Kommunikation & Presse

HF WDR5 09.04.08 16:05 06:07 N LEONARDO Einschaltquote **:

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HF WDR5 09.04.08 22:05 06:07 N LEONARDO

die natur nachmachen: bionik heißt der forschungszweig der biologie und technik miteinander verbindet. die besten nachmachideen wurden nun mit dem bionik award 2008 ausgezeichnet. der award wird gemeinsam vom vdi und der deutschen stiftung umwelt verliehen. gp: herr speck, uni freiburg; w.bartlot, wissenschaftler; m.herman, fraunhofer; th.massolter, ingenieur;

** Einschaltquote TV: SEHBETEILIGUNG - auf Basis AGF/GfK Fernsehforschung, pc#tv, Fernsehpanel+EU, Zuschauer Gesamt, BRD-Gesamt

Erster Bionikpreis verliehen

Leonardo vom 9. April 2008, 16.05 Uhr Haifischhaut, Spinnenfäden, Lotusblätter. Schon lange schauen sich Wissenschaftler und Ingeniere ganz genau in der Natur um. Sie versuchen Materialien und Konstruktionsprinzipien zu erkennen und zu verstehen, um sie zu nutzen. Bionik heißt diese Forschungsrichtung, die viele Wissenschaftliche und Technische Disziplinen verbindet. Bisher gab es ein paar kleine aber keine bahnbrechenden Erfolge. Das soll sich ändern. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und der Verband deutscher Ingenieure hat einen Preis verliehen, der Forscher anspornen soll. AutorIn: Ann-Kristin Danzenbächer

Verein Deutscher Ingenieure e.V. ⋅ Graf-Recke-Straße 84 ⋅ D-40239 Düsseldorf ⋅ Telefon +49(0)211 62 14-0 Telefax +49(0)211 62 14-575 ⋅ Postfach 10 11 39 ⋅ D-40002 Düsseldorf ⋅ E-Mail: [email protected] ⋅ www.vdi.de

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Leonardo - Wissenschaft und mehr Sendedatum: 9. April 2008

Der Natur abgeguckt Erster Bionikpreis verliehen von Ann-Kristin Danzenbächer

Sprecherin: Die Stars der deutschen Bionik-Forschung, viele von ihnen Biologen und Ingenieure, sind bei der Tagung fast vollständig vertreten. Auch der 50-Jährige Professor Thomas Speck von der Uni Freiburg unterhält sich in den WorkshopPausen angeregt mit seinen Kollegen.

O-Ton: „Was wir machen sind smart Materials. Selbst reparierende Stukturen, wir haben zum Beispiel jetzt ein Projekt laufen, wo es darum geht für Luftmatrazen oder Gummiboote ne selbstreparierende Beschichtung zu machen, das heißt, wenn ein Loch reinkommt, dass sich das dann selbst wieder verschließt. Ideengeber war zum Beispiel eine Liane, die solche selbstreparierenden Eigenschaften im Laufe der Evolution entwickelt hat.“

Sprecherin: Das funktioniert im Labor mit Hilfe eines Spezialschaumes. Einen marktreifen Prototyp gibt es noch nicht. Den hofft Speck zusammen mit seiner Forschungsgruppe in den nächsten drei Jahren zu entwickeln. Eine besonders stoßfeste Transportpalette soll vielleicht schon nächstes Jahr zu kaufen sein. Für ihre Entwicklung hat Speck sich von Bambus und Stachelschweinborsten inspirieren lassen.

O-Ton: „Für mich selbst ist das Faszinierende wirklich, dass man Grundlagenforschung und angewandte Forschung verbinden kann. Und dass unterschiedliche Fachrichtungen zusammenarbeiten. Das heißt der Biologe arbeitet mit dem Ingenieur, Chemiker, Physiker zusammen. Und wir decken

© Westdeutscher Rundfunk Köln 2008 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.

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quasi alles ab von der Idee aus der Natur, bis im Idealfall hin zum realen Produkt, was dann tatsächlich auf den Markt kommt.“

Sprecherin: Es gibt hunderte Patente für Bionik-Verfahren und -Produkte. Vergleichsweise wenige haben es bis jetzt zur Marktreife gebracht. DIE VorzeigeEntdeckung der Bioniker ist der so genannte Lotus-Effekt. Professor Wilhelm Barthlott stellte bereits in den 1970er Jahren fest: Lotusblätter sind besonders wasser- und schmutzabweisend. Dank Barthlott und Team kann man die Reinheit der Lotusblüte künstlich nachahmen.

