J K 2 7.

Jahrgang I V .

Von diesem B latte ersch ein t w tichentlich 1 Bog. in Q uarto, so oft es die V erständlichkeit des Textes erfordert, w ird eine B eilage gegeben.

M Blätter

1836. D er P reis des Ja h rg . ist 5 th lr. der des halb. oi _ und w ird das A bonnem ent p rä ­ num erando en trich tet. Man u n ­ terzeichnet a u f dies B la lt, aus­ ser tiei dem V erleger, a u fa lie n K. l’r. Postäm tern und in je d er soliden B uchhandlung.

U S E U M * für b i l d e n d e Kunst. Berlin, den 4. Juli.

R edacteur D r. F . K u g le r .

Verleger G e o r g e G -ropius.

üunstliteratur.

K ü n stler a u f sein W e r k ü bergehen m u s s , w’enn le tzteres einen b edeutsam en und w a h r h a f t nac hh alti­ gen E in d ru c k a u f d a s G e m ü t h des BeschaueriJ herv«**' bringen soll. E r h a t w en igsten s n u r in seltenen len W e r k e geschaffen, w e lc h c sich d e r höchsten P°* te n z m enschlich er W ü r d e und H o h eit annähern. A n drea w a r mannigfach abhängig von äusseren V erh ältnissen, die zu ü b e rw in d e n e r w e d e r L ust no ch B e ru f in sich fühlte. E r b ra c h te sein Leben in d e r S p h ä re gem einer B ürg erlich keit zu, deren behagliche Vergnügungen ih m über Alles gingen, und w a r n ic h t im S ta n d e , die S o n n e n h ö h e des L eb en s, dahin ih n ein günstiges S ch icksa l e rh e b e n g ew o llt, zu ertragen. E r w a r w e d e r d u rc h grosse T ugenden no ch d urch grosse L eiden sch aften bew eg t. D ie blinde L iebe für seine F r a u , die m e h r als e i n e S ch uld a u f ihn ge­ w älzt, w a r n ic h t Leidenschaft, sondern S c h w a c h h e i t : e r w a r ein K i n d , das am G ängelbande geleitet sein

A n dr ea dol Sarto. Von Alf red R e u m o n t . Mit einem Grundriss dös Vorliofs der Servitenkircbe in Florenz. Leip­ zig, F. A. Brockliaus. 1835. ('231 und XXVI11 S. in gr. 12.) A n d rea del S a rlo w ir d u n te r den italienischen K ü n s tl e r n , w e lc h e die ersten Ja h r z e h n te des sech ­ z e hn te n J a h r h u n d e rts v e rh e r rlic h te n , mit R u h m ge­ n a n n t ; g e h ö rt er d och n ic h t zu den Meistern des er­ s t e n Ranges. E r h a tte ein sch ö n es, w o h l ausgebil­ detes T a l e n t , w elches eine bede ute nd e Anzahl anm uthsvoller Schöpfungen h e r v o r b ra c h te ; aber es fehlte ihm an derjenigen K raft des Chara-kleis, die von dein

210 w o llle. Um so in te re ss a n te r je d o c h is t es, den K a m p f seines edleren, k ün stlerisch e n D ra n g es m it d e r Misere des A lltagslebens zu beo bac hte n. D a s vorliegende W e r k entfaltet v o r uns in a n ­ sch au lic h e r W e is e das Bild dieses m er k w ü r d ig e n C h a ­ r a k t e r s , die V erh ältn isse in denen e r zu seiner Z e it stand und den bed eute nd en Kreis sein er W ir k s a m k e it. E s ist mit w a r m e r Liebe für den G egenstand geschrie­ b e n , stellt jedoch die w e n ig e r erfreulichen P a r t ie e n d e ss e lb e n , ohne sie ängstlich zu b e m ä n te ln , n u r in dem L ic h te freundlich th e iln e h m e n d e r S c h o n u n g dar. E s v e rb re ite t sich m it a n sp ruch loser G em essen h e it ü b e r einen d er interessan testen A b schn itte d e r n e u e ­ ren G eschichte und rec h tfertig t in vollem iYlaasse die günstigen E r w a r t u n g e n , w elche, die frü h eren A uf­ sätze des Verfassers im T ü b in g e r K u nsiblutte den F re u n d e n d er K unstgeschichte erregt haben. B rau ch b are V o rarb eiten fand der Verfasser v o r­ n eh m lich in Vasari’s B iographie des A n d r e a , d er als ein ergebener S c h ü le r dieses K ünstlers voraussetzlich aufs G enauste von dessen L eb ensu m sländ en und W i r ­ k e n u n te rric h te t sein k o n n t e : doch w a r e n auch hier, so w ie in den übrigen Biographieen V asari’s, m an n ig ­ fache Irrlhiim er und V ersehen zu berichtigen. S odann in Bindi’s JSolizle inedite d'Andrea del S a r to , raccolte da m anoscritti e documenti auteniiei (Florenz 1830), w e lc h e jedoch in Bezug auf K ritik und K ennlniss d er G esch ichte jen er Z eit ebenfalls Manches zu w ü n s c h e n lassen. E igene historische S tu d ien und ge nau ere S ic h ­ tu n g d er bei Vasari z e rs tre u te n N o liz e t ^ a u f d e r e i ­ nen S e it e , a u f der än d e rn eine genügende B e k a n n t­ schaft mit den W e r k e n A n d re a ’s , dazu ein m e h r jä h ­ rig e r Aufenthalt in F lorenz erfreuliche G eleg enheit h o t , m achten es dein Verf. m ö g lic h , B ed euten deres zu leisten, als seine Vorgänger, und d eu G egenstand im W e se n tlic h e n genügend zu erschöpfen. S o führt uns denn das vorliegende W e r k v o r ­ n e h m lic h in die engeren V erhältnisse eines m e h r biiro-crlichen K unstbelriebes e i n , w as um so interessant e r ist, als bisher in M onographieen der Art insgemein n u r die W ir k u n g sk re ise so lch cr K ü n stle r b eh an d e lt sind, w elch e sich m e h r an das öffentliche L eben des V olkes und an den Glanz fürstlicher T h ro n e ange­ schlossen haben. W i r sehen einen jungen un b em it­ telte n K ün stler v o r uns, der zuerst im engen A telier u n d in G em einschaft mit dem F reu nd e (Francia Bigio) beginnt, d er anfangs für geringfügigen Lohn, m e h r u m sich einen N a m en als Geld zu v e rd ie n e n , malt,

