Magazin 6, Euro Interview: Joe Kaeser

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Author: Chantal Hafner
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Interview:

01

Joe Kaeser

2017

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Farbe

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Akquise

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Fotoos Fotos

Tageszeitung T agesz a e eitung g

94036 Passau www.pnp.de

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Autor A utor

EDITORIAL

S

ie halten die 50. Ausgabe des 2008 gestarteten vbw Unternehmermagazins in Händen. Es macht mich selber ein wenig stolz. Seit dem Jahr 2010 gelingt es uns, Ihnen sogar alle zwei Monate ein aktuelles Magazin vorzulegen, in dem führende Persönlichkeiten ihre Sicht der Dinge darlegen, in dem wir aktuelle Themen der Wirtschaft, Unternehmen und Politik aus dem bayerischen Blickwinkel beleuchten und in dem auch bayerisches Lebensgefühl, bayerische Traditionen und altes Handwerk nicht zu kurz kommen. Auf den Seiten vier und fünf dokumentieren wir alle Titelbilder der letzten 50 Ausgaben. Ich danke unseren Lesern von ganzem Herzen für ihre Treue. Dieses kleine Jubiläum ist für uns zugleich Verpflichtung, unsere Leser noch besser zu bedienen. Viele Menschen schrecken davor zurück, wenn sich in ihrem Leben etwas ändert, an ihrem Ar-

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beitsplatz, in ihrer Umgebung. Am liebsten soll alles so bleiben, wie es ist, finden sie. Das ist zutiefst menschlich. Doch stete Veränderung ist die Wirklichkeit. Nun kann man mit diesen Veränderungen hadern, sie gleichgültig hinnehmen, sich mit ihnen arrangieren. Oder man kann versuchen, die Veränderungen selbst in die Hand zu nehmen, sie zu gestalten. Deshalb hat mich beeindruckt, wie der Vorstandsvorsitzende der Siemens AG, Joe Kaeser, im Interview mit dem vbw Unternehmermagazin den Umbau seines Unternehmens hin zu einem Vorreiter der industriellen Digitalisierung beschreibt. „Wir müssen das Silicon Valley nicht kopieren, sondern kapieren“, sagt Kaeser. Wenn dies gelingt, sieht er die Unternehmen in Deutschland und Bayern auf einem guten Weg, auch in Zukunft eine führende Rolle zu spielen. Herzlichst,

BERTRAM BROSSARDT, Herausgeber

50. Ausgabe!

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Seit 2008 erscheint das vbw Unternehmermagazin. Nun liegt die 50. Ausgabe vor. Alle zwei Monate informieren wir mit einer Auflage von mittlerweile rund 73.000 Exemplaren über interessante Zusammenhänge, Hintergründe und Meinungen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, immer mit einem besonderen bayerischen Blick. Wir finden: eine erfolgreiche Entwicklung – so, wie Bayern eben auch.

HIGHTECH UNTERM WEIHNACHTSBAUM

SPIONE IM UNTERNEHMEN

Günther Beckstein im Interview

Und Papa spielt Lokführer

Mangelnde Sicherheit kostet Milliarden

KALTE PROGRESSION

AMERICAN BROTZEIT

Wenn der Staat die Lohnerhöhung kassiert

Aus deutschen Landen auf den Tisch

DIE DIESEL- REVOLUTION Mehr Fahrspaß dank neuer Technik

01

Interview:

Joe Kaeser

CHINA GLÄNZT Mit Lacken aus Nürnberg

Bayerns Unternehmer stellen sich dem 21. Jahrhundert

2017 Maria-Elisabeth Schaeffler, bayerntreue Konzernherrin

BAYERN WÄHLT EUROPA

AUF SICH ALLEIN GESTELLT?

DIE ZUKUNFT FEST IM BLICK

01_2009_2. Jahrgang_München www.vbw-unternehmermagazin.de 6 EURO ISSN 1866-4989

Eine neue Frauen-Generation steht bereit

Die 28er-Generation

Nr.02 /Mai 2009_2. Jahrgang_München www.vbw-unternehmermagazin.de 6 EURO ISSN 1866-4989

Katharina König, Spinner GmbH, München

DIE TOCHTERGESELLSCHAFT

Nr.03/September 2009_2. Jahrgang_München www.vbw-unternehmermagazin.de

Nr.04/Dezember 2009_2. Jahrgang_München www.vbw-unternehmermagazin.de

6 EURO ISSN 1866-4989

6 EURO ISSN 1866-4989

WAHLKAMPF IM WANDEL Gespräch mit Friedrich Nowottny

NEUE BALANCE

BRAUN ZAHNBÜRSTEN

Horst Seehofer im Interview

Hightech und Personalpolitik

PARTNER INDIEN

KOSMETIK-STAR

Beste Perspektiven

Schwan-Stabilo, heimlicher Schminke-Weltmeister

SELTENE ROHSTOFFE Wachsende Abhängigkeit

Grünes Licht für Visionen

Mobilität in Bayern

Wohin steuert die EU?

PRACHTGESPANNE Traditionspflege der Brauereien

MANAGER AM HERD Kochen als Kraftquelle

Ordnungspolitik in der Krise

Nr.02/April 2010_3. Jahrgang_München www.vbw-unternehmermagazin.de 6 EURO ISSN 1866-4989

DEHN+SÖHNE Herr der Blitze

Nr.03/Juni 2010_3. Jahrgang_München www.vbw-unternehmermagazin.de 6 EURO ISSN 1866-4989

SÜDAFRIKA

SENSIBLE DATEN

Hoffnung am Kap

Der wirksamste Schutz

CLOUD COMPUTING

ZUKUNFTSMARKT

KREDITWIRTSCHAFT

Ein System-Anbieter erobert den Weltmarkt

Commerzbank-Vorstand Beumer sieht Investorenstreik

Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg

Nr. 02/Mai 2009

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Bayern und Sport

Fußball-Fürst Uli Hoeneß

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Das Milliardenspiel

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2010

Nr.01/Februar 2010_3. Jahrgang_München www.vbw-unternehmermagazin.de 6 EURO ISSN 1866-4989

SOLAR-ENERGIE

Kampf um Erhards Erbe

175 JAHRE BAHN

IT- Kosten senken

Innovationen ohne Ende

Irak hat Perspektive

BIERGARTEN-SAISON Liberalitas Bavariae

GOLFSTAAT BAYERN Wachsende Beliebtheit

Betriebliches Gesundheitsmanagement

Unternehmen trotzen der Krise

Rupert Stadler Vorstandsvorsitzender Audi AG

STOPP DEN TREND

2008

STARKER STANDORT

03_2008_1. Jahrgang_München www.vbw-unternehmermagazin.de 6 EURO ISSN 1866-4989

2009

02_2008_1. Jahrgang_München www.vbw-unternehmermagazin.de 6 EURO ISSN 1866-4989

01_2008_1. Jahrgang_München www.vbw-unternehmermagazin.de 6 EURO ISSN 1866-4989

Erfolgsfaktor

Präventivmediziner Thomas Wessinghage

Unternehmerin Alexandra Schörghuber

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Fitness

Peter Löscher Vorstandsvorsitzender Siemens AG

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2010

Ursula von der Leyen, MdB Bundesministerin für Arbeit und Soziales

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2010

Gerd Strehle Vorstandsvorsitzender der Strenesse AG

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2010

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2011

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Dr. Peter Ramsauer, MdB Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

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2011

Maria Riesch Skirennläuferin, Gesamtweltcupsiegerin 2011 und Olympia-Botschafterin 2018

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2011

Herzog Franz von Bayern

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2011

Gerhard Schröder Bundeskanzler a. D.

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2011

Karin Stoiber

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2011

Norbert Reithofer Vorstandsvorsitzender BMW AG

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2011

50 AUSGABEN VBW UNTERNEHMERMAGAZIN www.vbw-bayern.de Magazin 6,– Euro

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2012

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Herbert Hainer Vorstandsvorsitzender Adidas AG

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2012

Alfons Schuhbeck

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2012

Mariae Gloria Fürstin von Thurn und Taxis

2012

Ulrich Wilhelm Intendant des Bayerischen Rundfunks

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2012

Frank-Walter Steinmeier, MdB Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion

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2012

Horst Seehofer Bayerischer Ministerpräsident

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2012

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2013

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2013

Anton Kathrein Gesellschafter Kathrein-Firmengruppe

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2013

Theo Waigel

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2013

Dieter Hundt Arbeitgeberpräsident

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2013

Ruth Maria Kubitschek Schauspielerin

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Thomas Enders

2013

Chief Executive Officer von EADS/Airbus

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2013

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06 2014

Interview:

Ilse Aigner Bayerische Staatsministerin für Wirtschaft, Medien, Energie und Technologie

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Dr. Klaus Probst

2014

Vorstandsvorsitzender Leoni AG

2014

Wirtschaft und Energie

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2014

Ingo Kramer Arbeitgeberpräsident

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2014

Jochen Schweizer Erlebnis-Unternehmer

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Alexander Dobrindt 2014

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2015

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Sigmar Gabriel Bundesminister für

01 Interview:

2014

Guido Westerwelle Bundesaußenminister

2015

Dr. Jens Weidmann

Interview:

02

Till Reuter

2015

Rupert Stadler

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03 2015

Interview:

Elmar Wepper

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04 2015

Interview:

Markus Söder

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05 2015

Interview:

Clemens Fuest

06 2015

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2016

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Interview:

Interview:

Dr. Marc Gumpinger

01 2016

Interview:

Theodor Weimer

02 2016

Interview:

Stefan Sommer

03 2016

Interview:

Harald Krüger

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04 2016

Interview:

Wolfgang A. Herrmann

05 2016

Interview:

Gerda Hasselfeldt

06 2016

INHALT

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HANDWERK

INTERVIEW

POLITIK

Jede Haut ein anderer Charakter

Glänzende Zukunft

Mehr Verteidigung

Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG, blickt angesichts der Digitalisierung für die deutsche Industrie optimistisch in die Zukunft. Die Chancen sollten genutzt und der Wandel aktiv gestaltet werden.

Es zeichnet sich ab, dass die Rüstungsausgaben wieder ansteigen. Vor allem der Standort Bayern dürfte davon profitieren.

Michael Kilger fertigt in der Gerberei seiner Familie in Viechtach Gürtel und Accessoires aus Leder. Er setzt auf Nachhaltigkeit und die Qualitätsgarantie „Made in Bavaria“.

INHALT

MACHTRAUM

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LIFESTYLE

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STANDPUNKT

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EINE FRAGE NOCH ...

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IMPRESSUM vbw Unternehmermagazin 01/2017 Herausgeber vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. VR 15888 Amtsgericht München Hauptgeschäftsführer: Bertram Brossardt Max-Joseph-Str. 5, 80333 München

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BILDUNG

MARKE

Weg mit dem Tabu

Nicht nur für Playboys

Über Analphabeten im Betrieb wird nicht gesprochen. Viele fallen gar nicht auf. Das Projekt AlphaGrund hilft Firmen dabei, die wertvollen Mitarbeiter auf steigende Herausforderungen vorzubereiten.

Eine Hutmanufaktur in Regensburg ist in der ganzen Welt für ihre Modelle bekannt. Zu den prominenten Hutträgern gehört Papst Benedikt.

