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2 SWR2 Tandem - Manuskriptdienst Wer darf rein, wer nicht? Von der Macht und der Angst des Türstehers AutorIn: Nora Sinemillioglu Redaktion: Petr...
Author: Eleonora Kaiser
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2 SWR2 Tandem - Manuskriptdienst

Wer darf rein, wer nicht? Von der Macht und der Angst des Türstehers

AutorIn:

Nora Sinemillioglu

Redaktion:

Petra Mallwitz

Sendung:

Montag, 12.08.13 um 10.05 Uhr in SWR2

Wiederholung vom 30.05.11 um 10.05 Uhr __________________________________________________________________ Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Mitschnitte der Sendungen SWR2 Tandem auf CD können wir Ihnen zum größten Teil anbieten. Bitte wenden Sie sich an den SWR Mitschnittdienst. Die CDs kosten derzeit 12,50 Euro pro Stück. Bestellmöglichkeiten: 07221/929-26030. Einfacher und kostenlos können Sie die Sendungen im Internet nachhören und als Podcast abonnieren: SWR2 Tandem können Sie ab sofort auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/tandem.xml Kennen Sie schon das neue Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de

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TRANSKRIPT – O-TON-COLLAGE

Murat: Wenn ich zur Arbeit komme und dann, schon alleine, wenn ich schon in diesen Laden reingehe, kriege ich schon so ne, so’n Schlucken. Jede Arbeit fängt mit einem Gebet an: Gott, lass mich heute meine Nacht durchstehen und morgen wieder bei meinen Kindern aufwachen, bei meiner Familie aufwachen. Claus: Also, ick bereit mich schon vor. Dass ick - watt weiß icke - oftmals, leg mich vorher in die Wanne. Gibt ja Leute, die entspannen nach der Arbeit, ich entspann vor der Arbeit. Schlaf manchmal auch ’n bisschen vor, und dann leg ich mich in die Wanne, dann ess ick watt und dann fahr ick ganz normal dahin. Als wenn ick auf ’en Bau fahren würde. Murat: Du bist der Punkt A und Z. Ja, also wenn einer reingeht, hat der bei dir angefangen, und wenn der rausgeht, endet der mit dir. Claus: Also alt bin ich 51, hab drei erwachsene Söhne und beruflich mach ick eigentlich normal, geh ick als Elektroinstallateur arbeiten, und nebenberuflich bin ick als Türsteher unterwegs. Murat: Ich bin 38 Jahre alt, bin Türke, arabischer Herkunft, zwei Kinder, Familie, meine Frau bei der Polizei, ich als Türsteher. Wochenendjob, mittlerweile, aber früher war ich 29 Tage im Monat Türsteher. ATMO_Musik Szene: (vor dem Club) Claus: Hallo! Gast: Hallo! Wir stehen auf der Gästeliste… Claus: Jut, dann nich durchrennen, sondern kurz mal die Einlassfloskeln - wer gehört hier zusammen? Ihr drei? Gast: Wir stehen eigentlich zu zweit drauf, aber wir sind eigentlich mit ’nem Arbeitskollegen hier. Claus: Ich wollt wissen, wer hier zusammen gehört Gast: Ääh, da sind zwei Arbeitskollegen… Claus: Dann hol doch mal ohne zu brüllen deine Freunde hierher und dann geht ihr als Gruppe hoch und allet andere regeln wir oben. Gast: Super! Claus: Vielleicht trinkt ihr erst mal eure Brausen aus, sonst, weeste, wenn er alle fünfe alleene jetrunken hat, isser fällig. (Gäste lachen) Gast: Ne, hat ja Recht. Claus: Will er jetzt echt da stehen lassen? Ick fass et nicht! Gast: Willst du die haben? Claus: Ne, um Gottes Willen! Ick trink hier nicht. Gast: Wir haben Betriebsfeier gehabt… 2

