Leuchtende Vorbilder

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Leuchtende Vorbilder 2016

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Grußwort

Leuchtende Vorbilder

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Bürgerinnen und Bürger, als Kulturdezernent und Bürgermeister der Stadt Rüsselsheim am Main lade ich Sie dazu ein, mit Ihren Vorschlägen an der Weiterentwicklung des Kunstwerks „Leuchtende Vorbilder“ im Ratssaal des Rüsselsheimer Rathauses mitzuwirken. Alle drei Jahre kann diese Portraitgalerie durch die Wahl einer weiteren Persönlichkeit aus den Reihen der von den Bürgerinnen und Bürgern gemachten Vorschläge erweitert werden. Dieser Prozess lebt von der konstruktiven öffentlichen Diskussion, von Impulsen durch Ihre Vorschläge und von der Teilhabe der Stadtgesellschaft an der Meinungsbildung. Eben diese Lebendigkeit war auch Vollrad Kutscher ein wichtiges Anliegen, als er dieses Kunstwerk für den Erweiterungsbau unseres Rathauses konzipierte. Dass der Diskurs zu dem Kunstwerk auch ganz aktuelle Fragen aufgreift, zeigte sich beispielsweise an der Person des ehemaligen Bürgermeisters Walter Köbel, der als eines der Vorbilder vorgeschlagen wurde. Die Rüsselsheimer Stadtgesellschaft setzte sich 2013 kritisch mit seiner NSDAP-Vergangenheit auseinander – gerade auch in der Reihe „Perspektiven der Erinnerungskultur“, die zum Prozess der Wahl eines neuen Vorbildes gehörte. Ergebnis des Prozesses war, dass die Stadtverordnetenversammlung beschloss, alle Ehrungen Walter Köbels rückgängig zu machen. Die „Leuchtenden Vorbilder“, deren Entstehen auf insgesamt mindestens 30 Jahre angelegt ist, gehen uns alle an. Deshalb tragen wir den Diskurs 2016 im Vorfeld der Wahl in den öffentlichen Raum hinein. Dazu dient diese Broschüre und eine Veranstaltung am 09. November 2016 um 20.00 Uhr im Ratssaal, zu der ich Sie schon heute einlade. Ich hoffe, dass viele Bürgerinnen und Bürger diese Einladung annehmen und sich in diesem und den folgenden Jahren aktiv an diesem einmaligen öffentlichen Kunstwerk beteiligen.

Sie leuchten an der Wand des Ratssaals und blicken als schimmernde Projektionen auf politische Sitzungen, auf Bürgerversammlungen und andere Veranstaltungen: Die „Leuchtenden Vorbilder“ begleiten schon nahezu zwei Jahrzehnte Rüsselsheimer Geschichte und sind in dieser Zeit auf insgesamt fünf Portraits herausragender Persönlichkeiten angewachsen. Geehrt wurden bisher: Adam und Sophie Opel (1998), Walter Rietig (2001), Luise Heßemer (2004) und Herta Max (2013). In diesem Herbst wird wieder eine Jury darüber entscheiden, wer gegebenenfalls als weiteres „Leuchtendes Vorbild“ in diese Galerie aufgenommen wird. Die 20 Juroren setzen sich aus Kulturpreisträgern, Mitgliedern des Ältestenrates der Stadtverordnetenversammlung sowie dem Stadtverordnetenvorsteher zusammen. Die Vorschläge, aus denen sie wählen, haben Bürgerinnen und Bürger der Stadt gemacht – derzeit sind es mehr als 30. Bis zum 29. Oktober ist die Stadtgesellschaft nun aufgerufen, im Vorfeld der anstehenden Wahl weitere Vorschläge zu machen. Danach folgt die öffentliche Diskussionsveranstaltung, bei der die neuen Vorschläge gemeinsam mit den bestehenden Nominierungen präsentiert und diskutiert werden. An diesem Abend können die Bürgerinnen und Bürger auch den Mitgliedern der Jury ihre persönliche Meinung zur anstehenden Wahl mit auf den Weg geben. Die Jury wird Ende November tagen und gemäß des 2013 eingeführten, einstufigen Wahlprozesses eine Entscheidung treffen. Anfang 2017 wird Vollrad Kutscher im Rahmen einer Feierstunde die neue, mit dem Miniaturportrait bemalte Glaskappe in das Kunstwerk an der Wand des Ratssaales einsetzen.

Dennis Grieser, Bürgermeister

Leuchtende Vorbilder 2016

Leuchtende Vorbilder 2016

Richtlinien zur Auswahl von „Leuchtenden Vorbildern“ für das Kunstwerk im Ratssaal der Stadt Rüsselsheim am Main 1. Präambel 1998 gewann der Frankfurter Künstler Vollrad Kutscher den Wettbewerb zur künstlerischen Gestaltung des Rüsselsheimer Ratssaals. In seiner Arbeit „Einen Bogen spannen mit leuchtenden Vorbildern“ setzt er sich mit der Topografie und den menschlichen Vorbildern der Stadt Rüsselsheim am Main auseinander, allen voran Adam und Sophie Opel. Idee Kutschers war und Intention des Kunstwerks ist es, den Dialog über den Ort und mit seinen Menschen zu fördern und einen wiederkehrenden Diskussionsprozess auch über das Selbstbild der Stadt Rüsselsheim am Main zu ermöglichen. In der Reflexion von beispielhaftem Handeln und Wirken bereits verstorbener Mitbürgerinnen und Mitbürger soll die intensive Auseinandersetzung mit bedeutenden Biografien im Kontext zur Geschichte Rüsselsheims gefördert werden. Die Installation ist so angelegt, dass sie über einen Zeitbogen kontinuierlich erweitert wird. Dieses Verfahren soll gleichzeitig einen diskursiven Prozess in der Rüsselsheimer Stadtgesellschaft auslösen und ist damit Bestandteil des Kunstwerkes, ganz im Sinne einer sozialen Plastik. Das Negativbild und die Miniaturmalerei auf dem Birnchen werden auf der Etappe zum ästhetischen Dokument des Prozesses und sind Teil der künstlerischen Arbeit.

Das Gesamtkunstwerk bleibt in seiner visuellen Form im Ratssaal erhalten und erinnert künftig an den Findungsprozess der „Leuchtenden Vorbilder“ in Rüsselsheim am Main. 2. Vergabeturnus Die Benennung eines Leuchtenden Vorbildes erfolgt jeweils im Turnus von drei Jahren, erstmals 2001. In den Jahren 2007 und 2010 konnte kein Leuchtendes Vorbild ausgewählt werden, so dass ab dem Jahre 2013 der ursprüngliche Turnus von drei Jahren fortgesetzt wird. 3. Vorschlagsverfahren Alle Rüsselsheimer Bürgerinnen und Bürger ab 16 Jahre können als Einzelperson oder Gruppe schriftlich begründete Vorschläge einreichen. Die Frist zur Abgabe wird auf den 15. April des Vergabejahres festgelegt. Im Jahr 2016 wird die Abgabefrist einmalig vom 15. April auf den 29. Oktober verlegt. Nach der Auswahl durch die Jury erfolgt die künstlerische Umsetzung bis zum Jahresende des Vergabejahres. Sämtliche Vorschläge, seit Beginn der Kunstaktion, werden bei allen zukünftigen Auswahlverfahren berücksichtigt und wieder in die Beratungen einbezogen.

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4. Öffentliche Beteiligung Das Kunstwerk mit seiner Bedeutung sowie seine Entstehung und Wirkung werden auf der Homepage http://www.ruesselsheim.de/ leuchtende-vorbilder.html dokumentiert. Ebenso die Bedingungen des Auswahlverfahrens. Der Verlauf und der Prozess werden nachvollziehbar dargestellt. Die Rüsselsheimer Tageszeitungen werden darüber hinaus gebeten, den Auswahlprozess zu begleiten und die eingereichten Vorschläge vorzustellen, damit die Rüsselsheimer Bevölkerung die Möglichkeit hat, an dem Verfahren teilzuhaben. Öffentliche Veranstaltungen mit diskursivem Charakter begleiten den Findungsprozess.

6. Umsetzung Der Magistrat wird damit beauftragt, den Prozess auf der Basis der Richtlinien vorzubereiten und umzusetzen. Kontakt und Vorschläge an: Magistrat der Stadt Rüsselsheim am Main Dezernat II, Kultursteuerung Marktplatz 4, 65428 Rüsselsheim am Main [email protected]

5. Auswahl Die Auswahl eines neuen Vorbildes entscheidet eine Jury in einem einstufigen Verfahren. Die Jury besteht paritätisch aus dem Ältestenrat und dem Stadtverordnetenvorsteher / der Stadtverordnetenvorsteherin sowie der gleichen Anzahl Kulturpreisträger / Kulturpreisträgerinnen als stimmberechtigte Mitglieder. Der Kulturdezernent / die Kulturdezernentin leitet die Jurysitzung. Die Jury entscheidet mit Zweidrittelmehrheit über das neue Leuchtende Vorbild.

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Die aktuellen „Leuchtenden Vorbilder“ im Ratssaal der Stadt Rüsselsheim am Main

Adam Opel (1998)

Sophie Opel (1998)

Luise Heßemer (2004)

Walter Rietig (2001)

Herta Max (2013)

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Werner Bechtel

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1924 – 1989

Karl-Heinz Beichert

Das politische Wirken des Lehrers Werner Bechtel, der 1924 als Kind einer Arbeiterfamilie in Biebesheim zur Welt kam, war insbesondere durch seine Erfahrungen in amerikanischer Kriegsgefangenschaft 1942-46 geprägt. Beeindruckt von der prinzipiellen Offenheit des amerikanischen Systems, entwickelte er eine äußerst pragmatische Art, Problemen mit wohl durchdachten Lösungsansätzen zu begegnen. Dies kam Rüsselsheim zugute, denn neben seinen Lehrtätigkeiten an der Friedrich-Ebert-Schule und der Schillerschule widmete er sich nach seinem Eintritt in die SPD im Jahr 1955 fortan auch dem politischen Geschehen der Opelstadt. Bis zu seinem plötzlichen Tod 1989 brachte er sich ehrenamtlich mit seiner sozial orientierten, geradlinigen Art in die Kommunalpolitik ein, wobei sein besonderes Augenmerk auf dem Bau von Wohnungen, Schulen und Kindergärten lag. Werner Bechtel verstarb im Alter von 65 Jahren an einem Herzinfarkt. In seiner politischen Karriere war er Vorsitzender des SPD-Ortsbezirks IV und SPD-Ortsvereinvorsitzender, Fraktionsvorstandsmitglied, SPD-Wahlkampforganisator und stellvertretender Landesvorsitzender im Deutschen Jugendherbergsverband.

Monsignore Pfarrer Karl-Heinz Beichert wurde am 09.11.1919 in Dorn-Dürkheim geboren. Der Weg ins Priestertum war ihm nicht vorgezeichnet, eher schien sich sein Leben zunächst in eine ganz entgegengesetzte Richtung zu entwickeln. Reichsarbeitsdienst, 1938 Eintritt in die Wehrmacht. 1945 kam er in russische Gefangenschaft. Erst dort entschloss er sich, katholischer Priester zu werden und begann 1948 sein Theologiestudium in Mainz und studierte später weiter in München. Im Februar 1954 empfing er im Mainzer Dom die Priesterweihe durch Bischof Albert Stohr. 1959 ernannte ihn der damalige Bischof Hermann Volk zum Pfarrer der St. Georgskirche in Rüsselsheim, wo er 36 Jahre segensreich wirkte. 1970 wurde Pfarrer Beichert Dekan des Dekanats Rüsselsheim. 1974 wurde er Sekretär der Dekane im Bistum Mainz. Wegen seiner Bemühungen um zeitgemäße priesterliche Lebensformen und Seelsorge wurde er 1978 zum päpstlichen Ehrenkaplan ernannt und mit dem Titel Monsignore ausgezeichnet. Einer seiner engsten Freunde war der damalige Arbeitsminister Dr. Norbert Blüm. Mit ihm diskutierte er oft über das Thema -Mensch und Arbeit-. Monsignore Beichert wurde für sein Engagement im sozialen Bereich mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Pfarrer Beichert war ein Mensch der in vielen Familien in Rüsselsheim und im Dekanat Rüsselsheim einfach dazu gehört hat. Sehr vielen Menschen, egal welcher Konfession und Nationalität, hat er mit ihren Sorgen und Nöten nicht alleine gelassen. Er verstand seine Aufgabe als Priester nicht als Beruf, sondern als Berufung. Er hatte für jeden ein offenes Ohr - selbst mitten in der Nacht. Er konnte mit allen Altersstufen und Schichten von Menschen sehr gut umgehen. In diesem Jahr wurde das von Pfarrer Beichert ins Leben gerufene Zeltlager, das er bis zu seiner Pensionierung begleitet hat, 50 Jahre. Er war auch danach immer ein gern gesehener Gast bei "seinen" Zeltlagern. Er war der personifizierte "Gute Hirte".

