kma

www.kma-online.de • 17 Euro 22. Jahrgang • Dezember 2017

Klinik Management aktuell

SONDERDRUCK aus

Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung.

kma Klinik Management aktuell

Persönliche PDF-Datei für Dirk Mewis

Branche kompakt

IMPRESSUM Redaktion Berlin kma medien in Georg Thieme Verlag KG [email protected] www.kma-online.de

PERSONAL­UNTERGRENZEN IN DER PFLEGE Ein Blick in die Kristallkugel und der Königsweg wäre klar erkennbar. So jedoch müssen DKG und GKV bis Mitte 2018 eine Antwort finden – und die könnte für viele Kliniken teuer werden.

Gestaltung und Umsetzung kma Berlin © 2017 Georg Thieme Verlag KG 70469 Stuttgart Dieser persönliche Sonderdruck ist nur für die Nutzung zu nicht-kommerziellen, persönlichen Zwecken bestimmt (z.B. im Rahmen des fachlichen Austauschs mit einzelnen Kollegen und zur Verwendung auf der privaten Homepage des Autors). Diese PDF-Datei ist nicht für die Einstellung in Repositorien vorgesehen. Dies gilt auch für soziale und wissenschaftliche Netzwerke und Plattformen. Nachdruck und jede weitergehende Nutzung nur mit Genehmigung des Verlags.

Branche kompakt

BR ANCHE KOMPAKT BERATUNG Ob Reformstau oder Standortängste – viele Klinikmanager, deren Unternehmen mit Verdrängungswettbewerb und den Zwängen knapper Kassen kämpfen, rufen Berater zu Hilfe. Die Behandlungen, die die Consultants verschreiben, sind oft schmerzhaft. recht zu geben. Welche Technologien

Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung.

BERATUNG

Doch häufig scheint ihnen der Erfolg werden sich durchsetzen? Was wollen die Kunden wirklich? Lesen Sie außerdem, wie sich ein Unternehmen aufstellen muss, um im Wettbewerb zu bestehen.

INHALTE 53 Reformstau Von  der Stippvisite bis zur Lang­ zeittherapie 57 Beratung Strategische Partnerschaften 60 Branche in Zahlen

Foto: AdobeStock / JPC-PROD

2017 ◀ ▶ 2018

52

Dezember

Januar / Februar

März

April

Mai

Juni

Beratung

Bildgebende Verfahren

Krankenhaus­ einrichtung und -ausstattung

Medizintechnik

Catering und Verpflegung, Facility Management

OP-Management, OP-Ausstattung

Klinik Management aktuell Dezember 2017 | 22. Jg.

Branche kompakt

REFORMSTAU

Von der Stippvisite bis zur Langzeittherapie Ihre Untersuchungsinstrumente sind Excel-Tabellen, ihre Rezeptblöcke Powerpoint-Präsentationen. Die Ärzte des Wirtschaftssystems werden meistens bei Reformstau oder Standortängsten zu Hilfe gerufen.

Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung.

Bracht ist seit Frühjahr 2015 Geschäfts­ führer Medizin im KRH Klinikum Region Hannover. Der promovierte Humanme­ diziner war von den Mühlenkreiskliniken in Minden-Lübbecke in die Leinestadt gewechselt. In Minden-Lübbecke war Bracht seit 2009 Vorstandsvorsitzender der Mühlenkreiskliniken gewesen, einem kommunalen Krankenhausverbund mit fünf Standorten, einem Jahresumsatz von rund 320 Mio. Euro und 4 200 Mit­ arbeiterinnen und Mitarbeitern. Unter Brachts Führung schaffte es die Minde­ ner Klinikgruppe nach einem Defizit von 29 Millionen Euro im Jahr 2008, einerseits