Büro des Herausgebers: Andreas Ebersperger E-Mail: [email protected] Herausgeberbeirat Bertram Brossardt Michael Forster Klaus Lindner Thomas Schmid Anna Engel-Köhler Holger Busch Dr. Peter J. Thelen Walter Vogg Gesamtkoordination Dr. Peter J. Thelen Tel.: 089-551 78-333, E-Mail: [email protected] Chefredakteur Alexander Kain (V.i.S.d.P.) Redaktion: Sandra Hatz Autoren: Alexander Kain, Sandra Hatz Grafik: Johanna Geier, Silvia Niedermeier Korrespondentenbüros D – 10117 Berlin, Charlottenstraße 35/36, Dr. Peter J. Thelen B – 1000 Brüssel, Rue Marie de Bourgogne 58, Volker Pitts-Thurm USA – 10020 New York, Suite 720, 10 Rockefeller Plaza, Dagmar A. Cassan MBA Verlag vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft Projektgesellschaft mbH HRB 106556 Amtsgericht München Geschäftsführer: Peter Bockhardt Kooperationspartner · Gesamtabwicklung · Anzeigen Reiner Fürst, Donau-Wald-Presse-GmbH Medienstraße 5, 94036 Passau Tel.: 0851-802-237, Fax: 0851-802-772 Anzeigentechnik E-Mail: [email protected] Titelfoto: Manuel Birgmann Druck PASSAVIA Druckservice GmbH & Co. KG Medienstraße 5b 94036 Passau Tel.: 0851-966 180-0 Das vbw Unternehmermagazin erscheint sechsmal im Jahr mit einer Auflage von 73.000 Exemplaren. Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. ISSN 1866-4989 Nachdruck oder Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. Für die Zusendung unverlangter Manuskripte oder Bilder wird keine Gewähr übernommen. www.vbw-bayern.de

Fotos: Kilger

Häute süddeutscher Rinder sind die besten. In der Lederfabrik Kilger werden sie für sechs bis zwölf Wochen in die Gerbgruben gehängt. Das Wasser enthält Stoffe aus dem Holz der Edelkastanie oder Extrakte aus der Rinde von Akazienbäumen.

HANDWERK

Jede Kuhhaut – eine Geschichte Im Bayerischen Wald setzt der jüngste Spross einer traditionsreichen Lederfabrik auf Nachhaltigkeit und „Made in Bavaria“ – Michael Kilger fertigt Gürtel auf Bestellung im Online-Shop

E

s hilft nun mal kein Öl, keine Maschine, keine noch so geheime Rezeptur – ein Naturprodukt bleibt ein Naturprodukt und keins ist wie das andere. Und die Falten bleiben. Genau das macht den Charakter aus und jede Haut erzählt eine Geschichte – ihre Geschichte. Der Lederfabrikant Michael Kilger bedauert es, dass die meisten Kunden das Makellose bevorzugen, aber ein Pferdesattel braucht nun mal 1-aQualität. Für seine eigenen Arbeiten sucht Kilger in der Gerberei seiner Familie nach den Besonderheiten, die Lederstücke aufweisen. Die Struktur erzählt, dass das Rindvieh bei Wind und Wetter draußen war, dass es sich auch mal verletzt hat, dass es viel-

leicht operiert werden musste und dass es – das ist der Optimalfall – lange leben durfte. Die rohen Häute gehen vom Schlachthof an eine Spezialfirma, die sie enthaart und reinigt. Sie müssen feucht sein, dürfen nicht hart und spröde werden, aber auch nicht schimmeln. Pro Lieferung bekommt die Lederfabrik in Viechtach bis zu 800 Kuhhäute. Mal sind sie von guter, mal von weniger guter Qualität. „Es ist eine Herausforderung, den Anforderungen der Kunden dennoch gerecht zu werden“, erklärt Kilger, der Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Marketing studiert hat, die Gerberei zusammen mit seinen Eltern führt und zudem einen OnlineShop aufgebaut hat: für handgefertigte Gürtel und kleine Leder-Accessoires.

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Das Naturprodukt aus Bayern kommt an. Die Gerberei, ein Familienbetrieb mit 18 Angestellten, setzt auf Nachhaltigkeit. Sie ist vor knapp 15 Jahren aus dem Zentrum der Kleinstadt im Landkreis Regen ins Gewerbegebiet mit dem schönen bayerischen Namen Oberschlatzendorf ausgesiedelt. Das Betriebsgebäude aus Holz und Glas mit eigenem Blockheizkraftwerk entstand in unmittelbarer Nachbarschaft von Global Playern wie der Linhardt Metallwarenfabrik GmbH & Co. KG oder dem Kunststoffverarbeitungsunternehmen Rehau AG. Die Lederfabrik der Gebrüder Kilger in Viechtach gibt es seit 160 Jahren. Ziel der Manufaktur ist es, das Beste aus Tradition und Moderne zu vereinen. Die Mischung des Gerbstoffs in

Jedes Stück Leder wird wieder und wieder in die Hand genommen und bearbeitet. Michael Kilger hat während des Studiums begonnen, eigene Gürtel zu fertigen. Die alten Maschinen hat er von Schuhmachern oder Sattlern bekommen. Inzwischen hat der Online-Shop mk-ledergürtel.de auch Kunden in Asien. Sie vertrauen auf die Qualitätsgarantie „Handmade in Bavaria“ beziehungsweise „Made in Germany“.

den Tauchbecken etwa hat schon Michael Kilgers Ur-Ur-Großvater verwendet. Sie besteht aus Rinden- und Holzextrakten wie etwa Eichenrinde und Kastanienholzextrakt. Die Brühe in den fünf Gerbgruben wird nie ausgewechselt. „Wir erklären das mit dem Beispiel vom alten Wein, der auch immer besser wird,“ so Kilger. Die schonende Grubengerbung dauert sechs bis zwölf Wochen. „Leider werden die Tiere in Zeiten der Massentierhaltung immer weniger alt – und immer dünnhäutiger“, so Kilger. Das beste Leder stammt von Rindern, die im Sommer viel draußen und im Winter drinnen waren. Auch

deshalb gehören Kühe aus Süddeutschland zu den besten der Welt. Sie liefern hochwertigstes Leder. ie Gerbphase ist ein physikalischer Prozess. Einfach ausgedrückt, verwandelt sich die Eiweißin eine Lederstruktur. Das Handwerk der Gerberei gehört zu den ältesten Fertigkeiten der Menschheit. Wahrscheinlich haben Jäger, die Tierhäute im Waldboden vergraben hatten, entdeckt, dass sie sich so nicht zersetzten. Irgendetwas in der Erde hatte das Material haltbar gemacht. Die Rinden der Bäume. Bis zu zehn Wochen hängen die Kuhhäute in der Brühe, werden immer wieder leicht bewegt, damit sich der Gerbstoff gut verteilt. Danach wird auf der Abwelkmaschine überschüssige Flüssigkeit entfernt. Geübte Hände bearbeiten die Fasern nach, glätten, falzen und bügeln Falten. Sie bleichen die Häute, strecken sie wieder und wieder, entwässern sie erneut, um sie wieder zu trocknen und mit speziellen Ölen, Rindertalg oder Bienenwachs zu fetten, mit Schwämmen zu polieren. Gleichzeitig müssen die Mitarbeiter darauf achten, dass kein Kratzer entsteht. Zum Trocknen span-

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nen sie die Teile auf Rahmen. Andere werden aufgehängt. Auch das dauert wieder drei bis vier Tage. Der lange Produktionsprozess von bis zu 15 Wochen ist der Grund, warum sich die Firma Kilger ein relativ großes Lager leistet, in dem zumindest Standardprodukte immer vorrätig sind. Von den rund 800 Häuten pro Lieferung sind einige sehr dick und von bester Qualität, andere haben viele Falten oder weisen unter Umständen auch mal eine Operationsnarbe auf. Es kann sein, dass es genau dieser Makel ist, was Michael Kilger für seine speziellen eigenen Unikate sucht. Seinen ersten Gürtel fertigte er bereits als 18-Jähriger. Zu Weihnachten hatte er einen sehr teuren Gürtel bekommen, der aber bereits nach kurzer Zeit kaputtging. Als Spross einer Gerber-Familie wurmte ihn die schlechte Qualität des Materials besonders. Selber würde er das besser können. Während des Betriebswirtschaftsstudiums arbeitete Michael Kilger in den Semesterferien unter anderem in Handwerksbetrieben und experimentierte mit großer Liebe zum Material. Er setzte sich an die Nähmaschine, probierte Nähte und Far-

HANDWERK

ben aus. Erfahrene Familienmitglieder standen ihm zur Seite – und fanden es sehr sinnvoll, dass der Junior seine Leidenschaft für das fertige Produkt, dessen Qualität und Möglichkeiten entdeckte. Zunächst fertigte Kilger für Freunde und Verwandte, heute für seinen Online-Shop. Die meisten Kunden nehmen für das maßgefertigte Naturprodukt lange Lieferzeiten in Kauf. Und inzwischen ist die Nachfrage so groß, dass er weitere Mitarbeiter beschäftigen muss. „Wir sind dran. Aber es ist nicht so einfach, jemanden zu finden, der das Handwerk beherrscht. Schuhmacher oder Sattelhersteller gibt es kaum noch.“ Auch die Werkzeuge musste er sich nach und nach aus alten Betrieben zusammenkaufen. Handriemenschneider, Locher, Zangen ... – „Die große Kunst ist die

Kantenbehandlung“, verrät Kilger. Sie können gebrochen, halbrund oder gefranst sein. Kilger färbt sie gerne extra ein, poliert sie wieder und wieder. Die Gürtel halten lebenslang. „Leder ist unzerstörbar.“ Experimentiert hat Kilger auch beim Zubehör, etwa den Schließen der Gürtel. Er sucht derzeit nach einer geeigneten Schmiede, die dem Anspruch „Handmade in Bavaria“ gerecht wird. it der MK-Ledermanufaktur setzt Michael Kilger konsequent den Weg der Familie fort. Die Kilgers setzen mit Erfolg auf Nischen im obersten Qualitätsbereich. Im Vergleich zu den sehr großen Lederfabriken, wo die Häute automatisiert bearbeitet werden, wird in Viechtach jedes einzelne Stück bearbeitet, bis es perfekt ist. Jedes rea-

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giert auch unterschiedlich, sei, so Kilger, eben ein Naturprodukt. In Viechtach werden um die 350 bis 400 Häute am Tag verarbeitet und die Gerberei gehört zu einer Handvoll Hersteller weltweit, die auf Handarbeit setzen, die in dieser PremiumQualität vegetabil gegerbtes Leder herstellen und durch ihre Größe sehr flexibel auf Kundenwünsche eingehen können. Zu den Kunden gehören die Hersteller hochwertiger und luxuriöser Produkte wie aus dem Reitsport-Bereich, Edelschuhhersteller, Cricketball- und Lederwarenhersteller. Mittlerweile immer mehr Asiaten, weil dort höchste Qualität sehr geschätzt wird. „Das Leder soll mit der Zeit immer schöner werden“, meint Michael Kilger, „und seinen Besitzer ein Leben lang begleiten.“ 왗

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Wir danken dem Mittelstand für sein Vertrauen.

Die BayernLB ist in der Kategorie „Banking“ Quality Leader im deutschen Mittelstand Fk abo ^hqrbiibk Pqrafb slk Dobbktf`e >ppl`f^qbp tfoa afb ?^vbokI? ßNr^ifqv Ib^aboÎ fj abrqp`ebk Jfqqbipq^ka+ Tfo j–`eqbk rkp _bf ^iibk) afb rkp wr afbpbo >rpwbf`ekrkd sboelicbk e^_bk) ebowif`e

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Fotos: Kain

Der Zeppelin war die Keimzelle der einstigen Zahnradfabrik und heutigen ZF AG.

Scherenschnitte haben eine lange und große Tradition in China. Diesen mit seinem Konterfei erhielt Härter, als er die Verantwortung für das China-Geschäft der ZF AG abgab. Rund 50 Mal war er geschäftlich für die ZF AG in dem Land, derzeit noch ein- bis zweimal im Jahr im Rahmen seines Aufsichtsratsmandats für Knorr-Bremse. Die nächste Reise steht für März im Terminplan.

„Eisenschaffender“, so heißt das Bild, das einst über Härters Schreibtisch hing, als er in Passau in die ZF-Geschäftsführung berufen wurde. Es begleitete ihn sein ganzes Berufsleben. Vier Zylinder, Gasantrieb – das Modell eines Deutz-Motors ist eine Reminiszenz an Härters Amt im Deutz-Aufsichtsrat.

