MIBA SPEZIAL 47 ENDE HILFE INHALT MIBA SPEZIAL 47

MIBA SPEZIAL 47 I N H A LT M I B A S P E Z I A L 4 7 Klicken Sie auf eine Überschrift, um in den entsprechenden Artikel zu gelangen. Wenn Sie Beiträg...
Author: Gert Fertig
5 downloads 2 Views 20MB Size
MIBA SPEZIAL 47

I N H A LT M I B A S P E Z I A L 4 7 Klicken Sie auf eine Überschrift, um in den entsprechenden Artikel zu gelangen. Wenn Sie Beiträge zu bestimmten Themen, Rubriken und Stichworten suchen, so klicken Sie auf den Button „Ende“.

3 6 18 28 36 42 50 54 60 67 68 74 81 84 88 90 98

ENDE HILFE

Diesseits der blauen Berge K l e i n e r S t r e i f z u g d u r c h d i e L a n d s c h a f t i m M o d e l l : Te c h n i k u n d N a t u r in Harmonie N e u e We g e i n d e r L a n d s c h a f t s g e s t a l t u n g : L a n d s c h a f t s - L e i c h t b a u m i t Styrodur und Zellulose Eine romantische Schlucht auf kleiner Fläche: Durchs wilde Kuhldistan Felsen und Gras entlang der Bahn Vo m Z a h n d e r Z e i t b e n a g t , d o c h l ä n g s t n i c h t a b g e s c h r i e b e n : Wa s m a c h e n m i t d e m t o t a l k a p u t t e n Te i l ? Der Heki-Elektrostat für großflächiges Begrünen: Begrasen mit Hochspannung Ein nettes Fleckchen Erde: Patchwork Wo s i c h D e t a i l l i e r u n g s w u t a u s t o b e n k a n n : I d y l l a m G l e i s : Eisenbahner-Gärten Für den schnellen Kiesweg: Kies aus der Dose Landschaftsgestaltung mit Hartschaumplatten und Bauschaum: Tr ä u m e s t a t t S c h ä u m e ? Kanalhafen in der Baugröße N: Die Gestaden des Kanals Konfektionierter Fels mit Heki-Folie: Absolut nicht knitterfrei D e r e i n f a c h e We g z u m F e l s a b g u s s : F e l s e n a u s d e r K n e t g u m m i f o r m Kunst oder Realität?: Blickfänge in der Landschaft Kulissen für die Modellbahn-Anlage: Hintergründiges zum Abschluss Gut getarnte Zugfahrten in die "Unterwelt": Kulissenzauber

47 MODELLBAHN UND LANDSCHAFT

MIBA-Spezial 47 • Februar 2001 J 10525 F DM/sFr 19,80 · S 158,- · Lit 24 000 · hfl 24,75 · lfr 480,http://www.miba.de

MODELLBAHN UND LANDSCHAFT

• Geländebau und Begrünung • Felsen, Wasser, Gras, Hintergründe • Produkte und Werkzeuge, Tipps und Ideen

ZUR SACHE

M

it dem Landschaftsbau bei der Modellbahn ist es schon so eine Sache, denn letztlich bleibt es dabei immer bei einem Kompromiss. Ganz sicher gibt es bestimmte Anlagen, von denen sich sagen lässt dass sie vorbildgetreuer als andere sind. Aber wie man es dreht und wendet, im Grund bleibt es doch immer bei einer Karikatur der Realität. Von unseren Fahrzeugmodellen verlangen wir zu Recht eine so weit wie möglich exakte maßstäbliche Wiedergabe des Vorbilds, wie es auch mittlerweile Stand der Technik ist. Auch bei Gebäudemodellen ist dies nicht unmöglich, sofern man sich eben die entsprechenden Vorbilder aussucht – es muss ja nun nicht gerade der Kölner Dom oder der Anhalter Bahnhof in der Baugröße 0 sein. anz anders sieht es dagegen beim Landschaftsbau auf der Modellbahn aus. Maßstäblich hohe Bäume sind machbar und auch nicht das Problem, aber wie soll es dann weitergehen? Selbst der viel gerühmte „Ausschnitt aus der Wirklichkeit“ lässt sich nicht so ohne weiteres auf eine funktionsfähige Anlage übertragen. Das hat zunächst einen ganz einfachen Grund – es fehlt meistens schlicht der nötige Platz. Ein mit 4,50 m bemessenes Modellbahnzimmer mag auf den ersten Blick recht üppig ausfallen, aber in der Baugröße entspräche dies H0 gerade einmal 391 m, und bei N sähe die Sache mit 720 m nicht viel besser aus. azu kommt aus meiner Sicht ein viel schwerwiegenderes Problem. 390 m Strecke lassen sich bestimmt genau nachbauen, in gestalterischer Hinsicht wäre mir

G

47

Das Titelbild von Bruno Kaiser entstand auf der neuen Ausstellungsanlage der FdE Burscheid. Mehr zum Bau dieses ersten Teilstücks ab Seite 18. MIBA-Spezial 47 • Februar 2001 J 10525 F DM/sFr 19,80 · S 158,- · Lit 24 000 · hfl 24,75 · lfr 480,http://www.miba.de

MODELLBAHN UND LANDSCHAFT

• Geländebau und Begrünung • Felsen, Wasser, Gras, Hintergründe • Produkte und Werkzeuge, Tipps und Ideen

MIBA-Spezial 47

D

das dann aber doch ein wenig langweilig. Wenn das gewählte Vorbild dann noch in einer waldreichen Gegend läge – sämtliche Nadelbäume müssten natürlich mit den allerbesten heute verfügbaren Materialien hergerichtet werden – oje, die Aussicht, dazu ungefähr mindestens 236 Fichten zu basteln, würde allein schon ausreichen, dieses Projekt wieder mehr oder weniger ungeprüft aufzugeben (aber vielleicht liegt es ja auch eher daran, dass ich mich in grauer Städte Mauern eher wohl fühle als im Häuschen im Grünen …). s hilft alles nichts, ohne die entsprechenden Kompromisse geht es eben nicht. Viel wichtiger als der zentimetergenaue Nachbau erscheint mir das Nachempfinden bestimmter topografischer Situationen mit hohem Wiedererkennungswert und deren glaubwürdige Kombination auf einer Anlage. Außerdem erscheint es manchmal sinnvoller, die reale Topografie einfach zu ignorieren, wenn es um die Planung und Gestaltung der Modellbahnlandschaft geht. Schließlich soll die Anlage gut aussehen – wie es beim Vorbild ausschaut, geht keinen was an. Eine Anlage, die zum eigenen Vergnügen gebaut wird,

E

Diesseits der blauen Berge unterliegt anderen Kriterien als ein historisch exaktes Museumsdiorama – das man sich natürlich ebenso als Ziel setzen kann. etztlich muss doch jeder seine Prioritäten selbst festlegen. Ein brillanter Fahrzeugbauer ist nicht unbedingt gleich ein genialer Landschaftsgestalter; ihm reicht für seine superdetaillierten Lokomotiven unter Umständen schon eine eher summarische Modelllandschaft. Aber auch der Landschaftsbau und -gestaltung lassen sich lernen – aus eigener Erfahrung weiß ich nur zu gut dass hierzu viel Übung nötig ist. Der Weg ist schließlich das Ziel, und Spaß machen soll es ja auch! Lutz Kuhl

L

3

MODELLBAHN-ANLAGE

Zum minuziösen Nachbilden einer konkreten Landschaft oder aber auch zur Gestaltung einer glaubhaft wirkenden Landschaft nach eigenem Gutdünken ist eine gute Beobachtung der Natur erforderlich. Sie vermittelt dem Beobachter über die Jahreszeiten verteilt viele wertvolle Details. Am Modelleisenbahner liegt es nun, diese Beobachtungen geschickt in das Modell umzusetzen.

L

andschaft und Bahnbau so zu gestalten, dass sich ein harmonisches Gesamtbild ergibt, ist sicherlich nicht immer einfach zu realisieren. Eine vorbildliche Trassenführung durch die hochalpine Landschaft ist den Planern und Erbauern der Rhätischen Bahn in der Schweiz gelungen. Nur durch Ideenreichtum und großartige Ingenieurleistung waren die besonderen Geländeschwierigkeiten zu überwinden. Kühne Viadukte, lange Kehrschleifen und viele Tunnels mussten in die Planung einbezogen und gebaut werden, denn der Fahrweg führt über Schluchten und an steilen Berghängen entlang. Es gibt kaum einen Kilometer schnurgerader Strecke, die dann auch noch waagerecht verläuft. Schaut man von dem kleinen Dorf Laatsch, oberhalb von Bergün, in das weite Tal, um eine Zugfahrt zu beobachten und den Verlauf zu verfolgen, so erweckt das den Eindruck vor einer riesigen Modellbahn zu stehen. Der Zug wechselt häufig die Fahrtrichtung, überquert kleine Steinbrücken, durchfährt viele Kurven, taucht in den Berg ein und kommt an anderer, viel höherer Stelle wieder heraus, bis er dann weit oben am Berg verschwindet. Die Ausnutzung des Geländes zur Trassierung um Höhe zu gewinnen ist gerade an dieser Bahn charakteristisch und lehrreich für die Umsetzung ins Modell. Es ist ein Musterbeispiel für die Integration von Landschaft und Bahnbau. 6

K l e i n e r S t re i f z u g d u rc h d i e L a n d s c h a f t i m M o d e l l

Technik und Natur in Harmonie

MIBA-Spezial 47

Bild links: Sehr selten sind Kopfweiden auf Modellbahnanlagen zu finden. Hier säumen sie einen Bach, der von einer Feldbahn auf einer Steinbrücke überquert wird. Bild links unten: Beschaulich wirken kleine Gebäude wie die selbst gebaute Kapelle in dem entsprechenden Umfeld. Sie geben einer Anlage die nötige Ruhe. Die Felswand auf dieser Anlage mit rhätischen Motiven wurde aus vielen kleinen Gipsabgüssen zusammengesetzt. Alle Fotos: Helmut Brückner

MIBA-Spezial 47

7

Als Basis für die Geländehaut verwende ich ein Spanten- und Lattengerüst. Dieses überspanne ich mit einem feinen Drahtgeflecht, dass sich gut in Form biegen lässt. Darauf klebe ich „Altpapier“, dass später die Trägerschicht für die eigentliche Geländehaut bildet. Die Trägerschicht ist ein simpler Überzug aus Moltofill. Zur Gestaltung riesiger Felswände drücke ich Felsabgüsse in die Modelliermasse und modelliere mit der zwischen den Gipsfelsen hervorquellenden Masse die Zwischenräume mit einem Modellierspachtel. Das Ergebnis kann wie links gezeigt ausschauen. Der Größenvergleich zu dem H0-Preiserlein zeigt die Dimensionen der Felsen.

Landschaft im Modell Wie vorab angedeutet, ist es ratsam, ja, ich möchte fast sagen, unentbehrlich, die Natur zu allen Jahreszeiten aufmerksam zu beobachten und jeweils persönlich interessante Schwerpunkte zu fotografieren. Es ist eine Möglichkeit, so zu der eigenen Modelllandschaft zu finden. Da kommt eventuell der Gedanke auf, auch mal den Herbst, zumindest in einem Teilbereich, darzustellen. Die Modellbahn ist ein im Maßstab verkleinerter, winziger Ausschnitt der Natur. Der Modellbahner versucht nun, auf der verkleinerten zur Verfügung stehenden „Modellfläche“ möglichst viel zu zeigen und auch viele Gleise unterzubringen. Bei der ständigen „Plattenfahrt“ im Kreis wird der Spielspaß ganz schnell zu Ende sein. 8

Folglich ist der nächste Schritt, die Fahrtstrecke wesentlich zu erweitern ohne die begrenzte, vorgegebene Grundfläche zu überschreiten. Nun erinnern wir uns an das Vorbild und legen richtig los. Wir wissen, dass oft Geländehindernisse mit Kunstbauten überwunden werden. Für jeden Einzelfall muss die geeignete Möglichkeit gefunden werden; wie bei der großen Bahn ist nun der Ideenreichtum des Modellbahners gefordert. Wer eine Inselbahn darstellen will, hat leichtes Spiel. Da genügt etwa eine Tüte Sand auf der Platte verteilt und etwas drum herum. Aber, sobald es rauf und runter geht, ist nicht nur handwerkliches Geschick nötig, sondern auch eine große Portion Vorstellungskraft über die zu gestaltende Landschaft.

Es ist klar, zuerst ist die Trasse nach Gleisplan dran. Wenn dieser Bauabschnitt mit ergiebiger Funktionskontrolle abgeschlossen ist, beginnt der Landschaftsbau. In diesem Punkt unterscheiden wir uns ganz wesentlich vom Vorbild, denn hier wurde die Bahn in das vorgegebene Terrain gebaut. Deshalb müssen die Modeller mit viel Fantasie zu Werke gehen, die Fahrtechnik im Auge behalten und ein sinnvolles Landschaftsbild verfolgen. Es wäre nicht nur unschön, sondern auch auf Dauer langweilig, jede Zugbewegung ohne Unterbrechung sehen zu können. Nicht jeder Modellbahner legt Wert auf eine durchgestaltete Landschaft. Die Schwerpunkte können recht unterschiedlich sein. Die technischen Perfektionisten möchten am liebsten die Lademaßarme und LokMIBA-Spezial 47

Bild links oben: Kleinere Löcher in der Anlage bzw. an dessen Rand fülle ich kurzerhand mit Styroporresten auf, bevor der Überzug aus Moltofill erfolgt. Manchmal lassen sich zwei in der Höhe versetzte Tunnelportale nicht vermeiden. Für eine glaubwürdige Darstellung sollten diese von Stützmauern flankiert werden. Sie entstanden wie auch die Tunnelportale als Abgüsse aus den Kautschuk-Formen von Spörle.

Farbe und Vegetation bestimmen das spätere Erscheinungsbild der Tunnelöffnung und deren Umgebung. Die Farbgebung der Bruchsteine ist Sache des Geschmacks oder des gewählten konkreten Vorbilds.

schuppentore digital in Bewegung setzen. Andere wiederum bewegen diese Teile vorbildgerecht von Hand und „steuern“ die Anlage mit Handregler und Kippschaltern. Dafür fährt dann der Zug durch eine schöne, vorbildnahe Landschaft.

Die Bauabschnitte Am Anfang wird es das gesteckte Ziel sein, wenn schon, dann aber üppig ran und möglichst alles unterbringen was annähernd mit der Bahn zu tun hat. Viele Berge, Tunnel, Viadukte, Seen, Brücken, Bäche, Wege, Straßen, Stützmauern usw. – alles soll zu sehen sein. Ganz schnell kommt die Erkenntnis, dass das alles so nicht durchführbar sein wird. Ohne Zugeständnisse auf der ganzen Linie ist der Modellbau MIBA-Spezial 47

nicht machbar. Beim rollenden Material lasse ich die genaue Maßstäblichkeit noch gelten, jedoch im Landschaftsbau zählt das Einfühlungsvermögen eines Künstlers bei der Herstellung seines Werkes. Dadurch dass die Trasse auf der Anlage fest verlegt ist, ergibt sich daraus schon die notwendige Gestaltung des Umfelds, wie z.B. Festlegung der verdeckten Bereiche und Markierung der Tunnelportale. Nun muss die Notwendigkeit der Tunnel durch entsprechendes Gelände (Berge) begründet werden. Spanten und Leisten dienen nicht nur als Halt für den Drahtverhau, sondern geben auch schon annähernd die künftige Geländeform an. Als ausgesprochen vorteilhaft hat sich ein sehr festes Drahtgewebe mit 8x8-mmMaschen bewährt. Der Draht kann

angetackert werden, besser ist jedoch eine Schraube (Spax) mit großer Unterlegscheibe. Der besondere Vorteil ist die Stabilität (weniger Spanten sind nötig) und die Formbarkeit in jede Richtung. Mit dem kräftigen Druck eines Hammerstiels lässt sich die gewünschte Form leicht erreichen. Der Draht wird mit einer Blechschere oder aber ebenso gut mit dem Seitenschneider geschnitten. Im Baumarkt gibt es das Gewebe von der Rolle in verschiedenen Breiten und jeder Länge. Vor dem nächsten Arbeitsgang sollte auf jeden Fall die jetzt überbaute Trasse gut abgedeckt werden. Die Maschen müssen nun mit Papier beklebt werden, damit der Spachtelauftrag nicht durchfällt. Je nach Größe der Fläche eignet sich vom Papiertaschentuch über Haushaltsrolle bis hin zur 9

Bilder oben: Je nach Gleisplan und Platzverhältnissen kann ein terrassenförmiger Aufbau eines Anlagenteils erforderlich sein. Stützmauern in unterschiedlicher Bauart, Hangabschnitte sowie Böschungen sollten sich sinnvoll ergänzen. Wie beim Vorbild kann es sich auch im Modell ergeben, dass im Nachhinein durch Aufstellen von Signalen – wie im unteren Bild zu sehen – später Stützmauern ergänzt bzw. zusätzliche gebaut werden müssen. Diese können in der Steinstruktur und der Farbgebung von den schon vorhandenen Stützmauern vorbildgerecht abweichen.

10

Tapete (Raufaser) jedes Papier. Mit Tapetenkleister oder Leim wird eine Seite eingestrichen. Gut durchweichen lassen und dann auf das Drahtgerüst legen. Mit einem kräftigen Pinsel (z.B. Heizkörperpinsel) das Ganze verstreichen und leicht andrücken. Am nächsten Tag ist die Papierauflage angetrocknet und der nächste Auftrag kann erfolgen. Soll es eine Alm-Wiese werden, dann genügt eine Schicht Spachtelmasse, die einfach mit einem Pinsel geformt und verstrichen wird. Wird es eine Felswand, dann müssen wir die einzelnen Felsstücke in Form gießen. Einige Felsformen kommen aus dem Hause Spörle und einige habe ich selbst hergestellt; die handelsüblichen reichen aber auch. Zur Herstellung der Felsabgüsse genügt ein üblicher Gips aus dem einschlägigen Handel. Die Formen werden in Spülmittelwasser getaucht und dann mit ziemlich dünn angerührtem Gips gefüllt. Um die Blasenbildung zu vermeiden, rührt man mit einem Holzstab o.ä. in dem Gipsbrei herum und rüttelt etwas an der Form. Diese Prozedur wird nach einiger Übung immer schneller von der Hand gehen. Vor der Weiterverarbeitung sollten die Felsabgüsse etwas trocknen. Auf die Rückseite der einzelnen Gipsfelsen wird dann Spachtelmasse aufgetragen und das Ganze auf den vorbereiteten Untergrund gedrückt. Stück für Stück wird so die Wand wie ein Puzzle zusammengesetzt. Die zwischen den einzelnen Teilen heraustretende Spachtelmasse wird mit einem Pinsel verstrichen und dem Gesamtbild entsprechend geformt. Nicht passende Zwischenräume können nachträglich MIBA-Spezial 47

mit kleinen Bruchstücken „verschönt“ werden, bis sich ein geschlossenes Bild ergibt und die einzelnen Felsstücke nicht mehr als solche erkennbar sind. Diese Arbeitsweise lässt zu jeder Zeit Änderungen und Ergänzungen zu. Wo es besonders eng wird, sind Stützmauern zu setzen. Die vielen Varianten aus dem Sortiment Spörle bieten sich hier geradezu an. Wie auf den Fotos dargestellt, können die Gipsplatten dem Gelände entsprechend zugeschnitten und, im Bogen gegossen, verbaut werden. Das Angebot reicht von Bahnsteigkanten bis zu „meterhohem“, mit Pfeilern versehenem Bogenverbund.

Neben der Wechselwirkung zwischen Natur und Technik, will sagen zwischen dem Gelände und der selbst gebauten Feldbahnbrücke, muss auch die für eine Modellbahn wichtige Funktion gewährleistet sein. Bevor die Brücke fest an ihrem endgültigen Platz eingebaut wird, sind Probefahrten angesagt um eine betriebssichere Gleislage zu erhalten.

Bemalung oder Farbgebung? Nach Abschluss der Gips- und Spachtelarbeiten kommt die große Stunde der Farbgebung. Spätestens hier scheiden sich die Geister. Einem genügt ein einfacher Anstrich, der Nächste treibt es bis zu einer gemäldehaften, künstlerischen Ausführung, einige lieben je nach Felsart fein abgestufte Grautöne, andere wiederum warme Farbtöne. Eine Grundierung der gesamten Fläche mit einem dunklen Grau als Lasurfarbe führt schon mal weiter. Die Farbe sammelt sich in den tieferen Stellen und macht die ganze Sache schon etwas plastischer. Die weitere Farbgestaltung der Felsen ist reine Übungssache, die am besten an noch nicht verbauten Gipsstücken erfolgen kann. Auf einem Brettchen oder Karton werden Farbproben angemischt und mit einem möglichst großen Pinsel völlig unregelmäßig auf der Fläche verteilt. Die tiefer gelegenen Felder vertragen dunkMIBA-Spezial 47

lere Farbtöne, die vorstehenden Teile werden heller erscheinen. Obwohl schon eine Menge darüber berichtet wurde, kann jede Arbeitsweise nur einen Anhalt bieten. Die eigene Vorgehensweise muss sich jeder selbst erarbeiten, da handwerkliches Geschick und künstlerisches Gespür nicht mit Worten und Bildern zu vermitteln sind.

Die Begrünung Die bemalten Flächen können noch so perfekt ausgeführt sein, sie wirken dennoch recht leblos. Es fehlt die Vegetation. Hier bieten sich verschiedene

Möglichkeiten an. Einmal die im Handel angebotenen und schon sehr guten Materialien und Bäume, oder der überwiegende Eigenbau. Über den Einsatz von Bäumen und Sträuchern aus dem Karton möchte ich hier nicht berichten. Vielmehr geht es mir um die Anwendung von überwiegend eigenen Materialien bei der Herstellung von Bäumen und Sträuchern. Eine geschickte Bepflanzung lässt natürlich auch eine gemischte Anwendung von Großserienprodukten und Einzelanfertigungen zu. Ich stelle mir z.B. eine mächtige Eiche auf dem Bahnhofsvorplatz oder anderswo als Blickfang vor, oder einige knorrige 11

Kopfweiden am Teichufer, oder ein Kiefernhain am Anlagenrand. Bilder von Bäumen, besonders aus der Herbstzeit, helfen in der Werkstatt bei der Gestaltung von Stamm und Baumkrone. Der Baum soll schließlich auch wirklich als Eiche erkennbar sein. Das Grundmaterial ist einfach: Blumendraht 0,6 x 250 mm, für Pfennige im Blumengeschäft erhältlich. Etwa 20 Drähte werden zu einem 6 – 8 cm hohen Stamm verdrillt. Die restlichen Drahtlängen bilden die Äste. Es können bei der Krone noch weitere Drähte hinzugenommen werden. Da ja nicht alle Äste gleich lang sind, 12

wird entsprechend mit dem Seitenschneider gekürzt. Ist die Drahtarbeit abgeschlossen, wird der noch recht dünne Stamm in Form gebracht. Das geschieht schichtweise mit mehreren Lagen Wolle und Leim. Da der Stamm unten stärker ist als oben, muss hier der Wollfaden entsprechend öfter herumgewickelt werden. Nun wird der ganze Stamm mit verdünntem Leim eingepinselt oder eingesprüht und mit Schleifstaub oder fein gesiebtem Sägemehl bestäubt. Eine Variante ist feines Streumaterial von Woodland, was etwas teurer ist, weil der Vorgang manchmal öfter wieder-

holt werden muss. Aber zum Schluss erfolgt die Bestäubung ohnehin, je nach gewünschter Farbe aus einer Mischung von „Woodland“-Material. Es dauert etwa zwei Tage, bis die „Baumrinde“ durchgetrocknet ist und die Belaubung beginnen kann. Die recht aufwändige Einzelanfertigung eines Baumes hat die Belaubung mit „Silflor“ verdient. Für die gängigen Baumarten gibt es die passenden Blätter für alle Jahreszeiten und Nadelbaummatten. Die Verarbeitungshinweise liefert der Hersteller. Die Handhabung ist zwar sehr einfach, aber etwas Übung gehört dazu. Jeder Baum MIBA-Spezial 47

Großes Bild: Eisenbahn und Landschaft stehen hier in einem glaubwürdigen Verhältnis gegenüber. Die Landschaft vermittelt einen ländlichen Charakter in einer bergigen Gegend. Die Art der Gebäude und die Wahl der Eisenbahnfahrzeuge ordnen die Modelleisenbahn einem möglichen bayerischen Vorbild zu. Die Eisenbahn mutet vor dem Höhenzug schon fast wie „Spielzeug“ an. Dieser Eindruck wird einerseits durch den weitläufigen Höhenzug und andererseits durch die nicht zu umfangreichen Gleisanlagen des Bahnhofs geweckt. Bilder links: Wichtig sind auch die Größenverhältnisse von Gebäuden und der umgebenden Vegetation. Bäume in unmittelbarer Nähe sind häufig kleiner, während der Waldrand durch hohen Baumbestand Maßstäbe setzt. Die Landschaft einer Epoche-1Anlage ist nicht grundsätzlich anders. Details wie unbefestigte Wege, Kleidung der Figuren, Farbgebungen und viele weitere Details bestimmen den Charakter der Anlage. Bild rechts: „Stämmig“ wirkt der wie im Text beschriebene selbst modellierte Baumstamm.

MIBA-Spezial 47

13

Kurz + knapp • Gießharz (Modellwasser) Poxan-622 (Laminierharz) 300 g

DM 17,50

 Greven Klebstoffe, Postfach 1212 D-68542 Heddesheim Tel. 0 62 03/48 91 • Anlagenunterbau Sperrholz, 10 mm dick, 1 m2 DM 66,– Rahmen, 1 m x 1m DM 56,– Individuelle Größen sind ebenfalls erhältlich  Modellbau Menninghaus Paulstraße 5, D-49325 Melle Tel. 0 54 22/4 10 16 • Belaubungsmaterial  Silflor Bodenseestraße 228 81243 München

An Wegesrändern lassen sich kleine Tümpel, große Pfützen und Gräben gestalten. Sie geben dem Umfeld, hier mit der Bahnlinie im Hintergrund, das gewisse Etwas.

• Silikon-Kautschuk, Modellbauformen für Mauern, Felsen, Straßen usw. Â Werkstatt Spörle, Belsenstraße 19 D-40545 Düsseldorf Tel. 02 11/58 97 39 • Drahtmatte Vulkangeflecht oder Casanettgeflecht, Masche 8 x 8 mm, 0,8 mm dick 0,61 m breit, 1 m Länge = DM 5,85 Â Eisenwarenhandel, Baumärkte • Molto-Füllspachtel, 5 kg Modellgips, 2,5 kg Abtönfarben, 500 ml Tapetenkleber, 125 g Weißleim, Ponal, 750 g Heizkörperpinsel

DM 13,90 DM 3,90 DM 6,90 DM 4,95 DM 12,90 DM 3,95

 Heimwerkerfachmärkte, Malerbedarf • Schotter, Sande, Pulverfarben  ASOA, Klaus Holl, Postfach 44 10 40 D-80750 München • Woodland-Streumaterial T49, T50, T42  Modellbahnfachhandel

wird bei der manuellen Herstellung ein Einzelstück. Ist das nicht vorbildgerecht? Alle Bäume und Sträucher werden im Prinzip gleichermaßen hergestellt, Größe, Form und Farbe sind natürlich der Baumart entsprechend unterschiedlich. Vor der Pflanzung wird der Boden vorbereitet. Ein Waldboden ist anders als eine Apfelwiese oder ein Straßenrand. Für die Gestaltung von Waldboden mahle ich in einer alten Kaf14

feemühle Tannennadeln, trockene Blätter, winzige Äste, Baumrinde usw. Der Untergrund wird mit verdünntem Leim eingestrichen und dann das Mahlgut darauf verteilt. Am nächsten Tag ist der Leim durchgezogen. Das überschüssige Streumaterial, das nicht abgebunden hat, wird zur Weiterverarbeitung mit einem Pinsel zusammengefegt. An verschiedenen Stellen die „Bodendecke“ (Woodland und Silflor) als Unterholz auftragen und die Bäume pflanzen. Zum Waldrand wird es wieder etwas grüner. Jeder Baumstandort verlangt eine naturgemäße Umgebung.

Teiche, Seen und Gewässer Gewässer sind ein Teil der Natur und gehören auch auf die Modellbahnanlage. Oft bietet sich schon eine kleine Mulde zur Gestaltung eines Tümpels an. Aber ein richtiger See braucht natürlich etwas mehr Aufwand. Zuerst wird der Umriss der Wasserfläche auf die Anlagenplatte gezeichnet und dann an der Linie ausgebohrt. Manchmal hat die Stichsäge keinen Arbeitsraum. Ich habe für den Unterbau das Gestell und die Anlagenplatte der Fa. Menninghaus genommen. Die Grundplatte ist ein mehrfach verleimtes und sehr weiches Sperrholz, das in Zweckmäßigkeit und leichter Verarbeitung nicht mehr zu überbieten ist. Daher lässt sich z.B. eine „Seenplatte“ nachträglich mit der Bohrmaschine und einer kleinen Handstichsäge leicht herausarbeiten. Auch die Öffnungen

für Drehscheiben habe ich auf diese Weise hergestellt. Das nun in die Grundplatte für den See ausgeschnittene Loch wird wie auf dem Foto dargestellt mit Maschendraht ausgelegt. Es folgt jetzt der gleiche Aufbau wie bei den Bergen, mit Papier auskleben und mit Spachtelmasse gestalten, trocknen lassen, Grundanstrich mit Farbe. Dabei gleich das Umfeld des Sees mit einbeziehen. Bevor der Teich mit „Wasser“ gefüllt werden kann, gibt es noch einiges zu tun, denn die Gestaltung muss bis zum letzten Schilfhalm abgeschlossen sein. Vom Boden bis zum Ufer muss die gewünschte Farbe aufgetragen sein und jedes Steinchen fest sitzen. Eingebrachtes Material (z.B. Sand, kleine Äste, Böschungsbewuchs) ist unbedingt anzukleben. Ist das Werk vollbracht, heißt es, ca. 2-3 Tage Trockenzeit abzuwarten. Als „Modellwasser“ hat sich das von der Fa. Greven hergestellte Gießharz Poxan 622 (20 Minuten Tropfzeit) bestens bewährt. Es ist einfach in einer Blechdose anzurühren und bis zu der gewünschten Höhe in den vorbereiteten Teich zu gießen. Um Blasenbildung zu vermeiden, lasse ich die zähflüssige Masse an einem Holzstab herablaufen. Es ist keine Eile geboten, denn die Tropfzeit beträgt wie erwähnt 20 Minuten. Meine bis heute gewonnenen Erfahrungen, die ich auf meinem kleinen Streifzug aufgezeigt habe, fließen zur Zeit in ein größeres H0-Projekt. Dieses möchte ich zu gegebener Zeit vorstellen. Helmut Brückner MIBA-Spezial 47

Mulden für Teiche, Tümpel und Seen entstehen im Prinzip wie Berge. Für den nachträglichen Einbau eines Tümpels bohrte ich der Kontur des Tümpels folgend Löcher in die Grundplatte. Schwierig ist das Aussägen. Je nach Umgebung muss das mit einer Handstichsäge passieren, wenn für eine elektrische Stichsäge kein Platz ist. Der Rest ist wieder einfach. Vor dem Eingießen des Gießharzes muß das Gewässer fertig gestaltet und alles gut durchgetrocknet sein.

MIBA-Spezial 47

15

Weniger ist häufig mehr. Weniger, aber dafür längere Gleise vermitteln Eisenbahn in der Landschaft. Viele kleine Arrangements einzeln stehender oder auch den Waldrand andeutender Bäume bestimmen auch im Umfeld von Bahnanlagen den landschaftlichen Charakter.

16

MIBA-Spezial 47

MIBA zum Kennenlernen Sie wollen mehr über die MIBA und weitere MIBA-Produkte wissen? Ganz einfach: Diese Seite ausdrucken, Ihren Wunsch ankreuzen und an den MIBA-Bestellservice schicken bzw. faxen.

❐ Ja,

bitte schicken Sie mir das MIBA-Verlagsprogramm

Name/Vorname Straße PLZ/Ort Telefon

❐ Ja,

bitte lassen Sie mir ein aktuelles Probeheft der Zeitschrift „MIBA-Miniaturbahnen“ zukommen.

❐ Ja,

Mein Schnupperabo bezahle ich per: Bankeinzug Rechnung Kreditkarte

Ich möchte „MIBA-Miniaturbahnen“ testen.

Das MIBA-Schnupperabo: 3 Ausgaben für nur € 12,80 (DM 25,03). Als Dankeschön erhalte ich eine praktische Mini-Datenbank oder einen formschönen Kugelschreiber. Wenn Sie „MIBAMiniaturbahnen“ anschließend weiter beziehen möchten, brauchen Sie nichts zu tun und erhalten 12 Ausgaben MIBA und eine Ausgabe MIBA-Messeheft zum Preis von € 75,00 (DM 146,69). Andernfalls genügt innerhalb einer Woche nach Bezug des 3. Heftes eine Mitteilung an den MIBA-Bestellservice. Unser Dankeschön dürfen Sie aber in jedem Fall behalten. Dieses Angebot gilt nur innerhalb Deutschlands.

