Liebe Freunde der Kapuziner! Liebe Missionsfreunde!

K APUZINER 68. Folge / Dezember 2015 ZUM GELEIT 2 Liebe Freunde der Kapuziner! Liebe Missionsfreunde! Das Thema dieser Nummer von „Wir Kapuziner“ ...
Author: Christin Flater
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K APUZINER 68. Folge / Dezember 2015

ZUM GELEIT

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Liebe Freunde der Kapuziner! Liebe Missionsfreunde! Das Thema dieser Nummer von „Wir Kapuziner“ heißt Barmherzigkeit. Anlass dafür ist das Jahr der Barmherzigkeit, das – so die Anordnung von Papst Franziskus – am 8. Dezember beginnt. An diesem Tag wird von ihm die Heilige Pforte im Petersdom geöffnet zum Zeichen, dass die Tür zu Gott weit offen steht. Was wäre wichtig, um dieses Jahr wirklich im geistlichen Sinn zu nützen? Wichtig wäre noch vor allem Tun, dass wir uns das Bild des barmherzigen Gottes einprägen. Das kann nur geschehen, wenn wir täglich zu ihm aufblicken und seine Barmherzigkeit in uns hereinlassen. Das wird uns am stärksten motivieren, barmherziger mit den Mitmenschen umzugehen. Wieder hat sich das Redaktionsteam bemüht, von verschiedenen Blickwinkeln das Thema zu beleuchten.

WAS UNS BEWEGT Die Provinzräte Br. Erich Geir und Br. Franz Zitturi über Barmherzigkeit und Warmherzigkeit. Seite 12

Wir freuen uns, dass wir Sie wieder informieren können über das Leben in unserer Provinz Österreich-Südtirol und wichtige Ereignisse im weltweiten Kapuzinerorden. Danken möchten wir auch für die positiven Rückmeldungen, die Sie uns geben. In wenigen Wochen feiern wir wieder Weihnachten. Gott wird Mensch aus Liebe zu uns Menschen, damit wir mit Hilfe seiner Liebe zu wahren Menschen werden. Ich grüße Sie herzlich und wünsche Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches Neues Jahr! Ihr

Redakteur Br. Albert

INTERVIEW Br. Erhard Mayerl über das „Jahr der Barmherzigkeit“, das mit 8. Dezember beginnt. Seite 7

AUS DER PROVINZ Das Kloster Neumarkt hat in Br. Peter Brugger einen neuen Guardian. Seite 15

Titelbild: Br. Gaudentius Walser begrüßt Festgäste bei der Feier von Br. Wolfgang Schauersbergers Profess.

SCHWERPUNKT

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Barmherzigkeit, nicht Opfer! Papst Franziskus weckt weit über kirchliche und christliche Kreise hinaus Hoffnung und Sympathie. In seiner einfachen und direkten Art, wie er auf die Menschen zugeht, vermittelt er glaubwürdig, dass die Menschen ihm das wichtigste Anliegen sind. Sein Programm lautet: „Die Liebe Gottes muss durch uns Christen hinaus zu den Menschen gehen – bis an die äußerste Peripherie“. Dieser Papst hat zu einem „Jahr der Barmherzigkeit“ eingeladen, und überhaupt scheint es für ihn zentral zu sein, die Freude am barmherzigen Gott in die Mitte christlichen Lebens zu rücken. Der Impuls, der vom Papst ausgeht, ist Anlass, selber darüber nachzudenken.

Barmherzigkeit heute noch? Der Begriff Barmherzigkeit setzt sich aus zwei Wörtern zusammen: Herz und Erbarmen. Das ganze Gewicht liegt auf „Herz“, dem zweiten Wortteil. Es geht um ein Herz, das Erbarmen zeigt mit den Menschen und allen Geschöpfen. Für viele Menschen von heute passt das Wort „Barmherzigkeit“ nicht mehr in unsere Zeit. Für sie ist es Zeuge einer Epoche, in der die Menschen in einem starken Abhängigkeitsverhältnis zu den Obrigkeiten gestanden und noch wenig von den Menschenrechten gewusst haben. Aber in unserer Zeit – mit ihrem Bewusstsein von der Gleichheit aller

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Menschen – hat die Sache ihren Sitz im Leben verloren. Wir sind uns durchaus unserer Rechte bewusst und wir fordern sie auch ein. Es erübrigt sich, dass wir als Bittsteller auftreten, um die Vertreter der Ämter und Behörden wohlwollend zu stimmen. Schon gar nicht lassen wir es uns gefallen, von oben herab behandelt zu werden. Wir reagieren allergisch, wenn uns Gefälligkeiten nur mit Herablassung erwiesen werden. Wenn man uns jedoch gibt, was uns zusteht, ist der Sache Genüge getan. Aber ist damit, weil sich die gesellschaftlichen Verhältnisse zum Positiven gewandelt haben, die Barmherzigkeit grundsätzlich überflüssig? Verhält es sich wirklich so? Angewiesen auf Barmherzigkeit Braucht der Mensch nicht viel mehr als nur Gerechtigkeit? Braucht er nicht Tag für Tag schlichtes Wohlwollen, Interesse, Zuwendung, Liebe, Vergebung? Das alles aber sind Dinge, die er nicht einfordern kann. Er ist vielmehr darauf angewiesen, dass diese ihm von den Mitmenschen geschenkt werden. Es liegt ganz in ihrer Freiheit, wie sie mit uns verfahren. Vor diesem Sachverhalt verschließen wir nur all zu gerne die Augen. Dieses Angewiesensein geht uns gegen den Strich. Ist es nicht auch zugleich ein Ausgeliefertsein? Auf jeden Fall verletzt es unseren Stolz. Es ist wie eine schmerzende Wunde, die wir selber nicht heilen können. Eigentlich bleibt uns gar nichts anderes übrig, als zu akzeptieren und zu bejahen, dass es sich so mit uns Menschen verhält. Wo diese Einsicht greift, schwindet die

