KONZEPTION STEP. der Therapeutischen Wohngruppe. mit Familientraining

STEP S T E P e . V. D r e s d e n e r S t r a ß e 5 Therapeutische Wohngruppe mit Familientraining 90491 Nürnberg Dresdener Straße 5 90491 Nürnberg...
Author: Melanie Hummel
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STEP S T E P e . V. D r e s d e n e r S t r a ß e 5

Therapeutische Wohngruppe mit Familientraining

90491 Nürnberg

Dresdener Straße 5 90491 Nürnberg Tel 0911 – 25 50 999 - 21 Fax 0911 – 25 50 999 - 29 [email protected] www.step-jugendhilfe.de

KONZEPTION der Therapeutischen Wohngruppe für seelisch behinderte oder von seelischer Behinderung bedrohte Kinder und Jugendliche

mit Familientraining

Bankverbindung: Konto 780 64 00 Bank für Sozialwirtschaft BLZ 700 205 00

I.

Beschreibung des Trägers

Der Verein STEP e.V. („Sozialpädagogisch-Therapeutische Einrichtungen und Projekte“) ist der gemeinnützig anerkannte Träger unserer Angebote und Mitglied im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband. Zweck des Vereins ist es, Angebote der Jugend- und Familienhilfe zu entwickeln, durchzuführen und bestehende Einrichtungen zu betreiben.

II.

Grundlagen der pädagogischen Arbeit

Grundlage unserer pädagogischen Arbeit ist eine ganzheitliche und systemische Sichtweise des Individuums innerhalb seines gesellschaftlichen Kontextes. Wir gehen von der Grundannahme aus, dass jeder Mensch den Wunsch hat, sich selbst und seine Bedürfnisse mit seinen Möglichkeiten und seiner Umwelt in Einklang zu bringen. Deshalb stehen im Mittelpunkt unserer pädagogischen Arbeit alle Bezüge, die die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen ausmachen, die ihre Persönlichkeitsentwicklung und auch die momentane Situation beeinflussen. Besondere Bedeutung hat hier das Zusammenleben in der Familie. Eine wichtige Grundlage sehen wir in einer angemessenen Interaktionskompetenz, d.h. der Fähigkeit, Bedürfnisse zu äußern und Forderungen zu stellen. Dies beinhaltet außerdem, sich mit anderen Sichtweisen auseinander zu setzen, Kritik annehmen und Konflikte lösen zu können, dass heißt, kompromissfähig zu sein, ohne die eigene Person in Frage zu stellen. Neben den sozialen Komponenten des gesellschaftlichen Lebens ist es die zielgerichtete Tätigkeit, die Status und Identität verleiht. Erfahrungsgemäß bieten diese Bereiche ein breites Konfliktfeld. Pädagogische Interventionen stehen hier stets im Bezug zum Alltag und erhalten als Bestandteil der Alltagsbewältigung für die Kinder und Jugendlichen eine nachvollziehbare Notwendigkeit. Die großen Veränderungen des Heranwachsens schaffen neue Bedürfnisstrukturen, deren Erfüllung neue soziale Rollen abverlangen. Ein Begreifen der Situation der Kinder und Jugendlichen und Verständnis für diese fordert die Berücksichtigung der leiblich-seelischen Reifungsproblematiken verschiedener Entwicklungsstufen. Diese können Grund für große Anpassungsschwierigkeiten in die Erwachsenenwelt sein. Gefühle der Verunsicherung und der Orientierungsnot, die bereits bei einer normalen, altersgemäßen Entwicklung auftreten, verstärken sich erfahrungsgemäß bei unserem Klientel durch die seelische Beeinträchtigung und dadurch belastete Familienstrukturen. Aufgabe der Eltern ist es, die Entwicklung ihrer Kinder zu begleiten und für ein förderndes Umfeld zu sorgen. Dies stellt unter Berücksichtigung der seelischen Beeinträchtigung eine besondere Herausforderung dar, da sie sich mit neuen Aufgaben und Rollen auseinander setzen müssen. Verunsicherung, Versagensängste, Schuldgefühle und die Angst, etwas falsch zu machen führen zu Unsicherheit im Umgang mit dem Kind und zu Verstrickungen innerhalb der Familie. Ziel der Betreuung ist es, in Zusammenarbeit mit den Eltern, Kindern und Jugendlichen trotz der Gefährdung durch ihre Entwicklungsproblematik und ihrer Erkrankung, eine zuversichtliche Geborgenheit zu ermöglichen. Sie sollen unterstützt werden ein positives Selbstbild aufzubauen. Voraussetzung hierfür ist eine positive, akzeptierende Grundhaltung. Wir wollen durch unsere pädagogische Arbeit und die Unterstützung der Eltern den Kindern und Jugendlichen Rahmenbedingungen geben, die eine persönliche Orientierung im gesellschaftlichen Kontext fördern und eine Bewältigung der entwicklungsbedingten Krisen unter besonderer Berücksichtigung ihrer seelischen Beeinträchtigung ermöglichen. Die Eltern werden dahingehend begleitet, ihre Erziehungsverantwortung der neuen Situation angemessen übernehmen zu können. Dies beinhaltet die gleichzeitige Beachtung der altersgemäßen Entwicklungsaufgaben und der Bedingungen durch die psychische Beeinträchtigung. Sie werden unterstützt, ihre Rolle als Eltern eines psychisch beeinträchtigten Kindes neu auszugestalten. Außerdem soll die Zuversicht der Eltern gestärkt werden, dass trotz erschwerter Bedingungen sowohl ihr Kind eine positive Entwicklung machen wird, als auch sie diese Entwicklung fördernd begleiten und ihrer Rolle als Eltern gerecht werden können.

