Unterrichtsentwurf Deutsch: „Berufsbild Ärztin/Arzt – Götter in Weiß?“ Studienseminar Duisburg II Fach: Deutsch Klasse/Kurs: 9E Raum: 285

Aktuelles Kursthema:

Berufswelt, Berufsbilder

Thema der Unterrichtsreihe:

(Sach-) Texte für, über und um den Beruf

Thema der Unterrichtsstunde:

Texte zum Berufsbild Ärztin/Arzt – „...Götter in Weiß“ ?

Kernanliegen der Unterrichtsstunde: Schülerinnen und Schüler erkennen grundsätzliche Unterschiede in Inhalt/Form und Absicht zwischen fiktionalen (Trivial-) Texten und Sachtexten, nehmen eine Einordnung der Textsorte vor und können aufgrund der Stundenergebnisse kritisch vermittelte Berufsklischees zum Berufsalltag des Arztes reflektieren. Feinziele:

Schülerinnen und Schüler erkennen den fiktionalen, literarischen Charakter des Auszugs aus dem Arztroman, sie benennen Merkmale dieses Textes und charakterisieren Klischees in Abgrenzung zum Sachtext. Bezogen auf den Sachtext (Zeitungsbericht) untersuchen sie Merkmale sowie inhaltliche Strukturen und kontrastieren neben dem Inhalt auch die Wirkungsabsichten/Intentionen der Texte. Von den Texten und ihrer Untersuchung ausgehend erkennen die Schülerinnen und Schüler im weiteren Schritt die unterschiedliche „Verwertbarkeit/Nichtverwertbarkeit“ der beiden Texte für ein realistisches Berufsbild (z.B. für die eigene Berufsentscheidung). Im Rahmen des weiterführenden Schreibauftrages (Hausaufgabe) reaktivieren sie ihr Wissen und nehmen, unterstützt durch die Unterrichtsergebnisse, eine produktionsorientierte Textüberarbeitung des Romanauszugs vor.

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Lernvoraussetzungen Zuvor ging es in einer Doppelstunde um die Einführung in die Thematik „Beruf/Arbeitswelt“, auch wurden Kriterien für einen Sachtext in Abgrenzung zu einem Gedicht erarbeitet. Die Sachtexte wurden für das Erste grob in „informative“ oder „persuasive“ Sachtexte untergliedert und dies in Form einer Übung noch einmal an von den Schülerinnen und Schüler gewählten Textsorten wie „Einkaufszettel“ etc. exemplarisch diskutiert. Didaktisch-methodische Überlegungen Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 eines Gymnasiums sind bereits in eine frühe Art der Berufswahlentscheidung eingebunden. Zwar liegt bis zum möglichen Endziel Abitur noch eine Menge Zeit, aber bereits jetzt machen sich z.T. reflektierte, aber auch oft klischeegeleitete Berufsbilder im Sinne von „Wunschberufen“ (oder besser: „Traumberufen“) bemerkbar 1 . Egal ob durch ältere Geschwister, Berufe der Eltern oder durch Medien – das Interesse erstaunlich viele Schülerinnen und Schüler konzentriert sich auf wenige „Traumberufe“. Der des Arztes/der Ärztin, egal ob Human- oder Tiermedizinbereich, ist dabei nicht selten. Erstmals relevant wird diese Berufswahlentscheidung bereits bei den anstehenden Praktika am Ende der 9. Klasse. Daher ist eine Auseinandersetzung mit Berufen bzw. Sprache/Texten im Umkreis von Berufen sinnvoll und auch von den Richtlinien vorgegeben 2 . Um die aus dem Hauscurriculum stammenden Vorgaben „Sachtextbearbeitung“ und „Berufsvorbereitung“ zu kombinieren, habe ich das Thema der Stunde auf „Beruf Arzt/Ärztin: Götter in Weiß?“ konkretisiert. Auf der einen Seite steht mit den zu Tausenden gedruckten TrivialLiteratur-Reihen wie der verwendeten Arzt-Reihe „Chefarzt Dr. Andreas“ eine typisch reduzierte und geschönte Darstellung einer Alltagsszene zur Verfügung. Auf der anderen Seite ist mit dem Text aus der Süddeutschen Zeitung die harte Realität des Arztberufs dargestellt. Diese ist auch in jüngster Zeit verstärkt im öffentlichen Bewusstsein (Aktualitätsbezug). Dass es sich beim ausgewählten Fiktionaltext um Trivial-Literatur (manche sagen auch „Trash-Literatur“) handelt, möchte ich in der Stunde nicht unbedingt sofort in den Vordergrund stellen, da es nicht einem objektiven Herangehen der Texte dient, sondern direkt den Trivialtext (ab-)wertet. Daher sind die Texte auch ohne weitere Angaben zur Herkunft und Titel abgedruckt3 . Ich erwarte nach dem Lesen und Überarbeiten der beiden Texte einen für die Schülerinnen und Schüler merkbaren Widerspruch, den ich im Sinne eines problemgeleiteten Ansatzes mit den Schülerinnen und Schüler auf dem Weg einer Textanalyse klären möchte. Dabei hilft ein vorgegebenes Schema, das die Arbeit der Schülerinnen und Schüler auf den Vergleich von Aufmachung/Form/Sprache dem Inhalt und der vermutlichen Intention gliedert, um die intuitiv möglicherweise schon vorhandenen Einschätzungen zu verifizieren oder zu revidieren. 1

