Kapitel 7 Krankheiten und Todesursachen
150
7 Krankheiten und Todesursachen 7.1 Häufigste Erkrankungen Zusammenfassung Die demografische Entwicklung wie auch die verbesserten
Gesundheitsbericht Hessen
Bezugspunkt für die Daten ist die Gesamtzahl aller hessischen GKV-Versicherten. In Hessen sind rund 5 Millionen Menschen gesetzlich versichert. Die sechs Kassen, deren Daten ausgewertet werden konnten, repräsentieren rund 3,7 Millionen Versicherte. Für die Fallzahlberechnungen wurden diese Zahlen auf die gesamte hessische Bevölkerung bezogen. Es handelt sich somit um Hochrechnungen, also Schätzungen. Deshalb sind alle Fallzahlangaben gerundet.
medizinischen Möglichkeiten führen dazu, dass viele Krank heiten, wie z. B. Tumorerkrankungen oder Aids, zu chron ischen Erkrankungen werden. Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung fördern sogenannte Zivilisations krankheiten. Diese Krankheiten begleiten Menschen wäh rend einer langen Lebensphase. So führen auch in Hessen Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems und Diabetes die Lis te der häufigsten Krankheiten an. Bei Frauen kommt Depression als dritthäufigste Diagnose hinzu, sie steht bei Männern erst an Platz sechs. Auch chronische Atem wegserkrankungen sind bei beiden Geschlechtern häufig (Abb. 62). Daten zu Krankheitshäufigkeit und Entwicklung Für die Planung von Interventionen für spezifische Risiko- oder Betroffenengruppen ist es wichtig, eine näherungsweise Aussage über die erwartete Zahl von Betroffenen machen zu können. Die hier dargestellten Krankheitsdaten basieren auf kodierten Diagnosedaten von verschiedenen gesetzlichen Kassenarten (GKVs) aus Hessen.
Problematisch für einen Vergleich der Daten über die Zeit ist jedoch u. a. die kontinuierliche Weiterentwicklung der Krankheitskodierungen nach HMGs. Das macht einen Vergleich der absoluten Zahlen derzeit unmöglich. Sobald mittels der Datentransparenzverordnung (DaTraV)3 seitens des Statistischen Bundesamtes eine Darstellung der Morbi-RSA-Diagnosen auf Bundesebene erstellt wird, lassen sich die hessischen Zahlen mit den Bundeszahlen vergleichen. Die durch die DaTraV geschaffene Auskunftsstelle beim Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information wird zukünftig solche zielgruppen- oder krankheitsspezifische Untersuchungen erleichtern. Die Darstellungen der Krankheiten in diesem Bericht dienen zu diesem Zeitpunkt deshalb vornehmlich der Visualisierung der Altersverläufe und der Erfassung der Größenordnung von Krankheiten. Sie entsprechen nicht den absoluten Fallzahlen in Hessen. Viele dieser Krankheiten werden in den nächsten Jahren aufgrund der Alterung der Bevölkerung weiter zunehmen,
Die Daten sind analog den hierarchisierten Mor biditätsgruppen (HMGs) zusammengefasst und entsprechen somit den Fallzahlen der Versicherten mit einer Diagnose, die eine der 80 Krankheitsgruppen betrifft, die im Rahmen des Morbi-RSA berücksichtigt werden1 sowie die weiteren Kriterien2 erfüllen.Da die Daten auf Versichertendaten basieren, sind sie nicht repräsentativ für die gesamte hessische Bevölkerung, sondern beziehen sich auf die ca. 5 Millionen GKV-Versicherten (rund 82 % aller Hessen).
insbesondere der Bluthochdruck sowie Krankheiten des
In dieser Aktualisierung des Hessischen Gesundheitsberichts mit Daten aus dem Jahr 2011 konnten jedoch wesentlich mehr Daten ausgewertet werden als im ersten Hessischen Gesundheitsbericht mit den Daten des Jahres 2009. Entsprach der Anteil der erfassten GKV-Versicherten 2009 in etwa 35 %, umfasst der Anteil 2011 knapp ¾ (74 %) der hessischen gesetzlich Versicherten. Somit konnte die Repräsentativität innerhalb der Gruppe der gesetzlich Versicherten erheblich verbessert werden.
