Kreatives Arbeiten mit dem Computer am Beispiel der digitalen Fotografie im Unterricht aus Bildnerischer Erziehung

Kreatives Arbeiten mit dem Computer Kreatives Arbeiten mit dem Computer am Beispiel der digitalen Fotografie im Unterricht aus Bildnerischer Erziehun...
Author: Thomas Geisler
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Kreatives Arbeiten mit dem Computer

Kreatives Arbeiten mit dem Computer am Beispiel der digitalen Fotografie im Unterricht aus Bildnerischer Erziehung Ausgehend von der lehrplangemäßen Struktur des Unterrichtsgegenstandes Bildnerische Erziehung stellt die Mediengestaltung einen wesentlichen Bestandteil der Unterrichtsinhalte in diesem Gegenstand dar. Die digitale Fotografie ist ein Teil der Lehrplaninhalte betreffend visuelle Medien, visuelle Kommunikation und Gestaltung. Ebenso hat die digitale Technologie in der Fotografie einen großen Bereich der analogen, an Film und Chemikalien gebundenen Fototechniken verdrängt.

Arbeiten mit der digitalen Kamera im Unterricht Um mit der digitalen Kamera zufrieden stellende Bilder herzustellen sollen die Schülerinnen und Schüler auf die grundlegenden Elemente der fotografischen Bildgestaltung aufmerksam gemacht werden. Der große Vorteil des digitalen Kamerasystems liegt vor allem darin, dass sich die gemachten Fotos sofort auf dem Display der Kamera betrachten lassen und eine erste Beurteilung des Bildes möglich ist. Außerdem lassen sich alle Bilder sofort wieder aus dem Speicher löschen, wenn sie nicht den Anforderungen entsprechen.

Grundlagen der Bildgestaltung betreffend digitale Fotografie im Gegenstand Bildnerische Erziehung Nicht nur die Technk der Kamera, sondern der Blick des Fotografen durch den Sucher oder auf den LCD-Schirm ist die Basis für alle guten Bilder. Der Blick durch den Sucher oder auf den LCDSchirm der Digitalkamera soll das Motiv durchsuchen um alles, was nicht benötigt wird, wegzulassen. Dazu ist auch der Standortwechsel des Fotografen notwendig. Ein oder mehrere Schritte auf die Seite ergeben meist interessantere Bildkompositionen. Vordergrund Der Vordergrund in einem Bild erzeugt Tiefe. Fehlender Vordergrund führt besondes bei Landschaftsaufnahmen zu einem flachen Eindruck. Auch bei Verwendung längerer Brennweiten (Teleobjektiven) ist auf einen möglichen

Vordergrund zu achten, da das Teleobjektiv von sich aus schon die Entfernungen „schrumpfen“ lässt. Obwohl die Abbildunggesetze für alle Objektive gleich sind, so erscheinen Aufnahmen mit dem Weitwinkelobjektiv immer plastischer als Aufnahmen mit Teleobjektiven. Der Unterschied zwischen Weitwinkel und Teleobjektiv liegt in der Brennweite des Objektivs. Mittelgrund Der Mttelgrund des Bildes enthält meist das Hauptmotiv. Es soll nach den Gesetzen des Goldenen Schnitts platziert werden und bildet den „Blickfang“ - den „Mittel-Punkt“ des Bildes. Hintergrund Der Hintergrund einer Fotografie bildet sozusagen die räumliche Weite des Bildes. Er darf nicht zu störend auf das Foto wirken. Störende Faktoren wären zum Beispiel zu grelle Farben oder zu wenig Farbkontrast zum Hauptmotiv. Standpunkt der Kamera Durch den richtigen Standpunkt der Kamera ist es möglich eine bessere Bildaussage zu erreichen, bzw. die Bildaussage zu verstärken. Höherer oder niedriger Standpunkt ergeben einen individuellen Blickwinkel auf das Motiv. Dadurch wird räumliche Tiefe auf dem Foto erreicht. Formatwahl Hoch- oder Querformat ist bei jeder Fotografe die erste Frage, mit der jeder Fotografierende konfrontiert wird. Meistens wird diese Frage durch das Motiv beeinflusst. Hohe Motive werden meist im Hochformat fotografiert,

