ludwig van beethoven held_innen_leben 3. konzert

wiener klassik gioacchino rossini wolfgang amadeus mozart 3. konzert held_innen_leben 3/ ludwig van beethoven 3. Konzert Wiener Klassik Konzerth...
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wiener klassik gioacchino rossini wolfgang amadeus mozart

3. konzert

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ludwig van beethoven

3. Konzert Wiener Klassik Konzerthaus Dortmund 18.05.2015 19.00 Uhr Gioacchino Rossini Ouvertüre zur Oper „Guillaume Tell“ (1829) Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Klavier und Orchester Nr. 20 d-Moll KV 466 (1785) I. Allegro II. Romance III. Allegro assai

˜ 15 min

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Pause Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 5 c-Moll op.67 (1808) I. Allegro con brio II. Andante con moto III. Allegro IV. Allegro

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Gabriel Feltz, Dirigent Anny Hwang, Klavier

helden Nuran Özdemir ist für uns eine Dortmunder Heldin – denn sie ist eine Kulturbotschafterin für und in unserer Stadt. „held_innen_leben“ ist das aktuelle Spielzeitmotto. Mehr Helden, Heldinnen und Innenleben der Philharmoniker entdecken Sie in unserem Spielzeitheft 14 / 15.

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5 Klassik mit dem Aha-Effekt Markus Bruderreck

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Gioacchino Rossini, Ouvertüre zu der Oper „Guillaume Tell“ In Rossinis „Tell“-Adaption mischt sich Heldisches mit Idyllischem. Der Volksheld tritt an gegen den tyrannischen Grafen Gessler, der Tell sogar zwingt, einen Apfel vom Kopf des eigenen Sohns zu schießen. Die Anführer der Schweizer Kantone stehen gegen die Habsburger auf – und Gessler bekommt das, was einem Schurken in der Oper zusteht. „Guillaume Tell“ (so der italienische Name der Oper) sollte die Krone der Rossini’schen Opernproduktion werden. Das Stück aber geriet lang, aufwändig und sängerisch schwierig.

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In der klassischen Musik gibt es Werke mit Aha-Effekt. Melodien, die um die Welt gingen und bereits in die Niederungen der Werbung und des Kitsches abgesunken sind, lernt man hier von ihrer richtigen Seite kennen, in ihrem originalen Umfeld. Auch im Falle der Ouvertüre zu „Wilhelm Tell“ von Gioacchino Rossini (1792—1868) dürfte ein solcher Effekt zu spüren sein. Denn den schmissigen Marsch, mit dem das Stück zu Ende geht, hat man schon gehört, in Disney-Filmen wie in Platzkonzerten. Doch ist zum „Tell“ noch mehr zu sagen. Hier begegnen wir wieder einem Helden, einem Volkshelden. Der 1829 uraufgeführte „Wilhelm Tell“ sollte Rossinis letzte Oper werden, 38 hatte er davor bereits geschrieben. Als Königlicher Hofkomponist, Generalinspekteur des Gesanges und Leiter des italienischen Theaters in Paris sonnte er sich auf dem Gipfel seines Ruhms. Schon 1824 erhielt Rossini den Auftrag, eine „Grand Opéra“ für Paris zu entwerfen. Nachdem er einige Stoffe geprüft hatte, entschied er sich für den „Wilhelm Tell“ von Friedrich Schiller.

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Das ist wohl der Grund dafür, dass man es nur selten sieht. Doch schon immer war die Ouvertüre zum „Tell“ ein attraktives Konzertstück. Die vier Teile spiegeln die kommenden Ereignisse. Nach einer idyllischen Be­ schwörung der Schweizerischen Bergwelt (fünf Solocelli sind hier beschäftigt) zieht ein Sturm auf (die Flöten kündigen ferne Blitze an). Die sanfte Schäfer­weise, gespielt vom Englischhorn und virtuos aufgegriffen von der Flöte, wirkt außerordentlich „alpenländisch“. Und mit dem folgenden Freiheitsmarsch hat Rossini seine „Tell“-Ouvertüre endgültig ganz oben in die Riege der Klassik-Evergreens katapultiert.

