*Klinische Seelsorge Ausbildung verbindet und heilt weltweit

*Klinische Seelsorge Ausbildung verbindet und heilt weltweit. Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig (2.Kor.12, 9-10) *Anmerkung: Die Klinische See...
Author: Karsten Krüger
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*Klinische Seelsorge Ausbildung verbindet und heilt weltweit. Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig (2.Kor.12, 9-10) *Anmerkung: Die Klinische Seelsorge Ausbildung ist eine weltweit in vielen Kirchen und auch in Deutschland anerkannte Zusatzausbildung für Pfarrer und Pfarrerinnen. Am Kreiskrankenhaus in Waldbröl gibt es sie seit 33 Jahren. Mehr als 350 evangelische und auch katholische Seelsorger und Seelsorgerinnen haben hier schon an den 6 Wochenkursen teilgenommen. Seit 2001 ist sie eine kleine Brücke zwischen Deutschland, den Philippinen und West Papua in Indonesien.

Die größte Evangelische Kirche (United Church of Christ) auf den Philippinen (80 Millionen Einwohner – davon 80 % Römisch- Katholisch) hat 3,5 Millionen Mitglieder und 1600 Pastoren und Pastorinnen. Die Römisch Katholische Kirche und die Evangelische Kirche bemühen sich um ein gutes Miteinander vor allem dann, wenn es gilt, die Not der Armen im Land zu lindern. Dabei gehören die meisten evangelischen Pfarrer und Pfarrerinnen aber auch viele katholische Priester und Ordenleute selber zu den Armen, die von ihren kleinen Landgemeinden nicht mehr als 70 bis 90 Euro im Monat erhalten. Davon müssen die meisten von ihnen dann auch noch den Lebensunterhalt für ihre Familien bestreiten. So gehören sie zu den 50 % der Menschen auf den Philippinen, die unterhalb der Armutsgrenze versuchen, von 2 bis 3 Euro pro Tag ihre Familien durchzubringen.

Wie schwer das ist, sieht man, wenn man sie in ihren Siedlungen besucht oder sie bei ihrem Broterwerb trifft.

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Wer aber hilft ihnen, wenn sie oder ihre Familien krank werden?

Zwei junge Eltern haben ihren ein Jahr alten Sohn mit einer Lungenentzündung und 41 Grad Fieber ins kirchliche Visayas Community Medical Center gebracht.

Die 20 Euro pro Tag für die Antibiotika haben sie nicht und auch ihre Familien sind zu arm, um dieses Geld aufzubringen. Sie müssen das Krankenhaus ohne weitere Behandlung verlassen. Sie vertrauen sich in ihrer Not der Pfarrerin an, die sie besucht. Leise fragen sie, ob vielleicht sie ihnen etwas Geld geben kann und ebenso leise antwortet sie, dass sie kein Geld für sie hat. Sie verbergen ihre Gefühle hinter ihrem Lächeln. Die Seelsorgerin hört ihnen zu. Sie hofft mit ihnen und für sie, dass Gott ihren Sohn gesund machen wird. Sie will zuversichtlich bleiben. Selber arm hat sie erlebt, dass Gottes Kraft manchmal auch in aussichtsloser Lage geholfen hat. So bleibt sie da und hört zu. Sie überlegt mit ihnen, hofft mit ihnen, glaubt und betet mit ihnen. Diese Pfarrerin nimmt an einem der 6 Wochen Kurse in Klinischer Seelsorge Ausbildung teil, die seit 2010 regelmäßig an zwei Krankenhäusern stattfinden und für die Seelsorger/innen bestimmt ist, die 90 Euro oder weniger im Monat verdienen. Ihre Kirche hat sie zu diesem Kurs geschickt und für eine Vertretung gesorgt. Ihre Gemeinde ist bereit, ihr das Gehalt von 70 Euro weiter zu bezahlen, von dem sie, ihr Mann, der z. Zt. arbeitslos ist, und ihre kleine Tochter leben. Der Kurs, an dem auch ein katholischer Priester und eine Ordensschwester teilnehmen, kostet für sie einschließlich Unterkunft und Verpflegung 320 Euro. Davon übernimmt das Krankenhaus 160 Euro und aus Deutschland kommen die restlichen 160 Euro. So bleiben für sie die Kosten für die An- und Abreise. Die bringt sie selber auf.

