J 6 48.

Jahrgang V.'

1837. D e r P reis des Jah rg . ist i» th lr d e r des halb, 21 un d w ird das A bonnem ent p rä­ n u m erando e n trich tet, Alan un­ te rzeic h n et au f d ie » ß la lt, au»* M r bei dem V erleger, f u fa lle n K . P r. P ostäm tern und in je d er flolideu B u cb liajullung.

Von diesem Blatte erscheint wBchentlich 1 Bog. in Quarto, go oft es die Verständlichkeit deiTextes erfordert, wird eine Beilage gegeben.

M U S E U M ,

Blätter

für b i l d e n d e K u n s t . Berlin, den 2?. Hovemlber,

Kedacteur 3>r- F . E u g le r i

^

U e b e’ r

d ie s ix t in is c h e

M ad on n a*}.

• ’ .... D e r e rs te E in d ru c k , den dieses G em älde m acht, e n ts p ric h t den E r w a r t u n g e n , die m an davo n hegen durfte, n ic h t v ollko m m en . M anche U m stän de m ö gen dazu beitragen. D ie F arb e h a tt e bed eute nd gelitten, u n d is t in n e u e rn Z e iten re s la u rirt w o rd e n . Ic h sah • ) W i r theilen den obigen Aufsäiz, welcher von Herrn Prof. M i c h e l e t herrährt, aas dem Einladungspro­ gramm des hiesigen College rpy. franqais vom 3tep Octbr. d. J. m it, indem w ir glauben, dass die darin enthaltene, eigenthümlich, geistreiche Analyse jenes höchsten Meisterwerkes christlicher Kunst auch für einen grösseren Kreis kunstbefreundeter Leser nicht ohne Interesse sein wird. d. R.

Verleger G e o r g e Gropius*

es z w a r au ch sch on v o r dieser R estauration . A b e r d e r Z e itra u m von 17 J a h r e n , d e r seitdem verflossen, ist 60 lang, dass ich n u r nach ein er kürzlich gehab­ te n A nschauung urth eilen k ann. Ich lasse also dahingestellt sein, w as Unraphaelisches d u rch jene Ucberärb eitun g in das Bild hineingeflossen sein m öchte. A uf .alle Falle w ä r e es n u r ein d ü n n er S c h l e i e r , d u re b den d e r Geist des Meisters u n v e rk e n n b a r hin d u rch ­ strahlt. J e d o c h au ch abgesehen h ie r v o n , können Z w eifel an d e re r A r t dem B e tra c h te r aufsteigen. D e n n w e n n die m ajestätische E in fa c h h e it u nd grosse E r ­ hab enh eit d e r E rfindung uns au ch die G e g en w art ei* nes R aphaelischen W e r k s u nw id e rs p recb lich b eku n­ d e n , so scheint die v o llen d ete S c h ö n h e it ein e r M ut­ t e r G ottes, w ie sie sich z. B. in den P a rise r M adon­ n e n , la belle jardiniere, la vierge au voile u. s. f., ja selbst in dem f r ü h e m R aphael Colonna d er B erlin er S am m lu n g findet, h ie r vergebens g csu ch t zu w e rd e n .

378 W a r die D e tc rio ra tio n d e r F a rb e n ic h t ein e F o lge v o n u n s u n b e k a n n te n S ch ick salen des G e m ä ld e s , so k ö n n te . a u c h die A nn a h m e e in e r m an gelhaften F a r ­ ben m ischu ng a u f U n ä c h th e it schliessen lassen. G e­ le h r te r e , m it dem T ec h n isc h e n d e r Malerei' v e rtra u te re K r i t i k e r w o llen n o ch grössere F e h le r e n td e c k t haben, z. B. eine U n ric h tig k e it in d e r B e h an dlu ng des L ic h ts, in d em z w e i o d e r d rei v ers ch ied en e L ic h tw e r fu n g e n S t a t t fä n d e n ; u n d sc ho n aus diesem G ru n d e glaubten sic das Bild d e m F ü r s te n d e r M aler ab sprech en zu dürfen. Alle diese sog ena nn ten Mängel Hessen sich viel­ leicht aus d e r in n e r n B e d eu tu n g dieses M eisterw erk s lic rlc itc n ; u n d die Auslegung d ieser B edeu tun g w ü r d e uns m e h r , als b e i irg end e in e r ä n d e rn Schö pfun g R a p h a e l s , den S ta n d p u n k t desselben k l a r v o r die V orstellu n g bringen. D ie s ist d e r Z w e c k d e r folgen­ den A bhandlung. R ap h a e l r e p r ä s e n ti r t , in n e rh alb d e r ch ristlichen K u n s t d er M ale rei, die R ü c k k e h r z u r plastischen Vollendung des k la s s is c h e n A lterthu m s. W e n n die r o m a n tisc h e K u n s t d en S toff n u r als einen Ausgangs­ p u n k t b e t r a c h t e t , d am it an I h m und d u rc h ihn h in ­ d u rc h d er K ern d e r rein en G eistig k e it sich entfalte u n d ü b e r ih n hin au sstreb e: so g e h t im klassischen A lte r th u m d e r G eist n ic h t üb er das M aterial h in a u s , son dern bleibt darin beschlossen u n d m a c h t es sich vollko m m en ad äq ua t. D ie F o rm is t ganz S toff g e ­ w o r d e n , u n d d er S toff ganz ins In telle ctuelle e r h o ­ ben. D iese gänzliche V ersch m elzu ng b eider S e ite n w i r d n u n d u rc h die sinnliche S c h ö n h e it des M enschen a m re in ste n d arg es tellt, d eren h ö ch ste n Gipfel die alte K u n s t d a h e r erreic h te. A us d iesem G ru n d e w ä h lte au c h R a p h a e l , i h r n a c h e i f e r n d , zum häufig­ sten V o r w u r f sein er A rbe iten die w eib lich e S c h ö n ­ heit, w i e sie in d em Ideale des W e ib e s, dieser über­ irdische n V e rb ind un g d e r M u tte r u n d d e r Jun gfrau , au sg e d rü ck t ist. W e n n die h ö c h ste R eife des W e ib e s die E m pfindungen d e r M u tte r s in d , so h a t R a p h ae l sic m i t d er unaufgeschlossenen K n o sp e eines ju n g ­ fr ä u lic h e n G em ülhs zu v erein ig en gew usst. Und eben w e i l solche V erbin dun g a u f E r d e n n ic h t gefunden w i r d , so liegt darin d e r G ru n d je n e r him m lischen S c h ö n h e i t , j e n e r ü berm en sc h lich en E rh a b e n h e i t, die u n s an dieser irdischen G estalt e n tz ü c k t u n d zu r A n ­ b e tu n g hinreisst. D ie E in h e i t d e r göttlichen, u n d m en schlich en N a tu r , die an ih re m S o h n e für den G eist offenbar g e w o rd e n , spiegelt sich in d er M u tter