SCHWERPUNKT Selbstherrlichkeit und macht der Demut Platz, die in dieser Hinsicht nichts anderes ist als Mut zur Wahrheit. Dann können wir es uns eher eingestehen, dass wir „Angewiesene“ sind, die darauf warten, dass der andere sich uns zuwende, sein Herz öffne und sich unser erbarme. Kurz gesagt, wir sind von unserem Wesen her auf Barmherzigkeit hin angelegt. Schwer zu akzeptieren Kehren wir noch einmal zu der Wahrnehmung zurück, dass der Mensch sich sträubt, seine Bedürftigkeit zu akzeptieren. Was könnte dahinter stecken? Es ist wohl sein Hang, stets größer erscheinen zu wollen, als er tatsächlich ist. Es ist die Tendenz, damit nicht einverstanden zu sein, dass er auch ein abhängiges Wesen ist. So wollen wir uns selber immer wieder beweisen, dass wir es aus eigener Kraft schaffen und eben nicht auf die anderen angewiesen sind. Es ist dies die uralte Versuchung, wie sie uns auf den ersten Seiten der Bibel in der Sündenfallgeschichte begegnet. Adam und Eva hatten im Paradies alles, was ein glückliches Leben ausmacht, aber sie wollten wissen, ob dieses Glück nicht auch ohne Gott zu haben ist. Geblendet von diesem Verlangen, das aus dem Misstrauen Gott gegenüber hervorgegangen ist, kündigten sie die lebensspendende Verbindung Gottes auf, der sie geschaffen und fürsorglich begleitet hatte. Fatal waren die Folgen: Sie erkannten, dass sie nackt waren, d. h. dass ihnen nun genau das fehlte, was ihnen Halt und Würde gegeben hat. Vorbei war es mit der eigenen Integrität: Statt Schuld einzugestehen,

SCHWERPUNKT

Barmherzigkeit ist eine Frage des Menschbildes.

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wird sie auf den anderen abgeschoben und bald kommt es unter ihnen zu Mord und Totschlag. Die Sündenfallgeschichte zeigt auf exemplarische Weise, wohin es führt, wenn der Mensch sein Angewiesensein auf Liebe, Güte und Barmherzigkeit nicht akzeptiert. Im selben Maß wird er unfähig, seinen Mitmenschen Barmherzigkeit zu gewähren – und das zieht weitreichende negative Folgen nach sich. Jesus: Der barmherzige Gott Es gehört zum Bewegendsten in den Evangelien, wenn es dort in der Einleitung zur Aussendung der Apostel heißt: „Als er (= Jesus) die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen, denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben“ (Mt, 9, 36). Jesus sieht die Müdigkeit und Erschöpfung der Menschen, die daher kommen, dass sie letztlich niemanden haben, der sie stützt und aufrichtet. Darum sind sie so ausgezehrt. Jesus selber weiß am besten, dass der Mensch verloren ist, wenn er niemanden hat, der sich seiner annimmt und für ihn Sorge trägt – genauso wie die Schafe zugrunde gehen, wenn sie keinen Hirten haben. Darum verkündet er einen Gott, der die Not der Menschen sieht und mit ihnen von vornherein barmherzig ist – unabhängig davon, wie es mit ihrer Moral bestellt ist. Angenommen zu sein, wie man ist, das ist wahrhaftig eine Botschaft der Freude, die uns aufatmen lässt. Ganz deutlich wird dies, als Jesus sogar einen offensichtlichen Sünder, den Zöllner Matthäus, in den Kreis der Apostel

SCHWERPUNKT aufnimmt. Dieser ist so überwältigt, dass er ein Festmahl gibt, an dem Jesus, seine Jünger und gerade die Sünder teilnehmen. Die Pharisäer machen den Jüngern Vorwürfe, dass ihr Meister mit solchen Menschen Gemeinschaft hält. Ihnen entgegnet Jesus auf programmatische Weise: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Darum lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer“. Dazu ein kurzer Hinweis: Die Pharisäer haben wirklich Tag für Tag Opfer gebracht. Auf der anderen Seite waren sie sehr selbstgerecht und sind mit den Menschen unbarmherzig verfahren. Jesus legt ihre Verkehrtheit offen: Sie übersehen, dass der Mensch von seinem Wesen her ein Bedürftiger ist und vor allem anderen eines braucht: Barmherzigkeit. In den Augen Gottes ist es viel wichtiger, barmherzig zu sein als Opfer zu bringen. „Seid barmherzig . . .!“ Das Wort „Barmherzigkeit, nicht Opfer!“ ist ein Leitwort für unser Christsein, das wir uns täglich vor Augen halten sollen, damit es uns in Fleisch und Blut übergeht. Es ist wahr: Wer vom barmherzigen Gott her sich selber anzuschauen gelernt hat, dem wird es leichter fallen, barmherzig mit den Menschen umzugehen. Darüber hinaus aber braucht es täglich redliches Bemühen und Selbstkritik, um Barmherzigkeit in der Tat an die Mitmenschen weiterzugeben. Das Gebot Jesu nimmt unser ganzes Leben in Anspruch: „Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!“ (Lk 6,36). I

INTERVIEW

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„Lieben heißt, dem anderen verzeihen, dass er dein Gott nicht sein kann“ So beschreibt Br. Erhard Mayerl aus Irdning Barmherzigkeit als Haltung.

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Der 83-jährige Kapuziner war viermal Provinzial der Wiener Kapuzinerprovinz und über Jahrzehnte ein gesuchter geistlicher Begleiter und Berater. Daneben wirkte er vielfältig an Ordensdokumenten und anderen theologischen und spirituellen Werken mit, zuletzt an den neuen „Satzungen“ der Kapuziner, dem Regelwerk für das Zusammenleben in der Ordensgemeinschaft. „Wir Kapuziner“ sprach mit ihm über das von Papst Franziskus ausgerufene Jahr der Barmherzigkeit, das am ersten Adventsonntag 2015 beginnt. Wir Kapuziner: Was meint Papst Franziskus mit dem „Jahr der Barmherzigkeit“? Br. Erhard: Der Papst beginnt sein Einberufungsschreiben zu diesem Jahr mit den Worten „Das Antlitz der Barmherzigkeit“.

