business interview Alle fotos © MichAel Dürr

Fotografie inszeniert Mode. Rückt sie ins beste Licht. Einer der renommiertesten Modefotografen Österreichs, Michael Dürr, feierte Jubiläum. 20 Jahre Michael Dürr.

Klares Wasser Herr Dürr, Sie kommen gerade von einem Auftrag in Kroatien zurück. Die Arbeit war toll! Ich habe an einem Videoprojekt für Palmers gearbeitet, das online zu sehen sein wird. Ich bekomme zurzeit meine ersten RegieAnfragen. Eine neue Herausforderung, die mich sehr freut, da Webvideos immer mehr Bedeutung erlangen. Neuerdings gehen Sie auch unter die Lehrer? Ich leite Ende Mai einen Workshop für Mode- und Tageslichtfotografie im Rahmen der Enso Academy. Wie funktioniert Michael Dürr als Lehrer? Ein spannendes Experiment. (lacht)

Mit deM wiener label elfenkleid verbindet Michael dürr eine langjährige zusaMMenarbeit: hier ein foto aus der elfenkleid-kollektion white edition 2010/2011.

G

enauer gesagt gab es gleich zwei Gründe, um zu feiern. Nicht nur das 20. Arbeitsjubiläum, sondern auch den 40. Geburtstag. Anfang April wurde das gebührend im gigantischen Rahmen der Wiener Albertina zelebriert. Im Musensaal und weiteren Prunkräumen, die jeweils eine Charaktereigenschaft des Fotografen hervorheben sollten. Mal leidenschaftlich, mal romantisch. Passend das Thema: Ask my muses! Wegbegleiter, Freunde und Musen sprachen in einem Film über den Ausnahme-Kreativen, der es in und außerhalb Österreichs mit seinen Arbeiten geschafft hat. Auf die Frage, welcher Song am besten zum Bildkünstler passe, antwortete eine Vertraute: »Kaltes, klares Wasser« der deutschen Band Chicks on Speed. Weil er mit Vorliebe Wasser trinkt. Vor allem aber weil seine Bilder so frisch und klar sind wie Wasser. Michael Dürr hält nichts davon, leise zu feiern, wenn es auch laut geht, wobei er selbst eher ein ruhiger Zeitgenosse ist, der gerne ins Philosophieren gerät. In Österreich sei man oft viel zu bescheiden und denke in zu engen Grenzen, meint der Top-Fotograf, der Anfang der 90erJahre die Modebranche mit seiner unverkennbaren Bildsprache, seinen speziellen Tageslichtaufnahmen – einem Spiel mit Licht und Schatten – und seinen Ausstellungen aufmischte. Es folgten Aufträge für Magazine wie »Wiener«, »Elle«, »Neon«, »Casa Vogue«, »Qvest«, »Le Purple« oder »Diva«. Für große Werbekunden wie Mercedes-Benz, Dior, H&M oder Diesel nahm der Wiener Aufträge an. Typisch für den Fotografen: sein Bestreben, Modeund Porträtfotografie einer breiteren Öffentlichkeit schmackhaft zu machen. Der Clou: Cinema Photographique. Fotografie als musikalisches Kinoerlebnis. Damit konnte Dürr zuletzt überzeugen, das Konzept soll nun weiter ausgebaut werden. Mehr verrät er im Interview mit der TZ.

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Warum dieses Projekt? Mir gefällt die Idee, meine Erfahrung und meine Sichtweise weiterzugeben. Es ist doch toll, wenn eine junge Generation meine Arbeit fortführt. Nach 20 Jahren habe ich genug zu berichten! Welche Idee steckt hinter Cinema Photographique? Ich habe die Eventreihe vor drei Jahren gestartet, wollte Modefotografie und Musik verbinden. Die Leute sind hungrig auf zeitgenössische Projekte, und wir hatten irres Feedback nach der Premiere im Wiener WUK. Toll war letztes Jahr der Pratersauna artspace mit 800 Gästen aus Fotografie, Film, Mode und Musik. Cinema Photographique ist auf jeden Fall ausbaufähig. Hotels, Galerien oder Clubs zeigen bereits Interesse an diesem Konzept, und meine Sponsoren motivieren mich ständig, damit doch nach Berlin oder New York City zu gehen. Sie stecken oft Kritik ein, weil ihre Selbstinszenierung infrage gestellt wird … Als freiberuflicher Fotograf muss ich egoistisch sein und muss Werbung für meine Arbeit machen. Die einen kritisieren mich dafür, die anderen finden es mutig. Ich sage, ich habe nichts zu verbergen. Die Branche ist international hart umkämpft, und man muss sich spezielle Dinge einfallen lassen, um aufzufallen. Sie gelten als Unterstützer heimischer Designer. Ich war mit österreichischen Designern wie Wendy & Jim oder Petar Petrov bei den Pariser Messen und arbeite regelmäßig mit Elfenkleid oder Ute Ploier. Ich weiß, wie wichtig es ist, dass kreative Arbeit von einem breiten Publikum gesehen wird, denn bei allem Image muss man auch verkaufen können. Außerdem arbeite ich mit jungen Designern aus der Modeklasse von Bernhard Willhelm. Auf der anderen Seite arbeite ich mit etablierten Unternehmen, die etwas Innovatives gestalten wollen. SA

tz 0 9 2 011

018_18_19_modefoto_meisterklasse_KORR 18

03.05.2011 19:35:11

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Fotografie inszeniert Mode. Rückt sie ins beste Licht. Einer der renommiertesten Modefotografen Österreichs, Michael Dürr, feierte Jubiläum. 20 Jahre Michael Dürr.

