LEADER. Panorama: S Herausgeber: Deutsche Vernetzungsstelle LEADER+

LEADER 2003 Panorama: S. 30 – 41 Herausgeber: Deutsche Vernetzungsstelle LEADER+ [email protected] www.leaderplus.de Panorama Partner Europaweite Ver...
Author: Nicole Beltz
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LEADER 2003 Panorama: S. 30 – 41

Herausgeber: Deutsche Vernetzungsstelle LEADER+ [email protected] www.leaderplus.de

Panorama

Partner

Europaweite Vermarktung

regio21-network nimmt Partner auf VON

DIETER FRANZ OBERMAIER

Die Absatzchancen für regionale Produkte steigen, wenn auch ausländische Märkte erschlossen werden. Die Produzenten aus ländlichen Regionen können dies allein kaum erreichen. Im regio21-network gehen Regionen diese Aufgabe daher gemeinsam an. Neue Partner sind willkommen!

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ie Palette "marktfähiger" Produkte aus ländlichen Regionen ist groß: Land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse, kunsthandwerkliche und kulinarische Produkte, touristische Angebote sowie manche High-Tech-Idee. Oft bleibt deren Absatz auf die Region beziehungsweise auf das Inland beschränkt. Die regionale Wertschöpfung kann jedoch noch wachsen, wenn es gelingt, diese hochwertigen Erzeugnisse europaweit zu vermarkten. Doch wie kann das kleinen und mittelständischen Unternehmen aus ländlichen Regionen gelingen? Indem sich die Regionen bei der Präsentation und Vermarktung ihrer Produkte gegenseitig unterstützen! Zu diesem Schluss kamen im Februar 2000 einige Akteure aus ländlichen Regionen, die sich am Rande einer Konferenz zur Regionalentwicklung in Salzwedel berieten. Sie vereinbarten, neue Vermarktungsformen miteinander zu

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erproben und für ihre Qualitätsprodukte europäische Absatzmärkte zu suchen.

Erfolge bestätigen Nach zehn Monaten war der erste große Schritt getan: In Kooperation mit der Universität Lappland organisierte der Verein regio21 e.V. in den drei altmärkischen Städten Gardelegen, Stendal und Salzwedel finnischdeutsche Weihnachtsmärkte. Der Verein – mit Sitz in Salzwedel – ist eine private Initiative für Regionalmanagement im ländlichen Raum. Das besondere an diesen Märkten? Es wurden nicht nur Weihnachtsmarktprodukte vermarktet, sondern zugleich die Region Finnisch-Lappland präsentiert. Ein umfangreiches Programm informierte über Land und Leute, bot kulinarische Spezialitäten

und stellte touristische Angebote, Unternehmen und Projekte vor. Höhepunkte waren der Besuch des original lappländischen Weihnachtsmannes "Joulupukki", das lappländische Puppenspiel "Chrismas Twinkle" und der Multimediavortrag "Aurora Borealis". Parallel zum Marktgeschehen fanden in allen drei Städten finnischdeutsche Wirtschaftsgespräche und Workshops statt. Einzelhändler und Gewerbetreibende diskutierten hier unter anderem Fragen der gemeinsamen Vermarktung. Da die Besucherzahlen der drei Märkte überzeugten, gründete sich im Februar 2001 das multinationale regio21-network. Partner sind die Universität Lappland, der regio21 e.V., das Waldviertel Management aus Österreich und der Kozjanski Park aus Slowenien. Sie wollen, ● weitere sogenannte regio21Märkte durchführen und diese weiter entwickeln, ● Markthändler, Produkte und Kulturbeiträge gegenseitig austauschen, ● weiterhin Workshops im Rahmen der regio21-Märkte organisieren, um Erfahrungen auf dem Gebiet des Regional- und Produktmarketings auszutauschen und die beteiligten Akteure zu qualifizieren, ● regio21-Läden aufbauen sowie ● internetgestützte Vermarktungsplattformen entwickeln.

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Partner Etabliertes und Neues Der Schwerpunkt ihrer Aktivitäten liegt bislang auf den regio21-Märkten mit begleitenden Workshops. Die Märkte sind multinationale Events der europäischen Vielfalt. Beteiligte Regionen können hier ihre Produkte in Marktbuden anbieten, auf einer Bühne, in nahegelegenen Ausstellungsräumen oder speziell vorbereiteten Workshops vorstellen. Seit seiner Gründung organisierte das Netzwerk fünf weitere regio21Märkte, neben Salzwedel auch in Podsreda (Slowenien) und Rovaniemi (Finnland). Sie gliederten sich in bereits bekannte Märkte ein – zum Vorteil aller Beteiligten: Für die etablierten Märkte stellte das multinationale Angebot eine besondere Attraktion dar, was sich in gestiegenen Besucherzahlen spiegelte. Den Netzwerkpartnern wiederum garantierten die großen Märkte ausreichende Besucherzahlen. Über 300 Unternehmer, Künstler und regionale Akteure aus den beteiligten Regionen nahmen bisher teil und sammelten wichtige Erfahrungen mit der Vermarktung ihrer Produkte auf europäischen Märkten.

Lappländische Spezialitäten auf dem Weihnachtsmarkt in Stendal

Eine davon war: Nur qualitativ hochwertige Produkte, die eine Spezialität der Erzeugerregion darstellen, eignen sich für die europaweite Vermarktung. Denn die Marktbesucher fragen besondere Produkte nach, die in ihren Regionen ansonsten nicht angeboten werden, beispielsweise Produkte aus Rentierfell oder exklusive Holzschnitzereien. Dies ist auch vor dem Hintergrund der langen Transportwege zu

sehen, die im angemessenen Verhältnis zum Mehrwert für die regionalen Wirtschaftskreisläufe stehen sollen. Die Organisation übernehmen die Netzwerkpartner vor Ort: Sie besorgen auf Bestellung Marktbuden, Konferenzräume oder Multimediatechnik. Für die Finanzierung der benötigten Ausstattung kommen die Partner selbst auf. In diesem Jahr können erstmals auch Unternehmen und regionale Akteure aus anderen ländlichen Regionen mit auf Europa-Tour gehen. Bewerbungsunterlagen vergibt die Geschäftsstelle Baden-Württemberg des regio21-network. Nähere Informationen: Dieter Franz Obermaier regio21-network Geschäftsstelle Baden-Württemberg Maulbronner Straße 26 75447 Sternenfels Tel.: (07 04 59) 70 12 80 od. 0171 832 60 60 Fax: (07 04 59) 70 12 85 E-Mail: [email protected] Web: www.regio21.net

regio21-Märkte in 2003: 13. – 15. Juni: Jutajaiset-Festival in Rovaniemi (Finnland) ● 10. – 12. Oktober: KozjanskiApfelfest in Podsreda (Slowenien) ● 6. – 14. Dezember: Salzwedeler Weihnachtsmarkt (Deutschland)

Fotos: regio 21 e.V.