ten) können durch Prävention und Gesundheitsvorsorge
Bewegungsapparates. Viele dieser Krankheiten bedingen Folgekrankheiten (Hypertonie, Diabetes, Osteoporose), sie verursachen hohe direkte Behandlungskosten (Makulade generation, Krebs) oder indirekte Kosten durch Arbeitsun fähigkeit und Pflegeaufwendungen (Krankheiten des Bewe gungsapparates, Demenz etc.). Die häufigsten chronisch verlaufenden
Erkrankungen
(Herz-Gefäß-Stoffwechsel-
Erkrankungen, psychosomatische Leiden, Knochenstoff wechselerkrankungen, Wirbelsäulen- und Gelenkkrankhei vermieden oder verzögert werden, lassen sich behandeln und durch Rehabilitationsmaßnahmen stabilisieren. 7.1.1 Herz-Kreislauf-Erkrankungen Unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden in diesem Kapitel Hypertonie, Herzinsuffizienz und koronare Herzkrankheiten zusammengefasst (Abb. 64, S. 152).
7 Krankheiten und Todesursachen
151
Abb. 62: Die häufigsten Diagnosen in Hessen (2011) Fallzahlen in Tausend 0
100
200
300
Herz-KreislaufErkrankungen (ohne Bluthochdruck)
500
312 292 226 225
Diabetes 181
psychische Erkrankungen
399 143 141
Lungenerkrankungen 85 91
Neubildungen 37
Rheuma
80 48
Alkohol- und Drogenabhängigkeit Aids
400
23 5 2
weiblich
männlich
Legende: Enthalten sind alle erfassten HMGs der jeweiligen Diagnosen, wie auf Seite 150 beschrieben. Ausnahme: Herz-Kreislauf-Erkrankungen enthalten keine Hypertonie (HMG091). Psychische Erkrankungen umfasst neben Depression auch Demenz, Schizophrenie und weitere psych. Erkrankungen. Aufmerksamkeitsstörungen sind nicht berücksichtigt. Quelle: Daten gesetzlicher Krankenkassen auf der Basis von „hierarchisierten Morbiditätsgruppen“ (HMG) 2011, Statistisches Landesamt, eigene Berechnung 2013.
Abb. 63: Prognose der Morbiditätsentwicklung in Deutschland bis 2050 50 %
40 %
30 %
20 %
10 %
2007 Quelle: Beske, F., Katalinic, A. et al. 2009. Schriftenreihe Fritz Beske Institut für Gesundheitssystemforschung, Band 14, angepasst (www.igsf.de).
Taubheit
Herzinfarkt
Krebs insgesamt
Rheumatoide Arthritis
Glaukom
Makuladegeneration
Demenz
Lungenentzündung
Diabetes mellitus
COPD
Osteoporose
Schwerhörigkeit
Rückenschmerzen
Arthrose
Hypertonie
0%
2050
152
Gesundheitsbericht Hessen
Abb. 64: Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Hessen, 2011 Anteil an gesetzlich Versicherten in Hessen 30 % Fallzahlen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (1 bis 89 Jahre) 25 %
Herzinsuffizienz Angina pectoris Koronare Herzkrankheit Herzklappendefekte Arrhythmien
20 %
weiblich 64.120 19.931 75.686 48.170 44.358
männlich 54.643 31.686 109.703 36.745 42.839
15 %
10 %
5%
0%
Alter 1-5
6-12
13-17
18-24
25-29
30-34
35-39
40-44
45-49
50-54
55-59
60-64
65-69
70-74
75-79
80-84
85-89
Herzinsuffizienz (Frauen)
Herzinsuffizienz (Männer)
Angina pectoris / Z. n. altem Myokardinfarkt (Frauen)
Angina pectoris / Z. n. altem Myokardinfarkt (Männer)
Koronare Herzkrankheit / andere chronisch-ischämische Erkrankungen des Herzens (Frauen)
Koronare Herzkrankheit / andere chronisch-ischämische Erkrankungen des Herzens (Männer)
Erworbene Erkrankungen der Herzklappen und rheumatische Herzerkrankungen (Frauen)
Erworbene Erkrankungen der Herzklappen und rheumatische Herzerkrankungen (Männer)
Näher bezeichnete Arrhythmien (Frauen)
Näher bezeichnete Arrhythmien (Männer)
Legende: Die hier erfassten Erkrankungen entsprechen den HMG-Diagnosen der jeweiligen Diagnosegruppe (siehe Seite 150). Herzinsuffizienz, Angina pectoris / Z. n. Infarkt, chronische koronare Herzkrankheit, erworbene Herzklappendefekte sowie Arrhythmien. Akute koronare Krankheiten, angeborene Herzdefekte und Hypertonie sind nicht dargestellt. Quelle: Daten gesetzlicher Krankenkassen auf der Basis von „hierarchisierten Morbiditätsgruppen“ (HMG) 2011, Statistisches Landesamt, eigene Berechnung 2013.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigsten chro-
und F olgekrankheiten zugleich. Häufig treten sie zusam-
nischen
Bevölkerung.
