KATHOLISCHE KIRCHE IN DEUTSCHLAND

KATHOLISCHE KIRCHE IN DEUTSCHLAND Statistische Daten 1998 Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz Bonn Alle Rechte beim SEKRETARIAT DER DEUTSC...
Author: Clemens Holtzer
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KATHOLISCHE KIRCHE IN DEUTSCHLAND

Statistische Daten 1998

Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz Bonn

Alle Rechte beim SEKRETARIAT DER DEUTSCHEN BISCHOFSKONFERENZ Kaiserstraße 163, 53113 Bonn Tel: 0228 - 103 311

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Zu diesem Heft

Diese kleine Broschüre will auf der Grundlage von zwei jährlich durchgeführten statistischen Erhebungen anhand einiger Zahlen über die katholische Kirche in Deutschland informieren, die Jahr für Jahr aus den deutschen Bistümern und Pfarreien zusammengetragen werden: •

Die Statistische Jahreserhebung hat für das Jahr 1998 aus den 13.247 Pfarreien und Seelsorgebezirken Daten über die Katholiken und ihre Beteiligung am Leben der Kirche ermittelt.



Aus der Jährlichen Erhebung über Priester, Diakone und Mitarbeiter/innen in der Pastoral liegen Zahlen der Bistümer über Zahlen und Einsatz von Seelsorgerinnen und Seelsorgern vor.

Dieses bisher fünfte Heft in Folge macht den Leserinnen und Lesern Zahlen zugänglich, die später im Rahmen des Kirchlichen Handbuchs noch ausführlicher dokumentiert werden. In den vorausgegangenen Folgen lag der Schwerpunkt in der Darstellung und Kommentierung fast ausschließlich auf den Ergebnissen der statistischen Jahreserhebungen. Es hat sich gezeigt, dass die Entwicklung dieser statistischen Zahlen von Jahr zu Jahr in aller Regel sehr allmählich, ohne dramatische Sprünge verläuft. Dramatik liegt eher in der beunruhigenden Beständigkeit mancher Tendenzen über die Jahre hinweg als in den Veränderungen gegenüber dem Vorjahr. Für den jeweils neuesten Datenbericht bedeutet dies, dass er wenig an neuen Erkenntnissen zu bieten hat, sondern vor allem die früheren Darstellungen aktualisieren soll. Um allzu viele Wiederholungen zu vermeiden, haben wir die Darstellung zur Statistischen Jahreserhebung deutlich knapper gefasst als zuvor. Dies schafft mehr Raum, um in einem zweiten Abschnitt ausführlicher über Zahlen zum Einsatz von Personen in der Seelsorge zu berichten. Die Rede von einem „Priestermangel“ ist ja heute allen geläufig. Mangel ist aber kein statistischer Begriff, sondern enthält bereits ein Urteil über die Situation, die es hier zunächst einmal zahlenmäßig zu beschreiben gilt, ehe man Relationen herstellt, die ein Urteil ermöglichen.

Für weitere Information wenden Sie sich bitte an das Referat Statistik im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz.

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1. Ergebnisse der Statistischen Jahreserhebung 1998 1.1. Mitglieder der Katholischen Kirche

Nach Angaben aus den 27 (Erz-)Bistümern wohnten 1998 in Deutschland 27.154.291 Katholiken. Das waren 229.000 bzw. 0,8 Prozent weniger als im Vorjahr und fast 1,1 Millionen bzw. 3,9 Prozent weniger als 1990. Aus unserer Abbildung 1 (man beachte, dass die Skala der Darstellung bei 20 Mio. beginnt) geht hervor, dass die Katholikenzahlen - sieht man vom Zuwachs durch die Wiedervereinigung einmal ab – schon seit einem Vierteljahrhundert rückläufig sind.

A b bil dung 1: K a tholik en in D euts c hland ab 1 960 a b s o lu te Za h le n , An g a b e n d e r B is tü m e r*) 30 29 28 27 26 25 24 23 22 21 20 1960

1965

1970

1975

1980

1985

1990

1995

Ab 1990 m it neuen Länder n *) G es tri c helt: F ortsc hreib ungsdaten auf B as is der Volk s zä hlungen

Knapp 27,2 Millionen Katholiken stellen immer noch einen Anteil von ziemlich genau einem Drittel an der 1

deutschen Bevölkerung (33,1 Prozent - gegenüber 42,7 Prozent 1989 im früheren Bundesgebiet). Der Anteil der evangelischen Kirchenmitglieder (Gliedkirchen der EKD) ist mit 33,0 Prozent der Bevölkerung fast genau gleich hoch.

1

Der Anteil dürfte faktisch etwas niedriger liegen, da die von den Bistümern angegebenen Zahlen noch nicht voll flächendeckend aus Bestandsdateien des Kirchlichen Meldewesens ermittelt und gegenüber Fortschreibungszahlen auf Basis der Volkszählungsergebnisse (vgl. die gestrichelte Kurve in der Abbildung) etwas überhöht sind.

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Für den stetigen Rückgang gibt es dreierlei Ursachen: Zum einen werden seit 1972 jährlich mehr Katholiken bestattet als durch Taufen neu hinzukommen. 1998 betrug diese Differenz knapp 28.000. Zweitens treten weit mehr Personen jährlich aus der Kirche aus, als durch Übertritte aus anderen Kirchen oder durch Wiederaufnahmen zuvor ausgetretener Personen hinzukommen: Dies brachte 1998 ein Minus von 107.000. Eine dritte Ursache liegt in Bevölkerungsbewegungen durch Zu- bzw. Abwanderungen, doch erscheint diesmal der Anteil des Rückgangs, der nicht aus den ersten beiden Ursachen zu verstehen ist, 2

etwas hoch, um sich allein aus Wanderungen zu erklären .

1.2 Taufen

A bb ildung 2: K atholis c h e Taufen in D euts c hland ab 1 960 u n d G e b u rte n vo n K in d e rn m it w e n ig s te n s e in e m k a th o lis c h e n E lte rn te il 7 0 0 .0 0 0

6 0 0 .0 0 0

5 0 0 .0 0 0

4 0 0 .0 0 0

3 0 0 .0 0 0

2 0 0 .0 0 0

G e b u rte n , w e n .

