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2 SWR2 Tandem - Manuskriptdienst Messer nie richtig rum Die Geschirrspülmaschine Autorin: Regina Burbach Redaktion: Nadja Odeh Regie: Regina Bu...
Author: Annika Huber
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2 SWR2 Tandem - Manuskriptdienst

Messer nie richtig rum Die Geschirrspülmaschine

Autorin:

Regina Burbach

Redaktion:

Nadja Odeh

Regie:

Regina Burbach

Sendung:

Donnerstag, 08.11.12 um 10.05 Uhr in SWR2

__________________________________________________________________ Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Mitschnitte der Sendungen SWR2 Tandem auf CD können wir Ihnen zum größten Teil anbieten. In jedem Fall von den Vormittagssendungen. Bitte wenden Sie sich an den SWR Mitschnittdienst. Die CDs kosten derzeit 12,50 Euro pro Stück. Bestellmöglichkeiten: 07221/929-26030. Einfacher und kostenlos können Sie die Sendungen im Internet nachhören und als Podcast abonnieren: SWR2 Tandem können Sie ab sofort auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/tandem.xml Kennen Sie schon das neue Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de

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MANUSKRIPT

Atmo Einräumen der Spülmaschine Collage Mann: Die Griffseite nach unten. Frau: Hmhm. Mann: Ist nicht richtig, eigentlich nach oben. Mann: Oben? Mann: Unten! Frau: (Schüttet sich aus vor Lachen.) Frau: Großes und Kleines zusammen. Frau: Ja. Mann: Joooh. Mann: Der Wasserstrahl muss an das Geschirr rankommen. Frauen: (Lachen). Mann: Hat kein System. Atmo Spiel der ‚Wasserfluten’ in der Spülmaschine, Tab fällt mit lautem Klock Erzählerin: Die Geschirrspülmaschine – wäre sie ein lebender Organismus und mit Nerven ausgestattet, würde sie vielleicht sofort fühlen, wer sie einräumt. Hans:: Meine Frau tut viel unsinniges Zeug, und was eigentlich schon halb sauber ist, da rein, und dann ist die Maschine voll, und ... Erzählerin: Wäre sie ein lebender Organismus, würde sie, wenn auch vielleicht nicht wissen, wer da hantiert, so doch aber Unterschiede merken. Hans: ... das finde ich nicht systematisch. Gabriele: Ich fülle sie sehr voll, um zu sparen. Erzählerin: Unterschiede in der Art, wie das Geschirr in sie eingeräumt wird, ob behutsam platziert, hektisch verfrachtet oder hineingepfropft. Gabriele: So, und dann denk ich immer, wenn ne Schüssel, die eben halt noch obendrauf liegt, schon halb sauber ist, dann bedarf es auch nicht mehr so ner grundsätzlichen Spülung, aber durch die Hitze und durch das Waschmittel hat sie eben dann noch mal wirkliche Sauberkeit. Atmo Geschirrspülmaschine: Klappe zu.

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Musik Tuba: Gentle Giant Erzählerin: Die erste elektrische Spülmaschine Europas brachte die Firma Miele 1929 auf den Markt. Der Form nach war sie ein Bottich mit Deckel und stand auf vier langen Beinen. Im Inneren befand sich ein Rad mit Geschirrkörben, die sich unter dem Wasserstrahl drehten. Krieg und Armut verhinderten aber eine schnelle Verbreitung dieser Küchenhilfe. Heike: Ich brauch die nicht, ich brauch keine Maschine, ich kann das alleine. Erzählerin: Redensarten, wie Heike sie erinnert, waren auch in den Wirtschaftswunderjahren noch in ganz Deutschland zu hören. Mitte der 1950er Jahre besaßen neun von zehn Haushalten hierzulande überhaupt noch kein einziges elektrisches Gerät. Heike: Aber wer dann eine hat, ist doch glücklich. Erzählerin: Und Heike, später, in den 60er Jahren und mit eigenem Hausstand: Haben Sie die Spülmaschine zuerst auch so abgewehrt? Heike Das lag mehr am Finanziellen, sonst habe ich gleich Ja gesagt. Annelie: Meine erste Begegnung mit der Spülmaschine, das war 1973. Mein Mann war Student und wir hatten zwei kleine Kinder, und ich war für das Einkommen in unserer Familie zuständig. Ich arbeitete in einer Baufirma, dort machte ich die Buchhaltung. Und die kauften sich ne neue Küche und sagten, Frau Schreier, wir haben noch ne alte Spülmaschine, die Zanker, die ist zwar alt, aber ... Ich sag, toll, die würde helfen. Passte auch in die Küche rein. Und die spülte ganz toll. War noch ein ganz anderes System als heute, und die müssen die ja auch schon 15 Jahre gehabt haben, die halten ja doch ziemlich lange. Aber sie spülte glaube ich einen Monat, und dann lief unten alles Wasser raus. Aber ich war von dieser Spülmaschine so was von begeistert! Und ich glaub, ein Jahr später, als wir das Geld zusammen hatten, haben wir uns eine gekauft. Und die hat damals noch richtig viel Geld gekostet. 1.500 Mark oder so. Ja, das war richtig viel Geld. Marion: Da war das schon spannend, wenn einer ne Spülmaschine hatte, so unter Freunden. Das war noch exotisch. Man war eben 30 Jahre dran gewöhnt, immer abzuwaschen und per Hand das alles zu machen. Und dann bist du mit ner Freundin zusammen, und die stellt das alles rein und sagt, so nun können wir Kaffee trinken gehen. Erzählerin: Die Spülmaschine kam erst in den 70er, 80er Jahren in Privathaushalten zum Einsatz. Heute steht in gut 70 Prozent aller Wohnungen eine Spülmaschine. 3

