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KITA GLOBAL. Das Praxisbuch Kapitel 2 Grundbedürfnisse, Kinderrechte, Partizipation - Wir haben Rechte

Ideenschatz zum Globalen Lernen für pädagogische Bildungsarbeit im Kindergarten und in der ersten Schulzeit

www.kita-global.de

Autorinnen Dani Fries (verantwortlich), Jenny Hinrichs, Alemdra Garcia de Reuter

Redaktion: Dani Fries (verantwortlich), Alemdra Garcia de Reuter, Jenny Hinrichs, Kristina Hollensteiner Mitarbeit: Annika Maiwald, Miriam Mai, Chia-Chi Huang, Anett Lyska Illustrationen: Lisa Sofsky (https://www.facebook.com/lisasillustrationen?ref=hl) Herzlichen Dank für die finanzielle Unterstützung:

Kooperationspartner:

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Inhaltsverzeichnis Aguti entdeckt die Kinderrechte............................................................................................................................................ 4 Vorlesegeschichte mit Gesprächsimpuls.........................................................................................................................4 Whoops – die Kinderrechte................................................................................................................................................... 5 Philosophieren................................................................................................................................................................. 5 Whoops – die Kinderrechte................................................................................................................................................... 6 Philosophieren................................................................................................................................................................. 6 Anna heißt heute Abenaa...................................................................................................................................................... 7 Einzelarbeit zum Kinderrecht auf einen eigenen Namen ...............................................................................................7 Ich bin einmalig–Du bist einmalig.......................................................................................................................................... 8 Singspiel.......................................................................................................................................................................... 8 Mit KIKO bestimmen wir mit.................................................................................................................................................. 9 Kinderkonferenz.............................................................................................................................................................. 9 Mit KIKO bestimmen wir mit................................................................................................................................................ 10 Kinderkonferenz............................................................................................................................................................ 10 Florencio, sein Spielplatz und der Bürgermeister................................................................................................................11 Begegnung.................................................................................................................................................................... 11 Florencio, sein Spielplatz und der Bürgermeister...............................................................................................................12 Begegnung.................................................................................................................................................................... 12 Luci, Teresa und das Recht zu lernen................................................................................................................................. 13 Sorgenpüppchen basteln............................................................................................................................................... 13 Spielen ist ein Kinderrecht.................................................................................................................................................. 14 Stein-Nüsse-Welt-Spiel................................................................................................................................................. 14

Seite 3

Aguti entdeckt die Kinderrechte Vorlesegeschichte mit Gesprächsimpuls

G

ge, bin ich auf meiner Reise auch rüezi und hallo. Ich bin es,

Aguti, der kleine Nager aus Ghana. Gerade bin ich in Genf. Das ist eine

schöne

Stadt

an

einem

großen See, dem Genfer See, in der Schweiz. Ich habe ich mir schnell einen Schlafplatz in einem großen Haus gesucht. Für ein Erdloch war es zu spät. Und nun stellt euch vor, wo ich gelandet bin: Hier sind ganz viele Menschen aus allen Erdteilen: aus Afrika, Asien, Amerika, Australien und Europa. Die Frauen und Männer reden in einer Menge verschiedener Sprachen. Sie sitzen in einem großen Saal zusammen und jeder hat eine Fahne vor sich stehen. Na, dann sehe ich ja, aus welchem Land sie kommen. Oh, es ist auch jemand aus Ghana dabei. Sie sprechen über Kinderrechte. Kinderrechte? Was sagt die Frau gerade ins Mikrofon: »Jedes Kind hat das Recht darauf, genug zu essen zu bekommen und jedes Kind hat das Recht

Kindern begegnet, die viel arbeiten mussten und keine Zeit zum spielen hatten. Ich frage einfach diese Frau… »Ete sen – guten Tag, ich bin Aguti. Was machen Sie hier?« – »Ich bin hier, um darauf zu achten, dass die Kinderrechte überall eingehalten werden. Diese Rechte für alle Kinder auf der ganzen Welt wurden in einem großen Buch zusammengeschrieben.