1 0 0 .0 0 0

1 E l te rte i l ka th . T a u fe n

0 1960

1965

1970

1975

1980

1985

1990

1995

Ab 1991 m it neuen Länder n

Im Jahr 1998 wurden in Deutschland 248.014 Personen katholisch getauft. Diese Zahl lag um 5,7 Prozent unter der Zahl des Vorjahrs und um 17,3 Prozent unter dem Wert von 1990. Wenn dabei 91,5 Prozent der Getauften Kleinkinder waren (Geburtsjahr 1997/98), besteht nach wie vor ein enger Zusammenhang mit der Entwicklung der Geburtenzahlen in der Bevölkerung. Abbildung 2 verdeutlicht die Parallelität in der Entwicklung von Geburten und Taufzahlen. Der Abstand zwischen beiden Kurven bleibt in etwa stabil: Deutet man dieses Verhältnis als Taufquote, d.h. als Mengenverhältnis zwischen Taufen und denjenigen Geburten, bei denen eine katholische Taufe in Frage kommt, dann gibt es hier in den letzten Jahren 2

6

Hier wird man wohl auch mit statistischen Unschärfen in der Datenermittlung rechnen müssen.

keinen nennenswerten Rückgang: Abbildung 3. Es gilt weiterhin: Auf vier Geborene mit wenigstens einem katholischen Elternteil kommen drei katholische Taufen, und auch die „übrigen“ Geborenen mit wenigstens einem katholischen Elternteil bleiben zumeist nicht ungetauft, sondern werden überwiegend 3

evangelisch getauft . Eine nennenswerte Rückentwicklung der Taufbereitschaft (als Bereitschaft der Eltern, ihr Kind zur Taufe zu bringen) bei Kirchenmitgliedern im Allgemeinen und Katholiken im Besonderen ist seit Jahren nicht zu beobachten. Es bleibt aber bei einer leichten Tendenz, die Taufe auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben: 4,1 Prozent der Getauften waren über 6 Jahre alt. 3.536 Getaufte (1,4 Prozent) waren bei ihrer Taufe im Alter ab 14 Jahre bereits religionsmündig.

Abbildung 3: Katholische Taufen in Deutsc hland ab 1960 Taufe n je 100 Geborene, wenigsten s ein Elternteil katho lisch 90,0 88,0 86,0

86,9 85,2

84,0 82,0

80,8

80,0 78,0

78,2 77,4

76,0

76,4

75,9

76,1

75,1

74,0 72,0 70,0 1960

1965

1970

1975

1980

1985

1990

1995

1998

Bis 1990: Früheres Bundesgebiet

3

Wenn wenigstens ein Elternteil katholisch oder evangelisch war, kamen 1998 auf je 100 Geborene 91,2 katholische oder evangelische Taufen. Die Voraussetzung traf jedoch für 30,8 Prozent aller Geborenen nicht mehr zu.

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1.3 Erstkommunion und Firmung

1998 wurden in Deutschland 296.640 Erstkommunionen gezählt, das entsprach geradezu exakt der Vorjahreszahl (genau waren es 18 mehr als 1997). In Abbildung 4 sind die Zahlen der Erstkommunionkinder (Säulen) den Zahlen der jeweils neun Jahre zuvor Getauften (Linie) gegenübergestellt, also den Erstkommunionzahlen des Jahres 1998 die Taufzahlen von 1989 usw.. Es zeigt sich eine eindrucksvolle 4

Übereinstimmung der Kurven . Auch wenn nicht sämtliche Kinder genau mit neun Jahren zur Erstkommunion gehen und nicht sämtliche neunjährigen Erstkommunionkinder auch im Jahr ihrer Geburt getauft worden sind, kann man annehmen, dass getaufte Kinder weiterhin nahezu ausnahmslos zur Erstkommunion geführt werden.

Abbildung 4: Erstkommunion in Deutsc hland ab 1977 Vergleich mit den Zahlen de r 9 Jahre zuvor Geta uften 50 0.000

40 0.000

30 0.000

20 0.000

10 0.000

T aufen Erstkomm union

0 1977/68

1980/71

1983/74

1986/77

1989/80

1992/83

1995/86

1998/89

Jahr der Erstkommunion/der Taufe Ohne Bistümer in den neuen Bundes ländern

4

Die Bistümer in den neuen Bundesländern bleiben hier unberücksichtigt, weil Vergleichszahlen aus den Jahren vor 1990 nicht vorliegen.

8

Firmungen finden in vielen Regionen nicht jährlich statt, Zahlen schwanken daher etwas stärker von Jahr zu Jahr. 1998 lag die Gesamtsumme in Deutschland mit 202.130 um 2,4 Prozent über der Zahl des Vorjahrs 197.455. Wenn man annimmt, dass Firmand(inn)en durchschnittlich 4 Jahre nach der Erstkommunion gefirmt werden (hier wird die „Altersstreuung“ allerdings erheblich größer sein als beim Alter für die Erstkommunion), und vergleicht man daraufhin die Zahl der Gefirmten mit der Zahl der Erstkommunionen des Jahres 1994, dann ergibt sich ein Verhältnis von 73 Firmungen auf je 100 Erstkommunionen. Hier handelt es sich sicherlich nur um Annäherungswerte, nicht um „Firmquoten“. Mehr als ein Viertel der zur Erstkommunion geführten Kinder wären demnach bei der Firmung nicht mehr dabei.

1.4 Trauungen

A bbildu ng 5: K ath olis c he T rauungen in Deuts c hland ab 1 960 u n d zivi le E h e s ch lie ß u n g e n , w e n ig s te n s e in P a r tn e r ka th o lis ch 30 0.000

25 0.000

20 0.000

15 0.000

10 0.000

Ziv.Ehen , wen.

