Liebe Freundinnen und Freunde der DKWE!

2006/1 Liebe Freundinnen und Freunde der DKWE! Kinderarbeit ist ein Thema, das von verschiedenen Seiten angeschaut werden kann und muss. Einerseits e...
Author: Angela Sommer
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2006/1

Liebe Freundinnen und Freunde der DKWE! Kinderarbeit ist ein Thema, das von verschiedenen Seiten angeschaut werden kann und muss. Einerseits erinnere ich mich selbst daran, dass wir als Kinder am Bauernhof von klein auf zu einer dem Alter entsprechenden Mitarbeit herangezogen wurden. Das hat mich zwar nicht immer gefreut, trotzdem bin ich stolz darauf, welch vielfältige Arbeiten ich als Kind und Jugendlicher gelernt habe. Diese Arbeit habe ich nicht ausbeuterisch oder unterdrückend empfunden. Manchmal mussten oder durften wir einen Tag von der Schule daheim bleiben, weil wir zur Mitarbeit gebraucht wurden.

schlichen Arbeiten gezwungen werden oder menschenunwürdige Arbeitsbedingungen auf sich nehmen müssen, geschlagen und ausgebeutet werden.

Straßenkinder aus Nicaragua und Bolivien, die bei uns zu Gast waren, haben sich organisiert, machen als Gruppe verschiedene Tätigkeiten und können sich damit selbst erhalten. Sie verlangen, dass sie als Kinder arbeiten dürfen.

gezogen werden. Das ist es wohl, was die Bibel meint mit „Kindern Ärgernis geben“, und dass diesen Menschen „…ein Mühlstein um den Hals gehängt und er/sie in die Tiefe des Meeres versenkt werden sollte“ (Mt.18,6).

Eine dieser Formen von Kinderarbeit sind die Kindersoldaten. Ein Kind, dem der Vater auf sein Fragen hin ein wenig von Kriegen und Soldaten erzählt hatte, sagte: „Papa, wenn ich Soldat werden müsste, dann würde ich lieber im Inneren der Erde verschwinden“.

Foto: DKA der KJSÖ

Besonders brutal und entwürdigend sind jene „Arbeiten“, in die Kinder und Jugendliche bei Sextourismus hinein-

Anders verhält es sich mit jenen Kindern, die entweder zu unmen-

Auch mir fiele es schwer, mit Verantwortlichen für solche Arbeiten nachsichtig umzugehen. Toni Ehammer

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Kinderarbeit

EDITORIAL Diese Nummer widmet sich dem Thema Kinderarbeit mit ihren positiven und negativen Aspekten, also auch als ein Beitrag zum Familieneinkommen in Entwicklungsländern. Als Kinderarbeit im negativen Sinn werden jene Arbeiten und Tätigkeiten bezeichnet, bei denen die Arbeitskraft von Kindern meist unter 14 Jahren ausgebeutet und äußerst gering bezahlt wird, wodurch die Arbeitgeber einen noch höheren Profit machen können. Kinder können keine freie Entscheidung über ihre Tätigkeit treffen, haben fast keine Freizeit und können die Schule nicht besuchen. Besonders entwürdigende Tätigkeiten für Kinder sind die Kindersoldaten, wozu Kinder oft gezwungen werden und keine andere Möglichkeit einer Arbeit sehen, und aufgezwungene Tätigkeiten im Sextourismus. Die positiven Seiten der Kinderarbeit sind die Mithilfe beim Familieneinkommen wie z.B. verschiedene Verkaufstätigkeiten, Schuhe putzen, Mithilfe daheim in der Landwirtschaft. Manchmal ist die Art der Tätigkeit nicht eindeutig einer Seite zuzuordnen, sondern es hängt von den Umständen ab. Auf der letzten Seite finden Sie Hinweise auf Literatur und weitere Materialien zum Thema. Im Mai 2006 richten wir unsere Aufmerksamkeit auch auf die Länder Lateinamerikas, weil die EU zum Gipfel mit diesen Ländern eingeladen hat. Der EU geht es dabei um Beschränkungen für den Import der Güter aus und um Liberalisierung des Exports von Gütern der EU nach Lateinamerika. Diese Ungerechtigkeiten wollen wir aufzeigen und aufbrechen. Toni Ehammer