Claus: Jut, allet jut, einmal scharf links, stellst dich dann oben… Gast: Okay, danke. Claus: Hier, hier die Rampe bitte. Hieeer! Huhu! Genau. Gast: Danke. Claus: Alles klar. Gast: Dankeschön. Claus: Ja, das ist ein Elektro-Club, es wird hauptsächlich House, Minimal-House gespielt. Hat irgendwann mal ’nen unheimlichen Hype bekommen, also, da werden so Sachen erzählt, wie in ’ner Board-Zeitung von Easyjet, dementsprechend hat man dann in den nächsten Monaten auch Leute vor der Tür stehen gehabt, wo man gesagt hat: Hm, passt ja überhaupt gar nicht. Szene: (vor dem Club) Amerikanischer Gast: How do I get in this way? Claus: Guest list. Amerikanischer Gast: I’m ON the guest list. Claus: I think you’re not. Amerikanischer Gast: My american friends. Claus: And I don’t like liar, you know? Amerikanischer Gast: Ah, no, no… I’m kidding, I’m kidding! Claus: Es gibt im Watergate ’ne sehr harte Türpolitik, also das heißt, dass wir mittlerweile mit so jenannten Hamburger Gittern arbeiten müssen, mit Zäunen, watt vorher nicht war. Vorher gab’s ne normale Einlasstreppe mit ’ner Kordel dran und dann datt Übliche: „Kommst nit rein, kommst rein“, weißte. Oder natürlich auch mit den entsprechenden Fragen oder auch vom Outfit her muss es passen. Und mittlerweile ist et wirklich so, dass man die Leute also rigoros aussieben muss. Szene: (vor dem Club) Gast: Wie viele lasst’n ihr noch rein? Claus: Ja, dett is det Problem, heut morgen ist mir meine Kristallkugel runtergefallen. Gast: Au! Claus: Ick weß nicht mal wie viele drinne sind. Also ich kann dir schon mal sagen, mit dem Hemd wirste ’nen Problem haben rinzukommen Gast: Echt? Claus: Ja. Sportlich soll et sein. Gast: Es ist ein sportliches Hemd! Claus: Naja jut, wie gesagt. Gast: Ich hab auch noch ein T-Shirt. Claus: Kommt drauf an, watt der Kollege sacht, wenn de vorne bist. Gast: Ich hab auch noch ein T-Shirt drunter. Claus: Naja, datt is ja schon mal janz jut. Vielleicht sollteste schon mal datt aufknöppen, wenne denn vorne bist, dass er dein T-Shirt sieht.

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Claus: Jemanden, den ick sympathisch finde, und der halt einfach datt Prinzip noch nicht begriffen hat, der abjewiesen wurde, dem sage ich: Du komm mal morgen, zieh mal nicht so blödet Hemd da an, komm mal sportlich, eher ’n bisschen abjeranzt, kiek mal, eher so wie der da und so weiter. Wie soll man sonst irgendwatt lernen? Weisste? - Ick hab ja och nicht allet mir anjelesen, mir hat ja och mal einer mal einen Tipp gegeben: Mach dett doch mal lieber so, ist doch auf der Arbeit jenauso. ATMO_Musik Murat: Vor zwanzig Jahren, als Jugendliche wollten wir immer in Discos, vier, fünf Freunde, und wir kamen nie rein, weil wir schwarze Haare hatten. Eines Tages kam ein Freund von mir und arbeitete als Garderobier in diesem „Big Eden“. Wir durften da rein, wir durften uns amüsieren und ich habe ihn da eigentlich immer so beneidet und auch die Türsteher, diese Ausübung von Macht und Entscheidungskraft: Kommst rein, kommst nicht rein, du gefällst mir, du gefällst mir nicht. - Und da wollte er kündigen, da habe ich seinen Platz eingenommen. Als Garderobier habe ich damals im „Big Eden“ angefangen. Wenn in der Woche nicht so viel los war, habe ich mit ihm an der Tür gestanden. Da hat er irgendwann mal gesagt, dass ich gut mit Menschen umgehen kann, dass ich sehr höflich bin, dass sie also anders auf mich reagieren, also anders als auf die anderen Türsteher. So wurde ich dann Türsteher. Nach fünf Jahren hatte ich schon mein Team. In elf Jahren hatte ich nur acht Schlägereien und das war ’ne super Leistung für Ku’damm. ATMO_Musik: Claus: Also, ick steh meistens auf der Gästelistenseite. Die Kollegin, die den Zettel dann abgleicht - steht drauf oder nicht - ist natürlich zwanzig Meter entfernt. Du musst natürlich schon ’nen Auge haben: stimmt dett. Wird natürlich oftmals jenutzt: „Ich steh auf der Gästeliste“ und dann denkt man, dass man sich dann im Innenbereich dann anstellen kann - geht natürlich nicht. Dann muss man gucken, dass die DJs natürlich schnell reinkommen, weil oftmals auch auf der Gästelisten-Seite ’ne riesige Schlange ansteht. Und es ist auch gleichzeitig der Ausgang, dett heißt, dass Leute, die oben abgewiesen werden, das gehört auch noch zu meinen Aufgaben, denen dann klar zu machen, dass sie jetzt gehen müssen. Weil meistens fangen sie dann an mit mir zu diskutieren noch: „Warum hat denn dein Kollege das und das gesagt?“ Szene: (vor dem Club) Claus: Hallo Mädchen: Ich hab ‚en Stempel. Claus: Aha, und er? Mädchen: Noch nicht. Claus: Jut. Dann wird datt nischt Mädchen: Müssen wir uns noch mal anstellen? Claus: Ne, dann wird datt nischt. Türsteher-Kollege: Sie hat ihn oben weggeschickt. Claus: Ja, is einfach so. Wenn sie sagt, ne, dann ist dett so. Mädchen: Warum darf ich ihn jetzt nicht mit reinnehmen? 4