Das Buch

heißt: Übereinkunft über die Rechte des Kindes. Klingt das nicht kompliziert? Dabei sind es Regeln, die alle Länder auf der Welt befolgen müssen, damit es allen Kindern gut geht. Und damit sie Hilfe bekommen, wenn es ihnen nicht so gut oder schlecht geht. Hier in Genf wird regelmäßig geprüft, dass

Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen Die Konvention für Kinderrechte wurde am 20.11.1989 erlassen. Die weltweite Vereinbarung über die Rechte aller Kinder umfasst 54 Artikel. Sie sind in Schutz-, Förder- und Beteiligungsrechte aufgeteilt. Besonders wichtig sind die vier Grundprinzipien: • Die Kinderrechte achten und kein Kind diskriminieren. • Das Wohl des Kindes berücksichtigen. • Das Recht auf Leben einhalten. • Den Kinderwillen respektieren.

auch alle Länder diese Regeln be-

Regelmäßig überprüft der Aus-

achten.« – Ich finde gut, dass es

schuss der Vereinten Nationen

diese Rechte gibt und dass sich so

(UN) für die Rechte des Kindes

viele Menschen darum kümmern,

mit Sitz in Genf/Schweiz die Ein-

dass sie eingehalten werden sol-

haltung der Konvention.

len. Gesprächsimpulse:

zu spielen.« Aber das ist doch klar,

Bei euch gibt es doch auch Rechte

dass jedes Kind spielen darf und

und Regeln und jemanden, der

dass jedes Kind etwas zu essen

darauf achtet, dass ihr sie einhal-

haben muss. Oder ist es vielleicht

tet?

• Wie findet ihr die weltweit gültigen Kinderrechte? • Welche Rechte gelten hier bei

doch nicht klar? Wenn ich überle-

uns im Kindergarten? ✎ Flaggen zu den jeweiligen Herkunfts- oder auch Urlaubsländern ansehen. Welche Länder kennt ihr noch?

• In euren Familie, gibt es da Rechte? Gefallen sie euch?

✎ Flaggen auf Papier malen und zu den jeweiligen Ländern an die Weltkarte pinnen

• Kennt ihr Verkehrszeichen? Was besagen sie?

✎ Eigene Flaggen entwerfen, die für Kinderrechte weltweit stehen

• Wer achtet darauf, dass Rechte befolgt werden?

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Whoops – die Kinderrechte Philosophieren

D

ie Kinder werden zum philosophischen Gespräch in den Stuhlkreis gebeten. Die Gruppenbegleitung liest den

Aguti-Text zu den Kinderrechten langsam, laut und deutlich vor. Danach fordert sie einfühlsam zum gemeinsamen Nachfragen und Nachdenken auf. Das Gespräch kann anfangs auf ein Kinderrecht gelenkt werden, das die Gruppe beson ders interessiert. Die Kinder werden ermutigt, die Philos einzusetzen. Jedes Mal, wenn ein Kind seine Äußerung mit einem Philo betont, lobt die Gruppenbegleitung zum Beispiel mit einem lauten »Whoops« oder »Bravo« und einem Schenkelschlag. Nun wird gemeinsam über dieses Recht philosophiert. Wenn die PhilosophieRunde regelmäßig statt findet, können die Kinderrechte so einzeln vertieft werden.

✔ Der Text »Aguti entdeckt die Kinderrechte« kann vorher gelesen werden. ✔ Bild zu einem Recht malen, daraus ein Kinderrechte-Buch gestalten. ✔ Welches Kinderrecht fehlt noch? Weitere Kinderrechte erfinden.