5 0.000

ein Partner kath. Trauu ngen

0 1960

1965

1970

1975

1980

1985

1990

1995

Ab 1991 mit neuen Ländern

9

5

Die 69.032 Trauungen des Jahres 1998 liegen um 40,7 Prozent unter dem Wert für 1990 und um 6,4 Prozent unter der Zahl des Vorjahrs. Hinzu kommen 7.762 Trauungen mit Dispens von der katholischen Eheschließungsform. Abbildung 5 vergleicht die Entwicklung der katholischen Trauungen mit der Entwicklung der zivilen Eheschließungen von Paaren, bei denen wenigstens ein Partner der katholischen Kirche angehört. Anders als in Abbildung 2 treten hier die beiden Kurven nach und nach immer weiter auseinander:

Abbildung 6: Katholische Trauungen in Deutsc hland ab 1960 "Trauq uoten" je 10 0 ziv. Ehesc hließungen , wenigstens ein Partner kath. 80,0

70,0

75,1 70,8 63,7

60,0

58,7

57,5

50,0

52,3 47,3

40,0

41,4 35,4

30,0

20,0

10,0 0,0 1960

1965

1970

1975

1980

1985

1990

1995

1998

Bis 1990 ehemaliges Bundesgebiet OHNE Trauungen mit Dispens v on der katholischen Eheschließungsform

In Abbildung 6 wird diese Entwicklung auch zahlenmäßig sichtbar in den „Trauquoten“ als Ausdruck für das Mengenverhältnis zwischen den jeweiligen Jahreswerten. Selbst wenn beide Partner katholisch waren, kamen 1998 auf je 100 zivile Eheschließungen nur 55,5 katholische Trauungen. Niedrigere Trauquoten sind zum einen das Ergebnis der veränderten religiös-konfessionellen Landschaft in Deutschland. Wenn 1960 ein Katholik heiratete, war in 55,7 Prozent der Fälle auch sein Partner katholisch, 1998 nur noch in 42,5 Prozent der Fälle. Hinzu kommt, dass einer zunehmenden Zahl von Katholiken eine kirchliche Trauung verwehrt ist, nachdem sie geschieden sind.

5

In den Zahlen von vier Bistümern (Aachen, Essen, Münster, Paderborn) waren 1990 auch die Trauungen mit Dispens von der katholischen Eheschließungsform mit enthalten.

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1.5 Bestattungen

Im Jahr 1998 wurden 275.721 Personen in Deutschland katholisch bestattet. Diese Zahl weicht kaum von der des Vorjahrs ab (minus 1,5 Prozent), und auch gegenüber dem Jahr 1990 hält sich der Rückgang um 7,4 Prozent in Grenzen. Beim Blick auf Abbildung 7 wird deutlich, dass die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten hier - im Unterschied zu der bei den Taufen! - nur geringen, demographisch bedingten Schwankungen unterliegt. Auf je 100 verstorbene Katholiken kamen 1998 wie im Vorjahr 94,7 katholische Bestattungen.

Abbildung 7: Katholische Bes tattungen in Deutsc hland ab 1960 ab solute Zah len, Vergle ich mit Ta ufen 60 0.000

50 0.000

40 0.000

30 0.000

20 0.000

10 0.000 T aufen Bestattu ngen

0 1960

1965

1970

1975

1980

1985

1990

1995

Ab 1990 mit neuen Ländern

Wenn man nun Taufen, Trauungen und Bestattungen, drei Arten „kirchlicher Amtshandlungen“ (oder „Kasualien“) zu wichtigen Wendepunkten innerhalb des Lebenslaufs, gemeinsam in den Blick fasst, dann zeigt sich, dass sich die Gesamtzahl solcher Ereignisse 1998 gegenüber 1960 um 37,6 Prozent und gegenüber 1990 um 16,9 Prozent verringert hat. Die folgende kleine Übersicht zeigt, wie sich zwischen den drei Ereignisarten die Häufigkeitsgewichte verschoben haben:

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Taufen Trauungen Bestattungen Zusammen (Anzahl absolut)

1960 49,9 % 22,5 % 27,6 % 100,0 % (949.264)

1990 1998 42,0 % 41,8 % 16,3 % 11,6 % 41,6 % 46,5 % 100,0 % 100,0 % (713.081) (592.767)

Solche Zahlen bestätigen sicherlich die Erfahrung vieler Seelsorger in der Gemeindepraxis, dass sie in ihrer Tätigkeit anteilsmäßig „immer mehr“ von Bestattungen in Anspruch genommen sind, obwohl die absoluten Zahlen ziemlich konstant bleiben: der quantitative und sicherlich auch pastorale Stellenwert von Feiern und begleitender Seelsorge bei Sterbefällen hat sich in der Gemeindepastoral stark verändert.

1.6 Entscheidungen für oder gegen Kirchenmitgliedschaft Zu drei Arten von Entscheidungen über die Kirchenzugehörigkeit im Jahr 1998 liegen Daten vor: • 119.265 Katholiken sind aus ihrer Kirche ausgetreten, 3,7 Prozent weniger als im Jahr davor. Damit kamen 4,4 Austritte auf je 1.000 Katholiken. Die Austrittszahl lag um rund 24.000 oder 16,9 Prozent 6

niedriger als im Jahr 1990 . • Es gab 7.867 Wiederaufnahmen von zuvor aus der Kirche ausgetretenen Personen. Gemessen an der Zahl des Jahres 1990 ist dies ein Zuwachs um 60,1 Prozent, gegenüber dem Vorjahr um 5,6 Prozent. Wenn man solchen Zuwachs auch begrüßen darf, sollte man aus statistischer Perspektive nicht übersehen, dass diese „Rückkehr“-Bewegung auf einem - gemessen an den Austrittszahlen - noch immer relativ niedrigen Zahlenniveau stattfindet. Die Zunahme ist auch vor dem Hintergrund der Tatsache zu verstehen, dass das „Reservoir“ der Ausgetretenen von Jahr zu Jahr zugenommen hat. • Zusätzlich sind 1998 aus anderen christlichen Kirchen oder Gemeinschaften 4.078 Personen in die katholische Kirche aufgenommen worden („Übertritte“), 63 (bzw. 1,6 Prozent) mehr als im Vorjahr und 2,6 Prozent mehr als 1990 bei insgesamt annähernd gleichbleibendem Niveau seit fast drei Jahrzehnten. In Abbildung 8 wird sichtbar, dass die Entwicklung bei den Kirchenaustritten seit 1960 in Phasen verlaufen ist:

6

Bei Kirchenaustritten sind wegen der unregelmäßigen Entwicklung Vergleiche mit früheren Zeitpunkten nicht immer sehr aufschlussreich. Man muss die Gesamtentwicklung im Auge behalten (s. Abbildung 8).

