Leitung: Prof. Schulz

Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg Fakultät DMI Department Information Projekt InfoKult / Leitung: Prof. Schulz Service nach Maß – Eine...
Author: Karl Boer
1 downloads 1 Views 2MB Size
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg Fakultät DMI Department Information Projekt InfoKult / Leitung: Prof. Schulz

Service nach Maß – Eine Bibliothek für die Informationskultur der Studierenden am Department Design

Verantwortliche: Bartels, Yvonne Bekel, Kathrin Brügmann, Birte Christensen, Agnetha Fuchs, Karoline Geisler, Lisa Maria Häußler, Hanna Herms, Konstantin Kemper, Anna Maria Lötzer, Nina Rasim, Lia Prof. Schulz, Ursula Voss, Kai Westphal, Nicole

[email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] [email protected]

30.01.2013

Vorwort Das Projekt InfoKult geht von folgender Überlegung aus: Bibliotheken haben eine lange Geschichte frustrierter 1 Erwartungen an ihre Kunden . Bibliotheken arbeiten nach eigenen Standards, haben ein eigenes Verständnis von Qualität und Dienstleistungen, die Bibliotheken bieten sollten. Sie haben ein eigenes professionelles Selbstverständnis entwickelt, eine eigene Berufskultur. Ihre Kunden werden ‚Benutzer‘ genannt, Benutzer, die lernen sollen, sich in dieser ihnen fremden Kultur zu bewegen. Diese Erwartungshaltung des bibliothekarischen Berufsstands führte zu dem hinlänglich bekannten Image von Strenge, Prinzipienreiterei und Unnahbarkeit. 2 Entsprechend entwickelten Bibliothekskunden eine Haltung, die vor vielen Jahren als ‚Library Anxiety‘ Einzug 3 in die Fachliteratur genommen hat, noch immer Gegenstand der Forschung ist und gar einen Wikipedia4 Artikel für sich verzeichnen kann. Versuche, Kunden an die eigene Kultur anzupassen, sind unter dem Label 5 ‚Benutzerschulung‘ bekannt. In Deutschland kennen wir solche Versuche seit mehr als 40 Jahren. Die Geschichte frustrierter Erwartungen an die Kunden kam allerdings vor wenigen Jahren an einen interessanten Wendepunkt: An den Komfort des nahtlosen Discovery-to-Delivery-Prozesses vom heimischen Schreibtisch aus gewöhnt, glauben viele Kunden ohne Bibliothek auskommen zu können. Internetdienste wie Google und Wikipedia entsprechen der Informationskultur der meisten Nutzer und prägen sie nachhaltig. Bibliotheken begannen vor rund zehn Jahren, sich ethnographischer Methoden zu bedienen (Khoo 2012), um ihrerseits von der Arbeitskultur ihrer Klientel zu lernen und ihre Dienstleistungen darauf auszurichten. Der Druck zur Anpassung an die Kultur der Anderen verläuft zunehmend in die entgegengesetzte Richtung. Bibliothekare müssen sich fragen: Was können Bibliotheken heute bedeuten und wie sehen Dienstleistungen aus, die wirklich gebraucht werden? Unser Department Information pflegt eine 20-jährige Tradition der Usability-Evaluation von Informationsdienstleistungen, insbesondere von Bibliothekskatalogen und Digitalen Bibliotheken. Wiederholt wurde deutlich, dass öffentliche Gelder in Dienste fließen, die die Denkkategorien der Dienstleister widerspiegeln, nicht aber dem Informationsverhalten der Kunden gerecht werden. Umso positiver ist der Beginn ethnographischer Forschung in deutschen Bibliotheken zu bewerten, die zu einer neuen Wertschätzung der Bibliothekskunden beitragen wird und zu einem veränderten Berufsbild führen kann – zu einem Service nach Maß. Das studentische Projekt InfoKult ist Teil des Forschungsprojekts „User studies - Informationsverhalten wissenschaftlich Arbeitender – Konsequenzen für Informationsdienstleistungen“ (UserStud) von Christine Gläser und Ursula Schulz. Das Projekt trägt dazu bei, ethnographische Forschung als methodisches Instrument der Kundenforschung in Theorie und Praxis zu tragen. Unsere eigene Fakultät DMI dient als ‚Feld‘, weil ein Bibliotheksneubau die Chance für eine durch Forschung informierte Vision bietet, vielleicht für einen Neubeginn. (Ursula Schulz)

1

Im Folgenden wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit nur die männliche Form verwendet. Constance A. Mellon: Library Anxiety: A Grounded Theory and Its Development. In: College and Research Libraries 47 (1986) 1, S. 160-165 3 Scott William Lee: An Exploratory Case Study of Library Anxiety and Basic Skills English Students in a California Community College District. – University of California, Diss., 2011. Online: www.scottwlee.com/Files/Library_Anxiety_Basic_Skills_%28LEE%29b.pdf 4 Wikipedia: Library Anxiety. Online: en.wikipedia.org/wiki/Mellon%27s_Theory_of_Library_Anxiety 5 Gunter Bock: Schulung in Bibliotheksbenutzung (instruction in library use) für Studienanfänger im angloamerikanischen Raum.- Hausarbeit dem Bibliothekar-Lehrinstitut des Landes Nordrhein-Westfalen zur Prüfung für den höheren Dienst an wissenschaftlichen Bibliotheken im Herbst 1970 vorgelegt. Köln, 1970.- Unveröff. Assessorarbeit. 2

-2-

Inhalt Vorwort ........................................................................................................................................... - 2 1. Einleitung ..................................................................................................................................... - 3 2. Executive Summary für den eiligen Leser ................................................................................... - 5 2.1 Personas .................................................................................................................................... - 5 2.1.1 Mats ........................................................................................................................................ - 6 2.1.2 Janina ...................................................................................................................................... - 7 2.2 Bibliotheks- und Dienstleistungskonzepte ............................................................................ - 8 3. Die Arbeits-, Lern- und Informationskultur der Studierenden am Department Design ............. - 9 4.Dokumentation unserer Methoden ........................................................................................... - 18 4.1 Cultural Probes ........................................................................................................................ - 18 4.2 Journale als Cultural Probes .................................................................................................... - 19 4.3 Kreativ-Workshops .................................................................................................................. - 20 4.4 Departmenttour, Beobachtung und Spontaninterviews......................................................... - 22 4.5 Beobachtung und Fokusgruppeninterview ............................................................................. - 23 4.6 Die Black-Box-Methode ........................................................................................................... - 24 5. Bibliotheks- und Dienstleistungskonzepte ................................................................................ - 25 5.1 Die Bibliothek in der Armgartstraße........................................................................................ - 26 5.2 Die Bibliothek auf dem Medien-Campus Finkenau ................................................................. - 28 5.3 Bibliotheksdienstleistungen .................................................................................................... - 30 6. Unsere Quellen zu Projektbeginn .............................................................................................. - 35 -

-3-

1.Einleitung Im Wintersemester 2012/2013 wurde für die Fakultät DMI der Grundstein für ein neues Gebäude auf dem Campus Finkenau gelegt. In 2-3 Jahren wird die Bibliothek darin bezugsfertig sein. Damit ergibt sich die Chance, bibliothekarische Dienstleistungen und die Bibliotheksinnengestaltung neu auf die besonderen Bedürfnisse der Studierenden auszurichten. Die Arbeits-, Lern- und Informationskulturen der als Fakultät DMI vereinigten Departments unterscheiden sich erheblich: Geistes- und sozialwissenschaftlich geprägte Denkweisen stehen handwerklichen und technischen Arbeitsweisen gegenüber; andere sind wiederum von Early-Adopter neuester IT. Lernen für professionelle Dienstleistungen trifft auf Lernen für die Entwicklung einer selbstbestimmte Künstlerpersönlichkeit. Regelwerke und Texte bestimmen einen Studiengang, die Ästhetik haptischer Objekte den anderen. Für die einen hat Seriosität von Informationen höchste Priorität, für andere Inspiration oder schnellste Verfügbarkeit. Für einen Studiengang sind Bücher Träger von Information, für den anderen zu gestaltende Objekte, und für einen dritten spielen Bücher kaum eine Rolle. Ein traditionelles Bibliothekskonzept wird da auf wenig Interesse unter den Studierenden stoßen; es ist auch nicht zeitgemäß.6 Wie können Bibliotheksgestaltung und -dienstleistungen für Studierende an der Fakultät DMI trotzdem von Bedeutung sein? Das Projekt InfoKult untersucht die Arbeits-, Lern- und Informationskultur des größten Departments an der Fakultät, des Departments Design. An die Studierenden im Projekt erging folgender Auftrag: Ihre Produkte

1.

Eine ‚ethnographische‘ Beschreibung der Informationskultur von Studierenden am Department Design

2.

Eine Beschreibung mehrerer Informationsdienstleistungen und die Innengestaltung einer Bibliothek, die sich direkt aus der Ethnographie ableiten lassen

3.

Eine Präsentation von den unter 1 und 2 genannten Produkten für Angehörige des Departments Design und die Leiterin der Bibliothek

4.

Eine Projektpräsentation für die Hochschulöffentlichkeit (hauptsächlich Department Information)

Zielgruppen



Entscheidungsträger an der Fakultät DMI der HAW



Die Leiterin der DMI-Bibliothek



Hauptamtlich Lehrende im Department Information – unter folgender Perspektive: Mit welchen Projekten kann sich das Department Information mit seinem Profil, seiner Kompetenz und als Informationsdienstleister für die Fakultät DMI zeigen?

6

Das zeigen sämtliche im Quellenverzeichnis aufgeführten Studien.

-4-

Qualitäten Ihrer Produkte (kann im Laufe des Projekts ergänzt werden) •

Ihre Ethnographie basiert glaubhaft auf Ihren Forschungsergebnissen; sie ist lebendig und angenehm zu lesen.



Ihre Ethnographie enthält eine klare, unanfechtbare Darstellung Ihrer Methoden und ein Bewusstsein für mögliche Fallstricke.



Ihre Ethnographie mündet in 2-3 Personas7 als stereotype Studierende und (potentielle) Kunden der Bibliothek



Ihre 2 Präsentationen verwenden diese 2-3 Personas in anschaulicher Form. Sie informieren und inspirieren die Adressaten



Ihre Ideen für Informationsdienstleistungen sind konkret und innovativ

Fertigstellungstermin 23. Januar 2013

Im Folgenden werden nach einer Zusammenfassung für den eiligen Leser das methodische Vorgehen, der Umgang mit den erhobenen Daten, das daraus gewonnene Bild der Studierenden am Department Design, die Entwicklung von Personas und eines Bibliothekskonzepts ausgeführt.

2. Executive Summary für den eiligen Leser Wir konnten feststellen, dass die Studierenden ein wohlwollendes Bild von Bibliotheken haben. So empfinden Studierende Bibliotheken mitunter als „magische“ Orte und brauchen sie vor allem zum Stöbern auf der Suche nach visueller Inspiration. Es ist für sie besonders wichtig, die Bestände ortsnah vorzufinden; dies erlaubt es ihnen, in den Pausen zwischen den Kursen kurz vorbeizuschauen oder während der Projektarbeit in den Werkstätten spontan nach Einschlägigem zu stöbern. Auf diesen und anderen Erkenntnissen basieren die im Folgenden zusammengefassten Personas sowie unsere Bibliotheks- und Dienstleistungskonzepte; sie versuchen den Bedürfnissen der Studierenden vom Department Design gerecht zu werden.

2.1 Personas Eines der beiden Ziele unseres Projekts war die Erstellung von sogenannten Personas. Sie sollen es den Beteiligten an einem neuen Bibliothekskonzept für das Department Design sowie zukünftigen Mitarbeitern der Bibliothek erleichtern, sich in die Bedürfnisse der Studierenden einzufühlen. Da die Personas gleichzeitig eine Zusammenfassung unserer Forschungsergebnisse sind, werden sie hier

7

Anmerkung der Redaktion: Das Persona-Konzept wurde von Alan Cooper (The Inmates are Running the Asylum, 1998) als Form der indirekten Anwenderpartizipation in der Softwareentwicklung eingeführt. Personas sind in diesem Zusammenhang fiktive, forschungsbasierte Kondensate der wesentlichen Zielgruppen eines Produkts und im Designprozess idealerweise omnipräsent.