Atmo Spülmaschine beim Waschgang, Motor brummt Musik: Tuba, Gentle Giant Michael: Unten die Teller, oder auch vielleicht so kleinere Dessertteller, und dann einen Topf drüberzustülpen. Was meiner Frau die Zornesröte ins Gesicht treibt, weil, sie ist überzeugt, dass dann die Teller unter dieser Glocke dieses Topfes nicht sauber werden. Erzählerin: Streitobjekt Geschirrspülmaschine: Das Reinigen von Ess- und Kochgeschirr wurde Jahrhunderte lang von Frauen gemacht und von Kindern, allein, per Hand und ungestört. Ehemännern und anderen Familienangehörigen war das nicht die geringste Einmischung wert. Hans:: Ja was da überhaupt drin ist. Da sind solche großen Schüsseln drin. Und wir haben eine kleine Spülmaschine, so ne 45er ... Erzählerin: Seit die Maschine das Geschirr spült, reden viele mit und wissen alles besser. Hans hat nie versucht mitzureden, nie sich eingemischt, Hans:: ... und da werden solche Riesentöpfe, ... Erzählerin: ... hat zugeschaut ... Hans: ... solche Riesenschüsseln reingepackt, und da passt sonst gar nichts mehr rein. Erzählerin: ... na ja, und, nur heimlich, vielleicht, wenn Gabriele außer Sicht- und Hörweite war, hat er mal etwas umgeräumt, aber nie, nie sich aufgeregt. Hans: Solche Sachen, die muss man mit der Hand machen, solche großen ... Gabriele: ... Mit der Hand ... Hans: Dann alles durcheinander, die verschiedenen Tellergrößen, so dass das nicht wirklich ordentlich drin ist und Platz sparend. Das Besteck, das ist auch Kraut und ... (zögert, will es lieber nicht so sagen), also nicht sortiert, hat kein System. Gabriele: (lacht) Ich bin ja davon überzeugt, dass ich immer die großen Teller ineinander räume, die kleinen Teller ineinander räume. Tja, ich bin jetzt überrascht, dass mein Mann ... (lacht) Hans: Aber ich sag deswegen nichts, zwecklos. 4

