PROJEKTBERICHT Nr. 1

Kinderkreuzzug 1939 Berthold Brecht In Polen, im Jahr Neununddreißig War eine blutige Schlacht Die hat viele Städte und Dörfer Zu einer Wildnis gemacht. Die Schwester verlor den Bruder Die Frau den Mann im Heer Zwischen Feuer und Trümmerstätte Fand das Kind die Eltern nicht mehr. Aus Polen ist nichts mehr gekommen Nicht Brief noch Zeitungsbericht Doch in den östlichen Ländern Läuft eine seltsame Geschicht... ...

Staatliches Museum Majdanek + Maximilian Kolbe Werk Historische Arbeit

Arbeit mit Überlebenden des Holocausts

Państwowe Muzeum na Majdanku Droga Męczenników Majdanka 67 20-325 Lublin Polska

Marvin Lindenberg prezydenta Gabriela Narutowicza 25/29 20 204 Lublin Polska Kontakt: [email protected] 0048/516485445

PROJEKTBERICHT Nr. 1

PROJEKTBERICHT

Dem Frieden Wurzeln geben Frieden

Von Marvin Lindenberg

Liebe Leserin! & Lieber Leser! Wir gehören wohl zu einer einzigartigen Generation, unbelastet durch Schuld suchen wir in der Akzeptanz der Verantwortung unsere Rolle in der Bewältigung des Leides unserer Geschichte. Geschichte war für mich immer ein wichtiger Teil meines Lebens, aus Erfahrungen lernen, Schlüsse aus dem Vergangenen ziehen und Kraft aus großen Ereignissen der Menschheit gewinnen. Zu Aktion Sühnezeichen Friedensdienste kam ich im Nachhinein gesehen eher zufällig, wenn man an Zufälle glaubt. Es begab sich in der 10. Klasse, dass wir einen kulturellen Austausch mit einer niederländischen Schulkasse machten. Denke ich an diesen Austausch zurück, bleiben mir zwei für mich wichtige Ereignisse im Gedächtnis: zum einen war ich privilegiert an einem Zeitzeugengespräch mit einer niederländischen Widerstandskämpferin zur Zeit des Nationalsozialismus teilnehmen zu dürfen.

Dieser Besuch wird in seiner Intensität wohl einmalig bleiben wird. Zum Anderen der Besuch des Anne Frank Hauses. Hier traf ich auf einen jungen Kerl, wohl in meinem jetzigen Alter, der dort seinen Friedensdienst leistete, ich war elektrisiert von dem Gedanken gleiches in Zukunft tun zu können. Beides brannte sich fest in mein Gedächtnis ein und ich sollte einige Jahre später darauf zurück kommen. So suchte ich einige Jahre später in den Weiten des World Wide Webs nach dieser Organisation, zuerst erfolglos, ein kurzer Anruf beim Anne-Frank-Haus brachte mir dann zum ersten Mal diese, mir heute so vertrauten drei Buchstaben zu Gehör: ASF. Nach der Bewerbung wartete ich gespannt, die Monate verstrichen, es wurde Winter, dann eines Tages war es soweit, der Brief von ASF lag in meinen Briefkasten und ich konnte mich vor Freude kaum halten. Ich wurde zum Auswahl- und Informationsseminar eingeladen.

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So viele Berichte So viele Fragen