a n f eine sin n lic h e re , A llen u n m itte lb a r verständliche W e i s e ab. W e l c h ’ M eisterstü ck au c h die b e rü h m te N a c h t des C orreggio is t, w i e se h r die G ö ttlic h k e it des K indes a u c h d a d u rc h a n g e d e u le t w ird , dass alles L i c h t v o n ih m a u s g e h t, die M u tte r u n d die U m ste­ h e n d e n zn e rle u c h te n u n d in die Finsterniss zu schei­ n e n , die M u tte r s in k t fast zu e in e r bloss m enschli­ c h e n G estalt herab, ind em d u rch die Züge der Liebe, m i t d enen sie in d e n A nb lick ih res göttlichen K indes v e rs u n k e n i s t , sich die d eu tlich sten S p u ren d e r Mü­ h e n u n d S c h m e r z e n zeig e n , u n te r d enen es m en sch ­ lic h e r W e is e geboren w u rd e . R a p h ae l se lb s t, w e n n w i r die P e rio d e seiner L e h r z e i t u n d in n e rn A usbildung weglassen, w o e r in d e r S c h u le des P erug ino den gö ttlich en In h a lt in sich aufnahm u n d in stren g er F o r m au szu drück en s u c h t e , h a t seine eigentlich klassische Z e it , aus d e r sich die m eisten sein er M ado nn en h e rs ch re ib e n , am E n d e ü b e rs c h ritte n , u n d in seinem letzte n W e r k e , d e r V e r k lä r u n g , w e lc h e m a n au ch die V erk läru ng sein er eigenen m enschlichen P e rs ö n lic h k e it g en an n t h a t, das r o m a n tisc h e Ucberiliegen des Stoffs u n d das V o r w a l te n des geistigen Inh alts, a b e r in angemessen ausgebildeter F o r m , dargestellt. D ie se r P e rio d e n ä ­ h e r t sich n u n die sixtinisebe M ad o n n a, un d bildet also den Uebergang zu i h r aus d e r klassischen Zeit. D a h e r linden w i r h ie r n ic h t die plastische S ch ö n h eit d e r M u tter G ottes. E s h a n d e lt sich u m m e h r , als dies. D a h e r v ielleicht eine Vernachlässigung im tec h n isc h e n B eh an deln d er F a r b e , deren G lanz u nd S c h e in d e r sinnlichen S c h ö n h e it n ic h t fehlen darf, die ab er h ie r d er E rfind un g aufgeopfert w ä r e . W o r i n b e ste h t n u n diese E rfind un g? In d e m das G ö ttlich e d e r M adonnen * R aphaels schon in d er S c h ö n h e it i h r e r Züge hin reich en d nie dergelegt ist, so ist das U ebrige seiner ß il d e r m e h r in den Kreis des Menschlichen hereingezogen. D a s G ötlliche in diesem Menschlichen selb er, die M utte rlie b e , ist der haup tsäch lichste A u sdru ck d er R aphaelischen Madon­ nen. In u n se re r M adonna aus dem H ause Colonna k e h r t die M u tter v on d er Beschäftigung m it einem B uche zur B e trac htu ng des K indes z u rü c k , und den Blick m it halbgesenkten A ugenliedern a u f das Kind g e ric h te t, vergisst sie in diesem seligen A nschauen jedes an d ere D e n k e n . O d e r au f einem d e r g ena nn ­ te n P a ris e r Gemälde, w ill die M utter, im H ochgenüsse ih re r F r e u d e n , den heiligen Jo h a n n e s ihres G lückes thcilhaftig m ache n, in dem s i e , um ih m das göttliche

