Keywords Obesity-associated disorders, type 2 diabetes, cancer, molecular mechanisms

Tumorbiologie © Schattauer 2012 Adipositas, Diabetes und Krebs S. Herzig; A. Vegiopoulos Molekulare Stoffwechselkontrolle (A170), Deutsches Krebsfor...
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Tumorbiologie

© Schattauer 2012

Adipositas, Diabetes und Krebs S. Herzig; A. Vegiopoulos Molekulare Stoffwechselkontrolle (A170), Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Zentrum für Molekularbiologie Heidelberg (ZMBH) Universität Heidelberg, Universitätsklinikum Heidelberg

Schlüsselwörter

Keywords

Adipositas-Folgeerkrankungen, Typ-2-Diabetes, Krebs, molekulare Mechanismen

Obesity-associated disorders, type 2 diabetes, cancer, molecular mechanisms

Zusammenfassung

Summary

Die Beziehung zwischen Adipositas und Krebs ist im letzten Jahrzehnt in den Fokus der klinischen und biomedizinischen Forschung geraten. Eingehende epidemiologische Studien und Metaanalysen kamen zu der Schlussfolgerung, dass Adipositas mit einer erhöhten Inzidenz und ungünstigeren Prognose einer Reihe von Krebserkrankungen assoziiert ist. Obwohl Typ-2-Diabetes laut epidemiologischen Befunden auch mit einer erhöhten Inzidenz und Mortalität bestimmter Krebsarten assoziiert ist, kann er an sich nicht als unabhängiger Risikofaktor gelten. Die prinzipielle Rolle der Hyperglykämie, Hyperinsulinämie und der Aktivierung des Insulin/ IGF-1-Signalweges kann jedoch durch epidemiologische Daten, Tiermodelle und in vitro Befunde belegt werden. Zusätzlich werden unter anderem die subakute Inflammation, der ektopische Überschuss an Triglyzeriden und freien Fettsäuren und das veränderte Adipokinprofil als plausible molekulare Mechanismen bei der Adipositas-bedingten Krebsentstehung und Progression derzeit erforscht. Die immense Bedeutung der Beziehung zwischen Adipositas und Krebs wird klar im Hinblick auf die steigende Inzidenz von Übergewicht und Adipositas, insbesondere im Kindes- und Jugendalter.

The link between obesity and cancer has come into the focus of clinical and biomedical research during the last decade. A plethora of epidemiological studies and metanalyses have reached the conclusion that obesity is associated with increased incidence and worse prognosis of a series of cancer entities. Although type 2 diabetes was found to be associated with increased incidence and mortality of certain cancer types based on epidemiological findings, it cannot as such be considered an independent risk factor. However, evidence from epidemiological studies, animal models, and in vitro experiments clearly implicates the involvement of hyperglycemia, hyperinsulinemia, and the activation of the insulin/IGF-1 pathway. In addition, the sub-clinical inflammation, the ectopic access of triglycerides and free fatty acids and the altered adipokine profile are under investigation as plausible molecular mechanisms underlying obesity-related carcinogenesis. The impact of the association between obesity and cancer becomes clear in light of the increasing incidence of obesity, in particular childhood and adolescence obesity.

Korrespondenzadresse Prof. Dr. Stephan Herzig Molekulare Stoffwechselkontrolle (A170), Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Zentrum für Molekularbiologie Heidelberg (ZMBH), Universität Heidelberg Universitätsklinikum Heidelberg Im Neuenheimer Feld 280, 69120 Heidelberg E-Mail: [email protected]

Obesity, Diabetes and Cancer Onkologische Welt 2012; 3: 209–212 Nachdruck aus: Adipositas 2012; 6: 48–51

Übergewicht und Adipositas gelten seit langem als wichtige Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen. Demnach gehört Gewichtsreduktion zu der ersten Linie der entsprechenden Behandlungsmaßnahmen. Die zentrale Bedeutung von Adipositas als be-

einflussbarer Risikofaktor für eine Reihe von Krebserkrankungen wurde erst im letzten Jahrzehnt erkannt und intensiver erforscht. Mittlerweile wurden mehrere plausible molekulare Mechanismen zur pathogenetischen Beziehung von Adipositas und Krebs vorgeschlagen. Die eindeutigen

Beweise für die Rolle einzelner Signalwege stehen aber noch weitgehend aus. In diesem Artikel werden epidemiologische Daten zur Beziehung von Adipositas, Diabetes und Krebs zusammengefasst, und der aktuelle Status der Forschung an pathogenetischen Mechanismen diskutiert.

Adipositas als Risikofaktor für Krebserkrankungen Eine Fülle von epidemiologischen Studien hat die Beziehung zwischen Übergewicht/ Adipositas und der Inzidenz diverser Krebserkrankungen untersucht. Zwei wichtige internationale Berichte generierten Übersichten der bestehenden Befunde und formulierten entsprechende Empfehlungen (International Agency for Research on Cancer in 2002 (11), World Cancer Research Fund (WCRF)/ American Institute for Cancer Research (AICR) in 2007 (25)). Laut dem Bericht von WCRF/AICR bestehen überzeugende Assoziationen zwischen Adipositas und einer Reihe von Krebserkrankungen (씰Tab. 1). Einige Übersichtsarbeiten und Metaanalysen bestätigten diese Berichte und umfassten weitere Krebsarten (3, 21). Zum Beispiel differenzierten Renehan et al. in einer ausführlichen Arbeit zusätzlich nach Geschlecht und ethnischen Gruppen (씰Tab. 1). Insgesamt scheint die Beweislage eindeutig, dass Adipositas ein signifikanter Risikofaktor für die Erkrankung an Ösophaguskarzinom, postmenopausalem Brustkrebs, Kolonkarzinom, Rektalkarzinom, Nierenzellkrebs, Endometriumkarzinom, und Pankreaskarzinom darstellt.

Es muss dabei bemerkt werden, dass das am häufigsten angewendete Maß für Adipositas der Body-Mass-Index (BMI) war und nur z.T. Waist-to-Hip-Ratio bzw. Taillenumfang. Da die Bedeutung von abdominaler Adipositas als Risikofaktor für verschiedene AdipositasFolgeerkrankungen zunimmt, ist zu erwarten, dass in zukünftigen Studien stärkere bzw. Onkologische Welt 5/2012

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S. Herzig; A. Vegiopoulos: Adipositas, Diabetes und Krebs

Tab. 1

Adipositas und Inzidenz von Krebserkrankungen. Zusammenfassung des WCRF/AICR Berichtes und Vergleich zur Metaanalyse von Renehan et al. (21).

WCRF/AICR (25)

Renehan et al. (21)

Erhöhtes Risiko bei Adipositas*

Relatives Risiko pro Erhöhung des BMI um jeweils 5 kg/m2**

Evidenzstärke

Männer

Frauen

Ösophaguskarzinom

überzeugend

1,52

1,51

Brustkrebs (postmenopausal)

überzeugend

-

1,12

Kolonkarzinom

überzeugend

1,24

1,09

Rektalkarzinom

überzeugend

1,09

ns

Nierenzellkrebs

überzeugend

1,24

1,34

Endometriumkarzinom

überzeugend

-

1,59

Pankreaskarzinom

überzeugend

ns

1,12

Gallenblasenkarzinom

wahrscheinlich

ns

1,59

Leberkrebs

möglich

ns

ns

*: Meist angewendetes Maß für Adipositas war BMI. **: Die aufgelisteten Werte waren statistisch signifikant (p