Material: pro Kind drei selbst gebastelte Schilder, so genannte Philos Diese stehen für »Weil«, »Was meinst du mit…?« und »Stimmt das?« Kreisgespräch Dauer: ca 25 Minuten Vorbereitung: mit den Kindern die Grundregeln des Philosophierens einüben und Schilder (Philos) basteln



Seite 5

Whoops – die Kinderrechte Philosophieren Ete sen. - Willkommen bei »Philooo-so-Phiiie«. Ich bringe euch die Kinderrechte mit. Das sind Rechte, die für alle Mädchen und Jungen auf der Welt gelten. In Afrika und Amerika. In Asien und Europa. Und auch in Australien. Schade, schade, dass die Kinderrechte nicht immer eingehalten werden und viele Kinder darunter leiden müssen. Deshalb gibt es überall auf der Welt Menschen, die darauf achten, dass euch Kindern geholfen wird. Achtung – ihr erlebt gerade einen ganz bedeutsamen Moment. Ich bitte um eure Aufmerksamkeit. Erweist den Kinderrechten Achtung. Kneift den Popo zusammen. Stellt euch einen Faden auf eurem Kopf vor, an dem ihr euch jetzt hochzieht – und whoops – sitzt ihr aufrecht. Jetzt ist er da, der große Augen blick. • Nun hört ihr sie, die Kinderrechte: • Ich habe ein Recht auf einen Namen und eine Heimat. • Ich bin einmalig und unverwechselbar. • Ich habe ein Recht auf eine Familie und auf ein sicheres Zuhause. • Ich habe das gleiche Recht wie du. Keiner von uns darf benachteiligt werden. • Ich habe das Recht, mitzubestimmen und zu sagen, was ich denke. • Ich habe das Recht zu lernen. • Ich habe das Recht zu spielen, ein Künstler zu sein und mich zu erholen. • Ich habe das Recht, ohne Angst zu leben und vor Gewalt geschützt zu werden. • Ich habe das Recht, gesund zu leben und Geborgenheit zu finden. • Wenn ich behindert bin, habe ich das Recht, dass ich besonders umsorgt und gefördert werde. • Ich habe das Recht, aktiv am Leben teilzunehmen. • Wenn Krieg ist, habe ich das Recht, dass ich besonders beschützt werde. (Pause) Wie ist das bei euch mit diesen Rechten? Hier und zuhause? Oder bei Freunden? ihr wisst ja nun, ihr Kinder habt das Recht, zu sagen, was ihr denkt. Ich bin ganz gespannt. Doch bitte beachtet die allerwichtigsten zwei Grundregeln, eins, zwei. Eins: Jedes Kind darf seine Meinung sagen und darf dabei nicht ausgelacht werden! Zwei: Jedes Kind hat das Recht, dass ihm zugehört wird und dass es ausreden darf! Eins! Zwei!

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✎ Kreisspiel

Anna heißt heute Abenaa

1. Alle klatschen einmal mit den Händen auf die Oberschenkel.

Einzelarbeit zum Kinderrecht auf

2. Alle klatschen einmal in die Hände. 3. Alle schnipsen einmal rechts.

einen eigenen Namen

4. Alle schnipsen einmal links. 5. Beginn wieder bei 1.: Alle klatschen einmal mit den

D

ie Kinder finden mit Hilfe der Gruppenbegleitung,

Händen… usw. Sind alle Kinder im Rhythmus, fängt ein Kind an und sagt laut bei schnipsen rechts seinen

des ewigen Jahreskalenders und der Namenstabelle

eigenen oder ghanaischen Namen, bei schnipsen links

den Wochentag ihrer Geburt heraus. Damit erfahren

den entsprechenden Namen eines anderen Kindes im

sie auch ihren ghanaischen Namen. Nun kann jedes

Kreis. Dieses Kind ist nun an der Reihe.

Kind sein eigenes ghanaisches Namensschild entwerfen. Gut können die Adinkra – Symbole zur Verzierung genutzt werden.

