in MWh

Eigenerzeugung aus Klärgas, Photovoltaik und Windenergie 28.683

bezogene erneuerbare Energie (Müllheizkraftwerk Bremen) 8.487

Um die Kläranlagen umweltverträglich mit Energie zu versorgen, wird das Klärgas aus den Faulbehältern zum Antrieb von Gasmotoren verwendet. Unser Ziel ist es dabei, einen möglichst hohen Wirkungsgrad bei der Stromerzeugung zu erreichen. Deshalb wurden in den letzten Jahren die bestehenden BHKW-Anlagen auf den Kläranlagen Seehausen und Farge komplett erneuert. Zuletzt wurde 2015 ein neues BHKW-Modul auf der Kläranlage Farge in Betrieb genommen. Insgesamt wird heute 30 % mehr Strom aus dem Klärgas gewonnen als vor der Erneuerung. Darüber hinaus erzeugt die Windkraftanlage in Seehausen regenerativen Strom, den wir soweit wie möglich selbst nutzen.

Stromverbrauch der hanseWasser im Vergleich mit der regenerativen Eigenstromerzeugung 40 35 30 in Mio. kWh

25 20 15 10 5

35,0

22,3

35,0

25,5

31,2

27,7

32,1

28,7

0 2012 Stromverbrauch

Umwelterklärung

28 | 29

2013

Eigenstromerzeugung

2014

2015

Für die Kläranlage Seehausen wurde der Eigenstromerzeugungsgrad seit 2009 von 56 % auf 114 % in 2015 gesteigert. So konnte das Ziel, dass die Stromverbrauchsmenge im Jahresdurchschnitt der eigenerzeugten Strommenge entspricht, mehr als erfüllt werden. Durch die hohe regenerative Eigenstromerzeugung wird bilanziell sogar mehr als der gesamte Energiebedarf auf dem Standort gedeckt. Seit dem Jahr 2014 arbeitet die Kläranlage Seehausen klimaneutral.

Regenerative Eigenstromerzeugung der Kläranlagen 120 in % vom Gesamtstromverbrauch

110 100 90 80 70 60 50 40 30 20 92

10

46

113

58

114

72

0 2013

KA Seehausen



2014

2015

KA Farge

kWh Strom je 1.000 m3 gereinigtes Abwasser

Spezifische Stromerzeugung aus Klärgas (gasmotorische Lufterzeugung KA Seehausen enthalten) 700 600 500 400 300 200 100

447

523

479

262

320

362

0 KA Seehausen 2013

2014

KA Farge

2015

Die spezifische Stromerzeugung aus Klärgas (jeweils bezogen auf 1.000 m³ gereinigtes Abwasser) fiel 2015 für die Kläranlage Seehausen etwas geringer aus als noch im Vorjahr. Die Ursache dafür liegt in dem Anstieg der zu reinigenden Abwassermenge aufgrund der hohen Regenmengen in 2015. Für die Klärgasmenge und den daraus erzeugten Strom ist dagegen die organische Fracht im Abwasser relevant, die sich nur wenig verändert hat. Auf der Kläranlage Farge ist durch die Inbetriebnahme der neuen BHKW-Anlage eine deutliche Erhöhung der spezifischen Stromerzeugung aus Klärgas eingetreten.

4 .2.3

Treibstoffe Im Jahr 2015 wurden rund 628.000 l Diesel und Benzin für betriebliche Zwecke eingesetzt. Der hiermit verbundene Primärenergieverbrauch beträgt rund 5,7 Mio. kWh/a. Der Treibstoffeinsatz resultiert zum Teil aus dem Transport der Klärschlämme zur thermischen oder landwirtschaftlichen Verwertung (insgesamt ca. 275.000 l Diesel bzw. 40 % des Gesamttreibstoffverbrauches). In 2015 war der Verbrauch an Treibstoffen niedriger als im Vorjahr. Möglichst kurze Entsorgungswege und Optimierungen der Strecken führten zu Kraftstoffeinsparungen.

Verbrauch in 1.000 l/a

Treibstoffeinsatz bei hanseWasser 500 400 300 200 100

293

276

265

247

333

329

36

36

34

0 Abwasserableitung 2013

2014

Abwasserreinigung

Verwaltung

2015

Die Pkw-Flotte weist bei einem Gesamtverbrauch von rund 58.000 l einen mittleren Verbrauch von rund 6,4 l Diesel bzw. Benzin pro 100 km auf. Hinzu kommen noch ca. 11.000 l Verbräuche durch die Nutzung privater Pkw zu dienst­ lichen Zwecken.

Zusammensetzung des Treibstoffverbrauchs 2015 in l/a

Diesel (Klärschlammtransporte) 275.111

Benzin 27.206

Diesel 325.641

Um den Treibstoffverbrauch der Pkw-Flotte weiter zu reduzieren, werden mit Blick auf eine klimafreundliche Mobili­ tät im Rahmen einer „Green Car Policy“ u. a. bei Neuanschaffungen bevorzugt alternative Antriebsarten gewählt. Der Durchschnittswert der CO2-Kennzahl für die Pkw-Flotte liegt mittlerweile bei 120 g/km (nach Herstellerangaben). Damit wurde unseren Zielwert für das Jahr 2015 von 110 g/km noch nicht erreicht. An der Ausrichtung auf klimafreundliche Mobilität halten wir aber weiter fest. Auf einigen Standorten wurden die klimafreundlichen Elektro­fahrzeuge bisher nur wenig genutzt. Daher wurden Anfang 2016 einige Elektrofahrzeuge auf andere Standorte verlegt, wo mit einer höheren Auslastung zu rechnen ist. Ab 2020 soll dann ein Wert unter 100 g/km erreicht werden. Dazu ist es erforderlich, den Anteil alter­­na­tiver Antriebsarten im firmeneigenen Fuhrpark mittel- und langfristig weiter zu steigern. Umwelterklärung 30 | 31

4.3 Emissionen 4 .3.1 Gesamtemissionen an Treibhausgasen Der sich abzeichnende Klimawandel ist zurückzuführen auf die anthropogene Emission bestimmter Gase, die Einfluss auf den natürlichen Treibhauseffekt haben und diesen verstärken. Zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen vor daraus erwachsenden negativen Folgen gilt es, die Emissionen dieser Treibhausgase soweit wie möglich zu verringern. Zu den wichtigsten Treibhausgasen zählen Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Distickstoffmonoxid (N2O). Es werden direkte und indirekte Emissionen betrachtet. Direkte Emissionen entstehen beim Abwasserreinigungsprozess in den Kläranlagen, sowie durch den Verbrauch von Brennstoffen für Heizwärme und Treibstoffen für die hanseWasser Fahrzeuge. Indirekte Emissionen resultieren aus den vorgelagerten Erzeugungsstufen (Vorketten) des Stromfremd-, Treibstoff- und Brennstoffbezugs. Die Treibhausgase werden unter Berücksichtigung folgender Systemgrenzen bilanziert: • Distickstoffmonoxid (N2O) kann als direkte Emission aus dem Abwasserreinigungsprozess resultieren. Die Rest­ emissionen werden rechnerisch aus der Stickstofffracht im Kläranlagenzulauf ermittelt (nach dem Nationalen Inventarbericht zum Deutschen Treibhausgasinventar 1990 – 2012). Sie sind prozesstechnisch nicht steuerbar und können somit nicht reduziert werden. • Methan (CH4) ist zu ca. 60 % im Klärgas enthalten. Dieses wird zur Strom- und Wärmeerzeugung verwertet. Das im Klärgas enthaltene Methan wird folglich nicht als direkte Emission an die Atmosphäre abgegeben. • Durch Stromverbrauch, den Betrieb von Heizungsanlagen und des Fuhrparks sowie die Durchführung von Klärschlammtransporten entstehen direkte und indirekte Treibhausgas-Emissionen. Diese werden über Emissions­ faktoren als CO2-Äquivalente (CO2 eq) berechnet und können durch aktive Maßnahmen deutlich beeinflusst werden. Auf diese Emissionen bezieht sich das hanseWasser-Ziel der Klimaneutralität.