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Die Kurse auf den Philippinen werden geleitet von der Krankenhauspfarrerin Esther M. Gelloagan. Ihr Mann ist ebenfalls Pfarrer. Er ist z.Zt. arbeitslos. Sie leben mit ihren drei Söhnen in der Wellblechhütte ihrer Mutter. Im Jahr 2001 wurde an ihrem Krankenhaus in Cebu City mit Hilfe der Vereinten Ev. Mission in Wuppertal (VEM) und des Ev. Kirchenkreises An der Agger ein erstes Seelsorge Ausbildungszentrum eingerichtet, in dem sie seitdem mit personeller und finanzieller Unterstützung der VEM die Kurse in Klinischer Seelsorge Ausbildung durchführt.

Weil vor 20 Jahren Gold, Kupfer und Aluminium in den Bergen West-Papuas gefunden wurde, hat die indonesische Regierung ausländischen Firmen die Ausbeute dieser Bodenschätze erlaubt und sie hat damit begonnen, aus Java Indonesier in WestPapua anzusiedeln. Sie sollen die zukünftige Elite in diesem Land bilden und die Nutzung der Bodenschätze für Indonesien sichern. Sie bauen viele Moscheen, denn sie sind Muslime. Sie bauen viele Schulen, denn sie wollen ihre javanische Kultur und Sprache erhalten.

So werden die Bewohner von West Papua an den Rand gedrängt und wenn sie sich wehren, werden sie vom Militär oft brutal in Schach gehalten.

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Betty Sarewo ist evangelische Pfarrerin in West Papua. Sie hat an drei 10 Wochen Kursen auf den Philippinen teilgenommen und hat die Ausbildung zur Supervisorin begonnen. Sie berichtet von der großen Bedrängnis der meist christlichen Bevölkerung in ihrem Land. Betty leitet in West-Papua eine Tagungsstätte für Frauen und hält hier die ersten kurzen Kurse in Klinischer Seelsorge Ausbildung, in denen sie mit den Teilnehmerinnen nach Wegen sucht, wie sie traumatisierten Menschen im seelsorglichen Gespräch helfen können und wie sie selber im Glauben an Gott zuversichtlich bleiben können. So wie sie es selber in den Kursen in Klinischer Seelsorge Ausbildung auf den Philippinen erfahren hat.

Seit 50 Jahren unterstützt die Kirchengemeinde Waldbröl die Christen in West Papua. Der weit über Waldbröl hinaus bekannte Missionsbasar (Miba) und die Gemeindeglieder, die die Christen in West Papua schon besucht haben sind ein lebendiges Zeugnis für diese Unterstützung.

Über ihre Seelsorgekurse berichtet Esther Gelloagan: „Die meisten von uns kommen aus Familien, die auf Grund der wirtschaftlichen Umstände lange voneinander getrennt leben müssen. Vielen von uns fehlt die Erfahrung der Geborgenheit und Sicherheit in einer Familie. Als Pfarrerinnen und Pfarrer sind wir nicht darauf vorbereitet, Leitungsaufgaben in einer Gemeinde zu übernehmen. Wir haben viele seelische Verletzungen. Vor allem fehlt es uns an Selbstvertrauen. Wir verbergen unsere Unsicherheit hinter unserem Lächeln. In den Seelsorgekursen, die ich jetzt nach meiner langen Ausbildung zur Supervisorin in meinem Krankenhaus anbieten kann, übernehmen die Kursteilnehmer während ihres Kurses die Verantwortung für drei Stationen. An 4