Zudem nähert sich mit der Klasse 10 bereits der erste, berufsrelevante Abschluss und die mögliche Bewerbung um einen Ausbildungsplatz. vgl. Richtlinien und Lehrpläne Deutsch Gymnasien und Gesamtschulen Sek. I, Düsseldorf 1993; S. 82 3 Der Untertitel des Arzt-Romans „Die Stunde der Wahrheit – Warum Dr. Anders von Eifersucht geplagt wurde“ würde das Rezeptionsverhalten klar beeinflussen. 2

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Die Einordnung als Nichtfiktionaler/Fiktionaler Text dürfte durch dieses Durcharbeiten entlang der drei Vorgaben „Form/Inhalt/Intention“ nicht schwer fallen. Ebenso wird wahrscheinlich schnell klar sein, dass der Arztroman als (Trivial-) Fiktion kaum einen Informationsgehalt hat. Verläuft die Untersuchung und Diskussion sehr gut, so kann auch differenziert über die Aussagekräftigkeit der (von Ärzte-Lobby-Vertretern geäußerten) Horrorszenarien im nichtfiktionalen Text diskutiert werden. Ist – so wäre die Frage – der Zeitungsartikel als Sachtext rein informativ oder kommen grade in den Zitaten auch persuasive Elemente vor? Bei der Konzeption dieser Einheit und Textwahl habe ich mich in gewisser Weise an den Vorgaben für die Zentralen Abschlussprüfungen (ZAPS 10) orientiert, indem im Sachtext auch statistisches Material/Zahlen eingebunden werden, eine Tabelle fehlt hier allerdings aus Zeitgründen. Möglicherweise wird auch die folgende Klassenarbeit aus der Kombination aus Sachtext und Analyse oder Schreibauftrag bestehen, - diese Stunde dient sozusagen als eine erste Übung. Der weiterführende Schreibauftrag der Hausaufgabe, (den Ausschnitt aus dem Arztroman so zu verändern, dass er in Einklang mit der im Sachtext geschilderten „Wirklichkeit“ steht) ist in erster Linie dazu gedacht, die Analyseergebnisse kreativ (und möglicherweise auch auf eine satirische Art) umzusetzen. Dabei müssen die Schülerinnen und Schüler die an der Tafel gesicherten Ergebnisse reaktivieren und den nichtliterarischen Zeitungstext (u.a.a. die „trockene Statistik“) gezielt in eine literarisierende, vielleicht sogar poetisierende Form bringen. Diese Operation wiederholt zum einen den Vergleich der Texte (wegen des „Übertrags“) und schult auf produktive Weise den Blick für die textsortenspezifischen Besonderheiten. Beispielsweise könnten die Schülerinnen und Schüler die im Roman geschilderte Beziehung zwischen der Protagonistin und der sterbenskranken Patientin zu jenem Horror-Szenario umkehren, das in der Überschrift des Sachtextes genannt wird. Insofern sind genügend fruchtbare Anknüpfungspunkte vorhanden, selbst wenn aus didaktischen Gründen auf die Beibehaltung des Handlungsortes/der Personen gepocht wird. Dadurch kann später ein besserer Vergleich mit der Originalversion des Romans und eine bessere Vergleichbarkeit der Schülerergebnisse untereinander gewährleistet werden. Ich erwarte zudem eine erhöhte Motivation, eine kreative und vielleicht auch subversive Textumarbeitung zu leisten, als z.B. bei einer theoretischen, weiterführenden Analyse eines ähnlichen Textes.