Gabriele: Also es gab deswegen bei uns keinen Streit, den gibt’s erst heute Nachmittag. Erzählerin: Jetzt erst, nach Jahren, kommt heraus, dass Gabriele, in den Augen von Hans, unsystematisch die Maschine einräumt, und schon immer eingeräumt hat. Atmo Einräumen der Spülmaschine Musik: Tuba, Jolly Jap Collage: Frau (Ingrid) : Griff nach unten. Mann (Klaus): Ist nicht richtig. Mann: Oben? Mann: Unten! Mann: Passt gar nicht. Mann: Spitze Messer . Mann: Hat kein System. Frau: Mach ich schneller allein. (Schüttet sich aus vor Lachen.) Mann (Michael): Wir haben ne ganz alte Spülmaschine, da hört man nur so ein Rumpeln, man denkt, die spült gar nicht mit Wasser, sondern mit irgendwelchen festen Materialien. Mann (Hans): Ich habe eine geerbt vor 20 Jahren. Frau (Gabriele): Ich hatte ... (Hans: ... gar keine) gar keine. Ich bin über die Männer zur Spülmaschine gekommen. Erzählerin: Ja und was ist jetzt mit den Messern? Wie rum sollen die richtig rein? Ingrid: Ich mach den Griff nach unten. Und an und für sich kommt die Spülkraft da ja gut ran. Die fallen ja auch ein bisschen auseinander, die sind ja gar nicht dicht zusammen. Atmo im Hintergrund Manchmal passiert das aber. Michael: Ich ärgere mich, wenn meine Frau spitze Messer mit der Spitze nach oben rein ... em ... schmeißt. Ich steh da mehr auf Sicherheit und tue die Messer immer so in dieses Kästchen in der Spülmaschine, dass die Spitze nach unten weist. Klaus: Wenn man’s verkehrt rum reintut, also mit dem Kopf rein, dann wird’s nicht so sauber und beschädigt ein Messer zum Beispiel auch den Korb. Michael: Den Gedanken versteh ich. Aber ich unterscheide zwischen stumpfen und spitzen Messern und meine Frau nicht immer. 5

Atmo Pumpen, Tab fällt mit lautem ‚Klock’ Erzählerin: Als Erklärung für das Spülmaschinen-Gerangel bei Menschen in festeren Partnerschaften nennt der Soziologe Wolfgang Krohn von der Universität Bielefeld, dass: „der Mann über seine vermeintliche Technikkompetenz auch Einfluss auf den Einsatz des Gerätes gewinnt“ und sich damit einmischt „in den Kompetenzbereich der Frau in der Küche.“ Die Frau fordere aber sein Verhalten heraus, denn „meist überlässt sie die Technik gern dem Mann und zeigt sich scheu gegenüber Gebrauchsanweisungen.“ Gemeint ist das mit Blick auf die erste Anschaffungswelle von Spülmaschinen in den 1970er Jahren, als der Mann im Küchenrevier noch eine seltenere Spezies war. Nun sind aber auch Männer zunehmend küchenaktiv und Frauen vermehrt gar nicht erpicht auf die Küche als ihren ‚Spezialkompetenzbereich’. Trotzdem gibt es Reibungspunkte ohne Ende. Atmo Geschirrgeklapper Erzählerin: Also, um mal ein wenig Klärung in das Ganze zu bringen und ein paar praktische Hinweise, kommt hier jetzt Klaus: Klaus: Manche Kunden sagen ja: Die Seite, die man im Munde führt, nach unten. Ist nicht richtig, eigentlich nach oben, weil dann der Schmutz besser vom Sprüharm ergriffen wird und abgespült wird. Hat natürlich den Nachteil, dass man mit seinen schmutzigen Fingern beim Rausholen wieder an die Fläche fasst, die man sich im Mund führt. Aber manchen ist das egal, mir auch, ich bin auch einer von der praktischen Sorte, ein Mann halt, und ich tue das einfach am liebsten in den Korb reinschmeißen und so rausnehmen. Erzählerin: Wenn Klaus als Fachmann in seinem Haushaltsgerätemarkt die Kunden berät, klingt auf seine resolute Art immer alles ganz wohltuend einfach. Und so furchtbar viele Möglichkeiten gibt es ja auch nicht. Beim Besteckeinräumen nur zwei: Griff nach unten oder oben – oder? Klaus: Es kommt drauf an, für welche Ausstattung man sich entscheidet. Es gibt das Gerät hier mit zwei Ebenen oder drei. (er lässt die Schublade ausfahren) Wenn man drei Ebenen hat, kommt das Besteck nach oben in die Besteckschublade. Macht mehr Aufwand, hat aber ein besseres Reinigungsergebnis. Es wird sauberer, trockener, hygienischer. Atmo Spiel der ‚Fluten’ zwischen Spülmaschine und Wasserrohr. Helga: Kochen macht man gerne, aber dieses Abwaschen – alle sagen Tschüss, war lecker, und du stehst dann da vor dem Abwasch.