jedem Tag besuchen sie ihre Patienten – die meisten der Patienten sind arm einige auch wohlhabend. Und sie alle erzählen den Seelsorgern und Seelsorgerinnen von ihrer Not. Die versuchen sie zu trösten und beten mit ihnen, wie es ja auch ihre Aufgabe ist. Dann sagen die Patienten manchmal:“ Danke, Pastor, dass Sie mich besucht, mir zugehört und mit mir gebetet haben.“ Dieser Dank stärkt die Pastoren, und wenn sie uns in der Kursgruppe davon berichten, dann danken wir alle Gott gemeinsam und von ganzem Herzen. Ja, in der Seelsorge trösten wir und werden auch selber getröstet – segnen und werden auch selber gesegnet. Es ist gut zu wissen, dass auch in Waldbröl diese Seelsorgekurse stattfinden und die Pfarrer und Pfarrerinnen bei ihren Besuchen in Waldbröl dieselben Erfahrungen machen wie wir hier. Wir sind doch alle Kinder Gottes und gehören alle zu Seiner großen Familie.“ Vom 22. August bis zum 30. September 2011 kommen diesmal 9 Seelsorger und Seelsorgerinnen zum nächsten 6 Wochen Seelsorgekurs ins Kreiskrankenhaus in Waldbröl. In diesem Jahr sind es eine katholische Seelsorgerin und ein katholischer Seelsorger aus der Schweiz, ein evangelischer Diakon und eine katholische Pastoralreferentin, zwei evangelische Pfarrerinnen und drei evangelische Theologen. Der Kurs wird von der Pfarrerin und Supervisorin in Klinischer Seelsorge Ausbildung Marianne Tusch aus Neunkirchen (Saar) und dem katholischen Krankenhausseelsorger am Kreiskrankenhaus Waldbröl Supervisor Andreas Groß geleitet und von der evangelischen Krankhausseelsorgerin Birgit Klein begleitet. Die Kursteilnehmer wohnen in vom Krankenhaus günstig angemieteten Wohnungen und essen in der Cafeteria des Kreiskrankenhauses. Weil die Kirchengemeinde dazu noch die Kursräume kostenlos zur Verfügung stellt, reichen 900 Euro aus, um alle Kurskosten zu decken. Die Pfarrer/Innen besuchen die Patienten und Patientinnen auf ihren Stationen. Seit einigen Jahren machen einige Kursteilnehmer/innen während des Kurses auch Besuche im katholischen Seniorenheim Haus St. Michael in Waldbröl.

Von ihren Gesprächen fertigen sie Notizen an, die sie in der Kursgruppe und mit ihren Kursleitern besprechen. Dabei ist die Schweigepflicht eine Selbstverständlichkeit. 5

Der 51 Jahre alte Gemeindepfarrer Klaus T. aus Köln schrieb in der Schlussauswertung am Ende seines Kurses: „Während meines Seelsorgekurses habe ich in der seelsorglichen Begleitung einer sterbenden Frau erfahren, wie ihr Vertrauen in den liebenden Gott ein Segen für sie und für mich wurde. Ich segnete und wurde gesegnet. Ich tröstete und wurde getröstet. In der unmittelbaren Nähe zweier Menschen waren die liebevolle Gegenwart Gottes und seine Kraft spürbar. Ich bin dankbar und werde es nie vergessen."

Obwohl die soziale und kulturelle Lage beider grundverschieden ist, klingt diese Beschreibung von Pfarrer Klaus T. doch ganz ähnlich wie der Satz von Pfarrerin Esther M. Gelloagan: „Ja, in der Seelsorge trösten wir und werden auch selber getröstet – segnen und werden auch selber gesegnet“. Gott hat beiden in ihren Gesprächen eine ähnliche Erfahrung geschenkt. Diese Erfahrung tröstet sie und obwohl sie sich nicht kennen, verbindet sie sie auch über 10000 km hinweg. Den Trost, den sie erlebt haben und beschreiben, deuten sie als Segen Gottes, von dem in der Bibel die Rede ist. Dieser Segen macht ihnen Mut und dankbar erzählen sie davon. Von einer ähnlichen Erfahrung berichtete die 41 Jahre alte Frau, die zum 30zigsten Jubiläumsfest des Jugendtreffs im Haus für Alle, Albert Schweitzer Weg 1 mit ihrem Ehemann und ihren beiden Kindern eigens aus Mainz nach Waldbröl gekommen war. Sie war vor 30 Jahren als damals 11 jähriges Mädchen aus Anatolien nach Waldbröl gekommen. Weder sie noch ihre Eltern konnten Deutsch sprechen. Als sie kurz nach ihrer Ankunft in die Hauptschule kam, fühlte sie sich hilflos. Nun erzählte sie nach 30 Jahren in ihrer Dankesrede das Folgende: „Hier im Haus für Alle – in einem christlichen Haus - habe ich damals erlebt, was wirkliche Toleranz ist. Als kleines türkisches Mädchen – religiös konservativ in Anatolien in der Türkei erzogen, hatte ich schreckliche Angst davor, was die Christen mit mir machen 6