Die Lage der Kinderarbeit Nach Berichten der internationalen Arbeitsorganisation ILO arbeiten rund 211 Millionen Kinder unter 15 Jahren, 186 Millionen dieser Kinder schuften unter ausbeuterischen Bedingungen. Die größte Verbreitung hat Kinderarbeit in Afrika südlich der Sahara. Hier arbeitet fast jedes dritte Kind (29 %). In Asien ist es jedes fünfte (19 %), in Lateinamerika jedes sechste Kind (16%). Vier von fünf KinderarbeiterInnen erhalten keinen Lohn für ihre Arbeit. Weitaus die meisten Kinder arbeiten im so genannten „informellen“ Sektor, also dort, wo es weder Verträge noch Sozialleistungen gibt: Sie arbeiten mit ihren Eltern in der Landwirtschaft, sie verdingen sich auf den Straßen der großen Städte als Schuhputzer, Zeitungsverkäufer oder Lastenträger, sie betteln, sie schuften isoliert und ohne Pause als Dienstmädchen. Etwa fünf bis zehn Prozent der KinderarbeiterInnen sind in Betrieben beschäftigt, die Waren exportieren - wie etwa in Textilfabriken, Steinbrüchen, Teppichmanufakturen oder auf Kakaound Kaffeeplantagen.

Nicht „Arbeit“, sondern Verbrechen Zu den schlimmsten Formen der Kinderarbeit zählen Sklaverei, Schuldknechtschaft, kommerzielle sexuelle Ausbeutung, Kinderhandel und die Zwangsrekrutierung für Kampfhandlungen. So wie die Bewegung der arbeitenden Kinder sprechen wir in diesem Zusammenhang aber nicht von „Arbeit“, sondern von Verbrechen.

Keine freie Entscheidung Ausbeuterische Kinderarbeit ist

keine persönliche, freie Entscheidung, sondern entsteht aus einer Situation der Not und Armut, die es für Kinder vielfach notwendig macht, zum eigenen bzw. dem Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Ausbeutung ist ein soziales, wirtschaftliches und kulturelles Problem, das nur beseitigt werden kann, wenn sich die soziale Situation in einem Land insgesamt verbessert. Extreme materielle Armut ist die Hauptursache dafür, dass Kinder ihre Familien unterstützen müssen, um den gemeinsamen Lebensunterhalt zu sichern. Allerdings ist die Annahme falsch, dass wirtschaftliche Entwicklung einer Region oder eines Landes gleichzeitig einen Rückgang von Kinderarbeit bedeutet; manchmal steigt dann die Kinderarbeit sogar enorm an - ein typisches Phänomen zum Beispiel in der Textilindustrie. Die Nachfrage nach billigen Arbeitskräften wächst - und wenn das in einer Region passiert, in der es schlechte oder zu wenig Schulen gibt, schicken Familien ihre Kinder in die Fabriken. Hinter dem Begriff der Armut verstecken sich politische, ökonomische und kulturelle Faktoren, die erst durch ihr Zusammenwirken den Teufelskreis von Kinderarbeit und Ausbeutung schaffen: • Regierungen vernachlässigen Bildungssysteme. Es gibt viel zu wenig Schulen, die LehrerInnen sind schlecht ausgebildet, Schulgebühren schließen Kinder aus armen Familien vom Schulbesuch aus. Weltmarktpreise für Rohstoffe decken die Produktionskosten nicht mehr ab. Die Folge: Die Bauernfamilien verarmen.

Kinderarbeit • Arbeitgeber stellen ganz bewusst Kinder ein, weil sie dann noch niedrigere Löhne zahlen können und Kinder sich nicht in Gewerkschaften organisieren. . • Behörden und Polizei sind entweder schwach oder korrupt: Sie sehen weg und verfolgen Straftäter nicht, die Kinder verkaufen und ausbeuten.