Ein besonderer Namensbrauch Je nach Region und Zusammensetzung der Bevölke-

✎ »Hockspiel« aus Taiwan

rungsgruppen gibt es unterschiedliche Namensbräu-

Die Kinder stellen sich in einer Reihe oder im Kreis auf.

che. Ein verbreiteter Brauch in Ghana ist die Namens-

Ein Kind – zum Beispiel mit dem ghanaischen Namen

gebung der Kinder nach dem Wochentag der Geburt.

»Afia« – sagt seinen Namen in Verbindung mit dem fol-

Werden mehrere Kinder in einer Familie an dem glei-

genden Spruch: »Afia hockt, Afia hockt. Nach mir hockt

chen Wochentag geboren, erhalten die Kinder zusätz-

Abenaa.« Während des Spruchs hockt sich das Kind

lich zum Wochentagsnamen eine Nummerierung.

bei jedem gesprochenen »hockt« hin. Nun ist das von

Kwame wird zu Kwame Manu (der Zweite an einem

ihm gewählte Kind an der Reihe.

Samstag Geborene), Kwame Mensa (der Dritte an einem Samstag Geborene), Kwame Anane (der Vierte an einem Samstag Geborene) etc.

✎ Ball-Wurfspiel im Kreis:

Die Kinder werfen sich einen Ball zu und nennen dabei laut den eigenen ghanaischen Namen. Kinder merken sich diesen Namen sehr schnell. Danach kann das Spiel erweitert werden, indem die Kinder den ghanaischen Namen des Fängers nennen.

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Ich bin einmalig–Du bist einmalig. Singspiel

M

it passenden Bewegungen macht das Lied doppelt Freude. Dazu bilden alle einen großen Stehkreis.

Lied mit freundlicher Genehmigung von Rudolf Stiens

✎ Stillarbeit: Jedes Kind geht im Laufe des Tages einmal zum Spiegel und lächelt seinem Spiegelbild zu. Dabei kann es vor sich hinmurmeln oder auch laut aussprechen: »Ich bin ich. Das freut mich!« Danach kann das Kind ein Spiegelbild von sich malen. Die Spiegelbilder werden in einer Bildergalerie ausgestellt oder an einer Leine gut sichtbar aufgehängt. ✎ »Das kleine Ich bin ich«. Kinderbuch von Mira Lobe und Susi Weigel ✎ »Kindergarten & Mission«. Heft 1/2006. Schwerpunkt »Dich gibt’s nur einmal«. Kindermissionswerk »Die Sternsinger«: www.kindermissionswerk.de

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Mit KIKO bestimmen wir mit Kinderkonferenz

D

ie Kinder finden sich in der Kinderkonferenz zusam-

men und stellen ihr Namensschild auf den Tisch oder auf den Fußboden. »Die Kinderkonferenz ist eröffnet.« Mit diesem Satz leitet die Gruppenbegleiterin in die Konferenz ein und wiederholt die fünf KIKO-Regeln (s. Infokasten). Danach erhält ein Kind nach dem anderen den »Sprech-

Vorbereitung

stein« und stellt sein Vorbereitung Bevor die Kinderkonfe-

Bevor die Kinderkonferenz beginnen kann, werden die

renz beginnen kann, werden die demokratischen Grund-

demokratischen

regeln besprochen. Jede Grundregel erhält ein deutliches

Grundregel erhält ein deutliches Symbol, z.B. einen

Symbol, z.B. einen Smiley. Hiermit wird ein großes Plakat

Smiley. Hiermit wird ein großes Plakat angefertigt.

angefertigt. Dieses Plakat wird zu Beginn jeder Konferenz

Dieses Plakat wird zu Beginn jeder Konferenz für alle

für alle sichtbar aufgehängt. Die fünf KIKO-Regeln: Anlie-

sichtbar aufgehängt.

gen vor. Die Gruppenleitung kann zum Schluss weitere Impulse geben und die Vorschläge kurz zusammenfassen. Dann werden die Vorschläge diskutiert und abgestimmt. Hierfür können mehrere Behälter in die Tisch oder Bodenmitte gestellt werden, die für je einen Vorschlag stehen.Danach wählt jedes Kind zum Beispiel drei bevorzugte Aktionen aus und legt dafür die Steine in die passenden Behälter. Die Ergebnisse jeder Konferenz werden auf Plakaten festgehalten und im Eingangsbereich ausgehängt. Die KIKO-Kinder tragen die Ergebnisse in ihre Gruppe.