d e r sodann bald u n te r den M itbürgern A ch tu n g und A n se h en e r w i r b t , ab er auch in s p ä te re r Z e it im m e r n o c h diesen u n d jenen Auftrag a n n im m t, d e r , nacli u n sre n Begriffen, m e h r ins Bereic h des H a n d w e r k e s gehört. W ir sehen ih n n ic h t blos an je n e r h ö lzer­ n en D e k o r a ti o n , w o m it beim Einzüge des P ab stes in F loren z (1515) die Domfa$ade ge sc hm ü ckt w u rd e , die Reliefs m alen ; sondern auch die T riu m p h w a g e n des J o h a n n isfe s te s, ja sogar das B ra u tb ett des rei­ chen P ierfrancesco B orgherini m it den E rfindungen seines Pinsels auszieren. F röh lich e G esellschaften m it ih re n lusligen Fo rm alitäten, w ie sie die K ü nstler lieb­ ten , w e r d e n uns v orgeführt, und dann w ie d e ru m die E n g e des klösterlichen Asyls, dahin sich A ndrea, aus S c h e u v o r dem w o h lv e rd ie n te n Z orne des Königs vo n F ra n k r e ic h und v o r d e r V erach tu n g d e r Mitbürger, zu rü ckg ezog en. G leichzeitig sehen w i r die Ereignisse des öffentlichen Lebens v o r u n s , w e lch e je n e r Z e it m annigfach auch den einzelnen B ürger ergriffen, das letzte traurige R ingen der alten, einst so glo rreichen F re ih e it des florentinischen Staa tes, den Fall und die fu r c h tb a re S e uch e, w e lch e dieser ü ber die S ta d t füM'tc un d darin d er K ünstler e le n d , verlassen von dem W e ib e , dem e r R u h e und L eben sg lück geopfert hatte, un lerging. D e n grösseren T h eil des Buches jedoch n im m t die S c h ild e ru n g von A n d re a ’s kün stlerisch em C h a r a k ­ t e r und seiner einzelnen W e r k e e in , daran sich zu­ gleich se h r d a n k e n s w e r l h e B e m erk u n g e n ü b er eine R eih e m in d er b e d e u te n d e r Meister, die mit dem A n­ drea in V erbindung s t a n d e n , eines F ran cia Rigio, P o n to r m o , Puligo u. s. w . anschliessen. W i r heben zu näc hst ein P a a r Stellen a us, w e lc h e ein Beispiel von d e r D arslellnn g sw eise des Verf. geben m ö ge n: S. 38. „ W i r linden iu den .Jugendw erken des A n drea, bei denen die Z eit ih r e r Aufeinanderfolge als Maassftab ihres fortschreiten den W e r t h e s dienen kann, ein sich ausbildendes T a le n t , als dessen H a u p tm e r k ­ m ale ungekiinslellc N atü rlich k eit, treues S lre b e n na ch C h a r a k te r is tik , vernünftige A n o rd n u n g und Gruppir u n g , harm on ische F ä rb u n g und an m u thige D arstcl. l u n g , verb u n d e n m it rich tig er Z eic h n u n g , sich ausw eisen . In seinen ersten Leistungen zeigt er sich n o ch /etwas befangen. D ie Figuren sind ein w en ig h a g e r, die G e w ä n d e r eckig, die C om position dürftig. In keinem d ieser W e r k e muss man indess e in e n g ro ssa r t ig e n , ü berströ m en d en G e is t , einen bedeu te n d en R e ic h th u m an Ideen, eiue auffallende E i g e n t ü m l i c h ­

211 k e i t d e r Bildung, ein sehr warmes n n d lebhaftes Colorit e rw a rte n . Dies sind E igenschaften, w e lc h e uneerm K ü nstler n i c h t , so w ie j e n e , zu T he il g e w o r ­ den sind. S ein e W e r k e sind , w ie seia C h a ra k te r, freun dlich und an sprechend, au f ih re r S tufe vortreff­ l i c h , ohne A nsprüche au f D as m achen zu w o llen , w a s sie nic h t besitzen und w a s n ic h t iu ih re r N atur Andrea h a t den Umfang seiner kü nstle risch en Fälligkeiten se h r w o h l e r k a n n t , sich nie an G egen ­ stände g ew ag t, w e lc h e die k ü h n e und erhab ene P h a n ­ tasie eines B uonaroti o d er die B egeisterung des Urb in ate n e rf o rd e rn , so ndern m it ausdau ern dem Fleisse in einem b e s c h r ä n k te re n , ab er darum doch gew iss hö ch st l o b e n s w e r t e n Kreise s e i n T alen t zu d e r Höhe ausgebildet, deren es fähig w a r, und a u f diese W eise W e r k e g eliefert, w e lc h e für die B e w u n d e ru n g aller Z e ile n geschaffen sind. E r hätte sich vielleicht einen a u sg e d e h n te m Kreis eröffnen k ö n n e n , w e n n die n a­ tü rlic h e S c h ü c h te r n h e it seines C h a rak te rs es ih m e r ­ la u b t h ä t t e , w ä r e ab er d ad u rc h w a hrsch ein lich aus dem jenigen h c ra u s g e tre te n , in w elch em e r sich so r ü h m li c h , so angenehm, und lieb ensw ü rd ig gezeigt hat. Sein S ty l ha t z w a r n a c h h e r an G rö sse, seine C om posilion an Mannigfaltigkeit und W e c h se l zugenorm nen — lclzlere aber hat niemals einen se h r gros­ sen R e ic h lh u m an Ideen gezeigt, w äh re n d seine N a­ tü r li c h k e it , d eren re inste E i g e n t ü m l i c h k e i t w i r in seinen Jugen db ildern finden, dadurch vielleicht e tw a s v e r w is c h t w o rd e n ist. Sein C olorit hat s p ä te r se h r g e w o n n e n , so dass e r auch in diesem Bezüge u n te r den florenlinischen K ünstlern seiner Z eit einen b e ­ deu tend en Rang ein nim m t, namentlich w as eine voll­ k o m m e n e K ennlniss d er Harm onie der Farben betrifft, o h n e dass es indessen doch, mit höchst w enigen A us­ n ah m en , e n tw e d e r seh r lebhaft od er w a rm g ew o rd e n w ä r e , w esh alb cs du rch die W e r k e so w o h l m e h r e ­ r e r u n te r den früheren F lo r e n ti n e r n , als auch d urch F r a ß a rto lo m m e o , B u giard in i, A lbertinelli, Kidolfo G liirlandajo u. A. seh r in S c h a lte n gestellt w ir d .“ U. s. w . — S. 74. „ D a die Zahl d er M adonnenbilder u n d heiligen Familien unseres Künsllers, w elche zum Theil v on Vasari e r w ä h n t , theils übergangen w e r d e n , und in den v erschiedenen G alerien E u ro p as u n te r del Sart o ’s Namen bekannt. sii\d, ziemlich b edeu tend ist: so w ird es nö th ig , d ie je n ig e n , w e lc h e seiner m ittleren E p o ch e anztigehören s c h ein e n , u n te r einem G esichts­ p u n k te zusam men zu fassen . . . . Sehen w ir nun