Bankbezeichnung/Kartenart Konto-Nummer/Kartennummer

BLZ/gültig bis

Datum, Unterschrift

Als Dankeschön hätte ich gerne ❐ den Füller ❐ die Mini-Datenbank

MIBA-Bestellservice Am Fohlenhof 9a 82256 Fürstenfeldbruck

Widerrufsgarantie: Ich weiß, daß ich diese Bestellung innerhalb von zwei Wochen beim MIBA-Bestellservice, Am Fohlenhof 9a, 82256 Fürstenfeldbruck widerrufen kann, und bestätige dies mit meiner zweiten Unterschrift. Die Frist beginnt einen Tag nach Absendung der Bestellung. Zur Wahrnehmung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs. Der Widerruf bedarf keiner Begründung.

Fax: 08141/5348133 Tel.: 08141/5348134

Datum, 2. Unterschrift

GRUNDLAGEN

Neue Wege in der Landschaftsgestaltung

Landschafts-Leichtbau m i t S t y ro d u r u n d Z e l l u l o s e

Eine neue Ausstellungsanlage der Freunde der Eisenbahn Burscheid sollte in Leichtbauweise entstehen. Auf einen Styrodurunterbau wurde eine Geländehaut aus Zellulosespachtel aufgebracht und konventionell weitergestaltet. Bruno Kaiser schildert die Erfahrungen beim Bau.

Z

u Beginn meiner „Modellbahnerkarriere“, ich erinnere mich noch recht genau, wurde Landschaft für die „elektrische Eisenbahn“ aus über- und nebeneinander gestellten Schuhkartons, Schachteln sowie Streichholzdöschen, Zeitungspapierknollen und darüber gelegten, gipsgetränkten, alten Bettlaken hergestellt. Das Ganze fand natürlich auf der „Anlagenplatte“ statt, von deren Größe es abhing, wie respektabel man von seinen eisenbahnbegeisterten Freunden angesehen wurde. Die Zeiten haben sich geändert. Wenn auch der Begriff „Eisenbahnplatte“ nahezu als Synonym für wie auch immer gestaltete Anlagenuntergründe weit verbreitet geblieben ist, haben sich doch die Aufbaumethoden in den von mir inzwischen überschaubaren Jahrzehnten recht deutlich weiterentwickelt. Begriffe wie offene Rahmenbauweise, Spantentechnik, Drahtgaze- und Gipsbindengrundlage sowie Sand- und sonstige Spachtelmassen sind heute in aller Munde und gehören

wahrscheinlich zu den Standardtechniken heutiger Modellbauerei.

Holzspanten: gut, aber schwer Zu den Befürwortern dieser Techniken gehöre auch ich, lassen sich damit doch zielstrebig und plangenau Landschaften in die Tat umsetzen. Voraussetzung für ein rationelles Handeln ist hier allerdings ein möglichst genaues Konzept, das bei seiner Entstehung ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen erfordert, muss doch zuerst der erdachte Landschaftsverlauf skelettmäßig in Höhenlinien und, daraus abgeleitet, in die genaue Form der hierzu erforderlichen einzelnen Spanten zerlegt werden. Da diese „Geländerippen“ fast immer aus Sperrholz oder Holzwerkstoffen bestehen, ist deren Herstellung selbst unter Verwendung einer guten, elektrischen Stichsäge nicht mühelos zu erzielen. Das Ergebnis der ganzen Sägerei kann zudem – materialbedingt – nicht unbedingt als Leichtgewicht

bezeichnet werden. Dieses Manko macht sich insbesondere bei transportfähigen Anlagen recht negativ bemerkbar. Nachdem die bekannte Anlage „Gremberg“ der „Freunde der Eisenbahn, Burscheid e.V.“ (FdE Burscheid) für (Wander-) Ausstellungen zu altersschwach geworden ist, beschlossen wir, ein vorhandenes Bahnhofsschaustück für den Fahrbetrieb umzurüsten und, um drei Landschafts- und BwModule erweitert, zu einer überschaubaren, transportablen und damit reisefähigen Ausstellungsanlage auszubauen.

Leichtbauweise mit Styrodur Die leidige, jahrelange Erfahrung nur begrenzt verfügbarer „manpower“ des Clubs bei Ausstellungsterminen hatte uns gelehrt, die Anlagenteile in überschaubaren Größen zu halten und soweit möglich Gewicht zu sparen. Die positiven Erfahrungen, die ich schon früher beim Dioramenbau mit

Der Rahmen des Anlagenmoduls besteht aus 15-mmSchichtholzplatten und Konstruktionshölzern (34 x 34 mm) aus dem Baumarkt.

Die Querversteifungen wurden stumpf aneinander gekettet, verleimt und verdübelt (rechts). Baugrundlage sind Styrodur-Hartschaumplatten. Die rundum angelegten Ausfälzungen dienen dem passgenauen Verbinden.

Zum Verkleben der Platten mit Holz verwendet man Styroporkleber, Weißleim und Silikonkleber.

MIBA-Spezial 47

19

Grundsätzlich wäre die Bearbeitung des Styrodurs, zumindest bei kleineren Verformungen, mittels Nitroverdünnung oder Azeton möglich. Dabei ist aber unbedingt auf eine gute Belüftung zu achten um Gesundheitsschäden zu vermeiden! Gezielter – aber auch wesentlich ungefährlicher – geht die Styrodurbearbeitung mit Messer, Raspel etc.

Fotos und Zeichnung: bk

Die Bearbeitung der Platten kann leicht mit der Stichsäge (rechts) ausgeführt werden.

Im Hinblick auf mögliche Reparaturen an den Weichenantrieben (unten) sollten ruhig großflächige Ausnehmungen unterhalb der Weichen vorgesehen werden.

Styrodur-Hartschaumplatten gemacht hatte, sollten nun auch im Modulanlagenbau getestet werden. Bei dem geplanten 110/160 cm großen Endstück der Anlage mit 180°-Gleiskehre und dreigleisigem Schattenbahnhof wurde konsequent auch nur der Anlagenrahmen sowie ein Gitter aus 16mm-Schichtholzplatten und Konstruktionshölzern geschreinert. Der gesamte Aufbau, einschließlich der Gleisund Straßentrassen sowie der Geländeausbildung sollte aus den in jedem Baufachmarkt erhältlichen Dämmplatten konstruiert werden.

Basismaterial: 30-mm-Platten Zuerst einmal wurde der Holzrahmen als Basis mit 30 mm starken StyrodurPlatten ausgelegt, sozusagen Ebene NN und damit Straßenniveau. Eine weitere Lage bildet die Trasse für Gleise im sichtbaren und auch im verdeckten (Schattenbahnhofs-) Bereich. Sie erhält lediglich für die Durchleitung des kleinen Flusses eine Lücke im rechten, vorderen Anlagenteil, deren Breite auf die einzubauende Stahlgitterbrücke abgestimmt ist.

Landschaft: Fränkische Schweiz Von der Thematik her ist der eigentliche Landschaftsverlauf vorgegeben. Ein kleiner Fluss hat sich über die Jahrmillionen ein mehr oder weniger breites Tal in die Jura-Kalklandschaft gegraben. Resistente Dolomitstotzen haben sich beharrlich gegen Erosion und Verwitterung gewehrt. Sie kragen trotzig aus der Hanglage vor, um dem Tälchen ein markantes, an die Fränkische Schweiz erinnerndes Aussehen zu verleihen. Die ausgerundeten Hänge sind teils bewaldet; die Burgruine zeugt von stolzen Rittergeschlechtern weit zurückliegender Zeiten.

Gestaltung durch Schnitzen Bei der Bearbeitung der Styrodur-Platten bietet sich zuerst einmal die Schnitzmethode an, bei der aus dem Vollen gearbeitet wird. Im Bereich der Gleistrasse zum Flussufer hin werden die 90°-Kanten der Plattenausschnitte mit einem Bastelmesser mit Abbrechklingen beigeschnitten und anschließend modelliert. Die Formgebung des Geländes kann wie bei einem Holzbildhauer aus dem Material herausgearbeitet werden. Notwendige Werkzeuge zur mechani20

MIBA-Spezial 47

schen Bearbeitung sind Bastelmesser, Säge, Raspel und Schleifpapier. Hierbei macht sich die dichte Schäumung des Materials insofern positiv gegenüber Styropor bemerkbar, als die Schneidabfälle ähnlich wie Sägemehl herunterrieseln und zusammengekehrt werden können. Das von der Styroporbearbeitung bekannte Herumfliegen von Schnittresten unterbleibt. Dennoch sollte auch hier immer ein Staubsauger zur Verfügung stehen um Staub und lästigen Abfall in Grenzen zu halten. Auch Styrodur wird bei der Bearbeitung nämlich elektrostatisch aufgeladen.

Vorsicht bei Lösungsmitteln! Im begrenztem Maße kann sogar Nitroverdünnung oder Azeton zum Auf- oder zumindest Anlösen der Plattenoberfläche genutzt werden. Eigentlich möchte ich jedoch von dieser etwas problematischen Praktik abraten. Durch das Lösungsmittel werden lediglich die eingeschlossenen Luftbestandteile freigesetzt. Das dabei aufgeweichte Polystyrol wird schmierig, klebrig und nach dem Verdunsten der

aufgetragenen Flüssigkeit glasig, hart und schlecht weiterverarbeitbar. Mit der Verdünnung lassen sich außerdem keine genau vorhersehbare Strukturen schaffen, weil der Kunststoffschaum an der einen Seite deutlich tiefer als an der anderen reduziert wird. Ein weiteres, großes Manko sind die freigesetzten Lösungsmitteldämpfe! Bei ungenügender Belüftung dürfte das Einatmen sicher gesundheitsschädlich sein, eine genügend mit Lösungsmitteldämpfen angereicherte Luft könnte bei Funkenentstehung sogar zu einer Verpuffung führen; die Folgen sind nicht abzusehen! Also, wenn überhaupt, bitte äußerste Vorsicht bei stetiger Belüftung!

Auf den Kleber kommt es an Zum Verkleben von Styrodur sind alle lösungsmittelhaltigen Klebstoffe ungeeignet, weil sie mehr oder weniger stark die Materialoberfläche angreifen und dadurch eine maßhaltige Verbindung absolut unmöglich machen. Es werden lösungsmittelfreie Spezialkleber in den Baumärkten angeboten, die sich selbstverständlich, wie man ver-

muten möchte, für die Verbindung eignen – oder doch nicht? Nun, leider nicht in allen Fällen! Die Verbindung des Werkstoffs mit saugenden Untergründen wie Holz, Pappe, Putz oder Beton funktioniert mit den speziellen Styroporklebern tatsächlich hervorragend. Allerdings tut es in diesen Fällen in aller Regel auch problemlos herkömmlicher Weißleim. Schwierig wird es bei der flächigen Verklebung der Platten untereinander. Liegen dabei die an den Außenflächen sehr glatten Platten dicht aufeinander, kann der Wasserbestandteil von Kleber und Leim nicht oder nur äußerst zögerlich verdunsten. Die Abbindezeit dauert deshalb recht lang, für den ungeduldigen Modellbauer m.E. einfach zu lang. Ich habe deshalb Versuche mit Dichtund Klebstoffen aus der Kartusche auf Silikon- und Polyurethan (PU)-Basis gemacht. Silikone sollten nur dann in geschlossenen Räumen eingesetzt sind, wenn sie neutral, also nicht auf Essigbasis, vernetzen. Die Ausdünstungen der letztgenannten Sorte führt bei ungenügender Lüftung zu Augenreizungen oder gar Bindehautentzün-

Fürs Feinstrukturieren ist ein Messer mit Abbrechklingen geeignet (oben). Die Gleisverlegung im sichtbaren Bereich erfolgt mittels Faller-Bettung, im Schattenbahnhof werden die Roco-Bettungsgleise mit PU-Kleber befestigt (rechts). MIBA-Spezial 47

21

dungen. Ich habe das am eigenen Leibe ausprobiert! Bei der Verwendung von PU-Klebern habe ich keine negativen Wirkungen festgestellt, wenngleich auch hier ordnungsgemäßes Lüften unbedingt angeraten bleibt. Die Bauteile werden mit Kleber bestrichen und kurz zusammengedrückt. Wenn keine sofortige Belastung der Klebestelle erfolgt, ist ein Verpressen bis zum Abbinden des Klebstoffs nicht nötig. Ggf. lässt sich zur Sicherung auch eine passende SpaxSchraube „gewindeschneidend“ in die zu verbindenden Teile eindrehen.

Hartschaum-Spanten Mit dem schichtweisen Verkleben von Platten übereinander, sozusagen in Massivbauweise, sind den Möglichkeiten der Gestaltung mit Styrodur jedoch keineswegs Grenzen gesetzt. Das Material ist so strukturiert, dass sich sogar Spanten für den Geländebau daraus formen lassen. Für größere Hänge oder Bergrücken dürfte diese Methode nicht zuletzt aus

22

Kostengründen unbedingt vorgezogen werden. Die Bearbeitung erfolgt am leichtesten mit der Stichsäge. Sogar Ausschnitte für den Schattenbahnhof waren möglich. Der Aufbau erfolgt prinzipiell wie bei Sperrholz und führt zu einem gitterartigen Gerüst, das nun noch mit der eigentlichen Geländehaut überzogen werden muss. Auch hier wollte ich nun neues, leichtes Material ausprobieren und fertigte den Überzug nicht aus dem sonst üblichen Drahtgaze/Gipsbinden/Sandspachtel-Verbund, sondern aus Vliesstoff und Spachtelmasse (die Geländehaut besteht aus Geländemasse von ER-Decor) an.

Zellulose für die Geländehaut Auf der Intermodellbau in Dortmund und der Modellbahnausstellung 2000 in Köln hatte ich die Geländebaumasse von ER-Decor, vertreten von der Firma Andreas Hof und Wolfgang Lehnert GdbR, Hofmannstr.1, D-91207 Lauf a.d.Pegnitz gesehen. Die Leichtgewichtigkeit und die einfache Verarbei-

Das Tunnelportal stammt aus einer Spörle-Silikonform (links). Mit Acrylfarben lässt sich der Gips hervorragend bemalen und patinieren. Links außen: FdEMitglied Wolfgang Baumann trägt Weißleim zur Fixierung des Geländevlieses auf. Im Bild rechts schneidet Wolfgang Baumann den Stoff entspechend dem Geländeverlauf auf Breite. Die Tunnelröhre verdankt ihre Existenz den bekannten Faller-Kartonprägeplatten. Wegen der Gleisführung im Bogen müssen die Kartonteile in Streifen geschnitten und sorgfältig von vorn nach hinten übereinandergeklebt werden (rechts). Linke Seite unten: Materialien für die Geländegestaltung von ER-Decor, daneben eine Bohrmaschine mit Rührquirl zum Anmischen der Spachtelmasse. Unten sind diverse Spachtel und Stuckeisen zur Geländemodellierung zu sehen.

MIBA-Spezial 47

23

tungsweise sollten nun hier getestet werden. Generell: Zur Geländemodellierung werden Vliesstoff, Polyester- und Zellulosefasern sowie Spezialleim und Wasser ggf. auch noch Spezialfarben benötigt. Die Geländegrundlage bildet das Vlies, auf das die in lauwarmem Wasser angerührte Spezialleimbrühe und die darin verquirlten Fasern als formbarer Brei aufgespachtelt und modelliert werden. In die noch feuchte, ca. 18 Stunden modellierbare Oberfläche können sofort Fasern, Flocken, Büsche, ja sogar Bäume ohne weitere Leimzugabe aufgebracht werden. Die Materialien gibt es als Start-Kombipackung einschließlich Grasfasern, aber auch solo. Siehe hierzu die Produkttabelle.

Nun zu den einzelnen Schritten

Die Geländespanten entstanden aus Styrodur– ebenso wie die Spanten für den Bergrücken (rechte Seite oben). Sie wurden mit Fliegendraht überzogen, auf dem sich die Geländebaumasse auch ohne Vlies aufspachteln lässt. Unten die Geländepartie nach dem Einspachteln.

24

Zuerst überspannt man die zu gestaltende Fläche mit dem zurechtgeschnittenen Vliesstoff. Als Verbindung am äußeren Holzrahmen kommen Tackerklammern zum Einsatz. Die Befestigung auf den Styrodurspanten übernimmt Weißleim bzw. PU-Kleber, zuerst einmal fixiert mit Dekonadeln oder Nägeln bis zum Trocknen. Sollten größere Flächen ohne weitere Abstützungen überspannt werden, empfiehlt sich das Unterlegen von Hasendraht, um zu starkes Durchhängen und Sackbildung des Vliesstoffes beim späteren Auftragen der durch den Wasserinhalt zuerst einmal schweren Spachtelmasse zu verhindern. Beim Anrühren wird zuerst der in den Mengen zu dem Spachtelpulver passende Leim in lauwarmes Wasser eingerührt und anschließend das Pulver sukzessive in die Leimbrühe eingebracht. Wer nicht nur eine kleine Stelle modellieren will und damit größere Spachtelmassen (400-g-Gebinde) anrühren will, tut gut daran, das Vermengen der Masse seiner Bohrmaschine mit eingespanntem Rührquirl zu überlassen. Das ist nicht nur viel leichter, das Werkzeug arbeitet auch viel effektiver beim Vermengen als der handgeführte Rührstock. Beim Anrühren der Masse wird bereits durch den eingefärbten Spezialleim die Farbgebung festgelegt. Der Leim ist in neutraler Farbe (Beige, Rotbraun oder Grau) erhältlich. Außerdem gibt es verschiedene Farben zur weiteren Abtönung, die man direkt beim Einrühren zusetzt oder mit denen nach dem Modellieren eingefärbt werden kann. MIBA-Spezial 47

Verwendete Geländebauartikel Holzrahmen und Hölzer Bezugsquelle Tischler-, bzw. Schichtholzplatten 16 mm Baumarkt Konstruktionshölzer oder gehobelte Dachlatten Styrodur-Platten 30 mm Baufachmarkt Geländebauspachtelmasse

Modelliermassen 400 g beige grau rotbraun Geländevlies, 2 qm Farbenset f. Modelliermasse Startset mit Inhalt: (einschl. 2 qm Vlies) Modelliermassen:

ca. 20,– DM/qm

ER-Decor Hof u. Lehnert GdbR Hofmannstr. 1, 91207 Lauf/Peg. Art.Nr.

Zum Auftragen, Verteilen und Ausformen des Geländes haben sich wieder einmal die aus halbierten Stuckeisen geschaffenen, kurzen Spachtel bestens bewährt. Zu grob wirkende Oberflächenstrukturen lassen sich nach Aufsprühen von Wasser problemlos glatt ziehen. Hierzu sind stets sauber gehaltene, immer wieder in Wasser abgespülte Spachtel erforderlich. Nach Herstellerangaben sollten solche Partien erst nach dem Modellieren vor Ort mit den Spezialfarben bemalt werden. Nach meinen Erfahrungen können hierbei, entgegen den Angaben in der Anleitung, wasserlösliche Farben, wie beispielsweise Dispersionen verwandt werden. Die Überlegung, unter das Vlies zur Stabilisierung Hasendraht zu verlegen, hat mich auf die Idee gebracht, die Spachtelmasse ohne Stoffgrundlage direkt auf herkömmlichen Alu-Fliegendraht aufzuspachteln. Dabei war darauf zu achten, dass sich die Masse in den feinen Poren des Metallgewebes verankert! Zur besseren Haftung lässt sich hierbei zusätzlich zuvor aufgestrichener Weißleim verwenden. Eine derartige Vorgehensweise ist herstellerseits nicht vorgesehen. Dies soll an dieser Stelle deutlich gesagt werden. Um zu neuen Baumethoden zu gelangen, sind jedoch manchmal auch Experimente erforderlich, von denen ich allerdings noch nicht weiß, wie es mit der Haltbarkeit aussieht. Eine auf diese Weise hergestellte Geländehaut kann erstaunlich dünn gehalten werden. Im vorliegenden Falle befinden sich in diesem Bereich MIBA-Spezial 47

ca. Preis in DM je nach Qualität

ER. 711.300 ER. 711.301 ER. 711.302 ER. 700.200 ER. 711.500 ER. 711.004

12,50 12,50 12,50 11,00 13,90 34,90

400 g beige 200 g grau 200 g rotbraun

die Tunneleinfahrt und unterhalb des Hangs die im Bogen angelegte Tunnelröhre. Um bei eventuellen Störungen hier eingreifen zu können ist jeder gewonnene Zentimeter von Vorteil. Die dünne Haut bringt außerdem weitere Gewichtsvorteile. Dass solche „dünnhäutigen“ Bauteile nicht übermäßig belastbar sind, ist wohl selbstverständlich.

Oberflächengestaltung Die modellierte Oberfläche kann nun direkt begrast bzw. mit den üblichen Gestaltungsmitteln (Fasern, Flocken, Schotter etc.) ohne separaten Leimauftrag bearbeitet werden. Bei herkömmlichen Methoden ist das auch sicherlich richtig. Da ich jedoch Grasfasern mit Hilfe eines elektrostatischen Begrasungsgeräts (Vertrieb Fa. Heki) aufbringe und dabei langflorige Halme mitverwende, erschien mir doch ein vorheriger, zusätzlicher Auftrag von lehmbraun eingefärbtem Tapetenkleister sicherer. Hierin verankern sich die Fasern hervorragend, ohne dass an der Verarbeitbarkeit des Basismaterials etwas zu verändern wäre. Zur Nachbildung der Flora wurden Wildkräuter und Bodendecker aus Heki-flor und Mikroflor, sowie Fasern und Flocken verschiedener Hersteller in die noch feuchte Masse eingebettet. Kleine Steinchen, Schotterkörner, ausgesiebtes getrocknetes Lehmpulver sorgen für eine abwechslungsreiche Bodenkrume. Sträucher stammen aus dem Faller- und Heki-Sortiment, wobei

die eingefärbten Seemooszweige mit Heki-Mikroflor „beblättert“ wurden.

Gleisverlegung Entgegen meinen sonstigen Gewohnheiten habe ich diesmal auf Gleistrassen aus Holzwerkstoffen verzichtet. Im unsichtbaren „Schattenbahnhofsbereich“ wurden Roco-line-Bettungsgleise verlegt. Die Befestigung auf der Styrodur-Trasse wurde wieder mit PUKleber vorgenommen. Im Bereich der Weichen waren zuvor großzügig angelegte Ausschnitte in der Unterkonstruktion vorzunehmen um im Falle einer Antriebsstörung hier von unten eingreifen zu können. Im sichtbaren Bereich besteht das Gleis aus Faller-Korkbettung, Roco-line-Gleis und Steinschotter von Noch. Vor dem Schottern wurden die Schwellen und die Schienenprofile bemalt und erwecken nach dem Einschottern einen recht neu verlegten Eindruck. So soll es nicht bleiben. Da die Anlage, je nach Ausstattung mit Fahrzeugen und Figuren, von der Zeit der ausgehenden Länderbahn über die Reichsbahnzeit bis in die frühe Epoche IIIa reichen soll, wird zwar auf ein „gepflegtes“ Gleis Wert gelegt, Gebrauchsspuren sollen aber durchaus sichtbar sein. Aus Gründen der Praktikabilität werden diese jedoch dann erst angebracht, wenn die restlichen Module der Anlage einmal fertig gestellt sind und eine durchgängige Gleislage vorliegt. Patinierungen einzelner Module führen in aller Regel zu Farbabwei25

Burgruine und andere Gebäude

Die mit „Efeu“ (Microflor von Heki) bewachsene Ruine; unten die Einzelteile. An den sichtbaren Schnittstellen sollte man die Gesteinsstruktur und die Fugen nachprägen.

chungen an den Bauteilgrenzen, wenn sie eben nicht in einem Zuge durchgeführt werden können. Das möchte ich vermeiden.

Felsen, Fluss und Brücke Die Felsgestaltung auf diesem Anlagenstück hat, wie die in ihrer Gesamtheit konzipierte Anlage kein konkretes Vorbild. Ich habe mich dabei allerdings an Vorbildern aus dem Bereich der Fränkischen Schweiz orientiert. Die den Dolomitstotzen nachempfundenen

26

Gesteinsformationen bestehen aus verschiedenen Materialien. Für die Flussgestaltung gilt (was man allerdings erst bei genauerem Hinsehen feststellt), dass noch das (Gießharz-) Wasser fehlt. Für den Flussübergang benötigte ich eine Stahlgitterbrücke, die längen- und ausstattungsmäßig in keinem Standardbausatz zu finden war oder in der dargereichten Ausbildung nicht gefiel. Sie wurde deshalb aus Faller-, Rocound Eigenbauteilen zusammengestellt und ergänzt.

Die Burg „entstammt“ dem Hause Heki. Sie ist aus Styrodurplatten gebaut. Die Einzelteile müssen hierbei ausgeschnitten, überarbeitet, bemalt, und dem Gelände angepasst werden. Auch hierbei macht sich die einfache Bearbeitbarkeit des Material angenehm bemerkbar. Fehlende Strukturen an Schnittstellen, Mauerecken und Fensterausschnitten können kinderleicht mit einer Bastelmesserspitze oder einer Reißnadel in das nachgiebige Material eingedrückt werden. Schon die vielen Schnittstellen erfordern eine abschließende Bemalung und Patinierung der Ruine. An Gebäuden finden sich lediglich die Tonbachmühle von Vollmer (Art.Nr. 3793) und das kleine Bahnwärterhaus von Faller (Art.-Nr. 130) auf dem Anlagenteil. Die Gebäude wurden von unseren FdE-Mitgliedern Wolfgang Baumann und Friedhelm Scho gemäß der Anleitung zusammengebaut. Aus dem Holzanbau des Bahnwärterhauses entstand nach kleinen Ergänzungen ein frei stehender Schuppen mit Hühnerstall. Beide Gebäude erhielten eine umfangreiche Bemalung und anschließende Patinierung.

Aussichten Nach längerer Abstinenz melden sich mit diesem ersten Teilstück einer geplanten 6 m langen Modulanlage die „Freunde der Eisenbahn, Burscheid“ in der MIBA wieder zurück. Zwei Module mit ähnlichen Ausmaßen sind noch komplett zu schaffen. Das Bahnhofsmodul mit dem kleinen Ort Durlesbach ist im Grunde schon vorhanden, bedarf allerdings einer gründlichen Überarbeitung nicht nur des Geländes, sondern der gesamten Gleisanlage. Da Durlesbach (der Name wird wahrscheinlich später noch geändert) der Endbahnhof einer Stichbahn ist, bekommt es ein Mini-Bw und eine kleine Ortsgüteranlage. Hier wird u.a. der Transport von Stamm- und Schnittholz vorgenommen. Allerdings hat auch schon die örtliche Weinkellerei – weiß der Teufel, wo die ihr Zeug herbekommen – Transportpotenzial angemeldet. Es gibt also für uns noch einiges zu tun. Und, wer weiß, vielleicht sieht man sich ja mal auf einer der nächsten Modellbahnausstellungen im Lande? bk MIBA-Spezial 47

Die Partie um das Tunnelportal ist fertig gestellt – eine Nebenbahnidylle in H0.

MIBA-Spezial 47

27

Eine romantische Schlucht auf kleiner Fläche

Durchs wilde Kuhldistan

28

MIBA-Spezial 47

MODELLBAHN-PRAXIS

Oben: Blick in die Berge. Die mit einfachen Mitteln selbst gemalte Hintergrundkulisse sorgt für eine ausreichende optische Tiefe. Bei der Dampflok handelt es sich um die „Consolidation“ von Bachmann Spectrum. Links: Berge, Wald, Felsen und Eisenbahn. Eine wild romantische Szenerie lässt sich auch auf einer relativ kleinen Fläche verwirklichen. Unten: Ob das auch hält? Tünn Scymanowski und seine Kumpel scheinen von der für sie ungewohnten Holzkonstruktion nicht so recht überzeugt … Alle Fotos: Lutz Kuhl

Diesseits der blauen Berge: Lutz Kuhl zeigt, wie auf einem Anlagensegment die Landschaft mit einer Schlucht und einem kleinen Wasserfall entstand. Besonderen Wert legte er dabei auf die realistische Wirkung der gemalten Hintergrundkulisse sowie der Felsen aus Gipsabgüssen. MIBA-Spezial 47

S

chon seit einiger Zeit juckte es mir regelrecht in den Fingern, einmal etwas ganz anderes zu bauen – gewissermaßen als Ausflug von der sonst geschätzten DB in der Epoche III. Ganz obenan in der Liste der möglichen Bauprojekte stand eine „trestle bridge“, also eine jener typisch amerikanischen Holzbrücken. Bei der Brücke allein konnte es dabei natürlich nicht bleiben – eine passende Landschaft drum herum sollte auch entstehen. Außerdem war da noch der Hinterge-

danke, dass aus dem Schaustück ja vielleicht einmal eine Anlage werden könnte. Diese Option wollte ich mir auf jeden Fall offen halten. So entstand zunächst der Segmentkasten in der bewährten Größe der Bur-Module mit einer Länge von 130 cm und einer Tiefe von 65 cm. Damit lässt er sich bequem zu zweit transportieren, zur Not geht es aber auch noch allein. Der Kasten sollte zudem gleich mit einer fest eingebauten Hintergrundkulisse versehen werden; 29

damit das Ganze jetzt nicht zu unhandlich wurde, durfte dessen Höhe jedoch nicht mehr als 50 cm über dem Gleisniveau betragen. Der Segmentkasten entstand weitgehend aus 10 mm starkem Sperrholz; die hochgezogene Rückwand sowie die rechte Seitenwand aus 13 mm starken Tischlerplatten. Ein Geländespant in der Mitte des Segments und eine weitere Grundplatte in der linken Hälfte auf der Höhe des späteren Bachbettes sorgen (hoffe ich jedenfalls) für eine ausreichende Stabilität. Alle Holzteile wurden miteinander verleimt und verschraubt. Mithilfe eines Akkuschraubers und Spaxschrauben geht diese Arbeit schnell von der Hand; der Kasten war jedenfalls im Laufe eines Vormittages zusammengebaut. Auch die eigentliche Hintergrundkulisse war schnell montiert; sie entstand aus einer 2 mm starken Polystyrolplatte.

So fing alles an. Der Segmentkasten besteht aus 10 mm starkem Sperrholz, Rück- und rechte Seitenwand aus 13 mm starker Tischlerplatte. Für die Aufnahme der Hintergrundkulisse sind sie 50 cm über das Gleisniveau hochgezogen.

Ein gemalter Hintergrund Als Nächstes stand das Malen des Himmels an. Das hört sich freilich viel schwieriger an, als es eigentlich ist. Sie müssen dazu auch kein ausgebildeter Kunstmaler sein – ein wenig handwerkliches Geschick reicht schon völlig aus. Zum Malen verwendete ich Künstler-Acrylfarben, die feiner pigmentiert sind und sich beim Malen besser verarbeiten lassen als Abtönfarben aus dem Baumarkt. Der Himmel wurde zunächst mit einer Mischung aus „Ultramarin dunkel“ und viel Weiß hellblau angelegt. Solange die Farbe noch nass war, konnten dann mit zusätzlicher weißer Farbe und einem möglichst breiten Pinsel die Wolken über dem Horizont gemalt werden. Das muss freilich recht flott gehen, da die Acrylfarben sehr schnell trocknen. Wenn Sie sich nicht zutrauen den Pinsel zu schwingen, gibt es einen sehr einfachen Trick, mit dem sich effektvolle „Wolken“ erzeugen lassen. Ein grober Schwamm als Malwerkzeug tut es nämlich auch! Mit ihm wird etwas weiße Farbe aufgenommen und in das noch feuchte Blau des Himmels gedrückt – interessante Wolkenstrukturen entstehen so fast von selbst. Der Schwamm muss dazu nur fast trocken sein. Berge, Bäume und auch Gebäude sollten keinesfalls hyperrealistisch und detailliert gemalt werden. Für eine überzeugende Wirkung bei einer Hintergrundkulisse ist es wesentlich besser, sich auf einfache, blaugraue Sil30

Die eigentliche Hintergrundkulisse besteht aus einer 2 mm starken Polystyrolplatte. Nach dem Grundieren konnte sie mit Acrylfarben bemalt werden. Zuerst kam der Himmel an die Reihe (Ultramarinblau und viel Weiß), dann die Waldsilhouette mit blaugrauer Farbe (Siena gebrannt, Ultramarinblau und wieder viel Weiß). Sie wurde einfach nur mit einem groben Borstenpinsel aufgetupft – hier der erste, noch keineswegs endgültige Versuch. Beim Malen wurde ziemlich improvisierend vorgegangen; dank der raschen Trockenzeit sind mehrfache Übermalungen bei den Acrylfarben kein Problem.

Das Fundament der Holzbrücke entstand aus 2 mm starkem Polystyrol und Mauerplatten von Kibri, es wurde bereits vorher am Basteltisch zusammengebaut. Der Aufbau der Landschaft „drum herum“ erfolgte hier mit StyrodurPlatten ohne allzu festen Plan – es wurde so lange ausprobiert, bis das Ergebnis zufrieden stellte.