Forderung der betroffenen Kinder Arbeitende Kinder wollen nicht als Gegner oder Opfer, sondern als PartnerInnen in Kampf gegen Ausbeutung wahrgenommen werden. Regierungen dürfen die betroffenen Kinder nicht kriminalisieren, sondern müssen entschieden gegen jegliche Form der Ausbeutung vorgehen und Alternativen ermöglichen. Viele dieser Kinder haben den Glauben in die Regierungen und die internationale Gemeinschaft und deren leere Versprechungen verloren. Während enorme Geldsummen in Waffen und Kriege investiert werden, gibt es immer noch Kinder, die nicht

Foto: DKA der KJSÖ

• In fast allen Gesellschaften werden bestimmte Menschen als minderwertig angesehen: Mädchen, ethnische und religiöse Minderheiten oder Flüchtlinge sind daher für jede Form der Ausbeutung besonders gefährdet.

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• Auf Grund von Krieg und Gewalt lösen sich Familien- und Gemeinschaftsstrukturen auf. Jegliche Infrastruktur wird zerstört (Schulen, Krankenhäuser) und selbst kleine Kinder werden verkauft, ausgebeutet und geschunden. . Besonders im südlichen Afrika steigt die Zahl der Kinderarbeiter auf Grund von AIDS die Elterngeneration ist erkrankt oder gestorben. Die Kinder müssen allein den Lebensunterhalt für sich und ihre Geschwister verdienen.

lesen und schreiben können. Arbeitende Kinder beurteilen Kinderarbeit auch nicht alle gleich. Für manche muss sie gänzlich abgeschafft werden, andere erkennen darin auch einen Wert, den sie nicht missen möchten. Zwang, Gewalt und Ausbeutung wird aber von allen gleichermaßen abgelehnt.

Nicht jedes Kind, das arbeitet, ist gefährdet . Nicht jede Form der Kinderarbeit muss bekämpft werden. Fachleute aus Afrika betonen immer wieder, dass die Mitar-

beit von Kindern zum Beispiel auf dem Hof der Eltern traditionell zur Erziehung gehört. WissenschaftlerInnen und AktivistInnen in Lateinamerika setzen sich für das Recht der Kinder auf Arbeit ein und stellen sogar den westlichen Begriff von Kindheit in Frage, nach dem Kinder sehr lange Zeit nicht aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen dürfen. Auch sei die Annahme falsch, dass Arbeit und (Schul)Bildung sich automatisch ausschließen müssen. Dort, wo Kinder unter akzeptablen Bedingungen arbeiten (z.B. 11-jähriger Schuhputzer oder 13-jährige Straßenverkäuferin, die die Schule besuchen und diese Tätigkeiten für einige Stunden pro Tag ausüben), müssen diese Kinder vor Gewalt und Ausbeutung geschützt und gestärkt werden. In vielen Ländern haben sich diese Kinder in Bewegungen der arbeitenden Kinder zusammengeschlossen und treten nun gemeinsam für ihre Rechte ein. Ausbeutung aber, darin sind sich alle einig, muss abgeschafft werden!

Gegen ausbeuterische Kinderarbeit Der Kampf gegen ausbeuterische Kinderarbeit braucht einen langen Atem und bei allen Einzelmaßnahmen ist genau zu überlegen, inwieweit sie den betroffenen Kindern (und Familien) auf Dauer nützen und zu einer Verbesserung ihrer konkreten Lebenssituation betragen. Alle Aktivitäten gegen Kinderarbeit müssen demnach auch eine gesamtgesellschaftliche soziale Verbesserung im Auge haben. Darüber hinaus braucht es auch viel Bewusstseinsarbeit sowohl in den Entwicklungsländern als auch hier bei uns, damit ausbeuterische Kinderarbeit möglichst rasch der Vergangenheit angehört. Geli Hechl, KJS

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Kinderarbeit

Kleine VerkäuferInnen in Kinshasa Kinder, die solche Arbeiten machen. Sie verkaufen auf der Strasse Wasser in Plastiktüten, Maniokmehl, Süßigkeiten, sie putzen Schuhe… und verkaufen auch Brot und Brennholz.

