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"Liebe zum Lunch” - Treatment Eine Bayerin in Berlin. Das kann nicht gut gehen.Sie heißt Maria und betreibt ein schlecht gehendes Lokal in Schöneberg, obwohl ihre Weißwurscht mit Sauerkraut das Beste ist, was man nördlich von Regensburg an Bayrischer Küche bekommen kann. Doch die Konkurrenz rechts und links der "Dicken Wirtin" auf der Potsdamer Straße ist groß. Ganz Südeuropa, Vorder- und Hinterasien eingeschlossen, wetteifert um die Gunst der Gäste. Ausgerechnet vor Marias Laden eröffnet eine Dönerbude, nach ihren abfälligen Worten die MacDonald's-Version vom Bosporus. Maria ist ratlos. Veleicht liegt es am bäurischen Ambiente ihres Gasthofs. Die Städter nehmen es nicht an, weil die meisten Zugereiste vom Dorf sind und ihre Herkunft verleugnen. Also wird renoviert. Ihre Tochter schickte ihr doch jüngst eine Ansichtskarte von einem Delicatessen-Store aus New York. Da sieht es aus wie in einem S-Bahn-Abteil, die Gäste sitzen sich dritter Klasse gegenüber. Die Ober servieren im Gang wie Mitropa-Kellner und das Essen kommt wie am Fließband aus einer Durchreiche, wo man dem Koch in die Töpfe schauen kann. Scheußlich, aber man muß mit der Zeit gehen. Also wird renoviert. Raus mit dem Alpenbauernplunder, rein mit ausgedienten Stadtbahn-Sitzbänken, geledert jedoch, und dazu Sprelacarttische mit Metallkanten aus dem VEB DDR-Nachlaß. Ein langer Tresen mit Barhockern aus einem American Diner der abgezogenen US-Truppen. Statt den alten Hirschgeweihleuchtern kommen nackernde Kugeln an die Decken und in die Wand ein Guckloch in die Küche. Die Gäste sollen sehen, wie bei Maria gekocht wird und vor allem wer. Ein kleiner Chinese wird eingestellt, auch die Speisekarte muß mit der Zeit gehen. Der Name des Lokals heißt von nun an "Ying und Yang". Auf Unverständlichem fahren die Berliner seit je ab. Am Tag der Eröffnung bleibt das Lokal jedoch menschenleer. Bis auf zwei schwule Nachtschwärmer. Maria fragt sich, ob sie nicht die Wände pink und plüsch dekorieren sollte. Als überzeugte

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Hetero-Single-Frau kommt Ihr eine bessere Idee. Sie legt zur Speisekarte ein Polaroid-Fotoalbum mit Single-Frauen aus der Potsdamer Straße aus und eröffnet zum Restaurantbetrieb eine Partner-Vermittlung. Und siehe da, der Laden läuft. Maria muß Personal einstellen, läßt es sich aber nicht nehmen, jeden Gast persönlich zu begrüßen. Es werden ihrer dermaßen viele, daß sie nur noch Hände schüttelt und abends erschöpft auf ihren bachtlichen Einnahmen einschläft. Inzwischen hat sie eine illustre Stammkundschaft etabliert. Zuerst nur einsame Männer, die begierig das Album mit den Schönen aus der Potsdamer konsu-mieren. Da ist Rolf, ein Playboy im kritischen Alter. Er vernascht die Damen reihenweise, ohne ans Heiraten zu denken. Marie erlegt ihm eine Diät von höchstens einem Rendezvous per Speisekarte und Woche auf. Jeden Morgen als erster sitzt Gunter, ein unfroher Journalist am Tresen und liest bei Rührei und Cognac wütend seine redigierten Artikel in der Zeitung. Mit Frauen hat er nur schlechte Erfahrungen hinter sich, doch eine im Album hätte er gern vor sich. Kein Problem für Maria. Für 40 DM Kaution erhält er ihre Telefonnummer. Ein anderer Stammgast, Cornelius, altachtundsechziger Straßenkämfer, erholt sich tagsüber von seinem anstrengenden Job. Er radelt für "Moskito"-Kurierdienst durch die Schluchten der Großstadt und findet nicht die Frau fürs Ehe-Tandem. Die Damen machen alle bei der Wochenendradtour in den Grunewald schlapp. Vom vielen Aleinsein schlapp ist auch Werner, ein sächsicher Gastarbeiter auf der Großraumbaustelle Berlin. Er sucht was Liebes fürs Wohnzimmer. Im Bett schläft er vor Erschöpfung immer schnell ein. Ins Bett kriegt Josef keine Frau. Er ist nicht hübsch und nicht galant, aber redegewandt und treu wie Gold. Jeden Abend sitzt er bei Maria und schaut ihr verlegen mit seinem Hundeblick dorthin, wo das pralle Herz sitzt. Langsam verzweifelt die Kupplerin. Sie vermittelt Josef die schönsten und klügsten Frauen, doch irgendetwas geht immer schief.

