Kapitel 7 Krankheiten und Todesursachen

Kapitel 7 Krankheiten und Todesursachen 150 7  Krankheiten und Todesursachen 7.1  Häufigste Erkrankungen Zusammenfassung Die demografische Entwickl...
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Kapitel 7 Krankheiten und Todesursachen

150

7  Krankheiten und Todesursachen 7.1  Häufigste Erkrankungen Zusammenfassung Die demografische Entwicklung wie auch die verbesserten

Gesundheitsbericht Hessen

Bezugspunkt für die Daten ist die Gesamtzahl aller hessischen GKV-Versicherten. In Hessen sind rund 5 Millionen Menschen gesetzlich versichert. Die sechs Kassen, deren Daten ausgewertet werden konnten, repräsentieren rund 3,7 Millionen Versicherte. Für die Fallzahlberechnungen wurden diese Zahlen auf die gesamte hessische Bevölkerung bezogen. Es handelt sich somit um Hochrechnungen, also Schätzungen. Deshalb sind alle Fallzahlangaben gerundet.

medizinischen Möglichkeiten führen dazu, dass viele Krank­ heiten, wie z. B. Tumorerkrankungen oder Aids, zu chron­ ischen Erkrankungen werden. Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung fördern sogenannte Zivilisations­ krankheiten. Diese Krankheiten begleiten Menschen wäh­ rend einer langen Lebensphase. So führen auch in Hessen Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems und Diabetes die Lis­ te der häufigsten Krankheiten an. Bei Frauen kommt Depression als dritthäufigste Diagnose hinzu, sie steht bei Männern erst an Platz sechs. Auch chronische Atem­ wegserkrankungen sind bei beiden Geschlechtern häufig (Abb. 62). Daten zu Krankheitshäufigkeit und Entwicklung Für die Planung von Interventionen für spezifische ­Risiko- oder Betroffenengruppen ist es wichtig, eine näherungsweise Aussage über die erwartete Zahl von Betroffenen machen zu können. Die hier dargestellten Krankheitsdaten basieren auf kodierten Diagnosedaten von verschiedenen gesetz­lichen Kassenarten (GKVs) aus Hessen.

Problematisch für einen Vergleich der Daten über die Zeit ist jedoch u. a. die kontinuierliche Weiterentwicklung der Krankheitskodierungen nach HMGs. Das macht einen Vergleich der absoluten Zahlen derzeit unmöglich. Sobald mittels der Datentransparenzverordnung (DaTraV)3 seitens des Statistischen Bundesamtes eine Darstellung der Morbi-RSA-Diagnosen auf Bundesebene erstellt wird, lassen sich die hessischen Zahlen mit den Bundeszahlen vergleichen. Die durch die DaTraV geschaffene Auskunftsstelle beim Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information wird zukünftig solche zielgruppen- oder krankheitsspezifische Untersuchungen erleichtern. Die Darstellungen der Krankheiten in diesem Bericht dienen zu diesem Zeitpunkt deshalb vornehmlich der Visualisierung der Altersverläufe und der Erfassung der Größenordnung von Krankheiten. Sie entsprechen nicht den absoluten Fallzahlen in Hessen. Viele dieser Krankheiten werden in den nächsten Jahren aufgrund der Alterung der Bevölkerung weiter zunehmen,

Die Daten sind analog den hierarchisierten Mor­ biditätsgruppen (HMGs) zusammengefasst und entsprechen somit den Fallzahlen der Versicherten mit einer Diagnose, die eine der 80 Krankheitsgruppen betrifft, die im Rahmen des Morbi-RSA berücksichtigt werden1 sowie die weiteren Kriterien2 erfüllen.Da die Daten auf Versichertendaten basieren, sind sie nicht repräsentativ für die gesamte hessische Bevölkerung, sondern beziehen sich auf die ca. 5 Millionen GKV-Versicherten (rund 82 % aller Hessen).

insbesondere der Bluthochdruck sowie Krankheiten des

In dieser Aktualisierung des Hessischen Gesundheitsberichts mit Daten aus dem Jahr 2011 konnten jedoch wesentlich mehr Daten ausgewertet werden als im ersten Hessischen Gesundheitsbericht mit den Daten des Jahres 2009. Entsprach der Anteil der erfassten GKV-Versicherten 2009 in etwa 35 %, umfasst der Anteil 2011 knapp ¾ (74 %) der hessischen gesetzlich Versicherten. Somit konnte die Repräsentativität innerhalb der Gruppe der gesetzlich Versicherten erheblich verbessert werden.

ten) können durch Prävention und Gesundheitsvorsorge

Bewegungsapparates. Viele dieser Krankheiten bedingen Folgekrankheiten (Hypertonie, Diabetes, Osteoporose), sie verursachen hohe direkte Behandlungskosten (Makulade­ generation, Krebs) oder indirekte Kosten durch Arbeitsun­ fähigkeit und Pflegeaufwendungen (Krankheiten des Bewe­ gungsapparates, Demenz etc.). Die häufigsten chronisch verlaufenden

Erkrankungen

(Herz-Gefäß-Stoffwechsel-

Erkrankungen, psychosomatische Leiden, Knochenstoff­ wechselerkrankungen, Wirbelsäulen- und Gelenkkrankhei­ vermieden oder verzögert werden, lassen sich behandeln und durch Rehabilitationsmaßnahmen stabilisieren. 7.1.1  Herz-Kreislauf-Erkrankungen Unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden in diesem Kapitel Hypertonie, Herzinsuffizienz und koronare Herzkrankheiten zusammengefasst (Abb. 64, S. 152).

7 Krankheiten und Todesursachen

151

Abb. 62:  Die häufigsten Diagnosen in Hessen (2011) Fallzahlen in Tausend 0

100

200

300

Herz-KreislaufErkrankungen (ohne Bluthochdruck)

500

312 292 226 225

Diabetes 181

psychische Erkrankungen

399 143 141

Lungenerkrankungen 85 91

Neubildungen 37

Rheuma

80 48

Alkohol- und Drogenabhängigkeit Aids

400

23 5 2

weiblich

männlich

Legende: Enthalten sind alle erfassten HMGs der jeweiligen Diagnosen, wie auf Seite 150 beschrieben. Ausnahme: Herz-Kreislauf-Erkrankungen enthalten keine Hypertonie (HMG091). Psychische Erkrankungen umfasst neben Depression auch Demenz, Schizophrenie und weitere psych. Erkrankungen. Aufmerksamkeitsstörungen sind nicht berücksichtigt. Quelle: Daten gesetzlicher Krankenkassen auf der Basis von „hierarchisierten Morbiditätsgruppen“ (HMG) 2011, Statistisches Landesamt, eigene Berechnung 2013.

Abb. 63:  Prognose der Morbiditätsentwicklung in Deutschland bis 2050 50 %

40 %

30 %

20 %

10 %

2007 Quelle: Beske, F., Katalinic, A. et al. 2009. Schriftenreihe Fritz Beske Institut für Gesundheitssystemforschung, Band 14, angepasst (www.igsf.de).

Taubheit

Herzinfarkt

Krebs insgesamt

Rheumatoide Arthritis

Glaukom

Makuladegeneration

Demenz

Lungenentzündung

Diabetes mellitus

COPD

Osteoporose

Schwerhörigkeit

Rückenschmerzen

Arthrose

Hypertonie

0%

2050

152

Gesundheitsbericht Hessen

Abb. 64:  Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Hessen, 2011 Anteil an gesetzlich Versicherten in Hessen 30 % Fallzahlen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (1 bis 89 Jahre) 25 %

Herzinsuffizienz Angina pectoris Koronare Herzkrankheit Herzklappendefekte Arrhythmien

20 %

weiblich 64.120 19.931 75.686 48.170 44.358

männlich 54.643 31.686 109.703 36.745 42.839

15 %

10 %

5%

0%

Alter 1-5

6-12

13-17

18-24

25-29

30-34

35-39

40-44

45-49

50-54

55-59

60-64

65-69

70-74

75-79

80-84

85-89

Herzinsuffizienz (Frauen)

Herzinsuffizienz (Männer)

Angina pectoris / Z. n. altem Myokardinfarkt (Frauen)

Angina pectoris / Z. n. altem Myokardinfarkt (Männer)

Koronare Herzkrankheit / andere chronisch-ischämische Erkrankungen des Herzens (Frauen)

Koronare Herzkrankheit / andere chronisch-ischämische Erkrankungen des Herzens (Männer)

Erworbene Erkrankungen der Herzklappen und rheumatische Herzerkrankungen (Frauen)

Erworbene Erkrankungen der Herzklappen und rheumatische Herzerkrankungen (Männer)

Näher bezeichnete Arrhythmien (Frauen)

Näher bezeichnete Arrhythmien (Männer)

Legende: Die hier erfassten Erkrankungen entsprechen den HMG-Diagnosen der jeweiligen Diagnosegruppe (siehe Seite 150). Herzinsuffizienz, Angina pectoris / Z. n. Infarkt, chronische koronare Herzkrankheit, erworbene Herzklappendefekte sowie Arrhythmien. Akute koronare Krankheiten, angeborene Herzdefekte und Hypertonie sind nicht dar­gestellt. Quelle: Daten gesetzlicher Krankenkassen auf der Basis von „hierarchisierten Morbiditätsgruppen“ (HMG) 2011, Statistisches Landesamt, eigene Berechnung 2013.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigsten chro-

und F ­ olgekrankheiten zugleich. Häufig treten sie zusam-

nischen

Bevölkerung.

men mit anderen Krankheiten auf, die das Risiko für die

Gleiches gilt für Hessen. Im Jahr 2011 waren in Hessen rund

(Weiter-)Entwicklung von Herz- und Gefäßkrankheiten

500.000 (stationäre) Behandlungsfälle auf Krankheiten des

zusätzlich erhöhen. Dazu zählen v. a. Diabetes und Fett-

Herz-Kreislauf-Systems zurückzuführen (siehe Abb. 64),

stoffwechselstörungen. Die meisten dieser Störungen

zählt man Bluthochdruck noch dazu, waren es über

und Krankheiten sind durch den Lebensstil beeinflussbar.

1,27 Millionen Fälle. Dies entsprach einem Anteil von

Durch kontinuierliche Krankheitsentwicklung nehmen alle

15  %

Erkrankungen mit dem Alter zu.

an

Erkrankungen

allen

der

Diagnosen

deutschen

im

Krankenhausbereich.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind aber nicht nur die häufigsten Erkrankungen, sondern auch die häufigs-

In diesem Kapitel werden Ursachen und Risikofakto-

ten Todesursachen. Rund 39 % der Sterbefälle im Jahr

ren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen beschrieben und

2013 waren auf Kreislauf­ erkrankungen zurückzuführen

gleichzeitig wird dargestellt, wie man präventiv gegen

(Abb. 92, S. 189).

diese Krankheiten vorgehen kann. Dazu wird auf drei Hauptrisikofaktoren fokussiert: die Korrelation zwischen

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind größtenteils Zivilisa-

Fettleibigkeit und Herzerkrankungen, die Rolle von Be-

tionskrankheiten. Angeborene Herzfehler und gene­

wegungsmangel sowie die Bedeutung von Aktiv- und

tische Ursachen sind nur zu einem kleinen Teil ursäch-

Passivrauchen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zu Be-

lich. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind Risikofaktoren

ginn werden die Krankheitskosten dargestellt.

7 Krankheiten und Todesursachen

153

Abb. 65:  Krankheitskosten 2008 nach ausgewählten Krankheitsklassen

Abb. 66:  Verlorene Erwerbstätigkeitsjahre 2008

50

40

30 254,28 Mrd. Euro

20

10

0 insgesamt

Krankheiten des Kreislaufsystems (14,5 %) Krankheiten des Verdauungssystems (13,7 %)

Invalidität

weiblich Arbeitsunfähigkeit

männlich Mortalität

Psychische und Verhaltensstörungen (11,3 %) Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems (11,2 %) Quelle: Statistisches Bundesamt Wiesbaden 2015.

Krankheiten der Mundhöhle, Speicheldrüsen und Kiefer (8,8 %) Neubildungen (7,1 %) Bösartige Neubildungen (6,1 %) Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (5,4 %)

Eine Aufteilung der Krankheitskosten von insgesamt

Krankheiten des Atmungssystems (5,2 %)

254,3 Milliarden Euro auf einzelne Krankheitsgruppen

Symptome und klinische abnorme Befunde a. n. k. (5,2 %)

zeigt die oben Grafik des Robert Koch-Instituts (Abb. 65).

Verletzungen und Vergiftungen (4,9 %) Krankheiten des Nervensystems (4,9 %)

Das ergab 2008 Ausgaben von rund 3.100 Euro pro Kopf

Andere (1,6 %)

und Jahr für die Prävention von und die Behandlung, Rehabilitation und Pflege nach Erkrankungen und Unfällen.

Quelle: Krankheitskostenrechnung, Statistisches Bundesamt, Stand: 16.10.2015.

Die indirekten Kosten sind potenzielle Verluste für die Volkswirtschaft. Diese Verluste entstehen durch ArbeitsÖkonomische Betrachtung

unfähigkeit, Invalidität oder vorzeitigen Tod der erwerbs-

Die Erkrankung eines Menschen verursacht nicht nur di-

tätigen Bevölkerung. Der Verlust wird in Form von verlo-

rekte Kosten für das Gesundheitswesen, sondern auch

renen Erwerbstätigkeitsjahren berechnet und stellt eine

indirekte Kosten für die Volkswirtschaft. Direkte Kosten

kalkulatorische Kennzahl dar. Im Jahr 2006 gingen rund

sind solche, die das Gesundheitswesen durch Diagnostik

4 Millionen Erwerbstätigkeitsjahre durch Arbeitsunfähig-

und Therapien oder die Inanspruchnahme von weiteren

keit, Invalidität oder vorzeitigen Tod verloren. Krankheiten

medizinischen Dienstleistungen belasten. Rehabilitations-

des Kreislaufsystems waren dabei mit 9,4 % und somit an

maßnahmen werden ebenfalls in die direkten Kosten ein-

fünfter Stelle ursächlich. Auf dem ersten Rang als Grund

gerechnet. Die indirekten Kosten sind solche, die dadurch

für Arbeitsunfähigkeit lagen deutlich Krankheiten des

entstehen, „dass aufgrund von Krankheit und vorzeitigem

Muskel- und Skelett-Systems (351.000 Jahre), gefolgt von

Tod ansonsten von den Betroffenen hergestellte Güter

Krankheiten des Atmungssystems (217.000 Jahre), psychi-

4

schen Krankheiten (196.000 Jahre) und Verletzungen bzw.

und Dienstleistungen nicht mehr erstellt werden können“.

Vergiftungen (210.000 Jahre). Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten 2008 zusammen einen Anteil von 14,5 % (37 Milliarden Euro) an den direkten

Die Aufteilung des Ressourcenverlustes zeigt deutliche

Gesamtkosten. Die teuersten Erkrankungen des Kreis-

Geschlechtsunterschiede. So ist die Zahl der Arbeitsunfä-

laufsystems waren mit 3,6 % die Hochdruckkrankheiten.

higkeitstage im Bezugsjahr 2008 bei den Männern etwa

Schlaganfälle oder Hirninfarkte folgten mit einem Anteil

ein Drittel höher als bei den Frauen. Die Ausfallarten zei-

an den Gesamtkosten von 3,2 %. Mit 2,7 % schlugen ischä-

gen ebenfalls deutliche Unterschiede zwischen den Ge-

mische oder koronare Herzkrankheiten zu Buche.5

schlechtern, wie Abb. 66 zeigt.

154

Gesundheitsbericht Hessen

Abb. 67:  Frühverrentungen im Verlauf – am häufigsten psychisch bedingt 80.000

60.000

40.000

20.000

0 2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

Psyche

Neubildungen

Nervensystem

Muskel-Skelett

Herz-Kreislauf

Atmung

2012

Legende: Dargestellt ist die Zahl der Rentenneuzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit pro Jahr aufgrund der sechs wichtigsten Krankheitsarten. Quelle: DRV-Statistik Rentenzugang (nach Darstellung der Bundespsychotherapeutenkammer).

Abb. 68:  Ursachen für Frühverrentungen (2012) 100 %

80 %

13,2 % 3,0 % 5,8 % 9,6 %

60 %

12,6 % 13,7 %

11,4 % 2,4 % 5,9 % 5,6 %

3,5 % 5,7 %

12,7 %

13,5 %

13,5 %

12,6 %

15 %

13,8 %

40 %

20 %

42,1 %

Der Anteil psychischer Erkrankungen als Ursache für Frühverrentungen ist bei Frauen mit 48,5 % deutlich höher als bei Männern (35,9 %). Dabei haben vor allem Depressionen, Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen sowie Suchterkrankungen zugenommen (Abb. 68). Krankheitsbilder: Hypertonie oder Bluthochdruck ist sehr verbreitet und wird mit zunehmendem Alter häufiger.

48,5 % 35,9 %

Laut Daten des Robert Koch-Instituts hat in Deutschland aktuell jeder dritte Erwachsene einen Bluthochdruck (rund

0% insgesamt

weiblich

männlich

Psyche

Muskel-Skelett

Neubildungen

Herz-Kreislauf

Nervensystem

Atmung

Sonstiges

Legende: Dargestellt ist der Anteil (%) der wichtigsten Krankheitsarten an den Rentenneuzugängen wegen verminderter Erwerbsfähigkeit für das Jahr 2012 insgesamt, für Frauen und für Männer. Zugrundeliegende Population: Insgesamt: N = 177.061; Frauen: N = 86.517; Männer: N = 90.544. Quelle: DRV-Statistik Rentenzugang (nach Darstellung der Bundespsychotherapeutenkammer).

20 Millionen Erwachsene), fast 60 % der Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren haben einen nicht optimalen Blutdruck. Bluthochdruck6 ist der bedeutendste Risikofaktor für vermeidbare Todesfälle weltweit. Hypertonie ist einer der Hauptrisikofaktoren für Gefäßveränderungen an vielen Endorganen. Neben Herz und Gehirn sind auch arteriosklerotisch bedingte Durchblutungsstörungen z. B. der Beine eine Folgekrankheit. Am Herzen führt Hypertonie unbehandelt oft zu koronarer

Nach einer Studie der Bundestherapeutenkammer zur

Herzkrankheit, Herzinfarkt und Herzinsuffizienz. Jedoch

Arbeits- und Erwerbsunfähigkeit aus dem Jahr 2013 sind

gibt es keinen relevanten Grenzwert für „normalen“ Blut-

psychische Erkrankungen immer häufiger der Anlass für

druck. Gleichzeitig ist Bluthochdruck der bedeutendste

Krankschreibungen oder gar Erwerbsunfähigkeit.

Risikofaktor für Schlaganfälle. Zwei Drittel aller Schlagan-

Im Zeitraum 2000 bis 2012 hat sich der Anteil psychischer

fälle und die Hälfte aller Herzinfarkte können einem systo-

Erkrankungen an AU-Tagen fast verdoppelt und beträgt

lischen Blutdruck > 115 mmHg zugerechnet werden.

inzwischen 14 %. Rund 75.000 Versicherte bezogen 2012 erstmals eine Rente wegen Erwerbsminderung aufgrund

Herzinsuffizienz ist u. a. eine direkte Folge von Hyperto-

psychischer Krankheitsbilder. Damit ist fast jede zweite

nie und neben einigen weniger häufigen Ursachen auch

Frührente psychisch verursacht (Abb. 67).

eine häufige Folge von Herzinfarkt und den dadurch

7 Krankheiten und Todesursachen

155

entstandenen Herzmuskelschäden. Die Mortalität von

gilt als sogenannte Markererkrankung, die auf weitere Ge-

Herzinsuffizienz ist trotz verbesserten Therapieoptionen

fäßverengungen im Herz-Kreislauf-System hinweist. Das

immer noch hoch.

macht sie so gefährlich: 75 % der pAVK-Patientinnen und -patienten sterben an Herzinfarkt und Schlaganfall. Die Er-

In etwa 95 % der Fälle wird die chronische periphere ar-

krankung reduziert die Lebenserwartung um ca. acht Jah-

terielle Verschlusskrankheit (pAVK) durch Arteriosklero-

re − die Sterblichkeitsrate von pAVK-Patientinnen und Pati-

se bzw. ihre symptomatische Form Atherothrombose

enten ist doppelt so hoch wie die der Gesamtbevölkerung.

bedingt. Diese gehört zu den häufigsten Erkrankungen unserer Zeit. Ein ungesunder Lebensstil mit fettreicher

Die Deutsche Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für

Ernährung und mangelnder Bewegung sowie Nikotinkon-

Gefäßmedizin e. V. (DGA) informiert auf ihren Internetsei-

sum fördern die Entstehung einer pAVK. Patientinnen und

ten: www.dga-gefaessmedizin.de und www.verschlusssa­

Patienten, die an Bluthochdruck oder Diabetes mellitus

che-pavk.de über pAVK und weitere Gefäßerkrankungen.

leiden, haben ein höheres Risiko, an pAVK zu erkranken.

In Zusammenarbeit mit dem Hessischen Sozialministerium und hessischen Kommunen sowie mit hessischen Kliniken

Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) ist eine Störung der Durchblutung in den Arterien im Becken und in den Beinen. Bei pAVK sind die Arterien durch Arteriosklerose so verengt, dass Beine, Füße und andere Körperteile nicht mehr ausreichend durchblutet werden. Die pAVK wird auch „Schaufensterkrankheit“ genannt, da erkrankte Personen z. B. vor Schaufenstern stehenbleiben, um Schmerzen beim Gehen zu überspielen, und dort abwarten, bis sie wieder abgeklungen sind. pAVK verläuft lange beschwerdefrei und bleibt deshalb oftmals unbemerkt. Erst im fortgeschrittenen Stadium treten Schmerzen beim Gehen auf.

klärt die DGA die Bevölkerung auf Veranstaltungen über die Erkrankung auf. 7.1.2  Diabetes mellitus Typ 2 Diabetes mellitus wird durch die starken Zuwachsraten oft als Epidemie bezeichnet. Der Anteil der an Diabetes leidenden Menschen wird weltweit auf ca. 7 % geschätzt, dies entspricht rund 250 Millionen Menschen. In Deutschland leiden ca. 6 Millionen Menschen an Diabetes, wobei durch die hohe Dunkelziffer nichtdiagnostizierter Diabetikerinnen und Diabetiker die Zahl oft noch pessimistischer geschätzt wird. Lediglich 9,5 % der Diabetikerinnen und Diabetiker leiden an Typ-1-Diabetes, dieser ist meist an-

pAVK-Patientinnen und -patienten sind in Deutschland

geboren. Typ-2-Diabetes dagegen korreliert meist mit

im Vergleich zu Patientinnen und Patienten mit koronarer

Übergewicht, Bewegungsmangel und unausgewogener

Herzkrankheit, Schlaganfall- und Herzinfarktpatienten un-

Ernährung. Während in der Vergangenheit über 40-Jäh-

terversorgt. Dabei erkranken bundesweit rund 4,5 Milli-

rige, aber vor allem über 60-Jährige erkrankten, sind

onen Menschen an einer pAVK. Mit zunehmendem Alter

mittlerweile auch vermehrt Kinder von Typ II Diabetes be-

steigt der Anteil der pAVK-Patientinnen und -patienten.

troffen. Folgeerkrankungen bei Diabetes sind meist ge-

Vor allem ältere Menschen über 65 Jahre sind betroffen

fäßbedingt, z. B. Hypertonie (75,2 %), Herzinfarkt (9,1 %),

– jeder Fünfte vom Hausarzt untersuchte Patient dieser Al-

Retinopathie (11,9 %), Nierenschäden oder Neuropathie

tersgruppe hat eine pAVK, ohne davon zu wissen.

(10,6 %).7 Diabetikerinnen und Diabetiker haben ein bis zu viermal höheres Risiko einer koronaren Herzkrank-

Bereits im Frühstadium kann eine pAVK durch die nicht

heit.8 Mehr als 75 % der Diabetikerinnen und Diabetiker

invasive Dopplerdruckmessung nachgewiesen werden.

versterben an akuten Gefäßverschlüssen, vor allem an

Diese Untersuchung weist eine pAVK nach, auch wenn

Herzinfarkt.9 Häufig tritt Diabetes zusammen mit anderen

noch keine Beschwerden vorliegen. Gefäßmedizinerinnen

Risikofaktoren und Stoffwechselerkrankungen auf. Dieses

und Gefäßmediziner (Angiologen), Hausärztinnen und

sogenannte metabolische Syndrom umfasst Insulinresis-

Hausärzte und andere können die Dopplerdruckmessung

tenz mit Blutzuckerstoffwechselstörung, Übergewicht und

durchführen.