men mit anderen Krankheiten auf, die das Risiko für die
Gleiches gilt für Hessen. Im Jahr 2011 waren in Hessen rund
(Weiter-)Entwicklung von Herz- und Gefäßkrankheiten
500.000 (stationäre) Behandlungsfälle auf Krankheiten des
zusätzlich erhöhen. Dazu zählen v. a. Diabetes und Fett-
Herz-Kreislauf-Systems zurückzuführen (siehe Abb. 64),
stoffwechselstörungen. Die meisten dieser Störungen
zählt man Bluthochdruck noch dazu, waren es über
und Krankheiten sind durch den Lebensstil beeinflussbar.
1,27 Millionen Fälle. Dies entsprach einem Anteil von
Durch kontinuierliche Krankheitsentwicklung nehmen alle
15 %
Erkrankungen mit dem Alter zu.
an
Erkrankungen
allen
der
Diagnosen
deutschen
im
Krankenhausbereich.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind aber nicht nur die häufigsten Erkrankungen, sondern auch die häufigs-
In diesem Kapitel werden Ursachen und Risikofakto-
ten Todesursachen. Rund 39 % der Sterbefälle im Jahr
ren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen beschrieben und
2013 waren auf Kreislauf erkrankungen zurückzuführen
gleichzeitig wird dargestellt, wie man präventiv gegen
(Abb. 92, S. 189).
diese Krankheiten vorgehen kann. Dazu wird auf drei Hauptrisikofaktoren fokussiert: die Korrelation zwischen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind größtenteils Zivilisa-
Fettleibigkeit und Herzerkrankungen, die Rolle von Be-
tionskrankheiten. Angeborene Herzfehler und gene
wegungsmangel sowie die Bedeutung von Aktiv- und
tische Ursachen sind nur zu einem kleinen Teil ursäch-
Passivrauchen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zu Be-
lich. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind Risikofaktoren
ginn werden die Krankheitskosten dargestellt.
7 Krankheiten und Todesursachen
153
Abb. 65: Krankheitskosten 2008 nach ausgewählten Krankheitsklassen
Abb. 66: Verlorene Erwerbstätigkeitsjahre 2008
50
40
30 254,28 Mrd. Euro
20
10
0 insgesamt
Krankheiten des Kreislaufsystems (14,5 %) Krankheiten des Verdauungssystems (13,7 %)
Invalidität
weiblich Arbeitsunfähigkeit
männlich Mortalität
Psychische und Verhaltensstörungen (11,3 %) Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems (11,2 %) Quelle: Statistisches Bundesamt Wiesbaden 2015.
Krankheiten der Mundhöhle, Speicheldrüsen und Kiefer (8,8 %) Neubildungen (7,1 %) Bösartige Neubildungen (6,1 %) Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (5,4 %)
Eine Aufteilung der Krankheitskosten von insgesamt
Krankheiten des Atmungssystems (5,2 %)
254,3 Milliarden Euro auf einzelne Krankheitsgruppen
Symptome und klinische abnorme Befunde a. n. k. (5,2 %)
zeigt die oben Grafik des Robert Koch-Instituts (Abb. 65).