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Edwin NEMETZ (Universitätslehrgang Medienpädgogik V Krems) waagrecht angeordnete Motive eher im Querformat. Bei der digitalen Fotografie it es aber nicht sinnvoll sich an diese Gewohnheiten zu halten. Werden die Bilder auf dem Monitor betrachtet, so wie eine Diashow, so ist Querformat vorzuziehen. Besonders dann, wenn die Bilder über ein Präsentationsmedium wie Videoband, CD, DVD oder Fotopayer präsentiert werden, ist es vom Betrachter aus gesehen nicht einfach, wenn Hochformat und Querformat einander abwechseln. Auch bei der Verwendung des Mediums Video oder Film ist es nicht möglich die Kamera zu drehen (Ausnahme besondere Effekte). Werden dagegen die digitalen Fotos auf Fotopapier vergrößert, so ist es wie bei der herkömmlichen Fotografie leicht möglich das Hoch- und das Querformat zu mischen. Ein Foto in der Hand ist leichter zu drehen als ein Bild auf dem Monitor. Fotos, die in Dokumeten wie Webseiten, Broschüren oder in anderer Papierform gebraucht werden, können im Hoch- oder Querformat fotografiert werden. Für solche Präsentationen ist es sicher von Vorteil, wenn das Bildformat dem Motiv angepasst wird. Das wichtigste Element der Bildgestaltung ist aber die Linie. Sie kann Tiefe, Räumlichkeit, Enge und Weite eines Bildes hervorbringen. Fallende Linien erscheinen eher negativ, steigende Linien eher positiv, krumme Linien stehen für Struktur, Rhythmus und Harmonie. Sie werden oft als hinweisende Elemente oder Blickfang eingesetzt.

Regel des Goldenen Schnitts Definition: „Der Goldene Schnitt beschreibt das Verhältnis eines kleinen Abschnitts zu einem großen, wobei sich der kleinere zum großen verhält, wie der große zum Gesamten (3:5,5:8, 8:13). Vereinfacht wird er in der 2/3 Regel ausgedrückt.“ Korbay M. (1992, S. 48). Besonders bedeutend ist diese Regel der Bildkomposition bei Horizontlinien und Landschaftsaufnahmen. Nur Motive mit symmetrischem Aufbau wie z. B. die Kuppel einer Kirche, können ohne Verlust an Spannung in der Bildmitte platziert werden. Hier unterstützt das rechteckige Format des Fotos die symmetrische Eigenschaft des Motivs. Zusammenfassend kann man Bilder nach ihrem Gehalt in drei Kategorien einteilen: ● Bilder mit vorwiegend emotionalem Gehalt

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● Bilder mit vorwiegend informativem Gehalt ● Bilder mit vorwiegend ästhetischem Gehalt. In der Schule werden die beiden Kategorien „Emotion“ und „Information“ vorherrschen. Bilder mit ästhetischem Gehalt werden von den Schülern eher nicht als solche empfunden bzw. fotografiert. Es ist ein sicher herausfordendes und spannendes Projekt mit Schülern in diese Richtung zu arbeiten und aus der kunstgeschichtlichen Entwicklung Vorbilder und Inspirationen zu holen.

Fotografischer Themenkatalog für Schüler Auflistung einiger Themen, die für SchülerInnen im Unterricht gestellt werden können: ● In unserer Klasse ist viel los ● Meine Freunde ● Ein Schultag ● Eine Turnstunde ● Am Schulhof ● Fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn ● Was wir in der Schule besonders gerne machen ● Umweltaktionen ● Unsere Stadt - Ein besonderes Stadtbild ● Bildgeschichte über eine Schulveranstaltung (Wandertag, Exkursion,...) ● Unser Schulgelände im Jahresablauf ● Fotorätsel (Wer weiß, wo ist?) ● Menschen in unserer Stadt ● Lehrer /-innen unserer Klasse ● Alte Leute ● Strukturen in der Natur ● Bauten in unserer Umgebung

Anleitungen und Arbeitsaufträge an die Schülerinnen und Schüler zu den einzelnen Themen In unserer Klasse ist viel los: Die Schülerinnen und Schüler suchen in Arbeitsgruppen nach Begebenheiten aus der Vergangenheit, in denen in der Klasse „viel los war". Diese Szenen werden dann nachgestellt und fotografiert. Meine Freunde: Jede einzelne Schülerin/jeder einzelne Schüler sucht sich 3 Schulkameraden in der Klasse und bespricht mit ihnen, wie er deren Eigenschaften am besten ins Bild setzen kann, beziehungsweise wie sie gemeinsam bildnerisch ihre Kameradschaft darstellen können.