Fettstoffwechselstörungen. Durch diese Faktoren und auch weitere Risikofaktoren für Gefäßschäden, z. B. das

Wenn die Betroffenen nicht behandelt werden, kann

Rauchen, wird das Risiko für Folgekrankheiten potenziert.

pAVK weitreichende Folgen haben: In Deutschland werden jährlich etwa 60.000 Amputationen wegen pAVK, oft

In Hessen ist mehr als eine halbe Million Menschen mit di-

in Verbindung mit Diabetes mellitus, vorgenommen. pAVK

agnostiziertem Diabetes registriert. Abb. 69, S. 157 zeigt

156

die registrierten Fallzahlen der gesetzlich versicherten hessischen Frauen und Männer in den einzelnen Lebensjahren. Beide sind relativ ähnlich, wobei Frauen meist früher unter der Erkrankung leiden. Ökonomische Betrachtung In der „KoDiM-Studie“ (2001)10 wird Diabetes mellitus als „die teuerste chronische Erkrankung“ bezeichnet. Allein die jährlichen direkten Kosten für die Behandlung einer an Diabetes erkrankten Person sind in etwa so hoch wie die jährlichen Gesamtkosten für eine durchschnittlich gesetzlich versicherte Person.11 Dabei macht die Krankheit alleine nur einen geringen Kostenfaktor aus. Die durch Diabetes induzierten Kosten durch Folge- und Begleiterkrankungen, wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle, sind für das Gesundheitssystem wesentlich belastender. So ist Diabetes mittlerweile die häufigste Ursache für Erblindung und Nierenversagen. Disease-Management-Programme Bei der Sekundärprävention werden vermehrt Disease-­ Management-Programme eingesetzt. Diese haben zum Ziel, gesundheitsförderndes Verhalten der Patientinnen und Patienten durch spezifisches Krankheitswissen zu unterstützen und gleichzeitig das Einhalten von evidenzba-

Gesundheitsbericht Hessen

Als Vergleichsgruppe dienten alle Patientinnen und Patienten mit D iabetischem Fußsyndrom, die in nicht am IV-Vertrag teilnehmenden zertifizierten Fußambulanzen der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) behandelt wurden. Die Ergebnisse waren deutlich: Der zeitliche Abstand zwischen erster Feststellung einer Fußwunde und der Vorstellung in der Fußambulanz konnte deutlich reduziert werden, von 11,5 Wochen auf zuletzt vier bis fünf Wochen. Das entspricht einer Reduktion um fast zwei Drittel. Auch das relative Risiko einer Major­ amputation (über dem Sprunggelenk) konnte um ein Drittel reduziert werden. Oberschenkelamputationen waren in der IV-Gruppe gar nicht notwendig. Voraussetzung für den Erfolg eines solchen selektivvertraglichen Angebots ist neben der Adhärenz seitens der Patientinnen und Patienten die sektorenübergreifende Zusammenarbeit der Fußambulanz insbesondere mit den zuweisenden Hausärztinnen und Hausärzten, um eine notwendige Therapie rechtzeitig zu beginnen. Auch dieses Projekt war nur möglich aufgrund der guten Zusammenarbeit zwischen beteiligten Hausärztinnen und Hausärzten sowie Fachärztinnen und Fachärzten. Quelle: AOK Hessen und Hessischer Diabetesbeirat.

sierten Vorsorge- und Therapiemaßnahmen durch strukturierte Behandlungsprogramme und Qualitätssicherung umzusetzen. Dazu werden Patienten-Coaches eingesetzt,

7.1.3  Risikofaktoren und Präventionsangebote für

die Patientinnen und Patienten individuell (telefonisch) be-

Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes

treuen. Solche Programme werden u. a. von Krankenkassen (im Rahmen des SGB V § 137) organisiert und beziehen

Aktiv- und Passivrauchen als Ursache für

Ärztinnen und Ärzte und weitere Mitbehandelnde ein. Im

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Rahmen des Hessischen Diabetesbeirats werden Präven-

„Rauchen ist neben mangelnder Bewegung und unge-

tionsprogramme und integrierte Versorgungsansätze mit

sunder Ernährung einer der bedeutendsten Risikofakto-

dem Ziel einer verbesserten Versorgung der Betroffenen

ren für chronische, nicht übertragbare Krankheiten wie

in Hessen bearbeitet.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen“.12 Im Schnitt sterben in Deutschland jährlich zwischen 110.000 und 140.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Die Atemwege und

Integrierte Versorgung „Diabetisches Fußsyndrom“ Zwischen der AOK Hessen und zwei Fußambulanzen im Rhein-Main-Gebiet besteht seit März 2007 ein Vertrag nach § 140 a-d SGB V (Integrierte Versorgung) zur Effizienzsteigerung und Nachhaltigkeit von Qualität und Wirtschaftlichkeit bei der Versorgung des diabetischen Fußes.

das Herz-Kreislauf-System sind neben vielen weiteren Organen die am stärksten betroffenen Organe. Das Risiko, unter einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu leiden, ist bei Rauchern doppelt so hoch wie bei Nichtrauchern. Menschen, die mit einem Raucher zusammenleben oder an ihrem Arbeitsplatz Tabakrauch ausgesetzt sind, haben ein erhöhtes Risiko (25 % bis 30 %) auf koronare Herzkrankheit

Die Auswirkungen des Projektes wurden in einer Evaluation dargestellt. In einer Studie wurde überprüft, ob die Behandlung im Rahmen der Integrierten Versorgung (IV) Auswirkungen auf Behandlungsqualität bzw. -kosten hat.

sowie ein erhöhtes Thromboserisiko. Das Risiko vermindert sich, wenn die Exposition beendet wird. In Hessen rauchen ca. 1,42 Millionen Personen13, das entspricht einem Raucheranteil von ca. 20 % bei den Frauen

7 Krankheiten und Todesursachen

157

Abb. 69:  Diabetes in Hessen (2011) Anteil an gesetzlich Versicherten in Hessen 35 % Fallzahlen Diabetes (1 bis 90 Jahre) 30 % Gesamt davon Typ 1 davon Typ 2

25 %

weiblich 225.275 16.361 208.914

männlich 226.171 18.167 208.004

20 %

15 %

10 %

5%

0%

Alter 1

5

10

15

20

Typ-1-Diabetes (Frauen)

25

30

35

40

45

50

Typ-1-Diabetes (Männer)

55

60

65

70

Typ-2-Diabetes (Frauen)

75

80

85

90

Typ-2-Diabetes (Männer)

Legende: Um eine Unterscheidung nach Typ1- und Typ-2-Diabetes treffen zu können, wurde unter Typ 1 nur HMG020 erfasst. Unter Typ 2 sind alle weiteren diabetesbezogenen HMGs zusammengefasst, die somit auch Typ-1-Diabetiker mit Komplikationen enthalten (vgl. HMG-Diagnosen der jeweiligen Diagnosegruppe Seite 150). Quelle: Daten gesetzlicher Krankenkassen auf der Basis von „hierarchisierten Morbiditätsgruppen“ (HMG) 2011, Statistisches Landesamt, eigene Berechnung 2013.

und 27 % bei den Männern.14 Hessen hat damit laut Statis-

Tab. 10:  Jährliche direkte Kosten des Rauchens direkte Kosten (Mio. €)

tischem Bundesamt den höchsten Anteil an Nichtrauchern in Deutschland.15 Berechnungen der Universität Hamburg ermitteln für Deutschland Kosten für das Rauchen nach einer im Zeitraum 2008 bis 2012 unter Versicherten der Techniker Krankenkasse durchgeführten Erhebung von rund 79 Milliarden Euro pro Jahr, aufzuteilen in 25,41 Milliarden Euro direkte Kosten und 53,68 Milliarden Euro indirekte Kosten. Die Steuereinnahmen der Bundesregierung für Tabakwaren sind wesentlich geringer als die entstehenden Gesundheitskosten und Sozialversicherungskosten durch Tabakkonsum. Im Jahr 2014 lagen die bundesweiten Steuereinnahmen durch Tabakkonsum bei ca. 14,612 Milliar-

Krankheitskosten durch Passivrauchen (Ehegatte/Lebenspartner) Krankheitskosten durch Rauchen

1.010,00 22.760,00

Berufliche Rehabilitation (pauschal)

139,10

Krankheitskosten durch Passivrauchen (Kinder)

219,39

Unfälle

246,35

Rehabilitationsmaßnahmen

498,90

Pflegekosten

544,12

Summe

25.417,86

Quelle: T. Effertz: „Die volkswirtschaftlichen Kosten gefährlicher Konsumgüter – Eine theoretische und empirische Analyse für Deutschland am Beispiel Alkohol, Tabak und Adipositas.“ Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main (im Druck).

Tab. 11:  Jährliche indirekte Kosten des Rauchens

16

den Euro (Tab. 10 und Tab. 11).

indirekte Kosten (Mio. €) Erwerbsminderungen

4.520,00

Risikofaktor Übergewicht

Kurzfristige Arbeitslosigkeit

7.380,00

Studien belegen, dass Erwachsene, die schon als Kind

Arbeitsunfähigkeit

übergewichtig waren, ein mehr als sechsfach höheres Ri-

Langzeitarbeitslosigkeit

13.250,00

siko haben, auch im Erwachsenenalter übergewichtig zu

Ressourcenverlust durch Mortalität

19.610,00

17

7.620,00

sein. Die Wahrscheinlichkeit Übergewichtiger, an Diabe-

Zeit der Rehabilitationsmaßnahmen

642,95

tes zu leiden, ist 20-mal höher als bei Normalgewichtigen.

Pflegebedürftigkeit

660,71

Die Korrelation zwischen Übergewicht beziehungsweise Adipositas und Gesundheitskosten ist gut belegt. Vor allem bei Menschen mit einem BMI von 35 bis 39 kg je m²

Summe

53.683,66

Quelle: T. Effertz: „Die volkswirtschaftlichen Kosten gefährlicher Konsumgüter – Eine theoretische und empirische Analyse für Deutschland am Beispiel Alkohol, Tabak und Adipositas.“ Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main (im Druck).

158

Gesundheitsbericht Hessen

nehmen die Gesundheitskosten um bis zu 55 % zu, bei ei-

Bewegungsmangel als Ursache für Krankheit

nem BMI über 40 kg je m² steigen die Gesundheitskosten

„In unserer heutigen Gesellschaft ist die Notwendigkeit,

sogar um 90 % an.

schwere körperliche Arbeiten zu leisten, in der Regel gering. Umso mehr gewinnt eine ausreichende körper-

Übergewichtige Menschen haben ein sehr viel höheres

liche Aktivität für den Erhalt unserer Gesundheit an Be-

Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder an Diabetes

deutung.“21 Anhand zahlreicher Studien konnte der Zu-

mellitus zu erkranken. Eine Reduktion des Gewichtes kann

sammenhang zwischen Bewegungsmangel und vielen

das persönliche Gesundheitsrisiko deutlich verbessern.

chronischen Erkrankungen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankun-

Dies zeigt z. B. das Ergebnis einer Studie des Deutschen

gen, Diabetes oder Darmkrebs, nachgewiesen werden.

18

Diabetes-Forschungsinstituts Düsseldorf.

Die Zahl der

Übergewichtigen, auch im Kindesalter, steigt weltweit je-

Die folgenden Krankheiten sind erwiesenermaßen mit ­körperlicher Inaktivität korreliert: ■■

koronare Herzkrankheiten und Herzinfarkt

■■

Bluthochdruck

Übergewicht vorzubeugen sollte deshalb bereits im frü-

■■

Diabetes mellitus Typ 2

hen Kindesalter beginnen. Dabei geht man davon aus,

■■

Fettstoffwechselstörungen und Adipositas

dass die Bekämpfung von Übergewicht umso effektiver

■■

Kolonkrebs

doch an.

19

ist, je früher man damit beginnt.

Gründe für Fettleibig-

keit sind meist eine schlechte und unausgewogene Ernäh-

Des Weiteren wird ein Zusammenhang zwischen Bewe-

rung sowie ein Mangel an Bewegung, beides hängt häufig

gungsmangel und Krankheiten wie Lungenkrebs, Brust-

mit dem Sozialstatus zusammen.

krebs und Schlaganfällen vermutet.22 Die protektive ­Wirkung von Bewegung konnte etwa durch die verbesser-

Maße für Fettleibigkeit und kardiovaskuläres Risiko: Der Body-Mass-Index Der Body-Mass-Index (BMI) setzt Körpergewicht zur Körpergröße in Relation und ist ein gängiges Maß, um zu errechnen, ob man fettleibig oder übergewichtig ist. Gewichtsklassen nach der Einteilung der WHO20:

te Funktion von Telomeren, die das Erbgut schützen, nachgewiesen werden. Das Risiko für das Auftreten und den Verlauf all dieser Erkrankungen kann durch den L ­ ebensstil somit negativ, aber auch positiv beeinflusst werden. Das moderne Zeitalter fördert allgemein einen inaktiven Lebensstil. Durch Autos, Aufzüge und eine veränderte Frei-

■■

Normalgewicht:

20 bis 24,9 kg/m²

zeitgestaltung bewegen sich die Menschen in ihrem All-

■■

Übergewicht:

25 bis 29,9 kg/m²

tag immer weniger. Untersuchungen ergeben, dass ca.

■■

Adipositas/Fettsucht Grad I:

30 bis 34,9 kg/m²

40 % bis 60 % der Europäer einen inaktiven Lebensstil

■■

Adipositas/Fettsucht Grad II:

35 bis 39,9 kg/m²

pflegen.23 Diese Daten zeigen, dass der Mangel an Bewe-

■■

Adipositas/Fettsucht Grad III:

≥ 40 kg/m²

Taille-Hüft-Verhältnis Gleichzeitig wird auch die Körperfettverteilung (Taille-Hüft-Verhältnis = THV, engl. Waist-to-hip ratio) als Indikator für ein erhöhtes Risiko an Herzerkrankungen verwendet. Dabei kann ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-­Erkrankungen auch bei normalgewichtigen Menschen vorkommen. Siehe auch Kapitel 2.10

gung einen zunehmenden Risikofaktor darstellt. Die meisten Wissenschaftler sind sich einig, dass positive Effekte von Bewegung schon bei geringer, aber regelmäßiger körperlicher Aktivität eintreten. In vielen Studien werden mäßige Aktivitäten zwischen zwanzig und dreißig Minuten an drei Tagen empfohlen, noch besser sei es, sich an allen Tagen der Woche über diese Zeit zu bewegen. Dabei genüge bereits zügiges Gehen. Für das Herz-Kreislauf-System haben diese Aktivitäten viele positive Auswirkungen. Siehe hierzu auch das Projekt „Rezept für Bewegung“ in Kapitel 3 Seite 67, Mitten im Leben.

7 Krankheiten und Todesursachen

159

Präventionsmaßnahmen der Hessischen

Die Ausstellung...

Landes­regierung – Schrittzähler zur

... besteht aus sieben ausziehbaren Präsentationswänden („Roll-up“ Format). ... ist leicht und schnell auf- und abzubauen. ... ist durch die tragbaren, gepolsterten Schutzhüllen leicht zu transportieren.

Motivation für mehr Bewegung im Alltag

... passt sich einfach an die örtlichen Gegebenheiten an. ... ist selbsterklärend und benötigt keine Betreuung.

■■

Das macht Sinn!

So funktioniert‘s WER KANN SICH DIE AUSSTELLUNG AUSLEIHEN? Die Wanderausstellung kann von kommunalen Einrichtungen, Vereinen, Verbänden und Institutionen der Seniorenarbeit sowie anderen Interessierten ausgeliehen werden.

Bewegung in den Alltag bringen

WIE FUNKTIONIERT DAS AUSLEIHEN? Die maximale Leihdauer ist auf 4 Wochen begrenzt. Es ist eine terminliche Absprache und die Abgabe eines Ausleihformulars nötig.

Das Sozialministerium beteiligte sich am „Ersten Tag ... kann mit lokalen Angeboten in Form von Broschüren, Flyern ergänzt werden (Prospektaufsteller wird mit verliehen). ... ist nur für Innenräume geeignet.

WAS KOSTET DIE AUSLEIHE? Das Ausleihen der Wanderausstellung ist kostenlos. Transportkosten bzw. Abholung und Rücktransport übernimmt die/der Ausleihende.

der Nachhaltigkeit in Hessen 2010“ mit der Aktion

Weitere Informationen zur Wanderausstellung erhalten Sie in der Geschäftsstelle der HAGE oder auf unserer Internetseite www.hage.de.

„Bewegung im Alltag“ (siehe auch Kapitel 4.4.4 und

KOORDINATION DER WANDERAUSSTELLUNG

HAGE Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung e.V. Zentrum für Bewegungsförderung Wildunger Str. 6/6a, 60487 Frankfurt am Main Telefon: 069/7137678 - 0 E-Mail: [email protected]; Internet: www.hage.de Ansprechpartnerin: Carolin Becklas

6.1). Dazu wurden Schrittzähler an verschiedene Ar-

Wanderausstellung

beitgeber, Selbsthilfegruppen, Ärzte und Apotheken ...bald auch in Ihrer Einrichtung?

Mit freundlicher Unterstützung von

und verschiedene Gruppierungen mit der Absicht

Hessisches Sozialministerium

verteilt, den Teilnehmern den eigenen Bewegungsumfang bewusst zu machen und somit einen Anreiz zu bieten, Gehen für eine bessere ­Gesundheit und mehr Bewegung im Alltag zu nutzen. ■■

Am Ende des Tages waren in Hessen von den teilnehmenden Organisationen insgesamt rund 2,5 Millionen Schritte gelaufen worden.

■■

Die HAGE – Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e. V. – führte im Oktober 2010 gemeinsam mit der Landesapothekerkammer Hessen und interessierten Apotheken den Aktionsmonat „Bewegung macht Sinn – 3000 Schritte extra“ durch. Nähere Informationen finden Sie unter www.hage.de/ files/2010-1-hage-hintergrund.pdf, Regionaler Knoten Hessen (Koordinierungsstelle „Soziale Lage und Gesundheit“) und Projektkoordination „Gesund Bleiben“.

Wanderausstellung „Bewegung in den Alltag bringen – Das macht Sinn“ In Fortentwicklung der Schrittzähleraktion bietet die HAGE, unterstützt vom HMSI und weiteren Partnern für kommunale Einrichtungen, Vereine, Verbände und Institutionen der Seniorenarbeit eine Wanderausstellung in Form von sieben transportablen Projektwänden an. Durch diese sollen die Besucher im Alterssegment 60+ für die Alltagsbewegung als gesundheitliche Ressource sensibilisiert werden. Die Wanderausstellung ist bei der HAGE kostenlos ausleihbar. Von diesem Angebot wurde im Jahr 2014 6-mal Gebrauch gemacht, überwiegend im RheinMain-Gebiet. Das Feedback war äußerst positiv. Nähere Informationen erhalten Sie unter: http://www.hage.de/files/flyer_wanderausstellung_ hessenv2_ohne_beschnitt.pdf

Solche Aktionen wurden auch im Jahr 2011 fortgesetzt. In Zusammenarbeit mit der Türkisch-Deutschen Gesundheitsstiftung e. V. nahmen Migrantinnen und Nicht-Migrantinnen in Gießen gemeinsam am Lauf „Frauen laufen für

Sekundärprävention durch Bewegung, Ernährung und

Europa – auf Geht‘s“ teil. Auch beim Hessentag 2011 in

„Disease Management“

Oberursel wurden die Besucherinnen und Besucher zu

Neben der Primärprävention bei noch nicht Erkrankten

mehr Bewegung im Alltag motiviert.24

ist auch die Sekundärprävention von großer Bedeutung. Während man viele Krankheiten durch sportliche Betäti-

Aus dieser Aktion sind neue Initiativen erwachsen. So hat

gung nur verzögern kann, ist es möglich, Diabetes zu ver-

die Hessische Landesregierung im Zuge der Nachhaltig-

hindern. Dem Ausdauersport ist dabei eine hohe Bedeu-

keitsstrategie gemeinsam mit verschiedenen Partnern

tung zuzuschreiben. Regelmäßige Bewegung senkt den

im Jahr 2011, zunächst im Rahmen eines Modellprojekts,

Blutzuckerspiegel und verbessert den Fettstoffwechsel,

in Darmstadt und Hanau Bewegungsparcours für ältere

dies wiederum senkt das Risiko u. a. an Diabetes zu er-

Menschen erprobt. Mittlerweile sind hessenweit rund 150

kranken. Zentrales Ziel ist dabei, den Blutzuckerspiegel zu

Bewegungsparcours entstanden. Lesen Sie mehr dazu in

senken. Dies verringert das Risiko der Folgeerkrankungen

den Kapiteln 4.4 sowie 6.1.6.

und der Mortalität. Durch die gute Beeinflussbarkeit des Blutzuckerspiegels durch nicht medikamentöse Maßnahmen kommt neben der medikamentösen Behandlung der Verhaltensmodifikation eine zentrale Rolle zu. Im Zentrum hierfür steht eine gesunde und ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung.

160

Gesundheitsbericht Hessen

Betriebliche Gesundheitsförderung Da Erwachsene viel Zeit am Arbeitsplatz verbringen, ist es auch im Interesse von Unternehmen, die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhalten und zu fördern. Krankenkassen sind gesetzlich dazu verpflichtet, „Leistungen zu Gesundheitsförderung in Betrieben“25 zu unterstützen. Durch das Präventionsgesetz wurde 2015 das verfügbare Volumen für betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) und Präventionsangebote durch Kassen selbst deutlich erhöht. Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung können nachhaltig einen Beitrag zur Reduzierung von Fehlzeiten und Arbeitsunfällen leisten. Dies birgt gleichzeitig die Möglichkeit, Kosten im Bereich der Lohnnebenkosten kurz- bis mittelfristig zu senken. Darüber hinaus werden weiche Faktoren wie betriebliche Gesundheitsförderung im Wettbewerb um qualifizierte

„Fit und gesund älter werden“ Das Diabetes-Präventionsprojekt „Fit und gesund älter werden“ von der Landesärztekammer Hessen (LÄKH), unter der Schirmherrschaft des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration, richtet sich an Menschen im mittleren Alter und will ihnen gesundheitsfördernde Lebensweisen und Freude an ­Bewegung vermitteln.

Arbeitskräfte immer wichtiger. Ansatzpunkte sind hier unter anderem Bewegungsmaßnahmen und gesunde Ernährung, z. B. in der Kantine.

In Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten wird im ersten Schritt das individuelle Dia­betesrisiko durch eine Fragebogenaktion (Find­ risk-Fragebogen) ermittelt. Die Fragebögen werden im Anschluss anonymisiert von der LÄKH ausgewertet. Mithilfe der Daten haben Ärztinnen und Ärzte die Möglichkeit, Patienten gezielt auf eine mögliche Diabetesgefährdung anzusprechen, sie zu beraten und präventive Maßnahmen einzuleiten. Ein zweites Modul sind Präventionspakete mit Vor­ trägen, Workshops und Beratung für Unternehmen. Übersicht der Ergebnisse der Findrisk-Fragebogenaktion Stadt

Anzahl der Befragten

Risiko, in den nächsten zehn Jahren an Diabetes zu erkranken

Offenbach

498

366

73 %

Landkreis Hersfeld-Rotenburg

345

260

75 %

Kassel

110

56

51 %

Frankfurt

263

202

76 %

Universitäre Diabeteszentren sowie die Landesärztekammer planen eine Evaluation des Projekts, um herauszufinden, wie die Angebote angenommen wurden. Quelle: Landesärztekammer Hessen.

7 Krankheiten und Todesursachen

161

7.1.4  Bösartige Neubildungen

(„schwarzer Hautkrebs“) aufgeführt. Alle anderen Arten des Hautkrebses treten zwar im Vergleich der Krebsarten

Krebserkrankungen stellen mit 480.000 neuen Erkrankun-

sehr häufig auf, sind aber in der Regel weit weniger ge-

gen und fast 220.000 Sterbefällen jährlich eine der größ-

fährlich und werden daher nicht berücksichtigt.

ten Gesundheitsbelastungen für die deutsche Bevölkerung dar.

Datenlage und Tumordokumentation Krebserkrankungen in Hessen werden zentral durch das Hessische Krebsregister erfasst. Bis zum Jahr 2014 bezog sich die Erfassung lediglich auf Neuerkrankungsdiagnosen und Todesfälle. Auf Basis eines Bundesgesetzes erfolgt zurzeit in allen Bundesländern der flächendeckende Aufbau einer klinisch-epidemiologischen Krebsregistrierung, in der zusätzlich Behandlungsmaßnahmen und Krankheitsverläufe dokumentiert werden.

„du bist kostbar“ Die Krebspräventionskampagne „du bist kostbar – Hessen gegen Krebs“ des Ministeriums für Soziales und Integration, der Stiftung Leben mit Krebs und der Hessischen Krebsgesellschaft führt seit mehr als drei Jahren in Zusammenarbeit mit Partnern wie Selbsthilfegruppen, Krankenkassen, Kommunen, Ärzten, Sportorganisationen und Landfrauen eine Vielzahl von Krebspräventionsprogrammen durch. Dabei geht es einerseits um die Senkung des Krebsrisikos durch einen gesundheitsförderlichen Lebensstil und um die regelmäßige Teilnahme an Früherkennungsmaßnahmen, andererseits um Programme für Menschen mit Krebs, um das Leben mit und nach der Erkrankung nachhaltig zu verbessern. Dank der sehr guten und engen Zusammenarbeit der Initiatoren und der Projektpartner werden seit Projektbeginn fortlaufend Präventionsprojekte zum Thema Darmkrebs, Brustkrebs und Hautkrebs in Hessen durchgeführt. Im Jahr 2015 startete das neue Projekt zum Schutz von Gebärmutterhalskrebs bzw. zur Steigerung der Durchimpfungsrate in Südhessen zusammen mit der Stiftung Lebensblicke. Gemeinsam mit der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebshilfe ist es im Jahr 2015 vorgesehen, den Gedanken der Hessischen Krebspräventionsinitiative „du bist kostbar“ in Form von Kurzfilmen bundesweit zu verbreiten. Unter www.dubistkostbar.de können Sie sich informieren.

Die vorliegenden Auswertungen sind zumeist dem dritten Hessischen Krebsbericht 26 entnommen. Der Datenbestand des Krebsregisters für diesen Bericht umfasst geschätzt etwa 85 % aller Krebsfälle des Jahres 2011 in Hessen.