Grundregeln

besprochen.

Jede

Die fünf KIKO-Regeln: ✗ Wer den Sprechstein hat, hat Rederecht! ✗ Alle Kinder hören zu! ✗ Jeder darf seine Meinung sagen! ✗ Niemand darf ausgelacht werden! ✗ Niemand darf beschimpft werden!

Schön wäre es, wenn ein eigener Ordner »KIKO« angelegt wird, der für alle (auch Eltern, Besucher und Gäste)einsehbar im Eingangsbereich einen festen Ort hat.

Material Sprechstein (schöner, handlicher Stein oder ein anderer symbolhafter Gegenstand), kleinere Steine, mehrere Behälter, Plakate und Stifte, Namensschilder für den »Konferenztisch«, Stuhlkreis oder großer »Konferenztisch« Dauer: 20 – 30 Min., regelmäßig (mindestens monatlich)



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Mit KIKO bestimmen wir mit Kinderkonferenz

… Kinderkonferenz

ten wir ändern? Wie können wir es lösen?« Dabei lernen sie, dass ihre Stimme wichtig ist und dass sie etwas ändern können. Sie übernehmen

Die Kinderkonferenz (KIKO) führt demokratische Grundregeln in die Kindergruppe ein. Hier können die Kinder

Verantwortung, indem sie lernen, Kompromisse zu machen und Mehrheitsentscheidungen mitzutragen. Ihre Identitätsentwicklung wird gestärkt.

regelmäßig ihre Anliegen, Probleme,

Neben der KIKO in den einzelnen Gruppen kann auch eine »Große Kin-

Wünsche und Ideen in der Gruppe be-

derkonferenz « für die gesamte Einrichtung organisiert werden. Dann

sprechen. Es wird vorgeschlagen, dis-

setzt sie sie sich aus jeweils zwei (oder mehr) Kindern aller Gruppen

kutiert, nach Regeln gestritten, abge-

nach ausgewogenem Geschlechterverhältnis zusammen. Die Mädchen

stimmt und vertagt: »Was ärgert uns?

und Jungen werden zum Beispiel für ein Halbjahr von den Gruppen ge-

Was macht uns Kummer? Was möch-

wählt und berichten ihrer Gruppe regelmäßig.

Als ich in dem indischen Dorf Oorampattiwar, habe ich Amrit kennen gelernt. Amrit ist schon sechs. Ganz aufgeregt hat er mir erzählt, dass er gerade in die Kinderkonferenzgewählt worden ist. Kinderkonferenz – was ist denn das? Amrit hat mir erklärt, dass in einer Kinderkonferenz Jungen und Mädchen zusammen entscheiden, was sie in ihrem Dorf verbessern wollen. Sie sagen den Erwachsenen, was Kindern wichtig ist und was sie wollen. »Stell dir vor«, ruft Amrit, »was wir in der KIKO geschafft haben: Das Mädchen Kala aus meinem Dorf wurde von seiner Mutter zum arbeiten geschickt und konnte deshalb nicht zur Schule gehen. Wir, die Kinder der Kinderkonferenz, haben der Mutter dann erklärt, dass Kala das Recht auf Schule hat und dass Kinderarbeit verboten ist. Dann hat die Kinderkonferenz Hilfe bei Erwachsenen gesucht. Und es hat geklappt. Kalas Mutter und Kala freuen sich sehr. Das Kinderkonferenz übernimmt nämlich Kalas Schulgebühren. Jetzt kann Kala zur Schule gehen.« (in Anlehnung an: Kindernothilfe: Kinder, Kinder Nr. 21: Robinson und die Familie vom Bürgersteig.)