INTERVIEW – Er eröffnet es bewusst 50 Jahre nach dem Ende des II. Vatikanischen Konzils. – Bezeichnend ist, dass er ein Wort des damaligen Konzilspapstes Johannes XXIII zitiert: Die Kirche möchte zu diesem Konzil „lieber das Heilmittel der Barmherzigkeit anwenden als die Waffen der Strenge“. Ich freue mich, dass in der gegenwärtigen Situation der Kirche angesichts einer wachsenden Lager-Bildung gerade das Thema Barmherzigkeit aufgegriffen wird. WK: Ist das eine Herausforderung? Br. Erhard: Der barmherzigere Umgang miteinander ist eine Herausforderung, mit den Menschen im Umkreis in ihren Nöten, in den unvermeidlichen Spannungen, auch und besonders innerhalb der Kirche. Eine unerwartete Herausforderung ganz anderer Art hat sich durch die gewaltigen

Der Begriff „Barmherzigkeit“ Barmherzigkeit bedeutet im Deutschen wie im Lateinischen („misericordia“): Ein Herz, das sich erbarmt; das Leiden, Nöte erkennt, wahrnimmt und sich von ihnen berühren lässt. „Die schwerste Sünde, in die wir alle fallen können, ist die Gleichgültigkeit“ schreibt Br. Mauro Jöhri (Anm.: Generalminister der Kapuziner). Gleichgültigkeit, einfach wegschauen, empfinde ich als eine starke Versuchung, besonders dort, wo fremdes Leid uns fordert und zu überfordern scheint. – Das „herzliche Erbarmen“ muss sich auch in Werken der Barmherzigkeit äußern. Das betont besonders der Jakobusbrief. Barmherzigkeit scheint mir darüber hinaus so etwas wie eine „existenzielle“ Haltung zu sein, gewissermaßen das Gegenteil von

Perfektionismus: „Lieben heißt, dem anderen verzeihen, dass er dein Gott nicht sein kann“, also, dass er nicht vollkommen ist – und auch sich selbst verzeihen, dass man nicht vollkommen ist, sondern Fehler hat und macht!

INTERVIEW

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Flüchtlingsströme in unserem Land ergeben.

WK: Was nehmen Sie sich als Kapuziner für das Jahr der Barmherzigkeit vor?

WK: Wo kann man als Mensch Gottes Barmherzigkeit spüren?

Br. Erhard: Wir Kapuziner sind Menschen wie alle. Ich kann nur bei mir selber anfangen, besonders in der Haltung gegenüber „den anderen“. Menschen mit anderer Einstellung, vor allem innerhalb der Kirche und auch im Orden. Vielleicht auch dadurch, dass ich in den Begegnungen, gerade auch mit Nicht-(mehr)Christen, etwas von „der Güte und Menschlichkeit“ des Erlösers spürbar zu machen versuche. „Nahe bei den Leuten“ ist ja auch ein Lieblingsthema von Papst I Franziskus.

Br. Erhard: Ich erlebe es in allem Guten und Schönen in der Welt und in meinem Leben – besonders wo ich es „trotz allem“ erfahren darf; an manchen Fügungen, die mir zum Zeichen seines Erbarmens und seiner Vergebung geworden sind: Etwa, dass ich durch die Wirren von Krieg und Nachkriegszeit heil durchgekommen bin. Auch an einen Sekundenschlaf-Unfall mit dem Auto denke ich dabei – wie durch ein Wunder ist niemand zu Schaden gekommen. Allerdings möchte ich nicht verschweigen, dass es immer wieder Zustände und Ereignisse gibt, die es mir schwer machen, an die Barmherzigkeit Gottes zu glauben.

Br. Erhard Mayerl, geb. 1932 in Irdning, Steiermark. Ordenseintritt 1952, Ewige Gelübde 1956, Priesterweihe 1957. Derzeit im Kloster Irdning.

Der Umgang mit den vielen schutzsuchenden Flüchtlingen ist ebenfalls eine Frage der Barmherzigkeit.

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UNSER PROJEKT

Hilfswerke der Kapuziner Das Seraphische Liebeswerk der Kapuziner(SLW) ist eine der ältesten katholischen Hilfsorganisationen im deutschsprachigen Raum. Seit 125 Jahren kann das SLW wirksam sein, weil viele Menschen die barmherzige Botschaft der Kapuziner mit ihren Spenden unterstützen. Im tiefen Winter des Jahres 1889 wird ein kleines Mädchen zu Pater Cyprian Fröhlich ins Kapuzinerkloster in Koblenz gebracht. Das Kind ist Waise und obdachlos. Ohne Hilfe wird es die nächsten Tage nicht überstehen. Der Kapuzinerpater reagiert sofort und setzt gemeinsam mit zwei anderen Mitgliedern des franziskanischen Dritten Ordens ein bleibendes Zeichen der Barmherzigkeit. Er versorgt das Kind und gründet in weiterer Folge das Seraphische Liebeswerk (SLW), das bis heute in Bayern, Österreich und Südtirol

und in der Schweiz Bestand hat. Dieses Hilfswerk der Kapuziner gehört damit zu den ältesten Hilfswerken katholischer Prägung im deutschsprachigen Raum. Das Hilfswerk der Kapuziner in Österreich Das SLW verbreitet sich zunächst in Deutschland, wo es innerhalb weniger Jahre auf mehr als 400.000 Mitglieder anwächst. Mit den Spenden dieser Mitglieder kann das SLW seine Arbeit finanzieren.1908 fasst das SLW auch im damals noch ungeteilten Tirol Fuß. Von Meran verbreitet sich das SLW bald im ganzen Kaiserreich Österreich-Ungarn und eröffnet Niederlassungen in Nordtirol, Oberösterreich, Wien, Böhmen und Mähren. Bis zu seiner Abberufung aus dem Amt des Präses (also des Leiters) des SLW prägt Pater Cyprian das Hilfswerk der Kapuziner entscheidend. Sein Ausspruch „Wer ein Kind rettet, rettet eine ganze Generation“ ist dem SLW seit 125 Jahren Auftrag und Orientierung. Wirksam seit 125 Jahren