Kreatives Arbeiten mit dem Computer Ein Schultag: Die Klasse überlegt, welche Phasen ein Schultag hat und wie sie diese einzelnen Ereignisse innerhalb eines bestimmten Zeitraums (hängt von en Gegebenheiten der Schule und von der Bereitschaft der Kollegenschaft ab) mit dem digitalen Fotoapparat darstellen können. Eine Turnstunde: In Kooperation mit der Turnlehrerin und dem Turnlehrer der Klasse erstellen die Schüler ein Konzept, wie sie besondere Ereignisse im Turnunterricht planen, durchführen und fotografieren können. Am Schulhof: Am Anfang steht die Beobachtung der Ereignisse am Schulhof, meist in der großen Pause, eventuell vor Unterrichtsbeginn oder nach dem Unterricht, in der Mittagsause oder in der Freistunde. Dann fotografieren die Schülerinnen und Schüler über einen längeren Zeitraum (etwa eine Woche), was sie beobachtet haben. Fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn: Vielleicht ausgehend von besonderen Ereignissen vor dem Unterrichtsbeginn bekommt eine Gruppe der Klasse den Auftrag, diese Geschehnisse fotografisch zu dokumentieren. Nicht nur die auffälligen und streitbaren Mitschüler werden dargestellt, sondern auch die ruhigeren, besonnenen und manchmal eher am Rande des Geschehens stehenden Mitschüler werden fotografiert.

Bildnerischen Erziehung erarbeiten. Sowohl positive als auch negative Beispiee lassen sich im Stadtbild dokumentarisch und nach fotografischen Gestaltungsregeln darstellen. Bildgeschichte über eine Schulveranstaltung: (Wandertag, Exkursion,...): In Verbindung mit dem Deutschunterricht oder den Themenbereichen Bildgeschichte und Comics können die Schülerinnen und Schüler bei Wandertagen, Exkursionen und Lehrausgängen diese fotografisch dokumentieren und dann einer entsprechenden Präsentation zuführen. Unser Schulgelände im Jahresablauf: Dieses Thema ist eine Langzeitaufgabe und bedarf einer besonderen Planung. Es ist für die Schülerinnen und Schüler nicht leicht über einen so großen Zeitraum die Übersicht zu bewahren und die Energie aufzubringen das Schulgelände zu dokumentieren. Handelt es sich etwa um einen begrünten Schulbereich mit Hecken, einer natürlichen Wiese oder einer parkähnlichen Gestaltung fällt diese Aufgabe schon leichter. Eine gründliche Planung und Durchhaltevermögen gehören dazu. Von besonderem Wert kann hier eine Webcam sein, die zum Beispiel am Server der Schule angeschlossen ist und automatisch regelmäßig, eventuell mehrmals täglich, Aufnahmen macht.

Was wir in der Schule besonders gerne machen: Eine Auflistung von Geschehnissen, Aktionen und Unterrichtsgegenständen, die von den Schülerinnen und Schülern in die Kategorie „das machen wir gerne“ eingereiht werden, können fotografisch in Kleingruppen dokumentiert werden.

Fotorätsel (Wer weiß, wo ist ....?): Die Schülerinnen und Schüler überlegen sich: „Was könnten wir fotografieren, das nicht jeder gleich erkennt?“ Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass alle Aufnahmen schriftlich dokumentiert werden, wo sie gemacht wurden. Ein richtig eingestelltes Datum der Digitalkamera ist dabei sicher hilfreich.

Umweltaktionen: Finden an einer Schule Aktivitäten betreffend Umweltschutz statt, so kann sich die BE - Lehrerin/der BE - Lehrer mit fotografischen Aufgaben an die Schülerinnen und Schüler daran beteiligen. Eine Gruppe der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler bekommt den Auftrag diese Aktionen mit der digitalen Kamera festzuhalten. Bei diesem Auftrag kommt es mehr auf die dokumentarische und authentische Gestaltung der Fotos, weniger auf durchdachte Bildgestaltung an.

Menschen in unserer Stadt: Bei diesem Thema ist darauf zu achten, dass sich die Leute iner Stadt auch freiwillig fotografieren lassen. Kein Problem besteht bei Aufnahmen mit mehreren Personen und wenn die Bilder nicht veröffentlicht werden. Dennoch ist es auch eine Frage der Höflichkeit, dass die Schülerinnen und Schüler jene Personen fragen, die abgebildet werden. Auch dieses Thema lässt sich in den Teilbereich Umweltgestaltung einordnen.