Slowenische Erzeugnisse laden ein! - Linke Seite, rechts: regio21-Markt in Kozjanski L E A D E R forum 1.2003

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Panorama

Partner

Schulung für Regionalinitiativen VON

CHRISTOF THOSS

Im Dezember 2002 startete das Projekt "Nähe schafft Vertrauen". Mit Hilfe eines breiten Seminarangebotes wollen der Bundesverband der Verbraucherzentralen und der Deutsche Verband für Landschaftspflege Regionalinitiativen unterstützen.

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egionalinitiativen erlernen in den Seminaren, wie sie ihre Vermarktung professionalisieren, wirtschaftlich erfolgreich arbeiten und nachhaltig wirken. Auch gilt es, die Kommunikation und Vernetzung untereinander zu verbessern. Angesprochen sind Initiativen, die grundlegende Probleme schon bewältigt haben. Über zwei Jahre hinweg stehen ihnen zu diesen Themen je drei Termine zur Auswahl:

1. Kommunikation mit Verbrauchern/ Presse- und Öffentlichkeitsarbeit 2. Organisation und Kommunikation 3. Qualitätsmanagement und (Weiter)-Entwicklung von Leitbildern und Visionen 4. Strategien zur Gewinnung von unterstützenden Partnern, Mittelbeschaffung, Rechtsform Die ersten „Praxisseminare zur Optimierung der Organisation in Regionalinitiativen" finden am 23. bis 24. April

in Steingaden (Bayern) sowie vom 7. bis 8. Mai in Altenkirchen (Rheinland-Pfalz) statt. Nähere Informationen: Liselotte Unseld und Christof Thoss Deutscher Verband für Landschaftspflege e.V. Feuchtwanger Straße 38 91522 Ansbach Tel.: (09 81) 46 53 - 35 45 Fax: (09 81) 46 53 - 35 50 E-Mail: [email protected] Web: www.lpv.de

Spielerisch zu neuen Perspektiven VON

ULRIKE KOPSCH

Bürgerbeteiligung wird bei LEADER+ großgeschrieben. Wie aber erreicht man die Mitwirkung vieler Interessengruppen und deren Konsensfindung? Zum Beispiel mit dem "Dorfspiel" vom Netzwerk Südost e.V., für das noch Ideen gesucht werden.

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Fotos: Netzwerk-Südost e.V.

in Patentrezept hat der Leipziger Fachverein für Gemeinwesenarbeit, Stadtteilmanagement und Regionalentwicklung, das Netzwerk Südost e.V., nicht. Aber mit dem "Leipziger Messespiel" entwickelte er bereits ein wirksames Instrument, um Kommunikationsund Beteiligungsprozesse spielerisch zu erproben. Der bundesweite Erfolg des

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Pilotprojektes regte den Verein an, nun auch ein spezielles Dorfspiel zu entwickeln. Mit bunter Knete lassen die Spieler das Dorf ihrer Ideen und Wünsche entstehen. Dabei geht es nicht um Quantität, sondern um die Qualität des gemeinsamen Lebensraumes: Braucht das Dorf einen Laden oder einen Golfplatz,

ökologische Projekte oder eine neue Dorfplatzgestaltung? Im ständigen Wechsel übernehmen die Spieler die Rolle von Investoren und Dorfbewohnern und nähern sich so spielerisch den komplexen Fragestellungen in Dorf und Region. Erscheinen soll "Das Dorfspiel" im Oktober 2003. In der aktuellen Entwicklungsphase lädt Netzwerk Südost e.V. interessierte LEADER+ Gruppen ein, die Spiel-Inhalte mit zu erarbeiten: Etwa durch die Gestaltung von Ereigniskarten oder die Entwicklung einer individuellen Variante für den eigenen Ort, die eigene Region. Nähere Informationen: Ulrike Kopsch Netzwerk Südost e.V. Stötteritzer Straße 43 04317 Leipzig Tel.: / Fax: (03 41) 9 90 23 09 E-Mail: [email protected] Web: www.netzwerk-suedost.de/mspiel.htm

Panorama

Trends

Regionalmanagement: Kofinanzierung auf neuen Wegen VON

HORST WEPPLER

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ls die LEADER+ Region Schwentine-Holsteinische Schweiz die Kofinanzierung ihrer Projekte sicherstellen wollte, stieß sie auf eine interessante Möglichkeit: Das Regionalmanagement kann über das JobAQTIV-Gesetz vom Arbeitsamt gefördert werden. Seit über einem Jahr ist das JobAQTIV-Gesetz in Kraft. Unter anderem soll es die Förderung von Infrastrukturvorhaben der Gemeinden oder öffentlich-rechtlichen Träger vereinfachen und zwar über die Arbeitsämter im Rahmen der "BSI – Beschäftigung schaffende Infrastrukturförderung”.

Knappe Mittel? BSI Die Förderung soll zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten für Arbeitslose schaffen sowie Infrastruktur- und Arbeitsmarktpolitik miteinander verzahnen. Ziele, denen auch Lokale Aktionsgruppen (LAGs) im Rahmen von LEADER+ zuarbeiten. So sah es auch das Arbeitsamt Plön. Hier erkundete die Kreisverwaltung Ostholstein eine mögliche Bezuschussung ihres geplanten LAGManagements. Der Kreis ist gemäß Landesprogramm für die Beschaffung der Kofinanzierung des Managements zuständig, die andere Hälfte wird durch EU-Mittel finanziert. Doch

wegen knapper Haushaltslage sah sich der Kreis gezwungen, für die Kofinanzierung andere Mittel zu akquirieren. Nach Ansicht des Arbeitsamtes Plön induziert das Management einer LEADER+ Gruppe zahlreiche Projekte, die eine Verbesserung der Infrastruktur zur Folge haben – und entspricht somit den Anforderungen der BSI. Das Arbeitsamt unterstützte daher die Kreisverwaltung in ihrem Anliegen und bewilligte eine Förderung des LAG-Managements über BSI.