Verletzungen und Vergiftungen (4,9 %) Krankheiten des Nervensystems (4,9 %)
Das ergab 2008 Ausgaben von rund 3.100 Euro pro Kopf
Andere (1,6 %)
und Jahr für die Prävention von und die Behandlung, Rehabilitation und Pflege nach Erkrankungen und Unfällen.
Quelle: Krankheitskostenrechnung, Statistisches Bundesamt, Stand: 16.10.2015.
Die indirekten Kosten sind potenzielle Verluste für die Volkswirtschaft. Diese Verluste entstehen durch ArbeitsÖkonomische Betrachtung
unfähigkeit, Invalidität oder vorzeitigen Tod der erwerbs-
Die Erkrankung eines Menschen verursacht nicht nur di-
tätigen Bevölkerung. Der Verlust wird in Form von verlo-
rekte Kosten für das Gesundheitswesen, sondern auch
renen Erwerbstätigkeitsjahren berechnet und stellt eine
indirekte Kosten für die Volkswirtschaft. Direkte Kosten
kalkulatorische Kennzahl dar. Im Jahr 2006 gingen rund
sind solche, die das Gesundheitswesen durch Diagnostik
4 Millionen Erwerbstätigkeitsjahre durch Arbeitsunfähig-
und Therapien oder die Inanspruchnahme von weiteren
keit, Invalidität oder vorzeitigen Tod verloren. Krankheiten
medizinischen Dienstleistungen belasten. Rehabilitations-
des Kreislaufsystems waren dabei mit 9,4 % und somit an
maßnahmen werden ebenfalls in die direkten Kosten ein-
fünfter Stelle ursächlich. Auf dem ersten Rang als Grund
gerechnet. Die indirekten Kosten sind solche, die dadurch
für Arbeitsunfähigkeit lagen deutlich Krankheiten des
entstehen, „dass aufgrund von Krankheit und vorzeitigem
Muskel- und Skelett-Systems (351.000 Jahre), gefolgt von
Tod ansonsten von den Betroffenen hergestellte Güter
Krankheiten des Atmungssystems (217.000 Jahre), psychi-
4
schen Krankheiten (196.000 Jahre) und Verletzungen bzw.
und Dienstleistungen nicht mehr erstellt werden können“.
Vergiftungen (210.000 Jahre). Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten 2008 zusammen einen Anteil von 14,5 % (37 Milliarden Euro) an den direkten
Die Aufteilung des Ressourcenverlustes zeigt deutliche
Gesamtkosten. Die teuersten Erkrankungen des Kreis-
Geschlechtsunterschiede. So ist die Zahl der Arbeitsunfä-
laufsystems waren mit 3,6 % die Hochdruckkrankheiten.
higkeitstage im Bezugsjahr 2008 bei den Männern etwa
Schlaganfälle oder Hirninfarkte folgten mit einem Anteil
ein Drittel höher als bei den Frauen. Die Ausfallarten zei-
an den Gesamtkosten von 3,2 %. Mit 2,7 % schlugen ischä-
gen ebenfalls deutliche Unterschiede zwischen den Ge-
mische oder koronare Herzkrankheiten zu Buche.5
schlechtern, wie Abb. 66 zeigt.
154
Gesundheitsbericht Hessen
Abb. 67: Frühverrentungen im Verlauf – am häufigsten psychisch bedingt 80.000
60.000
40.000
20.000
0 2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
Psyche
Neubildungen
Nervensystem
Muskel-Skelett
Herz-Kreislauf
Atmung
2012
Legende: Dargestellt ist die Zahl der Rentenneuzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit pro Jahr aufgrund der sechs wichtigsten Krankheitsarten. Quelle: DRV-Statistik Rentenzugang (nach Darstellung der Bundespsychotherapeutenkammer).