MIBA-Spezial 47

Die Schlucht nimmt allmählich Form an. Die einfache Waldsilhouette gefiel mir noch nicht so recht, also wurden noch zwei Berge hinzugemalt, die das Tal nach hinten optisch abschließen. Für die blaugraue Farbe der Berge wurden wieder Ultramarin und Siena gebrannt gemischt, Weiß diente zum Aufhellen. Die Schattenseite der Berge wurde in einem etwas dunkleren Farbton der gleichen Mischung angelegt, die Lichtseite mit einem etwas helleren betont. Die ganze Malerei ist bewusst einfach gehalten, denn sie soll später nicht die Szenerie beherrschen. Allzu detailliert braucht sie auch nicht auszufallen – eine wirklich überzeugende realistische Landschaft dürfte ohnehin nur den wenigsten gelingen. Für eine gute Tiefenwirkung reichen eigentlich schon Wolken mit eine angedeutete Hügelkette oder einer Waldsilhouette völlig aus.

Oben links: Neben den Styrodur-Platten fand natürlich auch die „klassische“ Methode mit der bewährten Drahtgaze Verwendung. Die Drahtgaze wurde einfach festgetackert, etwas Heißkleber sorgt für zusätzlichen Halt am Sperrholz. Oben: Auf die Drahtgaze kamen dann Gipsbinden, wie sie von Faller, Heki und Woodland Scenics (bei Noch) angeboten werden. Zunächst nur eine Schicht; sie ist noch nicht so schwer, dass die Gaze durchhängen kann – nach dem Abbinden aber stabil genug für das Aufbringen weiterer Schichten.

Für die Nachbildung der Felsen fanden Gipsabgüsse aus den Gummiformen von Woodland Scenics Verwendung. Damit sie sich freizügig verwenden ließen, wurden sie in 4-5 cm breite Streifen gebrochen; durch Ausprobieren konnten dann die günstigsten Positionen für ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild gefunden werden. Rechts: Die Abgüsse wurden mit Moltofill regelrecht „vermauert“. Der Trick dabei: Das Moltofill wird so satt aufgetragen, dass es beim Einsetzen aus den „Fugen“ quillt. In diesem Zustand nicht verspachteln!

MIBA-Spezial 47

31

Das herausgequollene Moltofill sieht zwar zunächst ziemlich scheußlich aus – nach dem Abbinden kann es aber mit einem kleinen Spachtel leicht abgesprengt werden. Links: Auch das Brückenfundament wurde so eingemauert. Die „Maserung“ der Felsen verläuft dabei nach vorne ansteigend; auf diese Weise lässt sich die perspektivische Tiefenwirkung steigern – die Anlagentiefe wird optisch etwas vergrößert.

Bevor es an die Bemalung ging, erhielten die Felsen eine Grundierung mit Acryl-Tiefgrund; danach ist ihre Oberfläche nicht mehr so empfindlich. Rechts: Die Bemalung erfolgte mit stark verdünnten Acrylfarben, es wurden mehrere Lasuren dünn aufgetragen, bis die endgültige Farbgebung erreicht war. Links: Die Gestaltung des Bachbettes erfolgte mit Sand und kleinen Steinen; am Fuß der Felsen fanden etwas dickere Brocken Platz. Sand und Kies stammen freilich nicht aus Arizona, sondern schlicht aus der heimischen Pegnitz …

Rechts: Dort, wo nachher der Wasserfall rauschen sollte, erhielten die Felsen eine moosigolivgrüne Farbgebung; etwas hochglänzender Klarlack deutet die Feuchtigkeit an dieser Stelle an.

32

Rechts: Als Grundlage für die Gestaltung des kleinen Wasserfalls diente Polystyrolfolie, dick mit Uhu-Alleskleber bestrichen und nach dem Trocknen in passend schmale Streifen geschnitten.

MIBA-Spezial 47

Für den Eindruck der nötigen „Feuchtigkeit“ sorgte Hochglanz-Klarlack, der in mehreren Schichten dick aufgetragen wurde.

Links: So kam die „Cascada del búho“ zu ihrem Namen – die Übergänge zwischen den einzelnen Streifen konnten mit satt aufgetragenem Uhu-Alleskleber zur Nachbildung des schäumenden Wassers gefüllt werden. Merkwürdigerweise trocknete der Kleber nicht klar auf wie gewohnt, sondern verfärbte sich milchig weiß – ein nicht ganz unwillkommener Nebeneffekt. Möglicherweise ist er auf eine noch vorhandene Restfeuchtigkeit bei den Farben und dem zum Kleben verwendeten stark verdünnten Weißleim zurückzuführen.

houetten zu beschränken, die für eine entsprechende optische Tiefenwirkung völlig ausreichend sind.

Die Landschaft entsteht Nachdem die genaue Lage der Brücke feststand, konnte ich an die Gestaltung der Schlucht gehen. Die Grundlage der Berghänge zu beiden Seiten des kleinen Baches entstand weitgehend aus Styrodur-Platten, die mit einem Bastelmesser grob in die vorgesehenen Formen gebracht wurden. Zum Bau der Felsen verwendete ich die Latexformen von Woodland Scenics; auch aus nur zwei Grundformen ließen sich dabei abwechslungsreiche Felswände gestalten. Dazu ritzte ich die Gipsteile auf der Rückseite mit einem Spachtel ein und konnte sie dann jeweils in zwei bis drei Streifen brechen. Die so gewonnenen Felsstreifen konnte ich dann auf der StyrodurGrundlage mit Moltofill „vermauern“. Die übrige Modellierung der Landschaft erfolgte weitgehend mit der bewährten Mischung aus Quarzsand und Weißleim, für die Gestaltung der Oberfläche kam dann der Kalksteinsplitt von Jeweha in den verschiedenen Körnungen zum Einsatz.

Wasser und Bäume Für die Gestaltung der Landschaftsoberfläche kamen verschiedene Materialien zum Einsatz. Die Grundlage bildete Kalksteinsplitt von Jeweha-Modelbouw in den Körnungen grob, mittel und fein, darauf kamen Micro-Flocken von Busch sowie verschiedene feine Kunststoffflocken des englischen Herstellers Green Scene; diese sind bei Hans Poscher in Viersen erhältlich.

MIBA-Spezial 47

Als besonderer Blickfang sollte ein kleiner Wasserfall dienen. Die Nachbildung war gar nicht so schwierig, wie es auf den ersten Blick erschien. Als Grundlage nahm ich ein Reststück der glasklaren Polystyrolfolie, die den vielen Faller-Bausätzen als Fensterglas 33

beiliegt. Darauf wurde dick Uhu-Alleskleber gestrichen, in den mit einem kleinen Schraubendreher eine streifige Struktur eingearbeitet wurde. Nach dem Trocknen des Klebers – am besten über Nacht – konnte dann mit einem Pinsel und fast trockener weißer Farbe noch die Struktur betont werden. Die Folie mit dem getrockneten Kleber schnitt ich dann in schmale Streifen, die als „herabstürzendes Wasser“ auf die Felsen geklebt wurde. Reichlich Alleskleber bildete dann auch das aufspritzende Wasser am Fuß des Wasserfalls nach; in leicht angetrocknetem Zustand lässt er sich zudem gut mit einem spitzen Zahnstocher modellieren. Ganz zum Schluss folgten dann noch mehrere Schichten von hochglänzendem Klarlack. Dabei sollten auch die Felsen etwas abbekommen, damit die Umgebung des Wasserfalls auch richtig „feucht“ aussieht. Die Gestaltung des Bachbettes erfolgte mit feinem Sand und kleinen Steinen vom Ufer der Pegnitz. Leider rochen sie nach dem Trocknen immer noch reichlich muffig; daher schüttete ich den Kies in einen alten Kochtopf, gab reichlich Wasser dazu und kochte alles auf dem Herd kurz auf – danach war der üble Geruch verschwunden. Für die Nachbildung des Wassers nahm ich das Gießharz von Faller, das sich besonders einfach verarbeiten lässt. Binder und Härter werden hier mit Messbechern zu gleichen Teilen gemischt, ein umständliches Abwiegen ist nicht notwendig. In der Regel ist es günstiger, das Harz in mehreren dünnen Schichten zu gießen. Bei meinem kleinen Bachlauf waren nur zwei Arbeitsgänge notwendig. Die zweite Schicht konnte sehr dünn ausfallen, sie diente vor allem dazu, mit einem alten Schraubendreher die Wellenstruktur in das Harz zu modellieren. Das Gießharz hat jedoch einen Nachteil. Obwohl es relativ zähflüssig aussieht, kriecht es in die kleinste Ritze, gerade auch bei kleinen Steinen am Bachufer. Hier war es notwendig, einige Stellen mit etwas zusätzlichem Sand nachzuarbeiten. Die Bäume im Hintergrund entstanden vor allem aus den Baumbausätzen von Heki. Dabei habe ich immer zwei bis drei Stämme eng zusammengestellt um eine möglichst dichte, „vollplastische“ Baumkrone zu erhalten. Daneben pflanzte ich noch einige Bäume aus der artline-Reihe des gleichen Herstellers, die mithilfe von Sprühkleber und feinen Flocken zusätzlich belaubt wurden. lk 34

Für die Nachbildung des Wassers in dem kleinen Bach kam die bekannte Gießmasse von Faller zur Verwendung. Sie hat den Vorteil, dass sie einfach aus gleichen Teilen Binder und Härter gemischt wird. Außerdem entwickelt sie keine allzu unangenehmen Gerüche.

Bevor es ans Gießen geht, muss der Bachlauf an der vorderen Kante des Anlagensegments mit einem Stück Sperrholz oder Polystyrol wirklich dicht abgeschlossen werden. Auch wenn das Gießharz auf den ersten Blick relativ dickflüssig erscheint – es kriecht wirklich in die kleinste Ritze.

Wenn das Gießharz anfängt fest zu werden, kann mit einem alten Schraubendreher die Wellenstruktur eingearbeitet werden. Hier heißt es jedoch, den richtigen Zeitpunkt abzupassen, der von der jeweiligen Raumtemperatur abhängig ist – solange das Gießharz zu weich ist, fließen die „Wellen“ immer wieder in sich zusammen. Wenn es dagegen zu hart ist, geht gar nichts mehr – und dieser Zeitpunkt kommt recht plötzlich …

MIBA-Spezial 47

Bäume und Gebüsch bilden den Übergang vom Anlagenhintergrund zur Hintergrundkulisse. Dabei kamen vor allem die bekannten Baumbausätze von Heki zum Einsatz, die sich dicht belauben lassen und so keinen direkten Durchblick gestatten. Die gemalte Waldsilhouette wurde hier zudem noch einmal farblich überarbeitet.

Oben: Der Bach verschwindet hinter den Bäumen. Eine dichte Baumreihe wirkt gewissermaßen als Raumteiler und verhindert an dieser Stelle den Blick auf die Hintergrundkulisse. Auch hier wurden wieder die Baumbausätze von Heki verwendet. Dabei müssen immer zwei bis drei Stämme eng zusammengestellt werden, bis sich ein ausreichend voluminöses Baumgebilde ergibt. Links: Nach dem Abschluss des Geländebaus kann als Nächstes die Brücke eingesetzt werden, die Fundamente liegen schon … Unten links: Der Blick von oben zeigt, wie eng es in Wirklichkeit an dieser Stelle wird. Zwischen dem Brückenfundament und der Hintergrundkulisse bleiben wenig mehr als 20 cm.

Rechts: Wie geht es weiter? An der „trestle bridge“ fehlt bei genauem Hinschauen noch so manche Strebe und auch die Schwellen sind noch nicht ganz komplett – unsere Zimmerleute haben jedenfalls in nächster Zeit noch genug zu tun. Mehr dazu sicher demnächst in der MIBA …

MIBA-Spezial 47

35

MODELLBAHN-PRAXIS

Felsen und Gras entlang der Bahn Für die Gestaltung einer Felswand unmittelbar neben dem Gleis verwendete Jacques Timmermans auf seinem Anlagenteilstück echte Steine. Wie sich dieses „Naturmaterial“ verarbeiten läßt, schildert er in seinem Beitrag. Für die Nachbildung von Wiesen, Bäumen und Büschen griff er dagegen auf die Sortimente der einschlägigen Hersteller zurück.

K

leine bewachsene Berghänge, aus denen Felsen herausragen, sind typisch für Deutschlands Mittelgebirge und zählen zu den beliebtesten Modellbahnmotiven. Besonders im Harz, im Bergischen Land, aber auch im Alpenvorland sind solche Landschaftsformen zu beobachten. Die Gesteinsarten sind dabei regional unterschiedlich. Felsvorsprünge eignen sich gut, um die nähere Umgebung der Bahntrasse auf engem Raum interessant zu gestalten. Bergkulissen und Felsmassive können außerdem dazu benutzt werden, bestimmte Abschnitte einer Strecke zu verdecken oder ein dahinter gelegenes Gelände so zu erhöhen, dass Wendeschleifen, Schat-

tenbahnhöfe oder Gleiswendeln für den Betrachter unsichtbar bleiben.

Natursteinfelsen auf Maß Zur Modellierung der Felsstruktur gibt es viele Möglichkeiten. Recht gut geeignet ist beispielsweise Korkrinde; sie ergibt eine relativ natürlich ausse-

hende Gesteinsnachbildung, wenn sie entsprechend farblich behandelt wird. Eine andere Möglichkeit wäre die Verwendung echter Steine. Hier lohnt es sich, bei einem Natursteinwerk oder einem Steinmetz nach Abfällen zu fragen. Hier sind zudem eine große Auswahl an heimischen und ausländischen Gesteinsarten zu finden, von denen sich einige für die Nachbildung eines kleinen Felsmassivs bestens eignen. Meistens bekommt man solche Abfallbrocken kostenlos, weil diese normalerweise teuer entsorgt werden müssen. Spendet man noch etwas für die Kaffeekasse, werden die für die Anlage zu großen Abfallbrocken auch noch auf die gewünschte Größe gesägt.

Rechts: Die bei einem Steinmetz besorgten Abfallstücke probeweise aufgestellt. Die raue Oberfläche hinterlässt schon einen einen guten Eindruck, auch die in diesem Fall natürliche Farbgebung wirkt überzeugend.

36

MIBA-Spezial 47

Scharfkantige Felsen Meine Wahl fiel auf einen dunkelgrauen, sandsteinartigen Bruchstein, der mich auf Grund seiner Farbgebung und Rauigkeit überzeugte. Das Eigengewicht dieses Gesteins hielt sich auch noch innerhalb einer tolerierbaren Grenze. In meinem Fall bekam ich den Gesteinsabfall in Einzelstücke von etwa 100 mm x 200 mm gesägt. Hier stand jetzt noch an den Oberkanten der Felsstücke ein wenig Steinhauarbeit an, um natürlich wirkende Felsen zu erhalten. Für die Felsmodellierung habe ich nur einen etwa ein Kilogramm schweren Fausthammer, einen scharfen Meißel und eine Kneifzange gebraucht. Die Felsstücke wurden zunächst provisorisch entlang der Gleistrasse aufgestellt und der Geländeverlauf mit einem Stift auf der Rückseite markiert. Entlang dieser Linie modellierte ich danach die Felsstücke grob mit Hammer und Meißel. Die Feinmodellierung der Steinstücke erfolgte mit der Kneifzange, indem zu weit herausragende oder nicht aneinander passende kleinere Teile schlicht abgezwickt wurden. Die so angepassten Felsstücke stellte ich mehrmals entlang der Gleistrasse auf, bis mir das Felsmassiv hundertprozentig gefiel. Dabei war es notwendig, hier und da noch vorhandene Ungleichmäßigkeiten zu beheben. Die Übergänge zwischen den einzelnen Felsstücken können notfalls mit kleinen Keilen, die unter die Felsstücke geschoben werden, so verringert werden, dass sie hinterher kaum noch auffallen. Nun klebte ich mit etwas Silikonkleber alle Felsstücke auf der Grundplatte fest. Der Silikonkleber hat den Vorteil, dass er elastisch bleibt und sich zu jeder Zeit wieder von der Grundplatte lösen lässt. Unerwünschte größere und dadurch sichtbare Übergänge zwischen der Felswand und dem Gelände lassen sich mit kleinen Steinen oder später mit Grünbewuchs kaschieren. Das aus natürlichem Gestein erstellte Felsmassiv hat gegenüber „künstlichen“ Felsen aus anderen Materialien den enormen Vorteil, dass jede Art von Kolorierung entfällt.

Oben: Die Steinstücke müssen noch an das dahinter liegende Gelände angepasst werden, mit einem wasserfesten Filzstift wurde der gewünschte Verlauf auf die Rückseite übertragen. Links: Mit Hammer und Meißel konnten die Steine grob in die gewünschte Form gebracht werden. Die weitere Bearbeitung der Steinstücke erfolgte mit einer Kneifzange. Mit ihr lassen sich kleinere Brocken einfach abzwicken. Unten: Eine weitere Probeaufstelleng gibt Aufschluss, ob auch alles so passt wie vorgesehen.

Naturgemäßer Bewuchs Für die Nachbildung von Vegetationsflächen auf der Modellbahn führen die Zubehörhersteller eine große Palette von Faser-, Flocken- und StreumateMIBA-Spezial 47

37

rialien in ihrem Programm. Zudem gibt es von manchen Anbietern größere Grasmatten, die einen sehr abwechslungsreichen Gras- und Bodenbewuchs ermöglichen und bei denen die Fasern natürlich gefärbt und aufrecht stehen. Sie sind für die Nachbildung agrarisch bewirtschafteter Flächen wie Wiesen und mit Getreide oder anderen Nutzpflanzen bestandener Äcker bestens geeignet. Weiterhin werden Streufasern in loser Form und in unterschiedlich großen Beuteln abgepackt angeboten. Bei ihnen empfiehlt sich die Benutzung eines elektrostatischen Begrasungsgeräts (siehe auch den ausführlichen Artikel von Stephan Rieche, S. 50). Damit lassen sich beispielsweise schroffe Flächen oder raue Felswände begrünen, die für den Einsatz von Grasmatten weniger geeignet erscheinen.

Mit etwas Silikonkleber lassen sich die Felsstücke ausgezeichnet verkleben.

Lose Fasern für die Wiesen Bei einer Anlage mit größeren Höhenunterschieden und Hügeln mit vielen unterschiedlichen Grasflächen, Feldern, Äckern und Wegen kommt man um eine Begrasung mit losen Fasern ebenfalls nicht herum. Den mit einem passenden Farbanstrich vorbereiteten und mit feinem Sand bestreuten Untergrund kann man mit verdünntem Weißleim satt einpinseln. An Stelle des Weißleims verwendete ich vorgefärbten Leim auf Wasserbasis, etwa Faller Colofix 660, der mit etwas mit Agepon entspanntem Wasser unter Zugabe von Tapetenkleister sahnig angerührt wurde. Für das Aufbringen der Grasfasern benutzte ich das Begrasungsgerät „Turbostat“ von Noch. Dieses ähnelt im Prinzip einem kleinen Föhn; durch Schütteln werden die Fasern hier leicht elektrostatisch aufgeladen und durch den Luftstrom mehr oder weniger senkrecht in den Leimuntergrund „geschossen“. Nachdem ich den Untergrund mit dem Leimgemisch satt eingestrichen hatte, wurden stellenweise noch gröbere Flocken unregelmäßig aufgestreut – auf diese Weise bekommt die Wiese etwas mehr Struktur und sieht nicht mehr allzu flächig aus. Einige Baumstrünke und kleine Ästchen gestalten die Wiesenflora ebenfalls etwas abwechslungsreicher. Anschließend rieselte ich mit dem Noch-Begrasungsgerät ein Gemisch von kurzen und langen Heki-Grasfasern auf die noch feuchte Masse. Wenn 38

Links: Mit Hilfe von kleinen Keilen können die einzelnen Felsstücke so ausgerichtet werden, dass die Übergänge kaum noch sichtbar sind.

Nachdem die Felswand steht, kann es an die Gestaltung des dahinter liegenden Geländes gehen. Als Grundlage dienten Styrodurplatten. Sie wurden hier mit doppelseitigem Klebeband befestigt; das geht wesentlich schneller als die Verbindung der Platten mit normalem Weißleim, der hier mehrere Stunden zum Trocknen und zur Entstehung einer belastbaren Verbindung benötigt. Das ganze Gelände muss auch nicht massiv aufgeschichtet werden – es reicht eine obere Platte, die lediglich auf mehreren Streifen und Klötzen aufliegt.

MIBA-Spezial 47

Das unmittelbar hinter der Felswand liegende Gelände musste noch mithilfe einiger Reststücke Styrodur an die Felswand angepasst werden.

Unten: Für die weitere Gestaltung der Landschaft wurde der bereits braun eingefärbte Kleber „Colofix“ von Faller verwendet. Er kann zusätzlich noch mit etwas Tapetenkleister versetzt werden um die Klebekraft zu erhöhen und die Abbindezeit zu verlängern.

Oben: Am Fuß von Felspartien finden sich meistens Geröll und größere Felsstücke. Hier wurden dazu einige Reststücke der Steinplatten mit einem Hammer in einem alten Tuch passend zerkleinert. Links: Gestrüpp und Sträucher wurden gepflanzt, indem in die noch feuchte Colofix-Masse einige kleine Stücke Heki-flor gedrückt wurden.

Gleich darauf konnte mit dem „Turbostat“ von Noch eine Mischung aus kurzen und langen Grasfasern in den Kleber „geschossen“ werden. Links: Das Resultat kann sich schon sehen lassen – das von der Felswand heruntergefallene Geröll wird von Gras und kleinen Sträuchern überwuchert.

MIBA-Spezial 47

39

etwas mehr Plastizität erwünscht ist, kann diese durch Schattierungen mit anders gefärbten Grasfasern erreicht werden. So lassen sich Senken und feuchte Stellen in der Wiese mit dunkleren Fasern darstellen, erhöhte Kuppen erhalten dagegen einen Auftrag mit etwas helleren Fasern. Auf diese Weise lässt sich auch eine „einfache“ Wiese abwechslungsreich gestalten. Hierbei sollte man mit den mittleren Farbtönen anfangen; sie dürfen allerdings nicht allzu satt aufgetragen werden, damit das darunter befindliche Leimgemisch noch weitere aufgestreuten Grasfasern verkleben kann. Wenn am nächsten Tag der Leim endgültig abgebunden hat, kann mit einem Staubsauger ein Zuviel an Fasern abgesaugt werden.

Hohes Gras … Um die realistische Wirkung einer Wiese oder des direkten Umfelds einer Bahntrasse zu erhöhen, sollte man das fast einheitliche Wiesengrün zusätzlich mit der Nachbildung von Langhalmgräsern, Wildkräutern und verschiedenen Bodendeckern auflockern. Wenn dabei Bodendecker, Blattwerk und hoch wachsende Gräser der Münchener Firma Silflor zusammen mit Produkten anderer Hersteller verwendet werden, ist die perfekte Gestaltung einer hoch wachsenden Wiese mit üppigem Gestrüpp – wie es häufig an Bahndämmen und Böschungen anzutreffen ist – problemlos möglich. Borsten (etwa von Faller) bilden dabei lange vertrockneten Grashalme, kleine Büsche lassen sich mit Heki-flor und Silflor-Mattenstückchen nachbilden. Für Bodendecker wie beispielsweise Erika bietet Silflor ebenfalls hervorragende Geländematten an, mit denen sich die Flora zusammen mit kleinen Steinen und stellenweise aufgeschütteter Erde weiter beleben lässt.

Ein Sandweg entlang der Strecke darf auch nicht fehlen. Mithilfe eines abgeklebten alten Teesiebes lässt er sich leicht herstellen.

Rechts: Damit die Wiesenfläche etwas abwechslungsreicher aussieht, wurden vor dem „Begrasen“ noch einige Baumstrünke in den Kleber gedrückt und grobe Flocken aufgestreut.

Nach dem „Begrasen“ – dies erfolgte wieder mit dem „Turbostat“ – macht die Wiese schon einen recht ansehnlichen Eindruck. Unten: Entlang des Sandweges wurde noch eine Reihe Grasbüschel (aus einer Grasmatte von Silflor gerupft) mit Alleskleber „gepflanzt“.

… und viel „Grünzeug“ Die sonstigen verwendeten höheren Laubhölzer auf meinem Anlagenteilstück stammen aus den „Baumschulen“ von Heki und Noch. Einzelne Grasbüschel und die teils flickenartige Begrünung mit Unkraut im direkten Gleisumfeld wurden ebenfalls aus Silflor-Matten gefertigt. Dieser Hersteller bietet zudem Grasmatten in jahreszeitlich unterschiedlicher Einfärbung an. Für meine Zwecke benutzte ich hier vor allem „Frühlings-“ und „Som40

merwiese“. Kleine Büsche entstehen aus „Birkenlaub“, mit denen sich außerdem sehr gut Lücken kaschieren lassen. Eine besonders realistische Wirkung erzielt man bei der Verarbeitung der Silflor-Matten, wenn das Material nicht als Ganzes, sondern in kleinen Stücken, gewissermaßen wie ein Flickenteppich verarbeitet wird. Es ist zwar mühsam, die Matten ausei-

nander zu reißen und anschließend mit der Pinzette aufzukleben – die gute Wirkung entschädigt die geleistete Mühe aber sofort. Besonders attraktiv machen sich winzige frei stehende Grasbüschel zwischen Pflastersteinen und im Gleisumfeld. Den Gebrauch einer Schere sollte man bei der Anfertigung der Flickentapete aber tunlichst vermeiden, da gerade Schnittkanten MIBA-Spezial 47

Borsten, aus denen sich höhere Grasbüschel herstellen lassen, werden sowohl von Faller als auch von Woodland Scenics angeboten. Passend abgeschnitten können sie mit einem Tropfen Weißleim gepflanzt werden. Oben rechts: In einem weiteren Arbeitsgang wurden zusätzlich noch kleine Stücke der so genannten „Bodendecker“ von Silflor eingesetzt. Diese eignen sich auch vorzüglich für die Nachbildung von Schlingpflanzen auf der Felswand.

Oben: „Blühendes“ Gestrüpp lässt sich ebenfalls aus Material von Silflor erstellen; verschiedenfarbige Gräser des gleichen Herstellers sorgen zusätzlich für Abwechslung.

Selbst auf einem so kleinen Abschnitt wie hier zwischen der Felswand und dem Gleis ist genügend Platz für eine vielfältige Vegetation vorhanden …

innerhalb eines solches Arrangements unnatürlich wirken. Die Verklebung alles größeren Bewuchses erfolgte mit Alleskleber. Jacques Timmermans

Rechts: Das fertige Anlagenteilstück. Die größeren Bäume und Büsche entstanden weitgehend aus Heki-Material. Alle Fotos: Jacques Timmermans MIBA-Spezial 47

41

GRUNDLAGEN

Vom Zahn der Zeit benagt, doch längst nicht abgeschrieben

Was machen mit dem total kaputten Teil? Seit über einem Jahrzehnt steht ein Anlagenstück in Bertold Langers Keller. Da es keine Zukunft zu haben schien, wurde es wenig sorgsam behandelt. Aber reif für den Sperrmüll ist es deshalb noch lange nicht …

E

s mag jetzt schon bald 14 Jahre her sein, dass ich mich beinahe für die Mariazeller Bahn entschieden hätte. Sie wissen, wie das ist: Man frisst einen Narren an einem bestimmten Thema, aber man bleibt dann doch nicht dabei. Im Fall dieser Gebirgs-Schmalspurbahn hätte sich wenigstens eine Lebensabschnitts-Partnerschaft gelohnt, denn vieles spricht für das Vorbild, zum Beispiel, dass es sich nicht um ein extrem hochalpines handelt. Mir, der ich am Rand eines eher bescheidenen Mittelgebirges aufgewachsen bin, kommt das Hochgebirge zu majestätisch, mitunter sogar bedrohlich vor. Immerhin braucht die Mariazeller Bahn beinahe 40 Kilometer, bis sie von der Donau her mittel42

gebirgsähnliches Gelände erreicht. Doch schon nach weiteren fünf Kilometern wirds fast dramatisch – die Kehren oberhalb Laubenbachmühle – und hinter dem 2368 Meter langen Gösingtunnel ist die Umgebung dann durchaus alpenländisch geworden, wenn auch nicht so wie etwa in den Schweizer Zentralalpen.

Gründe dafür … Wir sind hier in Österreich, nicht in der allzu geleckt erscheinenden Schweiz, wo selbst das Hochgebirge einen so gepflegten Eindruck macht, als sorge ein eigens dafür verantwortliches Regierungsmitglied für den turnusmäßigen Neuanstrich.

Also: Die Berge hier sind eben Berge (nicht Berg-Darsteller für ein breites Publikum), und die Bahnanlagen sind einfach Bahnanlagen einer 760-mmSchmalspurbahn, die – ganz im Gegensatz zur meterspurigen RhB – keinen Anspruch auf ICE-artige Gleistrassen erhebt. Wirklich sehr sympathisch! Obendrein brachte Roco vor bestimmt schon 15 Jahren die entsprechende Lok heraus, auch die Personenzug-Vierachser waren neu, und man durfte auf den kontinuierlichen Ausbau des Programms hoffen. Es handelte sich übrigens um hervorragende Modelle und keinesfalls um aufgemotztes Spielzeug. Die Fahrqualitäten der Lok gehören heute noch zur Spitzenklasse und können sich mit denen einer jeden Roco-H0-Ellok sehr gut messen.

… und Gründe dagegen Dummerweise gab es auf dem Bergabschnitt der im Jahr 1911 elektrifizierten Strecke der Mariazeller Bahn nur 16 weitgehend baugleiche Elektroloks, von den ÖBB später als Reihe 1099 geführt. Das ist möglicherweise ein Argument gegen dieses Vorbild: Man möchte doch mehr als nur einen einzigen Loktyp auf der Anlage. Allerdings versahen die ÖBB sämtliche Loks nach und nach mit einem modernen Wagenkasten, sodass die Umbauzeit in MIBA-Spezial 47

Links: Um ihr mehr Majestät zu verleihen habe ich die Brücke in einen Talgrund gesetzt, welcher an seiner tiefsten Stelle ungefähr 4 cm unter dem Bahnhofs-Nullniveau der einst geplanten Anlage liegt. Der Betrachter hätte also in eine Senke geblickt, was optisch nicht sehr günstig ist. Prinzipiell und absolut verhält es sich so, doch immerhin kommt es darauf an, wie sich diese Senke in ihre Umgebung einfügt. In der Kürze der Zeit konnte die Oberleitung nicht restauriert werden. Also zieht eine alte 2095 von Liliput den Zug über das stromlose Stück.

den späten Fünfzigern und anfangs der Sechziger für einen deutlichen Kontrast sorgte: Hier die alten exotischen Kästen, da die maßvoll eleganten neuen, welche sogar ein wenig gefälliger geraten waren als die aus dem normalspurigen Neubauprogramm. Freilich könnte man heute gelegentlich auch die Diesellok 2095 einsetzen oder gar die Stütztender-Dampflok der altösterreichischen Bauarten Mv oder Mh (ÖBB-Reihe 299 und 399). Dennoch: Vor 14 Jahren gab es gerade mal eine brauchbare 2095 von Liliput und eine wenig zuverlässige C1’-Lok der Reihe U vom selben Hersteller. Später erst kamen Stütztenderlok und Elektrolok mit altem Kasten als Kleinserienmodelle oder Umbausätze hinzu. Da haben es die RhB-Freunde doch viel besser. Bemo bedient sie recht freigebig und hat damit auch wenig Not, weil es viele, ziemlich unterschiedliche Ellokvorbilder gibt, welche zudem die gesamte Technikgeschichte dieser Sparte abdecken. Die Elloks der Mariazeller Bahn präsentieren lediglich den Antrieb mit Großmotor und Vorgelege, eine Errungenschaft aus der Anfangszeit der Ellok. Nur so konnte man damals die hohe geforderte Leistung im Fahrgestell einer Schmalspurlok unterbringen.

So gehts, wenn man eines seiner schönsten Stücke verstößt: Letztlich habe ich mich nicht getraut, das „Teil“ wegzuschmeißen, denn in der Brücke steckt gar zu viel Arbeit. Aber es für eine spätere Verwendung zu konservieren, das habe ich auch nicht geschafft. Nun sieht es eben so aus, wie es aussieht. Schrecklich. Die Bäumchen sind braun geworden, was sie ohnehin schon immer ein wenig waren. Die Laubmatten stammten von Woodland, entsprechende europäische Erzeugnisse aus relativ farbechtem Material kamen erst später auf den Markt. Arizona-Grünbraun entspricht eben nicht ganz dem saftigen Laub gemäßigter Zonen, wozu ja auch die Gegend um Mariazell gehört. Vieles ist kaputt, doch manches war gar nicht erst fertig geworden, etwa das Brückengeländer, für welches es die gekröpften Ständer nicht gab – und weiterhin nicht gibt. Fotos und Zeichnungen: Bertold Langer

Bestandsaufnahme eines wahren Desasters

Doch angefangen war schon Im Nachhinein ist man allemal schlauer. Immerhin hatte ich den Plan für eine kleine, aber erweiterungsfähige Anlage mit ausreichend Betriebsmöglichkeiten gezeichnet und quasi als Probe ein Anlagenstück von ca. 90 cm mal 50 cm weitgehend vollständig erstellt. Schon bald aber änderten sich meine Interessen und so geriet es aufs Abstellgleis – unglücklicherweise nicht auf eines, welches sicheres Verweilen gestattet hätte. MIBA-Spezial 47

Noch vor kurzem gab es hier wenigstens vollständige Masten. Doch nun ist die Oberleitung als Totalschaden abzuschreiben.