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Abbildung 8: Austritte aus der kat h. Kirche in Deutsc hland ab 1960 und Ü bertritte, Wiederaufn ahmen, a bsolute Za hlen 20 0.000

17 5.000

15 0.000

12 5.000

10 0.000

7 5.000

Übe rtritte

5 0.000

Wieder2 5.000

aufna hmen Au stritte

0 1960

1965

1970

1975

1980

1985

1990

1995

Ab 1990 mit neuen Ländern

Bis Ende der sechziger Jahre bleibt das Niveau (gemessen auch an den Zahlen der Nachkriegsjahre zuvor) ungewöhnlich niedrig; dann kommt es zu ersten Wellenbewegungen mit Höhepunkten 1970 und 1974. Nach den Wellen bleibt es bei einem durchschnittlich höheren Niveau. Seither ist der Kirchenaustritt als Wahlmöglichkeit gesellschaftlich präsent und enttabuisiert. In den achtziger Jahren steigen die Zahlen allmählich weiter, weniger wohl durch grundsätzliche Veränderungen der Situation, sondern weil das höhere Niveau aufgrund regionaler Unterschiede erst nach und nach zur Geltung kommt. Ab 1990 schließlich wird im Kontext der Einführung von Solidaritätsabgaben nach der deutschen Wiedervereinigung eine neuerliche Wellenbewegung ausgelöst. In dieser Zeitreihenbetrachtung erscheint der leichte Rückgang der Kirchenaustritte des Jahres 1998 (noch) nicht als Rückkehr zum niedrigeren Niveau der achtziger Jahre. Aus der Grafik wird auch deutlich, dass Wiederaufnahmen und Übertritte nur zu einem ziemlich geringen Teil die Austritte „kompensieren“: Auf je 100 „Abgänge“ durch Kirchenaustritte kommen 1998 10,0 solcher „Zugänge“.

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1.7 Gottesdienstteilnahme 7

Bei den beiden jährlich in allen Pfarreien und Seelsorgestellen stattfindenden Zählungen wurden für 1998 rund 4,6 Millionen Teilnehmer/innen ermittelt (genau waren es 4.631.906 im Durchschnitt aus beiden Zählungen; das entspricht einer mittleren Zahl von rund 350 je Pfarrei). Die Gesamtzahl lag um etwa 191.000 oder 4,0 Prozent unter der Zahl des Vorjahrs und um 1,56 Millionen oder ein Viertel (25,2 Prozent) unter der Zahl von 1990. Der vergleichende Blick auf die früher „volleren Kirchen“ überschattet den statistischen Befund, dass es immerhin 4,6 Millionen Menschen sind, die sich Sonntag für Sonntag – in sicher nicht nur „leeren Kirchen“ - zusammenfinden.

Die „Eckdatentabelle“ vorn im Heft enthält zur Gottesdienstteilnahme nur die Verhältniszahlen, bezogen auf je 100 Katholiken. Danach kamen 1998 auf je 100 Katholiken in Deutschland 17,1 Gottesdienstteilnehmer/innen an Sonntagen. Ein Jahr zuvor waren es 17,6 und im Jahr 1990 21,9. Solche Quoten sollte man nicht zu eng als den „Kirchgängeranteil“ an den Katholiken interpretieren. Zum einen zählen nämlich auf Seiten der Katholiken auch diejenigen mit, die – etwa als Kleinkinder oder als Kranke – gar nicht am Gottesdienst teilnehmen können. Zum anderen muss man zum Kreis der Teilnehmer/innen auch diejenigen rechnen, die an den Zählsonntagen an der Teilnahme verhindert waren oder die nicht regelmäßig Sonntag für Sonntag zum Gottesdienst kommen (und die man beim Zählen sozusagen „verpasst“): Umfrage- und Untersuchungsdaten deuten darauf hin, dass deren Zahl eher zunimmt. Das aber bedeutet, dass es einen „potentiellen“ Teilnehmerkreis gibt, der deutlich größer ist als die Zahl derer, die man durch die Zählungen erfasst. Vieles spricht dafür, dass die Rückläufigkeit Ausdruck ist für einen tieferen Wandel im Verhaltensmuster bei den nachwachsenden Katholiken: Von der erlernten, stets selbstverständlichen zur je gewählten (und: immer neu zu wählenden) Teilnahme.

Abbildung 9 stellt in den Säulen die Entwicklung der „Teilnahmequoten“ jeweils je 100 Katholiken seit 1960 dar. Diese Entwicklung verläuft sachte und kontinuierlich, ohne dramatische Sprünge. Mit geringen Nuancen, was die Steilheit der Verlaufskurve und das zeitliche Einsetzen von Bewegungen betrifft, zeigen sich – hier nicht dargestellt - in sämtlichen Bistümern ähnliche Entwicklungsmuster, allerdings auf deutlich unterschiedlichen Niveaus. Dabei kann man weitgehend davon ausgehen, dass in Bistümern mit größeren Anteilen katholischer Bevölkerung und bei eher ländlicher Struktur die Quoten sich auf tendenziell höherem Niveau bewegen. Die Kurven der Bistümer konvergieren jedoch nach und nach, d.h. die Bandbreite zwischen den Entwicklungen in den verschiedenen Regionen wird mit der Zeit schmaler, Abstände vom Durchschnitt werden geringer.

7

Gezählt wird jeweils am zweiten Fastensonntag und am zweiten Sonntag im November, also an möglichst „normalen“ Sonntagen des Kirchenjahrs. Gezählt werden auch Teilnehmer/innen an Vorabendmessen und Wortgottesdiensten, die anstelle der Eucharistie gefeiert werden.