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Erzählerin: Als Erfinderin der Spülmaschine gilt die Amerikanerin Josephine Cochrane. Sie war eine reiche Frau, die oft Partys gab. Selbst abgewaschen hat sie wohl nie, das machten Hausangestellte, aber sie ärgerte sich, dass dabei so viel Geschirr kaputt ging und begann deswegen, die Maschine auszutüfteln. Auf der Weltausstellung in Chicago 1893 bekam sie den Preis für die „beste mechanische Konstruktion, Haltbarkeit und Zweckentsprechung“. Helga: Und dann kommt das alles rein und fertig. Das find ich schon sehr positiv. Erzählerin: Besagte Maschine, die es 1929 in Deutschland zu kaufen gab, arbeitete nach dem Prinzip der Erfinderin Josephine Cochrane. Musik Tuba Michael: Ich lebe jetzt mit meiner Frau zusammen und wir befüllen die Spülmaschine total unterschiedlich. Ich neige mehr zur Sparsamkeit und packe die Spülmaschine so voll es irgend geht, gegen den Protest meiner Frau, die dann befürchtet, dass das Geschirr nicht richtig sauber wird. Und leider hat sie manchmal recht. Frau von Michael: (beim Hand-Vorspülen) Obwohl er sehr gut kochen kann, besser als ich, aber Geschirrspüler ist nicht so sein Gebiet. Mach ich schneller alleine. Erzählerin: Im Spülbecken? Frau von Michael: (Man hört, dass jemand im Spülbecken abwäscht.) Ja. Vorspülen! Atmo Hand-Abwasch und Geschirr einräumen Erzählerin: Egal in welchem Bereich, wenn mehrere Nutzer dieselbe Maschine bedienen, tun sie es unterschiedlich, sofern die Maschine dazu Gelegenheit gibt. Und egal in welchem Bereich, überall kritteln die Nutzer deswegen aneinander herum. – Gisela. Gisela: Es ging natürlich immer um Männer und Aus- und Einräumen. Die Männer meinten, man könnte ja helfen, ‚ich kann ja einräumen’. Aber das passte mir meistens nicht. Erzählerin: So manche am Partner oder an der Partnerin von Weitem sympathisch gefundene Eigenart stößt dann beim Spülmaschinen-Direktkontakt auf Misskredit. Gisela: Es war so viel Platz in der Mitte oder nicht richtig ausgenutzt. Also gab’s deswegen immer schon ein bisschen Ärger. 7

Erzählerin: Wenn zwei sich einen Computer teilen und an derselben Sache arbeiten, kommen ähnliche Verhaltensweisen zutage, wobei die Reibungspunkte natürlich andere sind. Zum Beispiel, wie jemand digital seine Dateien ordnet, so dass der Partner durchblicken kann. Und dann gibt es ja auch noch Leute, die mit überhaupt keiner Ordnung zurechtkommen, wie gut sie auch sein mag. Gisela: Und in meiner jetzigen Beziehung ist es so, mein Mann meint es auch gut und räumt mal ein, oder räumt auch aus, aber dann komm’ ich in die Küche und dann liegt da alles und dann sagt er: „Ich weiß wieder nicht, wo das hin kommt.“ (Kolleginnen lachen) Ich mein, es liegt da aber schon seit über 20 Jahren, aber er weiß immer noch nicht, wo er es hinpacken soll, Rührlöffel oder Schneebesen oder so. Hat ja jeder so seine Rumpelkiste, wo es rein soll. Auch schon 100 Mal gezeigt. Aber es liegt dann morgens da und ich weiß, ich muss es doch wieder wegpacken. Es ändert sich nicht mehr, mein Mann ist 72, da muss ich mit leben. Erzählerin: Zehn Frauen, die ihr Berufsleben beendet haben und sich die „UnruheStändlerinnen“ nennen, treffen regelmäßig in einer Trainingsküche zum Kochen zusammen. Atmo Geschirr einräumen Erzählerin: Nach dem Essen geht auch hier das Geschirr in die Maschine – auf einem Umweg allerdings: Der Vorspülung. Dazu mahnt ein eigens an die Maschine geklebter Zettel vom Betreiber dieser Küche. Karin: Ich hab n Schwiegersohn, gut, das Grobe nimmt er vom Teller runter, aber so dreckig, wie das Geschirr ist, stellt er es rein, das mach’ ich nicht. Bei mir wird das schon vorgespült. Und ne Maschine kann das auch nicht gut ab. Irgendwann war sie dann auch verstopft. Heike: Jeder weiß, was zu tun ist. Elf Jahre kommen wir hier schon her zum Kochen. Erzählerin: Die zehn Frauen räumen die Maschine gleichzeitig ein, ohne Gedränge, schnell und systematisch. Ende des 19. Jahrhunderts analysierte in Pennsylvania, USA, der Ingenieur und Unternehmensberater Frederick Winslow Taylor die Effizienz der Fabrikarbeit – mit dem Ziel, vor allem eines zu vermeiden, Zitat: „… die tägliche Vergeudung menschlicher Arbeitskraft durch ungeschickte, unangebrachte oder unwirksame Maßnahmen.“ Sonja: Töpfe oder so, da ist so ne Maschine sofort voll, die wasch’ ich extra ab.