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III.

Das Konzept

a) Die Zielgruppe Die Therapeutische Wohngruppe mit Familientraining nimmt acht Kinder und Jugendliche in der Regel im Alter von 12 bis 16 Jahren auf, deren Familien in absehbarer Zeit wieder zusammenleben wollen. Die Wohngruppe ist nur vorübergehend der Lebensmittelpunkt der Kinder und Jugendlichen, während der Hauptbezugspunkt die Familie bleibt. Die Kinder und Jugendlichen bedürfen aufgrund ihrer seelischen Beeinträchtigung, deren Ursachen oder deren Folgen, eine Stabilisierungsphase außerhalb der Familie. Sie benötigen nach einem stationären Aufenthalt in der Kinder- und Jugendpsychiatrie oder bei ambulanter Behandlung einer besonderen pädagogischen und therapeutischen Betreuung in einer Übergangseinrichtung. Diese Betreuung dient der Festigung der in der Klinik erworbenen, und zum Erwerb neuer Fähigkeiten. Rechtsgrundlage ist das Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII, § 27 in Verbindung mit § 34 und § 35a). Besondere Schwerpunkte sollen die Betreuung von schul- und sozialphobischen Kindern und Jugendlichen, sowie solchen mit Essstörungen sein. Ergänzen können diese Gruppe u.a. auch psychotisch erkrankte Kinder und Jugendliche, die noch nicht oder noch nicht in vollem Umfang zur Schule oder in eine Ausbildung, bzw. berufsvorbereitende Maßnahme gehen können. Die Beeinträchtigung, insbesondere die Beziehungsfähigkeit, muss sich in einem Stadium befinden, in dem ein Leben in der Wohngruppe unter deren Bedingungen und Regeln keine Überforderung mehr darstellt. Die Jugendlichen müssen bereit sein, schulische und berufliche Perspektiven zu erarbeiten und umzusetzen. Ihre Schul- bzw. Ausbildungsfähigkeit muss dies zulassen. Die ganze Familie muss die Bereitschaft haben, an den Zielen der Betreuung mitzuarbeiten. Voraussetzung ist der Wunsch der Eltern, die Erziehungsverantwortung baldmöglichst wieder vollständig zu übernehmen. All das beinhaltet, dass sich die Familie mit der neuen Lebenssituation auseinander setzt und neue Wege des Zusammenlebens erarbeitet und erprobt. Für diese Therapeutische Wohngruppe mit Familientraining nicht geeignet sind Kinder und Jugendliche, deren psychische Erkrankung durch psychotrope Substanzen hervorgerufen wurde und bei denen Missbrauchs- und Abhängigkeitssyndrome, inbesondere der Konsum, fortbestehen. Ebenso können Kinder und Jugendliche mit ausschließlich schweren Störungen des Sozialverhaltens (insbesondere mit Delinquenz), mit akuter Suizidalität, mit schweren Entwicklungsstörungen (z.B. hochgradiger Autismus) und mit intellektuellen Behinderungen als Primärdiagnose nicht aufgenommen werden.