-5-

ausführlicher beschrieben. Die beiden Personas Mats und Janina sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten und spiegeln dadurch die Vielfalt unserer Zielgruppe wider.8

2.1.1 Mats Der 22-jährige Mats repräsentiert die Aspekte, die sich in unseren Forschungsdaten überwiegend zeigen und die eine gewöhnliche Bibliothek nicht immer berücksichtigt. Er stellt deshalb unsere Haupt-Persona dar. Mats ist ein origineller Kopf, der im 4. Semester Textildesign studiert. Sein kreatives Chaos sieht er als Anreiz zur Inspiration, die er für sein Studium braucht. Genauso anregend findet er die Werke anderer, und seien es die Wandzeichnungen in der Armgartstraße – „dreckig ist gut“, meint er. Wenn er gezielt Inspiration sucht, besucht er neben der Bibliothek in der Armgartstraße Museen und Galerien. Er lässt Dinge gerne auf sich zukommen; planen ist nicht sein Ding. So ist er offen für neue Leute und Ideen und schaut sich alles erst einmal an, bevor er sich ein eigenes Bild macht. Seine Freizeit verbringt er am liebsten mit Freunden (und einer Flasche Club Mate), denn mit anderen Menschen zu klönen und zu diskutieren schätzt er sehr. Wenn Mats eine Information braucht, schaut er im Internet nach - schließlich ist das Internet „einfach einfach“ und immer verfügbar. Printmedien vertraut er im Ernstfall jedoch mehr, denn ihm sind die Manipulationsmöglichkeiten durch Informationen im Internet bewusst. Bürokratie gehört nicht in Mats‘ Welt; Regeln vergisst er gerne. Dies kann er jedoch durch seine Großzügigkeit und offene Art mehr als kompensieren, und seine Freunde schätzen ihn für seinen Humor und seine Lebensfreude. Mats in der Uni Für Mats ist jeder Tag in der Uni anders. Er fährt, wenn es geht, mit dem Fahrrad und hat fast alles, was er für seine Arbeiten braucht, in seinem großen Rucksack dabei. Zu den Dingen, die er mitnimmt, gehören Zeichenutensilien, Stoffe und Projektarbeiten, die vorgezeigt oder weiter bearbeitet werden müssen. Einen Laptop braucht er an der „Schule“, wie er sie nennt, nicht; er arbeitet lieber analog und „hat gerne etwas in der Hand“. Auf Digitalisate seiner Arbeiten kann er jedoch nicht verzichten; sie werden für eine weitere Bearbeitung oder zum Vervielfältigen benötigt. Sein Lieblingsort an der Hochschule sind die Werkstätten in der Armgartstraße, denn hier kann er in Ruhe vor sich hin werkeln, aber auch mit anderen plaudern und sich von ihren Arbeiten inspirieren lassen. Außerdem motiviert es ihn, wenn er andere bei ähnlichen Tätigkeiten sieht. Die hier ausgelebte ‚kreative Unordnung‘ entspricht seiner Arbeits- und Lebensweise. Er findet es gut, dass er „an der HAW alles kann und nichts muss“ und genießt hier die Möglichkeit, praktisch zu lernen. Mats arbeitet, wenn er Zeit und Lust dazu hat. In den Phasen vor der Abgabe eines Projekts entsteht für ihn dabei großer Zeitdruck und somit Stress. Dann arbeitet er die Nächte durch. Wenn er sich am Anfang eines Projektes orientieren muss und neue Ideen braucht oder wenn er mal nicht weiter kommt, besucht Mats gerne die Bibliothek in der Armgartstraße, weil er weiß, dass er dort in den Büchern und Zeitschriften Inspiration und Informationen finden kann. Besonders gerne

8

Vollständige Personas siehe Anhang

-6-

stöbert er in den Regalen und freut sich über Bücher, nach denen er nicht explizit gesucht hat, die ihm aber weiterhelfen. Bei der Auswahl seiner Funde achtet er vor allem auf die Cover. Was Mats braucht Mats braucht einen Ort, an dem all seine Sinne angeregt werden – eine inspirierende Umgebung. Er möchte mit seinen Werken gesehen werden und seine Kreativität ungehindert leben. Er vermisst in der Armgartstraße einen Ort, an dem lebendiges Campusleben stattfinden kann, an dem Studierende unterwegs sind, wo er neue Leute kennen lernen und herausfinden kann, was sie in ihrem Studium machen und an welchen künstlerischen Projekten sie arbeiten. Er sieht sich selbst als Nomade, weil er immer viele Sachen mitnehmen muss, und er braucht einen Ort, an dem er sie sicher verstauen kann. Um das ‚Beste‘ aus sich herauszuholen, braucht Mats unkomplizierte Möglichkeiten, mit anderen zusammenzuarbeiten und eine einladende Gelegenheit, sich spontan zu einem Klönschnack oder einer Diskussion niederzulassen und dabei entspannt einen Kaffee zu trinken. Mats schätzt den persönlichen Kontakt und bittet deshalb seine Dozenten um Unterstützung, wenn er Rat braucht. Ebenso gern bittet er bei dem freundlichen Bibliothekspersonal um Hilfe, wenn er sie benötigt.

2.1.2 Janina Im Gegensatz zu Mats ist die 26-jährige Master-Studentin Janina wesentlich strukturierter. Sie ist ein typischer Early Adopter, trendbewusst und technikaffin, und sie mag die Produkte von Apple aufgrund ihrer Ästhetik und Qualität. Zu schätzen gelernt hat sie Apple während ihrer Berufsausbildung zur Mediengestalterin, da sie dort mit den Produkten professionell gearbeitet hat. Sie achtet bewusst auf das Bild, das sie nach außen kommuniziert, und führt in ihrer Freizeit einen Blog über ihr Hobby, das digitale Zeichnen. Hier postet sie sowohl Zeichnungen und Fotos als auch ihre Gedanken und Meinungen. Um auf ihren Blog aufmerksam zu machen, nutzt sie alle gängigen Social-Media-Kanäle. Als Inspirationsquelle hat sie eine Magnetwand, auf der sie spontane Ideen festhält. Außerdem nutzt sie die digitale Pinnwand ihres Blogs, um andere an ihren Ideen teilhaben zu lassen. Anerkennung für ihre Leistungen und ihre Arbeit ist ihr wichtig. Sie mag das Gefühl informiert, gebildet und auf dem neuesten Stand zu sein. Jedoch ist ihr bewusst, dass es besonders im Internet eine Flut an Informationen gibt und sie diese filtern muss. Die Homepage ihres Departments findet Janina eher „peinlich“; benötigte Informationen findet sie nicht schnell genug. Sie ist konzentriert und selbstbestimmt und empfindet Freude, wenn sie erfolgreich eine Herausforderung bewältigt. Ein Terminplaner für ihren strukturierten Tagesablauf und ihre EC-Karte für eine unkomplizierte Zahlung sind Essentials, die Janina stets mit sich führt. Ihre Freunde beschreiben sie einerseits als perfektionistisch, jedoch auch als kreativen Kopf. Janina in der Uni In der Finkenau fühlt sich die Kommunikationsdesign-Studentin wohler als in der Armgartstraße. Janina hat ein stark ausgeprägtes ästhetisches Empfinden und sieht die Graffiti in der Armgartstraße als Schmierereien an. Dies ist einer der Gründe, warum sie sich lieber in der Finkenau aufhält.

-7-

Sie lernt gerne in einer stillen Umgebung, in der sie konzentriert und strukturiert an ihren Projekten arbeiten kann, und vermeidet dadurch Stress. Janina ist fokussiert; wenn sie sich mit Freunden trifft, ist sie immer auf dem Sprung und tauscht gezielt aktuelle und wichtige Informationen aus. Sie wünscht sich mehr theoretischen Input im Studium und möchte gleichzeitig durch mehr Bezug zur Arbeitswelt Kontakte knüpfen. Während ihrer Berufsausbildung hat sie die Erfahrung gemacht, dass gute Vernetzung unerlässlich ist. Was Janina braucht Janina braucht Effizienz, Transparenz und Verbindlichkeit bei der Nutzung einer Bibliothek, denn sie ist zielstrebig und will ihre Zeit sinnvoll nutzen. Darüber hinaus wünscht sie sich einen kreativen Austausch mit anderen Studierenden in einem komfortablen und ästhetischen Ambiente. Außerdem erwartet sie kompetentes Bibliothekspersonal sowie Offenheit und Respekt für ihre Wünsche als Kundin. Wenn sie eine Frage hat, möchte sie direkte und präzise Antworten erhalten oder zumindest an einen Ansprechpartner verwiesen werden, der wirklich weiterhelfen kann. Da sie sich für ihre Bachelorarbeit das wissenschaftliche Arbeiten selbst aneignen musste, wünscht sich Janina für andere mehr Unterstützung in diesem Punkt. Sie fühlt sich in einer technologisch innovativen und inspirierenden Umgebung zu Hause. Daher ist sie auch von dem Angebot an E-Medien sowie der Präsentation von Neuerscheinungen in den Hamburger Bücherhallen begeistert; Ersteres erlaubt ihr einen schnellen Zugriff jederzeit und überall, während Letzteres für neue Impulse sorgt.

Abb. 1Personas Janina und Mats

2.2 Bibliotheks- und Dienstleistungskonzepte Zweites Ziel des Projekts war die Entwicklung eines forschungsbasierten Bibliothekskonzepts für die Studierenden am Department Design. Dabei beschränkten wir uns nicht auf den Bibliotheksneubau, sondern bezogen die verbleibenden Räumlichkeiten in der Armgartstraße ein. Mats und seine Kommilitonen empfinden ihren Campus schon jetzt als „Geisteruni“ und befürchten eine weitere Verschlechterung der Studiensituation, wenn ihre gemütliche Bibliothek nicht mehr da ist. Auf der -8-

Grundlage der Persona Mats legen wir ein maßgeschneidertes Konzept für die Räumlichkeiten in der Armgartstraße vor, das das Campusleben dort in Schwung bringt. Tutorinnen/Tutoren aus dem Department Information gestalten eine lebendige Laborbibliothek zum Mitmachen, die mit Hilfe einer LesBar, SnackBar und CopyBar soziale Erlebnisse fördert und eine lehrveranstaltungsnahe Medienaufstellung in Form von Semesterapparaten und Sonderstandorten bietet. Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit in der Laborbibliothek der Armgartstraße (z.B. Bücherpyramide mit Neuerwerbungen, ‚Schatztruhe‘) weisen auf die Hauptbibliothek in der Finkenau hin. Die Sogwirkung in Richtung Finkenau wird dort durch attraktive Lernräume, neueste technische Ausstattung und eine inspirierende Bestandspräsentation unterstützt. Eine Galerie im Bibliotheksneubau trägt dem zentralen Bedürfnis nach ‚sehen und gesehen werden‘ Rechnung, ‚Moving Rooms‘ dienen als flexible Arbeitsräume, eine ‚Chill Zone‘ lädt zur Entspannung ein und ein ‚Living Room‘ fördert die Kommunikation zwischen den Studierenden und die motorische Entspannung. Coachings und andere am Department Information entwickelte und von Tutoren durchgeführte Dienstleistungen vermitteln eine neue Idee von Bibliothek. Eine ausführlichere Beschreibung der drei Konzepte befindet sich im Abschnitt 5.

3. Die Arbeits-, Lern- und Informationskultur der Studierenden am Department Design  eine Ethnographie Nach einer 3-wöchigen Forschungsphase mit einer Vielfalt an quasi-ethnographischen Methoden konnten wir eine Art Ethnographie der Arbeits-, Lern- und Informationskultur der Studierenden am Department Design vorlegen.

Die Bedeutung von Information Informationen sind den Studierenden wichtig; sie bezeichnen die Informationsaufnahme vielfach als Aha-Effekt. Informationen nehmen sie bewusst und unbewusst auf. Für sie sind Informationen „überall, am Schalter, im Bahnhof, wenn man in ein Gebäude kommt“. Sie werden von Informationen im Denk- und Arbeitsprozess unterstützt. Des Weiteren sind Informationen für sie nicht greifbar; durch sie bestätigen oder revidieren sie ihre Vorstellungen. Gute Informationen kommen aus guten und verlässlichen Quellen. Meist werden Informationen als Bild-, weniger als Textrecherche im Kontext eigener Illustrationen benötigt. Aus Aussagen einzelner Studierender zeichnet sich folgendes Bild ab: Der Informationsbegriff ist weit gefasst und wird oft metaphorisch formuliert: - Informationen sind ein Schatz, den man bewahren und weitergeben muss - Informationen sind bei Verabredungen die Wegbeschreibung und beim Kochen das Rezept - „Informationen sind für mich wie Luft zum Atmen, Wasser zum Trinken und Nahrung zum Essen“ - Informationen sind cool - Informationen sorgen für Hintergrundwissen - Wissen ist Macht

-9-

- „Informationen sind wie ein Sonnenbad, ich finde es schön sich davon berieseln zu lassen“ - Informationen sind kurzlebig - Gefühle zur Information: Zukunft, Wünsche und Erinnerungen, alles wirkt sich aufeinander aus - Informationen können positive und negative Gefühle auslösen - „Immer ist alles wichtig.“ Information ist Inspiration Diese Aussage gilt für die meisten Studierenden im Department Design. In der Regel finden die Studierenden Inspiration überall, einschließlich des sozialen und urbanen Umfeldes. Passend dazu wird es von einer Studentin als anregend empfunden, wenn andere im selben Raum auch am Arbeiten sind. Ergänzt wird diese Einstellung dadurch, dass Freunde und Bummeln inspirierend wirken. Die Studierenden schöpfen Inspiration aus dem Alltag, durch Musik und schöne Dinge. Des Weiteren sind „Träume, Illustrationsbücher, andere Bücher, Erinnerungen, alles was mich zum Lachen bringt“ mit Inspiration verbunden und werden mehrfach genannt. Die Natur wird für mehrere Studierende als Ort der Inspiration und des Lernens bzw. als erdender Ort verstanden. Das Internet gilt als Inspirationsquelle, sowie Spaß und Lachen als Muntermacher, außerdem das Modemagazin Vogue „als Bilderbuch“. Typisch ist die Aussage: „Mich sprechen besonders Bildbände und Illustrationen an“. Kritisch angemerkt wird, dass es „keinen idealen Ort für Inspiration“ gibt und „Begrenzungen freies Denken“ verhindern (Einzelaussage). Mehrfach erläutern Studierende, dass eine bestimmte Balance von Einflüssen nötig ist, um Konzentration und Inspiration gleichermaßen möglich zu machen. Ferner wird auf die Dokumentation der Inspirationsquelle geachtet, um sie später verwenden zu können. Interessant sind folgende Einzelaussagen: -„Inspirierend ist alles, was nicht langweilig ist.“ - Inspiration durch Künstler / Ausstellungen - Inspiration im eigenen Bücherregal finden - Inspiration durch Alkohol - Inspiration im Bett - Inspiration im Museum - Surrealismus ist inspirierender als Realismus - Muntermacher: Kunst ansehen - wohltuender Geruch nach Wissen

