Mein Stuhl Von der Idee zum Produkt

Maturaarbeit Oktober 2016 Mein  Stuhl   Von  der  Idee  zum  Produkt   Jasmin Marrer Klasse S4e Betreuende Lehrperson: Barbara Stocker   1   1...
Author: Silvia Esser
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Maturaarbeit Oktober 2016

Mein  Stuhl  

Von  der  Idee  zum  Produkt  

Jasmin Marrer Klasse S4e Betreuende Lehrperson: Barbara Stocker

 

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1 Inhaltsverzeichnis 2

VORWORT

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EINLEITUNG

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DESIGNGESCHICHTE DER STÜHLE

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INTERVIEW MIT DEM DESIGNER CHRISTOPH JENNI

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5.1 ANSTOSS ZUM INTERVIEW 5.2 INFORMATIONEN ZU CHRISTOPH JENNI 5.3 INTERVIEW 6

MEIN PROZESS

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6.1 WAS IST DESIGN? 6.2 DESIGN BEIM STUHL 6.3 MEIN STUHL 6.4 SKIZZEN UND MEINE ERSTEN SCHRITTE 6.5 MODELLE 6.5.1 HOLZ’STUHL’ MIT DRAHT 6.5.2 STUHL AUS DRAHT 6.5.3 MODELLE MIT DEM 3DDOODLER 6.5.4 MODELL AUS PAPIER 6.5.5 MODELLE MIT FRÄSMASCHINE 6.5.6 DIE LETZTEN VERSUCHE

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REFLEXION DER ARBEIT

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QUELLENVERZEICHNIS

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ANHANG

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EIGENSTÄNDIGKEITSERKLÄRUNG

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Vorwort

Meine Motivation Wie kam es dazu, dass ich mich entschied einen Stuhl zu designen? Was war mein Ansporn, meine Motivation? Diese Frage lässt sich leicht beantworten. Schon immer interessierte ich mich für ein schönes Indoor-Ambiente, jedoch habe ich einen anspruchsvollen und teuren Geschmack, der es mir nicht leicht macht. Natürlich besuche ich gerne die Ikea und stöbere durch deren Katalog, doch lieber bleibe ich vor Schaufenster bekannter Designer Läden stehen, wie HUGO PETERS, und betrachte die schlichten Stühle und die schneeweissen Bürotische. Sofort lassen mich diese von einer eigenen Wohnung träumen, in der ich meiner Kreativität und meinem Stil freien Lauf lassen kann. Zurzeit finde ich mich in meinem kleinen Zimmer zurecht, in welchem ich regelmässig neue Umgestaltungsversuche wage. Da ich mir leider keinen Corbusier leisten kann, gebe ich mich mit Ikea-Möbel zufrieden, aus denen sich viel machen lässt. Mein roter Bürostuhl, welcher offensichtlich nicht in mein grün und weiss gestaltetes Zimmer passt, war mir schon immer ein Dorn im Auge. Auch mein Bürotisch ist nach vierzehn Jahren nicht mehr das Gelbe vom Ei. Durch meine steigende Unzufriedenheit und mein Bedürfnis, diese Möbel endlich zu ersetzen, begab ich mich auf die Suche. Mit diesem Schritt wuchs mein Interesse an schönen Möbeln immer mehr. Stundenlang verbrachte ich in den Tiefen des Internets, mit der Hoffnung, die Objekte meiner Begierde zu finden. Die Stunden vergingen und noch immer war kein Erfolg in Sicht. In meiner Vorstellung existierte das exakte Design eines Bürotischs oder Bürostuhls, welche ich jedoch nicht fand. Natürlich waren die meisten Exemplare, die mehr meinen Wünschen entsprachen, zu teuer oder irgendwo im Ausland, wobei die Versandkosten nicht meinem Budget entsprachen. Bei

jeder

Suche

betrachtete

ich

auf

diversen

Seiten

verschiedene

Einrichtungsmöglichkeiten, die mich dazu veranlassten, darüber zu spekulieren, wie es wäre, mein eigenes Möbel zu gestalten. Natürlich liess mich diese Idee nicht mehr los und veranlasste mich dazu, noch mehr Fotografien zu betrachten, die meine Inspirationen wachsen liessen. Mit dieser neu entfachten Inspiration fand sich ein Thema für meine Maturaarbeit.