b) Ziele Die Kinder und Jugendlichen sollen unter Berücksichtigung der psychischen Beeinträchtigung eine Autonomie entwickeln, die ihrem Alter und ihren Entwicklungsmöglichkeiten entspricht. Eine altersgerechte Persönlichkeitsentwicklung und Verselbständigung wird angestrebt. Die Eltern / Familien werden dahingehend begleitet, dass sie Bedingungen schaffen, innerhalb derer sie ihren Erziehungsauftrag angemessen an das Entwicklungsalter und die psychische Beeinträchtigung ihres Kindes erfüllen können. Sie werden dabei unterstützt, dem Kind einerseits einen angemessenen förderlichen Rahmen bereit zu stellen, d.h. Strukturen zu geben und Forderungen adäquat durchzusetzen, anderseits die Autonomie des Kindes zuzulassen und zu unterstützen. Dies erfordert auch eine Stärkung des Vertrauens in die Entwicklungsfähigkeit des Kindes. Mit unserer Unterstützung gewinnen sie Geduld und Zuversicht bei den Veränderungsprozessen und bei der Verarbeitung und Akzeptanz neuer Situationen. Insgesamt wird eine Verbesserung oder Wiederherstellung eines Klimas der Zufriedenheit und des Wohlbefindens im Zusammenleben der Familie angestrebt. Letztlich leben die Familien wieder zusammen.

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Schulphobische Kinder und Jugendliche: Hier soll der Aufenthalt besonders dazu dienen, den regelmäßigen Schulgang so einzuüben, dass er dann mit Unterstützung der Eltern von zu Hause aus fortgesetzt wird. Hier gilt es für das gesamte „System Familie“ die Alltagsbewältigung gestalten zu lernen, bei übermäßig engen Beziehungen die notwendige Autonomie zu entwickeln, das Familienleben klar zu regeln und die Fähigkeit der Eltern zu erhöhen, angemessen Forderungen zu stellen und durchzusetzen. Kinder und Jugendliche mit sozialen Ängsten: Für sie ist es notwendig, ihre Selbstsicherheit zu stärken. Dazu soll die Wahrnehmung eigener Fähigkeiten geschärft werden, um ein Gefühl für eigene Ressourcen entwickeln zu können. Außerdem ist der Erwerb von Sicherheit im Bereich sozialer Kompetenzen von entscheidender Bedeutung. Wichtige Schritte dahin sind der Aufbau sicherer Kontakte im unmittelbaren Umfeld. Wohngruppe, Schule, Freizeitgruppe oder Sportverein sind hierfür wichtige Orte. Von der Therapeutischen Wohngruppe mit Familientraining aus sollen diese Beziehungen aufgebaut, später mit Hilfe der Eltern und auch selbständig weitergeführt werden. Lebenspraktische Fertigkeiten, wie z.B. die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, Erledigung von Einkäufen etc. sollen begleitet geübt und dann im Alltag immer wieder durchgeführt und eingefordert werden, um darin Routine und Sicherheit zu erwerben. Kinder und Jugendliche mit Essstörungen: Ihnen soll in der Therapeutischen Wohngruppe mit Familientraining vermittelt werden, dass die Ernährung und der Umgang mit dem eigenen Körper in ihrer Verantwortung liegt. Der Rahmen der Wohngruppe soll sie beim Erwerb und der Etablierung eines normalen, gesunden Essverhaltens unterstützen. Die Eltern sollen dahingehend begleitet werden, ihrem Kind dessen Verantwortung zuzutrauen, sowie einen förderlichen alltagstauglichen Rahmen zu schaffen. Denk- und Verhaltensmuster in der Familie, die die Störung fördern, sollen erkannt und überwunden werden. Insgesamt ist es Ziel, dass die Familie konstruktive Formen des Zusammenlebens erlernt. Die in der Regel enge Bindung ans Elternhaus bedarf besonderer Beachtung und intensiver Elternarbeit. Kinder und Jugendliche mit psychotischer Störung: Diese jungen Menschen, die nicht oder noch nicht in vollem Umfang zur Schule oder in die Ausbildung gehen können, sollen hier die Strukturen und Übungsfelder vorfinden, die sie längerfristig dazu befähigen, geeignete Ausbildungsmöglichkeiten zu besuchen. Mithilfe von Psychoedukation sollen Eltern und ihre Kinder lernen, mit der Beeinträchtigung angemessen umzugehen. Das bedeutet, dass Eltern unterstützt werden, einen strukturierten Rahmen zu bieten und die Kinder und Jugendlichen lernen, diesen Rahmen anzunehmen und zunehmend auch selbständig einzuhalten. Alle Ziele der Betreuung werden im Hilfeplan vereinbart und fortgeschrieben. Da in der Therapeutischen Wohngruppe mit Familientraining die Beteiligung der Eltern Bestandteil des Hilfeprozesses ist, findet dies im Hilfeplan entsprechende Berücksichtigung.