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Abbildung 9: Teilnahme am Sonntagsgottesdienst in Deutsc hland ab 1960 Entw icklung de r Quote je 100 Katho liken 50

40

30

20

10

0 1960

1965

1970

1975

1980

1985

1990

1995

Ab 1990 mit neuen Ländern

15

2. Personen im pastoralen Dienst 1998 Im folgenden Abschnitt betrachten wir die Zahlen von 1998 über Personen in der Seelsorge im Rahmen 8

der jüngeren Entwicklung . Im Vordergrund stehen hier die Zahlen über die Priester: Diese Zahlen sind bekanntermaßen rückläufig: ein Rückgang, der für die kirchliche Organisationsstruktur und das Leben in den Gemeinden nachhaltige Folgen hat und weiter noch haben wird. Der Blick auf die anderen beruflichen Mitarbeiter/innen in der Pastoral ist inzwischen jedoch weit mehr als ein „Anhang“ zur Priesterstatistik, offenbart er doch einen Prozess zunehmender Umverteilung pastoraler Verantwortung und Aufgaben auf die Schultern von Diakonen und Laien, Männern und Frauen, der zu neuen Formen der „Arbeitsteilung“ und des Miteinanders in den Gemeinden führen soll, die man heute meist als kooperative Pastoral kennzeichnet.

2.1. Pfarreien und sonstige Seelsorgestellen

In den 27 deutschen Bistümern – darunter 7 Erzbistümer – gab es 1998 insgesamt 13.253 Pfarreien oder Seelsorgestellen, in denen eigene Kirchenbücher geführt werden (z.B. Rektorate, Kuratien). Seit 1990 (13.313 Pfarreien) ist die Zahl der Pfarreien fast unverändert geblieben (minus 0,5 Prozent); aber die Durchschnittszahl der Katholiken je Pfarrei ist gleichzeitig um 3,4 Prozent von 2.122 auf 2.049 gesunken. Bei den Durchschnittswerten (Abbildung 10) gibt es allerdings erhebliche Unterschiede zwischen Bistümern in Diasporabereichen wie Görlitz oder Magdeburg einerseits und Bistümern wie Essen oder Münster andererseits. Zu den „territorialen“ Pfarreien kommen noch weitere 312 „Personalpfarreien“ hinzu wie etwa Gemeinden für fremdsprachige Katholiken, Militärpfarreien, Pfarreien im Justizvollzug.

Was die Gemeindeleitung betrifft, so entspricht nur noch reichlich ein Drittel – 36,9 Prozent - aller Pfarreien dem vertrauten Bild von der Pfarrei mit „ihrem“ Pfarrer. Auch hier bestehen sehr erhebliche Unterschiede zwischen den Bistümern (Abbildung 11). Inzwischen überwiegen also bei weitem solche Pfarreien, bei denen der Pfarrer zusätzlich auch für die Nachbarpfarrei(en) die Leitungsverantwortung zu tragen hat. Seinen Wohnsitz hat er freilich jeweils nur in einer dieser Pfarreien. Fasst man diese „Wohnsitzpfarreien“ mit in den Blick, dann ergibt sich 1998 ein Anteil von 61,2 Prozent Pfarreien „mit Pfarrer am Ort“. 1990 lag der entsprechende Anteil noch bei 68,8 Prozent. Pfarreien, in denen Diakone oder Laien (nach can. 517 § 2 des kirchlichen Gesetzbuchs) an der Leitungsverantwortung beteiligt sind, bilden bisher noch Ausnahmen (0,9 Prozent).

8

Seit 1996 wird ein veränderter Erhebungsbogen eingesetzt, der eine differenziertere Erfassung der Daten ermöglicht. Allerdings lassen sich von daher manche Entwicklungen nur für die drei letzten Jahre darstellen.

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A b bildung 1 0: M ittlere K atholik e nz ahl je P farrgem e inde 2267

Aa c h e n Au g s b u rg B a m b e rg B e rlin D r e s d e n -Me iß e n E ich s tä tt E rfu rt-Me in in g e n Es s en Fre i b u rg F u ld a G ö rlitz H a m b u rg H ild e s h e im K ö ln L im b u rg Ma g d e b u rg M a in z Mü n c h e n u . F re is . Mü n s te r O s n a b rü c k P a d e r b o rn Pas s au R e g e n s b u rg R o tte n b .-S tu ttg a rt S p e ye r Trie r W ü rz b u rg

1499 2289 1809 1085 1619 1032 3206 1993 1795 923 2329 1940 2879 1972 961 2399 2519 3034 2281 2327 1771 1741 1969 1835 1710 1454

Ges am t

2049 0

500

1 .0 0 0

1 .5 0 0

2 .0 0 0

2 .5 0 0

3 .0 0 0

3 .5 0 0

Abbildung 11: Pfarreien mit Pfarrer, der nur eine Pfarrei leitet An teile in Pro zent Aa chen Augs burg Bam berg Berlin Dresden-Me ißen Eich stätt Erfurt-Meinin gen Es sen Frei burg Fulda Görlitz Ham burg Hildesh eim Köln Lim burg Magde burg Mainz Mü nchen u. Freis. Mün ster Osnab rück Paderborn Pas sau Regens burg Ro ttenb.-Stu ttgart Sp eyer Trier Würzburg

33,6 25,3 44,8 55,8 53,9 36,1 39,3 72,5 27,5 92,8 63,0 56,3 28,5 20,7 23,1 32,5 46,2 39,9 65,9 37,6 61,1 27,1 49,9 23,8 25,4 12,4 29,7