Häufiges Beratungsziel: Gleichzeitig ein hochwertiges medizinisches Angebot aufrechterhalten und trotzdem kostendeckend zu arbeiten. Foto: BVmed

ein hochwertiges medizinisches Angebot aufrechtzuerhalten und andererseits seit 2011 kostendeckend zu arbeiten. Rund zwei Jahre lief der Vertrag der Müh­ lenkreiskliniken (MKK) mit der Unterneh­ mensberatung Roland Berger. „Das war eine klassische Sanierungsberatung mit insgesamt 40 Projekten und dem Ziel, die öffentliche Trägerschaft der MKK mit dem Kreis Minden-Lübbecke als Eigentümer zu erhalten und 2012 ein ausgeglichenes operatives Jahresergebnis zu erreichen“,

fasst Bracht die Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung zusammen. Transparenz und Vertrauen sei für eine solche Aufgabe notwendig, meint Bracht. 2013 erreichte das Klinikum dann einen Jahresüberschuss von fünf Millionen Euro. Klassische Sanierungsberatung Die „Medizinstrategie 2020“ soll das Kli­ nikum Region Hannover jetzt nachhaltig aus den roten Zahlen führen. Der Klinik­ verbund mit 10 Krankenhäusern hatte das Jahr 2015 mit einem Minus von mehr als

Juli / August

September

Oktober

November

Dezember

Hygiene, Desinfektion, Zentralsterilisation

Fort- und Weiterbildung, Personalberatung

E-Health und Health-IT

Wund- und Pflegemanagement

Finanzierung und Versicherungen

22. Jg. | Dezember 2017 Klinik Management aktuell

53

BERATUNG

Ob Reformstau oder Standortängste – viele Klinikmanager, deren Unternehmen mit Verdrängungswettbewerb und den Zwängen knapper Kassen kämpfen, rufen Berater zu Hilfe. Die Behandlungen, die die Consultants verschreiben, sind oft schmerzhaft. Doch häufig scheint ihnen der Erfolg recht zu geben. Welche Tech­ nologien werden sich durchsetzen? Was wollen die Kunden wirklich? Wie muss sich ein Unternehmen aufstellen, um im Wettbewerb zu bestehen? „Der Vorteil von Beratern ist, dass sie über MethodenKnow-how in komplexen Projektstruktu­ ren verfügen, dass im eigenen Haus oft nicht vorhanden ist“, erklärt Matthias Bracht, der mit Consultingunternehmen erfolgreich zusammengearbeitet hat.

Branche kompakt

Matthias Bracht ist seit Frühjahr 2015 Geschäftsführer Medizin im KRH Klinikum Region Hannover. Foto: KRH Klinikum Region Hannover

Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung.

BERATUNG

dass das Potenzial für weitere Verbesse­ rungen begrenzt ist. Stattdessen inves­ tieren Krankenhäuser lieber in konkrete Prozessunterstützung.

9 Millionen Euro abgeschlossen. Dieses Jahr rechnet die Geschäftsführung mit einem Überschuss von rund drei Millionen Euro – trotz einer neuen Entgeltordnung und der Tarifsteigerungen, die zusätzliche Ausgaben von etwa 14 Millionen Euro bedeuten, bilanziert Bracht. Um die Me­ dizinstrategie 2020 zu entwickeln, hat das Großklinikum auch mit WMC Healthcare kooperiert. Das Beratungsunternehmen wurde 2013 von Reinhard Wichels gegrün­ det, der als Arzt in der inneren Medizin und in der Kardiologie klinisch gearbeitet hatte, bevor er 2011 zur Unternehmens­ beratung McKinsey wechselte und dann deren Krankenhausbereich in Deutschland und Europa aufbaute und leitete. „Wir brauchten WMC nicht als Sanierungs- son­ dern als Spezialberater“, beschreibt Bracht die Aufgabe der Klinikberater. Die strate­ gischen Fragen waren bereits geklärt, es ging dann noch um die Realisierung von Projekten und Qualitätsmanagement. Das Angebotskonzept ist mit der Medizin­ strategie 2020 beschrieben. Jetzt gehe es um die Umsetzung der Maßnahmen und die konsequente Prozessoptimierung, um die Konsolidierungsziele zu errei­ chen. Dazu würden wieder vorhandene, interne Kräfte eingesetzt. Aber „gerade die klinischen Prozesse bedürfen einer kritischen Analyse, um weitere Optimie­ rungen umsetzen zu können. Dazu kann in definierten Bereichen externes Know54