Der Schimmel-Flügel war ein Geschenk, das sich Härter anlässlich seines Ausscheidens als CEO bei der ZF AG selbst machte.

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Elefanten – wo immer in der Welt ihn seine Reisen hinführten: Wenn es die Zeit zuließ, kaufte Härter als Andenken kleine, von lokalen Handwerkern gefertigte Elefantenmodelle. Weit über hundert sind es heute.

MACHTRAUM

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orbild sein, das ist das maßgebliche Element der Führung“, findet HANS-GEORG HÄRTER. „Man muss handeln, wie man redet, und einlösen, was man verspricht. Das habe ich als Vorstand so selbst gemacht und erwarte es nun als Aufsichtsratsvorsitzender von den Vorständen.“ Bis 2012 hat Härter als Vorstandsvorsitzender die Geschicke der ZF AG in Friedrichshafen mit ihren vielen Dependancen in Bayern und der ganzen Welt maßgeblich gestaltet, insgesamt war er 22 Jahre in exekutiven Funktionen für den einstigen Zahnrad- und Getriebehersteller tätig – in Passau, in Schweinfurt und in Friedrichshafen. Heute, nach seinem Abschied aus dem operativen Geschäft, bekleidet er zahlreiche Positionen in Beiräten, Verwaltungsräten und Aufsichtsräten. Herausragend: Härter ist Aufsichtsratsvorsitzender der Knorr-Bremse AG in München. Wegen der Übernahmeschlacht, die sich Knorr-Bremse und ZF um den Hersteller Haldex lieferten, gab er sogar sein ZF-Aufsichtsratsmandat zurück, das er nach seiner Zeit als CEO bei der ZF angetreten hatte – „klassischer Interessenkonflikt“, befand er. Es ist eine Traumkarriere, die Härter hingelegt hat: Mit Fleiß und Klugheit arbeitete er sich vom Maschinenschlosser hoch zum ZF-Vorstandsvorsitzenden. In seiner Wohnung in München hat sich Härter ein kleines Büro eingerichtet, von dem aus er seine Mandate wahrnimmt – man könnte auch sagen: wo die Fäden vieler Unternehmungen zusammenlaufen. „Es ist schön, wenn ich den Erfahrungsschatz, den ich in meinem Berufsleben als Executive erwerben durfte, heute sinnstiftend einbringen kann. Executive zu sein, erfordert viel Kraft und Zeitaufwand, dafür kann man viel gestalten. Nun bin ich Coach und Berater für Vorstände und führe als Kontrollorgan Aufsicht über sie. Beides ist hoch spannend.“ 왗



DER KOMMENTAR von ALFRED GAFFAL

2017: Weichen endlich in Richtung Wettbewerbsfähigkeit stellen Deutschland und Europa stehen vor entscheidenden Monaten, die den künftigen Weg des Kontinents vorzeichnen werden. In Deutschland stehen Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen, im Saarland und in Schleswig-Holstein sowie im Herbst die Bundestagswahl an. Auf europäischer Ebene blicken wir vor allem auf die Präsidentschaftswahl in Frankreich und die Parlamentswahl in den Niederlanden. In Europa brauchen wir endlich stabile Verhältnisse. Dazu gehören Regierungen, die sich klar zu Europa bekennen, die eine Re-Industrialisierung ihrer Länder anstoßen und die bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise zusammenarbeiten. Und dazu gehören EU-Institutionen, die nur das regeln, was auf der Ebene der Nationalstaaten nicht gelöst werden kann. In Deutschland brauchen wir eine Bundesregierung sowie Landesregierungen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in unserem Land im Blick behalten. Diese ist durch verschiedene wirtschafts- und sozialpolitische Weichenstellungen in den letzten Jahren zunehmend in Gefahr geraten. Beispiel Energiepolitik: Unsere Strompreise sind nicht wettbewerbsfähig. Die Marktpreise an den Strombörsen sinken, aber für die deutschen Abnehmer wird es immer teurer, weil unser Strompreis mit Umlagen, Abgaben und Steuern überfrachtet ist. Schlimmster Kostentreiber dabei ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Wir brauchen deshalb endlich eine Strompreisbremse und mittelfristig die Abschaffung des EEG. Beispiel Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik: Die Regelungen zum Mindest-

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lohn und die zu erwartenden Regelungen zur Entgeltgleichheit schaffen Bürokratie und rauben den Unternehmen Flexibilität. Das muss aufhören. Mit Sorge verfolge ich in diesem Zusammenhang die Arbeitszeit-Debatte. Hier besteht die Gefahr, dass den Unternehmen abermals große organisatorische und finanzielle Lasten aufgebürdet werden. Apropos „finanzielle Lasten“: Die Parteien dürfen auf keinen Fall der Versuchung erliegen, großzügige Wahlgeschenke in Aussicht zu stellen. Ich denke da vor allem an Versprechungen bei der Rente, die das Beitragsniveau weiter erhöhen und späteren Generationen Ewigkeitskosten aufbürden würden. Bislang ist die Konjunktur in Bayern und Deutschland so stark, dass sich ungünstige Rahmenbedingungen kaum ausgewirkt haben. Es ist uns gelungen, Wachstum und Wohlstand in unserem Land zu mehren und dank hoher Steuereinnahmen auch die Sozialsysteme zu stärken. Doch wir dürfen uns davon nicht blenden lassen. Spätestens beim nächsten konjunkturellen Abschwung werden sich die sozialen „Wohltaten“ der vergangenen Jahre durch den Verlust von Wettbewerbsfähigkeit und letzten Endes von Arbeitsplätzen rächen. 2017 muss endlich die Wirtschaftspolitik wieder in den Vordergrund rücken. Wir müssen jetzt mehr Wirtschaft wagen! Dies ist meine große Hoffnung für das Jahr 2017 und danach. Alfred Gaffal ist Präsident der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. 왗

Fotos: Manuel Birgmann

INTERVIEW

„Bayern ist einer der attraktivsten Standorte der Welt“ Für den Vorstandsvorsitzenden der Siemens AG, JOE KAESER, ist es keine Frage: Die deutsche Industrie hat angesichts der zunehmenden Digitalisierung eine glänzende Zukunft – wenn sie ihre Chancen nutzt und aktiv den Wandel gestaltet

In den 1980er Jahren kamen zwei junge Leute aus Kalifornien mit der Idee zu Siemens, drahtlos über ein Medium namens Internet zu telefonieren – statt über die etablierten Telefonnetzwerke. Man hat sie freundlich abgewiesen. Die beiden gründeten Cisco Systems – heute ein weltweit führender Netzwerkausrüster. Welchen emotionalen Zustand verursacht diese Geschichte in Ihnen? Die Geschichte kenne ich gut, ich erwähne sie auch immer wieder. Sie ist für mich eine Mahnung, eine Mahnung dafür, was passiert, wenn man sich auf seinen Lorbeeren ausruht und den Wandel ignoriert. Siemens war in der Telekommunikation unangefochtener Weltmarktführer bei elektronischen Vermittlungsstellen. Die Gewinne sprudelten und es gab

wenig Bereitschaft, sich mit Neuem zu befassen. Dieses Verhalten führte am Ende dazu, dass wir in der Telekommunikation den Anschluss verpassten und das Geschäft schrittweise

„FEHLER ALS LERNBESTANDTEIL ZULASSEN“ aufgeben mussten. Das darf uns nicht noch einmal passieren. Wie wollen Sie verhindern, dass derlei wieder geschieht? Wir müssen unsere Innovationskraft weiter ausbauen, noch mehr Mut für

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Neues aufbringen und unsere Anpassungsfähigkeit stärken. Das hat viel mit Unternehmenskultur zu tun. Dabei hilft eine Geisteshaltung, die den Wandel als Chance begreift und daraus resultierende Problemstellungen als Herausforderungen sieht. Das kommt der Grundeinstellung eines Gründers oder eines Eigentümers sehr nahe. Bei Siemens sprechen wir deshalb auch von unserer Eigentümerkultur als wichtigem Verhaltensmuster. „Handle stets so, als wäre es dein eigenes Unternehmen“, ist unser Mantra. Das beinhaltet Eigeninitiative,Verantwortung übernehmen, Neues ausprobieren und auch mal Fehler als Lernbestandteil zuzulassen. Genau das ist auch der Auftrag von next47. Diese eigenständige Siemens-Einheit haben wir vor einem Vierteljahr ge-

gründet. Next47 bündelt unsere Startup-Aktivitäten und kann dabei auf die Finanzkraft und Reichweite eines globalen Konzerns zurückgreifen. Damit wollen wir den Wandel provozieren, das Gute für das Bessere tauschen und disruptive Geschäftsmodelle fördern und entwickeln. Ist das der Vorteil des Silicon Valley? Das ist keine Frage der Geographie, sondern der Geisteshaltung. Wir müssen nicht ins Silicon Valley fahren, um herauszufinden, wie eine neue Gründerzeit hier in Deutschland aussehen kann. Ein Blick in die Geschichte unseres Landes und unseres Unternehmens genügt. Wir haben vor kurzem den 200. Geburtstag von Werner von Siemens gefeiert. Im Jahr 1847 traf er die mutige Entscheidung, eine „Garagenfirma“ in einem Berliner Hinterhof ins Leben zu rufen. Das war lange bevor es Garagen im Silicon Valley gab. Und dieser Mut zahlte sich aus. Nach einigen Rückschlägen wurde aus dem kleinen Betrieb ein Weltkonzern. Wie nur wenige andere vereinte er Erfindergeist, Unternehmertum und soziale Verantwortung in

einer Person. Wir müssen das Silicon Valley nicht kopieren, sondern kapieren und dann daraus unsere eigenen Schlussfolgerungen ziehen. Deutschland setzt auf „Industrie 4.0“. Kritiker sagen, damit würden wir vom Innovator zum bloßen Zulieferer. Ist da etwas dran? Das ist ja kein Widerspruch an sich. Auch Zulieferer müssen innovativ

„SILICON VALLEY NICHT KOPIEREN, SONDERN KAPIEREN“ sein. Von den Goldsuchern sind nur wenige reich geworden. Aber diejenigen, die den Goldsuchern die Schaufeln verkauft haben, sind alle reich geworden. Abgesehen davon besteht die Unternehmenslandschaft in Deutschland ja nicht nur aus Zulieferern. Schauen Sie beispielsweise auf die Fertigungsindustrie, in der Deutschland traditionell stark ist. Ihr

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Anteil am Bruttoinlandsprodukt liegt bei rund 21 Prozent, sie beschäftigt mehr als 7,5 Millionen Menschen in Deutschland und jeder Arbeitsplatz in der Industrie schafft bis zu zwei Jobs in anderen Branchen. Industrie 4.0 verändert die Welt der Fertigung noch stärker als die drei vorangegangenen industriellen Revolutionen. Die ganze Wertschöpfungskette kann virtuell abgebildet werden, noch bevor die eigentliche Produktion startet. Das ist nicht nur für große Unternehmen wie Siemens relevant, sondern auch für mittelständische Firmen. Sie können ihre Produkte bis zu 50 Prozent schneller an den Markt bringen, können flexibler und effizienter produzieren. Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand: Geht es der deutschen Industrie gut, dann geht es ganz Deutschland gut. Aber ist das Silicon Valley nicht gerade dabei, unsere Industrie völlig umzukrempeln? Nein – vieles davon ist heiße Luft. Das war im Silicon Valley immer so. 95 Prozent der „Neu-Modernen“, oder „Einhörner“, wie sie genannt werden,