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Verlaufsplan der Unterrichtsstunde Deutsch 25. August 2006 Zeit 11.4011.45 ca. 5 Min

Phase Informierender Einstiegsphase

Unterrichtsschritte Vorstellung des Stundenablaufs

Methode/Medien Lehrervortrag

Anmerkungen

Hinweis

Unklare Stellen sollen mit „?“ markiert werden Texte werden im Plenum gelesen

Schülervortrag

Im Anschluss können Fragen geklärt werden.

Schülerinnen und Schüler erstellen nach dem Schema „Form/Sprache“, „Inhalt: Wie wird der Alltag eines Mediziners geschildert“ und „Vermutete Textfunktion/ Intention/Autorabsicht“ eine Tabelle Die Ergebnisse werden an der Tafel gesammelt. ÎDetails siehe TafelbildEntwurf

Partnerarbeit

Die Inhaltsangabe soll sich problemorientiert an dem „Berufsbild“ abarbeiten, da dies für eine spätere Diskussion fruchtbar ist.

UG (lehrermoderiert); Tafelbild

Im Unterrichtsgespräch wird die Frage nach der Textsorte geklärt (Fiktional/Nichtfiktional). Weiterhin wird eine Diskussion über die Verlässlichkeit der beiden Texte geführt. „Schreibe die Szene des Arztromans so um, dass er den im Zeitungsartikel angesprochenen Zuständen entspricht. Behalte aber die Figuren/Personen und die grundsätzliche Situation bei!“ Tipp: Schreibt ggf. erst die Infos aus dem Sachtext heraus.

Diskussion (lehrermoderiert)

Die Schülerinnen und Schüler sind aufgefordert, die Ergebnisse an der Tafel zu ihren Partnerarbeitsergebnissen zu ergänzen. Der Begriff „Trivialliteratur“ kann optional eingebracht werden, steht aber nicht so sehr im Mittelpunkt. Bereits in der Sicherungsphase oder hier kann auch der Titel/ die Herkunft der Texte aufgeklärt. Optional kann bei noch vorhandener Restzeit die Hausaufgabe insofern vorbereitet werden, dass einige Ideen und Handlungsanweisungen für die Textumänderung von den Schülerinnen und Schüler bereits genannt werden.

11.4511.55 10 Min 11.5512.10 10 Min

Lesephase

12.1012.20 10 Min

Sicherungsphase

12.2012.25

Diskussionsphase

Restzeit

Hausaufgabe

Erarbeitungsphase

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Tafelbild (Entwurf möglicher Schülerleistungen)

Textsorte

Sprache

Text A [Chefarzt Dr. Anders – Warum Dr. Anders von Eifersucht geplagt wurde] Fiktion (ggf. Eingrenzung auf Typ Arztroman)

Sachtext, ggf. genauer „Mischung informativer/persuasiver Elemente“Îpersuasive überwiegen

-insgesamt blumige /poetische Sprache („Lebensuhr -viele Zitate; Sprache eher neutral im Infotext und in war abgelaufen“) (viele positiv besetzte den Zitaten drastisch ggf. auch dramatisierend Ausdrücke Z. 2) „para-legal“ / „Arztroboter“ -größtenteils ruhige Stimmung (ggf. als -Nutzung von statistischen Zahlen (Z. 13ff). „langweilig“ empfunden?) -ein einzelner Fachsprachenbegriff eingestreutÎFunktion: soll realistisch wirken.

Inhalt/ -Ärztin ist sehr liebevoll „Welches -trotz Stress kümmert sie sich lieber um die Berufsbil Patientin als um den Chef (Z.21ff), also mögliche d Arzt?“ „realistischere Komponente?“Îgutes Verhältnis Patienten

Funktion des Textes/ Intention

Text B [Artikel – Süddeutsche Zeitung online]

-Unterhaltung

-Ärzte sind überfordert, chronisch unterbezahlt -Ärzte sind nicht mehr in der Lage, sich um den Patienten zu kümmern, Arzt Risikofaktor für den Patienten ÎVerhältnis „Feind Patient“ (vgl. Überschrift) -Ärzte werden sogar zu „kriminellen Akten“ wie Dokumentenfälschung gezwungen. -Hinweis auf untragbare Zustände daneben auch Information

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