379 Kind zu zeig en, den S c h leier a u fh e b t, d e r es im S ch lafe bedcckt. A uch in d e r M adonna della S ediä b lic k t die M u tier seitw ä rts den Z u sch au er a n , u n d fo rd e rt ih n g ew isserm aassen auf, Z euge ih r e r Seligkeit zn sein. S elbst ganz bestim m te endliche S itu a tio n e n k o m m e n in Raphaels D arstellungen d e r heiligen F a ­ milie vor, w ie w e n n e r das Kind nach einem Fische greifen läs st, den m an ih m h in h ä l t, und die Ä ndern a u f dieses T h u n des K indes ih re A u fm erksam k eit rich ten. H ier ab er in u n se rm Bilde v e rs c h w in d e t je d e r R est des Irdischen. E s ist k e in b esc h rän k tes T h u n d e r M u t te r , das sich uns k u n d g ie b t, keine B eschä ftig un g, w ie die B edürftigkeit eines Kindes fast in jedem A ugenblicke sie e r f o r d e r t , und w ie w i r sie v on ä n d e rn Meistern öfters dargestellt finden. N ic h t einm al das T h e o re tisc h e d er Mutterliebe ü b e rh a u p t , das V erse n k tse in in d en A n b lick des göttlichen K in d e s, ist h ie r G egenstand. D ie M utter s o w o h l als das Kind, das schon zu r Selbstständigkeit des ersten K n aben alters e rw a c h s e n w i l l , schauen hinaus ins W e i t e , U nbegrenzte. S ie fassen n ich t e t w a s B estimm tes ins Auge, sondern die unendliche A ufgabe ihres Daseins selbst. Mit einem W o r t e , und dos ist der H auptpunkt meiner Rede , M utte r u nd S o h n hallen fest im Auge das grosse W e r k der E r ­ lösung. S ie sind s i c h , w i e w o h l a u f verschiedene W e is e , dieses Ziels b ew u sst, u n d laden die B e tra c h te r ebenfalls dazu e i n , in d e m sie dieselben zu einer G em einde um sich h e r versam m eln w o lle n , in d er dies Ziel als der P u ls ihres L eben s schlage. D ass aber jede S p u r m en sch licher Bedürftigkeit, v e r s c h w u n ­ den s e i, ergiebt sich au ch schon d a ra u s , d a ss , w ä h ­ re n d die meisten Madonnen R aphaels n o c h an die E r d e gefesselt in sitzender Stellung sich zeigen, hier die e rh a b e n e J u n g f r a u , ih r göttliches K in d au f dem A rm e tr a g e n d , a u f e i n e r lichtcn W o l k e d ah ers ch w eb t, v e r k l ä r t g ew isserm aassen , und fast dem H im m elslhrone, den sie bei den F lo re n tin e rn ein zun ehm en pflegt, entgege ngerückt. I n d e r V erk läru ng h a t sich dies dahin g e s t e ig e r t, dass n ic h t der K nab e m it d er Mutter, so ndern d er Mann C hristus, in d e r Mitte d e r E rfüllung seines Berufs, u n te r d e r P ro p h e te n A n betung, dem H imm el zusch w eb t. D a s ist der allgemeine S inn des Bildes, den w i r je tz t in s e i n e r A usführung zu verfolgen haben, indem w i r das G em älde n ach seinen einzelnen T h eilen beschreiben w e rd e n . D a s Ganze bildet eine G ruppe v on sechs F ig uren in Lebensgrösse a u f L e in e w a n d ,

n e u n Fuss drdi Zoll h o c h , sieben Fuss breit. D ie G ru p p e tr i t t aus einem zu b eiden S eiten zurückgeschlagencn grün en V o rh an g heraus, und e nth üllt uns a u f diese W e is e das ganze G ehcim niss d e r göttlichen N a t u r , w i e s ie , den S c h le ie r des irdisch en D unkels h in w e g z ie h e n d , sich d e r hoffenden G e m ein de offen, h a rt u n d das M en schen geschlecht z u r S eligk eit h e r ­ aufruft. J e n a c h d e r R i c h t u n g , die man einschlägt, lässt sich das Bild a u f d oppelte W e is e theilen . V on O b en n a c h U n ten g e th e ilt, zerfällt die G ru p p e in z w e i S e i t e n , d e re n jede d rei Figuren e n th ä lt: links vom Z u sc h a u e r das C b r is tu s k i n d , ein heiliger P a p s t und ein K in d eng el; re ch ts Maria, die heilige B arb ara und d e r a n d e re Engel. J e d e S eite bildet w ie d e r ein Ganzes und s te h t in v o llk o m m en er Analogie z u r ä n ­ dern. T h eile n w i r a b e r h o riz o n ta l, so ergeben sich drei A bschnitte. U n te n a u f ein e r F läch e r u h e n die beiden Kjndengel, die Mitte, ausserhalb des V orhangs, n e h m e n der P a p s t un d die heilige B a rbara e in , u n d den obern T h e il die M utter m it dem Kinde, aus dem V o rh ang h erau stretend . In d em diese P a a r e w ie d e ru m in sich abgeschlossene T o talitä ten a u s m a c h e n , so n inm t jedes eine eigene E b e n e ein, und hieraus k ö n n te die Unregelm ässigkeit d e r L ichtbehandlung, sollte sic S ta t t finden, genügend e rk l ä rt w e r d e n . S ch o n diese äusserliche B eschreibung b e w e i s t , w ie iu diesem G em älde die grösste E in fa c h h e it doch die höch ste K u n st d er A n o rd n u n g n ic h t ausschlicsst. G e h e n w i r n u n an die B e tra c h tu n g des in n e r n G ehaltes dieses aufgeschlossenen Heiliglhums. W a s erstens den u n te r n A b sch n itt betrifft, so schliessen die a u f d e r Tafel ru h e n d e n E ngel die ganze D arstellun g , o d e r v ielm eh r sie bilden die G rundlage, auf w e l c h e r dieselbe aufgeführt ist. D iese Köpfe fü r sich sind sch on ein Meisterstück d e r K unst, g e n ü g e n d , ih rem U rh e b e r die U nsterblich ke it zu erringen. S ie en tha lten selbst die ganze B ed eutu ng des B ildes, ab er u n te r ein e r gew issen F o r m und Bestimmung. D ie E ngel sind näm lich im alten T e ­ stam ente die B oten G o tte s , die u nm ittelbaren A us­ füh re r sein er B efeh le , un d die S te llv e r tre te r seiner Stim m e a u f E rden. P h ilo fasst sie dah er platonisirend als die U rbilder d e r D ing e a u f, als die reinen G e ­ d an k en u n d intelligiblcn V o rb ild er d er W elt, insofern sie zugleich die schaffenden Kräfte der N a tu r sind, u nd in dem O rte d e r Ide en, in dem,Erzengel, in dem Xoyoq od er S o h n e (in d e r Vernunft) eins m it dem V ater sind. E s is t ab er d e r U nterschied zw isc h e n