- 10 -

Lernphilosophie Gelernt wird praktisch wie theoretisch durch Erfahrungen und Probleme, Diskussionen und Austausch sowie konstruktive Kritik. Für viele Studierende entstehen bessere Ergebnisse durch Teamarbeit. Lernen als Prozess zum Erreichen selbstgesteckter Ziele und strukturiertes Lernen stehen stumpfem Auswendiglernen, das negativ benannt wird, entgegen. Weitere Einzelaussagen, die ins Bild passen: - Lernen mit allen Sinnen - „ich finde, es ist Luxus lernen zu dürfen“ - „man lernt aus allem etwas“ - „Learning by doing“ - Lernen bedeutet Freiheit Informationsquellen Die Studierenden suchen Informationen auf möglichst einfachem Weg. Für viele ist das soziale Umfeld erste Informationsquelle; ihre Bekannten aus demselben fachlichen Bereich sind für mehrere Studierende vertrauenswürdigere Quellen als das Internet. Auch Medien und Bücher sind erste Anlaufstellen. Dem entgegensteht, dass von etlichen Studierenden Bücher nur in Ausnahmefällen als Informationsquelle verwendet werden. Texte für das Studium werden über das E-Learning-System EMIL der HAW bereitgestellt und bezogen. Auch von Professoren werden die Studierenden bei der Informationssuche unterstützt und ein Zugang ermöglicht. Kommilitonen werden angesprochen, wenn es um Fragen zum Studium geht. Als Informationsquelle nennen die Studierenden vor allem das Internet, allen voran Google und Wikipedia. „Das Internet ist einfach einfach“ entspricht dem allgemeinen Empfinden der Studierenden und: „So schnell können Zeitungen nicht drucken, wie es im Internet verbreitet werden kann“. Gleichwohl nehmen sie das Problem der Informationsflut bzw. des Information-Overloads wahr. Für viele ist das Internet „nicht der beste, aber der unkomplizierteste erste Weg“ der Informationsbeschaffung. Sie sind der Meinung, dass Informationen beeinflussen wollen und deshalb kritisch beurteilt und gefiltert werden müssen. Kritisch sehen einige auch, dass jeder sein Wissen im Internet veröffentlichen darf – „darunter leidet die Qualität“. Es werden Laptops/Notebooks in ausgewählte Lehrveranstaltungen mitgebracht. Weitere Informationsquellen sind: Fernsehen, “Brockhaus meiner Eltern“, Bücher („was gedruckt wurde, ist richtig und nachhaltig verfügbar“ oder „garantiert qualitätsvoller Inhalt“), Youtube / Tutorials, der Bibliothekskatalog, Blogs, Empfehlungen anderer Internetnutzer. Information aus der Bibliothek Einige Studierende äußern, dass sie keine Bücher für das Studium brauchen, weil das Internet und die über EMIL bereitgestellten Texte ausreichen. Bei einem Besuch der Bibliothek neigen die Studierenden dazu, lieber selbst nach Büchern zu suchen, als die Bibliotheksmitarbeiter zu fragen. Mitunter werden Informationen aus dem Bibliothekskatalog in ein Smartphone eingetippt. Die

- 11 -

Relevanz eines Buches wird beim Durchblättern oder über das Inhaltsverzeichnis beurteilt. Einige wollen von themenverwandten Publikationen überrascht werden. Häufig dient ein Bibliotheksbesuch der Inspiration: -„Bücher inspirieren mich, beruhigen mich, geben mir Denkanstöße, ziehen mich in ihren Bann, lassen mich zumindest mental in eine andere Zeit reisen und gehören zu meinem Alltag.“ - Inspiration in der Zentralbibliothek (HOEB) - möchte sich nach dem Bibliotheksbesuch schlauer fühlen - Auch eine Aussage zur Bibliothek: “wohltuender Geruch nach Wissen“ Google Die Informationsquelle Google steht bei den meisten Studierenden an erster Stelle. Bei der Recherche benutzen mehrere Studierende erst Googles Bildersuche. Google wird von ihnen zum Browsen verwendet, und einige meinen „Google hat alle Daten“. Aber es gibt auch Studierende, die Einschätzungen wie die folgende äußern: „Google kann ein falscher Freund sein“. Ein kritisches Verhältnis zu Googles Rankingverfahren haben weitere Studierende. Auch die Suchergebnisse von Google werden durchaus kritisch betrachtet. Dennoch gehört Google zum Alltag und wird täglich benutzt. Die Homepage des Departments Design Die Website des eigenen Departments Design wird als unzureichend beschrieben. Die „DepartmentDesign-Homepage ist für’n Arsch“ finden gleich mehrere Studierende. Weiter ist die Website für sie weder innovativ noch informativ. Eine intuitive Benutzung der Website Design ist für sie nicht möglich. Das Zitat: „Ich benutze die Website Design nie“ beschreibt treffend das Problem einiger Studierender. Statt der eigenen Design-Homepage nutzen sie andere Wege wie Mundpropaganda oder Facebook. Einige Studierende finden, dass gerade das Department Design eine bessere Website haben sollte. Positiv empfinden einige die Gliederung durch Farben. Weitere Aussagen zur Homepage Design und Wünsche an Websites allgemein: Klare Strukturierung von Websites ist gut; aktuelle Informationen auf der Website sind erwünscht; Layout von Websites soll an Zielgruppen angepasst sein; es wird Wert auf ein zeitloses Interface-Design gelegt. Eindrücke zum Selbstbild im Studium Unter dem Punkt „Selbstbild“ werden Aussagen zusammengefasst, die sich mit der Eigenwahrnehmung und den Wünschen der Studierenden befassen. Einige Studierende äußern, dass sie sich „keine Gedanken über die bevorstehende Bachelorarbeit“ machen; andere sagen dagegen, dass sie sich Sorgen über eine nicht ausreichende Vorbereitung machen und sich noch nicht für die Abschlussarbeit bereit fühlen (6.Semester). Dem entgegen zu setzten ist, dass mehrere Studierende Lust auf ihre bevorstehende Bachelorarbeit haben. Sie sind froh an der HAW studieren zu können und haben Spaß am Studium.

- 12 -

Studierende werden bei ihren materialaufwändigen Arbeiten und Projekten kaum oder nicht gesponsert; das gefällt ihnen nicht. Kreativität wird häufig genannt. Wichtig ist den Studierenden, ihr „eigenes Ding“ machen zu können, wobei die Realität und ein „doofer, langweiliger Design-Job“ nicht ausgeschlossen werden. Eine ToDo-Liste abzuarbeiten zählt zu den Muntermachern für einige Studierende. Des Weiteren wollen die Studierenden mehr Kontakt zur „richtigen Welt“ und Leute aus der berufsbezogenen Branche kennenlernen, deshalb wollen sie ein studienintegriertes Praktikum. Weitere Einzelergebnisse, die ins Bild passen: - „Wirklich zufrieden bin ich erst, wenn ich endlich etwas gefunden habe […] ansonsten bleibt ein kleines leeres Gefühl zurück.“ - Apple = Markenbewusstsein an der HAW - findet nicht, dass Print stirbt - genießt das Studium - mag ein bisschen Unordnung - mag das Gefühl gebildet und intellektuell zu sein - will seinen Horizont/sein Allgemeinwissen verbessern - Muntermacher: kreatives Arbeiten Die Arbeitsweise Die meisten Studierenden beschreiben ihre Arbeitsweise als eher spontan und chaotisch („man macht das irgendwie“) anstatt strukturiert. Andere schätzen sich in der praktischen Arbeit als strukturiert und in der theoretischen Arbeit als chaotisch ein. Sie sind sich bewusst, dass jede Studienarbeit eine ganz eigene Herangehensweise erfordert und sie differenzieren stark zwischen theoretischer und praktischer Studienarbeit. Abschlussarbeiten Bei der Begutachtung von Abschlussarbeiten wird deutlich, dass es sich um ganz besondere Studienfächer handelt. So ist die künstlerische Ausrichtung auch in der theoretischen Arbeit ständig sichtbar und zeigt sich in Form von kreativ gestalteten Seitenzahlen, der Verwendung von besonderen graphischen Schriften und der Setzung farblicher Akzente. Auch die Deckblätter der Arbeiten sind häufig farbig verziert und enthalten Bilder. Das Visuelle hat für die Studierenden eine hohe Relevanz; das macht sich auch in der Bildlastigkeit ihrer Arbeiten bemerkbar, so weisen die meisten Arbeiten viele Abbildungen, einige sogar überwiegend Abbildungen auf. Die Studierenden haben einen starken Bezug zu ihren Materialien; das zeigt sich beispielsweise in eingeklebten Stoffproben oder Papierstreifen. Mit Formalien gehen sie eher locker um, so ist z.B. die eidesstattliche Erklärung im Coverdesign gestaltet oder ist handschriftlich ergänzt. Sie halten sich nicht an herkömmliche Standards; das wird durch die vielfältige äußere Gestaltung ihrer Arbeiten deutlich, beispielsweise durch die Verwendung anderer Formate als DIN A4 oder durch spezielle Aufmachungen, z.B. der Gestaltung einer Masterarbeit als Modemagazin. Die Studierenden arbeiten teilweise nachlässig; so finden sich - 13 -

Rechtschreib- und Grammatikfehler. Auch falsch nummerierte Inhaltsverzeichnisse sowie uneinheitliche Beschriftungen und Betitelungen lassen auf wenig Sorgfalt schließen. Außerdem fällt auf, dass viele Arbeiten eher kurz ausfallen, einige umfassen nur bis zu 16 Seiten. Quellen Die Studierenden sind wenig versiert im wissenschaftlichen Arbeiten. Keine der begutachteten Arbeiten enthält ein Abkürzungsverzeichnis, bei einigen fehlt das Abbildungsverzeichnis und oder gar ein Inhaltsverzeichnis. Sie zitieren falsch oder machen ihre Zitate gar nicht kenntlich (Plagiate). Sie listen im Quellenverzeichnis dieselben Quellen mehrfach auf oder berücksichtigen nur die Quellen für die Abbildungen, vernachlässigen dabei aber die verwendeten Textquellen. Auch werden eher wenig Quellen angegeben. Die Quellen sind mitunter stark film- oder internetlastig. Es fällt den Studierenden offenbar schwer, Qualität und Relevanz von Quellen einzuschätzen oder es ist ihnen nicht wichtig. Zumindest wird die Wikipedia in Bachelor-Arbeiten zitiert, wo andere Quellen glaubwürdiger wären. Insgesamt entsteht ein Bild, dass die Abschlussarbeit die Funktion eines Nachweises der persönlichen künstlerischen Entwicklung hat, Gepflogenheiten wissenschaftlichen Arbeitens dagegen wenig bekannt sind. Print vs. Digital Die Studierenden lieben und brauchen alles Haptische. Dazu passt, dass viele von ihnen Printmedien den digitalen Medien vorziehen. Besonders Zeitschriften brauchen sie als Arbeitsmaterial, um sich inspirieren zu lassen und auch um Interessantes herausreißen und direkt in ihre Arbeiten integrieren zu können. Auch Block und Stift sind für die meisten wichtiger als der Computer, denn so können sie Gedanken und Ideen direkt und präzise festhalten („Kreatives findet auf dem Papier statt“); für einige sind Block und Stift sogar „das universelle Ausdrucksmittel“. Außerdem wird geäußert, dass „Handschriftliches leichter wiederzufinden“ ist, was eventuell auf einen wenig strukturierten Umgang mit Ordnungssystemen im Computer schließen lässt. Dennoch sind die Studierenden durchaus technikaffin und nutzen auch neueste IT-Geräte (z.B. Graphiktablets). Wegen der Korrekturfunktion schätzen sie die Vorteile der Arbeit am Computer, wobei sie an der Hochschule oft keinen eigenen Laptop benötigen. In einigen Kursen wird ganz ohne Rechner und Beamer gearbeitet, und es gibt Lehrende, die die Benutzung von Laptops in den Veranstaltungen nicht wünschen. Arbeiten/Lernen Die Studierenden arbeiten überall: In den Ateliers und Werkstätten, in der Mensa, und auch auf den Fluren sitzen sie auf dem Fußboden und zeichnen oder staffieren ihre Schneiderpuppen aus. Für die Theorie lernen sie teilweise in der Hochschule, bemängeln aber das Fehlen von geeigneten Lernräumen. Obwohl bei vielen Studierenden der Wunsch nach getrennter Freizeit-und Lernumgebung besteht, lernen sie oft zu Hause und treffen sich auch für Gruppenarbeiten zu Hause mit ihren Kommilitonen. Dabei lernen einige am liebsten nicht am Schreibtisch, sondern lieber in der Küche, im Bett oder auf dem Boden. Einige brauchen sogar ein chaotisches Umfeld um sich wohlzufühlen und besser lernen zu können. Und während einige zum Konzentrieren absolute Ruhe brauchen und am liebsten allein lernen, fühlen sich andere eher durch Stille gestört und brauchen beim Lernen Musik und andere Geräusche. - 14 -