Das Auswahl- und Informationsseminar

Obwohl ASF besonderen wert auf das Wort Information legt, blieb natürlich ein unterschwelliger Konkurrenzdruck nicht aus. Mir persönlich war es zuwider mich zu jeder Zeit und möglichst effektvoll darzustellen. Ich kann nur den einfachen Rat erteilen: Sei du selbst, verstell dich nicht! Sag was du sagen musst, aber nicht das wovon du auch nicht überzeugt bist. Interessanterweise war Polen für mich zuerst gar keine Option, ich wollte eigentlich nur grob meinen Dienst in irgendeinen westeuropäischen Land leisten, durch einen glücklichen Zufall änderten sich jedoch meine Ansichten radikal. So hatte ich nach dem ersten Besuch der Ländergruppe Niederlande, eine interessante Diskussion mit einer anderen Teilnehmerin. Sie war in der Polen Gruppe und berichtete mir, dort nur mit einen anderen Mädchen zusammen gewesen zu sein. Jedoch war sie hellauf begeistert von der Präsentation gewesen, das Strahlen ihrer Augen unterstrich dies mehr als ausdrücklich. So entschied ich mich spontan um und ging nicht nach „Norwegen“ sondern nach „Polen“. Selten war ich in meinen Leben so erfreut über eine so kurzfristige Entscheidung, die Gruppe leitete Aline, die vor ca. 4 Jahren ihren Dienst in Pikary, Krakau leistete, sie beschrieb uns (es waren nur 3 Leute in der Gruppe) von ein Land der Gegensätze und des Aufbruches. Mein Interesse wurde geweckt. Polen ist obwohl es geographisch doch so nah liegt und unser zweit größter Nachbarstaat ist, doch so weit in den Köpfen der Deutschen entfernt. “Das ist tiefster OSTEN!“ Wie wenig wir doch eigentlich wissen... Interessanterweise sehen die Polen sich selbst natürlich noch als WESTeuropäisches Land, Wolfgang Büscher beschreibt diesen Minderwertigkeitskomplex des Ostens recht

anschaulich in seinen Buch: „Berlin Moskau eine Reise zu Fuß“. Die Projektberichte zu Polen lagen die meiste Zeit frei einsehbar da, sodass ich viel Zeit damit verbrachte diese Berichte zu studieren; natürlich hatte ich meinen alten Traum von den Niederlanden zu diesen Zeitpunkt noch nicht aufgeben. Doch so allmählich freundete ich mich immer stärker mit dem Projekt in der staatlichen Gedenkstätte Majdanek an. Für mich ist dieser Dienst primär eine Möglichkeit mit meiner bescheidenen Arbeit, Verantwortung für unsere Geschichte zu übernehmen, Sühne zu leisten, Die Arbeit in einen ehemaligen Konzentrationslager mit Vermerk auf Gedenkstättenpädagogik und der zusätzlichen Betreuung von Überlebenden des Holocausts, bot für mich einen guten Ansatzpunkt wirklich im Geiste von ASF tätig zu werden. Nach langen Monaten des Wartens war es soweit, ein zweiter Brief erreichte mich und ich wurde angenommen. Nun begann die Vorbereitungsphase...

Die Zeit davor Polnisch eine schwere Sprache

Aktuelle ASF Gruppe in Polen Das erste Mal in der Geschichte, wird ein Bilaterales Projekt in Polen durchgeführt. 6 Deutsche und 6 Ukrainer leisten ihren Friedensdienst zusammen in Polen!

Den Sommer verbrachte ich damit, ein wenig polnisch zu lernen. Dazu besuchte ich mit einigen anderen Polenfreiwilligen einen Tandemsprachkurs in Pikary in der Nähe von Krakau. Dazu muss ich klar feststellen, das man sehr viel Geduld und Fleiß mitbringen muss um polnisch zu lernen. Ich bin nach rund 4 Monaten in Polen nun endlich soweit kürzere Alltagsgespräche zu führen, mich grob zu verständigen. Aber es ist noch ein weiter Weg. Im letzten Jahr

ließ sich der Sprachkurs sehr gut mit einer Gedenkstättenfahrt kombinieren, die dann auch als sozial Praktikum von ASF akzeptiert wird. Jannik und Luise haben das sehr empfohlen. Ich selber habe mein Praktikum in einer Obdachloseneinrichtung in Berlin Wedding gemacht; dieses Praktikum hat mich sehr bewegt. Da vor allem die Ärmsten der Armen keine Stimme haben, war dies eine gute Möglichkeiten einen Überblick über unsere Gesellschaft von der anderen Seite zu erhalten. So gesehen war es die richtige Entscheidung. Zuletzt vergeht die Zeit wie im Flug und ehe man sich versieht, sitzt man auch schon im Zug: mit dem Ziel Polen.