Krankheitshäufigkeit Im Jahr 2011 wurden in Hessen 25.500 bösartige Neubildungen registriert, davon 13.300 bei Männern und 12.200 bei Frauen. Bezogen auf die Bevölkerung erkrankten 454 von 100.000 Männern und 399 von 100.000 Frauen im Jahr 2011 an Krebs. Gemäß der üblichen Berichterstattung der Krebsregister fehlen in dieser Aufzählung die mit knapp 14.000 Neuerkrankungen sehr häufig vorkommenden nicht melanotischen Hauttumoren (Basalzellkarzinome, Plattenepithelkarzinome), die weniger gesundheitliche Konsequenzen als viele andere bösartige Krebsarten verursachen. Ebenfalls ausgeschlossen wurden Krebsfälle, die nur von einem Leichenschauschein bekannt wurden (DCO-Fälle). Bei diesen ist das Erkrankungsjahr meist unbekannt. Das mittlere Erkrankungsalter (Median) lag im Jahr 2011 für Männer bei 70 Jahren und damit trotz der niedrigeren Lebenserwartung höher als das für Frauen, das 67 Jahre betrug. Die folgenden Grafiken zeigen zum einen die geschlechtsspezifische Altersverteilung der Krebsneuerkrankungen bezogen auf die absolute

Unter Krebserkrankungen werden alle bösartigen Neu­

Fallzahl

bildungen einschließlich der Lymphome und Leukämien

krankungen des Jahres 2011 (Abb. 70, S. 162) sowie die

verstanden. In der Statistik wird gemäß internationa-

Neuerkrankungsraten pro 100.000 Männer bzw. Frauen

len Standards für Hautkrebs nur das Maligne Melanom

(Abb. 72, S. 163).

und

den

prozentualen

Anteil

der

Neuer­

162

Gesundheitsbericht Hessen

Abb. 70:  Altersverteilung von Krebs 2011 Anteil an gesetzlich Versicherten in Hessen 20 %

Fallzahlen Neubildungen

15 %

1 bis 90 Jahre

weiblich 90.509

männlich 85.027

10 %

5%

Alter

0% 1

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

55

60

65

70

75

Neubildungen (Frauen)

80

85

90

Neubildungen (Männer)

Legende: Die Diskrepanz zwischen prozentualem Anteil und absoluten Fallzahlen kommt durch den demografischen Frauenüberschuss in den höheren Altersgruppen zustande. Die hier erfassten Erkrankungen entsprechen den HMG-Diagnosen der jeweiligen Diagnosegruppe (siehe Kapitel 7, Seite 150) Quelle: Daten gesetzlicher Krankenkassen auf der Basis von „hierarchisierten Morbiditätsgruppen“ (HMG) 2011, Statistisches Landesamt, eigene Berechnung 2013).

Abb. 71:  Häufigste Krebs-Neuerkrankungen nach Krebsart und Geschlecht in Hessen im Jahr 2012

Prostata (C61) Darm (C18-C21)

Männer

Frauen

29,9 %

37,6 %

15,0 %

12,7 %

Lunge (C33+C34)

10,2 %

6,9 %

Malignes Melanom der Haut (C43)

6,1 %

6,0 %

4,8 %

5,2 %

Harnblase (C67)

Brustdrüse (C50) Darm (C18-C21) Malignes Melanom der Haut (C43) Lunge (C33+C34) Gebärmutterkörper (C54+C55)

Magen (C16)

3,7 %

Mundhöhle und Rachen (C00-C14)

3,7 %

Non-Hodgkin-Lymphome (C82-C85)

Nieren (C64)

3,5 %

Schilddrüse (C73)

Eierstöcke (C56)

Non-Hodgkin-Lymphome (C82-C85)

Magen (C16) Gebärmutterhals (C53)

Speiseröhre (C15)

Nieren (C64)

Bauchspeicheldrüse (C25)

Bauchspeicheldrüse (C25)

Leber (C22)

Mundhöhle und Rachen (C00-C14)

Leukämien (C91-C95)

Harnblase (C67)

Hoden (C62)

Leukämien (C91-C95)

Kehlkopf (C32)

Nervensystem (C70-C72)

Nervensystem (C70-C72)

Gallenblase und Gallenwege (C23-C24)

Plasmozytom (C90) Schilddrüse (C73)

Plasmozytom (C90) Leber (C22)

Gallenblase und Gallenwege (C23-C24)

Speiseröhre (C15)

Morbus Hodgkin (C81) Brustdrüse (C50)

Morbus Hodgkin (C81) Kehlkopf (C32)

Sonstige Krebsarten 4.000

3.000

2.000

1.000

4,7 % 0

5,5 % 0

Sonstige Krebsarten 1.000

2.000

3.000

4.000

Legende: Fallzahl (x-Achse) und Anteil an „Krebs gesamt“ (Zahlen in Balken) der häufigsten im Hessischen Krebsregister im Jahr 2012 registrierten Krebsarten (ohne DCO-Fälle) (ICD-10: C00-C97 ohne C44). Quelle: Hessisches Krebsregister.

7 Krankheiten und Todesursachen

163

Während bei den Fallzahlen der Frauenanteil überwiegt, was vor allem an der höheren Lebenserwartung liegt, ist

Abb. 72:  Mortalitäts- und Neuerkrankungsraten in Hessen im Zeitverlauf

der prozentuale Krankheitsanteil der Männer gerade in

Fälle/100.000

höheren Altersgruppen deutlich stärker ausgeprägt.

500 450

Bei den Frauen ist der Brustkrebs, bei den Männern der

400

Prostatakrebs die mit Abstand häufigste Krebsart. Die

350

Rangplätze von zwei bis vier sind bei Männern und Frauen

300

mit Darmkrebs, Lungenkrebs und dem Malignen Mela-

250

nom beinahe identisch (Abb. 71).

200 150

Krebssterblichkeit

100

Daten zu Todesursachen und Sterbefällen gehen aus der amtlichen Todesursachenstatistik hervor, die vom Statistischen Landesamt Hessen herausgegeben wird. Die Todesursachenstatistik ist monokausal – der Tod wird ursächlich immer auf nur eine bestimmte Erkrankung zurückgeführt.

2012

2011

2010

2009

2008

2007

2006

2005

2004

2003

2002

2001

2000

0 1998

lauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache.

50 1999

Krebs ist bei Männern und Frauen nach den Herz-Kreis-

Neuerkrankungen (Männer)

Sterblichkeit (Männer)

Neuerkrankungen (Frauen)

Sterblichkeit (Frauen)

Legende: Altersstandardisierte Neuerkrankungs- und Sterberate an „Krebs gesamt“ (C00-C97 ohne C44) im Zeitverlauf (Europa alt). Quelle: Hessisches Krebsregister, 1998 bis 2012 ohne DCO-Fälle.

Dass es dabei große Unterschiede zwischen den einzelNach der Todesursachenstatistik des Hessischen Statisti-

nen Krebsarten gibt, zeigen Abb. 76, S. 165 und Abb. 77,

schen Landesamts verstarben im Jahr 2011 knapp 15.300

S. 165.

Hessen an Krebs, davon 8.100 Männer und knapp 7.200 Frauen. Die rohe Sterberate betrug bei Männern 277 und

Man sieht, dass die meisten Krebsarten bevorzugt im hö-

bei Frauen 234 pro 100.000 Personen.

heren Alter auftreten. Die wichtigste Ausnahme stellt bei den Männern der Hodenkrebs mit einem medianen Er-

Die Rangliste der häufigsten Krebs-Todesursachen unter-

krankungsalter von etwa 40 Jahren dar. Glücklicherweise

scheidet sich wegen bedeutsamer Unterschiede in der

beeinträchtigt der Hodenkrebs wegen der guten Behand-

statistischen Überlebensprognose verschiedener Krebs-

lungsmöglichkeiten mittlerweile die Überlebenschancen

arten erheblich von der Rangfolge der Neuerkrankungen.

kaum noch.

Bei Männern ist trotz zurückgehender Raucherquoten Lungenkrebs die mit Abstand häufigste Todesursache.

Ein gegensätzliches Verhalten zeigt der Bauchspeichel-

Bundesweit wurden bei Männern jedoch seit dem Jahr

drüsenkrebs, der zwar spät auftritt, aber mit sehr schlech-

1998 sinkende, bei Frauen steigende Sterblichkeitsraten

ten Überlebenschancen verbunden ist. Die häufigste

27

Bei Frauen steht Lungen-

Krebsart bei Männern, der Prostatakrebs, tritt ebenfalls im

krebs an zweiter Stelle der Todesursachen durch Krebs.

höheren Alter auf, beeinträchtigt die Überlebenschancen

Bei ihnen steht Brustkrebs weiterhin an der ersten Stelle,

aber wenig.

an Lungenkrebs verzeichnet.

ungeachtet der vergleichsweise guten statistischen Überlebensprognose (Abb. 73, S. 164).

Bei den Frauen gibt es mit dem Gebärmutterhalskrebs eine Krebsart, die einerseits recht früh auftritt (media-

Krankheitsverlauf und Prognose

nes Erkrankungsalter ca. 50 Jahre) und andererseits die

Krebs ist eine Erkrankung, die vor allem die ältere Gene-

Überlebenschancen deutlich reduziert (relatives 5-Jah-

ration betrifft. Nach den Zahlen des Hessischen Krebsre-

res-Überleben ca. 70 %). Hier ist zu hoffen, dass in Zukunft

gisters war im Jahr 2011 in Hessen zum Zeitpunkt der Dia-

die Erkrankungszahlen durch die seit einigen Jahren an-

gnose jede zweite Patientin 67 Jahre oder älter und jeder

gebotene HPV-Impfung zurückgehen werden.

zweite Patient 70 Jahre oder älter (Abb. 74, S. 164 und Abb. 75, S. 164).

164

Gesundheitsbericht Hessen

Abb. 73:  Sterbeziffer und Anteil der häufigsten Krebsarten an der Krebsmortalität in Hessen 2011 Bronchien, Lunge (C33+C34) Darm (C18-C21) Prostata (C61)

Männer

Frauen

23,9 %

18,7 %

11,8 %

13,4 %

11,6 %

12,5 %

6,9 %

8,2 %

4,6 %

6,0 %

4,2 %

4,0 %

3,4 %

3,6 %

Bauchspeicheldrüse (C25) Magen (C16) Leber (C22) Mundhöhle und Rachen (C00-C14) Leukämien (C91-C95)

Brustdrüse (C50) Bronchien, Lunge (C33+C34) Darm (C18-C21) Bauchspeicheldrüse (C25) Eierstöcke (C56) Magen (C16) Leukämien (C91-C95)

Non-Hodgkin-Lymphome (C82-C85)

3,4 %

Speiseröhre (C15) 3,2 %

Leber (C22)

Harnblase (C67)

Gebärmutterkörper (C54+C55)

Non-Hodgkin-Lymphome (C82-C85)

Nervensystem (C70-C72) Gallenblase und Gallengänge (C23-C24)

Nieren (C64)

Männer Plasmazytom (C90)

Nervensystem (C70-C72)

Alter in Jahren

Frauen

Nieren (C64)

Plasmazytom (C90)

80

Gebärmutterhals (C53)

Malignes Melanom der Haut (C43)

70

2.500

2.000

1.500

1.000

500

0

0

500

1.000

1.500 60

2.000

2.500

50 Legende: Sterbefälle (x-Achse) und Anteil an „Krebs gesamt“ (ICD-10: C00-C97 ohne C44), ohne DCO-Fälle (death certificate only). Quelle: 40 Hessisches Krebsregister. Hessisches Statistisches Landesamt: Todesursachenstatistik.

30 20 10 0

3.000

2.000 1.000 0 0 1.000 2.000 3.000 Abb. 75:  Krebs-Neuerkrankungsrate (pro 100.000) in Hessen nach Altersgruppen im Jahr 2011

Abb. 74:  Krebs-Neuerkrankungen (Fälle) in Hessen nach Altersgruppen im Jahr 2011 Männer

3.000

Alter in Jahren

2.000

1.000

Frauen

Männer

Alter in Jahren

80

80

70

70

60

60

50

50

40

40

30

30

20

20

10

10

0

0

0

0

1.000

2.000

3.000

Legende: Das Alter bezeichnet hier immer die untere Grenze des 5-Jahres-Intervalls. Die letzte Kategorie ist nach oben offen ohne DCO-Fälle (siehe Text). Männer Alter in Jahren Frauen Quelle: Hessisches Krebsregister.

80 70 60 50 40 30 20 10 0

2.000 1.500 1.000

500

0

0

Frauen

500

1.000 1.500 2.000

Legende: Das Alter bezeichnet hier immer die untere Grenze des 5-Jahres-Intervalls. Die letzte Kategorie ist nach oben offen ohne DCO-Fälle (siehe Text). Quelle: Hessisches Krebsregister.

7 Krankheiten und Todesursachen

165

Abb. 76:  Krebsarten nach medianem Erkrankungsalter, relativem 5-Jahres-Überleben und Neuerkrankungsrate (Männer) Relatives 5-Jahres-Überleben 100

Hoden Prostata Schilddrüse

M. Melanom der Haut

Morbus Hodgkin

80 Relatives 5-Jahres-Überleben 100

Nieren Hoden

Non-Hodgkin-Lymphome Schilddrüse

60 80

Darm Prostata

Kehlkopf M. Melanom der Haut

Morbus Hodgkin

Harnblase

Leukämien Mund, Rachen

Nieren

Plasmazytom

Non-Hodgkin-Lymphome

40

Darm

Kehlkopf

60

Magen Harnblase

Leukämien Speiseröhre

Nervensystem Mund, Rachen

20

Plasmazytom Gallenblase, Gallengänge

Bronchien, Lunge

40

Leber Bauchspeicheldrüse Magen

0 30 20

40

50

Speiseröhre

60 Nervensystem

70

80 Gallenblase, Gallengänge

Bronchien, Lunge

Leber

90

100

Medianes Alter bei Erkrankung

Bauchspeicheldrüse Legende: Jede Krebsart wird durch einen Kreis dargestellt. Die Fläche (Blasengröße) entspricht der (altersstandardisierten) Neuerkrankungsrate im Jahr 2011 in Hessen (standardisiert Europa alt). Die waagerechte Koordinate zeigt das mediane28 Erkrankungsalter. Die senkrechte (Y-)Achse zeigt das relative 5-Jahres-Überleben (aus bundesweiten Daten geschätzt)29. 0 Hessisches Krebsregister 2011. Datenquelle 5-Jahres-Überlebensraten: Krebs in Deutschland 2009/2010. 9. Ausgabe. Robert Koch-Institut (Hrsg.) und die Gesellschaft der Quellen: 30 40in Deutschland e. V. (Hrsg.). 50 Berlin, 2013. 60 70 80 90 100 epidemiologischen Krebsregister

Medianes Alter bei Erkrankung

Relatives 5-Jahres-Überleben 100

M. Melanom der Haut

Abb. 77:  Krebsarten nach medianem Erkrankungsalter, relativem Schilddrüse 5-Jahres-Überleben und NeuerkrankungsrateBrustdrüse (Frauen) Morbus Hodgkin

Gebärmutterkörper

80 Relatives 5-Jahres-Überleben

Nieren

100 Gebärmutterhals Schilddrüse

60

M. Melanom der Haut Non-Hodgkin-Lymphome Kehlkopf

Darm

Brustdrüse Mund, Rachen

Morbus Hodgkin

80

Gebärmutterkörper

Leukämien Non-Hodgkin-Lymphome Eierstöcke

Gebärmutterhals

40

Nieren

Kehlkopf

60

Darm Magen

Mund, Rachen Leukämien Nervensystem

20

Bronchien, Lunge Eierstöcke

40

Harnblase

Plasmazytom

Speiseröhre

Harnblase Gallenblase, Gallengänge Plasmazytom

Leber Bauchspeicheldrüse Magen

0 30 20

40

50

60 Nervensystem

70 Speiseröhre

80

90

100

Gallenblase, Gallengänge

Bronchien, Lunge

Medianes Alter bei Erkrankung

Leber Bauchspeicheldrüse

0 30

40

50

60

70

80

90

100

Medianes Alter bei Erkrankung Legende: Siehe Abb. 76. Quellen: Hessisches Krebsregister 2011. Datenquelle 5-Jahres-Überlebensraten: Krebs in Deutschland 2009/2010. 9. Ausgabe. Robert Koch-Institut (Hrsg.) und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e. V. (Hrsg.). Berlin, 2013.

166

Gesundheitsbericht Hessen

Risikofaktoren und Ursachen

kann das umweltbedingte Krebsrisiko aber eine größere

Nach heutigem Wissensstand sind die eigentlichen Ursa-

Bedeutung besitzen. Im Jahr 2010 betrug der Anteil der

chen für die Entstehung vieler Krebsarten nicht oder nur

Krebserkrankungen an den Berufskrankheiten mit To-

ansatzweise bekannt. Für einige Krebsarten sind aber ein-

desfolge 55,7 %. Verursacht wurden diese tödlich verlau-

deutige Risikofaktoren nachgewiesen. Eindeutig an erster

fenden Berufskrankheiten zum weit überwiegenden Teil

Stelle ist dabei das Rauchen zu nennen. Tabakkonsum er-

durch Krebs erzeugende Gefahrstoffe. Das Hessische Mi-

höht das Risiko zur Entstehung vieler Krebsarten: Neben

nisterium für Soziales und Integration hat deshalb 2015 im

dem Lungenkrebs ist ein Zusammenhang mit Nieren- und

Bereich Arbeitsschutz das Programm „Kampf dem Krebs

Harnblasenkrebs, von Krebserkrankungen im Mund- und

am Arbeitsplatz“ ins Leben gerufen. Nähere Informatio-

Rachenbereich sowie weiterer Krebsarten bekannt. Das

nen unter: www.sozialnetz.de/ca/b/dok.

Zentrum für Krebsregisterdaten am RKI schätzt, dass 15 % aller Krebserkrankungen in Deutschland durch Rauchen

Chronische Infektionen sind bekannte Risikofaktoren für

verursacht werden. Hier kann der Einzelne durch Verzicht

einige Krebsarten. Das Bakterium Helicobacter pylori gilt

auf Rauchen sein Risiko, an Krebs zu erkranken, deutlich

als zentraler Risikofaktor für den Magenkrebs, Hepati-

mindern.

tis-Viren gelten als Auslöser für Leberkrebs und Humane Papillomaviren (HPV) sind Hauptrisikofaktor für die Entste-

Neben dem Rauchen sind weitere Faktoren des Lebens-

hung von Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Um die

stils und der Ernährung seit langem als Krebsrisiko be-

Erkrankungsraten für das Zervixkarzinom zu senken, wird

kannt. So gilt als gesichert, dass die mit Übergewicht und

in Deutschland seit dem Jahr 2007 eine Impfung gegen

Bewegungsmangel einhergehenden Stoffwechselerkran-

bestimmte HP-Viren für junge Frauen empfohlen und von

kungen (Bluthochdruck, hohe Blutfett- und Blutzucker-

den Krankenkassen finanziert.

werte) die Entstehung von Krebs begünstigen. Neuere Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung bestätigen einen

Auch medizinische Behandlungen können ein Risiko für

Zusammenhang von Übergewicht und der Entstehung

die Entstehung von Krebs bedeuten. Zum Beispiel gelten

von Nieren- und Darmkrebs, Krebs der Speiseröhre und

Zytostatika bei Chemotherapien oder mit Bestrahlungen

der Gebärmutterschleimhaut und anderen Krebsarten.

verbundene diagnostische oder therapeutische Maß­ nahmen als risikoerhöhend, Hormonersatztherapien für

Unter den ernährungsbedingten Risikofaktoren spielt der

Frauen im Klimakterium gelten auch als Risikofaktor für

Alkoholkonsum vor allem bei der Entstehung von Tumo-

Brustkrebs.

ren im Mund- und Rachenbereich eine wesentliche Rolle. Weiterhin gilt eine Ernährung mit wenig Obst, Gemüse

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sich keine

und Ballaststoffen in Verbindung mit einem hohen Ver-

­Tumorerkrankung bisher mit absoluter Sicherheit verhin-

zehr an rotem Fleisch als risikoerhöhender Faktor.

dern lässt. Viele Risikofaktoren, die krebsauslösend sein können, lassen sich nicht oder nur teilweise vermeiden.

Die Anzahl der Hautkrebserkrankungen ist in den letzten

Wie oben angeführt, ist es dennoch für jeden Einzelnen

Jahren deutlich angestiegen. Es ist erwiesen, dass über-

möglich, das Risiko für eine Vielzahl von Krebserkrankun-

mäßige UV-Bestrahlung das Risiko für Hautkrebs drastisch

gen mit relativ einfachen Mitteln deutlich zu senken.

erhöht. Durch einfache Schutzmaßnahmen (zu viel Sonne meiden, Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor verwenden) kann jeder sein Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, deutlich senken. Dagegen spielen Umwelteinflüsse wie Schadstoffe in Wasser, Luft oder Boden, in Lebensmitteln oder im Haushalt wie auch Radioaktivität oder andere Strahlung im Ursachenspektrum zur Krebsentstehung eine untergeordnete Rolle. In Ländern mit niedrigen Umweltstandards sowie für einzelne Berufsgruppen auch in Deutschland, die anhaltend krebserregenden Substanzen ausgesetzt sind,

7 Krankheiten und Todesursachen

167

„Schatten, Shirt & Sonnencreme – Sportler gegen Hautkrebs“ „Schatten, Shirt & Sonnencreme – Sportler gegen Hautkrebs“ ist Teil der Hessischen Krebspräventionsinitiative „du bist kostbar – Hessen gegen Krebs“.

„1.000 mutige Männer“ Die Darmkrebspräventionskampagne ist ein Teilprojekt der Krebspräventionsinitiative „du bist kostbar“, welche durch die Stiftung Leben mit Krebs, die Hessische Krebsgesellschaft und das Hessische Sozialministerium initiiert wird.

Hautkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten in Hessen. Schon in der Jugend und im jungen Erwachsenenalter legt jeder Mensch die Basis für eine mögliche Erkrankung an Hautkrebs. Mit der Aktion „Schatten, Shirt & Sonnencreme – Sportler gegen Hautkrebs“ möchte die Hessische Krebsgesellschaft e. V. über die Risiken von Hautkrebserkrankungen aufklären.

Darmkrebs ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen die zweithäufigste Krebserkrankung und tritt überwiegend ab dem 50. Lebensjahr auf. In Deutschland erkranken nach Angaben des Robert Koch-Instituts pro Jahr jeweils rund 37.000 Männer und 36.000 Frauen daran.

Außerdem werden Präventionsmöglichkeiten wie z. B. Sonnenbäder zwischen 12 und 15 Uhr vermeiden, Schattenspender verwenden, die Haut durch Kleider oder Sonnencreme schützen beworben. Als Botschafter dieser Kampagne wurden fünf ProfiOutdoorsportler beworben: Betty Heidler, Christ­iane Huth, Lothar Leder, Steffi Jones, Kamghe Gaba. Es wurden Informationsmaterialien zur gezielten Ansprache von Menschen, die aktiven Outdoorsport machen, entwickelt. Neben dem direkten Besuch der Vereine, um die Sportler für die Risiken der Sonneneinstrahlung und die Möglichkeiten der Prävention zu sensibilisieren, können Aufklärungsmaterialien in Form von Vereinspaketen an die Hand gegeben werden. Die Informationsmaterialien beinhalten Informationsflyer, Sonnenpässe, Tattoos, Plakate sowie Sonnencremeproben. Ebenso befinden sich auf der Homepage Kurzanleitungen, wie die Materialien verwendet werden können. Dies soll die Vereine unterstützen, die Selbsthilfe zum Thema Sonnenschutz und Hautkrebs an ihre Mitglieder zu kommunizieren. www.schatten-shirt-sonnencreme.de

Da deutlich weniger Männer an Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen, richtet sich diese Kampagne an die Männer. Sie neigen dazu, unangenehme Gesprächsthemen zu verdrängen, und genau dort muss angesetzt werden. Dabei ist vor allem das Umfeld eine wichtige Ressource, die Lebenspartner, Hausärzte, aber auch Freunde und Verwandte können einen Einfluss auf die Motivation nehmen. Die Krebspräventionskampagne, die bereits 2012 in Offenbach sehr erfolgreich durchgeführt wurde, wurde nun in mehreren Städten aufgenommen, z.  B. in Wiesbaden, Bielefeld und Hannover. In den Städten wurden 1.000 Männer gesucht, die den Mut haben, zur Vorsorge-Darminspektion zu gehen und schon alleine deshalb als Vorbild für alle gelten können. Die Untersuchung ist nicht schmerzhaft und Darmkrebs ist einer der wenigen Tumoren, die sich durch eine Früherkennung nahezu vollständig verhindern lassen. Ziel ist es, Darmkrebserkrankungen zu vermeiden oder auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. www.mutige-maenner.de

168

Fakten zum Thema HPV In Deutschland ist Gebärmutterhalskrebs die viert­ häufigste Krebserkrankung bei Frauen, etwa 5.000 erkranken jährlich an dieser Krankheit und 1.600 versterben an den Folgen. Hauptursache für die Ent­s tehung von Gebärmutterhalskrebs ist die Infek­ tion mit den Hochrisikotypen der Humanen Papillomaviren (HPV). Einen Schutz bietet die HPV-Impfung, die seit März 2007 von der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut als Standardimpfung für alle Mädchen und jungen Frauen empfohlen wird. Im August 2014 wurde das empfohlene Impfalter auf neun Jahre herabgesetzt. Insgesamt gibt es 13 HPV-Typen, die Impfung schützt nur vor den HPV-Typen 16 und 18, die 70 % der Zervixkarzinome und deren Vorstufen verursachen. In Hessen ist die Impfrate im Vergleich zu den anderen Bundesländern geringer. Daher wurde in Südhessen im Kreis Bergstraße eine Initiative gestartet, um die Impfraten zu erhöhen. Die Impfaktion wird vor Ort in Grundschulen durchgeführt, in Zusammenarbeit mit den Schulen, niedergelassenen Ärzten und Gesundheitsämtern. Hierbei arbeiten das Hessische Ministerium für Soziales und Integration, das Bundesministerium für Gesundheit, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, das Robert Koch-Institut, Berlin, das Deutsche Krebsforschungszentrum, die Stiftung Lebensblicke, die Metropolregion Rhein-Neckar, die Krebspräventionsinitiative „du bist kostbar“ sowie das Gesundheitsnetz Rhein-NeckarDreieck e. V. zusammen.

Gesundheitsbericht Hessen

Abb. 78:  Mammografie-Screening – Vermeidbare Todesfälle 1.000 Screeningteilnehmerinnen (10 Runden über 20 Jahre) 300 erhalten positiven Befund

700 erhalten negativen Befund

davon erkranken jedoch nur 50

15 erkranken trotz negativem Screeningbefund

insgesamt 65 Erkrankte davon versterben 15 an Brustkrebs 5 Todesfälle können durch Screening verhindert werden Quelle: Weymayr, Christian: Kennzahlen Mammografie-Screening. Dokumentation 2010. Darstellung: REBMANN RESEARCH.