Klares Wasser Herr Dürr, Sie kommen gerade von einem Auftrag in Kroatien zurück. Die Arbeit war toll! Ich habe an einem Videoprojekt für Palmers gearbeitet, das online zu sehen sein wird. Ich bekomme zurzeit meine ersten RegieAnfragen. Eine neue Herausforderung, die mich sehr freut, da Webvideos immer mehr Bedeutung erlangen. Neuerdings gehen Sie auch unter die Lehrer? Ich leite Ende Mai einen Workshop für Mode- und Tageslichtfotografie im Rahmen der Enso Academy. Wie funktioniert Michael Dürr als Lehrer? Ein spannendes Experiment. (lacht)

Mit deM wiener label elfenkleid verbindet Michael dürr eine langjährige zusaMMenarbeit: hier ein foto aus der elfenkleid-kollektion white edition 2010/2011.

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enauer gesagt gab es gleich zwei Gründe, um zu feiern. Nicht nur das 20. Arbeitsjubiläum, sondern auch den 40. Geburtstag. Anfang April wurde das gebührend im gigantischen Rahmen der Wiener Albertina zelebriert. Im Musensaal und weiteren Prunkräumen, die jeweils eine Charaktereigenschaft des Fotografen hervorheben sollten. Mal leidenschaftlich, mal romantisch. Passend das Thema: Ask my muses! Wegbegleiter, Freunde und Musen sprachen in einem Film über den Ausnahme-Kreativen, der es in und außerhalb Österreichs mit seinen Arbeiten geschafft hat. Auf die Frage, welcher Song am besten zum Bildkünstler passe, antwortete eine Vertraute: »Kaltes, klares Wasser« der deutschen Band Chicks on Speed. Weil er mit Vorliebe Wasser trinkt. Vor allem aber weil seine Bilder so frisch und klar sind wie Wasser. Michael Dürr hält nichts davon, leise zu feiern, wenn es auch laut geht, wobei er selbst eher ein ruhiger Zeitgenosse ist, der gerne ins Philosophieren gerät. In Österreich sei man oft viel zu bescheiden und denke in zu engen Grenzen, meint der Top-Fotograf, der Anfang der 90erJahre die Modebranche mit seiner unverkennbaren Bildsprache, seinen speziellen Tageslichtaufnahmen – einem Spiel mit Licht und Schatten – und seinen Ausstellungen aufmischte. Es folgten Aufträge für Magazine wie »Wiener«, »Elle«, »Neon«, »Casa Vogue«, »Qvest«, »Le Purple« oder »Diva«. Für große Werbekunden wie Mercedes-Benz, Dior, H&M oder Diesel nahm der Wiener Aufträge an. Typisch für den Fotografen: sein Bestreben, Modeund Porträtfotografie einer breiteren Öffentlichkeit schmackhaft zu machen. Der Clou: Cinema Photographique. Fotografie als musikalisches Kinoerlebnis. Damit konnte Dürr zuletzt überzeugen, das Konzept soll nun weiter ausgebaut werden. Mehr verrät er im Interview mit der TZ.

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Warum dieses Projekt? Mir gefällt die Idee, meine Erfahrung und meine Sichtweise weiterzugeben. Es ist doch toll, wenn eine junge Generation meine Arbeit fortführt. Nach 20 Jahren habe ich genug zu berichten! Welche Idee steckt hinter Cinema Photographique? Ich habe die Eventreihe vor drei Jahren gestartet, wollte Modefotografie und Musik verbinden. Die Leute sind hungrig auf zeitgenössische Projekte, und wir hatten irres Feedback nach der Premiere im Wiener WUK. Toll war letztes Jahr der Pratersauna artspace mit 800 Gästen aus Fotografie, Film, Mode und Musik. Cinema Photographique ist auf jeden Fall ausbaufähig. Hotels, Galerien oder Clubs zeigen bereits Interesse an diesem Konzept, und meine Sponsoren motivieren mich ständig, damit doch nach Berlin oder New York City zu gehen. Sie stecken oft Kritik ein, weil ihre Selbstinszenierung infrage gestellt wird … Als freiberuflicher Fotograf muss ich egoistisch sein und muss Werbung für meine Arbeit machen. Die einen kritisieren mich dafür, die anderen finden es mutig. Ich sage, ich habe nichts zu verbergen. Die Branche ist international hart umkämpft, und man muss sich spezielle Dinge einfallen lassen, um aufzufallen. Sie gelten als Unterstützer heimischer Designer. Ich war mit österreichischen Designern wie Wendy & Jim oder Petar Petrov bei den Pariser Messen und arbeite regelmäßig mit Elfenkleid oder Ute Ploier. Ich weiß, wie wichtig es ist, dass kreative Arbeit von einem breiten Publikum gesehen wird, denn bei allem Image muss man auch verkaufen können. Außerdem arbeite ich mit jungen Designern aus der Modeklasse von Bernhard Willhelm. Auf der anderen Seite arbeite ich mit etablierten Unternehmen, die etwas Innovatives gestalten wollen. SA

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