Unsere Stadt – Ein besonderes Stadtbild: Dieses Thema lässt sich sowohl vom fächerübergreifenden Unterricht als auch vom Teilbereich Umweltgestaltung in der

Lehrer/-innen unserer Klasse: Nur mit Zustimmung der betroffenen Personen kann dieses Thema aufbereitet werden. Viele Lehrerinnen und Lehrer mögen es nicht,

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Edwin NEMETZ (Universitätslehrgang Medienpädgogik V Krems) wenn sie bei ihrer Arbeit fotografiert werden. Trotzdem ist dieses Thema reizvoll. Vor allem können sich alle Schülerinnen und Schüler daran beteiligen, wenn vorher festgelegt wird, wer bei welchem Anlass fotografiert. Alte Leute: Besonders in Parkanlagen und bei schönem Wetter ist die ältere Bevölkerungsgruppe oft ein lohnendes Motiv für fotografische Gestaltungen. Auch hier gilt der Leitsatz: „Erst fragen, dann auf den Auslöser drücken". Dieses Thema ist ein Musterbeispiel für den Einsatz von Teleobjektiven. Strukturen in der Natur: Strukturen sind im Gegenstand Bildnerische Erziehung ein beliebtes Thema für grafische Gestaltungen. Diese Strukturen sind aber auch für die fotografische Aufbereitung sehr gut geeignet. Strukturierte Oberflächen finden wir in der Umwelt überall, sowohl auf Wänden, Beton und auf der Straße als auch in der natürlichen Umgebung wie auf Baumrinden, Flechten und Felsen. Fototechnisch sind dabei der Nahbereich des Objektivs und der Lichteinfall von Bedeutung. Bäume in unserer Umgebung: An diesem Thema lassen sich alle Brennweiten des Zoomobjektivs und die Naheinstellungen der digitalen Kamera erproben. Von der Weitwinkelaufnahme des Baumes in seiner Umgebung bis zur Nahaufnahme seiner Blüten, Blätter und Zweige erstreckt sich das Betätigungsfeld der jungen Fotografen. Für alle diese Themen gilt, dass mit dem Fotografieren alleine die Tätigkeiten der bildnerischen Gestaltung nicht abgeschlossen sind. Besonders in der digitalen Fotographie ist es recht einfach, dass die von den Scülerinnen und Schülern angefertigten Bilder mit entsprechender Software bearbeitet und präsentiert werden.

Möglichkeiten der kreativen Bildbearbeitung These: Der Einsatz moderner Technologien im Unterrichtsgegenstand Bildnerische Erziehung ermöglicht neue Wege in der bildnerischen Gestaltung und ist eine Möglichkeit neue Wege in der Kreativitätsförderung zu beschreiten. Für den Einsatz von Bildbearbeitungsprogrammen im Unterrichtsgegenstand Bildnerische Erziehung stehen nicht komplizierte und ausgefeilte Handhabungen der

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einzelnen Programme im Vordergrund, sondern schülerzentrierte, schülergerechte und einfach zu bedienende Elemente und Funktionen der Software. Von besonderem Vorteil ist es, wenn die Schülerinnen und Schüler über grundlegende Handhabungen wie „Starten der Computer", „Laden eines Programms", „Verzeichnisse erstellen“ und grundlegendes Handling des Betriebssystems verfügen. In den meisten Schulen haben die Schülerinnen und Schüler diese Einschulungen bereits im Informatikunterricht gelernt. Die kreative Bildbearbeitung im Unterrichtsfach Bildnerische Erziehung (gilt auch für den Einsatz im Informatikunterricht) ist von folgenden Faktoren abhängig: ● Ausstattung der Schule mit geeigneter Computer Hardware ● Vor allem ist ein entsprechend großer Hauptspeicher in den Computern der schulischen EDV-Anlage notwendig, nicht so sehr die Frequenz der CPU. ● Vorhandensein der entsprechenden Software für digitale Bildbearbeitung Da in den Hauptschulen meistens das Microsoft - Office - Paket auf den Comptern installiert ist, bleibt für spezielle Software für Bildbearbeitung oft kein Geld übrig.

Beispiele für Bildgestaltungen mit Corel Photo Paint Das Programm Corel - Photo - Paint ist ein Teil des Corel - Draw Softwarepaketes. Diese professionelle Software wird am Pädagogischen Institut des Bundes in Niederösterreich im Rahmen der Informatikausbildung, an der Übungshauptschule der Pädagogichen Akademie, an der Pädagogischen Akademie in Niereröstereich (Baden) und an einigen Hauptschulen im Bezirk Baden verwendet. Für den Unterricht im Gegenstand Bildnerische Erziehung eignet es sich besonders für experimentelles Gestalten der Schüler. Durch die übersichtlich gestaltete Oberfläche lernen die Schüler und Schülerinnen schnell mit diesem Programm umzugehen. Wie schon erwähnt steht nicht die perfekte und professionelle Handhabung des Programms in Unterricht Bildnerische Erziehung im Mittelpunkt, sondern das experimentelle, forschende und kreative Arbeiten mit dem Werkzeug Computer. Der Menüpunkt Effekte ist ein leichter Einstieg in die kreative Handhabung der Software Corel - Foto - Paint. An der Übungshauptschule der Pädagogischen Akademie Baden wurde mit den dritten Klassen im Unter-