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„Wenn die Menschen schweigen, werden die Steine schreien“ Es war soweit: die Koffer waren gepackt, Freunde Bekannte und Familie verabschiedet, eine neue Phase meines Lebens begann. Für uns war es ein besonderer Tag, der 01. September 2009, 70 Jahre nach Ausbruch des 2. Weltkrieges, machten sich eine Handvoll Deutsche auf den Weg um in dem damals vom Krieg gebeutelten Polen ihren Friedensdienst zu beginnen. Nach dem rund ein wöchigen Seminar in Pikary zusammen mit den England Freiwilligen ging es los in unsere Projekte. Ich hatte zwar schon einiges über die Gedenkstätte erfahren und auch im Vorfeld von Marszałek eines der obligatorischen Bücher gelesen, jedoch ist die Wirklichkeit doch immer etwas anders. Mein erster Eindruck war eine Mischung aus Staunen und Unverständnis. Staunen weil die wirkliche Dimension Majdaneks einen sofort in den Bann zieht, Geschichte greifbarer wird, aber dennoch unverständlich bleibt. Unverständnis weil ich wahrscheinlich als Deutscher eine andere Auffassung von einen Konzentrationslager habe als andere Nationen und somit sehr verblüfft war, das neben Majdanek ein Friedhof ist, auf dem die Steinmetzmeister neben der Straße ihre Grabsteine zur Schau stellen. Ich möchte damit keine Kritik äußern, nur den Unterschied in den Umgangsformen mit diesen Thema aufzeigen. So wurde mir dann erstmal alles von Ewa Babol gezeigt, Ewa ist ein Schatz: sie hat sich in den letzten 4 Monaten sehr liebevoll um mich und meinen österreichischen Kollegen Max gekümmert. Ewa hat Germanistik studiert wie viele Andere in der Gedenkstätte auch. Das erschwert das polnisch lernen, jedoch finden sich immer Gelegenheiten, seine Kenntnisse anzuwenden. Die eigentliche Betreuungsperson ist Wiesław Wysok, der der Leiter der Bildungsabteilung sowie für den Pavillion verantwortlich ist. Pan Wysok, ist hochkompetent und man kann ihn immer zu historischen und organisatorischen Problemen bezüglich der Gedenkstätte fragen, für alles andere wendet man sich an Ewa.

Links: Das Alte Sühne männchen. Rechts: Pani Ewa und ich im Dez. 2009, die Peron auf dem Bild ist sie selbst vor rund 60 Jahren.

„Nicht unsere jungen deutschen Gäste waren es die Hand angelegt haben bei den Verbrechen, die auf polnischer Erde geschahen. Doch gerade sie, die Generation des «unbeschriebenen Blattes«, möchte nicht mehr mit einer Fiktion , mit Unausgesprochenem gegen das Leben leben, sondern das annehmen, was real ist, und darin eine Zukunft, Würde und Sinn suchen. Diese Generation überzeugt sich durch eigene, persönliche Erfahrungen, daß es keinen schöpferischen Weg gibt, ohne die ganze Wahrheit in sich aufzunehmen, wie diese auch sein möge. Die, welche heute im Namen ihres Volkes versuchen Verantwortung auf sich zu nehmen und mit einem Sühnezeichen an den Orten des Verbrechens, in Auschwitz, Rogoźnica, in Buchenwald neu zu beginnen, sind wohl ganz einfach Realisten. Auf lange Sicht gesehen, läßt sich nämlich keine Politik - außer einer wahnsinnigen - führen, die nur die eigenen Rechte und nicht auch die fremden sieht und diese nicht kennt. Es ist nicht möglich, menschliche Beziehungen zu anderen Völkern wieder aufzubauen, wenn man nicht mit der ewigmenschlichen Geste, mit der Bitte um Vergebung der Schuld, der Bitte um einen reinen Tisch beginnt, und nicht an eben dem Punkt wieder anfängt, an dem die Beziehungen abbrachen. Eine reale Politik schließt in sich die Meinungsverschiedenheit nicht aus. Ihr Wert liegt vielmehr darin, daß sie auf diese vorbereitet. Das Zeichen der Hoffnung, das diese Aktion Sühnezeichen ist, spricht also nicht zu uns: Es gibt da in Deutschland Leute, die ein Rezept für eine ewige Konfliktlosigkeit gefunden haben. Es ist eine bessere, weil wahscheinlichere Botschaft, die lautet: Es gibt da Menschen, die scheinen aufrichtig zu glauben, daß man über Meinungsverschiedenheiten sprechen muß, loyal und im Geiste der Wahrheit beider Seiten. Die begriffen haben, daß das deutsche Volk ausbrechen muß aus dem Zirkel seines mißverstandenen Strebens nach Selbsterhaltung, dem ständigen und unberechenbaren Pendeln zwischen Passivität und Agression. Und die es verstanden haben, daß sorgloses Schweigen heute wie vordem eine Schuld ist. Anna Morawska „Die Psychologie des Friedens“ über die ersten Einsätz der Aktion Sühnezeichen auf polnischen Boden und was das für das Verhältnis zwischen Polen und Deutschen bewirkt haben könnte. 1965