Sachkosten fließen ein Die Beantragung von Fördermitteln über das örtliche Arbeitsamt ist relativ einfach. Einige Voraussetzungen sind allerdings zu beachten: Mit der Durchführung der Maßnahme muss ein Wirtschaftsunternehmen beauftragt werden. Stellt das Unternehmen einen Arbeitslosen ein, erhält es den Zuschuss. ● Zu dem neu eingestellten Mitarbeiter müssen zusätzlich mindestens zwei weitere Personen mit dem Regionalmanagement befasst sein, etwa in der Verwaltung. ● Die Förderung kann jeweils nur für ein Jahr bewilligt werden, Folgeanträge sind jedoch möglich. ●

natürlich regional! Wettbewerb 2003 Mit Hilfe des Umweltbundesamtes zeichnen der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) auch in diesem Jahr wieder Regionalinitiativen aus, die in den Bereichen ● Regionalität ● Natur- und Umweltschutz sowie ● Qualitätssicherung beispielhaft sind. Die vier Gewinner erhalten Geldpreise von insgesamt 2.500 Euro, die von der Gregor-Louisoder-Umweltstiftung zur Verfügung gestellt werden. Einsendeschluss ist der 15. Juni 2003. Nähere Informationen: DVL, Feuchtwanger Straße 38, 91522 Ansbach oder bei NABU, Projekt Regionalvermarktung, Herbert-Rabius-Straße 26, 53225 Bonn beziehungsweise unter www.reginet.de oder www.regionalvermarktung.info.

Die Höhe des Zuschusses über BSI beträgt maximal 25 Prozent der gesamten Investitionskosten. Da das Management weit weniger als ein Viertel des Gesamt-Investitionsvolumens einer LAG ausmacht, kann dessen Kofinanzierung in voller Höhe über BSI getragen werden. Besonderheit: Anders als bei den bisherigen Förderinstrumenten des Arbeitsamtes, wie etwa Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM), sind die BSI-Mittel nicht nur für Personalkosten verwendbar, sondern beziehen die gesamte Maßnahme ein. Sachkosten, etwa für Büromaterial, sind somit eingeschlossen. Im Falle der LAG SchwentineHolsteinische Schweiz hat die Stadt Plön die Trägerschaft für das Regionalmanagement übernommen und mit der Durchführung die Entwicklungsgesellschaft Ostholstein mbH beauftragt. Der Zuschuss für das Jahr 2003 beträgt 60.500 Euro. Die Erfahrungen mit der Förderung sind bisher äußerst positiv. Sollte sich die allgemeine Lage auf dem Arbeitsmarkt jedoch weiter verschlechtern, so ist nach Auskunft der Arbeitsverwaltung damit zu rechnen, dass die Fördersummen für einzelne Maßnahmen in den nächsten Jahren gesenkt werden. Nähere Informationen: Horst Weppler Lokale Aktionsgruppe SchwentineHolsteinische Schweiz Kreisverwaltung Ostholstein Lübecker Straße 41 23701 Eutin Tel.: (0 45 21) 78 83 80 Fax: (0 45 21) 78 83 85 E-Mail: [email protected] L E A D E R forum 1.2003

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Trends

Grenzerfahrungen an der Elbe VON

OLIVER FUCHS

Die Kooperation über Verwaltungsgrenzen hinweg ist oft sinnvoll und notwendig. Doch wie funktioniert sie in der Praxis? Im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe erproben sieben Landkreise aus vier Bundesländern ein solches Vorgehen. Nach fünf Jahren zieht die Kommunale Arbeitsgemeinschaft Bilanz.

Beteiligte Landkreise und Bundesländer: Ludwigslust (Mecklenburg-Vorpommern) Prignitz (Brandenburg) ● Stendal, Ohrekreis, Jerichower Land (Sachsen-Anhalt) ● Lüchow-Dannenberg und Lüneburg (Niedersachsen) ● ●

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it Grenzen ist das so eine Sache: Einerseits erleichtern sie die Arbeit. Denn sie definieren Zuständigkeitsbereiche und Aufgabenfelder, trennen Verschiedenes und schaffen Zusammenhalt. Grenzen stellen aber auch Hindernisse dar: Sie entsprechen vielfach nicht den Notwendigkeiten und Bedürfnissen derer, die mit ihnen umgehen müssen. Dies gilt insbesondere für Verwaltungsgrenzen, aber auch für Zuständigkeitsgrenzen zwischen Fachressorts innerhalb von Verwaltungen. Logische Zusammenhänge werden zerschnitten und eine notwendige Zusammenarbeit erschwert. Der funktionsbezogene Abbau von Grenzen ist somit ein wichtiges Ziel jeder Zusammenarbeit. Zu erkennen, welche Grenzen dies betrifft, darüber Einigkeit zu erzielen und schließlich praktikable Lösungen zu finden, ist eine Herausforderung für jeden Kooperationsprozess.

Kooperation über Grenzen Grenzen überwinden will auch die Kommunale Arbeitsgemeinschaft (KAG) im Elbetal. Seit 1996 arbeiten sieben Landkreise aus vier Bundesländern gemeinsam an der wirtschaftlichen Entwicklung des Elbetals. Ihr Anliegen steht im Zusammenhang mit dem Biosphärenreservat (BSR) Flusslandschaft Elbe, das von der UNESCO ein Jahr später ausgewiesen wurde. Das BSR deckt unterschiedlich große Teile der sieben Landkreise ab, reicht jedoch auch über sie hinaus.

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Einerseits erwartete sich die KAG vom Biosphärenreservat Impulse für ein gemeinsames Vorgehen, andererseits will sie den nachhaltigen Entwicklungsprozess im Elbetal unterstützen. Denn dieses Ziel verfolgen BSR und KAG gleichermaßen, auch wenn auf der einen Seite Natur- und Landschaftsschutz und auf der anderen Seite die regionale Wirtschaft im Vordergrund stehen. Die KAG ist eine Kooperation unter schwierigen Bedingungen: Verwaltungsgrenzen, die mit rechtlichen und förderpolitischen Differenzen einhergehen, der Elbestrom als natürliche Barriere und die alte deutsch-deutsche Grenze, die den Menschen sehr unterschiedliche Erfahrungen, Arbeitsweisen und Mentalitäten brachte. Verbindende Elemente sind der Naturraum der Flusslandschaft Elbe und speziell das Biosphärenreservat, das den Kernraum der Kooperation bildet. Die ehemalige Randlage bescherte den Landkreisen wirtschaftliche Defizite und ein geringes Arbeitsplatzangebot. Auf der Haben-Seite stehen ein großes touristisches und landschaftliches Potential sowie eine differenzierte Agrarstruktur.