• Kittel, Claudia (2008): Kinderrechte. Ein Praxisbuch für Kindertageseinrichtungen. • Kindermissionswerk »Die Sternsinger«: Kindergarten & Mission. Ausgabe 1/2004. Schwerpunkt Kinderrechte.

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Florencio, sein Spielplatz und der Bürgermeister Begegnung

A

m Beispiel der Spielplatz-Geschichte aus Brasilien stellt der Gast seine Arbeit kindgerecht vor. Er spricht mit den

Kindern über das »Recht zu spielen, ein Künstler zu sein und sich zu erholen« Die Mädchen und Jungen erfahren, dass ihre Fragen und Probleme ernst genommen werden und dass Kinder etwas bewirken können.

In einer größeren Stadt in Brasilien war ganz schön was los! Ich liege faul in der Sonne, da kommt ein Umzug an mir vorbei. Habt ihr so etwas schon einmal gesehen? Einen Umzug? Musiker;Tänzer und ganz viele, bunt angezogene Kinder ziehen gemeinsam durch die Straßen. Toll sieht das aus! Da – sie halten große Plakate hoch. Auf ihnen steht: »Wir brauchen Platz zum spielen!«. »Wieso macht ihr das?«, frage ich den kleinen Florencio. Da sprudelt es nur so aus ihm heraus: »Aguti, stell dir vor, wir haben hier nur einen einzigen Spielplatz. Und ausgerechnet hier soll jetzt gebaut werden. Wo sollen wir Kinder dann noch gemeinsam spielen? Und da geht mir – whoops – ein Licht auf: »Ich weiß jetzt, was ihr macht, Florencio! Mit diesem Umzug wollt ihr, dass ganz viele Leute davon erfahren. Sie können mit euch gemeinsam für euren Spielplatz kämpfen. Stimmt’s?« Florencio nickt heftig mit dem Kopf: »Findest du das gut, Aguti?« – »Na, klar, Florencio! Komm, ich bin auch dafür, dass der Spielplatz für euch da bleibt. Ich laufe mit und protestiere.« Am Ende des Umzugs haben wir noch ein kleines Fest gefeiert. Der Bürgermeister der Stadt war auch eingeladen. Er hat Florencio und allen Kindern fest versprochen, sich für den Spielplatz einzusetzen. (in Anlehnung an: Misereor (2008), Aachen: Kinder dieser Welt. Florencio hat viele Jobs.)

Vorbereitung Ein Gast aus Lokalpolitik, Kirche oder Zivilgesellschaft wird eingeladen (z.B. Bürgermeister oder Kinderbeauftragte). Das Thema wird mit den Kindern und dem Gast vorher abgestimmt.

Seite 11

Florencio, sein Spielplatz und der Bürgermeister Begegnung Agenda 21, die MDG und die UN-Weltdekade 2005 – 2014 »Bildung für nachhaltige Entwicklung« Die Agenda 21 ist ein entwicklungs- und umweltpolitisches Aktionsprogramm für eine weltweit zukunftsfähige Entwicklung. Es wurde 1992 von den Vereinten Nationen beschlossen. Alle Kommunen der Welt sind aufgefordert, sich in ihrem lokalen Umfeld aktiv für ihre Umwelt und bessere Lebensverhältnisse einzusetzen. Im Jahre 2000 bekräftigten 189 Staaten ihren Willen mit den Millenium-Entwicklungszielen (MDG), die weltweite Armut bis 2015 zu halbieren. 2005 folgte die weltweite Bildungsdekade der Vereinten Nationen »Bildung für nachhaltige Entwicklung«: Alle Menschen, Gruppen und Gesellschaften sollen durch lebenslanges Lernen für Achtung, Dialog und Mitverantwortung sensibilisiert werden. Sie beteiligen sich aktiv, eine lebenswerte Erde mit zu gestalten, in der auch die nachfolgenden Generationen gut leben können.