Kreatives Arbeiten mit dem Computer richtsgegenstand Bildnerische Erziehung ein Workshop zum Thema digitale Bildgestaltung durchgeführt. Ausgangsprodukt für die Gewinnung digitaler Bildvorlagen waren unbelichtete, aber entwickelte Streifen von Diafilmen. Diese Filme enthalten alle Farbschichten in größter Dichte. Besonders sei darauf hingewiesen, dass die Schüler zwar über grundlegende Fähigkeiten verfügen mit dem Schulcomputern zu arbeiten, aber das Computerprogramm Corel - Foto - Paint ihnen bis zu diesem Workshop unbekannt war, weil dieses Programm erst seit Beginn des Schuljahres 2003/2004 zur Verfügung steht. ● ● ●



Folgende Arbeitsschritte führten dann zu den dargestellten Ergebnissen: Einlegen der Filmstreifen in glaslose Diarahmen Auf der Seite mit den Farbschichten konnten die Schülerinnen und Schüler mit einem spitzen Gegenstand (zum Beispiel mit der Zirkelspitze) Zeichnungen einritzen. Scannen der Schülerarbeiten in zwei verschiedenen Modi: Normaler Modus beim Scannen von Dias und beim Scannen im Negativmodus, der normalerweise bei Farbnegativfilmen verwendet wird.

Originaldia Scannung im Positivmodus

Schülerarbeit

Schülerarbeit

Schülerarbeit

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Bearbeitung der digitalen Bildvorlagen mit dem Bildbearbeitungsprogramm Corel - Photo - Paint. Ausdruck und Präsentation der Schülerarbeiten.

Originaldia Scannung im Negativmodus

Schülerarbeit

Schülerarbeit

Schülerarbeit

Schülerarbeit

Schülerarbeit

Bildgestaltungen 2 mit Corel Photo Paint der Schülerinnen und Schüler der 3. Klassen an der ÜHS Baden Für Schülerinnen und Schüler der 3. Klassen wurde auf dem Server der Schule ein Verzeichnis angelegt, aus dem sie eine Auswahl der digitalisierten Bildvorlagen mit Corel - Foto - Paint bearbeiten durften. Sie erhielten nur eine kleine Einführung in die Handhabung des Programms, um nach dem Versuch - Irrtum - Prinzip das Handling des Programms zu erforschen und gleichzeitig die eigeen kreativen Kräfte zu fördern. Nach kurzen Versuchen gelangen den Schülerinnen und Schülern zufrieden stellende Ergebnisse. Alle dargestellten Beispiele entstanden in 2 getrennten Unterrichtseinheiten, welche der digitalen Bildgestaltung gewidmet waren.

Beispiele für Bildgestaltungen mit Adobe Photoshop Schülerarbeit

Schülerarbeit

Bildgestaltungen 1 mit Corel Photo Paint der Schülerinnen und Schüler der 3. Klassen an der ÜHS Baden

Das Adobe Photoshop stammt aus dem Bereich der professionellen Fotobearbeitung für Druck und Layt. Sehr oft findet man sogenannte LE - Ausgaben (Low Edition) dieser Software bei Druckern oder digitalen Kameras beigepackt. Diese „Low - Edition“ Software ist eine „abgespeckte“ Version der Originalprogramme und ist für den Unterricht im Gegenstand Bilderische Erziehung meist ausreichend. Die hier dargestellten Beispiele sind

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Edwin NEMETZ (Universitätslehrgang Medienpädgogik V Krems) mit Adobe Photoshop 5 - LE hergestellt. In den folgenden Beispielen dienten sogenannte Materialdias als Vorlagen für kreative Bildgestaltungen. Materialdias sind Vorlagen, welche anstatt des Diafilms andere Gegenstände wie zum Beispiel Pflanzenteile im Diarahmen mit oder ohne Glas platziert werden. Die dargestellten Beispiel wurden im Rahmen des Intensivprogramms NETMELT (New Technologies in Media Education for Learning and Teaching in Europe) in Eisenstadt 2002 im Rahmen eines Workshops unter der Leitung von Edwin Nemetz von Studierenden verschiedener europäischer Institutonen als Beispiele für einfache digitale Bildgestaltungen für Schülerinnen und Schüler in europäischen Pflichtschulen erstellt. Das Intensivprogramm NETMELT begann unter der Koordinatin von Frau Dr. Gabriele Hareckrer, Pädagogische Akademie des Bundes in Niederösterreich (Baden) im Jahr 2001 an der Freien Universität Berlin, wurde dann 2002 an der Pädagogischen Akademie der Diözese in Linz fortgesetzt und 2003 and der Stiftung Pädagogiche Akademie Burgenland in Eisenstadt abgeschlossen. Schwerpunkt war der Einsatz moderner Technologien im Unterricht der Pflichtschulen in der Europäischen Union.