 

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Danksagung Während meiner Arbeit konnte ich auf Unterstützung von allen Seiten rechnen, sei es von meiner Familie, meinen Freunden oder von Lehrern. Bei diversen Gesprächen bekam ich immer wieder neue Inspirationen und Ideen, die mir immer sehr weiterhalfen und die ich später versuchte umzusetzen. Einer dieser Personen war Frau Barbara Stocker, meine Betreuungsperson, die mich durch meine ganze Arbeit begleitete und mir weiterhalf als ich nicht mehr weiter wusste. Einen grossen Dank geht an meinen Bruder, da er mir besonders bei dem Bau der Modelle half. Ohne ihn wäre ich nie im Stande gewesen, qualitativ hochwertigere Modelle herzustellen. Zusätzlich hat er und meine Eltern meine Arbeit noch genau unter die Lupe genommen und mich auf allfällige Fehler aufmerksam gemacht.

 

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3 Einleitung Bevor ich überhaupt mit meiner Arbeit beginnen konnte, musste ich wissen, was ich zum Schluss haben möchte. Ich wollte etwas in der Hand halten, etwas vorzeigen können und sagen, das habe ich kreiert. Mir war wichtig, dass ich kreativ tätig sein konnte und dabei neue Seiten von mir entdeckte. Ohne Grundwissen einen Stuhl zu designen, war eine grosse Herausforderung für mich. Anfangs informierte ich mich über die Designgeschichte der Stühle und bekannten Designer, die mich inspirieren könnten. Der Besuch beim Museum “Bauhaus“ und das Interview mit dem Designer Christoph Jenni halfen mir mich weiter zu entwickeln. Nebenbei skizzierte ich und wagte mich mit ersten Schritten an das Modellieren. Da mir kein eigenes Atelier zur Verfügung stand, beschränkte ich mich auf mein Zimmer, das mit jedem Tag, in dem ich gestaltete , immer mehr zum Chaos wurde. Was ich an Utensilien und Materialien nicht zuhause hatte, besorgte ich mir bei der Steba, einem Laden spezialisiert auf den Verkauf von Kunststoffen. Mein Hauptziel war einen Stuhl zu designen, der meinem Geschmack entspricht und dessen Design anhand eines Modells darzustellen. Auf diesem Weg will ich so viel wie möglich dazu lernen und mich dabei verbessern. Nach dem Motto: Der Weg ist das Ziel. Wer weiss, ob mir meine gesammelten Erfahrungen in der Zukunft helfen können, falls ich mein Studium auf diesem Gebiet beginnen möchte.

 

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4 Designgeschichte der Stühle1 Die Designgeschichte des Stuhles nimmt ihren Anfang bei den Ägyptern. Dank den Jenseitsvorstellungen des Volkes und den Grabbeigaben sind viele Stühle noch erhalten. Sie kamen in damaliger Zeit vermehrt als Hocker vor, einer mit drei oder vier Beinen oder als ein zusammenfaltbares Scherengestell. Die Kunsthandwerker waren sehr erfindungsfreudig und wandten etliche neue Konstruktionsformen an. Wie zum Beispiel das Verblenden von Hölzern, die Zapfenverbindung oder direktes Schnitzen. Der Stuhl war ein Symbol der Macht, weil er meistens einen Thron repräsentierte. Ein berühmtes Beispiel ist der goldene Thron von Tutanchamun. Er wurde mit Schnitzereien wie Löwenköpfe und Tatzfüssen dekoriert, er wurde überzogen mit Blattgold, Silber und Einlagen aus Halbedelsteinen. Das Scherengestell zieht sich auch noch im antiken Griechenland weiter. Diese hatten Einlegearbeiten aus Gold und Elfenbein. Es gab auch Varianten mit einem weichen Ledersitz oder Beine, die geschnitzt sind wie Tierbeine. Die Griechen haben einen Thron aus Marmor geschaffen, den ’’Elgin Thron’’, mit massiven Seitenteile und einer verbogenen Rückenlehne.