Foto: Bondeko

Auf den Straßen von Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo - vor allem in den Armenvierteln – sieht man überall Verkäufer und Verkäuferinnen. Die Leute

Kinder aus Kinshasa verkaufen Maniokmehl

versuchen zurechtzukommen, indem sie alles verkaufen, von dem sie denken, dass es ihnen ein bisschen Geld bringt und ihnen zu überleben hilft. Unter diesen Verkäufern und Verkäuferinnen finden sich auch die kleinen Brotverkäuferinnen. Sie sind von verschiedenem Alter. Es gibt auch Kinder ab 10 Jahren, die schon solche Aktivitäten machen wollen oder machen „müssen“, weil sie Geld brauchen, das sie nicht selbstverständlich von den Eltern bekommen können. Es ist in der Dem ok r atisc hen Republik Kongo jedoch normal, dass die Kinder auch „arbeiten“. Arbeiten ist nicht nur eine Hilfe zu Hause, sondern kann auch eine lukrative Aktivität sein. Dies wird besonders von den Kindern betrieben. Denn durch diese Aktivität können sie etwas verdienen und für sich selber etwas leisten oder kaufen. In Kinshasa sieht man viele

Die meisten dieser Kinder verkaufen ihre Produkte oft in ihren Vierteln, vor ihren Häusern oder sie gehen rufend und schreiend von Haus zu Haus. Auf den Markt trauen sie sich nicht, weil sie dort immer wieder eine so genannte „Marktsteuer“ bezahlen müssen. In den Schulferien werden sie immer zahlreicher, da sie dann mehr Zeit haben. Vor allem ist das die Zeit zu „arbeiten“, um sich gewisse notwendige Dinge kaufen zu können, da die Eltern oft nicht in der Lage sind, für Schulgeld, Schulkleidung etc. aufzukommen. Übrigens muss man in der Demokratischen Republik Kongo für die Schule alles selber bezahlen. Auch die Pflichtschulen verlangen Schulgeld. In einer sozial fast unerträglichen Situation organisieren sich alle, um für das eigene Überleben und das der Familie zu sorgen. Die Kinder

sind davon nicht ausgenommen. Sie werden sogar ermutigt, ihren Familien und sich selber zu helfen. Dabei handelt es sich nicht um eine Arbeit, die ihnen ihre Würde nimmt, ganz im Gegenteil, sie werden als fleißige und mutige Kinder gesehen. Die kleinen Brotverkäuferinnen organisieren sich folgendermaßen: Zu Beginn müssen sie das Brot in einer Bäckerei oder bei einem Vermittler einer großen Bäckerei mit ihrem eigenen Geld kaufen. Sie verkaufen das Brot für die Bäckerei und bekommen dafür eine Provision zwischen 14 % und 20 % . Am Ende des Monats wird ihre Provision zusammen gerechnet und sie werden bezahlt. Folgende Probleme treten dabei häufig auf: Sie schaffen es nicht immer, gleich viel Brot zu kaufen, denn ihr Kapital nimmt oft ab auf Grund verschiedener Verluste oder unvorhergesehener Ausgaben. Manchmal gelingt es ihnen auch nicht, alle Brote zu verkaufen und die übrig gebliebenen Brote gut zu konservieren. Natürlich wollen ihre Kunden kein schlecht konserviertes Brot kaufen, und dies stellt einen großen Verlust und oft das Ende einer wirtschaftlichen Aktivität dar, die als eine nützliche und wichtige Beschäftigung gesehen wird. Schwierig ist es auch, wenn sie in der Schulzeit arbeiten gehen. Denn sie sollen immer vor dem Unterricht ihre Bestellung machen und nachher auf das Brot warten, und ab und zu passt der Zeitplan nicht mit der Schulzeit überein. Aber die meisten kommen ganz gut mit ihren Aktivitäten zurecht. Mathieu Lobingo, Bondeko

Kinderarbeit

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Ein guter Tag für Schuhputzer Pablo