d e n jü dischen E n g e ln n n d d en g nostischen A eo n en einerseits un d dem ch ristlichen W o r t e andererseits, dass dieses Fleisch g e w o rd e n i s t , eins g e w o rd e n ist m it d e r m enschlichen N a t u r , w o g eg en jene im u n g etrü b te n L ic h t e , im an sich seie nd en E le m e n te des reinen G ed an k en s v erblieb en sind. D ie Engel sind also z u r V ersöh nu ng g e k o m m e n , oh ne dass sie h ä tt e n d u rc h den F all h in d u rc h z n g e h e n b rauchen. D ie s stellen uns jen e beiden Engelsköpfe n u n dar, d e n g ö ttlic h e n G e d a n k e n d er E rlö sun g in sein er u n g etrü b te n R e in h e it, o d er w ie e r als E ntschlu ss -vor se in e r w ir k l ic h e n A usführung in d em g öttlichen W e s e n selber aufgestiegen w a r. D a s G ö ttlich e als s o lc h e s, w e il es re in e r G e d a n k e i s t , k a n n n ic h t in rä u m lic h e r W e i s e erschein en, n o c h d u rch die K u n st v e rs in n lic h t w e rd e n . G o t t , den V a t e r , zu m alen, b leibt da h er, w o es gesch ehen ist, im m e r m e h r o d e r w e n ig e r ein Missgriff. Im E n gel aber, als d er ersten, g anz unsü ndlichen V erleiblichung des Göttlichen* dürfen w i r dasselbe rein für sich dargesteilt a n e r­ k e n n e n ; u n d es ist fü r die h öch ste K u n st R aphaels z u e r a c h t e n , es uns in dieser F o r m v e rg e g e n w ä rtig t z u haben. I n dem k in d lic h e n G c m ü th e dieser E ngel ist die vollko m m en e R u h e und Befriedigung des G ö ttlic h e n au sg ed rü ekt. S ie stü tz e n ih re K öpfchen au f die B ä n d e , m it n ich ts A u d ere m b esc h ä ftig t, als m i t dem grossen G ed an ken dieser sch o n an sich v o llb rac h ten Erlösung. K ein e S e h n s u c h t , k ein e B e­ g i e r d e , k e in S t r e b e n , k e in e E m p fin d u n g e n , w ie sie die M en schenbrust b e w e g e n , w a lle n in ih n en auf« E s ist die abso lute S e lig k e it h im m lis ch er N aturen , d e r G e d a n k e d e r R ü c k k e h r alle r D in g e in G o tt, w ie e r v o n E w i g k e i t h e r beschlossen w o rd e n . D o c h v ergleichen w i r b eide G e sta lten m i t e in ­ an d er, so bilden sie , n ach dem änd ern Ein theilungsgru nd e von O ben n a c h U n te n , a u c h w ie d e r einen G egensatz, w ie sie nach dem ersten zusam m engehörten. O e r Engel re c h ts vo m B esch au er liegt m it dem K ö p fc h e n u n m ittelb ar a u f den H ä n d e n , u n d sch au t m i t u n b e w u sste m B lic ke gerade aus dem Bilde h e ra u s . D ie selige R u h e des G ö ttlichen h a t sich bei ihm n o c h schlechthin zu k e in e r R eflexion u n d Be­ t r a c h t u n g h erau sgek ehrt. E r le b t gew isserm aassen n u r im G e nü sse dieser S eligkeit, oh ne es zu w is s e n ; in k in d l i c h e r N a iv e lä t lässt e r uns die an ih m o h n e sein W is s e n u n d W o ll e n vollzogene E in h e it d e r göttlichen und m en sch lich en N a t u r empfinden. Es haben sich die W o r t e C h risti, die e r v on den K in d ern

sagt : I h r m ü sst w e r d e n , w i e d ieser eines, w e n n I h r ins H im m elreic h k o m m e n w o l l t , an ihm bestätigt u n d v e rw ir k lic h t. E r is t in v o llk om m en er Ueber" ein stim m u ng m it den z w e i än dern Figuren derselben S e i t e , w e lc h e die lin k e des Bildes is t, m it d er h e i­ ligen B arbara und d e r M u tter Gottes. Das W e ib k o m m t e h e r z u r V ersö hn un g und z u r religiösen R u h e des G e m ü th s , o h n e d u rc h den Z w ie sp a lt des H an de lns o d er die A rb e it des D en k e n s hindurebgegangen zu s e i n , also a u f eine bew usstlosere W eise, als d e r Mann. Ic h w ü r d e diesen E n g e l d ah er den w e ib lic h e n E n gel n e n n e n , w e n n in diese rein en S p h ä re n des G öttliche n solche ird isch e U nterschiede hineingetragen w e r d e n dürften. D e r a n d e re E n ge l g e h ö rt d er re c h te n Se ite des G emäldes, d er m ännlichen, b e w u sste n au. E r e rh e b t sich m it seinem Leibe h ö h e r ü b er die Tafel, als sein k le in e re r Sp ielgen osse, und stütz t den K o pf n ich t m e h r au f die H än d ch en , son dern a u f die Ellenbogen. E r ist z w a r auch n u r in reine B e schaulichkeit ergossen, a b e r n ic h t m e h r blos in einem k indlichen Genüsse un d sich Gehenlassen befangen. E r n ä h e rt sich, w ie d e r über ihm sc h w e b e n d e H eiland, sc h o n m e h r dem K nabenalter. E r scha ut n ic h t blos v o r sich hin, w ie sein k in d lic h e r N a c h b a r , so nd ern w a g t , w i e w o h l sc h ü c h te rn , seine Blicke nach O ben zu den G estalten, die den göttlichen In h a lt in sich v e r w ir k lic h t haben, h in zu w e n d e n . A u c h bei ih m ist vo n einem Z w i e ­ spalt , ein er A nstrengung k e in e S p u r. A b e r die ganze S tellu n g ist n a c h d e n k lic h e r; es zeigt sich uns in ih r die erste Reflexion, das erste Insichgehen des Geistes. D ieser E n g e l a h n e t schon die grosse Be­ d eu tun g d e r E rlö s u n g , und brin gt dieselbe in u ng e­ t r ü b te r S eligk eit zu seinem Bewusstsein. Die lächelnde F r e u d ig k e it seines jüngeren B ruders v ersch m ilzt in ih m m it dem E rn ste des zum ersten Male e rw a c h e n d e n N achdenkens. W i e nim m t n u n zweitens d e r Mensch diesen grossen G e d a n k e n , d er für ih n g edach t w u r d e , auf? D ies le h r t uns d er m ittlere P la n des B ild es, u n d z w a r is t au ch h ie r die Auffassung eine doppelte. R ec h ts von d e r M u tte r G ottes, d em göttlichen K ind e z u n ä ch st, k n ie t ein heiliger P a p s t , in eine weisse T u n ic a , ü b e r d e r ein P alliu m v on GoldstolT hängt, g e k le id e t; die T iara s t e b t ih m z u r Seite. S ein e Blicke sind fest a u f den E rlö s e r g erichtet. D ie linke H and au f die B ru st g e le g t, die re c h te zum Heiland e m p o rg e h o b e n , b e th e u e rt e r , dass e r den grossen