Strukturen verbinden! In einem Kooperationsvertrag verpflichten sich die sieben Landräte an 'der inhaltlichen Gestaltung des Biosphärenreservats mitzuarbeiten und ihre Interessen sowie die der Kommunen und der in der Region lebenden und arbeitenden Menschen aktiv zu vertreten‘.

Dazu erhalten die Landkreise Fördermittel der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und Unterstützung durch das Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung GmbH an der Universität Hannover (ies). Seit 1998 führen in Stendal zwei hauptamtliche Mitarbeiter und drei ABMKräfte die Geschäfte und koordinieren die Projekte. Grundsätzliche Entscheidungen treffen Kooperationsrat und Koordinierungsstab. Im Kooperationsrat entscheiden die sieben Landräte sowie pro Landkreis zwei Vertreter der Kreistage jährlich über Finanzierungsfragen und Handlungsschwerpunkte. Der Koordinierungsstab setzt sich aus je einem zuständigen Dezernenten der Landkreise zusammen und trifft sich alle acht bis zwölf Wochen. Hier fallen die Entscheidungen für das laufende Geschäft. Die aktuellen Schwerpunkte werden in themenbezogen Fachgruppen bearbeitet. Hier kooperieren, neben Vertretern der Fachämter, Akteure aus Wirtschaft, Verbänden und Institutionen. Sie diskutieren konkrete Fragestellungen und entwickeln Projekte, die dann in projektbezogenen Arbeitsgruppen realisiert werden. Aktuell konzentriert sich die KAG auf die Entwicklung des Tourismus, die Nutzung regenerativer Energien sowie die Produktion und Vermarktung regionaler Produkte.

Scheiden am Geld die Geister?

Fließende Grenzen

Da sich der Kooperationsraum über vier Länder erstreckt, gestaltet sich die Finanzierung schwierig. Zwar besitzen alle Länder Fördermittel, die für entsprechende Prozesse eingesetzt werden können – doch nur im jeweiligen Bundesland. Daher werden für die Arbeit der KAG kaum Landesmittel herangezogen. Ähnlich verhält es sich mit einer Reihe von EU-Förderungen. Sie orientieren sich entweder an den Grenzen der Zielgebiete – und diese sind nicht identisch mit denen des Kooperationsraumes – oder sie werden durch die Bundesländer nach dem Territorialprinzip verteilt. Eine über die Verwaltungsgrenzen hinausgehende Finanzierung bot bislang nur die DBU. Bis einschließlich 2003 ist damit die Grundfinanzierung sichergestellt, mit der die Geschäftsstelle und in begrenztem Umfang auch gemeinsame Projekte finanziert werden. Überdies haben sich die Landkreise im Kooperationsvertrag zu einer jährlichen Zahlung verpflichtet. Weitere Gelder, beispielsweise aus der Lotto-Toto-Stiftung, werden projektspezifisch, also meist auf einen Teilraum beschränkt, eingeworben. Die Finanzierung nach 2003 wird derzeit diskutiert. Angesichts der knappen Kassen scheint die notwendige Erhöhung der Kreisbeiträge schwer realisierbar.

Das räumliche Zusammenspiel zwischen KAG und BSR stellt den Kooperationsprozess vor besondere Herausforderungen: Die Länder tun sich mit der Aufstellung einheitlicher Konzepte für das BSR schwer und richten stattdessen getrennte Verwaltungen ein. So aber bleibt der erhoffte Effekt eines gemeinsamen Dachs 'Biosphärenreservat' aus und die KAG muss die benötigte Integrationskraft allein aus ihrem Prozess schöpfen.

In der Praxis ist daher ein flexibler Umgang mit den Grenzen des Kooperationsraums gefragt. Bieten sich aufgrund funktionaler Zusammenhänge Kooperationsansätze über die bestehenden Grenzen hinweg an, so überschreitet die KAG diese auch.



Die Zuständigkeit der KAG endet an den Landkreisgrenzen, die funktionalen Verflechtungen gehen im Biosphärenreservat jedoch weit darüber hinaus.



Angesichts des einheitlichen Naturraums im Elbetal ist die Formierung einer Tourismusregion 'Flusslandschaft Elbe' eines der Leitprojekte der KAG. Einzelne Landkreise sind jedoch auch in andere Tourismusregionen eingebunden und der Naturraum Elbetal reicht über die Grenzen der KAG hinaus. Hieraus ergeben sich insbesondere für das Marketing Abstimmungs- und Zuständigkeitsfragen.



Panorama

Trends

Gemeinsam für die Zukunft Nicht allein die KAG und die Verwaltungen des BSR verfolgen eine nachhaltige Regionalentwicklung im Elbetal, vergleichbare Zielstellungen haben eine Reihe Regionaler Entwicklungskonzepte, Agrarstrukturelle Entwicklungsplanungen sowie diverse Forschungsprojekte und Initiativen von Umweltverbänden. Für eine gemeinsame Entwicklung des Elbetals müssen hier zukünftig verstärkt Allianzen gesucht und Kooperationen aufgebaut werden. Nur so können Synergien der verschiedenen Prozesse genutzt und Mehrfacharbeiten vermieden werden. Vorstellbar wäre der Aufbau einer gemeinsamen Koordinationsstelle, die die zahlreichen laufenden Prozesse miteinander verbindet und auf eine arbeitsteilige Aufgabenwahrnehmung hinwirkt. Auf diese Weise könnten die allerorten knappen finanziellen Mittel wesentliche effizienter für die nachhaltige Entwicklung des Elbetals eingesetzt werden.

Fotos: Koordinierungsstelle der KAG im Elbetal

Nähere Informationen: Oliver Fuchs Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung GmbH an der Universität Hannover Lister Straße 15 30163 Hannover Tel.: (05 11) 3 99 – 72 88 Fax: (05 11) 3 99 – 72 29 E-Mail: [email protected] Web: www.ies.uni-hannover.de Stephanie Anlauf Koordinierungsstelle der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft im Elbetal Nachtigallplatz 1 39576 Stendal Tel.: (0 39 31) 21 51 – 95 Fax: (0 39 31) 21 51 – 61 E-Mail: [email protected] Web: www.flusslandschaft-elbe.de

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Panorama

Europa

Projektmesse in Irland VON

MARLIS PULS, MARTIN MÜLLER

UND

JÖRG WILKE

Über 230 LEADER+ Akteure aus 15 Ländern trafen sich im November 2002 im irischen Cork, um transnationale Kooperationen vorzubereiten. Das Interesse aus Deutschland war vergleichsweise gering. Doch eine Teilnahme bietet vielfachen Nutzen.