Abb. 68: Ursachen für Frühverrentungen (2012) 100 %
80 %
13,2 % 3,0 % 5,8 % 9,6 %
60 %
12,6 % 13,7 %
11,4 % 2,4 % 5,9 % 5,6 %
3,5 % 5,7 %
12,7 %
13,5 %
13,5 %
12,6 %
15 %
13,8 %
40 %
20 %
42,1 %
Der Anteil psychischer Erkrankungen als Ursache für Frühverrentungen ist bei Frauen mit 48,5 % deutlich höher als bei Männern (35,9 %). Dabei haben vor allem Depressionen, Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen sowie Suchterkrankungen zugenommen (Abb. 68). Krankheitsbilder: Hypertonie oder Bluthochdruck ist sehr verbreitet und wird mit zunehmendem Alter häufiger.
48,5 % 35,9 %
Laut Daten des Robert Koch-Instituts hat in Deutschland aktuell jeder dritte Erwachsene einen Bluthochdruck (rund
0% insgesamt
weiblich
männlich
Psyche
Muskel-Skelett
Neubildungen
Herz-Kreislauf
Nervensystem
Atmung
Sonstiges
Legende: Dargestellt ist der Anteil (%) der wichtigsten Krankheitsarten an den Rentenneuzugängen wegen verminderter Erwerbsfähigkeit für das Jahr 2012 insgesamt, für Frauen und für Männer. Zugrundeliegende Population: Insgesamt: N = 177.061; Frauen: N = 86.517; Männer: N = 90.544. Quelle: DRV-Statistik Rentenzugang (nach Darstellung der Bundespsychotherapeutenkammer).
20 Millionen Erwachsene), fast 60 % der Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren haben einen nicht optimalen Blutdruck. Bluthochdruck6 ist der bedeutendste Risikofaktor für vermeidbare Todesfälle weltweit. Hypertonie ist einer der Hauptrisikofaktoren für Gefäßveränderungen an vielen Endorganen. Neben Herz und Gehirn sind auch arteriosklerotisch bedingte Durchblutungsstörungen z. B. der Beine eine Folgekrankheit. Am Herzen führt Hypertonie unbehandelt oft zu koronarer
Nach einer Studie der Bundestherapeutenkammer zur
Herzkrankheit, Herzinfarkt und Herzinsuffizienz. Jedoch
Arbeits- und Erwerbsunfähigkeit aus dem Jahr 2013 sind
gibt es keinen relevanten Grenzwert für „normalen“ Blut-
psychische Erkrankungen immer häufiger der Anlass für
druck. Gleichzeitig ist Bluthochdruck der bedeutendste
Krankschreibungen oder gar Erwerbsunfähigkeit.
Risikofaktor für Schlaganfälle. Zwei Drittel aller Schlagan-
Im Zeitraum 2000 bis 2012 hat sich der Anteil psychischer
fälle und die Hälfte aller Herzinfarkte können einem systo-
Erkrankungen an AU-Tagen fast verdoppelt und beträgt
lischen Blutdruck > 115 mmHg zugerechnet werden.
inzwischen 14 %. Rund 75.000 Versicherte bezogen 2012 erstmals eine Rente wegen Erwerbsminderung aufgrund
Herzinsuffizienz ist u. a. eine direkte Folge von Hyperto-
psychischer Krankheitsbilder. Damit ist fast jede zweite
nie und neben einigen weniger häufigen Ursachen auch
Frührente psychisch verursacht (Abb. 67).
eine häufige Folge von Herzinfarkt und den dadurch
7 Krankheiten und Todesursachen
155
entstandenen Herzmuskelschäden. Die Mortalität von
gilt als sogenannte Markererkrankung, die auf weitere Ge-
Herzinsuffizienz ist trotz verbesserten Therapieoptionen
fäßverengungen im Herz-Kreislauf-System hinweist. Das
immer noch hoch.
macht sie so gefährlich: 75 % der pAVK-Patientinnen und -patienten sterben an Herzinfarkt und Schlaganfall. Die Er-
In etwa 95 % der Fälle wird die chronische periphere ar-
krankung reduziert die Lebenserwartung um ca. acht Jah-
terielle Verschlusskrankheit (pAVK) durch Arteriosklero-
re − die Sterblichkeitsrate von pAVK-Patientinnen und Pati-
se bzw. ihre symptomatische Form Atherothrombose
enten ist doppelt so hoch wie die der Gesamtbevölkerung.