Vorgeschlagen von ... Heinz Seipel, Pensionär und ehemaliger Leiter des Sozialamts: "Herr Bechtel war lange Jahre Vorsitzender des Jugendherbergsverbandes und hat mit Macht gegen die Schließung der Jugendherberge in der Festung gekämpft. Zusätzlich war er noch Rektor an der Schillerschule. Die Wahlkämpfe der SPD hat er bei Kommunalwahlen immer akribisch geleitet, so wusste jeder stets, was zu machen war. Und all sein Engagement war immer ehrenamtlich."

1919 – 2008

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Vorgeschlagen von ...

Norbert A. Metz, Rüsselsheim

Vorgeschlagen von ...

Vorgeschlagen von ...

Margot und Willi Rothaar: "Wir schlagen Werner Bechtel als ‚Leuchtendes Vorbild‘ vor. Er hat mit Jakob Röder viel für die Jugend getan, auch für Rüsselsheim. Er setzte sich in der Schule für die Kinder und das Jugend-Herbergswerk ein. Auch für die SPD hat er viele Stunden geleistet. Auch da wurde ihm nicht gedankt."

Sabine Dorweiler-Wegert: "Er hat sich vorbildlich für die Integration von Migrantenkindern in unsere Gesellschaft eingesetzt. Ein Einsatz, der in einer multikulturellen Stadt wie Rüsselsheim besonders wichtig ist."

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Willi Bender

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1913 – 1999

Giuseppe F. Dill‘Elba

1923 – 1993

Für den Rüsselsheimer Carneval-Verein war es ein echter Glücksfall, dass der gebürtige Frankfurter Wilhelm "Willi" Bender sich 1952 aus beruflichen Gründen in der Opelstadt niederließ. Der kontaktfreudige Herrenkonfektionär war ein großer Fastnachter und so dauerte es nicht lange, bis sich der "Fidelitas"-Mitbegründer auch dem RCV anschloss. Eine lange Liste von Titeln und Auszeichnungen zeugt von seinem Engagement: Er brachte es vom Major bis zum Ehrenmarschall und erhielt unter anderem das Großkreuz, das Goldene Vlies und die Ehrenplakette. Willi Bender verstand den Karneval als soziale Aufgabe, die Freude in den Alltag der Menschen bringen sollte. So brachte er sogar in sowjetischer Kriegsgefangenschaft eine deutsche Theater- und Brauchtumgruppe zusammen, die innerhalb des Lagers auftrat. Darüber hinaus gründete er 1953 die erste Frankfurter Garde, die "Maa-Gard" und organisierte 1961 den ersten "Internationalen Gardetag" in Rüsselsheim. Der 1913 geborene Willi Bender starb 1999 im Alter von 86 Jahren. Für sein außerordentliches Wirken wurde ihm 1959 die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt und 1980 der seltene Verdienstorden der "Interessengemeinschaft Mittelrheinischer Karneval" verliehen.

1923 in Sizilien geboren und in einer typischen Dorffamilie aufgewachsen, musste Giuseppe Fiorenza Dill‘Elba 1961 seinen Beruf des Schuhmachers aufgeben, um den Lebensunterhalt für seine Familie in der Fremde zu verdienen. Nach Aufenthalten in der Schweiz und in Baden-Württemberg ließ sich der Gastarbeiter 1970 in Rüsselsheim nieder, um bis zum Jahr 1986 bei Opel am Band zu arbeiten. In dieser Zeit begann er, seine persönlichen Erfahrungen der Einsamkeit und der Isolation fern von der Heimat literarisch zu verarbeiten. Sein erstes Gedicht "Perdonami Italia" fand internationale Anerkennung; weitere Werke folgten. Nach seiner Italienrückkehr 1986 sehnte er sich zu seiner eigenen Überraschung zurück nach Deutschland und beschrieb seine Gefühle im Roman "Im Land der begrenzten Möglichkeiten". 1988 reiste Giuseppe noch einmal nach Rüsselsheim, um den Kulturpreis der Stadt entgegen zu nehmen. 1993 starb er in seiner sizilianischen Heimat im Alter von 70 Jahren.

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Vorgeschlagen von ...

Vorgeschlagen von ...

Markus Behrend, Speditionskaufmann und RCV-Mitglied: "Als ich im Verein zum ersten Mal von ihm gehört habe, war er so eine Art Übervater des heimischen Karnevals und ich denke, das ist er auch noch heute. Er wollte stets die Verbindung der Menschen untereinander, fernab von Alltag und Stress. Fastnacht ist Herzenssache und muss von innen kommen. Das war bei ihm absolut der Fall."

Ute Grabhorn, Rüsselsheim: "Er hat in seiner Situation eine Form des Ausdrucks gefunden - in der Sprache. Seine Gefühle auf diese Weise zu reflektieren, das ist eigentlich für jeden Menschen eine mögliche Form der Auseinandersetzung und des Weitergebens. Es ist eine tiefe Melancholie in seiner Sprache. Und auch diese Einsamkeit, das rührt einen."

Vorgeschlagen von ... Sascha Auth: "Ich bin 1989 in den Verein eingetreten, da habe ich mit dem Fanfarenzug 1990 das erste Mal an dem Internationalen Gardetag teilgenommen. Danach fragte ich den Vorstand, wer den Umzug ausrichtet und zum Leben erweckt hat. Da habe ich zum ersten Mal von ihm gehört. Er war so eine Art Übervater des heimischen Karnevals, und ich denke, das ist er auch noch heute. Er wollte stets die Verbindung der Menschen untereinander, fernab von Alltag und Stress. Fastnacht ist Herzenssache und muss von innen kommen. Das war bei ihm absolut der Fall. Heute bin ich selbst in dem Gremium, das den Internationalen Gardetag, einer der schönsten in der ganzen Region - wie ich meine, ausrichtet. Ich glaube, Willi würde sich auch noch heute üben jeden einzelnen Umzug in Rüsselsheim freuen."

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Ludwig Dörfler

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1887 – 1957

Hertha Dünzinger

1920 – 2001

Ludwig Dörfler zählt zu den bedeutenden Persönlichkeiten der Rüsselsheimer Geschichte. 1887 geboren, engagierte sich der gelernte Schlosser im Deutschen Metallarbeiterverein und wurde 1919 in den Gemeinderat gewählt. Unter seiner Leitung entstand das städtische Gas- und Wasserwerk. 1933 musste der überzeugte Sozialdemokrat seine politische Gesinnung schmerzlich bezahlen, denn schwerste Misshandlungen durch die SA hinterließen lebenslange körperliche Behinderungen. Er wurde aus dem städtischen Dienst entlassen und als Müllarbeiter angestellt. Aufrecht, und mit Unterstützung seiner Kollegen, verrichtete er diesen Dienst an den Rüsselsheimer Bürgern lange Jahre. Seine Rehabilitation kam mit dem Kriegsende: Die amerikanische Besatzungsbehörde bestimmte ihn 1945 zum Bürgermeister und schon ein Jahr später wurde seine Position einstimmig durch das Stadtparlament bestätigt. Er behielt das Amt bis 1954 und mit seiner Verabschiedung die Ehrenbürgerschaft der Stadt Rüsselsheim. Im Alter von 70 Jahren starb der gebürtige Rüsselsheimer Ludwig Dörfler 1957 in der Stadt, der er sein Leben gewidmet hatte. Zahlreiche Ehrenämter in Einrichtungen wie dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, dem Heimatverein, die Freiwillige Feuerwehr, dem Ortsgericht, dem Volkschor und nicht zuletzt dem Karnevalverein kennzeichnen die Meilensteine dieses reichen Lebensweges.

Unter dem Namen Lanz im Jahr 1920 in ein gut situiertes Rüsselsheimer Elternhaus geboren, genoss Herta Dünzinger eine ausgezeichnete Ausbildung. Doch schon als 18jährige folgte sie ihrem tiefen Wunsch zu helfen und trat dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) bei. Als Inbegriff von Tatkraft und Hilfsbereitschaft kümmerte sie sich 1940-44 um verletzte Soldaten am U-Boot-Stützpunkt La Rochelle, ging 1967 freiwillig für 18 Tage auf Schloss Dornberg in Quarantäne und leitete 1990 die Rettungsmaßnahmen des tragischen S-Bahn-Unglücks, um nur einige Stationen ihres Wirkens zu nennen. Ab 1977 war sie Vorsitzende des Rüsselsheimer DRK und darüber hinaus lange Jahre als Jugendschöffin am Groß-Gerauer Landgericht tätig. Ihre Verdienste wurden mit der Kriegsverdienstmedaille, der DRK-Ehrennadel, dem Silber- und Goldwappen der Stadt Rüsselsheim, dem Ehrenbrief des Landes und schließlich mit dem Bundesverdienstkreuz am Band geehrt. Herta Dünzinger starb 2001 im Alter von 81 Jahren. Sie führte ein glückliches Ehe- und Familienleben. Das Kürzel "LFD" stand für "Liebe Frau Dünzinger" während ihrer Tätigkeit als Schöffin und kennzeichnete den sprichwörtlichen Charme der Frau, die ihr Leben der Hilfe Anderer gewidmet hatte.

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Heinrich Schunk, Pensionär und ehemaliger Verwaltungsfachangestellter der Stadt Rüsselsheim: "Ich habe nach Ludwig Dörflers Pensionierung als 16jähriger unter Dr. Walter Köbel meine Ausbildung bei den Stadtwerken begonnen und viel Gutes von dem ‚Ex-Bürgermeister‘ erfahren. Ich habe ihn als toleranten Mann und guten Menschen kennen- und schätzen gelernt."

Rainer Stöhr, 1. Polizeihauptkommisar und Leiter der Polizeistation Rüsselsheim: "Es hat mich tief bewegt, mit wie viel Engagement und Gespür für Menschen und die Situation Herta Dünzinger die Maßnahmen vor Ort des Zugunglücks von 1990 leitete. Sie strahlte eine Ruhe aus, in der Fürsorge und Ansprache lag. Außerdem gab sie in dieser Konsumgesellschaft der Jugend ein Vorbild. Man konnte zu ihr aufschauen, und sie stand für Nächstenliebe und Hilfe für Andere. Dabei hatte sie trotz ihrer Pflichterfüllung eine sehr lockere und fröhliche Art." Vorgeschlagen von ... Jutta Breitlow-Pöller, Rüsselsheim Ronald Balss und Marion von Eynnl, Rüsselsheim

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Emil Fuchs

1874 – 1972

Klaus Fuchs

Inspiriert vom Gedankengut des sozialliberalen Politikers Friedrich Naumann, interessierte sich der Theologe Emil Fuchs stark für soziale Belange und Probleme. In seiner Vikarszeit in Manchester wurde er von der Gleichgültigkeit der Menschen angesichts des Elends in den Slums stark beeindruckt. Nach Antritt der Pfarrstelle in Rüsselsheim 1905 engagierte er sich deshalb in der Erwachsenenbildung und gründete die "Rhein/ Mainische Volksakademie" als Dialogforum für unterschiedliche Gesellschaftsschichten. 1908 folgte die so genannte "Lesehalle" für junge Leute. Als "Pfarrer und Anwalt der Armen" vertrat er außerdem die Belange der Arbeitnehmerschaft gegenüber der Opel-Werksleitung. Seine ethische Entwicklung, in der er sozialistische Ideen mit der Bibel verband, wurde innerkirchlich kritisiert. 1933 entbanden die Nazis den erklärten Pazifisten, inzwischen SPD-Mitglied und Professor in Kiel, seiner Ämter. Nach Kriegsende folgte er dem Ruf an die Theologische Fakultät in Leipzig und übersiedelte in die ehemalige DDR über. Emil Fuchs wurde 1874 in Beerfelden geboren. Er starb 1971 im Alter von 97 Jahren in Ost-Berlin. Er veröffentlichte mehrere, in Fachkreisen vielfach diskutierte ethische und literarische Abhandlungen, darunter seine bekannte Biografie "Mein Leben".

