Meyer Werft Papenburg

EXKURSIONSBERICHT Meyer Werft Papenburg vorgelegt von: Marie-Antoinette Schwarzkopf Jennifer Arens Stephan Ritzert vorgelegt am: Lehrstuhl für Geot...
Author: Klemens Siegel
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EXKURSIONSBERICHT

Meyer Werft Papenburg

vorgelegt von: Marie-Antoinette Schwarzkopf Jennifer Arens Stephan Ritzert

vorgelegt am: Lehrstuhl für Geotechnik Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen Univ.-Prof. Dr.-Ing. Martin Ziegler Aachen Juni 2016

Pfingstexkursion 2016 Bremen-Bremerhaven-Hamburg

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1 Die Meyer Werft Als erste Station unserer Pfingstexkursion besichtigten wir die Meyer Werft in Papenburg, ein traditionsreiches Familienunternehmen, das seit den 1980er Jahren Kreuzfahrtschiffe baut. Die Meyer Werft wurde 1795 als eine von vielen Werften in Papenburg gegründet. Als einzige Papenburger Werft überlebte sie bis ins 21. Jahrhundert, unter anderem, weil sie als erste Werft vom traditionellen Holzschiffbau auf den modernen Stahlschiffbau umstieg. Aktuell wird die Firma in der 8. Generation von Bernard Meyer geleitet und beschäftigt circa 3.300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Die Werft besteht im Wesentlichen aus drei großen Hallen. In der Vorfertigungshalle befindet sich Europas größtes Laserzentrum für Schweißtechnik. Das Herzstück der Werft bilden jedoch die beiden Baudockhallen. Die größere der beiden Hallen ist mit 504 Meter Länge, 125 Meter Breite und 75 Meter Höhe die größte überdachte Baudockhalle der Welt und verfügt über das zweitgrößte Tor der Welt. Im Rahmen unserer Führung durch das Besucherzentrum der Meyer Werft konnten wir einen Blick in die Halle und auf die Bauarbeiten der Genting Dream werfen. Über die normale Führung hinaus wurde es uns als studentischer Gruppe ermöglicht, das kleinere der beiden Baudocks mit 370 Meter Länge, 101,5 Meter Breite und 60 Meter Höhe zu betreten und aus der Nähe anzuschauen. Zurzeit wird dieses Baudock nicht aktiv für den Schiffsbau, sondern für die Vorfertigung von Schiffsbauteilen genutzt.

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2 Arbeitgeber Meyer Werft Mit circa 3.300 Mitarbeitern ist die Meyer Werft einer der größten Arbeitgeber in Papenburg. Aber nicht nur für Papenburg, sondern auch für die gesamte Region des Landkreises Emsland und Leer hat die Meyer Werft eine besondere Bedeutung. Zusammen mit den Zulieferbetrieben bietet die Werft knapp 7.000 Menschen sowohl direkt als auch indirekt eine Beschäftigung. Der Erfolg der Meyer Werft ist nicht zuletzt auf die gut ausgebildeten und motivierten Mitarbeiter zurückzuführen. Die Meyer Werft und die Zulieferbetriebe bemühen sich stets um die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Rund 300 Ausbildungsplätze werden gemeinsam durch sie geschaffen.

3 Produktionstechnik und Bauweise Von der Annahme eines Auftrages bis hin zur Übergabe des fertigen Schiffes an die Rederei vergehen circa 36 Monate. In den ersten 18 Monaten wird unter anderem das Basisdesign festgelegt sowie die Detail- und Konstruktionsplanung durchgeführt. Erst nach anderthalb Jahren wird dann in Europas größtem Laserzentrum per Hybridschweißverfahren das erste Stahlteil vorgefertigt. In den verbleibenden 18 Monaten wird das Schiff dann in der so genannten Blockbauweise zusammengefügt und alle weiteren Produktionsschritte bis zur Fertigstellung durchgeführt.

Quelle: http://www.meyerwerft.de/media/03_werft/unternehmen/Blockbau-Prinzip_W708.jpg

Um ein Kreuzfahrtschiff in solch kurzer Zeit bauen zu können, muss die gesamte Produktionstechnik genauestens aufeinander abgestimmt sein. Das werfteigene Laserzentrum schweißt per Hybridschweißverfahren zuerst große Stahlplatten zusammen. Danach werden diese Stahlplatten mit Korrosionsschutz lackiert und zu den sogenannten Paneelen weiterverschweißt. Ein Paneel besteht dann aus einer Stahlplatte mit Unterzügen und Profilen, durch die später Rohre und Leitungen verlegt werden. Im nächsten Schritt werden Seitenwände an den Paneelen angebracht, sodass eine Sektion entsteht. Diese Sektionen werden dann um 180° gedreht, sodass die Paneele als Deckenelemente zu erkennen sind und schließlich zu einem Block zusammengesetzt werden. Dazu werden zwischen acht und zehn Sektionen benötigt. Ein komplettes Schiff wird dann je nach Größe aus ca. 70 bis 80 Blöcken zusammengesetzt und verschweißt. Dabei kann bereits ein einzelner Block bis zu 800 Tonnen wiegen.