20.000

100

18.000

90

16.000

80

14.000

70

12.000

60

10.000

50

8.000

40

6.000

30

4.000

20

2.000

8.188

77

4.658

73

– 469

73

0

0

– 2.000 2013 CO2-Äquivalente

10

N2O (Distickoxid)

2014

2015

N2O in t/a

CO2 eq in t/a

Gesamtemissionen an Treibhausgasen

4 .3.2 Reduktion von Treibhausgasen durch aktive Maßnahmen hanseWasser hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, ab Januar 2014 die Kläranlage Seehausen und bis 2015 die gesamte Geschäftstätigkeit des Unternehmens klimaneutral zu betreiben. Zur Umsetzung initiierte hanseWasser 2011 das Klima­schutz- und Energieeffizienzprojekt „kliEN“, in dem alle aktuellen und geplanten Maßnahmen des Unternehmens mit Energierelevanz gebündelt wurden. Mit Investitionen in moderne und effiziente Technik zur Abwasserreinigung und Energieerzeugung, Prozessoptimierungen sowie Effizienzsteigerungen, der Nutzung von Wärme aus Abwasser u.v.m. konnten die Emissionen an Treibhausgasen, die durch den Verbrauch von fossilen Energieträgern entstehen bis Ende 2015 aus eigenen Anstrengungen um ca. 70 % reduziert werden. Der Standort Seehausen erfüllt in diesem Zuge seit 2011 die Voraussetzungen für das Label „Klimaschutzbetrieb“ und erhielt die Auszeichnung in 2014 und 2015 erneut. Durch den Bezug regenerativen Stroms wurden 2015 die Treibhausgas-Emissionen der hanseWasser bilanziell komplett ausgeglichen. Das Projekt „kliEN“ wurde mittlerweile beendet und in die Linienorganisation überführt. hanseWasser hat erstmals für das Jahr 2009 eine Bilanzierung der durch die Geschäftstätigkeit entstandenen Treib­ hausgas-Emissionen vorgelegt (zu Methodik und Umrechnungsfaktoren siehe Kapitel 7). Ziel dabei war zunächst, einen Überblick über die klimaschädlichen Auswirkungen zu bekommen. Diese Treibhausgas-Bilanz wird jährlich fortgeschrieben. Der kontinuierliche Rückgang der Treibhausgas-Emissionen seit dem Jahr 2010 belegt, dass die eingeleiteten ­Maßnahmen auf dem Weg zur Klimaneutralität Wirkung zeigen.

Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen bei hanseWasser 16.000 14.000 12.000

in t CO2 eq

10.000 8.000 6.000 4.000 2.000

15.263

11.694

10.732

8.188

4.658

– 469

2010

2011

2012

2013

2014

2015

0 –2.000

Durch Optimierung und die umgesetzten Maßnahmen aus dem Umweltprogramm konnten die Treibhausgas-Emis­ sionen mit eigenen Anstrengungen seit 2010 von 15.263 t CO2 eq um ca. 70 % reduziert werden. Die restlichen 30 % ­werden seit 2015 durch den Bezug regenerativ erzeugten Stroms aus dem Müllheizkraftwerk Bremen vermieden. Durch diese Maßnahme hat es hanseWasser geschafft, die gesamten Geschäftstätigkeiten klimaneutral abzuwickeln. In den nächsten Jahren ist es ein Unternehmensziel, den Anteil der aus eigener Kraft vermiedenen Emissionen jährlich um 500 t CO2 eq zu steigern.

Umwelterklärung

32 | 33

Treibhausgas-Emissionen aus dem Verbrauch fossiler Energieträger und ihre Kompensation 2015

3.500 Δ 469 t CO2 eq

3.000

aus dem Bezug von reg. erzeugtem Strom 59

t CO2 eq

2.500

aus Heizölnutzung 100 2.000

aus Gasnutzung 364

1.500 1.000

aus Treibstoffverbrauch 1.963

500

2.955

0 vermiedene Emissionen durch die Einspeisung von Strom aus Klärgas

Ausgestoßene Emissionen

Mit der Einspeisung regenerativ erzeugten Stroms aus der Kläranlage Seehausen in das Netz wird entsprechend ­konventionell erzeugter Strom vermieden. Dadurch konnten Emissionen von 2.955 t CO2 eq in 2015 vermieden werden, die bilanziell zum Ausgleich der Emissionen aus den eigenen Verbräuchen anderer Energieträger genutzt werden. Bei dem von hanseWasser bezogenen regenerativ erzeugten Strom fallen indirekte Treibhausgas-Ausstöße in Höhe von 59 t CO2 eq durch die Vorketten (z. B. Transport zum Müllheizkraftwerk) an.

Vermeidung von Treibhausgas-Emissionen durch Eigenstromerzeugung 2013

2015

2014

0 –2.000

−14.253

−880

−14.998

−988

−15.527

−1.264

in vermiedenen t CO2 eq

–4.000 –6.000 –8.000 –10.000 –12.000 –14.000 –16.000

KA Seehausen



KA Farge

Durch die Nutzung und Einspeisung von selbst erzeugtem Strom aus Klärgas, Wind und Photovoltaik konnten in 2015 Emissionen von mehr als 16.000 t CO2 eq vermieden werden. Diese Menge an Emissionen wäre sonst bei komplettem Strombezug aus dem Netz basierend auf dem deutschen Strommix angefallen.

Treibhausgas-Emissionen der hanseWasser-Fahrzeuge 1.200

in t CO2 eq

900

600

300 914

862

829

771

1.044

1.031

111

109

104

0 Abwasserableitung 2013

2014

Abwasserreinigung

Verwaltung

2015

Die Treibhausgas-Emissionen der Fahrzeuge resultieren überwiegend aus dem Transport der Klärschlämme zur Ver­ wertung (der Abwasserreinigung zugerechnet) sowie aus dem Kanalbetrieb (Kanalspülfahrzeuge und Fäkalabfuhr als „rollender Kanal“). Eine Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen erfolgt bei der PKW-Flotte der hanseWasser über den verstärkten ­Einsatz alternativer Antriebsarten (Green Car Policy, s. 4.2.3). Für Schwer-LKW (> 7,5 t) gibt es, insbesondere aufgrund der spezifischen Anforderungen an die Kanalreinigungsfahrzeuge (als „stehende Arbeitsmaschinen“) derzeit keine ­ent­sprechenden Alternativen. 4 .3.3

Weitere Luftemissionen Als weitere Luftemissionen werden berücksichtigt: • Stickoxide (NO + NO2) resultieren aus dem Betrieb der BHKW-Anlagen auf der Kläranlage Seehausen. • Kohlenmonoxid (CO) resultiert aus dem Betrieb der BHKW-Anlagen auf der Kläranlage Seehausen. • Schwefeldioxid (SO2) resultiert ebenfalls aus dem Betrieb der BHKW-Anlagen auf der Kläranlage Seehausen. Für die deutlich kleinere BHKW-Anlage auf der Kläranlage Farge werden die sonstigen Emissionen nicht quantifiziert. Aufgrund der geringeren Feuerungswärmeleistung der Anlage (kleiner als 1 MW) sind hier keine jährlichen Abgas­ untersuchungen vorgeschrieben. Die Restemissionen aus dem Betrieb von Heizungsanlagen und Fahrzeugen sind ­dementsprechend ebenfalls nicht zu quantifizieren.