c) Aufnahmekriterien und -verfahren Voraussetzung für eine Jugendhilfemaßnahme ist der Antrag auf Hilfe zur Erziehung durch die Sorgeberechtigten und die Gewährung der Hilfe durch das Jugendamt, bzw. den Allgemeinen Sozialdienst. Aufgenommen werden acht Kinder und Jugendliche beiderlei Geschlechts in der Regel zwischen 12 und 16 Jahren. Voraussetzungen für die Aufnahme sind: • die Bereitschaft der Kinder, Jugendlichen und ihrer Eltern zur Teilnahme an Vorstellungsgesprächen in der Therapeutischen Wohngruppe mit Familientraining und in der Kinder- und Jugendpsychiatrie • die Bereitschaft der Kinder, Jugendlichen und ihrer Eltern am Thema „Familie“ zu arbeiten • die Bereitschaft, einer zielgerichteten Tätigkeit wie Schule nachzugehen oder die dafür notwendigen Seite 4 von 8

Fähigkeiten, zum Beispiel im Rahmen eines Förderprogramms in der Einrichtung, zu erwerben • die Mitarbeit beim Erstellen und Umsetzen eines individuellen Betreuungsplanes • die Akzeptanz der Hausregeln • die Zustimmung der Eltern und ihre Bereitschaft zur kontinuierlichen Mitarbeit, in einem Rahmen, der dem Förderbedarf des Kindes entspricht, im Hilfeplan beschrieben und verbindlich vereinbart wird • der Wunsch und die Bereitschaft der Eltern und ihrer Kinder nach einer Stabilisierungsphase Wochenenden und einen Teil der Ferien gemeinsam zu verbringen • die Bereitschaft der Eltern und ihrer Kinder an Gesprächen teilzunehmen, die die Wochenendbeurlaubung vor- und nachbereiten. Diese Gespräche finden beim Abholen und Bringen der Kinder und Jugendlichen statt Die Kinder und Jugendlichen ziehen nach der Entscheidung der Familie für die Wohngruppe ein. Nach etwa einer Woche, wenn sie sich ein umfassendes Bild von der Einrichtung und der Arbeitsweise machen konnten, sollen die Kinder, Jugendlichen und deren Eltern ihre Entscheidung bestätigen. Erst dann wird der Betreuungsvertrag mit der Familie abgeschlossen. Die Dauer des Aufenthaltes wird in Abhängigkeit der individuellen Notwendigkeiten im Hilfeplanverfahren geregelt. Sie sollte in der Regel ein Jahr nicht wesentlich überschreiten. Eine längerfristige, familienersetzende Betreuung ist in dieser Therapeutischen Wohngruppe mit Familientraining nicht möglich.