Claus: Ja, weil du nicht hier arbeitest. Du kannst ja nicht hier irgendwen rinnholen, den du möchtest. Mädchen: Ne, das stimmt, aber… Claus: So, und wenn sie ihn schon weggeschickt hast, ist dett ja nochmal verschärfend, dann will se ihn nicht drinhaben. Da haben wir beede ’nen Problem, weißte, ick darf ’ne nich rinnlassen, und du krisst’en nicht rinn. Mädchen: Aber was machen wir da jetzt? Claus: Keene Ahnung! Mädchen: Wie finden wir da jetzt ne Lösung? Claus: Ja, entweder geht ihr zusammen woanders hin … Mädchen: So war das ja nicht … Claus: Also wir drehen uns im Kreis. Also Fakt ist: Er kommt nich rinn, weil die Kollegin ihn schon abgewiesen hat und ick lass ihn hier nich durch, weil dett hier die Gästeliste ist. Und da du nen Stempel hast kannst du rinn und raus jehen. Du hast dett verstanden, wa? Mädchen: Ach so, jaja. Klar. ATMO_Musik Claus: Also, ick muss sagen, ick bin jemand der nicht auf Techno steht, aber ick kann mich auch, wenn ick drin bin, kann ick’s auch nicht vermeiden, dass ab und zu och anfängt mein Bein zu zucken, aber datt liegt eher daran, dass ick rinnkomme und der ganze Saal wuppt. Also muss ja irgendwatt richtig sein, an der Türpolitik. ATMO_Musik Claus: Also im Prinzip, muss ick sagen, manchmal ist es ja so, als wenn man selber weggegangen wäre, dann ist es der idealste Abend gewesen. Szene: (vor dem Club) Gast 1: Ich hab nur was vergessen, komm gleich wieder. Claus: Ja! Die Frauen, oder watt!? Gast 1: Ja genau! Claus: Ah, siehste! Hat ick mir gedacht, irgendwatt fehlt! Warum braucht man Frauen für ne Party? Gast 2: Gute Frage Mann, das frag ich mich eigentlich auch immer, braucht man eigentlich gar nicht. Claus: Wie!? Mensch, jetzt hab ick watt janz andres gesagt! Natürlich braucht man Frauen! Gast 2: Naja. Claus: Na, wenn de jetzt hier nur Männer rinnlässt, watt wär denn drinne? Gast 2: Keine Stimmung wahrscheinlich Claus: Na bitte! Endlich weeß et eener! (lacht) Naja, et jeht schon mal ums Tanzen ooch, und ick sag mal ooch, ja ick meine wodrüber unterhalten sich Männer? Ja! Dann kommen so viele Sachen auch dazu: in Gegenwart von Frauen benehmen sich Männer janz anders!