pochen die tiefen Streicher, die Musik will gar nicht recht Form annehmen. KV 466 ist Mozarts erstes Klavierkonzert, in dem das Orchester eine tragende Rolle übernimmt. Der Solist bleibt zunächst nur „Zaungast“ ( Peter Gülke), die Motive der ersten Orchesterpassage „gehören“ dem Pianisten gar nicht, sie sind seltsam ungreifbar. Erst nach einiger Zeit spielt er ein heiteres Thema an. Vom deprimierenden Wühlen des Beginns ist nach und nach immer weniger übrig. Nach dem Mittel­teil beteiligt sich der Solist dann doch an den Passagen, die zuvor dem Orchester vorbehalten waren – und bleibt auch weiterhin präsent. Dann wird es Zeit für die Kadenz, das große Solo. Welche Vorlage hierzu wird Solistin Anny Hwang wählen? Die Auswahl ist groß: Viele Komponisten und Pianisten haben sich an Kadenzen zu diesem Werk versucht, das im 19. Jahrhundert als das Mozart’sche Klavierkonzert schlechthin­­­­ galt.

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Wolfgang Amadeus Mozart, Klavierkonzert Nr. 20 d-Moll KV 466 Mit dem Klavierkonzert Nr. 20 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756—1791) halten die Philharmoniker einen nicht geringen Kontrast zu der prickelnden Rossini-Ouvertüre bereit. Das d-Moll-Werk ist eines der dunkelsten und dramatischsten Mozart-Konzerte überhaupt. Es stammt aus dem Jahr 1785, aus Mozarts produktivster Zeit, zumindest was seine Schöpfungen für das Klavier betrifft. Hier präsentiert sich ein Komponist, der nach anstrengenden Wunderkindjahren und ersten Salzburger Erfolgen endlich dort war, wo er hin wollte. Mit eigener Familie lebte Mozart als freischaffender Musiker und Komponist in Wien, von seinem kontrollsüchtigen Vater weitgehend emanzipiert. Zur Uraufführung des Klavierkonzerts am 11. Februar 1785 im Wiener Casino „Zur Mehlgrube“ war Vater Leopold aber eigens gekommen. In einem Brief berichtet er: „Dann war ein neues vortreffliches Clavier Concert von Wolfgang, wo der Copist, da wir ankamen noch daran abschrieb, und dein Bruder das Rondeau noch nicht einmal durchzuspielen Zeit hatte, weil er die Copiatur übersehen musste“. Das Wiener Publikum akzeptierte auch ein so schwieriges Werk wie dieses, in dem die schwermütige Tonart d-Moll schon in den ersten Takten exemplarisch ausgestellt wird. Gleich zu Beginn des Allegro

Erstaunlich, wie schlicht die Klaviermelodie der Romanze daherkommt – vom Orchester unbegleitet, als wollte Mozart damit eine Antithese zum Allegro formulieren. Der schöne „Kopf“ des Romanzenthemas erscheint 14 Mal. Doch plötzlich bricht die dramatische Welt des ersten Satzes wieder hervor: eine wilde Passage, die das Idyll gehörig stört. Noch weniger ungetrübt gibt sich das abschließende Allegro assai. Wieder wird das Thema solistisch vorgestellt. Die Stimmung ist trotz des hohen Tempos leicht gedrückt, lange Zeit bewegt sich der Satz im Moll-Bereich. Ein kleines, gewitztes Thema jedoch sorgt schließlich dafür, dass der Satz nach Dur umschwenkt. Der heitere Schluss klingt etwas erzwungen. Wer weiß? Vielleicht war das Mozarts Konzession an sein Wiener Publikum. Ludwig van Beethoven, Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67 Drei Gs und ein Es: sonst nichts. Ein Motiv, wie es jedem Kind hätte einfallen können. Ludwig van Beet­ hoven hat mit diesen vier Noten allerdings nicht nur die 500 Takte geformt, die im ersten Satz seiner