v o re rst a u f den allgemeinen C h a r a k te r d e r heiligen F am ilien A n d re a’s, so müssen w i r in seinen Marien n ic h t den glühenden Affect, die idealische F rö m m ig ­ k e i t , die v erk läre n d e Z a rth e it und A n m u th suchen, w e lc h e w i r in Raffael s Madonna del G randuca, della Seggiola und di Casa T e m p i, oder in G o rie g g io s r ü h r e n d e r , das ih r entgegen lächelnde Kind an b e te n ­ d e n , jungfräulichen M u tter v erk örpe rt sehen. Es ist v ielleich t N ie m andem als diesen beiden Malern h ie r soll n u r a u f die C inq u ece n tisten gedeutet w e r ­ den , den e tw a s A nderes a usd rü ck end en und bezw ekk en d e n T y p u s d er beiden früheren Ja h r h u n d e rte über­ gehend — v o llk om m en gelungen, das Geistige in der Idee d e r M a ria , w ie es in d er Brust d e r Christen un d den fro m m en L ied ern des Mittelalters l e b t , in s ein er ganzen üb erirdischen R ein h eit aufzufassen un d w ie derzugeben. Giulio R om ano ist schon m ateriell; Parniegianino hat die G ren ze d er N atü rlichk eit über; s c h ritte n und streift h a rt an A ffektalion; ß u o n a r o t1 m alte a n tik e H e ro in e n ; bei Fra ß arlo lo m m eo h errsch t d er C h a r a k te r des Sanften und d er Reiz des M ütter­ lichen fast, durchgängig üb er den gö ttlich er Begeiste­ r u n g vor. In del S arto's Madonnen spricht sich eine frisc h e , b lü h e n d e , oft kräftige N a tu r a u s ; aber sic tragen nich t die A ureole des G eistigen, des Unaus­ sp re c h b a re n , des Him mlisch - S e hnsücht ig e n , mit der w i r uns M arien’s H a u p t so gern umgeben denken, und ohne w e lc h e sie ihres schönsten Reizes verlustig geht. Seine Marienköpfe sind bisweilen sogar e tw a s h art und strenge und erin nern zu se h r an «las Modell, dessen er sich dabei bed ient h a t , ohne die W ir k u n g zu e rr e g e n , als w ären sie aus h ö h e re r geistiger An­ sch auu ng hervorgegangen. Da sie nun m e h r o de r w e­ niger den Gesichtsziigen seiner G attin nachgebildet sind (indem Vasari ausdrücklich b e m e r k t , dass er nie w eiblich e G e sich ter m a lle , die e r n ich t von ih r e n t l e h n te , und dass, w e n n e r auch bisweilen andere zum Modell nahm , es dennoch geschah, dass alle seine F raue nk öp fe ih r g lich en , w e il e r sie so oft gezeich­ n e t und, w a s noch m ehr, beständig in Sinn und G e ­ dan ken halte): so haben die meisten Darstellungen u n verke nn ba re Fam ilienähnlichkeit. Zum Ideal h at A ndrea sich dabei nie erh ob en. In seinen sp äte ren W 'erken verliess er in e tw a s diese Linie, w e lc h e man beinahe einen T y p u s ne nn en m ö c h t e ; das P o r t r a it v e rs c h w in d e t m e h r , w ie z. B. in d er Madonna del S acco und d e r letzten für O ttav ian (de’ Medici) ge­ m alten (jelzt im Pal. P il li ) , u nd seine Marienköpfe

212 w e r d e n zum Theil sanfter, fr e u n d lic h e r u n d anmuthiger, kön nen ab er d an n eine g ew isse n ü c h te rn e O b e r­ flächlichkeit b isw eile n n ic h t v erleug nen .“ „ D ie K in der sind bei A n d re a , sow o l w a s die K öpfe als die L e ib e r betrifft, meist von au sg e zeic h ­ n e t e r S c h ö n h e it u n d W a h r h e i t , und W e n ig e mögen sich darin m it ih m zu messen iin S ta n d e sein. Ueb e r h a u p t ein v o lle n d e te r anato m ischer Z e ic h n e r , h a t e r n a m e n tlic h in diesen fast durchg ehen ds seine grosse K u n s t u nd K euntniss an den Tag gelegt. D o c h d arf die B e m e rk u n g n ich t übergaugen w e r d e n , dass er sich einige Male, w as Stellung s o w o h l als A u sd ru ck betrifft, etw as von jen er Grazie en tfe rn t hat, die m an bei ihm im A llgemeinen findet. Es m ag ihn dazu ein bei seinen Z eitgenossen n ic h t u n g ew ö h n lich e r, d u rc h die E in w irk u n g d e r Michel-A ngelo’sch cn S c h u le lei­ der bis zu r ca rik irte n Manier gesteig erte r H ang v e r ­ le ite t h a b e u , ü b e r die G renzen des N atü rlich en hiuauszugehen. E in e seiner für die sitzenden Je s u s k in ­ d e r üblichen S te l lu n g e n , fü r die e r sogar eine A r t V orliebe gefasst zu haben s c h e in t, ist jene, das eine Bein so straff a u s z u s tre c k e n , dass cs bein ah e u n n a ­ tü rlic h w i r d , und die Muskeln ein en S ta r r k r a m p f zu ha b e n scheinen. D ies finden w i r in d e r M adonna dcl S a c c o , in ein er än d ern im P a la s t P i t l i , in ein er k le in e n M adonna d e r G alerie N o c c h i u n d anderen. D a s Kind in seinem b e rü h m te ste n W e r k e , d er Ma­ d on na di San F ran cesco (in d er T rib ü n e d er Uffizien), k a n n sich n u r d u rc h eine A rt W u n d e r in sein er ge­ w a g te n S te llu n g e rha lten .“ — In d e m d er Verf. ähnlich, w ie in diesen allgemei­ nen B e m e rk u n g e n , auch in die C h ara k te ris tik der einzelnen W e r k e A n d re a ’s eiu geh t und un parteiisch das Treffliche von dem m ind er B edeutenden sondert, e rh alte n w i r eine erfreuliche U ebersicht sein er künst* lerischen Leisl ungen, w e lc h e z w a r insofern n ic h t bis z u r gänzlichen B eendigung d u rch zu fü hren w a r , als W e r k e u nter dem N am en dieses K ünstlers ü b e r alle b e d e u te n d ere n Gallerieen v e rs tre u t sind und eine u m ­ fassende K ritik üb er de ren W e r t h u n d A e c h th e it k a u m u n t e r den günstigsten Umständen möglich sein d ü rfte ; w e lc h e jedoch bei W e it e m das W ic h tig s te in sich fasst und um so m e h r g e n ü g t, als d e r W i r ­ k u n g sk re is des A ndrea eben in engere G ränzen ein­ geschlossen w a r und seine E i g e n t ü m l i c h k e i t sich fast überall, je n a c h den verschieden en S tu fen seiner E n tw ic k e lu n g , w ied erh o lt. Z u b e dau ern jed och ist es, dass der Verf. n ic h t eine so ndernd e Kapitel-Ein-