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Murat: Die Aufgaben des Türstehers sind nicht nur, dass er dasteht und seine Stellung markiert. Sondern, er muss dafür sorgen, dass dieser Laden existiert, dass dieser Laden in einem richtigen Weg, also sprich ohne Drogen, ohne Gewalt und mit Ruhe. Man muss sich auch so zeigen, dass die Leute das Gefühl haben, der ist unbesiegbar, wenn wir hier Mist bauen, nimmt der uns auseinander. Und das ist diese Maske, ich mein, du bist nicht der, der du da draußen bei deiner Familie bist, bei deinen Freunden bist. Ja, da bist du unbekümmert, da is’ locker, Freunde, kannst du diskutieren, kannst du machen was du willst. Aber: hier auf der Arbeit - bist du der Bestimmer. Szene: (vor dem Club) Mädchen: Hallöchen!! Claus: Wo soll’s hingehen? Mädchen: Äääh, wir - unsere Freunde sind schon drin … Claus: Jut, na dett macht ja nischt. Mädchen: … und sie meinten wir kommen hier irgendwie, äh, rein. Claus: Ja, dann stellt ihr euch an, und denn, so wie alle anderen auch, und denn kieken wir mal. Mädchen: Ach wirklich? Claus: Ja! Iss so. Mädchen: Kann man da nix machen? Claus: Nö, weeß ja nich warum. Warum sollt ick‘s? Mädchen: Weil wir zwei nette Mädchen sind. Claus: Ja, jut. Mädchen: Wir kommen auch ganz alleine! Claus: Wird nischt werden! Jut, könnter ’nen Schritt zur Seite machen. Claus: Dieset Wimpern-Klappern und irgendwatt erwarten. Also, ick weeß et nich, wenn ick so auf diese komische, pseudo-erotische Masche angemacht werde, um irgendwas zu erreichen. Sie meinen, weil sie nur ’en bisschen da rumklappern und so tun als wenn se zu erobern wären, oder irgendwas veranstalten würden mit dir, watt du dir vielleicht da ausrechnest, würden sie dadurch Vorteile kriegen! Ist total albern. Und dann schieb ick einfach datt Ding vor: „Du, ick glaube nicht, dass du mit so’m alten Sack watt haben, machen willst“, dann ist dett Ding eh schon meisten gelaufen. Aber es gibt sogar Frauen, die lassen sich dadurch nicht stören, aber es wird janz klar „nee“ gesagt. ATMO_Musik Szene: (vor dem Club) Claus: Jungs, ick weeß nicht was diese Ansammlung soll. Dett is hier wie auf der Post: Diskretion. Jetzt geht ihr mal da hinter und dann is jut. Gast: Ne, aber: Entschuldigung, ich bin hier angestanden. Claus: Ja, und? Gast: Ich will hier nur in den Club… Claus: Ja, pass uff, ick sachs dir jetzt janz freundlich ... Gast: Ich will Eintritt… Claus: Hey, ganz freundlich! Gehst du einfach bitte hinter dett Gitter? Gast: Ne, aber… 6