Weitere Emissionen (BHKW der Kläranlage Seehausen)

jährliche Emissionen in t

30 25 20 15 10 5 0

25,4

14,3

0,1

26,3

2013

Umwelterklärung

Stickoxide NO + NO2

34 | 35



Kohlenmonoxid CO

6,8

0

2014

Schwefeldioxid SO2 bei Klärgasbetrieb

26,6

4,6 2015

0

Im Zuge der Erneuerung der Eigenenergieerzeugung auf der Kläranlage Seehausen wurden dort alle BHKW-Anlagen Mitte des Jahres 2012 außer Betrieb genommen und vorübergehend durch Miet-Aggregate ersetzt. Anfang 2014 erfolgte dann die Inbetriebnahme der neuen BHKW-Anlage. Insbesondere hinsichtlich der CO-Emissionen konnte gegenüber der Mietanlage noch eine deutliche Verbesserung erzielt werden. Die Stickstoffoxidemissionen sind aufgrund einer erhöhten Klärgasproduktion allerdings leicht gestiegen. Bezogen auf die aus Klärgas produzierte Energie ergeben sich für die neue BHKW-Anlage folgende spezifische ­Emissionsfaktoren: ca. 1,23 g Stickoxide/kWh, ca. 0,21 g Kohlenmonoxid/kWh und 0,0 g Schwefeldioxid/kWh.

4.4 Boden 4 .4.1

Kanalnetzsanierung Inspektion Mit einem Durchschnittsalter von rund 44 Jahren hat Bremen im bundesweiten Vergleich ein sehr modernes Kanalnetz. Die Zustandserfassung erfolgt in einem ca. 10-jährigen Rhythmus. So inspizieren wir jedes Jahr eine Strecke von 230 Kilometern, rund 10 Prozent des Kanalnetzes, teilweise durch Begehungen, weitaus häufiger aber mit dem sogenannten Kanal-TV. Dabei handelt es sich um eine selbstfahrende Videokamera, die von oben in den Kanal gelassen wird. Alle Bilder und wichtigen Daten werden in einem digitalen Kanalkataster gespeichert, dem Kanalinformationssystem (KIS). Das ermöglicht die genaue Erfassung sämtlicher Kanalnetzdaten und ist die Grundlage für alle Instandhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen. Sanierung Um die hohe Funktionalität des Kanalnetzes zu sichern und seinen Wert zu erhalten, sind laufende Sanierungsmaßnahmen erforderlich. Die grundsätzliche Ausrichtung der Kanalnetzsanierung orientiert sich an den einschlägigen Regelwerken mit den Anforderungsperspektiven Dichtheit, Stand- sowie Betriebssicherheit und basiert auf den Leistungsverträgen mit der Freien Hansestadt Bremen. Sanierungsmaßnahmen in betroffenen Kanalabschnitten verhindern bzw. reduzieren die Einflüsse der Abwasserableitung auf Grundwasser und Boden. Diese Kanalbaustellen sind oft mit Einschränkungen für die Anwohner, die umliegenden Gewerbebetriebe und den motorisierten Individualverkehr verbunden. hanseWasser setzt hier weit im Vorfeld nicht nur auf eine intensive Zusammenarbeit mit den Infrastrukturträgern, sondern auch auf Transparenz und eine aktive Information und Kommunikation mit der Öffentlichkeit. Auf der hanseWasser-Homepage ist ein Baustellenradar eingerichtet. Hier können sich Bürger und Behörden bereits weit im Voraus, aber auch tagesaktuell darüber informieren, wo, wann und warum es Kanalbaustellen gibt, und ob Verkehrslenkungsmaßnahmen erforderlich sind. Das führt zu möglichst geringen Belastungen für Umwelt und Verkehr.

Übersicht der Kanalsanierungsmaßnahmen: Art der Kanalsanierung

Einheit

2013

2014

2015

km

12,13

11,11

11,95

Erneuerung / Renovierung Kanal

km

7,63

6,41

3,86

Erneuerung / Renovierung Sammler

km

1,42

4,70

4,45

Erneuerung Druckleitungen

km

3,08

0,00

3,63

km

33,28

33,18

25,76

Gesamtlänge Erneuerung oder Renovierung

Instandsetzungen (Reparaturen) in Haltungslängen

Gebäudeschutz gegen Wasser von unten und oben Wie die öffentlichen Kanäle können auch die privaten Grundleitungen durch Eindringen von Grundwasser zu Problemen bei der Abwasserableitung und -reinigung führen. Die hanseWasser Kundenbetreuung berät die Bremer Bürger, Grund- und Immobilieneigentümer kostenfrei, wenn es um den Schutz von Gebäuden vor unkontrolliertem Wassereintritt geht, zu möglichen Risiken und Lösungen bei Rückstauproblemen und undichten Grundleitungen. Das ist auch ein wichtiger Beitrag für den Umweltschutz: Ohne Austritt von Abwasser kann keine Schadstoffbelastung für Boden und Grundwasser entstehen. Sanierungslängen unterliegen als resultierende Größe des qualitätsgesicherten Steuerungsprozesses regelmäßig ge­ringen Schwankungen. hanseWasser stellt auf Grundlage mehrjährig ausgerichteter Programme eine anforderungsgerechte Sanierung sicher. So wurden im Rahmenplanzeitraum 2008–2013 ca. 84,6 Mio € in das Netz investiert. Im 2014 begonnenen Folgerahmenplan wurden bis 2018 Investitionen in gleicher Höhe vereinbart. 4 .4.2 Bodenversiegelung Der Flächenverbrauch auf den Betriebsgrundstücken der hanseWasser ist relativ konstant. Der Anteil der versiegelten Fläche (Betriebsgebäude, Becken und Fahrwege) beträgt 41 % der Gesamtfläche bei den sogenannten „Eigenanlagen“, entsprechend ca. 245.500 m². Die übrigen Freiflächen sind als Grünfläche gestaltet. Zu den „Eigenanlagen“ zählen alle abwassertechnischen Anlagen, die hanseWasser im Jahr 1999 von der Stadt Bremen erworben hat, wie z. B. die Klär­ anlagen und Pumpwerke. Bezogen auf das bremische Einzugsgebiet (kanalisierte Fläche) beträgt der Anteil der ver­ siegelten Fläche ca. 0,25 %. Eine nicht genutzte Teilfläche beim Pumpwerk Links von 3.678 m² wurde 2015 verkauft.

