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Wirtschaftspolitik Prof. Dr. Peter Welzel Block I: Multiple Choice (30 Min.) Hinweis: In diesem Block kann/können keine, eine, mehrere oder alle Aus...
Author: Elke Schubert
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Wirtschaftspolitik

Prof. Dr. Peter Welzel

Block I: Multiple Choice (30 Min.) Hinweis: In diesem Block kann/können keine, eine, mehrere oder alle Aussagen innerhalb einer Aufgabe wahr sein. Das Markieren einer wahren Aussage und das Nichtmarkieren einer falschen Aussage stellt eine korrekte Entscheidung dar. 1) Welche Aussagen zur Auswahl geeigneter Instrumente sind korrekt?  Für einen sinnvollen Mitteleinsatz wird von einem Mittel in jedem Fall Marktkonformität gefordert und darüber hinaus auch Zielkonformität und zumindest Systemkonformität erwartet.  Auf der Nutzenseite einer wirtschaftspolititschen Kosten-NutzenAnalyse sind direkte und indirekte Nutzen zu berücksichtigen.  Ein Beispiel für direkte Nutzen auf der Nutzenseite einer KostenNutzen-Analyse ist z.B. die mittelfristige Erhöhung des Wachstums bei einer Geldpolitik, die die Inflation unter Kontrolle hält. 2) Welche Aussagen zur Trägerkoordination sind korrekt?  Koordination wirtschaftspolitischer Maßnahmen unterschiedlicher Träger ist vor allem dann von Bedeutung, wenn einige der verfolgten Ziele miteinander vereinbar sind.  Koordination zwischen Trägern der Wirtschaftspolitik lässt sich u.a. durch Bindung an gemeinsame Handlungsregeln anstreben.  Koordination zwischen Trägern der Wirtschaftspolitik lässt sich nicht durch Übertragung wirtschaftspolitischer Kompetenzen auf eine übergeordnete Institution erreichen. 3) Welche Aussagen zu den Trägern von Wirtschaftspolitik sind korrekt?  Zu den halbstaatlichen Trägern gehören z.B. Länderparlamente, Länderregierungen und Exekutivorgane.  Oberster staatlicher Träger der Wirtschaftspolitik in der Bundesrepublik Deutschland ist die Bundesregierung.  Organisationen privaten Rechts, die mit öffentlich-rechtlichen Befugnissen ausgestattet sind, wie z.B. Handelskammern, gehören zu den halbstaatlichen Trägern der Wirtschaftspolitik.

Klausur am 25.07.2014

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4) Welche Aussagen zur Fiskalpolitik sind korrekt?  Zentrale Träger sind die Gebietskörperschaften, d.h. Bund, Länder und Gemeinden.  Hauptziel der Fiskalpolitik ist die Bereitstellung von öffentlichen Gütern.  Fiskalpolitische Maßnahmen zur gesamtwirtschaftlichen Stabilisierung können nur nachfrageorientiert eingesetzt werden. 5) Welche Aussagen zur nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik sind korrekt?  Aus keynesianischer Sichtweise ist die nachfrageorientierte der angebotsorientierten Politik überlegen, da sie nur Mengen- und keine Preiseffekt hat.  Als Begründung können eine nicht-konjunkturelle Arbeitslosigkeit oder eine Erstarrung der Volkswirtschaft dienen.  Zum Maßnahmenkatalog der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik gehören u.a. eine moderate Lohnpolitik oder Ausgaben für Infrastruktur. 6) Welche Aussagen zu angebotsorientierter Wirtschaftspolitik sind korrekt? □ Aus keynesianischer Sichtweise erhält angebotsorientierte Politik ganz eindeutig den Vorzug, weil nachfrageorientierte Politik lediglich zu Preiseffekten führen würde. □ Zu angebotsorientierter Wirtschaftspolitik gehören u.a. Maßnahmen zur Förderung des Wettbewerbs, wie z.B. Deregulierung. □ Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik wirkt primär mittel- und langfristig. 7) Die Seigniorage □ bezeichnet die Einnahmen, die dem Staat über die Bereitstellung von Zentralbankgeld zufließen. □ besteht heutzutage insbesondere aus Zinsen auf Offenmarktgeschäfte. □ sinkt, wenn Inflation auftritt.