Hier begegne ich Pablo, einem kleinen, aufgeweckten Jungen, kaum zehn Jahre alt. Mit einem Schuhputzkasten umgehängt, ist er auf dem Weg zu seiner Arbeit als Schuhputzer. Davon lebt nicht nur er, sondern auch seine fünf Geschwister und seine Mama. So wie für viele Erwachsene in Waslala gibt es für seine Mutter keine bezahlte Arbeit. Als ich ihn nach seinem Vater frage, erlischt für einen kurzen Moment sein fröhlicher Gesichtsausdruck. Er sagt, er kenne ihn nicht, er habe ihn noch nie gesehen. Er lebe irgendwo in den Bergen, weit weg, unerreichbar. Aber nun putzt Pablo meine Schuhe. Mit viel Geschick bringt er sie wieder zum Glänzen. Dafür erhält er fünf Cordobas, etwa 50 Eurocents. Da leuchten seine Augen, denn das ist doppelt so viel als er sonst bekommt. Zum Überleben muss er täglich, meist am Nachmittag, etwa 10 und 15 Cordobas erputzen. Denn am Vormittag geht er normalerweise in die Schule. Das bedeutet schon früh am Morgen, sobald es hell wird, von zuhause fortgehen. Am Nachmittag hofft er dann auf Kundschaft, die auch bezahlen kann. Denn manchmal wird er auch um seinen Lohn geprellt.

Aufbegehren traut er sich nicht, das wäre viel zu gefährlich. Darum ist es natürlich verständlich, dass er fragt, ob er meine Schuhe auch morgen wieder putzen darf. Dann packt er seinen Putzkasten ein und sucht sich einen neuen Platz neben der Strasse, wo ein wenig Schatten ist. Dort trifft er sich auch wie fast jeden Tag mit seinen Schuhputzer-freunden. Heute

geht

Pablo

zufrieden

Entwicklungshilfe-Projekte der Aktion SEI SO FREI: z.B. nach Nicaragua, wo viele Kinder sich d ur c h Sc h u h p ut ze n d e n Lebensunterhalt verdienen müssen. Für diese Kinder werden „Schulkisten“ besorgt. Die Schulkisten enthalten Schulmaterial für ca. 40 bis 50 SchülerInnen und ermöglichen ihnen den Schulbesuch und eine gute Ausbildung. Eine Schulkiste kostet etwa 260 US Dollar. Wichtig ist auch, dass die Schulkisten in Nicaragua erzeugt und gekauft werden, denn die Arbeitslosigkeit ist in manchen Regionen extrem hoch.

Foto: SEI SO FREI

Waslala ist ein kleines Dorf mitten in Nicaragua. Viele kleine Marktstände begrenzen die Straße durch den Ort. Die Hitze ist schier unerträglich, die Menschen suchen den spärlichen Schatten unter dem einzigen großen Baum auf oder treffen sich in der Dorfkneipe. Die Pferde, die Haupttransportmittel in dieser Gegend, sind am hölzernen Terrassengeländer angebunden.

Pablo bei seiner Arbeit

nach Hause. Seine Hände sind von der Schuhcreme zwar ganz schwarz, doch das scheint ihn nicht zu stören. Auch nicht der lange Weg nach Hause, denn er hatte einen guten Tag. (Aus: Bericht von Dr. Franz Hehenberger, SEI SO FREI Projektreferent, aus Waslala, Nicaragua)

Für die Vorbereitung der Schuhputzaktion in der Schule stellt Ihnen die Aktion SEI SO FREI gerne ein Info-Packet inkl. 15 min. Video, Power Point Präsentation und Bildungsmaterialien zusammen. Wenn Sie Interesse an einer Schuhputzaktion haben und mit SchülerInnen zu Bürste und Schuhcreme greifen wollen, wenden Sie sich bitte an unten stehende Email-Adresse. Sie können Entwicklungszusammenarbeit hautnah erleben, beitragen zu einer besseren Bildung z.B. in Nicaragua und haben eine Erfahrung, die Sie sicher nicht so schnell vergessen werden!

Schuhputzaktion für Schulen Die Schuhputzaktion der Aktion SEI SO FREI der KMB ist inzwischen als Schulaktion sehr beliebt geworden: SchülerInnen sitzen auf Straßen und Plätzen und putzen PassantInnen die Schuhe – und haben dabei auch noch Spass! Schuhe Putzen für einen guten Zweck Das Geld, das die PassantInnen spenden, geht direkt in die

Kontakt: Mag. Wolfgang Heindl, 0662/8047-7557, Fax: -7539 [email protected]

