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Kasperl feiert birthday Elisabeth Krug

8223 Stubenberg am See 191 Austria Tel.: (+43) 3176 / 8700

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Inhalt Kasperl hat morgen Geburtstag. Er ist empört, weil ihm die Großmutter nicht verraten will, wie alt er ist. Ihrer Meinung nach sollte der Kasperl für sein Alter schon viel gescheiter sein. Gretel verrät ihm, dass die Großmutter Kasperl eine Geburtstagstorte backen wird. Darauf werden so viele Kerzen sein, wie Kasperl alt ist. Weil die Geburtstagskerzen ausverkauft sind, stellt die Großmutter eine Schüssel mit der entsprechenden Anzahl von Schokoladestücken auf den Gabentisch. Die der Reihe nach eintreffenden Gäste halten dies für einen Begrüßungshappen und bedienen sich. Somit erfährt Kasperl wieder nicht, wie alt er wird. Unter den Gästen ist auch ein Mädchen mit schwarzer Hautfarbe. Sie will Kasperl einige englische Wörter beibringen, worauf Gretel ein wenig eifersüchtig wird. Zu guter Letzt wird es doch noch ein gelungenes Birthdayfest.

Personen Kasperl ..................................................................................... 26 Einsätze Gretel....................................................................................... 25 Einsätze Großmutter ............................................................................. 9 Einsätze Seppl ........................................................................................ 16 Einsätze Hexe ......................................................................................... 9 Einsätze Zauberer ................................................................................. 10 Einsätze Herr Brotesser...................................................................... 7 Einsätze Josephine (ein schwarzes Mädchen) ................................ 11 Einsätze

Requisiten Gartentisch, Hexenbesen, Zaubertrank, 30 Rippen Schokolade, Schüssel, Geburtstagstorte, Kekse in Herzform, Lebkuchenstücke, Brotscheiben, Äpfel, Blumenstrauß.

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1. Szene Kasperl:

Kasperlfix, heut freut mich nix! Und die Großmutter ist schuld daran. Da streng ich mich drei Tage an, bin brav wie ein Schaf, (beiseite:) weil ich morgen Geburtstag hab. Vielleicht fällt ein hübsches Geschenk für mich ab? Dann guckt sie über ihre Augengläser und schaut mich an wie ein Menschenfresser und sagt mir streng in das Gesicht: dein wahres Alter verrate ich dir besser nicht. Denn du solltest längst vernünftiger sein. Wieder mit normaler Stimme: So sagt sie, ist das nicht gemein? Denn das Dumme an der Geschicht, ich weiß mein Geburtsjahr selber nicht! Wie soll ich mich daran erinnern können, wenn die Jahre so schnell verrennen? Und meine Geburt hab ich leider auch vergessen, die ist bestimmt sehr aufregend gewesen. Sieht Gretel auf die Bühne kommen, reagiert genervt und schaut in die andere Richtung. Ui jegerl, die Gretel spaziert um die Ecke, es ist zu spät, dass ich mich verstecke. Immer soll ich mit ihr lachen, lustig sein und Späße machen! Sie wird schon merken, dass ich grantig bin. Am besten, ich schau gar nicht zu ihr hin.

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Gretel (schmeichelnd): Kasperl, die Großmutter lässt dich grüßen, sie will dir morgen das Leben versüßen ... Kasperl reagiert nicht, Gretel zupft ihn am Arm. ... mit einer großen Geburtstagstorte. Kasperl, hörst du meine Worte? Auf der Torte sind Kerzen, die musst du zählen, für jedes Lebensjahr eine, es wird keine fehlen! Kasperl (fröhlich): Eine Kerze bekomme ich für jedes Jahr? Mein liebes Greterl, das ist wunderbar! Dann werde ich endlich erfahren, wie viel ich zähl an Lebensjahren. Gretel (zum Publikum): Und ich werde endlich das eine wissen, ob der Kasperl schon alt genug ist zum Küssen. Oder gar zum Heiraten, das wär auch nicht schlecht. Ein lustiger Kasperlmann käm mir schon recht! Kasperl:

Was murmelst du zum Publikum? Dreh dich gefälligst zu mir um!

Gretel dreht sich zum Kasperl und hält ihm erwartungsvoll ihr Gesicht entgegen. Er aber schneidet eine Grimasse und macht mit seinen Zeigefingern Hörner auf seinem Kopf. Gretel (enttäuscht): Ach, Kasperl, du wirst nie erwachsen! Das meint die Großmutter auch. Deinen Geburtstag feiern wir trotzdem, es ist so Brauch. Ein Fest im Garten soll es sein, wir laden dazu ein paar Gäste ein.

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Seppl kommt auf die Bühne, hat das Ende des Gespräches mitgehört. Seppl:

Was hab ich da soeben vernommen? Mir scheint, ich bin im rechten Augenblick gekommen. Was wird gefeiert, was gibt’s zu essen?

Gretel:

Seppl, hast du Kasperls Geburtstag vergessen?