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8) Welche Aussagen zu kollektiven Entscheidungskriterien sind korrekt?  Das Pareto-Kriterium verlangt, nur solche Alternativen zu wählen, die mehr Individuen besser stellen, als gleichzeitig durch die gewählte Aktion schlechter gestellt werden.  Beim Hicks'schen Optimismus vertraut man darauf, dass spätere wirtschaftspolitische Entscheidungen die bei einer heutigen Entscheidung Benachteiligten begünstigen werden.  Bei der Bentham’schen Wohlfahrtsfunktion werden die Nutzen der Individuen multipliziert, um dann die Alternative mit dem größten Wert zu wählen. 9) Gerechtigkeit als Ziel der Wirtschaftspolitik  ist ein Modalziel, da es als ein sogenanntes „letztes“ Ziel einen Wert an sich darstellt.  kann als Gleichheit in in einem näher zu bestimmenden Sinn definiert werden.  setzt Anreize Bedürfnisse falsch anzugeben, wenn es als Bedarfsgerechtigkeit definiert wird. 10) Welche Aussagen zu natürlichen Monopolen und deren Regulierung sind korrekt?  Ein natürliches Monopol produziert immer im Bereich sinkender Durchschnittskosten.  Bei Vorliegen eines natürlichen Monopols ist eine Regulierung auf die First-Best-Lösung problemlos durchführbar.  Ein natürliches Monopol kann sich durch technologischen Fortschritt auflösen.

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Block II: Freie Fragen (60 Min.) Hinweis: Beantworten Sie die Fragen in den zur Verfügung stehenden Freiräumen oder Koordinatensystemen. Bitte lassen Sie den eingezeichneten Korrekturrand frei. 11) Erläutern Sie das Problem der zeitlichen Inkonsistenz wirtschaftspolitischer Maßnahmen allgemein ohne Rückgriff auf ein Beispiel. (10 Min.) Die allgemeine Formulierung des Problems kann so aussehen: Tritt auf in Situationen, in denen die Wirtschaftspolitik zunächst (ex ante) eine optimale Wirtschaftspolitik festlegt und bekanntgibt, der private Sektor dann eine irreversible Entscheidung fällt und die Wirtschaftspolitik schließlich (ex post) die Gelegenheit zur Reoptimierung hat. (Streng genommen muß noch ein Marktversagen in irgendeiner Form vorliegen, aber das würde ich jetzt bei der Korrektur nicht erwarten.) In einer solchen Situation hat die Wirtschaftspolitik einen Anreiz, durch ex post Änderung des Eingriffs von einer zweitbesten auf eine erstbeste Lösung überzugehen. Antizipiert der private Sektor dies (oder hat er dies aus Erfahrung bereits gelernt), so verhält er sich so, daß lediglich eine drittbeste Lösung eintritt. Da für die Wirtschaftspolitik ein Anreiz besteht, von der ex ante optimalen Politik ex post abzuweichen (und so den privaten Sektor zu täuschen), ist die ex ante optimale Politik nicht glaubhaft.