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ie von drei lokalen Entwicklungsagenturen veranstaltete „Ausstellung für transnationale LEADERProjekte" ließ neben konkreten Projektvorstellungen auch viele Informationen über LEADER+ in Irland erwarten. Die Erwartungen wurden erfüllt, das Programm war jedoch mit einer Vielzahl von Vorträgen, Präsentationen und Diskussionen etwas überladen.

Tipps für die Praxis Nach der Information über den Stand der Aktivitäten von LEADER+ in Irland, Frankreich, Finnland und Deutschland präsentierten rund 30 irische Lokale Aktionsgruppen (LAGs) und einige aus anderen Ländern ihre Projekte. Es wurde deutlich, dass LEADER+ im Gastgeberland klar strukturiert ist, von unternehmerisch motivierten Akteuren umgesetzt und mit nationalen Mitteln kofinanziert wird. In Workshops erörterten die Teilnehmer, wie der Bedarf einer Region ermittelt wird, wie ein Arbeitsplan für ein transnationales Projekt zu erarbeiten und was dabei zu berücksichtigen ist. Daraus resultierten hilfreiche Anregungen für die eigene Arbeit. Wie so oft auf Veranstaltungen, waren auch die Pausen gewinnbringend: Andere Teilnehmer konnten gezielt angesprochen und mit ihnen Problemlösungen ausgetauscht oder eine mögliche Zusammenarbeit diskutiert werden.

Herausforderungen annehmen Die Veranstaltung machte deutlich: Andere EU-Länder zeigen ein weitaus größeres Interesse an transnationalen Kooperationen als Deutschland. LAGs berichteten von erfolgreichen Kooperationen, die bereits in LEADER II aufgebaut wurden und in LEADER+ fortgesetzt werden sollen.



Man muss sehr genau wissen, was mit einer Kooperation erreicht werden soll. Je klarer die Ziele und das Projekt definiert sind, umso schneller können die passenden Partner gefunden werden. Eine gewisse Flexibilität sollte jedoch erhalten bleiben. ● Bei einer transnationalen Kooperation gibt es eine Reihe von Hindernissen: Etwa die Sprache mit einer unterschiedlichen Verwendung von Begriffen wie "Company", "Association", "LEADER-money" oder "Co-Financing". Die Partner merken nicht immer, wenn sie von verschiedenen Dinge sprechen. Daher sind Begriffsklärungen hilfreich. ● Ein internationales Projekt erfordert Zeit. Wer nun sagt, "Darum lohnt es sich ja nicht!", läßt sich nicht auf die Entwicklung Europas mit allen Schwierigkeiten ein. LEADER bietet die Chance international zu arbeiten, ohne dabei die Existenz zu riskieren. Sie sollte genutzt werden – die Zeit zum Üben ist fast vorbei! Die Vernetzungsstellen und das Netzwerk der Carrefours bieten dabei Hilfestellung. ●

Von der Projektmesse finden sich zahlreiche Präsentationen, Vorträge und Teilnehmerdaten unter www.eurospeakireland.org/rr3.html als Download. Nähere Informationen: Marlis Puls Carrefour Niedersachsen Weser-Ems MCON Dieter Meyer Consulting Donnerschweerstraße 90 26193 Oldenburg Tel.: (04 41) 80 99 4 – 44 Fax. (04 41) 80 99 4 – 48 E-Mail: [email protected] Web: www.eurooffice.de Jörg Wilke, Martin Müller Wirtschaftsförderung Wesermarsch GmbH Kaje 7 26919 Brake / Utw. Tel.: (0 44 01) 9 96 – 9 09 Fax: (0 44 01) 9 96 – 9 20 E-Mail: [email protected] Web: www.wesermarsch.de

Die Veranstaltung bot eine Fülle von Informationen aus erster Hand sowie persönliche Kontakte. Diese können für spätere transnationale Kooperationen eine wichtige Grundlage sein. Beispiel Region Wesermarsch: Mit dem Projekt "Bird-Trail" entwickelt die Wesermarsch mit europäischen Partnern Aktivitäten zur Vogelbeobachtung, die langfristig gemeinsam vermarktet werden sollen. Mit dem Beitritt der irischen Partner erhofft sich das Netzwerk nun einen besseren Marktzugang. Darüber hinaus hat die Wesermarsch in Cork auch potentielle Partner für die Vermarktung ihrer regionalen Produkte gefunden. Die neuen Partner betreiben bereits ein professionelles Marketing und sind an den Ochsen- und Lammwochen in der Wesermarsch interessiert. Foto: Audiovisiual Library European Commission

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Starthilfe in Frankreich PEDRO BROSEI

SPRACH MIT

DOROTHÉE DUGUET

Frankreich und Deutschland stehen sich nicht nur räumlich nahe. Diese Tatsache nutzten in der letzten LEADER-Periode bereits Gruppen beider Länder für gemeinsame Aktionen. Für den Start neuer Kooperationsprojekte stellt Frankreich seinen Gruppen jetzt Extra-Mittel bereit.

Panorama

Europa

Nach langjähriger Tätigkeit bei der AEIDL in Brüssel wechselte Dorothée Duguet vor einem Jahr zur französischen CNASEA. Die staatliche Behörde für die Neu-ordnung agrarbetrieblicher Strukturen organisiert die landesweite Umsetzung von LEADER+. Sie ist Verwaltungsbehörde und zentrale Bewilligungsstelle für alle französischen Lokalen Aktionsgruppen. Hier sind auch die Aufgaben einer nationalen Vernetzungsstelle angesiedelt, bis eine solche ausgewählt ist. Als Ansprechpartnerin für transnationale Kooperationsprojekte bearbeitet Dorothée Duguet deren Finanzierungsanträge.

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Frau Duguet, welchen Stellenwert misst Frankreich der transnationalen Kooperation in LEADER+ bei?

An Finanzmitteln stehen in Frankreich für die grenzübergreifende und transnationale Zusammenarbeit – also für Titel 2 – EU-Mittel in Höhe von 40 Millionen Euro zur Verfügung. Dies entspricht 15 Prozent unseres gesamten Budgets an EU-Mitteln. Eine französische Besonderheit: Die Lokalen Aktionsgruppen (LAGs), die ein transnationales Kooperationsprojekt planen, erhalten eine finanzi-

elle "Starthilfe", nach dem Vorbild der Technischen Hilfe, die in LEADER II über die Europäische Beobachtungsstelle gewährt wurde. Gegen Rechnungsvorlage werden den LAGs die Kosten für die Organisation der ersten Treffen mit Partnerregionen erstattet. Und zwar in voller Höhe, denn die EU-Mittel werden durch nationale Mittel kofinanziert. Dieses Angebot kann jede französische Gruppe bis zu fünfmal wahrnehmen. Pro Treffen stehen ihr maximal 3.000 Euro bereit.