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„Aber noch können wir, unbeschadet der Pflicht zu gewissenhafter politischer Entscheidung, der Selbstrechtfertigung, der Bitterkeit und dem Hass eine Kraft entgegensetzen, wenn wir selbst wirklich vergeben, Vergebung erbitten und diese Gesinnung praktizieren. Des zum Zeichen bitten wir die Völker, die Gewalt von uns erlitten haben, dass sie uns erlauben, mit unseren Händen und mit unseren Mitteln in ihrem Land etwas Gutes zu tun; ein Dorf, eine Siedlung, eine Kirche, ein Krankenhaus oder was sie sonst Gemeinnütziges wollen, als Versöhnungszeichen zu errichten.   Lasst uns mit Polen, Russland und Israel beginnen, denen wir wohl am meisten wehgetan haben.“

Lothar Kreyssig

Wir bitten um Frieden Aktion Sühnezeichen Friedensdienste Die ersten Monate stehen voll und ganz im Zeichen der Selbstbildung, d.h. viele Bücher, Berichte etc. mit Bezug auf Majdanek. Ziel ist seine eigene Führungskonzeption zu erstellen um im Hauptarbeitsfeld, der Gedenkstättenpädagogik, Führungen anbieten zu können. Diese wird dann in Deutsch erstellt, später kann jedoch noch eine zusätzliche Prüfung für englisch sprachige Gruppen durchgeführt werden. Gerade befindet sich Majdanek in einem Prozess des Wandels, für die zukünftigen ASF Generationen bedeutet dies, dass sie mehr Freiheiten für die Führungen bekommen werden, weil das Lager wohl durch z.B. den Bau neuer Wege zukünftig anders erschlossen werden kann. Des weiteren sind neue Informationstafeln geplant, sodass unter anderem der ehemalige Selektionsplatz oder der Ort, an dem am 03. Nov. 1943 rund 18000 Juden erschossen worden, nun endlich ausgeschildert werden. Auch wird es eine neue Dauerausstellung geben, denn das Problem der jetzigen ist, dass sie sich sehr schlecht selbst erklärt und außerdem nur im Sommer zugänglich ist. Zu den Führungen: Generell reicht das Spektrum der Gruppen von Rostocker Realschüler bis zu

homosexuellen holländischen Delegierten des Antihomophobie Clubs. Dabei ist es immer wichtig sich auf die betreffenden Gruppen gründlich einzustellen, hart war für mich zum Beispiel die Frage der Rostocker warum denn nur die Israelischen Gruppen Nationalfahnen mit sich führen und warum sie selber denn keine Deutschland Fahne dabei haben: hätte man das gewusst hätte man ja eine mitbringen können... Da weiß man die erste Sekunde auch nicht mehr weiter, zum Glück haben sie ihren eigenen Fehler schnell selbst eingesehen und damit war die Sache erstmal vom Tisch, übrig bleibt dennoch ein bitterer Nachgeschmack. Ein weiteres Arbeitsfeld innerhalb der Gedenkstätte ist die Archivarbeit, mein Kollege und ich haben ein neues Katalogisierungssystem für Zeitzeugenberichte entwickelt und sind gerade dabei die Berichte des Düsseldorfer Majdanek Prozesses neu aufzuarbeiten, damit sie von der Forschung besser bearbeitet werden können. Im Allgemeinen gilt, dass niemand vorbeikommen wird und einen fragt ob man denn nichts zu tun hätte und man könnte doch das oder das machen; Eigeninitiative ist hier gefragt!