Eine alte Postkarte aus den Anfängen des SLW. Die Arbeit des SLW wird seit damals getragen von den Spenden von Menschen, die der Botschaft des Kapuzinerpaters Cyprian Fröhlich (hinten) vertrauen: „Wer ein Kind rettet, rettet die ganze Welt.“

Das SLW ist bis heute lebendig und wirksam: Das SLW in Altötting und Koblenz betreibt Kinderkrippen und Kindergärten, Hortgruppen, sozial- und heilpädagogische Wohngruppen und ist Träger von Grund-, Haupt- und Mittelschulen. Das SLW in Nordtirol, das sich seit 2012„So-

UNSER PROJEKT

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ziale Dienste der Kapuziner“ nennt, umfasst Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen und für Kinder und Jugendliche, die nicht zu Hause leben können. Es betreibt zwei Kindergärten und ist Träger von zwei Sonderschulen. Es bietet

Wiener SLW betreibt eine Kleinkindergruppe und einen Kindergarten. Seit den 1990er-Jahren betreibt das SLW Altötting, seit 2010 unterstützt durch die österreichische Kapuzinerprovinz, auch ein Kinderhilfswerk in Uganda. In allen SLWs

„Die wahre Macht ist der Dienst. Und Barmherzigkeit ist die machtvollste Botschaft Gottes.“ Papst Franziskus 2013 voll- und teilbetreute Wohnmöglichkeiten für erwachsene Menschen mit Behinderungen und sozialpädagogische Wohngruppen für Kinder und Jugendliche. Auf Familien in Not konzentriert sich das Engagement des SLW Vorarlberg und Liechtenstein. Das Südtiroler SLW ist in der Jugendbegleitung tätig, stellt Räumlichkeiten für Kindergärten zur Verfügung und betreibt ein Wohnheim für Mädchen, die in Meran eine Oberschule besuchen. Das

sind Kapuziner bis heute in leitenden Funktionen und in der Seelsorge tätig. Wenn auch die tägliche Arbeit mittlerweile nicht mehr von Patres und geistlichen Schwestern, sondern von vielen hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern getan wird, atmen die SLWs noch immer den Geist der Barmherzigkeit, aus dem heraus Pater Cyprian und seine Mitstreiter dieses Hilfswerk vor 125 Jahren gegründet haben. I

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WAS UNS BEWEGT

Man sieht nur mit dem Herzen gut .

Br. Erich Geir und Br. Franz Zitturi über Barmherzigkeit im Zusammenleben. Barmherzigkeit hat mit Warmherzigkeit zu tun. Menschliches Leben ist auf Gemeinschaft ausgerichtet und in Gemeinschaft am tiefsten. Gleichzeitig stellt uns Gemeinschaft – in jeder Lebensform – immer wieder vor Herausforderungen, die von uns genau diese Eigenschaft der Barmherzigkeit und Warmherzigkeit verlangen. Jeder Mensch sehnt sich doch nach einem Ort, wo er angenommen ist. Dazu gehört, auch einmal Fehler machen zu dürfen, ohne be- oder verurteilt zu werden. Dies ist nicht leicht, denn um jemanden wirklich zu verstehen, muss man „in seine

Fußstapfen treten“ und mehr über ihn erfahren. Wir Kapuziner haben beispielsweise in den Brüdertreffen des letzten Jahres ganz besonders Wert darauf gelegt, einander gegenseitig über unsere Herkunft und unseren Weg in die Ordensfamilie zu erzählen. Diese vertrauensvollen Gespräche waren ein großes Geschenk und ein wichtiger Lernprozess, denn unsere Provinz ist in den letzten zehn Jahren auf die dreifache regionale Ausdehnung gewachsen. Daher müssen wir manche unserer Mitbrüder und ihre Geschichte erst besser kennenlernen. In diesen Treffen wurde

WAS UNS BEWEGT

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vieles angesprochen, das uns einander näher gebracht hat und uns in aller Unterschiedlichkeit hilft, einander besser zu verstehen. Barmherzigkeit ist unverzichtbar für das Zusammenleben, besonders dann, wenn einer an seine Grenzen stößt. Etwa wenn jemand vergesslich wird und mir dieselbe Geschichte zum 100. Mal erzählt. Oder wenn ich beschäftigt bin und er mich scheinbar „aufhält“. Sich trotzdem Zeit zu nehmen für das Zwischenmenschliche, kann nicht nur dem Gegenüber, sondern auch mir selbst zur Stärkung werden. Ein Zusammenfinden erfordert Geduld und

„Vertrauensvolle Gespräche sind ein Geschenk“ Br. Franz

Ausdauer, wenn es beim ersten Mal nicht gelingt. Es braucht dann einen zweiten und dritten Versuch, um einander näher zu kommen, – bis man sich endlich trifft. Besonders wichtig ist dies bei sensiblen Themen. Momentan erleben wir Kapuziner das besonders bei der Frage der Auflösung von einzelnen Klöstern. Eine vielschichtige Materie! Es gibt so viele berechtigte sehr verschiedene Anliegen, Wünsche und Auffassungen, auch untereinander, denen man niemals allen gerecht werden kann. Das erfordert Geduld, Verstehen – und Barmherzigkeit von allen Seiten, damit die Liebe nicht mit den Füßen getreten wird. Hier leben wir zurzeit in einer großen Spannung. „Unter Menschen menschelt es“ Niemand ist perfekt. Barmherzigkeit bedeutet auch, dass ich meine eigenen

Fehler annehme. Dann kann ich den anderen ebenso in seiner Fehlerhaftigkeit besser verstehen. „Unter Menschen tut es menscheln“, sagt man bei uns in Tirol. Letztlich hat die Barmherzigkeit im Alltag mit dem Anspruch Jesu zu tun: „Wer von Euch ohne Fehler ist, werfe den ersten Stein!“ sagt Christus, und verlangt, dass man sich zuerst mit seinem Bruder versöhnen soll, bevor man selbstgefällig auf andere schaut. Ein hoher Anspruch, der immer wieder Herausforderung bedeutet und auch gegenseitiges Verzeihen von uns fordert – sowie die Vergebung Gottes. I Br. Franz Zitturi ist Provinzvikar (Stellvertreter des Provinzialministers) für Österreich und Südtirol und lebt in Brixen, Südtirol. Br. Erich Geir lebt in Fügen, Nordtirol. Beide sind Mitglieder des Provinzrates, der den Provinzial in allen Belangen der Leitung unterstützt und berät.

„Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“ – Dieses Zitat von Saint-Exupéry gilt für jedes Zusammenleben unter Menschen, sagt Br. Erich (links).

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EINBLICKE INS LEBEN DER PROVINZ

„Endgültig Ja“

Große Freude über Ewige Profess von Br. Wolfgang-Michael Schauersberger

Innsbruck/ Feldkirch. „Mit diesem Schritt sage ich endgültig Ja zu meiner Gemeinschaft“, beschreibt Br. Wolfgang-Michael Schauersberger selbst das Ereignis. Am Samstag, dem 19. September, legte er in der Innsbrucker Kapuzinerkirche die ewigen Ordensgelübde ab. An der Feier nahmen neben Freunden und Familie zahlreiche Ordensangehörige aus dem ganzen deutschen Sprachraum teil. Leben ohne Privateigentum, in Gehorsam und Ehelosigkeit sind die Versprechen, die Br. Wolfgang vor Provinzial Br. Lech Siebert, dem Ordensoberen für Österreich und Südtirol, leistete. Das „Ja“ erfolgt mit 59 Jahren Br. Wolfgang-Michael Schauersberger hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Bereits vor 27 Jahren war der gebürtige Grazer in den Kapuzinerorden eingetreten, verließ die Gemeinschaft dann je-

doch und lebte vier Jahre als Taxifahrer und neun Jahre als Sekretär der Dommusik St. Stephan in Wien. „Damals hatte ich in Vielem noch nicht die menschliche Reife für das Ordensleben!“ blickt er zurück. „Zur Zeit meiner Bekehrung erfuhr ich große Nähe zu Gott. Doch der Mensch durchlebt auch Phasen der Ferne in der Beziehung zum Herrn. Den heutigen Schritt tue ich in der Überzeugung, zur nötigen Reife herangewachsen zu sein.“ „Mir war wichtig, dass in seiner Gottesbeziehung tatsächlich etwas geschehen ist,“ sagt Provinzial Br. Lech dazu. „Nur dann macht eine Rückkehr in unsere Ordensfamilie Sinn.“ Seit November ist Br. Wolfgang Teil der Feldkircher Brüdergemeinschaft. Die Feier im Standort Innsbruck zu halten hatte pragmatische Gründe. Es war Br. Wolfgangs Wunsch: „Das ist für alle leichter zu erreichen.“ I

EINBLICKE INS LEBEN DER PROVINZ Was verspricht ein Kapuziner? Die ewigen Gelübde im Wortlaut Gepriesen sei der dreifaltige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Auf Gottes Eingebung hin will ich dem Evangelium und den Fußspuren unseres Herrn Jesus Christus aufmerksam und mit großer Bereitschaft folgen. Darum gelobe ich, Br. N. N., in der ganzen Kraft des Glaubens vor euch, meinen Brüdern, und in deine Hände, Br. N. N., Gott unserem heiligen und allmächtigen Vater, für die ganze Zeit meines Lebens in Gehorsam, ohne Eigentum und in Keuschheit zu leben. Zugleich verspreche ich, das Leben und die Regel der Minderen Brüder, wie sie von Papst Honorius bestätigt wurde, gemäß den Satzungen der Minderen Brüder Kapuziner treu zu befolgen. Aus ganzem Herzen vertraue ich mich dieser Bruderschaft an, damit ich, geführt vom Heiligen Geist, nach dem Beispiel der ohne Erbsünde empfangenen Gottesmutter Maria, auf die Fürsprache unseres Vaters Franziskus und aller Heiligen und mit eurer brüderlichen Hilfe zur Vollkommenheit der Liebe gelange im Dienste Gottes, der Kirche und der Menschen.

Neue Klostergemeinschaft in Neumarkt Neumarkt. Am 13. September wurde Br. Peter Brugger als Guardian eingeführt. Der gebürtige Südtiroler lebte die letzten Jahre in Feldkirch. Mit ihm übersiedelte auch Missionssekretär Br. Christoph Kurzok, bisher in Meran, in das südlichste Kloster der Provinz. Mit Br. Markus

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EINBLICKE INS LEBEN DER PROVINZ

Kerschbaumer sind die Brüder so wieder zu dritt, der Mindestgröße für eine Kapuzinergemeinschaft. „In Neumarkt ist gute Arbeit geleistet worden – die gilt es in der neuen Besetzung weiterzuführen!“ sagt der neue Obere Br. Peter. Das Kapuzinerkloster Neumarkt wird weit über die Grenzen Südtirols hinaus als „Gästekloster“ wahrgenommen. Immer wieder leben Menschen einige Zeit bei den Kapuzinern – manchmal über Wochen. Darüber hinaus wolle er Angebote wie „Weihnachten für Alleinstehende“ im Kloster I fördern.

Der „Identitätsprozess“ geht weiter

Brixen/Salzburg. Am 28. September und 1. Oktober kamen die Kapuziner der Provinz zu „Brüdertreffen“ zusammen. In diesem – zweiten – Jahr des Prozesses geht es um die Grundlagen des Lebens als Kapuziner. Nach Impulsen des Franziskaners Br. Johannes Schneider OFM zur Bedeutung des Lebens als „Mindere“ Brüder und zum Thema „Brüderlichkeit“ wurde in bewährter Weise in Kleingruppen weitergearbeitet. Im ersten Jahr ging es um

die persönliche Geschichte der Brüder, im dritten und letzten Jahr sollen die Herausforderungen von Zeit und Gesellschaft – und der Platz des Ordens darin – Thema sein. I