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Erzählerin: Herr Taylor bemängelte, dass für einzelne Arbeitsschritte unzählige Methoden benutzt wurden. Seiner Meinung nach gab es jeweils nur eine beste Methode, und das war seine, und die sah so aus: Er zergliederte Arbeitsprozesse in kleinste Abschnitte, die mit immer gleichen Handgriffen getan werden konnten, etwa eine Mutter auf ein Gewinde drehen. Beim zwanzigsten Mal geht es schon viel schneller und präziser, beim hundertsten Mal erst recht. Es macht, ganz allgemein den Eindruck, als übe die Spülmaschine einen sogartigen Reiz aus, solch eine ‚beste Methode’ zur Höchsteffizienz zu finden. Frau: Ich räum sie aber auch lieber selber ein und selber aus, sonst, mein Mann, der packt dann zu wenig rein, und unsereins hat das System ja, wie man’s am besten packt, ne. Erzählerin: Vorspülen. Obwohl dies hier ja noch gar nicht so ... Frau: Joh, ich find’ das schon dreckig. Erzählerin: Wie würde das Ihr Mann machen, wenn er jetzt hier dabei wäre? Frau: Ich glaube, so wie ich auch. Das hat er gelernt. Erzählerin: Effizient wäre es doch auch, wenn man die Bestecke schon sortiert in die Besteckkorb-Abteilungen gäbe, jeweils für sich: Kleine Löffel, große, und so weiter, und sie nach der Wäsche gleich bündelweise in die Besteckfächer im Schrank täte. – Ein Blick in die Runde .... Nicht gut? Nein? 1. Frau: Nein. Wenn man das unterschiedlich macht, wird das ja besser gesäubert. 2. Frau: ... Ja, so mach’ ich das auch. Großes und Kleines zusammen. Dann ist der Löffel ja tiefer. Dann ist der ja nur an dem Griff von der Gabel, und dann kommt da ja mehr Wasser ran, ne. 3. Frau Ja, ja. Musik Tuba Erzählerin: Die Spülmaschine ist eines der wenigen Haushaltsgeräte, die sich im Detail verschieden handhaben lassen und dadurch die Benutzer anstiften, individuelle Methoden zu entwickeln. Beim Staubsauger ist das nicht der Fall, und auch der 9

Kühlschrank gibt an Bedienvielfalt nicht allzu viel her. Die Frage ist – Warum der Stress um den Geschirrspüler? Michael: Ich kann’s mir ein bisschen erklären zwischen Männern und Frauen, weil da geht es um Hygiene und Sauberkeit. Und da sind Frauen, glaube ich, viel anspruchsvoller und sensibler als Männer. Also, wenn das Geschirr aus der Spülmaschine kommt und da sind irgendwie noch so ein paar Krümel dran, dann wisch ich die weg mit der Hand, wenn meine Frau nicht guckt, und stelle die auch in den Schrank. Das würde sie nie tun. Musik Tuba Erzählerin: Vielleicht ist manche seltsam wirkende Spülmaschinen-Handhabe in der Paarküche ja auch ein bescheidener Versuch, so ein ganz klein bisschen Eigenheit zu demonstrieren und Selbstbestimmung, so ein stiller Protest ... Als Single-Frau oder Single-Mann, die nicht Singles bleiben wollen, wäre es vielleicht gar nicht schlecht, die potentiellen Kandidaten nach dem ersten Essen zu Haus dann gleich mit der Spülmaschine zu konfrontieren und zu gucken, was passiert – ihn oder sie also heimlich den Ein- und Ausräum-Test durchlaufen zu lassen. Michael: Joho ... Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht so genau, wie so ne Spülmaschine arbeitet, ... Atmo Waschgang, Tab fällt mit lautem ‚Klock’ ... weil, man ist ja nicht dabei, man hört’s ja nur rauschen und rumpeln, aber man kann ja nicht gucken! Atmo Waschgang beendet, Wasser fließt ab. Maschine stoppt. Stimme sagt: Ist fertig, hm .... , jetzt kommt nichts mehr.

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