d) Betreuungskonzept Allen Betreuten dieser Therapeutischen Wohngruppe mit Familientraining ist die enge Bindung an ihr Elternhaus gemeinsam. Zudem möchten die Familien nach der Betreuung in der Wohngruppe wieder ganz zusammenleben. Diese Umstände machen es besonders nötig, das Betreuungsangebot so zu konzipieren, dass es Kinder, Jugendliche und ihre Eltern annehmen können. Ebenso benötigen die Familien Zeit, die sie gemeinsam verbringen, um Beziehungen zu erhalten und neue Verhaltensmuster einzuüben. Die pädagogische und therapeutische Arbeit in der Einrichtung ist dahingehend ausgerichtet, dass nach einer Stabilisierungsphase, die die jungen Menschen ganz in der Wohngruppe verbringen können, regelmäßige Wochenend- und Ferienheimfahrten vorgesehen sind und von allen Familienmitgliedern bewältigt werden können. Das Konzept berücksichtigt insbesondere: 1. Die äußeren Bedingungen: Hierzu gehören die Umwelt der Kinder und Jugendlichen, ihre Herkunftsfamilie, die soziale Stellung, der bisherige Werdegang usw., aber auch die rechtlichen Bedingungen, der Erziehungsauftrag und die Persönlichkeiten der BetreuerInnen mit ihren Sichtweisen und Standpunkten, sowie das pädagogische Konzept nach dem sie arbeiten. 2. Die verbalen Äußerungen der Kinder und Jugendlichen, d.h. wie äußern sie sich über ihre Situation; welche Ziele formulieren sie für sich usw. 3. Die Verhaltensäußerungen der Kinder und Jugendlichen, d.h. welche Schritte unternehmen sie zur Erreichung ihrer Ziele und welches Verhalten zeigen sie in Bezug auf ihre verbalen Äußerungen. Unter gleichzeitiger und gleichwertiger Einbeziehung dieser drei Faktoren entsteht die Betreuungsleitlinie (Zentralorientierung). Stimmigkeit und Umsetzbarkeit bilden die Grundlage der Handlungsorientierung für die Kinder, Jugendlichen und die BetreuerInnen. Äußere Bedingungen, verbale Äußerungen und Verhaltensäußerungen sind einer ständigen Veränderung unterworfen und beeinflussen sich gegenseitig. Sie dürfen nicht isoliert betrachtet werden. Die dabei immer wieder auftretenden Widersprüche können zu konfliktreichen Spannungsfeldern führen. Es handelt sich hier also um ein dynamisches Konzept, welches fortlaufend überprüft und fortgeschrieben werden muss. Dazu werden die besonderen Aspekte der jeweiligen Erkrankung grundlegend mit einbezogen. Die Überprüfung unserer methodischen Vorgehensweisen erfolgt durch Reflexion im Team, kollegiale Seite 5 von 8

Beratung und Supervision. Außerdem wird eng mit den behandelnden Ärzten und Therapeuten zusammen gearbeitet und es findet ein regelmäßiger Fachaustausch mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie Nürnberg statt. Mit der gesamten Familie wird ein Betreuungsplan erstellt. Dieser beinhaltet neben den Zielen der Kinder, Jugendlichen und ihrer Angehörigen die notwendigen pädagogischen sowie ambulanten psychiatrischpsychotherapeutischen Maßnahmen. Der Betreuungsplan ist für uns die pädagogische Arbeitsgrundlage im Hilfeplanprozess. In Anlehnung an diesen wird er kontinuierlich fortgeschrieben.