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Wie werden die LAGs bei der Partnersuche unterstützt?

Die französische Vernetzungsstelle wird im Mai ausgewählt. Bis sie ihre Arbeit im Juni aufnimmt, hilft die CNASEA bei der Partnersuche. Dafür nutzt sie ihre Kontakte zu Vernetzungsstellen und Verwaltungsbehörden anderer Mitgliedstaaten. Sucht eine französische LAG beispielsweise einen Kooperationspartner in Deutschland, wenden wir uns an die Deutsche Vernetzungsstelle (DVS). Auf der anderen Seite reichen wir auf Anfrage Informationen über französische LAGs an die DVS oder auch deutsche LAGs weiter.

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Wie werden die Mittel verwaltet?

In LEADER+ erhalten die französischen LAGs einen Globalzuschuss, das heißt, sie verfügen über ihre Mittel in "Eigenregie". Doch dies gilt nur für innerfranzösische Projekte, also für Titel 1. Die Mittel für Titel 2 werden von der CNASEA zentral verwaltet und von den LAGs projektbezogen

beantragt. In ihrem Antrag stellen die Gruppen Projekt und Partner vor, dokumentieren die Übereinstimmung mit ihrer lokalen Entwicklungsstrategie und beziffern neben den Gesamtkosten auch die förderfähigen Ausgaben. Im Sinne einer Überschaubarkeit ist die Förderung auf zwei Jahre begrenzt, aber eine Verlängerung von zwei weiteren Jahren kann beantragt werden. Französische LEADERGruppen können EU-Mittel von mindestens 10.000 bis maximal 125.000 Euro beantragen, wobei der EU-Förderanteil generell 50 Prozent beträgt. Diese Mittel sollen die ersten zwei "Lebensjahre" einer Aktion abdecken.

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Wie erfolgt die Bewilligung der Gelder?

Nachdem die CNASEA den Antrag einer französischen LEADER-Gruppe geprüft hat, werden die EU-Mittel unverzüglich bewilligt. Vorgabe ist jedoch, dass auch die Partnerregionen binnen sechs Monaten ihren Bewilligungsbescheid vorlegen. Im Einzelfall kann die Frist verlängert werden. Nähere Informationen: Dorothée Duguet CNASEA Service du développement régional 7, rue Ernest Renan F - 92 136 Issy les Moulineaux Cédex Tel.: +33/153 98 99 54 Fax: +33/153 98 99 60 E-mail: [email protected] Web: www.cnasea.fr

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Europa

Kommunale Partnersch VON

ANETTE PFEIFFER

Städtepartnerschaften kennt Europa schon seit mehr als 50 Jahren. Die EU-Kommission bietet finanzielle Unterstützung und will insbesondere kleinere Gemeinden zu einer Partnerschaft ermutigen. Eine solche Initiative kann auch LEADER-Aktivitäten unterstützen.

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ie Wahl von Partnerkommunen erfolgt frei nach geographischen, geschichtlichen, sozioökonomischen oder sprachlichen Gesichtspunkten. Stimmt einer zunächst informellen Beziehung der Gemeinde- oder Stadtrat zu, kann daraus eine offizielle Partnerschaft entstehen. In diesem Fall erklären sich zwei Partnerstädte, -gemeinden oder -kreise bereit, gemeinsam im Sinne einer europäischen Zielsetzung zu wirken. Daran beteiligt sich neben den Gebietskörperschaften auch die Bevölkerung. Entweder direkt, beispielsweise durch die Beherbergung ihrer ausländischen Gäste, oder über die lokalen Vereine und Organisationen. Ein Partnerschaftskomitee vertritt die Gemeinde und sorgt für eine aktive Beteiligung der gesamten Bevölkerung.

Im Wandel Europas Die europäische Entwicklung veränderte auch die Zielsetzungen der

Städtepartnerschaften. Waren direkt nach dem Zweiten Weltkrieg noch Völkerverständigung und Friedenssicherung die dominierenden Werte, so gewann ab Mitte der 50er-Jahre die europäische Integration an Bedeutung; ein reger Jugend- und Kulturaustausch zwischen den Partnerkommunen setzte ein. Ab Anfang der 80er-Jahre erweiterte sich der Austausch auf die fachliche Ebene und bezog neben den Kommunalverwaltungen auch Einrichtungen wie Theater, Museen oder Handwerkskammern ein. Mit dem Fall des "Eisernen Vorhangs" rückten die mittel- und osteuropäischen Länder stärker in den Blickpunkt der Partnerschaftsbewegung, wobei hier die technische und institutionelle Aufbauhilfe im Vordergrund steht. Die 15 Mitgliedstaaten der EU unterhielten 1995 insgesamt 14.165 Städtepartnerschaften, so das Generalsekretariat des Rates der Gemeinden und Regionen Europas in Paris. Zutreffender wäre es jedoch, "von Kommunalpartnerschaften" zu sprechen, denn

beteiligt sind ebenso Gemeinden und Kreise. Das Land mit den meisten Partnerschaften ist Frankreich, dicht gefolgt von Deutschland – auch untereinander führen diese beiden Länder die Partnerschaften an – und mit weitem Abstand Großbritannien und Italien. Bei den mittel- und osteuropäischen Staaten ist Polen aus deutscher Sicht das wichtigste Partnerland, gefolgt von Ungarn, Tschechien und der Russischen Förderation. Im Gegensatz zu anderen Mitgliedstaaten unterhalten deutsche Kommunen seit Mitte der 80er-Jahre auch inländische Städtepartnerschaften, aktuell 1.084 an der Zahl.