Seppl (erschrocken): Ja! — Nein, natürlich nicht! Bin ja kein vergesslicher Wicht. Sonst hätte ich ja die guten Sachen versäumt, das kommt davon, wenn man von einem hübschen Mädchen träumt. Kasperl, darf ich jemand mitbringen zum Fest? Jemand, den man nicht gerne zu Hause lässt? Gretel:

... wenn man verliebt ist, hab ich richtig getippt?

Kasperl:

Der Seppl, mein Freund!? Der ist verliebt?

Gretel:

Davon verstehst du leider nix!

Kasperl:

Und du noch viel weniger, Kasperlfix!

Seppl:

Streitet euch doch nicht deswegen. Das Geburtstagsfest kommt mir sehr gelegen, dass ich euch meinen neuen Nachbarn vorstellen kann, Professor Brotesser heißt er, ein gebildeter Mann. Und er hat eine Schülerin (verdreht die Augen), die heißt Tschosefin. Schwarz gelockt ist sie und braun, wie ein schwarzes Pupperl anzuschauen.

Gretel hält Seppl ihre blonden Zöpfe vor die Nase. Gretel:

Sind blonde Zöpfe vielleicht nicht schön?

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Seppl (versöhnlich): Doch, besonders deine, die dir so gut stehn. Gretel:

Und was lernt das Pupperl beim Professor Brotesser?

Seppl:

Sie lernt Deutsch, jeden Tag ein wenig besser.

Kasperl (erstaunt): Wenn sie nicht Deutsch kann, was kann sie dann? Seppl:

Schi spicks Inglisch, wie geschmiert, das lernt Herr Brotesser von ihr, weil’s ihn interessiert. Und ich verstecke mich immer neben dem Zaun, hinter dem Stamm vom Apfelbaum und lerne mit. Wie wird sie staunen, kann ich ihr endlich „Ei laf ju“ zuraunen.

Kasperl (verständnislos zu Gretel): Ei laf ju? Verstehst du, was das heißt? Gretel (ratet): Vielleicht: Isst du gerne Eierspeis? Kasperl: Also ich ess Torte viel, viel lieber. Er schlägt sich mit der Hand vor den Kopf. Morgen habe ich Geburtstag, jetzt kommt’s mir wieder! (Zu Seppl:) Du bist natürlich eingeladen zu meinem Feste und nimm den Brotesser und die ... Seppl:

Tschosefin ...

Kasperl:

... mit als Gäste!

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Von links und von rechts kommen die Hexe Rexe und der Zauberer Pfiffikus zur Bühnenmitte hervor. Die Hexe mit einem „Huiiiii“ auf dem Besenstiel, der Zauberer mit einem lauten Pfiff. Er schwingt seinen Zauberstab. Nach einer übertriebenen Begrüßungsszene sprechen sie gemeinsam. Hexe und Zauberer: Wenn’s was zum Feiern gibt, sind wir dabei! Kasperl (seufzend): Wenn es unbedingt sein muss, sonst gibt es Schererei. Hexe (streitsüchtig): Kasperl, hast du Schererei gesagt? Du hast mich schon oft geplagt. Ich tu doch niemandem was zuleid, bin die netteste Hexe, weit und breit. Zauberer:

Sie ist wirklich nett, das stimmt, (beiseite) so lange sie sich gut benimmt. (Zu den anderen) Und der Duft ihrer Lebkuchen könnt mich schon verlocken, Tag und Nacht bei ihr zu hocken.

Seppl (staunend): Wie sich die zwei auf einmal gut vertragen, die Hexe und der Zauberer, ich muss schon sagen ... Hexe (geziert): Ja, ja, der Pfiffikus sitzt oft in meinem Hause und bekommt von mir eine Lebkuchenjause. Zauberer:

Dafür pfeif ich kräftig in die Glut, dann brennt das Feuer doppelt so gut. Aus dem Backofen duftet’s, der Teekessel surrt, Legt den Arm um die Hexe. Wir haben es gemütlich, und die Katze schnurrt. 8

Kasperl:

Abgemacht, ihr könnt morgen kommen!

Gretel:

Aber ein Korb voll Lebkuchen wird mitgenommen! Zauberstab und Hexenbesen lasst ihr vor der Tür, das Fest beginnt, ... sagen wir um vier!

Seppl:

Lebkuchen und Torte kann ich nicht mitbringen, vielleicht werde ich ein Liedchen singen!

Kasperl (beiseite): Kasperlfix, dann verstopfe ich mir meine Ohren. Gretel:

Muss eben ich die Torte fürs Fest besorgen.

Alle gehen ab, Kasperl bleibt allein zurück. Er macht einen Luftsprung. Kasperl:

Morgen bin ich die Hauptperson, Kasperlfix, ich freu mich schon!