O-Ton: „Das wichtigste ist eine Fassadenfarbe, die auch den Lotos im Namen trägt. Und das sind Häuser, die nicht verschmutzen, keine Algen, keine Pilze. der Regen reinigt die. Und inzwischen gibt es etwa 500.000 Gebäude auf der Welt mit solchen Oberflächen.’’

Sprecherin: Aber auch wasserabweisende Dachziegel und Glasscheiben, etwa an den Lkw-Mautgeräten auf den Bundesautobahnen gibt es bereits. Zukünftig, so schwärmt Barthlott, wird es Badeanzüge geben, die niemals nass werden. Und Schiffsrümpfe könnten mit Hilfe des Lotuseffektes trocken bleiben und energiesparend auf einer dünnen Luftschicht dahingleiten. Der Verein Deutscher Ingenieure und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt verleihen auf der Tagung erstmals den Bionik-Award. Im Auftrag einer Stiftung und dotiert mit 10.000 Euro. Der Preis soll den Nachwuchs zu neuen Ideen anspornen. Gewinner des ersten BionikPreises ist der 35-Jährige Michael Hermann.

O-Ton: „Die Idee war, Kanalstrukturen aus der Natur zu übernehmen, zum Beispiel Blutbahnen oder Leitbündelstrukturen von Blättern, Lungen etc. die alle solche verästelten Strukturen haben, diese in die Technik zu übertragen. Und damit Flüssigkeiten und Gase gleichmäßig verteilen zu können und wenig Energie für die Pumpe zu benötigen.“

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Sprecherin: Seine Idee hat der Ingenieur vom Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme an Sonnenkollektoren ausprobiert.( Im Rahmen eines EU-Projektes will er weiterforschen.) Was soll das heißen? vielleicht: Inzwischen arbeitet er mit Kollegen in ganz Europa zusammen. oder: Inzwischen wird seine Arbeit auch aus EU-Mitteln unterstüzt? – oder weglassen . Er hofft, dass man in einigen Jahren tatsächlich solch ein Produkt kaufen kann. Neben dem Hauptpreis bekommen zwei junge Bioniker Anerkennungspreise für ihre Arbeit. Der 32-jährige Biologe Tobias Seidel etwa hat sich mit dem Navigationssystem von Wüstenameisen beschäftigt, ihre Schritte gemessen und untersucht wie sie sich orientieren. Seine Ergebnisse könnten in Zukunft bei der Entwicklung neuer Laufroboter helfen. Sein Geologen-Kollege Tom Masselter aus Freiburg hat ein System entwickelt, mit dem Kabel leichter und staubgeschützt in Schaltschränke geführt werden können. Inspirationsquelle waren dabei zum Beispiel Blüten und die Venusfliegenfalle- eine Fleischfressene Pflanze. Könnten sie etwas erläutern in welcher Hinsicht ihm Blüten als Vorlage gedient haben?

O-Ton: „140 konventionelle Kabeleinführungen die können entweder dicht verschließen oder leicht eingebaut werden. Und was wir eben umgesetzt haben, waren Kabeleinführungen, die eben dicht zu verschließen und auch leicht einzubauen sind.“

Sprecherin: Trotz einiger konkreter Anwendungen: Die Bionik steckt noch in den Kinderschuhen. Das gibt auch Professor Antonia Kesel von der Hochschule Bremen zu. Sie ist Mitinitiatorin der Tagung im Zentrum für Umweltkommunikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Kesel leitet den weltweit einzigen Bionik Studiengang- wo?. Für sie sind die Möglichkeiten des Forschungszweiges bei weitem noch nicht ausgeschöpft.

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O-Ton: „Das heißt in den letzten dreieinhalb Milliarden Jahren sind aktuell hier lebend 20 Millionen Spezies entstanden. Und alle diese Spezies sind evolutiv gesehen Winner. Jeder kann etwas was der andere nicht kann und es lohnt sich zumindest zu schauen, was unter Umständen für eine wirtschaftliche oder industrielle Anwendung interessant sein könnte.“

Sprecherin: Nicht nur in der Industrie, auch im Management kommen die Ideen der Bioniker übrigens zum Einsatz. Schließlich lässt sich von Wolfsrudeln und Delfinenschulen (so nennt man den Verband, in dem sie schwimmen und jagen) einiges lernen: Die Tiere sind erstaunliche Teamworker. Auch da können sich die Menschen noch einiges abgucken, meinen Bioniker.

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