Stichtag 17. Juli Seit 1989 bietet die EU-Kommission ein Förderprogramm für kommunale Partnerschaften mit dem Ziel, bestehende Verbindungen zu festigen und neue Partnerschaften anzuregen. Jedes Jahr ruft die Kommission auf, in folgenden zwei Bereichen Vorschläge einzureichen:

Städtepartnerschaften und LEADER Die Städtepartnerschaft der hessischen Gemeinde Louisendorf mit der französischen Stadt Die besteht seit 25 Jahren. Was die beiden Kommunen auch noch verbindet? LEADER und die Geschichte der Hugenotten. Louisendorf liegt nahe der LEADER-Region Burgwald und Die inmitten der LEADER-Region Préalpes Dromises. Viele Vorfahren der heute im Burgwald lebenden Hugenotten stammen aus der Gegend um Die. Das war Anlass für gemeinsame Projekte, bei deren Entwicklung die persönlichen Kontakte aus der Städtepartnerschaft sehr hilfreich waren. Aktuell arbeiten die beiden Partner an der baulichen Sicherung einer hugenottischen Schulscheune, der gemeinsamen Geschichtsdarstellung, dem Austausch von Produkten sowie an Kooperationen im Holzbereich. Die LEADER-Region Mittlere Elbe/Fläming aus Sachsen-Anhalt geht den umgekehrten Weg: Bestehende Kontakte zu europäischen LEADER- und anderen Regionen werden genutzt, um die Kommunen enger zueinander zu führen. Im Jahr 2001 trafen sich Vertreter der Städte Coswig und Roslau, aus Laa an der Thaya (Niederösterreich) sowie Koszalin und Malechowa aus Polen zu einer thematischen Konferenz unter dem Motto "Lernen durch Kennenlernen". Ein Jahr später folgte eine zweite Konferenz, diesmal auch mit tschechischen Partnern aus der Stadt Klatovy. Zwei Tage lang tauschten rund 40 Teilnehmer ihre Erfahrungen zum Thema Regionales Marketing aus.

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Begegnungen zwischen Bürgern Beteiligen können sich Städte und Gemeinden aus den EU-Mitgliedstaaten sowie den Beitrittsländern. Wenn diese bereits Städtepartnerschaften unterhalten oder eine solche aufbauen wollen, können sie für geplante Veranstaltungen zwischen ihren Bürgern einen Förderantrag stellen. Voraussetzung ist, dass mindestens zwei förderfähige Länder beteiligt sind, von denen eines EU-Mitglied ist.

Panorama

Europa

aften in Europa

Finanzhilfe wird für Organisationsund Reisekosten gewährt. Der Mindestbetrag liegt bei 2.000 Euro, der Höchstbetrag bei 20.000 Euro pro Projekt. Konferenzen und Seminare Weiterhin können Konferenzen mit europäischer Themenstellung im Zusammenhang mit Städtepartnerschaften gefördert werden sowie Seminare zur Ausbildung und Information der für Städtepartnerschaften verantwortlichen Personen. Angesprochen sind Gebietskörperschaften sowie Verbände und Zusammenschlüsse von Gemeinden in den EU-Mitgliedstaaten und den Beitrittsländern. Für die thematischen Konferenzen gilt: Es müssen Personen aus mindestens zwei förderfähigen Ländern beteiligt sein, von denen zumindest eines der EU angehört. Bevorzugt werden unter anderem Konferenzen, an denen sich Gemeinden aus den Beitrittsländern beteiligen und die mehrere Partnerstädte und deren jeweiligen Partner einbeziehen. In den Ausbildungsseminaren erwerben die Verantwortlichen die notwendigen Kenntnisse und Kompetenzen für die Städtepartnerschaft. Vorrang haben unter anderem Seminare, die sich mit den Verwaltungsstrukturen und Aufgaben der Gebietskörperschaften beschäftigen oder die grenzübergreifende Zusammenarbeit behandeln.

Hilfe vom Auswärtigen Amt Für den internationalen Jugendaustausch und für kulturelle Maßnahmen stellt auch das Auswärtige Amt finanzielle Fördermittel bereit. Anträge können bis 30. Juni eines jeden Jahres bei der Deutschen Sektion des Rates der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) eingereicht werden. Sollten Austausche bereits vor diesem Termin beginnen, so ist der Antrag bereits nach der Planung einzureichen.

Förderfähig sind folgende Kosten, die innerhalb von zwei Monaten vor und nach der Aktion anfallen: ● Organisationskosten und Referentenhonorare, ● Aufenthaltskosten, ● Transportkosten, ● Miete für Räumlichkeiten, Geräte und technische Hilfsmittel, ● Übersetzungskosten, ● Veröffentlichungen, Dokumentation, Website (maximal zehn Prozent des Gesamtbudgets), ● Verwaltungskosten (maximal sieben Prozent des Gesamtbudgets). Bis zu 50 Prozent dieser Kosten können gefördert werden. Der Mindestbetrag für eine Finanzhilfe beläuft sich auf 2.000 Euro, der Höchstbetrag auf 50.000 Euro pro Projekt.

Noch bis zum 17. Juli 2003 können Vorschläge für Aktionen eingereicht werden, die zwischen dem 1. November und 31. Dezember 2003 beginnen. Nähere Informationen sowie Antragsformulare unter http://europa.eu.int/comm/dgs/ education_culture/towntwin/ index_de.html. Nähere Informationen: Hubert Becker Rat der Gemeinden und Regionen Europas Deutsche Sektion Lindenallee 13-17 50968 Köln Tel.: (02 21) 37 71 – 3 16 Fax: (02 21) 37 71 – 1 50 E-Mail: [email protected] Web: www.rgre.de

Fotos: GAL Sviluppo Lunigiana - Stadt Königsberg

Die Veranstaltungen müssen ein pädagogisches Programm zu einem aktuellen europäischen Thema bieten – zum Beispiel zur Zukunft der EU oder zu Jugend und Bildung – und den Erfahrungsaustausch zwischen den kommunalen Partnern erleichtern helfen. Bevorzugt werden unter anderem Begegnungen ● zur Vorbereitung und zum Abschluss neuer Partnerschaften, ● zwischen Partnerstädten und gemeinden in benachteiligten Gebieten, ● mit Partnergemeinden unter 5.000 Einwohnern und ● Begegnungen, an denen sich Gemeinden aus den Beitrittsländern beteiligen.

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Panorama

Publikationen

Von Unternehmen lernen BUCHBESPRECHUNG

VON

JAN SWOBODA

KLAUS D. TUMUSCHEIT

Überleben im Projekt 10 Projektfallen und wie man sie umschifft

S

chon wieder ein Buch zum Projektmanagement. Wie langweilig. Aber halt! Dieses Buch ist anders. Hier geht es um Problembereiche, Stolpersteine, die einen zu Fall bringen können. Und wie man sie umgehen oder bereits im Vorfeld vermeiden kann. Der Schwerpunkt liegt auf dem Verständnis für vielfältige Projektzusammenhänge und praktikable Steuerungsmethoden. Sozusagen eine "Anleitung zum glücklich sein für Projektmanager". Das Buch ist in drei Abschnitte gegliedert, die sich aus Sicht des Prozesses, mit Blick auf typische Fehler und aus