381 Gedanken gefasst h a t , u n d au ch fest entschlossen ist, ih n d u rch die T h a t zu b e w ä h re n u nd auszufübren. W i r seh en in ih m den sich klaren selb stb ew ussten G eist des M en schen , d er eben d a d u rc h zu dieser K la rh e it h in d u rch g ed ru n g en is t, dass der Blitz des g ö ttlic h e n G ed an k en s ih n ganz d u rch le u c h te t hat. D o c h ist dieser G e d a n k e au ch d u rch den Beisatz des Menschlichen getrübt. D ieser z w e ite A b schn itt ist eben so einseitig, als der erste. In diesem w a r die ansichseiende E rlösung oh ne V erw irk lich u n g , rea len W id e r s ta n d und ü b e rw u n d e n e E n tz w e iu n g dargestellt; es w a r die S p h äre des n u r G öttlichen. J e t z t sehe n w i r uns auf das n u r Menschliche be­ s ch rän kt. D e r P a p st e rb lick t die ganze Erlösung m it allen ih ren F olg en; ab er schon d u rch seine G e­ s t a l t , m e h r noch d u rc h die im V orgrunde sichtbare p äp stlich c K ro n e d e u te t e r au f die irdische F orm h i n , w e lc h e jenes göttliche W e r k im Laufe d e r Z eiten e rh alle n h a t , au f die H e rrsch aft d er K irche in dieser W e l t , au f jene W e lt li c h k e it und ir dische M a c h t , die demselben an sich frem d w a r. Denn m e in R eich, sagt Christus, ist n ic h t von dieser W e lt. H i e r a b e r hat d e r göttliche G ed ank e dazu gedient, einem b e sc h rä n k te n Menschen die göttliche Unfehl­ b a rk e it zu vindiciren u nd m it d er S ta tth a lte rsc h a ft des H ö ch ste n zu bekleiden. D ie ganze B edeutung dieser F olg en d e r heiligen G escb ichle ist aus der g ra n d io s e n , V ereh run g gebietenden G estalt dieses P a p ste s herauszulesen. (B eschluss folgt.)

N a c h t r ä g l i c h e s über

dag angeblich Eyck’sche A ltarw erk *u Beaune«

In No. 39. d- J. haben w i r den Auszug eines Aufsatzes d e r B erlin er S p en er’schen Z eitung vo m 2. S e p te m b e r g e g e b e n , w e lc h e r ein im H ö te l-D ieu zu B e a u n e befindliches un d dem Job. van E y c k zugeschriebenes A lta r w e r k , dessen H a up t-In h alt das j ü n g s t e G e r i c h t ist, schildert. U n te r dem 11. Novbr. d. J. th e ilt die gena nn te Z eitung einen z w e ite n A rtik e l ü b e r das m e r k w ü r d ig e A lta r w e r k , aus der F e d e r des O b er-A rztes i m Hospital H ö tel-D ieu m i t , w e lc h e r uns die G esam m t-D arstellung d eutlicher m acht. W i r entn eh m en daraus (ohne uus auf W ie d e rh o lu n g des

f r ü h e r Mitgctheilten einzulassen) Folgendes. D ie H aup tdarstellu ng en th ä lt das eigentliche W e l t g e r i c h t: C hristu s als R ichter, a u f dem Regenbogen (der ü ber die gauze Breite des Bildes binläuft) th r o n e n d , die W e lt k u g e l zu seinen Füssen. Z u seiuen S eiten die A postel, a u f T h ro n e n s itz e n d , in hellen G e w än d e rn , A ugen und Hände au f Christus hingerichtet. A n der S pitze der Apostel auf d er einen S e ite die h. J u n g ­ fr a u , au f d er än de rn Jo h a n n e s d e r T äu fer (so muss diese Geslalt n oth w en dig , a llk ir c h lic h e m S ty le zufolge, e rk lä rt w e rd e n , sta tt des h. Joseph, den die Beschrciber nam haft machen). H in te r den Aposteln w e r d e n au f d er einen Seile v ier m ä n n lic h e , au f d er ä n d ern drei weibliche F iguren sichtbar, säm mtlich ohne Z w eifel Zeitgenossen des K ünstlers (nam entlich H erzog P hilipp den G u ten von B urg u n d und seine G em ahlin) darste llen d , w ie dies bereits frü h e r angegeben w u rd e . U n te rw ä rts (o hne Z w eifel von dem gen an nte n Re» genbogen eingeschlossen) die A ufersteh un g d e r Tod« t e n ; in der Mitte d e r E ngel m it d e r W a g s c h a a le ; neben diesem z w e i E ngel m it P o s a u n e n ; im V org ru nd e die A uferstehenden, w elch e theils bitteu d gegen den E ngel g e k e h rt sind, theils den O rte n d er V erdam m niss und d er ew ig en F reu d e entgegen gehen. L e tztere, die Hölle u n d das P a ra d ie s , ein flamm enerfüllter K ra te r u nd ein festlicher K irch eu -artig e r B a u , m it den F iguren d er V e rd a m m te n und d e r S elig e n , sind a u f den Flügelbildern enth alten . D iese h aben indess n ic h t die H öhe der H au p td a rs le llu n g ; die Beschreibung giebt die d e r letz teren zu 4 , die H öh e d e r ersteren zu 6 F uss an. D e r obere, 2 F uss h o h e R aum dieser S eiten da rstellu ng en bildet auf je d e r S eite ein ge­ tr e n n te s G e m äld e ; m a n sieht au f ihnen v ier E n g el in luftigen G ew ä n d e rn , w e lc h e die M a r te rw e rk z e u g e in den H änden halten. W e n n die F lügelbilder geschlossen sind, so sieht m an o b e rw ä rts a u f ih ren A ussen seiten , den letztg e­ nan n ten G em älden e n ts p re c h e n d , die G e stalte n der V e rk ü n d ig u n g , grau in grau g em alt; u n t e r w ä r t s die Figuren des h. Sebastian und des h. A nton ius, eben­ falls grau in g r a u , sodann die k n ieen d e n Portraitfiguren des Kanzlers Nicolaup R o li n , Stifters des Hospitals, un d seiner G em ah lin Guignonne von Salins, neben je d e r von ihnen ein ste h e n d e r Engel, w e lc h e r ein W ap p e n sch ild hält. Bis au f einzelne P a rtie e n soll das Bild se h r w o h l erh alten sein. H ie r und da ist die Farbe abgesprungen. D ie K ö rp e r d e r A u ferstan den en , ursprünglich n a c k t,