Abbildung  1:  Elgin  Thron

Abbildung  1:  Goldener  Thron  

                                                                                                                1  Vgl.  Buch:  Stil  Design  Kult  der  Stuhl  von  Judith  Miller,  Ausgabe  2010    

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Die Römer übernahmen vieles von der Kunst der Griechen und den Ägyptern, denn der Hocker kam auch in dieser Zeitepoche vor. Nur waren die Beine aus Eisen gefertigt und manche Sitzflächen aus Ledergeflecht. Die römischen Thronsessel waren aus Marmor, Kalkstein oder Holz. Im Mittelalter blieben die klassischen römischen Formen erhalten. Sie wurden jedoch stark vom Osten beeinflusst, daher kam auch vermehrt die Freude an farbenfrohen Dekorationen auf. In der Romanik trifft man auf thronähnliche Stühle, die mit leuchtenden Farben auffielen. Danach kam die Gotik, in der die Spitzbögen entdeckt wurden. Ein schönes Beispiel ist der ’’Krönungsstuhl’’ in der Londoner Westminster Abbey’. In der Zeit der Renaissance, die vor allem von Italien ausging, verbreitete sich ein bürgerlicher Humanismus, der dazu beitrug, dass man Stühle für die Allgemeinheit zugänglich machte. Der Scherenstuhl wurde hier genauso bekannt wie in der Antike. Der Thron wurde ein leichterer Stuhl mit niedriger Rückenlehne und offenen Seitenteile, damit sie den Damen mit den pompösen Röcken dienten. Der darauffolgende Barock war der Inbegriff von grenzenlosem Wohlstand, dies widerspiegelte sich auch in der Gestaltung der Innenräume, den Prunkgemächern. Da der zunehmende Handel mit dem Osten viele neue exotische Materialien brachte, gab es nun viele neue Möglichkeiten einen Stuhl zu gestalten. Dieser wurde mit einer Rückenlehne gestaltet, die dem Komfort diente. Die Stoffe und Materialien aus dem Osten waren teuer, folglich diente der Stuhl als Zeichen des Reichtums und der Macht. Mit der Machtübernahme Ludwigs XIV feierte der Fauteuil sein erscheinen, ein Armlehnensessel mit einem Holzrahmen und offenen Seiten, sowie einem Rücken- und Sitzpolster. Während sich die Damenmode im Rokoko änderte, passten sich die Stuhlentwürfe auch demensprechend an. Auf Grund des populären Reifenrocks musste der Stuhlsitz verbreitert und die Armlehnen verkürzt werden. Die extravaganten und aufwendigen Frisuren leiteten dazu die Rückenlehen dementsprechend niedriger zu gestalten. Die Wirkung der Stühle wurde leicht und feminin. Bis ins 19. Jahrhundert griffen die Künstler auf die vergangenen Stile zurück. Sie wurden

verbessert

oder

erwiesen

sich

als

Fehlschlag,

da

das

Produkt

schlussendlich zu plump war. Mit der Industrialisierung war der Stuhl kein Kunstwerk mehr, sondern ein mit Dekoration überladenes Möbel. Die Sitzfläche und die Rückenlehne wurden überpolstert und der Einsatz von Sprungfeder wurde notwendig. Bis zum Ende des

 

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Ersten Weltkrieges zogen sich die dekorierten Stühle weiter, unter Beeinflussung vergangener Epochen. Das ’’Bauhaus’’ setzte diesen übertriebenen Stilen ein Ende. Durch den Schrecken des Ersten Weltkrieges wurde der Funktionalismus über das Vergnügen gestellt. Dieser Ansatz wurde zum Leitmotiv des Designs. Industrie und Design wurden zusammengesetzt und daraus entstanden die ersten Stahlrohrmöbel. Nach dem Zweiten Weltkrieg als eine positivere Stimmung aufzieht, werden die Möbel dieser Atmosphäre angepasst. Die Formen werden weicher und sanfter, mit leuchtenden Farben.

Dank

vielen

neuen

Materialien

wie

Aluminium,

Gummi

und

Schaumpolster, war es den Designern nun möglich abstrakte Formen zu schaffen. Es gab Versuche den perfekten Stuhl aus einem einzigen Materialstück zu fertigen. Mit dem späten 20. Jahrhundert kam die Enttäuschung. Der Funktionalismus ohne Freude war nun nicht mehr genug. Die Designer brachen die Regeln. Ihre Entwürfe wurden nun humorvoll, ja sogar komisch. Die Möbel wurden nun nicht mehr als Massenware produziert, was ein Stuhl aus Pappkarton nun fast unbezahlbar machte. Der neue Minimalismus liess die modernistischen Formen und Funktionen zu. Die Dekoration wurde reduziert, glatte Linien und kaum Farbe waren nun im Kommen. Wichtig für das heutige Design ist die Nutzung von Computertechnologie, mit der es nun möglich war ohne viel Aufwand immer fantasievollere Entwürfe zu machen.

 

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5 Interview mit dem Designer Christoph Jenni

5.1 Anstoß zum Interview Während ich recherchierte und viele verschiedene Designs kennenlernte, kam mir immer mehr die Frage auf, wie ein echter Designer seine Ideen verwirklicht. Wie sich ein blosser Gedanke zu einem Designstuhl entwickelt. Worauf achtet er, wie sehr ist er eingeschränkt, was darf er? Mit diesen Fragen machte ich mich auf die Suche nach einem Designer, am besten einer, dessen Produkte mir gefallen. Somit bin ich auf Christoph Jenni gestossen.