Wichtige Inhalte der Betreuung sind: • die Auseinandersetzung mit der seelischen Beeinträchtigung sowie der Erwerb von Fähigkeiten, um damit umzugehen, wie ggf. dem verantwortungsbewussten Umgang mit Medikamenten • die Förderung von altersgemäßer Selbständigkeit und Eigenverantwortlichkeit im Kontext des gesamten Familiensystems • die Vermittlung von altersentsprechenden lebenspraktischen Fähigkeiten • die Entwicklung und Durchführung eines individuellen Therapiekonzeptes, z.B. die Fortführung der in der Klinik geleisteten therapeutischen Arbeit • das Finden einer schulischen oder beruflichen Perspektive • die Entwicklung von sozialen Kompetenzen im Einzelkontakt, in der Gruppe und der Familie • das Erlernen des Umgangs mit gesellschaftlichen Realitäten • Hilfen bei der sinnvollen Freizeitgestaltung und dem Entdecken eigener Interessen • die Befähigung der Eltern, ihren Kindern einen Rahmen zu bieten, der deren Entwicklung fördert und das Zusammenleben regelt • die Arbeit an konflikthaften Beziehungsmustern innerhalb der Herkunftsfamilien und das Bereiten eines Bodens für ein förderliches Zusammenleben

e) Methoden Die Grundlage der Arbeit mit den Familien ist das Schaffen eines therapeutischen Klimas und umfasst eine verstehende und ganzheitliche systemische Sichtweise. Im Rahmen der Gruppenpädagogik werden regelmäßige Gruppenunternehmungen vor allem in den Bereichen Sport und Spiel, Kultur und musisch-kreativer Gestaltung durchgeführt. Darüber hinaus finden erlebnispädagogische Maßnahmen sowie themenzentrierte und interaktive Gruppenangebote zur Erweiterung der sozialen Kompetenz statt. Desweiteren werden die Kinder und Jugendlichen bei der Gestaltung des alltäglichen Zusammenlebens unterstützt. Wo es sinnvoll und förderlich ist, können Familien an Gruppenaktivitäten teilnehmen. Für die Einzelbetreuung stehen in der Regel für jedes Kind oder Jugendlichen zwei Stunden pro Woche zur Verfügung. Die Einzelgespräche und –aktionen dienen der Umsetzung des individuellen Betreuungsplanes innerhalb oder außerhalb des Hauses. Darüber hinaus zählen zur Einzelbetreuung regelmäßige Kontakte zur Familie, sowie zu Schule, Arbeitgeber und Therapeuten. In diesem Rahmen erfolgt eine rechtzeitige Vorbereitung auf die Entlassung und der notwendigen Nachbetreuung. Ein wichtiger Bestandteil der Einzelarbeit ist die schriftliche Dokumentation des Entwicklungsprozesses und die Kommunikation ins Team. Die Zusammenarbeit mit den Familien umfasst Eltern- und Familiengespräche, Elternseminare, Elterntrainingsgruppen, gemeinsame Aktionen mit Jugendlichen und Eltern und bei Bedarf Hausbesuche. Ein besonderes Angebot an die Familie oder Teile der Familie ist die zeitlich begrenzte Teilnahme am Gruppenleben, um z.B. die Unterstützung für den morgendlichen Aufbruch in die Schule zu üben. Die Elterngespräche sind für die Sorgeberechtigten verpflichtend und bilden die Grundlage für ein Gelingen der Maßnahme. In den Eltern- und Familiengesprächen wird an den Zielen des Betreuungsplans gearbeitet. Die Eltern werden über die Entwicklung und den Betreuungsverlauf ihres Kindes informiert und in diesen Prozess mit einbezogen. Dabei wird erarbeitet, wie die Eltern die Entwicklung ihres Kindes unterstützen können. Gemeinsam werden Erwartungen der Kinder und Jugendlichen, der Eltern und der Einrichtung geklärt. Zudem wird die Ausgestaltung der Kontakte zwischen den Eltern und ihren Kindern geplant und reflektiert. Seite 6 von 8