bedingt. Diese gehört zu den häufigsten Erkrankungen unserer Zeit. Ein ungesunder Lebensstil mit fettreicher
Die Deutsche Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für
Ernährung und mangelnder Bewegung sowie Nikotinkon-
Gefäßmedizin e. V. (DGA) informiert auf ihren Internetsei-
sum fördern die Entstehung einer pAVK. Patientinnen und
ten: www.dga-gefaessmedizin.de und www.verschlusssa
Patienten, die an Bluthochdruck oder Diabetes mellitus
che-pavk.de über pAVK und weitere Gefäßerkrankungen.
leiden, haben ein höheres Risiko, an pAVK zu erkranken.
In Zusammenarbeit mit dem Hessischen Sozialministerium und hessischen Kommunen sowie mit hessischen Kliniken
Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) ist eine Störung der Durchblutung in den Arterien im Becken und in den Beinen. Bei pAVK sind die Arterien durch Arteriosklerose so verengt, dass Beine, Füße und andere Körperteile nicht mehr ausreichend durchblutet werden. Die pAVK wird auch „Schaufensterkrankheit“ genannt, da erkrankte Personen z. B. vor Schaufenstern stehenbleiben, um Schmerzen beim Gehen zu überspielen, und dort abwarten, bis sie wieder abgeklungen sind. pAVK verläuft lange beschwerdefrei und bleibt deshalb oftmals unbemerkt. Erst im fortgeschrittenen Stadium treten Schmerzen beim Gehen auf.
klärt die DGA die Bevölkerung auf Veranstaltungen über die Erkrankung auf. 7.1.2 Diabetes mellitus Typ 2 Diabetes mellitus wird durch die starken Zuwachsraten oft als Epidemie bezeichnet. Der Anteil der an Diabetes leidenden Menschen wird weltweit auf ca. 7 % geschätzt, dies entspricht rund 250 Millionen Menschen. In Deutschland leiden ca. 6 Millionen Menschen an Diabetes, wobei durch die hohe Dunkelziffer nichtdiagnostizierter Diabetikerinnen und Diabetiker die Zahl oft noch pessimistischer geschätzt wird. Lediglich 9,5 % der Diabetikerinnen und Diabetiker leiden an Typ-1-Diabetes, dieser ist meist an-
pAVK-Patientinnen und -patienten sind in Deutschland
geboren. Typ-2-Diabetes dagegen korreliert meist mit
im Vergleich zu Patientinnen und Patienten mit koronarer
Übergewicht, Bewegungsmangel und unausgewogener
Herzkrankheit, Schlaganfall- und Herzinfarktpatienten un-
Ernährung. Während in der Vergangenheit über 40-Jäh-
terversorgt. Dabei erkranken bundesweit rund 4,5 Milli-
rige, aber vor allem über 60-Jährige erkrankten, sind
onen Menschen an einer pAVK. Mit zunehmendem Alter
mittlerweile auch vermehrt Kinder von Typ II Diabetes be-
steigt der Anteil der pAVK-Patientinnen und -patienten.
troffen. Folgeerkrankungen bei Diabetes sind meist ge-
Vor allem ältere Menschen über 65 Jahre sind betroffen
fäßbedingt, z. B. Hypertonie (75,2 %), Herzinfarkt (9,1 %),
– jeder Fünfte vom Hausarzt untersuchte Patient dieser Al-
Retinopathie (11,9 %), Nierenschäden oder Neuropathie
tersgruppe hat eine pAVK, ohne davon zu wissen.