Der Physiker Dr. phil. rer. nat. habil. Klaus Emil Julius Fuchs musste 1933 vor den Nazis nach England fliehen. Als britischer Staatsbürger arbeitete er von 1943-46 im "Manhattan-Project" in Los Alamos an der Entwicklung und Erprobung der ersten Atombombe mit. Während des Kalten Kriegs versorgte er aus Gewissensgründen die UdSSR mit den Schlüsseldaten zum Bau der Atombombe, um das nukleare Kräfteverhältnis in ein Gleichgewicht zu bringen. "Vielleicht verhinderte ich den nächsten Krieg", sagte der überzeugte Sozialist, der 1911 in Rüsselsheim geboren wurde, über sich selbst. Nach seiner Verurteilung für diese Tat saß er neun Jahre in englischen Gefängnissen. 1959 konnte er nach seiner Entlassung in die ehemalige DDR ausreisen. Dort zeichnete ihn Erich Honecker im Jahr 1986 als "verdienter Wissenschaftler des Volkes" aus. Was sein Wirken für die Welt bedeutet, bleibt unklar. Sicher ist jedoch, dass er seinen ganz eigenen Weg im Lauf der Geschichte ging. Klaus Fuchs starb 1988 im Alter von 76 Jahren in Ost-Berlin und wurde mit einem Staatsbegräbnis bestattet. Er war der Sohn des ebenfalls als "Leuchtendes Vorbild" vorgeschlagenen Pfarrers und Theologen Emil Fuchs.

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1911 – 1988

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Dr. Norbert Hormuth, Philosoph und ehemaliger Leiter der Rüsselsheimer Volkshochschule: "Emil Fuchs war ein Theologe, dessen soziales Engagement ganz hervorragend war. Er war der Begründer einer Richtung in der evangelischen Kirche, des so genannten christlichen Sozialismus, also der Verbindung sozialistischer Ideen mit dem Neuen Testament, insbesondere der Bergpredigt. Sein literarischen Werke sind grundlegende Standardwerke dieser kirchlichen und philosophischen Richtung und weit über die deutschen Grenzen hinaus bekannt."

Kai Schmidt, Freier Journalist, Schriftsteller, Regisseur und Dramaturg: "Klaus Fuchs war hier gebürtig und war neben Opel der einzige Mensch aus Rüsselsheim, der zum ‚Global-Player‘ aufgestiegen ist. Durch seine Position und seinen Job kam er in eine Lage, in der er Gewissensentscheidungen treffen musste. Fuchs folgte seinem Weltbild und einer Idee, die schließlich von anderen – wie Stalin – ad absurdum geführt wurde. Ihn dafür zu verurteilen, weil er Kommunist war, ist für mich überholte Geschichtsbetrachtung."

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Sieglinde Baumann, Rüsselsheim Werner Rebenich, Rüsselsheim

Harry Schroeder, Rüsselsheim

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Liselotte Gorenflo 1925 – 1999

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1925 unter dem Namen Eichhorn in Mainz geboren, wuchs Liselotte Gorenflo als Kind einfacher Arbeiter im Rüsselsheimer Ramsee auf. Schon früh entwickelte sie einen starken Bildungswillen, der ihr, gepaart mit ausgezeichneten Schulleistungen, den freien Besuch des Immanuel-Kant-Gymnasiums ermöglichte – als einziges Mädchen, wohlgemerkt. Sie fühlte sich zur Lehrtätigkeit berufen und übernahm 1972 als ausgebildete Pädagogin das Amt der Rektorin an der Georg-Büchner-Schule. Dort setzte sie sich mit viel Herzenswärme, Ideenreichtum und vor allem mit modernen und unkonventionellen Lehrmethoden für die Integration der ihr anvertrauten Kinder aus 50 Nationalitäten ein. Bis heute gilt sie durch ihr Wirken als eine Wegbereiterin für erfolgreiche Völkerverständigung und gelungenes soziales Zusammenleben. Nach ihrer Pensionierung 1987 widmete sie sich im eigenen Verlag mit der Reihe "Lyrik Rhein-Main" dem Schreiben und der Veröffentlichung von Gedichten. Lieselotte Gorenflo starb 1999 im Alter von 73 Jahren in Rüsselsheim.

Vorgeschlagen von ... Ingrid Gönner, ehemalige Leiterin Georg-Büchner-Schule: "Sie nahm Kinder, Eltern und Kollegen sehr ernst. Im Mittelpunkt standen freilich die Kinder. Ich versuchte, die Schule in ihrem Sinne weiterzuführen." Vorgeschlagen von ...

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Dekan Werner Ströher, Betreuer Kirchengemeinde Dicker Busch: "Sie kämpfte als Schulleiterin schon damals für die Integration von Deutschen und Ausländern. Sie hatte diese integrative Kraft und behandelte jedes Kind als liebenswerten Menschen."

Gerhard Löffert: "Sie war eine leidenschaftliche, politisch und gesellschaftlich engagierte Pädagogin, durch empfindsame Zuwendung allseits geschätzte Frau und moralische Instanz ganzer Generationen. Als langjährige Rektorin der Georg Büchner Schule hat sie nicht nur beruflich einen hervorragenden Job gemacht, sondern in unnachahmlicher Weise für den sozialen Frieden im Brennpunkt der Kulturen im Stadtteil "Dicker Busch" gesorgt. Darüber hinaus hat sie gemeinsam mit ihrem Sohn Roger, der durch einen tragischen Flugzeugunfall ums Leben kam, die Reihe ‚Lyrik Rhein-Main‘ begründet, in der viele Schriftstellern und Lyrikern in der Region eine Plattform für die Veröffentlichung ihrer Werke geboten wurde. Ohne finanziellen Gewinn hat Frau Gorenflo damit vielen Autoren ein Forum für ihre sehr individuellen Gedanken zu Themen der Zeit auf einem hohen Niveau eröffnet. Stadt und Region sind dadurch immens bereichert worden."

Vorgeschlagen von ... Murtaza Ak, Türkischlehrer in Rüsselsheim: "Die Menschen in Rüsselsheim verdanken ihrer beharrlichen Kraft sehr viel pädagogische, soziale und kulturelle Anregungen, die ein beispielhaftes Mosaik an bürgerschaftlichem Engagement bilden."

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Willi Göttert

1911 – 2008

Im zweiten Weltkrieg war Willi Göttert Offizier der Wehrmacht und befehligte Einheiten an der Front. Aus seinen Erfahrungen heraus wurde er konsequenter Pazifist. Er studierte evangelische Theologie und war Jahrzehnte lang Pfarrer in Rüsselsheim. Hier setzte er sich mit immensem Engagement für den Frieden unter den Menschen im inneren und äußeren ein. Er gründete den Verein "Kontakt", der eine Art "Umschlagbörse" für gute gebrauchte Möbel wurde und bis heute eine gefragte Einrichtung für bedürftige Menschen ist. In Konsequenter Fortsetzung dieser Idee versuchte er später, bereits in hohem Alter, den Geldverkehr für soziale Dienstleistungen abzuschaffen und durch ein Tauschsystem mit Bonuspunkten zu ersetzen, das urchristlichen Vorbildern entnommen ist. Seine größte Lebensleistung liegt aber gewiss in der Gründung der Rüsselsheimer Friedensinitiative. Willi Göttert hat darin die Vision eines Weltfriedens entworfen, die zeitlos gültig ist und nahtlos an die Schrift des großen Philosophen Immanuel Kant anknüpft, die 1795 unter dem Titel "Zum ewigen Frieden" veröffentlich wurde. Willi Göttert hat seine Idee eines – durchaus mit Machtmitteln ausgestatteten Weltstaates – in einem viel beachteten Buch, in dem er seine Gedanken zur universellen Konvention eins Weltfriedens niederlegte, einem breiten Publikum bekannt gemacht. Er konnte sogar zur UNO nach New York reisen, um dort seine Gedanken und Visionen vorzutragen. Er ist und bleibt ein leuchtendes Vorbild für alle seine Mitbürgerinnen und Mitbürger, die seine nimmermüde Tätigkeit in Rüsselsheim immer in verehrungsvoller Erinnerung behalten werden.

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Vorgeschlagen von ... Gerhard Löffert, Trebur Vorgeschlagen von ... Silke Schuster, Rüsselsheim (Jahrgang 1961): "Für die Reihe leuchtender Vorbilder in Rüsselsheim möchte ich Pfarrer Willi Göttert vorschlagen. Es hat mich immer beeindruckt, mit welcher Beständigkeit er zu den Friedensgebeten am Friedensplatz aufgerufen hat. Ich finde sein Wirken absolut vorbildlich und ehrenswert."

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Jean Christoph Harth

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1882 – 1956

Der 1956 verstorbene ehemalige Landrat Jean Christoph Harth gilt noch heute als der "Vater des Kreises", der sich Zeit seines Lebens durch ein Höchstmaß an Menschlichkeit auszeichnete. Insbesondere die Belange der Jugend und der Senioren lagen dem Vollblut-Sozialdemokraten am Herzen. Der gelernte Metallschleifer war von 1920-22 als Sekretär beim Deutschen Metallarbeiterverband und von 1926-33 als Bezirkssekretär der SPD tätig. Mit der Machtergreifung der Nazis 1933 wurde er arbeitslos, politisch verfolgt und im KZ Dachau interniert. Nach Kriegsende gehörte er zu den Neubegründern der SPD in Rüsselsheim und stellte sich als "Mann der ersten Stunde" dem Wiederaufbau und dem Kreis Groß-Gerau von 1945-54 als Landrat zur Verfügung. 1952 eröffnete er das Landrat-Harth-Heim für alleinstehende oder zugezogene Opel-Lehrlinge sowie angeheiratete Arbeiter. Eine Einrichtung, die sich zu den modernsten ihrer Zeit zählen durfte. Jean Christoph Harth wurde 1882 in Rheinhessen geboren und starb im Alter von 74 Jahren in Rüsselsheim. Er war Mitbegründer verschiedener Rüsselsheimer Arbeitervereine, insbesondere der Freien Turngemeinde 1906, dem Vorgänger des TUS Rüsselsheim 1906 e. V. Darüber hinaus engagierte er sich im Internationalen Arbeitersport.

Armin Helm

1947 – 2001

Der 2001 verstorbene Studienrat Armin Helm gilt für viele "Ehemalige" der Integrierten Gesamtschule Mainspitze (IGS) in Ginsheim-Gustavsburg bis heute als ganz besonderer Lehrer, der jeden seiner Schüler gleich behandelte – unabhängig von Herkunft und Hautfarbe. Unbeirrt folgte er seinen gesellschaftspolitischen Idealen und setzte sich konsequent für die Integration ausländischer Mitbürger und das Verständnis für fremde Kulturen ein. An der IGS schuf er die Integrationsklasse, engagierte sich im Personalrat und vertrat die Interessen der Integrativen Gesamtschule auch landesweit. Inspiriert von Goethe und Kafka prägte er mit neuen Ideen und ungewöhnlicher Projektarbeit nachhaltig das Image der Lehranstalt. Sein politisches Engagement galt der Freien Wählergemeinschaft (FWG) sowie der Vereinigung Deutsch-Ausländischer Solidarität (VDAS). Der 1947 in Groß-Gerau geborene Armin Helm verstarb im Alter von 54 Jahren in Rüsselsheim. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer arbeitete er am vierbändigen Werk der "Rüsselsheimer Rundwege" mit und veröffentlichte 1984 die nicht unumstrittene Abhandlung "Probleme der Heimatforschung".

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Vorgeschlagen von ...

Vorgeschlagen von ...