Claus: Du störst die Veranstaltung jetzt gerade hier! Gast: Ne, wieso? Claus: Hey, nochmal, nochmal: Du störst jetzt hier den Ausgang und die Veranstaltung und wie jesagt, jetzt hab ick’s dir drei Mal nett gesagt, du gehst hier einfach hinter’s Gitter und zur Seite, ansonsten mach ick den Weg frei. Weeste warum? Warum ick den Weg freimache? Gast: Ne. Claus: Weil ich bedeutend schwerer bin als du. Murat: Also, wenn ich ihn nicht rein gelassen hab, dann wusste ich genau, ich musste sehr aufpassen, sehr vorsichtig sein, weil ich kränke ihn in diesem Moment, weil er kann nicht zu etwas gehören, wo alles feiert, und ich muss ihn jetzt ausschließen, aber jetzt muss ich da sehr, auf seine Gefühlsebene so sehr viel aufpassen und danach muss ich dann sachlich sein. Claus: Also, et wär ja schlimm wenn man, wenn Menschen keine Angst haben, wa? Ist ja ein natürliches Gefühl. Viele verwechseln ja Angst mit Panik, irgendwie. Also man muss gucken, dass man seine Angst kanalisiert, ja, und sag ick mal, sich darauf besinnt, was man vielleicht für Erfahrungen schon gemacht hat. Wenn du dann in dem Modus bist, dass du vielleicht in Panik gerätst, ist es natürlich auch wichtig, dass du Kollegen hast, die dett dann auch erkennen. Das geht mir vielleicht woanders auch nicht anders, dass man dann auch denjenigen Kollegen, wo man dett merkt, mal kurz rauszieht aus der Situation. Der hat ne Verbalität mit zwei, drei und die sagen: „Alter isch krieg disch, weißt du“ und du kriegst jetzt mit, der ist da jetzt sich unsicher. Stellt man sich entweder daneben oder zieht den mal kurz raus, übernimmt dett Ding. Dett ist ja nen Wechselspiel. Es ist eigentlich eher wichtig die Angst zu erkennen und watt kann ich schnell dagegen machen. Du musst dett ja schnell kompensieren. Also, ick würd dett jetzt nicht überdramatisieren. Wir sind hier nicht in irgendwelchen Puffgegends, keine Ahnung, wir sind, arbeiten in einem Elektroclub. ATMO_Musik Claus: Also ick sag mal ganz ehrlich, ick lass lieber mal eenen, den ick sympathisch finde, umsonst rinn, als diese ewigen, die immer sowieso alles kriegen, ja, weil se den kennen und den und ooch nie für einen da wären. ATMO_Musik: Szene: (vor dem Club) Gast: We are from … Claus: Ja, dett iss mir scheißegal wo ihr her kommt. Here is the entrance for guest list! Gast: Please … Claus: Ja! Only list! Gast: But we are … Claus: The normal cue is over there!

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Gast: Is it the last night here! Claus: Hörma, you understand me what I mean? Gast: Yeah, yeah. Claus: Okay, the normal cue is over there, okay? ATMO_Musik Murat: Dass du die Entscheidung in deinen Händen trägst, das ist ne große Verantwortung. Aber auf jeden Fall ist es schon mal sehr gut zu sagen: Du ja, du nicht. Und ohne Begründung vor allem. Da waren Menschen, die hatten Geld, und manche waren so hochnäsig und haste nicht gesehen. Da habe ich’s dann echt gemocht zu sagen: „Habibi, heute kommst du nicht rein.du bist nicht erwünscht heute.“ - Das hat mir dann Spaß gemacht, weil er nicht übertreiben sollte, auch wenn er Geld hat. Er sollte sich immer als Mensch sehen, diese Menschlichkeit ist sehr wichtig gewesen für mich. Oder manche: „Ey, ich bin der und der, kennst du mich nicht, hier?“ -Ne, kenn ich nicht! Du bist genauso einer wie der andere. Du bist Gast, benimm dich. Ja, das war ein super Gefühl (lacht), wenn ich die draußen lassen konnte, aber in diesem Moment wusste er genau: Alles klar, hab ich bei ihm keine Chance. Das war schon toll! ATMO_Musik: Claus: Ick hab früher schon in meiner Jugend halt ooch ein bisschen Sport gemacht, alle Ballspielarten, die man sich vorstellen kann, dann irgendwann über Jiu Jitsu, Karate, Taekwondo, aber jetzt alles nicht jetzt so exzessiv, wie andere dett machen. Also eher so - wie nannte der Sportlehrer das früher - zur Körperertüchtigung. Hab irgendwann sehr spät mit Boxen angefangen, eigentlich nicht um mich dann da mit irgendjemandem im Ring messen zu können, sondern eher weil ick ’en Rückenproblem hatte aus dem handwerklichen Bereich und einfach mal, weil Boxen auch ne sehr gute Gymnastik, also Rückenschule ist. Aber im Laufe der Jahre ist datt so’n bisschen ooch eingeschlafen. Also wenn ick’s mal schaffe, gehe ick mal noch so’n bisschen laufen, mach meine Übungen zu Hause und dett waret dann auch. Ick würde sehr gerne mehr Sport machen. Aber datt ist ooch immer ooch natürlich, man muss seinen inneren Schweinehund überwinden, is klar. Muckibude, Bodyboiling, nene (lacht), ist nicht so mein Ding gewesen, muss ick ehrlich sagen. Also, ick schlepp jenug auf der Arbeit, muss ick nicht noch privat machen. (lacht) Murat: Also im Fitness-Studio war ich nicht, aber ich hab so trainiert, auf ne brutale Art. Und zwar: Meine Wohnung sah aus wie ein Fitness-Studio. Ja, ich hatte überall Stangen, Gewichte, Liegen, Matratzen, Seile, Expander, haste nicht gesehen. Und, Löcher in meiner Tapete, weil ich nicht nur Kraft trainiert habe, sondern auch Härte. Ja, das war immer so, dass man mit offenen Schlägen, also mit offenen Händen gegen die Wand geschlagen hat, dass man davon raue Handflächen bekommen hat, oder Faust mit Bandagen gegen die Wand oder gegen die Metallstangen, dass man