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Sicherlich wusste auch ich zum Anfang noch nicht so recht, was ich denn noch so alles machen könnte. Wie gesagt man sollte einfach auf die verschiedenen Menschen in der Gedenkstätte offen zu gehen und fragen was gerade los ist, Hilfe anbieten, eigene Ideen einbringen usw. Dinge die ich zur Zeit mache sind unter anderen: Ich helfe bei der Organisation einer Gedenkstättenfahrt mit meiner ehemaligen Schule einschließlich des Konzeptes und der Ausschmückung des Programms. Im nächsten Jahr werde

ich in der Film/Videoabteilung meine Kompetenzen im Videoschnitt mit einbringen, dazu muss allerdings mein polnisch noch etwas besser werden. Dazu kommen noch Überarbeitungen von bereits erstellten Mappen meiner Vorgänger usw. Im Prinzip könnte man fast alles machen, eigene Workshops, interaktive Führungen entwickeln der Kreativität sind theoretisch keine Grenzen gesetzt, praktisch mangelt es an Zeit.

Maximilian Kolbe Werk Wir sind die Letzten... Das Maximilian Kolbe Werk, ist eine Organisation, die sich um Überlebende des Holocaust kümmert. Derzeit gibt es im Raum Lublin noch 144 Mitglieder, von ehemals 700. Jeden Mittwoch und Donnerstag bin ich für ein paar Stunden im Club des MKW‘s welcher sich im Pavillon auf dem Gedenkstättengelände befindet. Am Freitag besuche ich Pani Ewa und kümmere mich um sie und ihren Haushalt. Sie selbst ist bereits Mitte 80 und hat in den letzten Jahren körperlich stark abgebaut. Sie hat damals in der polnischen Heimatarmee gekämpft und war dafür auch in Majdanek inhaftiert. Es ist mir jedes mal eine Freude wenn ich mich um die alten Leute kümmern kann, die selbst so große Leiden miterleben mussten. Dies war auch eines meiner Hauptmotive nach Polen zu kommen um direkten Kontakt zu den Zeitzeugen zu haben. Im Club gibt es zwar relativ wenig zu tun, allerdings kann man auch hier durch ein wenig Eigeninitiative viel Freude bereiten. So habe ich mit meinen österreichischen Kollegen zum Beispiel in der Weihnachtszeit ein paar polnische Weihnachtslieder sowie etwas Gebäck vorbereitet, um eine Art Weihnachtsfeier zu veranstalten. Ironischerweise war das am gleichen Tag der offiziellen MKW Weihnachtsfeier, die eigentlich nur für Angehörige des MKW‘s sein sollte. Jedoch waren die alten Leute so sehr von unseren Vorbereitungen gerührt, das sie uns gleich mit eingeladen haben und so haben ich eine der schönsten Weihnachtsfeiern in meinen Leben gefeiert. Eine weitere Aktion des MKW‘s ist das Verteilen von Weihnachtspaketen

welche dann an die Mitglieder ausgeteilt werden. Dazu haben wir erstmal zwei Großeinkäufe durchgeführt und Stundenlang Pakete gepackt. Dann einige Tage später diese im Raum Lublin verteilt, dass war eine gute Gelegenheit ein wenig aus Lublin heraus zu kommen und das Umland zu sehen. Um noch einmal zurück auf Pani Eva und die Arbeit mit den Überlebenden zurückzukommen. Ich persönlich erwarte kein Dank für meine Arbeit, die Möglichkeit diesen Dienst leisten zu können ist im Prinzip schon völlig ausreichend. Man muss sich auf die älteren Menschen mit ihren „Macken“ einstellen können, sie akzeptieren und respektieren. Ehrlich, sauber und gewissenhaft arbeiten, wenn das dann mit einen lächeln honoriert wird, reicht das aus um einen selbst den düstersten Tag aufzuhellen. Danke