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Kinderarbeit

Praktiken im Bereich Billiglohn- und Kinderarbeit Das Problem der Kinderarbeit ist eng verbunden mit den Praktiken des neoliberalen Wirtschaftssystems. Einige wesentliche Merkmale davon sind folgende: 1. Lohn und Sozialleistungen: : Von den Konzernen wird ein Lohn bezahlt, der sogar in Billiglohnländern kaum zum Überleben reicht. Eine Arbeiterin in China erhält ungefähr 2 % des Lohnes, den eine Arbeiterin bei uns bekommen würde. Eine Arbeiterin, die einen Sportschuh im Wert von € 100,zusammennäht, erhält ca. 40 Cent pro Schuh. Es gibt im Arbeitsablauf keine Pausen. Wer nicht schnell genug arbeitet, der/dem droht die Entlassung. Sozialleistungen wie Krankenversicherung, Pensionsanspruch oder Unfallversicherung gibt es nicht. Die meisten müssen 7 Tage pro Woche arbeiten und haben keinen Urlaub. Überstunden dürfen nicht abgelehnt werden. Arbeitende Kinder müssen auf Schulbildung verzichten. Wer sich gewerkschaftlich or gan is ier t und bes s er e Arbeitsbedingungen fordert, wird mit der Entlassung bedroht. .

2. Gewinne von Konzernen 2004: : Nike erwirtschaftete im Jahre 2004 vor Steuerabzug US $ 1.450 Mrd. an Gewinnen; Adidas US $ 520 Mill.; Puma US $ 456 Mill.; Reebok US $ 266 Mill. Puma ist nun in ein Pilotprojekt der deutschen Clean Clothes Kampagne eingestiegen. Nike, Puma und Reebok waren bereit, ihre Zulieferfirmen zu veröffentlichen

und dadurch eine möglich zu machen.

Kontrolle .

3. Arbeitsräume:

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Die Fußball-Näher-Werkstätten in Pakistan sind garagenähnliche Arbeitsplätze, in denen bis zu 15 Männer und Jugendliche auf sehr niedrigen Bänken arbeiten müssen. Kinder werden bevorzugt, weil die kleinen Finger so schnell nähen können. Ca. 30.000 Kinder ab vier Jahren sind in Pakistan in der Fußballindustrie beschäftigt.

4. Arbeitsbedingungen (ein Beispiel): : 17.000 bis 20.000 Frauen und Mädchen nähen in Pakistan Fußbälle in Heimarbeit zusammen. Das hängt auch mit der Geschlechtertrennung zusammen, nach der es den meisten Frauen auf dem Land verboten ist, eine Arbeit außerhalb des Hauses oder eigenen Dorfes zu verrichten. Kinderarbeit ist dort sehr oft verbunden mit einer Art Schuldknechtschaft. Dabei erhalten jene, die Arbeit suchen, einen Vorschuss, eine Vorauszahlung. Wer das akzeptiert, ist ausweglos an den Geldgeber gebunden. Die Personen oder Familien brauchen immer wieder neues Geld für medizinische Behandlungen, Hochzeiten usw. Der Schuldenberg wächst und die Betroffenen sitzen in einer Falle, befinden sich in einem Teufelskreis. Wenn jemand ausbrechen will, landet er/sie oft in Privatgefängnissen. . 5. Auslagerung der Produk-

tion in Billiglohnländer:

:

:

In Thailand, Pakistan, Indonesien, Philippinen werden viele Sportartikel, Schuhe und Textilien hergestellt. In vielen dieser Länder gibt es ein Heer von Arbeitslosen, die auf Grund der

wenigen Arbeitmöglichkeiten unmenschliche Arbeitsbedingungen akzeptieren. Das betrifft vor allem auch Kinder.

6. Boykott internationaler Arbeitsbedingungen: : Länder wie China, Japan, Korea, Indien, Brasilien, Thailand, Pakistan, Mexiko und auch die USA haben einen Teil der 8 Kernarbeitsübereinkommen der internationalen Arbeitsorganisation (ILO) nicht unterzeichnet. Dazu gehören: • Verbot von Zwangsarbeit Vereinigungsfreiheit • Vereinigungsrecht und Recht zu Kollektivverhandlungen • Gleichheit des Entgelt • Mindestalter • Verbot von Kinderarbeit und sofortige Maßnahmen zur Beseitigung ihrer schlimmsten Formen. (Aus einer Info der Clean Clothes Kampagne, SüdwindEntwicklungspolitik, Wien). Toni Ehammer Tipp: Besuchen Sie die Weltläden Salzburgs zu dieser Aktionswoche