Gesprächsimpulse: ✔ Könnt ihr euch hier erholen, spielen und ein Künstler, eine Künstlerin sein? ✔ Wie ist es mit Florencio? ✔ Ist unser Ort kinderfreundlich? ✔ Was wünscht ihr euch für euren Spielplatz? Und für Florencio? ✔ Was können wir von Florencio und Aguti lernen? ✔ Kennt der Gast Beispiele, wie durch Kinder- und Bürgerbeteiligung etwas für die Kinderrechte weltweit erreicht worden ist?

www.unicef.de www.juniorbotschafter.de www.kinder-ministerium.de , www.kindergerechtes-deutschland.de ; www.kinderkulturkarawane.de

Seite 12

Luci, Teresa und das Recht zu Sorgenpüppchen

lernen

Der Legende nach können die kleinen Sorgenpüppchen aus Guatemala Probleme in Luft auflösen. Der Sonnengott verlieh der Prinzessin Ixmucane die Gabe,

Sorgenpüppchen basteln

die Probleme anderer Menschen zu lösen. Das gab Ixmucane an die Sorgenpüppchen weiter. Den Püppchen erzählt man vor dem Schlafengehen seine Sor-

M

gen oder unerfüllten Wünsche. Unter das Kopfkissen

it dem Pfeifenputzer formt jedes Kind Kopf, Arme

gelegt, werden nachts die Sorgen aufgelöst und die

und Beine der Puppe. Anschließend werden sie dick mit

Wünsche gehen in Erfüllung. Im Fairen Handel gibt es

Wolle umwickelt. Die Enden werden als Hände und Füße

Sorgenpüppchen, die von Frauen in Guatemala herge-

freigelassen. Sie können mit kleinen Perlen verziert wer-

stellt werden. Viele der Frauen schließen sich in der

den. Der »Kopf« des Pfeifenputzers erhält eine Holzperle,

Herstellung zusammen. Damit können sie sich und

auf die das Gesicht gemalt wird. Alternativ kann auch statt

ihre Kinder gut ernähren und die Kinder können regel-

der Perle ein Stück Papier aufgeklebt werden. Zum

mäßig die Schule besuchen.

Schluss wird das Sorgenpüppchen mit Stoffresten ver-

ziert. In Guatemala habe ich Teresa kennen gelernt. Sie hat mir ein ganz tolles Geschenk gemacht: SorgenpüppMaterial: Pfeifenputzer, Band oder Wolle, Holzperlen

chen! Sie heißen so, weil sie dabei helfen, Sorgen ver-

oder Papier, Buntstifte, Kleber, ggf. Stoffreste

schwinden zu lassen und Wünsche zu erfüllen. Du musst ihnen nur vor dem Schlafengehen deine Sorgen oder Wünsche erzählen und dann die Püppchen unters Kopfkissen legen. Teresa haben die Sorgenpüpp-

Kinderarbeit in Guatemala

chen besonders geholfen. Ihre Mutter bastelt sie näm-

Es gibt in Guatemala schätzungsweise 800.000 arbei-

lich zusammen mit anderen Frauen und verkauft sie

tende Kinder. Viele von ihnen arbeiten auf den Märk-

auch nach Europa. Und weil dadurch Teresas Mama

ten oder in der Landwirtschaft und haben kaum eine

genug Geld verdient, kann Teresa zur Schule gehen.

Chance, jemals eine qualifizierte Tätigkeit auszuüben.