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Langsam wird das Lokal eine heiße Adresse für Singles. Abends bekommt man nur auf Bestellung Platz, denn alle Paare, die sich durch Marias Vermittlung gefunden haben, kommen jetzt zusammen her. Der Chinese tritt in den Streik, er verlangt Verstärkung und Maria engagiert zwei vietnamesische Beiköche. Sie zanken sich immerfort mit dem Chinesen, doch das Essen leidet nicht darunter. Im Gegenteil. Feinere Single-Herrschaften aus Tiergarten parken ihre Mercedesse vor Marias Tür, seit sie rassige, aber anspruchslose Russinnen und Polinnen in ihrem Katalog anbietet. Frauen anderer Kulturkreise bieten sich als Heiratswillige an wie Sauerbier. Türkinnen, Griechinnen und Italienerinnen alen Alters haben die Nase voll von ihren Macho-Männern und suchen einen deutschen Integrations-Partner. Das "Ying und Yang" wird so eine Adresse für multikulturelle Liebesbande. Jedes Wochenende richtet Maria deshalb nebenan in einem leeren Kino einen verkehrten Ball ein. Frauen zahlen die Hälfte, bei erfolgreicher Partnersuche bekommt Maria einhundert Mark, bei späterer Heirat, dreihundert. Was für ein Geldsegen. Doch trotz behaupteter Single-Überzeugung sehnt auch Maria sich nach einem Geschäfts-und Lebenspartner. Sie ist zweimal geschieden, hat nichts und niemand ausgelassen, doch jetzt geht es ihr wie den meisten beliebten Gastwirtinnen: alle tragen sie auf Händen, nur nicht ins Bett. Eines Tages kommt die hübsche, jüngere und unvermählte Schwester Marias aus München zu Besuch und fliegt auf Rolf, den Playboy. Maria gerät in Panik. Sie schafft es, ihre Schwester mit Josef anzubandeln, indem sie ihn als Lottogewinner und Liebeszauberer anpreist. Doch schon im Bett offenbart sich Josef der Tochter Schwester und gesteht ihr, daß er seit langem die Mutter verehrt. Sie bemerkt es nur nicht, weil er zu schüchtern ist. Die Schwester hat erst kein, dann etwas Verständnis für Josefs Herzenswahl und rät zu einer Intrige. Sie wird ihrer taubblinden Schwester vormachen, daß Josef und sie ein Herz und Seele sind. Da wird sich zeigen, was Maria für ihren Stamm-kunden empfindet. Erst scheinbar nichts. Maria hat nämlich ein Verhältnis mit Spiridon, einem galanten Griechen und Kellner im "Ying und Yang" begonnen und scheint glücklich wie nie. Doch Spiridon