Kinderarbeit

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Lateinamerikagipfel 2006 Aus Anlass des 4. Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs der EU mit den Staaten Lateinamerikas und der Karibik in Wien findet vom 10.-13. Mai 2006 auch der Alternativengipfel „Enlazando Alternativas“ statt. Dabei melden sich soziale Bewegungen, kirchliche Gruppen, NichtRegierungsorganisationen, ArbeitnehmervertreterInnen und zivilgesellschaftliche Organisationen aus Lateinamerika zu Wort und treten auf gegen geplante Freihandelsabkommen mit Lateinamerika. Wir und viele österreichische und europäische Organisationen wollen sie dabei unterstützen. . Einige der Forderungen, die wir unterstützen, sind folgende: • Unabhängige Evaluierung der Auswirkungen von Freihandelsabkommen; •Erlass der Auslandsverschuldung lateinamerikan. Staaten;

•Schutz

für kleinbäuerliche Produktionsstrukturen, auch bei uns; •Ernährungssicherung statt Export von Lebensmitteln, •Anerkennung der Rechte vor allem der indigenen Bevölkerung; •Wahrung der Menschenrechte vor Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen; •Mehr Kooperation im Bereich Politik und Entwicklung; Auch Teile der Kirche Lateinamerikas treten gegen geplante Maßnahmen des neoliberalen Wirtschaftssystems auf, das „die Souveränität der Nationalstaaten bei der Gestaltung der Entwicklungs- und Sozialpolitik beschneidet und auf den Widerstand der Bevölkerung mit Unterdrückung reagiert“ (Aufruf nach Wien). Unsere Solidarität ist ein Gebot der Stunde! Toni Ehammer

Kontakte mit San Ignacio Vom 17. Juli bis 03. Aug. 2006 findet eine Reise nach Bolivien statt, die von der DKWE organisiert wird. Es handelt sich um eine Studienreise, die einerseits einen Eindruck vom vielfältigen Land Bolivien vermitteln soll, andererseits ein Kennenlernen der Partnerdiözese San Ignacio im ostbolivianischen Tiefland einplant. Eine Diözese, die mehr als doppelt so groß ist wie Österreich, kann natürlich nicht in einer Woche wirklich kennen gelernt werden, aber es ist möglich, über einige Pfarren und wichtige Arbeitsbereiche interessante Eindrücke zu bekommen. Seit 1970 ist San Ignacio Partnerdiözese Salzburgs, und es haben dort seit den 30er Jahren viele franziskanische Missionare, Halleiner Schulschwestern, Haller Schulschwestern , Batschunser Schwestern (Frohbotinnen) und

EntwicklungshelferInnen auch aus Salzburg gearbeitet. Die Aktion Bruder in Not (jetzt SEI SO FREI) hat viel Projekte unterstützt, u.a. das Krankenhaus Santa Isabel, den Radiosender „Johannes XXIII.“ und die Restaurierung der alten Jesuitenkirchen. Im Zusammenhang damit haben sich viele Aktivitäten entwickelt, u.a. Schnitzerschulen. Heute arbeiten dort nur mehr einige wenige europäische MissionarInnen mit. Die Verantwortung ist in fast allen Bereichen in einheimische Hände übergegangen. Die Kirche ist selbständig geworden mit allen Vor- und Nachteilen, die damit verbunden sind. 10 - 12 MultiplikatorInnen aus unserer Erzdiözese werden mit Generalvikar Dr. Johann Reißmeier diese Reise mitmachen. Toni Ehammer