Die Studierenden sind freiheitsliebend und brauchen das freie Arbeiten um ihre Kreativität entfalten zu können. Doch in der Uni fühlen sie sich in ihrer Freiheit massiv eingeschränkt („man fühlt sich ausgebremst“) durch den Mangel an geeignetem Raum zum Lernen und Arbeiten, aber auch wegen eingeschränkter Öffnungszeiten. Denn viele haben einen unregelmäßigen Lernrhythmus oder lernen und arbeiten am liebsten nachts; deswegen brauchen sie die Möglichkeit, flexibel und unabhängig arbeiten zu können. Sie möchten auch abends bzw. nachts und am Wochenende in den Ateliers und Werkstätten sein können, ohne eine Sondergenehmigung beantragen zu müssen. Zeitmanagement Viele Studierende stehen während des Semesters unter enormen Zeitdruck; sie bemängeln ihr eigenes Zeitmanagement und wissen, dass das zu Stress führt. Besonders der Semesterbeginn und die Zeit vor den Abgabeterminen werden als stressig empfunden; da arbeiten sie schon mal die Nächte durch („last minute“) oder diskutieren mit Professoren über einen späteren Abgabetermin. Einige brauchen den Druck um gut arbeiten zu können, andere geraten ungern in diese Situation („Stress hasse ich wie die Pest“) und möchten das eigentlich lieber vermeiden („Jedes Mal nehme ich mir vor, nächstes Mal früher anzufangen“). Ein gutes Zeitmanagement und eine Prioritäten setzende Arbeitsweise sehen viele als bestes Mittel zur Stressvermeidung („Organisation ist alles“) an. Allerdings müssen sie dafür oft ihren Alltag dem Arbeitspensum unterordnen. Bei praktischen Arbeiten ist für einige auch ihr Perfektionismus ein großer Stressfaktor („Stress bis zur letzten Minute“); dafür wird die theoretische Vorbereitung, z.B. für eine Klausur, auch mal eher locker gesehen („Mut zur Lücke“). Eine kontinuierliche Bearbeitung ihrer Arbeiten z.B. durch Projektbesprechungen hilft ihnen dabei, das Arbeitspensum besser einzuteilen. Die Qualität ihrer Arbeit ist es ihnen aber auch wert, Zeit zu investieren („Wenn es gut werden soll, muss man Zeit dafür haben“). Unitag Die Studierenden empfinden ihren Tag oft als stark durchgetaktet und von externen Einflüssen bestimmt. Einige beschreiben einen typischen Tagesablauf so: vormittags: Uni; nachmittags: freies Arbeiten; abends: Job, Haushalt oder studienbezogene Arbeiten zuhause oder anderswo. Für die meisten gibt es allerdings keinen typischen Unitag und besonders während der Arbeit an Projekten ändert sich ihr gesamter Tagesablauf. Einige Studierende haben Kinder; bei ihnen wird der Tagesund Nachtablauf komplett dadurch bestimmt. Projekte Abgesehen vom wissenschaftlichen Arbeiten und vom Zeitmanagement sehen viele Studierende Inspiration, Ausdauer und Motivation als wichtige Faktoren für ein gutes Projekt an. Eine Voraussetzung ist für einige vor allem ein interessantes Thema. Wichtig ist ihnen außerdem eine gute Betreuung durch Dozenten und Bibliothekare sowie ein produktives Feedback. Einige verzichten auf eine strukturierte Recherche zu Beginn eines Projekts, bei anderen führt die Recherche zu Gedanken und Inspirationen zu ihrer Arbeit. Sie wünschen sich „vielfältige Recherchemöglichkeiten“. Allerdings unterschätzen viele den Zeitaufwand für die Recherche. Leistungsanforderungen Studium Das Design-Studium wird von den Studierenden als sehr „praxislastig“ empfunden, deshalb gibt es eher wenig klassische Hausarbeiten („Hausarbeiten waren nie ein Thema“), sondern vielmehr künstlerische Projektabgaben. Manchmal wird auch nur eine Präsentation zu einem Thema und die Anfertigung eines Handouts als Studienleistung verlangt. Die Kurswahl ist relativ frei; das kommt dem - 15 -

Freiheitsbedürfnis der Studierenden entgegen, so dass sie nicht durch einen allzu starren Stundenplan eingeschränkt werden. Etliche Studierende bedauern, dass es kein Praktikum während des Studiums gibt, bei dem sie die gelernten Studieninhalte gleich anwenden können. Der praktische Bezug und die Relevanz für ihren späteren beruflichen Erfolg sind ihnen sehr wichtig; so sehen sie ihre Motivation für ihre Arbeiten eher in der Erstellung einer guten Mappe, mit der sie sich später bewerben können und weniger in Noten und Credit Points. In Abhängigkeit von den Schwerpunkten der Lehrenden erhalten sie Vorgaben für die Studienarbeit oder auch nicht. Meistens sind die Vorgaben jedoch relativ frei und können abgewandelt und an Kreationen angepasst werden. Manchmal geben die Dozenten nur Oberthemen vor, an denen sich die Studierenden für ihre Themenwahl orientieren können. Einige finden, dass Vorgaben die Kreativität einschränken; für die meisten bedeuten sie aber Orientierung oder gar Erleichterung. Wissenschaftliches Arbeiten Für das Konzept ‚ wissenschaftliches Arbeiten‘ haben die Studierenden ihre ganz eigene Definition: für einige ist wissenschaftliches Arbeiten z.B. „einen guten Text schreiben“ oder „sich viele Gedanken machen“. Wie schon bei der Begutachtung einiger Abschlussarbeiten festgestellt, sind die Fähigkeiten vieler Studierenden beim wissenschaftlichen Arbeiten eher gering („Der neue Prof war über unseren Kenntnisstand bzgl. des wissenschaftlichen Arbeitens sehr schockiert“). Viele empfinden aber, dass das wissenschaftliche Arbeiten keine Rolle in ihrem Studium spielt („machen wir überhaupt nicht“) und dass die Dozenten nicht viel Wert auf Formalien legen („was zählt, ist gutes Design“). Nur wenige haben ein Wahlmodul zum wissenschaftlichen Arbeiten belegt, andere orientieren sich an Arbeiten von anderen Studierenden oder greifen auf Kenntnisse aus einem früheren Studium zurück. Kommunikation und soziale Kontakte Die Studierenden wirken aufgeschlossen und kommunikativ, der Austausch mit anderen ist ihnen wichtig. Manche mögen auch Diskussionen und würden gern einen Debattierkurs an der Uni besuchen, um sich kritisch mit verschiedenen Themen auseinanderzusetzen und sich mit anderen auszutauschen. Eine große Bedeutung für die Studierenden hat der Austausch mit Kommilitonen auch in Bezug auf ihre Abschlussarbeiten; hierfür nutzen einige ein spezielles Forum. Kontakte zu den Kommilitonen sind für die meisten Studierenden sehr wichtig; für viele sind soziale Kontakte ein zentraler Bestandteil ihres Unialltags. Sie möchten ihre Freunde treffen und mögen es, wenn der Campus belebt ist. Das Verhältnis zum Studienort Armgartstraße Die Realität steht für sie jedoch in eklatantem Widerspruch zu ihren Bedürfnissen nach Kontakt, Austausch und ‚Leben‘. So empfinden sie ihren Studienort Armgartstraße als „Geisteruni“ mit leeren Fluren, ohne Leben und ohne Möglichkeit eines netten Treffpunkts; stattdessen „verkriechen“ sie sich in den Werkstätten. Deshalb erzeugt die Nachricht vom Bibliotheksneubau in der Finkenau viel Widerwillen unter den Studierenden („ist doch scheiße“); sie befürchten, dass es durch den Wegbruch der Design-Bibliothek noch schlimmer wird („das letzte Gute wird einem auch noch genommen“). Generell sind die meisten Studierenden aber ganz zufrieden mit ihrem Studium und mögen, dass man an der HAW „alles kann und nichts muss“. - 16 -

Die Atmosphäre in der Armgartstraße wird durchaus als gemütlich empfunden, auch die „Schmierereien“ an den Wänden werden von den meisten nicht negativ gesehen („dreckig ist gut“); im Gegenteil, viele sehen gerade hierin den besonderen Charme der Armgartstraße und empfinden es als kreativ und als Hinweis auf eine Designhochschule. Hingegen sind ihnen die Räume der Finkenau zu steril („In der Finkenau fehlt das Gekritzel“). Aber es gibt auch andere, die sich durch die Kritzeleien unangenehm an ihre Schulzeit erinnert fühlen und es eher als „abgeranzt“ und „überall vollgeschmiert“ empfinden. Auch der in der Armgartstraße allgegenwärtige Diät-Tag wird unterschiedlich aufgenommen: Während einige die Bedeutung in Geldkürzungen oder Schlankheitswahn sehen, ist es für andere nur Wandschmiererei ohne Sinn. In Ermangelung eines sonstigen Arbeits- und Lernorts nehmen die Studierenden teilweise ihre Arbeiten und Materialien mit in die Mensa. Sie sehen die Mensa aber eher als Ort zur schnellen Nahrungsaufnahme und nicht als Ort zum Verweilen („Die Mensa ist halt ein Kellerloch“); deshalb verlassen viele sofort nach Beendigung der Mahlzeit die Mensa. Andere Studierende gehen zum Essen lieber in die Finkenau oder zur HFBK-Mensa; hier ist das Essensangebot breiter und die Öffnungszeiten besser. Besonders bedauern die Studierenden, dass sie ab nachmittags nicht mal einen Kaffee auf dem Campus bekommen, da die Mensa früh schließt und das Studentencafé nur unregelmäßig geöffnet ist. Dabei ist Kaffee für viele der Muntermacher Nummer eins während eines anstrengenden Tags an der Hochschule; andere vertrauen auf Club Mate oder auf ausgleichende Tätigkeiten wie Sport, Filme oder Kochen. Mediennutzung Medien spielen für die Studierenden eine wichtige Rolle. Viele können sich ihren Alltag und ihre Freizeitgestaltung nicht ohne Mediennutzung vorstellen. Einige haben das Gefühl, immer informiert sein zu müssen und fühlen sich ohne Medien von der Umwelt und von Informationen ausgeschlossen und abgeschottet. Hingegen glauben sie, dass durch Informationen Überlegenheit und Selbstbewusstsein gestärkt werden. Andererseits empfinden sie die „Allgegenwärtigkeit“ der Medien als ständige unbewusste Konfrontation und fühlen sich durch die Erwartungen des eigenen Umfelds an die ständige Erreichbarkeit unter Druck gesetzt, so dass einige das bewusste Verzichten auf Medien für einen bestimmten Zeitraum z.B. im Urlaub oder während des Zusammenseins mit der Familie als Entspannung ansehen. Einen großen Anteil an der privaten Mediennutzung hat für die Studierenden das Internet („Medien sind bei mir hauptsächlich Internet“); sie nutzen es allein und mit anderen, zur Zeitüberbrückung, zu Hause, bei Freunden und auch während der Veranstaltungen in der Uni. Aber auch Bücher haben für viele einen hohen Stellenwert. Für einige genügt es nicht, sich ein Buch aus der Bibliothek auszuleihen, sie möchten die Bücher selbst besitzen, damit sie ständig greifbar sind. Auch die Ästhetik der Bücher ist wichtig, so lässt sich eine Studentin besonders schöne Bücher schon mal von den Eltern zu Weihnachten schenken. Unser Bild von den Studierenden Die Studierenden erschienen uns Forschenden als sehr freundliche und hilfsbereite Menschen. Sie helfen sich gegenseitig bei Projekten und in Veranstaltungen, und sie haben uns geholfen, indem sie sich Zeit nahmen, um uns bei unserer Forschung zu unterstützen. Diese Freundlichkeit spiegelt sich auch in einer harmonischen und entspannten Atmosphäre wider, die zwischen den Studierenden,

- 17 -

aber auch zwischen Studierenden und Lehrenden zu herrschen scheint. Eine lockere und entspannte Einstellung zeigt sich auch durch gelegentlich vorkommende Verspätungen.