INTERVIEW

werden sang- und klanglos verschwinden. Aber die fünf Prozent, die sich durchsetzen, werden die Welt verändern. Deshalb müssen wir sehr sorgfältig hinsehen und zuhören, um aus den Geräuschen die Signale zu filtern. Außerdem ist es nicht in erster Linie das Silicon Valley, das unsere Industrie umkrempelt, sondern die industrielle Digitalisierung. Können Sie verhindern, dass es Siemens in seinen Geschäftsfeldern so ergeht? Mit der Vision 2020 haben wir uns vorgenommen, Siemens zu einem führenden, leistungsfähigen und digitalen Industrieunternehmen zu machen, das im Gesamtsystem Elektrifizierung, Automatisierung, Digitalisierung global Maßstäbe setzt. Wir haben schon sehr früh, nämlich in 2007, erkannt, dass die physische Welt der Fertigung mit der virtuellen Welt der Entwicklung und des mechanischen Designs in Zukunft zusammenwachsen. Deshalb haben wir intensiv damit angefangen, die Bausteine zusammenzufügen. Zum Beispiel durch die Übernahme der Industriesoftware-

firma UGS in 2007, die auf 3-D-Design für Produktentwicklung spezialisiert ist. 2012 verstärkten wir uns dann mit der Firma LMS, die sich auf Software für mechanische Simulation konzentriert. 2016 kam CD-adapco dazu, ein Spezialist für Simulationssoftware, um z. B. Luftströmungen oder Hitzeentwicklung zu simulieren. Und zuletzt haben wir angekündigt, Mentor Graphics zu übernehmen und

„AUS DEN GERÄUSCHEN DIE SIGNALE FILTERN“ damit die Lücke im elektrischen Design zu schließen. Zusätzlich haben wir massiv in eigene Ressourcen der Softwareentwicklung investiert. Siemens wandelt sich also sehr konsequent zu einem digitalen IndustrieUnternehmen. Das zeigen auch unsere Zahlen. Insgesamt stieg unser Umsatz mit Software und digitalen Dienstleistungen im vergangenen Jahr

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um zwölf Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Wir liegen damit weit über dem jährlichen Marktwachstum von durchschnittlich acht Prozent. Das zeigt, dass unsere Digital-Strategie greift. Deutschland ist wirtschaftlich so stark, weil das Land es verstanden hat, industrielle Produktion im Land zu halten. Wird uns das weiter gelingen? Ich bin zuversichtlich, dass wir auch die vierte industrielle Revolution – die Digitalisierung – als Vorreiter meistern. Deutschland hat gezeigt, dass es die ersten drei industriellen Revolutionen – Mechanisierung, Elektrifizierung und Automatisierung – als Chance begriffen hat und sich damit als Weltmarktführer in vielen Branchen etablieren konnte. Siemens hatte daran einen nicht unerheblichen Anteil. Nun bietet uns die Digitalisierung enorme Chancen, die industrielle Produktion völlig neu zu definieren, wesentlich flexibler und kostengünstiger zu machen. Und Deutschland steht dort im internationalen Vergleich an der Spitze. Diesen Wettbewerbsvorteil müssen wir ausbauen. Dabei dürfen

wir die Menschen nicht vergessen – sie stehen im Mittelpunkt. Und da ist auch die Politik gefragt. Wenn wir eine Eigentümerkultur etablieren wollen, darf es beispielsweise nicht sein, dass Mitarbeiteraktien steuerlich genauso behandelt werden wie spekulativ orientierte Aktieninvestments. Im Herbst stehen Bundestagswahlen an: Könnte ein Wahlausgang Auswirkungen auf Standort- und Investitionsvorhaben von Siemens haben? Oder ist derlei angesichts globaler Entwicklungen davon unabhängig? Die politischen Rahmenbedingungen sind wichtig für Standort- und Investitionsentscheidungen, aber wir werden mit jeder demokratisch gewählten Regierung auskommen. Wenn Deutschland im globalen Wettbewerb weiter vorne mitspielen will, müssen wir uns an den digitalen Wandel anpassen. Das gilt auch für die Ausbildung und die Attraktivität des Standorts Deutschland für Experten auf

diesem Gebiet. Wir brauchen außerdem eine vorausschauende Infrastrukturpolitik und eine Stärkung der Eigentümerkultur in Deutschland – sowohl ordnungspolitisch als auch steuerlich.

„AN DEN DIGITALEN WANDEL ANPASSEN“

Im Feuer steht derweil auch die europäische Idee. Wie müsste aus Ihrer Sicht die EU aussehen? Und wie bekommt man die Menschen dazu, Europa wieder mehr wertzuschätzen? Der europäische Binnenmarkt – der größte der Welt – ist eigentlich ein enormer Erfolg. Populismus, Verunsicherung und Ungewissheit, nicht zuletzt nach dem Brexit-Votum, geben in vielen Mitgliedstaaten eigennützi-

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gen Stimmungsmachern Rückenwind. Wir dürfen die Gefahr hin zu weniger Europa durch mögliche weitere Referenden nach dem britischen Vorbild nicht unterschätzen. Siemens hat in Bayern seinen Sitz und noch viel Produktion. Wie gut ist der Standort Bayern aufgestellt? Wie sind wir aufgestellt, wenn es um Zukunftsthemen geht? Bayern ist einer der attraktivsten Standorte der Welt. Allein in München haben sich sieben der 30 DAXUnternehmen angesiedelt. Über ein Viertel der gesamten Wertschöpfung des Freistaats wird in der Industrie erzielt. Damit hat Bayern weltweit die vierthöchste Industriedichte. Besonders bei Technologiefirmen und Start-up-Unternehmen ist der Standort Bayern hoch attraktiv. Hohe Bildungsqualität, leistungsfähige Infrastruktur, gutes Innovationsumfeld sind Themen, wo Bayern punkten kann. Bei anderen haben wir Nach-

INTERVIEW

holbedarf, beispielsweise bei den Kosten. Noch können wir diesen Standortnachteil mit den vielen Standortvorteilen kompensieren, aber die Schwellenländer holen auf.

ein entscheidender Standortfaktor einer Region. Das sollten die Entscheider im Sinne einer langfristigen Planung nicht vernachlässigen. Der Bau

Bei der Entscheidung zum Bau der dritten Startbahn am Flughafen im Erdinger Moos geht nichts vorwärts. Haben Sie dafür Verständnis? Was heißt das für Siemens, für die Unternehmen in Bayern? Wir als Unternehmen benötigen die dritte Startbahn in München nicht unbedingt. Denn wir haben immer Alternativen und gehen dann eben woanders hin, wenn wir diese Infrastruktur mehr benötigen als sie vorhanden ist. Eine leistungsfähige Infrastruktur ist

„WIR HABEN IMMER ALTERNATIVEN“ der dritten Startbahn schafft im Übrigen auch Arbeitsplätze, und zwar auch in einem Qualifizierungs- bzw. Lohnbereich, der anderweitig vermutlich deutlich zurückgeht. Sie sind auf der ganzen Welt unterwegs – und im Bayerwald zu Hause.

Herr Kaeser, was bedeutet Ihre Heimat für Sie? Im Bayerwald sind meine Wurzeln und ich bin gerne dort. Aber bei der Führung eines Unternehmens, das in 203 Ländern der Welt vertreten ist, muss man für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleichermaßen da sein – alle gehören zur Familie!

Joe Kaeser ist seit August 2013 Vorstandsvorsitzender der Siemens AG, davor war er Finanzvorstand des Unternehmens. Er ist ein gefragter Gesprächspartner auch der Politik und weltweit vernetzt. 왗

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POLITIK

Mehr Verteidigung Nach dem Ende des Kalten Krieges hat es sich Deutschland in Sachen Militärausgaben 25 Jahre bequem gemacht und munter die sogenannte „Friedensdividende“ einkassiert. Während die Welt zunehmend unsicherer zu werden droht, klagen Experten, die militärische Ausrüstung der Bundeswehr sei mittlerweile „sichtbar am Limit“. Die Politik steht vor einem Umdenken bei der Militär- und Rüstungsfinanzierung. Profitieren könnte davon insbesondere der Industriestandort Bayern

E

s waren nur ein paar Worte des Wahlkämpfers Donald Trump, die das westliche Verteidigungsbündnis in helle Aufregung versetzten: Die USA zahlten einen „unverhältnismäßigen Anteil“ am Nato-Budget, befand Trump, und: „Die Nato kostet uns ein Vermögen.“ Deshalb stelle er den Beistand der USA für die europäischen Bündnispartner infrage. Ein Hieb, der in Europa in doppelter Hinsicht schmerzt. Denn in der Ukrainekrise hat das Russland von Präsident Wladimir Putin die europäische Nachkriegsordnung, insbesondere die Unverletzlichkeit nationaler Grenzen, offensiv in-

frage gestellt. Die Debatte, ob Russland gerade dabei ist, weiteren territorialen Hunger zu entwickeln, hat längst an Fahrt gewonnen. Nicht nur die Nato-Mitglieder in den baltischen Staaten fühlen sich bedroht. Solange man sich jedoch der Unterstützung des „großen Bruders USA“ gewiss sein konnte, lehnte man sich bequem zurück. Nun erinnerte Trump daran, dass sich die Nato-Partner beim Gipfel in Wales 2014 eigentlich verpflichtet hatten, mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Verteidigung zu investieren. Eine Latte, die insbesondere die großen europäischen Bündnispartner klar gerissen haben: Im vergangenen Jahr etwa erfüllten nur

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die USA (mit 3,61 Prozent des BIP), Griechenland (2,38), Großbritannien (2,21), Estland (2,16) und Polen (2,0) diese Verpflichtung. Frankreich hingegen lag mit 1,78 Prozent auf Platz sechs, Deutschland gar nur auf Platz 16 – mit mageren 1,19 Prozent. Damit waren die deutschen Ausgaben für die Streitkräfte zuletzt zwar immer noch der zweitgrößte Posten im Bundeshaushalt (nach den Ausgaben für Soziale Sicherung, Familie und Jugend sowie Arbeitsmarktpolitik), doch dass Deutschland insbesondere bei der Verteidigung spart, ist mehr als auffällig: Ende der 60er Jahre hatte der Bund knapp ein Viertel seines Etats dafür ausgegeben (und rund 30 Prozent für Soziales), aktuell sind es

POLITIK

S

Dirk Hoke, Präsident von Airbus Defence and Space

ner schleppenden Behandlung von Exportgenehmigungen niederschlägt, wie Unternehmen unter vorgehaltener Hand monieren. Folge: Große Player der deutschen Waffenindustrie sehen sich seit geraumer Zeit sogar mit einem regelrechten Ausverkauf konfrontiert – ausländische (Finanz-)Investoren nutzen die Chance, an deutsches Know-how zu kommen. Zudem erwarteten Käuferländer häufig Gegengeschäfte – wie Investitionen in die dortigen Standorte und Technologietransfer. An eine „Renaissance“ der Rüstungsindustrie mag man in den Unternehmen deshalb derzeit noch nicht so richtig glauben – wozu auch beiträgt, dass selbst die Armeen Europas immer wieder weit von einer gemeinsamen Beschaffung entfernt sind. „Die letzten großen europäischen Beschaffungsprojekte wie Eurofighter oder A400M liegen bereits eine Weile zurück. Ganz zu schweigen von transatlantischen Rüstungsprogrammen. Dabei gäbe es auch in Zukunft Themen wie Drohnen, bei denen die Bündnispartner zusammenarbeiten könnten“, sagt Dirk Hoke, Präsident von Airbus Defence and Space, dem vbw Unternehmermagazin. Allein schon um die kritische Masse für eine Produktion von Verteidigungssystemen zu erzielen, bedürfe es an multinationaler Kooperation. Zugleich, so deutet es der Manager an, müsse sich bei künftigen Projekten viel ändern: „Ich möchte das nicht politisch bewerten, sondern kann das nur aus der Sicht der Industrie beurteilen. Wir haben viele – bisweilen teure – Erfahrungen gemacht bei großen, multinationalen Rüstungsprojekten. Wir wis-