th eilu n g an g e o rd n e t h a t, w e lc h e diese U eb ersicht n o ch uni Vieles e r l e ic h t e r t, dem L eser einige w ü n sc h e n s­ w e r t e R u h e p u n k te gegeben und v orn eh m lich ein b eq u em e res N achschlagcn begünstigt haben w ü rd e . E in se h r sorgfältig gearbeitetes ch ronologisches Verzeie hniss d e r W e r k e A n d r e a ’s , w elch es zugleich die K up ferstech er, die die einzelnen G emälde gestoch en, und die O r te ihres je tzigen A u fen tha lts a n fü h r t, beschlicsst das Buch. W i r hoffen, dass d er Verf. sein V erd ienst um die G esch ic h te d e r K u n st n ic h t bei dieser einzelnen M o n o g r a p h ie b e w e n d e n la s s e n , so ndern au ch n o ch a n d re äh nliche A rb e it e n , ge stü tz t a u f die S tu dien, d azu ihn sein lä n g erer A u fe n th a lt in Italien v e ra n ­ lasst h a t , folgen lassen w i r d * ) . F. Kugler.

D ie siebente K u n sta u sste llu n g zu H a lb e rsta d t. ( F o rts e tz u n g . ) D u r c h saubere F a rb e uu d emsige A usfüh ru ng z e ic h ne n sich K alte n m o ser’s kleine K ab inettb ild er a u f das A n g e n e h m ste aus. In d er „ L ie b e s e rk lä ru n g “ ist d er A u sd ru c k sc h w a c h , in d e r „ W a h r s a g e r i n “ e tw a s übertrieben. A uc h H ein el’s Idy llen gefallen sehr. W a s denselben an geistig er Tiefe abgehet, su c h t d er K ü n st­ le r durch Flciss d e r A usführung zu ersetzen. Viel­ leich t bedenken beide K ü nstler nich t, dass d u rc h eine zu m ühsam e A usführung das Geistige v e r l ie r t! L o ­ re n z Q uaglio zeigt uns das T y r o le r A lm enleben vo u d er h eitersten u ud gefälligsten S e it e , w en n g le ic h seinen Figuren oft m e h r L eb en zu w ü n s c h e n bleibt. R e c h t fleissig au sg efü h rt ist die G ruppe iin Z im m er des Schlosses H o h en sch w an g au , eine D am e m it z w e i K in d ern im m ittelalte rlich en Costüme. T isch b e iu ’s „M äd ch en von S chliesen“ , das einen e tw a s plum pen K ah n le n k t und von einem J ä g e r angerufen w ird, ist v o n massigem V erdienst. Mende h a t denselben Zillerth a l e r B uben v o r seinem Mues und m it der S chalm ei g e m a lt; seine D arstellu ng sw eise ist e i g e n t ü m l i c h , p ik a n t, doch n ic h t gefällig. V on E m b d c ’s in Cassel „M ädch en am B r u n n e n , deä voreilig v erabsch iedeten G eliebten g e d e n k e n d 4, ist ansprechen d un d hübsch genug, um bald einen n euen L ie b h ab er zu finden. Embden. h ä lt sich stets in einem b e s c h r ä n k t e n , dem P o rtr a it v e r w a n d te n Kreise, ab er e r le iste t hierin w irk lic h *) Ueber das neuerworbene grosse Gemälde des A. del Sarto im K. Museum zu Berlin berichten wir nächstens.