Wir brauchten WMC nicht als Sanierungssondern als Spezialberater.“ Matthias Bracht, Geschäftsführer Medizin im KRH Klinikum Region Hannover

how hilfreich sein“. Die Medizinstrategie 2020 stehe prinzipiell für bedarfsgerechtes Wachstum. Ausgebaut werden sollen daher die Bereiche Lungenheilkunde, Neurochirurgie, Neurologie, Urologie, Psychiatrie Psychosomatik und Geriatrie. Berater sind die Ärzte eines Gesundheits­ systems, das mit Krankheiten kämpft. Die Management Consultants rücken als mobile Einsatzkommandos vorübergehend in Kliniken ein, um Prozesse zu optimieren oder die Unternehmensstrategie auf den Prüfstand zu stellen. Die Projektdauer beträgt wenige Tage bis einige Jahre. Prozessoptimierung und Qualitäts­ management Die Nachfrage nach Spezialberatungen liegt im Trend. Früher kauften viele Klini­ ken eher eine klassische Strategieberatung ein. Aber mittlerweile sind die strategi­ schen Ausrichtungen nach zahlreichen Consulting-Runden so weit optimiert,

Prozessoptimierung und Qualitätsma­ nagement ist auch das Geschäftsmodell von Orphoz. Die Tochtergesellschaft von McKinsey ist auf Umsetzungsberatung spezialisiert. „Viele Krankenhäuser be­ nötigen kurzfristige Unterstützung bei spezifischen Fragestellungen“, beobachtet Sören Eichhorst, Leiter des McKinsey Hos­ pital Instituts, einen sich verstärkenden Trend. Strategische Fragen seien bereits geklärt, jetzt gehe es konkret um die Rea­ lisierung von Projekten. „Dafür müssen unsere Berater nicht mehrere Wochen oder Monate lang mit einem Team vor Ort im Einsatz sein“, stellt Eichhorst fest. Für die Ratgeber ist diese Rolle neu, aber zweifellos zeitgemäß. Früher heilten die Beratungsunternehmen Krankheiten der Konzerne – heute weisen sie ihnen im Idealfall den Weg zu einer gesunden Lebensweise. Denn rund 40 Prozent der deutschen Krankenhäuser – vor allem Häuser von öffentlichen und freigemein­ nützigen Trägern – schreiben rote Zahlen. Trotz Produktivitätssteigerungen ha­ ben stagnierende Erlöse und steigen­ de Kosten zu einer Deckungslücke im Gesundheitssystem geführt. „Auch das Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) der Bundesregierung wird mittelfristig kei­ ne finanzielle Verbesserung für Kliniken bringen“, prognostiziert Zun-Gon Kim. Kim ist seit 2015 Partner bei der Boston Consulting Group (BCG). Der anhaltende Kostendruck und gesetzliche Einsparmaß­ nahmen im Gesundheitswesen würden die finanziellen Rahmenbedingungen für Krankenhäuser in Deutschland auf absehbare Zeit nicht verbessern. „Während aktuelle Tarifverhandlungen zu weiter Klinik Management aktuell Dezember 2017 | 22. Jg.

Branche kompakt

Zun-Gon Kim war zuvor Praxisgruppenlei­ ter Health Care bei Roland Berger Strategy Consultants. In dieser Rolle begleitete er eine Vielzahl medizinischer Einrichtungen im deutschsprachigen und internationalen Raum bei Restrukturierungs- und Sanie­ rungsprogrammen. „Bei allen Fragestel­

lungen rund um die Erlössteigerung und Kostensenkung sowie die Optimierung klinischer und nicht-klinischer Aufbau- und Ablauforganisation macht eine Strate­ gieberatung mehr Sinn als eine Wirt­ schafts- oder Spezialberatung“, ist Kim überzeugt. Schließlich seien die Probleme

Quelle: Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschafts­forschung

Kosten und Erträge „Wenige Wochen dauert es, Klinikprozesse zu analysieren, Monate, neue Konzepte zu machen, und Jahre, sie umzusetzen“, fasst der Beratungsprofi die unterschiedlichen Anforderungen zusammen. „Externen Be­ ratern hilft dabei der unvoreingenommene Blick von außen sowie die Kenntnis anderer Länder und Gesundheitssysteme. Zudem dürfen sie unangenehme Wahrheiten aussprechen, die internen Mitarbeitern den Job kosten könnten“, weiß Kim. BERATUNG

Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung.