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Florian Hahn, MdB (CSU) und Mitglied im Verteidigungsausschuss

sen daher, was funktioniert und was nicht. Nur so viel: Unter meiner Führung wird sich Airbus Defence and Space nur dann an großen Rüstungsprojekten künftig beteiligen, wenn es realistische Vorgaben, Zeitpläne und Budgets gibt.“ Dabei sei die Notwendigkeit neuer Beschaffungsprojekte augenscheinlich, findet der Bundestagsabgeordnete Florian Hahn (CSU), Mitglied im Verteidigungsausschuss: „Die Bundeswehr befindet sich seit Jahren materiell sichtbar am Limit, bei den Waffensystemen, aber auch bei der Personallage sind enorme Lücken entstanden.“ Spätestens der Ausgang der US-Wahlen sei „ein Weckruf für Deutschland und Europa, der einer Revitalisierung im Verteidigungsbereich dienen muss“, ist Hahn überzeugt. Mag Trumps Drohung also bei vielen noch auf Unverständnis stoßen, so gibt es angesichts der niedrigen Verteidigungsausgaben Deutschlands gerade auch in der Industrie selbst Verständnis für das US-amerikanische Drängen: „Das ist schlicht und ergreifend nicht ausreichend, auch wenn Verteidigungsausgaben von 34 Milliarden Euro kein Klacks sind“, so der Vorstandsvorsitzende von Airbus, Tom Enders, gegenüber dem vbw Unternehmermagazin. Seine Hoffnung: „Von Deutschland geht in Europa eine Signalwirkung aus. Wenn wir die Verteidigungsausgaben erhöhen und das Geld sinnvoll für Rüstung und in die Einsatzbereitschaft unserer Streitkräfte investieren, dann ziehen andere nach.“ Gleichwohl, so macht es Politiker Hahn deutlich, werde „die volle Ein-

Fotos: Airbus Group (Hoke, Enders); Deutscher Bundestag / Stella von Saldern (Hahn),

nur noch zehn Prozent (und mehr als die Hälfte für Soziales). Besonders deutlich schrumpfte der Verteidigungs-Etat Ende der 80er Jahre und Anfang der 90er Jahre – weil man nach dem Ende des Kalten Krieges die sogenannte „Friedensdividende“ einkassieren wollte. Ohne ein Umsteuern droht der Bund in absehbarer Zeit übrigens sogar mehr für die Bedienung des Schuldendienstes auszugeben als für Verteidigung – dann wäre der Etat für die Streitkräfte nur noch der drittgrößte Posten im Bundeshaushalt. ollte Trump – angesichts derlei Agierens – tatsächlich die amerikanische Sicherheitsgarantie einkassieren, stünde Europa vor extremen militärischen Herausforderungen: „Ohne ein ernst zu nehmendes Minimum an machtpolitischer Symmetrie lässt sich eine stabile Friedensordnung kaum vorstellen. Asymmetrie wird vielmehr zur Instabilität beitragen und eben nicht zum Frieden“, warb selbst der frühere Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) in einem Beitrag in der „SZ“ für ein Umdenken. „Die alte EU konnte sich im Schutz der amerikanischen Sicherheitsgarantie als Wirtschaftsmacht entwickeln. Fällt diese aber weg, so wird der EU nichts anderes übrig bleiben, als selbst eine ernsthafte machtpolitische Dimension zu entwickeln.“ Derlei dürfte – industriepolitisch – allerdings nicht ganz einfach werden: Die einst starke und technologisch weltweit mitführende deutsche Rüstungsindustrie hat unter der jahrzehntelangen stiefmütterlichen Behandlung gelitten. Ausbleibende Aufträge der Bundeswehr und der Nato-Partner versuchte man durch Exporte in Drittländer, etwa im arabischen Raum, zu kompensieren – was wiederum aus politischen, gar ideologischen Gründen oft nicht gewünscht ist und sich in ei-

POLITIK

Krauss-Maffei Wegmann (Dr. Braatz), Rheinmetall Defence 2011 (Papperger)

Tom Enders, CEO Airbus

satzbereitschaft nicht wieder über Nacht gewährleistet sein. Wir müssen daher beim Rüstungsmanagement, der materiellen Ausstattung und dem Materialerhalt, aber auch mit Blick auf die Budgetplanung in den nächsten Jahren noch mehr nachlegen. Denn wir müssen uns schließlich darüber bewusst sein, dass Materialerhaltungsmaßnahmen und Weiterentwicklungen in militärischen Programmen ganz enorm von einer vorausschauenden Finanzplanung abhängen, insbesondere wenn es um Langfristmaßnahmen und die Beibehaltung der technologischen Unabhängigkeit geht.“ Gerade wichtige militärische Zukunftsthemen wie das unbemannte Fliegen, die nächste Generation von Kampfflugzeugen und Cybersicherheit müssten weiter vorangetrieben werden, fordert er. Klar sei jedenfalls: „In dieser unsicheren Zeit benötigen wir mehr denn je eine starke nationale Rüstungsindustrie.“ Daraus ergäben sich hier besondere Chancen für den Rüstungsstandort Bayern: „Bayern bietet mit den hier angesiedelten Rüstungsunternehmen die entscheidenden Voraussetzungen, um eine Vorreiterrolle in solchen Schlüsseltechnologiebereichen zu besetzen.“ Ein Eindruck, den die Industrie selbst bestätigt: „Nicht zufällig ist ein großer Teil der wehrtechnischen Industrie Deutschlands in Bayern zu Hause. Unternehmen wie die Airbus Group, mtu, Diehl, Renk oder Krauss-Maffei Wegmann blicken auf lange Firmentraditionen im Freistaat zurück“, so Dr. Kurt Braatz, Bereichsleiter Strategie und Unternehmenskommunikation von Krauss-

Dr. Kurt Braatz, Krauss-Maffei Wegmann

Maffei Wegmann (KMW), dem Münchener Hersteller des Kampfpanzers Leopard 2. „Eine umsichtige bayerische Industriepolitik hat ihnen auch über schwierige Zeiten hinweggeholfen, und das exzellente bayerische Bildungssystem bringt jene Fachkräfte hervor, die sie brauchen, um Spitzentechnologie zu entwickeln. Das hat letztlich dazu geführt, dass sich der Standort Bayern selbst kräftigt.“ Unter den 25 wichtigsten der insgesamt knapp 3.000 Zulieferer von Krauss-Maffei Wegmann fänden sich sieben bayerische Unternehmen, rechnet Braatz vor. „Jeder vierte Einkaufs-Euro von KMW bleibt in Bayern. Auf dieser soliden Grundlage arbeitet KMW an seiner Zukunft. Sein jüngst vollzogener Zusammenschluss mit dem französischen WehrtechnikHersteller Nexter wird Bayern weiter stärken.“ uvor muss allerdings noch einiges geschehen: „Was in nüchternen makroökonomischen Daten nicht zum Ausdruck kommt, was aber aus unserer Sicht den Wesenskern der nationalen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie ausmacht, ist die strategische Rolle und Bedeutung unserer Industrie für die Sicherheits- und Verteidigungspolitik in unserem Land und damit für unsere Sicherheit, für unsere Freiheit und für unseren materiellen Wohlstand“, so Armin Papperger gegenüber dem vbw Unternehmermagazin. Papperger ist Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG, die gerade auch in Bayern etwa Militärfahrzeuge produziert, und zugleich

Z

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Armin Papperger, CEO Rheinmetall und Präsident BDSV

Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV). Dementsprechend brauche nach seinem Dafürhalten auch die Politik in ihrem Umgang mit der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie eine klare strategische Ausrichtung. „Diese langfristige und im Kern strategische Orientierung muss sich auf den unterschiedlichen Politikfeldern wiederfinden: in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik, in der Rüstungspolitik, in der Außenpolitik und eben auch in der Wirtschaftspolitik“, so Papperger, und: „Eine strategische Ausrichtung ist aus unserer Sicht notwendig, wenn wir in Deutschland auch in zehn, zwanzig Jahren noch über eine Sicherheits- und Verteidigungsindustrie als einem Kernelement nationaler Souveränität verfügen wollen.“ Aus seiner Sicht gelte es, vier Kernelemente strategisch zu bewerten und anzupacken: „Das sind erstens die Festlegung und der Erhalt von nationalen militärischen Schlüsseltechnologien und der entsprechenden industriellen Fähigkeiten. Das ist zweitens eine nachhaltige verlässliche Genehmigungspraxis beim Rüstungsexport mit klaren prozessualen Leitplanken. Das ist drittens die möglichst langfristige Festlegung des Bedarfs an Ausrüstung für die Bundeswehr und die entsprechende Finanzierung. Und das ist viertens die Absicherung der Kooperationsfähigkeit der deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie in internationalen, mindestens aber in europäischen Zusammenhängen.“ 왗

Foto: Frank Boston – Fotolia

BILDUNG

Weg mit dem Tabu Analphabeten sind oft wertvolle und geschätzte Kollegen – Das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft macht Mitarbeiter mit Leseschwäche für die steigenden Anforderungen am jeweiligen Arbeitsplatz fit – Im Rahmen des Projekts AlphaGrund werden gezielt Konzepte entwickelt

„D

as nehme ich mit nach Hause.“ „Ich habe meine Brille vergessen.“ „Meine Hand ist verstaucht.“ So oder so ähnlich reagieren Menschen, die Schwierigkeiten mit Lesen und Schreiben haben, wenn sie Formulare ausfüllen oder Sicherheitsvorschriften lesen sollen. Oft mogeln sich Analphabeten mit großem Aufwand durchs Berufsleben, damit ihr Handicap nicht auffällt. Wer nicht lesen kann, gilt schnell als dumm. Dabei entwickeln Betroffene ausgefeilte Strategien, um ihre Schwäche auszugleichen. „Sie merken sich sehr viel auswendig“, sagt Jan-Peter Kalisch vom Bundesverband Alpha-

betisierung und Grundbildung. Sie gleichen ihre Schwäche etwa dadurch aus, dass sie als besonders eifrig und zuverlässig auffallen. Oft gehören sie in der Belegschaft zu den besonders beliebten Kollegen, etwa weil sie hilfsbereit sind und gerne die undankbareren Aufgaben erledigen. Schulpflicht hin oder her. Allein im Freistaat, so schätzen Experten, gibt es bis zu einer Million Analphabeten. In Deutschland sind es sieben Millionen. Mehr als die Hälfte davon hat einen Job. Und weil sie diesen oft gut machen, fallen sie in vielen Unternehmen gar nicht auf – bisher. Seit jedoch digitale Medien an praktisch jedem Arbeitsplatz selbstverständlich

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sind, wird es immer schwieriger, eine Leseschwäche zu verbergen. Analphabeten fliegen auf oder kündigen vielleicht schon vorbeugend. Betriebe verlieren möglicherweise geschickte Mitarbeiter. Bildungsexperten arbeiten an Möglichkeiten, betroffene Arbeitnehmer nachträglich gezielt zu schulen. Das Projekt „Arbeitsplatzorientierte Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener“ (AlphaGrund), das das IW – das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln und das Bundesministerium für Bildung und Forschung zusammen mit dem Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw) gGmbH voranbringen, soll dieses Thema raus

aus der Tabuzone holen. Die Initiatoren entwickeln Qualifizierungsangebote für Unternehmen und Konzepte für eine nachholende Grundbildung für Beschäftigte. eim Bildungswerk schiebt Produktmanagerin Elke Wailand das Projekt an, das auch als ein Baustein zur Fachkräftesicherung gesehen wird. „Menschen, die nicht lesen und schreiben können, entwickeln Strategien, um nicht aufzufallen.“ Sie werden mit Sicherheits- und Hygienevorschriften konfrontiert, die sie verstehen sollten. Gerade die steigenden Anforderungen am Arbeitsplatz würden sie vor enorme Schwierigkeiten stellen – beim Arbeiten am PC, bei der Orientierung am Arbeitsplatz, beim Lernen neuer Prozesse oder der täglichen Kommunikation. Missverständnisse, holprige Arbeitsprozesse und sinkende Motivation sind die Folgen, die auch Kollegen und Vorgesetzte betreffen. „Es gehört zur Personalentwicklung, alle Zielgruppen bei der Fortbildung einzubinden“, ist Elke Wailand überzeugt. Hier unterstützt das Projekt AlphaGrund mit einer Beratung und Maßnahmeförderung zur Qualifizierung von Mitarbeitern in bayerischen Unternehmen. Die Schulungen stellen sich auf das ein, was am jeweiligen Arbeitsplatz verstanden werden muss. Es geht darum, Betriebsabläufe zu optimieren und die Arbeitsergebnisse zu verbes-