382 sind m it g rauen G e w ä n d e rn ü b e rm a lt w o r d e n \ ausserdem is t die Fig u r d e r G em ahlin P h ilip p ’s des G u te n b eträch tlich iiberschm icrt. D ie B e w e i s e , dass das Bild v o n Jo b . van E y c k selbst h e rr ü h re , erm angeln bis je tz t n o c h d er nöthigen S c h ä rf e und S iche rh eit. W a s ü b e r die kün stlerische B ehandlung gesagt w i r d , p asst n u r a u f die a l l g e m e i n e n E ig e n th ü m lich k eite n d er E v c k ’schen Schule. Als äu sserer G ru n d je n e r A n nahm e w i r d angeführt, dass Jo b . van E y c k , als g eh eim er R a th des H erzogs v o n B u rg un d, in ein em n a h e n V erhältnisse zu dessen K a n z l e r , Nie. R ö l i n , von dem das Bild gestiftet w u r d e , g estanden h ab e n müsse. Hr. D r. W a a g e n , in e in er k u rz e n N a c h sc h rift zu dem in R ed e steh en den A rtik el, fügt d ieser N o tiz h in zu, dass Jo b . v an E y c k a u c h fü r das b e n a c h b a rte D ijo n (die H a u p tsta d t v o n B urgund) ein A lt a r w e r k g efertigt habe, v o n dem ein F l ü g e l , die V e rk ü n d ig u n g Mariä darstellend , sich g e g e n w ä rtig in d e r S a m m lu n g des P ri n z e n von O ra n ie n zu B rüssel befinde. Z ug leich m a c h t H e rr D r . W a a g e n au f die U eb erein stim m u u g v ie le r E in ­ z e lh e ite n m it d em b e r ü h m te n G em äld e des jüngsten G e ric h ts zu D a n z i g a u fm e rk s a m , w e lc h e s ebenso d em v a n E y c k zu gesch rieben w i r d , „ m i t W a h r ­ s c h e in lic h k e it“ je d o c h als e in W e r k des J u s t u s v o n G e n t zu b e tr a c h te n sei.

N ach rich ten . B e r l i n . V or k u rz e m is t h i e r e i n , i n seiner A r t e in ­ z ig e s , m e r k w ü r d ig e s K u n s t w e r k vo llen det w o r d e n u n d n a c h se in e r B estim m ung ab gegangen, näm lich d e r B ü r g e r b r i e f , w e lc h e n die S t a d t Berlin Sr. M. dem K a ise r N ico lau s v o u Russland bei G elegenheit d e r E r w e r b u n g eines G r u n d e i g e n t u m s für die Gesandschaft in d e r Königl. preuss. R e sid e n z s ta d t aus­ gefertigt h at. D ie A u sfü h ru n g desselben w a r d e m S c h rc ib le h re r H rn. S c h ü t z übertragen. D e r B ür­ g e rb rie f 6teht a u f einem P e rg a m e n tb la tte vom grössten F olioform at. E in geschlossener R and k u n s tre ic h e r und g eschm ackvoll erfu nd ene r A rabesken umschliesst die Schrift- D e r ganze B rief ist m it goldnen B u c h ­ staben g e s c h r ie b e n , ab er dieses Gold sch im m ert in dreizehn v ersc h ie d e n e n F arben . Unzählig is t die Z a hl d e r A rab esken , aus w e lc h e n das G anze b esteht, jed er einzelne B uchstabe, jedes Glied eines B u chstaben b e ste h t aus ein e r Menge ve rsch ied ene r V e rz ie ru n g e n ,