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Diese Art des Schiffbaus ermöglicht der Meyer Werft an zwei Schiffen gleichzeitig zu bauen. Nach Abschluss der Schweißarbeiten des ersten Schiffes verbleibt es zunächst für den Einbau von Kabinen und Lackierungsarbeiten in der Halle. Zeitgleich werden im Laserzentrum bereits Blöcke für das nächste in Auftrag gegebene Schiff angefertigt. Diese werden hinter dem ersten Schiff in der Baudockhalle zusammengeschweißt, sodass nach ausdocken des ersten Schiffes schon ein Drittel des neuen Schiffes fertig gestellt ist.

Aber nicht nur die Blockbauweise sondern auch der Einsatz modernster Computertechnologie trägt zur schnellen Produktion und einem qualitativ hochwertigen Endprodukt bei. So gehören 3D-Simualtionen zum gewöhnlichen Werkzeug der Mitarbeiter. Mit Hilfe dieser Simulationen können beispielsweise ganze Montageprozesse im Vorhinein getestet und mögliche Fehler vermieden werden.

4 Umweltaspekt und Emsüberführung Ist das Kreuzfahrtschiff fertig gebaut, wird das Trockendock geflutet und das Schiff macht seine ersten Schwimmversuche, während sich die Tore des zweitgrößten "Garagentors" der Welt öffnen und das Schiff zum ersten Mal ins Freie fährt. Nun müssen noch Masten und Antennen auf das Deck angebracht werden, was im Dock mit der begrenzten Hallenhöhe nicht möglich war. Das junge Kreuzfahrtschiff liegt dann noch zwei Wochen lang im Hafenbecken der Meyer Werft. Sind die letzten Arbeiten getan, ist das Kreuzfahrtschiff bereit zur Überführung über die Ems bis hinaus zum Meer. Eine Herausforderung die einen hohen Logistikaufwand erfordert. Überführungen sind nur zwei Mal im Jahr genehmigt. Einmal im Februar/ März und einmal im August. Naturschutzverbände haben sich dafür eingesetzt, dass die Flora und

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ganz besonders die Fauna durch das extreme Aufstauen des Flusses nicht zu sehr beeinträchtigt werden. Die Brutzeit der Bodenbrüter im Frühjahr und die Jungvögel im Sommer sollen auf diese Weise geschützt werden. Die Meyer Werft sieht sich dadurch mit einem strengen Zeitplan konfrontiert, in dessen Rahmen sie den Bau des Schiffes fertig stellen muss. Das erste Hindernis gilt es schon ganz zu Anfang der Überführung zu überwinden: Die Passage der engen Dockschleuse in Papenburg. Das Schiff verlässt die Werft mit dem Heck voran, um eine bessere Manövrierfähigkeit zu gewährleisten. So fährt es seinem nächsten Ziel entgegen, der zwei Stunden entfernten Friesenbrücke in Weener. Vor dieser Eisenbahnbrücke wartet die Triton, ein niederländischer Schiffskran. Dieser hängt zu jeder Emsüberführung ein Brückenelement der Friesenbrücke aus, damit das Schiff passieren kann. Es folgt die Passage der Jann-Berghaus-Brücke in Leer und die des Ems-Sperrwerks in Gandersum, wo gegen die auflaufende Tide die Sperrwerkstore geöffnet werden. Im Ems-Sperrwerk wurden 24 Stunden zuvor die Tore geschlossen und mit dem Aufstauen des Flusses begonnen. Mitarbeiter des NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz) haben auf diese Weise die Tide in der Ems gefangen und den Fluss soweit aufgestaut, dass eine Tiefe von 9 m für die Überfahrt gewährleistet werden kann. Nur mit einem Aufstauen der Ems kann verhindert werden, dass der Kiel des Schiffes während der Überführung auf Grund läuft. Nun kann das Schiff die Hauptschifffahrtsöffnung passieren und sich auf den Weg nach Emden machen. Hier wird es gedreht und kann weiter nach Eemshaven fahren. Von dort aus sticht das Schiff zu einer technischen und nautischen Probefahrt in die Nordsee.

5 Danksagung Wir bedanken uns herzlichst beim Team des Besucherzentrums der Meyer Werft für die ausführliche und spannende Führung unter besonderer Berücksichtigung geotechnischer Hintergründe.

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