Screening nicht entdeckt oder entstehen zwischen den Screeningrunden (Intervallkarzinome). 65 Frauen erkranken tatsächlich an Brustkrebs, davon 13 im Frühstadium (Carcinoma in situ). 15 der erkrankten Frauen versterben an Brustkrebs. Unter den 50 überlebenden Brustkrebspatientinnen befinden sich 5, die durch die regelmäßige Teilnahme am Screening vor dem Tod durch Brustkrebs bewahrt wurden (Abb. 78). Schon vor der Einführung des Mammografie-Sreenings wurden bei einem Teil der Frauen Mammografien durchgeführt (sog. „Graues Screening“). Diese Verfahren erreichten häufig nicht die Qualitätsstandards, wie sie in europäischen Leitlinien niedergelegt wurden und im aktuellen Mammografie-Screening Anwendung finden. Die Leitlinien sollen sicherstellen, dass ein Screening einen

Mammografie-Screening

hohen Nutzen generiert (d. h. Todesfälle vermieden wer-

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen.

den) und gleichzeitig die Belastungen für die Frauen ge-

Im Jahr 2002 beschloss der Deutsche Bundestag nach

ring gehalten werden.

Abschluss mehrerer Pilotprojekte die Einführung eines flächendeckenden Mammografie-Screening-Programms

Mammografie-Screening: Ablauf und Organisation

in Deutschland. Das Hauptziel ist die Senkung der Brust-

Als Screeningpopulation sind Frauen der Altersgruppe

krebssterblichkeit. Vorhandene Tumoren sollen in frühe-

von 50 bis 69 Jahren vorgesehen, da in dieser Altersspan-

ren Stadien erkannt und so mit besserem Erfolg behandelt

ne ein hohes Erkrankungsrisiko besteht und dadurch das

werden. Zusammenfassend lassen sich die zu erwarten-

beste Verhältnis zwischen Nutzen und Belastungen vor-

den Ergebnisse des Mammografie-Screenings in Deutsch-

liegt. Alle Frauen dieser Altersspanne werden im Turnus

land mit folgenden Zahlen ausdrücken:

von zwei Jahren zu einer Mammografieuntersuchung eingeladen. Die Röntgenbilder werden begutachtet und die

Wenn 1.000 Teilnehmerinnen über 20 Jahre am Screening

Frauen zeitnah über das Ergebnis informiert. Die Kosten

teilnehmen (10 Screeningrunden), werden 300 einen po-

werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernom-

sitiven Befund erhalten, der sich bei 250 Frauen nicht

men. Bei den privaten Krankenkassen richtet sich die

bestätigen wird. Bei 15 Frauen werden Tumoren im

Übernahme nach den Vertragsbedingungen.

7 Krankheiten und Todesursachen

169

Abb. 79:  Zertifizierte Mammografie-Standorte in Hessen

Tab. 12:  Anteil an entdeckten Tumoren mit einem Durchmesser von unter einem Zentimeter Europaische Richtline Zielsetzung

6

Bund 2011

Hessen 2014

ErstTeilnehmerinnen

>= 25 %

31 %

30,5 %

Folgeuntersuchungen

>=30 %

36 %

42,5 %

Quelle: KV Hessen, Mammografie-Screening, www.mammo-programm.de.

5

Tab. 13:  Anteil an entdeckten Tumoren ohne Lymphknotenbefall

4

32 1

Europäische Richtlinie Zielsetzung

Bund 2011

Hessen 2014

ErstTeilnehmerinnen

>= 70 %

74 %

79,7 %

Folgeuntersuchungen

>= 75 %

79 %

81,9 %

Quelle: KV Hessen, Mammografie-Screening, www.mammo-programm.de.

Marburg, Hessen-Nord) mit insgesamt 22 Mammografieeinheiten (16 Standorte und sechs Screeningmobile) Legende: Einteilung in sechs Screeningeinheiten; die Punkte stellen feste Standorte dar, die Dreiecke zeigen die mobile Screeningeinheit (Mammo-Mobil). Quelle: Kassenärztliche Vereinigung Hessen, www.bit.ly/1Vchl3R. Darstellung: REBMANN RESEARCH.

(Abb. 79). Etwa 150 Ärztinnen und Ärzte sind im hessischen Screeningprogramm beschäftigt. Diese Strukturen stehen einer anspruchsberechtigten Population von ca. 804.000 Frauen (Stand 1.3.2014) zur Verfügung.

Das deutsche Mammografie-Screening ist regional ge-

Mammografie-Screening: Teilnahmerate in Hessen

gliedert:

In Hessen startete das Mammografie-Screening im April

■■

■■

Zentrale Aufgaben auf der Bundesebene nimmt die

2006. Ende des Jahres 2008 waren alle Screeningeinhei-

Kooperationsgemeinschaft Mammografie mit Sitz in

ten aufgebaut. 2014 konnten 97,3 % der anspruchsberech-

Berlin wahr.

tigten Frauen eingeladen werden, die Teilnahmerate lag

Auf regionaler Ebene ist die Bundesrepublik in fünf

bei 53,9 % der eingeladenen Frauen.

Zuständigkeitsbereiche aufgeteilt, in denen Referenz-

■■

zentren angesiedelt sind. Hessen zählt zum Bereich

Mammografie-Screening: Erfolgsparameter

Süd-West, das zuständige Referenzzentrum hat sei-

Das Hauptziel des Mammografie-Screenings – die Sen-

nen Sitz in Marburg.

kung der Brustkrebsmortalität – lässt sich erst nach einem

Auf der Landesebene gibt es die sogenannte Zentra-

Zeitraum von zehn Jahren beurteilen. In der Zwischenzeit

le Stelle, die die Einladung der Frauen organisiert. Sie

gibt es eine Reihe von Parametern, die erste Aussagen

ist in Hessen bei der Kassenärztlichen Vereinigung in

über den Erfolg des Screenings ermöglichen und an den

Wiesbaden angesiedelt und wird als gemeinsame Ein-

Empfehlungen der europäischen Richtlinie gemessen

richtung mit den Krankenkassen betrieben.

werden können. ■■

Qualitätsziel: Anteil an entdeckten Tumoren mit ei-

Mammografie-Screening: Standorte in Hessen

nem Durchmesser von unter einem Zentimeter. Der

In Hessen existieren sechs Screeningeinheiten (Hes-

Anteil der im hessischen Mammografie-Screening

sen-Süd, Frankfurt, Wiesbaden, Friedberg/Offenbach,

entdeckten invasiven Karzinome mit einer Größe von

170

Gesundheitsbericht Hessen

unter einem Zentimeter betrug bei Erst-Teilnehmerinnen 30,5 %, bei Folgeuntersuchungen 42,5 %. Im Bundesdurchschnitt 2011 (publiziert im Februar 2015) lag der Anteil der entdeckten invasiven Karzinome mit einer Größe von unter einem Zentimeter bei ErstTeilnehmerinnen bei 31 %, bei Folgeuntersuchungen bei 36 %. In der europäischen Richtlinie wird für die erste Screeningrunde ein Anteil der kleinen Tumoren von mind. 25 % und für die Folgerunden ein Anteil von mind. 30  % als wünschenswert angesehen

Rheuma ist keine Diagnose im engeren Sinne, auch keine einheitliche Krankheit. Vielmehr fallen unter den Oberbegriff Rheuma nach der „Internationalen Klassifikation der Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes (ICD-10-GM, 2005)“ etwa 200 bis 400 einzelne Erkrankungen, die sich im Beschwerdebild, Krankheitsverlauf, in der Behandlung und der Prognose sehr unterscheiden. Die medizinisch korrekte Bezeichnung für Rheuma ist „Krankheiten des rheumatischen Formenkreises“. Etwa 20 Millionen Deutsche haben eine rheumatische Erkrankung.30

(Tab. 12, S. 169). ■■

Qualitätsziel: Anteil an entdeckten Tumoren ohne

Rheuma ist trotz aller Fortschritte in der Forschung noch

Lymphknotenbefall. Der Anteil der Karzinome ohne

nicht heilbar. Ärzte können lediglich die Schmerzen lin-

Lymphknotenbefall betrug in Hessen im Jahr 2014 bei

dern und dank moderner Therapien die Zerstörung der

Erst-Teilnehmerinnen 79,7 %, bei Folgeuntersuchun-

Gelenke aufhalten. Je früher eine Therapie beginnt, desto

gen 81,9 %. Im Bundesdurchschnitt 2011 (publiziert

größer ist die Chance, bleibende Schäden zu verhindern.

im Februar 2015) lag der Anteil der Karzinome ohne Lymphknotenbefall

bei

Erst-Teilnehmerinnen

bei

Formen der Erkrankung

74 %, bei Folgeuntersuchungen bei 79 %. In der eu-

Rheumatische Krankheiten werden nach den zugrunde

ropäischen Richtlinie wird ein Anteil von mindestens

liegenden Störungen in vier Hauptgruppen unterteilt31:

70 % entdeckter invasiver Tumoren ohne Lymphkno-

■■

Entzündlich-rheumatische Erkrankungen – wie rheu-

tenbefall in der ersten Screeningrunde und 75 % in

matoide Arthritis (chronisch-entzündliche Erkrankung

den folgenden Runden als wünschenswert angesehen

der Gelenke und des Bewegungssystems), Morbus

(Tab. 13, S. 169).

Bechterew (chronisch-entzündliche Wirbelsäulenerkrankung), Kollagenosen (entzündliche Bindegewebs­ erkrankungen) und Vaskulitiden (entzündlich Gefäßer-

In Hessen sind also im Mammografie-Screening viele

krankungen)

kleine Tumore sowie Tumore ohne Lymphknotenbefall entdeckt worden, bei denen sehr gute Behandlungsmög-

■■

losen (degenerative Wirbelsäulenerkrankungen)

sich in den nächsten Jahren auch eine Verringerung der Sterblichkeit an Brustkrebs nachweisen lässt.

Degenerative rheumatische Erkrankungen – wie Arthrosen (degenerative Gelenkerkrankungen) oder Spondy-

lichkeiten bestehen. Somit sind die Aussichten gut, dass ■■

Krankheiten des Bewegungssystems durch Stoffwechselstörungen – z. B. bei Osteoporose (Knochen-

7.1.5  Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises Begriffsbestimmung „Rheuma“ Der Begriff „Rheuma“ kommt aus dem Griechischen und

schwund) oder Gicht ■■

Rheumatische Schmerzkrankheiten („Weichteilrheumatismus“) – wie Fibromyalgie

bedeutet einen ziehenden, reißenden Schmerz. Die traditionellen Bezeichnungen Rheuma und Rheumatismus

Entzündliche rheumatische Erkrankungen

wurden erstmals im „Liber de Rheumatismo et Pleuritide

Entzündlich-rheumatische Erkrankungen betreffen in

dorsali“ von Guillaume de Baillou (1538–1616) verwendet.

Deutschland etwa 1,5 Millionen Menschen.32 Die rheu-

Dieser glaubte, dass kalter Schleim vom Gehirn herab

matoide Arthritis ist die häufigste entzündliche Form von

zu den Extremitäten fließe und die entsprechenden Be-

Rheuma. Das Immunsystem, die körpereigene Abwehr,

schwerden auslöse.

greift fälschlicherweise die eigenen Gelenke an und zerstört sie. Das körpereigene Abwehrsystem richtet sich quasi gegen den eigenen Körper, deshalb werden sie auch Autoimmunerkrankungen genannt. Nach den Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie leiden etwa 530.000 Menschen33 in Deutschland an dieser Krankheitsform. Andere Schätzungen gehen sogar von bis zu 800.000 Personen aus.34

7 Krankheiten und Todesursachen

171

Frauen sind erheblich häufiger von rheumatoider Arthri-

Der Krankheitsbeginn von Arthrose liegt häufig um das 50.

tis betroffen als Männer. Die Erkrankung kann in jedem

bis 60. Lebensjahr, Inzidenz danach stark ansteigend. Ab

Lebensalter auftreten und ist somit keine typische Alters-

dem 60. Lebensjahr sind gut die Hälfte der Frauen und ein

krankheit. Am häufigsten beginnt Rheuma bei Frauen je-

Drittel der Männer von dieser Krankheitsform betroffen.

doch zwischen dem 55. und 64. Lebensjahr, bei Männern zwischen 65 und 75 Jahren.

Krankheiten des Bewegungssystems durch Stoffwechselstörungen

Entzündlich-rheumatische Krankheiten können durch Stö-

Stoffwechselstörungen wirken sich in vielfältiger Weise

rungen im Immunsystem, durch Infektionen oder durch

am Bewegungssystem aus. Osteoporose ist eine systemi-

Kristallablagerungen in Geweben hervorgerufen werden.

sche Skeletterkrankung, bei der es durch einen kritischen

Oft sind die Ursachen und Auslöser unbekannt. Erbfakto-

Abbau der Knochenmasse und Störung der knöchernen

ren spielen eine wichtige Rolle.

Mikroarchitektur zu einer verminderten Bruchfestigkeit des Knochens und damit zu einem erhöhten Frakturrisiko

Bis vor gut zehn Jahren war das therapeutische Arsenal

kommt. Rund 6,3 Millionen Menschen in Deutschland sind

noch so begrenzt, dass ehrgeizige Therapieziele wie Re-

von dieser Erkrankung betroffen, Frauen erheblich häu-

mission oder die Senkung von Mortalität kaum zu realisie-

figer als Männer. Jedes Jahr kommen 885.000 Neufälle

ren waren. Mit dem Einzug zielgerichteter Medikamente

hinzu.37

hat sich die Behandlung rheumatischer Erkrankungen, insbesondere der rheumatoiden Arthritis, wesentlich

Gicht ist eine Krankheit, die durch Ausscheidung von

verbessert. Dies zeigt ein Blick auf die Daten der Kern-

Salzen der Harnsäure an verschiedene Körperstellen, be-

dokumentation des Deutschen Rheuma-Forschungszen-

sonders im Bereich der Gelenke (= Arthritis urica), cha-

trums.35 Demnach stehen Menschen mit rheumatoider

rakterisiert ist. Sie ist eine primär chronisch verlaufende

Arthritis heute länger im Arbeitsleben – zwischen 1997

Störung des Purinstoffwechsels, die in akuten Schüben

und 2013 stieg die Zahl der erwerbstätigen Männer

verlaufe kann. Rund 20 % der deutschen Bevölkerung ha-

von 47 % auf 64 % und die der Frauen von 37 auf 55 %.

ben überhöhte Harnsäurewerte – doch ob diese letztlich

Auch müssen Menschen mit Rheumatoider Arthritis heu-

zum Krankheitsbild einer chronischen Gicht führen, hängt

te seltener im Krankenhaus behandelt werden. Nach

in erster Linie von der Ernährung ab.

den Daten der Kerndokumentation ist die Häufigkeit der Krankenhausauf­enthalte bei ambulant betreuten Patien-

Immer mehr Menschen in den Industrienationen leiden an

ten von 18 % im Jahr 1997 auf 9 % im Jahr 2013 gesunken,

der Volkskrankheit Gicht. In Deutschland sind 2,8 % der

die Aufenthaltsdauer hat sich von 26 Tagen 1997 auf 15

Männer und 0,4 % der Frauen im Alter zwischen 30 und

Tage 2013 verringert.

59 Jahren betroffen.38

Degenerative rheumatische Erkrankungen

Rheumatische Schmerzkrankheiten

Größer und zahlenmäßig bedeutsamer ist die Gruppe der

Die weichteilrheumatischen Erkrankungen sind eine z. T.

nicht entzündlichen, alters- oder verschleißbedingten de-

noch ungenau definierte Krankheitsgruppe mit unter-

generativen rheumatischen Erkrankungen. Arthrosen sind

schiedlichen Schmerzsyndromen und teilweise vorüber-

mit geschätzt 5 Millionen Fällen36 die häufigsten chroni-

gehenden Veränderungen an Muskeln, Sehnen, Schleim-

schen Gelenkerkrankungen und die wichtigsten Ursachen

beuteln und dem Unterhautbindegewebe. Lokale und

von Behinderungen bei Älteren in Deutschland. Man kann

ausgedehnte chronische Schmerzzustände des Bewe-

sie aufgrund von Röntgenbefunden, klinischen Sympto-

gungssystems können durch Überlastung von Muskeln

men oder beidem definieren.

oder Muskelansätzen entstehen, z. B. der bekannte „Tennisarm“ oder der „steife Nacken“.

Arthrosen sind Gelenkkrankheiten durch Schäden am Knorpel und an anderen Gelenkstrukturen, meist unbe-

Das Fibromyalgie-Syndrom verursacht chronische Ganz-

kannter Ursache. Fehl- oder Überbelastungen, Entzün-

körperschmerzen im muskuloskelettalen Bereich, häufig

dungen oder Stoffwechselstörungen sind wesentliche

kombiniert mit Schlafstörungen, Müdigkeit, Depressivi-

Faktoren. Vom Verlust des Gelenkknorpels sind am häu-

tät, Ängstlichkeit und Einschränkungen der kognitiven

figsten Hüfte und Kniegelenke betroffen.

Funktion. Hierunter leiden etwa 3,5 % der deutschen

172

Gesundheitsbericht Hessen

Bevöl­kerung, Frauen häufiger als Männer.39 Nicht selten

­wenig strapazieren. Ziel ist es, dem Kind eine altersge­

spielen anhaltende und wiederkehrende schwere seeli-

mäße Entwicklung zu ermöglichen und seine Bewegungs-

sche und körperliche Belastungssituationen eine wesent-

freude wiederherzustellen. Durch die heute verfügbaren

liche Rolle für die Krankheitsursache.

Therapiekonzepte lässt sich jedoch in den meisten Fällen ein gutes Ergebnis erzielen. Rheuma im Kindesalter kann

Kinder und Rheuma

jederzeit wieder zum Stillstand kommen, bei frühzeitiger

Bei Kindern spielen Arthrosen, wie sie als Verschleißerschei-

und konsequenter Behandlung meist auch ohne bleiben-

nungen an den Gelenken älterer Menschen auftreten, keine

de Schäden.

Rolle. Kinderrheuma ist meist eine entzündliche Form. Ökonomische Betrachtungen Der Begriff „Kinderrheuma“ fasst daher verschiedene

Erkrankungen des Bewegungsapparates belegen in

Krankheitsbilder zusammen, die mit einer chronischen,

der Statistik der Arbeitsunfähigkeitstage in Deutschland

d. h. länger als sechs Wochen andauernden Gelenk­

Platz 1. Sie verursachen Behandlungskosten von 28 Mil-

entzündung im Kindesalter einhergehen und bei denen

liarden Euro pro Jahr.42 Zudem sind sie immer noch ein

keine andere Ursache gefunden werden kann. Grund­

häufiger Grund für Schwerbehinderung und gesundheit-

sätzlich wird zwischen der akuten und chronischen Form

lich bedingte Frühberentungen.

unterschieden. Zwar leiden unter rheumatoider Arthritis im Vergleich zu Deutlich häufiger ist die akute Form. Akute Formen wer-

den degenerativen rheumatischen Erkrankungen verhält-

den meist durch Infektionen ausgelöst, beispielsweise

nismäßig wenige Menschen, dennoch sind die Kosten für

durch Rötelnviren oder durch Bakterien (Streptokokken

diese Krankheit sehr hoch. Besonders die medikamentö-

oder Salmonellen). Sie halten oft nur Tage oder Wochen

sen Therapien und mit der Krankheit verbundene Arbeits-

an, können aber auch über Monate oder ein bis zwei Jahre

ausfälle lassen diese Art der rheumatischen Erkrankung

immer wieder aufflackern. Zu diesen Erkrankungen gehört

sehr kostenintensiv werden. Im Bezugsjahr 2008 entstan-

auch das rheumatische Fieber oder die Arthritis durch

den dem deutschen Gesundheitssystem durch rheumato­

Borrelieninfektionen nach Zeckenbissen. Häufig verlau-

ide Arthritis Kosten in Höhe von rund 16.000 Euro pro

fen die Gelenkentzündungen mild und klingen bei 8 bis

Patientin oder Patient im Alter von 18 bis 65 Jahren.

9 von 10 Kindern wieder ab, ohne Gelenkveränderungen

Die Kosten bestehen aus direkten Kosten (6.000 Euro pro

zu hinterlassen. Etwa 10 % bis 20 % dieser Entzündungen

Patientin oder Patient und pro Jahr durch Krankenhausau-

werden chronisch.

fenthalte, Medikamente oder begleitende Therapien) und indirekten Kosten (rund 10.000 Euro pro Patientin oder

Auch die chronische juvenile Arthritis kann durch Infekti-

­Patient und Jahr durch Arbeitsausfälle).43 Bei rheumati-

onen ausgelöst werden, meistens ist die Ursache jedoch

schen Erkrankungen spielen neben den direkten Kosten

unbekannt. Sie beginnt häufig schleichend und es kommt

die indirekten Kosten durch Arbeitsunfähigkeit eine gro-

vor, dass die Krankheit über Monate oder gar Jahre nicht

ße Rolle. Fehltage konnten durch bestimmte Kombinati-

erkannt wird. Dabei kann man durch eine frühe Diagnose

onstherapien im Vergleich zu einer Monotherapie eben-

und somit durch eine rechtzeitige Therapie verhindern,

so gesenkt werden44 wie die Wahrscheinlichkeit, den

dass die Gelenke der Kinder geschädigt werden.

Arbeitsplatz zu verlieren.45 Auch deshalb ist eine gute ­medizinische Betreuung zentral.

Bundesweit leiden etwa 40.000 Kinder und Jugendliche40 an Krankheiten des rheumatischen Formenkreises. Davon

Komorbiditäten und deren zusätzliche Kosten

sind nach Expertenschätzungen etwa 20.000 Kinder in

Daten aus den USA weisen auf den Zusammenhang der

Deutschland von chronisch-entzündlichen rheumatischen

Kosten für rheumatoide Arthritis (RA) und Kosten für häu-

Erkrankungen betroffen.41

fig gleichzeitig auftretende Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen hin. Die Studie weist

Rheumakranke Kinder und Jugendliche sind durch ihre

darauf hin, dass das Gesundheitssystem durch zusätzliche

Krankheit oftmals stark in ihrem Bewegungs- und Akti-

Erkrankungen, wie Depressionen oder Herz-Kreislauf-­

onsradius eingeschränkt und benötigen spezielle Frei-

Erkrankungen neben einer Arthritis (RA), wesentlich höhe-

zeit- und Sportangebote, die ihre Gelenke möglichst

re Kosten zu tragen hat.

7 Krankheiten und Todesursachen

173

Präventionen für Rheumatiker

Selbst die Schulung und Überprüfung notwendiger

Das Thema Prävention rückt erst seit wenigen Jahren zu-

Orthesen, Hilfsmittel und Bandagen zählt zu den sekun-

nehmend in das Blickfeld der Rheumatologen, da rheu-

dären Präventionsprogrammen, die der Steigerung der

matisch-entzündliche Systemerkrankungen früher als

Lebensqualität ebenso nutzen wie der Vermeidung der

schicksalhaft und in ihrer Entstehung als komplett unbe-

Spätschäden und einer Verhinderung der Verschlechte-

einflussbar galten.

rung der Erkrankung.

Wie die Deutsche Rheuma-Liga e. V. dokumentiert, wird

Die Nutzung der naturheilkundlichen sowie auch balneo-

Prävention zu einem immer stärkeren Faktor in der Be-

logischen Ressourcen regional oder überregional (Kuren,

46

Der Schwerpunkt liegt insbesondere bei den

Heilbäder, Klima, Phytotherapie etc. ) ist sinnvoll. Sie ist

entzündlich-rheumatischen Erkrankungen auf der Sekun-

als zentraler Bestandteil der langfristigen Aktivierung der

där- und Tertiärprävention, aber auch die Primärpräven-

Selbstheilungskräfte, der Hilfe zur Selbsthilfe und einer

tion ist von Bedeutung. So würde mehr Aufklärung dazu

wissenschaftlich fundierten und anerkannten Therapie-

beitragen, Risikofaktoren für bestimmte Erkrankungen

strategie zu betrachten.

handlung.

bekannter zu machen. Übergewicht und Fehlbelastungen können das Risiko erhöhen, an einer Arthrose zu

Rheumatische Erkrankungen sind oft nicht heilbar, die

erkranken. Eine ausgewogene Ernährung und regelmä-

Beschwerden werden durch die verschiedenen Thera-

ßige Bewegung können hingegen dazu beitragen, eine

piemöglichkeiten nur gelindert. Daher führt die Krank-

Erkrankung wie die Osteoporose und Gicht zu vermei-

heit zu einschneidenden Veränderungen im Berufs- und

den. Raucher sind bei entsprechender genetischer Ver-

Privat­ leben. Selbsthilfegruppen geben nützliche Tipps,

anlagung beispielsweise wesentlich gefährdeter an einer

wie man mit der Situation umgeht und welche Therapie­

rheumatoiden Arthritis zu erkranken. Im Rahmen der Se-

formen es gibt.

kundärprävention kann eine frühe Diagnose und Behandlung den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und beispielsweise die Remission bei der rheumatoiden Arthritis um das Dreifache steigern. Adäquate Bewegung (z. B. Schwimmen, Walken, Gymnastik, Tanzen) mit dem Ziel der Funktionserhaltung, Mobilität, Schmerzlinderung und Verhinderung degenerativer Spätschäden zählt zu den sekundären Präventionsmaßnahmen. Die sekundäre und tertiäre Prävention bei Rheuma sollten Maßnahmen des Entspannungstrainings und der Verhaltensschulung beinhalten. Diese dienen nicht nur der Depressionsprophylaxe, sondern auch der Schmerzbewäl­ tigung, der Schlafförderung, der sozialen Integration und Kommunikation sowie der Krankheitsbewältigung im weiteren Sinne. Auch die Optimierung der Ernährung kann neben medikamentösen, physikalischen und chirurgischen Therapien eine wichtige Maßnahme bei der Sekundärprävention von rheumatischen Erkrankungen sein. Durch eine spezielle Ernährung können Entzündungsaktivitäten vermindert und somit der Schmerz gelindert werden. Eine Gewichtsreduzierung durch eine veränderte Ernährung wirkt sich ebenfalls positiv auf die tragenden Gelenke aus.