43

Landschaftspflege Oben links: Zunächst wird das Woodland-Laub von den aus Draht zusammengedrehten Baumgerippen entfernt. Diese lassen sich weiterverwenden, wenn sie ein wenig mit matter Farbe restauriert sind. Ein paar zusätzliche höhere Laub- und Nadelbäume können nicht schaden. Neu belaubt wird mit Heki-Matten. Oben rechts: Fortgeschrittene Belaubung. Der große Doppelbaum hat noch zu viel Laub. An manchen Stellen sollte mit der Schere aufgelockert werden. Auch die Kontur des kleinen Baumes dahinter ist noch nicht optimal. Rechts: Erste neue Grassaat (Heki-Fasern 3359, HekiMikrolaub 1612) auf der alten Wiese aufgebracht. Das Felsgemüll, scharfkantige Bruchstücke der MoltofillFelsen, ist ausgespart. Vor dem zweiten Auftrag müssen ein paar verirrte Schottersteinchen entfernt werden.

Schattenbahnhof / Kehre

B nach A

+ 140 mm

Gegenkehre zur Kehre im Schattenbahnhof + 55 mm + 10 mm

+ 55 mm

A + 170 mm

44

nach B

MIBA-Spezial 47

Marode Straße Als mich Lutz Kuhl auf das geplante MIBA-Landschafts-Spezial ansprach, kam mir mein „Teil“, wie die Jugend heute sagt, wieder in den Sinn. Für es spricht, meiner ganz bescheidenen Meinung nach, ein recht trickreiches Konzept und die schönste Brücke, die ich je gebaut habe.

Das Vorbild: eine österreichische Bezirksstraße, welche nach harten Wintern immer wieder geflickt wurde. Mit der typisch hellen Decke kontrastieren also dunkle Asphaltplacken, was die Straße kaum verkehrstechnisch, aber umso mehr optisch interessanter wirken lässt. Rechts: Zuerst kam auf die KorkUnterlage eine dünne Schicht Molto-Holz-Reparaturspachtel.

Kehre und Brücke im Bogen

Links: Die Masse trocknet so schnell, dass man gleich weitermachen kann. Allzu grobe Unebenheiten anschleifen. Die Flickschustereien enstanden aus Holz-Feinspachtel von Molto. Dem weißen Material aus der Tube wurde Rainershagener Bw-Schmutz untergemengt. Auftrag mit einem breiteren Schraubenzieher, Verteilen mit den Fingern. Rainershagener AsphaltPuder, hellgrau, sorgt für den Grundton. Die asphaltierten Stellen kann man mit etwas Spucke am kleinen Finger wieder hervorholen.

Das kleine Anlagenstück besteht aus einer großenteils verdeckten 180°Kehre vom Vordergrund der geplanten Anlage in Richtung unterirdischer Schattenbahnhof. Ein massiver Viadukt mit drei Durchlässen führt eine Strecke auf höherem Niveau aus dem Anlagenhintergrund über einen Taleinschnitt dem vorderen Anlagenrand zu und ermöglicht den Anschluss an eine Erweiterung. Die beiden Hauptthemen des Landschaftsbaues heißen hier also: „Tunnel“ und „Brücke“. Beide gehörten früher zum Muss einer jeden Anlage, und auch heute noch erfreuen sie sich großer Beliebtheit. Bei dem Viadukt handelt es sich um eine freie Nachbildung der Mariazeller Standard-Konstruktion: Sie besteht aus Stampfbeton mit Naturstein-Oberfläche. Als konkretes Vorbild mag der Gösinggraben-Viadukt gelten, Kilometer 68,3, Seehöhe ca. 880 m über der

Materialien und Werkzeuge Links: Der Plan des fertigen Teilstücks darf nicht als hundertprozentig getreue Wiedergabe der tatsächlichen Verhältnisse missverstanden werden (1:10 für H0e). Bestimmt wird Sie interessieren, wofür das „Teil” als Teil bestimmt war. Deshalb füge ich, nur als Spurplan, eine meiner damals durchgedachten Lösungen an. Es handelt sich um einen kleinen Bahnhof, den meine Mariazeller nach ständiger Steigungsfahrt aus dem unterirdischen Bahnhof erklimmen sollte. Nach einer weiteren 180°-Kehre wird die Brücke erreicht. Die Strecke führt nun auf einen schmalen L-Schenkel. Wie es dann weitergehen soll, ist mir bis heute ziemlich unklar.

MIBA-Spezial 47

F

ür die Renovierung meines kleinen Anlagenteilstücks hatte ich wenig Zeit. Auf Experimente musste ich also verzichten, etwa auf den Einsatz von Nadelbäumen, die dem Vorbild wirklich nahe kommen. Ich hatte ursprünglich schon anspruchsvolleres Material eingesetzt, etwa die Preiser-Tannen mit Moos-Ästen. Die sehen recht gut aus, solange sie neu sind. Mit der Zeit vergilben (oder besser: verbräunen) sie und werden mehr als brüchig. So griff ich auf „Flaschenputzer“ von Faller zurück. Sie stehen im Hintergrund und deuten allenfalls eine Nadelbaumsilhouette an. Dafür kann man sie gebrauchen. Für die hinzugekommenen höheren Laubbäume nahm ich Heki-Rohlinge, die sich auf meinen Anlagen immer bewährt haben. Lieber wären mir Solitäre aus Litze gewesen, aber für einen solchen von etwa 15 cm Höhe veranschlage ich gut sechs Stunden Arbeitszeit. Die Heki-Rohlinge sind flach gespritzt, ihre Äste nur begrenzt biegbar, sodass man

immer zwei Stämme zu einem räumlich befriedigenden Zwillingsbaum zusammenstellen muss. Die Heki-Laubmatten sind saftig grün und hinreichend farbecht. Die wenigsten Grasmatten mit höherem Wuchs können überzeugen. So auch nicht die von Heki. Ihre Halme stehen und liegen in der Regel kreuz und quer; außerdem glänzen sie genauso unnatürlich wie das altbekannte Streugras. So entschied ich mich doch wieder für ganz normale kurze Grasfasern. Schaumstoffflocken deuten andere Wiesenkräuter an. Als Bodendecker bewähren sich Abfallstücke von Laubmatten. Für die Bearbeitung der Felsen aus Moltofill eignet sich eine feine Drahtbürste, wie sie als Einsatzwerkzeug für Kleinbohrmaschinen angeboten wird. Ein feiner Schraubenzieher besorgt die gröbere Arbeit. Farblich nachbehandelt werden die Felsen mit stark verdünntem Lack (Revell oder Humbrol). Wichtig: Schründe im Gestein sind so zu formen, dass scharfe Schatten entstehen.

45

Am kleinenTunnel Links: Tunnelportal ohne Natursteinverkleidung. Die Röhre ist angenommenermaßen mit armiertem Beton gesichert. An den Felsen selbst war nichts zu restauriern, nur der Bewuchs brauchte einige Nacharbeit.

Adria. Allerdings ist er hier in eine etwas tiefer gelegene Landschaft versetzt. Also: Vom Aussehen her ähnelt er diesem Bauwerk, von der landschaftlichen Situation her käme eher der ebenfalls dreibogige, mit 26‰ steigende Heubrandgraben-Viadukt – Kilometer 62,0 – in Frage. Dort geht der Laubwald, welcher z.B. den Hang vis-a-vis dem Bahnhof Puchstuben dominiert, in Nadelwald über. Warum eine solche Überlegung? – Mir war daran gelegen, auf diesem Anlagenteilstück möglichst lange im Mittelgebirge zu bleiben. Erstens, weil ich Laubwald liebe und „Tannen“ weniger mag. Zweitens ist es bis heute schwierig, einen überzeugenden Nadelwald nachzubilden, Kiefern einmal ausgeschlossen. Und drittens: Gerade diese Brücke sollte den Übergang zwischen Mittelgebirge und Mariazeller „Hochgebirge“ markieren.

Unten: Diese Schlucht mit dem höchst gefährlichen Bahnübergang zwischen zwei Tunneln wäre einer Nacharbeit wert, schon wegen der lohnenden Fotomotive. Aber vielleicht ist diese Situation zu abenteuerlich, obwohl ähnliche in Österreich sehr wohl vorkommen, etwa auf der Mühlkreisbahn, dort aber nur mit einem Tunnel direkt vor der – ungesicherten – Kreuzung.

Jeder Stein einzeln Der Viadukt entstand aus 1,5-mmPolystyrol. Recht nervig war es, auf die glatten Wände Stück für Stück die Natursteinoberfläche aufzubringen. Es handelt sich um Plättchen aus 1-mmPolystyrol, welche jeweils einzeln durch aufgetragenen Revel-Nitrospachtel das Aussehen von bossierten Steinen erhielten. Eine banale Kleinigkeit ließ diese Brücke nicht fertig werden: Ich weiß bis heute nicht, wie das typische Brückengeländer entstehen soll. Auf massiven Brücken in ganz Österreich besteht es in der Regel aus Eisenwinkeln, deren Ständer, ebenfalls Winkel, im unteren Bereich doppelt abgebogen sind. Auf Stahlbrücken schenkt man sich diese Schikane, dort sind die Ständer ungekröpft. Andere dürften von diesem Detail nichts wissen, und wenn, mögen sie es für höchst unerheblich halten. Doch für mich gehört es sozusagen zum Wesen der Brücke. Vielleicht findet sich in Zukunft die einzig richtige Lösung.

Ehrliche Inventur Haben Sie, wie ich kürzlich, schon einmal miterlebt, wie ein Sperrmüll-Spezialfahrzeug eines Ihrer Werke so richtig platt macht? In meinem Fall trauere ich dem nicht nach, aber ein wenig wehmütig war ich doch gestimmt dabei. Wenn es irgend anders geht, müssen Sie einen solchen finalen Befreiungsschlag ja nicht vollziehen. Wenn es 46

sich also irgend lohnt, heißt die Devise: „Renovieren statt demolieren.“ Lange Zeit haben Sie Ihre Anlage oder eines Ihrer Dioramen ziemlich vernachlässigt. Die Oberfläche ist verstaubt, die Farben sind verblasst, und überhaupt haben Sie sich mittlerweile einen höheren Standard im Landschaftsbau angeeignet. Doch Gleise und Unterbau sind nach wie vor stabil und der betriebliche Aspekt kann immer noch überzeugen. Unter diesen Umständen lohnt sich die Renovierung. Möglicherweise genügt ja die sorgfältige Überarbeitung des Mittelgrundes, sodass die sensiblen Gleisanlagen des Bahnhofs allenfalls nur entstaubt und ein wenig nachgeschottert zu werden brauchen. Und wie stehts mit meinem „Teil“? In der Tat ist die Unterkonstruktion weitgehend intakt geblieben, die Gleise ebenfalls. Doch es handelt sich nur um

ein Anlagenstück, welches keinen Inselbetrieb erlaubt. Was nützt mir also eine Renovierung, wenn ich nicht in absehbarer Zeit an den Weiterbau denke? – Zunächst einmal kann ich Ihnen die Aufarbeitung schildern. Zum andern eignet sich die Brücke als idealer Fotografierstandort für österreichische Schmalspurfahrzeuge.

Grün-Experiment Was muss also getan werden? Am nächsten liegt die Neubegrünung. Die recht klein gewachsenen Bäume bestanden aus Litze mit einem Überzug aus Woodland-Laubmatten. Diese waren damals der letzte Schrei des Landschaftsbaus. Abgesehen davon, dass sie mittlerweile stark verstaubt waren, störte mich immer schon die triste Farbe dieses Materials. Warum also nicht ein wenig klotzen? MIBA-Spezial 47

Make-up für Viadukt und Felsen Die Felsen entstanden aus mit ein wenig schwarz und ocker gefärbtem Moltofill, was schichtweise auf Drahtgeflecht oder Styropor modelliert wurde. Nicht zu viel auftragen, sonst wird die Anlage zu schwer. Nach dem Trocknen arbeitet man mit der Schraubenzieherklinge die Konturen scharfkantig heraus (Kalkstein). Zum Schluss wird mit stark verdünnter matter Lackfarbe – hier schwarz und hellbraun – nachgefärbt. Rechts: Neuer Schotter aufgestreut. Der alte wurde angeweicht – viel „entspanntes Wasser” – und mit einer neuen Spülbürste weitgehend entfernt. Die Kontraste an der Mauer wurden mit dunklem Farbpulver herausgearbeitet. Das Stück Fels wurde bereits nachkonturiert; es muss noch mit Farbe nachbehandelt werden. Unten: Die hintere Felswand, mit dem alten Grün, bei der wenigstens die linke Felspartie dringend überarbeitet werden sollte; man sieht noch Spachtelspuren. Doch normalerweise ist sie den Blicken entzogen, weswegen kein dringender Renovationsbedarf besteht.

Diese Partie rechts hinten auf dem Anlagenteilstück ist gleich beim ersten Mal gelungen und bedurfte – vom Grün abgesehen – keiner Nachbehandlung.

Achten Sie vor allem auf die Farben

W

ie an allem auf der Welt nagt der Zahn der Zeit auch an Modellbahnanlagen, selbst wenn man sie sorgfältig pflegt und gegen rein mechanische Beschädigungen schützt. Staub und Lichteinfluss bleiben ihre stärksten Feinde. Wenn sich eine Anlage über Jahre bewährt hat und man sie dehalb behalten will, wird eine Restaurierung irgendwann unumgänglich. Erwarten Sie aber nicht, dass Sie, wie es die Restauratoren von Kunstwerken bisweilen erstreben, den Ursprungszustand wieder herstellen können. Allein schon das von uns verwendete Geländebaumaterial ist ein Grund dagegen.

MIBA-Spezial 47

n Sicher möchten Sie die Anlage nicht nur erneuern, sondern mit den neuesten Materialien auf dem Markt verbessern. Beginnen Sie damit an einer für den Charakter Ihrer Anlage repräsentativen, aber nicht allzu exponierten Stelle. Es kann durchaus vorkommen, dass Sie mit der einen oder anderen Neuentwicklung keine überzeugenden Ergebnisse erzielen. n Experimentieren Sie an besagter Stelle vor allem mit den Farbschattierungen, in denen Grünzeug für den Anlagenbau angeboten wird. Vergleichen Sie die Grünkontraste hier – wenn man das überhaupt so nennen darf – mit denen, die Sie in der Natur sehen.

n Denken Sie immer daran, dass eine Modellbahnanlage die Wirklichkeit nur so wiedergibt, wie der Erbauer sie im Kopf hat. Ihre persönlichen Vorgaben werden über die Farbstellung entscheiden, nicht die „fotografische Realität“, welche bekanntlich auch vom Farbstich des Films abhängt. n Prüfen Sie das getestete Material vor allem auch darauf, ob es mit der von Ihnen verwendeten Hauptbeleuchtung der Anlage harmoniert (Leuchtstoffröhre, Halogenscheinwerfer). Theaterkulissen unter Tageslicht: ein Unding! n Egal, ob Sie es eher knallig oder eher verhalten mögen: Es kommt darauf an, dass Sie Ihren Stil durchhalten. Allerdings sollten Sie zu ihm gefunden haben, ehe Sie sich endgültig an die Restaurierung Ihrer Anlage machen.

47

300 R=

Entwurf für einen optimierten Viadukt

mm

Vorderfront des Viadukts in halber H0-Größe. Schnittmuster, auf die Ebene projiziert.

Für Brückenbauer der Baugröße 1:1 mag der Grundriss dieses Viadukts ein wenig abstrus erscheinen. Doch beim Modell zählt erstens die Wirkung und zweitens die Baubarkeit. Lässt man z.B. den Bogen am Anfang oder am Ende eines Pfeilers beginnen, so läuft man Gefahr, einen Knick ins Bauwerk zu konstruieren. Deshalb beginnt die Rechtskurve hier schon innerhalb des zweiten Brückenbogens. Kurze Baubeschreibung aus der Erinnerung: Der Kern der Brücke besteht aus einem Boden (dunkelgrauer Umriss) und einem „Deckel”(hellgrauer Umriss). Die Vorderfront (1 mm starkes Polystyrol mit Bogenausschnitten) ist mit Boden und Deckel verklebt. Jeweils in Pfeilermitte befinden sich

48

Spanten aus 2 mm starkem Polystyrol, woraus sich schon ein stabiles dreidimensionales Gebilde ergibt. Die Hinterfront ist bis zur Mitte des zweiten Pfeilers mit der Vorderfront identisch. Dann muss wegen des beginnenden Bogens ein kleines Zwischenstück in ganzer Brückenhöhe eingesetzt werden. Nun folgt der dritte Bogen. Danach werden die inneren anlaufenden Pfeilerwände (1 mm) und die Gewölbebögen (0,5 mm) eingesetzt. Weil die gesamte Brücke nach oben zuläuft und der dritte Bogen zudem in der Krümmung liegt, klebt man die Gewölbebogen mit Überstand ein und schneidet sie mit scharfem Bastelmesser bündig mit den Fronten. Der geometrische Pfusch am dritten Bogen erweist sich

als eher positiv für das Gesamtbild. Das Bauwerk steht im Winkel zum Betrachter, sodass der stumpfe Winkel am Übergang des dritten Bogens zur Stützmauer zur Tiefenwirkung beiträgt. Optimiert habe ich die Bogenstürze, welche bei meinem Modell durch zu breite Steine imitiert sind. Ich habe nur die waagrechten Fugen der zu bossierenden Steine angegeben (Abstand 3 mm, es können aber auch 4 mm sein). Anregungen zum Mauerwerk entnehmen Sie aus den Modellfotos oder besser aus Vorbildfotos (z.B. Horst Felsinger, Die Mariazellerbahn, Wien, 2. Aufl. 1979). MIBA-Spezial 47

Damit spreche ich die Korrektur meiner persönlichen Grün-Skala an. Bislang hatte ich vor allem Heki-Laubmatten mit der Bezeichnung „maigrün“ verwendet. Auf meinen Fotos erschienen sie gewöhnlich mit einem leichten Gelbstich. Also entschloss ich mich, die Heki-Stufe „mittelgrün“ zu überspringen und gleich auf „dunkelgrün“ zu gehen. Meinen Augen scheint dieser Farbton zu blau. Wie die Fotos dann wirklich im Druck aussehen, werden Sie und ich erst erfahren, wenn wir die neue MIBA-Spezial-Ausgabe in Händen halten.

Kein Super-Landschaftsbau Das in diesem Artikel Geschilderte entspricht den Fähigkeiten, welche ich bei jedem geübten Modellbahner voraussetze. Um eine Super-Landschaftsgestaltung, wie sie bei einem so kleinen Objekt möglich wäre, handelt es sich also nicht. Ausdrücklich von diesem Urteil ausnehmen möchte ich aber die Felsen. Die finde ich immer noch super

Schnitt durch den Scheitel des ersten Bogens

MIBA-Spezial 47

und ich habe einige Zeit gebraucht um die Herstellungsmethode zu entwickeln. Aber das fällt in die Zeit, als das Anlagenstück gebaut wurde. Mit den in diesem Artikel gezeigten Allerwelts-Methoden und in diesem Detaillierungsgrad können Sie auch größere Anlagen noch ökonomisch gestalten. Es kommt ja auch darauf an, dass Angefangenes fertig wird. Ich will mir überhaupt nicht vorstellen, wie viel Zeit wohl für ein gegendübliches Nadelwäldchen auf dem linken Tunnelberg draufgegangen wäre, wenn ich auf entsprechende Modellbau-Spezialitäten zurückgegriffen hätte. Und dann die astronomischen Ausgaben, Bezugsschwierigkeiten, Zweifel, ob die teuren Materialien auch längere Zeit halten, kaum Kombinationsmöglichkeiten mit konventionellen Produkten, und was einen sonst noch von den Spezialitäten abhalten mag. Aber es reizt mich doch, später noch einmal mit Super-Ambitionen ranzugehen; eine tragfähige Grundlage exisBertold Langer tiert immerhin.

Unten: Der Bautrupp wartet auf die Lieferung der Österreich-typischen Geländer mit doppelt gekröpften Ständern. Wenn Sie mich fragen: Er wartet vergeblich – wenigstens so lange, bis sich ein Zubehörhersteller dieses, wie ich meine, wichtigen Details erbarmt. Möglicherweise ließen sich diese Dinger als Ätzteile fertigen. Vielleicht komme ich selbst irgendwann einmal auf den Trichter.

49

WERKSTATT

Nach der Überarbeitung mit langen Heki-Fasern und mithilfe des Heki-Elektrostaten sprießt das Grün wieder üppig. Die Aufnahme rechts zeigt das Modul vor seiner Überarbeitung: Die ohnehin schon recht kurzen Grasfasern sind recht platt gedrückt und als solche kaum noch zu erkennen. Unten das elektrostatische Handbeflockungsgerät von Heki mit der mittleren Applikatordose, die für die meisten Anwendungen ausreichend ist. Links daneben der Trafo, mit dem sich die Hochspannung regeln lässt. Alle Fotos: Stephan Rieche

50

MIBA-Spezial 47

Der Heki-Elektrostat für großflächiges Begrünen

Begrasen mit Hochspannung Wer größere Fläche auf konventionelle Weise mit Grasfasern begrünen will, muss sich mit Geduld und Fingerspitzengefühl wappnen. Zudem wollen gerade längere Fasern nicht immer so gen Himmel wachsen wie in der Natur. Für zügiges Arbeiten und perfekte Faserausrichtung sorgt ein elektrostatisches Handbeflockungsgerät von Heki, das sich Stephan Rieche näher angesehen hat.

I

n den letzten zwei Jahrzehnten erschienen immer mehr Materialien zur Nachbildung einer mehr oder weniger natürlichen Begrasung. Hervorzuheben sind hier vor allen anderen die Grasmatten von Silflor, die Pionierfunktion hatten und Nachahmer fanden. Zweifellos erzielt man mit diesen Matten hervorragende Ergebnisse, allerdings haben sie drei Nachteile: Erstens macht ihre Verarbeitung eine Menge Arbeit, wenn man exzellente Resultate erreichen will. Zweitens müssen sie auf Grund ihrer Stärke leicht versenkt in den Untergrund eingearbeitet werden, was eine nachträgliche Verlegung unmöglich macht. Und drittens führt vor allem eine großflächigere Verlegung zu einer erheblichen Belastung des Modellbahnetats.

Der Elektrostat von Heki Was nun tun, wenn man eine Reihe von mittlerweile etwas heruntergekommenen Modulen und Dioramen auffrischen und dabei auch noch recht flott vorankommen will? Zum einen kann man die guten alten, circa drei Millimeter langen Grasfasern aus den Plastikdöschen und -fläschchen benutzen, dank deren Hilfe die neuen Grasfasern auch halbwegs aufrecht stehen. Ein Riesenschritt nach vorne ist jedoch mit längeren Fasern, die wildes Gras deutlich besser wiedergeben als die kurzen, und dem Elektrostaten von Heki möglich. Letzterer macht sich das gleiche Prinzip wie die Kunststoffdosen zu Nutze – die Grasflocken werden durch ein elektrostatisches Feld ausgerichtet –, ist aber deutlich wirksamer. Der Elektrostat besteht im WesentliMIBA-Spezial 47

chen aus einem Transformator, der eine Hochspannung von bis zu 70 000 Volt (70 kV) erzeugt, einem Erdungskabel und einem Applikator zum Auftragen der Grasflocken. Im Applikator erfolgt das Aufladen der Fasern durch die zwischen 40 und 70 kV einstellbare Hochspannung. Es gibt Applikatordosen verschiedenen Durchmessers, wobei die mittlere für die meisten Anwendungen ausreicht. Durch Einlegen von Pappscheiben mit kleineren Öffnungen kann man die Arbeitsgröße der Dosen auch reduzieren ohne die kleineren Dosen zu kaufen. Hat man den zu begrasenden Untergrund nun mit dem Erdungskabel versehen, stellt dieser Untergrund den Gegenpol der Hochspannung dar und die aufgeladenen Fasern werden mit hoher Kraft angezogen. Während ihres Fluges richten sie sich dabei entlang der statischen Feldlinien zwischen Applikator und Untergrund aus und treffen so immer senkrecht zum Untergrund auf, wo sie durch geeigneten Kleber festgehalten werden. Wichtig ist dabei, dass der Benutzer das Gerät am Metallgriff umfasst, der geerdet ist, damit er sich nicht selbst elektrostatisch auflädt.

Kleber und Fasern Als Kleber empfiehlt sich verdünnter Weißleim oder Tiefengrund auf Dispersionsbasis. Mit Weißleim muss man etwas aufpassen, da er je Beschaffenheit des Untergrundes dazu neigt, glänzend durchzuschimmern. Tiefengrund ist für unsere Zwecke geigneter. Wichtig: Auf gar keinen Fall lösemittelhaltigen Kleber verwenden – dieser bildet 51

å

ç

è

é im Zusammenhang mit der eingesetzten Hochspannung ein hohes Explosionsrisiko. Es können weitgehend alle im Modellbau bekannten Fasern eingesetzt werden. Besonders sinnvoll ist der Elektrostat allerdings bei Faserlängen über 5 mm. Diese entfalten ihre Wirkung nämlich nur, wenn sie aufrecht stehen, und die elektrostatischen Felder, die durch die kleinen Plastikdosen aufgebaut werden, haben nicht die notwendige Stärke, diese langen Fasern auszurichten. Mit dem Elektrostaten lassen sich die Fasern auch mischen oder verschiedenen Fasern ineinander übergehend auftragen, was wiederum neue Effekte gibt.

Die Verarbeitung Das Arbeiten mit dem Elektrostaten ist im Grunde ganz einfach: Kleber auf den Untergrund auftragen, den Untergrund mit dem Erdungskabel verbinden und dann aus einem Abstand von circa 30 Zentimetern unter leicht schüttelnden Bewegungen den Applikator über der zu begrasenden Fläche bewegen. Die Flocken „schießen“ dann 52

von alleine auf den Untergrund und man muss aufhören, sobald die gewünschte Flockendichte erreicht ist. So weit das Prinzip – das richtige Feingefühl erreicht man nur durch praktische Übung. Dazu lediglich ein paar weitere Tipps: • Der Untergrund sollte nicht zu gleichmäßig sein. Das führt zu dem „Parkrasen-Effekt“, der in freier Natur recht unnatürlich aussieht. Wer nicht gerade ein altes Diorama aufmöbelt, sollte den Untergrund ruhig mit Foliage-Vlies oder Flocken etwas unregelmäßiger gestalten. • Bäume und Büsche so weit wie möglich entfernen, denn unter ihnen bildet sich kein elektrostatisches Feld aus und dort fliegen auch keine Fasern hin. • Ecken, Kanten und Spitzen verursachen eine sehr hohe elektrische Feldkonzentration, die verhindert, dass an diesen Stellen Fasern in den Kleber einschießen. Abhilfe erreicht man durch eine Zurücknahme der Hochspannung oder einen größeren Abstand zwischen Objekt und Applikator. Am besten vermeidet man derart scharfe Kanten von vornherein. • Die Fasern stehen grundsätzlich im

å Bäume und Büsche werden entfernt, da sie beim Nachbegrasen stören. Um den Untergrund etwas ungleichmäßig zu gestalten, werden zusätzliche Flocken aufgeklebt. Sie sind im Streiflicht gut zu erkennen. ç Der nur leicht verdünnte Dispersionstiefengrund wurde mit einem großen und mehreren kleinen Pinseln aufgetragen. é Dann kommt der Elektrostat zum Einsatz. Im Bild die Erdungsklemme für das elektromagnetische Feld, die mit einem Nagel im feuchten Untergrund befestigt ist. è Die Fasern verteilen sich recht weit. Es lohnt sich auf jeden Fall, überschüssiges Material zu „recyceln“.

90-Grad-Winkel von ihrem Untergrund ab. Dieses gilt auch für geneigte Flächen, beispielsweise Bahndämme, und lässt sich im Moment des Begrasens leider nicht vermeiden. Allerdings kann man versuchen die überschüssigen Fasern vorsichtig abzusaugen, sobald der Kleber etwas „angezogen“ ist, und dabei die verbleibenden Fasern vorsichtig „bergauf“ kämmen – klingt schwierig, erfordert auch ein wenig Übung, ist aber möglich. • Im Bereich von Ansatzstellen (wenn man beispielsweise eine größere Fläche in zwei Durchgängen begrasen muss) grundsätzlich immer etwas weiter einleimen, als man begrasen will, und erst beim zweiten Durchgang die Restfläche des ersten begrasen. • Sollen zwei Flächen mit zwei verschiedenen Grastönen aneinander stoßen, so kann man eine im ersten Durchgang mit z.B. Zeitungspapier abdecken. Der Abstand des Zeitungspapiers zum Untergrund legt dabei fest, wie scharf der Übergang zwischen den beiden Farbtönen ausfällt. Aus dem eben beschriebenen Grund sollte man immer beide Flächen einleimen. • Die Fasern verteilen sich recht weit. MIBA-Spezial 47

ê

ê Hier sollte eine Wiese dunkler ausfallen als das umgebende Brachland. Also wurde erst das Brachland mit hellgrünen Fasern begrast und die Wiese mit einem passend zurechtgeschnittenen Zeitungspapier abgedeckt. ë Anschließend wurde die Wiese mit dunkelgrünen Fasern begrast. Am linken Rand der Wiese wurde später ein Zaun platziert. íDer Vergleich von nicht nachgearbeiteten und neu begrasten Flächen zeigt deutlich die unterschiedliche Wirkung: Links siehts so aus, als wäre gerade eine Schafherde vorbeigezogen und hätte alles kahl gefressen, während rechts das Grün sprießt.

í

ë

Nur ein Bruchteil wird wirklich auf dem Untergrund verklebt; der Rest fliegt daneben oder lässt sich wieder abfegen. Es empfiehlt sich also die überschüssigen Fasern durch Auslegen von Zeitungspapier wieder aufzufangen und die nicht festklebenden Fasern mit einem sauberen Staubsaugerbeutel wieder aufzusaugen. Kleinere Module oder Schaustücke lassen sich vielleicht auch kippen und abfegen.

Was kostet der Spaß? Bekanntermaßen sind Wunder nicht umsonst und so ist es auch mit dieser „Wundertüte“ von Heki. Über den Preis schweigt sich auch der Heki-Katalog zunächst einmal aus – Infos über Anwendung und Bezug erhalte man „auf Anfrage“. Wer dies bei seinem Händler tut, erfährt, dass der Elektrostat ab DM 1400,- zu bekommen ist, weil es sich um ein in Kleinstserie gefertigtes Stück handelt. Die nun zu beobachtenden Reaktionen reichen von sprachlosem Erstaunen über lauthals geäußerte Empörung bis hin zum Schwächeanfall. MIBA-Spezial 47

Die Kosten sollte man vorurteilsfrei aus zwei Perspektiven betrachten: 1. Wie oft brauche ich dieses Teil? Lautet die Antwort „relativ selten“, so spricht nichts dagegen, sich ein Werkzeug wie den Elektrostaten mit ein paar Gleichgesinnten anzuschaffen. Pluspunkt: Das Gerät hat keine beweglichen Teile, die verschleißen oder kaputt gehen können und bei sachgerechtem Einsatz mit Kleber oder Schmutzstoffen in Kontakt kommen. 2. Was kostet eigentlich eine ganz normales Dampflokmodell? Und wie viele kaufe ich davon im Jahr, beziehungsweise auf wie viele muss ich dann verzichten, wenn ich mir ein solch exklusives Werkzeug wie den Elektrostaten kaufe? Bei einem halben Dutzend Modellbahnern, die sich einen Elektrostaten teilen, steuert jeder ungefähr den Gegenwert einer halben Dampflok bei und dann sieht die Kalkulation doch schon ganz anders aus, oder? Unter diesen Gesichtspunkten ist die Anschaffung eines solchen Gerätes sicher auch für Vereine sinnvoll. Wir haben uns jedenfalls als Gruppe von acht Modellbahnern ein solches Gerät zugelegt und haben diesen Ent-

schluss nicht bereut. Wer nun partout keine Gleichgesinnten kennt und sich auch nicht fürs Vereinsleben erwärmen kann, sollte sich an einen Fachhändler seines Vertrauens wenden. Immer mehr Modellbahngeschäfte bieten die Möglichkeit an, sich den Elektrostaten für eine angemessene Gebühr über einen oder mehrere Tage auszuleihen. Und wer einmal ein paar Quadratmeter mit dem Elektrostaten begrast hat, wird die Leihgebühr mit Freude aufbringen. Stephan Rieche

Kurz + knapp • Elektrostatisches Handbeflockungsgerät, Set 3 mit mittlerem Applikator und grobmaschigem Sieb ca. DM 1400,– • Heki Kittler GmbH Am Bahndamm 10 76437 Rastatt-Wintersdorf Tel. 07229/181715 • Erhältlich im Fachhandel auf Anfrage • Bei vielen Fachhändlern gegen Gebühr ausleihbar (ca. DM 30,– pro Tag, ca. DM 70,– übers Wochenende)

53

Ein nettes Fleckchen Erde

Patchwork Immer wieder wird von der Zubehörindustrie versucht mit neuen Materialien das Aussehen der Modellbahnlandschaft zu verbessern. Und immer wieder gelingt dies auch, wie das Beispiel von Hekis decovlies beweist. Doch der Anwender kann mit eigenen Methoden die Wirkung des Landschaftszubehörs noch steigern.