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immer halt sich selbst beweisen musste, falls es darauf ankam. Darf ja nich lange dauern, der Hintergedanke, ich muss ihm eine donnern, und er geht auf den Boden, Schattenboxen, ja, und dann noch irgendwelche Atemübungen, die man aus irgendwelchen Filmen so ergreift und so, das war schon Wahnsinn. Und diese Zeit war so, das ist immer so - es hat dich immer weiter getrieben. Ich habe immer am Tag, Beispiel, drei Stunden trainiert, unbewusst, immer Klimmzüge, Bauch, haste nich gesehen. Man fühlt sich so wie aus Eisen, als würde man da „Iron Man“ spielen. Szene: (vor dem Club) Claus: Watt hat Wladimir Iljitsch Lenin gesagt? Gast: Weiß ich nicht. Claus: Vertrauen ist gut Gäste: Kontrolle ist besser! Claus: Ja! Gäste: Genau! Claus: Siehste, klappt ja doch! Gast: Danke. Aber Vertrauen ist manchmal auch nicht schlecht. Claus: Viel Spaß, weiterhin. Murat: Du bist immer in diesem Modus: beobachten, gucken, kontrollieren. Zustände überprüfen, so’ne Dinger. Ja, das ist dann in jemanden hineingewachsen, das ist immer da drinne, das machst du dann automatisch jetzt. Also bei mir ist manchmal, wenn ich auf der Straße fahre, U-Bahn, Bus, dann merke ich, dass ich immer noch diesen Türsteher-Blick drauf hab! Ja, datt is so: Kontrolle! Was hat‘n der an, was holt der aus der Tasche - als würden die Menschen für mich ne Gefahr darstellen! Claus: Man kann dann irgendwie gar nicht mehr so richtig abschalten. Also meine Freundin arbeitet auch an der Tür. Wenn wir mal unterwegs sind, dann fahren wir eher die Kollegen an der Tür ab. Ja, so, weil man geht irgendwo rein und zwangsläufig guckt man schon wieder: „Ach guck mal: watt macht der denn da?“ Oder: „Guck mal: da geht’s gleich los.“ ATMO_Musik Claus: Ick weß ja nicht, ick such mir dann eher auch watt anderet. Ick hab ooch ehrlich jesagt ooch dann gar nicht mehr so Lust auf Trubel, nicht weil ich jetzt der Spießer bin oder so, sondern weil man schon eh schon so wenig Freizeit hat, da fahr ick lieber ins Grüne, auf meine kleene Laube, und setzt mich da in die Sonne oder werkel da an meinem Häuschen rum. Wo ick eben schon gesagt hab, bin keen Spießer, mag zwar spießig vorkommen, aber dett is irgendwie, um ooch mal den Kopf ein bisschen frei zu kriegen. Ist ja nicht nur der Job, ist ja auch der andere Job. ATMO_Musik Claus: Jut, datt jeht meistens null Uhr los, im Sommer kann schon mal vorkommen, dass es bis nachmittags um zwei geht. Jeder der rechnen kann, weiß, was nach 14 Stunden mit einem los ist. Als dann sind die ersten Streichhölzer zwischen den Augenlidern 9