In Hessen gibt es über 70 lokale Selbsthilfegruppen für rheumakranke Menschen. Speziellere Fragen beantwortet der entsprechende Arbeitskreis der ­ Rheuma-Liga Hessen. Nähere Informationen finden Sie auf der Internetseite der Rheuma-Liga Hessen unter: www.rheuma-liga-hessen.de

174

Gesundheitsbericht Hessen

Abb. 80:  Depressionen im Altersverlauf bei Frauen und Männern in Hessen, 2011 Anteil an gesetzlich Versicherten in Hessen 8% 7%

Fallzahlen Depression

6%

1 bis 90 Jahre

weiblich 97.295

männlich 42.454

5% 4% 3% 2% 1% Alter

0% 1

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

55

60

65

70

75

Depression (Frauen)

80

85

90

Depression (Männer)

Legende: Depression entspricht hier HMG058 (Depression, posttraumatische Belastungsstörungen, Verhaltensstörungen). Quelle: Daten gesetzlicher Krankenkassen auf der Basis von „hierarchisierten Morbiditätsgruppen“ (HMG) 2011, Statistisches Landesamt, eigene Berechnung 2013. Grafische Darstellung: REBMANN RESEARCH.

Abb. 81:  Demenzerkrankungen im Altersverlauf bei Frauen und Männern ab 40 in Hessen, 2009 Anteil an gesetzlich Versicherten in Hessen 30 % 25 %

Fallzahlen Demenzerkrankungen

20 %

1 bis 90 Jahre

weiblich 37.105

männlich 22.594

15 % 10 % 5% Alter

0% 1

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

55

60

Demenzerkrankungen (Frauen)

65

70

75

80

85

90

Demenzerkrankungen (Männer)

Legende: Unter Demenz wurden hier Morbus Alzheimer und sonstige Demenzerkrankungen zusammengefasst (vgl. HMG-Diagnosen der jeweiligen Diagnosegruppe Kap. 7, Seite 150 und Kap. 7.1.6). Quelle: Daten gesetzlicher Krankenkassen auf der Basis von „hierarchisierten Morbiditätsgruppen“ (HMG) 2011, Statistisches Landesamt, eigene Berechnung 2013.

7.1.6  Psychische Erkrankungen und

Psychische Gesundheit und psychisches Wohlbefinden

Verhaltensstörungen

sind grundlegend für die Lebensqualität. Sie ermögli-

Gesundheit beginnt im Kopf

chen es den Menschen, ihr Leben als sinnvoll zu erleben

Der Gedanke, dass psychische Gesundheit ein wesent-

und sich als kreative und aktive Bürgerinnen und Bürger

licher Aspekt von Gesundheit ist, wird schon in der De-

zu ­betätigen. Psychische Gesundheit ist somit auch ein

finition des Gesundheitsbegriffs der WHO von 1948

wesentliches Element des gesellschaftlichen Zusammen-

deutlich: „Gesundheit ist ein Zustand des umfassenden

halts, der Produktivität und eines stabilen und friedlichen

körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und

Lebensumfelds.47

nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Behinderung.“ Es gibt eine breite fachliche und wissenschaftliche Über-

Prävention, Therapie und Rehabilitation von psychischen

einstimmung darüber, dass Gesundheit sowohl biologi-

Krankheiten sind aus individueller und gesellschaftlicher

sche als auch psychosoziale Aspekte umfasst und dass

Sicht immens wichtig. Im aktuellen Präventions­gesetz 2015

die ­vielfältigen Wechselwirkungen zwischen diesen Be-

ist eines der Gesundheitsziele deshalb auch die Verhinde-

reichen die Gesundheit fördern oder beeinträchtigen.

rung, Früherkennung und Behandlung von d ­ epressiven

7 Krankheiten und Todesursachen

175

Abb. 82:  Prävalenz von ADHS-Diagnosen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland nach Alter und Geschlecht in den Jahren 2006 und 2012

Depressionen dagegen nehmen bei der hessischen ­Bevölkerung bei beiden Geschlechtern mit steigendem Alter zu. Der sichtbare Anstieg im sechsten Lebensjahrzehnt ist auch aus der Literatur bekannt.50 Der Anteil der

8%

diagnostizierten Frauen ist deutlich höher als der der 6%

­Männer (Abb. 80).

4%

Demenzerkrankungen spielen im hohen Alter eine zunehmende Rolle. Die Anteile demenziell Erkrankter betragen nach Schätzungen rund 13 % bei den 80- bis 85-Jährigen,

2%

24 % bei den 85- bis 90-Jährigen und 34 % bis 35 % bei den über 90-Jährigen (Abb. 81).51 14–17 Jahre

11–13 Jahre

7–10 Jahre

3–6 Jahre

Mädchen

Jungen

Gesamt

0%

Im Folgenden werden die oben genannten Erkrankungen (ADHS, Depression, Demenz) kurz dargestellt.

KiGGS-Basiserhebung (2003–2006) KiGGS-Welle 1 (2009–2012) Quelle: www.de.statista.com (Stichwort: ADHS im Altersverlauf, Statistik).

Erkrankungen. Dabei spielt im ersten Schritt die Enttabuisierung dieses Themas und die gesellschaft­liche Integration von Betroffenen eine zentrale Rolle.48 Häufigkeit und Krankheitsbelastung

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) Definition: ADHS ist definiert als Verhaltensstörung mit Aufmerksamkeits– und Konzentrationsstörung, Impulsivität, mangelnder Frustrationstoleranz und eventuell motorischer H ­ yperaktivität (sogenanntes hyperaktives Syndrom) und wird umgangssprachlich auch als „Zappel­ philipp-Syndrom“ benannt.

Psychische und Verhaltensstörungen sind mit die größten Verursacher von Krankheitstagen und Arbeits-

Schätzungen zufolge sollen bei etwa zwei Dritteln der

unfähigkeit. Depressionen tragen mit rund 10 % zur

von ADHS-Symptomen Betroffenen zusätzliche Störun-

Krankenstands­ rate aller Erwerbstätigen in Hessen bei.

gen (z. B. Aggressivität, dissoziales Verhalten, emotionale

16,5  % aller Arbeits­unfähigkeitstage werden in Hessen

(häufig depressive) Symptome, Angststörungen, Alkohol-

allein durch psychische und Verhaltensstörungen verur-

missbrauch u. a.) auftreten. Die Erkrankung hat einen Al-

sacht. In Deutschland gingen 2013 von insgesamt durch-

tersgipfel im frühen Kindes- und Jugendalter und kommt

schnittlich 14,7 Fehltagen je Erwerbsperson allein 2,5 auf

bei Jungen wesentlich häufiger vor (Verteilung: m:w = 9:1)

psychische Krankheiten, 1 Tag auf Depression zurück.

(siehe Kapitel 2.9) (Abb. 82). Häufig bessert sich die Symp-

Seit 2000 nahmen diese im Gegensatz zu allen anderen

tomatik im Erwachsenenalter.52

Arbeitsunfähigkeitsursachen am deutlichsten zu. Psychische Erkrankungen dauern zudem lange: Im Durchschnitt

Die Krankheitsursache ist weitgehend unklar. Als Ursa-

fehlen Arbeitnehmer 40,5 Arbeitstage aufgrund von psy-

che wird vor allem eine gestörte Signalübermittlung im

chischen Erkrankungen.

49

Gehirn, z. B. durch frühkindliche Hirnschäden, diskutiert. Mindestens die Hälfte aller ADHS-Fälle soll genetisch

Bestimmte psychische Erkrankungen sind stark altersab-

bedingt sein. Daneben werden immunologische Fak-

hängig. Bei Kindern treten vermehrt Verhaltensstörungen

toren oder psychosoziale Risiken diskutiert. Das Le-

auf, zu denen insbesondere die Aufmerksamkeitsdefizit-/

bensumfeld, in welchem von ADHS betroffene Kinder

Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und damit verbundene

aufwachsen, kann diese Anlagen verstärken oder ab-

Störungen des sozialen Verhaltens gehören. Dabei wird

schwächen; auch Rauchen, Stress und Alkohol während der

die Diagnose ADHS bei Jungen öfter als bei Mädchen

Schwangerschaft haben einen Einfluss auf die Entstehung

gestellt (siehe dazu auch Kapitel 2.9). Alle anderen

der Krankheit.

psychischen Störungen spielen im Kindesalter noch keine wesentliche Rolle.

176

Gesundheitsbericht Hessen

Abb. 83:  Entwicklung des Verbrauchs von Methylphenhidat (z. B. Ritalin)

Depressionen und Psychosen Depressionen gehören weltweit zu den häufigsten Formen psychischer Störungen. Die Depression ist ein Oberbegriff

400

für Störungen der Gemütslage, die mit Traurigkeit, Nieder-

350

geschlagenheit, Interessenverlust sowie Energie- und An-

300

triebslosigkeit einhergehen. Sie können als eigenständige

250

Störung auftreten oder als Folge von anderen schweren

200

Grunderkrankungen oder Belastungen. Von einer Behand-

150

lungsbedürftigkeit wird ausgegangen, wenn diese Symp-

100

tome mindestens zwei Wochen am Stück vorliegen.

50 2009

2008

2007

2006

2005

2004

2003

2002

2001

2000

1999

1998

1997

1996

1995

1994

1993

0

Methylphenidat in kg (BfArM) Methylphenidat Tagesdosen je Versicherte (AOK Hessen)

Quelle: Daten gesetzlicher Krankenkassen auf der Basis von „hierarchisierten Morbiditätsgruppen“ (HMG), eigene Berechnung/Hessen 2009.

Von Depressionen sind Menschen beiderlei Geschlechts, aller Altersstufen und aus allen sozialen Schichten betroffen, wobei Frauen deutlich häufiger betroffen sind (Abb. 80, S. 174). Vom vorübergehenden Stimmungstief unterscheidet sich die Depression dadurch, dass sie über Wochen und Monate anhalten kann. Ihre Symptome sind Konzentrations-, Appetit- und Schlafstörungen sowie Entscheidungs­ unfähigkeit,

Meist kann eine Diagnose schon durch die Betrachtung

Müdigkeit,

Energiemangel,

Denkblockaden, Gefühle von Traurigkeit, Auftreten von

und Befragung der betreffenden Person gestellt werden;

Schuld- und Minderwertigkeitsgefühlen sowie Selbst-

Gewissheit erhält der Arzt über Zusatzinformationen wich-

mordgedanken.

tiger Vertrauenspersonen, wie Eltern, Erzieher und Lehrer, sowie durch eine körperliche Untersuchung und neu-

Von 2000 bis 2013 nahmen die Fehlzeiten in Unternehmen

ropsychologische Tests.

aufgrund von Depressionen um fast 70 % zu.53 Bis zum Jahr 2020 werden nach Schätzungen der World Health

Therapeutische Ansätze beziehen Beratungen, Verhal-

Organisation WHO Depressionen nach Herz-Kreislauf-Er-

tens- und Psychotherapien sowie Medikamente mit ein.

krankungen den zweiten Platz in der Liste der häufigsten

Manchmal ist eine Therapie nur über wenige Jahre und bei

Krankheiten einnehmen.54

einigen Menschen auch lebenslang erforderlich. ADHS ist nicht heilbar. Ziel ist es, ein „normales Leben“ mit guten

In Hessen entfiel laut Depressionsatlas der Techniker

sozialen Kontakten und einer qualifizierten Ausbildung

Krankenkasse im Jahr 2013 im Durchschnitt einer der

und damit eine gute Lebensqualität zu erreichen. Der

14,5 Fehltage auf Depressionen, wobei der Lahn-­ Dill-

Betroffene kann lernen, mit seiner Erkrankung zu leben.

Kreis, der Vogelsbergkreis und der Landkreis Gießen

Deshalb sollte die Therapie so früh wie möglich begonnen

etwas überdurchschnittlich betroffen waren. Frauen sind

werden, sodass die individuellen Begabungen gezielt ge-

mit rund 2 % auch in Hessen häufiger betroffen als Männer

fördert werden können.

mit gut 1 %. Menschen, die wegen Depression krankgeschrieben werden, waren dann durchschnittlich 64 Tage

Häufigstes verordnetes Medikament ist derzeit Methyl-

arbeits­unfähig.

phenidat (z. B. Ritalin), das ab dem Schulalter für Kinder und Jugendliche als Bestandteil einer Therapie zuge­

Folge einer Depression kann der Selbstmord sein. Schät-

lassen ist. Die Verschreibungszahlen steigen seit Mitte

zungsweise 15 % der Patientinnen und Patienten mit

der 90er Jahre rapide an, wobei die Zunahme seit Mitte

schweren depressiven Störungen versterben durch Sui-

der 2000er Jahre relativ linear verlief. Aktuelle bundes-

zid. Insgesamt gehen 40 % bis 70 % aller Selbstmorde auf

weite Daten deuten jedoch in den letzten Jahren einen

eine Depression zurück.55 Die oft unterschätzte Schwere

langsameren Zuwachs an und zeigten zuletzt sogar einen

der Erkrankung sowie eine häufig vorrangige Behandlung

leichten Rückgang der Verordnungszahlen von Methyl-

depressionsbegleitender körperlicher Symptome tragen

phenidat. Diese Daten deuten eine mögliche Trend­

dazu bei, dass ein Teil der erkrankten Menschen keine an-

wende an (Abb. 83).

gemessene Behandlung erhält.56

7 Krankheiten und Todesursachen

Depressionen können zuverlässig erkannt werden. Antidepressive Therapien und kurzzeitige, strukturierte Formen der Psychotherapie sind bei 60 % bis 80 % der Erkrankten wirksam und können im Rahmen der medizinischen Grundversorgung vorgehalten werden. Dennoch erhalten weniger als 25 % (in manchen Bundesländern sogar weniger als 10 %) der Erkrankten eine solche Behandlung. Hindernisse auf dem Wege zu einer effektiven Versorgung sind der Mangel an Ressourcen, an gut ausgebildeten Therapeuten und die gesellschaftlichen Vorurteile, die psychiatrischen Krankheiten einschließlich der Depression anhängen. Es hat sich erwiesen, dass qualitätsgesicherte Programme57 der medizinischen Grundversorgung zur Behandlung der Depression sowohl den allgemeinen Gesundheitszustand als auch die Lebensumstände der Betroffenen nachhaltig verbessern. Um den schnellen Zugang zur Behandlung zu fördern, wurden mit dem Versorgungsstärkungsgesetz u. a. Therapieservicestellen auch schnellere erste Beurteilung zulassen.

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l,

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Vor diesem Hintergrund wird seit Oktober 2014 im Rahmen einer Studie die Nutzung eines Bewegungsparcours mit zwölf Stationen in die Therapie klinisch depressiver Menschen der Klinik Hohe Mark in Oberursel integriert. Hinter dem vom Hessischen Sozialministerium initiierten Projekt steckt das Ziel, einen wissenschaftlichen Nachweis über die Wirksamkeit und die konkreten Effekte von körperlicher Aktivität, Sport und Bewegung bei Therapie und Prävention von Depressionen zu erbringen. Der Parcours ist mit „niederschwelligen“ Geräten ausgestattet. Das bedeutet, dass sie einladen sollen und leicht zu handhaben sind. Bewegung verfolgt hier das Ziel, dass Körper, Geist und Seele wieder eins werden, heilen und genesen.

für Psychotherapiesprechstunden vorgesehen, die eine

heim k, dorf

z

177

Zum Bewegungsparcours

Gesund leben gesund bleiben

Der Bewegungsparcours in unserer Klinik ist ein „Spielplatz für Erwachsene“, den Sie nach Ihrem persönlichen Befinden ausprobieren dürfen. Hier geht es vorrangig nicht um Leistung, kann es jedoch, wenn Sie es wollen. Der Parcours lädt Sie ein, zunächst sich vorsichtig ein gleichmäßiges Bewegungsgefühl für die Geräte anzueignen. Hierzu finden Sie bei jedem Gerät ein entsprechendes Hinweisschild zum ersten Herantasten. Es gibt Ausdauer-, Kraft- und Koordinationsgeräte.

Der Parcour ist öffentlich zugängig. Für Besucher ist eine

Nutzung auf eigene Verantwortung möglich.

mit! hen sie

Mac

cours ngspar Bewegu he Mark Klinik Ho

Klinik Hohe Mark des Deutschen GemeinschaftsDiakonieverbandes GmbH Friedländerstraße 2 61440 Oberursel (Taunus).

www.hohemark.de

Stand: Dezember 2015

Bewegungsparcours für depressive Menschen – Modellprojekt in der Klinik Hohe Mark in Oberursel Körperliche Aktivität, Sport und Bewegung werden zunehmend als Möglichkeiten der Prävention und Behandlung von Depressionen angesehen. Prof. Volker Beck von der Hochschule Darmstadt sagt: „Wissenschaftliche Erkenntnisse weisen darauf hin, dass als Folge von sportlicher Aktivität eine Verminderung von Ängsten und Depression, eine erhöhte Stresstoleranz, eine Verbesserung der Grundstimmung und eine grundsätzlich höhere Zufriedenheit erreicht werden kann.“

Weiterhin wird den Patienten Eigenkompetenz zur individuellen Nutzung von Bewegungsparcours – besonders auch für die Zeit nach der Entlassung aus der Klinik – vermittelt. Die Gewährleistung der Nachhaltigkeit im kommunalen Umfeld hat einen herausgehobenen Stellenwert und wird in der Studie mit untersucht. Dr. Lutz Vogt von der Abteilung Sportmedizin der Goethe-Universität Frankfurt am Main: „Das Projekt endet nicht nach dem stationären Aufenthalt, sondern wird an den kommunalen Parcours am Wohnort weiter fortgesetzt. Diese Maßnahme findet in Kooperation mit dem Landessportbund Hessen statt und sichert die Fortführung eines körperlich aktiven Lebensstils.“ Hierfür stehen hessenweit rund 150 Bewegungsparcours zur Verfügung. Ein Flyer, der auf der Internetseite der Klinik Hohe Mark (www.hohemark.de) abgebildet ist, gibt entsprechende Informationen. Mit der Veröffentlichung der ersten Ergebnisse der Studie, die von einer Forschungsgruppe der Klinik Hohe Mark, des Landessportbundes Hessen, der Abteilung Sportmedizin der Goethe-Universität Frankfurt und der Hochschule Darmstadt zusammengetragen werden, ist zeitnah zu rechnen.

178

Gesundheitsbericht Hessen

Abb. 84:  Pathoanatomische Differenzierung der verschiedenen Demenzformen

Alzheimer und Demenz Definition: Demenz ist der Oberbegriff für Erkrankungsbilder, die mit einem Verlust der geistigen Funktionen, wie Denken, Erinnern, Orientierung und Verknüpfen von Denkinhalten, einhergehen und die dazu führen, dass alltägliche Aktivitäten nicht mehr eigenständig durchgeführt werden können. Dazu zählen die Alzheimer-Demenz, die vaskuläre Demenz, Morbus Pick, die frontotemporale Demenz und weitere Demenz ­formen58 (siehe auch Abb. 84).

Die Alzheimer-Krankheit entsteht durch das langsam fortschreitende Absterben von Nervenzellen und Nervenzellkontakten. Das Krankheitsbild ist gekennzeichnet durch

Senile Demenz vom Alzheimer-Typ 45-60 %

Multi-Infarkt-Demenz Subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie Demenz nach Infarkt vaskulär 15-25 %

Gemischt

vaskulärdegenerativ 10-20 %

neurodegenerativ 55-75 %

Präsenile Demenz (Alzheimer-Krankheit) 10-15 % Quelle: Dokumentationsband Fachtagung des „Zukunftsforum Demenz“ in Zusammenarbeit mit der BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren), 2010.

Gedächtnis- und Orientierungsstörungen sowie Störungen des Denk- und Urteilsvermögens. Diese Störungen

Leben zu geben. Dies ist sowohl im Alltag zu Hause als

machen die Bewältigung des normalen Alltagslebens im-

auch im Pflegeheim möglich.“63

mer schwieriger. Alzheimer kommt in unterschiedlichsten Hessen ist Sitz der deutschlandweiten Initiative „Aktion

sozialen und ökonomischen Gruppen vor.

Demenz“ (siehe www.sozialnetz.de/awca/b.asp?id=dej), Neurodegenerative Erkrankungen können Menschen aller

die Kommunen auf ihrem Weg zur Demenzfreundlichkeit

Altersgruppen treffen und zählen zu den Hauptursachen

unterstützt. Rund zehn hessische Kommunen konnten,

für Behinderungen und Abhängigkeit bei älteren Men-

durch die Robert-Bosch-Stiftung gefördert, in diesem

schen. Dem Alzheimer-Weltbericht 2009 zufolge leben

Kontext Projekte umsetzen.

über 28 % aller Menschen (ca. 9,9 Millionen Menschen), die an Demenz leiden, in Europa, das damit nach Asien

7.1.7  HIV-Infektion/Aids

(35 %) weltweit den zweiten Platz einnimmt. Westeuropa

Das Immunschwächevirus HIV (human immunodeficien-

ist weltweit die Region mit der höchsten Quote an De-

cy virus / Humanes Immundefizienz-Virus) infiziert die

menzkranken (19 %).59 In Deutschland leben derzeit etwa

CD4-T-Helferzellen, eine Form der Immunabwehrzellen

1,5 Millionen Demenzkranke, davon wird etwa eine knap-

des Blutes. Die körpereigene Immunabwehr ist nicht in

pe Million zu Hause versorgt.60 Hessischen Krankenkas-

der Lage, das HI-Virus aus dem Körper zu entfernen. Wird

sendaten zufolge leben in Hessen über 71.000 Demenz-

die HIV-Infektion nicht medikamentös behandelt, kommt

kranke.61 Die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken

es zu einem fortschreitenden Ausfall dieser Helferzellen.

steigt mit dem Alter, deshalb steigt die Anzahl der Betrof-

Der betroffene Organismus wird hierdurch zunehmend

fenen in Deutschland jedes Jahr um etwa 40.000 und wird

anfällig für Infektionen und das Wachstum bestimmter

sich bis 2050 mindestens verdoppeln (Abb. 81, S. 174).

62

Krebsarten. Unbehandelt führt die Infektion nach einer meist mehrjährigen Latenzphase (durchschnittlich neun

Trotz erheblicher Fortschritte im Verständnis der Krank-

bis elf Jahre) zu einer spezifischen Kombination von Krank-

heitsursache und der verschiedenen Demenzprozesse

heitssymptomen, die zusammenfassend als Aids (acqui-

ist es immer noch schwierig, Demenz und besonders

red immune Deficiency Syndrome / erworbenes Imunde-

ihre Frühsymptome exakt zu diagnostizieren. Dementi-

fektsyndrom) bezeichnet wird. Bei den Erkrankten kommt

ell Erkrankte sind in besonderem Maße gefährdet, ihre

es zu lebensbedrohlichen (opportunistischen) Infektionen

Unabhängigkeit zu verlieren. Klinisch relevant ist das

und Tumoren. Die HIV-Infektion ist nicht heilbar, jedoch

überdurchschnittlich erhöhte Sturz-, Verletzungs- und

gut behandelbar, weshalb sie heute in Deutschland den

Mortalitätsrisiko. Demenz ist zu einem gewissen Grad be-

Status einer chronischen Erkrankung hat.

einflussbar: „Unser Gehirn verfügt über eine enorme Plastizität, die wir ausnützen müssen – sowohl in der Primär- als

Epidemiologie

auch in der Sekundärprävention. Das Ziel ist dabei keine

In Hessen lebten Ende des Jahres 2014 zwischen 6.200

Lebensverlängerung, sondern den letzten Jahren mehr

und 6.900 Menschen mit HIV/Aids (diese und alle folgen-

7 Krankheiten und Todesursachen

179

Abb. 85:  Häufigkeit von AIDS/HIV in Hessen Anteil an gesetzlich Versicherten in Hessen 0,7 % 0,6 %

Fallzahlen HIV/Aids

0,5 % 1 bis 90 Jahre

0,4 %

weiblich 1.660

männlich 4.769

0,3 % 0,2 % 0,1 % 0,0 %

Alter 1

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

55

60

65

70

75

HIV/Aids (Frauen)

80

85

90

HIV/Aids (Männer)

Legende: HIV/Aids umfasst Patienten mit und ohne Dauermedikation (vgl. HMG-Diagnosen der jeweiligen Diagnosegruppe Kapitel 7, Seite 150). Quelle: Daten gesetzlicher Krankenkassen auf der Basis von „hierarchisierten Morbiditätsgruppen“ (HMG) 2011, Statistisches Landesamt, eigene Berechnung 2013.

Abb. 86:  Gemeldete HIV-Neudiagnosen in Hessen nach Risikogruppen 2001 bis 2014 150

120

90

60

30

0 2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

Drogengebrauch

Prä-/Perinatale Infektion

Heterosexuelle Kontakte

Männer, die Sex mit Männern haben

2010

2011

2012

2013

2014

unbekannt

Legende: Fälle entsprechend der Referenzdefinition des RKI; MSM = Männer, die Sex mit Männern haben, HET = heterosexuelle Kontakte, IVD = Infolge von Drogenmissbrauch, PPI = Mutter-Kind-Infektionen, KA = unbekannt (Keine Angaben). Quelle: Robert Koch-Institut: SurvStat@RKI 2.0, https://survstat.rki.de, Abfragedatum: 3.11.2015.

den Zahlen beruhen auf Schätzungen des RKI von Ende

wird ein heterosexueller Übertragungsweg angegeben.

2014 (siehe auch Abb. 85). Im Vergleich mit den Vorjahren

Mit nur ca. 25 Neuinfektionen durch intravenösen Dro-

liegt Hessen mit 288 HIV-Neuinfektionen (die Meldungen

genkonsum im Jahr 2014 bestätigt sich ein langfristiger

erfolgen nicht namentlich direkt an das RKI) auf einem

Trend, wonach der Anteil der Infektionen in dieser Grup-

auch im europäischen Vergleich stabil niedrigem Niveau.

pe aufgrund der erfolgreichen Präventionsansätze in der

Die Zahl der neuen Aids-Erkrankungen (Aids-Inzidenz)

Drogenhilfe dauerhaft niedrig gehalten werden kann (u. a.

ist aufgrund der Therapiemöglichkeiten in Deutschland

durch Einrichtung von Konsumräumen und niedrigschwel-

seit Mitte der 1990er Jahre rückläufig. Sie stabilisiert sich

ligen Beratungsangeboten). Im Vergleich dazu war in den

nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts Berlin (RKI)

vergangenen Jahren in Ländern mit einer stark repressi-

auf niedrigem Niveau und liegt in Hessen derzeit bei rund

ven Drogenpolitik (Russland, Ukraine) eine dramatische

100 Fällen pro Jahr. Deutschlandweit wurden für 2013

Zunahme von Neuinfektionen durch intravenösen Dro-

800 Aids-Neuerkrankungen erwartet.

64

genkonsum zu verzeichnen.