W

ährend die Verwendung längerer Grasfasern gegenüber herkömmlich begrasten Grünflächen oder Grasmatten schon eine deutlich gesteigerte Wirkung brachte, bleibt der Eindruck einer regelmäßigen Grasfläche aber weiter bestehen. Das ändert sich auch nicht grundlegend, wenn man statt des Einsatzes von Grasfasern vorgefertigte Grasmattenteile aneinander reiht, selbst wenn es sich um die weiterentwickelten Produkte „Bergwiese“ oder „Savanne“ handelt, wo mit eingestreuten Flocken und einer verbesserten Farbgebung versucht wurde, das unruhigere Aussehen einer Wildwiese einzufangen. Für eine richtig wild wuchernde Unkrautwiese, wie man sie hingegen viel öfter an Bahndämmen oder in der weiteren Bahnumgebung findet, reicht hoher Grasbewuchs allein nicht aus, selbst wenn er farblich optimiert wurde. Hier stoßen die industriellen Fertigungsverfahren unter wirtschaftlichen Kostengesichtspunkten an eine gewisse Grenze. Die Divergenz liegt darin, dass eine solche Naturwiese wesentlich vielfältiger in der Art ihrer Pflanzen ist. Nur periodisch gemähte 54

Kulturgrasflächen weisen eine gewisse Regelmäßigkeit im Wuchs und in den Pflanzenarten auf. Wilde Wiesen hingegen zeichnen sich durch eine Vielzahl von Pflanzen in unterschiedlichen Wuchshöhen, Blütenständen und Farbnuancen aus. Normalerweise ist dieser Eindruck modellmäßig nur schwer zu treffen. Doch kann man unter Verwendung handelsüblicher Produkte durch ein ausgefeiltes Kombinationsverfahren durchaus in eine solche Nähe kommen. Die von mir als so genanntes „Patchwork“ ausgedachte Verarbeitungsmethode – Kombination unterschiedlicher Landschaftsmaterialien unter Hauptverwendung des „decovlies“ von Heki – ist geeignet, durch die Aneinanderfügung der einzelnen Gewebefetzen das natürlich unruhige Muster einer Wildwiese einigermaßen darzustellen und dabei auch keine so exakten Kanten hervorzubringen, als wenn man die fabrikmäßigen Mattenteile aneinander fügt. Mit weitergehenden Verfeinerungsschritten lässt sich die Untergrundbehandlung noch steigern, wobei man den Detaillierungsgrad und den einhergehenden Zeitaufwand zum

Schluss selbst bestimmen kann. Grundsätzlich scheint es mir am geeignetsten, wenn man möglichst unterschiedliche Ausgangsmaterialien eines Produktes, sowohl in Farbe wie auch Faserhöhe kreuz und quer miteinander mischt. Ich habe so meine Wildwiese aus fünf unterschiedlichen decovlies-Sorten zusammengesetzt: 1574 Wildgras savanne 1575 Wildgras wiesengrün 1576 Wildgras waldboden 1590 Wiesengras hellgrün 1591 Wiesengras mittelgrün Dabei hat das Wildgras längere Fasern, während das Wiesengras geeignet ist kurz gewachsene Vegetationsflächen nachzubilden. Solchermaßen aneinander gesetzt wird der Wildwuchs einer richtigen Unkrautwiese mit ihren unterschiedlichen Gräsern, Stauden und Kräutern am besten nachgebildet.

Untergrundbehandlung Die Methode eignet sich – wie auch die langfaserige Begrasung – sowohl für jungfräuliche Neuflächen als auch für schon vorhandene Grasflächen auf bestehenden Anlagen. Wichtig scheint mir nur, dass der Untergrund eine relativ natürliche Farbgebung aufweist. Warme mittelbraune Farbtöne oder ein nicht zu grell wirkendes Grün sind dabei angesagt. Gipsuntergründe sollten mit wasserlöslichen Farben angelegt und so auch ihrer Saugfähigkeit beraubt werden, MIBA-Spezial 47

geschäumte Flächen ggf. mit feinem Schwemmsand abgestreut werden, der immer noch die beste Untergrundeigenschaft aufweist, weil er den Leim langsamer trocknen lässt und eine gute Griffigkeit besitzt. Die decovlies-Matten müssen als Erstes in geldstückgroße Flicken zerschnitten werden, die dann später aneinander gesetzt werden. Nach meiner Erfahrung sollte dabei der überwiegende Teil der Schnittstücke etwa fünfmarkstückgroß sein um eine zu aufwändige Aneinanderreihung zu vermeiden. Dabei sind allzu glatte und gerade Schnitte zu vermeiden. Man zieht die Matte zunächst etwas auseinander. Hierdurch werden schon die ersten „dünnen“ Stellen im Grundgewebe sichtbar. Nun schneidet man mit einer guten Schere die benötigten Stücke heraus, wobei man nach dem ersten Anschnitt mit der Schere versucht, wieder etwas zu ziehen, um dieses Stück halb reißend, halb schneidend abzutrennen. Dadurch ergeben sich erstens schön unregelmäßige Trennlinien und zweitens keine allzu störenden geraden Schnittkanten. Die Formen können dabei von länglich über rundlich bis zu geometrischen Ausschnitten variieren. Die bei dieser Vorbehandlung reichlich anfallenden Fasern werden gesammelt, dabei gemischt und für spätere Kaschierarbeiten wieder verwendet. Für die Befestigung mit dem Untergrund empfand ich Weißleim als das beste Klebemittel, man muss aber darauf achten, dass man nicht auf solche (neuen) Sorten zurückgreift, die weißlich trocknen (z.B. Uhu-Coll-Spezial). Lösungsmittelhaltiger Kleber eignet sich bei der Verarbeitung des decovlies nach meiner Erfahrung nur dann, wenn ganze Mattenstücke schnell verklebt werden müssen und eine zügige Haftung erreicht werden soll. Dies ist auch besonders wichtig, wenn die Mattenstücke mit ihrer Eigensteife nicht gut an stark zerklüfteten Untergründen haften wollen und somit eine schnelle Fixierung gewünscht ist. Den Weißleim zunächst nahezu unverdünnt in Streifen auftragen und eventuell mit dem Pinsel etwas verstreichen. Die Gewebestücke sind nun abwechselnd anzuordnen. Hierbei zuerst große Grasstücke in beliebiger Farbfolge auf die gut vorgeleimte Fläche aufkleben und dabei z.B. mit einer gebogenen Pinzette gut andrücken um das punktuelle Anpressen in den Leim zu erleichtern. MIBA-Spezial 47

MODELLBAHN-PRAXIS

Die Natur als Vorbild: Schon eine regelmäßig gemähte Wiese bietet die unterschiedlichsten Pflanzen und Wuchshöhen. Wilde Flächen, wie man sie in der Bahnumgebung zuhauf findet, weisen aber eine kaum nachbildbare Pflanzenvielfalt auf.

55



Die Wiesen entstanden aus diesen unterschiedlichen decovlies-Arten von Heki, deren Matten in geldstückgroße Batzen zerschnitten wurden. Die dabei zwangsläufig anfallenden Restfasern sammelt man und verwendet sie später zum Auffüllen von Lücken.



Zunächst sollte man die Gewebematte gut in alle Richtungen spreizen. So werden die schwächeren Gewebestellen schnell sichtbar und es zeigen sich schon die vorgegebenen Batzen zum Herauslösen. Die längliche Struktur muss dabei nicht immer im geldstückgroße Teile geschnitten werden, auch die Streifen finden je nach Gelände geeignete Verwendung.



Das Auseinanderschneiden mit der Schere folgt halb ziehend, halb schneidend, am besten entlang der dünneren Stellen. Wichtig ist, dass man keine schnurgeraden Schnitte setzt, um die in der Natur nicht vorhandenen geraden Linien zu vermeiden.



Auf den mit gesiebtem Schwemmsand vorbereiteten oder zumindest erdbraun vorgefärbten Untergrund trägt man unverdünnten Weißleim auf und verteilt ihn mit dem Pinsel gleichmäßig und dünn.



Am rechten Rand des Geländes ist ein Graben vorgesehen. Hier ordnet man schmale Streifen in dunklerer Farbgebung an und presst sie tief in den Leim. Wenn dabei etwas Leim an die obersten Fasern gerät, macht das nichts, denn dieser wirkt nach dem glasklaren Aushärten wie natürliche Feuchtigkeit.

56

MIBA-Spezial 47



Bei größeren Flächen werden größere Batzen der Grasstücke willkürlich aufgeklebt und die Zwischenräume mit kleineren Teilen gefüllt. Man sollte auf eine möglichst abwechslungsreiche Zusammensetzung dieser Stücke achten.



Als vorläufigen Abschluss streut man die ganze Fläche mit Schaumstoffflocken unterschiedlicher Färbung und Größe ab. Manche bleiben dabei im Gewebe hängen, andere rieseln nach unten und bedecken den Boden.



Mit Naturrispen aus dem Floristenbedarf, verschieden eingefärbten Naturmaterialien aus dem Bastelbedarf oder handelsüblichem Landschaftszubehör kann man nun noch die größeren Solitärpflanzen einer Wiese nachbilden. Dabei sollten Stängel einer Art ruhig auch zu Pflanzengruppen arrangiert werden.

MIBA-Spezial 47

Keinesfalls dürfen die Grasstücke mit zu viel Leim getränkt werden, nur die unterste Gewebeschicht sollte sich mit dem Kleber verbinden. Es bleibt aber in diesem Arbeitsschritt trotzdem nicht aus, dass das Instrument leicht mit Weißleim verschmiert wird, der sich beim wiederholten Andrücken überallhin verteilt und auch in den oberen Faserschichten absetzt. Die zurechtgeschnittenen Fetzen können ganz nach Belieben gestreckt, gequetscht oder durch Rupfen weiter zerkleinert werden, sodass sich damit eigentlich immer die beim Setzen der Grasstücke zunächst noch vorhandenen Lücken füllen lassen. Unter Umständen streut man auch hier die aufgefangenen Restfasern ein. In der Regel werden die langfaserigen Wildgrasstücke häufiger gebraucht, mit dem kurzfaserigen Wiesengras eher die Löcher aufgefüllt. Sehr sparsam sollte man mit dem recht farbig wirkenden Mittelgrün umgehen. Die kurzfaserigen Grasbüschel müssen oftmals noch weiter zerrupft und verkleinert werden. Auch verkehrt aufgeklebte Flicken stören das Gesamtensemble nicht, da das dunklere Trägergewebe nicht störend wirkt, sondern höchstens dunkle Effekte mit sich bringt. Farbliche Akzente lassen sich durch gezielt angeordnete Grasstücke erreichen. So kann man in Gräben vorrangig mittelgrüne Batzen verarbeiten und mit dunkleren Stücken (Savanne oder Waldboden) anschließen. Damit lassen sich feuchtere Stellen andeuten.

Zwischenbehandlung Einen abwechslungsreicheren Eindruck kann man nun noch durch Abstreuen mit unterschiedlichen Schaumstoffflocken der diversen Hersteller erreichen. Der aufgetragene Weißleim ist dort noch aufnahmefähig, wo er weißlich durchschimmert. Er wird durch das Berieseln mit diesen Bodendeckern endgültig getarnt. Ich habe etwa 5-6 unterschiedliche Streumaterialien verwendet, wobei die Farbpalette von bräunlichen Erdtönen bis zu Grüntönen reichte. Flocken dickerer Körnung sollten dabei mit feinem Streu abwechseln. Bei Letzterem empfehlen sich besonders die feinen Turf-Sorten von Woodland Scenics (im Vertrieb bei Noch und Bachmann), die geeignet sind, durch das ganze Gewebe durchzurieseln und bis zum Boden zu fallen. Um diesen 57

Effekt zu erreichen, müssen die dickeren Flocken (ggf. etwas sparsamer) zuerst aufgebracht und die feineren dann darüber gestreut werden. Manche von ihnen bleiben dabei im noch stellenweise klebrigen Fasergewebe hängen und tragen so auf ihre Weise zum Gesamteindruck bei. Nach dem Trocknen des Weißleims, besser noch erst am nächsten Tag, saugt man die lose aufliegenden Streuflocken wieder ab. Es empfiehlt sich dabei, die Saugkraft des Staubsaugers deutlich zu reduzieren und ggf. die Flockenreste mit einem Strumpfgewebe aufzufangen und diese Zufallsmischung noch einmal zu verwenden.

lere Einzelpflanzen zwischen die Grasfasern kleben. Ergänzt wird das Ganze zum Schluss durch feine Naturrispen aus dem Floristenbedarf. Als Beispiele will ich Agrostis, Staktizie, Asparacus, Erikamoos usw. nennen. Auch diese Pflanzen werden einzeln oder in Gruppen eingearbeitet. Fündig wird man z.B. auch bei Busch, Faller, Noch usw. und bei Kleinserienherstellern wie Haberl & Partner, Poscher oder HS-Modulbau.

Endbehandlung

Auf der an den Bauernhof angrenzenden Wildwiese ist die Pflanzenvielfalt noch vielfältiger.

Nicht jeder wird ein gut sortiertes Bastelgeschäft in seiner Nachbarschaft haben, wo er alle aufzählbaren Naturrispen erwerben kann. So muss man selbst auf die Suche gehen und bestimmte Dinge vom Aussehen her als geeignet beurteilen. Die fertigen Fotos mögen dabei einen Anhaltspunkt dafür bieten, wie weit man mit der Ausschmückung seines Bahnumfeldes gehen will, was dabei gut aussieht und was nicht. Horst Meier

Auf der HEB-Anlage wurden die Hangflächen am Einschnitt nach dieser Methode gestaltet. Mit dem schon länger bekannten Heki-Flor wurde der Pflanzenbewuchs ergänzt. Die verwendeten Naturrispen wurden dabei auch schon zur Nachbildung von kleineren Büschen und Sträuchern umfunktioniert. Fotos: Horst Meier

Mit den gerade beschriebenen Behandlungsschritten wird eigentlich schon ein recht vorbildnahes Aussehen der Unkrautwiese erreicht. Noch fehlen aber die Einzelstauden und kleineren Büsche, die sich aus den unterschiedlichen Grashalmen erheben. Zur Nachbildung dieser besonders sichtbaren Solitärpflanzen empfehlen sich mehrere Ausgangsmaterialien. Silflor bietet einiges an einfügbarem Bewuchs. Die dort im Angebot befindlichen Belaubungs-Geflechte mit ihren aufkaschierten Blättern und Fasern kann man nach entsprechendem Auseinanderschneiden in beliebigen Größen und Formen als kleinere und mitt58

MIBA-Spezial 47

MIBA zum Kennenlernen Sie wollen mehr über die MIBA und weitere MIBA-Produkte wissen? Ganz einfach: Diese Seite ausdrucken, Ihren Wunsch ankreuzen und an den MIBA-Bestellservice schicken bzw. faxen.

❐ Ja,

bitte schicken Sie mir das MIBA-Verlagsprogramm

Name/Vorname Straße PLZ/Ort Telefon

❐ Ja,

bitte lassen Sie mir ein aktuelles Probeheft der Zeitschrift „MIBA-Miniaturbahnen“ zukommen.

❐ Ja,

Mein Schnupperabo bezahle ich per: Bankeinzug Rechnung Kreditkarte

Ich möchte „MIBA-Miniaturbahnen“ testen.

Das MIBA-Schnupperabo: 3 Ausgaben für nur € 12,80 (DM 25,03). Als Dankeschön erhalte ich eine praktische Mini-Datenbank oder einen formschönen Kugelschreiber. Wenn Sie „MIBAMiniaturbahnen“ anschließend weiter beziehen möchten, brauchen Sie nichts zu tun und erhalten 12 Ausgaben MIBA und eine Ausgabe MIBA-Messeheft zum Preis von € 75,00 (DM 146,69). Andernfalls genügt innerhalb einer Woche nach Bezug des 3. Heftes eine Mitteilung an den MIBA-Bestellservice. Unser Dankeschön dürfen Sie aber in jedem Fall behalten. Dieses Angebot gilt nur innerhalb Deutschlands.

Bankbezeichnung/Kartenart Konto-Nummer/Kartennummer

BLZ/gültig bis

Datum, Unterschrift

Als Dankeschön hätte ich gerne ❐ den Füller ❐ die Mini-Datenbank

MIBA-Bestellservice Am Fohlenhof 9a 82256 Fürstenfeldbruck

Widerrufsgarantie: Ich weiß, daß ich diese Bestellung innerhalb von zwei Wochen beim MIBA-Bestellservice, Am Fohlenhof 9a, 82256 Fürstenfeldbruck widerrufen kann, und bestätige dies mit meiner zweiten Unterschrift. Die Frist beginnt einen Tag nach Absendung der Bestellung. Zur Wahrnehmung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs. Der Widerruf bedarf keiner Begründung.

Fax: 08141/5348133 Tel.: 08141/5348134

Datum, 2. Unterschrift

MODELLBAHN-PRAXIS

Eisenbahnergärten am Bahnhof „Ferbach“, aufgenommen von der etwas erhöhten Perspektive des „Stellwerks 1“. Der Express Frankfurt–Paris fährt gerade ein. Mit ihrer dekorativen Vielfalt sind Eisenbahner-Gärten ein ideales Objekt für den Anlagen-Vordergrund. Die Vogelscheuche stammt aus dem Sortiment der franz. Firma l’Obsidienne (Firmenadresse auf S. 64).

Wo sich Detaillierungswut austoben kann

Idyll am Gleis: Eisenbahner-Gärten Wer mit der Bahn und mit offenen Augen durch die Lande fährt, kann sie an manchen Stellen noch links und rechts der Strecke entdecken: die Eisenbahner-Gärten. Was in früheren Zeiten die Grundversorgung schlecht bezahlter Eisenbahner sicherstellte, ist in den letzten Jahrzehnten als Bauland oder Verkehrsfläche „verwertet“ worden. Auf einer Modellbahnanlage, zumal wenn sie in vergangenen Epochen spielt, sollten ein paar typische Eisenbahner-Gärten aber nicht fehlen, meint Jacques Le Plat.

E

in klassisches und dekoratives Motiv, das aber eher selten auf Anlagen zu sehen ist, sind Eisenbahner-Gärten, wie sie sich vielerorts am Rand von Strecken und Bahnanlagen befanden. Wegen des Streckensterbens und der Ertrag bringenden Veräußerung von Bahnflächen nebst anschließender Überbauung sind in den letzten Jahrzehnten viele Eisenbahnergärten verschwunden. Aber bis in die 70er-Jahre hinein waren sie 60

noch allgegenwärtig – und auf vielen historischen Eisenbahnaufnahmen sind sie unübersehbar. Die Eisenbahnergärten repräsentierten eine spezielle Art des Arbeitergartens und linderten die Folgen der Rationierung von Lebensmitteln, besonders während oder nach den beiden Weltkriegen. Die relativ kleinen, aber intensiv bewirtschafteten Parzellen brachten in der Regel einen guten Ertrag, oft über den Eigenbedarf hi-

naus. In Deutschland gab es vor 30 Jahren noch mehr als 800 000 solcher Eisenbahnergärten, von denen nicht mehr viele übrig geblieben sind.

Charakter der Gärten Viele Parzellen wurden nur vorübergehend und ohne festen Vertrag an ihre Nutzer vergeben. Dieser Umstand führte dazu, dass teure oder „feste“ Einrichtungen untersagt waren. Oft charakterisierte ein unbeschreibliches Durcheinander die Parzellen. Die Hütten waren aus verschiedensten Altmaterialien regelrecht „zusammengezimmert“. Das ist ganz im Sinne des erfindungsreichen und wirtschaftlich denkenden Modellbauers, der sein Zubehör quasi aus dem Nichts baut. Welches Objekt verlangt unsere größte Aufmerksamkeit? Anhand von Vorbildaufnahmen kann jeder nach eigenen Vorstellungen die typischen Elemente eines derartigen Ensembles rekonstruieren. Dabei werden wir feststellen, dass solche Gärten in der Regel keine Ziergärten sind. Eigentlich hatte ich etwas Derartiges auf meinem Bahnhof „Ferbach“ überhaupt nicht vorgesehen, konnte sie dann aber ohne große Schwierigkeiten auf einem schmalen Geländestreifen vor den Gleisen unterbringen. MIBA-Spezial 47

Ursprünglich sollte die Straße am Rand der Anlage verlaufen (gelber Pfeil), parallel zu den Gleisen und auf den „Posten 1“ zu. Indem ich die Straße verlegte und die Böschung anders gestaltete, entstand ein Geländestreifen, der für einige Kleingärten Platz bot (rote Pfeile). Mit eingefärbten Papierabschnitten imitierte ich die geplante Lage der einzelnen Parzellen. Die schraffierte Styroporschicht bewirkt die Anhebung der ehemaligen Böschung. Die kleinen Ackerstücke mit gepflügten Furchen werden einfach durch Stücke aus Wellpappe (feine Wellen) dargestellt, die in einen entsprechend dicken Belag mit der eigentlichen Gartenoberfläche eingesetzt werden. Alle Fotos und Zeichnungen: Jacques Le Plat

Vorbereitung der Grundfläche Ursprünglich fand sich links von meinem Bahnhof Ferbach in Richtung des Stellwerks „Posten 1“ eine lange Böschung ohne besondere Originalität. Um diesen Abschnitt etwas attraktiver zu gestalten, entschied ich mich, dort eine leicht fallende Fläche von 60 cm x 10 cm anzulegen. Dieser schmale Streifen reicht aus um hier die Gärten beginnen zu lassen und drei oder vier kleine Gartenhütten darzustellen. Am Rande der Anlage lassen sich in Ruhe alle Details betrachten. Da die Gärten nur von niedriger Vegetation bedeckt sind, kann der Zugbetrieb weiterhin ungestört betrachtet werden. Das Anlegen von Eisenbahnergärten erlaubt es, verschiedene Effekte der Bodenbeschaffenheit auf engstem Raum darzustellen. Ein sorgfältiges Studium von Vorbildfotos oder – so noch vorhanden – Eisenbahnergärten ist wesentlich effektiver als jede abstrakte Beschreibung. Die Beschaf62

fenheit der Oberflächen in den verschiedenen Parzellen wird zunächst mit Spachtelmasse nachgebildet. Für die Darstellung der Furchen in den Beeten habe ich einfach entsprechend große Stücke Wellpappe in den Boden eingesetzt. Alles wird mit verdünntem Weißleim überstrichen und in Ruhe bestreut. Die Streumaterialien T42 (Erde) und T50 (Erde gemischt) von Woodland Scenics sind hierfür am geeignetsten, aber auch andere Materialien: gefärbtes Sägemehl, Bürstenhaare, feiner Schotter und vieles mehr. Sie sollten versuchen selbst ein Gefühl dafür zu bekommen, die Realität mit den zur Verfügung stehenden Mitteln umzusetzen – unser Vorhaben eignet sich gut als „Laboratorium“ für Gestaltung des Bodens im Allgemeinen.

Herstellung der Gartenlauben Am bequemsten ist sicherlich die Verwendung von handelsüblichen Hütten (z.B. Busch H0 6043 oder Faller 140).

Ich finde sie jedoch zu perfekt um die wirklich grobe und wackelige Bauart vieler ihrer Vorbilder darzustellen. Und außerdem bringt man sich um den Spaß, in voller Gestaltungsfreiheit individuelle und ganz ausgefallene Gartenlauben entstehen zu lassen. Ich habe sie vollständig aus Kunststoff angefertigt, meinem bevorzugten Baumaterial. Die dargestellten Materialien sind Holz, Wellblech oder glattes Blech, alle hervorragend darzustellen mit den Plattenmaterialien von Evergreen oder der Wellblechnachbildung von Slater’s, wenn sie anschließend ordentlich eingefärbt werden. Beispielhaft zeige ich anhand einer der Hütten den grundsätzlichen Aufbau. Die beschriebene Bauweise lässt jedoch alle Möglichkeiten offen, seiner eigenen Fantasie freien Lauf zu lassen und eigene Ausführungen zu entwickeln. Meine Hütte entstand auf der Basis eines Rohbaus aus 0,5-mm-Plastikplatten entsprechend der Zeichnung. Auf diesen Kern habe ich dann MIBA-Spezial 47

Holzklotz

Schaumstoff

Stoffrest

å è ç Draht zum Verschließen des Stempelsäckchens Heki-Flocken „Laub“ 1560 oder 1564

Deckfarbe „Moosgrün“

Anbau in den Furchen

Kultivierter Fleckenteppich • Wellpappe (feine Rillen für H0) • Woodland Scenics Turf T42 (Erde) • Woodland Scenics Turf T50 (Erde gemischt) • Heki-Laub 1560 (Hellgrün) • Heki-Laub 1564 (Maigrün) • Deckfarbe Sepia (z.B. Plakafarbe) • Deckfarbe Moosgrün (z.B. Plakafarbe) • Stempelsack (eigene Anfertigung) • Weißleim å Die verschiedenen Arbeitsschritte von links nach rechts. Gängige Wellpappe (z.B. von Verpackungen) hat einen Rillenabstand von 6,5 mm, was für H0 zu viel ist (aber durchaus passend für die 0). Ideal ist feinere Wellpappe (Wellenabstand 3,4 mm), etwa von Geschenkverpackungen oder Pralinenschachteln. Im ersten Schritt wird die obere Decklage nach leichtem Befeuchten mit einem Schwamm abgelöst um die Wellenstruktur freizulegen. Dann ein Teil in der gewünschten Größe zurechtschneiden und flach auf die vorgesehene Stelle kleben – der Höhenunterschied ringsherum muss anschließend ausgeglichen werden. Die Wellpappe wird dann mit der Deckfarbe (Sepia) dunkel eingefärbt. Nach dem Betupfen mit verdünntem

MIBA-Spezial 47

Anhäufeln

é

Weißleim wird alles gleichmäßig mit feiner Erde oder ähnlichem Streumaterial bestreut (z.B. Turf T42 „Erde“ oder T50 „Erde gemischt“ von Woodland Scenics). ç Bleibt nur noch, das frisch sprießende Grün darzustellen, das den Erdboden belebt. Zwei verschiedene Techniken können hierfür angewendet werden: die eine zur Darstellung von Gemüseanpflanzungen auf dem Grund der Furchen (wie beim Salat), die andere stellt junge Triebe auf den Anhäufungen dar. Im ersten Fall streuen wir etwas flockigeres Material auf (bevorzugt

Heki-Laub, wegen seiner vielfältigen Grüntöne), das mit der Pinzette in den Furchen platziert und mithilfe einer feinen Kanüle mit verdünntem Weißleim beträufelt wird. é Die zweite Methode besteht darin, die Spitzen der Wellen leicht mit Deckfarbe Moosgrün zu „bestempeln“. è Ein behelfsmäßiger „Stempelbeutel“, der aber sehr effektvoll ist, entsteht nach dieser Zeichnung. ê Die Miniaturgärtner können mit ihrer Arbeit zufrieden sein, wohlgeordnet sprießt das Grün.

ê

63

jene Platten geklebt, die das Erscheinungsbild ergeben: Wände aus Wellblech (ungefähr 20 x 10 mm), „Blechplatten“ aus Plastik von 0,12 mm Stärke und schwere Verschalungsbretter, ausgeschnitten aus 0,5 oder 1 mm starkem Plastik. Die Dachrinnen entstanden aus einem 0,25 mm dünnen Plastikstreifen, der mithilfe einer Flamme über einem Messingdraht von 1,5 mm Durchmesser zurechtgebogen wurde. Grundsätzlicher Vorteil der Plastikbauweise ist, dass sich alle Teile mit Plastikkleber leicht untereinander verschweißen lassen. Ich sehe zudem vor, dass der Sockel der Hütte im Boden versenkt wird und aus diesem Grund die Wände um 5 mm nach unten verlängert werden. Natürlich geben erst die Farbe und das abschließende Patinieren den Modellen das überzeugende Aussehen. Ich beginne zunächst mit den typi-

schen Farben der verschiedenen Grundmaterialien (Humbrol 53 Eisenmetallic für Blech und Humbrol 62 Lederbraun für Holz). Anschließend „spiele“ ich mit Plakafarben und einem trockenen Pinsel um die Nuancen für den letzten Schliff zu erzielen.

Die Ausgestaltung der Gärten Hierbei sollte man sich stets von Vorbildfotos leiten lassen. Es wird sich viel Gerümpel anfinden, bunt zusammengewürfelte Teile wie verrostete Badewannen, Fässer, Bretter, alte Möbel, unentbehrliche Gartenwerkzeuge und vielleicht sogar eine bunte Vogelscheuche. Aufpassen sollte man bei den Schubkarren: Die meisten handelsüblichen Modelle (z.B. von Preiser) haben Vorbilder aus Metall und sind zu modern für die Epochen 3 und 4a. Ältere Schubkarrenmodelle aus Holz

Bezugsquellen • Woodland Scenics importiert Bachmann Industries, Am Umspannwerk 5, 90518 Altdorf • Evergreen gibts über Das Modell, Königsteinstr. 123, 65929 Frankfurt • Slater‘s Plastikard Ltd., Temple Road, Matlock Bath, GB-Matlock, Derbyshire • MO-Miniatur, Gustl-Waldau-Str. 42, 84030 Ergolding • Finishing Touches von Selley ist über Walthers, P.O. Box 3039, USA-Milwaukee, WI 53201, www.walthers.com zu bekommen • l’Obsidienne, 4 Allée des Marronniers, F-92290 Châtenay-Malabry Produkte von Busch, Faller, Heki, Humbrol, Kibri und Preiser gibt es in gut sortierten Modellbahn-Fachgeschäften.

Verkleidung aus Wellblech Bretter, mit dem Bastelmesser graviert Regenrinne 0,25 mm, über Flamme geformt

Türstock

Im Boden versenktes Fundament

64

Wellblechnachbildung von Slater’s, 0,5 mm

Diese Hütte wurden von meinem Freund Guy Vautier vom „Club ferroviaire de Sedan“ in Frankreich gebaut und diente mir als Muster. Sie entstand im Wesentlichen aus hölzernen Camembert-Schachteln und den Aludeckeln von Jogurt-Bechern. Links unten meine Gartenhütten während des Baus. Alle Teile bestehen aus Kunststoffplatten von Evergreen und Slater’s und sind gemäß ihrer Bestimmung nummeriert. Die Zeichnung gibt den schematischen Aufbau wieder. Die Aufstellung der Hütten erfolgt ein wenig in den Boden versenkt, was besonders einfach ist, wenn dieser aus Styropor besteht. Meine Hütten haben also einen 5 mm hohen Sockel, der quasi in der Versenkung verschwindet.