Beispielfoto „Enzian"

Screenshot Adobe Photoshop 5 - LE Die dargestellte Bildveränderung ist mit den Werkzeugen „Zauberstab", „Ähnliches auswählen“ und „Fläche füllen“ entstanden. Einfache und für jeden Schüler durchschaubare Werkzeuge führen zu ansehnlichen Ergebnissen. Adobe Photoshop ist eine Software, die nicht nur einzelne Bilder bearbeiten lässt. Durch Überlagerung einzelner Ebenen, die getrennt voneinander bearbeitet werden können, lassen sich weitere Gestaltungen erzielen. Hier ein Beispiel mit 2 Ebenen, von denen die 2. Ebene transparent eingestellt wurde, wodurch eine interessante Überlagerung der beiden Ebenen entsteht.

Materialscans bearbeitet mit Photoshop 5-LE Weitere Beispiele zur Software Adobe Photoshop 5 LE. Als Ausgangsfoto diente die folgende Aunahme.

Adobe Photoshop - Bildgestaltung mit 2 Ebenen

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Kreatives Arbeiten mit dem Computer Weitere Beispiele mit den Filtern von Adobe Photoshop.

Photoshop – Bildgestaltung mt Filter Beleuchtungseffekt

Photoshop – Bildgestaltung mit Filter Relief

Photoshop – Bildgestaltung mit Filter Kacheln

Photoshop – Bildgestaltung mit Filter Polarfilter

Beispiele für Bildgestaltungen mit PowerPoint

Photoshop – Bildgestaltung mit Filter Konturen finden

PowerPoint ist in erster Linie ein Präsentationsprogramm. Einfache fotografische Effekte lassen sich aber auch mit dieser Software erreichen. Dieses Programm ist ein Teil des Microsoft Office - Paketes und somit in vielen Schulen vorhanden. Weil dieses Programm so verbreitet ist, haben die Schüler meist schon einige Erfahrung damit, was die Arbeit des Lehrers wesentlich erleichtert. Außerdem lassen sich mit diesem Programm Bilder und Ton in Form einer Präsentation vereinen. Die Verbindungen von Bild und Ton sind in der Mediengestaltung von besonderer Bedeutung und eröffnen auch im Gegenstand Bildnerische Erziehung reizvolle Möglichkeiten kreativer Gestaltung. Das hier beschriebene Beispiel für Digitale Fotografie und Anwendung im Programm PowerPoint entstand im Rahmen des Intensivprogramms NETMELT in Eisenstadt 2002 und wurde im Rahmen eine Workshops von den Studierenden aus Italien unter der Leitung von Edwin Nemetz gestaltet.

Photoshop – Bildgestaltung mit Filter Kristallisieren

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Edwin NEMETZ (Universitätslehrgang Medienpädgogik V Krems) Software sollte nur unter Einbeziehung des Kustoden für Informatik erfolgen. Meist ist an den Schulen das selbstständige Installieren von Software durch die Kollegenschaft durch Vergebung von Rechten im Netzwerk sowieso nicht möglich.

Screenshot Fotopix – Farbabgleich

PowerPoint - Präsentation Studierende aus Neapel 1 Die dargestellten Szenen wurden von den Studierenden mit mitgebrachten Puppen gespielt und digital fotografiert. Anschließend erstellten sie dann eine Präsentation mit Bild und Ton. Der von den Studierenden gesprochene und mit PowerPoint und Headset aufgenommene Ton ist eine akustische Untermalung des dargestellten Textes.