VORGESTELLT Mein Name ist Mathieu Lobingo bin Manzambi. Ich wurde am 14. 3. 1970 in der Demokratischen Republik Kongo geboren. Ich bin der Älteste einer kleinen Familie und habe einen jüngeren Bruder, der mit meinen Eltern in Kinshasa (Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo) lebt. Mein Studium in Philosophie absolvierte ich im Kongo. Anschließend kam ich durch die Comboni Missionare für das Theologiestudium nach Innsbruck. Im Jahr 2000 habe ich mein Studium in Theologie abgeschlossen und bin wieder in den Kongo zurückgekehrt, wo ich bei der missionarischen Zeitung „AfriquEspoir“ der Comboni Missionare gearbeitet habe. Im Jahr 2001 begann ich in Salzburg mit dem Studium der „angewandten Informatik“. Weil es finanziell für mich sehr schwierig war, entschloss ich mich, nebenbei zu arbeiten und bekam die Möglichkeit, ein Pastoralpraktikum in der Pfarre Nenzing zu machen. Von 2003 - 2005 war ich Jugendreferent in der Diözese Feldkirch und Regionalstellenleiter der Stadt Feldkirch in der Katholischen Jugend und Jungschar Vorarlberg. Seit September 2005 bin ich Mitarbeiter im Bondeko. Mathieu Lobingo

„Österreichische PostAG/Sponsoring.Post“ GZ 02Z030268 S VPA 5010 Salzburg

Veranstaltungen/Aktuelles 7. bis 9. 6. 2006 Gästebegegnung mit Mali

1.6.2006 - 19:00Uhr Pakistanischer Kulturabend

In Zusammenarbeit mit Welthaus Innsbruck besuchen Samake Assétou Sissoko und Hamady Piérre Savane aus Maili Salzburg. In dieser Zeit stehen sie für Schulworkshops, Vorträgen in Pfarren… zur Verfügung.

mit der pakistanischen Community in Salzburg Ort: Afro-Asiatisches Institut - Salzburg Philharmonikergasse 2

Im Mittelpunkt stehen deren Lebenserfahrungen, sie erzählen von ihrem Leben, ihrem Land und ihrer Kultur aus ihrer ganz persönlichen Perspektive. In Unterrichtsstunden zu je 2 Schulstunden bieten die Referentin und der Referent folgende Themen an: 1.Lebenserfahrungen aus Mali 2.Alltag der Kinder und Jugendlichen 3.Schulbildung 4.Rolle der Frau in Familie und Gesellschaft 5.Politik und Wirtschaft 6.Kultur und Tradition Religion Kosten für 2 Unterrichtseinheiten € 44 Anmeldung: DKWE-Welthaus, Karin Weissensteiner, 0662-8047-7611 [email protected]

8.6.2006 - 19:30 Uhr DIALOGE - Interkulrelle Begegnun gen zwischen China und Österreich Kunst und Musik im Zentrum eines Kulturaustausches Ort: Afro-Asiatisches Institut - Salzburg Philharmonikergasse 2

4. - 7. Juli 2006 Internationale Missionsstudientagung 2006 Thema: Heimat Kirche Reliöse Identität und Migration. Dabei geht es um Begegnungmöglichkeiten von MigrantInnen u. pastorale Impulse. Ort: Bildungshaus Schloss Seggau, Stmk. Anmeldung: Missio Wien Tel:01/5137722-36

Bücher zum Thema Kinderarbeit: Uwe Pollmann. Zum Beispiel Kinderarbeit (aus der Reihe Süd-Nord)

Ron O'Grady. Gebrochene Rosen Kinderprostitution und Tourismus in Asien

Reinhard Bruning, Birgit Sommer. Kinderarbeit Probleme, Politische Ansätze, Projekte

Thomas Hax-Schoppenhorst. Kinder sind keine Soldaten!

Impressum: DKWE-Info Informationsunterlage für die Bildungsarbeit im Bereich Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit der ED Salzburg. Spendenkonto:Sbg. Sparkasse Kto:810 BLZ: 20404 Redaktionsteam: Mag.a Lucia Greiner, Anton Ehammer, Geli Hechl, Mag. Wolfgang Heindl, Mag.a Elisabeth Moser, Mag. Mathieu Lobingo Layout: Petra Gasser; Medieninhaber: Diözesankommission für Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit; Kapitelplatz.6, 5020 Salzburg; E-mail: [email protected] Internet: www.dkwe.kirchen.net Tel.Nr. 0662/8047-7610 Druck: Druckerei der ED Salzburg

Leitartikel Editorial Die Lage der Kinderarbeit Kleine VerkäuferInnen in Kinshasa Ein guter Tag für Schuhputzer Pablo Praktiken im Bereich Kinderarbeit Div. Informationen, Vorgestellt Veranstaltungen Beilage

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