Ges amt 0,0

36,9 20,0

40,0

60,0

80,0

100,0

17

2.2. Priester Wir unterscheiden zwischen (1) Priestern, die den einzelnen Bistümern – als inkardinierte Weltpriester – angehören, (2) Priestern, die nicht dem Bistum angehören, wo sie tätig sind ( nicht inkardinierte Weltpriester) und schließlich (3) Ordenspriestern, (nur) sofern sie im Auftrag der Bistümer tätig sind. Es mag kurios klingen, aber eine Gesamtzahl der Priester kann man zwar für die einzelnen Bistümer 9

angeben, für Deutschland insgesamt jedoch nur annäherungsweise . Dieser Annäherungswert für 1998 10

beträgt 17.733 . •

Priester, die den deutschen Bistümern angehören („inkardinierte Weltpriester“) Im Jahr 1998 gehören den deutschen Bistümern 14.978 inkardinierte Priester an, unabhängig zunächst davon, ob und wo sie in der Pastoral (noch) aktiv tätig sind. Unter ihnen finden sich 94 Bischöfe (emeritierte Bischöfe mit eingeschlossen). 3,6 Prozent der Priester (534) sind nicht im eigenen Bistum tätig. Von den 14.350 in den Bistümern verbleibenden inkardinierten Priestern (ohne Bischöfe) stehen 70,9 Prozent (10.171) im aktiven pastoralen Dienst, befindet sich also fast jeder dritte bereits im Ruhestand oder ist ohne Auftrag des Bistums (beurlaubt, zum Studium freigestellt u.a.). Drei von fünf inkardinierten Priestern (59,3 Prozent) – das sind 83,7 Prozent der „aktiven“ Priester stehen für die Pfarrseelsorge zur Verfügung. Im Jahr 1998 kamen 171 Priester als neugeweihte Priester hinzu. Im selben Jahr starben aber 373 Priester und 29 gaben ihren priesterlichen Dienst auf. 307 traten neu in den Ruhestand.



Priester in Bistümern, denen sie nicht angehören („nicht inkardinierte Weltpriester“) Ihre Zahl wird für 1998 von den Bistümern mit 1.596 angegeben, ein Zehntel weniger als die Zahl von 1990 (1.770). 42,7 Prozent von ihnen kommen aus Bistümern im Ausland. Grob lassen sich drei Gruppen unterscheiden, die jeweils etwa ein Drittel ausmachen. Bei einem ersten Drittel handelt es sich zumeist um Priester, die nach ihrer aktiven Dienstzeit in einem anderen Bistum wohnen. Von den beiden „aktiven“ Dritteln (62,8 Prozent) ist eines in der Pfarrseelsorge tätig, das andere in sonstigen Tätigkeitsbereichen und da vor allem in der Ausländerseelsorge und im Hochschulbereich.



Ordenspriester im Dienst der Bistümer Zu den Weltpriestern kommen weitere 2.271 Ordenspriester hinzu, 11,7 Prozent weniger als die 2.571 im Jahr 1990. Fast alle von ihnen stehen im aktiven Dienst (94,1 Prozent), da Ordensleute nach ihrer aktiven Tätigkeit in Bistümern in der Regel wieder in die Gemeinschaft ihres Orden zurückkehren. Drei von je fünf Ordenspriester werden in den Bistümern in der Pfarrseelsorge eingesetzt, zwei von fünf in sonstigen Aufgaben, davon mehr als die Hälfte in der Kranken- und Ausländerseelsorge.

In Abbildung 12 wird deutlich, dass die Zahl der Welt- und Ordenspriester im aktiven pastoralen Dienst seit 1990 um annähernd zweitausend bzw. um 12,2 Prozent gesunken ist.

9

Die Zahlen für diese drei Gruppen liegen für die einzelnen Bistümer vor, aber sie lassen sich nicht einfachhin für Deutschland aufaddieren, sonst würden Weltpriester aus deutschen Bistümern doppelt gezählt, wenn sie in einem anderen deutschen Bistum tätig sind. Bis 1995 wurden Zahlen nur nach dem Wohnortprinzip ermittelt: Damit war zwar eine Addition möglich, aber es fehlten Gesamtzahlen für die Bistümer und für im Ausland tätige Priester. 10 Mehr absolute Zahlen zu den folgenden Ausführungen finden sich in der Tabelle am Ende des Hefts.

18

Ab bild ung 12: W elt- und O rd ens pries ter im a ktiven D ie ns t E n tw ic k lung 1990 bis 1998, abs olut 1 6 .0 0 0

15 166 1 4 .0 0 0

14 949

14 730

14 607

14 405

14 155

13 711

13 535

13 311

1996

1997

1998

1 2 .0 0 0

1 0 .0 0 0

8 .0 0 0

6 .0 0 0

4 .0 0 0

2 .0 0 0

0 1990

1991

1992

1993

1994

1995

Abbild ung 13: W elt- und O rdens pries ter in der P f arrs eels o rge E n tw ic k lung 1990 bis 1998, abs olut 1 2 .0 0 0

11 327

11 172

11 071

11 025

10 886

1 0 .0 0 0

10 698

10 524

10 432

10 323

1996

1997

1998

8 .0 0 0

6 .0 0 0

4 .0 0 0

2 .0 0 0

0 1990

1991

1992

1993

1994

1995

19

Die Zahl der Priester in der Pfarrseelsorge ist im selben Zeitraum ziemlich genau um tausend Priester oder um 8,9 Prozent gesunken, in etwas geringerem Maße also als es bei den Priestern im aktiven Dienst allgemein der Fall ist. Das bedeutet, dass die Bistümer angesichts des Rückgangs der Priesterzahlen etwas stärker das Gewicht auf die Aufrechterhaltung der Seelsorge in den Pfarreien gelegt haben, z.T. zu Lasten anderer pastoraler Aufgaben. So hat sich z.B. die Zahl der hauptamtlich in Schulen wirkenden Priester von 666 im Jahr 1990 auf 325 im Jahr 1998 geradezu halbiert, aber auch die Zahl der in der Leitung und Verwaltung der Bistümer (und Regionen) tätig sind, hat sich um 29,5 Prozent verringert; in der Seelsorge für fremdsprachliche Katholiken fiel der Rückgang dagegen mit minus 8,9 Prozent geringer aus. Zum Vergleich: Die Zahl der Katholiken, so hatten wir weiter oben gesehen, ist seit 1990 „nur“ um 3,9 Prozent zurückgegangen. Für einen Vergleich der Bistümer untereinander bedarf es bei der unterschiedlichen Größe der Bistümer einer gemeinsamen Vergleichsebene. Dazu kann man „Quoten“ als Mengenverhältnis der Priester- zu den Katholikenzahlen errechnen. Abbildung 14 führt einen solchen Vergleich vor Augen und zeigt, wie viele Priester im aktiven Dienst jeweils auf 10.000 Katholiken in einem Bistum entfallen. In den Bistümern in Ostdeutschland mit ihren, was die Katholikenzahl betrifft, durchschnittlich kleineren Pfarreien zeigt sich durchweg ein günstigeres Zahlenverhältnis als in den westdeutschen Bistümern, Fulda ausgenommen. Über die Gesamtheit aller Bistümer hinweg kommen auf je 10.000 Katholiken durchschnittlich 4,9 Priester im aktiven Dienst. Dasselbe Verhältnis kann man zahlenmäßig auch so ausdrücken: Auf je einen Priester im aktiven Dienst kommen 2.040 Katholiken. Insgesamt bestätigen die Zahlen, was in den Bistümern und Gemeinden allenthalben erfahrbar ist: Die Zahl der Priester in der Seelsorge wird kleiner und sinkt stärker als die Zahl der Pfarreien und der Katholiken. Diese Entwicklung wird sich weiter fortsetzen und sogar beschleunigen, denn gerade die stärker besetzten Jahrgänge der in den dreißiger Jahren geborenen Priester, die gegenwärtig einen gewichtigen Anteil an der pastoralen Aufgaben tragen und einen Großteil der Pfarrer stellen, werden in den nächsten 11