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2. Szene Gretel und Großmutter sind im Garten mit Vorbereitungen für Kasperls Geburtstagsfest beschäftigt. Auf einem Tisch steht eine Glasschüssel, in die die Großmutter etliche Rippen Schokolade leert. Großmutter: Wir müssen uns beeilen, die Uhr schlägt bald vier! Gretel:

Es war eine gute Idee von dir, statt Kerzen Schokoladestücke zu wählen.

Großmutter: Weil beim Kaufmann immer die wichtigen Sachen fehlen! Gretel:

Stimmt! Geburtstagskerzen gab es keine mehr.

Großmutter: Über die Schokostücke freut er sich bestimmt auch sehr. Gretel (neugierig): Verrätst du mir, wie viele es sind? Großmutter: Der Kasperl soll sie zählen, mein Kind. Gretel (zweifelnd): Ich hoffe, dass er das zusammenbringt. Großmutter: Ich muss noch rasch die Torte glasieren.

Großmutter geht ab. Gretel stellt einen Blumenstrauß mit einer Vase auf den Tisch. Gretel:

Und ich will den Kasperl mit Blumen verführen. Den schönsten Strauß hab ich selbst gepflückt. Ob mir damit mein Vorhaben glückt? Wer liebt, soll es mit Blumen sagen,

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doch beim Kasperl geht die Liebe wohl mehr durch den Magen. Darum habe ich Herzkekse gemacht, die will ich jetzt holen. Sie sind als Überraschung gedacht.

Gretel geht ab, Seppl schaut vorsichtig um die Ecke, schleicht dann zum Tisch. Seppl:

Ist schon wer da? O nein, o nein, die Luft ist rein, ich bin allein! So viel Schokolade in einer Schüssel? Mir steigt der Duft in meinen Rüssel. Er zieht hörbar die Luft durch die Nase ein, hält die Hand eine Weile über die Schüssel und greift dann zu. Ein paar weniger, das ist nicht schade, wer merkt das schon, bei so viel Schokolade?

Er nimmt einige Stücke und verschwindet mit seiner Beute rasch von der Bühne. Von der anderen Seite pirscht sich der Kasperl an. Kasperl:

Noch keiner da? Ja gibt’s denn das? Was schnuppert meine feine Nas? Ein Haufen Schokolade liegt da drauf! Ich nehme mir ein paar, das fällt nicht auf. Ob sie jetzt oder später mir gehören, wird keine Menschenseele stören.

Er schnappt einige und geht ab. Die Hexe und der Zauberer kommen. Sie stellen einen Teller voll Lebkuchen und eine Flasche Limonade sowie Pappbecher auf den Tisch. Hexe:

Huiii, meine Lebkuchen werden allen schmecken!

Zauberer:

Ich muss mir jetzt schon die Lippen lecken. Dazu passt am besten der Zaubersaft, er gibt Schwung und viel, viel Kraft. 11

Hexe (entdeckt die Schokoladestücke): Hier gibt es süße Begrüßungshappen! Zauberer:

Da wollen wir gleich eine Handvoll schnappen!

Die beiden essen einige Stücke. Inzwischen kommen Herr Professor Brotesser und Josephine auf die Bühne. Josephine läuft gleich zur Schüssel mit den Schokostücken, nimmt eines davon in den Mund. Josephine: Chocolate, chocolate, very fine! Brotesser (streng): Die gehören aber nicht dir allein. Er zieht sie weg, stellt einen Teller voll Brotscheiben auf den Tisch. Außerdem ist Brot gesünder für Männer, Frauen und für Kinder. Obgleich (zögert), hin und wieder kann es nicht schaden, ich nasche auch ein paar von den Schokoladen.

Seppl bringt einen Papiersack mit Äpfel daher und stellt diesen umständlich auf den Tisch. Seppl:

Ich bringe Äpfel (leise:), vom Baum geklaut, es hat grad keiner her geschaut. (Wieder laut:) Apfel und Brot macht Wangen rot. (Schaut Josephine an.) Aber braune Wangen gefallen mir auch, es kribbelt so komisch in meinem Bauch.

Gretel bringt einen Teller voll Herzkekse herein. Die Uhr schlägt vier. Gretel:

Pünktlich sind unsere Gäste gekommen und jeder hat etwas Gutes mitgenommen.

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Kasperl (springt fröhlich daher): Hollodaro, ich bin schon do! Seppl:

Ich brachte Äpfel mit.

Kasperl:

Danke! (Zur Seite:) Dafür singt er nit!

Josephine: My name ist Josephine. I give you a birthdaykiss.

Sie küsst Kasperl auf die Wange. Gretel sieht eifersüchtig zu. Gretel: Die kisst den Kasperl, ist das ein Mist! Sie schiebt Josephine schnell zur Seite und zeigt Kasperl die Kekse. Feine Kekse schenke ich dir und die Blumen sind auch von mir! Hexe:

Bitte, meine Lebkuchen nicht zu vergessen! Alle dürfen davon essen.

Zauberer (hebt die Flasche): Mit Zaubersaft stoßen wir an! Brotesser: Das Brot ist von mir, ich erinnere daran.

Das ganze Stück hat 17 Seiten

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