Screenshot Fotopix – Perspektive erzeugen

Beispiele für Bildgestaltungen mit FotoPix 1.0 Da die Schulen in Österreich meist unter andauerndem Geldmangel leiden, empfiehlt es sich, dass im Unterrichtsgegenstand Bildnerische Erziehung auch mit Software aus dem Bereich der „Public - Domain - Software“ gearbeitet wird. Diese Software ist im Internet oder auf diversen beigepackten CD-ROMs von Computerzeitschriften erhältlich. Zum Unterschied von sogenannter Shareware bezalt man für diese Software keine Lizenzgebühr und sie ist in ihrer Verwendungsdauer nicht beschränkt. Ein Problem gibt es bei Programmen aus dieser Softwaregruppe: Sie sind nicht immer auf den in den Schulen üblichen Betriebssystemen problemlos lauffähig. So treten vor allen Dingen in Netzwerken immer wieder Probleme auf, die zu Fehlfunktionen führen können. Installation und ein entsprechendes Austesten der

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Screenshot Fotopix – Vignettierung beseitigen

Beispiele der Bildgestaltung mit 1A View Unter dem Button Info findet man folgende Informationen zu diesem Programm: APV -Alternative Picture Viewer Version 1.0 , programmiert von Benjamin Lochmann mit freundlicher

Kreatives Arbeiten mit dem Computer Unterstützung von Christian Hummer supported by Freewareforu.de Bitmap Resampler (c) by Anders Melander

Digitale Fotografie als Instrument der Dokumentation von schulischen Projekten Im Rahmen des Projektes „Lumpazivagabundus“ (2003) an der Übungshauptschule der Pädagogschen Akademie Baden konnte eine Gruppe von Schülern an einem Digitalfotografieworkshop unter der Leitung von Edwin Nemetz teilnehmen und sowohl während der Projektwoche als auch bei der Aufführung mit digitalen Fotoapparaten fotografieren. Im Mittelpunkt dieses Projektteils stand die digitale fotografische Dokumentation der Schüleraktivitäten. Die Schülerinnen und Schüler, die an der Projektgruppe „Fotografie“ teilgenommen hatten, dokumentierten die Aktivitäten sowohl während der Vorbereitungen als auch während der Aufführung in der Pädagogischen Akademie Baden.

Screenshot AI View – mit Originalbild Einig Beispiele der Schülerfotos

Screenshot AI View – Helligkeit verringern

Lumpaziprojekt Schülerfoto - Masken

Screenshot AI View – Plasmaeffekt Da es sich bei diesem Freewareprogramm um eine einfach zu bedienende Software handelt, ist sie für die Schule gut geeignet.

Lumpaziprojekt Schülerfoto - Kulissenbau

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Edwin NEMETZ (Universitätslehrgang Medienpädgogik V Krems) Schlussfolgerungen und Ausblick

Lumpaziprojekt Schülerfoto - Fortuna

Lumpaziprojekt Schülerfoto Darsteller

Lumpaziprojekt Schülerfoto - Tontechnik

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Der Lehrplan für Bildnerische Erziehung, in dem das Arbeiten mit modernen Technologien der Informationstechniken und der modernen Medien gefordert wird, ist Ausgangspunkt und gesetzliche Grundlage für diese Arbeit. Diese Forderungen werden aber von den Lehrerinnen und Lehrern in ihrem Unterricht derzeit nur begrenzt umgesetzt. Wie die Umfrageergebnisse zeigen, besteht eine Schnittstellenproblematik zwischen den compuerunterstützten Medien und der Lehrerschaft. Diese ist nach Auskunft der Lehrerinnen und Lehrer in einer fehlenden Ausbildung zu suchen, beziehungsweise auch in organisatorischen Problemen betreffend der Verwendung der Informatikräume. Die Ausstattung der Klassenräume mit Computern und der entsprechenden Infrastruktur für mediengerechte Unterrichtsformen ist leider noch nicht weit fortgeschritten. Die Schulen verfügen meist über einen oder zwei gut ausgestattete Informatikräume, die oft mit anderen Gegentänden voll ausgelastet sind. Es liegt aber in den Lehrplaninhalten betreffend moderne Technologien ein enormes Potential an besonderer Förderung unserer Schülerinnen und Schüler. Wer mit den modernen Technologien arbeitet, hat ein Werkzeug zur Verfügung, das mehr Kompetenz als herkömmliche Techniken der Bildnerischen Erziehung verlangt, aber auch vermittelt. Dieses Mehr an nachhaltigen Lernzielen liegt in zwei Ebenen: ● Medien- und Handlungskompetenz betreffend der modernen Technologien und ● Kreativitätsföderung durch die Anwendung der modernen Technologien. Die computerunterstützten Technologien können von den Nutzern, in diesem Fall von den Schülerinnen und Schülern, nur dann sinnvoll eingesetzt werden, wenn die grundlegenden Handhabungen eines Computers gekonnt werden. Das heißt, dass bei der Verwendung von Computerprogrammen und digitalen Bildvorlagen nicht nur die Technik beherrscht werden muss (sie wird zum Werkzeug und ist nicht Selbstzweck), sondern auch ein großes Maß an eigener Kreativität gefordet wird. Die rein technische Kompetenz der Schülerinnen und Schüler stellt