213 A usgezeichnetes. F re u d c n b e rg e r’s „ W ir lh s h a u s s c e n e “ is t ein tü c h tig Bild. E in derber, k räftiger' M enschen­ schlag m i t e tw a s grossen Nasen ist h ie r in maleri­ schen G ru p p en versam m e lt; in den F ig uren viel A u s­ d ru c k un d C h a ra k te r in dem Bilde, ab er m e h r d u n ­ k e l als heildunkel. S e y le i tt e r ’s „ F id l e r“ ist nic h t auf­ m erksam a u sgefü hrt, d er Geige u. a. fehlen die S a i­ ten. Miiller’s „ H u n d e un d Affentanz“ eine reich e G ruppe, die n ic h t r e c h t a u se in a n d e rg e h e t; das Bild h a t Ilu m o r, aber k einen K aum. Mories aus Copenhagen in M ün ch en, ein „ J ä g e r u nd sein M ädchen,“ d u rc h W a h r h e i t iin A u sd ru ck und richtige Z eichnung v erd ie n stlic h , a b e r n ic h t gut, v ielm eh r scharf, in d er F arbe. K r e u l, eine „ B r a u t liest den Brief des e n t­ fernten G elieb ten “ ist sch on d u rch die Stellung von d e r K ind erg ru p p e so g e s o n d e r t, dass z w e i g etren nte H andlu ng en in dem selben Bilde sind. D ie C arn atio n is t w ie g e s c h m in k t, die A usführung fleissig u nd lob e n s w e rth . M u n k ’s „ S c h u h m a c h e r w e r k s ta t t“ ist, ei­ n e r scherzhaften A n d e u tu n g w eg en, ein Bild für das grosse P u b lik u m 3 einzelne F iguren sind auffallend u n ­ rich tig g ezeichn et u n d das Bild ohne Luftperspective. S im o n sen ’s „S c e n e v o r einem bairischen P oslha use im G ebirge“ ist m it G eist un d H u m o r so r e c h t aus dem L eben gegriffen. D ie Sch nellp ost ist zum Abfah ren b e re i t, d er Postillon bläst, die Mehrzahl der Passagiere ist eingestiegen, ein d ic k e r H e r r , anschei­ n en d E n g lä n d e r , s tü rtz t n o c h eine S ta n z e B ier h in ­ u n t e r , eine A u fw ärterin hält ih m die S e r v i e tt e , ein K elln er den T u b u s, eine artige junge D am e tre ib t zum E insleigen — sie mag n ic h t die E is t e sein und sich dem D ru c k e des feisten Manncfe aussetzen, Alles v oller L eb en und L a u n e ! schade, dass nich t Reiz d e r F a rb e und zauberisches H elldu nk el die Illusion des­ selben erh öh et. Ist Sirnonsen ein n och junger K ün st­ ler, so d arf m an sich viel von ihm v ersprechen. E in 9 bis 10 Zoll grosses Miniaturbild von T h u g u t H e in­ ric h in M ünchen ist ein w a h re s Bijou. D ie v ie r K in­ d e r w e lc h e K a rten h ä u s er b a u e n , sind lieblich und zart, voller M u n terk e it und N aivetät, auch schön und h ö ch st delik at gemalt. H olm ’s „ B ä re n “ sind als e tw a s Ausgezeichnetes in ih r e r A rt zu n e n n e n , sie ü berraschen d u rch grosse W a h r h e i t un d fleissige Ausführung. A ltm ann ’s „ G e m ­ sen von einem G e ie r angegriffen“ v erdienen ein ähnsiches Lob. H ab erschad en und C. Hess in München, w ie S im m ler in D üsseldo rf h aben u n te r den H aus­ th ie rm ale rn den V o rran g be hau pte t.

D ie vorzüglichsten und bestg eo rdn eten F r u c h t­ stü ck e h a tte n w ir von E. Schulz in Berlin, und von S c h a rtm a n n in Düsseldorf. Schulz h a t sich in N a ­ t u r w a h r h e i t d er D arstellung w ie in der F a rb e n o ch w e sen tlich verbessert. S c h a r lm a n n ’s Pflaumen lad en zum E s s e n , die W e in tra u b e n sind genau, w ie m a n diese im S e p te m b e r in R heingau findet. Ein S trau ss von w un d ersch ö n en C am m ellien, ge­ m alt von S p a rm a n n in D r e s d e n , w u rd e allgemein b e w u n d e rt, w ie die b i 3 zu r T äusch un g ausgeführten B lum en von N a ch tm a n n in München. • A u ch die S c u lp tu r w a r w ü rd ig rep ra se n tirt und m it be sonderem V ergnügen e rw ä h n e ic h d e r „Jungfer L o re n tz “ vom P ro fessor R a u c h , im m eisterh aft ge­ lungenen Bronzeguss, m e h r e re r Reliefs vom P rofessor T ie c k u n d ein er Magdalene in carrarischem Marmor vom Professor P o zzi in Mannheim. U eb er die R esultate derA usstcllu ng berich te ich nächstens. — (F o rtse tzu ng folgt.)

XjI t lt o g r ap h i e e n. K un stM iithen .

Sam jnlung lith og rap h isch er N ach­ bildungen vo rzü glicher M eisterw erk e der alten u n d neuen Z eit am R heine. Mit besonderem H in­ b lic k a u f die A k ade m ie zu Düsseldorf. Z eich ­ n u n g , D r u c k und Verlag von G e b r ü d e r K e h r u n d N i e s s e n , lithographisches In s titu t und K u nsth and lu ng in Cöln.

D ie L ith og rap hieen , w e lc h e seit k u rz e r Z eit aus dem genannten In s titu t he rvorgegangen sin d, haben sich schnell beim P u b lik u m beliebt g e m a c h t; sie smd d er Mehrzahl n ach eben so trefflich aufgefasst, w ie sau be r und in g u te r Harm onie ausgeführt, d er D ru ck kräftig u n d , o h n e irgend kalt zu s e i n , doch n ic h t von ü bertrieb enem G lan ze, die G egenstände selbst so allgemein a n s p rec h e n d , dass w e n ig zur w e ite r e n Empfehlung zu sagen sein dürfte. Dos bedeutendste u n te r den U nte rneh m u ng en des Instituts sind die ge­ n a n n te n K u n s t b l ü t h e n , ü b er deren Z w e c k und A usdehuung bereits ein fr ü h e r mitgetheilter P r o s p e k . tus b erichtet hat. S ie en th alten ausgezeichnete W e r k e d er Malerei, die sich in der G egend des N iederrheins befinden, v o rn e h m lic h so lc h e , die aus d er Düssel­ do rfer S ch u le hervo rg egan gen sind. Folgende Blät­