MIBA-Spezial 47

Die Blechfässer • Gummi (z.B. von Autoreifen) als Unterlage • Glatte Jogurtdeckel oder ähnlich dicke Alufolie • Deckfarbe Sepia (z.B. Plakafarbe) • Kontaktkleber å Ein Fass zum Sammeln des Regenwassers fehlt in keinem Eisenbahnergarten. ç Aludeckel zuerst mit der Rückseite eines Fingernagels gut glätten und dann auf eine relativ weiche Unterlage – ich habe ein Stück aus einem alten Autoreifen herausgeschnitten – legen. Mit einer stumpfen Klinge oder einem Schraubenzieher zwei parallele Linien in die Folie drücken, die einen Streifen in drei gleiche Teile teilen. Die Höhe eines Standardfasses von 200 l ist 88 cm, was 10 mm im Maßstab 1:87 entspricht. Durch die Weichheit der Unterlage zeichnen sich die Linien am Aluminium ab und ein paar Versuche zeigen schnell, mit welchem Druck man arbeiten muss. Diese Linien bilden später die Verstärkungssicken der Fässer. Nachdem eine Serie von Streifen „gezeichnet“ wurde, kann man die Ansammlung von Folien zunächst mit einem leichten Überzug mit Deckfarbe Sepia überziehen um die Verstärkungssicken hervorzuheben. é Die einzelnen Streifen werden dann aus-

gibt es bei MO-Miniatur und bei Finishing Touches (USA). Nicht fehlen dürfen in einem Eisenbahnergarten natürlich alte Blechtonnen um das Regenwasser aufzufangen und zu sammeln – einen Wasseranschluss gab es in den Eisenbahngärten nicht. Die Modelle aus Plastik (von Kibri, Preiser und anderen) stellen geschlossene Fässer dar und eignen sich nicht für unsere Zwecke, weshalb ich meine Fässer aus Alufolie selber hergestellt habe (siehe Kasten). Und MIBA-Spezial 47

geschnitten und mit der Hand um einen Holzstab gewickelt, dessen Durchmesser dem der Fässer entspricht (Durchmesser eines 200-l-Fasses ist 55 cm, entsprechend 6,3 mm im Maßstab 1:87; 7 oder 8 mm wären auch noch vertretbar). Hierbei darauf achten, dass die Sicken außen erhaben sind. Nach jedem Biegevorgang kann unter Berücksichtigung einer kleinen Überlappung ein neues Fass mit der Schere abgeschnitten werden. An der Überlappung wird das Fass mit Kontaktkleber zusammengeklebt. Soll das Fass einen Boden

wenn die Ausgestaltung abgeschlossen ist, kommt selbstverständlich auch eine Umzäunung um die Gärtlein. Dafür eignen sich zweifellos die in vielen Varianten angebotenen handelsüblichen Zäune aus Kunststoff . In meinen Augen haben sie aber den Nachteil, dass sie für unsere Zwecke schon zu akkurat sind. Daher habe ich mir eine wesentlich vorbildgerechtere und preiswertere Umzäunung selbst angefertigt. Dieser Beitrag wird Sie (hoffentlich)

haben, ist am Ende des offenen Zylinders ein „Stopfen“ aus Rundmaterial bei 4 oder 5 mm Höhe einzusetzen, der auf beiden Seiten schwarz gestrichen ist. Ein mit Wasser gefülltes Fass erhält man, indem man die Oberseite des „Stopfens“ mit einem glänzenden Lack überzieht. Die Höhe des Wasserspiegels kann durch eine entsprechende Anordnung des „Bodens“ eingestellt werden. Zum Schluss bleibt es Ihnen überlassen, die Fässer entsprechend der verschiedenen Chemie- und Ölmarken farblich zu behandeln.

dazu anregen, eine kleine Ecke Ihrer Anlage neu zu gestalten und hier einige der typischen Eisenbahnergärten anzulegen. Sie bilden nicht nur eine Bereicherung der Modellbahnlandschaft, sondern waren gerade in vergangenen Epochen ein markantes Merkmal des Eisenbahngeländes links und rechts der Strecke, in Gleisdreiecken oder eingezwängt zwischen Böschungen, Rampen, Stützmauern und Eisenbahn-Hochbauten. Jacques Le Plat 65

Evergreen-Profil, 1,5 x 1,5 mm Bohrungen im Pfosten Ø 0,4 mm Diagonalverstärkung des Eckpfostens

Bohrungen Ø 0,5-mm

fester Karton, auf Boden geklebt Stift Ø 0,5 mm (Neusilber oder Messing)

å

é Eine einfache Umzäunung

è

bis 0,04 mm entspricht. Er kann ideal aus elastischem Nähfaden nachgebildet werden. Ein dünner Elastikfaden hat deutlich • Kunststoff-Profile 1,5 x 1,5 mm von weniger als 0,05 mm Durchmesser, kann Evergreen bei leichter Spannung auf ein Mehrfaches • Kunststoff-Profile 0,5 x 1,0 mm von seiner Länge gedehnt werden und lockert Evergreen sich auch nicht bei Feuchtigkeit. Er ist in • Gummifaden farblos oder grau Haushalts- und Kurzwarengeschäften zu • Messing- oder Neusilberdraht 0,5 mm bekommen. Man wickelt ihn von Hand um • Deckfarbe Sienabraun (z.B. Plakafarbe) die Modellpfosten oder fädelt ihn durch • Kleinstbohrmaschine mit Ständer die Löcher in den Pfosten und verklebt ihn • Spiralbohrer 0,4 und 0,5 mm Ø am Ende mit etwas Weißleim. Seine natürliche Farbe, Grau oder Opal, leicht glänDie Zäune, die man in den Zubehörkatalozend, gibt hervorragend das Aussehen von gen findet, sind üblicherweise für die verzinktem Draht wieder. Umgrenzung von Wohngrundstücken gedacht. Entlang von Feldern und Böschun- å Mein Vorbild waren Betonpfosten mit quadratischem Querschnitt und pyramigen an Bahngleisen findet man oft sehr denförmiger Spitze. Sie haben eine Höhe behelfsmäßige Einzäunungen, die aus von ungefähr 1,5 m und sind mit drei bis Holz- oder Betonpfosten bestehen, an denen Eisendraht oder Stacheldraht befes- sechs Löchern übereinander zum Durchziehen des Drahtes versehen. tigt ist. Die Nachbildung von Stacheldraht ç Entsprechend der Zeichnung habe ich ein in H0 ist sicher eine Illusion, da die StaEvergreen-Profil 1,5 x 1,5 mm verwendet. cheln eine Größenordnung von 0,1 mm Die pyramidenförmige Spitze entsteht hätten, und das im Abstand von ca. 1 mm. durch Abschrägen mit einer Feile. Das Ich halte mich da lieber an einfachen galuntere Ende bleibt plan und erhält mittels vanisierten Draht von 2 bis 4 mm Durchmesser, was im H0-Maßstab ungefähr 0,03 Kleinbohrmaschine eine Bohrung von 0,5

66

ç

mm, um hier einen kleinen Stift (aus Messing halbhart oder Neusilber) mit einem kleinen Hammer einzuschlagen. é Im Gegensatz zu rustikalen Umzäunungen mit Pflöcken aus Holz zeichnen sich die Umzäunungen mit Betonpfosten durch ihr gleichförmiges Erscheinungsbild und die konstante Höhe der Pfosten aus. Dies kann erzielt werden, indem unterhalb der Pfosten ein Sockel vorgesehen wird (beispielsweise ein Kartonstreifen von 1 mm Dicke), in den man in regelmäßigen Abständen Löcher zum Einstecken der Stifte bohrt. è Äußerst wichtig ist es, die Durchgangsbohrungen für die Drähte in exakt gleicher Höhe anzubringen. Dafür habe ich mir eine behelfsmäßige „Schablone“ hergerichtet, bestehend aus einem Brett mit zwei parallelen Nägeln, die als Anschlag für die Pfosten während des Bohrens dienen. Aus Bequemlichkeit habe ich nur zwei Bohrungen übereinander angebracht um zwei „Drähte“ durchzuführen, auch wenn deren drei oder vier noch besser gewirkt hätten. Vor dem Einbau habe ich die Pfosten mit Sepia-Deckfarbe noch leicht verschmutzt.

MIBA-Spezial 47

WERKSTATT

1:1-Abbildung eines Geldstücks auf dem aufgesprühten Kies

Kiesplatz mit Spur-0-Figuren und -Automodell

Für den schnellen Kiesweg:

Kies aus der Dose Hin und wieder entdeckt man in Baumärkten interessante Produkte, die sich bei näherem Hinsehen auch für die Modelleisenbahn einsetzen lassen. So erging es mir bei einem der letzten Besuche, als ich einen Effektlack suchte.

Den „Kies aus der Dose“ als Effektlack gibt es von verschiedenen Herstellern und er wird in Baumärkten und im Malerbedarf angeboten. Fotos: Heinz-Werner Stiller Beim Korrigieren verwischt der Effekt

S

eit geraumer Zeit gibt es in Baumärkten, Malerfachgeschäften und solchen für Deko-Bedarf mehrere Sorten von Effekt-Sprühlacken, die Steinoberflächen imitieren (oder sollten). Neben einigen Sorten, die grell bis giftig die Oberfläche wiedergeben, gibt es auch einen „Granit-Effekt-Sprühlack“. Dieser kann ab Baugröße 0 als Streumittelersatz-Kies im Eisenbahnmodellbau eingesetzt werden. Hier bietet sich die Möglichkeit, schnell „mal einen Weg aufzusprühen“. Der Effektlack ist ein wasserbindendes Spray, welches auch problemlos auf Styropor/Styrodur aufgetragen werden kann ohne die Untergründe anzulösen. Verarbeitung: Wegen der mangelnden Deckkraft den Untergrund mit mittelgrauer Dispersionsfarbe vorstreichen. Punktförmiges Aufsprühen des Materials statt langer Züge oder Kreuzgänge mit der Sprühdose zur Vermeidung von StrukturfäMIBA-Spezial 47

den. Die Umgebung, insbesondere bei fertiger Landschaftsgestaltung, gut wegen des Sprühnebels abdecken. Eigenschaften: Trockenzeit: Staubtrocken nach ca. 60 Minuten Aushärtung nach 24 Stunden. Die Oberfläche bleibt weich und ist druckempfindlich. Während der Trockenzeit ist keine Korrektur möglich. Im Gegensatz zum herkömmlichen Leim/Steingemisch entsteht bei Korrekturen nach dem Auftrag eine einheitliche graue Fläche, die weißen, schwarzen und grauen Teile vermischen sich. Ein Ausfüllen von Unebenheiten ist nicht möglich. Fazit: Wenn es schnell gehen muss, morgen die Ausstellung beginnt und der Zufahrtsweg der Güterabfertigung noch Spanplattenbelag zeigt, dann „drauf damit“. Anschließend bitte die Ränder und Übergänge zum Grün mit Echtsteinen bearbeiten. Kleinflächen lassen sich besser gestalten als größere Flächen, da

schnell ein monotoner Eindruck entsteht. Die Stein-Holzleim-Methode gestattet mehrere Steinkörnungen in einem zu verarbeiten, was mit dem „Granit-Sprüh-Lack“ nicht zu erreichen ist. Ansonsten: Mal ein Automodell damit einsprühen um selbst einmal zum H.A. Schult zu werden und Kunst nicht nur am Kölner Hbf, sondern auch auf dem Dorf-Bahnhofsvorplatz zu präsentieren. O-Wagenladungen mit Styroporeinsätzen können durch den Spritzauftrag ihre Kies-Ladung erhalten. Heinz-Werner Stiller 67

GRUNDLAGEN

So soll es sein: Der fertigen Modellbahnlandschaft ist nicht mehr anzusehen, aus welchen Grundmaterialien sie besteht. Bei diesem Anlagenausschnitt handelt es sich um den Übergang zwischen zwei Segmenten, der mithilfe von Bauschaum gestaltet wurde.

Landschaftsgestaltung mit Hartschaumplatten und Bauschaum

Träume durch Schäume? Holz und Fliegengitter, Pappe, Papier und Pappmaschee – das sind klassische und bewährte Materialien bei der Geländegestaltung. In den Arsenalen von Baustoffhändlern und Baumärkten finden sich jedoch auch „moderne“ Werkstoffe, die dem Landschaftsarchitekten die Arbeit erleichtern. Zwei davon – Hartschaumplatten und Bauschaum – hat Horst Meier auf ihre Modellbautauglichkeit getestet.

68

V

ier Methoden der Geländegestaltung gehören sozusagen zu den „Klassikern“. Mindestens so alt wie der Landschaftsbau selbst ist die Baumethode mit hohlen Kartons, zerknüllten Zeitungen und darüber gebreiteten gipsgetränkten Textilien. Aus der früheren Not an geeigneten Materialien haben sich dann mehrere Ableger entwickelt. Heute benutzt kaum noch jemand alte Lappen, sondern greift wahrscheinlich auf handelsübliche Gipsbinden zurück. Kostenersparnis war auch bestimmt einer der Gründe, die die Landschaftsbauer ihre Geländehaut aus Pappmaschee gestalten ließen, wenn auch diese Methode heute durchaus noch ihre Berechtigung hat: Alte Zeitungen in Wasser einweichen, durchmischen und mit Tapetenkleister ansetzen – mit der breiartigen Masse lässt sich das Gelände sozusagen „aus dem Vollen“ gestalten.

Geradezu klassisch ist die Drahtgitter-Methode. So genannter Hasendraht (grobmaschiges, meist sechseckiges Drahtgewebe) oder der etwas teurere Fliegendraht werden über hölzerne Spanten oder Stützen gestülpt und festgenagelt oder festgetackert. Das Gewebe lässt sich dabei mit der Hand etwas formen, die Feingestaltung erfolgt im Nachgang mit direkt aufgetragener Spachtelmasse oder den schon oben erwähnten Gipsbinden. Auch darüber gebreitete Lagen von Papier, die man mit verdünntem Weißleim oder Tapetenkleister einstreicht und die dann auch sehr fest werden, stellen eine effektvolle Gestaltungsmethode dar. Schließlich lässt sich der Untergrund auch mit Pappstreifen formen. Diese müssen zunächst auf hölzerne Träger aufgebracht oder über zerknüllte Papierknäuel gebreitet werden. GitterMIBA-Spezial 47

Eine der klassischen Methoden des Geländebaus ist das Aufbringen und nachfolgende Glattstreichen von Gipsbinden, die es von vielen Herstellern gibt. Alle Fotos: Horst Meier

Ein altes „Modellbahn-Hausmittel“ ist Pappmaschee: Alte Zeitungen werden unter Zugabe von heißem Wasser eingeweicht und später mit Leim bzw. Kleister zu einer breiigen Masse verrührt. Rechts die verschiedenen Gestaltungsmethoden für Landschaftsoberflächen im Vergleich: mit Fliegendraht, mit geschichteten Hartschaumplatten, mit Montageschaum.

artig darüber gebreitet und verleimt festigen weitere Lagen diese Landschaftshaut. Die letzte Schicht bilden dann wiederum eingeleimte oder eingekleisterte Papierbahnen.

Innovationen von der Stange Auch ausgeklügelte halbvorgefertigte Methoden gibt es. Noch bietet mit seinem Terra-form-Stecksystem eine Bauform an, mit der der Geländeunterbau schnell und flexibel vonstatten geht: Hölzerne Streben werden in Kunststoffverbinder gesteckt und bilden so ein wabenartiges Geflecht , das einen nachfolgenden Überzug mit Geländekrepp, Drahtpapier oder Fliegengitter erhält. Busch bietet Panzerkarton an, aus dem man Geländespanten schneidet. Der enorme Vorteil dieser stabilen und sehr leichten Platten sind die guten Verarbeitungsmöglichkeiten, z.B. mit dem Bastelmesser. Wichtig ist dann nur eine gute Verzahnung und Verklebung der Spanten. Zu beiden Methoden gibt es übrigens ausführliche Beiträge in MIBA-Spezial 45 „Der schnelle Weg zur Anlage“. MIBA-Spezial 47

Hartschaum-Platten Mit der Einführung neuer Baumaterialien und dem Aufkommen der Baumärkte kamen dann immer häufiger geschäumte Werkstoffe zum Einsatz. Das beginnt mit dem normalen weißen Styropor, das es als Platten in den unterschiedlichsten Stärken gibt. Man kann damit aus dem Vollen arbeiten oder auch nach der Spantenmethode. Dieses Material hat einen gravierenden Nachteil: Der weiche Schaum besteht aus unendlich vielen groben „Kügelchen“ und beim Zurechtschneiden und -schleifen fällt dermaßen Dreck an, dass man hiermit kaum in Wohnräumen arbeiten kann. Reststücke und vor allem elektrostatisch aufgeladene Flocken und Schleifstaub verteilen sich in weitem Umkreis und bilden ebenso verräterische wie hartnäckige Überbleibsel in Kleidung und in den Haaren. Etwas besser als das bröselnde Styropor ist sein stabilerer Bruder, das Styrodur oder Styrofoam. Hierbei handelt es sich um eine festere Form von Schaumstoff, den so genannten Hartschaum, der vor allem in der Bauwirt-

schaft als Dämm- und Isoliermaterial Anwendung findet. Seine genaue Bezeichnung ist „Polystyrol-ExtruderSchaumplatten“. Sie sind in Größen von 60 x 120 cm bei verschiedenen Stärken im Handel. Der Preis in Baumärkten liegt derzeit bei einer 4 cm starken Platte bei etwa DM 15,– und hat sich damit gegenüber früheren Jahren stark ermäßigt. Sein Vorteil beim Modellbahn-Geländebau liegt in seiner durchaus dichten Struktur und einer damit einhergehenden großen Stabilität. Dieser Schaumstoff lässt sich sägen, mit dem Messer schneiden und schleifen, wobei auch hier die feinkörnigen Arbeitsabfälle wieder Sorgen bereiten. Die Bearbeitung mit einem scharfen Bastelmesser ist in Innenräumen daher vorzuziehen. Landschaftsstrukturen lassen sich in Form von Platten oder Würfeln schichtweise übereinander fügen und sozusagen aus dem Vollen bearbeiten. Für grobe Plattenzuschnitte eignen sich so genannte Heißdrahtschneider, eine Art unter Strom gesetzte Laubsägen. Grobe Zuschnitte können auch mit einer elektrischen Stichsäge erfolgen, wobei 69

Beim Landschaftsbau mit Styrodur-Hartschaumplatten kommt Schicht um Schicht treppenartig aufeinander. Die Landschaftskontur wird dann sozusagen aus dem Vollen geschnitten (oben). Die danach noch vorhandenen Kanten kann man mit einem so genannten Kopfraspelschaber abtragen um weiche Geländeübergänge zu erzielen.

jedoch wieder mehr bröseliger Abfall auftritt. Die endgültige Landschaftsformung erfolgt auf vielfältige Weise: schneiden, raspeln oder schmelzen. Bei der letztgenannten Methode werden mit gebogener Flachklinge, die in einen Lötkolben eingespannt ist, Teile der Landschaft einfach abgehoben. Die heiße Klinge schmilzt das Grundmaterial an der Trennlinie einfach weg. Aber Vorsicht hierbei: Es entstehen giftige Dämpfe, die man tunlichst nicht einatmen sollte! Die Geländebaumethode mit Hartschaumplatten bietet – mit der Einschränkung hoher Kosten – die bei weitem meisten Vorteile: Die gestalteten Landschaftselemente sind sehr leicht und hinreichend stabil, sie lassen sich auch während des Arbeitsvorgangs noch weiter verarbeiten und nachträglich verändern, sie ermöglichen eine dankbare Ausstattung, weil sich z.B. Bäume, Büsche und ähnliches Landschaftsmaterial ohne Vorarbeiten einstecken lässt. Der Untergrundbau mit Hartschaumplatten eignet sich deshalb besonders für abnehmbare Teile und Segmente einer Anlage. Auch lassen sie sich z.B. mit einer Heißklebepistole zügig verarbeiten, weil man kaum mit Arbeitspausen rechnen muss.

Montageschaum Eine weitere moderne Variante des Geländebaus besteht im Einsatz von Bau- oder Montageschaum, wie er beim Einbau von Fenstern und Türen verwendet wird. Der Montageschaum ist in seiner feuchtigkeitsempfindlichen

Der Kopfraspelschaber hat auf einem extra ausgebildeten Werkzeugkopf ein Raspelblatt eingespannt, das auswechselbar ist und mit dem sich auch unzugängliche Partien gut bearbeiten lassen. Oberflächenformung von Hartschaumplatten mit einem Lötkolben. Mit einer gebogenen Klinge werden überflüssige Teile abgetragen. Diese Methode eignet sich aber nur für Arbeiten im Freien.

70

MIBA-Spezial 47

Zwei Anlagenteilstücke sollten miteinander verbunden werden. Das Gleis ist fixiert, die Umgebung mit Zeitungen abgedeckt und das Holz des Segmentkastens mit Plastikfolie verkleidet, damit dort nichts anhaftet. Im ersten Arbeitsgang wurde die Wirkung des aufquellenden Schaumes noch unterschätzt, der Schaum senkte sich während des Abbindens ein wenig ab und beeinträchtigte auch die vorherige Landschaftsgestaltung etwas.

Ausführung ein einkomponentiger Schaum (Polyurethan, auch PUR genannt), der als höchst klebriger Schaumstrang aus einer Spraydose austritt und durch Feuchtigkeitsaufnahme aushärtet. Anschließend lässt er sich leicht mechanisch bearbeiten. Eine Spraydose mit 500 ml Inhalt kostet im Baumarkt etwa DM 15,– Weniger interessant sind die wasserunempfindlichen, zweikomponentigen Ausführungen, die nach dem Aushärten keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen und z.B. im Sanitärbereich ihre Anwendung finden. Beim Kauf sollte man im Übrigen auch auf das Verfallsdatum des Werkstoffes achten, da er – ähnlich wie bei Farben – eine bessere Verarbeitung und Ergiebigkeit bietet, je frischer er ist. Montageschaum als Gestaltungsmittel bietet sich an, wenn größere BereiMIBA-Spezial 47

Links: Die darüber geschäumte, zweite Schicht wird nach dem Aushärten mit einem Bastelmesser mit ausfahrbarer Klinge bearbeitet. Unter der scheinbar glatten Oberfläche erscheint der Bauschaum wie ein löchriger Schweizer Käse. Zu erkennen ist die enorme Ausdehnungskraft des Materials (unten).

71

che aus einer groben Grundmasse herausarbeitet werden sollen, wobei man sich an die beim Schäumen entstandenen Formen im Großen und Ganzen halten kann. Ein Einsatz empfiehlt sich auch dort, wo wegen fehlender Zugänglichkeit das Zurechtschneiden und Verkleben von Styrodurplatten zu zeitraubend oder zu aufwändig ist. Da die Sprühöffnung und das Ventilrohr nach dem Benutzen häufig verkleben, kommt Montageschaum nur in Frage, um größere Geländebereiche zu gestalten. Man kann die Spraydose höchstens zweimal in kürzester Zeit benutzen, danach kommt auch bei guter Reinigung kein Schaum mehr aus der zugesetzten Öffnung heraus. Deshalb sind den Dosen oft gleich zwei Sprührohre beigegeben.

Verarbeitungstipps Resourcen sparend ist die grobe vorherige Verfüllung des zu gestaltenden Geländes etwa mit Kartons, Plas-

tikschachteln, geschäumten Verpackungs- oder Hartschaumresten. Sie werden mit einer Heißklebepistole fixiert, damit die Füllstücke durch den Schaum nicht weggedrückt werden. Der umgebende Bereich – auch die Ablageflächen des Werkzeuges – muss gut mit Zeitungspapier ausgelegt werden, da sich der Schaum im frischen wie auch im harten Zustand nur sehr schlecht von irgendetwas entfernen lässt. Außerdem sollten Sie für die Verarbeitung ältere Kleidung und Plastikhandschuhe tragen sowie den Arbeitsraum gut belüften und auch sonst die Sicherheitsempfehlungen auf der Spraydose beachten. Der Umgang mit dem Bauschaum erfordert anfangs etwas Geschick bezüglich der Dosierung. Die weiteren Bearbeitungsschritte sind ähnlich wie bei den Hartschaumplatten (der Schaum aus der Dose lässt sich aber wesentlich besser schneiden). Wichtig: Bevor Sie loslegen, die Dose gut (20 bis 30 Mal) schütteln! Je besser die

Schaummasse durchmischt ist, umso besser quellt sie dann auch. Vor dem Schäumen kann man die zu verfüllende Fläche noch mit einer Blumenspritze anfeuchten, was das Aushärten beschleunigt, da der Werkstoff mit Feuchtigkeit reagiert. Dann kann mit dem Ventilrohr nach unten begonnen werden zu schäumen. Der Bauschaum darf aber höchstens zu einem Drittel des später geplanten Volumens aufgetragen werden, da er sich enorm ausdehnt. Dieser chemische Prozess setzt am Anfang nur zögerlich ein, was einen nicht dazu verleiten sollte, schnell „noch dicker aufzutragen“. Besser als Riesenberge auf einen Schlag zu schäumen ist es, nacheinander dünnere Stränge aufzutragen. Bei größeren Schichten von über 5 cm Stärke sollten Sie einen nachfolgenden, zweiten Arbeitsgang einplanen. Wenn sich nach fünf bis zehn Minuten eine erste Haut bildet, also die Masse nicht mehr an einem Prüfholz (Eisstiel, Schaschlikstäbchen

Über die doch teilweise recht löchrige Oberfläche wurde eine Lage Haushaltspapier aufgebracht und mit verdünntem Weißleim eingestrichen. Hierdurch erhält man eine geschlossene und festere Oberfläche als Grundlage für die nachfolgende Landschaftsgestaltung. Aus Gips entsteht quasi der Rest, die Stützmauer ebenso wie die selbst modellierten Felspartien (rechts).

In den gerade abbindenden Gips sticht man die Felskonturen mit einem so genannten Japanspachtel. Mit der Spitze werden dann weiter die feineren Zerklüftungen und Strukturen gestochen und gekratzt.

72

Der ganze Bereich nimmt langsam Gestalt an. Mit weiteren Gipsplatten von Spörle erfolgt die Anpassung an den hinteren Bereich. MIBA-Spezial 47

– nicht die Finger verwenden!) kleben bleibt, kann dann eine weitere Schicht aufgetragen werden. Nachfolgende Aufträge sollten möglichst innerhalb einer Zehn-Minuten-Zeitspanne erfolgen, weil sonst die Austrittsöffnung der Sprühdose zusetzt. Der entstandene Schaumberg ist zwar nach etwa zwei Stunden äußerlich ausgehärtet, aber dennoch muss der gesamte Schaumauftrag gut durchtrocknen. Sonst besteht die Gefahr, dass noch einzelne, zäh klebrige „Nester“ vorhanden sind, die bei der späteren Weiterbearbeitung das Werkzeug „versauen“. Ich empfehle eine Trocknungszeit von mindestens einem Tag. Wird ein zusätzlicher Sprühdurchgang fällig, sollten vorher die Spritzdüse und die Düsenöffnung gereinigt werden. Dies kann im weichen Zustand mit Aceton erfolgen, später nur noch mechanisch. Die Düsenöffnung muss man mit einem kleinen Schraubendreher reinigen und das Ventilrohr mit einem passenden Stab durchstoßen um die nochmalige Benutzung zu ermöglichen.

Die Ausfahrt aus dem verdeckten Bereich – da wo vorher der Hang war – wurde einmal nicht als Tunnelportal ausgeführt, sondern mit Betonelementen aus der Werkstatt von Klaus Spörle (Düsseldorf) gestaltet. Unten noch eine Gesamtansicht des gesamten Bereichs, der mit der Bauschaummethode gestaltet und angepasst wurde.

Weiterbearbeitung Das Bearbeiten der Landschaftsoberfläche geht etwas einfacher von der Hand als bei den Hartschaumplatten, da der Montageschaum leichter zu schneiden ist. Insgesamt ist er jedoch druckempfindlicher als Hartschaum und auch sehr lichtempfindlich. Neben dem Bastelmesser als dem einfachsten und besten Werkzeug eignen sich auch längere Sägeblätter, z.B. die einer Eisensäge, ganz gut zum Herausarbeiten der Landschaftskonturen. Größere Stücke werden zunächst mit geraden vertikalen und horizontalen Schnitten entfernt, anschließend formen kleiner werdende Schnitte die fertige Oberfläche. Hierbei kann man sich die vom Schaum gebildeten Rundungen und Ausbeulungen zu Nutze machen. Der Untergrund wirkt nach dem Schneiden oft wie der berühmte Schweizer Käse. Weist der Schaum allerdings zu viele und größere Blasenlöcher auf, empfiehlt es sich, die Oberfläche oder zumindest die später ebenen Teile „nach alter Väter Sitte“ mit geleimten Papierlagen oder Gipsbinden abzudecken. Felsige Partien brauchen diese Vorbehandlung nicht, weil der erforderliche Gipsauftrag ohnehin den Untergrund abdeckt. Horst Meier MIBA-Spezial 47

73

Kanalhafen in der Baugröße N

Die Gestaden des Kanals Hier geht es nicht nur um Wasser, sondern auch um seine „Randerscheinungen“, sprich um die Ufergestaltung von Binnengewässern. Als Thema für sein aktuelles N-Projekt hat sich Rolf Knipper einen kleinen Kanalhafen mit anschließender typischer Uferböschung ausgesucht. Natürlich befindet sich dort auch ein Gleisanschluss …

74

M

an nehme … – so ähnlich beginnen fast alle gut gemeinten Gebrauchsanleitungen. Wir wollen der guten alten Sitte auch nicht untreu werden und stellen Ihnen anhand eines Fallbeispiels eine (fast) alternative Wassergestaltung nebst wirkungsvoller Ufergestaltung einmal etwas näher vor. Auf Gießharz und dergleichen soll hier bewusst verzichtet werden. Füllspachtel aus dem Baumarkt, Dispersionsfarbe und glänzender Klarlack bilden die Basis. Auf meinen „Geheimtipp“ mittels umgekehrter Raufasertapete zur Darstellung der Wellen wollte ich bei der Baugröße N verzichten. Das Muster wäre sicher zu grob für den kleineren Maßstab. In England hatte ich vor einiger Zeit anlässlich einer der dort bekannten Ausstellungen eine Küstenszenerie

bewundern können. Die Erbauer modellierten die auslaufenden Wellen am Sandstrand mittels Füllspachtel. Die gekonnte Machart faszinierte mich ganz besonders. Grund genug so etwas auch bei einem eigenen Projekt zu versuchen.

Was man für Wasser hält Für einen kleinen Binnenhafen mit Erzverladung im „Dunstkreis“ eines Hüttenwerkes war auch die Darstellung einer Wasseroberfläche angesagt. In einem Gummibecher wird unter Zuhilfenahme von Wasser und etwas grüner Dispersionsfarbe ein recht dünnflüssiger Brei angerührt. Vorsicht, die Farbe lässt das Ganze schneller abbinden; im Zweifelsfall lieber etwas mehr Wasser beimengen. Somit bleibt unsere Paste länger offen. MIBA-Spezial 47

Links: Wer ist schneller? Das Artitec-Schiff wird dieses „Rennen“ verlieren, denn es ist nur eine, wenngleich auch äußerst reizvolle Staffage der Szenerie. Man beachte die Spiegelung des Wolkenhintergrundes auf der Wasseroberfläche!

Mit einem Spatel wird nun die Masse dünn, also etwa 1 bis 2 mm, aufgezogen. Glattstreichen wird mit diesem Arbeitsgang kaum zu erreichen sein, ist aber auch gar nicht notwendig. Vielmehr sollte auf einen gleichmäßigen Auftrag geachtet werden. Der beim Anlagenbau übliche Untergrund, bei mir ist es 10 mm starkes Sperrholz, nimmt in aller Regel solchen Spachtel willig an. Die Köpfe der Spaxschrauben können dabei gleich mit kaschiert werden. Allerdings sollten die Krater durch zu starkes Eindrehen nicht zu tief sein, denn ggf. müsste man an diesen Stellen noch einmal nachbessern. Zu stark darf nämlich der Spachtelauftrag nicht sein, da er während der Trocknungsphase etwas in sich zusammenfällt. Nach und nach ergibt sich nun die Oberfläche – mehr oder MIBA-Spezial 47

MODELLBAHN-PRAXIS

Am Hafenkai hat ein Arbeitsponton festgemacht. Wie auch die gelungenen Spundwände stammt er aus der Werkstatt von Artitec. Man sollte kaum glauben, dass die Wellengestaltung auf der Basis von Spachtelmasse beruht. Unten: Ein echter Blickfang sind die Kähne von Artitec. Allerdings nur, wenn man den Gießkunststoff Resin so realistisch anmalt, wie es hier zu sehen ist.

75

Die Spundwände von Artitec sind 13 mm hoch. 10 mm starkes Sperrholz plus 3 mm Gleis der Kranbahn erreichen diese Höhe.

Aus Füllspachtel vom Baumarkt, Wasser und Tubenfarbe entstand ein relativ dünnflüssiger Brei. Man sollte nicht zu viel Masse anrühren, denn er hat vor allem durch den Farbzusatz eine relativ geringe Topfzeit.

Während der Topfzeit (ca. eine halbe Stunde) wird der Brei gleichmäßig und dünn (etwa 1 bis 2 mm) auf der Holzplatte verteilt. Die Schraublöcher verschwinden übrigens bei dieser Prozedur.

Jetzt folgt der entscheidende Trick: Die noch feuchte Spachtelmasse wird mit einem kleinen Schwämmchen strukturiert. Am Kai oder an Schiffsbugen kann man die Wellen noch ganz besonders ausformen.

Nach Auftrocknung der Spachtelmasse wurde mit einem Dispersionsanstrich die Farbe des Wasser bestimmt. Dabei wurde die Fahrrinne eher dunkelgrün bis umbra und die Uferbereiche zunehmend hellgrün angelegt. Das geht am besten nass in nass.

76

minder mit noch wilder Struktur. Bevor nun die Trocknung beginnt – dies erkennt man in aller Regel am Aufhellen der Spachtelmasse –, wird mit einem kleinen Kunststoffschwamm der Belag unregelmäßig abgetupft. Dabei gelingt es auch ganz automatisch, eine gewisse Art der Egalisierung zu erreichen. Ansätze und dergleichen verschwinden. Zwischendurch habe ich den Schwamm immer wieder mit etwas Wasser angefeuchtet. An der zukünftigen Kaimauer oder in der Nähe der direkten Uferböschung habe ich die Wellen auf diese Art und Weise abgeschwächt. Man kann wunderschöne Strukturen erreichen und zwar dort, wo man sie auch haben will. Genau das haben damals unsere britischen Kollegen (siehe auch MIBA Spezial 13 „Wir und die Anderen“, Seiten 80 - 81) mit den auslaufenden Wellen so meisterhaft in Szene gesetzt. MIBA-Spezial 47

Der Aufbau der Kaimauern kann beginnen. Zunächst wurden sie auf ihre Passgenauigkeit geprüft und mit einem Schleifholz nachgearbeitet. Dazu müssen die feinen „Schwimmhäute“ abgeschliffen und die Passung zwischen den einzelnen Teilen gewährleistet werden. Gerade im Bereich an der Wasseroberfläche sollte alles miteinander bündig abschließen. Rechts oben: Vor dem eigentlichen Einbau erfolgte die farbliche Gestaltung mittels Dispersionsfarbe. Ich habe dabei ein Rostbraun mit hellen Spuren an der Wasserlinie bevorzugt. Die Fixierung erfolgte mit Uhu-Hart. Klassischer Kunststoffkleber, der seine Wirkung durch Lösungsmittel entfaltet, kann bei Resin, aus dem die Artitec-Modelle bestehen, nicht viel ausrichten. Hier sind Sekunden- oder Kontaktkleber besser.