die alle m it e in an d e r in E in k lan g sind und bei denen sich n o c h zu den A u sd rü ck en d e r H o h eit d e r P u rp u r , z u än d ern die Landesfarben gesellen. W o lk e n z ü g e u n d ta u s e n d von e in an d e r v e rs c h ie d e n e r S te r n e u m ­ geben den N a m en des Kaisers. Besonders h e rv o rg e­ ho be n v e rd ie n t zu w e r d e n , w ie m an ch e W ö r t e r gleichsam w ie P e rle n s c h n ü re sc h im m e rn , and re w ie in G old g ra v irt au sgearbeitet s i n d , w ie d e r and re m a tt, an d re b rillan t glänzen. D r e s d e n . Hr. E. B e n d c m a n n , d e r geniale M aler des J e r e m ia s , w e lc h e n m an schon frü her v e r­ gebens für die hiesige A k ad em ie zu g e w in n e n ge­ sucht. h a tte, h a t je t z t, be i seinem dermaligen A ufent­ h alte h i e r , die A usführung von F rescom ale reien im Königl. Schlosse ü b e rn o m m e n , und es m ö ch te n ic h t u n w a h rsc h e in lic h se in , dass derselbe n o c h bleibend f ü r die A kad em ie g e w o n n e n w ü rd e . E l b e r f e l d e . D ie hiesige Z eitung e n th ä lt einen A u fru f zu e in e r Sam m lu ng für ein D e n k m a l JungStilling’s w elc h e s an dessen h u n d ertjäh rig em Gcbui'tstage, dem 12. S cp tbr. 1840, e rr ic h te t w e r d e n soll. H an n o v er. D e r B ild ha uer E r n s t B a n d e i , g e g e n w ä rtig h i e r a n w e s e n d , w e l c h e r e rst k ü rz lich die zehn F uss h o h e S ta t u e König W ilh e lm s IV. für G ö ttingen gea rbe itet h a t , w ill je tzt d em C h e ru s k e r­ fürsten H e rm a n n ein w ü rd ig e s D e n k m a l setzen. A u f d e m T e u t , dem h ö c h ste n P u n k t e des T e u to b u rg e r W a l d e s , in w e lc h e m H e rm a n n den D e u ts c h e n die F re ih e it erstritt, soll sich sein in K u p fer getriebenes colossales Stan db ild e rh e b e n , das ih n d a rs te llt, w i e e r n a c h dem Siege, a u f einem Blumenschilde ru he nd u n d das A ng esich t gegen, den R h e in g e k e h r t , w o h in die R ö m e r flohen, m it d er freien R ec h te n das S c h w e r t gen H im m el e r h e b t , und m it dem lin k e n Fusse a u f einen röm ischen Legionsadler und ein R u th en b ü n d el tritt. D e r K ün stler m ach t sein W e r k dem V a te r­ lande zum ( ischen k. Z u r D e c k u n g d e r Auslagen b itte t e r alle F ü rs ten D eu tsch lan d s um Privilegien, dass ihm N iem and sein W e r k nachbilden dürfe. D a n n lässt e r dasselbe in G y ps un d E rz, in K upferstich u n d S te in d ru c k vervielfältigen, un d J e d e r , d er zu den K osten b eigetragen h a t , e rh ä lt n a c h seinem W u n s c h u n d dem Maasse seiner G a b e , eine Nach-

383 M ü n c h e n , Hr. C. V o i g t h a t eine D en k m ü n z e a u f T h o r w a l d s e n g efertigt, w e lc h e au f d er einen S e it e das Bildniss des letzteren, au f d e r ä n d ern eine se in er anm uthvollsten C om positioncu (in verkle inerte m Maasstabe) enthält. D ie A rbe it d e r V order- w i e der R ü c k se ite is t vorzüglich gelungen und nam entlich a u c h von T h o rw a ld s e n selbst rü h m lic h st an e rk a n n t w o rd e n . —-----M ain z. (P riv a tm itlh c ilu n g ). D ie S t a t u e G u t e n b e r g s , nach T h o r w a l d s e n ’s Modell von C r o z a t i e r in P aris gegossen, 10 P a rise r Fuss l Z o l l (n ach eig nerM essun g des R eferen ten ) h o c h , ist aus den erschienenen A bbildun gen zu r Genüge b ekan nt. D ie beste d erselben ist die zu Glogau herausgegebene, v on Hanfstängl in D resd en Iithographirte. D ie S ta tu e selbst, von einem n ic h t seh r enlfern ten S ta n d p u n k te aus g e s e h e n , n im m t sich m erklich g edrun gen er aus, als sie a u f den Abbildungen erscheint. Als sie no ch an d er E r d e lag, b e m e rk te ich sogleich, dass sie an drei S tellen geflickt w a r. Beim Gusse muss es Blasen gegeben h a b e n , w a s den G iesser C r o z a t i e r n ö t b i g t e , K eile e inz utreib en un d auszufeilen. Es k a n n d em nach durchaus n ic h t gerechtfertigt w erd en , dass die C om m ission sich des Gusses w eg en nach P a r i s w a n d te , un d u m so w e n ig e r , als S t i g l m a i e r in München sich erb o ten h a t t e , die S ta tu e um 6000 fl. zu lie fer n , fcrozatier bek am das D o p p e lte (25000 F ra n c s). — T h o rw a ld s e n n ah m fü r das Modell kein H o n o r a r ; doch w u r d e seinem Gehiilfen B i s s e n , w e l c h e r u n te r seiner L eitu n g das Modell im Grossen a u s f ü h rte , v on d e r G utenbergs-C ommission ein H o ­ n o r a r v o n 1500 fl. e n t r i c h t e t , u n d überdiess fü r die m ateriellen K osten n o ch eine V ergü tun g von 1100 fl. gegeben. — D e r K o p f der S ta tu e ist sehr s c h ö n ; doch h ä tt e ich die denselben d eck ende P elz m ü tz e w e g u nd dafür eine freie S t i r n , gescheiteltes u n d au f die S c h u lte rn h erab ro lle n d es H a a r g ew ün sch t. A u c h verm isse ich u ng ern das R it te r s c h w e r t des P a tr iz ie rs . Mit einem solchen u m g ü rtet w ü r d e die, m eine r A nsicht n a c h , zu grosse u n u n te rb ro c h e n e Masse, w e lch e die V o rd erse ite vom Halse ab bis zu den Hüften d arbietet, a u f eine dem Auge w o h lth u e n d e W e i s e u n terb ro ch en w o r d e n sein *). S o n st ist die

D e r B ildh auer C h e v e r e u x h a t e i n e se h r hübsche G ru pp e d e r spanischen T ä n z e r m o d c l li r t , w e lc h e kü rzlich in P a ris so viel A ufsehen m achten. (40 Frs.)

* ) Vergl. liiemit die, von uns bereits ausgesprochenen Bemerkungen über die Statue Gutenberg’s in No. 31. d. J. d. R.