(10,6 %).7 Diabetikerinnen und Diabetiker haben ein bis zu viermal höheres Risiko einer koronaren Herzkrank-
Bereits im Frühstadium kann eine pAVK durch die nicht
heit.8 Mehr als 75 % der Diabetikerinnen und Diabetiker
invasive Dopplerdruckmessung nachgewiesen werden.
versterben an akuten Gefäßverschlüssen, vor allem an
Diese Untersuchung weist eine pAVK nach, auch wenn
Herzinfarkt.9 Häufig tritt Diabetes zusammen mit anderen
noch keine Beschwerden vorliegen. Gefäßmedizinerinnen
Risikofaktoren und Stoffwechselerkrankungen auf. Dieses
und Gefäßmediziner (Angiologen), Hausärztinnen und
sogenannte metabolische Syndrom umfasst Insulinresis-
Hausärzte und andere können die Dopplerdruckmessung
tenz mit Blutzuckerstoffwechselstörung, Übergewicht und
durchführen.
Fettstoffwechselstörungen. Durch diese Faktoren und auch weitere Risikofaktoren für Gefäßschäden, z. B. das
Wenn die Betroffenen nicht behandelt werden, kann
Rauchen, wird das Risiko für Folgekrankheiten potenziert.
pAVK weitreichende Folgen haben: In Deutschland werden jährlich etwa 60.000 Amputationen wegen pAVK, oft
In Hessen ist mehr als eine halbe Million Menschen mit di-
in Verbindung mit Diabetes mellitus, vorgenommen. pAVK
agnostiziertem Diabetes registriert. Abb. 69, S. 157 zeigt
156
die registrierten Fallzahlen der gesetzlich versicherten hessischen Frauen und Männer in den einzelnen Lebensjahren. Beide sind relativ ähnlich, wobei Frauen meist früher unter der Erkrankung leiden. Ökonomische Betrachtung In der „KoDiM-Studie“ (2001)10 wird Diabetes mellitus als „die teuerste chronische Erkrankung“ bezeichnet. Allein die jährlichen direkten Kosten für die Behandlung einer an Diabetes erkrankten Person sind in etwa so hoch wie die jährlichen Gesamtkosten für eine durchschnittlich gesetzlich versicherte Person.11 Dabei macht die Krankheit alleine nur einen geringen Kostenfaktor aus. Die durch Diabetes induzierten Kosten durch Folge- und Begleiterkrankungen, wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle, sind für das Gesundheitssystem wesentlich belastender. So ist Diabetes mittlerweile die häufigste Ursache für Erblindung und Nierenversagen. Disease-Management-Programme Bei der Sekundärprävention werden vermehrt Disease- Management-Programme eingesetzt. Diese haben zum Ziel, gesundheitsförderndes Verhalten der Patientinnen und Patienten durch spezifisches Krankheitswissen zu unterstützen und gleichzeitig das Einhalten von evidenzba-
Gesundheitsbericht Hessen
Als Vergleichsgruppe dienten alle Patientinnen und Patienten mit D iabetischem Fußsyndrom, die in nicht am IV-Vertrag teilnehmenden zertifizierten Fußambulanzen der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) behandelt wurden. Die Ergebnisse waren deutlich: Der zeitliche Abstand zwischen erster Feststellung einer Fußwunde und der Vorstellung in der Fußambulanz konnte deutlich reduziert werden, von 11,5 Wochen auf zuletzt vier bis fünf Wochen. Das entspricht einer Reduktion um fast zwei Drittel. Auch das relative Risiko einer Major amputation (über dem Sprunggelenk) konnte um ein Drittel reduziert werden. Oberschenkelamputationen waren in der IV-Gruppe gar nicht notwendig. Voraussetzung für den Erfolg eines solchen selektivvertraglichen Angebots ist neben der Adhärenz seitens der Patientinnen und Patienten die sektorenübergreifende Zusammenarbeit der Fußambulanz insbesondere mit den zuweisenden Hausärztinnen und Hausärzten, um eine notwendige Therapie rechtzeitig zu beginnen. Auch dieses Projekt war nur möglich aufgrund der guten Zusammenarbeit zwischen beteiligten Hausärztinnen und Hausärzten sowie Fachärztinnen und Fachärzten. Quelle: AOK Hessen und Hessischer Diabetesbeirat.