Lublin, das Leben in Polen Kulturhauptstadt 2016? Natürlich möchte ich noch kurz den Bogen zur Stadt ziehen und etwas über dieses schöne Studentenstädtchen erzählen. In Lublin selbst wohnen rund 350000 Einwohner plus rund 100000 Studenten, d.h. die Stadt lebt. Lublin bewirbt sich nicht ohne Grund um den Titel „Kulturhauptstadt 2016“ mit seinen vielen Theatern, Konzertsälen, Veranstaltungsräumen und gemütlichen Pubs steht Lublin keiner anderen polnischen Großstadt in etwas nach. So ist Lublin vor allen durch seine

zahlreichen Konzerte und Musikfestivals bekannt. Ich persönlich kann das nur bestätigen, langweilig war mir hier noch nie, es gibt immer etwas zu entdecken und ich kann mich an kein Wochenende erinnern, an dem ich zu Hause war und nicht die Option auf min. zwei Festivals (egal ob Theater, Film bzw. Musik) oder sei es nur eine Jazzkapelle in einen Pub hatte. Lublin ist multikulturell und zeichnet sich als Vermittler zwischen der westlichen und östlichen Kultur aus!

Aktuelle ASF Gruppe in Polen Das erste Mal in der Geschichte, wird ein Bilaterales Projekt in Polen durchgeführt. Ukrainer leisten ihren Friedensdienst zusammen in Polen!

6 Deutsche und 6

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Kranzniederlegung zum 03. Nov. Im Hintergrund kann man noch die nachempfundenen Gräben erkennen

Informationen Texte, Blog etc.

Den Blog der aktuellen deutschen ASF Freiwilligen in Polen findet ihr unter www.pluspol.wordpress.com

Über das Gefühl der Machtlosigkeit...

Marvin Lindenberg (20) verbringt seinen ASF-Friedensdienst in den nächsten 12 Monaten in Polen. Er arbeitet in der Gedenkstätte Majdanek sowie im Maximilian-Kolbe-Werk in Lublin mit Überlebenden des NS-Terrors.   Wie viel Glück unsere Generation hat, noch auf Zeitzeugen zu treffen, wurde mir erst wirklich in meinem Projekt dem Maximilian-KolbeWerkes in Majdanek bewusst.  Um mir die Überlebenden, die ich im Laufe meines Freiwilligenjahres besuchen und betreuen werde, zu zeigen, reichte mir Pan (Herr) Badio eine Liste mit deren Namen.  Auf jeder Seite der Liste waren viele Namen durchgestrichen. Nur hin und wieder stand einer, der noch nicht mit einem Strich versehen war. Mit jedem Strich stirbt Geschichte, stirbt ein Schicksal. Traurig kam mir der Gedanke, dass ich es wohl miterleben werde, wie die Zahl der Überlebenden noch geringer werden wird.   Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gefasst, klingelte auch schon das Telefon. Pan Badio, der selbst in dem Konzentrationslager Majdanek inhaftiert  war und hier von allen nur „Boss“ genannt wird, hörte wie versteinert zu, nahm langsam die Liste zu sich, griff zu einen Stift und strich einen weiteren Namen durch. Nie hätte ich gedacht, dass ich hier so schnell mit dem Tod konfrontiert werde, aber dieser meldet sich nicht an, er kommt einfach und ein weiterer Namen wird gestrichen. Text II: „Wenn die Menschen schweigen, werden die Steine schreien“: ein Bericht aus Majdanek 64 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist Majdanek die älteste Gedenkstätte am Ort eines ehemaligen deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers. Das Konzentrationslager Das Konzentrationslager Majdanek bestand seit 1941 und hatte bis zur Befreiung durch die sowjetische Armee am 23. Juli 1944 unterschiedliche Funktionen: Erst war es ein SSKriegsgefangenenlager, dann ein Konzentrationslager, zwischenzeitlich ein Vernichtungslager. Der Historiker Tomasz Kranz nannte das Lager ein „multifunktionales Provisorium ohne eindeutige Bestimmung und klare Zielsetzung“. Zumindest für das Jahr 1943, in dem es im Lager zu mehreren Massenerschießungen kam, wird es von Historikern als Vernichtungslager eingestuft.  Kein Eisentor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei!“ hing am Lagereingang – nur ein einfaches Holztor markierte den Eingang zur „Stadt der Toten“. Der Anschluss an die Wasserleitungen der Stadt Majdanek fand erst drei Jahre nach Inbetriebnahme des Lagers statt. Das so genannte „neue Krematorium“ wurde im Herbst 1943 in Betrieb genommen, davor hatte man die Leichen mehrheitlich auf Scheiterhaufen verbrannt. Im diesem Zusammenhang von für Konzentrationslager ungewöhnlich schlechten Bedingungen für die Häftlinge zu schreiben, klingt zwar absurd, aber in der Tat, waren die Bedingungen im Lager so schrecklich, dass es eine der höchsten Sterblichkeitsraten in Lagern aufwies. Aktuelle Forschungen gehen