Flächenverbrauch Eigenanlagen (Gesamtfläche 2015: 605.537 m2)

Grünfläche  59 %

versiegelte Fläche  41 %

Verteilung der versiegelten Flächen Standort Kläranlage Seehausen

Versiegelte Fläche 140.055 m2

Kläranlage Farge

24.815 m2

Betriebshof Pumpwerk Findorff

15.744 m2

Sonstige Pumpwerke und Regenrückhaltebecken

60.567 m2

Verwaltung Schiffbauerweg Gesamt

Umwelterklärung

36 | 37

4.384 m2 245.565 m2

4.5 Abfall 4 .5.1

Abfallaufkommen Die Verteilung des Abfallaufkommens von hanseWasser ist nachfolgend dargestellt:

Verteilung des Abfallaufkommens 2015 in t/a

Klärschlamm  16.092 (als Trockenrückstand)

Rechengut 1.712 Sandfanggut 283 Kanalsande 1.049 sonstige Abfälle 291 gefährliche Abfälle 75

Den bei Weitem größten Anteil am Abfallaufkommen hat verfahrenstechnisch bedingt der Klärschlamm aus der Abwasserreinigung. Insgesamt fiel im Jahr 2015 eine Menge von 16.092 t Klärschlamm an (angegeben als Trockenrückstand). Die übrigen Rückstände der Abwasserableitung und -reinigung sind Rechen- und Sandfanggut auf den Klär­ anlagen sowie Kanalsande aus der Kanalreinigung.

Abfallmengen ohne Klärschlamm 2.400 2.000

in t/a

1.600 1.200 800 400

2.007

428

855

329

1.792 89

767

261

152

1.712

283

1.049

63

75

0 2013 Rechengut

Sandfanggut

2014 Kanalsande



sonstige Abfälle

2015

gefährliche Abfälle

291

Das Rechengut wird in dem Müllheizkraftwerk Bremen thermisch verwertet. Das Sandfanggut aus den Kläranlagen sowie die Kanalsande aus der Kanalreinigung werden in einer Bodenreinigungsanlage in Bremen aufbereitet und als Deponiebaustoff verwertet. Die sonstigen Abfälle, einschließlich der nur in geringen Mengen anfallenden gefährlichen Abfälle, werden ausschließlich durch Entsorgungsfachbetriebe entsorgt. 2015 fanden umfangreiche Bau- und Sanierungsmaßnahmen auf den hanseWasser Standorten statt. Daraus resultierten zusätzlich 840 t Bodenaushub aus den Baumaßnahmen am Pumpwerk Krimpel, des Klärschlammsilos auf der Kläranlage Farge, sowie des Gasbehälters auf der Kläranlage Seehausen. Außerdem fielen u.a. für die Erneuerung des Rohschlammspeichers auf der Kläranlage Seehausen und der Sanierung des Pumpwerks Krimpel 2.852 t Bauschutt an. 4 .5.2

Klärschlamm Durch betriebliche Optimierung konnte der Entwässerungsgrad beim Klärschlamm deutlich erhöht werden. Überwiegend wird nur noch Festschlamm in die Entsorgung gebracht. Auf die Flüssigschlamm-Entsorgung wird weitgehend verzichtet. Damit verringerte sich die zu entsorgende Menge an Originalsubstanz seit 2009 deutlich. Entsprechend ging die zu transportierende Menge an Klärschlamm zurück, da weniger im Klärschlamm enthaltenes Wasser mit transportiert werden muss. Seit 2012 liegt der TR-Gehalt des Klärschlamms aufgrund der effizienten Entwässerung zwischen 21 % und 22 %.

Langfristige Entwicklung der entsorgten Klärschlamm-Mengen Originalsubstanz 250 Originalsubstanz in 1.000 t/a

200

186 131

150

125

100

71

67

73

77

2012

2013

2014

2015

50 0 2009

2010

2011

Transportierte Mengen (Schiff und LKW)

Gepumpte Mengen

Die Entsorgung der Klärschlämme planen wir langfristig mit dem Ziel, für mindestens fünf Jahre im Voraus gesicherte Entsorgungswege zur Verfügung zu haben. Durch den Entsorgungsmix aus thermischen und stofflichen Verwertungswegen gewährleisten wir ein Höchstmaß an Entsorgungssicherheit. Durch eine gezielte Überwachung der Indirekteinleiter, eine kontinuierliche Qualitätsprüfung des Klärschlamms und die Teilnahme an dem QLA-Gütesicherungssystem streben wir eine nachhaltige landwirtschaftliche Verwertung des Bremer Klärschlamms an.

Verwertung der Klärschlämme

Klärschlämme in 1.000 t TR/a

10,0

Umwelterklärung

8,0 6,0 4,0 2,0 0,0

3,8

4,5

5,5

2013 Landwirtschaftliche Verwertung

38 | 39

0

4,4

5,5

4,2

1,3

2014 Mitverbrennung im Kraftwerk

5,4

5,0

4,5

2015 Monoverbrennung

Kompostierung

1,1

Schadstoffgehalte im Klärschlamm der Kläranlage Seehausen

% Schadstoffgehalt des QLA-Grenzwertes

100

QLA-Grenzwert

80 60 40 20 67 57 53

50 48 45

49 53 54

75 75 75

37 33 33

38 38 40

23 21 24

48 39 45

Cadmium

Quecksilber

Kupfer

Zink

Blei

Nickel

Chrom

AOX

Grenzwert QLA (mg/kg TS)

1,5

1

550

1400

150

80

200

400

Grenzwert Klärschlammverordnung VO (mg/kg TS)

10 (5)

8

800

2000

900

200

900

500

0

2013

2014

2015

Die gegenüber den gesetzlichen Anforderungen erheblich höheren Anforderungen nach den QLA-Grenzwerten werden für alle Schadstoffe deutlich unterschritten. Seit 2015 verschärften sich die QLA Grenzwerte für Cadmium, Quecksilber und Blei durch die Anpassung an die Düngemittelverordnung. Um die Schadstoffgehalte aus 2013 und 2014 mit denen aus 2015 vergleichen zu können, sind auch diese bezogen auf die strengeren, neuen Grenzwerte angegeben. Die Schadstoffgehalte der Kläranlage Seehausen sind auf einem stabilen, niedrigen Niveau, was unter anderem auf den systematischen Vollzug der Indirekteinleiterüberwachung (siehe Kapitel 4.1.4) zurück zuführen ist. 4 .5.3

Klärschlammdeponie Edewechterdamm Von 1972 bis 2005 wurde ausgefaulter Klärschlamm in flüssiger Form auch in die Torfpütten (Becken) auf dem Gelände eines ehemaligen Torfwerkes eingespült, das 1970 als Lagerstätte für kommunalen Klärschlamm eingerichtet wurde. Die ca. 140 ha große Klärschlammdeponie Edewechterdamm liegt 35 km südwestlich von Oldenburg in der Gemeinde Friesoythe (Landkreis Cloppenburg) in unmittelbarer Nähe zum Küstenkanal. Der Deponiestandort zeichnet sich durch eine natürliche Abdichtung zum Grundwasserleiter aus (unterliegende Lagen aus Hochmoortorf). Der eingelagerte Klärschlamm stammt überwiegend aus den beiden Bremer Kläranlagen Seehausen und Farge. Grundsätzlich handelt es sich um unbelasteten, auch als landwirtschaftlichen Dünger nutzbaren Klärschlamm. Über die gesamte Laufzeit der Deponie wurden so ca. 3,2 Mio. m³ Klärschlamm eingebracht. Die Stilllegung der Deponie erfolgte 2005. Bereits seit dem Jahr 1999 ist die Klärschlammdeponie aufgrund ihrer nationalen Bedeutung als Vogelbrutgebiet unter Naturschutz gestellt.