Martin Schlappner, pensionierter Volkswirt, ehemaliger Rüsselsheimer Stadtverordneter und Landtagsabgeordneter in Wiesbaden: "Leuchtende Vorbilder leuchten besonders, wenn sie in dunklen Zeiten tätig sind und dafür steht Herr Harth. Durch seine Initiative hat er den Arbeitern eine neue gesellschaftliche Heimat und Selbstbewusstsein gegeben. Er war Gewerkschafter und Teil dieser Arbeiterbewegung. Das was er gefordert hat, hat er auch selbst mitgetan. Da können sich manche Politiker der heutigen Zeit ein Stück abschneiden."

Horst Prozeller, Betriebsrat bei Opel: "Er diskutierte mit allen, egal welcher politischer Couleur und versuchte, argumentativ zu überzeugen. Rassenunterschiede gab es für ihn keine. Er verlor auch bei Leuten, die immer etwas gegen Ausländer vorbrachten, die Geduld und die Ruhe nicht. Von seinem Engagement und seinem Einsatz für andere hätte ich auch gerne ein Stück."

Leuchtende Vorbilder 2016

Vorgeschlagen von ... Cornelia Prozeller-Weber, Hausfrau aus Bischofsheim: "Das wichtigste für mich ist, dass Armin Helm lange bevor andere von Integration sprachen, immer Verständnis für die Menschen anderer Kulturen aufbrachte. In diesem Punkt machte er Basisarbeit."

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Paul Hessemer

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1853 – 1944

Alois Marx

1900 – 1979

Die Tatkraft seiner Tante und Begründerin des ersten Rüsselsheimer Kindergartens Luise Heßemer bewegte ihren Neffen Paul, sich ebenfalls für Erziehung und Bildung zu engagieren. 1853 unter dem bürgerlichen Namen Franz Carl Heßemer geboren, initiierte der Ingenieur und Direktor der Süddeutschen Wasserwerke 1896 die Gründung einer Privatschule in Rüsselsheim. Nicht zuletzt aus persönlichem Interesse, um seinen Kindern die umständlichen Eisenbahnfahrten nach Mainz zu ersparen. Er setzte sich mit seiner Idee gegen den Widerstand handwerklicher Kreise durch, wo man der Auffassung war, dass man für Bildung eben bezahlen müsse. Traditionsgemäß eröffnete er die Einrichtung mit 22 Kindern zunächst im Hause Heßemer. 1897 folgte die erweiterte Volksschule unter dem Namen "Höhere Bürgerschule" mit 45 Kindern. Mit seinem Engagement legte er den Grundstein für ein modernes und zeitgemäßes Schulwesen in der Opelstadt. Nach dem Schicksalsschlag der Totalausbombung im September 1944 starb Paul Heßemer am 8. November des gleichen Jahres an den Folgen einer Lungenentzündung in Bensheim. Er wurde 90 Jahre alt.

Der 1900 in Mainz geborene Alois Marx zog 1945 aufgrund einer Anstellung bei Opel als Werksmeister nach Rüsselsheim. Noch im selben Jahr übernahm er den Vorsitz des neu gegründeten CDU-Ortsverbandes und nur wenige Jahre später das Amt des Stadtverordneten und den Fraktionsvorsitz im Kreistag. Eng verbunden mit seinem politischen Wirken ist die sprichwörtliche Blütezeit der Opelstadt. Denn Marx gilt als "Vater des städtischen Grüns", der neben der Schaffung von Grünzonen und der Bepflanzung von Durchgangsstraßen Baumpatenschaften vergab, und den bis heute durchgeführten Blumenschmuckwettbewerb einführte. Dabei konnte sich der "grüne Stadtrat" stets der Mithilfe der Bevölkerung sicher sein, denn seine Ziele verfolgte er mit Respekt, Loyalität und Geradlinigkeit. Und man darf sagen, dass sein Lebenswerk tief in Rüsselsheim verwurzelt ist und Stunde um Stunde weiter wächst. Alois Marx erhielt 1968 die "Silberne Rose" durch den Grafen Bernadotte sowie 1973 die Ehrenbürgerwürde als Anerkennung seiner Verdienste um die Begrünung der Industriestadt. Er verstarb 1979 im Alter von 79 Jahren in Rüsselsheim. Die Stadt ließ eine Gedenktafel zu seinem Andenken errichten.

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Heinrich "Heino" Müller, Rentner aus Rüsselsheim: "Bis zur Untertertia bin ich auf die Schule in der Schulstraße gegangen. Das war ja der Vorläufer des Immanuel-Kant-Gymnasiums und der Nachfolger der von Paul Hessemer gegründeten "Höheren Bürgerschule".

Werner Georg Jöst, technischer Angestellter der Stadt Rüsselsheim: "Herr Marx verkörpert für mich eine Persönlichkeit, die nicht nur sehr sozial eingestellt, sondern auch ungeheuer menschenfreundlich war. Er hat viel für den Naherholungsbereich in Rüsselsheim getan. Seine Handschrift ist bis heute in den Grünanlagen von Neubaugebieten seiner Zeit zu erkennen. Dass er ein Naturfreund war, passte zu seinem ganzen Wesen."

Vorgeschlagen von ... Anni Müller, Rentnerin aus Rüsselsheim: "Auch unser Enkel hat das Immanuel-Kant-Gymnasium besucht und sogar im letzten Jahr einen Ferienjob dort angenommen." Vorgeschlagen von ... Waltraud Quick, Rüsselsheim

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Jakob Marx

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1926 – 1992

Horst Meffert

1934 – 2007

Das Leben des 1926 in Mainz geborenen Jakob Marx vollzog sich im Wechsel von Erfolg und Tragik. Als er 1946 nach Kriegsende nach Rüsselsheim heimkehren konnte, hatte der erst 20jährige tiefe Lehren aus den Erfahrungen des Dritten Reichs gezogen. Sein erklärtes Ziel war fortan, ein demokratisches Gemeinwesen in Deutschland zu schaffen und seinen Teil dafür in Rüsselsheim beizutragen. Zur Politik berufen, engagierte sich der überzeugte Christ für die Ideen und Ideale der CDU. Als Mitbegründer und Kreistagsabgeordneter brachte er die Christdemokraten mit seinem scharfsinnigen Geist und seinem legendären Redetalent bis zur stärksten Partei in der Stadtversammlung. Viele sahen den fähigen Politiker bereits im Bundestag, als ein von ihm verschuldeter – und zutiefst bedauerter – Verkehrsunfall mit Todesfolge seine politische Karriere stark begrenzte. Er führte jedoch für mehr als 20 Jahre den Fraktionsvorsitz seiner Partei in Rüsselsheim weiter. Jakob Marx starb 1992 nach schwerer Krankheit im Alter von 65 Jahren. Nach dem Unfall in den 60er Jahren fuhr er niemals wieder selbst ein Fahrzeug.

Vom kleinen Angestellten zum Unternehmer. Personifizierung einer Rüsselsheimer Karriere, trotz großen Erfolges blieb er ein Rüsselsheimer Bub. Wie kein zweiter Bürger unserer Stadt symbolisiert und verkörpert Horst Meffert die Nachkriegsgeschichte Rüsselsheims. Angefangen als einfacher Opel-Angestellter erkannte er frühzeitig die Chancen im Reinigungsgewerbe und fegte nach Feierabend und an den Wochenenden die Bürgersteige vor den Geschäften in Rüsselsheim. Ältere Mitbürger erinnern sich noch, wie er und seine Frau mit einem Leiterwagen auf ihre Reinigungstouren gingen. Der Schritt zur Selbstständigkeit war nur allzu logisch in einer anbrechenden Dienstleistungsgesellschaft. Allgemeine Reinigungsarbeiten und Industrieservice im weiteren Sinne ließen das Geschäftsvolumen wachsen. Ein großes Unternehmen, einige nannten es ‚Imperium‘ entstand. Schon frühzeitig engagierte sich Horst Meffert als Bürger seiner Heimatstadt. Seine Großzügigkeit wurde nicht nur in Vereinen und Verbänden geschätzt. Seine Hilfsbereitschaft wurde auch in seiner Eigenschaft als politisch engagierter Mensch begrüßt. Schließlich übernahm er auch ein Stadtverordnetenmandat. Die Misere der Entlohnung im Reinigungs- und Dienstleistungsgewerbe brachte ihn in scharfe Opposition zur parlamentarischen Mehrheit seiner eigenen Partei. Die Forderung nach Mindestlöhnen traf auch sein Unternehmen, als einige jüngere Mitglieder und Stadtverordnete seiner Partei die Vergabe weiterer Aufträge an eben diese Bedingung knüpften, eine Bedingung, die er dann auch erfüllte. So gesehen spiegeln diese Dinge aus der Vergangenheit die Gegenwart wieder. Horst Meffert übergab sein Unternehmen in die Hände seiner Söhne, die das Engagement und den Unternehmergeist ihres Vaters im gewissen Umfang geerbt hatten. Es gehört ebenso zur Geschichte unserer Stadt, dass der wirtschaftliche und soziale Wandel jeden betrifft und treffen kann. Das Unternehmen ‚Meffert‘ musste den Weg in die Insolvenz antreten und eine neue Aufsteigerschicht, Menschen mit Migrationshintergrund, füllen die Lücken, die der Untergang des ‚Meffert-Imperiums‘ hinterlassen oder geöffnet hat. Es bleibt zu hoffen, dass diese ‚Nachfolger‘ Horst Mefferts eines Tages ebenfalls ihren Weg ins bürgerschaftliche Engagement unseres Gemeinwesens finden und dem ‚leuchtenden Vorbild‘ folgen werden.

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Walter Lenz, Rüsselsheim: "Das Interessante an Jakob Marx ist, dass er nach 1945 nicht nur einfach sein Leben wieder aufnahm, sondern als ein "Verführter", wie er sich selbst bezeichnete, aus dem Krieg wieder nach Hause kam. In seiner Not, dem Leben eine neue Richtung zu geben, griff er auf seine Kindheit und frühe Jugend zurück, das elterliche christliche Wertesystem. Seine innere Kraft und seine starken Überzeugungen sind für uns Christdemokraten hier in Rüsselsheim bis heute Vorbild."

Walter Lenz, Rüsselsheim, Lehrer für Englisch, Gemeinschaftskunde und Ethik an der MaxPlanck-Schule und Achim Weidner, Rüsselsheim.

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Vorgeschlagen von ... Erika und Gunter Seipel, Rüsselsheim: "Horst Meffert half immer aus, wenn es nötig war, ohne viele Worte darüber zu verlieren. Er war Firmeninhaber, schuf Arbeitsplätze und war allen ein guter Chef. Aktiv im Gewerbeverein, Gewerbeball, REGA, Weihnachtsmarktbeleuchtung, Rüsselsheimer Winzerfreunde, Städtepartnerschaft und WfB."

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Rudolf Otto

1910 – 2004

Jakob Röder

1909 – 2007

Herr Rudolf Otto wurde am 20. März 1910 in Frankfurt am Main geboren und übersiedelte 1952 aus Berlin nach Rüsselsheim. Er war von 1952 bis 1975 Leiter des städtischen Hochbauamtes. In diese Zeit fielen bedeutende Nachkriegsbauten und Planungen wie das Stadttheater oder die Entwicklung des Stadtteils Haßloch-Nord, die seine Handschrift tragen. Zum Hochbauamt gehörten seinerzeit das Stadtplanungsamt und die Bauaufsicht auch über alle Werkserweiterungen bei Opel. In den Anfangsjahren führte er auch das Tiefbauamt und plante die Innenstadtunterführung, die dazu beitragen sollte, die Teilung der Stadt durch die Bahnlinie Mainz-Frankfurt zu überwinden. Rudolf Otto, der nicht nur Architektur (u. a. bei Prof. Gruber, dem Architekten des Rüsselsheimer Rathauses und der heutigen Marktplatzgestaltung) studiert hatte, sondern auch Kunstgeschichte, war es ein Anliegen, Kunst am Bau zu fördern. Beispiele hierfür sind das Kant-Denkmal von Knud Knudsen vor der Immanuel-Kant-Schule (Gymnasium), das auch von Rudolf Otto geplant wurde, das Porträt Gerhart Hauptmanns von seinem Sohn Ivo, das im Lehrerzimmer der gleichnamigen Schule hängt, die Ausgestaltung der Friedhofskapelle am Waldfriedhof und des Theaterfoyers durch Dieter Ritzert oder die ‚Schlafende Muse‘ von Auguste Rodin im Treppenaufgang des Theaters. Auch nach seiner Pensionierung blieb Herr Otto dem städtischen Gemeinwesen als langjähriger Vorsitzender des Denkmalschutzbeirates verbunden. 1985 erschien sein Buch "Baukräne über Rüsselsheim" über die Rüsselsheimer Aufbaujahre. Er publizierte auch über "Kunstdenkmäler und Kunst am Bau in Rüsselsheim", und europäische Reiterdenkmäler. Herr Otto war langjähriger Vorsitzender und Ehrenvorsitzender der Europa-Union und Gründungsmitglied des Lions-Club. Herr Otto war immer parteipolitisch ungebunden. Er verstarb 94-jährig am 8. April 2004.