4. Dokumentation unserer Methoden Die Methoden im Projekt InfoKult wurden auf der Grundlage von Veröffentlichungen ausgewählt, die wir in der ersten Projektsitzung im Plenum präsentierten.9 Auswahlkriterien waren 1. Offenheit der Methode gegenüber dem Relevanzsystem der ‚fremden‘ Kultur, denn wir wollen Neues erfahren, anstatt von den bibliothekarischen Konzepten unserer Kultur auszugehen 2. Triangulation, d.h., die Daten sollen sich für eine gegenseitige Validierung eignen, so dass wir mit Zuversicht auf den Ergebnissen aufbauen konnten 3. Durchführbarkeit, denn wir wollten zügig zu Zwischenergebnissen und einem Fazit kommen

4.1 Cultural Probes (Team: Hanna Häußler, Konstantin Herms, Nina Lötzer) Cultural Probes gehören zu den nonreaktiven Verfahren der qualitativen Sozialforschung. Mit dem Sammelbegriff ‚nonreaktive Verfahren‘ (…) werden Datenerhebungsmethoden bezeichnet, die im Zuge ihrer Durchführung keinerlei Einfluss auf die untersuchten Personen, Ereignisse oder Prozesse ausüben. Bei nonreaktiven Verfahren treten der Beobachter und die Untersuchungsobjekte nicht in Kontakt miteinander, sodass keine störenden Reaktionen wie Interviewer- oder Versuchsleitereffekte, bewusste Testverfälschung oder andere Antwortverzerrungen auftreten können (Bortz / Döring, 2006, S. 325). Die Cultural Probes zogen wir aus neun studienbezogenen Arbeiten, der Facebook-Präsenz und dem ‚Armgartstraße-Blog‘. Aus diesen Cultural Probes hofften wir Schlüsse auf die Informationskultur der Studierenden ziehen zu können. Um unsere eigenen Schlüsse zu verifizieren, kombinierten wir die Cultural Probes im Anschluss mit halb-offenen Leitfadeninterviews mit Studierenden, d.h., die Interviews dienten einer weiteren Erläuterung der Ergebnisse, die durch die Cultural Probes erarbeitet wurden. Details zu den Arbeitsund Informationsprozessen, Präferenzen sowie Bewertungen sollen hierbei deutlich werden. Es wurden acht Interviews geführt. Dabei beachteten wir, dass die Interviewpartner aus unterschiedlichen Studiengängen des Departments Design stammten. Die Interviews wurden in einer protokollartigen Mitschrift festgehalten und mit den Audiodateien abgeglichen. Die Interpretation der Daten erfolgte zunächst zwischen dem Interviewer und dem Protokollführer und anschließend mit dem dritten Mitglied des Teams. Die Ergebnisse fassten wir in Kategorien gebündelt zusammen; Übereinstimmungen wurden quantitativ erfasst.

9

Siehe 6.: Unsere Quellen zu Projektbeginn

- 18 -

Durch die qualitative und quantitative Interpretation konnten Schlüsse für die Personas (vgl. 2.1) gezogen werden. Die Daten der Erhebung stellten wir in tabellarischer Form zur Verfügung. Diagramme zu den jeweiligen Tabellen dienten der Visualisierung. Die aus der Analyse resultierenden Schlüsse wurden in Textform aufbereitet. Mögliche Persona-Eigenschaften wurden auf Kärtchen grob skizziert und für das Affinity-Diagramm bereitgestellt. Die gesamte Durchführung, inklusive Vor- und Nachbereitung, wurde protokolliert und mit Fotoaufnahmen begleitet. Unsere Methoden geben in erster Linie Aufschluss über die Lern- und Arbeitskultur am Department Design. Überraschend waren Kontraste zu unserer eigenen Kultur: geringe Anforderungen an die Beachtung von Formalien in Abschlussarbeiten - angefangen mit großer gestalterischer Freiheit bis hin zu fehlenden Quellenangaben.

4.2 Journale als Cultural Probes (Team: Yvonne Bartels, Kathrin Bekel, Karoline Fuchs, Lisa Maria Geisler) Wir haben die Informations- und Lernkultur der Studierenden des Departments Design anhand eines selbst entwickelten und gestalteten Journals, auch als eine Form von ‚cultural probe‘ bekannt, sowie ergänzenden Interviews erforscht. Unsere Quellen waren (Akselbo 2006 und Asher 2011), welche als Inspirationsquelle und Wissensgrundlage bei der Erstellung des Journals dienten. Darüber hinaus griffen wir auf eigene Beobachtungen und Eindrücke aus der Kultur der Designstudierenden zurück (Modenschau, Ausstellung). Das Journal enthält sowohl provokative Statements oder Fragen als auch Fotos und Screenshots, mit deren Hilfe spontane Nutzerreaktionen hervorgerufen werden sollen. Diese sehr offene Methode ermöglicht den Teilnehmern eine kreative Mitgestaltung und bietet eine gute Grundlage für ein ergänzendes Interview. Die Rekrutierung erfolgte durch direkte Ansprache, um die Aufgabenstellung, das Journal sowie die Projektidee je nach Interesse erläutern oder erklären zu können. Die Journale wurden an zehn Studierende des Departments Design verteilt. Sie erhielten jeweils ein auszufüllendes Journal, eine Woche Bearbeitungszeit und einen USB-Stick mit HAW Logo, der zusätzlich zu einer kleinen Aufwandsentschädigung nach Abgabe des Journals behalten werden durfte. Nach der Woche Bearbeitungszeit fand ein ergänzendes Interview statt, in dem die Teilnehmer gebeten wurden, ihre bearbeiteten Journale zu interpretieren, zu erklären und sie mündlich oder durch Fotos zu ergänzen. Für die Speicherung der Fotodaten konnte der ausgeteilte USB-Stick genutzt werden. Um vielseitige Ergebnisse zu erhalten, wandten wir uns an Studierende der Studiengänge Illustration, Modedesign, Textildesign und Kommunikationsdesign sowohl im Bachelor- als auch im Masterstudium. Einzige Einschränkung: Sie sollten mindestens im 2. Semester studieren, damit sich schon ein für Studierende des Departments Design typisches Lern- und Informationsverhalten herausbilden konnte. Anhand der Journale und Interviews erfuhren wir Details über das

- 19 -

Informationsverhalten der Designstudierenden, ihren Lifestyle im Studienalltag und ihr Verhältnis zu ihrer Bibliothek.

Abb. 2 Beispiel einer gestalteten Journal-Seite

4.3 Kreativ-Workshops (Team: Lia Rasim, Kai Voss) Die Methoden Szenario und Interior-Design-Workshop haben wir zu einem ganzheitlichen KreativWorkshop verbunden und jeweils aufeinanderfolgend in zwei Workshops durchgeführt. An dem ersten Termin nahmen vier Studierende teil, und zwar zwei Textildesign- und zwei Kommunikationsdesignstudentinnen. Am zweiten Termin nahmen fünf Probanden teil – eine Studentin des Modedesigns, ein Masterstudent als auch zwei weibliche Masterstudentinnen und ein männlicher Bachelorstudent des Kommunikationsdesigns. Bei dem Kreativ-Workshop handelt es sich neben der Black Box (vgl. 4.6) um die einzige Methode dieses Projekts, die sich ausschließlich auf die Bibliothek bezieht. Das Ziel ist eine Zusammenstellung von Daten, die aufzeigen, wie eine Hochschulbibliothek aus der Perspektive unserer Zielgruppe aussehen und sich anfühlen soll. Szenario Bei der Szenario-Methode erhält jeder Proband den Auftrag, eine Geschichte über seine Idealvorstellung einer Hochschulbibliothek zu schreiben. Im Fokus stehen dabei die unbewussten und individuellen Vorstellungen der Studierenden; sie sollen mit einem hohen Maß an Kreativität und Fantasie beim Verfassen des Szenarios enthüllt werden. Gedanken und Gefühle werden frei formuliert und durch keine konkreten Fragen beeinflusst. Damit die Probanden mit dem leeren Papier nicht allein gelassen werden und die Szenarios eine Antwort auf die Forschungsfrage liefern können, werden sehr offene Fragestellungen als Anregung gegeben. Diese dienen lediglich als - 20 -

Richtungsweiser und müssen nicht zwingend beantwortet werden. Gewünscht ist vielmehr eine um die Fragen herumfließende Geschichte, die uns einen Einblick in Überraschendes und eventuell Irritierendes ermöglichen kann. Jede Idee der Probanden ist richtig.10 In unserem Workshop wurden die Leitfragen wie folgt formuliert: Stelle dir vor, dass du auf den Weg in eine fantastische Bibliothek bist, die dir persönlich ganz besonders gefällt. Warum gehst du dort hin? Was möchtest du dort tun? Mit welchen Gefühlen betrittst du die Bibliothek? Gibt es dort vielleicht etwas, das dir viel bedeutet oder besonders wichtig ist? Horche tief in dich hinein und gehe deinen Absichten in der Bibliothek weiter nach; fällt dir dabei etwas Außergewöhnliches auf, etwas, womit du eigentlich gar nicht gerechnet hättest und das dich persönlich begeistert? Mit welchen Gefühlen verlässt du die Bibliothek wieder? Was hat diese Gefühle beeinflusst? Nach dem Verfassen des Szenarios werden die Texte eingesammelt und der zweite Teil des KreativWorkshops eingeleitet. Interior Design Im Interior-Design-Workshop richten die Teilnehmer einen skizzierten Gebäudegrundriss nach ihren eigenen Vorstellungen und Wünschen ein; somit gestalten sie nun ihre Idealbibliothek. Hierfür setzen sich die Probanden in Kleingruppen von zwei bis drei Personen um einen Grundriss zusammen. Mit Stiften und Post-its können sie Möbel und andere Einrichtungsgegenstände aufzeichnen oder ihre Ideen zu Dienstleistungen und andere Wünsche notieren. Dabei können sie gemeinsam ihre Gedanken aus dem vorangegangenen Szenario weiterentwickeln sowie neue Impulse einbringen. Für unseren Workshop hatten wir uns folgende Einleitung überlegt: Deine Bibliothek errichtet eine riesige, neue Etage und du wirst gebeten, sie zu designen. Du kannst Wände hochziehen oder auch nicht. Du kannst Möbel kaufen, Mitarbeiter einstellen und für den richtigen Komfort sorgen, den du dir wünschst. Es kann eigentlich alles sein, auch Dinge, die du in einer Bibliothek nie erwarten würdest. Die von dir eingerichtete Etage wird Teil der Bibliothek sein und es wird der perfekte Ort sein, um deinen Studienalltag zu gestalten. Du designst den neuen Freiraum, und über Nacht wird er gebaut. Er wird exakt so aussehen, wie du ihn dir vorstellst, und er wird deinen Wünschen so entsprechen, dass du oft dort hingehen möchtest. Zeig uns wie er aussieht. (vgl. Foster & Gibbons 2007, S. 22) Während des Workshops werden die Probanden beobachtet und herausstechende Aussagen notiert. Anschließend betrachtet man mit ihnen zusammen die Ergebnisse und stellt Fragen zu Unklarheiten bezüglich der dargestellten Objekte.

10

SCHULZ, URSULA; SPREE, ULRIKE: Use: Szenarien. URL:www.bui.hawhamburg.de/pers/ursula.schulz/use/methoden/szenarien.html Copyright 2006. - Zugriff: 20.11.2012

- 21 -

Abb. 3 Grundriss aus dem Interior-Design-Workshop

Ergebnisse Unsere Ergebnisse sagen hauptsächlich etwas über das Verhältnis der Studierenden zu Bibliotheken allgemein und zu ihrer Idealbibliothek aus. So werden Bibliotheken z.B. als „magisch“ beschrieben oder es wird geäußert, dass sie eigentlich gar nicht genutzt werden. Zwei Szenarien beginnen trotz der Bitte, ein Idealbild zu beschreiben, mit negativen Bibliothekserfahrungen. Um dennoch einen Anreiz zu Bibliotheksbesuchen zu liefern, sollten Wünsche nach bequemen Sitzgelegenheiten, nach Pflanzen und ausgehängten Werken der Studierenden beachtet werden. Auch technisches Equipment wird aufgeführt, u.a. iPads, Buch-Scanner und Druckmöglichkeiten. Wünsche nach bibliotheksspezifischen Dienstleistungen wie Literaturempfehlungen oder eine Bibliotheks-App gehören ebenfalls zu den Ergebnissen dieser Methode - aber auch ein Café und der Wunsch nach kostenlosem Wasser. Die Interior Designs spiegeln die Bedürfnisse der Studierenden nach Komfort, IT-Unterstützung, Flexibilität, Natur und Lebendigkeit.

4.4 Departmenttour, Beobachtung und Spontaninterviews (Team: Birte Brügmann und Anna Maria Kemper) Departmenttour Von dieser Methode versprachen wir uns einen Einblick in das studentische Arbeitsleben in den Gebäuden der Hochschule: Wie nutzen die Studierenden die Räumlichkeiten, was benötigen sie für ihr Studium, wo fühlen sie sich wohl, was beschäftigt sie? Nach der mündlichen Terminabsprache für die Departmenttour mailten wir den Rekrutierten grobe Anhaltspunkte durch Fragen wie „Wo hältst du dich an deinem Department am liebsten auf?“ oder „Wo lernst du? Wo liest du?“. So führten die gut vorbereiteten Teilnehmerinnen eine Tour durch ihr Department in der Armgartstraße mit uns durch, die wir als Videodatei und durch eine Mitschrift dokumentierten.

- 22 -

Beobachtung Für die Methode der Beobachtung besuchten wir drei unterschiedliche Lehrveranstaltungen. Außerdem führten wir Beobachtungen in der Bibliothek und auf dem Campus durch. Von dieser Methode erhofften wir uns Beispiele von Lehrinhalten und einen Einblick in das Campusleben. Für den Besuch der Lehrveranstaltungen kontaktierten wir im Vorfeld die Lehrenden und sprachen uns mit ihnen ab. Die Beobachtungen in der Bibliothek und auf dem Campus führten wir an unterschiedlichen Tageszeiten und Wochentagen durch. Die Ergebnisse liegen in schriftlicher Form vor. Spontaninterviews Von dieser Methode erhofften wir uns eine Verifikation unserer Vermutungen bei den Beobachtungen. Die Interviews dauerten bis zu drei Minuten. Dabei stellten wir Fragen wie „Was machst du gerade?“ oder „Wie erkennst du, ob ein Buch für dich brauchbar ist?“. Die Fragen entwickelten sich aus dem Interview heraus. Die Ergebnisse liegen in schriftlicher Form vor. Fazit Diese Methoden bilden eine sinnvolle Dreier-Kombination, die auch praktisch gut miteinander kombinierbar sind. Wir werfen so aus unterschiedlichen Perspektiven einen Blick auf das Informations- und Arbeitsverhalten unserer Zielgruppe. Durch unsere Methoden erfuhren wir viel über die Bedürfnisse der Zielgruppe hinsichtlich angemessener Lern- und Arbeitsräume. Außerdem konnten wir der Frage nachgehen, weshalb Studierende nicht oder nicht gerne auf dem Campus lernen oder auch was zu allgemeinem Unwohlsein führt.