Die weit überwiegende Zahl der Neuinfektionen betrifft

Eine Mutter-Kind-Transmission des HI-Virus stellt in

die Gruppe der MSM (Männer, die Sex mit Männern ha-

Deutschland heute eine seltene Ausnahme dar. Wird eine

ben, ca. 240 Neuinfektionen) (Abb. 86). In ca. 45 Fällen

Infektion in der Schwangerschaft rechtzeitig festgestellt,

180

Gesundheitsbericht Hessen

kann durch den Einsatz der antiretrovirale Therapie (ART) bei Mutter und Kind inzwischen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine Übertragung des HI-Virus verhindert werden (Abb. 86, S. 179). Prävention durch Infektionsprophylaxe Die Erfolge der HIV/Aids-Prävention in Deutschland werden in der Forschung auf das Zusammenwirken von medizinischer Behandlung und verhältnis- und verhaltens­ präventiven Ansätzen zurückgeführt. Da eine Eradikation des Virus bislang noch nicht gelungen ist, kommt der Infektionsprophylaxe eine besondere Bedeutung in der Bekämpfung der Erkrankung zu. Ein hoher Anteil der HIV-Infektionen (nach Schätzungen des RKI zwischen 30 % und 50 %) wird noch immer erst in einem späten Stadium der Infektion erkannt (Auftreten erster Aids-definierender Symptome), in dem die Behandlungsmöglichkeiten in aller Regel bereits eingeschränkt sind. Diesem Sachverhalt kann durch ein verstärktes Angebot von HIV-Antikörpertests entgegengewirkt werden, insbesondere in jenen Bevölkerungsgruppen, in denen eine erhöhte HIV-Häufigkeit vorliegt. Zum anderen muss eine Sensibilität bei nicht auf HIV spezialisierte Ärztinnen und Ärzten für HIV-Indikatorerkrankungen vorhanden sein. Präventionskampagnen durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Mit ihren Präventionskampagnen ist es der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in den vergangenen Jahren gelungen, das Bewusstsein für die

HESSEN IST GEIL! Die schwule Kampagne der neun hessischen Aidshilfen wird seit dem Jahr 2014 aus Mitteln des Landes Hessen gefördert. Koordiniert durch den Landesverband der hessischen Aidshilfen stärkt die Kampagne landesweit den Arbeitsbereich der HIV- und STI (sexuell übertragbare Infektionen)-Prävention (Sexuell übertragbare Infektionen) für die Zielgruppe MSM (schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben). Diese weist in Deutschland weiterhin die höchste HIV-Prävalenz auf (mehr als zwei Drittel der Neuinfektionen finden in dieser Gruppe statt). HESSEN IST GEIL! verbindet die Vermittlung von Präventionsbotschaften mit dem Anliegen, insbesondere in strukturschwachen Regionen die Lebenswelten schwuler Männer zu stärken und einen Beitrag zur Akzeptanzförderung zu leisten. Regionalkoordinatoren stärken die Vernetzung der Kampagne, werben um Freiwillige und unterstützen die Präventionsarbeit vor Ort. Zur Informationsvermittlung setzt die Kampagne einen Schwerpunkt im Bereich Internet und Social Media und in der personalkommunikativen Prävention bei Aktionen in der schwulen Szene. www.hessen-ist-geil.de www.aids-hilfe-hessen.de

Möglichkeiten des Schutzes vor Aids und anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung zu wecken. Im Vordergrund stand hierbei die Bewerbung der Kondomnutzung. Zielgruppenspezifische Prävention durch die Aidshilfe Diese Strategie wird ergänzt durch die zielgruppenspezifische Prävention, die primär von den Aidshilfen als freie Träger unter dem Dach der Deutschen AIDS-Hilfe e. V. (DAH) realisiert wird. In Hessen halten neun Aidshilfen in Kassel, Marburg, Gießen, Fulda, Hanau, Offenbach, Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt entsprechende Angebote vor. Die zielgruppenspezifische Prävention wendet sich an jene Gruppen, die in besonderer Weise von HIV/Aids betroffen sind (s. o.). Beide Ansätze verbindet, dass sie darauf abzielen, die Diskriminierung und Stigmatisierung von Betroffenen abzubauen, um auf diese Weise den Zugang zu Informationen zu erleichtern und zu einem selbstbewussten Umgang mit Infektionsrisiken beizutragen.

Die Präventionsforschung belegt, dass seit Beginn der 90er Jahre ein gleichbleibend hoher Anteil (ca. 70 %) von schwulen und anderen Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), keine Risikokontakte eingeht. Dieser Befund steht der häufig geäußerten Vermutung entgegen, wonach eine zunehmende Sorglosigkeit zu einem Anstieg der Neuinfektionen in dieser Gruppe führt. Tatsächlich ist davon auszugehen, dass die hohe Häufigkeit der HIV-Infektion in dieser Bevölkerungsgruppe (ca. 6 % gegenüber einem Anteil von nur etwa 0,02 % in der heterosexuellen Bevölkerung) maßgeblich für diese Entwicklung ist. Würde sich das Schutzverhalten der MSM dem signifikant niedrigeren Niveau der heterosexuellen Bevölkerung angleichen, wäre mit einer ungleich ungünstigeren Entwicklung zu rechnen (nach Angaben der BZgA benutzten im Jahr 2008 58 % der Alleinlebenden unter 45-jährigen Heterosexuellen immer oder häufig Kondome, dieser Wert stellt einen Höchststand dar).

7 Krankheiten und Todesursachen

181

Abb. 87:  Regionale Zuständigkeiten für Aids-Hilfe-Einrichtungen in Hessen Aids-Hilfe Kassel

Stadt Kassel LK Kassel Schwalm-Eder-Kreis Werra-Meißner-Kreis

Aids-Hilfe Marburg

Stadt/LK Marburg-Biedenkopf LK Waldeck-Frankenberg Schwalm-Eder-Kreis

Aids-Hilfe Fulda

Stadt/LK Fulda Vogelsbergkreis LK Hersfeld-Rotenburg

Aids-Hilfe Gießen

Stadt Gießen LK Gießen Wetteraukreis Lahn-Dill-Kreis LK Limburg-Weilburg

Aids-Hilfe Hanau

Main-Kinzig-Kreis

Aids-Hilfe Frankfurt

Stadt Frankfurt Hochtaunus-Kreis Main-Taunus-Kreis

Aids-Hilfe Offenbach

Stadt Offenbach LL Offenbach

Aids-Hilfe Wiesbaden

Stadt Wiesbaden Rheingau-Taunus-Kreis

Aids-Hilfe Darmstadt

Stadt Darmstadt LK Darmstadt-Dieburg LK Groß-Gerau LK Bergstraße Odenwaldkreis

Legende: Landkreise mit anerkannten Betreuungsplätzen für Menschen mit HIV/Aids sind fett gedruckt. Quelle: Aidshilfe Hessen 2012. Darstellung: REBMANN RESEARCH..

Therapie

bare Erkrankung dar, die die lebenslange Einnahme von

Im Unterschied zu anderen Weltregionen, in denen der

Medikamenten zur Folge hat.

an Aids erkrankte Bevölkerungsanteil aufgrund einer niedrigen Behandlungsrate sehr hoch liegt (mit z. T. dra-

Versorgung

matischen Auswirkungen im Hinblick auf die Lebenser-

In Hessen haben sich im medizinischen Bereich in Frank-

wartung der Bevölkerung und auf die volkswirtschaftliche

furt und Gießen Versorgungsschwerpunkte herausge-

Situation der betroffenen Länder, besonders betroffen ist

bildet (Unikliniken und HIV-Schwerpunktpraxen), in der

die Region Subsahara-Afrika), ist die Situation in Deutsch-

psychosozialen Versorgung kommt den Aidshilfen eine

land wesentlich durch die guten medizinischen Behand-

besondere Bedeutung zu. Im Bereich der pflegerischen

lungsmöglichkeiten geprägt. Die hierzulande für alle

Versorgung, der Nachsorge stationärer Aufenthalte und

Krankenversicherten zugänglichen antiretroviralen Kom-

im psychotherapeutischen Bereich existieren wie auch in

binationstherapien (ART) unterdrücken die Vermehrung

anderen Bundesländern Defizite. Alle Versorgungsberei-

des HI-Virus und damit den Ausbruch von Aids auf lange

che sind mit der Tatsache konfrontiert, dass sich mit der

Zeit, wodurch sich die Lebenserwartung der Infizierten bei

gestiegenen Lebenserwartung der HIV-Infizierten auch

rechtzeitigem Therapiebeginn zunehmend derjenigen

das Krankheitsbild verändert (Zunahme der Multimorbi-

der Normalbevölkerung annähert. Da das Virus aber auch

dität infolge von Langzeitinfektion und Langzeitnebenwir-

durch die ART nicht vollständig aus dem Körper entfernt

kungen der ART, Auftreten von klassischen Alterserkran-

werden kann, stellt die HIV-Infektion weiterhin eine unheil-

kungen).

182

Gesundheitsbericht Hessen

7.1.8  Weitere meldepflichtige Infektionskrankheiten

halten wurde für 2004 bis 2006 geschätzt, dass pro Jahr

Die Meldepflicht nach dem Infektionsschutzgesetz

in Hessen ca. 3 Millionen Einwohner an einer akuten Ma-

Mit dem im Jahr 2001 in Kraft getretenen Infektions-

gen-Darm-Infektion erkrankten. Im gleichen Zeitraum er-

schutzgesetz (IfSG) wurde das System der meldepflichti-

folgten jährlich jedoch nur etwa 12.000 Meldungen von

gen Erkrankungen in Deutschland auf eine neue Basis ge-

entsprechenden Erkrankungen.

stellt. Ziel des IfSG ist es, übertragbaren Krankheiten beim Menschen vorzubeugen, Infektionen frühzeitig zu erken-

Im Folgenden wird auf die häufigsten gemeldeten bakte-

nen und ihre Weiterverbreitung zu verhindern. Die im IfSG

riellen Darminfektionen (Campylobacteriosen und Salmo-

geregelte Meldepflicht ist das wichtigste Instrument der

nellosen) und die häufigste virale Darminfektion (Norovi-

Surveillance (= Überwachung/Beobachtung) von Infekti-

rus-Gastroenteritis) detaillierter eingegangen.

onskrankheiten. Sie ermöglicht den Gesundheitsämtern, auch kurzfristig Maßnahmen zur Verhinderung der Wei-

Norovirus-Gastroenteritis

terverbreitung von Infektionen zu ergreifen. Gleichzeitig

Noroviren verursachen akut beginnende Gastroenteri-

dienen die anonymisierten Daten der Beschreibung der

tiden, die durch schwallartiges heftiges Erbrechen und

Epidemiologie dieser Erkrankungen in Deutschland.

starke Durchfälle (Diarrhoe) gekennzeichnet sind und zu einem erheblichen Flüssigkeitsdefizit führen können. Die

Es sind sowohl bestimmte Krankheitsbilder bei Verdacht,

im Jahr 2009 geänderten Übermittlungskriterien für Noro-

Erkrankung oder Tod (nach §  6 IfSG, im Wesentlichen durch

virus-Erkrankungen sehen vor, nur noch labordiagnostisch

Ärztinnen und Ärzte), als auch die labordiagnostischen

bestätigte Erkrankungen als Einzelfälle zu übermitteln.

Nachweise von Erregern (nach § 7 IfSG, durch Labore)

Um eine Vergleichbarkeit über die Jahre zu ermöglichen,

zu melden. Auch Ausbrüche können meldepflichtig sein,

wurden in der Meldezahlentabelle auch für die Jahre 2005

z. B. akute Magen-Darm-Erkrankungen, wenn mindestens

bis 2014 nur labordiagnostisch bestätigte Erkrankungen

zwei Personen betroffen sind, bei denen ein epidemischer

dargestellt (Tab. 14).

Zusammenhang vermutet wird, oder das gehäufte Auftreten nosokomialer Infektionen in Krankenhäusern oder

Noroviren sind eine häufige Ursache von Ausbrüchen in

Pflegeheimen. Das Gesetz regelt, welche Angaben von

Altenheimen, Krankenhäusern und Gemeinschaftseinrich-

den Meldepflichtigen mit der Meldung gemacht werden

tungen. Viele der erfassten Ausbrüche wurden nicht als

müssen. Es legt auch fest, welche Angaben vom Gesund-

solche gemeldet, sondern nur aufgrund von Ermittlungen

heitsamt weiterübermittelt werden dürfen. Insbesondere

der Gesundheitsämter nach Labormeldungen einzelner

bei Verdachtsmeldungen oder bei der Meldung von Erre-

Noroviren-Nachweise bekannt.66, 67

gernachweisen liegen dem Gesundheitsamt nicht immer alle übermittlungspflichtigen Angaben bereits durch die

Campylobacter-Enteritis

Meldung vor, daher muss es selbst Ermittlungen durch-

Bakterien der Gattung Campylobacter verursachen eine

führen. Die Gesundheitsämter haben auch die Aufgabe,

Darminfektion, die typischerweise mit Bauchschmerzen

die eingehenden Meldungen von Ärztinnen und Ärzten

und wässrigem, gelegentlich blutigem Durchfall einher-

und Laboren zusammenzuführen und wenn sie die Krite-

geht. Die wichtigsten humanpathogenen Spezies sind

rien für eine der Falldefinitionen des Robert Koch-Instituts

C. jejuni und C. coli. Die Campylobacteriose ist seit 2008

(RKI) erfüllen, an die zuständige Landesstelle weiterzu-

nach den Norovirus-Infektionen die zweithäufigste Durch-

übermitteln.

fallerkrankung und damit häufiger als die Salmonellose (Abb. 88, S. 184). Von 2005 bis 2014 wurden 39.216 Cam-

Akute Magen-Darm-Infektionen

pylobacteriosen entsprechend der Referenzdefinition des

Zahlenmäßig stellen akute Magen-Darm-Infektionen den

RKI erfasst. Die Altersverteilung ist wie folgt:

größten Anteil der meldepflichtigen Krankheiten. So waren

■■

4,4 % der Meldungen betrafen Kinder von 0 bis 4 Jahren,

im Jahr 2010 Darminfektionen für 73,8 % (11.890/16.120)

■■

7,1 % Kinder von 5 bis 14 Jahren,

der gemeldeten Erkrankungen verantwortlich. Dennoch

■■

74,9 % Personen von 15 bis 64 Jahren und

stellen die gemeldeten akuten Magen-Darm-Infektionen

■■

13,6 % Personen von ≥ 65 Jahren.

nur einen kleinen, nicht repräsentativen Teil aller akuten Magen-Darm-Infektionen dar.65 Anhand eines Telefon-

In Hessen haben Kinder, die im ländlichen Raum leben, ein

surveys in 4.451 zufällig ausgewählten hessischen Haus-

höheres Risiko, an einer Campylobacteriose zu erkranken,

7 Krankheiten und Todesursachen

183

Tab. 14:  Labordiagnostisch bestätigte Erkrankungen für impfpräventable Erkrankungen Weitere (teilweise) impfprävalente Erkrankungen Diphterie FSME Gelbfieber Haemophilus influenzae

2005

2006

2007

2008

2009

2010

0

0

0

0

0

28

51

13

12

0

0

0

0

2011

2012

2013

2014

0

0

0

0

1

16

9

16

13

22

18

0

0

0

0

0

0

2

7

5

10

11

17

17

22

27

42

Influenza

232

76

567

461

9.168

140

1.345

248

2.361

286

Masern

259

64

13

38

19

28

122

18

15

20

33

25

25

25

24

23

25

18

23

14

Meningokokken Poliomyelitis

0

0

0

0

0

0

0

0

0

0

Tetanus

0

0

0

0

0

0

0

0

0

0

Clostridium difficile

0

0

8

52

21

25

42

59

124

100

MRSA

0

0

0

0

39

302

266

272

257

178

4MRGN















166

247

570

Nosokomiale Infektionen

Sonstige Infektionskrankheiten Adenovirus

2

6

4

2

1

7

82

43

39

17

Botulismus

0

0

0

0

0

0

1

0

0

0

Brucellose

2

4

0

3

0

1

2

1

3

4

CJK

9

10

8

12

2

3

9

10

5

4

Denguefieber

11

14

25

24

17

40

30

66

90

44

Hantavirus

33

4

27

12

4

174

13

122

5

8

Legionellose

37

42

47

40

45

56

66

48

65

64

Leptospirose

2

1

8

3

3

2

1

6

4

11

Listeriose

31

34

31

22

17

33

27

17

25

50

Ornithose

1

1

0

0

2

1

0

1

1

0

Pest

0

0

0

0

0

0

0

0

0

0

13

12

35

78

19

40

106

70

10

22

Trichinellose

Q-Fieber

0

2

1

0

0

1

0

1

0

0

Tuberkulose

573

466

466

412

396

409

424

401

433

509

10

0

0

0

0

0

0

1

1

2

Tularämie

Quelle: Hessisches Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen.

als Kinder, die in Städten leben.68 Campylo­bacteriose-

Hackfleisch, Rohwurstsorten) übertragen.70 Von 2005 bis

Ausbrüche sind vergleichsweise selten. Die im Meldesys-

2014 wurden in Hessen 23.071 Salmonellosen erfasst.

tem erfassten Ausbrüche können überwiegend bekann-

Die Epidemiologie der Salmonellose ist seit Jahren durch

ten Risikofaktoren zugeordnet werden. Hierzu gehören

eine deutliche Abnahme der Fallzahlen geprägt (Abb. 88,

der Verzehr von Rohmilch und Geflügelfleisch und die

S. 184). Dieser Trend wurde bislang vor allem durch ab-

Teilnahme an Auslandsreisen.

69

nehmende Zahlen übermittelter S. Enteritidis-Infektionen getragen.

Salmonellose Salmonellen kommen im Magen-Darm-Trakt von Menschen und Tieren vor. Die Salmonellose ist die klassische Lebensmittelinfektion. S. Enteritidis wird vor allem über nicht ausreichend erhitzte Eier bzw. eihaltige Speisen und Zubereitungen übertragen, insbesondere wenn diese Rohei enthalten. Des Weiteren werden Salmonellen häufig über rohes Fleisch bzw. nicht oder nicht ausreichend erhitzte Fleischerzeugnisse (z. B. Schlachtgeflügel,

184

Gesundheitsbericht Hessen

Abb. 88:  Anzahl der Campylobacteriose- und Salmonellose-Meldungen zwischen 2005 und 2014 Gemeldete Fälle in Hessen 800

700

600

500

400

300

200

100

0 2005

2006

2007 S. Enteritidis

2008

2009

S. Typhimurium

2010 Andere

2011

2012

2013

nicht differenziert

2014 Campylobacter

Legende: Meldungen nach Meldemonat und Jahr, Salmonellose-Meldungen nach Serovaren, Hessen, 2005–2014. Quelle: Hessische Meldedaten nach IfSG.

Durch Impfungen verhinderbare Erkrankungen

Influenza ist nach dem Infektionsschutzgesetz melde-

Meldedaten nach IfSG sind auch eine wichtige Informati-

pflichtig. Übermittelt werden alle labordiagnostisch nach-

onsquelle, um den Erfolg von Impfprogrammen zu beur-

gewiesenen Fälle sowie Erkrankungen mit epidemischem

teilen. Nicht alle impfpräventablen Erkrankungen, für die

Zusammenhang. In Hessen wurden 2005 bis 2014 insge-

es eine allgemeine Impfempfehlung gibt, sind jedoch nach

samt 14.884 Fälle gemeldet, wobei die Meldezahlen in der

§ 6,7 IfSG meldepflichtig. (Die nach § 6,7 IfSG gemelde-

jeweiligen Grippesaison (40. KW bis 15. KW des Folgejah-

ten Erkrankungen sind im Anhang dargestellt.) Hierbei ist

res) sehr unterschiedlich sind (von 72 Fällen 2005/06 bis

zu beachten, dass vorhandene Impfstoffe teilweise nicht

7.416 Fälle 2009/10). Da die Meldezahlen sehr von Abrech-

alle Erreger(gruppen) einer impfpräventablen Erkrankung

nungsmöglichkeiten, Studien mit Labornachweisen, dem

abdecken (z. B. Meningokokken-Erkrankung, Haemophile

Meldeverhalten und anderen Faktoren abhängig sind, ist

Influenza-Infektion [Erreger von Hirnhautentzündung]). Im

ein Vergleich der Meldezahlen über die Jahre schwierig

Folgenden wird detaillierter auf einige impfpräventable

und spiegelt nicht die Intensität der Viruszirkulation wider.

Erkrankungen eingegangen. Dem Risiko eines pandemischen Auftretens der Influenza Influenza

durch die Ausbreitung „neuer“ Subtypen in der menschli-

Influenza äußert sich überwiegend als akute Infektion der

chen Population wird mit der Meldepflicht Rechnung ge-

Atemwege mit verschiedenen Ausprägungen (von leich-

tragen. Während der zurückliegenden Pandemie (Schwei-

tem Schnupfen bis zu einer schweren Lungenembolie).

negrippe 2009) trugen die Meldezahlen maßgeblich zur

Zu Komplikationen und schweren Verläufen kann es ins-

Einschätzung der Lage bei, auch nachdem nicht mehr alle

besondere bei älteren Menschen oder Personen mit be-

Verdachtsfälle labordiagnostisch untersucht wurden und

stimmten gesundheitlichen Vorschädigungen kommen.

der Anteil nicht erfasster Infektionen die erfassten Fälle

Influenza hat eine hohe epidemische Potenz und führt

weit überstieg. Neben der Meldepflicht nach Infektions-

bei epidemischem Auftreten häufig zu einer deutlichen

schutzgesetz gab es in Hessen auch eine zeitnahe Erfas-

„Übersterblichkeit“ bei älteren Menschen und Personen

sung der Todesfälle und zeitweilig eine Schul-Surveillance

mit gesundheitlichen Risiken.71, 72

sowie eine Krankenhaus-Surveillance.73,74 Darüber hinaus

7 Krankheiten und Todesursachen

185

Abb. 89:  Masern-Meldefälle in Hessen von 2001 bis 2015 Gemeldete Fälle in Hessen 80

70

60

50

40

30

20

10

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

Legende: Fälle insgesamt: n=940. Quelle: Hessisches Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen.

wurden die während der Impfkampagne durchgeführten 75

nierung des Virus möglich und in einigen Regionen (z. B.

Impfungen registriert. Die Auswertung der Daten ergab

WHO-Region Amerika) bereits erreicht.79 Die Bundeslän-

sehr frühzeitig Hinweise auf eine gute Schutzwirkung des

der haben sich 2002 auf der 75. Gesundheitsministerkon-

Pandemie-Impfstoffes. Im Nachgang erfolgte eine Um-

ferenz (GMK) zu dem WHO-Ziel der Masern- und Röteln­

frage bei den an der Impfaktion beteiligten Praxen.76,77

elimination 2015 bekannt.80 Die von der WHO definierten

Die Auswertung und Evaluation dieser Daten macht das

Kriterien sollten spätestens bis 2015 erfüllt sein.81,82

zeitkritische Moment einer Impfaktion und den möglichen Einfluss einer Priorisierung der zu Impfenden deutlich.

Seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001 wurden in Hessen pro Jahr zwischen 13 und 296 Fälle registriert

Masern

(Abb. 89). Entsprechend den WHO-Kriterien ist das Ziel

Die Masern gehören zu den ansteckendsten Infektions-

der Masernelimination erreicht, wenn maximal ein Fall pro

krankheiten des Menschen. Die meldepflichtige Erkran-

Million Bevölkerung auftritt. Masernfälle, die Infektketten

kung beginnt mit Fieber, Schnupfen und einer Bindehaut­

zugeordnet werden können, die von einem importierten

entzündung und führt nachfolgend zu dem typischen

Fall ausgehen, werden nicht gezählt. Diese Zuordnung

Hautausschlag. Bei etwa 10 % bis 20 % der Erkrankten

von Masern-Erkrankten zu Infektketten gelingt in Hes-

kommt es zu Komplikationen, meist bakterielle Lungen-

sen noch zu selten.83 Auch in Hessen kann man anhand

oder Mittelohrentzündungen. Darüber hinaus treten auch

des Jahresdurchschnittsalters der an Masern Erkrankten

schwere Komplikationen auf, etwa bei einem von 1.000

eine Verschiebung in höhere Altersgruppen erkennen.

Fällen eine Gehirnentzündung (Enzephalitis), die zu dau-

Dies liegt unter anderem daran, dass die Durchimpfung

erhaften Schädigungen führen kann oder die sehr selte-

der Kinder gegen Masern deutlich besser geworden ist.

ne subakute Sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), eine

Um das Ziel der Masernelimination zu erreichen, müssen

immer tödlich verlaufende Spätfolge einer Masernerkran-

mindestens 95 % der Bevölkerung zwei Masernimpfun-

kung, die v. a. bei Kindern auftritt, die im ersten Lebens-

gen erhalten haben. Ergebnisse der Einschulungsun-

jahr erkrankten.78 Eine Impfung mit dem sicheren und sehr

tersuchungen zeigen, dass dieses Ziel fast erreicht wird

wirksamen Impfstoff gegen Masern wird seit vielen Jahren

(Tab. 15, S. 186). Deutliche Impflücken liegen weiterhin

empfohlen. Da das Virus ausschließlich beim Menschen

vor bei Kleinkindern, durch nicht fristgerechte Impfungen

vorkommt, ist mit ausreichenden Impfquoten eine Elimi-

und in höheren Altersgruppen.