Langjähriges Vorstandsmitglied im Stadtverband Rüsselsheim des Deutschen Jugendherbergswerkes im Landesverband Hessen e.V. (1974 - 1990 1. Vorsitzender, danach Ehrenvorsitzender); langjähriges Mitglied und ebenfalls zeitweise Vorsitzender des Kirchenvorstandes der evangelischen Luthergemeinde Rüsselsheim (Ehrenvorsitz seit 1991). Jakob Röder ist deshalb für mich ein Vorbild, weil er Menschen begeistern konnte, ohne aufdringlich zu sein. Denn es entsprach seiner ureigenen Lebensphilosphie: "Das Leben hat nur einen Sinn, wenn man sich für andere Menschen einsetzt." Dies konnte ich als Wanderfreund im DJH Stadtverband Rüsselsheim erleben, wie er sich als sogenannter Altvorderer auch für Neuerungen an unseren Veranstaltungen erfreuen und begeistern konnte. Er ging trotz seines hohen Alters mit der Zeit, auch wenn er gerne über "seine" Zeit erzählte und damit von seinen Erfahrungen berichtete. Von diesen Erfahrungen wiederum konnten wir im Vorstand profitieren. Ein Kreislauf des Gedankenaustausches war damit gegeben! Ähnliches erfuhr ich auch vom Hörensagen über sein Wirken in der Luthergemeinde und "seiner Seniorengruppe"… Jakob Röder wurde zu seinen Lebzeiten für sein Lebenswerk mit vielen hohen und höchsten Auszeichnungen geehrt, darauf war er auch im positiven Sinne sehr stolz! Dennoch meine ich, sollte man Jakob Röder auch darüberhinaus eine posthume Ehrung zuteil werden lassen: als Ansporn für die Jugend an der ehrenamtlichen Vereinsarbeit!

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Mattias Meckert, Rüsselsheim: "Wie kaum ein anderer hat Rudolf Otto die bauliche Gestaltung Rüsselsheims nach dem Krieg geprägt. ... Herr Otto trug die Verantwortung für ein Hochbauamt, das Bauaufgaben noch selbst und durchaus mit Bravour bewältigte und nicht externen Fachleuten übertrug. ... Herr Otto sollte aber auch deshalb den Rüsselsheimern ein Vorbild sein, weil er etwas getan hat, was heute leider nicht mehr selbstverständlich ist: Er hat in dem ihm übertragenen öffentlichen Amt nicht nur seine Pflicht getan, sondern hat mit Leidenschaft und hohem Qualitätsanspruch dem Gemeinwesen gedient. Ein sicheres Stilempfinden, aber auch eine intellektuell überzeugende konzeptionelle Kraft prägen sein Wirken. ... Eine Berufung von Rudolf Otto bietet aber auch zugleich die Chance, den diskursiven Charakter der Arbeit "Leuchtende Vorbilder" von Vollrad Kutscher zu betonen, der von Kutscher ausdrücklich gewollt ist. Das Wirken von Otto ist für uns, für die Gegenwart relevant - nicht nur, weil wir als Rüsselsheimer tagtäglich in seinen Entwürfen leben und sicherlich auch nicht alle seiner Projekte unstreitig sind. "

Wolfgang Breuhan, Rüsselsheim

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Alfred Schmidt

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1905 – 1975

Martha Schmidt

Wegen seiner Arbeit in den Opelwerken ließ sich der gebürtige Thüringer und gelernte Werkzeugmacher Alfred Schmidt 1927 in Rüsselsheim nieder. Der überzeugte Demokrat nutzte den Zusammenbruch 1945 zur beruflichen Neuorientierung und Chance, sich in der Politik einen Namen zu machen. Um sich das notwendige, politische Rüstzeug anzueignen, besuchte er Fortbildungen und lernte in jeder freien Minute. Schnell übernahm der engagierte Sozialdemokrat als Beigeordneter der Stadt Verantwortung im Nachkriegschaos und wurde dafür 1948 mit der Wahl zum Stadtrat belohnt. Es folgte eine politische Bilderbuchkarriere mit dem Einzug in den Kreistag 1951, der Wiederwahl zum Stadtrat 1954 und schließlich der Wahl zum Landrat 1964. In seiner sechsjährigen Amtszeit wurden große Projekte wie der Bau des Kreiskrankenhauses und des Landratsamtes verwirklicht. Alfred Schmidt starb 1975 im Alter von 70 Jahren an einem Herzinfarkt. Bezeichnend für ihn war, dass er sich trotz seiner politischen Erfolge stets seiner Herkunft bewusst blieb und sich mit echtem Verständnis die Nähe zu den Bürgern bewahrte. (siehe auch Martha Schmidt)

„Die von mir vorgeschlagene Martha Schmidt war die Ehefrau von Alfred Schmidt, ehemals Stadtrat/Landrat. Unabhängig von den Aktivitäten ihres Mannes war Martha Schmidt unermüdlich tätig für ihre Mitmenschen bei der Arbeiterwohlfahrt und anderen Organisationen. Ihr Wirken war vor allem organisatorischer Art. Hilfsbereitschaft ebenso wie Durchsetzungsvermögen machten manches Projekt möglich, das sonst im Sande verlaufen wäre. Konkrete Beispiele kann ich leider nicht nennen, ebenso sind mir ihr Geburts- und Sterbedatum nicht geläufig (Sie starb innerhalb des letzten Jahres). Zuletzt wohnte sie in der Wilhelminenstraße 28, betreut von ihrer Tochter Inge Schmidt-Haumann. Auch ihr Sohn Helmut Schmidt wohnt noch in Rüsselsheim. Öffentlich anerkannt wurden ihre Verdienste durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. Ich selbst bin in Rüsselsheim geboren und aufgewachsen, in unmittelbarer Nachbarschaft von Martha Schmidt. Auch nach meiner Verheiratung und den Umzug von Familie Schmidt an die Horlache bin ich Frau Schmidt immer wieder begegnet, und sie gab mir immer einen guten persönlichen Rat.“

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Helene Pflug, Rentnerin: "Für mich ist Alfred Schmidt auch aus sehr persönlichen Gründen ein Vorbild. Er hat meinen kriegsversehrten Mann Otto 1944 während des großen Bombenangriffs beherzt und unter Gefahr für das eigene Leben in Sicherheit gebracht. Darüber hinaus sorgte er dafür, dass alle Flüchtlinge nach dem Krieg in den Wohnungen der Rüsselsheimer unterkamen. Er selbst wohnte solidarisch nur unter dem Dach und hatte Flüchtlingsfamilien in sein Haus aufgenommen."

Beate Kirsch geb. Krämer, Weinheim

1912 – 2005

Vorgeschlagen von ... Willi Schaffner, Rüsselsheim: "Bedeutend in seinem Leben war auch sein Engagement für das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) und seine Arbeit als Erzieher und Vorbild für die Jugend. Er war Beisitzer des 1928 gegründeten DJH-Ortsverbandes in Rüsselsheim und unter seinem Vorsitz wurde dieser 1947 im Regierungsbezirk Darmstadt neu gegründet. Er hat mit dem Magistrat und dem DJH-Gründer Schirrmann wieder eine Jugendherberge in Rüsselsheim errichtet. Mit OB Dr. Köbel wurde die Festungsruine vom Land Hessen erworben und 1957 ein große Herberge eingerichtet."

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Julius Simon

1902 – 1971

Dr. Simon leitete die Schule vom Ende der 1940er Jahre bis zu seiner Pensionierung mit 65 Jahren im Juli 1967. Auf seinen Vorschlag hin erhielt das frühere Rüsselsheimer Realgymnasium den Namen des Philosophen Immanuel Kant. Dr. Julius Simon wurde am 25. März 1902 in Unter-Schönmattenwag, heute zu Waldmichelbach/Odenwald gehörend, als Sohn eines Weißbindermeisters geboren. Nach dem Besuch der Volksschule im Dorf gelang es ihm 1923 die Lehrerausbildung mit dem ersten Staatsexamen in Bensheim/Bergstraße erfolgreich zu beenden. Nach einigen Jahren als Lehrer an verschiedenen hessischen Volksschulen studierte er zusätzlich in Heidelberg, Frankfurt a.M. und Gießen, um 1931 die Wissenschaftliche Prüfung für das höhere Lehramt abzulegen. Mit der Lehrbefähigung für Englisch, Deutsch und Philosophie trat er am 1.9.1933 seinen Dienst an der damaligen Realschule in Rüsselsheim an. Am 26.5.1937 wurde ihm in Gießen der Titel Dr. phil. zuerkannt. Als im Herbst 1945 der Schulunterricht im durch den Krieg schwer geschädigten Rüsselsheim wieder aufgenommen wurde, ernannte man Dr. J. Simon zum kommissarisch stellvertretenden Leiter des Realgymnasiums, das im März 1947 wieder als "Vollanstalt" mit der Bezeichnung "Realgymnasium für Jungen" ausgewiesen wurde. Am 1.9.1949 erfolgt die Ernennung von Dr. Simon zum Oberstudiendirektor und damit zum Leiter dieser Schule. Der spätere Kreisbeigeordnete F. Skala dokumentierte: "Mit Dr. Julius Simon als neuem Schulleiter kommt das ‚Realgymnasium für Jungen‘, dessen Schülerschaft von Anfang an zu einem Drittel von Mädchen gestellt wird, in ruhigere Gewässer. Die Schule entwickelt sich, dem Wachstumstrend der Stadt folgend, zu einer renommierten Lehranstalt, in der, vom Leiter beschworen und durch die spätere Namensgebung fixiert, der Geist des großen Königsberger Philosophen Immanuel Kant waltet." Am 1.6.1956 erhält das bisherige Realgymnasium den Namen Immanuel Kants, vor allem auf Wunsch des Direktors. Das seit 1952 angegliederte "Pädagogische Anstaltsseminar" zur Ausbildung von Referendaren leitet auch Dr. Julius Simon. Seine Unterrichtsverpflichtungen neben der Schulleitung nimmt er als Philosophielehrer in der Oberprima wahr. Den Bau eines 2. Gymnasiums in Rüsselsheim, des 1961 eingeweihten Max-Planck-Gymnasiums hat Dr. Simon ebenso beharrlich gefordert, wie den in der 2. Hälfte der 1960er Jahre erfolgten Neubau für das I.-Kant-Gymnasium am Evreuxring. Leider starb Dr. Julius Simon noch bevor er 69 Jahre alt werden durfte am 10. März 1971. Sein Grab ist heute noch auf dem Rüsselsheimer Waldfriedhof zu finden.

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Christian Vatter

1905 – 1962

Der langjährige Gewerkschaftssekretär Christian Vatter war ein Mann der leisen, aber bestimmten Töne. 1905 in Rüsselsheim in eine sozialdemokratisch geprägte Arbeiterfamilie hineingeboren, entwickelte er schon früh politisches Interesse und fand Anschluss an die SPD. Seine Gesinnung bescherte ihm in der Nazizeit eine Zwangsverpflichtung nach Frankreich. Nach seiner Heimkehr setzte er sich unbeirrt für seine politischen Überzeugungen ein und war bis zu seinem Tod für seine Partei und im Rüsselsheimer Stadtparlament tätig. Insbesondere der Presse stellte er sich jederzeit für wichtige Fragen zur Verfügung. Maßgeblich am Wiederaufbau der Stadt Rüsselsheim beteiligt, trieb er durch die Verschwisterung mit Evreux auch die Europäische Idee mit voran. Man kannte ihn als aufrechten, gewissenhaften und warmherzigen Menschen, der neben seiner Stärke im Vermitteln umstrittener Sachverhalte mit einer ausgeprägten Fähigkeit zum Konsens überzeugte. Christian Vatter starb 1962 im Alter von 57 Jahren. Für seine langjährigen Verdienste als Stadtverordneter und Mitglied des Rüsselsheimer Stadtparlaments verlieh ihm die Stadt posthum die goldene Ehrenplakette als Anerkennung seines Wirkens.