Mit ein wenig Übung hat man den Bogen heraus, zumindest was die normale Oberflächenstruktur angeht. Die ganze Geschichte sollte gut trocknen. Ich habe ihr etwa einen Tag dafür Zeit gelassen. Nun trat die bekannte Dispersionsfarbe in Aktion. Für die Fahrrinne, also die tieferen Bereiche des Gewässers, wählte ich einen umbragrünen Ton. An den Ufern hellte ich mit Olivgrün die vermeintlich flachen Stellen auf. Das geht am besten nass in nass mit wenig Zugabe von Wasser. Die Übergänge sollten dabei richtig schön verlaufen. Hat alles geklappt, müssen wir uns zunächst der Ufergestaltung widmen. Die eigentliche Wasseroberfläche wird erst später aufgetragen.

Randerscheinungen Damit meine ich in der Tat die Uferbereiche unseres kleinen Hafen-DioraMIBA-Spezial 47

mas. Dessen Erscheinungsbild wird sich nämlich später deutlich in zwei grundsätzlichen Darstellungsformen unterscheiden. Schauen wir uns zunächst den Kai mit der Erzentladung an. Die erforderliche Bauhöhe über dem Wasser erreichte ich mit der profanen Verleimung einer weiteren 10-mmSperrholzplatte in den gewünschten Abmaßen. Die angepeilten Spundwände von Artitec sind rund 13 mm hoch. Das bedeutet: 10 mm Holz plus das verwendete N-Gleis (etwa 2 mm Profilhöhe und 1 mm Schwellendicke) ergaben ziemlich genau die erforderliche Höhe. Aus dem N-Flexgleis fertigte ich übrigens auch gleich die notwendigen Kranbahnen, indem ich es in der Schwellenmitte auseinander schnitt. Mit Uhu-Kraft konnten es dann in den entsprechenden Abständen fixiert werden. Als Kran kamen zunächst die

bekannte Vollmer-Laufkatze und der Faller-Bekohlungskran zum Einsatz. Die beiden Modelle wurden zuvor gebaut um auf diese Weise die genaue Spurweite zu ermitteln. Artitec lieferte die Spundwände. Ich habe den Kai bereits im Vorfeld so dimensioniert, dass der Inhalt eines Bausatzes genau ausreicht. Neben vier Elementen reiner Spundwand sind dort auch Eckteile und ein Treppenabgang in Betonmanier enthalten. So ziemlich alles fand dann auch beim weiteren Aufbau Verwendung. Mit einem Schleifholz von Faller konnten die leichten Grate und Unebenheiten der Resinteile schnell beseitigt werden. Verklebt habe ich das Material in erster Linie mit Uhu-Hart. Das haftet ausgezeichnet und bindet in kürzester Zeit ab. Versuche mit normalem, lösungsmittelhaltigem Kunststoffkleber sind dagegen fehlgeschlagen. Resin unterliegt da eigenen Gesetzen. 77

Am Kai wird gebaut. Der Ladekran (Vollmer) dürfte hier seine Wirkung nicht verfehlen. Für die Halde bildet ein zurechtgeschnittener Styroporkern die Basis. Mit Deko-Sand von Heki und Noch-NSchotter wurden Bahnkörper und Oberfläche des Kais gestaltet. Die Halde entstand aus Sandspachtel. Dort wurde noch rotbrauner Schotter eingestreut.

Dies konnte auch meine vielseitig aktive und geschätzte Ehefrau bestätigen, da sie sich um die Schiffsmodelle kümmern musste (oder auch wollte – was auch mal gesagt werden muss!). Sie hat vor allem mit diversen GrevenSekundenklebern beste Erfolge erzielt. Es galt feine Messingteile und Resin dauerhaft zu verbinden, also nochmals eine Stufe mehr im Anforderungskatalog. Zur Bemalung des Resin eigneten sich sehr gut wasserverdünnbare Acrylfarben. Bei den Kaimauern bediente ich mich zudem auch der normalen (allerdings etwas verdünnten) Dispersionsfarbe. Als Fließverbesserer half das an anderer Stelle schon erwähnte Agepon aus dem Fotofachbedarf. Die Halde des gelagerten Erzes modellierte ich zunächst aus einem Stück Styropor. Dann erfolgte ein Auftrag des schon mehrfach beschriebenen Sand-Farbe-Leim-Gemischs. Auf diese Weise lässt sich die Struktur der Halde recht gut formen. In die noch nasse Masse streute ich nun etwas rotbraunen Schotter lose ein und feuchtete das Ganze mit Wasser aus der Blumenspritze kurz an. Mehr Fixierung ist gar nicht nötig. Am nächsten Tag wird alles durch und durch trocken und damit auch dauerhaft fest sein.

Ufer mit Steinen Blicken wir noch kurz auf das eher landschaftliche Ufer. Auch hier kam die 78

MIBA-Spezial 47

Sandspachtelmasse zum Einsatz. Die Uferböschung lässt sich so hervorragend ausmodellieren. Im Bereich der Wasseroberfläche drückte ich nun Splitt von Faller mit den Fingern in die noch feuchte Masse ein. Selbst im Bereich von künstlichen Wasserstraßen, wie Kanälen oder auch schiffbaren Flüssen, findet man so etwas. Damit wird verhindert , dass die unvermeidlichen Bugwellen der Schiffe die Erde im Laufe der Zeit unwiederbringlich ausspülen. Die anschließende Grasnarbe mit üppiger Unkrautnachbildung entstand in der klassischen Form mittels Grasfasern (Heki) und Kunststoffflocken (Noch, Woodland und Heki). Nach diesem Arbeitsgang erfolgte noch die Gleisschotterung, ebenfalls nach bewährtem Muster mit lose aufgetragenem Granulat (Heki und Noch). Fixiert wurde der Schotter mit sehr stark verdünntem Weißleim aus der Spritze. Überhaupt habe ich dieses Verfahren vor allem im Bereich des Kais zur endgültigen Fixierung sämtlicher noch loser Streumaterialien angewandt. Nach entsprechender Trockenphase (etwa ein Tag) optimierte ich in der Airbrush-Technik die Grün- und vor allem die Schotter- und Splittflächen mit wasserverdünnbaren Acrylfarben. Damit wurde eine recht stimmige Harmonie erzielt. Aber auch hier muss man vorsichtig zu Werke gehen, schnell hat man es mit dem Farbüberzug übertrieben. Weniger ist oft mehr! MIBA-Spezial 47

Direkt an der Uferböschung findet sich kein Bewuchs. Faller liefert feinen Splitt zur Nachbildung der Steinpolster an der Wasserlinie. Von Heki und Noch stammt die Grasnarbe. Mit matten Acrylfarben lässt sich das Finish in Airbrushtechnik gestalten. Bäume und Büsche aus Seemoos von Noch und Busch wurden mit mattem Klarlack aus der Sprühdose fixiert.

79

Nach der Fertigstellung herrscht Hochbetrieb am Industrie-Kai. Der Kibri-Bekohlungskran wie auch die Faller-Laufkatze schlagen Güter um, wie man es heute kaum noch findet. Fotos: Rolf Knipper

Alles lose Material muss vor der Lackierung der Wasseroberfläche peinlich genau entfernt werden. Immer wieder fallen einzelne Flocken erneut auf die eigentlich bereits gereinigten Flächen. Endlich kann hoch glänzender Klarlack satt aufgetragen werden. Ein kleiner Pinsel dient dazu, Feinarbeiten am Ufer durchzuführen. Nach der Austrocknung des Lacks folgen die Details am Wasser. Für den Schiffsverkehr sind z.B. Signaltafeln erforderlich. Aus einem Lehrbuch für den Sportboot-Führerschein scannte ich einige markante Zeichen ein und klebte die Ausdrucke an feine Masten.

80

Wasserglanz Der Auftrag der glänzenden Wasserschicht erfolgt ganz zum Schluss, nachdem die vorbereiteten Wasserflächen peinlich genau von allen Krümeln befreit waren. Man kann den Lack ruhig satt auftragen. Ein kleiner Pinsel erleichtert dabei die punktgenaue Behandlung direkt am Ufer. Auch hier sollte man einen Tag lang mit Folgearbeiten warten und während dieser Zeit für eine gute Durchlüftung der Räume sorgen. Danach kann es mit der Feindetailierung weitergehen. Für die Herstellung der typischen Schilder, wie z.B. das Ankerverbot, scannte ich aus einem Lehrbuch die passenden Symbole heraus und verkleinerte sie auf dem PC in der gewünschten Baugröße. Das gelang so ungefähr, denn die Vorbildmaße kann ich nur auf Grund von Bildern abschätzen. Ich denke aber, sie sind auch für Fachleute in dieser Art und Weise akzeptabel. Nun kann der Schiffsbetrieb aufgenommen werden – meine kaum zu bremsende Frau steht schon wieder mit von ihr gefertigten Artitec-Schiffen in Sachen Stapellauf hinter mir! Wir werden allerdings darauf verzichten, die von Silvester übrig gebliebene Sektflasche bei der Schiffstaufe auf die filigranen Modellchen zu donnern … rk MIBA-Spezial 47

MODELLBAHN-PRAXIS

Konfektionierter Fels mit Heki-Folie

Absolut nicht knitterfrei Felsgestaltung ganz ohne Gips und sonstigem „Geschmier“ – dazu bietet Heki seit kurzem eine flexible tiefgezogene Kunststofffolie mit einer gelungenen Gesteinsstruktur an. Über seine Erfahrungen mit diesem neuen Produkt berichtet Rolf Knipper.

V

ieles bei der Landschaftsgestaltung ist hinlänglich bekannt – und bei Baubeschreibungen gibt es auch kaum Neues zu berichten. Sicher, es sind immer wieder ganz andere Szenerien, aber deren Erstellung erfolgt in aller Regel mit den bewährten Methoden und Techniken. Daher macht es eine umso größere Freude, einmal mit etwas ganz anderem zu arbeiten. Ab und an präsentieren die Hersteller dem Modellbauer wirklich bemerMIBA-Spezial 47

kenswerte Produkte. Dazu zählt zweifelsohne die neue Felsfolie von Heki. „Felsplatten“ in diversen Ausführungen aus Kunststoff sind ja bekannt, aber eine in sich flexible und mit den Abmessungen von 35 cm auf 80 cm auch recht große Folie ist schon bemerkenswert. Heki nutzt dabei die innovativen Techniken in der Kunststoffentwicklung. Die noch relativ flache Folie zeigt bereits eine deutliche Steinstruktur;

dabei wurde der weit verbreitete Kalkschiefer zugrunde gelegt. Außerdem macht die einseitig aufgebrachte und mehrfarbige, matte Farbgebung einen hervorragenden Eindruck. Die Rückseite ist leicht glänzend, also Kunststoff pur. Die ersten vorsichtigen Annäherungsversuche machten Appetit auf mehr. Zunächst bog ich behutsam die Platte ein wenig hin und her. Das ging recht gut – und schon musste die Folie weit mehr aushalten: Sie wurde mit beiden Händen regelrecht zerknüllt. Kein Problem, das Material machte alles mit, auch die Farbe blätterte dabei nicht ab. Stellt man den zerknautschten Bogen jetzt einfach nur einmal hin, zeigen sich die Möglichkeiten: So schnell lassen sich also Felswände herstellen, Schmutz und Staub fällt dabei auch nicht an. Heki empfiehlt die Verspachtelung der Nähte mit Gips oder speziellem Landschaftsspachtel. Das hat sicher bei steilen und großen Felsformationen seine Berechtigung, aber bei mir sollten es ja nur kleinere Felsennasen in einem Hang sein. 81

Rechts: Nun kann es losgehen – mit den Händen knüllt man am besten die gesamte Folie und walkt sie richtig durch. Das Material hält sehr viel aus! Unten: So sieht die Felsfolie von Heki in „unberührtem“ Zustand aus. Die Steinstruktur ist derjenigen von Kalkschiefer nachempfunden. Beim Vergleich von Vorder- und Rückseite ist deutlich die matte, bereits aufgetragene Farbschicht zu sehen.

Der Hang mit Fels Mein Hang wurde mit Kunststoffgaze (Baustoffhandel) ausgebildet. Darauf folgte eine Basisschicht mittels FallerGipsbinden. Auf diese Weise erhielt ich einen stabilen Untergrund für die weitere Gestaltung der Landschaft. Um das auffällige Weiß zu kaschieren strich ich den Hang mit grauer Dispersionsfarbe. Darauf ließen sich nun die zuvor mit einer Schere ausgeschnittenen und nach Wunsch geformten Felsstücke mit Heißkleber fixieren. Letzte Anpassungsarbeiten konnten durch Biegen der Folie erreicht werden. Recht zügig war so die Gestaltung der Felspartien fertig gestellt und ich konnte mich den letzten farblichen Abstimmungen widmen. Den Grund legte ich in grau-braunen Farbtönen an. Vertiefungen ließen sich dann mit verdünnter dunkler Farbe hervorheben. Zu guter Letzt kratzte ich dann noch hellgraue Faller-Betonfarbe mit einem fast trockenen Pinsel auf. Durch diese Arbeitsschritte wurde die Struktur der Felsen stark hervorgehoben. Nach dem Trocknen spachtelte ich die Felsen mit der bekannten LeimFarbe-Quarzsand-Mischung in der erforderlichen Stärke zügig ein. Sie bildet zugleich den Untergrund für die Nachbildung der Vegetation. Ich streute diverse Kunststoff-flocken und pflanzte mit der Pinzette büschelweise das Heki-Wildgras. „Nass in nass“ kommt man dabei am besten voran. Dichteres Unkraut entstand aus in verdünnten Weißleim getauchtes HekiFlor-Material. Fazit: Mit der neuen Heki-Felsfolie wird dem Modellbahner eine Menge Arbeit abgenommen. Ob man sie wie bei mir zur Darstellung kleinerer Partien oder auch für gewaltige Steilwände benutzt – das Produkt eignet sich für alle Bereiche. Das entsprechende Umfeld herzurichten bleibt natürlich dem Modellbahner vorbehalten, sodass sich auch keine Uniformität einstellen kann. rk 82

Das Ergebnis nach einer halben Minute „Knüllen“. Hier wurde eine große Folie (35 x 80 cm) entsprechend traktiert. Das Ergebnis wirkt schon recht überzeugend. Links: Da nur einige Felsvorsprünge gestaltet werden sollten, wurden mit der Schere einige unregelmäßige Stücke aus der Folie ausgeschnitten. Die Flexibilität bleibt dabei übrigens gewahrt.

Mit der Heißklebepistole wurden die Felsstücke auf dem vorher farblich dunkler angelegten Untergrund aus Gipsbinden fixiert.

MIBA-Spezial 47

Links: Die farbliche Gestaltung der Felsen sollte noch optimiert werden; mit den bewährten Dispersionsfarben aus der Tube war dies problemlos möglich. Die helleren Partien wurden zum Schluss mit der Betonstraßenfarbe von Faller und einem fast trockenen Pinsel aufgetragen.

Rechts: Mit dem bereits mehrfach beschriebenen Gemisch aus Quarzsand, Weißleim und etwas Farbe wurden die Überänge der einzelnen Felsstücke verspachtelt. Unten: In den noch feuchten Brei ließen sich bequem Grasfasern und Kunststoffflocken von Heki einpflanzen. Die Arbeitsweise ist sehr rationell, da man sofort in den Untergrund den Bewuchs dauerhaft fixieren kann. Zudem gelingen die Übergänge zur Felsfolie garantiert. Auf Gips und Ähnliches kann man getrost verzichten.

Rechts: Die fertig gestaltete Böschung mit den Felsvorsprüngen aus der Heki-Folie. Der Zugbetrieb wurde inzwischen aufgenommen. Dank der sauberen Arbeitsweise mit den beschriebenen Materialien wurden auch keine Gleise oder Mauern durch Gips oder eine andere Spachtelmasse verschmutzt. Daneben gelang das Ganze auch noch in sehr kurzer Zeit. Alle Fotos: Rolf Knipper

MIBA-Spezial 47

83

WERKSTATT

B

ei meinen ersten Versuchen in der Landschaftsgestaltung habe ich ebenfalls die früher sehr beliebte Korkrinde zur Felsnachbildung verwendet. Auch hiermit können bei realistischer Farbgebung durchaus noch brauchbare Ergebnisse erzielt werden. Inzwischen gibt es jedoch auch andere Materialien und vor allem Techniken. Heute fertige ich für meinen Bedarf individuell gestaltete Felsformationen mit einer preiswerten und einfachen Methode. Zunächst besorgt man sich bei seinem nächsten Spaziergang mehrere geeignete Bruchstücke von Steinen, die eine gewünschte und geeignete Oberfläche aufweisen. In meinem Falle (Baugröße N) fand ich bei einem Besuch in einem Kohlehafen im Ruhrgebiet passende Steinkohlestücke, die für meine Zwecke eine schön zerklüftete Struktur aufwiesen. Die Form und Größe dieser Steinbrocken ist reine Geschmackssache und auch vom Maßstab, in der die Felsen nachgebildet werden sollen, abhängig. Natürlich könnte man die gesammelten Steine direkt auf der Anlage als Felsen verarbeiten. Dies kann jedoch bei größeren Felsformationen zu einem erheblichen Gewicht führen. Außerdem wird es schwierig sein, passende Steine in ausreichender Menge zu finden, die in Form und Struktur zueinander passen und so ein harmonisches und realistisches Gesamtbild ergeben. Weiter wird für die Felsnachbildung Knetgummi benötigt. Dieses Material ist für wenig Geld in Stangenform in verschiedenen Farben in praktisch jedem Spielwarengeschäft oder den Spielzeugabteilungen der Warenhäuser erhältlich. Für unseren Zweck ist die Farbgebung völlig unerheblich. Dieses Material wird nun gut durchgeknetet und wie ein Kuchenteig mit einem alten Nudelholz oder auch einer leeren Flasche flach ausgerollt. Die Stärke des „Kuchens“ sollte etwa 5 bis 10 mm betragen. Sollte das Material zu hart sein, kann es durch leichte Erwärmung im Backofen oder auf der Heizung wieder geschmeidig gemacht werden. In das ausgerollte Knetgummi wird nun der Stein mit der ausgewählten Seite gedrückt, bzw. der „Gummikuchen“ auf den Stein gelegt und aufge84

Der einfache Weg zum Felsabguss:

Felsen aus der Knetgummiform Bei der Landschaftsgestaltung einer Modelleisenbahn wird man auf das Problem stoßen, realistisch wirkende Felsen nachbilden zu wollen. Wie beim gesamten Landschaftsbau gibt es auch hier verschiedene Methoden und Techniken, die zum Erfolg führen. Eine Methode ist die unter Verwendung von Knetgummi.

Die wichtigsten Utensilien zur Herstellung von Modellfelsen auf einen Blick: Knetgummistangen aus dem Spielwarengeschäft zur Herstellung der Form, ein passender Steinbrocken – in diesem Falle ein Stück Steinkohle – und Gips bzw. Fugenfüller.

Die gut durchgekneteten Knetgummistangen rolle ich mit einem alten Nudelholz oder einer leeren Bierflasche zu einem gleichmäßigen Kuchen aus.

Den Knetgummikuchen forme ich dann halb um den Stein und drücke es fest auf, sodass sich die Struktur des Steins auf das Knetgummi überträgt.

MIBA-Spezial 47

Es müssen nicht immer Felswände sein: Die selbst hergestellten Felsen säumen auf meiner US-Anlage einen kleinen Flußlauf. Das Knetgummi sollte vorsichtig vom Stein entfernt und zu einer Wanne geformt werden. Durch die relativ spröde und bröselige Steinkohle sind hier einige kleine Bruchstücke in der Gummiform zurückgeblieben. Dies schadet aber nicht.

In einem geeigneten Gefäß mische ich mir die passende Menge Gips oder Fugenfüller an und achte auf gute Fließeigenschaften des Materials.

MIBA-Spezial 47

drückt, sodass die Kontur des Steins auf das Knetgummi übertragen wird. Danach wird die Masse wieder vorsichtig abgenommen und die Ränder so geformt, dass eine geschlossene Wanne entsteht. Eventuell muss mit Holzleisten, Pappstücken o.ä. unterfüttert werden. Jetzt wird dünnflüssig angerührter Gips oder Fugenfüller in die vorbereitete Form gefüllt. Durch das im Knetgummi enthaltene Fett kann auf den Einsatz eines Trennmittels verzichtet werden. Nach dem Aushärten der Masse wird der Abguss vorsichtig vom Knetgummi gelöst. Die Form wird wieder „in Form“ gebracht und ist für den nächsten Einsatz bereit. Es können auf diese Weise beliebig viele Felsstücke mit gleichem Aussehen hergestellt werden.

Knetgummi oder Silikonkautschuk Nun könnte man fragen, warum gerade Knetgummi? Wozu gibt es z.B. Silikonkautschuk? Oder man verwendet gleich die im Handel angebotenen Formen für Felsen, wie sie beispielsweise von Woodland Scenics angeboten werden, und gießt sie mit Gips aus. Natürlich geht das auch! 85

Knetgummi hat die Vorteile preis- Farbgebung Egal welche Art nachgebildet werden werter und nahezu unbegrenzt versoll, die zu verwendenden Farben sollwendbar zu sein. Zudem lassen sich Neben der Form und Oberflächen- ten dünnflüssig und möglichst lasieindividuelle Abgüsse je nach Bedarf struktur ist die Farbgebung für eine rend sein. Dispersions-Abtönfarben machen. Hat man genug Abgüsse mit realistische Wirkung der fertigen sind für diesen Zweck sehr gut geeigder gleichen Felsstruktur hergestellt, Modellfelsen von entscheidender net. Sie lassen sich in jedem Verhältnis wird die Masse einfach wieder zusam- Bedeutung. Hierbei sollte sich der mit Wasser verdünnen und trocknen mengeknetet und ausgerollt. Danach Grundfarbton der Felsen nicht sehr matt auf. Außerdem sind viele Farbwird mit einem weiteren Stein oder stark vom „Erdbraun“ der restlichen töne erhältlich, z.B. Steingrau oder einer anderen Seite eine neue Gieß- Landschaft unterscheiden. Original- Erdbraun, die auch ohne Abmischung form hergestellt. Vielleicht gefällt erde besteht im Prinzip zum größten direkt verwendbar sind. Erhältlich einem auch der erste sind diese Produkte Abguss nicht so recht. relativ preiswert in Macht nichts. Der Verjedem Baumarkt oder such wird einfach mit Malergeschäft. neu geknetetem KnetWeil es sich bei diegummi wiederholt. sen Farben um wasEine Form aus Siliserverdünnbare Prokonkautschuk lässt dukte handelt, können sich zwar bei einiger die Felsabgüsse direkt Sorgfalt theoretisch nach der Herstellung, unbegrenzt verwend.h. noch im feuchten den, erzeugt aber Zustand, eingefärbt auch immer die gleiwerden. Durch den che Felsstruktur. noch hohen WasAußerdem ist Silikonseranteil saugt der kautschuk in der Gips oder Fugenfüller Handhabung komplinur einen geringen zierter (2-KomponenTeil der verdünnten ten-Material mit HärFarbe auf und das ter) und zudem in der Farbpigment verteilt Anschaffung deutlich sich gleichmäßig über teurer als Knetgummi. den gesamten UnterÄhnliches gilt für die grund. Trockener Gips fertig angebotenen dagegen saugt sehr Formen. stark. Das Resultat ist Anders sieht es bei ein dunkler und der Herstellung von scheckig wirkender Stützmauern oder Felsen. DurchgetrockTunnelportalen aus. netes Material sollte Diese Felsformation entstand durch Abguss von Steinen, die eine wesentlich Hier greift man besser daher vor dem Einfärglattere Oberfläche besaßen als die gezeigte Steinkohle. Für den Grundauf Silikonkautschuk ben mit entspanntem farbton wurde hier ein helleres Grau mit etwas Zusatz von Blau verwendet oder fertige Formen Wasser (Wasser plus um eine andere Gesteinsart zu imitieren. Hier ist deutlich zu erkennen, wie zurück, da hier in der ein paar Tropfen Spülvorstehende Bereiche mit aufgehellter, tiefer liegende Partien dagegen mit Regel immer gleiche mittel) wieder beabgedunkelter Grundfarbe behandelt wurden. Dadurch wirkt der Felsen oder doch sehr ähnlifeuchtet werden! plastischer. Für meinen heutigen Geschmack ist er mir aber insgesamt che Abgüsse benötigt Zunächst wird stark etwas zu hell geraten. werden. verdünnte DispersiDie so hergestellten onsfarbe (ungefähr Felsenteile werden an 1:5 mit Wasser, ebenden vorgesehenen Stellen am Land- Teil aus fein zerkleinertem Felsmate- falls mit etwas Spülmittel) im Grundschaftsunterbau befestigt. Die Abgüsse rial. So wird z.B. Granit zu hellgrauer farbton, z.B. Steingrau, auf den Felsen können je nach Bedarf vorher prob- Erde; Vulkangestein ergibt dagegen aufgetragen. Das kann sowohl mit lemlos mit einer Laubsäge angepasst nahezu schwarze, Sandstein oder einem Pinsel als auch mit einer Sprühwerden. Die Felsteile werden mit dem eisenhaltiges Gestein rötliche Erde. flasche erfolgen. In den tiefer liegenden Weiter spielt das Alter des Gesteins Bereichen und Überhängen des Felgleichen Abgussmaterial (z.B. Gips) miteinander verspachtelt, wobei auf eine Rolle bei der Farbgebung. Altes sens, die Schatten erzeugen, wird die gleiche Richtung der Felsschichten Felsmaterial, welches über längere etwas mehr Farbe aufgetragen um geachtet werden muss, damit eine Zeit der Verwitterung ausgesetzt war, diese Stellen dunkler wirken zu lassen. wirkt relativ dumpf und kontrastarm. homogene Struktur erzielt wird. Die Dispersionsgrundfarbe direkt Für den Landschaftsunterbau kön- Frisch freigelegtes Material, z.B. in dem Gips oder Fugenfüller beizuminen alle Methoden (z.B. Zeitungspa- Steinbrüchen, weist dagegen eine kräf- schen ist nicht zu empfehlen, da die pier, Styropor/Styrodur, Drahtgeflecht) tigere Färbung mit deutlichen Schat- Farbe das Aushärten beeinflusst und tierungen auf. zum Einsatz kommen. der Felsen spröde werden kann. 86

MIBA-Spezial 47

Diese Masse wird nun in die Knetgummiform gefüllt. Dabei ist darauf zu achten, dass der Untergrund gleichmäßig benetzt ist und der Einschluss von Luftblasen vermieden wird. Durch leichtes Klopfen der Form auf die Tischplatte dringt die Gussmasse auch in die kleinsten Ritzen.

Nach dem Aushärten wird das abgegossene Felsstück vorsichtig aus der Form entfernt. Ein Teil der kleinen Kohlestücke, die in der Form zurückgeblieben sind, ist hier jetzt als schwarze Punkte im Fügenfüller erkennbar.

Zur Farbgebung der Gipsfelsen sind Farben auf Dispersionsbasis sehr gut geeignet, da sie mit Wasser verdünnbar sind und matt auftrocknen.

Die passend zurechtgesägten Modellfelsen baute ich an meinem Flussufer ein und verspachtelte sie untereinander mit Gips. Danach behandelte ich sie farblich wie im Text beschrieben. Als Grundfarbton verwendete ich Steingrau.

MIBA-Spezial 47

Um die Struktur des Felsens hervorzuheben wird nun schwarze Tusche o.ä. in sehr stark verdünnter Lösung (1-2 ml auf 250 ml Wasser) aufgesprüht. Zur Verringerung der Oberflächenspannung ist auch hier der Zusatz einiger Tropfen Spülmittel angebracht. Danach werden vorstehende und tiefer liegende Felspartien farblich nachbehandelt. Dazu wird die Grundfarbe für den Felsen einmal durch Zusatz von Weiß oder Hellbeige etwas aufgehellt, bzw. mit schwarz abgedunkelt. Wichtig ist hier, dass in jedem Fall die Grundfarbe des Felsens verwendet wird. Die Viskosität der Farbe sollte höher sein als beim Grundanstrich. Eine Verdünnung von etwa 1:2 mit Wasser reicht in diesem Falle aus. Der Farbauftrag erfolgt wieder mit einem Pinsel. Besonders die vorstehenden Felspartien können aber auch mit einem mit der Farbe getränktem Schwamm oder Schaumgummi behandelt werden. Gerade bei der Farbgebung sind eigene Versuche unerlässlich um eine überzeugende Wirkung zu erzielen. Mit der beschriebenen Knetgummimethode lassen sich ausreichend viele Gipsabgüsse herstellen, die zur Ermittlung der geeignetsten Farbmischungen verwendet werden können. Heinz-Ulrich Grumpe

Die den Flusslauf säumenden Felsen wirken in ihrer Struktur und Farbgebung sehr überzeugend. Fotos: Heinz-Ulrich Grumpe

87

MODELLBAHN-ANLAGE

Häufig werden Blickfänge beim Gestalten des Geländes gleich mit eingebaut und im eingebauten Zustand gestaltet und detailliert. Jutta und Manfred Luft beschreiten einen etwas anderen Weg. Sie gestalten ihre Blickfänge auf kleinen Dioramen und bauen diese erst ein, wenn sie perfekt gestaltet sind.

Kunst oder Realität?

Blickfänge in der Landschaft A

uf kleinen Dioramen, die häufig nicht größer sind als diese Seite bzw. max. eine Doppelseite der MIBA, entstehen bei der Familie Luft wahre Kunstwerke. Diese superfein gestalteten Minidioramen werden später in die Anlage eingebaut. Das hat den Vorteil, dass die Kleinode an einem ordentlichen Arbeitsplatz entstehen können. Hauptwerkstoff ist Gips. Dieser wird auf einen Grundkörper, der in etwa dem späteren Modell entpricht, aufgetragen oder in einer Form gegossen. Mit viel Fleiß werden ähnlich wie bei einem Bildhauer die Konturen herausgearbeitet. Dabei kommt feines Gravierwerkzeug zum Einsatz. So entstehen dabei die verschiedensten Gebäude, Ruinen, Felsformationen usw. Viele der von den Lufts gefertigten Modelle sind nicht der Fantasie entsprungen, sondern exakte Miniaturen von Vorbildern. Diese fotografieren sie auf ihren Touren vorwiegend in Frankreich und Deutschland. Mit sicherem Gespür haben sie schon verschwiegene Ruinen und romantische Dörfer und Bauerngehöfte entdeckt, auf Platte gebannt und im Modell neu entstehen lassen. 88

MIBA-Spezial 47

Alle Fotos: Manfred Luft

Beim Blick durch die Kamera wird das Auge auf ein Objekt fokussiert. Im Moment der Betrachtung entfallen dabei alle Einflüsse aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Ohne Ablenkung lassen sich so Details herausfiltern, die bei der normalen Betrachtung häufig übersehen werden. gp MIBA-Spezial 47

89

GRUNDLAGEN

Kulissen für die Modellbahn-Anlage

Hintergründiges zum Abschluss Um Kulissen und Hintergründe für die Modellbahn geht es im folgenden Leitfaden, der gleichzeitig als H0-Marktübersicht für dieses Thema gedacht ist. Bruno Kaiser hat sich umgesehen und zeigt gleichzeitig diverse Möglichkeiten zur Verarbeitung der Hintergrundkulissen auf. Eine noch bessere Wirkung lässt sich mit einem „halbplastischen“ Anlagenabschluss erzielen.

E

igentlich ist das ja alles ein alter Hut, dennoch wird eines oft genug nicht berücksichtigt: Die Tiefenwirkung einer gestalteten Anlage oder eines Dioramas steht und fällt mit dem Vorhandensein eines auf das Anlagenthema passend abgestimmten Hintergrundes. Die beste Detailgestaltung verliert sofort an Reiz, wenn sich unmittelbar hinter der Anlagenkante etwa eine stark gemusterte Tapete befindet oder sich der Blick in die Räumlichkeiten hinein verliert. Die Illusion des gestalteten Motivs wird beim Betrachter sofort zerstört, wenn auf diese Weise realitätsfremde Gegenstände den Blick ablenken. Wer ernstlich an einer naturalistischen Wirkung seiner Modellbauten interessiert ist, wird deshalb an der Anfertigung einer Hintergrundkulisse nicht vorbeikommen. Dies auszu-

führen fällt selbst dem Anfänger nicht schwer, denn die Zubehörindustrie hält für diese Zwecke Gestaltungsmittel in vielfältiger Form vor.