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drängt aufs Heiraten und auf Teilung des Geschäfts. Maria ist unentschlossen. Eines Tages erscheinen zwei Vietnamesen in der Küche und verlangen Schutzgeld von den Köchen, weil Maria mit Spiridon auf Kreta Urlaub macht. Es kommt zur Schlägerei zwischen den Gangstern und der Stammkundschaft Rolf, Gunter und Cornelius. Josef, der als Straßenpolizist Dienst tut, wenn er nicht auf Brautschau ist, verfolgt die fliehenden Männer auf der Potsdamer Straße und wird von ihnen in den Hintern geschossen. Maria besucht ihn im Krankenhaus mit Blumen und Tränen. Spiridon hatte auf Kreta eine Frau und war nur hinter ihrem Geld her. Josef gesteht, daß er Marias Schwester nicht liebt, und alle anderen Anwärterinnen mit Bedacht und Vorspiegelung von Impotenz und Schwachsinn(was man schon mehrfach miterlebte) in die Flucht schlug, weil er vom ersten Tag an nur für Maria schwärmt. Sie will von Liebe jedoch nichts mehr wissen und geht. Am selben Abend trifft sie ihre Schwester und gerät mit ihr in Streit über Josef, den die Schwester als Versager hinstellt. Ärger gibt es auch im Lokal. Eine Gruppe türkischer Männer verprügeln einen Deutschen, der mit einer Türkin flirtet. Ein deutscher Heiratsschwindler bekommt es mit seiner Frau zu tun, weil er eine Russin mit einer Peking-Ente bezirzt. Es kommt zur Essen-und Tellerschlacht, wie im Film "Battle of the Century" mit Laurel und Hardy. Josef, wieder genesen, rückt mit der Polizei an und muß Maria verhaften. Im Polizeiauto sitzen sich die beiden mit den Randalierern gegenüber und schweigen sich wütend bis verliebt an. Auf der Potsdamer Straße kommt es zu einer Demo. Männer und Frauen verlangen auf Transparenten die Wiedereröffnung des "Ying und Yang". Maria und Josef haben jedoch keine Eile, das Bett überm Lokal zu verlassen. Eines Morgens erscheint ein schüchterner junger Mann im Lokal und setzt sich neben Rolf, Gunter und Cornelius(deren private Eheanbahnungsdramen wir erlebt haben). Er heißt mit Nachnamen wie Josef und ist ein Skinhead. Der Vater, inzwischen

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Geschäftsführer des Lokals ist nicht begeistert über den Besuch und wirft den Sohn hinaus. Doch er kommt wieder, als manierlich gekleideter und frisierter junger Mann, und will als gelernter Koch anfangen. Maria hat nichts dagegen, erwartet sie doch ihre abgebrannte Tochter aus Amerika. Auch sie sieht nicht sehr zivilisiert aus und möchte als Kellnerin anfangen. Zwischen Josefs Sohn und Marias Tochter entsteht sofort heftiger blickkontakt durch die Essensdurchreiche. Beide Kinder sind aber ganz nach Josef und Maria geraten. Er ist ein Angsthase und sie eine Selbstbewußte. Also muß Josef seinem Sohn erklären, wie man seine Herzensdame gewinnt, durch einen Schuß in den Hintern. Maria tut das ihre, indem sie der Tochter erklärt, wie man sich einen Mann angelt, indem man sich von ihm verhaften läßt. Die Unterweisung schlägt folgerichtig fehl. Beide Kinder finden andere Liebschaften im Lokal, heiraten eine Polin vom Dorfe und einen Vietnamesen aus der Küche. Am Ende sind Josef und Maria mit sich allein, doch glücklich. Bis eines Nachts das Lokal durch Brandstiftung eines eifersüchtigen Ehemannes, dessen geschiedene Frau einen Neuen im "Ying und Yang" fand, in Flammen aufgeht und oben das Bett ansengt vor heißer Liebe. Von der Versicherung beschließt das Paar, ein neues Lokal mit Partnersuche im Ostteil Berlins zu eröffnen. Es soll den Namen "Maria und Josef" tragen. Anmerkung: Vor allem soll der Film eine Hommage aufs gute Essen und die wahre Liebe sein, die stets auf der Suche nach neuen Rezepten ist. Hauptort der Handlung ist das Lokal "Ying und Yang". An Hauptpersonen braucht die Geschichte nur Anton, Maria und ein halb Dutzend Stammgäste. Der Rest sind Episodenfiguren. Als Filmmusik stelle ich mir eine lokale multikultu-relle Band aus Afrika, Lateinamerika oder der Türkei vor(wie die Dissidenten). Je fremdartiger und mitreißender die Musik klingt, desto besser.

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*jede teilweise oder komplette Verwendung des Exposé zieht juristische Schritte nach sich.