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5. Sinfonie­­­­darauf folgen. Er hat damit auch den Inbegriff der klassischen Musik schlechthin erschaffen. Beethoven hat um diese wenigen Noten gerungen, wie er um jede seiner musikalischen Erfindungen gekämpft hat. Wer die Schrift seiner Skizzenbücher entziffert, kann dort sehen, dass er für den zweiten Satz seiner „Fünften“ 14 Versionen aufgezeichnet hat – über einen Zeitraum von acht Jahren. Beethoven war ein kühner musikalischer Baumeister, der so lange an Passagen feilte, bis sie unverrückbar an der richtigen Position standen und den gewünschten Ausdruck transportierten.

eher eine Episode bleibt. Doch selbst hier ist das beherrschende „Schicksalsmotiv“ im Bass präsent. Dem Schluss kommt im Allegro con brio ein besonderes Gewicht zu, er gerät fast zu einem Formteil für sich, was eine typisch Beethoven’sche Erfindung ist. Im scharfen Kontrast dazu steht der langsame Satz, Andante con moto. Im Grunde haben wir es hier mit einem Thema zu tun, das drei Mal variiert wird. Doch harmonische Spannungen, die zweite Variation sowie der Schluss, der wie eine Wiederholung des bereits Gehörten wirkt, bringen interessante formale Mehrdeutigkeiten ins Spiel. Das Scherzo hat Beethoven nicht als in sich ruhenden, eigenständigen Satz konzipiert, sondern als eine ausgedehnte Vorbereitung auf das Finale. Die beiden in sich kreisenden Themen bleiben in ihrer Substanz eher mager. Das ist gewollt. Als Mittelteil schiebt Beethoven zudem eine erheiternd-ironische, recht akademisch wirkende Passage ein, die wie eine Parodie auf allzu eifrige Gelehrtheit wirkt. Eine geheimnisvolle Überleitung führt dann direkt ins das majestätisch ausbrechende Finale: Der Weg (des Helden, wenn man so will) durch die Nacht des anfänglichen c-Moll zum Licht des jubelnden C-Dur ist durchschritten. Effektvoll und plakativ marschiert der Satz vorwärts. Für einen kurzen Moment kehrt Beethoven noch einmal in die Welt des Scherzos zurück, bevor eine ausgedehnte Schlusspassage die „Fünfte“ mit zahlreichen gewaltigen Orchesterschlägen beendet. Für den konservativen Komponisten Louis Spohr war das zuviel des Guten. „Der letzte Satz mit seinem nichtssagenden Lärm befriedigt am wenigsten“, meinte er in seiner Rezension. In der Tat, Beethoven hat hier eine neue Dimension orchestralen Wütens erreicht: Musikalische Tatsachen, denen sich keiner entziehen kann!

Die Arbeit an der 5. Sinfonie begann gleich nach Beendigung der „Eroica“ ( Sinfonie Nr. 3) im Jahr 1803. Fertiggestellt wurde das Werk jedoch erst Anfang 1808, denn Beethoven arbeitete zu dieser Zeit an mehreren Stücken gleichzeitig. In Auftrag gegeben hatte die Sinfonie Graf Franz von Oppersdorf. Er war es jedoch nicht, der sie schließlich erhielt: Beethoven veräußerte das Stück an den Verlag Breitkopf & Härtel und entschädigte den Grafen mit der Widmung seiner 4. Sinfonie B-Dur. In einem üppig dimensionierten Konzert mit zahlreichen Beethoven-Novitäten war die „Fünfte“ erstmals am Theater an der Wien unter Leitung des Komponisten zu hören. Diese „Akademie“ am 22. Dezember 1808 war für Beethoven ein Desaster. Die Zuhörer waren der Fülle der präsentierten Werke nicht gewachsen und die Einnahmen blieben mager. Die schwierige Musik war zudem unzureichend geprobt worden. Presse, Publikum, aber auch enge Freunde waren ratlos. Trotz dieses unglücksseligen Ereignisses setzte sich die 5. Sinfonie doch durch: Bis 1828 waren 700 Exemplare des Stimmensatzes verkauft, und auch zahlreiche Bearbeitungen für alter­ native Besetzungen wurden angefertigt. Von der enormen Reduktion und Fasslichkeit des berühmten Anfangsmotivs des Allegro con brio war bereits die Rede. Dem folgt ein zwingend konstruierter Abschnitt, bei dem das lyrische, zweite Thema