214 t e r u n te r den b is h e r ers c h ie n e n e n liegen u n s so eben vor: D e r K l o s t e r h o f i m S c h n e e , gem. von C. F. Lessing, lith. von A. Boruna. J e n e s trü b e m ela n c h o ­ lische Bild m it d e r d iirren schneebeladenen T a n n e u n d dem ein g efroren en Brunnen, m it den eing eschn ei­ te n n i e d e r k a u e r n d e n W ü c h le rs ta lu e n und dem dü ste­ r e n K reu zg an g e, in dessen D un kel siel» leise d er L e i­ c h e n z u g d er N onnen liinbewegt. D e r G esam m teind ru c k des Bildes, die lo cker angefrorenen Schnpemass e n , die Kälte im G e ste in, ist trefflich w ie d e rg e g e ­ b e n ; n u r dürfte das e i g e n t ü m l i c h e Reflexlicht, w e l­ ches im Original, so viel uns erinnerlich, von so be­ d e u te n d e r W i r k u n g w a r , nicht genügend b e o b a c h te t w o r d e n sein. Jeden falls ist die E rscheinung dieses B lattes se h r e rf re u lic h , da es bisher au einer g uten N ach b ild u n g dieses Gemäldes fehlte. D i e K i n d e r i m K a h n (die W a r n u n g v o r der W a s s e rn ix e ) , gern, von T h. H ildeh ra nd t, lilli. von B. W e is s . A uch von diesem B ild ch en , w elch es so un­ gem ein beliebt ist, w a re n bisher n u r mitlelm ässige L itho grapliieen v erb re ite t; die vorliegende ist vorzüg­ lich gelungen und von reizend ster W ir k u n g . D i e K e g e l b a h n , gem. von Pislorius, lith. von I. G. S ch rein e r. Ein M eiste rw erk in Bezug au f feine Auffassung und D u rch fü h ru n g d er verschiedenen C h a ­ ra k te re . D e r sorgfältigste Kupferstich k ö n n te diese mannigfaltigen Ph ysio gn om ieen und den sp rechenden A u sd ru ck derselben nicht g e n a u e r und mit g rösserer L e b e n d ig k eit w ied erg e b e n . A u ch die Haltung des Ganzen ist vortrefflich. R i n n i d u n d A r m i d e , gem. von C. So hn , lith. von B. W;eiss. Ebenfalls höchst sauber und w o h lg e ­ lu ngen in B etrac h t der technischen Ausführung. Dass S o h n ’s grosses T a le n t h ier noch nicht e n tw ic k e lt w a r, dass das Ganze ziemlich absichtlich erscheint und die S c h ö n h e it n u r in einzelnen P a rtie e n gefunden w ir d , is t n ic h t Schuld des L ith o grap hen . D i e L a u t e n s p i e l e r i n , gern, vo n A. Sch m id t, lilhog. vo n I. G. S c h r e i n e r , dürfte füglich in einer d u rc h O riginalität und 1 bendiges Gefühl ausgezeich­ n ete n Folge von K u n stw e rk e n fehlen können, L a n d s c h a f t , gem. yon H o bb em a, lith. von A. Borum. Ein sch lich tes, durch seine einfache W a h r ­ h e it an sp re ch en d e s Bild, leid er e t w a s zu m ono ton w iedergegeben. D i e M u t t e r d e s P. R e m b r a n d , gem. von N. Maas, und d e r b e t e n d e F r a n z i s k a u e r m ö n c h ,

g e m . v o n A. van S tav cren , beide lith. von B. W e is s geben treffliche Beispiele jenes vielbeliebten feineren G e nre fach s d e r alte n H o llän der und e n tsprech en d e r sauberen A usführung und den zierlichen L ichteflekt e n , die in diesen Dai Stellungen insgemein v o r h e r r ­ s c h e n , m it gutem Erfolge. M a t e r d o l o r o s a , gem. von C. D olce, lith. vo n I. P K e h r , n ä h e rt sich der z a rte n , glatten un d verblasenen Manier des Italieners ebenfalls in se h r w o h l, gelungener W e is e und w ird den F reu nd en desselben eine w illk o m m en e E rsch ein u n g sein. S äm rnlliche B lätter sind mit d er B ezeichnung des g e g e n w ä rtig e n Besitzers der Gemälde versehen.

S a m m l u n g von L i t h o g r a p h i e n nach den v o r­ züglichsten G emälden der Königlichen G a l l e r i e z u D r e s d e n , L e ip z ig , im , V e r l a g e von J u l i u s W u n d e r . U e b e r das Allgemeine dieses grossartig angele g­ te n P r a c h t w e r k e s haben w i r uns schon frü he r (1835, No. 43.) ausgesprochen. G e g e n w ä rtig liegt uns die z w e i t e L i e f e r u n g v o r , in der sich ebenfalls die Trefflichkeit des P a ris e r S te in d ru c k s zeigt. S ie be ­ steh t aus folgenden B lätte rn:

L a Ste. P ier ge d'apres Holbein. (Fiebiger del., J . Maurin lith.). H arm o nie des Tons und geistreiche D u rc h fü h ru n g d e r P o rlrailk ö p fe zeich nen dies Blatt v o rth eilh aft a u s , w enngleich eine gew isse T r o c k e n ­ heit in d e r Auffassung nich t geläugnet w e rd e n kann. D e r erk lären d e T e x t giebt zu diesem w ie zu den folgnuden Blättern mannigfach in leressan .e N o tiz en ; w i r b e d a u e rn , dass die s e n tim e n ta l-m o d e r n e E rk lä ru n g des Bildes, w e lche s ohne allen G rund in dem K inde au f den A rm en der Him m elskönigin ein v ersto rb enes Glied d e r Familie e rk e n n t und den n ack te n K nab en im Vorgi^unde, den der ältere B ruder um fasst, für das C h risluskind a u s g i e b t,i n den T ext als passlich auf­ g enom m en und ih r n ic h t-d ie einfach zu Tage liegen­ den G r ü n d e , — dass dergleichen gar n ic h t dein G eiste jen er Z eit gemäss ist und dass w e nigstens e tw a s so ganz U ngew öhnliches d urch die bestim m teste S y m ­ bolik bezeichn et w o rd e n w ä r e , — en tgegengesetzt sind.

V M e lie r d'Adrien van Ostade. (fCallmeyer dels Leon ISoel lith.) E in Blatt von v o r t r e f f l i c h e r W irk un g. D ie L ichtspiele, die das seltsam aufgepulzte G em ach erfüllen und in m annigfachen Reflexen die S c h atte n p artie e n erhellen, sind hier ebenso glücklich w ie d e r ­

215 gegeben, w ie die b unfe U nordn un g des M alergeräthes sich trefflich zu einem G anzen einigt.