4.5 Beobachtung und Fokusgruppeninterview (Team: Agnetha Christensen und Nicole Westphal) Bei der Erforschung der Informations- und Arbeitskultur der Studierenden kombinierten wir zwei Methoden, um die Ergebnisse der ersten Methode (Beobachtung) durch die zweite Methode (Fokusgruppeninterview) zu verifizieren. Beobachtung in den Räumlichkeiten des Hochschulstandortes Armgartstraße Hierbei wurde der Fokus auf drei Bereiche gelegt: die Bibliothek, die Mensa und die Flure, die jeweils zwei- bis dreimal beobachtet wurden. Wir beobachteten, wie sich die Studierenden in ihrer alltäglichen Lern- und Lebensumgebung verhalten bzw. wie sie sich informieren, wie sie kommunizieren und welche Mittel dazu benutzt werden. Die unterschiedlichen Beobachtungsbereiche sollten unterschiedliche Verhaltensweisen aufzeigen und ergänzen. Ein Teammitglied sollte frei beobachten, das andere die Beobachtung anhand von verschiedenen Kriterien durchführen. Bei der Umsetzung wurde deutlich, dass die zuvor erstellten Kriterien auf die zu beobachtende Untersuchungsgruppe nicht zutreffen, deshalb wurde ebenfalls frei beobachtet. Fokusgruppeninterviews Anschließend überprüften und ergänzten wir unsere Beobachtungsergebnisse einem ca. einstündigen Fokusgruppeninterview. Auf der Grundlage unserer Beobachtungsprotokolle erstellten wir einen Interviewleitfaden, der das ansonsten möglichst offene Fokusgruppeninterview strukturierte. - 23 -

Hierzu ist anzumerken, dass drei Teilnehmer an dem Fokusgruppeninterview teilnahmen. Dadurch ergab sich ein sehr freies Interview mit viel Zeit für die einzelnen Teilnehmer, über die Fragen nachzudenken und zu diskutieren. So konnten zusätzlich viele Informationen erhoben werden, die nicht beobachtet werden konnten. Durch Mitschrift und Audiomitschnitt wurden die Ergebnisse gesichert, um diese später im Affinity-Diagramm auswerten zu können. Durch unsere Methoden erfuhren wir viel über die Atmosphäre und Nutzung des Hochschulgebäudes in der Armgartstraße. Durch das Fokusgruppeninterview erhielten wir zusätzlich Einschätzungen über die räumlich bedingte Studiensituation, aber auch über Berufswünsche und -aussichten.

4.6 Die Black-Box-Methode Die Black Box ist eine schlichte Methode, um erste Ideen und Meinungen zu sammeln – also in die Köpfe der Kunden zu sehen; daher ‚Black Box‘. Die Methode bedarf nur weniger Vorbereitungen. Benötigt wird eine große Box mit einem Schlitz, sowie ausreichend Zettel und Stifte. Außerdem muss man sich eine Fragestellung überlegen, die klar, verständlich, aber nicht zu spezifisch formuliert ist, denn die Probanden sollen dazu bewegt werden, sich ihre eigenen Gedanken zu machen. Für unseren Zweck hatten wir uns folgende Frage überlegt: Unsere Fakultät bekommt einen Bibliotheksneubau an der Finkenau. Was geht dir durch den Kopf, wenn du daran denkst? Für die Durchführung stellt man sich an gut frequentierte und für die Zielgruppe relevante Orte und bittet die Passanten, ihre Gedanken aufzuschreiben und anonym in die Box zu werfen. Wir haben in Gruppen von zwei oder drei Studierenden über einen Zeitraum von 3 Wochen zu verschiedenen Uhrzeiten und an verschiedenen Orten in der Armgartstraße die Studierenden dazu animiert, unsere oben genannte Fragestellung zu beantworten Ergebnisse Mit dieser Methode konnten wir mehr als 200 Meinungen sammeln, die von sehr simplen Aussagen wie „Find ich gut“ oder „Dagegen“ zu komplexeren Gedankengängen reichen. Die Studierenden machen z.B. Aussagen zu einer Aufteilung der Bestände oder Vorschläge, was eine solche Bibliothek bieten sollte. Überwiegend äußern die Studierenden ihren Unmut über die geplante Verlagerung der Bibliothek und bezeichnen die Armgartstraße als „Geistercampus“, dem nicht auch noch das letzte Gute genommen werden darf. Der Weg zur Finkenau wird als zu weit empfunden, weswegen sie darauf bestehen, dass die Bibliothek vor Ort bleibt, wo sie die Literatur für ihre Projekte und zum Stöbern in Pausen benötigen. Andere Stimmen sprechen sich aber auch für den Neubau aus, vor allem, wenn ihr Unterricht hauptsächlich in der Finkenau stattfindet. So kommt es zu einigen Vorschlägen, den Bestand auf zwei Standorte zu verteilen, sodass Literatur der Studiengänge Mode-, Kostüm- und Textildesign in der Armgartstraße bleibt, wo die meisten Kurse für diese Studiengänge stattfinden. Für Illustration und Kommunikationsdesign relevante Literatur soll dagegen in die neue Bibliothek an der Finkenau überführt wird, da sich die Studierenden dieser beiden Studiengänge zu großen Teilen dort aufhalten. - 24 -

Schließlich werden auch viele Wünsche genannt. So hoffen mehrere, dass die neue Bibliothek modern ist und ausreichend Arbeitsplätze sowie gemütliche Sitzecken bietet, oder sie sprechen sich für den Ausbau verschiedener Bestände aus und deuten auf die Notwendigkeit von Kopierern und Druckern hin.

Abb. 4 Kärtchen aus der Black Box

5. Bibliotheks- und Dienstleistungskonzepte Aus den oben beschriebenen, sich triangulierenden ethnographischen Methoden leiteten wir Aussagen für ein Affinity-Diagramm ab: Die gesammelten Daten wurden als standardisierte Kärtchen aufbereitet, kategorisiert und so strukturiert an Wänden aufgehängt, dass alle Aussagen zu verschiedenen Bereichen der studentischen Lern-, Informations- und Arbeitskultur in einer aggregierten Übersicht zur Verfügung standen.

Abb. 5 Entstehungsprozess des Affinity-Diagramms

Das Affinity-Diagramm diente als Ausgangsbasis für die Entwicklung der zwei Personas Mats und Janina (vgl. 2.1). Während einer langen Phase der konsensuellen Validierung zogen wir Schlüsse aus den Aussagen der befragten Studierenden. Wichtige Fragen waren: Welche Bedürfnisse stecken - 25 -

hinter dieser oder jener Aussage? Oder: Was meinen die Studierenden damit? Die Personas dürfen nicht für eine Einzelperson stehen, sondern sollen jeweils eine typische Gruppe von Nutzern repräsentieren. Es war wichtig, die Personas griffig zu gestalten und ihnen Konturen zu verschaffen. Sie mussten gut unterscheidbar sein und von Serviceeinrichtungen als Sympathieträger wahrgenommen werden. Auf der Grundlage der zwei Personas Mats und Janina entwickelten wir unser Konzept für die Bibliothek der Fakultät DMI und für ihre Dienstleistungen. Wir fokussierten uns immer wieder neu auf die Frage: „Wie kann die Bibliothek Studierende wie Mats und Janina unterstützen?“ Die Abfolge bei der Entwicklung unseres „Service nach Maß“ ist demnach: Ethnographische Methoden  Affinity-Diagramm  Personas  Dienstleistungen. Um ein ganzheitliches Dienstleistungsangebot für die Studierenden am Department Design vorzulegen, identifizierten wir drei sich ergänzende Aspekte: Zum einen überlegten wir, wie die verbleibenden Räumlichkeiten der Bibliothek in der Armgartstraße so gestaltet werden können, dass die „Geisteruni“ wieder lebendig wird. Zum anderen entstand ein Entwurf für die Innengestaltung des geplanten Bibliotheksstandorts Finkenau; Ziel ist ein positiver Impuls zur intensiven Nutzung der neuen Hochschulbibliothek. Als Drittes leiteten wir aus unseren Daten ab, welche Bibliotheksdienstleistungen Designstudierende schätzen würden.

5.1 Die Bibliothek in der Armgartstraße Von Studierenden wie Mats wissen wir: Die Armgartstraße wird als Mangelort gesehen. Ohne einen angemessenen Aufenthalts- und Kommunikationsort findet kein Campusleben statt; man zieht sich in die Werkstätten zurück. Fehlt nun auch noch eine Bibliothek, sehen sie ihr Gebäude als „Geisteruni“, der auch noch das letzte Gute genommen wurde. Die Studierenden schätzen die Bibliothek in der Armgartstraße so, wie sie ist und an dem Ort, wo sie ist. Bibliotheken sind inspirierende, für manche magische Orte, wo man gerne stöbert. Deshalb gibt es in der Armgartstraße weiterhin eine (reduzierte) Bibliothek mit folgenden Funktionen:     

Veranstaltungsnahe Aufstellung im Semester benötigter Medien (Semesterapparate) Aufstellung permanent vor Ort benötigter Medien (Sonderstandort) Inspiration durch Stöbern in Neuerwerbungen für die Studiengänge in der Armgartstraße Kommunikation und Entspannung Scannen und Kopieren

Die Bibliothek aus Sicht von Mats: Die ‚LesBar‘ Der Eingangsraum ist rundherum mit Regalen bestückt, die Semesterapparate und Sonderstandorte enthalten. Die Semesterapparate enthalten Materialien, die wir in dem aktuellen Semester benötigen. Wir haben weiterhin in den Pausen Zugang zu den Medien, in denen wir stöbern können – das gilt auch für das farblich auffällige Regal mit den Neuerwerbungen. Unsere Profs können mal - 26 -

schnell während der Lehrveranstaltung in die Bibliothek und Anschauungsbeispiele aus der Bibliothek holen. Unsere Profs sind auch damit zufrieden, dass permanent vor Ort benötigte Medien an ihrem Arbeitsort stehen. Die Medien können wir durch ein Selbstverbuchungssystem ausleihen; klauen können wir sie nicht, denn sie sind gesichert. Endlich haben wir einen Raum, in dem wir uns aufhalten, schmökern und klönen können. Wir bringen die Bibliothek der Armgartstraße vor allem mit sozialen Erlebnissen in Verbindung. Die LesBar ist mit Sesseln, Sofas, Sitzkissen und kleinen Beistelltischen eingerichtet. In allen Räumen liegt Teppichboden. Die Möbel befinden sich auf Rollen, sodass wir den Raum individuell gestalten und unseren aktuellen Bedürfnissen anpassen können. Eine Schatztruhe in der LesBar erinnert uns daran, dass es ja auch die große Bibliothek in der Finkenau gibt. Die Truhe ist bestückt mit verschiedenen Medienarten und Buchcovern mit Themen, die uns interessieren, aber auch mit Flyern, die auf die Aktivitäten in der Finkenau verweisen und vor allem Rabattcoupons für den Künstlerbedarfsladen drüben. Langweilig wird uns mit der Schatztruhe nicht, denn ihr Inhalt wird regelmäßig ausgetauscht. Bei der Medientruhe befinden sich Sessel und Sitzkissen, die zum Stöbern einladen. Zum Arbeiten steht uns ein Raum mit einem großen Tisch und Stühlen zur Verfügung, ebenfalls auf Rollen. Der Raum dient dazu, Veranstaltungen, wie beispielsweise Workshops, durchzuführen und kann von uns auch als Lernort für Einzel- und Gruppenarbeit genutzt werden. Die ‚SnackBar‘ Was soll eine LesBar ohne Snacks und Getränke? Besonders nett und kommunikativ finden wir die mit einem Studenten besetzte Snackbar. Die SnackBar versorgt uns mit Club Mate, Kaffee, Tee, Muffins und dergleichen Essentials, die das Studentenwerk bereitstellt. Natürlich gibt es zusätzlich einen Kaffee- und Snackautomaten, weil die Snackbar nicht immer besetzt ist. Die ‚CopyBar‘ Endlich müssen wir nicht mehr Schlange stehen, um Bilder und Grafiken aus den schweren Bänden zu kopieren, denn im hintersten Raum ist jetzt die CopyBar. Dort stehen Kopierer, Drucker, Scanner und ein Rechner für uns bereit. Alle Geräte sind mit USB-Ports und Lesegeräten für den Bibliotheksausweis ausgestattet. Die Bezahlung der Kopien und Ausdrucke erfolgt über den Bibliotheksausweis. Die Wände der Räumlichkeiten bleiben frei. Hier können wir unsere Kreativität ausleben. Die Räumlichkeiten sind nicht abgeschlossen und somit jederzeit zugänglich. Die Armgartstraße als Laborbibliothek zum Mitmachen Ehrlich gesagt wussten wir gar nicht, dass manche KommilitonInnen an unserer Fakultät angehende Bibliothekare sind. Cool, hätte nicht gedacht, dass man so was studieren kann. Seit unsere Bibliothek in der Armgartstraße als deren Laborbibliothek betrieben wird, ist mir langsam klar, was die alles so machen. Sie haben immer neue Ideen für die Medienpräsentation, für die Öffentlichkeitsarbeit und kennen Trends für unseren Lernraum in der LesBar, die uns überraschen. Was für die BIM-Studenten (wie sie sich nennen) eine Laborbibliothek ist, wurde für uns zu einer ‚Mitmach-Bibliothek‘, weil unsere Art zu arbeiten und lernen ernst genommen wird und weil wir immer wieder aufgefordert werden, unsere Bibliothek mitzugestalten.