Kulissenarten

Landschaftskulissen

Zu unterscheiden wären da zuerst einmal folgende Arten: 1. Meist recht breit angelegte, oft aus verschiedenen Elementen zusammenzusetzende Landschaftshintergründe, die z.T. beliebig verlängerbar sind, 2. reine Wolkenarrangements sowie 3. Hintergrundmodule, die sich in mehr oder weniger beliebiger Folge aneinander reihen lassen. 4. Darüber hinaus werden Einzelelemente angeboten, aus denen sich individuell gestaltete Kulissen, z.T. sogar in Halbreliefform, anordnen lassen.

Die einfachste Art dürften sicher Landschaftsbilder sein, die man am besten mit einem kleinen Abstand (ca. 10 cm) hinter der Anlage aufstellt bzw. an der Wand befestigt. Raum- und damit auch Anlagenecken sollten möglichst im Hintergrund ausgerundet werden. Für die auf Papier oder dünner Pappe aufgedruckten eigentlichen Hintergrundbilder sind entsprechend gebogene Untergründe aus dünnen Hartfaserplatten oder Kunststoffplatten empfehlenswert. Auch an Anlagenund Modulenden bringt eine ausge-

Sehr bekannt dürfte der Faller-Hintergrund „Oberstdorf“ sein. Links ein reiner Wolkenhintergrund, wie ihn mehrere Hersteller im Programm haben – dieser ist von Vollmer.

90

MIBA-Spezial 47

rundete und bis an die Vorderkante gezogene Kulisse mehr Räumlichkeit. Bei der Auswahl der Bilder sollte man unbedingt die Motive der vorgegebenen Anlagenthematik anpassen. Als krasses Negativbeispiel wäre hier zu nennen: Hinter einer im norddeutschen Raum angesiedelten Anlage ist eine Kulisse der Oberstdorfer Bergwelt angeordnet. So etwas würde wohl niemand ernstlich ins Kalkül ziehen. Zu dem genannten Aufbau würde wahrscheinlich nur ein reiner Wolkenhintergrund passen, der im Übrigen grundsätzlich überall angegliedert werden kann.

Käufliche Hintergründe Betrachten wir nun einmal das Marktangebot etwas genauer. Auhagen hat mit dem Hintergrund „Wolkenstein/Erzgebirge“ eine Kulisse in den Maßen 330/47 cm geschaffen. Sie beinhaltet die Mittelgebirgslandschaft im Erzgebirge mit Stadt und Schloss Wolkenstein. Das Panorama wird aus 5 Einzelteilen zusammengesetzt, deren Einsatzmöglichkeit für alle Spurweiten und Maßstäbe gilt. Darüber hinaus liefert Auhagen noch Bastelbögen der Firma Stipp, die unter diesem Stichwort beschrieben werden.

Faller hat fünf mehrteilige Hintergründe in den Längen von 290 bis 388 cm und Breiten von 45 bis 100 cm im Angebot, wovon drei, „Karwendelgebirge“ (Art.-Nr. 513), „Neuschwanstein“ (Art.-Nr. 512) und „Oberstdorf“ (Art. Nr. 516 und 517) in die Alpenregion, „Löwenstein“ (Art.-Nr. 515) nach Württemberg und „Baar“ (Art.-Nr. 514 und 511) in den Schwarzwald gehören. Alle Kulissen müssen aus zwei- bis vierteiligen Einzelblättern zusammengestellt werden. Zum Hintergrund 514 „Schwarzwald-Baar“ gibt es unter 511 eine Verlängerung, die eine unendliche Aneinanderreihung in der Breite

Auhagen bietet eine Kulisse mit einem Motiv aus dem heimischen Erzgebirge an: Wolkenstein. Rechts ein selbst gemalter Hintergrund, der nur aus einem bestimmten Betrachtungswinkel gut wirkt.

MIBA-Spezial 47

91

Beispiele für eine überzeugende Kulissengestaltung mit MZZ-Elementen: Oben wurde die MZZ-Landschaftskulisse auf Sperrholz aufgezogen und ca. 5 cm vor der Wolkentapete angeordnet. Im Beispiel unten wurde die ursprünglich recht gelb wirkende Hintergrundlandschaft mit Olivgrün der angrenzenden (dreidimensionalen) Umgebung angepasst. Im Bild ganz oben wurden vorher ausgeschnittene Industriebauten auf eine MZZ-Wolkentapete geklebt.

92

ermöglicht. Die dargestellte Landschaft beschränkt sich auf einen schmalen Teil am unteren Rande, der ggf. zur Erzielung eines reinen Wolkenhintergrundes abgetrennt werden kann. Auch der dreiteilige Hintergrund „Oberstdorf“, Art.-Nr. 516, kann mit der Ergänzung 517 erweitert werden. Die zweiteiligen Modellhintergründe „Neuschwanstein“, 512, und „Karwendelgebirge“ sind rechts und links anreihbar und damit ebenfalls in der Länge unbeschränkt. Vollmer bietet zwei reine Wolkenhintergründe mit den Art.-Nr. 6105 (in der Größe 280/80 cm) und 6112 (280/50 cm). Diese „neutralen Kulissen“ passen grundsätzlich zu jedem Landschaftstyp und können des Weiteren bei zwei- oder mehrgeteilten Kulissenarrangements als Abschluss dienen. Hierüber ist später noch Genaueres zu beschreiben. Ins Alpenvorland gehört die dreiteilige Kulisse 6111. Ähnliches dürfte für den zweiteiligen Hintergrund „Schongau“ (Art.-Nr. 6110) gelten. Im Sauerland dagegen ist Kulisse 6113 angesiedelt. Auch mit den Vollmer-Kulissen lassen sich somit dank der Wolkenarrangements Hintergründe für alle Regionen einsetzen. Peco hat ebenfalls eine Reihe von Hintergründen im Programm, die aber nur der Vollständigkeit halber erwähnt seien, weil sie „very british“ wirken. Alle genannten Hintergründe können entweder tapetengleich auf die MIBA-Spezial 47

Wand an der Anlagenrückwand – wenn sie denn da ist – oder auf eine spezielle Unterkonstruktion aus Holzwerkstoffen oder Kunststoff aufgebracht werden. Die Kulissenteile haben z.T. einen Druckrand. Diesen sollte man rechtwinklig sauber abschneiden und die Einzelbilder lückenlos auf Stoß kleben wie beim Tapezieren. Beim Übereinanderkleben der Ränder zeichnen sich dagegen später unübersehbar die Verbindungen ab, wodurch das Gesamtbild doch empfindlich gestört wird.

Hintergrund-„Module“ MZZ-Hintergrund-Variomodule Einmal abgesehen von der beliebig erweiterbaren Himmel-Hintergrundkulisse, Art.-Nr. 06 von 0 bis N, 84/476 cm und 306 für Z, 28/282 cm, Lieferumfang sechsteilig, geht man bei MZZ hinsichtlich der Hintergrundgestaltung einen anderen Weg. Hier werden einzelne Blätter unter dem Handelsnamen „Merz-Vario-Modul H0, N, Z“ nach Großstadt, Kleinstadt, Dorf, Industrie,

Seehafen und Landschaftsteilen unterschieden. Außerdem gibt es als Ergänzung hierzu weitere landschaftsspezifische Kulissen sowie Baubögen für Reliefbauweise. Sie sind auf festem Papier gedruckt in den Ausmaßen von ca. 42/30 cm genormt und müssen ausgeschnitten und auf geeigneten Untergrund geklebt werden. Das Angebot ist so vielseitig, dass wir uns bei dessen Beschreibung auf Grundsätzliches beschränken müssen. In Gruppen zusammengefasst werden die „Module“ in der Tabelle aufgeführt. Die von „Loisl“ gemalten Hintergrundmodule sind einzeln und in Gruppen zusammengefasst erhältlich und in der vorgegebenen, aber auch in individueller Weise aneinander reihbar. Wichtig ist, dass man bei der Zusammenstellung der Kulisse die unterschiedlichen Gruppen für nähere (farbstärkere Ausführung) und entferntere Hintergründe (farbschwächer) beachtet. Eine Kombination, bestehend aus hintereinander und höhenversetzt angeordneten Elementen ist

dabei möglich und erhöht die Tiefenwirkung. Als Abschluss dürfte in den meisten Fällen der genannte Wolkenhimmel dienen. Die Möglichkeiten mit den aufgeführten Bauteilen sind sehr weitgehend und können hier nur angerissen werden. Auf Beispiele der Abbildungen der Bastelanregungen sei verwiesen. In der Tabelle sind die Artikelnummern für die H0-Bauteile genannt. Sie stehen ebenfalls für weitere Maßstäbe zur Verfügung. Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf den reich bebilderten und mit Bastelanregungen versehenen MZZ-Katalog. Stipp-Bastelbögen Von Stipp werden Bastelbögen für die Baugrößen H0 (hier ist TT mit eingeschlossen) und N angeboten. Sie beinhalten themengebundene Sets für die Bereiche Altstadtfassaden (H0: Art.-Nr. 92, N: 93), Stadthäuser (H0: Art.-Nr. 94, N: Stadthaus 1-5, 32, 34, 36, 38 u. 089), Lagerhäuser (H0: Art.Nr. 090, N: 091) und Verwaltungsgebäude (H0: Art. Nr. 074). Die Bögen bestehen immer aus mehreren Gebäu-

Hintergründe sollen an den Ecken ausgerundet sein! Auf den hauseigenen Kulissenverpackungen illustriert Vollmer die Vorgehensweise. Links oben: Sehr vielseitig einsetzbar ist die vierteilige FallerKulisse „SchwarzwaldBaar“, zu der es auch eine (spiegelverkehrte) Verlängerung gibt.

Im Bild links ein Ausschnitt aus Vollmers neuem Hintergrund „Alpenvorland“. MIBA-Spezial 47

93

Oben: MZZ-Motive werden mehr oder weniger farbintensiv gedruckt zur Erzielung von Weite. Rechts daneben: Nach dem Aufkleben auf Spanplatte wird das Gebäude mit der Stichsäge herausgetrennt. Links ein Beispiel für Stipp-Ausschneidebögen, rechts einige der nötigen Bastelschritte für einen halbplastischen Hintergrund. Tiefe trotz geringen Platzbedarfs (unten): Eine Kombination von MZZ-Teilen mit dreidimensionalen Gebäuden ergibt einen „Theaterkulisseneffekt“, der aber kaum auffällt.

den, deren Fassaden und kurze Seitenwände nebst Dächern in fotorealer Weise auf dickes Papier gedruckt sind. Die Gebäude werden durch Einzelteile ergänzt, mit denen sich zum Teil Fenster, Türen, Tore und Vorbauten wahlweise variieren bzw. dreidimensional ergänzen lassen. Der Aufbau ist recht einfach, man braucht neben Schere, Bastelmesser, Stahllineal, etwas Klebstoff sowie Pappe als Verstärkung und Material für die Rückwände nur Geduld und präzises Ausschneiden. 94

Die Gebäude sind direkt für die hintere Anlagenkante gedacht. Mit ihrer Hilfe lässt sich, ähnlich wie mit den MZZ-Modulbauteilen in Verbindung einer abschließenden Hintergrundkulisse auf recht einfache Weise bei geringem Platzbedarf räumliche Anlagentiefe erzielen.

Verarbeitung Um aus Stipp-Bastelbögen dreidimensionale Halbrelief-Kulissen zu gestalten, bedarf es keiner großen Kunst.

Wichtig neben den bereits genannten Materialien ist exaktes Ausschneiden der einzelnen Bauteile, Prägen, Fügen und Zusammenkleben. Rückwände und Versteifungen fertigt man an Pappe an. Die genauen Schnitt- und Präge- und Falzkanten sind in der Anleitung beschrieben, sodass beim Zusammenbau eigentlich nichts schief gehen kann, vorausgesetzt man arbeitet eben nicht „schief“. Durch die beigegebenen Einzelteile lassen sich in die z.T. mehrfach beiliegenden Gebäude Variationen MIBA-Spezial 47

Hintergrundkulissen liefert: Firma

Art.-Nr:

Größe in cm

Teile

Landschaftsmotiv

Ca.-Preis in DM

Auhagen Auhagen Auhagen

42508 42506 42507

330/47 68,5 37,4

5 6 4

Mittelgebirge Industriebauten Stadthäuser

28,90 19,90 19,90

Faller Faller Faller Faller Faller Faller

512 513 514 511 515 516

320/100 320/100 388/65 388/65 290/45 290/45

2 2 4 4 3 3

Alpenregion Alpenregion Schwarzwald/Wolken Verlängerung zu 514 Württemberg Alpenregion

32,50 32,50 42,– 42,– 32,50 32,50

MZZ MZZ MZZ MZZ MZZ MZZ MZZ MZZ MZZ MZZ MZZ MZZ MZZ MZZ MZZ

06 306 011-019 0111-0112 0119 021-289 031-038 0312-0372 0412 041-048 0422-0432 051-059 0512-0532 071-078 081-088

476/84 282/28 Einzelmodule dito dito dito dito dito dito dito dito dito dito dito

6 6 9 2 2 9 8 7 1 8 2 9 3 9 8

Wolken, N-0 Wolken, Z Landschaftsmodule H0 Waldhang Wintermotiv Rampen/Bauteile Industrie/Zubehör Industriegebäude Burg Kleinstadt Stadt Großstadt Großstadt Gebirge Seehafen

38,50 38,50 je Modul 7,– 7,– 7,– 7,– 7,– 7,– 7,– 7,– 7,– 7,– 7,– 7,– 7,–

Stipp (siehe Auhagen Stipp Stipp Stipp (siehe Auhagen Stipp Stipp Stipp Stipp

92 42507) 93 94 90 42506) 91 74 95 76

Bauteil-Set

4

Altstadtfassaden

19,90

wie 92, jedoch in N Bauteil-Set 5 dito 6

Stadthäuser Lagerhäuser

13,90 19,90 19,90

wie 90, jedoch in N dito 3 N-Bastelbögen 5 N-Kulissen-Set 3

13,90 Verwaltungs-/Werkstattgeb. 9,10 Stadthäuser Nr. 1-5 15,90 Verwaltungs-/Werkstattgeb. 8,30

Vollmer Vollmer Vollmer Vollmer Vollmer

6105 6110 6111 6112 6113

280/80 280/50 290/60 280/50 290/60

Wolken Schongau Alpenvorland Wolken Sauerland

bringen und die Plastizität der Kartonmodelle erhöhen. Schnittkanten oder Beschädigungen an den Falzungen lassen sich mittels gleichfarbiger Stifte problemlos kaschieren. Auch aus MZZ-Bauteilen lässt sich Reliefartiges basteln. Die Module sind nicht zum Bauen einer einfachen Hintergrundkulisse geeignet. Sinnvoller, weil optisch vorteilhafter ist es, den „Hintergrund“ aufzuteilen und hierzu im direkten Anlagenbereich theatermäßig Kulissenteile aufzustellen. Hierzu werden beispielsweise GebäuMIBA-Spezial 47

2 2 3 2 3

denachbildungen auf dicke verzugsfreie Pappe, Sperrholz, Hartfaserplatte oder Spanplatte geklebt und zusammen mit dem Trägermaterial minuziös ausgeschnitten. Die Kanten der Träger müssen nun entsprechend den angrenzenden Farben der Modulabbildungen eingefärbt werden. Hierzu eignen sich gewöhnliche Wasser/Deckfarben recht gut. Sollten Teile innerhalb der Kulissen aus individuellen Gründen nicht passen, lassen sich diese ebenso mit diesen Deckfarben übermalen. Interessante

32,50 31,95 34,95 28,95 34,95

Wirkungen erzielt man des Weiteren durch Anbringen von dreidimensionalen Details an solchen Kulissenhäusern, die aus Regenrinnen, Vordächern, aber auch aus kleinen Anbauten bestehen können. Werden diese „Gebäude“ dann am Anlagenrand platziert und ggf. sogar hier noch in geringem Abstand hintereinander versetzt angeordnet, ergibt sich eine enorme Tiefensteigerung, wenn der abschließende Hintergrund, ggf. als Wolkentapete oder als weiteres Hintergrundbild angeordnet wird. 95

Beispiel für eine selbst gemalte Hintergrundkulisse auf der Clubanlage der Freunde der Eisenbahn Burscheid. Es hängt allerdings von der Perspektive ab, ob Vorder- und Hintergrund gut harmonieren. Fotos: bk

Unten links: Die sorgfältig und kunstfertig von Kurt Stichnoth gemalte Kulisse unterstreicht den Industriecharakter der Anlage. Unten: Unbestreitbarer Vorteil einer selbst gemalten Kulisse ist, dass sich das Hintergrundmotiv hundertprozentig auf die Anlage abstimmen lässt.

Kulissen selbst gemalt Für die praktizierenden Künstler unter den Lesern ist eigenes Kulissenmalen natürlich keine Hexerei. Für sie erübrigen sich wahrscheinlich weitestgehend die hier angestellten Überlegungen. Sie werden durch weniger farbstarkes Anlegen der jeweils gewünschten Silhouette den Dunstkreis der Weite zu erzeugen wissen und durch weitere Abstraktion und diffuse Abbildungen die Ferne in die Landschaft einbringen. Seltsamerweise trifft man bei solchen Gemälden dennoch oft einen leider gravierenden Fehler an, der aus der Beschäftigung mit der Malerei resultiert und dort auch sinnvoll und

96

erforderlich ist, bei der Kombination von Drei- und Zweidimensionalität unserer Modellbauten jedoch einen unübersehbaren Fehlgriff darstellt. Die Rede ist von der Perspektive. Bei jedem „anständig“ gemalten Landschaftsbild ist die Perspektive selbstverständlich. Beim Betrachten des Bildes, egal von welchem Standpunkt aus, stimmt sie auch, da innerhalb des Bildes die Raumbezüge zueinander immer gleich bleiben. Dies trifft bei einer Modellgestaltung mit dreidimensionalem Vorder- und Mittelgrund in Verbindung mit einer gemalten Hintergrundkulisse aber nicht zu. Hier ändern sich die Bezüge der dreidimensionalen Dinge vor der Kulisse gegenüber der bildlichen Darstellung

je nach Betrachterstandpunkt. Man sollte deshalb bei der bildlichen Darstellung von Gebäuden oder kubischen Gegenständen (auf der Kulisse!) tunlichst auf eine perspektivische Darstellung verzichten. Aus gutem Grund findet man bei MZZ Darstellungen für den nahen Hintergrund immer ohne jede Perspektive. Eine solche entsteht, wenn auch nur angedeutet, durch das Aufziehen der Bilder auf an den Seiten farblich angepasste Kulissenträger, wie es zuvor beschrieben wurde. Die beste künstlerische Leistung gerät im wahrsten Sinne des Wortes in Schieflage, wenn die perspektivisch angelegte Hintergrundkulisse vom falschen Blickwinkel aus betrachtet wird. bk

MIBA-Spezial 47

GRUNDLAGEN

Gut getarnte Zufahrten in die „Unterwelt“

Kulissenzauber Nicht immer hinterlässt ein Tunnelportal einen optisch befriedigenden Eindruck, wenn es darum geht, auf der Modellbahnanlage eine Strecke im Untergrund, z.B. in Richtung Schattenbahnhof, verschwinden zu lassen. Dr. Hans-Jörg Windberg zeigt Möglichkeiten, wie solche gestalterisch meist problematischen Bereiche im Modell entschärft werden können.

D

ass Schattenbahnhöfe zur Modellbahn gehören wie Anlagenberichte zur MIBA, ist wohl eine Binsenweisheit, die inzwischen Standard bei den meisten Betriebsmodellbahnern sein dürfte. In den meisten Fällen wird die Einfahrt in diesen „blickgeschützten“ Teil der Anlage durch Tunnelportale getarnt, was bei Anlagen mit Mittel- oder gar Hochgebirgscharakter ja auch Sinn macht. Was aber tun, wenn – wie bei meiner „Windbergbahn“, die ja nicht das gleichnamige sächsische Streckenstück zum Vorbild hat, sondern die Strecke der Lübeck-Büchener Eisenbahn von Lübeck nach Travemünde (siehe MIBA 2-4/95) – „in natura“ weit und breit kein Tunnel vorhanden ist? Da sich mit diesem Problem sicher eine 98

ganze Anzahl von Modellbahnern, deren Anlagenthema eher im Flachland angesiedelt ist, beschäftigen, möchte ich hier einmal meine Lösungen vorstellen, die den Abgang der Züge durch die Hintergrundkulisse in die „Unterwelt“ tarnen.

Der Spiegeltrick Wie ich in meiner oben erwähnten Artikelfolge schon schrieb, endet die durchgestaltete Welt meiner Anlage an einer Seite etwa im Bereich des Einfahrvorsignals des Lübecker Hauptbahnhofs aus Richtung Travemünde, Neustadt und Kiel. Dieses Ende ergab sich nicht etwa zufällig, sondern wurde bewusst gewählt, befand sich doch hier, auf Höhe des Lübecker Schlacht-

hofes, eine Dreifach-Brückenkombination, bestehend aus einer eingleisigen Hafenbahnbrücke, einer Straßenbrücke und einer diagonal über die Bahnbrücke laufenden Viehbrücke, die in der Realität die Quarantänestation mit dem eigentlichen Schlachthofgelände verband. Ein „Eye-Catcher“ erster Güte also und bei mir so recht geeignet, von der Verschwenkung der Hauptstrecke just „durch die Fundamente“ dieser Brücken in den Untergrund abzulenken. Die hinter den Brücken noch stumpf bis an die Zimmerwand (mit der Lübecker Stadtsilhouette als Kulisse) geführte Reststrecke ist Attrappe. Nun würde selbst eine stumpf an einer Kulisse endende Streckenattrappe ohne zusätzliche Maßnahmen nicht besonders glaubwürdig wirken. Ich habe deshalb direkt vor der Kulisse eine weitere, in Wirklichkeit ebenfalls an der betreffenden Stelle befindliche Viehbrücke im rechten Winkel (!) über die Strecke geführt und in den hierdurch gebildeten „Rahmen“ aus Gleiskörper, Bahndamm bzw. Brückenpfeiler und Brücke direkt auf die Kulisse einen Spiegel geklebt. Da der Spiegel ja ebenfalls im rechten Winkel zum Gleis steht, sieht es jetzt so aus, als laufe die Strecke unter der Brücke hindurch weiter auf Lübeck zu. Oberhalb der Brücke befindet sich die normale Papierkulisse, die allerMIBA-Spezial 47

Die Lok (im Bild links) steht natürlich nur der Deutlichkeit halber vor dem Spiegel. Hier handelt es sich um den toten Gleisstumpf einer „freien Strecke“, die echte Strecke biegt unter der Viehbrücke (bereits etwas unscharf im Vordergrund zu sehen) ab.

dings im Bereich der gedachten Hauptverlaufsrichtung der Streckenweiterführung „leer“ (Wolkenhintergrund) bleiben, d.h. keine Bebauung aufweisen sollte, denn der Betrachter soll ja das Gefühl haben, die Strecke führe zwischen der Randbebauung hindurch! Der Spiegeltrick ist natürlich nicht neu, aber eine glaubwürdige Ausführung verlangt doch einige Sorgfalt. Hierzu gehört auch die richtige Wahl eines geeigneten Spiegels. Spiegelfolie, wie man sie ab und zu auf Anlagenfotos sieht, ist für unsere Zwecke denkbar ungeeignet, da sie sich nicht verzerrungsfrei und ohne Helligkeitsverlust auf einen Trägeruntergrund aufziehen lässt. Hochvergütete Glasspiegel, vom Rasierspiegel für

Hinter dem Abzweig nach Travemünde überspannt auf der H0-Anlage Windberg eine dreispurige Straßenbrücke in spitzem Winkel die (heutige) Vogelfluglinie. An dieser Stelle befand sich ursprünglich die Zufahrt zu den Schattenbahnhöfen. Im Bild unten verschwindet die Einfahrt in die „Unterwelt“ – mangels einer Vorbild-Brücke – hinter Bäumen in der Kulisse. Das schräg gestellte Bild links unten zeigt eine andere, mit Bäumen getarnte Kulisseneinfahrt. Selbst aus dieser erhöhten Perspektive und in fast frontaler Draufsicht ist das Einfahrtloch in die Kulisse nicht erkennbar.

Soll der Spiegel auch (oder nur) oberhalb einer die Bahnstrecke überquerenden Brücke seine Wirkung entfalten, darf die Brücke selbst natürlich nur im Halbrelief gebaut sein, die andere Hälfte besorgt ja das Spiegelbild! Dass sich eine Darstellung des Autoverkehrs auf einer derartigen Brücke verbietet, versteht sich fast von selbst, es sei denn, die auf der Brücke verlaufende Straße ist eine Einbahnstraße mit zwei Spuren. Ein symmetrischer Straßenbahnzug (Typ „Bochum“) wäre da die bessere Wahl, da das Spiegelbild so weniger auffällig wirkt. kleinere Flächen bis hin zum Badezimmerspiegel sind da doch die bessere Wahl, wenn auch, bedingt durch die Dicke des verwendeten Trägerglases, eine kleine Lücke zwischen dem anstoßenden Anlagenteil und seinem Spiegelbild klafft. MIBA-Spezial 47

Der Brückentrick Eine weithin bekannte Möglichkeit, die Züge ohne „Zuhilfenahme“ eines Tunnels verschwinden zu lassen, ist die schräge Unterquerung einer mehrgleisigen Eisenbahnstrecke oder einer

breiteren Straßenbrücke. Hier kann dann auch eine mehrgleisige Strecke bequem in den Untergrund abbiegen, ohne dass dies optisch allzu sehr auffällt. Im Verlauf der heutigen „Vogelfluglinie“, kurz hinter dem Streckenabzweig von Lübeck nach Travemünde, überquert die Autobahn Hamburg– Neustadt in einem sehr spitzen Winkel die Bahnstrecke. Zwar war die Autobahn zu DRG-Zeiten an dieser Stelle nur dreispurig und ohne Mittelstreifen, doch reicht die Breite auch so sehr gut aus, eine zweigleisige Strecke in den Untergrund wegzuführen. Die gedachte Weiterführung der Strecke jenseits der Brücke wird wiederum durch eine Bepflanzungs- und Bebauungslücke auf der Hintergrundkulisse dargestellt. Zur Unterstreichung des weiteren Verlaufs der Strecke habe ich mir jedoch noch etwas Besonderes einfallen lassen: 99

Noch ein Bildbeispiel von der „Windbergbahn“ des Verfassers, die aber mit der sächsischen Strecke nur den Namen gemein hat und im übrigen die Lübeck-Büchener Eisenbahn zum Vorbild nimmt. Hier durchfährt ein Hafenbahngleis die Kulisse, von dem Durchstich ist aus normaler Betrachterperspektive nichts zu bemerken! Fotos: Dr. Hans-Jörg Windberg Auf dem Bild unten ist u.a. der Beginn einer Trennkulisse – zwischen den Büschen oberhalb des Streckengleises – interessant. Dieser Landschaftsteil ist quasi die Rückseite der im Bild auf der rechten Seite oben gezeigten Unterführung mit Leuchtstoffröhre.

Zwischen Brückenrückseite und Hintergrundkulisse befindet sich ein Spalt, in dem ein Flügelsignal Platz gefunden hat. Auch in Wirklichkeit stand ein derartiges Signal mit hohem Mast am Gleis aus Richtung Kiel/Neustadt an dieser Stelle. Das Signal ist in den normalen Bedienungszyklus der Strecke eingebunden, sodass die Illusion einer weiterführenden Strecke an dieser Stelle nahezu perfekt ist. Auf eine relativ senkrechte Beleuchtung sollte hier aber geachtet werden, damit das Signal keinen desillusionierenden Schatten auf die Kulisse wirft.

Der Pflanzentrick Was aber tun, wenn weder Tunnel noch Brücke, aus welchen Gründen auch immer, die Einfahrt in den Schattenbahnhofsbereich kaschieren können? Meist genügt auch eine dichte Bepflanzung im Bereich des Eintritts der Gleise in die Kulisse. Die dort gepflanzten Bäume und Büsche sollten allerdings dicht genug sein um zumindest einen seitlichen Einblick in das schwarze Kulissenloch zu verwehren. Bei der modernen Eisenbahn gibt es genug Stellen, an denen heute der Bewuchs infolge fehlenden Rückschnitts sich fast wie ein Dach über der Strecke schließt, sodass auch ein Einblick von oben weitgehend erschwert ist. Bei einer Epoche-II-Anlage lässt sich dieser Gestaltungsvorteil allerdings leider nicht anwenden. 100

MIBA-Spezial 47

Damit unter der Straßenbrücke kein „schwarzes Loch“ gähnt, wird die Situation durch eine Leuchtstoffröhre erhellt. Auf diese Weise entsteht der Eindruck, dass sich die Strecke fortsetzt, tatsächlich beginnt hier schon der Schattenbahnhofsbereich.

Da meine Anlage fast in Augenhöhe aufgebaut ist, stört dieser kleine Schönheitsfehler der von oben unkaschierten Kulisseneinfahrt kaum. Schließlich lebt eine Modellbahnanlage ja von ihrem Betrieb, Schwachstellen rücken – anders als beim Modellbau oder beim Betrachten von Fotos – immer nur für kurze Zeit ins Blickfeld bzw. ins Zentrum des Interesses. Durch Büsche und Bäume lässt sich nur eine seitliche, allenfalls eine seitlich schräge Einfahrt in die Kulisse kaschieren. Wenn die Hauptblickrichtung des Betrachters frontal auf die Einfahrtöffnung fällt, muss in jedem Fall der obere Rand der Öffnung komplett weggetarnt werden. Dies aber kann nur ein Portal oder eine Brücke leisten. Dabei muss es sich nicht um ein Tunnelportal handeln, ein Fabriktor oder eine Gebäudeeinfahrt erfüllen dort, wo sie ihre Berechtigung haben, ebenso den hier gemeinten Zweck; und als Brücke kommt nicht nur eine Straßen- oder Eisenbahnbrücke in Frage, sondern gleichermaßen z.B. eine Signal- oder auch eine schmale Rohrleitungsbrücke. MIBA-Spezial 47

Der Schwarze-Loch-Trick Je frontaler der Blick auf die Kulisseneinfahrt fällt, umso wichtiger wird es, an dieser Stelle dem Eindruck eines schwarzen Loches, in das der Zug hineinfährt, zu begegnen. Bei einer richtigen Tunneleinfahrt ist diese Dunkelheit gleich zu Beginn des Tunnels ein gewolltes Stilmittel, bei einer Andeutung einer offen weiterlaufenden Strecke müssen dagegen die ersten Zentimeter hinter der Kulisseneinfahrt mit denselben Mitteln durchgestaltet werden wie der Bereich vor der Kulisse. So werden Büsche und Bäume auch hier gepflanzt und die Gleise wie in den offen einsehbaren Anlagenteilen eingeschottert. Auch die Beleuchtung sollte in diesem Bereich der übrigen Anlagenbeleuchtung entsprechen und erst danach (allmählich) abgedunkelt werden. Auf meiner Anlage gibt es eine Einfahrt in den „Untergrund“, der unter einem auf der Rückseite der Trennkulisse befindlichen Anlagenteil verschwindet und zu allem Überfluss noch frontal einsehbar ist. Obwohl ich hier „alle Register“ der Tarnungskunst gezogen habe und sowohl eine Brücke über die Gleise errichtet als auch die Landschaft jenseits der Brücke noch ein Stückchen im gleichen Stil weitergebaut hatte, wollte der Eindruck eines Tunnelloches nicht weichen, da infolge des darüber befindlichen rückwärtigen Anlagenteils zunächst keine Beleuch-

tung möglich schien. Die Rettung brachte schließlich eine Mini-Leuchtstoffröhre, die in diesem Bereich, natürlich für den Betrachter nicht sichtbar, unterirdisch montiert und mit der Raumbeleuchtung parallel geschaltet wurde. Wegen der eventuellen Wärmeentwicklung ist in diesem Fall unbedingt auf einen angemessenen Abstand zu allen Anlagenteilen zu achten! Der Eindruck ist jetzt frappierend. Dass die Strecke auf der Rückseite nicht mehr unter der Brücke hervorkommt, fällt erst auf, wenn man auf die andere Anlagenseite geht und dort eine damit überhaupt nicht zusammenhängende Landschaft vorfindet. Keine Angst, liebe „Flachland-Tiroler“, niemand braucht auf die wichtigen Staumöglichkeiten von Schattenbahnhöfen zu verzichten, nur weil keine Tunnelportale auf seiner Anlage vorgesehen sind. Es führen auch hier mehrere Wege zum Ziel – und wenns mal nicht ganz so perfekt gelingt: Eisenbahnbetrieb ist eine dynamische Angelegenheit und so folgt der Blick schnell wieder dem fahrenden Zug, anstatt an der einen oder anderen gestalterischen Schwachstelle „hängen zu bleiben“. Im Sinne der altbekannten Weisheit, dass das Ganze immer mehr ist als die Summe seiner Teile, lohnt es sich meines Erachtens allerdings doch, über diese neuralgischen Punkte einmal ernsthaft nachzudenken. Dr. Hans-Jörg Windberg 101