5.2 Informationen zu Christoph Jenni Mit vierzehn Jahren zog er von Brasilien in die Schweiz und studierte an der FHNW in Aarau Industrial Design. Die Jobsuche nach dem Studium blieb auch ihm nicht erspart. Mit Glück landete er bei Studios Hannes Wettstein in Zürich und war dort in der Möbeldesign Abteilung tätig. Diese Tätigkeit ermöglichte ihm einen Stuhl für Maxdesign zu entwerfen. Mit diesem eben genannten Stuhl gewann er den Swiss Design Award. Ein einfacher Stuhl namens ’’Appia’’. Wie gelang es ihm solch ein unkomplizierter und trotzdem ausdrucksstarken Stuhl herzustellen? Wie dieser Prozess ablief, wie das Produkt entstand, wurde mir durch das Interview beantwortet.

5.3 Interview An einem Freitag reiste ich nach Bern, in sein Studio: Christoph Jenni Product Design. Nach mehreren Versuchen und Fragen fand ich es endlich. Auch er traf mit wenig Verspätung ein. Wir machten es uns in der bequemen Sitzlounge gemütlich, doch bevor ich mit meinen Fragen beginnen konnte, zeigte er mir einige seiner Stuhlmodelle und auch der berühmte ’’Appia’’ Stuhl fehlte dabei nicht. Nach einem Small Talk nach meiner Person fing ich an mit meinen Fragen. Zuerst erzählte er mir über sein Studium, das ihm ermöglichte viele Kontakte aufzubauen, die ihm später bei seiner Karriere halfen. Er hat sich schon immer für das gestalterische interessiert, jedoch wusste er nicht was er mit seinem Talent anfangen könne. Bis er nach dem Studium bei Hannes Wettstein eine Chance

 

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bekam beim Möbeldesign mitzuhelfen. Dank dieser Gelegenheit fühlte er sich am richtigen Platz, aber schon während dem Studium hatte er einen Klappstuhl gebaut und ein Praktikum beim Atelier OI abgeschlossen, die ihm die Bestätigung brachte auf dem richtigen Weg zu sein. Nach diesen Erfahrungen gründete er seine eigene Marke ‚Christoph Jenni Product Design’, die nun schon seit fünf Jahren existiert. In dieser kurzen Zeit kann er schon einige Erfolge vorweisen, wie zum Beispiel den Swiss Design Award, den er für seinen Stuhl ,Appia’ erhalten hat. Für diesen interessierte ich mich ganz besonders. Ich erfuhr, dass hinter dieser Schlichtheit des Stuhles ganze zwei Jahre Arbeit steckt. Mit Skizzen und etlichem Probieren gelang es ihm einen Stuhl zu kreieren, der grosser Aufmerksamkeit genoss. Auf Bilder kann man erkennen, wie er es anstellte. Wichtig waren dabei die Verbesserungen an den lebensgrossen Entwürfen, diese zeigten ihm, dass einer seiner ersten Ideen nicht ausführbar waren und somit musste er eine andere Lösung finden, die er zum Glück gefunden hat. Diese Erkenntnisse zeigten mir, dass ich skizzieren und Modelle bauen kann bis mir die Hände abfallen, aber doch nie ein zufriedenstellendes Ergebnis habe kann. Denn leider besass ich keine Produktionsfirma oder eine grosse Werkstatt mit der ich reale Stühle hätte produzieren können. Nach diesem Besuch habe ich vor allem eines gelernt, nämlich, dass meine Arbeit einen Stuhl zu designen nicht so einfach ist.

 

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6 Mein Prozess

6.1 Was ist Design? Was bedeutet Design, wovon spricht man, wenn über Design diskutiert wird? Welche Eigenschaften braucht es, Was steckt dahinter? Muss es schön sein, praktisch und brauchbar? Warum sind Designerstücke teuer? Was ist Design? Diese

Fragen

machten

mich

neugierig

und

ich

erklärte

anhand

meiner

Erfahrungen, eine Definition für mich zu finden, wie ich Design bestimme. Für mich bedeutet Design Qualität. Ein Produkt sollte in erster Linie lange halten und gleichzeitig etwas Besonderes sein. Es soll das Gefühl aufkommen, etwas Wertvolles zu besitzen, etwas in den Händen zu halten bzw. zu besitzen, das kostbar ist. In Designerstücke wird investiert, mit der Erwartung es auch noch in zwanzig Jahren zu besitzen. Ein Design sollte nützlich sein. Der Nutzen steht zwar im Vordergrund, doch das Aussehen darf nicht vernachlässigt werden. Es muss was Besonders sein, etwas mit dem sich der Mensch identifizieren kann. Wie bei einem Kleidungsstück, der Mensch trägt was er ist. Die Vorlieben sind unterschiedlich und das sollte auch so bleiben, denn das macht uns spannend, das ermöglicht überhaupt das Design. Es ist unmöglich den Geschmack von allen zu treffen, aus diesem Grund sollte man sich selbst treu bleiben und versuchen seinen eigenen Geschmack zu treffen.