L a Chasse au sangUcr (Tapres P. P. Rubens. (Hauch del., hth. par Deroy, les ß g u re s par Julien , les figures Par Leon JVoe/J) D ie grossartig schöne landschaftliche

Composition

u nd das w ild e T reib en d e r Ja g d des R u b en s’schen Meisterbildes sind h ier mit G lück n a c h ­ gebildet ; eine freie , geistreiche T ec h n ik s tim m t w o h l zu dem k ü h n e n V orträge des Meisters. L a fu ite en E g y p te , d'apres Claude Gelee d it le Lorrain. (Deroy lith.) Auch dies Blalt giebt die Eig entliüm lich keit des O rigin ales, jenen w u n d e rb a re n A d e l , jene H e ite r k e it und Z a r t h e i t , w e lch e C laude L o rrain zu dem schönsten Meister im F a ch e d e rL a n d sch aftm a le rei e r h e b e n , in erfreu lich ster W e is e w i e ­ der. D ie G e s a m m tw irk u n g des Blattes ist eben so trefflich, w ie die D u rch fü h ru n g im Einzelnen liebevoll und doch zugleich frei un d fern vo n aller k le in­ lichen A engstlichkeit. W i r w ü n sc h e n , dass das U n te rn e h m e n ein en r ü ­ stigen F o rtg a n g h ab en möge. D e r T r i u m p h C h r i s t i . T i t i a n inven. N a c h Andreas A n d r i a n u s H olzschnitt lith. R o b e r t T h e e r , 1836. W ie n . D ies m e r k w ü r d ig e , aus acht B lättern besteh en de W e r k ist h ie r in einem genauen Facsimile w ie d e r­ h olt u n d den F reu n d e n d er K unstgeschichte , bei d e r S e lte n h e it des O rigin ales, eine w illk o m m en e E rscheinung.

M ittheilungen aus Paris*)« D e r K önig Louis P h i l :pp h a t den grassartigen E n tschluss gefasst, das Schloss v o n V e r s a i 11 es, dies m ächtige historische Monument, aus seinen R uinen zu r e t t e n ; er w ill ihm den C h a ra k te r d er Grösse erh a l­ ten, w e lc h c den E pochen, die es darstellt, e i g e n t ü m ­ lich ist; er will Alles w ied erh erstcllcu , Alles b e w a h ­ r e n , Alles vervollständigen. Viele A ndre in seiner S telle w ü r d e n A lle s , in der I d e e , es besser zu m a ­ ch e n , umgesliirzt haben und w ir w ü rd e n g e g e n w ä r­ tig S tein h au fe n a u f die E n tsch e id u n g der K am m e rn ha rren sehen. *) Zu den Berichten des Grafen A. von Racyznski über Paris gehörig. (Vergl. INo. 25, S. 20l), Anm.)

In d er ersten E tage sind das A m e u b lem en t und die g anze arc hite kto nisch e A nordn un g so w ie d e r h e r ­ gestellt, w ie sie zu r Z e it Ludwigs X IV . w a re n . D iese R e stau ra tio n ist. u n t e r Napoleon begonnen und u n te r den B ourbonen d e r älteren Linie forlgesetzt w o r d e n j es ist das W e r k v on w e n i g s t e n s * 25 Jahren. N ichts ist in dem P la n e des grossen Königs veränd ert w o r ­ d e n ; die V e rg old un ge n, die Malereien sind sorgfältig ergän zt w o r d e n ; w e n n dieser König zum Leben zu ­ r ü c k k e h r te , so w ü r d e e r seine G e m ä c h e r in dem Z u. Stande w iederfinden, in dem e r sie verlassen ba t. D ie G em älde von Le Brun und Van der Meulen, die sich beim T o d e L u d w ig s X V I . in d e r G obelins-Fabrik be­ fa n d e n , sind an ih re S telle z u rü c k v e r s e tz t; es befin­ d e t sich daselbst n u r ein einziges n eueres G e m ä ld e : L u d w i g X I V . , w e l c h e r P h i l i p p V. d e n G e ­ s a n d t e n S p a n i e n s v o r s t e l l t , von G erard. L u d ­ w i g X V II I. ha t dasselbe in Gobelin w ied erho len las­ s e n ; diese W ied e rh o lu n g befindet sich in den Tuillerieen. D as E rdgeschoss von Versailles ist in ein histo­ risches Museum um gew andelt. D ie Gemälde, w elch e L ouis P hilipp hinzugefügt. hat und die zum T h eil in seinem A ufträge angefertigt sin d , machen n u r einen kleinen Theil d er S am m lun g a u s, die er in m ehrere S äle v erth eilt hat. E r hat hier eine grosse Anzahl von G em älden vereinigt, die seit 1789 d urc h die v e r­ sc hiedenen Regierungen zu demselben Z w e c k h e rv o r­ gerufen w o rd en sind. Die W e r k e von D a v id , G e­ r a r d , G ro s, G irod et und G uerin sind hier u n te r die tr a u rig bu ntsch eckig en Gemälde g em isc h t, die in der E ile a u f N apoleons Befehl äusgefiihrt w u r d e n und die in ihrem rohen und tr o ck n en F arben ton mit de­ n en des Van d e r Meulen co n trastiren , w e lc h e letzte­ ren sich d u rch ein a n m u t i g e s C olorit a u s z e ic h n e n . D e r König Louis Philipp hat diese S a m m lun g v e r v o l l ­ ständigt, ab er alle G emälde e n ts p rec h e n n ic h t d e r Grösse des G e dan ke ns w e lc h e r den Plan gegeben hat. Indess w ird diese ausgedehnte Sam m lung in m e h r als einer A rt N utzen und Interesse g e w ä h re n : sie w ird einst vielleicht Versailles gegen die Z e rstö re r b esc h ü tz en ; sie w i r d ein auffallendes Beispiel des menschlichen W ech sels un d d er politischen U m w äl­ zungen g e w ä h re n und deren Gefahren zeigen. In je* dem Fall w ird es ein sch ön er und g u le r U nterrich t in d er G esch ich te sein. N eben diesen historischen u nd k riegerischen Ma­ le re ie n , die nach den J a h r e n g e o rd n e t nn d m it Ara-