186

Gesundheitsbericht Hessen

Tab. 15:  Alter der Erkrankten und Impfquoten für Masern 2004 Durchschnittsalter in Jahren

11

2005 12

2006 13

2007

2008 8

18

2009

2010

2011

25

22

2012

15

2013

22

2014

24

32

Impfquote Masern zwei Impfungen oder mehr

64,8

74,1

81,2

87,2

89,2

91,3

92,6

92,6

93,4

93,7

93,8*

Impfquote Masern eine Impfung oder mehr

94,5

95,1

94,8

96,3

96,2

96,7

97

96,7

97,2

97,2

97,2*

Legende: Durchschnittsalter der in dem jeweiligen Jahr gemeldeten Masern-Fälle und Impfquote der Masernimpfungen bei der Schuleingangsuntersuchung in %. [*vorläufig]

Abb. 90:  Seit 2002 übermittelte FSME-Erkrankungen mit einem Infektionsort in einem Nichtrisikogebiet, Hessen, 2002 bis 2014

Risikogebiete 2015 Kein Risikogebiet Risikogebiet

Legende: Dargestellt sind nur Fälle aus Nichtrisikogebieten (hell). Ein Punkt entspricht einer Erkrankung. Die Verteilung innerhalb des Kreises ist zufällig und entspricht nicht dem Wohnort der Fälle innerhalb der Kreise. Ein Erkrankungsfall aus dem Schwalm-Eder-Kreis hat als weiteren möglichen Infektionsort SK Frankfurt am Main. Quelle: Hessische Melde­ daten nach IfSG, Darstellung: REBMANN RESEARCH, Karte erstellt mit ATLAS MEDICUS®.

7 Krankheiten und Todesursachen

FSME Die Frühsommer-Meningoenzephalitis wird durch das FSME-Virus verursacht, das durch Zecken auf den Menschen übertragen wird. Verfügbare Totimpfstoffe bieten gegen

187

Abb. 91:  Anzahl der 4MRGN-Meldungen für die häufigsten Erreger, nach Monat und Jahr, Hessen, 2012 bis 2014 50

FSME einen effektiven Schutz. Diese FSME-Impfung wird für Personen empfohlen, die in definierten Risikogebieten

45

zeckenexponiert sind. Daher dient die Meldepflicht für die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) nicht nur der

40

Überwachung des Auftretens der Infektionskrankheit und des Erfolges der Präventionsmaßnahmen, sondern auch der

35

Festlegung von räumlich begrenzten Impfempfehlungen. 30

Die Risikogebiete werden vom Robert Koch-Institut definiert. Ein Kreis wird als Risikogebiet betrachtet, wenn in

25

der Region statistisch signifikant der festgelegte Grenz­ wert von 1 FSME-Erkrankung/100.000 Einwohner in einem

20

FünfJahresintervall von 2001 bis 2014 überschritten wird.84 15

Grundlage für die Einstufung als Risikogebiet ist hierbei der von den Gesundheitsämtern ermittelte Infektionsort

10

und nicht der Wohnort. Im Zeitraum 1. Januar 2002 bis zum 31. Dezember 2014 wurden insgesamt 258 Fälle über-

5

mittelt (siehe auch Kap. 2.3 Impfungen bei Kindern und Jugendlichen). FSME-Erkrankungen können auch außerhalb der beschriebenen Risikogebiete erworben werden (Abb. 90). Carbapenem-resistente gramnegative Erreger (CRGN) Carbapeneme sind wichtige Antibiotika für die Behandlung multiresistenter gramnegativer Erreger. Eine Carba-

0 2012

2013

2014

Acinetobacter baumannii complex

Escherichia coli

Citrobacter spp.

K. pneumoniae

Enterobacter spp.

Pseudomonas aeruginosa

Quelle: Hessisches Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen.

penem-Resistenz kann unterschiedliche Ursachen haben. Die derzeit bedeutendste Entwicklung ist dabei die

Carbapenem-resistente gramnegative Erreger (CRGN)

weltweite Ausbreitung bestimmter Carbapenemasen.

sind nach Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht meldepflich-

Die Gene für Carbapenemasen liegen fast immer auf

tig. Das IfSG ermächtigt jedoch die Länder, die Melde-

Plasmiden, die zwischen Bakterien ausgetauscht werden

pflichten nach § 6 oder § 7 durch eine Rechtsverordnung

können. Sie wurden insbesondere in Enterobakterien,

zu erweitern. In Hessen wurde mit einer Verordnung über

Pseudomonas aeruginosa und Acinetobacter baumannii

die Ausdehnung der Meldepflicht vom 29. November

beschrieben. Carbapenemasen sind bakterielle Enzyme,

2011 festgelegt, dass zusätzlich zu den in § 7 IfSG aufge-

die zu den Betalaktamasen gehören und in der Lage sind,

führten Krankheitserregern der Nachweis gramnegati-

Carbapeneme und andere Betalaktame zu hydrolisieren.

ver Erreger mit erworbener Carbapenem-Resistenz, wie

Ihre weltweite Ausbreitung wird als Bedrohung für die Ge-

beispielsweise Enterobacteriaceae, Pseudomonas ae-

sundheitsversorgung bezeichnet.

ruginosa oder Acinetobacter baumannii, namentlich zu melden ist.87,88 Meldepflichtig sind Erregernachweise, die

Im Jahr 2011 veröffentlichte das ECDC (European Centre

der 4MRGN-Klassifizierung der KRINKO (Kommission für

for Disease Prevention and Control) zwei Berichte zur Aus-

Krankenhaushygiene und Infektionsprävention) entspre-

breitung Carbapenemase-produzierender Enterobacteri-

chen, d. h. resistent gegenüber den vier bakterizid wirken-

aceae (CPE), in denen die Einführung einer Meldepflicht

den Hauptantibotikagruppen Penicilline, Cephalosporine,

an den Öffentlichen Gesundheitsdienst für CPE empfoh-

Carbapeneme und Fluorchinolone sind. Durch die Ein-

len wurde.85,86

führung der Meldepflicht in Hessen sollte ein Beitrag zur

188

Vermeidung von Übertragungen innerhalb und zwischen Einrichtungen des Gesundheitswesens geleistet werden, Ausbrüche und Quellen/Orte von Übertragungen identifiziert und die Epidemiologie besser beschrieben werden. Vom 1. Januar 2012 bis zum 31. Dezember 2014 wurden 983 Meldungen übermittelt, die den neuen Meldekriterien entsprechen, von denen 74 (7,5 %) aus dem ambulanten Sektor erfolgten. Von den Meldungen insgesamt waren 23 % (225) Klebsiella pneumoniae, 21 % (208) Acinetobacter baumannii complex, 15 % (144) Escherichia coli, 13 %

Gesundheitsbericht Hessen

Bei der Interpretation der Daten muss bedacht werden, dass die ärztliche Todesursachenfeststellung davon abhängt, ob der Ärztin oder dem Arzt alle Krankheiten der Patientin oder des Patienten bekannt sind. Vor diesem Hintergrund können Folgeerkrankungen als Todesursache diagnostiziert werden, obwohl chronische Krankheitsverläufe der Patientin oder des Patienten die eigentliche Todesursache bzw. das Grundleiden darstellen. Insbesondere bei multimorbiden Patientinnen oder Patienten, bei denen sich mehrere Krankheitsbilder wechselseitig beeinflussen, werden die Diagnosen nur eingeschränkt erfasst.

(125) Citrobacter spp., 12 % (122) Enterobacter spp. und 7 % (68) Pseudomonas aeruginosa. Der zeitliche Verlauf der Meldungen für die häufigsten Erreger ist in Abb. 91,

7.2.1  Mortalitätsstruktur:

S. 187 dargestellt.

Die häufigsten Todesursachen im Jahr 2013 Die mit Abstand häufigsten Todesursachen in Hessen –

Knapp ein Viertel der Meldungen (231/983) erfolgten im

wie auch in Deutschland – sind Krankheiten des Kreis-

Rahmen eines Ausbruchs89 in Südhessen90, insbesondere

laufsystems und Neubildungen (Krebserkrankungen). Im

von Citrobacter freundii, Klebsiella oxytoca und Escheri-

Jahr 2013 waren rund zwei Drittel der knapp 64.000 To-

chia coli. In 461 (47 %) der Isolaten erfolgte der Nachweis

desfälle in Hessen auf diese Ursachen zurückzuführen.

einer Carbapenemase. Wie Abb. 92 zeigt, stellten Krankheiten des KreislaufsysDiese Daten zeigen eine weite Verbreitung Carbapene-

tems bei Frauen einen größeren Anteil an Todesursachen

mase-produzierender gramnegativer Erreger in Hessen

dar (42 %) als bei Männern (36 %). Von Krebserkrankungen

mit regionalen Schwerpunkten.91 Die Meldepflicht lieferte

als Todesursache waren hingegen anteilig mehr Männer

erste Hinweise auf einige Ausbrüche und führte zur Initi-

(28 %) als Frauen (23 %) betroffen. Als dritthäufigste To-

ierung molekularbiologischer Untersuchungen und Maß-

desursache sowohl bei den Männern (8 %) als auch bei

nahmen des Infektionsschutzes.

den Frauen (7 %) folgen mit Abstand Krankheiten des Atmungssystems. An vierter Stelle standen im Jahr 2013 bei Männern und Frauen unterschied­ liche Todesursachen.

7.2  Häufigste Todesursachen

Während knapp 5 % der Männer an Verletzungen, Vergiftungen und bestimmten anderen F ­ olgen äußerer Ursa-

Die folgenden Auswertungen basieren auf der Todesursachenstatistik, in der relevante Angaben eines Verstorbenen, wie Alter, Geschlecht und Wohnsitz sowie die nach der Systematik der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) verschlüsselte Todesursache, erfasst werden. Ausgangspunkt zur Erfassung der Daten ist die Sterbefallanzeige, die vom zuständigen Standesamt im Todesfall ausgefüllt wird, und die Todesbescheinigung, auf der die zum Tode führenden Krankheiten von einer Ärztin oder einem Arzt verzeichnet werden. Von den genannten todesursächlichen Krankheiten geht allerdings nur eine Krankheit, nämlich das in der ICD-Systematik kodierte Grundleiden, in die Statistik ein. Bei der Todesursachenstatistik handelt es sich um eine Vollerhebung, in der alle Sterbefälle erfasst werden.

chen starben, führten bei den Frauen mit rund 6 % psychische Krankheiten und Verhaltensstörungen zum Tod. Als weitere Todesursachen sind – jeweils mit Anteilen unter 5 % – Krankheiten des Verdauungssystems, endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten sowie Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane zu nennen (vgl. auch Tab. 18, S. 192). Werden die Todesursachen im Jahr 2013 differenzierter auf Ebene der Einzeldiagnosen nach ICD-1092 betrachtet, dann ist bei beiden Geschlechtern die chronische ischämische Herzkrankheit die häufigste Todesursache. Daran starben in Hessen rund 9,5 % der Männer und gut 8,2 % der Frauen. Mit einem Anteil von 6,7 % die zweithäufigste Todesursache bei den Männern ist der akute

7 Krankheiten und Todesursachen

189

Abb. 92:  Die häufigsten Todesursachen nach Krankheitsgruppen und Geschlecht in Hessen 2013 0%

10 %

20 %

30 %

40 %

50 %

Krankheiten des Kreislaufsystems Neubildungen Krankheiten des Atmungssystems Psychische und Verhaltensstörungen Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten Krankheiten des Verdauungssystems Verletzungen, Vergiftungen und weitere äußere Ursachen Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten Krankheiten des Urogenitalsystems Sonstige

weiblich

männlich

Quelle: Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn, Darstellung und Berechnung der HA Hessen Agentur GmbH.

Myokardinfarkt bzw. der Herzinfarkt zu nennen. Bei den Frauen war dies mit einem Anteil von 5,8 % die Herzinsuffizienz. An dritter Stelle der häufigsten Todesursachen

Tab. 16:  Die zehn häufigsten Todesursachen (nach ICD-10) bei Männern und Frauen in Hessen, 2013 Einzeldiagnosen nach ICD-10

Männer

Frauen

standen bei den Männern mit einem Anteil von 6,5 % die

Chronische ischämische Herzkrankheit

9,5 %

8,2 %

bösartige Neubildung der Bronchien und der Lunge und

Akuter Myokardinfarkt

6,7 %

4,7 %

Todesursachen zusammengenommen, sind bei Männern

Bösartige Neubildung der Bronchien und der Lunge

6,5 %

3,4 %

und bei Frauen für mehr als 40 % aller Todesfälle verant-

Sonstige chronische obstruktive Lungenkrankheit

3,9 %

3,1 %

Herzinsuffizienz

3,3 %

5,8 %

Bösartige Neubildung der Prostata

3,2 %



bei den Frauen mit 4,9 % die Demenz. Die zehn häufigsten

wortlich (Tab. 16). In Hessen waren im Jahr 2013 nur noch 15 % aller gestor-

Bösartige Neubildung der Brustdrüse (Mamma)

benen Personen unter 65 Jahre alt. Im Jahr 2003 lag die-

Nicht näher bezeichneter Diabetes mellitus

ser Anteil noch bei knapp 18 %. Mit Blick auf die Todesur-

Hypertensive Herzkrankheit

sachen dieser Altersgruppe zeigen sich Verschiebungen

Nicht näher bezeichnete Demenz



3,9 %

2,4 %

2,6 %



4,2 %

2,3 %

4,9 %

in der Rangfolge. Am häufigsten waren Neubildungen für

Bösartige Neubildung des Kolons

2,1 %



den Tod verantwortlich. Jede zweite Frau und jeder drit-

Pneumonie, Erreger nicht näher bezeichnet

2,0 %





2,8 %

te Mann in Hessen unter 65 Jahren starb an einer Krebs­ erkrankung. Die zweithäufigste Todesursache in dieser Altersgruppe waren Krankheiten des Kreislaufsystems,

Vorhofflattern und Vorhofflimmern

Quelle: Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn. Darstellung und Berechnung der HA Hessen Agentur GmbH.

gefolgt von Verletzungen, Vergiftungen und bestimmten anderen Folgen äußerer Ursachen. Knapp 12 % der Män-

systems im hohen Alter häufiger auftreten, führt dies

ner unter 65 Jahren kamen durch Letztere ums Leben. Bei

u. a. zu den unterschiedlichen Häufigkeiten der Todes­

den Frauen lag der Anteil dieser Todesursache dagegen

ursachen bei Männern und Frauen.

nur bei 7 % (Abb. 93, S. 190). Soll die Entwicklung der Sterblichkeit näher untersucht In Hessen lag das durchschnittliche Alter der im Jahr 2013

werden, muss eine Standardisierung über das Alter er-

gestorbenen Männer bei 75,1 Jahren. Frauen starben

folgen, ansonsten würden durch den unterschiedlich

durchschnittlich mit 81,4 Jahren, d. h. über sechs Jah-

starken Besatz der einzelnen Altersjahrgänge die Er-

re später als Männer. Da z. B. Krankheiten des Kreislauf­

gebnisse ­verzerrt. Werden die Todesursachen 2003 und

190

Gesundheitsbericht Hessen

Abb. 93:  Die häufigsten Todesursachen bei Personen unter 65 Jahren in Hessen 2013 0%

10 %

20 %

30 %

40 %

50 %

Neubildungen Krankheiten des Kreislaufsystems Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen Krankheiten des Verdauungssystems Krankheiten des Atmungssystems Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane Symptome und abnorme klinische (Befunde) und Laborbefunde Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten Psychische und Verhaltensstörungen Sonstige

weiblich

männlich

Quelle: Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn, Darstellung und Berechnung der HA Hessen Agentur GmbH.

Tab. 17:  Sterbefälle je 100.000 Einwohner (altersstandardisiert) in den Jahren 2003 und 2013 nach europäischer Kurzliste der Todesursachenstatistik 2003 Krankheiten, Verletzungen und Vergiftungen

2013

Veränderung

644,3

547,4

-15,0 %

9,3

11,4

22,6 %

174,7

156

-10,7 %

Krankheiten des Blutes und der blutbildenden Organe sowie bestimmte Störungen mit Beteiligung des Immunsystems

2,9

2,8

-3,4 %

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten

30

23,7

-21,0 %

Infektiöse und parasitäre Krankheiten Neubildungen

Psychische und Verhaltensstörungen

6,3

23,4

271,4 %

15,6

17,5

12,2 %

Krankheiten des Kreislaufsystems

265,8

190,3

-28,4 %

Krankheiten des Atmungssystems

37,7

37

-1,9 %

Krankheiten des Verdauungssystems

32,9

25,1

-23,7 %

Krankheiten der Haut und der Unterhaut

0,3

0,8

166,7 %

Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes

1,9

2,2

15,8 %

9,6

10,3

7,3 %

Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane

Krankheiten des Urogenitalsystems Komplikationen der Schwangerschaft, Geburt und des Wochenbetts

gesperrt, da keine sinnvolle Aussage möglich

Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben

2,8

3,1

10,7 %

Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien

3,3

2,9

-12,1 %

Symptome und abnorme klinische (Befunde) und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind

14,2

14

-1,4 %

Äußere Ursachen

36,8

26,7

-27,4 %

Legende: Art der Standardisierung: Alte Europastandardbevölkerung. Quelle: Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn, Darstellung und Berechnung der HA Hessen Agentur GmbH.

7 Krankheiten und Todesursachen

2013 verglichen, dann zeigt sich eine Abnahme der Gesamtsterblichkeit. Starben im Jahr 2003 in Hessen noch 644 Personen je 100.000 Einwohner an Krankheiten, Ver-

191

Abb. 94:  Selbstmordrate – Suizide je 100.000 Einwohner nach Altersgruppen und Geschlecht, 2013 40

letzungen oder Vergiftungen, so waren dies im Jahr 2013 nur noch 547 Personen. Auch bei den „äußeren Ursachen“

35

als Todesursachen ist eine Abnahme der Sterblichkeit zu beobachten. Zu den äußeren Ursachen zählen Unfälle, Su-

30

izide oder tätliche Angriffe. 2003 kamen je 100.000 Einwohner 38,8 Personen durch äußere Ursachen zum Tode.

25

Im Jahr 2013 waren dies nur 26,7 Personen. Eine Betrachtung nach ausgewählten Todesursachen zeigt ebenfalls

20

einen Rückgang der Sterblichkeit bei Krankheiten des Kreislaufsystems (-28 %) und Neubildungen (-11 %). Die

15

Sterblichkeit aufgrund von Krankheiten des Atmungssystems ist hingegen nur leicht zurückgegangen (-2 %).

10

Besonders auffallend ist die starke Zunahme der Todesursache „psychische und Verhaltensstörungen“. Hinter

5

dieser Kategorie verbirgt sich mit einem Anteil von 84 % die Krankheit Demenz. Im Jahr 2013 sind 23,4 pro 100.000 Einwohner an psychischen oder Verhaltensstörungen gestorben; 2003 waren dies nur 6,3 (siehe Tab. 17). Diese starke Abweichung spiegelt einen statistischen Effekt wider, da die Demenz erst seit einiger Zeit als Grundleiden bzw. Todesursache anerkannt und von den Ärzten ent-

0 Unter 45 Jahre

46 Jahre bis unter 65 Jahre männlich

65 Jahre und älter

weiblich

Quelle: Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn, Darstellung und Berechnung der HA Hessen Agentur GmbH.

sprechend angegeben wird. 7.2.2  Verstorbene durch vorsätzliche

Im Alter unter 45 Jahren fällt die Selbstmordrate bei den

Selbstbeschädigung (Suizid)

Männern etwa dreimal höher aus als bei den Frauen. Im Jahr 2013 nahmen sich von 100.000 Männern unter 45 Jah-

Definition: „Selbstmord ist die absichtliche, auf unterschiedliche Weise (Erhängen, Erschießen, Vergiften, Aufschneiden der Pulsadern) herbeigeführte Selbsttötung eines Menschen, meist infolge einer problematischen Lebenssituation oder bei psychischen Erkrankungen, z. B. Depressionen oder Schizophrenie. Bei bestimmten Personengruppen besteht erhöhte Suizidgefahr; Männer begehen etwa doppelt so häufig Suizid wie Frauen; Drogen- und Alkoholabhängige, unheilbar Kranke und sozial isolierte Menschen sind ebenfalls mit einem erhöhten Suizidrisiko behaftet.“93 In Hessen nahmen sich im Jahr 2013 insgesamt 591 Männer und 218 Frauen das Leben. Im Vergleich zum Jahr 2003 nahm die Zahl der Todesfälle infolge von Suizid bei den Männern leicht zu, bei den Frauen hingegen ab. Im Jahr 2003 waren es 564 Männer und 235 Frauen, die einen Freitod starben. Die Selbstmordrate bei Frauen und Männern hat sich im Zehnjahreszeitraum von 2003 bis 2013 nicht nennenswert verändert.

ren 11,0 Männer das Leben. Der Vergleichswert bei den Frauen lag bei 3,3. Auch im Alter von 45 bis 65 Jahren beträgt die Sterblichkeit infolge von Suizid bei Männern ein Vielfaches der Rate der Frauen. Bezogen auf 100.000 Männer starben 23,9 Männer durch Selbstmord; bei den Frauen liegt der Wert bei 9,2. Im Alter von 65 Jahren und älter ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen die höchste Selbstmordrate festzustellen. Im Jahr 2013 starben in dieser Altersgruppe – bezogen auf 100.000 Personen – mehr als dreimal so viele Männer wie Frauen aufgrund eines Suizids nämlich 39,6 Männer und 12,8 Frauen (Abb. 94).

192

Gesundheitsbericht Hessen

Tab. 18:  Die häufigsten Todesursachen in verschiedenen Altersgruppen bei Männern und Frauen im Jahr 2013 in Hessen Alter

Rang

unter 1

1 bis 14

ICD-10

100

192,9

52,6 %

2.

XVII

Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien

52

100,3

27,4 %

3.

XVIII

Symptome und abnorme klinische (Befunde) und Laborbefunde, die andernorts nicht klassifiziert sind

21

40,5

11,1 %

sonstige

17

32,7

8,9 %

1.

XVIII

Neubildungen

30

3,9

35,3 %

2.

XVI

Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane

14

1,8

16,5 %

XVII

Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen

10

1,3

11,8 %

sonstige XIX

2.

II

3.

IX

1.

II

31

4,2

36,5 %

Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen

422

19,0

34,3 %

Neubildungen

262

11,8

21,3 %

Krankheiten des Kreislaufsystems

143

6,4

11,6 %

2.

IX

3.

XIX

1.

IX

404

18,3

32,8 %

Neubildungen

3.485

194,4

43,2 %

Krankheiten des Kreislaufsystems

1.669

93,1

20,7 %

576

32,1

7,1 %

Krankheiten des Verdauungssystems sonstige

Insgesamt

Anteil*

Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben

sonstige

65 und älter

Fälle pro 100.000 Einwohner

XVI

1.

45 bis 64

Anzahl der Fälle

1.

3.

15 bis 44

Todesursache

2.329

130,0

28,9 %

Krankheiten des Kreislaufsystems

23.136

1.916,2

42,6 %

12.438

1.030,1

22,9 %

4.181

346,3

7,7 %

sonstige

14.573

1.207,0

26,8 %

2.

II

Neubildungen

3.

X

Krankheiten des Atmungssystems

1.

IX

Krankheiten des Kreislaufsystems

24.955

413,8

39,1 %

2.

II

Neubildungen

16.216

268,9

25,4 %

3.

X

Krankheiten des Atmungssystems sonstige

4.592

76,1

7,2 %

18.130

300,6

28,4 %

* Anteil an allen Todesfällen der Alters- und Geschlechtsgruppe Quelle: Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn, Darstellung und Berechnung der HA Hessen Agentur GmbH.

Tab. 19:  Die häufigsten Todesursachen in verschiedenen Altersgruppen bei Männern im Jahr 2013 in Hessen Alter unter 1

1 bis 14

Rang

ICD-10

Todesursache

Fälle pro 100.000 Einwohner

Anteil*

1.

XVI

Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben

58

218,4

50,4 %

2.

XVII

Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien

27

101,7

23,5 %

3.

XVIII

Symptome und abnorme klinische (Befunde) und Laborbefunde, die andernorts nicht klassifiziert sind

17

64,0

14,8 %

sonstige

13

48,9

11,3 %

1.

XVIII

Neubildungen

18

4,6

38,3 %

2.

XVI

Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane

10

2,6

21,3 %

XVII

Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen

5

1,3

10,6 %

3.

sonstige 15 bis 44

Anzahl der Fälle

1.

XIX

2.

II

3.

IX

14

3,5

29,8 %

Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen

330

29,6

40,7 %

Neubildungen

116

10,4

14,3 %

96

8,6

11,8 %

269

24,2

33,2 %

Krankheiten des Kreislaufsystems sonstige

7 Krankheiten und Todesursachen

193

Tab. 19:  Die häufigsten Todesursachen in verschiedenen Altersgruppen bei Männern im Jahr 2013 in Hessen Alter

Rang

45 bis 64

ICD-10 1.

65 und älter

Insgesamt

Todesursache II

2.

IX

3.

XIX

Anzahl der Fälle

Fälle pro 100.000 Einwohner

Anteil*

Neubildungen

1.898

212,4

37,6 %

Krankheiten des Kreislaufsystems

1.212

135,6

24,0 %

388

43,4

7,7 %

sonstige

1.553

173,7

30,7 %

Krankheiten des Verdauungssystems

1.

IX

Krankheiten des Kreislaufsystems

9.648

1.826,9

39,4 %

2.

II

Neubildungen

6.613

1.252,2

27,0 %

3.

X

Krankheiten des Atmungssystems

2.170

410,9

8,9 %

sonstige

6.059

1.147,3

24,7 %

1.

IX

10.958

371,1

35,9 %

2.

II

Neubildungen

8.645

292,8

28,3 %

3.

X

Krankheiten des Atmungssystems

2.414

81,8

7,9 %

sonstige

8.497

287,7

27,8 %

Krankheiten des Kreislaufsystems

* Anteil an allen Todesfällen der Alters- und Geschlechtsgruppe Quelle: Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn, Darstellung und Berechnung der HA Hessen Agentur GmbH.

Tab. 20:  Die häufigsten Todesursachen in verschiedenen Altersgruppen bei Frauen im Jahr 2013 in Hessen Alter unter 1

Rang

ICD-10

Todesursache

Anzahl der Fälle

XVI

Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben

42

166,1

56,0 %

2.

XVII

Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien

25

98,8

33,3 %

3.