würden, wenn ich nach Deutschland komme. Und alles kam ganz anders, als ich gefürchtet hatte: liebevoll und mit offenen Armen empfingen mich Christel Wehner und ihre Frauen im Jugendtreff. Sie halfen mir vom ersten Tag an viele Jahre, bis ich den Abschluss in der Hauptschule geschafft hatte. Heute komme ich aus unserem Dorf bei Mainz mit meinem Mann und meinen Kindern nochmal hierher, um zum 30.sten Geburtstag des Jugendtreffs zu gratulieren und um dafür zu danken, dass mir damals so viele gute Menschen hier im Jugendtreff begegnet sind und sich um mich gekümmert haben. Ich weiß jetzt, dass es ein Segen für mich war, dass diese Frauen mich damals von Anfang an lieb gehabt haben, als die, die ich war und dazu gehörte auch mein Glaube. So will ich es jetzt auch mit allen Menschen machen, mit denen ich lebe, hier in Deutschland und auch in Anatolien in der Türkei will ich davon erzählen. Den Segen, den ich hier von den Christinnen empfangen habe, den will ich weitergeben – nicht nur an meine Kinder sondern an alle Menschen.“ Doch noch einmal zurück zu den Kursen in Klinischer Seelsorge Ausbildung: Für die Seelsorger und Seelsorgerinnen, die in Waldbröl und in Cebu City auf den Philippinen in die Kurse für Klinische Seelsorge Ausbildung kommen, gilt: sie wollen zuallererst lernen, wie sie ihren Dienst besser tun können. Hoch motiviert besuchen sie an jedem Kurstag ihre Patienten und besprechen anschließend ihre Erfahrungen in der Kursgruppe. Aus ihren Erfolgen aber auch aus ihren Fehlern lernen sie. Dabei erfahren sie, dass sie mit allem, was sie bewegt, nicht allein sind. Sie erleben sich als Teil einer Lern- und Lebensgemeinschaft auf Zeit. Die Kurse stärken ihr persönliches Selbstvertrauen und ihre berufliche Kompetenz. Sie machen die Erfahrung, dass zutrifft, was Jesus gesagt hat, dass Gott Menschen mitten in der Schwachheit Kraft schenkt und sie an Körper, Geist und Seele heiler werden lässt. Sie lernen auch, wie sie als Seelsorger/innen bei diesem Geschehen helfen können. Sie dürfen Gott mithelfen! Das werden sie nicht vergessen. Die Pfarrer und Pfarrerinnen, die in die Kurse nach Waldbröl kommen, können ihre Kurse selber bezahlen. Die Pfarrer und Pfarrerinnen auf den Philippinen erleben die Hilfe aus Deutschland, ohne die sie an den Kursen nicht teilnehmen könnten, als ein Zeichen der Verbundenheit, des Respekts und der Solidarität.

Am Ende eines erfolgreichen Kurses strahlen die Kursteilnehmer/innen und die Leiter.

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Sie feiern miteinander unter dem Kreuz.

Das Projekt „Klinische Seelsorge Ausbildung für Pastoren und Pastorinnen auf den Philippinen, die 90 Euro oder weniger im Monat verdienen“ benötigt im Jahr 2012 für vier Kurse an zwei Krankenhäusern auf den Philippinen mit insgesamt 40 Pastoren und Pastorinnen 400.000 Phil Pesos (6500 Euro). Das Geld wird auf einem Spendenkonto des Kirchenkreises An der Agger verwaltet, der auch die Spendenbescheinigungen für dieses Projekt ausstellt. Wer mehr über das Projekt wissen und es vielleicht mit einer Spende unterstützen möchte, kann von Horst Ostermann mehr darüber erfahren: E-Mail: [email protected] Weitere Hintergrundinformationen zur Klinischen Seelsorge Ausbildung auf den Philippinen und in Indonesien finden sich: 1. in dem Pastoral Report des amerikanischen College for Pastoral Supervisors and Psychotherapists unter dem Link:www.esecutive.com/article/ 2. bei Google unter den Stichworten: ekagger.de mission possible 3. Pfarrer und Superintendent i.R. Horst Ostermann kommt auch gern zu einem Vortrag.

Horst Ostermann, Waldbröl im Juli 2011 (Superintendent i.R.)

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