216 b esk en in Bezug a u f dieselben W a ffe n !b a te n um geben sind, b efind et.sieb daselbst n o c h eine se h r b edeutende S am m lung vou P o r t r a it s d e r Marschälle und G rossA dm irale F ra n k r e ic h s in chro n o lo g isch e r Folge, eine S am m lu n g von den P o r t r a i t s d er H e rrsc h e r und k ö ­ niglichen P r i n z e n , « i n e unendliche Gallerie von O r ­ te n o d e r L a n d sc h a fte n , ausgeführt v on Bagetti, w e l ­ ch e das L o cal d e r K riegsbegebenheiten seit 1789 dar­ stellen. D ie K o rrid o re des Schlosses sind m it e in e r U n zah l v o n S cu lpturen , aus dem M useum d e r p etits A u g u stin s , a n g e f ü l lt: kn ic eo d e Könige u n d K ö n ig in n e n , K rieg er, S ta a tsm ä n n e r u n d G elehrte. E in e Ueitersta tue L u d w ig s X IV ., neuerdings in B ronze gegossen, s c h m ü c k t den H o f von Versailles. D ie A u s­ gaben Louis P h il ip p ’s fü r die Vollendung von V e r­ sailles belaufen sich a u f 8 bis 9 Millionen Fran k e n . N o c b im J. 1830 rathschla gte man, ob m an das Schoss ze rs tö re n und die Materialien verkau fen , o d e r ob m an die Inv alid en, das H otel-D ieu, M anufakturen u. dergl. dahin bringen sollle. V on den sch lec hten V e rä n d e ru n g e n , die seit. L u d ­ w ig X V . in d er E in thc ilun g d e r Z im m e r gem ac h t w a r e n , h a t m an n ich ts w e i t e r b e ib e h a lte n , als w a s sich a u f die G e m ä c h e r d er u ng lück lich en Marie A n ­ to i n e tt e bezieht. D ie F e stig k e it d er n e a e n U n te rb a u ­ te n in geh au en en S te in e n co n tr a stirt m it d er u n v e r ­ ständ igen L e ich tig k e it d er alten A rc h ite k tu r . Man b e d a rf m e h r als sieben S tu n d e n , um in der E ile die u eue E in ric h tu n g des Schlosses zu s e h e n ; die R e s ta u ­ ra tio n d e r K apelle ist besondere von g rö sser P r a c h t E iu c G allerie von 380 Fuss B r e i t e , m it einem D a c h vdn gegossenem E isen v e rs e h e n , is t dem alten B au binzugefügt w o rd e n . D e r G raf A. d e B a s t a r d ist m it einem W7e rk e b e sc h ä ftig t, w e lche s als eine Zierde für F ra n k r e ic h u n d für die K u n st aller L ä n d e r b e tr a c h te t w e r d e n k a n n . E r erlaubte mir, einige bereits vollendete L ie ­ ferungen, so w ie eine grosse A nza hl a lte r M iniaturen u n d M anuscripte zu s e h e n , w e lc h e zur A nfertigung d e r P latten ben utzt w o rd e n sind. D ies W e r k w ird die G esch ichte der Malerei seit den en tfe rn te ste n E p o ­ ch en d e r ch ristlic h en Z eitre c h n u n g umfassen. Je d e s vollständige E x e m p la r dieses präch tig en W e r k e s wi r d 6ich, w e n u ich n ic h t irre, a u f 12,000 F ra n k e n b elau ­ fen u n d e t w a 100 P la tte n e n th a l te n , vou ein er V ol­ le n d u n g , w ie m an biß je tz t vielleicht noch k e in Bei­ spiel in Bezug au f G enauigkeit, Sorgfalt und F e in h eit

G edruckt bei J.

d e r A usführung gesehen hat. D ie M iniaturen in H a n d ­ s c h r ifte n , w e lc h e bis zu den Z eiten des G reg o r von T o u rs u n d des b. M artin z iu u ck g e h en , ha b e n die e r ­ sten M uster zu d en Copien, w e lc h e in dem W e r k en th a lte n s in d , ge liefert: m an w ü r d e 6ich v ielleich t ric h tig e r a u s d r ü c k e n , w e n n m a n sagte, dass dies die M iniature n selbst siud, vervielfältigt u nd u e u h e rv o r­ gebracht. D ie U n te rs tü tz u n g , w e lc h e die französische Re-, gierun g H rn. de B a sta rd b e w illig t, lässt h o ll e n , dass dies w eilläu ftige U n tern e h m e n b ee n d e t w e r d e n w i r d ; d e r E ife r des U rhebers giebt im Uebrigen alle n u r w ü n s c h e n s w e r t e Bürgschaft. E s b e d a rf in d e r T h a t z w e ie r so m ächtigen T rieb fe d e rn , um ein so k o stb a ­ res und so schw ieriges U n tern e h m en ins W e r k zu richten. In d e r V o ra u sse tzu n g , dass die P u b lik a tio n der einzelnen L ieferungen in einem Z e itra u m v o n 10 J a h ­ re n erfolgt sein w ird , ist a nzu ne hm en, dass die jäh r­ liche Ausgabe vo n S eilen der S u b s c r ib e n te n d ie S u m m e von 1000 F r a n k e n n ic h t be träc hlic h ü be rsch reite naw ird . D ie G em älde sam m lung des G rafen71. P o u r t a l e s zu P aris ist vorzüglich reic h an italienischen G em äl­ d e n , d eren O rig in a litä t so augenfällig i s t , dass m an bei ihrem A n blick g ew isserm assen g e zw u ng en w'ird, die N am e n d er Meisler, w e lc h e dieselben v erfertig t h a b e n , zu nennen. Mit A u snah m e von Italien, w o so viel schöne und reiche P riv atsam m lu n g en v o r h a n ­ den sind , habe ich d eren n irge nd an ders eine ä h n ­ liche gesehen, die m it eben so viel G esch m ack , T a k t, K ritik und T re u e angelegt ist.

K u n s t-A n z e ig e . In d e r lithographischen K u nstan stalt v on F ra u z Hanfstängl in D resden ist erschienen und von diesem so w ie von H e rrn R udo lp h W e ig e l in Leipzig d u rc h alle solide Buch- und K unsthandlungen, in Berlin d u rch G e o r g e G r o p i u s , Königl. Bauschule 12. zu bez ie h en: D ie v o r z ü g l i c h s t e n G e m ä ld e der Königli­ c h e n G a l l e r i e zu D r e s d e n n a c h d e n O riinalen auf Stein gezeichnet von Franz la n fstä n g l. 1. u nd 2. H e ft, w o v o n jedes, zu dem v o r d e r Hand D o c h bestehenden S ubscriptio np reis: au f weissem P a p ie r R th lr. 5 „ chinesischem „ „ 6 _ ko stet. D a s ganze W e r k w ir d in 40 Lieferungen 3 B latt erscheinen, w o v o n die 3 te nächstens und die d a r a u f folgenden dann in 2 bis 3 m o natlichen Z w i ­ s c h e n räu m en ausgegeben w e rd e n .

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G. B r ü s c h c k e , Breite Strasse Nr 9.