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Soloauftritte führten sie in bedeutenden Musikzen­ tren / Festivals, im In- und Ausland wie z.B. La Roque d’Antheron, International Echternach Festival, Nice Festival, Musikfestspiele Saar, „Winners & Masters“ Gasteig München, International Taipei Music Festival uam. Anny ist Preisträgerin und Gewinnern zahlreicher Wettbewerbe. Sie hat bereits mehre CDs eingespielt und erhielt Einladungen von Rundfunksendungen und Fernsehen.

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Anny Hwang Klavier ­ — Anny Hwang gab mit 16 ihr Debütkonzert mit dem National Orchestra Kiew Ukraine und begeistert seitdem Publikum und Presse. Bereits im jungen Alter wurde sie während der Schulzeit an der HfM Saar und dem Mozarteum Salzburg aufgenommen und setzte ihre Ausbildung an der UdK Berlin und dem CNSMDP Paris fort. Sie war gern gesehener Gast als Solistin bei namhaften und internationalen Orchestern wie der Deutsche Radiophilharmonie, China National Sympho­ny Orchestra, Taipei Symphony Orchestra, National Taiwan Symphony Orchestra, Busan Philharmonic Orchestra Südkorea, Luxemburgisches Kammerorchester, Wuhan Philharmonic Orchestra, Vaasa Orchestra Finnland etc.

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Gabriel Feltz Dirigent ­ — Gabriel Feltz ist seit Beginn der Saison 2013 / 14 Generalmusikdirektor der Stadt Dortmund und Leiter der Dortmunder Philharmoniker. Nach dem Philharmonischen Orchester Altenburg-Gera ( 2001 — 2005 ) und den Stuttgarter Philharmonikern ( 2004 — 2013 ) ist dies seine dritte Position als Generalmusikdirektor eines deutschen Orchesters in ununterbrochener Folge. Von 2008 bis Sommer 2013 war er zudem 1. Gastdirigent am Theater Basel.

vorschau 10. Philharmonisches Konzert helden_gesänge Di 02. + Mi 03.06. 20.00 Uhr Konzerthaus Richard Wagner Siegfried-Idyll Siegfried – Akt 3 (konzertante Aufführung) Gabriel Feltz, Dirigent Andreas Schager, Siegfried Petra Lang, Brünnhilde Olafur Sigurdarson, Wotan / Wanderer Ewa Wolak, Erda 5. Kammerkonzert Gassenhauer für 3 Mo 22.06.2015 20.00 Uhr Orchesterzentrum | NRW Ludwig van Beethoven Trio op. 11 „Gassenhauer“ Paul Juon Trio Miniatures op. 18 Johannes Brahms Klarinettentrio a-Moll Ralf Ludwig, Klarinette Florian Sebald, Violoncello Barno Akhmadjanova, Klavier

impressum Theater Dortmund Spielzeit 2014 / 2015 Geschäftsführende Direktorin Bettina Pesch Generalmusikdirektor Gabriel Feltz Redaktion Anneliese Schürer Fotos Magdalena Spinn, Debbie Runkel, Roger Pautet, Clara Höfs Druck RRD Rhein-Ruhr Druck Redaktionsschluss 08.05.2015 Gefördert durch Sparkasse Dortmund, Theater- und Konzertfreunde Dortmund e.V., Ministerium­für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, WDR 3 Kulturpartnerschaft theater- und konzertfreunde dortmund e.v.

„ den himmel zu erringen ist etwas herrliches und erhabenes, aber auch auf der lieben erde ist es unvergleichlich schön. darum laßt uns menschen sein. “wolfgang amadeus mozart

„ die kreuze im leben des menschen sind wie die kreuze in der musik: sie erhöhen. “ ludwig van beethoven

Karten 0231  / 50  27  222 Abo 0231  /  50  22  442 philharmoniker.theaterdo.de doklassik.de facebook.com/dortmunderphilharmoniker twitter.com/doklassik

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