6.2 Design beim Stuhl Sei es im Büro, am Esstisch oder in einem Wartezimmer, der Stuhl soll sich in diversen Situationen anpassen und dabei soll er bequem sein. In jeder dieser Situationen ist eine andere Sitzposition und Bequemlichkeit gewünscht, denn ein Stuhl wird gekauft, wenn man sich wohlfühlt auf diesem zu sitzen. Er soll in die Umgebung passen, entweder sticht er einem ins Auge oder er befindet sich im Hintergrund und lenkt somit den Fokus auf andere Möbelstücke im Raum. Das Allerwichtigste ist die Haltbarkeit eines Stuhles. Ein Gartenstuhl soll Wind und Regen standhalten und ein Esstischstuhl den Flecken widerstehen. Die Funktion eines Stuhles verpackt in etwas, das man gerne betrachtet, ohne dabei den eigentlichen Sinn zu verwerfen.

 

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6.3 Mein Stuhl Die Qualität ist mir sehr wichtig. Da ich mit Modellen arbeite, wird dies eine Herausforderung. Bei einem realen Stuhl weiss man nicht wie sich die Materialien verhalten, ob sie halten oder ob sie brechen, daher wird mein Augenmerk eher auf dem Optischen liegen. Das Wichtigste dabei ist, dass mein Stuhl meinen Vorstellungen entspricht und er soll mich bzw. meinen Geschmack widerspiegeln.

6.4 Skizzen und meine ersten Schritte Um einen Idee festzuhalten, muss diese erst mal auf Papier gebracht werden, deshalb sind Skizzen sehr wertvoll, damit auch kein einziger Blitzgedanke entwischt. Auf diesem Weg begleitete mich mein kleines Notizringbuch, in diesem hielt ich viele meiner Ideen fest. Beim Zugfahren oder beim Herumspazieren stiess ich auf Inspiration. Später übertrug ich es in mein grosses Skizzenbuch, das zu meinem wichtigsten Bestandteil meiner Arbeit wurde. In diesem hielt ich alle meine Gedanken, Ideen, Bemerkungen und Fehlschläge fest. Die Umsetzung meiner Ideen, meiner Wünsche entpuppte sich schwerer als gedacht. Ich hatte überhaupt keine Kenntnisse in diesem Bereich. Wie soll ich ein Modell herstellen, das auch wirklich seriös verwendet werden kann. Um mit dem Bauen starten zu können, schlenderte ich im Bau&Hobby umher, auf der Suche nach passenden Materialien. Mit Zahnstocher, Draht und Leim machte ich mich Zuhause an die Arbeit und bastelte darauf los. Es entstanden meine ersten Modelle.

 

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6.5 Modelle

6.5.1

Holz’stuhl’ mit Draht

Der erste Blick auf dieses Modell zeigt deutlich keinen Stuhl. Mein Grundgedanke war eine Sitz- und Rückenfläche aus Holz, deswegen benutzte ich Zahnstocher und Heissleim. Zuerst war ich völlig begeistert, denn die Zahnstocher-Konstellation war sehr flexibel. Leider verschwand meine Zuversicht, denn die Hölzer brachen. Meine Absicht war den Stuhl mit Schnur zu umwickeln, doch da ich Gold und Silber bevorzugte, kam es zum Einsatz von Draht. Ein Material, das sich nicht leicht beugen liess und sogar brach, wenn ich es zu viel knickte. Mit dem Draht zu basteln war schwieriger als gedacht. Stehen konnte das Modell schlussendlich auch nicht. Es wurde eher ein Hocker als ein Stuhl. Schlussendlich legte ich die Zahnstocher beiseite und arbeitete nur mit dem Draht weiter, was mich

zum

nächsten

Modell

führt.