Blick ins Naturschutzgebiet auf der Klärschlammdeponie Edewechterdamm

4.6 Stoffeinsatz Die von uns eingesetzten Betriebs- und Hilfsstoffe sind umweltverträglich und werden sparsam verwendet. Den größten Anteil an den Betriebs- und Hilfsstoffen bei der Abwasserreinigung hat der Einsatz von Fäll- und polymeren Flockungsmitteln. Die Fällmittel werden zur chemisch-physikalischen Phosphorfällung benötigt; die polymeren ­Flockungsmittel unterstützen die Schlammentwässerung. Der erhöhte Verbrauch an Fällmitteln auf der Kläranlage Seehausen in 2015 beruht u. a. auf dem gesteigerten Einsatz bei der Phosphorfällung aufgrund schlechterer Phosphorelimination in der biologischen Reinigung. Durch eine kontinuierliche Optimierung in der Schlammentwässerung konnte die eingesetzte Menge an Flockungsmitteln weiter verringert werden.

Verbrauch von Fäll- und polymeren Flockungsmitteln bei hanseWasser 6.000 5.000

in t/a

4.000 3.000 2.000 1.000

3.683

280

4.279

268

4.875

244

0 2013 Fällmittel

2014

2015

polymere Flockungsmittel

Nachdem wir in 2014 einen erhöhten Verbrauch an Schmierölen durch die Inbetriebnahme der neuen BHKW-Anlage hatten, sind die Mengen 2015 wieder zurückgegangen.

Mengen in l/a bzw. kg/a

Einsatz sonstiger Betriebs- und Hilfsstoffe bei hanseWasser 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0

2.058

5.497 Schmieröle

2013

Umwelterklärung 40 | 41

2014

2015

3.255

185

151 Fette [kg/a]

205

5.494

1.961

1.997

Frostschutzmittel

6.040

6.492

6.656

Gasmotorenöl

Darüber hinaus werden jährlich 5.000 l Additive eingesetzt. Der Einsatz erfolgt als zusätzlicher Betriebsstoff zum Diesel in entsprechend ausgerüsteten LKW (ab Euro4-Abgasnorm), um die Stickoxide in den LKW-Abgasen fast vollständig zu neutralisieren und den Ausstoß von Feinstaub zu senken.

4.7 Geruch Bei Beschwerden, zum Beispiel über Belästigungen durch Kanalgeruch, sind die Verantwortlichkeiten und Abläufe in einer unternehmensweiten Verfahrensanweisung geregelt. Über unsere zentrale Kundenrufnummer (0421/988-1111) ist eine 24-stündige Erreichbarkeit gewährleistet.

Anzahl je 1.000 km Kanalnetz

Entwicklung der Geruchsbeschwerden 60 50

Zielwert hanseWasser

40 30 20 10

44

33

43

39

45

20

35

41

33

26

18

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

0

Die Anzahl der Geruchsbeschwerden in den letzten zehn Jahren liegt zwischen 18 und 45 Beschwerden je 1.000 km/Jahr und entwickelte sich in den letzten Jahren rückläufig. Es gibt verschiedene Ursachen für Geruchsbeschwerden, jede einzelne wird von hanseWasser systematisch erfasst und bearbeitet. Der Kunde wird über die Ursachen und Maßnahmen informiert und beraten. In den letzten Jahren wurden beispielsweise Schachtbiofilter eingebaut und einige Pumpwerke mit Biofilteranlagen zur Abluftreinigung ausgerüstet.

Mögliche Ursachen von Geruchsproblemen und Abhilfemaßnahmen Ursachen

Maßnahmen

Grundstücksentwässerungsanlage schadhaft

Beratungsgespräch mit dem Grundstückseigentümer

Straßenabläufe schadhaft (z. B. fehlende Geruchsverschlüsse)

Kontaktaufnahme mit dem Straßenbaulastträger zur Schadensbehebung

Geruch aus dem Kanalschacht

Einbau von Schachtbiofiltern und von geruchs­ dichten Schachtdeckeln

Kanalverstopfung

Kanalreinigung

Fehlende oder defekte Geruchsverschlüsse im Regenfallrohr bei direktem Anschluss an einen Mischwasserkanal

Beratung des Grundstückseigentümers

Austritt aus dem Pumpensumpf von Schmutz- oder Misch­ wasserpumpwerken

Abluftführung über eine Biofilteranlage

Ablagerung in einem Kanalabschnitt, z. B. durch geringes Gefälle

Reinigungszyklus wird angepasst

4.8 Biologische Vielfalt Die Artenvielfalt von Fauna und Flora ist gerade in städtischen und industriell genutzten Räumen stark verringert. Verbau, Zersiedelung, Verkehrszuwachs, Oberflächenversiegelung u. v. m. reduzieren die notwendigen naturnahen und natürlichen Bereiche. Diesem Verlust an Naturraum wirkt die hanseWasser mit verschiedenen Maßnahmen und Projekten entgegen. Klärschlammdeponie Edewechterdamm Bereits im Jahr 1999 wurde die Klärschlammdeponie Edewechterdamm als zentraler Teil des Naturschutzgebietes „Ahrensdorfer Moor“ unter Schutz gestellt. Das 321,5 ha große Naturschutzgebiet umfasst die Klärschlammdeponie aufgrund ihrer nationalen Bedeutung als Vogelbrutgebiet. Nach Beendigung der Schlammeinlagerung in 2005 haben sich mit entsprechenden Bewirtschaftungsmaßnahmen in der derzeitigen Stilllegungsphase auf dem Deponiegelände Lebensräume mit ganz unterschiedlichen Vegetations­ strukturen entwickelt. Hier kann die Sukzession von Wasser- bzw. Schlammflächen hin zu einer mosaikartigen, viel­ fältigen und üppigen Vegetation (Weiden-Sumpfgebüsche, Birken-Pionierwald, Pfeifengras-Birken-Moorwald bzw. verschiedene Landröhrichte) beobachtet werden. Im Laufe der Jahre ist so ein wertvolles Feuchtgebiet aus „zweiter Hand“ entstanden, das der Tierwelt ungestörte Rückzugsmöglichkeiten bietet. Krickenten, Brandgänse, Zwergtaucher, Bekassine: Bis heute konnten 160 verschiedene Arten an Wasser-, Wat- und Singvögel nachgewiesen werden. Seltene Arten wie Blaukehlchen und Schnatterenten brüten hier. Um die hohe naturschutzfachliche Wertigkeit der Klärschlammdeponie auch der Öffentlichkeit zu präsentieren, hat die hanseWasser Bremen 2011 Teile des Geländes für interessierte Kleingruppen geöffnet. Zwei unterschiedlich lange, ausgeschilderte Rundwege stehen für vogelkundliche Wanderungen zur Verfügung und führen an den attraktivsten Örtlichkeiten auf dem Gelände vorbei. Umwelterklärung