XVIII

Symptome und abnorme klinische (Befunde) und Laborbefunde, die andernorts nicht klassifiziert sind

4

15,8

5,3 %

1.

XVIII

2.

XVI

3.

XVII

4

15,8

5,3 %

12

3,2

31,6 %

Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien

5

1,4

13,2 %

Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen

5

1,4

13,2 %

16

4,3

42,1 %

146

13,2

34,8 %

92

8,3

21,9 %

Neubildungen

sonstige 15 bis 44

1.

XIX

2.

II

3.

IX

Neubildungen Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen Krankheiten des Kreislaufsystems sonstige

45 bis 64

65 und älter

Insgesamt

Anteil*

1.

sonstige 1 bis 14

Fälle pro 100.000 Einwohner

1.

II

2.

IX

3.

XIX

Neubildungen

47

4,3

11,2 %

135

12,2

32,1 %

1.587

176,6

52,8 %

Krankheiten des Kreislaufsystems

457

50,8

15,2 %

Krankheiten des Verdauungssystems

188

20,9

6,3 %

sonstige

776

86,4

25,8 %

1.

IX

13.488

1.985,6

45,2 %

2.

II

Neubildungen

5.825

857,5

19,5 %

3.

X

Krankheiten des Atmungssystems

2.011

296,0

6,7 %

sonstige

8.514

1.253,4

28,5 %

13.997

454,7

41,9 %

1.

IX

Krankheiten des Kreislaufsystems

Krankheiten des Kreislaufsystems

2.

II

Neubildungen

7.571

246,0

22,7 %

3.

X

Krankheiten des Atmungssystems

2.178

70,8

6,5 %

sonstige

9.633

312,9

28,9 %

* Anteil an allen Todesfällen der Alters- und Geschlechtsgruppe Quelle: Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn, Darstellung und Berechnung der HA Hessen Agentur GmbH.

194

Gesundheitsbericht Hessen

Tab. 21:  Gestorbene infolge vorsätzlicher Selbstschädigung im Jahr 2013 in Deutschland und in Hessen nach Alter und Geschlecht Sterbefälle Deutschland Altersgruppen

Insgesamt

Unter 1 Jahr

Männlich

Weiblich

0

1 bis unter 15 Jahre

Hessen Insgesamt

0

0

Männlich 0

Weiblich 0

0

18

6

12

2

0

2

15 bis unter 20 Jahre

165

119

46

16

11

5

20 bis unter 25 Jahre

337

272

65

33

23

10

25 bis unter 30 Jahre

428

349

79

28

24

4

30 bis unter 35 Jahre

498

389

109

36

34

2

35 bis unter 40 Jahre

482

383

99

38

32

6

40 bis unter 45 Jahre

662

498

164

64

44

20

45 bis unter 50 Jahre

1.007

744

263

80

52

28

50 bis unter 55 Jahre

1.072

795

277

85

60

25

55 bis unter 60 Jahre

920

693

227

78

58

20

60 bis unter 65 Jahre

796

585

211

54

44

10

65 bis unter 70 Jahre

628

443

185

52

38

14

70 bis unter 75 Jahre

906

655

251

68

49

19

75 bis unter 80 Jahre

811

577

234

63

46

17

80 bis unter 85 Jahre

648

470

178

58

41

17

85 bis unter 90 Jahre

487

347

140

38

25

13

90 Jahre und älter

211

124

87

16

10

6

10.076

7.449

2.627

809

591

218

Alle Altersgruppen

Quelle: Statistisches Bundesamt: Todesursachenstatistik.

Tab. 22:  Gestorbene je 100.000 Einwohner infolge vorsätzlicher Selbstschädigung im Jahr 2013 in Deutschland und in Hessen nach Alter und Geschlecht Sterbefälle je 100.000 Einwohner Deutschland Altersgruppen

Insgesamt

Hessen

Männlich

Weiblich

Insgesamt

Männlich

Weiblich

Unter 1 Jahr

0,0

0,0

0,0

0,0

0,0

0,0

1 bis unter 15 Jahre

0,2

0,1

0,2

0,3

0,0

0,5

15 bis unter 20 Jahre

4,1

5,8

2,4

5,1

6,9

3,3

20 bis unter 25 Jahre

7,1

11,3

2,8

9,4

12,8

5,8

25 bis unter 30 Jahre

8,6

13,7

3,2

7,6

12,9

2,2

30 bis unter 35 Jahre

10,0

15,4

4,4

9,4

18,0

1,0

35 bis unter 40 Jahre

10,4

16,4

4,3

10,4

17,8

3,3

40 bis unter 45 Jahre

11,7

17,4

5,8

14,6

20,0

9,1

45 bis unter 50 Jahre

14,5

21,1

7,7

15,2

19,4

10,8

50 bis unter 55 Jahre

16,2

23,9

8,4

17,5

24,5

10,3

55 bis unter 60 Jahre

16,4

24,9

8,0

19,1

28,7

9,7

60 bis unter 65 Jahre

15,8

23,9

8,2

14,6

24,5

5,2

65 bis unter 70 Jahre

16,0

23,6

9,1

17,7

26,7

9,2

70 bis unter 75 Jahre

19,1

29,8

9,9

20,4

31,2

10,8

75 bis unter 80 Jahre

21,6

35,0

11,1

23,9

39,1

11,7

80 bis unter 85 Jahre

28,0

52,0

12,6

35,4

62,3

17,4

85 bis unter 90 Jahre

35,1

81,4

14,6

36,6

74,2

18,6

90 Jahre und älter

33,0

89,7

17,4

32,8

89,5

15,9

Alle Altersgruppen

12,5

18,9

6,4

13,4

20,0

7,1

Quelle: Statistisches Bundesamt: Todesursachenstatistik.

7 Krankheiten und Todesursachen

195

7.3  Quellen & weiterführende Informationen 1 „Hierarchisierte Morbiditätsgruppen“ (HMG) sind die Basis für die Mittelzuweisung an die Krankenkassen im Rahmen des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs. Für die 80 ausgewählten Krankheiten, die im sog. Morbi-RSA berücksichtigt werden, werden jährlich neue Morbiditätsgruppen definiert. Gibt es für eine Krankheit mehrere nach Schweregrad differenzierte Morbiditätsgruppen, so werden diese in eine Hierarchie gebracht. Daher auch die Bezeichnung „hierarchisierte Morbiditätsgruppen“ (HMG). Diese Krankheitsgruppen wurden auch im vorliegenden Bericht zugrunde gelegt. Problematisch für einen Vergleich der Daten über die Zeit ist die kontinuierliche Weiterentwicklung der HMGs. Waren es bis 2011 noch 106 Morbiditätsgruppen, sind es seit 2012 bereits 139 HMGs. Auch die Definition, also die jeweils dort zusammengefassten Diagnosen verändern sich. Das macht einen Vergleich der absoluten Zahlen derzeit unmöglich. Die Darstellung der HMGs in diesem Bericht dienen deshalb auch vornehmlich der Visualisierung der Altersverläufe und Größenordnungen von Krankheiten. Bei Kindern dargestellt – HMG074 Epilepsie – HMG 152 schwerwiegende bakterielle Infektionen der Unterhaut und andere lokal begrenzte Hautinfektionen Herz-Kreislauferkrankungen HMGs zu Herz-Kreislauferkrankungen umfassten im Jahr 2011 die HMG077 bis 092. Im Bericht dargestellt sind – HMG080: Herzinsuffizienz – HMG083: Angina pectoris/Z. n. altem Myokardinfarkt – HMG084: Koronare Herzkrankheit/andere chronisch-ischämische Erkrankungen des Herzens – HMG086: Erworbene Erkrankungen der Herzklappen und rheumatische Herzerkrankungen – HMG092: Näher bezeichnete Arrhythmien – Hypertonie (HMG091) wurde aus übersichtsgründen nicht bei Herz-Kreislauferkrankungen berücksichtigt Sonstige, nicht im Bericht enthaltene Herz-Kreislauferkrankungen: – HMG081: Akuter Myokardinfarkt / instabile Angina pectoris und andere akute ischämische Herzkrankheiten – HMG087: Schwere angeborene Herzfehler – HMG088: Andere angeborene Herzfehler – HMG089: Hypertensive Herz- und Nierenerkrankung, Enzephalopathie oder akutes Lungenödem – HMG090: Hypertensive Herzerkrankung Neubildungen Hier sind alle HMGs (HMG004, HMG006 bis HMG014) aufgenommen. – HMG004: Myolische Leukämie – HMG006: Multiples Myelom, akute lymphatische Leukämie, Erythroleukämie, Mastzellenleukämie und akute Leukämien, nicht näher bezeichneten Zelltyps – HMG007: Non-Hodgkin-Lymphom, Morbus Hodgkin, chronisch lymphatische Leukämie, chronisch myeloproliferative Krankheit – HMG008: Lungenmetastasen und Metastasen der Verdauungsorgane – HMG009: Metastasten sonstiger Lokalisation, Kaposi-Sarkom – HMG010: Lymphknotenmetastasen – HMG011: Bösartige Neubildung des Dünndarms, Peritoneums, Gallenblase, Leber, Pankreas – HMG012: Andere schwerwiegende bösartige Neubildungen – HMG013: Sonstige ernste bösartige Neubildungen – HMG014: Andere Neubildungen Diabetes Alle HMGs von HMG015-HMG017, HMG019-HMG020 – HMG015: Diabetes mit renalen oder multiplen Manifestationen – HMG016: Diabetes mit peripheren zirkulatorischen Manifestationen oder Ketoazidose – HMG017: Diabetes mit sonstigen Komplikationen – HMG019: Diabetes ohne oder mit nicht näher bezeichneten Komplikationen – HMG020: Typ I Diabetes mellitus

Kognitive Erkrankungen Alle HMGs HMG047 und HMG049 – HMG047: Morbus Alzheimer, normotensiver Hydrozephalus – HMG049: Sonstige Demenzerkrankungen Psychische Erkrankungen HMG054-HMG058, HMG060, HMG230 und HMG231 – HMG054: Schizophrenie – HMG055: Bipolare affektive Störungen – HMG056: Wahn, psychotische und Persönlichkeitsstörungen – HMG057: Angststörungen und unspezifische depressive Störungen – HMG058: Depression, posttraumatische Belastungsstörungen, Verhaltensstörungen – HMG060: Anorexia nervosa/Bulimie – HMG230: Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen, sonstige Essstörungen – HMG231: Panikstörung, näher bezeichnete Phobien, sonstige anhaltende affektive Störungen Lungenkrankheiten HMG005, HMG108, HMG109, HMG111, HMG112, HMG201, HMG215HMG218, HMG237 – HMG005: Infektionen durch opportunistische Erreger – HMG108: Schweres akutes Asthma (Alter > 17 Jahre), postinflammatorische Lungenfibrose – HMG109: Asthma bronchiale (alle Altersgruppen), akutes schweres Asthma (Alter < 18 Jahre) – HMG111: Aspiration und näher bezeichnete bakterielle Pneumonien – HMG112: Sonstige Pneumonien, Empyem, Lungenabszess, Pleuritis, pulmonale Insuffizienz – HMG201: Infektion der Lunge durch Mykobakterien oder Pilze (inkl. disseminierte Formen) – HMG215: COPD oder Emphysem mit Dauermedikation/Bronchiektasen – HMG216: Respiratorische Insuffizienz – HMG217: Mukoviszidose (Alter > 11 Jahre) – HMG218: Mukoviszidose (Alter < 12 Jahre) – HMG237: COPD oder Emphysem ohne Dauermedikation HIV/AIDS HMG001 und HMG184 – HMG001: HIV/AIDS (mit Dauermedikation) – HMG184: HIV/AIDS (ohne Dauermedikation) Rheumatische Erkrankungen HMG226-HMG229 – HMG226: Juvenile Arthritis – HMG227: Morbus Behcet, entzündliche Wirbelkörpererkrankungen, Arthritis psoriatica, chronische Polyarthritis mit Organbeteiligung – HMG228: Sonstige systemische rheumatoide Erkrankungen – HMG229: Rheumatoide Erkrankungen mit Dauermedikation Krankheiten des Bewegungsapparates – HMG040 Osteoarthritis Hüfte Knie Alkohol und Drogenabhängigkeit HMG51-HMG53 – HMG051: Alkohol- oder drogeninduzierte Psychose – HMG052: Alkohol- oder Drogenabhängigkeit – HMG053: Schädlicher Gebrauch von Alkohol/Drogen ohne Abhängigkeitssyndrom

196

2 Um als Fall gem. Morbi-RSA gezählt zu werden, müssen die folgenden Kriterien erfüllt sein: 1) Der Patient muss von einem Arzt mit einer der vom BVA festgelegten 80 Erkrankungen diagnostiziert werden. 2) Der Patient muss entweder das M2Q-Kriterium (2 Arztbesuche in 2 Quartalen) oder das M1Q-Kriterium (eine der erfassten 80 Krankheitsgruppen als Haupt- oder Nebendiagnose aus einem Krankenhausaufenthalt) erfüllen. 3) Der Patient muss mit einem der Diagnose entsprechenden vom BVA bestimmten Medikament behandelt werden. Quelle: BVA – Risikostrukturausgleich, http://www.bundesversicherungsamt.de/risikostrukturausgleich.html. 3 DaTraV vom 10.12.2012, BGBl Jahrgang 2012, Teil I, Seiten 1895 ff. 4 Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.): Die Kosten des Rauchens für Gesundheitswesen und Volkswirtschaft in Deutschland, Heidelberg, 2009. 5 Krankheitskostenrechnung 2008. Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2015, Stand: 16.10.2015. 6 Blutdruck in Deutschland: Daten und Fakten DZHK und RKI. Originalveröffentlichung: Neuhauser, H.K., Adler, C., Rosario, A.S., Diederichs, C., Ellert, U. (2014) Hypertension prevalence, awareness, treatment and control in Germany 1998 and 2008–11, Journal of Human Hypertension, doi:10.1038/jhh.2014.82 7 diabetesDE (Hrsg.): Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2007, Deutsche Diabetes Union 8 Diese Studie wurde 2001 von der PMV-Forschungsgruppe der Universität Köln durchgeführt. Die Zufallsstichprobe umfasste rund 350.000 Versicherte der AOK Hessen/KV Hessen. Dies entsprach einem Anteil von rund 18,75 % der Versicherten der Krankenkassen. Die Studie wurde von 1998 bis 2002 durchgeführt (www.Diabetes-world.net). Focus online, Effektiv: Bewegung gegen Diabetes, 19. Mai 2009 (www.focus. de/wissen/wissenschaft/wissenschaft-effektiv-bewegung-gegen-diabetes_aid_400509.html).

Gesundheitsbericht Hessen

21 Robert Koch-Institut, Bundesgesundheitssurvey: Körperliche Aktivität, 2003, www.diebewegung.de/bewegung-im-alltag/die-treppe-nehmen/. 22 Robert Koch-Institut: Bundesgesundheitssurvey: Körperliche Aktivität, 2003. 23 „EU-Leitlinien für körperliche Aktivitäten“, EU-Arbeitsgruppe Sport & Gesundheit, Brüssel, 2008, Seite 4. 24 Interview: Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong (Leiterin des Referats Prävention des Hessischen Sozialministeriums). 25 § 20a Satz 1 SGB V. 26 Downloadlink zum dritten Hessischen Krebsbericht, https://www.hessen.de/presse/pressemitteilung/dritter-hessischer-krebsbericht-veroeffentlicht. 27 Krebs in Deutschland 2009/2010. 9. Ausgabe. Robert Koch-Institut (Hrsg.) und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (Hrsg.). Berlin, 2013. 28 Das Erkrankungsalter, welches bei einer Sortierung aller Neuerkrankungen nach dem Alter in der Mitte steht. 29 Relatives Überleben beschreibt das Überleben mit einer spezifischen Krankheit im Vergleich zur Normalbevölkerung. 30 Deutsche Rheuma-Liga: 10 Fakten zu Rheuma, https://www.rheuma-­ liga.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/Mediencenter/Presseinformationen/Pressemitteilungen/Zahlen_und_Fakten.pdf. 31 Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie, „Was ist Rheuma“, http:// dgrh.de/wasistrheuma.html 32 Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie, Kommission Versorgung (2008): Memorandum Rheumatologische Versorgung von akut und chronisch Rheumakranken in Deutschland. 33 Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie, „Rheuma in Zahlen“ ,http:// dgrh.de/fileadmin/media/Die_DGRH/Presse/Rheuma_in_Zahlen_final_jul2015.pdf

9 diabetesDE (Hrsg.): Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2010, Seite 48.

34 Apotheken-Umschau: „Rheuma erkennen und behandeln“, aktualisiert 23.7.2014, http://www.apotheken-umschau.de/Rheuma.

10 Siehe 6

35 Deutsches Rheuma-Forschungszentrum, Daten der Kerndokumentation 2013.

11 BMBF: Forschung für unsere Gesundheit, Wissenschaftsjahr 2011 (www.forschung-fuer-unsere-gesundheit.de/gesundheitsforschung/ volkskrankheiten/diabetes/herausforderung-diabetes.html). accessed 20. Mai 2011.

36 Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie: Rheuma in Zahlen, http://dgrh.de/fileadmin/media/Die_DGRH/Presse/Rheuma_in_Zahlen_final_jul2015.pdf.

12 Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.): Gesundheitsschäden durch Rauchen und Passivrauchen, Heidelberg, 2008.

37 Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie, Rheuma in Zahlen

13 Hochrechnung aufgrund der Raucherquoten laut Mikrozensus des Hessischen Statistischen Landesamtes 2013, veröffentlicht zum Weltnichtrauchertag am 31.5.2015 und der Zahl der Hessischen Bevölkerung zum 31.12.2013 nach Geschlechtern laut Hessischem Statistischem Landesamt (http://www.statistik-hessen.de/publikationen/ download/19/index.html).

39 Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie: Rheuma in Zahlen.

14 Peter Raschke et.al., Repräsentativerhebung 2007 zum Gebrauch psychoaktiver Substanz und zum Glücksspielverhalten in Hessen, Band 1, Hamburg, 2010.

42 Deutsche Rheuma-Liga: 10 Fakten zu Rheuma, https://www.rheuma-­ liga.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/Mediencenter/Presseinformationen/Pressemitteilungen/Zahlen_und_Fakten.pdf.

15 http://de.statista.com/themen/150/rauchen/

43 Vgl.: Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin Abt. Epidemiologie und Versorgungsforschung (www.drfz.de 11. April 2011).

16 Statistisches Bundesamt :Statistik über das Steueraufkommen, https:// www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/OeffentlicheFinanzenSteuern/Steuern/Steuerhaushalt/Tabellen/KassenmaessigeSteuereinnahmen.html. 17 Herman, K.M., Craig, C.L., Gauvin, L., Katzmarzyk, P.T. Tracking of obesity and physical activity from childhood to adulthood: The Physical Activity Longitudinal Study, Int J Pedratr Obes, 2008 Dec 15: 1-8. 18 Studie zur Gewichtsreduktion beim Typ 2 Diabetes (www.diabetes-deutschland.de/archiv/4707.htm). 19 Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindesalter (AGA) (http://www.aga.adipositas-gesellschaft.de/index.php?id=9), diabetesDE (Hrsg.), Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2011, Seite 6. 20 Inzwischen werden Defizite des Index bei der Anwendung in bestimmten Bereichen erkannt: Beispiel: Älterer Patient, gebückt, mit Osteoporose. Größe nicht mehr ganz korrekt. Durch die Anwendung des BMI würde der Mann als übergewichtig eingestuft, obwohl er in Wahrheit eher schlank und u. U. sogar eher mangelernährt ist.

38 Deutsche Gichtliga e. V., www.gichtliga.de. 40 Deutsche Kinderrheuma-Stiftung, http://kinder-rheumastiftung.de/ kinderrheuma/ 41 Dr. Kirsten Minden: Rheumatische Gelenkerkrankungen im Kinderund Jugendalter 2012.

44 Premier-Studie 2007; vgl.: www.aerztezeitung.de (11. April 2011). 45 PROWD-Studie; vgl.: www.aerztezeitung.de (11. April 2011). 46 Beitrag der Deutschen Rheuma-Liga e.V. vom 4.6.2014 zum 60-jährigen Bestehen der Bundesvereinigung für Prävention und Gesundheitsförderung 47 Europäischer Aktionsplan für Psychische Gesundheit aus Bericht über die europäische Ministerielle WHO-Konferenz: Psychische Gesundheit: Herausforderungen annehmen, Lösungen schaffen. WHO 2006. (www.uni-augsburg.de/projekte/gesundheitsmanagement/downloadverzeichnis/psychische_gesundheit.pdf), Abruf 4. Februar 2011. 48 WHO Weltgesundheitstag 2001, Dr. med. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln (www.whotag.de/2001themen_pott.htm) Abruf 04. Februar 2011. 49 Depressionsatlas der Techniker Krankenkasse 2015 (http://www.tk.de/ tk/themen/depressionsatlas-2015/695756). BARMER GEK Gesundheitsreport 2010, Hessen.

7 Krankheiten und Todesursachen

197

50 Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Heft 51, Depressive Erkrankungen, 2010, www.gbe-bund.de.

71 Uphoff, H.: Influenza. In Hofmann,F., Edt. Handbuch der Infektionskrankheiten. Ecomed Verlag. Kapitel VIII – 6.23 Influenza.

51 Ingo Fusgen (Hrsg.): Demenz – Ein unausweichliches Altersschicksal? Zukunftsforum Demenz in Zusammenarbeit mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO), Bonn 2010 (www. bagso.de/fileadmin/Aktuell/Publikationen/Dokumentation_Demenz_ Unausweichliches_Altersschicksal_18.5.2010.pdf), S. 14, Abruf 4. Februar 2011.

72 Uphoff, H., Stilianakis, N. I. 2004: Influenza associated excess mortality from monthly total mortality data for Germany from 1947 to 2000. Methods Inf Med 43: 486-492.

52 Weißbuch Prävention 2010/2011: Gesund jung?! Herausforderung für die Prävention und Gesundheitsförderung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, Berlin, Heidelberg: Springer Verlag, 2011, S. 74-79. 53 Depressionsatlas der Techniker Krankenkasse 2015 (http://www.tk.de/ tk/themen/depressionsatlas-2015/695756, Zugriff 1.10.2015). 54 Wittchen, H.U., Jacobi, F. Epidemiologie der Depression in „Volkskrankheit Depression?: Bestandsaufnahme und Perspektiven“ Stoppe, G., Bramesfeld, A., Schwartz, F.-W. (Hrsg.): Berlin 2006. 55 Robert Koch-Institut (Hrsg.) (2006) Gesundheit in Deutschland. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. RKI, Berlin und Kocavelent RD, Hegerl U (2010) Depression und Suizidalität. Public Health Forum 18: 13–14. 56 Robert Koch-Institut, Daten und Fakten: Ergebnisse der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell 2009“ 57 WHO Weltgesundheitstag 2001, Fachbeitrag Depression (www.weltgesundheitstag.de/2001themen_themen3d.htm). Abruf 14. Februar 2011. 58 www.alzheimerinfo.de/alzheimer/demenz-alzheimer/ Abruf am 29. Dezember 2010. 59 Europäische Initiative zur Alzheimer-Krankheit und zu anderen Demenzerkrankungen (www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P7-TA-2011-0016+0+DOC+XML+V0//DE&language=DE), Abruf 2.11.2015. 60 Ingo Fusgen (Hrsg.): Demenz – Ein unausweichliches Altersschicksal? Zukunftsforum Demenz in Zusammenarbeit mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO), Bonn 2010 (www. bagso.de/fileadmin/Aktuell/Publikationen/Dokumentation_Demenz_ Unausweichliches_Altersschicksal_18.5.2010.pdf), S. 14, Abruf 4. Februar 2011. 61 Die Zahlen beruhen auf einer Extrapolation von Krankenkassendaten und Zahlen der Bundesversicherungsanstalt für das Jahr 2009. 62 Kurz, A., Freter, H.J., Saxl, S., Nickel, E.: Demenz. Das Wichtigste. Ein kompakter Ratgeber. Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. Selbsthilfe Demenz. 2015. ISSN 2364–9348. 63 Ingo Fusgen (Hrsg.): Demenz – Ein unausweichliches Altersschicksal? Zukunftsforum Demenz in Zusammenarbeit mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO), Bonn 2010 (www. bagso.de/fileadmin/Aktuell/Publikationen/Dokumentation_Demenz_ Unausweichliches_Altersschicksal_18.5.2010.pdf) S. 45, Abruf 4. Februar 2011. 64 Robert-Koch Institut. Epidemiologisches Bulletin Nr. 26, 30.Juni 2014. S. 2018. http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2014/ Ausgaben/26_14.pdf?__blob=publicationFile 65 Hauri, A.M., Uphoff, H., Gawrich, S.: Die Krankheitslast durch akute Gastroenteritiden in Hessen – ein Telefonsurvey. Gesundheitswesen. 2011; 73(2): 78-84. 66 Hauri, A.M., Westbrock, H.J., Claus, H., et al.: Electronic outbreak surveillance in Germany: a first evaluation for nosocomial norovirus outbreaks. PLoS ONE. 2011;6(3):e17341. 67 Hauri, A.M., Westbrock, H.J., Claus, H.,et al.: Electronic outbreak surveillance in Germany: a first evaluation for nosocomial norovirus outbreaks. PLoS ONE. 2011;6(3):e17341. 68 Fitzenberger, J., Uphoff, H., Gawrich, et al.: Urban-rural differences of age-and species-specific campylobacteriosis incidence, Hesse, Germany, July 2005 -June 2006. Euro Surveill. 2010; 15(42). pii: 19693. 69 Hauri, A.M., Just, M., McFarland, et al.: Campylobacteriose-Ausbrüche in Hessen, 2005–2011 – und immer wieder Rohmilch. Deutsche Medizinische Wochenschrift. 2013; 138(8): 357-61. 70 Robert Koch-Institut. Salmonellose. Epidemiologisches Bulletin 2009; 13: 117-121.

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des

Bundes:

Definition

Texte, Tabellen und Abbildungen des Gesundheitsberichts finden Sie auch unter: www.sozialnetz.de/Krankheiten www.sozialnetz.de/Todesursachen

Suizid,