Jahren aus Altersgründen aus dem aktiven Dienst ausscheiden . Die auf absehbare Zeit geringen Nachwuchszahlen genügen längst nicht, um solche Lücken zu schließen. Die Frage, ob und von welcher Zahl an die Rede von einem „Priestermangel“ sein kann oder soll, ist dabei abhängig von Perspektiven, Erwartungen und Ebenen des Vergleichs. Zahlen lassen sich durch Vergleiche (mit früher, mit anderswo, mit Ideal- oder Wunschvorstellungen usw.) relativieren. Gegenüber der bisherigen Seelsorgestruktur und im Blick auf die Pfarreienlandschaft hat die Entwicklung sicherlich gravierende Veränderungen zur Folge. Auf Zukunft hin rücken damit die anderen Mitarbeiter(innen)gruppen stärker mit ins Blickfeld.

11

Diese Entwicklung ist aus Daten zur Altersstruktur der Priester abzusehen, die jedoch nur auf der Ebene der einzelnen Bistümer, nicht aber für ganz Deutschland vorliegen.

20

Abbildung 14: Welt- und Ordenspriester 1998 im aktiven Dienst "Quoten" je 10.000 Ka tholiken, n ach Bistüm ern Aa chen Augs burg Bam berg Berlin Dresden-Me ißen Eich stätt Erfurt-Meinin gen Es sen Frei burg Fulda Görlitz Ham burg Hildesh eim Köln Lim burg Magde burg Mainz Mü nchen u. Freis. Mün ster Osnab rück Paderborn Pas sau Regens burg Ro ttenb.-Stu ttgart Sp eyer Trier Würzburg

4,2 5,1 5,2 8,3 10,0 5,6 9,4 4,7 4,4 9,6 12,2 4,7 5,2 4,1 4,2 8,4 4,8 4,4 4,5 4,6 5,1 4,4 5,7 4,0 4,9 4,5 5,8

0,0

2,0

4,0

6,0

8,0

10,0

12,0

14,0

Punktierte Linie: GESAMT

2.3. Ständige Diakone

Im Jahr 1998 gab es in den deutschen Bistümern 2.162 ständige Diakone, von ihnen 852 im Hauptberuf (39,4 Prozent) und 1.310 mit Zivilberuf. Seit 1990 hat die Gesamtzahl der Diakone um fast die Hälfte (nämlich um 47,2 Prozent) zugenommen (Abbildung 15). Dabei verschiebt sich das Gewicht sehr allmählich zu Gunsten der Diakone im Hauptberuf, deren Anteil 1990 noch bei 37,6 Prozent lag.

14,7 Prozent der ständigen Diakone stehen nicht mehr im aktiven Dienst. Von den aktiv tätigen Diakonen im Hauptberuf wirken 77,0 Prozent in der Pfarrseelsorge; Diakone mit Zivilberuf kommen sogar zu 93,0 Prozent in Pfarreien zum aktiven Einsatz.

21

Abbildung 15: Ständige Diakone 1998 Entwicklun g 1990 bis 1998, ab solut 2.500

1 282

2.000

1 310

1 209 1 107

1 124

1 022 1.500

917

984

945

1.000

500

552

590

575

640

667

694

756

823

852

m. Zivi lberuf 0

i. Haup tberuf

1 990

1 991

1 992

1 993

1 994

1 995

1 996

1 997

1 998

2.4. Laien in pastoralen Berufen Auch an der Entwicklung der Zahlen von beruflich in der Pastoral tätigen Laien zeigt sich in den vergangenen Jahren eine Aufwärtsentwicklung (Abbildung 16): Wenn es weniger Priester gibt, müssen zunehmend bisher von Priestern getragene Aufgaben auch auf andere Schultern verteilt werden. •

4.120 Gemeindeassistent(inn)en und Gemeindereferent(inn)en sind 1998 in den Bistümern tätig, das 12

entspricht einem Zuwachs um 14,1 Prozent gegenüber 1990 . Etwa vier von fünf Vertreter(inn)en dieser Berufsgruppe (78,2 Prozent) sind Frauen (1991: 80,5 Prozent). 90,8 Prozent stehen im aktiven Dienst und von diesen wiederum sind 84,9 Prozent in der Pfarrseelsorge tätig. 18,0 Prozent üben ihren Beruf in Teilzeittätigkeit aus.

12

Der vorübergehende Anstieg für 1996 in unserer Abbildung ist von daher zu erklären, dass nach der Umstellung auf ein neues Erhebungsverfahren in den Zahlen einiger Bistümer für 1996 auch Gemeindereferent(inn)en im Ruhestand mit enthalten sind.