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sern. Ziel der Fortbildung ist es zudem, Kommunikationsbarrieren abzubauen und die Zusammenarbeit zwischen Teams, Abteilungen und dem Kunden zu fördern. Obendrein sollen die positiven Lernerfahrungen zu gesteigertem Selbstvertrauen, Motivation und Lernbereitschaft führen. Doch noch ist der Umgang mit dem Thema schwierig. Wer wird schon gern vom Chef gefragt, ob er nicht nochmal Nachhilfe im Lesen oder Schreiben nehmen will? Das Bildungswerk will die Unternehmen jedoch dabei unterstützen und bietet Checklisten und Handlungsempfehlungen an. „Wir stehen noch am Anfang“, sagt Elke Wailand. „Es geht vor allem darum, die Unternehmen und Mitarbeiter zu sensibilisieren.“ Es sei in jedem Fall von Vorteil, wenn den Betroffenen ganz konkrete Hilfsangebote gemacht werden, meint Jan-Peter Kalisch. Denn die wenigsten wissen, dass es für Erwachsene entsprechende Möglichkeiten gibt, nachträglich lesen und schreiben zu lernen. Außerdem hätten sie oftmals schlechte Erfahrungen mit dem Thema Schule gemacht und eine gewisse Hemmschwelle, entsprechende Einrichtungen wie eine Volkshochschule zu besuchen. Sie müssten erkennen, dass es heute ganz andere Lernmethoden gibt. „Am besten ist es, wenn sie jemand zur Fortbildungsmaßnahme begleitet“, sagt Kalisch.

AlphaGrund setzt auch auf Initiativen, die Unternehmen bei der Erstellung von Schriftstücken in einer leicht verständlichen Sprache zu unterstützen. Alle Texte, die sich an Mitarbeiter oder Kunden richten, sollten auf ihre Verständlichkeit hin überprüft und gegebenenfalls überarbeitet werden. In angelsächsischen Ländern wurden mit dieser generellen betrieblichen Strategie für die beschäftigten Geringqualifizierten als auch für die Kunden positive Effekte erzielt. In einem schweizerischen Projekt wiederum wurde das nachträgliche Schriftlernen von Erwachsenen mit der Computernutzung verknüpft und erprobt. Im Kurs „Lesen – Computer – Schreiben“ ließ die Novartis Pharma AG Mitarbeiter schulen. Vor allem der gelungene Ansatz, das Schriftlernen mit dem PC zu verbinden, wie auch die Art der Teilnehmerakquisition erweisen sich als nachahmenswert für betriebliche Angebote der nachholenden Grundbildung. Das Projekt AlphaGrund nutzte auch ein Unternehmen der Ernährungsindustrie, als ein neues Warenwirtschaftssystem in der Produktion eingeführt wurde. In einem speziell konzipierten Kurs wurden dabei auch Mitarbeiter mit Migrationshintergrund bestens vorbereitet. Analphabetismus gilt auch nach Ansicht des Bundesbildungsministeriums als Tabuthema in Deutschland. Betroffene suchen sich oft aus Scham keine Hilfe oder können sich aufgrund ihrer Lese- und Schreibschwäche nicht über Hilfsangebote informieren. Aufklären sollen bundesweite Kampagnen, Vorträge und Ausstellungen. Die Kinder- und JugendbuchAutorin Verena Zeltner widmet sich in ihrem Buch „Ein Indianer weint doch nicht!“ dem Thema Analphabetismus unter Erwachsenen. 왗 Die Vorschriften werden immer mehr. Aber kann sie auch jeder wirklich lesen?

Foto: DOC RABE Media – Fotolia

BILDUNG

STANDPUNKT

Foto: Manfred Weis

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ayern belegt einen Spitzenplatz in Deutschland. Die wirtschaftlich stärksten Regionen innerhalb unseres Freistaates beherbergen zahlreiche Unternehmen von Weltruf in den Branchen Automobilbau, Luftund Raumfahrttechnik, IT und Elektronik sowie Medien. Sie wiederum stützen sich auf ein leistungsfähiges Fundament vor allem mittelständisch geprägter Unternehmen, die als Zulieferer, Ausrüster und Anlagenlieferanten fungieren, sowie auf hervorragend ausgebildete Fachkräfte. Hinzu kommen viele junge Start-ups, die Ausdruck eines ausgeprägten Gründergeistes sind und die Innovationsfreundlichkeit Bayerns demonstrieren. All dies ist unserem Land nicht in den Schoß gefallen: Es wurde hart erarbeitet und durch kluge Weichenstellungen der Politik ermöglicht. Als einen der wesentlichen Befähiger für die günstige Entwicklung sehe ich die leistungsfähige Technologieförderlandschaft in Bayern, mit der Bayerischen Forschungsallianz und der Bayerischen Forschungsstiftung an vorderster Stelle. Unser dichtes Netz an Universitäten und Hochschulen auf der anderen Seite sorgt für den dringend benötigten wissenschaftlich ausgebildeten Nachwuchs. Diese Stärken gilt es zu stärken, um im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig zu bleiben und den Standort zu sichern. Ich greife damit einen Gedanken auf, den mein Institut schon Mitte der 1990er Jahre postulierte. Dazu muss man sich aber erst jener Stärken bewusst werden und ihren Wert erkennen. Greifen wir die Automobilindustrie als Beispiel heraus. In einer jüngeren Studie der vbw wurde auf ihren im Vergleich mit anderen Regionen sehr hohen Anteil an

Unsere Stärken stärken – Standortsicherung durch Wettbewerbsfähigkeit Um Bayern weiter an der Spitze zu halten, rät Prof. Dr.-Ing. MICHAEL F. ZÄH, gewohnte Denkmuster zu verlassen unserer Wirtschaftsleistung hingewiesen. Weil ein Nachfragerückgang erhebliche Auswirkungen auf unseren Standort hätte, sollte alles unternommen werden, um diesen Zweig angemessen zu stärken. Mit Blick auf die immer mehr aufkommende Elektromobilität bedeute dies, dass wir besonders folgende Themen auf der Agenda haben müssen: Elektrische Speichertechnik, Leichtbau und Ladeinfrastruktur. Vielleicht denken wir aber hier noch zu sehr in gewohnten Mustern. Könnte nicht auch das Prinzip der elektrischen Induktion genutzt werden, um während der Fahrt auf entsprechend ausgerüsteten Straßen oder beim Stopp an der Ampel eine Teil-Wiederaufladung des Akkus zu machen? Gibt es nicht eine Reihe von Fahrzeugkategorien, die mit heutigem Stand der Technik schon komplett elektrisch betrieben werden könnten (Lieferdienste, Müllentsorgung, Taxi)? Ein Musterbeispiel für ein junges Start-up-Unternehmen, das hier eine Marktlücke gefunden hat, ist die Firma EFA-S mit Sitz in Zell unter Aichelberg, die mit der Umrüstung von Kleintransportern auf Elektrotraktion große Erfolge feiert: Fahrstrecken von meist nicht mehr als 200 Kilome-

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tern pro Tag; häufige Stopps; am Abend Rückkehr ins Depot mit anschließend acht oder mehr Stunden Stillstandszeit, die für das Aufladen der Akkus bei Weitem ausreichend sind. Zurück zum Thema Hochschulen und Forschung: Die Arges GmbH mit Sitz in Wackersdorf als Spezialist für die Führung und Formung von Laserstrahlen vollbringt seit mehr als 20 Jahren technische Pionierleistungen zum Nutzen von Laseranlagenherstellern und -betreibern. Einige der Erfolge wären ohne hervorragend ausgebildete Fachkräfte und eine leistungsfähige, geförderte Forschungsinfrastruktur nicht möglich gewesen. Die Arges GmbH ist nur eines von vielen Beispielen dafür, wie kleine und mittelständische Unternehmen auf dem dergestalt fruchtbaren Nährboden des Freistaates gedeihen können. Stärken wir also diese Stärken, dann braucht uns um den Standort nicht bange zu sein!

Prof. Dr.-Ing. Michael F. Zäh hat den Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik an der TU München inne. Er ist Leiter des Instituts für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften (iwb) und Mitglied des Zukunftsrates der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). 왗

Andreas Nuslan – der Hutkönig von Regensburg – ist einer der wenigen Hutmacher, der sich nicht auf ein einzelnes Modell festgelegt hat. Bekannt wurde er unter anderem mit dem Playboy-Hut (Seite rechts) im Stil von Indiana Jones, ursprünglich eine Auftragsproduktion des gleichnamigen Magazins.

MARKE

Regensburger „behüten“ Papst und Playboy Die Familie Nuslan produziert in ihrer Hutmanufaktur „Hutkönig“ Kopfbedeckungen für Prominente und Kunden in aller Welt

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S-Amerikaner stehen vor dem Regensburger Dom und blicken andächtig nach oben. Der Stadtführer erklärt ihnen die unzähligen Besonderheiten der Fassade. Der Platz ist gut besucht. Hier endet der Rundgang der Touristengruppen. Ein weiterer Stadtführer schildert den Weg zurück zum Kreuzfahrtschiff. In der Buchhandlung decken sich die Touristen mit Postkarten, Bildbänden und anderen Erinnerungen ein. Ein Japaner lugt mit seinem Teleobjektiv in den Laden gegenüber. Die Tür des Ladens der Hutmanufaktur Hutkönig steht meistens offen. Auf einem Monitor zwischen den Modellen in der Auslage läuft ein Video, darauf zu sehen: Fürstin Gloria, Papst Benedikt – wie andere Prominente immer mit Hut und immer mit den gleichen zwei Herren. Es sind Robert und Andreas Nuslan. Aus ihrer Werkstatt in Regensburg kommen Hüte und Mützen,

die sie noch so herstellen wie ihr Großvater vor über hundert Jahren. In 60 bis 80 Arbeitsschritten werden die Rohlinge immer wieder gebügelt, gedämpft und in Form gebracht. Andreas Nuslan ist Hutmacher- und Modistenmeister. Weltweit ist er vielleicht der Einzige, der noch so arbeitet, vor allem weil er sich nicht einer einzigen traditionellen Form verschrieben hat, wie viele seiner Kollegen etwa in der Trachtenbranche, sondern weil er mit über 10.000 Holzhutformen jedem Kopf nach Wunsch eine individuelle Bedeckung zaubern kann. „Wenn einer kommt und etwas Ausgefallenes haben will, dann machen wir das“, sagt sein Bruder Robert Nuslan, der sich um das Geschäftliche kümmert. Der Hutmacher vom Dom in Regensburg bekommt Bestellungen aus allen Teilen der Welt. Die Touristen

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haben die Manufaktur auch in ihrer Heimat bekannt gemacht – und manchmal auch die Medien geschickt, die auf der Suche nach Besonderheiten in Bayern waren. In Südkorea etwa berichtete das Fernsehen über die Regensburger Huthersteller. Das Geschäft, das die Familie in den 1960er Jahren eröffnete und seitdem kaum veränderte, ist inzwischen ein kleines Hutmuseum: Oben auf den Regalen reihen sich Südtiroler Brixener, Show-Zylinder, historische Fuggerkappen, Floderer Trachtenhut, Französischer Drei- und

Jeder Kopf ist ein eigenes Modell – jeder Hut ein Unikat. Die Familie versteht sich seit 1875 auf das Hutmacher-Handwerk. 1934 eröffnete die einstige Hutfassonieranstalt am heutigen Standort. Das Geschäft, das die Familie in den 1960er Jahren eröffnete, hat sich kaum verändert. Der Laden gegenüber dem Regensburger Dom ist beliebtes Ziel der Touristen aus aller Welt.