Vorgeschlagen von ... Alexandra Hahn, Grundschullehrerin: "Sein Idealbild einer Stadt verkörperte ein Gemeinwesen, in dem alle Bürger willkommen sind, und alle gleich behandelt werden, egal welcher Herkunft, Religion, Partei oder Nationalität. Das zeigte auch sein Interesse, den europäischen Gedanken voranzubringen und so stand er Pate bei der Verschwisterung mit Evreux."

Vorgeschlagen von ... Waltraud Quick, Rüsselsheim: "Wie sehr viele seiner Schüler habe ich ihn als guten Pädagogen und wahren Freund der ihm anvertrauten jungen Menschen kennen gelernt und schlage ihn deshalb als ,Leuchtendes Vorbild‘ vor."

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Wilhelmine von Verna

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1803 – 1878

Man schrieb die Epoche der Romantik, als die von Vernas 1839 beachtlichen Grundbesitz in Rüsselsheim erwarben. Einige Jahre nach dem frühen Unfalltod ihres Ehemanns Ludwig ließ die kinderlose Witwe das alte Amtshaus an der Festung zu einem klassizistischen Adelspalais umbauen und auf den umliegenden Parzellen einen Garten nach englischem Vorbild anlegen - den heutigen Rüsselsheimer Stadtpark (Vernapark). Dieser zählt mit seinen Taubenschlägen, Sonnenuhren, Wasserspielen, Büsten und seltenen Bäumen nach wie vor zu den schönsten Landschaftsanlagen Deutschlands. Darüber hinaus bewies die Katholikin hohes soziales Engagement, indem sie Armen Geld stiftete, eine Kapelle errichten ließ, Künstler förderte und die gepachtete Festung in Kriegszeiten für Verwundete als Lazarett öffnete. Die 1803 geborene Baronin Freifrau von Verna blieb bis zu ihrem Tod im Jahr 1878 eng mit Rüsselsheim verbunden. Ihr Erbe wurde der frühere Soldat Ernst von Seckendorff, der nach seiner Genesung im Festungslazarett zu ihrem Berater und Weggefährten avancierte.

Karl Wagner

1886 – 1985

Der in Krofdorf/Kreis Wetzlar geborene Karl Wagner kam 1912 als Lehrer an die Rüsselsheimer Volksschule. Mit der Beorderung zur Infanterie nach Worms verschlug es ihn in die Schützengräben Frankreichs. Aufgrund einer Kriegsverletzung wurde er vom Wehrdienst befreit und kehrte nach Rüsselsheim zurück, um wieder zu unterrichten. Zu Zeiten der Weimarer Republik begann er sich mit der Wahl in den Gemeinderat auch kommunalpolitisch für die Stadt zu engagieren. Mit dem Zweiten Weltkrieg kam auch der Entlassungsbescheid aus dem Staatsdienst. Ein Dokument, das der Sozialdemokrat immer bei sich trug, um den Amerikanern die Verfolgung durch das NS-Regime beweisen zu können. Nach Kriegsende kehrte er nicht mehr in den Lehrerberuf zurück, sondern widmete sich ganz der von ihm vielgeliebten Musik. Er fand eine Stelle in einer Mainzer Musikalienhandlung und gründete im Umkreis zahlreiche Gesangvereine, denen er mit Freude und Engagement vorstand. Karl Wagner wurde 1885 geboren und verstarb 1985 im Alter von 99 Jahren in Rüsselsheim. Der Lehrer war Leiter des Gesangsvereins "Germania" sowie des Kirchenchors und wurde 1933 als "politisch unzuverlässig" aus dem Schuldienst entlassen. Er protestierte gegen die Nazis durch seine Verweigerung, dem Gottesdienst unter Anwesenheit unformierter SA-Trupps als Organist beizuwohnen.

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Vorgeschlagen von ...

Hero Heiland, Architekt und Stadtplaner: "Die Baronin von Verna war Witwe, als sie mit dem Bau der Gebäude, dem Umbau des Anwesens und der Gestaltung des Parks begann. Dies war zur damaligen Zeit äußerst ungewöhnlich und ein immense Leistung. Durch den Bau des Palais und die damit verbundene Anlegung des Englischen Gartens hat sie eine Leistung vollbracht, die sich auf Dauer für Rüsselsheim segensreich ausgewirkt hat."

Christa Thau-Pätz, Rüsselsheim: "Leider habe ich Herrn Wagner nicht persönlich kennen lernen dürfen. Die Informationen über seine politische Tätigkeit in Rüsselsheim sowie sein Wirken als Pädagoge wurden mir von älteren Mitbürgerinnen zugetragen, für die der ‚Lehrer Wagner‘ eine besondere Persönlichkeit dargestellt hat. Ich schlage Herrn Wagner deshalb stellvertretend für diese namentlich nicht genannten Menschen als ‚Leuchtendes Vorbild‘ vor."

Vorgeschlagen von ... Marianne Fautz, Rüsselsheim

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Fritz Zängerle

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1911 – 1996

Evangelische Frauenhilfe seit 1910

Als erster Betriebsratsvorsitzender nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich Friedrich "Fritz" Zängerle bei Opel für die Belange der Arbeiterschaft ein. 1911 in Langen als Sohn eines Sozialdemokraten und späteren Kommunisten geboren, trat er schon früh in die politischen Fußstapfen des Vaters. So engagierte er sich 1926 im Kommunistischen Jugendverband und später in der Gewerkschaft. Das brachte ihm trotz ausgezeichneter Abschlussnoten als Werkzeugmacher Arbeitslosigkeit, Haft und Misshandlung ein. Die Anstellung bei Opel im Jahr 1935 war für ihn demnach eine positive Wende in schweren Zeiten. Neben Gleichgesinnten fand er hier auch Kontakt zu einer kommunistischen Widerstandszelle. Nach der friedlichen Werksübergabe 1945 übernahm der KPD-Mann den Betriebsratsvorsitz. Trotz seiner unbeirrten politischen Haltung konnte er sich in dieser Position, nicht zuletzt aufgrund seiner persönlichen Popularität, auch unter den wachsamen Augen der Amerikaner behaupten. Friedrich Zängerle starb 1996 im Alter von 85 Jahren. Der streitbare Gewerkschafter und überzeugte Kommunist galt als unbestechlich, kompetent und einfühlsam. Er ging für die KPD in die Landespolitik und arbeitete im Jahr 1946 an der ersten demokratischen Grundordnung mit.

Die Evangelische Frauenhilfe in Rüsselsheim feiert in diesem Jahr ihr 100. Jubiläum. Gegründet wurde sie am 16. November 1910 im Rathaussaal. Ihr erstes Ziel war es, Not zu lindern. So wurden z. B. Wöchnerinnen oder Kranke durch nachbarschaftliche Koch- und Einkaufsdienste oder durch die Versorgung von Kindern unterstützt. Schon bald weitete sich dieses Ansinnen zu einem umfassenden sozialen Netzwerk aus, das Suppenküchen, Krankendienste, Unterstützung von verantwortlichen Ärzten, Hebammen und Pfarrern sowie die finanzielle und materielle Unterstützung in besonderen Notlagen einschloss. Später kamen Frauenbildungsprogramme wie Nähkurse hinzu, der Dienst in Lazaretten und ein breites Freizeit- und Unterhaltungsangebot. In diesem sozialen Netzwerk arbeiteten evangelische Frauen mit Frauen anderer Konfessionen und Weltanschauungen zusammen. Sie legten dadurch Grundlagen für soziale Unterstützungsstrukturen, die später durch staatliche Fürsorgeleistungen ersetzt wurden. Dadurch konnten sich die Frauenhilfsgruppen nach dem 2. Weltkrieg anderen Aufgaben widmen. Sie waren weiterhin sowohl nachbarschaftlich als auch in weitreichenden Hilfsaktionen, z. B. im Blick auf die Entwicklungsprojekte aktiv. U. a. trugen sie durch die Aktion "Kauft keine Früchte der Apartheit" und "Kleen Glothes" und die Weltgebetstagskampagnen zur Bewusstseinsbildung im Blick auf globale Gerechtigkeit bei. Zwar gibt es einige bekannte Gründerinnen der Frauenhilfe, doch selbst diese standen zu ihrer Zeit – zur Gründungszeit bestand noch kein Wahlrecht für Frauen – noch im Schatten ihrer Männer. Die Gründungsurkunde benennt als Gründerinnen und erste Vereinsvorsitzende "Frau Adam Opel Wwe, Frau Bürgermeister Treber, Frau Prokuristin Diehl, Frau Pfarrer Fuchs, Frau Martin Hummel, Frau A. Stoeckicht, Frau Gemeindeeinnehmer Treber". Man sieht: Die Frauen blieben letztlich namenlos, obwohl sie sich um das Gemeinwesen sehr verdient machten. Das gilt auch für ihre weitere Geschichte. Einerseits ist die Frauenhilfe in ihren Anfängen also einem herkömmlichen Frauenbild im sinne von Dienstbarkeit und Demut verpflichtet. Andererseits weist ihre Geschichte auf ein bleibendes Desiderat des Zusammenlebens hin: Dass es Menschen gibt, die sich ohne viel Aufhebens der Sorge und Pflege der Mitmenschen widmen. Standen ihre Aufbrüche als Frauen im Dienst an der sozialen Fürsorge noch in Abgrenzung von der aufkommenden Emanzipationsbewegung, entwickelte sich doch in den Frauenhilfen im Verlauf der Jahre zunehmend ein emanzipatorisches Bewusstsein der Frauenrolle in der Kirche und Gesellschaft. Darum ergeben sich aus ihren Geschichten durchaus kritische Fragen im Blick auf die Bedeutung des "Caring" (der gegenseitigen Sorge und Angewiesenheit) als einer gesellschaftlichen Notwendigkeit, die sowohl ein Menschenrecht als eine Menschenpflicht darstellt und die auch durch die Existenz des Sozialstaates nicht überflüssig wurde.

Vorgeschlagen von ... Klaus Franz, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates, des Europäischen GM-Arbeitnehmerforums und Mitglied des Aufsichtsrates bei Opel: "Nach dem Krieg achtete Herr Zängerle wie viele andere nicht auf Weltanschauungen, sondern er sah mit seinen Kollegen zu, dass die Leute wieder eine Grundversorgung hatten: Essen, Arbeit und ein Dach über dem Kopf. In Erinnerung bleibt auch das konsequente Eintreten für die Belange der Arbeiterschaft und dass er diese Version auch authentisch zum Lebensziel gemacht hat." Vorgeschlagen von ... Harry Schroeder, Rüsselsheim Ingrid Schillich, Rüsselsheim Martin Liermann, Wiesbaden

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Vorgeschlagen von ... Dr. Annette Mehlhorn, Pfarrerin, Evangelische Stadtkirchengemeinde Rüsselsheim

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Nächstenhilfe – Die helfende Rüsselsheimer Hand