Inzwischen beträgt der Investitionsstau mindestens zwölf Milliarden Euro.

Euro Investitionsstau

oft grundsätzlicher Natur. Bei Fach- oder Spezialfragen rücken BCG-Berater al­ lerdings auch für Tage oder Wochen in Krankenhäuser ein.

© s-company.de

12 Mrd.

steigendem Personalaufwand führen und medizinischer Fortschritt sowie stei­ gende Energie- und Rohstoffpreise einen kontinuierlichen Anstieg im Sachaufwand verursachen, bleibt das Erlöswachstum deutlich zurück“, analysiert Kim. Die „Schere“ zwischen nicht beeinflussbaren Kosten- und möglichen Erlössteigerungen taxiert der Mediziner auf zwei Prozent.

Branche kompakt

Gerade die klinischen Prozesse werden oft einer kritischen Analyse unterzogen, um weitere Optimierungen umsetzen zu können.

Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung.

BERATUNG

Foto: BVmed

40 % rote Zahlen

Rund 40 Prozent der deutschen Krankenhäuser – vor allem Häuser von öffentlichen und freigemeinnützigen Trägern – schreiben rote Zahlen. Quelle: Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschafts­forschung

Sowohl in wirtschaftlicher als auch in qualitativer Hinsicht ist ein hoher Spezia­ lisierungsgrad vorteilhaft.“ Gesundheitsexperte Boris Augurzky

56

Seit gut drei Jahren überwachen die BCGBerater die Sanierung der städtischen Kliniken in München. Die geplanten Kosten für Baumaßnahmen, Personalabbau und Weiterqualifizierung werden inzwischen auf rund eine Milliarde Euro geschätzt. In den kommenden sieben Jahren soll fast jeder vierte Arbeitsplatz im Klinikum wegfallen. Kernpunkt der Sanierung ist, die einzelnen Fachbereiche neu zu verteilen, die heute oft noch doppelt vorhanden oder zu klein sind, um wirtschaftlichen Erfolg zu haben. Um der Schere zwischen stark steigenden Kosten und nur langsam wachsenden Erträgen zu entkommen, rät Gesund­ heitsexperte Boris Augurzky den Kliniken, Verbünde zu bilden und sich zu speziali­ sieren. „Denn sowohl in wirtschaftlicher als auch in qualitativer Hinsicht ist ein hoher Spezialisierungsgrad vorteilhaft.“ Augurzky leitet den Kompetenzbereich Gesundheit am Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung. Die Gesundheitsforscher am RWI beraten die Politik und fertigen daher auch jedes Jahr einen Rating-Bericht zu Kliniken an. Dabei stellte das Institut fest, dass 40 Pro­ zent aller Krankenhäuser in Deutschland Verluste verzeichnen und jedes zehnte von der Pleite bedroht ist. „Inzwischen beträgt der Investitionsstau mindestens zwölf Milliarden Euro, weil die Länder nur die Hälfte des benötigten jährlichen

Investitionsbedarfs von 5,3 Millionen Euro beisteuern“, rechnet Augurzky aus. „Aber irgendwann müssen eben die Fenster erneuert, ein OP-Saal saniert oder in der Klinik ein Röntgengerät ersetzt werden.“ Etwa 200 unrentable Häuser könnten ge­ schlossen werden, also rund 10 Prozent der bundesweit 2 000 Einrichtungen. „Das sind Krankenhäuser mit einem strukturellen Defizit.“ Andere Kliniken, die in den roten Zahlen stecken, könnten allerdings saniert werden. Der Bedarf an kurz-, mittel- und langfristiger Unterstützung durch die Consultingbranche wird daher auch in Zukunft nicht abnehmen. ▬ Dirk Mewis Wirtschaftsjournalist

Klinik Management aktuell Dezember 2017 | 22. Jg.