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12) Erläutern Sie kurz die Kritik Arrows an der Aggregation individueller Präferenzen zu einer sozialen Zielfunktion und nennen Sie einen möglichen Ausweg. (5 Min.) Die Kritik Arrows (Unmöglichkeitstheorem) besagt, dass es keinen Mechanismus zur Aggregation individueller Präferenzen in eine kollektive Präferenzordnung geben kann, der gleichzeitig die folgenden Anforderungen erfüllt:  Die Entscheidungsregel muss vollständig in dem Sinn sein, dass sie für alle Kombinationen von Zuständen einen Vergleich im Sinne von „mindestens so gut wie“ liefert.  Die gesellschaftliche Entscheidungsregel muss monoton bezüglich Änderungen der individuellen Rangordnungen sein. Das bedeutet, wird ein Zustand gegenüber einem Zustand sozial präferiert und ändern sich die individuellen Wertschätzungen dahingehend, dass einige Individuen nun positiver einschätzen und niemand negativer einschätzt als zuvor, so wird auch nach dieser Änderung der individuellen Einschätzungen sozial präferiert.  Die soziale Entscheidungsregel muss unabhängig von irrelevanten Alternativen sein. D.h. die gesellschaftliche Entscheidung hinsichtlich zweier Zustände und darf nicht dadurch verändert werden, dass den Individuen zusätzlich eine dritte Alternative zur Wahl gestellt wird.  Es muss Souveränität der Individuen gelten. D.h. wir erwarten von unserer sozialen Entscheidungsregel, dass sie der Gesellschaft nicht auferlegt ist in dem Sinn, dass ein Zustand gegenüber für alle beliebigen individuellen Präferenzen gesellschaftlich präferiert wird.  Schließlich verlangen wir von unserer sozialen Entscheidungsregel, dass sie nicht diktatorisch ist. Das bedeutet, es gibt kein Individuum, dessen Präferenzen sich gegen die Präferenzen aller anderen Gesellschaftsmitglieder durchsetzen. Mögliche Auswege sind der Verzicht auf einzelne Anforderungen wie z.B. der Verzicht auf den universellen Definitionsbereich (Medianwählermodell) oder die Akzeptanz interpersoneller Nutzenvergleiche.

[Die 5 Anforderungen sind nur zu nennen. Bei einer ausführlichen Darstellung ist hier auch ein Bonuspunkt drin]

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13) Trotz eines klaren Wahlsiegs bei der Bundestagswahl 2013 benötigt Angela Merkel zur Bildung einer regierungsfähigen Mehrheit einen Koalitionspartner. Im Zuge der Sondierungsgespräche mit der SPD verhandeln die drei Parteichefs Angela Merkel (CDU), Horst Seehofer (CSU) und Sigmar Gabriel (SPD) über den künftigen Kurs einer möglichen großen Koalition (GroKo). Kernthemen einer möglichen GroKo sollen die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns, Haushaltskonsolidierung und die Einführung einer PKW-Maut sein. Folgende Tabelle gibt die allen drei Parteichefs bekannten Präferenzordnungen wieder.

1. 2. 3.

Angela Merkel Haushalt PKW-Maut Mindestlohn

Horst Seehofer PKW-Maut Mindestlohn Haushalt

Sigmar Gabriel Mindestlohn Haushalt PKW-Maut

a) Als Wahlsiegerin entscheidet sich Angela Merkel zu einer Abstimmung mit der Condorcet-Methode. Zu welcher Abstimmungsreihenfolge wird sie sich entschließen? (5 Min) H vs. P P vs. M M vs. H

2:1 2:1 2:1

→ → →

H vs. M P vs. H M vs. P

1:2 1:2 1:2

M gewinnt H gewinnt P gewinnt

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Der Entscheider über die Abstimmungsreihenfolge wird die Reihenfolge festlegen, die zu seiner erste Präferenz führt. Daher wird Angela Merkel den Start der Abstimmungsreihenfolge auf P vs. M festlegen.

b) Zeigen Sie, wer sich durch strategisches Verhalten bei der von Angela Merkel gewählten Abstimmungsreihenfolge im Endergebnis verbessern kann. (10 Min) In Teilaufgabe a) wurde gezeigt, dass Angela Merkel eine Condorcetregel mit dem Abstimmungsbeginn P vs. M wählt. Dies führt zur drittbesten Alternative für Herrn Seehofer und zur zweitbesten Alternative für Sigmar Gabriel. Sigmar Gabriel kann die Wahl durch strategisches Verhalten nicht zu seinen Gunsten beeinflussen. Wenn Horst Seehofer in der ersten Abstimmung entgegen seiner Präferenzordnung für M stimmt, dann gewinnt Alternative M den ersten Wahlgang. Beim anschließenden Wahlgang M vs. H gewinnt ebenfalls M, so dass Horst Seehofer durch dieses taktische Verhalten erreicht, dass seine zweite Präferenz und nicht nur seine dritte Präferenz als erste Präferenz der Gruppe gewählt wird. [Hinweis: Da in der Aufgabenstellung die Formulierung „bei der von Angela Merkel gewählten Abstimmungsreihenfolge“ enthalten ist, muss man in jenen Fällen, in denen Studierende bei a) ein falsches Ergebnis ermitteln,

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die Teilaufgabe b) auf der Basis dieses Ergebnisses von a) bewerten (Folgefehler!).]