Kurt Stadtlich

Wer kennt schon die vielen Helden in unserer Stadt, die dem Nächsten in einer wie auch immer gearteten Notlage die Hand reichten und immer wieder reichen – manchmal sogar unter eigener persönlicher Entbehrung, Einschränkung oder Gefahr – und so mit dafür Sorge trugen, dass unser städtisches Gemeinwesen trotz seiner Anonymität und Geschäftigkeit ein menschliches Antlitz behielt und behalten wird? Auf einem Friedhof gibt es das Denkmal des unbekannten Soldaten, ein Mahnmal zum Gedenken an die vielen unbekannten Kämpfer, die unverschuldet für ihr Vaterland die Schrecknisse des Krieges haben erdulden müssen und dabei umkamen. Natürlich prägen bedeutende Persönlichkeiten das Bild einer Stadt, das steht außer Frage und soll auch nicht klein geredet werden. Aber gleichwertig und mindestens ebenso wichtig, bedeutend, vorbildhaft und prägend sind Bürgerinnen und Bürger mit selbstlosen Hilfeleistungen im Kleinen, meist nur im kleinsten Kreis bekannt, mit Leistungen, die für die Öffentlichkeit nicht interessant sind und über die deshalb auch niemand öffentlich spricht, die aber im Einzelfall von höchster existentieller Bedeutung sein können, die ohne Erwartung auf Gegenleistung einfach gegeben werden, mit dem Ziel, die Not eines Anderen durch persönliche Anteilnahme, Zuspruch und Zuwendung etwas zu mildern. "Brüderlich mit Herz und Hand" sollen wir für das Wohl unseres Vaterlandes eintreten, so will es das Lied der Deutschen. Heruntergebrochen auf unsere Stadt beinhaltet das auch die Aufforderung zu praktizierender Nächstenliebe bei einer individuellen physischen oder seelischen Not eines Anderen. Und dass es solche vorbildhaft handelnde Rüsselsheimer Bürgerinnen und Bürger gab und immer wieder geben wird, das sollte außen Zweifel stehen. Ich stelle mir vor, die letzte der Lampen als Leuchte für Nächstenhilfe zu reservieren/wählen, gedacht quasi als Abrundung der Liste bedeutender Persönlichkeiten. Das heißt aber nicht, dass man mit der Auswahl bis zum Abschluss warten sollte, im Gegenteil, mit der heutigen Auswahl und der exponierten Lage würde die Stadt den Stellenwert dieser Auswahl unterstreichen. Aber gleichwertig könnte man argumentieren, dass die Lampe für Nächstenhilfe genau in die Mitte der Lampen gehört, quasi als Ausdruck dafür, dass die Leistung am Nächsten erst den Kitt ausmacht, den eine menschliche Solidargemeinschaft auszeichnet. Nächstenhilfe ist mehr als Nachbarschaftshilfe, es beinhaltet gegebenenfalls auch das Eintreten für Rechte und Freiheit des Anderen und hat damit – wenn erforderlich – auch immer eine immaterielle Komponente.

„Kurt Stadtlich, Dipl. Ing. Architekt und Stadtplaner, Leiter der Stadtplanung der Stadt Rüsselsheim in den 50er und 60er Jahren. (...) Er hat unter anderem ‚Hassloch Nord‘ federführend und selbständig geplant. Er kombinierte das alte Mainbett, den Horlachgraben, den nördlichen Ostpark, einen inneren Grünzug und ein Einkaufzentrum in einem räumlichen und funktionell gelungenen Konzept zum schönsten Stadtteil Rüsselsheims. Kurt Stadtlich wohnte viele Jahre in der Lucas-Cranach-Straße. Er war ein sehr qualifizierter aber bescheidner Kollege.“

1917 – 1984

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Vorgeschlagen von ... Wolfgang Merz, Rüsselsheim

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Vorgeschlagen von ... Hero Heiland, Stadtbaumeister i. R., Rüsselsheim

Der erste Gastarbeiter Rüsselsheims Der Ausländerbeirat der Stadt Rüsselsheim schlägt einen der ersten Gastarbeiter in Rüsselsheim als leuchtendes Vorbild vor. Eine entsprechende Recherche ist derzeit noch ohne Ergebnis. Vorgeschlagen von ... Ausländerbeirat der Stadt Rüsselsheim: „Ab 1950 kamen die ersten Gastarbeiter im Zuge der Anwerbeabkommen zum Arbeiten nach Deutschland, somit auch nach Rüsselsheim. Die Gastarbeiter haben einen erheblichen Anteil am Aufbau der Wirtschaft geleistet und dazu beigetragen, dass auch Rüsselsheim zu einem der wichtigsten Wirtschaftsstandorte im Rhein Main Gebiet geworden ist. Dies wird allerdings öffentlich nicht in dem Ausmaß gewürdigt. Deswegen fordert der Ausländerbeirat, dass der/die erste Gastarbeiter/in, der/die nach Rüsselsheim zum Arbeiten kam und nicht mehr am Leben ist, stellvertretend für alle, einen würdigen Platz im Ratssaal als Leuchtendes Vorbild bekommt.“

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Dieter Henrich

1932 – 1989

Karl Walther

„Dieter Henrich, Dipl. Ing. Architekt, in den 60er Jahren in der Rüsselsheimer Stadtplanung tätig. Er konnte sich dort aber leider keine überragenden Verdienste erwerben, da er wie die anderen Mitarbeiter, wie er mir selbst bestätigte, unter dem damaligen Hochbauleiter keine gute Stadtplanung betreiben durfte. Aber er war ab 1970 erster Leiter des neuen Stadttheaters und des Kulturamtes. Es gelang ihm, das Stadttheater überregional als anerkanntes Haus ohne eigenes Ensemble bekannt zu machen. Ein wichtiger Grundstock für die kulturelle Stadtentwicklung.“

Karl Walther ist in Königstädten eine hochangesehene und geachtete Persönlichkeit, deren Andenken in Ehren gehalten werden sollte. Er hat einen großen Teil seines Lebens, unter erheblichem persönlichen und finanziellen Einsatz der Erforschung und Dokumentation der Königstädter Geschichte gewidmet. In Laufe der Zeit entstand so eine überaus wertvolle, einmalige Sammlung von Fotos, Briefen, Familiengeschichten und Dokumenten seines Heimatdorfes. Die meisten dieser ungefähr 30-Tausend (!) Fotografien und unzähligen Kopien von Dokumenten wären ohne sein Wirken längst verloren. Seine Sammlung und sein Wissen stellte er Interessierten jederzeit selbstlos zur Verfügung. So entstanden unzählige Familienstammbäume, kirchliche Mitteilungsblätter und Festschriften von Vereinen und die Theaterstücke der Königstädter Hofkonzerte. Karl Walthers Recherchen waren die Grundlage für die Feiern zur 500. Kerb und dem Identität stiftenden "Kinsteerer Bär". Karl Walther ist Mitherausgeben der fünf geschichtlichen Bücher über Königstädten, die auf seinen Forschungen basieren: 500 Jahre Kinsteerer Kerb, Bombennacht, Geschichte der Gemeinde Königstädten, Die ganze Wahrheit über den Bär und Königstädten von der Eiszeit bis zur Neuzeit. Die von ihm archivierten historischen Belege haben aber auch Bedeutung über das Dorfgeschehen hinaus. So wird zum Beispiel festgalten, wie sich das landwirtschaftlich geprägte Königstädten zum Wohnort für Industriearbeiter erweiterte, oder wie im 1. Weltkrieg der Hunger die Städter und Industriearbeiter zu den Bauern aufs Land trieb. Die von ihm dokumentierte Geschichte des Dorfes steht damit exemplarisch für die Entwicklung unserer ganzen Region, die in seiner Sammlung damit gleichzeitig bestens dokumentiert ist. Es ist ein großer Glücksfall, dass er, kurz vor Ende seines Lebens, seine Sammlung in einer notariellen Schenkung dem Rüsselsheimer Stadtarchiv überlassen hat. Karl Walther ist in Königstädten geboren und besuchte hier die Volksschule. Nach der Lehre als Werkzeugmacher bei Opel geriet er als Jugendlicher, nach kurzem Kriegseinsatz, in englische Gefangenschaft, die ihn sehr prägte. Zurück in Königstädten heiratete er und wurde Vater eines Sohnes. Er arbeitete 46 Dienstjahre bei seiner Lehrfirma Opel, davon 22 Jahre als Hauptbetriebsleiter und Produktionsleiter.

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1925 – 2015

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Vorgeschlagen von ...

Vorgeschlagen von ...

Hero Heiland, Stadtbaumeister i. R., Rüsselsheim

Dr. Ute Einsiedel und Wolfgang Einsiedel, Rüsselsheim-Königstädten

Leuchtende Vorbilder 2016

Leuchtende Vorbilder 2016

Sidney Eugene Brown

1924 – 2009

Am 26. August 1944 verfolgten und misshandelten etwa 100 Rüsselsheimerinnen und Rüsselsheimer acht amerikanische kriegsgefangene Flieger. Sechs von ihnen wurden ermordet, zwei konnten durch einen Zufall entkommen und überlebten schwerverletzt. Ein Mahnmal in der Grabenstraße erinnert an dieses Ereignis und gedenkt der Opfer der Lynchmorde. Einer der überlebenden Kriegsgefangenen dieser Hetzjagd war Sidney Eugene Brown. Aus Anlass der Einweihung des Mahnmals kehrte der 80 jährige Amerikaner 60 Jahre später zurück nach Rüsselsheim, um ein Zeichen zu setzen gegen die Unmenschlichkeit und das Vergessen, aber auch für Vergebung. Vorgeschlagen von ... Steffen Jobst: „I nominate Sidney Eugene ‚Gene Brown‘ as a shining example…“ Sidney Eugene „Gene“ Brown was born in Gainesville on October 24, 1924 and was a lifelong resident of Alachua County. He was a carpenter and worked as a superintendent for the Triest Construction Company in Keystone Heights. He enjoyed the outdoors, especially fishing and camping, and loved to care for his family. He served in the United States Air Force as a tail gunner aboard a B-24 during the Second World War and participated in eliminating Nazi terror from Europe. The B-24 with serial number 42-110107 was named Wham! Bam! Thank you, Ma‘m. (Slang for the act of having sex without even bothering to try to get the woman to achieve orgasm) It had Warner Bros. Character „Bugs Bunny“ as noseart. His aircraft belonged to the 491st Bombardment Group. The group was an Eighth Air Force B-24 Liberator unit stationed in England, assigned to RAF North Pickenham in early 1944. The group flew 187 combat missions. On Aug. 24, 1944, the 8th Air Force launched mission number 568 from North Pickenham with 485 B-24s, 834 B-17s, and 739 fighters. Sidney Brown was 19 years old at this time. 433 B-24s were dispatched to attack aviation industry targets at Brunswick/Waggum (125), Brunswick/Querum (99) and Hannover/Langenhagen. (72) and an oil refinery at Misburg (88); 5 others hit targets of opportunity; they claimed 0-0-1 aircraft; 5 B-24s were lost, 1 damaged beyond repair and 183 damaged; 1 airman was WIA and 54 MIA. Escort was provided by 248 P-38s, P-47s and P-51s; they claimed 2-0-0 aircraft in the air and 8-0-0 on the ground; 2 P-51s were lost and 2 damaged; 1 pilot was MIA. B-24 #42-110107 dropped out of formation 15 miles north of Hannover with one engine smoking and feathered. The crew consisted of: Pilot- 2nd Lt. Norman J. Rogers Jr., Co-Pilot- 2nd Lt. John N. Sekul, Radio Operator- S/Sgt. Thomas D. Williams, Belly/Gun- Sgt. William A. Dumont, Left/Waist Gun- Sgt. Elmore L. Austin, Nose/Gun- Sgt. William M. Adams, Tail/Gun- Sgt. Sidney E. Brown, Flt. Eng.- S/Sgt. Forest W. Brininstool, Nav. Bombardier- Flight Officer Haigus Tufenkjia. The Wham! Bam! was heavily damaged and the bail out order was given. The crew landed in a farm area. Staff Sergeant Brininstool had suffered a shrapnel wound in the stomach, and was very fortunate when a farmer couple took him in and cleaned his wound. The rest of the crew was rounded up by Luftwaffe personnel and placed in a cell in the townhall. Sergeant Dumont and Second Lieutenant Rogers suffered ankle injuries. The complete crew was taken to a German Air Force base near Munster. Staff Sergeant Brininstool was taken to a clinic where a Doctor operated on his stomach wound, then placed him in a hospital in Munster for further treatment, later sent him to a POW interrogation center near Frankfurt. While on a 12 hour train ride, the remaining eight crew members ran into a bombed out section of railroad track near Russelsheim and were forced to detrain. Gene passed away at the age of 84 on Friday April 10, 2009 in Gainesville. In Rüsselsheim nobody took notice of his death.”