Sicht der Führung um die vier "Stellschrauben" Ziele, Termine, Kosten und Kapazitäten ranken. Die sonst obligatorischen Projektmanagement-Tools werden hier nicht vorgestellt. Der erste Abschnitt befasst sich mit allen Projektphasen, von Beginn bis zur Realisierung. Welche Fragen muss ich stellen und welche Unterstützung einfordern, um eine realistische Zielvorstellung und Feinplanung leisten zu können? Welche Kommunikationsstrukturen muss ich wie aufbauen? Der Autor schildert immer mehrere Sichten, Rollen und Handlungsoptionen. Die des Projektmanagers, die des Vorgesetzten und die der anderen Projektbeteiligten. Dieser Ansatz zieht sich durch das ganze Buch. Strukturen, die außerhalb des Projektes liegen, diese aber massiv beeinflussen, werden auf diese Weise klar. Passende Vorgehens-

weisen und Vermeidungsstrategien werden genannt. Das Buch ist eher für das Projektmanagement im Consulting- oder Produktentwicklungsbereich geschrieben. Es geht um Zugriff auf Mitarbeiter anderer Abteilungen, die fachlich zuarbeiten oder auch finanziell prüfen, mit klar verteilten Hierarchien. Dies alles mit einem strikten Terminplan im Rücken und harten Konsequenzen, wenn er nicht eingehalten wird. Diese Situation ist in der Regionalentwicklung eher untypisch. Auch kontraproduktives Taktieren verschiedener Parteien ist bei meist freiwillig und im Konsens begonnen Projekten nicht die Regel. Hier bedarf es einer gewissen Übertragungsarbeit des Lesers, der Regionen entwickelt. Der zweite und umfassendste Abschnitt beschäftigt sich mit Alltagshilfen für Projektmanager. Nach der Auftragsklärung mit allen Projektbeteiligten inklusive der Zielgruppe und nach den Ausführungen zur Planungsphase nimmt der Autor Bezug auf die Projektfallen und diskutiert Lösungsmöglichkeiten für unterschiedliche Problemlagen. Mögliche Fallen sind zum Beispiel: Die Optimismus-Falle bei besonders innovativen Projekten, die von den Beteiligten unterschiedlich eingeschätzt werden. Wie komme ich zu einer realistischen Einschätzung, wie gehe ich mit externer Beteiligung um? ● Die Entscheidungs-Arthrose: Der Kampf mit verkrusteten Strukturen, die in Hinblick auf ihre Effizienz und Logik hinterfragt werden müssen. ● Der Tyrannosaurus-Effekt: Mächtige setzen ihre Macht ein, um Projekte zu manipulieren. ● Die Sozialkompetenzfalle, die Manager in Bezug auf ihre Selbstverpflichtung – Welche Rolle habe ich als Manager? –, aber auch im Umgang mit dem Team betrifft. Zu Spielregeln und deren Wirkungen finden sich hierzu viele Beispiele. ● Die Expertenfalle, in die Projektleiter treten, wenn sie als Fachmann alles besser wissen als die Mitarbeiter ihres Teams. ●

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Rund um Naturparke VON ULRICH KÖSTER

Das Bundesamt für Naturschutz und der Verband Deutscher Naturparke haben gemeinsam drei neue Publikationen veröffentlicht:

Es gibt noch einige weitere Fallen. Zum Teil werden diese nur knapp abgehandelt, aber immer werden Handlungsoptionen aufgezeigt. Nicht alle sind von großer Relevanz für das Regionalmanagement. Aber in Ansätzen sind doch die meisten Probleme auch dort vorhanden. Es hilft, die im betrieblichen Kontext Beteiligten durch Akteure auf kommunaler oder regionaler Ebene zu ersetzen und dies auch mit den Projektbeispielen gedanklich so zu halten. Der dritte und kürzeste Teil des Buches befasst sich mit Multiprojekt-Management des Top-Managers und dem Umgang mit den einzelnen Projektmanagern. Hierzu werden verschiedene Kriterien wie Transparenz, Prioritätensetzung, Laufzeit und Aufwand genannt und deren Gewichtung diskutiert.

Panorama

Publikationen

Der Leitfaden "Nachhaltiger Tourismus in Naturparken" stellt 51 Beispiele aus Naturparken vor, die über den Schutz von Natur und Landschaft hinaus auch Kultur und regionale Identität, Information und Bildung, Management und Marketing sowie Unterstützung regionaler Wirtschaftskreisläufe berücksichtigen. Sie zeigen, wie Tourismus ökologischer und ökonomischer sowie sozialverträglicher entwickelt werden kann. In dem Leitfaden "Naturparkplanung" werden methodische Anforderungen formuliert, die für die Qualität eines Naturparkplans und des gesamten Planungsprozesses von Bedeutung sind. Naturparkplanung wird hier als Prozess verstanden, der die verschiedenen Interessengruppen und Akteure einbezieht und diese dauerhaft für die Naturparkarbeit gewinnen will. In dem Forschungsbericht "Naturparkplanung in der Region" zeigen Umfrageergebnisse bei Naturparken, Kommunen und Landesbehörden, dass Naturparke eine große Akzeptanz bei den Kommunen und ein hohes Potential für eine umwelt- und naturverträgliche nachhaltige Regionalentwicklung besitzen. Die Studie analysiert die Ergebnisse und leitet daraus Handlungsempfehlungen ab. Bezug: Die Publikationen sind gegen eine Versandkostenpauschale von 4 Euro zu beziehen beim Verband Deutscher Naturparke, Niederhaverbeck 7, 29646 Bispingen, Tel.: (0 51 98) 98 70 33, E-Mail: [email protected].

Jedes Kapitel wird abschließend kurz zusammengefasst, die Gefahrenpunkte und die Möglichkeiten zur Abhilfe nochmals kurz aufgelistet. Das Buch ist im lockeren Stil, leicht lesbar und immer gut verständlich geschrieben. Der Fokus liegt auf klar abgegrenzten Projekten im Unternehmensbereich. Der interessierte Regionalmanager sollte also erst prüfen, ob er den Transfer von betrieblicher Problematik und Projektbeispielen auf die eigenen Ansätze der Regionalentwicklung leisten will. Er wird dafür mit einer interessanten Lektüre und vielen hilfreichen Tipps für die Praxis belohnt! Zürich 1998, Orell Füssli Verlag, 200 Seiten, 29,50 Euro plus Versandkosten, ISBN 3-280-02620-2 Bezug: Brockhaus Kommissionsgeschäft GmbH Angela Hildebrandt Postfach 12 20 70806 Kornwestheim Tel.: (0 71 54) 13 27-74 Fax: (0 71 54) 13 27-13 E-Mail: [email protected] Web: ww.ofv.ch L E A D E R forum 1.2003

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