14) Der gemeinsame Euro-Währungsraum wird spätestens seit der Finanzkrise wieder viel diskutiert und kritisiert. Vor allem die beiden Punkte Inflation und Stabilität des Währungsraumes werden immer wieder angesprochen. a) Erläutern Sie ausführlich die allokativen Kosten erwarteter Inflation und gewichten Sie die von Ihnen angeführten Argumente. (10 Min) 1. Anstieg der Opportunitätskosten der Geldhaltung mit der Folge niedrigerer Bargeldhaltung.  Aus der Fischer-Gleichung wissen wir, dass eine höhere Inflationsrate zu höheren Realzinsen und damit zu höheren Kosten der Geldhaltung führt  Individuen nehmen mehr Transaktionskosten in Kauf, um Bargeldhaltung klein zu halten  „Schuhsohlenkosten“ 2. Verzerrung durch Steuerprogression - Schwarzarbeit  Grenzsteuersatz nimmt mit steigendem Nominaleinkommen zu o Reallohn nach Steuern nimmt daher mit steigender Inflation ab o Steuervermeidung durch Schwarzarbeit oder Substitution von Arbeit durch Freizeit können auftreten 3. Gemeinsamer Effekt von Inflation und Zinsbesteuerung  Verzerrung bei der Besteuerung von Zinserträgen verringern Anreiz zu sparen o Durch höhere Inflation und Steuerabzug auf Zinseinkünfte kann die reale Verzinsung 0 oder sogar negativ werden. 4. Preisanpassungskosten (Menükosten)  Je höher die Inflation ist, desto öfter müssen die Unternehmen Ihre Preise anpassen (z.B. neue Menükarten)  Da Preise aber oft nur in gewissen Abständen angepasst werden (z.B. Versandhauskatalog) entstehen über das Jahr verzerrte Relativpreise. (es kommt zu Ineffizienz, da Relativpreise einen Teil ihrer Information verlieren) [Hinweis: In dieser Ausführlichkeit können die Erläuterungen wohl nur im Idealfall erwartet werden. Dann ggf. Bonuspunkt vergeben.]

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Betrachtet man die allokativen nachteiligen Effekte der Inflation, so ist festzustellen, dass die Phänomene 1, 2 und 4 bei den im Euro-Raum herrschenden niedrigen Inflationsraten kaum gravierend sein können. Anders ist dies beim Phänome 3, dem Zusammenspiel von Inflation und Besteuerung, weil hier erhebliche langfristige Effekte z.B. für den realen Wert von Altersversorgungen auftreten. Dies ist selbst im Umfeld der niedrigen Inflationsraten im Euro-Raum geeignet, den strikten AntiInflationskurs einer modernen Zentralbank wie der EZB zu erklären. Hier zeigt sich, dass auch sehr niedrige Inflationsraten gesamtwirtschaftlich nennenswerte Kosten haben können. (Anreize für Investitionen; längerfristige Konsequenzen für Altersversorgungen.)

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b) Nennen und erläutern Sie systematisch (jeweils mit einem Beispiel) die Ursachen von Inflation. Welchem Ursachentyp messen Ursachen der Inflation die Zentralbanken eine besondere Bedeutung bei? (10 Min) Geldmenge als letztendliche Ursache ... intern

nachfrageinduziert

angebotsinduziert

extern

Nachfragesog-Inflation •Bevölkerungszuwachs •Senkung direkter Steuern

Nachfragesog-Inflation •Abwertung •starkes Wachstum im Ausland

Geldmengen-Inflation •Bargeldproduktion •Zinssenkung

Geldmengen-Inflation •Leistungsbilanzüberschuss •hohes Zinsniveau im Inland

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Kostendruck-Inflation •Lohnerhöhung •Erhöhung indirekter Steuern

Kostendruck-Inflation •Abwertung •Verteuerung von Importen

•Angebotslücken-Inflation •Streik, Mißernte •Bürgerkrieg

•Angebotslücken-Inflation •Streik, Mißernte im Ausland •(Bürger-) Krieg im Ausland

© P. Welzel 2002

VWL VI: Einführung in die Wirtschaftspolitik

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[Hinweis: Wenn viel und sinnvoll erläutert wird, erscheint ein Bonuspunkt denkbar.] Zentralbanken messen der Geldmengen-Inflation besondere Bedeutung zu, weil sie die – nachvollziehbare – Auffassung vertreten, dass keine der Inflationsursachen wirklich nachhaltig wirken kann, wenn nicht entsprechend Geldmenge vorhanden ist.