- 27 -

Außerdem Hin und wieder benötigen wir Materialien, z.B. Stoffproben von unseren Lehrenden. Es ist besonders nervig, wenn die Profs dann nicht da sind. Jetzt sind wir in solchen Situationen unabhängig von ihnen, weil die Materialien für uns in Fächern oder speziellen Schränken in der Bibliothek hinterlegt werden können. Damit wir uns noch besser mit der LesBar identifizieren können, wird ein Wettbewerb veranstaltet zur kreativen Gestaltung des Schriftzuges „LesBar“ unter Einbeziehung des Maskottchens der Bibliothek in der Finkenau. So wird auch eine optische Verbindung mit der Bibliothek in der Finkenau hergestellt. In einem der Räume befindet sich ein Tauschschrank, der uns den Austausch von Materialien jedweder Art ermöglicht; so können wir voneinander partizipieren, uns gegenseitig inspirieren und finanziell entlasten.

5.2 Die Bibliothek auf dem Medien-Campus Finkenau Die Befragung mit der Black-Box-Methode hat ein negatives Meinungsbild zu der Verlagerung der Bibliothek an den Standort Finkenau ergeben. Um die Studierenden aus der Armgartstraße als Nutzer nicht zu verlieren, muss die Bibliothek eine Sogwirkung haben. Unsere Daten bestätigen das bereits bestehende Konzept zur Innengestaltung weitgehend. Wiederkehrende Aussagen und Bedürfnisse der Studierenden haben uns darauf hingewiesen, dass ein ‚Living Room‘, eine ‚Chill Zone‘, flexible Arbeitsräume (‚Moving Rooms‘) und eine Galerie von Interesse sind. Weiter möchten wir einen ITund einen Schulungsraum einrichten. Es folgt eine Erläuterung der genannten Räumlichkeiten. Die Galerie Sehen und gesehen werden ist ein zentrales Bedürfnis der Designstudierenden. Deshalb werden die Wandflächen als Galerie genutzt. Das ermöglicht den Designstudierenden eine Präsentation ihrer Werke; die Arbeiten werden regelmäßig ausgetauscht (siehe 5.3.: Bibliotheksdienstleistungen). Der Living Room Der Living Room ist ein Ort der sozialen Kontakte und motorischen Entspannung. Der Raum bietet gemütliche Sitzmöglichkeiten in Form von Sofas und Sesseln. Zur Verbesserung der Atmosphäre und zum Lesen sind Tisch- oder Stehlampen vorhanden. Das Außergewöhnliche im Living Room ist die Tafeltapete, die sowohl als Element zur kreativen Mitgestaltung als auch zur Interaktivität verwendet wird und Raum für eine Form von ‚Random Art‘ bietet. Dabei wird eine spezielle Folie genutzt, die an der Wand angebracht wird und mit Kreide oder geeigneten Stiften beschrieben werden kann. Ein weiteres Highlight bildet ein Kickertisch oder ein ‚Living Floor‘, der dem Wunsch nach spielerischer Ablenkung entgegenkommt. Ein Living Floor ist ein digitales Spielfeld – siehe www.vertigo-systems.de/living-floor.html. Die Chill Zone Dies ist ein Ruheraum, der zum Pausieren oder Schmökern genutzt wird und weit von der Unruhe der Auskunft und Ausleihe entfernt ist. Es herrscht ein entspanntes und angenehmes Klima, das durch Pflanzen verstärkt wird. Sofas laden zur Erholung und evtl. zum Kurzschlaf ein. Vielleicht können Kuscheldecken entliehen werden, die aus Hygienegründen von einer Fremdfirma regelmäßig gewaschen werden. - 28 -

Die Studierenden können zur Entspannung der Augen den Blick auf etwas Lebendiges schweifen lassen; wiederholt werden von ihnen Aquarien oder gar Haifischbecken genannt. Als pflegeleichte Variante hat der Raum ein digitales Aquarium als Living Wall oder einen elektrischen Kamin. Die Moving Rooms Gruppenarbeitsplätze sind den Studierenden aller Departments sehr wichtig und fehlen bisher in der Armgartstraße. Die Gruppenarbeitsräume in der neuen Bibliothek sind ‚Moving Rooms‘: Rollbare Stühle, Tische, Stellwände und Whiteboards sorgen für eine flexible Einrichtung nach Belieben und Maßgabe der Arbeitssituation. Die Tische bieten genügend Platz für große Bildbände. Für Präsentationen sind alle Moving Rooms mit einem Beamer und einem Lautsprecher ausgestattet. In einem der Arbeitsräume steht ein interaktiver Tisch für Designstudierende. Die Moving Rooms erhalten ihre Identität und ihren Wiedererkennungswert durch verschiedene Naturmotive wie Wasser, Wolken, Pflanzen, Fische. Deshalb sind sie mit passenden Fototapeten eingerichtet. Eine Reservierung der Arbeitsräume ist möglich; es bleibt aber auch ein spontan benutzbarer Raum. Das IT-Labor Das IT-Labor dient der nahtlosen Produktion von Texten, Präsentationen und Grafiken sowie deren Weiterverarbeitung in Printform. Der Raum ist mit Computern als Switch-Version für eine Auswahl zwischen Mac- und Windows-Betrieb ausgestattet, außerdem mit Scannern, Kopierern und Druckern, je einer davon in hochauflösender Qualität. Neueste IT-Geräte werden hier aufbewahrt und zum Ausprobieren bereitgestellt, so dass sich Studierende aller Departments mit technologischen Innovationen auseinandersetzen können (Gameund Kommunikationsdesign, Medien- und Information). Der Schulungsraum Einer der Arbeitsräume ist im Innenplan als Schulungsraum vorgesehen. Hier agiert die Teaching Library und hier finden Theorieveranstaltungen für Designstudierende statt, so dass ein Zugriff auf spontan benötigte Bestände gewährleistet ist. Zusätzlich zu Whiteboard, Präsentationsrechner, Beamer, Lautsprecher und Sitzplätzen befindet sich hier ein Smart-Board für interaktives Lernen und Zusammenarbeit.

Abb. 6 Grundriss des Neubaus mit eingezeichneten Räumlichkeiten

- 29 -

Der Bestandsbereich Begrüßt werden die Studierenden mit einer digitalen Informationswand im Erdgeschoss. Auf ihr werden für die HAW Hamburg relevante Inhalte präsentiert, außerdem die Öffnungszeiten der Bibliothek und ausgewählte Neuerwerbungen. Studierende erkennen ‚ihren‘ Bestandsbereich durch ein auffälliges Orientierungssystem: Farbe des Teppichbodens, fachgetrennte Regalaufstellung, zur Feinorientierung eine Regalbeschriftung in Klartext und Notationen. Zwischen den Regalen bietet die Bibliothek Sitzmöglichkeiten, die zum Lesen und Stöbern genutzt werden. Die Sofas und Sessel sind nicht mobil, so dass Unruhe und Blockierungen vermieden werden. Für einen komfortablen Transport der Medien (dicke Bildbände) nutzen die Studierenden die frei verfügbaren Ziehkörbe. Weiteres Stöbern wird durch die Bücherpyramiden angeregt. In diesem Blickfang befinden sich Neuerwerbungen der Fachbereiche und aktuelle Bachelor-/Masterarbeiten, die auch auf der Website des Departments Design prominent erscheinen. Wird ein spezielles Medium gesucht, ist eine Recherche im Katalog direkt am Regalende durch einen integrierten Touchscreen-Monitor möglich. Auch alle bisherigen Computer, die nur für die Katalogrecherche genutzt wurden, sind durch solche Terminals ersetzt. Ein Snackautomat sorgt für eine schnelle und spontane Energiezufuhr in der Bibliothek. Mit Münzgeld sind Getränke, insbesondere das beliebte Club Mate sowie Riegel etc. erhältlich. Betrieben wird der Automat von einer Fremdfirma, die gleichzeitig für einen kostenlosen Wasserspender zuständig ist. Beim Verlassen der Bibliothek können die Medien wahlweise selbst verbucht werden. Zusätzlich steht eine Rückgabebox für den Bedarf außerhalb der Öffnungszeiten bereit. Taschen und Rucksäcke werden in den hinreichend großen Schließfächern am Eingang der Bibliothek aufbewahrt. Diese funktionieren entweder mit einem Zahlencode oder einem Schlüssel plus Einkaufschip. Außerdem Der Neubau im Campus Finkenau wird auch für Designstudierende aus der Armgartstraße ein zentraler Identifikationsort, denn - es gibt die Filiale eines Künstlerbedarfsladens im Gebäude; er verkauft seine Artikel zu Studentenpreisen und - neben der Mensa kann eine Bühne aufgebaut werden, auf der Modenschauen, Lesungen etc. stattfinden.

5.3 Bibliotheksdienstleistungen Die folgenden Dienstleistungsideen, die Studierende wie unsere zwei Personas Mats und Janina wertschätzen würden, basieren auf unseren Forschungsergebnissen. Wir sehen manche dieser Dienstleistungen in den Händen der Bibliotheksmitarbeiter, andere werden wegen der bekannten

- 30 -

Personalknappheit, aber auch wegen des Lernpotentials, von bezahlten Tutorinnen und Tutoren sowie von anderen Studierenden aus der Fakultät DMI durchgeführt (Projekte, Abschlussarbeiten). Dienstleistungen der Bibliotheksmitarbeiter Bestandspräsentation Der Bestandsaufbau der neuen Bibliothek in der Finkenau trägt wie bisher den Bedürfnissen der Studierenden nach Inspiration, Ästhetik und Aktualität Rechnung. Die Anschaffung von Dubletten wichtigster Medien für beide Standorte - Finkenau und Armgartstraße - ist sinnvoll. In der neuen Bibliothek werden Neuerwerbungen, gute Abschlussarbeiten und andere attraktive Bücher durch eine Bücherpyramide gut sichtbar ausgestellt. Diese kann beliebig benannt werden, z.B. AusleihBar, WunderBar, Medienpyramide. Die Bestandspräsentation wird unter Mithilfe von Tutoren aus den Departments regelmäßig aktualisiert. Bereits beim Betreten der Bibliothek werden die Studierenden zum Stöbern an der Bücherpyramide eingeladen und sind dadurch motiviert, die Räumlichkeiten nach weiteren interessanten Medien zu erkunden; auch in den Regalen stehen möglichst viele attraktive Bücher mit dem Cover nach vorne. Eine fachbezogene Neuerwerbungsliste informiert alle Lehrenden jeweils zu Semesterstart. Zusätzlich präsentieren die Bibliotheksmitarbeiter Neuerscheinungen und besonders attraktive Medien auf der Homepage des Departments Design und verlinken dort das jeweilige Medium direkt mit dem Bibliothekskatalog; Studierende wie Mats und Janina wollen auf direktem Weg an ihr Ziel. Volltexte guter Abschlussarbeiten aus allen Departments der Fakultät werden sinnvoll klassifiziert in OPUS hinterlegt, nachdem der Nutzen von OPUS sichtbar gemacht worden ist. In regelmäßigen Abständen veranstaltet die Bibliothek in der Finkenau einen Bücherflohmarkt aus Dubletten und veralteter Literatur. Öffnungszeiten Die Bibliothek in der Finkenau ist täglich von 9 bis 22 Uhr geöffnet. Außerhalb der festen Arbeitszeiten wird die Bibliothek von Tutorinnen/Tutoren und/oder dem Wachpersonal offen gehalten. So können die Lernräume entsprechend dem Bedürfnis, bis in die späten Abendstunden zu arbeiten, genutzt werden. Ausgeliehene Bücher können jederzeit in einem Rückgabecontainer außerhalb der Bibliothek zurückgegeben werden. Organisation der Lernräume Gruppenräume und Räumlichkeiten für Theorie- oder Lehrveranstaltungen können von Studierenden und Lehrenden vor Ort, telefonisch oder online gebucht werden. So besteht die Möglichkeit, während einer hier stattfindenden Lehrveranstaltung jederzeit für die Vorlesung relevante Literatur aus dem Bestand zu holen. Bei benötigter Unterstützung kann jederzeit das Bibliothekspersonal angesprochen werden. Die Bibliothek stellt eine Bücherbörse in Form einer großen Pinnwand zur Verfügung. Hier können Studierende, Bibliotheksmitarbeiter und Lehrende Buchempfehlungen aushängen. Die Empfehlungen der Bibliothek haben ein einheitliches, unverkennbares Design; es wird das im Rahmen des Designwettbewerbs erstellte Bibliotheksmaskottchen (siehe unten: Branding) verwendet, das der Pinnwand eine verspielte aber ansprechende Note verleiht. Die Bücherbörse wird darüber hinaus für die Präsentation von Neuerwerbungen genutzt; außerdem dient sie als Angebotsplattform, über die