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Hans Euler

1907 – 1995

„Euler-Buben“ – so wurden und werden die Schützlinge des Fußballlehrers Hans Euler genannt. Euler hinterließ in den Nachkriegsjahrzehnten innerhalb der Rüsselsheimer Sportwelt mit seiner fortschrittlichen und sehr persönlichen Jugendarbeit bleibende Spuren. Euler ist vielen seiner damaligen Spieler noch heute als Ansprechpartner in allen Lebenslagen bekannt. Er half bei der Suche nach Schuhen, Bällen, Sportkleidung, Fahrgelegenheiten, beschaffte alte Fahrräder, beriet Jugendliche zu Schulproblemen, leistete Unterstützung bei der Suche nach Lehrstellen, war Ansprechpartner für Erziehungsprobleme, Elterngespräche und vieles mehr. Als Trainer prägte Euler einen modernen Spielstil und führte unzählige Rüsselsheimer Jugendmannschaften zu beachtlichen sportlichen Erfolgen. Hans Euler ist vielen seiner damaligen Spieler und Wegbegleiter noch heute als Vorbild in Erinnerung. Sowohl auf als auch neben dem Spielfeld.

Vorgeschlagen von ... Manfred Hegny, früherer Vorsitzender des Fördervereins SC Opel Rüsselsheim und Herbert Beisenkötter, langjähriger Fußballer des SC Opel Rüsselsheim: „Hans Euler war nicht nur ein exzellenter Fußballlehrer, sondern ein Gesprächspartner für alle Lebensfragen der damaligen Nachkriegszeit. Wir hatten zu dieser Zeit keine oder wenig Perspektiven in der zerstörten Opelstadt Fußball zu spielen bzw. uns sportlich zu entfalten. Hans Euler kam 1948 aus der Kriegsgefangenschaft zurück und begann mit einer Hand voll Leuten bereits 1949 das Sportfeld im Opelgelände zu säubern und für den Spielbetrieb wieder herzurichten. Das hieß damals, der S.C. Opel hat wieder ein neues Zuhause und vor allem die Jugendlichen mit Hans Euler einen Ansprechpartner für alle die vielen Probleme der drückenden Nachkriegszeit“.

Herr Jobst verkündete am 9.11.2016, dass er seinen Vorschlag zurückzieht. Leuchtende Vorbilder 2016

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Leuchtende Vorbilder 2016

Martin Schlappner

1931 – 2008

„Martin Schlappner hat sich all die Jahre vehement im Landtag für Rüsselsheimer Belange eingesetzt, insbesondere für die Leute in der A- und B-Siedlung. Zudem hat er die Realisierung der Vereinsgelände (Sternfreunde, Versehrtensportler, Boxerhundeverein, Schäferhundeverein) gegen alle Widerstände unterstützt.“

Die sechs US-amerikanischen Piloten, die am 26.8.1944 in Rüsselsheim ermordet wurden „Sie trugen – zusammen mit mehr als 300 weiteren ermordeten Kameraden – dazu bei, dass die schreckliche Terrorherrschaft in Deutschland beendet werden konnte und gaben dafür ihr Leben. Sie haben zwar nur wenige Stunden in unserer Stadt verbracht, aber es waren ihre Entscheidendsten, die auch heute, 70 Jahre danach noch Bedeutung haben!“

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34 John N. Sekul 1922 – 1944

Haigus Tufenkjian Elmore L. Austin 1922 – 1944

1925 – 1944

Thomas Williams Norman J.Rogers William Dumont ? – 1944 Vorgeschlagen von ...

Vorgeschlagen von ...

Thomas Schwing, Rüsselsheim

Wolfgang Manzke, Rüsselsheim

Leuchtende Vorbilder 2016

1919 – 1944

Leuchtende Vorbilder 2016

1923 – 1944

Dr. Karl-Heinz Storsberg

1926 – 2004

„Mein Vorschlag für die Aktion ‚Leuchtende Vorbilder‘ ist der ehemalige Bürgermeister der Stadt Rüsselsheim Dr. KarlHeinz Storsberg. Er war von 1966 bis 1981 im Amt, nachdem er in Köln Rechtswissenschaften studierte und danach als Geschäftsführer des Gemeindetages Westfalen arbeitete. Leider verstarb Storsberg am 3. November 2004 im Alter von 78 Jahren.

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Warum ist gerade ER das leuchtende Vorbild der Stadt Rüsselsheim?

1. In seiner Amtszeit als Bürgermeister und später als Oberbürgermeister wuchs die Bevölkerung Rüsselsheims von ca. 40.000 Einwohner auf ca. 63.000. Generell war Storsberg für Rüsselsheim ein Glücksfall: Er machte die Stadt mit vollem Engagement attraktiver (durch den Bau von Wohnungen, Schulen und Kitas…). Damit konnte er sich mit der Stadt identifizieren und die Stadt auch mit ihm. 2. Storsberg setzte sich für ein friedliches Europa ein, nicht umsonst wurde er als „Dr. Straßburg“ benannt. Ihm sind die Städtepartnerschaften mit Rugby und Varkaus zu verdanken. 3. Auch an sozialem Engagement fehlte es ihm keinesfalls, unter anderem blieb er dem RRK 32 Jahre treu, sodass er die RRK-Ehrennadel in Silber erhielt. Außerdem setzte er sich in seiner Amtszeit für die Integration ausländischer Arbeitnehmer ein. 4. Storsberg „zeichnete sich durch seine menschliche Nähe aus und war vielen neben dem Gesprächspartner auch ein Freund in Rüsselsheim“, so der ehemalige OB Gieltowski. 5. Der Politiker war öffentlich sehr anerkannt – er wurde 1982 mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet, wirkte im Präsidium der deutschen Gartenbaugesellschaft mit und hatte einen Vorsitz in der Gesellschaft zur Förderung der deutsch-finnischen Beziehung. Alles in allem war Dr. Karl-Heinz Storsberg ein Politiker, der die Entwicklung Rüsselsheims prägend vorantrieb und dabei so engagiert und motiviert war wie kaum ein anderer historischer Bürger Rüsselsheims.“

Heinz Ellner

1925 – 2015

„Wir haben Herrn Ellner ausgewählt, da es unserer Meinung nach wichtig ist, Menschen aus der Zivilgesellschaft zu ehren, welche Gutes für andere tun. Heinz Ellner steht hier stellvertretend für alle Feuerwehrmänner und -frauen in Rüsselsheim, welche 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche und 365 Tage im Jahr auf Bereitschaft sind und ihr Leben für andere riskieren. Heinz Ellner war ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Rüsselsheim am Main. Während seiner 54-jährigen Dienstzeit ist er bis zum Oberbrandmeister der Stadt aufgestiegen. Aufgrund seiner positiven Leistungen und großen Engagements war er der Träger des Goldenen Ehrenzeichens des BFV Hessen-Darmstadt. In seiner Funktion als Oberbrandmeister und seiner langjährigen Erfahrung war er immer ein hilfsbereiter Kamerad und ein pflichtbewusstes Vorbild für seine Kameraden*innen. Solche Menschen werden in unserer Gesellschaft viel zu wenig respektiert und es sollte ihnen für die Leistung, welche sie für ihre Mitbürger*innen erbringen, gedankt werden.“

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Vorgeschlagen von ...

Vorgeschlagen von ...

Pascal Schmidt, 10d des Neuen Gymnasiums Rüsselsheim

Robin Breinbauer, Kai Zimmermann, 10d des Neuen Gymnasiums Rüsselsheim

Leuchtende Vorbilder 2016

Leuchtende Vorbilder 2016

Otto Zink

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1925 – 2008

Dr. Günter Neliba

„Geboren am 31. Oktober 1925 in Rüsselsheim und verstorben am 9. Mai 2008. Er begann 1940 eine Werkzeugmacherlehre bei der Adam Opel AG, wurde 1943 zur Wehrmacht eingezogen und nahm als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil. Danach arbeitete er wieder bei der Adam Opel AG, wo er verschiedene Funktionen übernahm. Otto Zink trat am 20. April 1943 mit 17 Jahren in die NSDAP ein und 1953 wiederum in die CDU. Er war von 1967 bis 1992 stellvertretender Landesvorsitzender der CDU Hessen. Daneben war er von 1961 bis 1985 Landesvorsitzender der hessischen CDA. Zink war von 1956 bis 1981 Ratsmitglied der Stadt Rüsselsheim. Er war bis 1965 Mitglied des Hessischen Landtages. Dem Deutschen Bundestag gehörte er von 1965 bis 1990 an. Er vertrat dort die meiste Zeit den Wahlkreis Groß-Gerau. Ihm wurde die Wilhelm-Leuschner-Medaille als höchste Auszeichnung des Landes Hessen und das Bundesverdienstkreuz verliehen. Trotz seiner Mitgliedschaft in der NSDAP, die zweifellos einen dunklen Fleck in seiner Biographie darstellt, erscheint uns sein Engagement für die Arbeiterschaft in Rüsselsheim und darüber hinaus als vorbildlich.“

„Herr Dr. Günter Neliba war und ist in vielerlei Hinsicht ein Vorbild: seit 1952 als Lehrer sowohl am Immanuel-Kant Gymnasium wie auch am Max-Planck Gymnasium, leitete er Generationen von SchülerInnen nicht nur grundsätzlich zu kritischem Denken und demokratischem Verhalten an, sondern konfrontierte sie auch ebenso kritisch wie selbstkritisch mit der nationalsozialistischen Vergangenheit. Er selbst hatte durch den Krieg beide Hände verloren. In besonderer Weise ist er auch ein Vorbild für Ältere: Nach seiner Pensionierung 1983 nahm er nochmals ein Studium an der J. W. Goethe Universität in Frankfurt auf und erlangte 1992 – im Alter von 67 Jahren – mit einer Arbeit über den im Zuge der Nürnberger Prozesse hingerichteten Nazi-Innenminister Frick den Doktortitel. Seine Dissertation war die erste wissenschaftliche Biographie über Frick. Es folgten zahlreiche Werke zur jüngeren Zeitgeschichte der Region und Rüsselsheims, u.a. zwei größere Arbeiten zur hiesigen Geschichte des Nationalsozialismus`. So setzte er sich mit dem Fall der Lynchjustiz an amerikanischen Kriegsgefangenen durch Rüsselsheimer Bürger im August 1944 auseinander. Im Jahr 2000 erschien sein Buch „Die Opel-Werke im Konzern von General Motors (1929 -1948) in Rüsselsheim und Brandenburg“. Für seine hervorragende Arbeit und sein Bemühen um die Aufklärung historischer Zusammenhänge in Rüsselsheim wurde er 2003 mit dem Städtischen Kulturpreis und 2005 mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für seine vielfältige ehrenamtliche Tätigkeit ausgezeichnet.“

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Vorgeschlagen von ...

Vorgeschlagen von ...

Moritz Diehl, Aleksi Huuhtanen, Hendrik Lauer, Lennart Müsel, Tim Joschua Seibert, Trang Tran, 10d des Neuen Gymnasiums Rüsselsheim

Michael Flörsheimer, Rüsselsheim

Leuchtende Vorbilder 2016

1925 – 2012

Leuchtende Vorbilder 2016

Die bisherigen Vorschläge

1

Werner Bechtel

21

Julius Simon

2

Karl-Heinz Beichert

22

Christian Vatter

3

Willi Bender

23

Wilhelmine von Verna

4

Giuseppe F. Dill‘Elba

24

Karl Wagner

5

Ludwig Dörfler

25

Fritz Zängerle

6

Hertha Dünzinger

26

Evangelische Frauenhilfe

7

Emil Fuchs

27

Nächstenhilfe

8

Klaus Fuchs

28

Kurt Stadtlich

9

Liselotte Gorenflo

29

Dieter Henrich

10

Willi Göttert

30

Karl Walther

11

Jean Christoph Harth

31

Der erste Gastarbeiter

12

Armin Helm

32

Sidney Eugene Brown

13

Paul Hessemer

33

Hans Euler

14

Alois Marx

34

Martin Schlappner

15

Jakob Marx

35

6 US-amerikanische Piloten

16

Horst Meffert

36

Dr. Karl-Heinz Storsberg

17

Rudolf Otto

37

Heinz Ellner

18

Jakob Röder

38

Otto Zink

19

Alfred Schmidt

39

Dr. Günter Neliba

20

Martha Schmidt

Leuchtende Vorbilder 2016

Leuchtende Vorbilder 2016

Impressum Herausgeber Magistrat der Stadt Rüsselsheim am Main Marktplatz 4, 65428 Rüsselsheim am Main [email protected] www.leuchtende-vorbilder.de Idee und Gestaltung Vollrad Kutscher, Peter Markert www.vollrad-kutscher.de Fotos Peter Thomas Vollrad Kutscher

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