42 | 43

Artenschutzprojekt Steinkauz – Kläranlage Seehausen Die Bestände des Steinkauzes, dem Charaktervogel der Streuobstwiesen, sind seit Jahren rückläufig, da die bevorzugten Lebensräume immer mehr in Ackerflächen und Bauland umgewandelt werden. In Bremen ist der Steinkauz aufgrund fehlender Jagdgebiete und Nistplatzmöglichkeiten seit den 1970/80er Jahren als Brutvogel ausgestorben. In Niedersachsen konnten durch künstliche Nisthilfen (sog. Brutröhren) in den letzten Jahren wieder positive Bestandsentwicklungen verzeichnet werden. Vor diesem Hintergrund unterstützt die hanseWasser Bremen ein Artenschutzprojekt zur Wieder­ansiedlung des Steinkauzes in Bremen. In Kooperation mit dem BUND Bremen montierte man hierzu Ende 2012 zwei Steinkauzröhren auf dem Gelände der Kläranlage Seehausen, die regelmäßig vom BUND und engagierten hanseWasser Mitarbeitern vor Ort auf Nisterfolge kontrolliert werden. Förderung der biologischen Vielfalt Um auf verschiedenen Betriebsgeländen geeignete Maßnahmen zur Verbesserung und Förderung der biologischen Vielfalt zu ermitteln, steht die hanseWasser Bremen im Austausch mit der „partnerschaft umwelt unternehmen“ (puu) und dem BUND Landesverband Bremen, den Initiatoren des Projekts „Orte der biologischen Vielfalt“. Bereits im derzeitigen Zustand wurden den begutachteten Geländen (Kläranlagen Seehausen und Farge, Pumpwerk Habenhausen) viele ökologisch wertvolle Elemente bescheinigt: Vielfältiger, dichter Baum-/Strauchbewuchs auch mit Totholz, extensiv zur Heugewinnung genutzte Wiese, teilweise Parkplätze mit Rasengitter zur natürlichen Regenwasser­versickerung. Als weitere Maßnahmen zur ökologischen Wertsteigerung wird 2016 auf der Kläranlage Seehausen in einem Pilot­ projekt eine artenreiche Wildblumenwiese als Ersatz für eine Rasenfläche angelegt. Diese bietet Bienen, Schmetter­ lingen und anderen Insekten Nahrung und Unterschlupf. Des Weiteren wird im Rahmen eines Projektes mit und von Auszubildenden ein Insektenhotel geplant, gebaut und auf der Wildblumenwiese aufgebaut. Die ökologische und optische Aufwertung der Pumpwerke wird mit einem Pilotprojekt am Pumpwerk Habenhausen gestartet. Hier sollen Frühlingsblüher und heimische Gehölze die Biodiversität erhöhen und den Standort für Vögel und Insekten attraktiver machen. Entsprechende Maßnahmen erfolgen nach Beendigung der Baumaßnahme zur Erneu­ erung der Druckrohrleitung im Herbst 2016 / Frühjahr 2017.

5



Umweltprogramm – Ziele und Maßnahmen

Umwelterklärung Umwelterklärung 44 | 45

Wasser Ziel Minimierung der Gewässerbelastungen durch Mischwasser im Einzugsgebiet KA Seehausen (Mischwasserentlastungsrate)

Zielwert 6,8 % im 5-Jahresmittel (max. 13,3 %)

Maßnahme Standort Optimierte Mischwasserbehandlung im Kläranlage Seehausen/ Einzugsgebiet KA Seehausen (Kanalnetz- Abwasserableitung steuerung und Speicherbewirtschaftung)

Termin fortlaufend

Status Zielwert in 2015 erreicht

Maßnahme Erhöhung der Förderleistung Pumpwerk Findorff zur Verminderung der Entlastung in die Kleine Wümme

Termin 2016 ff.

Status aktiv

Standort Kläranlage Seehausen/ Abwasserableitung

Ziel Stabiles Niveau der Abwasserreinigung in der Kläranlage Seehausen auch bei erhöhten Zulaufbelastungen

Zielwert CSB = 94 %, BSB₅ = 98 %, N ges. = 81 %, P ges = 95 %

Maßnahme Erreichung der definierten Fracht­ minderungsraten im Jahresmittel

Standort Kläranlage Seehausen

Termin fortlaufend

Status alle Zielwert in 2015 erreicht

Maßnahme Optimierung der CSB-Elimination durch verfahrenstechnische Anpassungen:

Standort Kläranlage Seehausen

Termin

Status

a) Bau einer neuen Dosierstation für den Einsatz von spez. Fällmitteln

2014

umgesetzt

 chwimmschlammabzug aus der b) S Belebung etablieren

2014

läuft automatisiert

c) G  utachten durch das ISAH Hannover

2014 ff.

in der Bearbeitung

d) H  ydraulische Optimierung der ­Nachklärung NK 1

2016

aktiv

Ziel Minimierung der Gewässerbelastungen durch Mischwasser im Einzugsgebiet KA Farge (Mischwasserentlastungsrate)

Zielwert 9,8 % im 5-Jahresmittel (max. 15,3 %)

Maßnahme Standort Optimierte Mischwasserbehandlung Kläranlage Farge/ im Einzugsgebiet KA Farge (Kanalnetz­ Abwasserableitung steuerung und Speicherbewirtschaftung)

Termin fortlaufend

Status Mischwasserentlastungsrate stabil unter dem Erlaubniswert, aber Zielwert in 2015 nicht erreicht

Maßnahme Projekt zur Darstellung und Bewertung von Handlungsoptionen

Termin 2016

Status aktiv

Standort Kläranlage Farge/ Abwasserableitung

Ziel Stabiles Niveau der Abwasserreinigung in der Kläranlage Farge auch bei erhöhten Zulaufbelastungen

Zielwert CSB = 96 %, BSB₅ = 99 %, N ges. = 83 %, P ges = 97 %

Maßnahme Erreichung der definierten Fracht­ minderungsraten im Jahresmittel

Standort Kläranlage Farge

Termin fortlaufend

Status Zielwerte BSB5 und CSB erreicht. Nges und Pges unter dem Zielwert

Maßnahme Projekt zur Optimierung der Nährstoffelimination (u. a. Erprobung von verfahrenstechnischen Alternativen durch Betriebsversuche)

Standort Kläranlage Farge

Termin 2016

Status aktiv

Ziel Erhaltung eines leistungsfähigen öffentlichen Kanalnetzes zur Gewährleistung der Entsorgungssicherheit

Zielwert Fristgerechte Behebung der Sanierungspflichten

Maßnahme Fortlaufende Sanierung der aus den regelmäßigen Kanalinspektionen ­erkannten Schäden

Standort Netzweit, Abwasserableitung

Termin fortlaufend seit 1998

Status aktiv

Maßnahme Anwendung eines Kanalnetzalterungsmodells und Fortschreibung der Kanalnetzsanierungsstrategie unter dem besonderen Aspekt der langfristigen Substanzerhaltung

Standort Netzweit, Abwasserableitung

Termin 2015 ff.

Status aktiv

Energie und Emissionen Ziel Verminderung der Treibhausgas-Emissionen des Unternehmens

Zielwert Klimaneutralität in 2015

Maßnahme Klimaneutralität der Kläranlage Seehausen

Standort Kläranlage Seehausen

Termin 2014 ff.

Status erfolgreich umgesetzt

Maßnahme Verbesserung der Klärgasnutzung durch erneuerte BHKW-Anlagen (geplante Einsparung: 3.100 t CO2 eq/a)

Standort Kläranlage Seehausen

Termin 2014 ff.