Früher wollten Kliniken vor allem ein bestimmtes Produkt oder eine bestimmte Technologie kaufen. Heute geht es oft darum, die Ver­sorgung des Patienten möglichst optimal zu steuern. Foto: Fotolia / sudok1

BERATUNG

Strategische Partnerschaften Anbieter und Nachfrager rücken enger zusammen. Als Berater fungieren inzwischen auch Medizintechnik­ hersteller wie Siemens Healthcare, Medtronic oder Philips und beteiligen sich zunehmend an Forschungs­ einrichtungen.

Die Nachfrage verändert sich. Früher ging es in den Kliniken und Arztpraxen darum, ein bestimmtes Produkt oder eine be­ stimmte Technologie zu kaufen. Heute geht es stattdessen oft darum, die Ver­ sorgung des Patienten möglichst opti­ mal zu steuern – von der Prävention über Diagnose und Therapie bis hin zur Pflege zuhause. So begreift sich das niederländi­ sche Unternehmen Philips inzwischen als Medizintechnik-Anbieter, der aber eine sehr große Bandbreite abdeckt „Wir ha­ ben Fokus-Bereiche gewählt, in denen wir nicht nur Diagnose und Therapie sondern 22. Jg. | Dezember 2017 Klinik Management aktuell

möglichst den kompletten Versorgungs­ pfad abdecken wollen – von der Prävention über der Diagnose und Therapie bis hin zur Nachsorge. Das sind die Themen Onkologie, Schwangerschaft und Nachsorge, Atmung und der Bereich Kardiologie. Diesen ganz­ heitlichen Versorgungsansatz nennen wir Health Continnuum“, beschreibt Peter Vullinghs, CEO bei Philips für Deutschland Österreich und die Schweiz die Unterneh­ mensstrategie. Konzerne wie Siemens Healthcare, Med­ tronic oder Philips stellen sich inzwischen

immer mehr als Beratungsunternehmen auf. In dem Ende 2014 eröffneten Fiona Stanley Hospital in Perth mit 18 OPs und 22 Stationen war Siemens Healthcare für die gesamte Medizintechnik ver­ antwortlich – von der Planung über die Beschaffung bis zum Management der Geräte und zum Anwendertraining. Der betreute Maschinenpark umfasst etwa 6 000 Geräte verschiedener Hersteller, vom CT-Scanner bis zum MonitoringSystem. Und der Sandwell and West Bir­ mingham Hospitals NHS Trust schloss mit Siemens im vergangenen Jahr einen 57

BERATUNG

Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung.

Branche kompakt

Branche kompakt

Medizintechnik-Anbieter decken inzwischen eine sehr große Bandbreite ab.

Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung.

BERATUNG

Foto: Fotolia / sudok1

Produktlieferanten werden Krankenhäusern in Zukunft vermehrt Komplettlösungen anbieten.“ Peter Vullinghs, CEO bei Philips für Deutschland Österreich und die Schweiz

80

langfristige Kooperationsverträge „Wir haben mittlerweile 80 langfristige Kooperationsverträge in 16 hauptsächlich europäischen Ländern abgeschlossen.“ Quelle: Florian Distler, Business Director Integrated Health Solutions bei Medtronic

Kooperationsvertrag im Wert von circa 50 Millionen Euro. Die Partnerschaft geht über einen üblichen Managed-EquipmentService-Vertrag hinaus: Integriert in das Team des Kunden wirken Fachleute von Siemens daran mit, die Abläufe in den Krankenhäusern zu optimieren und Technologie-Roadmaps zu entwerfen, die dafür sorgen, dass die verfügbaren medizinischen Systeme jederzeit die aktuellen Anforderungen erfüllen. Das beste Produkt „Früher reichte es, einfach das beste Pro­ dukt anzubieten. Aber heute fragen uns die Kunden ganz gezielt, welche opera­ tiven und finanziellen Verbesserungen aus unseren Innovationen resultieren“, beschreibt Stefan Schaller, Leiter von Siemens Healthineers Deutschland die veränderten Anforderungen. „Zusammen mit unseren Kunden entwickeln wir dann neue Möglichkeiten, um sie für die Her­ ausforderungen des Gesundheitsmarktes fit zu machen. Es geht darum, gemeinsam effiziente Abläufe zu gestalten, ausgereifte Versorgungsstandards zu kreieren und nachhaltige Geschäftsmodelle aufzuset­ zen – alles unter dem Gesichtspunkt der Teilung von Chancen und Risiken“, fügt Schaller hinzu. Auch der Herzschrittmacher-Spezialist Medtronic finanziert und richtet nicht nur ganze Operationssäle ein, sondern