Kreatives Arbeiten mit dem Computer kaum Hindernisse in der Anwendung dar. Abhängig ist dies vom Alter der Schülerinnen und Schüler und von der informationstechnologischen Ausbildung, die sie im Vorfeld erhalten haben. Der Kreativitätstest, welcher an der Übungshauptschule der Pädagogischen Akademie Baden durchgeführt wurde, zeigt ein unerwartet schlechtes Bild der getesteten Schülerinnen und Schüler. Aber gerade deshalb ist es eine besondere Herausforderung an Lehrerinnen und Lehrer des Gegenstandes Bildnerische Erziehung, diese Schülerinnen und Schüler besonders zu fördern und ihnen eine den modernen Anforderungen gerechte Ausbilddung zu geben. Ganz ohne technische Kenntnisse geht es im Bereich der modernen Medien und der digitalen Fotografie auch nicht. Dieser Inhalt eignet sich besonders gut, mit den Kolleginnen und Kollegen der Physik zusammenzuarbeiten und einen methodisch -didaktischen Bogen zur Bildnerischen Erziehung zu entwickeln. Die Arbeit mit der digitalen Kmera hat großen praktischen Wert. Nicht nur die Verwendung im Gegenstand Bildnerische Erziehung liegt im Mittelpunkt, sondern der praktische Umgang mit Technologien, die in wesentlichen Teilen unser Leben beeinflussen. Digitale Kameras sind ja nicht nur auf den fotografischen Bereich der Berufs- und Freizeitwelt beschränkt, sie sind in vielen Teilen unseres Lebens zu finden, zum Beispiel in Mobiltelefonen, als Überwachungskameras und Webcams. Fotografische Bildgestaltung kann außerdem ein beruflicher Inhalt sein, der in vielen Berufen wie Werbegestalter, Fotograf oder Journalist seinen festen Platz im Berufsbild hat. Die kreative Bildgestaltung mit verschiedenen Computerprogrammen ist im Unterrichtsgegenstand Bildnerische Erziehung eine besondere Motivation für Schüler und Schülerinnen. Abgesehen von der motivierenden Ausstrahlung der modernen Computertechnologien erkennen die Schülerinnen und Schüler, dass der Computer auch zum kreativen Werkzeug wird. Die Effekte und Gestaltungsmöglichkeiten der Bildbearbeitungsprogramme helfen den Schülerinnen und Schülern kreative Gestaltungsmöglichkeiten zu entwickeln, die mit anderen Techniken nicht zu erreichen sind. Vor allem sind sie doch

recht einfach, oft nur mit einigen Klicks auf die entsprechenden Befehle erreicbar. Die Schülerinnen und Schüler der dritten Klassen haben nach eigener Einschätzung eine Förderung ihrer kreativen Fähigkeiten erfahren. Außerdem wollen sie weiterhin digitale Bilder mit dem PC bearbeiten. Durch dieses sehr gute Ergebnis, das durch groß Motivation und altersgemäße Begeisterung gekennzeichnet ist, ergeben sich folgende Schlussfolgerungen: ● Die lehrplangemäßen Forderungen nach dem Einsatz visueller Medien und Mediengestaltung lassen sich in den Schulen nur mit entsprechender Ausstattung durchführen. ● Fehlende Ausstattung der Schulen und nach eigener Einschätzung fehlende Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer sind die hauptsächlichen Gründe für ein Scheitern dieser lehrplanmäßigen Forderung. ● Schülerinnen und Schüler sind der Anwendung computerunterstützter Bildgestaltungen sehr aufgeschlossen. ● Sie empfinden sogar eine Stärkung ihres kreativen Potentials durch die Beschäftigung mit digitaler Bildbearbeitung. ● Neue Computerprogramme, die kreatives Gestalten digitaler Bildvorlagen ermöglichen sind kein Hindernis für die Schülerinnen und Schüler, wenn sie über Grundkenntnisse bezüglich EDV-Anwendungen verfügen. Der vermehrte Einsatz digitaler Fotografie und digitaler Bildgestaltungen wird in den österreichischen Hauptschulen nur dann lehrplangmäß stattfinden können, wenn die Schulerhalter für die notwendige Infrastruktur sorgen und die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Hauptschullehrer/innen den Forderungen des Lehrplans für Bildnerische Erziehung entsprechen. Entsprechend ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer können dann die Motivation und Begeisterung der Schülerinnen und Schüler für die digitale Welt der kreativen Gestaltungsmöglichkeiten nutzen und einen zeitgemäßen, auf die zukünftigen Anforderungen abgestimmten Unterricht, im Gegenstand Bildnerische Erziehung gestalten.

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