Preußischer Zweispitz, ein Reiterhut mit Sturzeinlage, ein Chiemgauer Stopselhut aneinander. Das Modell mit der Beschriftung „Sevilla“ befindet sich neben dem Bild von Papst Benedikt XVI., der auch während seiner Amtszeit die Mitra gerne gegen sehr weltlichen Kopfschutz tauscht. Und schließlich hat der emeritierte Papst seine Wurzeln in Regensburg, Bruder Georg Ratzinger kommt jeden Tag in die Kapelle neben dem Regensburger Dom, also in Blickweite von Hutkönig. Der Papst mag der berühmteste Regensburger sein, den berühmtesten Hut aus der heimatlichen Manufaktur aber wird er kaum tragen: den sogenannten Playboy-Hut. Die Regensburger Hutmacher fertigten ihn vor 20 Jahren im Auftrag der Redaktion des gleichnamigen Magazins. Die Fotografen setzten das Modell entsprechend in Szene. Es heißt „Indiana Jones“ nach dem damaligen Filmklassiker, in dem genau so ein Hut den Hauptdarsteller prägt. obert Nuslan trägt den Playboy-Hut draußen – und auch drinnen im Geschäft. „Der hat schon etwas Patina. Aber ich trage ihn auch dann, wenn ich noch im Bademantel zum Zeitungholen rausgehe.“ Die Einheimischen in Regensburg dagegen tragen selten Hut.

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Wenn ich durch die Straßen gehe, denke ich, da könnte man noch einige behüten.“ Aber zum Hut gehört auch Mut, räumt er ein. Für Kanadier, Japaner oder Australier dagegen gehöre ein Hut zum Alltag. Amerikaner kaufen in Regensburg gerne bunte Trachtenhüte, oft üppig mit Pailletten bestückt. Und die Russen lieben extravagante breite Hüte. Die Kopfbedeckung verändert seinen Träger wie kein anderes Accessoire. Für Künstler wie Udo Lindenberg oder den Schauspieler und Sänger Jan Josef Liefers ist der Hut und die Art, wie sie ihn tragen, so etwas wie Teil der Identität. „Ich hab kein Hutgesicht“, ist dagegen der Satz, den Familie Nuslan und ihre Mitarbeiter täglich öfters hören. „Was ist ein Hutg’sicht?“, fragt Robert Nuslan. Natürlich könne man einem dicken Menschen keinen kleinen Hut und einem kleinen Menschen keinen zu großen aufsetzen. Aber mit der richtigen Beratung werde sich etwas Passendes finden.“ Und das gibt es beim Hutmacher am Dom in allen Variationen und jeder Preisklasse. „Wenn einer sagt, er kann nur zehn Euro ausgeben, dann finde ich einen Hut für den. Einen mit kleinem Fehler etwa oder mit Gebrauchsspuren.“ Einmal standen 1.250 Euro für einen besonderen Zylinder auf der Rechnung. Das war eine der höchsten. Wer sie bezahlte, verrät Nuslan nicht. Die Bildergalerie im Treppenaufgang des zweigeschossigen Ladens zeigt viele prominente Gesichter, Politiker, Adelige. In der Regel kosten hochwertige Stücke bis zu 500 Euro. Hüte aus Schafwolle gibt es auch für um die 50 Euro. Für den Naturfilz gibt es keine Alternative, meint Nuslan. Ein paar Mal hätte die Werkstatt es mit Kunststoffen probiert. Ohne zufriedenstellendes Ergebnis. „Das langt sich einfach ganz anders an.“ Filz besteht aus Tierhaaren von Kaninchen, Hasen – das sind die teureren – oder aus Wolle von Schafen – die gibt es günstiger.

Fotos: Nuslan, Hatz

MARKE

Geschäftsmann Robert Nuslan mag den Playboy-Hut am liebsten und nimmt ihn selbst im Geschäft oder zu Hause kaum ab.

Das hochwertigste Material kommt aus Sibirien oder auch aus Australien. „Aus Ländern, in denen es viele dieser Tiere gibt und die dort auch auf dem Speiseplan stehen.“ Die Haare werden immer wieder gewaschen, getrocknet und zu stabilem Filz vermischt. In der Werkstatt macht Andreas Nuslan ein Unikat aus den Rohlingen. Seine wichtigsten Werkzeuge: die Finger, die die Festigkeit, die Dichte des Filzes spüren müssen, und das Bügeleisen. „Immer feucht und heiß. Die Hände haben sich mit einer dicken Hornhaut geschützt.“ ie harte Arbeit dieses Handwerks macht es so schwierig, jemanden zu finden, der das Handwerk lernen will. Tochter Bettina hat es gelernt, ist aber auch Mützennäherin, um ein wichtiges weiteres Standbein der Firma zu bedienen. Ihre Großmutter Berta steht immer wieder mal im Geschäft und wacht mit ihren 83 Jahren bei besonderen Anlässen über die Kasse. Ihr Mann Johann Nuslan kam nach dem Krieg aus Siebenbürgen nach Regensburg. Er sprach anfangs kaum Deutsch und hat auf einem Donauschiff gearbeitet, bis der spätere Schwiegervater Alfred Lange von dem gelernten Hutmacher aus Ungarn hörte und ihn zu sich in die Werkstatt holte. Die Manufaktur hatte ihren Ursprung in einer Hutfassonieranstalt, die Hut-

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macher Josef Lange nach dem Ersten Weltkrieg in einem Haus in der Innenstadt betrieb: Im Erdgeschoss befand sich der Laden, im ersten Stock die Werkstatt und im zweiten die Wohnung. „Das ging alles ineinander über – und war sehr einfach, sehr primitiv“, so Nuslan. „Das darf man nicht vergessen,“ bemerkt er selbstbewusst. Heute zeigt die Homepage der Firma ihn und seinen Bruder, mit Zylinder als Teil der HighSociety – etwa in Ascot, wo Hüte fast so wichtig sind wie die edlen Pferde, die dort alljährlich zum traditionsreichen Rennen antreten. „Hutkönig“ konnte sich als Marke etablieren, auch wenn das Geschäft Höhen und Tiefen erlebte. Noch zu Gründungszeiten des Familienbetriebs gehörte der Hut zum selbstverständlichen Begleiter. Unter anderem die 1968er Bewegung hätte das Hutgeschäft einbrechen lassen. Plötzlich war traditionelle Kleidung nicht mehr en vogue. Und die Jeansmode haben die Hutmacher verschlafen, so Nuslan. Seit einigen Jahren gehört der Hut wieder eher zu einem modischen Outfit. Und vor allem im Sommer kommen immer mehr Menschen auf den Hut, weil sie sich – oft auf Empfehlung ihres Arztes – vor der Sonne schützen müssen. Der aus Palmenwedeln geflochtene PanamaHut macht deshalb Karriere. Doch Filz schützt nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Hitze. Auf der Treppe

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stapeln sich unförmige bunte Kopfbedeckungen – „Saunahüte“ steht auf dem Schild davor. „Touristen aus Finnland haben uns darauf gebracht. Dort trägt man das zum Schwitzen, um den Kopf vor Hitze zu schützen. Das sind Rohlinge aus Filz, wie wir sie in die Werkstatt bekommen“, erklärt Robert Nuslan. ine Chinesin probiert einen zierlichen roten Hut. „I can make it smaller“, sagt die Beraterin, nimmt Nadel und Faden und korrigiert das Hutband um einen Zentimeter. Passt. Die Kundin behält den Hut gleich auf. Es dauert nur zwei, drei Minuten. Weitere Touristen kommen – das Smartphone voraussteuernd – in den Laden. Der Ort am Dom scheint die perfekte Adresse für ein Geschäft. „Das war nicht immer so. Bis vor 15 Jahren war Regensburg ein verschlafenes Nest“, klärt Robert Nuslan auf. Und die Altstadt war eher 2-b-Lage. Das Geschäft spielte sich in den neuen Einkaufszentren außerhalb ab. Dann wurde die Stadt Weltkulturerbe und bekam auch als Heimatstadt des Papstes mehr Aufmerksamkeit. Inzwischen steht Regensburg auf dem Programm zahlreicher Pauschalreisen. Dazu die Kreuzfahrtschiffe auf der Donau. Der Fremdenverkehr floriert. „Und Touristen suchen etwas Typisches und kommen zu uns“, so der Hutkönig. 왗

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Masoud Khansari (v. l.), Abdollah Nekounam Ghadirli, Generalkonsul der Islamischen Republik Iran, Dirk Pollert, stellv. vbw Hauptgeschäftsführer bis Ende 2016.

Bayern nutzt Chancen

vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt mit Masoud Khansari, Präsident Teheran Chamber of Commerce, Industries, Mines & Agriculture.

Die vbw begrüßt die Eröffnung eines Büros der TeheranKammer im Haus der Bayerischen Wirtschaft. „Die enge räumliche und organisatorische Vernetzung hilft unseren Unternehmen beim Markteintritt und dem Zugang zu Entscheidungsträgern. Das ist ein Plus für Bayern“, erklärte vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Anlässlich der vbw Konferenz zu den Chancen bayerischer Automobilzulieferer im Iran weist die vbw auf die vielfältigen Marktpotenziale bei Geschäften mit dem Iran hin. „Zweimal konnten wir 2016 eine Delegation der Teheran-Kammer zu intensiven Gesprächen bei uns im Hause begrüßen – diesmal zusammen mit Vertretern der iranischen Automobilzulieferindustrie“, erläuterte Brossardt. „Deutsche und bayerische Produkte haben im Iran klassische Absatzmärkte und traditionell eine hohe Wertschätzung.“

Stark genug für Digitalisierung

Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion: Bertram Brossardt (v. l.), vbw Hauptgeschäftsführer, Ulrich Schäfer, Moderator, Leiter Wirtschaftsredaktion, Süddeutsche Zeitung, Markus Blume, MdL, CSU, München, Dieter Janecek, MdB, Bündnis 90/Die Grünen, und Professor Dr. Justus Haucap, Direktor, Duesseldorf Institute for Competition Economics.

Bertram Brossardt

Markus Blume

Fotos: vbw

Im Rahmen des Kongresses „Deutschland hat Zukunft: Wirtschaftswunder 4.0“ hat die vbw festgestellt, dass die Soziale Marktwirtschaft fit für das Zeitalter der Digitalisierung ist. „Die Digitalisierung hat tiefgehende Veränderungsprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft ausgelöst, die alle Lebensbereiche, Branchen und Märkte erfassen. Diesem Wandel wird unser Wirtschaftssystem grundsätzlich gerecht“, erklärte vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. „Das Ordnungssystem der Sozialen Marktwirtschaft muss aber den aktuellen Anforderungen entsprechend weiterentwickelt werden, damit wir von den Chancen der Digitalisierung bestmöglich profitieren können.“

Dieter Janecek

Marc Hilgenfeld führte durch die Diskussion.

Im Dialog mit dem Zukunftsrat.

„Frag den Rat“: Professor Udo Lindemann und Professor Dirk Heckmann.

NAO Roboter unterhielten die Besucher.

Big Data nicht unterschätzen Bertram Brossardt bei der Eröffnung des Symposiums.

Gewinner der Freikarten.