Das war nämlich ihr größter Wunsch. Leider können in

Ein nationales Komitee nimmt sich der Beseitigung der

Guatemala nicht alle Kinder zur Schule gehen, auch

ausbeuterischen Kinderarbeit an. Das Bildungsminis-

Teresas beste Freundin Luci nicht. Wir haben Luci be-

terium von Guatemala vergibt zum Beispiel Stipendien

sucht und mit ihr leckere Tortillas gegessen. Zusam-

an bedürftige Kinder.

men mit ihrer Mutter verkauft sie diese Maisfladen auf

Auch terre des hommes unterstützt verschiedene Organisationen in Guatemala, wie das Bildungsprogramm für arbeitende Kinder und Jugendliche. Dabei wird auf den Märkten von Guatemala Stadt Schulunterricht für arbeitende Kinder angeboten, der die besondere Situation arbeitender Kinder berücksichtigt. (Quelle: www.tdh.de)

dem Markt. Dort habe ich viele Kinder gesehen, die gearbeitet haben. Luci hat mir erzählt, dass die Kinder arbeiten müssen, weil ihre Familien nicht genug Geld haben. Die Kinder müssen mitverdienen und können nicht zur Schule gehen. Luci ist ein wenig traurig, aber Teresa hat ihr ein Sorgenpüppchen geschenkt und sie überlegen nun gemeinsam, wie auch Luci zur Schule gehen kann.

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Spielen ist ein Kinderrecht Stein-Nüsse-Welt-Spiel

D

rei oder vier Kinder setzen sich im Kreis auf den

Boden. In der Mitte liegen die Steine (oder andere kleine Gegenstände). Jedes Kind hat einen Stein in der einen Hand, die andere Hand hält es hinter den Rücken. In der ersten Runde wirft das Kind den Stein in der Hand hoch und nimmt sich mit dieser Hand einen der Steine vom Boden. Mit der gleichen Hand versucht es, den fliegenden Stein aufzufangen. Wenn das klappt, kann das Kind den gefangenen Stein zur Seite legen und es noch einmal versuchen. Wird der Stein nicht gefangen oder gelingt es dem Spieler oder der Spielerin nicht, einen Stein aus der Mitte zu nehmen, ist das nächste Kind an der Reihe. Wenn jemand alle seine Steine auf diese Weise aufgehoben hat, ist die erste Runde beendet. In der zweiten Runde werden nun jeweils zwei Steine gleichzeitig aufgehoben, in der dritten Runde jeweils drei Steine usw. Gewonnen hat dasjenige Kind, das alle Runden einmal durchspielen konnte, ohne einen Fehler zu begehen oder das Kind, das am Ende die meisten Steine hat.

Das Recht zu spielen haben alle Kinder auf der Welt! Whoops – das möchte ich am liebsten jeden Tag ganz laut in die Welt rufen, wo ich doch so vielen schwer arbeitenden Mädchen und Jungen begegnet bin! Und doch: Überall auf meiner Reise habe ich spielende

Material: pro Spielerin und Spieler ca. sechs Steine,

Kinder gesehen. Wisst ihr, was mich völlig überrascht

Nüsse oder andere kleinere Gegenstände

hat? Nein? Es gibt ein Spiel, das spielen die Kinder in Peru, Italien, in Ghana und Nepal. Und ihr jetzt vielleicht auch hier. Es hat viele verschiedene Namen: Yas. Bestas. Sassolino, Nyakua, Diketo, Ichiyenga.

Spielregeln vereinfachen:

Dieses Spiel habe ich besonders gerne mit den Kin

✔ Ein oder zwei Fehler sind erlaubt.

dern gespielt, denn man kann es immer und überall spielen. Dazu braucht niemand Geld, nur Steine und

✔ Oder die Steine dürfen in eine günstige Position gelegt

schon kann es losgehen.Kommt, spielt mit mir!

werden. ✔ Später kann der Schwierigkeitsgrad erhöht werden, indem die Steine mit Nummern markiert und in Reihenfolge aufgehoben werden müssen.

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