davon aus, dass in dem Lager rund 78.000 Menschen umgekommen sind. So könnte ich noch weiter fortfahren, ohne dass man das Leiden und die Qualen, auch nur halbwegs verständlich machen könnte. Geschichte ist verbunden mit bestimmten Bildern, durch die Erinnerung ihre Symbolik erhält. Bevor ich in Majdanek meinen Freiwilligendienst mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienste begann, verband ich mit dem nationalsozialistischen Völkermord vor allem die Rampe in dem ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, obwohl diese erst im Sommer 1944 errichtet wurde. Zu dieser Zeit war das Konzentrationslager Lublin in Majdanek schon längst von der Roten Armee befreit worden. In den deutschen Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka im Osten Polens, im so genannten Generalgouvernement, waren da schon mehr als eine Millionen Menschen ermordet worden; Sobibor und Trablinka waren nach Revolten von Arbeitshäftlingen vom NS-Regime 1943 geschlossen worden; alle Spuren wurden verwischt. Heute sind diese  Lager, in denen schätzungsweise 1,7 Millionen Menschen ihr Leben lassen mussten, vielen unbekannt. Die Gedenkstätte in Belzec beispielsweise ist erst fünf Jahre alt... Veränderungen in der Gedenkstätte Für mich ist es manchmal schwierig den richtigen Umgang mit dem Thema, besonders am Arbeitsplatz zu finden. Erst recht, wenn Diskrepanzen und Missstände im Museum dringend angesprochen werden müssten. So ist zum Beispiel der ehemalige Selektionsplatz in Majdanek, wo die jüdischen Gefangenen in den Tod geschickt wurden, nach 64 Jahren immer noch nicht offiziell ausgeschildert, genauso wenig wie der Platz, an dem am 3. November 1943 schätzungsweise 18.000 Juden erschossen wurden… Doch seit dem  Leitungswechsel in der Gedenkstätte hat sich einiges getan. Eine der ersten Taten des neuen Leiters Tomasz Kranz war es, eine Ausstellungsabteilung zu gründen, die vorher noch nicht existent war. Insgesamt sind die Pläne des neuen Direktors sehr ambitioniert: Eine Sanierung der maroden Infrastruktur der Gedenkstätte steht an und es soll eine neue Dauerausstellung geben, die dann das ganze

Jahr besichtigt werden kann. Alternative Besichtigungsrouten mit denen die Gedenkstätte individueller besichtigt werden kann und neue Hinweisschilder sind geplant. Ich bin gespannt, welche Neuerungen noch im Laufe meines Freiwilligenjahres Gestalt annehmen.

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Danksagung Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal herzlich bei all meinen Fördern/innen ausdrücklich bedanken. Ich weiß es ist nicht selbstverständlich, deshalb bin ich euch unendlich dankbar, dass ihr mich unterstützt. Vielen DANK!