dtv portrait

Marcel Reich-Ranicki

Bearbeitet von Thomas Anz, Martin Sulzer-Reichel

1. Auflage 2004. Taschenbuch. 192 S. Paperback ISBN 978 3 423 31072 7 Format (B x L): 12,4 x 19,1 cm

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dtv portrait Herausgegeben von Martin Sulzer-Reichel

Thomas Anz, geboren 1948, ist Professor für Neuere Deutsche Literatur in Marburg und verfasste neben wissenschaftlichen Arbeiten zahlreiche Literaturkritiken und Essays für Zeitungen und Rundfunk. Er ist Herausgeber der ersten Zeitschrift für Literaturkritik im Internet (www.literaturkritik.de) und Leiter des TransMIT-Zentrums für Literaturvermittlung in den Medien, das auch ein Internet-Portal zu Marcel Reich-Ranicki eingerichtet hat. Veröffentlichungen u. a.: >Literatur der Existenz< (1977); >Franz Kafka< (1989); >Gesund oder krank? Medizin, Moral und Ästhetik in der deutschen Gegenwartsliteratur< (1989); >Literatur und Lust. Glück und Unglück beim Lesen< (1998, dtv 30382); >Psychoanalyse in der modernen Literatur< (1999); >Literatur des Expressionismus< (2002).

Marcel Reich-Ranicki Von Thomas Anz

Deutscher Taschenbuch Verlag

Weitere in der Reihe dtv portrait erschienene Titel am Ende des Bandes

Originalausgabe Mai 2004 © Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München www.dtv.de Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Sämtliche, auch auszugsweise Verwertungen bleiben vorbehalten. Umschlagkonzept: Balk & Brumshagen Umschlagfoto: © Bettina Strauss Layout: nach einer Vorlage von Agents — Producers — Editors, Overath Satz: Fotosatz Reinhard Amann, Aichstetten Druck und Bindung: APPL, Wemding Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 3-423-31072-3

Inhalt

Karriere eines Kritikers

7

Vater, Mutter, Sohn

16

Judentum und Religion

26

Liebesgeschichten in Berlin

35

Überleben in Warschau

47

Nach dem Krieg



57

Freier Kritiker

72

»Literaturchef« in Frankfurt

83

Star im Fernsehen

100

Kritik als Beruf

106

Freunde und Feinde

150

>Mein Leben< und danach

156

Zeittafel Bibliografie Nachbemerkung und Dank Register

171 174 182 185

1 Marcel Reich-Ranicki. Portraitfotografie 22. April 1994 in Hamburg

7

Karriere eines Kritikers

V

or mehr als zwei Jahrhunderten veröffentlichte der 24-jährige g Goethe das Gedicht über jenen unverschämt ten Kerl, der sich bei seinem Gastgeber erst satt isst und hinterher bei anderen über das Essen mäkelt. Die Wut über den undankbaren Schmarotzer gipfelt in den Ausrufen: »Der tausend Sackerment! / Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent!« Marcel Reich-Ranicki lebte damals leider noch nicht, doch vor einiger Zeit hat er Goethe endlich geantwortet, hat zu dem Gedicht mit dem Titel >Rezensent< gleichsam eine späte Rezension geschrieben. Und obwohl Reich-Ranicki immer wieder beteuerte, schon seit Jahren nicht mehr »lauter Verrisse« zu schreiben und tatsächlich nur noch selten solche schrieb, gerieten ihm seine Ausführungen zu dem GoetheGedicht in der >Frankfurter Anthologie< zum Totalverriss: Goethe, so Reich-Ranicki, »genießt den Ruf, Deutschlands größter Lyriker zu sein. Das stimmt schon. Wenn es um die Poesie geht, kann ihm keiner das Wasser reichen. Aber natürlich hat auch er, der unverbesserliche Vielschreiber, zahlreiche mäßige oder schwache Gedichte produziert, gelegentlich sogar törichte. Doch das dümmste, das seiner Feder entstammt, ist wohl das Gedicht >Rezensent