Die Handlungsempfehlungen des Zukunftsrats der Bayerischen Wirtschaft in Sachen Big Data waren Thema des Ludwig-Erhard-Symposiums (LES) in Nürnberg. Bayern soll zur europäischen Leitregion werden. Die Digitalisierung bietet nach Erkenntnis des vbw Gremiums aus Praktikern und Wissenschaftlern in nahezu allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen enormes Potenzial. Ein zentraler Faktor ist die Nutzung von Datenmengen, die für herkömmliche Auswertungsmethoden zu groß oder komplex sind oder sich zu schnell ändern. „Der Zukunftsrat hat dazu konkrete Handlungsempfehlungen entwickelt, damit Bayern seine Potenziale ausschöpft und zur europäischen Leitregion wird“, erklärte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw. Die vbw ist Exklusivpartner der studentisch organisierten Veranstaltung und informierte in einem eigenen Themenstrang „Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft“ über das Thema. „Big Data ist kein kurzfristiger Hype, sondern einer der wesentlichen Wachstumstreiber der nächsten Jahre. Anwendungsbeispiele dafür sind selbstlernende Produktions- und Logistikprozesse, individuelle medizinische Lösungen oder das autonome Fahren. Daher suchen wir den Dialog über dieses wichtige Thema mit dem generationenübergreifenden Teilnehmerkreis des LES“, betonte Brossardt.

Besucher am Messestand des Zukunftsrats.

Das LES fand im NCC Ost in Nürnberg statt.

Studenten informierten sich über Wirtschaftsthemen.

Diskussionsrunde: Bayerns Justizminister Prof. Dr. Winfried Bausback, MdL, und vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt (Vierter bzw. Dritter von rechts) mit den Experten zum Thema „Autonomes Fahren“ Andreas Tschiesner (v. l.), Peter Meier, Professor Dr. Rüdiger Trimpop, Klaus Verweyen, Bernd Ostmann.

Dr. Maximilian Kissel, Unternehmensgründer in der IT-Branche.

Christian Dürr (v. l.), Professor Dr. Wolfgang Schön, Direktor, Max-Planck-Institut für Steuerrecht und Öffentliche Finanzen, Georg Geberth, Vorsitzender, vbw Ausschuss für Steuer- und Finanzpolitik, Director Global Tax Policy, Siemens AG, Moderatorin Heike Göbel, Verantwortliche Redakteurin für Wirtschaftspolitik, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Dr. Markus Söder und Bertram Brossardt.

Bayerns Finanzminister Dr. Markus Söder und vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Steuersenkungen auf der Agenda

Bayerns Finanzminister Dr. Markus Söder.

Interessiert verfolgten die Zuhörer den Vortrag von Professor Dr. Wolfgang Schön.

Bertram Brossardt

Fotos: vbw

Anlässlich ihres Kongresses „Wettbewerbsgerechtes Steuersystem für Deutschland“ forderte die vbw deutliche steuerliche Entlastungen. „Die Finanzausstattung des Staates bleibt hervorragend, die Steuereinnahmen geben großen politischen Gestaltungsraum. Sparen, investieren, gezielt Steuern senken – dieser Dreiklang ist nicht nur möglich, sondern ist und bleibt der Maßstab für eine mittelfristige und nachhaltige Steuerpolitik“, betonte vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. „Insbesondere Steuerentlastungen müssen auf der Tagesordnung bleiben. Eine nachhaltig sinnvolle Reform des Einkommensteuertarifs muss den Bürgern insgesamt mehr Geld in der Tasche lassen, indem sie den Mittelstandsbauch abflacht und die Zone des progressiven Anstiegs deutlich verlängert. Sie muss zudem den Eintrittspunkt des Spitzensteuersatzes nach hinten verschieben“, so Brossardt weiter.

Christian Dürr, MdL, FDP Niedersachsen.

Auf dem Podium: Georg Geberth (v. l.), Professor Dr. Wolfgang Schön, Christian Dürr, Heike Göbel, Dr. Markus Söder und Bertram Brossardt.

Europa muss stark und schlank sein Albert Deß, MdEP, und Ulrike Müller, MdEP.

Markus Ferber, MdEP, und Bertram Brossardt.

In der Bayerischen Vertretung in Brüssel trafen sich Vertreter des EU-Parlaments und Repräsentanten verschiedener Unternehmen und Verbände.

Bertram Brossardt und Monika Hohlmeier, MdEP.

Markus Ferber im Gespräch mit Professor Angelika Niebler.

Europaabgeordnete Professor Angelika Niebler (v. l.), vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt, Europaabgeordneter Markus Ferber und Barbara Schretter von der Vertretung des Freistaats Bayern bei der EU.

Industrie und Medienbranche rücken zusammen Die vbw hat anlässlich ihres Medienkongresses die neue Studie „Voneinander profitieren – Potenziale durch Vernetzung der Medienindustrie“ vorgestellt. „Die digitale Transformation bietet Unternehmen verschiedener Industrien und Größen ein beachtliches Potenzial. Die Medienbranche wurde schon früh von digitalen Technologien durchdrungen“, erklärte vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Die vom Institut für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien der Ludwig-MaximiliansUniversität (LMU) für die vbw erstellte Untersuchung zeigt auf, wie die Digitalisierung ehemals nebeneinander agierende Branchen näher zusammenbringt – und dass in dieser Konvergenz für Medienunternehmen große Potenziale liegen. Im Rahmen des Kongresses wurden konkrete Anwendungsbeispiele einer zukunftsorientierten Vernetzung aufgezeigt – darunter Fahrgast-TV im öffentlichen Nahverkehr, virtuelle Realität im Automobilvertrieb und Gamifizierung in der Produktion. Auch für Bereiche wie eHealth oder eLearning existieren bereits konkrete Projektansätze.

Zum Jahresauftakt trafen sich Vertreter des EU-Parlaments und Repräsentanten verschiedener Unternehmen und Verbände der vbw in der Bayerischen Vertretung in Brüssel. Die Teilnehmer diskutierten über aktuelle europapolitische Aufgaben sowie das Arbeitsprogramm der EU-Kommission für 2017. Die EU ist für Bayern und die bayerische Wirtschaft wichtig. Als vergleichsweise kleine Volkswirtschaft profitiert Bayern mit seinem hohen Industrieanteil und seiner hohen Exportquote in besonderer Weise vom EU-Binnenmarkt. Europa muss sich laut vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt auf seine Stärken besinnen und seinen praktischen Nutzen für die Menschen beweisen. Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und zur Vollendung des Binnenmarktes werde ein schlankes und starkes Europa benötigt. Zusätzliche Standards verschärften die Akzeptanzprobleme der EU weiter. Nur eine auf Stärkung von Innovationsund Wettbewerbsfähigkeit ausgerichtete und konsequente Reformpolitik bringe nachhaltiges Wachstum, schaffe Arbeitsplätze und senke die Schuldenlast.

Selfie: Dr. Philipp Rösler, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied, World Economic Forum, und vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Marcus Kühne, Digital Business Strategy, AUDI AG, präsentierte die Möglichkeiten.

Diskussionsrunde: Dr. Florian Stadlbauer (v. l.), Head of Digitalisierung, Commerz Real AG, und Gründer von Deck 13 Interactive GmbH, Markus Riese, Hauptabteilung Intendanz, Bayerischer Rundfunk, Professor Dr. Thomas Hess, Direktor, Institut für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien, Fakultät für Betriebswirtschaft, Ludwig-Maximilians-Universität, Sebastian Kraft, Moderator, Bayerischer Rundfunk/Fernsehen, Dr. Philipp Rösler und Marcus Kühne.

Grafik: wooster - Fotolia

Schon Lust Schaukel für drinnen wie draußen von KSL Living (rund 200 Euro)

Der Frühling wird verspielt. Denn in dieser Saison darf es gerne ein bisschen mehr sein. Ein glitzerndes Bienchen hier, ein dekoratives Tigerköpfchen dort, florale Muster, auffällige Applikationen, opulente Metallblüten sowie funkelnde Kristalle werden kombiniert zu glamourösen Schmucksteinchen. Wem die Handtasche noch nicht bunt genug ist, der setzt mit einem so niedlichen wie exklusiven Anhänger noch eins drauf. – Eine Mode zum Träumen. Frei nach dem Motto des politisch korrekten, weil nachhaltigen, Coffee-to-go-Bechers „Time to be a Unicorn“.

Fliegen aus Holz tragen Herren genauso wie Damen (etwa 75 Euro) von der deutsch-tschechischen Marke BeWooden Bull-and-Bear-Manschettenknöpfe aus Sterling-Silber von Tiffany & Co (470 Euro)

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LIFESTYLE

auf Frühling? Brosche aus Strick von Missoni (100 Euro)

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Lederslippers Princetown von Gucci (590 Euro) Gladiatoren-Sandale von Santoni (3.650 Euro) Sandalen des italienischen Labels Santoni (895 Euro)

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Eine Frage noch ...

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ir alle wissen: Wenn ein Mann erfolgreich ist, steht meistens eine kluge Frau dahinter. Wenn ein Mann plötzlich nicht mehr erfolgreich ist, auch. Der neue ‚starke Mann der CSU‘ muss vor allen Dingen EINE Voraussetzung mitbringen: Ich muss ihn parodieren können. Denn was nützt mir ein fähiger CSU-Politiker, wenn er nicht mehr in meinen Programmen auftaucht? Meine Familie wäre damit nicht einverstanden. Und die CSU ist ja angeblich die Anwältin der Familien. In sämtlichen bayerischen Umfragen der letzten Jahre lag Markus Söder ganz klar vorne. Ein Mittelfranke. Weil er die Mittel vor allem in Franken verteilt. Ich weiß, dass Markus Söder mit seinen 1,95 Metern zwei Zentimeter länger ist als der Seehofer, aber ist er auch der Größte? Zumindest ist er einer, der kraftvoll zubeißt und in Talk-Shows behauptet, jedes neugeborene Kind in Berlin würde einen Kindersitz geschenkt bekommen, den noch dazu die Bayern finanzieren. Stimmt zwar nicht, klingt aber gut. Klingt das auch groß? Ebenfalls gehandelt wird Joachim Herrmann. Den hab ich schon im Pro-

gramm, aber der spricht so langsam, dass ich mit ihm auf keinen vernünftigen Minutenpreis komme. Nach ihm in der Beliebtheitsskala: Ilse Aigner. Eine Frau als starker Mann in der CSU? Eher wird eine ka-

tholische Priesterin Papst und lässt sich im Krankheitsfall von ihrem Ehemann vertreten. Es gibt ja auch starke Bayern außerhalb der CSU. Weltläufig und wortgewandt, aber auch schnell und sehr

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kräftig. Ein Mann, vor dem andere bayerische und nichtbayerische Männer Respekt haben. Einer, der niemals aufgibt, sondern immer weiter an seiner Technik feilt. Ein Praktiker, der stets den Erfolg Bayerns vor Augen hat. Uli Hoeneß zum Beispiel. Und dann gibt’s natürlich noch den einen. Diesen Dings. Wenn Sie meinen, was ich verstehe. Den Mann aus Hausratswolfen, erfahren auf dem internationalen Laminat. Teppichboden. Parkett, so ist’s richtig. Der Sätze sagt wie ‚Man kann das Fell des Bären erst dann mit dem heißen Brei in den Brunnen werfen, wenn die Katze auf dem heißen Blechdach … quasi … den Daumen auf den Kopf getroffen hat.‘ Genau: Ich meine den Ministerpräsidenten des ehemaligen Bayern. Der wär mir am liebsten. Und zwar möglichst bald. Am besten in ZEHN MINUTEN!



Wolfgang Krebs zählt zu den bekanntesten bayerischen Kabarettisten. Er lebt in Kaufbeuren. 왗

Foto: Rosenheimer Verlag

... HERR KREBS, wer sollte aus der Sicht des Kabarettisten der starke Mann in der CSU sein?

À la Carte Business Lunch Cooking Party Catering

Regional trifft mediterran Genießen Sie exquisite Produktküche von Jürgen Weingarten und seinem Team. Im neuen Conti Restaurant im Haus der Bayerischen Wirtschaft – mitten in München, direkt am Kunstareal.

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Tel: 089 . 551 78-684 Fax: 089 . 551 78-681 www.conti-restaurant.de

Montag bis Freitag 10 : 00 – 1 : 00 Uhr Samstag 17 : 00 – 1 : 00 Uhr Küche durchgehend bis 22 : 00 Uhr

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