Darüber hinaus finden Gespräche zur Vor- und Nachbereitung der Beurlaubungen statt. Inhalt dieser Gespräche ist die Planung und Reflektion der Beurlaubungen in den elterlichen Haushalt am Wochenende in den Ferien. Während der Beurlaubungen stehen die MitarbeiterInnen der Wohngruppe telefonisch und im Bedarfsfall persönlich zur Verfügung, um die Familien in schwierigen Situationen zu coachen. Der therapeutische Fachdienst der Einrichtung ist an der Arbeit mit den Eltern kooperativ beteiligt. Bei Bedarf ist Familientherapie möglich. Der gesamte Prozessverlauf wird von zwei fest zugeordneten Personen aus dem MitarbeiterInnenteam begleitet. Der Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen und Anbietern, unter anderem auch im Stadtteil, ist wichtige Grundlage zur Integration und um individuelle Angebote für die Kinder, Jugendlichen und ihre Familien nutzbar zu machen.

f) Vorbereitung auf die Entlassung und ambulante Betreuungsangebote Rechtzeitig vor Beendung der Maßnahme wird die Entlassung vorbereitet. Dies beinhaltet die vermehrte Übernahme von Verantwortung für das Kind durch die Familie. Um die während der Maßnahme erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu sichern und das zufriedenstellende Zusammenleben in der Familie nach der Entlassung zu stabilisieren, sind unterstützende Maßnahmen in ambulanter Form hilfreich. Diese können vom Fachbereich „Ambulante Hilfen Nürnberg“ des Trägers übernommen werden. Durch enge Kooperation und Verknüpfung beider Fachbereiche ist die zielgerichtete Fortführung der Hilfe gewährleistet. Für diese ambulanten Hilfen liegt ein gesondertes Konzept beim Träger vor und wird auf Anfrage gerne zugeschickt.

IV.

Das Haus

Die Therapeutische Wohngruppe mit Familientraining verfügt über • drei Doppelzimmer • zwei Einzelzimmer • ein Wohnzimmer • eine Küche • ein Esszimmer • einen Mehrzweckraum für Unterricht, Hausaufgabenbetreuung, Besprechungen, Schulungen und kreatives Arbeiten • ein Besucherzimmer in dem Angehörige übernachten können • ein Büro • einen Raum für Nachtbereitschaften • einen Hauswirtschaftsraum • Sanitärräume

V.

Das Team

Das Team setzt sich aus pädagogischen und therapeutischen Fachkräften unterschiedlicher Profession zusammen, die die Betreuung an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr gewährleisten. Von ihnen werden neben allen üblichen Betreuungsangeboten im Rahmen der Tagesstruktur und der Grundversorgung Anleitung im lebenspraktischen Bereich, Förderangebote, Einzelkontakte, Arbeit mit den Familien, freizeitpädagogische Angebote und Ferienmaßnahmen sowie administrative Arbeiten geleistet. Hierzu verfügt diese Therapeutische Seite 7 von 8

Wohngruppe mit Familientraining über 5,45 Planstellen. Zudem steht der therapeutische Fachdienst drei Stunden pro Woche und Betreuter/m zur Verfügung. Er bietet Gruppenangebote sowie Einzel- und Familientherapien an. Einen besonderen Schwerpunkt seiner Aufgaben bildet das Training der Eltern. Darüber hinaus berät der Fachdienst das Team. Professionelles zielgerichtetes Handeln und die Belastungen des Betreuungsalltages bei der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen machen regelmäßige Fortbildung und eine eingehende Reflexion der Tätigkeit der MitarbeiterInnen notwendig. Diese Reflexion findet in Form von Teamgesprächen, kollegialer Beratung und Supervision statt.

Nürnberg, im März 2009

Dieses Konzept entstand in Anlehnung an das Konzept des VSE Celle „Sich am Jugendlichen orientieren“ und in Anlehnung an das Konzept der Therapeutischen Wohngruppe der Heckscher Klinik in München . Es gründet auf den Erfahrungen der Therapeutischen Wohngruppe unseres Trägers STEP e.V. und bietet eine Erweiterung der Angebote, die unser Verein bereits in der Region anbietet.

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