22

Abbildung 16: Laien im pastoralen Dienst in Deutschland Entwicklun g 1990 bis 1998, ab solut 7.000

6.000

5.000

4421

4.000 3612

3668

3712

4086

3923

3819

3725

4120

3.000

2.000 1941 1542

1628

2120

2213

2328

2445

2568

Zusam men Pastora lass./

1744

referent(i nn)en

1.000

Gemeind eass-/ 0

referent(i nn)en

1 990



1 991 1 992

1 993

1 994 1 995

1 996 1 997

1 998

Die Zahl der Pastoralassistent(inn)en und Pastoralreferent(inn)en ist seit 1990 noch viel stärker, nämlich um 66,5 Prozent gestiegen. 1998 sind 95,1 Prozent von ihnen aktiv tätig, und diese arbeiten zu 60,3 Prozent in der Pfarrseelsorge. Der Frauenanteil beträgt hier ein Drittel (33,5 Prozent; 1991: 35,6).

2.5. Personen im pastoralen Dienst der Bistümer Wenn man schließlich Priester, Diakone und Laien in der Pastoral statistisch addiert, wie wir es in unserer nachfolgenden Tabelle in der letzten Spalte („zusammen“) tun, und wenn man die Bistümer an Hand solcher Summen untereinander auf ihre seelsorgliche „Personalausstattung“ hin vergleicht, wie es in

Abbildung 17 für Seelsorger/innen im aktiven Dienst auf der Vergleichsebene der Katholikenzahlen geschieht, dann sollte man freilich beachten:

23

-

dass hier unter dem Oberbegriff von „Personen“ bzw. „Personal“ rein statistisch sehr verschiedenartige Berufsgruppen addiert werden. Man sollte z.B. mit solchen Gesamtzahlen nicht bedenkenlos den Rückgang der Priesterzahlen relativieren, indem man ihn gegen den Zuwachs bei den anderen Gruppen aufwiegt.

-

dass Seelsorge in verschiedenen geschichtlichen Zusammenhängen, sozialen Situationen und religiös-konfessionellen Landschaften nicht einfachhin und überall mit gleichen „Personalschlüsseln“ geschehen kann: So hat die besondere Situation in den ostdeutschen Bistümern offenbar auch personell zu anderen pastoralen Antworten geführt als in den westlichen Bistümern.

Auch wenn man die Einzelwerte nicht überbewertet, zeigt sich immerhin gewissermaßen „unter dem Strich“, dass in den Bistümern Schwerpunkte beim Einsatz der Berufsgruppen durchaus unterschiedlich 13

gesetzt worden sind und gesetzt werden .

Abbildung 17: Personen im aktiven pastoralen Dienst 1998 "Quo ten" je 10.000 Katho liken (punktiert: GESAMT) Aa chen Augs burg Bam berg Berlin Dresden-Me ißen Eich stätt Erfurt-Meinin gen Es sen Frei burg Fulda Görlitz Ham burg Hildesh eim Köln Lim burg Magde burg Mainz München u. Fre ising Mün ster Osnab rück Paderborn Pas sau Regens burg Ro ttenb.-Stu ttgart Sp eyer Trier Würzburg 0,0

13

7,2 7,7 8,1 11,4 13,3 8,1 14,3 6,6 7,1 12,0 16,8 8,8 9,1 6,7 8,9 12,4 9,9 7,4 7,1 8,5 6,8 8,4 7,4 7,4 8,3 7,4 9,8 2,0

4,0

6,0

8,0

10,0

12,0

14,0

16,0

18,0

Da wir hier aus Raumgründen nur sehr global einen Vergleich ziehen können, sei auf den Bericht über die jährliche Erhebung verwiesen, dem Einzelwerte zu entnehmen sind.

24

Personen im pastoralen Dienst der deutschen Bistümer 1998 Priester

GESAMT absolut „Quoten“: je Pfarrgemeinde je 10.000 Katholiken DARUNTER: • im aktiven Dienst, „Quoten“: je Pfarrgemeinde je 10.000 Katholiken • in Pfarrseelsorge, „Quoten“: je Pfarrgemeinde je 10.000 Katholiken • in anderen Bereichen DAVON: - Ausländerseelsorge - Hochschule, Priesterausb. - Kinder, Schüler, Jugend - Kranken-, Alteneinricht. - Leitung, Verwaltung - Militärseelsorge - Schule - andere Bereiche***)

inkardiniert

nicht inkardiniert

14.350*)

1.596

1,08 5,28

Ständige Diakone Ordenspriester

Laien Pastoralassistent(inn)en und -referent(inn)en

Gemeindeassistent(inn)en und Zusamme -referenn t(inn)en

im Hauptberuf

mit Zivilberuf

2.271

852

1.310

2.568

4.120

26.583**)

0,12 0,59

0,17 0,84

0,06 0,31

0,10 0,48

0,19 0,95

0,31 1,52

2,01**) 9,79**)

10.171

1.002

2.138

723

1.122

2.441

3.740

21.337

0,77 3,75 8.515

0,08 0,37 515

0,16 0,79 1.293

0,05 0,27 557

0,08 0,41 1.043

0,18 0,90 1.471

0,28 1,38 3.177

1,61 7,86 16.571

0,64 3,14 1.656

0,04 0,19 487

0,10 0,48 845

0,04 0,21 166

0,08 0,38 79

0,11 0,54 970

0,24 1,17 563

1,25 6,10 4.766

30 190 125 352 314 50 278 317

236 128 0 40 2 17 10 54

215 49 37 230 25 6 37 246

6 5 3 69 24 0 9 50

2 2 2 26 5 0 19 23

15 58 92 293 163 13 119 217

17 4 38 180 65 0 193 66

521 436 297 1.190 598 86 665 973

*) ohne Bischöfe, ohne in anderen Bistümern Aktive **) Annäherungswert (bei einer Gesamtzahl der Weltpriester von 17.733 Priestern) ***) Betriebsseelsorge; Caritas/soziale Dienste/Beratung; Erwachsenenbildung/Akademien; Exerzitien (Spiritual); Geistliche Bewegungen; Justizvollzug; Öffentlichkeitsarbeit/Medien; Polizeiseelsorge; Verbände/Vereine/Hilfswerke; nicht einzuordnen

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