Kernthese. Kernthese. Die Umwelt, so wie wir sie wahrnehmen, ist unsere Erfindung. (Heinz von Foerster)

Kernthese Eine kleine Einführung in den Konstruktivismus „Die Umwelt, so wie wir sie wahrnehmen, ist unsere Erfindung.“ (Heinz von Foerster) Ich se...
Author: Dieter Schäfer
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Kernthese Eine kleine Einführung in den

Konstruktivismus

„Die Umwelt, so wie wir sie wahrnehmen, ist unsere Erfindung.“ (Heinz von Foerster)

Ich sehe was was du nicht siehst

Platons Höhlengleichnis

Die skeptische Tradition

Kernthese „Die Umwelt, so wie wir sie wahrnehmen, ist unsere Erfindung.“ (Heinz von Foerster)

der Aufklärung

KRITIK DER REINEN VERNUNFT: Nach Kant konstruiert erst der Verstand die empirische Welt. Er hat keinen Zugang zum 'Ding an sich', zur 'wirklichen Welt'. Der Verstand ist Ursprung der Welt und beinhaltet die Kategorien, womit wir die Welt beobachten. Ohne Kategorien haben wir keinen Zugriff auf die Welt.

"Fragen Sie einen Menschen, ob die folgenden Begriffe Entdeckungen oder Erfindungen sind: Ordnung, Zahlen, Formeln, Symmetrien, Naturgesetze, Gegenstände, Taxonomien, usw. Neigt er dazu, diese Begriffe als Erfindungen zu bezeichnen, so haben Sie es mit einem Konstruktivisten zu tun." (Heinz von Foerster in seiner Kurzfassung einer Einführung in den Konstruktivismus : 45)

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Kernthese

Konstruktivismus : Annäherungen

„Die Umwelt, so wie wir sie wahrnehmen, ist unsere Erfindung.“ (Heinz von Foerster) Welcher Kreis ist der größte?

Sind die Kiwischeiben in der Mitte gleich groß?

Konstruktivismus : Annäherungen Was sehen Sie?

Was Sind die Kreuzungspunkte der Linien weiß oder schwarz?

Was Sind die Linien zwischen den Schichten gerade oder krumm?

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Was Sind die Linien zwischen den Schichten gerade oder krumm?

Was sehen Sie?

Welcher Pfeil ist länger?

Wieviele Füsse hat dieser Elefant?

Schau an die Tafel und nenn die Farbe und nicht das Wort

GELB BLAU ORANGE SCHWARZ ROT GRÜN PINK GELB ROT ORANGE GRÜN SCHWARZ BLAU ROT ROSA GRÜN BLAU LINKS RECHTS KONFLIKT Die rechte Gehirnhälfte versucht die Farbe zu nennen aber die linke möchte das Wort vorlesen

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Was Sind die Kreuzungspunkte der Linien weiß oder schwarz?

Konstruktivismus : Annäherungen

(Hudson, W.: Pictorial depth perception in sub-cultural groups i n Africa. In: Journal of Social Psychology, 52, 1960)

Welche der beiden HorizontLinien ist länger?

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So what?

Perspektiven des Konstruktivismus

grundlegende Thesen





Quellen: Neurobiologie, Philosophie, Psychologie, Psychiatrie, Soziologie Einige zentrale Thesen: – „Die Umwelt, so wie wir sie wahrnehmen, ist unsere Erfindung.“ (Heinz von Foerster) – „...die sogenannte Wirklichkeit ist das Ergebnis von Kommunikation“ (Paul Watzlawick) – „...unser Hirn (ist) gar nicht geeignet ... , totales Chaos wahrzunehmen, sondern (sucht) überall Ordnung ... - auch dort, wo keine ist“ (Paul Watzlawick) – „Eigenschaften, die man in den Dingen zu finden glaubt, liegen im Beobachter.“ (Heinz von Foerster)

Wahrnehmen, Erkennen, erklärt der Lernen - Wie Konstruktivismus die

Oder warum ist das wichtig für uns?









Wahrnehmen, Erkennen, Lernen: Wie kommt das Bild der Welt in den Kopf? Wenn die Wirklichkeit eine „Erfindung“ ist wer weiß dann was richtig und falsch ist? Konsequenzen für das Verständnis von Lehren und Lernen Konsequenzen für die politische Bildung

Lehren und Lernen -

ein Perspektivenwechsel

Welt?

Wissensnetze und kognitive Landkarten: Schemata: Wissensstrukturen und Vorannahmen über Aspekte der äußeren Welt (z.B.„Staat“, „Schule“) 3. Scripts: prozedurales Wissen mit Annahmen über typische Ereignisfolgen („eine Bibliothek nutzen“, „wählen“, „eine Unterrichtsstunde halten“) 4. Mentale Modelle: komplexere innere Bilder eines Bereichs des Welt („Politik“, „Lehrer sein“) 5. Verknüpfung zu individuellen Wissensnetzen bzw. kognitiven Landkarten als „Welt-Bilder“ 1.

2.

6. Lernen als Erweiterung oder Umbau von Wissensnetzen bzw. kognitiven Landkarten und Neuorganisation des Bildes von der Welt

„Dieser Gesichtspunkt ist eigentlich der revolutionärste einer konstruktivistischen Erziehungswissenschaft: daß man sich von dem Gedanken frei machen muß, es sei möglich, mit Hilfe von Unterricht bestimmte Lernziele beim Lernenden durchzusetzen. Auch dann, wenn nach einem Unterrichtsvorgang die Schüler die gewünschten Mathematikaufgaben lösen können, wenn sie ein gewünschtes Gedicht auswendig aufsagen oder die Vokabeln der letzten Englischstunde wiedergeben, ist es eine Selbsttäuschung zu glauben, daß alle Schüler das gleiche Lernziel erreicht hätten. Sie reproduzieren unter dem Druck der Verhältnisse - vielmehr bestimmte Erwartungen. Das, was das Gelernte für sie bedeutet, ist indessen völlig unterschiedlich.“ (Dieter Lenzen: Orientierung Erziehungswissenschaft. Was sie kann, was sie will. Reinbek 1999, S. 156)

... zur „Lernumgebung“ 









Lernumgebungen sind für Zwecke des Lernens gestaltete und/oder ausgewählte Umwelten Beispiele für mögliche Lernumgebungen: Klassenraum, Flur, Bibliothek, Museum, Theater, Straße, Natur, virtuelle Räume... Konstitutiv ist die Beachtung der Kontexte und systemischen Zusammenhänge von Lernsituationen: Raumstrukturen, Lernmaterial, Architektur, Design, Technik, institutionelles Umfeld, soziale Umwelt Lehren: Konstruktion von Lernumgebungen, Begleitung selbstständigen Lernens Lernvorhaben als Abfolge von Lernsituationen

(Einige) Konsequenzen

für politische Bildung











„Politik beruht auf der Tatsache der Pluralität der Menschen“ (Hannah Arendt) - demokratische politische Bildung auf deren Anerkennung. Politische Bildung interveniert in laufende Prozesse der politischen Sozialisation mit dem Ziel der Verbesserung von Kompetenzen. Politische Bildung konfrontiert Lernende mit Politik nicht als fertige „Sache“ oder „Stoff“, sondern als Aufgabe, Problem und Feld von (kontroversen) Deutungen. Lernangebote müssen anschlussfähig sein an das politi-sche Denken und Wissen der Lernenden - dazu bedarf es einer politikdidaktischen Diagnostik. An die Stelle des Handlungsscripts „Unterricht“ tritt das komplexere Planungskonzept „Lernumgebung“.

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