zerbrochen und vor allen Dingen, das war dann erst der Freitag, es kommt ja noch der Samstag, die Samstagnacht. Und die Schicht ist dann auch immerhin noch bis 11. So, den Sonntag, da wird bestimmt keiner in die Kirche gehen. (lacht) Also, ick würd mal sagen, Sonntag, der ist einfach tot. Also ein normalet Abeitsleben haste damit nicht. Wenn ick nach Hause komme, dann läuft nichts mehr, da mache ich nur noch couching. ATMO_Musik Szene: (vor dem Club) Claus: Ihr habt schon ’nen Stempel oder watt? Hallo! Hallooo! Hey! Sa’mal!! Kommt ihr kurz mal her? I ask you! Hallooo! Gast: Ah, oh I’m sorry, I’m sorry! Claus: Ja, genau. Gast: I’m sorry. Claus: So, okay. Then, take that way, the same way you passed. Gast: Okay. Claus: Det gibt Kollegen, die aufgrund ihrer Statur, Größe, durch ’nen Auftreten, wenn die sagen: „Iss nich“, glaubt man dett. Oder aber es gibt grad auch Jüngere, und grade auch Jüngere mit Migrationshintergrund, wenn denen ein Älterer dett sagt, habe ich eher so dett Gefühl, dass die das ooch ernst nehmen. Hat vielleicht auch ein bisschen watt mit den eigenen Familienhierarchien zu tun. Und, ick sag mal wer beratungsresistent ist, ist sowieso ejal, wie alt du bist. Ja, ob du da 18 oder 80 bist der hört sowieso nicht hin. ATMO_Musik Claus: Die Frage iss: Wie lange macht man’s noch? ATMO_Musik Murat: 2000 bekam ich einen Sohn, und ab dem Tag war alles so anders. Weiß ich nicht, ick war glaube ich etwas zaghafter, wenn ich reagiert hab. Ick hab echt sehr viel überlegt, bevor ich gesprochen habe, na ja, ein bisschen mehr Angst gehabt, als vorher, ich war zerbrechlicher. Also ich hab ja damals immer so gedacht, ick werde ewig so bleiben, Selbstbewusstsein und ich würde immer der Stärkste sein, aber heute nach 20 Jahren weiß ich, dass es nicht so ist. Das hat man mich belehrt, auf jeden Fall. Es gab einen Vorfall. Merkte, wie so’n Alarmlicht losging, da bin ich nach vorne gegangen und dann habe ich gesehen, dass fünf meiner Türsteher einen Russen schlagen. Ja und der konnte sich nur meine Fresse merken. Und ick hatte dann am Ende eine Waffe im Mund. Weiß nicht, wenn man so ’nen Moment erlebt, da hast du echt keine Ahnung, ob du gerade in die Hose machen sollst, ob du weinen sollst, weißt du gar nicht. Dann habe ich am nächsten Abend sofort die Schlüssel dagelassen, hab gesagt: nicht mehr. ATMO_Musik 10

Claus: Ick hab ja nun eingangs schon gesagt: Ich bin 51. Die Frage ist, wie lange macht man’s noch, wird’s nicht irgendwann lächerlich. Aber dett würde mir schon ’n bisschen weh tun, irgendwo, gefühlsmäßig. Weil irgendwo so’n bisschen dett Herzeblut hängt da irgendwo dranne. Aber datt gloob ick nich. Datt Hirn sagt: Nö! Also ick denk da nich drüber nach, wie lange irgendwatt jeht. Also ick sag mal: Vielleicht gibt’s ja auch irgendwann mal ne Rentnerdisko, keene Ahnung, da kann ich ’nen 20-Jährigen hinstellen. (lacht)

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