58

garantiert zum Beispiel auch einen Fixpreis für bestimmte Eingriffe – zum Beispiel für das Einsetzen eines Herzschrittmachers. „Wir haben mittlerweile 80 langfristige Kooperationsverträge in 16 hauptsächlich europäischen Ländern abgeschlossen und managen mittlerweile weltweit rund 200 Katheterlabore und rund 90 Operations­ säle “, beschreibt Florian Distler, Business Director Integrated Health Solutions bei Medtronic, die sich verändernden Anfor­ derungen. Ein aktuelles Beispiel für diese Entwick­ lung ist die Kooperation mit den Klini­ ken der Stadt Köln. Im Rahmen eines Betreibermodells übernimmt Medtronic dort den Betrieb der Kardiologie, An­ giologie sowie der Diabetologie in der Klinik in Merheim. Der Auftrag umfasst die Finanzierung der Infrastruktur und Medizintechnik mit einem Volumen von 32 Millionen Euro bei einer Laufzeit von 15 Jahren für sämtliche Baumaßnahmen. Außerdem übernimmt Medtronic dort sämtliche Wartungen und Beratungs- und Projektdienstleistungen zur Optimierung der klinischen Prozesse. In Zukunft werde sich die Vergütung stationärer Behand­ lungen für Medizinprodukthersteller noch stärker an den Behandlungserfolgen der Therapien orientieren, glaubt Distler. „Wir werden uns auch als Medizinpro­ duktehersteller stärker – im Rahmen von erfolgsabhängigen Vergütungsmodellen Klinik Management aktuell Dezember 2017 | 22. Jg.

Branche kompakt

Effizienzdruck: Optimierte Untersuchungs­ abläufe ermöglichen inzwischen schnellere

und Garantien – messen lassen müssen“, prognostiziert der Kooperationsexperte.

Angiologie und Schrittmacherambulanz verantwortlich.

Die beste Kooperation Wartezeiten auf Herzkatheter-Untersu­ chungen sollen in Köln jetzt der Vergan­ genheit angehören, Patientinnen und Patienten werden in modernen Ein- und Zweibettzimmern versorgt. Optimierte Untersuchungsabläufe ermöglichen zu­ dem schnellere Entlassungen. „Eine der größten strategischen Kooperation in Deutschland zwischen den Kliniken der Stadt Köln und einem weltweit führenden Medizintechnik-Unternehmen führt ab 2017 zu einer deutlichen Verbesserung der Patientenversorgung bei kardiologischen Erkrankungen im Großraum Köln“, ist Ro­ man Lovenfosse-Gehrt, Geschäftsführer der Kliniken der Stadt Köln überzeugt. In jedem Patientenzimmer wird sich zu­ künftig ein Monitor am Bett befinden. Darüber können die Patienten jederzeit Einblick in die eigene Krankengeschichte nehmen und sie werden über die nächsten Behandlungsschritte informiert. Bereits vor dem Krankenhausaufenthalt wird der Patient über elektronische Medien oder einen Patientenordner mit Informations­ material zu seiner Erkrankung und der Therapie informiert. Medtronic ist als Be­ treiber für Prozessoptimierungen vor allem durch die geplante Zusammenlegung der derzeit räumlich getrennten Funktions­ bereiche wie Herz-Kreislauf-Labor, EKG,

20 Millionen Euro entfielen auf die Bau­ maßnahmen, erläutert Jo Merkun, Ge­ schäftsführer der Medtronic Deutsch­ land GmbH und die Beschaffung der modernsten Medizintechnik, die War­ tungen der medizinischen Geräte und die Projektdienstleistungen sind mit weiteren 12 Millionen Euro budgetiert.