Sprachkurse wieder ermöglicht Wien. In den Monaten Juli und August wurden von der Brüdergemeinschaft Wien und der Antoniushilfe Sprachkurse für Brüder ermöglicht, die in Rom im Internationalen Kolleg San Lorenzo untergebracht sind. Von dort aus absolvieren sie auf verschiedenen Hochschulen ein Spezialstudium mit dem Ziel, einen akademischen Grad zu erwerben. Dafür ist es in manchen Fällen unumgänglich, die theologische Literatur auch in der Originalsprache – in diesem Fall in Deutsch – lesen zu können. Heuer haben vier Brüder die Möglichkeit dazu in Anspruch genommen. Sie kamen aus Afrika (Demokratische Republik Kongo, Tansania), Asien (Indien) und Europa (Polen) und haben einen Hauch von der Internationalität des Kapuzinerordens den Brüdern vermittelt. I



UNSERE VERSTORBENEN

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Br. Simon Hofer

Br. Simon kam am 4. September 1932 in Meransen im Pustertal zur Welt und wurde auf den Namen Andreas getauft. Er war das fünfte von 13 Kindern. Die Zeit, in die er hineingeboren wurde, war von großer politischer Unsicherheit und wirtschaftlicher Rezession gekennzeichnet und hatte auch unmittelbare Auswirkungen auf die Familie. So musste er bereits als junger Bub fort zu einem Bauern, um als Viehhüter sein Brot zu verdienen. Dies war eine harte Zeit für ihn, da er unter Heimweh gelitten hat. Eine besondere Beziehung hatte er zu seiner Mutter, die, als er ihr mitteilte, Priester werden zu wollen, alles tat, um seinen Herzenswunsch zu erfüllen. Im Jahre 1953 trat er in die Südtiroler Kapuzinerprovinz ein und erhielt den Ordensnamen Simon. 1957 legte er die ewige Profess ab. Die Priesterweihe erfolgte 1961. Br. Simon war von seinem Wesen her ein Mann der Ordnung und Zuverlässigkeit. Darum wurde er auch immer wieder mit dem Amt des Hausoberen betraut – in Bruneck, Meran, Lana, Mals und Schlanders. Darüber hinaus wirkte er als Krankenhausseelsorger und Katechet in der Grund- und Mittelschule. Ein Herzensanliegen war ihm stets die Franziskanische Gemeinschaft. Sein gutes Herz konnten vor allem die Kranken und Betagten erfahren. Den Lebensabend verbrachte er in der Brüdergemeinschaft Bruneck. Dort ist er am 18. August nach längerer Krankheit heimgekehrt zu seinem Schöpfer und Erlöser.

Demnächst in unseren Klöstern Wann

Kloster/Einrichtung Was

31. Nov. - 8. Dez. 17.00 Uhr 10. - 13. Dez 23. Dez. 18.30 Uhr 23. - 28. Dez. 24. Dez. 18.00 Uhr 28. - 31. Dez.

Klagenfurt Irdning Wr. Neustadt Neumarkt Klagenfurt Wr. Neustadt

Immaculata-Novene mit Br. Martin Kania Kurzexerzitien „Tage der Stille“ (Anmeldung!) Lebendiges Krippenspiel im Klostergarten und Agape Weihnachten für Alleinstehende (Anmeldung!) Weihnachten für Einsame Franziskanische Gruppenleiterausbildung

15. - 20. Feb. 17. - 27. Feb.

Salzburg Irdning

Salzburger Vater-Unser-Woche (Anmeldung!) Kontemplative Exerzitien (Anmeldung!)

10. - 20. März 14. - 19. März 20. - 27. März 18. - 27. März 19. - 22. März Ab 23. März

Innsbruck Salzburg Salzburg Irdning Wr. Neustadt Wr. Neustadt

Innsbrucker Biennale zu Gast in der Einsiedelei Salzburger Vater-Unser-Woche (Anmeldung!) Klosterwoche für Ordensinteressenten (Anmeldung!) Kontemplative Exerzitien (Anmeldung!) Franziskanische Gruppenleiterausbildung Möglichkeit für Jugendliche und junge Erwachsene zur Mitfeier der Karwoche in der Brüdergemeinschaft

Vorausschau: 26. - 29. Mai 22. - 31. Juli

Wr. Neustadt Wr. Neustadt

Pilgerfahrt nach Krakau (Anmeldung!, begrenzte TN-Zahl) Teilnahme am Weltjugendtreffen in Krakau für Jugendliche (Anmeldung!, begrenzte TN-Zahl)

Mehr Informationen und ggf. Anmeldung im jeweiligen Kloster oder auf www.kapuziner.at

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Nicht resignieren, sondern mobilisieren

Beim Treffen in Fatima im Dezember 2014, zu dem die Ordensleitung eingeladen hat, haben sich 90 Vertreter aus den europäischen Kapuzinerprovinzen der Frage gestellt, wie man dem Mangel an Berufungen und dem hohen Altersdurchschnitt in den Brüdergemeinschaften länder- und provinzübergreifend in einer qualifizierten Weise entgegentreten kann. Um die Sache noch weiter zu verfolgen, wurde ein Projektteam ins Leben gerufen, das konkrete Vorschläge erarbeiten soll. Dieses hat am 21./22. Juli in Rom seine erste Arbeitssitzung abgehalten. Die Ergebnisse sind an die Ordensleitung gegangen und werden von dieser an die Provinzialminister weitergeleitet. I

Generalkurie auf dem Prüfstand Generalminister Mauro Jöhri hat James Grummer, Generalrat des Jesuitenordens, den Auftrag erteilt, ein Audit für den Dienst der Generalkurie zu erstellen. Ein Audit ist die Überprüfung eines Betriebes nach bestimmten Qualitätsmerkmalen mit dem Ziel, die Abläufe effizienter zu gestalten. Das Ergebnis ist für die Mitarbeiter sehr positiv ausgefallen und wurde von den

KAPUZINER WELTWEIT Brüdern dankbar als motivierendes Feedback aufgenommen. Besonders angetan war James Grummer vom brüderlichen Einvernehmen untereinander, auf das er durchgehend gestoßen ist. Seine detaillierten Verbesserungsvorschläge werden nun Schritt für Schritt umgesetzt.