I n d er S ta d t L u r e ist eine U nterzeich nu ng z u r E rric h tu n g ein er M etallstatue zum A n d e n k e n des b erü h m te n W undarztes D essault eröffnet w o rd e n . S ie w i r d v o r d e m Ju stizp alast zu ste h e n ko m m en ,

S ta t u e d u rch au s ed el u n d i n grossartiger Einfalt ge­ h alten ; sie h a t d urch au s n ichts Theatralisches, d u rch ­ aus N ic hts von französischer Affektation. — N ic h t in H a rm o n ie m i t dieser grossartigen E in falt ist das m esquiue P o s t a m e n t , w e lc h e s m it ausspringendeu E c k e n und kleingliedrigem S im s w e rk e ü be rla den ist. Und d och ist es bereits das zw eite , w e lc h e s gem ac ht w o rd e n i s t , na ch dem das e rs te , ganz au sser allem V erhältniss zu den D im en sion en d e r S t a t u e , zu colossal ausgefallen w a r , so dass m an es in d em Mar­ m o rb ru c h e zurück lassen musste. B r ü s s e l . D e r b erü h m te belgische M aler, H e r r V e r b o e k h o v e n , begiebt sich n a c h C o nstantine, um an O r t und S telle die S tu d ie n zu einem h is to ­ rischen G em älde aufzunehm en. P aris. U n te r den P r o j e c t e n , w e lc h e als B e­ w erb un gs-A rb eiten um den P re is in der A rc h it e k tu r eingegangen sind (Eingang ein er G ränzstadt), h a t die A k ade m ie n am en tlic h die der H e rre n F a uco nn ier, C ha ud ct, Flardin, B oucherot, Matusczinski u n d Caillo u x als gelungen bezeichnet. U n le r dem T it e l: V o ya g e en Orient , w i r d iu diesen Tagen d er Anfang eines n e u e n W e r k s , d er B eschreibung d er von dem G rafen Alex. v. L a b o r d e u n d den H erren B e c k e r und H a l l g em ac h ten Reise im M orgenlande erscheinen. D e r H era usge ber ist d er als gesch m ack vo ller K u n s tk e n n e r und Z eic h n e r b e k a n n te S o h n des V e rf., G raf L. v. L a b o r d e , d er V erf. d e r Reise d u re h das steinige Arabien. D as W e r k ersch ein t in gross Fol. m it 180 L ilh og raph iecn, v o n L e s s o r e gezeichnet. Alle M onat soll eine L iefe run g von 1 Bogen T e x t u n d 5 B lättern L it h o , graphie, zu 12 F rs ., ausgegeben w erd en . D as ganze W e r k w i r d aus 36 Lieff. b e s te h e n , 332 Frs. ko sten u n d , vo llen de t, 2 Foliobände ausmachen. D e r erste Band w i r d die B eschreibung von K lein-A sien, d er zw e ite die von S y ri e n e nthalten. D ie zum T e x t gehörigen und bereits m it dem P ro s p e k t ausgegebenen Holzschnitte sind m eisterhaft g erath en .

384 nnd die A nfertigung derselben ist dem geschickten Bildhauer E l s h o e t aus D unkirchen aufgetragen, der n. a. die Seraphim an der geschm ackvollen Kanzel in der neuerbauten K irche N otre-D am e de L orettc in Paris gearbeitet hat. G e n f . D er Nebenbuhler der berühmten Mme. Jacquotot in P a ris, Hr. A . C o n s t a n t i n , (bekannt­ lich ein geborner Genfer) hatte die letzte hiesige A usstellung m it drei Porzellangem älden bereichert, w elch e die B ew underung aller Kunstkenner und Kunstfreunde erregten. D as grösste unter diesen Bildern ist eine K opie der R aphaelischen Transfigu­ ration , 42 fr. Z oll hoch und 26 Zoll breit. D er K ü n stler, w elch er diese K opie in R o m , vor dem B ilde selb st, im Vatikan', an fertigte, brauchte 242 S itzu n gen , jede von einer S tu n d e, dazu, und hatte dabei oft einen erlauchten Zuschauer, — den Papst selb st, der während seines A ufenthalts im K loster in M urano, bei V e n e d ig , eine grosse L iebe für die Kunst gefasst hat und sich sehr lebendig für A lles, w as Kunst h e is st, interessirt. D as zw e ite Bild ist eine K opie der R aphaelischen Madonna von F oligno, und das dritte eine eigne Com position des Künstlers, ein aus dem Bade steigendes junges Mädchen. Man hatte gew ünsulll d i e B i l d e r h i e r i n G enf 711 behalien, allein der K ünstler w ü n sch t das U rtheil des Pariser Publikum s darüber zu hören, und wird sie desw egen zur nächsten A usstellung nach Paris schicken. Spä­ terhin gedenkt Hr. C onstantin w ied er nach Italien zurückzukehren, um dort, im V atikan, die R aphaeli­ schen Fresken auf Porzellan zu copiren, eine Arbeit, die ihn w o h l mehrere Jahre lang beschäftigen dürfte. M a il a n d . In jler W erk statt des berühmten Bildhauers P o m p e o M a r c h e s i sieh t man jetzt das M odell der für die Frankfurter B ibliothek bestim m ten Statue G oethe’s bereits vollendet. D er D ich ter ist sitzend dargestellt; in der Anordnung des Ganzen

bem erkt man eine geistvolle Nachahm ung derberühm ten Statue des sogenannten Menander im vatikani­ schen Museum. ( G ew iss dürfen w ir von einem WTerke M archesi’s vorzüglich G elungenes erw arten: — ob es sich aber g ez ie m e , einem der original­ sten G eister unsrer Z e it ein D enkm al zu setzen, das im W esen tlich en der Originalität entbehrt; ob es sich g e z ie m e , einen G o e t h e in der E rschei­ nung eines behaglichen Kom ödien - D ichters für die kom m enden G eschlechter darzustellen, das sind andre Fragen. Ob es sich für D eu tsch e geziem e, einem deutschen D ich ter durch Ausländer M onnmentc errichten zu lassen , darüber haben w ir bereits ver­ schiedentlich unsre sehr abw eichende Meinung aus­ gesprochen).

K unst-A nzeige* Bei Ferd. R ie g e l in Potsdam ist so eben erschienen nnd bei G e o r g e G r o p iu s zu haben:

Architektonisches Album. E in e

Samm lungvon

B au-E ntw ürfen, m it besonderer Berücksichtigung der

D etails und C onstructionen. E rstes Heft. E n t w u r f zu m G e s e lls c h a fts lo k a l d er E is e n ­ b a h n -A n la g e v o n S t. P etersb u rg- n a ch P a w lo w s k voft S tü le r u nd S tr a c k . P r e is 2 £ R th lr . __

G edruckt bei J. G. B r ü s c h c k e , B reite Strasse Nr. 9.