22. Jg. | Dezember 2017 Klinik Management aktuell

Dass Produktlieferanten Krankenhäu­ sern in Zukunft vermehrt Komplett­ lösungen anbieten werden, meint auch Peter Vullinghs. „In Zukunft verkaufen wir als Philips nicht mehr nur Geräte an die Krankenhäuser, sondern bieten unsere Beraterdienstleistung an – gemeinsam mit den Klinikbetreibern bewerten wir den Gesamtkomplex Krankenhaus und erarbeiten Komplettlösungen.“ Das starte mit einem Business Plan, gehe über die Analyse der Infrastruktur von Gebäu­ den und der Ausstattung bis hin zur IT, dem Coaching der Mitarbeiter und einer ­Finanzierungslösung. ▬

Früher reichte es, einfach das beste Produkt anzubieten. Aber heute fragen uns die Kunden ganz gezielt, welche operativen und finanziellen Verbesserungen aus unseren Innova­ tionen resultieren.“ Stefan Schaller, Leiter von Siemens Healthineers Deutschland

200

Katheterlabore „Wir managen mittlerweile weltweit rund 200 Katheterlabore und rund 90 Operationssäle.“ Quelle: Florian Distler, Business Director Integrated Health Solutions bei Medtronic

Dirk Mewis Wirtschaftsjournalist

59

BERATUNG

Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung.

Entlassungen. Foto: BVmed

Branche kompakt

BRANCHE IN ZAHLEN Wenn Sie an die Gesundheitsversorgung von morgen denken, wie wichtig sind Ihnen die folgenden Aspekte?

Haben Sie für Ihr Krankenhaus in den letzten 5 Jahren Leistungen einer Unternehmensberatung in Anspruch genommen?

Angaben in %, ab 16 Jahre, in Deutschland im Jahr 2015, Anteil der Antworten

Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung.

BERATUNG

„sehr wichtig“ und „wichtig“

Angaben in %; 290 befragte Kranken­

Fachliche Kompetenz der Ärzte

90

Ausbildung von Ärzten und Medizinern

89

Allgemein verständliche Beratung – ob im Krankenhaus, in der Praxis oder in der Apotheke

88

Verständliche Kommunikation bei Behandlungsverfahren und Medikation

87

Schnelle Terminvergabe/ Hohe Flexibilität

85

Mehr Menschlichkeit und Einfühlungs­vermögen seitens der Ärzte

84

Therapie- und Behandlungsmethoden nach neuestemStand der Forschung

häuser ab 50 Betten in Deutschland im Jahr 2013

25,2 %

82

Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen

79

Wohlfühlatmosphäre in Krankenhäusern und Praxen

78

Günstige Gesundheitsversorgung

78

74,8 %

 Ja    Nein Quelle: Statista 2016

Transparenz und Hoheit bezüglich der eigenen Gesundheitsangaben

76

Ganzheitliche Behandlungskonzepte, die nicht nur auf der Schulmedizin basieren

72

Besserer Zugang zu Gesundheitsinformationen

71 0

25

50

75

100

Quelle: Zukunftsinstitut, Statista 2015

Häufigste Fallpauschalen bei vollstationär behandelten Krankenhauspatienten in Deutschland im Jahr 2015 599 036

Neugeborener Einling (P67D) Ösophagitis, Gastroenteritis u. verschiedene Erkrankungen der Verdauungsorgane ohne komplizierte Diagnose (G67C)

489 980 355 324

Vaginale Entbindung ohne komplizierte Diagnose (O60D) Herzinsuffizienz und Schock ohne äußerst schwere CC (F62B)

334 944

Nicht operativ behandelte Erkrankungen und Verletzungen im Wirbelsäulenbereich (I68D)

323 820

Nicht schwere kardiale Anhythmie und Erregungsleitungs­ störungen (F71B)

276 909

Ösophagitis, Gastroenteritis u. verschiedene Erkrankungen der Verdauungsorgane mit komplizierter Diagnose

246 342

Infektionen und Entzündungen der Atmungsorgane ohne komplexe Diagnose (E77I) Andere Kopfverletzungen (B80Z)

223 974

Hypertonie ohne bestimmte Erkrankung der endokrinen Drüsen (F67D)

220 621

Quelle: Statistisches Bundesamt

60

237 547

0

10 000

20 000

30 000

40 000

50 000

60 000

Klinik Management aktuell Dezember 2017 | 22. Jg.