Status Neue BHKW-Anlage im März 2014 in Betrieb genommen (erzielte Einsparung 2015: 3.373 t CO2 eq)

Maßnahme Neubau der Rohschlammbehälter zur Erhöhung der Stromerzeugung aus Klärgas (geplante Einsparung: 650 t CO2 eq)

Standort Kläranlage Seehausen

Termin 2015

Status Abgeschlossen. Erzielte Einsparung noch nicht quantifizierbar

Umwelterklärung 46 | 47

Maßnahme Verbesserung der Klärschlamm­ent­wässerung auf mehr als 22 % TR (geplante Einsparung: 130 t CO2 eq)

Standort Kläranlage Seehausen

Termin 2015 ff.

Status aktiv

Maßnahme Standort Umsetzung von Maßnahmen aus dem Kläranlage Seehausen Energiekonzept der Kläranlage Seehausen (Energierückgewinnung Zentrifuge, Gleitdruckregelung Belüftung BC, geplante Einsparung ca. 340 t CO2 eq)

Termin 2016

Status aktiv

Maßnahme Erneuerung der BHKW-Anlagen (geplante Einsparung: 200 t CO2 eq/a)

Standort Kläranlage Farge

Termin 2014 ff.

Status Projekt in Umsetzung (erzielte Einsparung 2015: 395 t CO2 eq)

Maßnahme Nutzung der Wärme aus Abwasser zur Heizung der Betriebsgebäude am Betriebshof PW Findorff

Standort Betriebshof PW Findorff

Termin 2013

Status umgesetzt (erzielte Einsparung: 80 t CO2 eq)

Maßnahme Umzug der Verwaltung in einen energieeffizienten Neubau

Standort Verwaltung

Termin 2016

Status aktiv

Maßnahme Bezug des externen Stroms aus ­regenerativen Energiequellen

Standort Alle Standorte

Termin 2015 ff.

Status aktiv: kompensierte Menge in 2015: 4.913 t CO2 eq

Maßnahme Fortlaufende Reduzierung der ­Treibhausgas-Emissionen aus der Geschäftstätigkeit um 500 t CO2 eq/a ohne Kompensationsmaßnahmen (Ziel für 2015: 4.500 t CO2 eq)

Standort Alle Standorte

Termin 2015 ff.

Status aktiv: Ziel in 2015 mit 4.444 t CO2 eq erreicht

Maßnahme 100 Ideen für mehr Energieeffizienz und Klimaschutz generieren (Projekt KliEN)

Standort Alle Standorte

Termin 2014

Status abgeschlossen

Maßnahme Klimaschutzkultur bei Führung und MitarbeiterInnen entwickeln (Projekt KliEN)

Standort Alle Standorte

Termin 2015 ff.

Status Projekt KliEN ist abgeschlossen und wird in Linie fortgeführt

Maßnahme Klimafreundliche Mobilität (Green Car-Policy): Kontinuierliche Reduktion der CO2-Kennzahl der hW-PKW-Flotte bis auf unter 100 g/km in 2020

Standort Alle Standorte

Termin 2015 ff.

Status aktiv, Stand 2015: 120 g/km

Ziel Vermeidung von Geruchsbelästigungen und kundenfreundliche Bearbeitung von Beschwerden

Zielwert weniger als 50 Geruchsbeschwerden pro 1.000 km Netz und Jahr

Maßnahme Umsetzung geeigneter Maßnahmen (Einsatz von Schachtbiofiltern, Kanal­ reinigung, etc.), effektives Beschwerdemanagement

Termin fortlaufend

Standort Alle Standorte

Status aktiv

Abfall Ziel Langfristige Entsorgungssicherheit für den Klärschlamm

Zielwert für mindestens 5 Jahre gesicherte Entsorgungswege

Maßnahme Klärschlammstrategie entwickeln und umsetzen

Termin 2015 ff.

Standort Kläranlage Seehausen und Kläranlage Farge

Status wird umgesetzt und unter den jeweils neuen Rahmenbedingungen fortgeschrieben

Ziel Prozessoptimierung der Schlammbehandlung Kläranlage Seehausen

Zielwert Klärgasmenge: 23.000 m³/d Klärgasqualität: mind. 62 % CH4

Maßnahme Klärschlammbehandlungskonzept entwickeln und umsetzen

Termin 2015 ff.

Standort Kläranlage Seehausen

Status Zielwerte Klärgasqualität mit 62 % CH4 und -menge mit 23.176 m³/d erreicht

Ziel Prozessoptimierung der Schlammbehandlung Kläranlage Farge

Zielwert Klärgasmenge: 3.360 m³/d Klärgasqualität: mind. 62 % CH4

Maßnahme Klärschlammbehandlungskonzept ent­wickeln und umsetzen

Termin 2015 ff.

Umwelterklärung 48 | 49

Standort Kläranlage Farge

Status Zielwerte Klärgasqualität mit 62 % CH4 und -menge mit 3.385 m³/d erreicht

Boden Ziel Nachhaltige landwirtschaftliche Verwertung von Klärschlamm

Zielwert QLA-Grenzwerte und Anforderungen

Maßnahme Einhaltung hoher Umweltstandards bei der landwirtschaftlichen Entsorgung von Klärschlamm durch Teilnahme am QLAGütesicherungsverfahren Kategorie I–III

Termin fortlaufend

Standort Kläranlage Seehausen

Status aktiv

Stoffeinsatz Ziel Verminderung des Stoffeinsatzes im Bürobereich

Zielwert Umsetzung und Bewertung von Pilotprojekten

Maßnahme Erhöhung des Digitalisierungsgrads (Mobile Instandhaltungsdokumen­tation, Digitale Personalakte, elektronische Eingangspost-Bearbeitung)

Termin 2015 ff.

Standort Alle Standorte

Status aktiv

Ziel Sparsamer Einsatz von Gefahrstoffen bei der Instandhaltung

Zielwert Gefahrstoffmenge um 10 % vermindern

Maßnahme Reduktion der über das Lager Kläranlage Seehausen ausgegebenen Gefahrstoffe