 

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6.5.2

Stuhl aus Draht

  Meine Vorstellung war einen Stuhl nur aus Draht herzustellen. Bei diesem Versuch ist klar erkennbar, wie brüchig der Draht ist (schwarzer Pfeil unten). Für die Sitzfläche habe ich Papier verwendet und mit Draht dekoriert. Die Herausforderung bei diesem Modell war der Obererteil mit dem Unterenteil zu verbinden. Der Heissleim war zu dickflüssig und zog Fäden, daher sind mir beide Teile immer wieder auseinandergefallen, doch mit viel Geduld und Mühe gelang es mir. Durchaus erfreulich war die Stabilität, denn sobald alles getrocknet war, stand das Modell. Trotzdem gab ich auch das Arbeiten mit dem Draht auf, weil ich einfach nicht mit meinen Ergebnissen zufrieden war.

6.5.3

Modelle mit dem 3DDoodler

Während meiner Suche nach anderen Materialmöglichkeiten, kam mir den 3D Drucker in den Sinn. Leider kannte ich niemanden der solch ein Teil besitzt. Also durchstöberte ich das Internet und stiess dabei auf einen Stift der 3D zeichnen konnte. Bevor ich vor Freude Luftsprünge machen konnte eine Lösung gefunden zu haben, informierte ich mich genauer über diesen 3Doodler. Videos und Anleitungen zeigten mir zu was der Stift alles fähig war. Je länger ich mich damit beschäftigte, desto mehr war ich überzeugt, mir solch einen Stift zuzulegen. Kaum war die Bestellung aufgegeben, kam er auch schon an. Sofort ging ich an die Arbeit und versuchte mich mit dem fremden Werkzeug vertraut zu machen. Hier passte das Sprichwort: Aller Anfang ist schwer. Meine hohen Erwartungen wurden nicht erfüllt.

 

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Abbildung  3:  Erwartungen  

Abbildung  4:  Realität

Die ersten Versuche waren schrecklich, gar nicht wie ich es mir vorgestellt hatte. Ein Gewirr aus einzelnen Fäden war das Ergebnis. Mit dem Gedanken: Übung macht den Meister, hatte ich mit der Zeit den Dreh raus und war fähig ein erstes Modell herzustellen. Zuerst ’’zeichnete’’ ich den Rahmen und später machte ich eine Art „Netz“, indem ich den Stift schnell hin und her bewegte. Durch die dünneren Fäden wirkte das Ganze komfortabel und weicher. Die pinke Farbe war nicht beabsichtigt, ich wählte eine,

die mich nicht reute zu

verschwenden. Mit dem Ergebnis war ich zufrieden. Das Material ist robust und daher ist das Modell auch stabil.

 

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Mein zweites Modell gestaltete ich in der Farbe, die ich am meisten bevorzugte und zwar in Schwarz. Ohne eine Skizze versuchte ich es mit einer runden Form. Ich überlegte nicht viel und liess mich einfach leiten. Es entstand ein stabiler Stuhl, der auf allen vier Beinen stehen konnte. Mit dem 3Doodler ist es einfach Material hinzuzufügen und wieder zu entfernen, daher konnte ich alle Beine solange anpassen, bis alle gleich waren. Er ist

besonders

geeignet

für

verschiedene

Farbvariationen (Bild rechts). Dieses Modell kann als Design bezeichnet werden, da es die Funktion eines Stuhls erfüllt und dabei auch noch gut aussieht. Er ist unkompliziert und simpel gebaut.

 

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Mein drittes Modell, bei dem ich den 3Doodler verwendete, kombinierte ich mit Draht und Stoff. Mit dem Stift fertigte ich zuerst einmal den Rahmen der Sitzfläche und der Rückenlehne an. Mit braunem Leinenstoff schnitt ich die passende Grösse zu und gebrauchte ihn als Überzug. Bei diesem dritten Versuch hatte ich schon einige Vorstellungen und hatte diese schon als Skizzen aufs Papier gebracht. Schon immer war ich angetan von speziellen Formen, die unkompliziert wirkten. Als Inspiration dienten die Stühle der ’’Hiltl Dachterrasse’’ an der Bahnhofsstrasse. Sie

kombinierten zierliche Stühle und pompöse Sofalounges mit niedrigen Tischen. Daher versuchte ich diese Zierlichkeit auch bei diesem Modell umzusetzen, der Draht sollte dabei helfen. Ich dachte dieser kämme nie mehr zum Einsatz doch ich irrte mich, denn dafür war ich zu besessen von den Farben dieses Drahtes. Mit dieser Hartnäckigkeit und dem Glauben der Draht sei doch für etwas zu gebrauchen, entstanden die Stuhlbeine. Der Nachteil war, dass die Rückenlehne das Gewicht nach hinten verlegte, daher klebte ich eine Münze an den vorderen Rand um das Gleichgewicht wiederherzustellen. Somit entstand mein drittes und vollständig gebautes Modell mit dem 3Doodler. Leider gab der 3Doodler schnell seinen Geist auf, daher schickte ich ihn zur Reparatur, diese dauerte leider vier Wochen und dies war zu lange. Daher brauchte ich eine andere Alternative.