Eine besondere Herausforderung, der man sich unbedingt stellen sollte, sieht er darin, dass bei den Kapuzinern der Arbeitsort zugleich auch der Ort des Lebens ist. Dies birgt spezifische Gefahren in sich. Um ihnen nachhaltig begegnen zu können, ist es notwendig und hilfreich, die religiöse Dimension sorgfältig zu pflegen. Der einzelne für sich und auch die Gemeinschaft müssen sich ihrer Verantwortung noch bewusster werden. Es braucht regelmäßige Angebote, die zu einem verstärkten Austausch untereinander anregen und ermutigen. I

Island: Kapuziner zum Diözesanbischof ernannt Nach dem Rücktritt des bisherigen Bischofs von Island, des Schweizers Pierre

KAPUZINER WELTWEIT

Bürcher, wurde Br. David Tencer vom Vatikan zu seinem Nachfolger ernannt. Ein kurzer Blick auf sein kommendes Arbeitsfeld: Die Diözese umfasst das gesamte Territorium der Insel und ihr Bischof hat seinen Sitz in der Hauptstadt Reykjavik. Zur Diözese gehören zurzeit sieben Priester, die zusammen mit acht Ordenspriestern und 29 Ordensschwestern in der Seelsorge und auf dem Feld der christlichen Caritas tätig sind. Die Kirche dort zählt zurzeit ca. 13.000 Mitglieder, das sind 3,6 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Katholiken setzen sich fast ausschließlich aus Migranten sehr unterschiedlicher Herkunft zusammen. Der Großteil kommt von Polen und den Philippinen. Die Seelsorge vollzieht sich in sechs Pfarren und erfordert ein ständiges Unterwegssein der Priester, um die verstreut wohnenden Gläubigen auf der zerklüfteten Insel zu erreichen. Für diese ist die Kirche jene Institution, die ihnen Heimat in der Fremde gibt. Der neue Bischof kommt aus der Slowakei. Er wurde 1963 in Nová Baňa geboren und 1986 zum Priester geweiht. Vier Jahre später trat er als Diözesanpriester in die Slowakische Kapuzinerprovinz ein und legte 1994 seine feierlichen Gelübde ab. Auf seine Initiative gründeten die Kapuziner 1996 in Hriňová ein neues Kloster, das heute als Ausbildungsort für die Postulanten dient.

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2004 folgte die Slowakische Provinz dem Ruf der Ordensleitung, auf Island eine neue Präsenz zu errichten. Drei Mitbrüder – darunter auch Br. David – meldeten sich für diese Aufgabe. Auf Br. David wartet in den kommenden Jahren jede Menge Arbeit, da die Strukturen des Bistums weiter ausgebaut werden müssen, um der stark wachsenden Zahl an Katholiken und ihren religiösen Bedürfnissen gerecht zu werden. I

Ein klares Ja trotz gewaltiger Schwierigkeiten Vor kurzem hat in Rom die jährliche Versammlung der ASMEN-Konferenz stattgefunden, in welcher die Kapuziner des Nahen Ostens, der Golfstaaten und Pakistans zusammengefasst sind. Das Leitthema war diesmal die Frage: „Sollen wir unsere Präsenz in Regionen weiterführen, die durch starre muslimische Glaubensüberzeugungen geprägt sind?“ Die Brüder haben trotz der widrigen Umstände mit einem eindeutigen Ja auf diese Frage Antwort gegeben. Die Präsenz ist unbedingt zu halten, weil die Brüder dort ein Zeichen sind für Pluralität, Öffnung und Dialog. I

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KREUZ UND QUER

Vatikan:

Bischofsynode lässt Handlungsspielraum Am 25. Oktober ist die Bischofsynode über Ehe und Familie in Rom zu Ende gegangen. Das Schlussdokument, das Papst Franziskus übergeben wurde, hat bei der Abstimmung eine satte Zwei-DrittelMehrheit gefunden: Eine Überraschung angesichts der sehr unterschiedlichen und zum Teil entgegengesetzten Positionen, die in dieser Frage unter den 270 Teilnehmern zu Tage getreten waren. Es liegt nun am Papst, welche Konsequenzen daraus für die Zukunft gezogen werden. Für viele scheint der Ertrag der dreiwöchigen Beratungen spärlich ausgefallen zu sein – sowohl für die „Traditionalisten“ als auch für die „Progressiven“. Dieses Ergebnis – so war von verschiedenen Teilnehmern zu hören – stellt einen Minimalkonsens dar, bei dem es weder Gewinner noch Verlierer gibt. Dem Papst aber bleibt so ein breiter Spielraum für seine Entscheidungen. Von österreichischer Seite haben Kardinal Christoph Schönborn und Bischof Benno Elbs von der Diözese Feldkirch teilgenommen. Kardinal Schönborn war der Moderator der deutschsprachigen Gruppe, die sehr engagierte und konstruktive Beiträge eingebracht hat. Nie ging es darum, die kirchliche Ehelehre abzuändern, etwa an der Unauflöslichkeit zu rütteln, sehr wohl aber um eine mögliche veränderte seelsorgliche Praxis, welche die Barmherzigkeit Gottes deutlich macht. Eine starke Bekräftigung hat die Familie als grundlegende Institution von Gesellschaft und Kirche erfahren. Sie ist uner-

setzlich, weil sie der Ort ist, der den Menschen nachhaltig prägt. Eben darum ist es so wichtig, den Familien vom Glauben her Hilfen anzubieten, damit sie sich zu Gemeinschaften der Liebe entwickeln können, die einzelnen Mitglieder sich getragen fühlen und – gerade in Krisenzeiten – Halt und Ermutigung erfahren. Die Lebensform der Ehe ist eine eigene Berufung, die jener der Priester und Ordensleute vergleichbar ist. Breiten Raum hat in der Diskussion der Blick auf die heutige Ehe- und Familiensituation eingenommen. Diese kann extrem verschieden sein: „Was dem Bischof eines Kontinents als normal erscheint, kann dem Bischof eines anderen Kontinents als Skandal erscheinen“ – so Papst Franziskus. Aus dieser Tatsache ergibt sich, dass es eine auf die jeweilige Situation abgestimmte Pastoral braucht. Auf keinen Fall – das betrifft die Wirklichkeit in unseren Breitengraden – dürfen sich die Geschiedenen und Wiederverheirateten allein gelassen und exkommuniziert fühlen. Es ist zu prüfen, welche Ausschlüsse überwunden werden können. Dabei solle im Auge behalten werden, dass es die wichtigste Aufgabe der Kirche ist, Gottes Barmherzigkeit zu verkünden und die Menschen zum Heil zu führen. Darüber hinaus wünscht sich die Synode, dass in Zukunft auch die nur zivil Verheirateten und Ehepaare ohne Trauschein in die Seelsorge einbezogen werden. Auch in der Frage, wie mit Homosexuel-