- 31 -

Buchangebote und -gesuche aufgegeben werden können. So können Studierende wie Mats und Janina ihre Bücher verkaufen oder Literatur günstig erwerben. Zurzeit können die Studierenden Moderatorenkoffer und Materialien ausschließlich bei ihren Dozenten abholen; sie sind somit an deren Anwesenheit gebunden. Damit die Studierenden von der Anwesenheit der Dozenten weniger abhängig sind, wird im Neubau Finkenau zusätzlich eine Reservierung und Ausleihe von derartigen Präsentationsmaterialien angeboten, so dass der Kreativraum als solcher genutzt werden kann. Somit können die Studierende flexibel planen und auch kurzfristige Projekte bearbeiten. Außerdem werden sowohl in der Armgartstraße als auch in der Bibliothek Finkenau Abholfächer mit Stoffproben oder anderen relevanten Materialien von den Dozenten für die Studierenden bereitgestellt. Bibliothekskatalog Als Discovery-System wird beluga verwendet, da dies dem Informationsverhalten der Studierenden entspricht: Fehlertolerante Suche, Relevanzsortierung, Anzeige von Buchcovern, ähnliche-BücherFunktion, Faceted Browsing, Zugriff auf Hamburger Bibliotheksbestände und Aufsätze. Der Katalog hat eine Verlinkung zu bibliothekarischen Ansprechpartnern, die ortsunabhängig über die Chatfunktion kontaktiert werden können. Branding Studierende entwerfen im Rahmen eines Designwettbewerbs ein Bibliotheksmaskottchen. Das Maskottchen ist ein Tier, das der Bibliothek einen lebendigen und sympathischen Charakter verleiht, z.B. eine Katze. Das Maskottchen begleitet alle Auftritte der Bibliothek – im Internet, in den Räumlichkeiten, auf Flyern und auf Pinnwänden. Dienstleistungen von Tutoren mit Fachkompetenz und/oder fachbezogenen Interessen Viele Dienstleistungen, die Mats und/oder Janina wertschätzen würden, können wegen Personalknappheit nicht von den Bibliotheksmitarbeitern erwartet werden. Für alle Dienstleistungen, die die Bibliothek nicht mit eigenem Personal bewältigen kann, werden Tutorinnen/Tutoren aus Mitteln der Fakultät eingestellt. Bibliotheksöffnung Tutorinnen/Tutoren ermöglichen eine Aufsicht und Hilfestellung während der Randöffnungszeiten der Bibliothek. Die eingeschränkten Dienstleistungen bestehen z.B. aus dem Verleih von Moderatorenkoffern, einfacher technischer Unterstützung und einfachen Auskünften. Softwareentwicklung Im Rahmen von Werkaufträgen werden folgende Softwareprodukte erstellt oder Freeware angepasst:  Online-Reservierungstool für Gruppenarbeitsräume, Moderatorenkoffer und Smartboards  Chatfunktion für Bibliothekskatalog oder –homepage  Bibliotheks-App mit allen Funktionen, die z.B. Janina von zu Hause aus erledigen will (Katalogrecherche, Vorbestellung, Kontoeinsicht, Download von E-Books und abonnierten Schriften, Kontaktaufnahme zu Mitarbeiterinnen, Chat)

- 32 -

Bestandspräsentation Regelmäßig im Semester wird von Studierenden der einzelnen Departments eine Auswahl von Neuerwerbungen, guten Abschlussarbeiten und weiteren attraktiven Medien zusammengestellt, die auf den Homepages der Departments, auf der Bibliothekswebsite und in Form einer Bücherpyramide präsentiert werden. Die präsentierten Medien verlinken in den Bibliothekskatalog, so dass Standort und Ausleihstatus sofort ermittelt werden können. Außerdem pflegen die Tutoren einen Blog, der auf für die Studierenden relevante Artikel/Websites verlinkt (z.B. Homepages von Absolventen, Jobbörsen, Bilddatenbanken, Homepages renommierter ähnlicher Studiengänge). Der Blog wird in die Homepage des Departments Design eingebunden. Betreiben der Galeriefunktion Sehen und gesehen werden ist ein zentrales Anliegen der Design-Studierenden. In einem Rhythmus von 3-6 Monaten organisieren und arrangieren Tutoren aus dem Department Design die Wandgestaltung mit Ausstellungsobjekten (z.B. Semesterarbeiten) aus ihrem Department. Digitale Werke werden über eine ca. zwei Meter hohe und ein Meter breite Screensäule visualisiert. Sollte während der Bibliotheksausstellung Kaufinteresse an den Ausstellungsstücken entstehen, sind diese Tutoren auch für die Organisation des Verkaufs oder die Weitergabe von Kontakten zuständig. Ergänzend zu der wechselnden Wandgestaltung wird eine Wandfläche in der Bibliothek für den ‚Künstler des Semesters‘ freigehalten. Hierfür schlagen die Studierenden des Departments Design einmal pro Semester herausragende Künstler vor – seien es externe Künstler oder Kommilitonen. Die Ausstellung wird auf der Homepage des Departments und der Bibliothek ausgeschrieben und bekannt gemacht. Zusätzlich werden Hintergrundinformationen zu dem betreffenden Künstler online und in Printform bereitgestellt. Dazu werden inhaltlich passende Medien ausgewählt und in Ausstellungsnähe zur Verfügung gestellt. Bilderschließung Tutoren aus dem Department Information führen die Erschließung von Bildbänden für die Motivsuche nach Vorgabe des Konzepts aus der Abschlussarbeit oder dem Projekt weiter (siehe unten: Dienstleistungen durch Projekte und Abschlussarbeiten am Department Information). Vermittlung von Informationskompetenz Geschulte Tutoren aus dem Department Information führen als Teaching Librarians in Absprache mit den Lehrenden der jeweiligen Departments und nach Vorgabe des Konzepts aus dem unten erwähnten studentischen Projekt Coachings in Informationskompetenz durch. Die Schulungen finden in der Finkenaubibliothek statt. Dienstleistungen durch Projekte und Abschlussarbeiten am Department Information

Bestandspräsentation Finkenau und Armgartstraße Das Projekt erarbeitet ein Präsentationskonzept, das dem Informationsverhalten von Mats und Janina entgegenkommt. Der Bestand wird so aufgebaut, dass dem Bedürfnis der Studierenden nach visuellen Eindrücken, nach Ästhetik und der Möglichkeit zu stöbern Rechnung getragen wird. Usability-Studie zur Homepage des Departments Design und Redesign der Informationsarchitektur Der derzeitige Internetauftritt des Departments Design wird von Studierenden wie Janina als unübersichtlich und optisch nicht ansprechend empfunden. Da sie für Mats keinen sofort - 33 -

ersichtlichen Mehrwert hat, besucht er sie nicht. Das Department Information besitzt seit 20 Jahren Expertise im Bereich Web-Usability; diese Erfahrungen nutzend wird ein interdisziplinäres Projekt zusammen mit dem Studiengang Kommunikationsdesign durchgeführt. Ergebnis dieses Projekts ist der Prototyp einer Homepage, die den Bedürfnissen der Studierenden gerecht wird. Optimierung der Informationsarchitektur zur Präsentation ausgewählter Abschlussarbeiten Janina interessiert sich für die Leistungsstandards anderer Studierender, und da Mats noch nicht weiß, wie eine Abschlussarbeit aussehen kann, möchte er gute Beispiele sehen. Beide haben die Existenz von OPUS bisher nicht wahrgenommen, weil sie nicht erkennen können, was der „Dokumentenserver (OPUS)“ mit ihnen zu tun hat. Damit sie OPUS nutzen, wird ein direkter Zugriff auf möglichst viele Volltexte benötigt und eine Browsingstruktur, die ihre Interessensgebiete widerspiegelt. Konzept für ein Modul ‚Informationskompetenz‘ für Designstudierende Der Bedarf für ein Modul ‚Informationskompetenz‘ wurde erkannt, da viele Abschlussarbeiten am Department Design Plagiate (in Form nicht angegebener Text- und Bildquellen) enthalten und die Angabe von Quellen häufig in nicht ausreichend verifizierbarer Form geschieht. Das Department Information bietet seit vielen Jahren den Schwerpunkt ‚Teaching Library‘ an. Am Department Information ausgebildete Teaching Librarians können deshalb als Tutoren für Studierende der anderen Departments tätig werden. Sie vermitteln in Absprache mit Lehrenden am Department Design (möglicherweise auch am Department MT) die Informationskompetenz, die den departmenteigenen Informationskulturen Rechnung trägt. Darüber hinaus gibt es Workshops, die z.B. Janina interessieren könnten. Für diese Kurse engagiert die Bibliothek (externe?) Dozenten. Die Referenten werden aus Mitteln der Fakultät finanziert. Dieses kostenlose Angebot kann Themen wie vergleichende Blogging-, Videoschnitt-, Tonschnittoder Bildbearbeitungssoftware enthalten. Die gut ausgestatte Bibliothek in der Finkenau ist ein idealer Veranstaltungsort, da in ihrem IT-Raum ein neues und umfassendes Equipment zur Verfügung steht. Ein beispielhaftes Angebot stellt die TIDE Akademie, allerdings nicht kostenlos, zur Verfügung. Konzept zur Erschließung von Bildbänden für die Motivsuche Sowohl Mats als auch Janina würden es schätzen, wenn ihre Suche nach Bildmotiven weniger zeitaufwändig wäre. Deshalb ist eine Bildmotivsuche direkt im Bibliothekskatalog (gegebenenfalls mit einer separaten Softwarelösung) möglich, ohne dass Bildbände auf Verdacht gewälzt werden müssen. Das Konzept für die Erschließung der Bildbände wird in einer studentischen (Projekt-)Arbeit erstellt und erprobt und von studentischen Mitarbeitern aus dem Department Information kontinuierlich fortgeführt. Evaluation der Auskunftsqualität und Erstellung eines Konzeptes zur Mitarbeiterschulung Die Studierenden des Departments Information evaluieren im Rahmen eines Projekts die Auskunftsqualität der Mitarbeiter der Bibliothek. Daraufhin wird ein Konzept für Mitarbeiterschulungen zur Optimierung oder zur Erhaltung des Status Quo erstellt, welches die Mitarbeiter in ihrem Arbeitsalltag unterstützt.

- 34 -

6. Unsere Quellen zu Projektbeginn Akselbo et al. 2006 Akselbo, Jeppe Lomholt et al.: The hybrid library - from the users' perspective: a report for the DEFF project "The loaners' expectations and demands for the hybrid library".- Århus: Statsbiblioteket, 2006. – 66 S. Unveröff. Studie Asher 2011a Asher, Andrew: Contextualizing the Library - Using Ethnography to Discover and Address User Needs. – o.J.- 68 Folien.- Online: www.erialproject.org/wp-content/uploads/2011/01/Asher_NERCOMP_SIG. pdf. Abruf: 2013-01-20 Asher 2011b Asher, Andrea, Susan Miller: So You Want to Do Anthropology in Your Library? or A Practical Guide to Ethnographic Research.- o.J. - 31 S. - Online: www.erialproject.org/wp-content/uploads/2011/03/ Toolkit-3.22.11.pdf. Abruf: 2013-01-20 Bortz/Döring 2006 Bortz, Jürgen, Nicole Döring: Forschungsmethoden und Evaluation: für Human- und Sozialwissenschaftler. – Heidelberg: Springer, 2006.- Kapitel 5: Qualitative Methoden Foster et al. 2007 Foster, Nancy Fried et al. (Hrsg.): Studying Students: The Undergraduate Research Project at the University of Rochester. Chicago: ACRL, 2007. 90 S. Online: www.ala.org/acrl/sites/ala.org.acrl/files/ content/publications/booksanddigitalresources/digital/Foster-Gibbons_cmpd.pdf. Abruf: 2013-01-20 Delcore 2009 Delcore, Henry D., James Mullooly, Jason Scroggins: The Library Study at Fresno State. - Institute of Public Anthropology California State University, Fresno, CA, 2009. - Online: myweb.cwpost.liu.edu/hchu/NJUST2012/Readings/DelcoreEtAl2009-TheLibraryStudyAtFresnoEthnography.pdf. Abruf: 2013-01-20 Gabridge 2008 Gabridge, Tracy, Millicent Gaskell, Amy Stout: Information Seeking through Students’ Eyes: The MIT Photo Diary Study. In: College & Research Libraries 69 (2008) 6, S. 510-522 Hobbs 2010 Hobbs, Kendall, Diane Klare: User Driven Design: Using Ethnographic Techniques to Plan Student Study Space. In: Technical Services Quarterly 27 (2010), S. 347-363 Khoo 2012 Khoo, Michael, Lily Rozaklis, Catherine Hall: A survey of the use of ethnographic methods in the study of libraries and library users. In: Library & Information Science Research 34 (2012) 82-91 Schoof 2009 Schoof, Kerstin: Kooperatives Lernen als Herausforderung für Universitätsbibliotheken: Veränderungen in der Konzeption und Nutzung von Lernräumen. – Masterarbeit an der Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, 2009

- 35 -

Wir bedanken uns bei den Studierenden des Departments Design für ihre Zeit und Unterstützung.

Abb. 7 Projektteam InfoKult

- 36 -