 

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6.5.4

Modell aus Papier

Nun griff ich zu einer der einfachsten Methoden, nämlich dem Papier und Klebestreifen. Mit diesen Materialien legte ich den Fokus besonders auf die Gestaltung der Rückenlehne. Es liessen sich schnell verschiedene Formen bilden. Mich störte jedoch die Farbe bzw. dass man das Material erkennen konnte, deshalb

umhüllte ich es mit silbernem, sehr dünnem Metallpapier. Den Umgang mit diesem Material war mir völlig fremd, es war sehr schwer zu handhaben, da es bei jeder falschen Berührung fast auseinanderriss. Mit Müh und Not war der Stuhl nun endlich silbern, doch nicht so wie ich es mir vorgestellt habe. Das dünne Metall sieht aus als würde es beim leichtesten Windstoss abfallen. Dies war definitiv nicht mein Ziel. Es ist jedoch erkennbar worauf ich hinaus wollte, nämlich ein silbriger Stuhl aus Metall mit einem Sitzpolster, dass dem Metallgestell die Härte nehmen soll. Das Sitzpolster besteht aus Watte und WC-Papier.

 

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6.5.5

Modelle mit Fräsmaschine

Bis jetzt war ich mit keinem Modell hundert

Prozent

zufrieden.

Aus

diesem Grund habe ich mich mit meinem

Bruder

zusammengesetzt

und nach seinem Rat gefragt. Er hatte eine Lösung parat. In seinem Geschäft konnte er mir mithilfe der Fräsmaschine ein Modell bauen. Der Vorteil dieser Maschine ist, dass sie Materialien zuschneiden kann, die ich Zuhause selbst niemals hätte verwenden können. Daraufhin zeigte ich ihm diverse Skizzen, machte ihn darauf aufmerksam worauf er achten soll, welche Details wichtig sind. Natürlich hatten wir gewisse Einschränkungen, was den Materialvorrat anging. Schlussendlich klappte alles und die Modelle entsprachen meinen Vorstellungen. Mit dem Ergebnis war ich äusserst zufrieden. Meine Ideen war ein Aluminium Gestell mit einem altrosa Polster, ein Stuhl der in ein angesagtes Café passen würde. Die Skizze von diesem Stuhl besitze zuerst den Namen ‚’Pinky’’, den ich jedoch schnell wieder verwarf, da er nicht mein Geschmack oder den Stuhl wahrhaftig beschreibt. Auf dem Bild ist nicht von Altrosa zu erkennen, da mir die Kombination von Aluminium und Holz besser gefiel. Es scheint klassischer und eleganter. Die Beine möchte ich auch bei

diesem

Modell

hervorheben.

Das

Gestell

der

Rückenlehne zieht sich bis zu den Stuhlbeinen weiter, als sei die Stange eins. Der Stuhl sieht zerbrechlich aus, was auch meine Absicht war. Beim Hinsetzten soll

 

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Vorsicht geboten werden und Spekulationen aufkommen, ob der Stuhl auch sicher das Gewicht hält. Die Verwendung von leichtem Holz und einem starken Metall wäre die Lösung, wenn der Stuhl auch in Lebensgrosse umgesetzt werden würde. Eines Nachts hatte ich die Idee. Eine Vorstellung hatte sich lange in meinem Gedächtnis verankert und liess mich nicht mehr los, nur wusste ich nicht wie ich diese konkret umsetzten wollte. Ich fing an zu skizzieren und zu probieren. Die Idee war eine Illusion zu erzeugen, bei der man staunt und zweimal hinsehen muss ob sich dort nun wirklich ein Stuhl befindet. Für dieses Modell verwendete ich Plexiglas. Die Schwierigkeit bei diesem transparenten Material war die nicht vorhandene Flexibilität. In der Sitzfläche soll ein Polster eingebaut werden um den Stuhl überhaupt bequem zu gestalten, dafür war eine Einbuchtung nötig (siehe Bild). Zum Glück hatte ich meinen Bruder, der mir auch bei diesem Modell helfen konnte. Er produzierte die grosse Rückenfläche, sowie die Sitzfläche mit der Einbuchtung und die vier Beine. Die zum Schluss dieses Modell entstehen liessen.