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c) Ordnen Sie den Begriff „Stabilitäts- und Wachstumspakt“ in die Systematik von regelgebundender versus diskretionärer Wirtschaftspolitik ein und erläutern Sie allgemein Vorteile und Voraussetzungen einer regelgebundenen Wirtschaftspolitik. (10 Min.) Der Stabilitätspakt beschränkt das Budgetdefizit der öffentlichen Haushalte auf maximal 3% innerhalb der EU. Er beschränkt also den Handlungsspielraum der Träger der Wirtschaftspolitik und fällt somit unter die Definitiion eines regelgebundenen Mitteleinsatzes. Vorteile regelgebundener Wirtschaftspolitik:  In der Stabilisierungspolitik besteht aufgrund von Verzögerungen (Lags) die Gefahr, dass ein Mitteleinsatz gerade das Gegenteil seiner beabsichtigten Wirkung erzielt, da er zum falschen Zeitpunkt auf die Volkswirtschaft wirkt. Hier ließen sich durch den Einbau von Regelbindungen Zeitgewinne insbesondere im wirtschaftspolitischen Entscheidungsprozess erzielen, die ein besseres Timing der Stabilisierungspolitik erlauben könnten.  Ermessensspielräume können zu unerwünschtem wirtschaftspolitischem Aktionismus verleiten. Es besteht die Gefahr, dass die Exekutive Ermessensspielräume missbraucht, um wahltaktisch motiviert Tatkraft zu demonstrieren.  Ermessensspielräume erleichtern wirtschaftspolitisches Lavieren um des kurzfristigen Erfolges willen. Kommt es im Zuge dieses Lavierens zur Häufung von Interventionen, dann häufen sich auch Nahund Fernwirkungen des Mitteleinsatzes, so dass eine Erfolgskontrolle erschwert, wenn nicht gar unmöglich gemacht wird.  Ermessensspielräume machen die Exekutive für Wünsche und Pressionen von Interessenverbänden zugänglicher. Partikularinteressen sind leichter durchsetzbar, wenn sie nicht mit dem Hinweis auf bestehende Gesetze oder Regeln abgewehrt werden können.  Fallweise getroffene Maßnahmen erschweren die einzelwirtschaftliche Planung und Plankoordination. Sie sind weniger leicht vorhersehbar als Regel gebundene Interventionen. Sie verursachen im privaten Sektor höhere Kosten, da sie überraschender und vermutlich häufiger eingesetzt werden und dabei eine Revision einzelwirtschaftlicher Entscheidungen erforderlich machen.  Diskretionärer Mitteleinsatz stellt überdies hohe Anforderungen an die Kenntnis der Wirkungszusammenhänge und die Fähigkeit zur Prognose.

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(Hinweis: Hier ist nicht die komplette Liste und auch nicht diese Ausführlichkeit zu erwarten.) Voraussetzungen:  Die Handlungsweise einer wirtschaftspolitischen Instanz muss entweder genau vorgeschrieben oder die Zahl der Handlungsmöglichkeiten zumindest eingeschränkt sein. Klausur am 25.07.2014

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 Es müssen auslösende Tatbestände (Indikatoren) definiert sein, die die Instanz dazu verpflichten oder berechtigen, die vorgeschriebene Handlung vorzunehmen bzw. im Rahmen des eingegrenzten Handlungsspielraums tätig zu werden.  Abweichungen von dem regelgebundenen Verhalten müssen mit negativen Sanktionen belegt werden. Diese Sanktionen müssen auch zum Einsatz kommen, um eine glaubwürdige Sanktionsdrohung zu bewirken.

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