Standort Kläranlage Seehausen

Termin 2015

Status Zielwert 2015 mit einer Reduktion von 21 % gegenüber 2014 erreicht

Maßnahme Jährliche Gefahrstoffinventur und transparente Beschaffungsvorgänge

Standort Alle Standorte

Termin fortlaufend

Status aktiv

6 Standortbeschreibungen 6.1 Kläranlage Seehausen 6.1.1

Standortbeschreibung und Verfahrensprozesse Die Kläranlage Seehausen liegt direkt an der Weser. Getrennt durch einen breiten Grüngürtel liegt südlich der Klär­ anlage der Ortsteil Seehausen, der als Mischgebiet im Flächennutzungsplan ausgewiesen ist. Die Kläranlage wurde bis 1996 nach dem Stand der Technik ausgebaut. Die behördlichen Anforderungen an die weitergehende Abwasserreinigung werden eingehalten. Die Kläranlage Seehausen ist in die folgenden Verfahrensschritte/Anlagenteile untergliedert (siehe Anlagenschema): Mechanische Reinigung Automatisch räumende Rechen 1 entfernen die groben Schmutzstoffe aus dem Abwasser. Sie stehen witterungs­ geschützt und geruchsabgeschirmt in einer Halle. Sand, der durch die Kanalisation zur Kläranlage gelangt, wird in Sandfängen 2 zurückgehalten und herausgefördert. Rechen- und Sandfanggut werden verwertet. Feste Stoffe sinken in den Vorklärbecken 3 zu Boden und gelangen von dort über Räumeinrichtungen zur Schlammbehandlung. Das vor­ gereinigte Abwasser fließt anschließend in die biologische Behandlungsstufe. Biologische Reinigung Hier arbeiten Mikroorganismen. In der Masse werden sie als Belebtschlamm bezeichnet. Mit dem Abwasser werden sie durch Zonen mit viel, wenig oder keinem freien Sauerstoff transportiert, wodurch sie organische Abwasserinhaltsstoffe und die Nährstoffe Stickstoff und Phosphor entfernen. In Seehausen erfolgt dies in zwei parallelen Anlagen, die für 70 % und 30 % des Abwassers ausgelegt sind. Die oberirdische Kompaktanlage 70 % des Abwassers werden hier sechs Meter hoch in zwei Becken ohne Sauerstoff (Anaerobzone) 4 gepumpt. Das Abwasser wird mit dem Rücklaufschlamm aus den Nachklärbecken 9 vermischt, um die biologische Phosphorelimination einzuleiten. Das Abwasser-Schlammgemisch wird anschließend auf sechs Becken mit Mikroorganismen (Be­lebungsbecken) verteilt 5. Die Becken sind zweigeteilt. Das Abwasser durchfließt Zonen mit Rührwerken (Denitrifikation), Zonen mit Lufteintragsmöglichkeit (Wechselzonen) und Zonen mit Lufteintrag (Nitrifikation). Organische Stoffe werden dabei von den Mikroorganismen abgebaut, Phosphat in der Zelle eingelagert und Stickstoff entfernt. Ein Teil des Abwassers wird mit Pumpen mehrfach im Kreis gefördert (Rezirkulation). Die Kaskadenanlage 30 % des Abwassers werden in der zu einer Kaskade mit drei Stufen umgestalteten Altanlage behandelt. Es laufen ähnliche biologische Prozesse wie in der Kompaktanlage ab. Die erste Kaskade 6 besteht aus acht Becken. Dem Rücklaufschlamm wird ein Fällmittel zudosiert, um das Phosphat aus dem Abwasser zu fällen. Anders als in der Kompaktanlage wird das Phosphat hier durch die chemische Fällung entfernt. In die ersten beiden Becken werden ein Teil des Abwassers und der Rücklaufschlamm geleitet. In diesem Bereich wird denitrifiziert und es werden Kohlenstoffverbindungen abgebaut. Aus den nachfolgenden Becken (Nitrifikation) läuft das Abwasser-Schlammgemisch mit der Restmenge Abwasser in einem mit Rührwerken ausgestatteten Gerinne in Richtung zweite Kaskade 7. Dort wird der Volumenstrom erneut geteilt und durchläuft den gleichen Prozess wie in der ersten Kaskade. Durch die dritte Kaskade 8 fließen die gesamten 30 % Abwasser und gelangen dann in die Nachklärung. Nachklärung Nach den biologischen Prozessen fließt das Abwasser in die Nachklärbecken 9. Der beim Stoffabbau gebildete Belebtschlamm setzt sich am Boden ab und wird mit Räumeinrichtungen und Pumpen wieder in die Belebungsbecken zurückgefördert (Rücklaufschlamm). Das überstehende, saubere Wasser fließt bei Niedrigwasser direkt in die Weser. Bei Hochwasser wird es hineingepumpt (Hochwasserpumpwerk 10). Schlammbehandlung Der nicht wieder eingesetzte Belebtschlamm (Überschussschlamm) aus der biologischen Reinigungsstufe wird mittels Flotation 11 eingedickt und mit den abgesetzten Stoffen der Vorklärung in Sammelbehältern 12 zwischengespeichert. In 5 Faulbehältern 13 wird der Klärschlamm dann bei 37 °C weiter mikrobiologisch behandelt. Mittels Zentrifuge 17 wird der Klärschlamm entwässert und in der Klärschlammhalle 18 zwischengelagert. Durch seinen hohen Nährstoffgehalt (insb. Phosphor) ist der Klärschlamm ein vorzüglicher Dünger und wird bedarfsgerecht in der Landwirtschaft verwertet. Alternativ wird der Klärschlamm in Monoverbrennungsanlagen und Kraftwerken verbrannt. Als zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb verwerten wir bei der Schlammbehandlung und -entsorgung auch Schlämme von anderen Anlagen.

Umwelterklärung 50 | 51

Energieerzeugung Die organische Substanz des Schlammes wird zum Teil in Faulgas umgewandelt. Dieses Gas aus den Faulbehältern wird gespeichert 14, aufbereitet und zum Antrieb der Gasmotoren im Blockheizkraftwerk (BHKW) 15 verwendet. Durch den Betrieb der BHKW Anlage wird Strom und Wärme für die Kläranlagenprozesse erzeugt. Eine Windkraftanlage 16 ergänzt die regenerative Eigen­energieerzeugung. Eckdaten • Die Kläranlage ist für eine Spitzenlast von 1 Mio. Einwohnerwerten ausgelegt. • 100.000  m3 Schmutzwasser werden pro Tag in Seehausen gereinigt. Bei Regenwetter wird mehr als das Doppelte dieses Wertes behandelt. • 28 Stunden lang wird das Abwasser bei Trockenwetter behandelt. • Es werden 95 % des Phosphors (P ges), 82 % der Stickstoffverbindungen (N ges) und 98 % der Kohlenstoffverbindungen (BSB5) aus dem Abwasser entfernt.

Kläranlage Seehausen

15

1 Rechen 2 Sandfang 3 Vorklärbecken 4 Kompaktanlage/Anaerobzone 5 Kompaktanlage/ Belebungsbecken 6, 7, 8 Kaskadenanlage

9 Nachklärbecken 10 Hochwasserpumpwerk 11 Flotation 12 Eindicker 13 Faulbehälter 14 Gasspeicher 15 Blockheizkraftwerk (BHKW)

16 Windkraftanlage 17 Zentrifugenhalle 18 Klärschlammhalle 19 Rohschlammpumpwerk 20 Verwaltungs- und Bürogebäude 21 Transformatorengebäude

6.1.2 Umweltkennzahlen Kläranlage Seehausen Umweltkennzahlen

Einheit

Abwassermengen Gereinigte Abwassermenge Jahresschmutzwassermenge Fremdabwässer

m3 m3 m3

Niederschlag und Entlastung Niederschlagsmengen Einzugsgebiet KAS Mischwasserentlastungsrate

l/m2 %

2013

2014

2015

43.628.018 34.859.690 4.601

41.116.629 33.621.383 11.922

45.087.530 35.509.523 18.848

663 6,6

631 3,2

743 6,1

Umweltkennzahlen

Einheit

2013

2014

2015

Frachtminderungen CSB BSB5 Gesamt Stickstoff Gesamt Phosphor

% % % %

93,2 98,0 83,4 94,0

93,2 98,3 82,6 94,2

93,5 98,2 82,1 95,1

Mittlere Zulaufkonzentration CSB BSB5 Gesamt Stickstoff Gesamt Phosphor

mg/l mg/l mg/l mg/l

888 535 73,5 10,2

895 549 74,4 10,7

796 486 69,1 9,8

Mittlere Ablaufkonzentration CSB BSB5 Gesamt Stickstoff Gesamt Phosphor AOX Cadmium Quecksilber Kupfer Zink Blei Nickel Chrom

mg/l mg/l mg/l mg/l µg/l µg/l µg/l µg/l µg/l µg/l µg/l µg/l

59 10 11,5 0,58 44 n. n. n. n.