KREUZ UND QUER len umzugehen ist, gibt es neue Töne. Sie dürfen auf keinen Fall diskriminiert werden, vielmehr sind ihnen gegenüber Würde und Respekt zu wahren. Ein klares Nein sagt die Synode jedoch zur Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe. Es kann nicht hingenommen werden, dass auf Ortskirchen Druck ausgeübt wird, weil sie diesen Standpunkt vertreten. Der Papst, der so große Hoffnungen geweckt hat, wird nicht Lösungen anbieten, die nur die alten Positionen wiederholen und neu einschärfen, sondern die der un-

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entgeltlichen Gnade und Barmherzigkeit I Gottes Rechnung tragen.

Papst Franziskus hat spürbar zur guten Stimmung auf der Synode beitragen.

Syrien:

Die Lage aus der Sicht eines Experten Am 9. September 2015 hat an der Diskussion zur Lage in Syrien, zu der MissioMünchen eingeladen hatte, auch Rupert Neudeck (76) teilgenommen. Er ist Journalist und Mitbegründer der Hilfsorganisationen „Cap Anamur“ und „Grünhelme“, die sich seit vielen Jahren für die Menschen in Kriegs- und Krisengebieten einsetzen. Missio-München befragte ihn zur Lage in Syrien. Hier eine kurze Zusammenfassung: Elend und Chaos sind in einem unvorstellbaren Maß massiver als alles, was er bei den großen Konflikten in Afrika erlebt hat. „Es gibt kaum noch jemanden, der nicht bewaffnet ist“. Jederzeit muss man damit rechnen, umgebracht zu werden. Die Freie Syrische Armee, in der sich jene gesammelt haben, die gegen die Diktatur Assads aufgestanden sind, „ist nur noch ein Schatten ihrer selbst“. Diese hat als erste vor allen anderen bewaffneten

Gruppen den Kampf gegen den IS aufgenommen, wurde aber vom Westen nie ausreichend unterstützt. Der IS ist schwächer als der Westen glaubt und es die Medien vermitteln. Die Führung muss äußerste Brutalität einsetzen, damit ihre Kämpfer nicht desertieren. Vom Westen müssen um der Menschen willen auch gegen ein eventuelles Veto Russlands Flucht- und Sicherheitskorridore durchgesetzt werden, die durch Waffen gesichert sind. Niemand kann zurzeit sagen, wohin das Land steuert. Noch zeichnet sich keine Perspektive ab. Zum Schluss von Seiten Neudecks ein großes Lob für Deutschland, das ein deutliches Zeichen für die Menschlichkeit gesetzt hat, da es die umherirrenden Flüchtlinge aufnimmt: „Ich kann überhaupt kein anderes Gefühl zulassen als eine ganz große Freude“. I

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KALENDER

BROT, DAS DIE SEELE NÄHRT

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Über die Barmherzigkeit

D

enn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen.

S G

eid barmherzig, wie es auch euer Vater ist. Lukas 6,27 ott wird sich niemandes erbarmen, der sich der Menschen nicht erbarmt. Mohammed (570/573-632), Religionsstifter des Islam

Matthäus 25,35

D

em Bedürftigen zu geben, heißt nicht schenken, sondern säen.

Aus Bulgarien

Baskisches Sprichwort

N

achfolger Jesu müssen Menschen der Barmherzigkeit sein, denn sie haben Barmherzigkeit gefunden und Barmherzigkeit hat sie gefunden. Charles Haddon Spurgeon (1834 - 1892), englischer Theologe, Baptistenprediger

D

B

esser eine Unze Barmherzigkeit, als ein Pfund Gold in der Kirche.

as Tor der Barmherzigkeit ist schwer zu öffnen und schwer zu schließen.

Chinesisches Sprichwort

M

itleid und Erbarmen verderben das Aus Indien Geschäft.

U

nd Jesus sah ihn an und liebte ihn und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, dann komm, folge mir nach und nimm das Kreuz auf dich. Er aber ward unmutig über die Rede und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter. Markus 10,21

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Barmherzigkeit – Gottes leidenschaftliche Liebe Aus der Bulle „Das Antlitz der Barmherzigkeit“, in der Papst Franziskus das Jahr der Barmherzigkeit angekündigt hat. „Barmherzigkeit walten zu lassen, ist ein Wesensmerkmal Gottes. Gerade darin zeigt sich seine Allmacht.“ Diese Worte des heiligen Thomas von Aquin zeigen, wie sehr die göttliche Barmherzigkeit eben nicht ein Zeichen von Schwäche ist, sondern eine Eigenschaft der Allmacht Gottes. Gerade deswegen betet die Liturgie in einem ihrer ältesten Tagesgebete: „Großer Gott, du offenbarst deine Macht vor allem im Erbarmen und im Verschonen.“ Gott wird in der Geschichte der Menschheit immer gegenwärtig sein als

der Nahe, der Vorsorgende, der Heilige und Barmherzige. . . . Gottes Barmherzigkeit ist nicht eine abstrakte Idee, sondern eine konkrete Wirklichkeit, durch die Er seine Liebe als die Liebe eines Vaters und einer Mutter offenbart, denen ihr Kind zutiefst am Herzen liegt. Es handelt sich wirklich um eine leidenschaftliche Liebe. Sie kommt aus dem Innersten und ist tiefgehend, natürlich, bewegt von Zärtlichkeit und Mitleid, von Nachsicht und Vergebung.