6.5.6

Die letzten Versuche

Nach einer Unterhaltung mit einem Produkt Designer war ich voller Motivation und Zuversicht, dass ich noch weitere Modelle herstellen könnte. Ich fragte ihn mit welchem Material es sich gut arbeiten liesse, daraufhin gab er mir wertvolle Ratschläge. Er schlug mir Wellkarton oder dünnes Papier vor, das ich in einem normalen Bastelladen finden konnte, wie zum Beispiel McPaperLand. Ich kaufte alles was ich brauchte und fing an zu basteln, ohne Skizzenentwürfe. Mir war wichtig, dass ich zuerst herausfinden konnte, zu was das Material alles im Stande war. Mit dem Fimo Air, ein leichter Knettstoff, formte ich eine Stuhlschale und mit dem Wellkarton die Beine.

 

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Das Resultat war enttäuschend. Die Stuhlschale war bröcklig und rissig und die Beine waren zu schwach. Es dauerte lange bis das Modell endlich stehen konnte. Nur die Idee mit den Beinen liess mich nicht mehr los, ich fand sie überzeugend und wollte diese noch ausarbeiten und dabei nur Wellkarton gebrauchen. Da die Beine eher eine runde und weiche Form hatte, wollte ich dies auf die Sitzfläche und auf die Stuhllehne übertragen. Es klappte nicht.

 

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7 Reflexion der Arbeit Wie aus der Arbeit heraus zu lesen ist, bin ich mit dem grössten Teil der Modelle nicht zufrieden, deshalb würde ich bei einem zweiten Durchgang vieles anders machen. Als erstes würde ich früher jemanden aufsuchen, der Erfahrung auf diesem Gebiet aufweist. Natürlich war dies eine gute Übung auf eigenem Fuss ein Projekt zu starten, da ich mich mit vielen Problemen rumschlagen musste, doch professionelle Hilfe oder Ratschläge wären mir schon zu Beginn der Arbeit von Vorteil gewesen. Mit der Gestaltung der Modelle wäre ich rascher vorwärts gekommen und hätte um einiges mehr produzieren können, mit dem Wissen welche Materialien sich am Besten eigneten. Zufrieden bin ich mit meinen Designideen bzw. den Skizzen, da ich viele verschiedene

Möglichkeiten

biete,

die

alle

auf

eine

gewisse

Weise

mich

repräsentieren. Natürlich werde ich in Zukunft noch einiges dazu lernen, falls ich auf dem Gebiet des designen bleibe und dabei wird mir diese Arbeit immer eine Lehre sein. Vor mir gab es niemand, der für sein Maturaarbeitsthema Stuhldesign gewählt hat, dementsprechend hatte ich auch keine Anhaltspunkte wie ich mit meiner Arbeit vorgehen sollte. Im Grossen und Ganzen wage ich aber zu sagen, dass ich stolz sein darf was ich geleistet habe. Zuletzt zitiere ich Mies van der Rohe (einer der grössten Designer des 20. Jahrhunderts). Er beschreibt damit meine ganzen Bemühungen.

,,Der Stuhl ist ein sehr schwieriges Objekt. Jeder, der versucht hat, einen zu bauen, weiss das. Es gibt unendliche viele Möglichkeiten und viele Probleme - der Stuhl muss leicht sein, er muss solide sein, er muss bequem sein. Es ist beinahe leichter einen Wolkenkratzer zu bauen als einen Stuhl.(...)’’

 

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8 Quellenverzeichnis   Bildquellen: Abbildung 1: https://www.pinterest.com/pin/339599628122010511/ (Aufgerufen: 3.10.2016) Abbildung 2: http://www.pharao-tutanchamun.de/tutanchamunsgrabbeigaben.htm(Aufgerufen: 3.10.2016) Abbildung 3: http://www.3dprinterprices.net/reviews/3doodler-2-3d-pen-review/(Aufgerufen: 18.10.2016) Abbildung 4: http://images.cdn.stuff.tv/sites/stuff.tv/files/news/3Doodler-close-up-nozzle.png (Aufgerufen: 18.10.2016) Alle nicht angegebenen Bilder sind selbst aufgenommen. Fussnoten: (1) : Buch: Stil Kult Design der Stuhl von Judith Miller; Verlag: DVA; Ausgabe 2010

9 Anhang   Zusätzlich zur Arbeit wird eine Kiste abgegeben die folgendes beinhaltet: . Alle Modelle . Skizzenbücher

10 Eigenständigkeitserklärung  

Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und nur unter Benutzung der angegebenen Quellen verfasst habe und ich auf eine eventuelle Mithilfe Dritter in der Arbeit ausdrücklich hinweise.

Jasmin Marrer, S4e, 19.10.2016

 

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