sierten Vorsorge- und Therapiemaßnahmen durch strukturierte Behandlungsprogramme und Qualitätssicherung umzusetzen. Dazu werden Patienten-Coaches eingesetzt,
7.1.3 Risikofaktoren und Präventionsangebote für
die Patientinnen und Patienten individuell (telefonisch) be-
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes
treuen. Solche Programme werden u. a. von Krankenkassen (im Rahmen des SGB V § 137) organisiert und beziehen
Aktiv- und Passivrauchen als Ursache für
Ärztinnen und Ärzte und weitere Mitbehandelnde ein. Im
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Rahmen des Hessischen Diabetesbeirats werden Präven-
„Rauchen ist neben mangelnder Bewegung und unge-
tionsprogramme und integrierte Versorgungsansätze mit
sunder Ernährung einer der bedeutendsten Risikofakto-
dem Ziel einer verbesserten Versorgung der Betroffenen
ren für chronische, nicht übertragbare Krankheiten wie
in Hessen bearbeitet.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen“.12 Im Schnitt sterben in Deutschland jährlich zwischen 110.000 und 140.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Die Atemwege und
Integrierte Versorgung „Diabetisches Fußsyndrom“ Zwischen der AOK Hessen und zwei Fußambulanzen im Rhein-Main-Gebiet besteht seit März 2007 ein Vertrag nach § 140 a-d SGB V (Integrierte Versorgung) zur Effizienzsteigerung und Nachhaltigkeit von Qualität und Wirtschaftlichkeit bei der Versorgung des diabetischen Fußes.
das Herz-Kreislauf-System sind neben vielen weiteren Organen die am stärksten betroffenen Organe. Das Risiko, unter einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu leiden, ist bei Rauchern doppelt so hoch wie bei Nichtrauchern. Menschen, die mit einem Raucher zusammenleben oder an ihrem Arbeitsplatz Tabakrauch ausgesetzt sind, haben ein erhöhtes Risiko (25 % bis 30 %) auf koronare Herzkrankheit
Die Auswirkungen des Projektes wurden in einer Evaluation dargestellt. In einer Studie wurde überprüft, ob die Behandlung im Rahmen der Integrierten Versorgung (IV) Auswirkungen auf Behandlungsqualität bzw. -kosten hat.
sowie ein erhöhtes Thromboserisiko. Das Risiko vermindert sich, wenn die Exposition beendet wird. In Hessen rauchen ca. 1,42 Millionen Personen13, das entspricht einem Raucheranteil von ca. 20 % bei den Frauen
7 Krankheiten und Todesursachen
157
Abb. 69: Diabetes in Hessen (2011) Anteil an gesetzlich Versicherten in Hessen 35 % Fallzahlen Diabetes (1 bis 90 Jahre) 30 % Gesamt davon Typ 1 davon Typ 2
25 %
weiblich 225.275 16.361 208.914
männlich 226.171 18.167 208.004
20 %
15 %
10 %
5%
0%
Alter 1
5
10
15
20
Typ-1-Diabetes (Frauen)
25
30
35
40
45
50
Typ-1-Diabetes (Männer)
55
60
65
70
Typ-2-Diabetes (Frauen)
75
80
85
90
Typ-2-Diabetes (Männer)
Legende: Um eine Unterscheidung nach Typ1- und Typ-2-Diabetes treffen zu können, wurde unter Typ 1 nur HMG020 erfasst. Unter Typ 2 sind alle weiteren diabetesbezogenen HMGs zusammengefasst, die somit auch Typ-1-Diabetiker mit Komplikationen enthalten (vgl. HMG-Diagnosen der jeweiligen Diagnosegruppe Seite 150). Quelle: Daten gesetzlicher Krankenkassen auf der Basis von „hierarchisierten Morbiditätsgruppen“ (HMG) 2011, Statistisches Landesamt, eigene Berechnung 2013.
und 27 % bei den Männern.14 Hessen hat damit laut Statis-
Tab. 10: Jährliche direkte Kosten des Rauchens direkte Kosten (Mio. €)
tischem Bundesamt den höchsten Anteil an Nichtrauchern in Deutschland.15 Berechnungen der Universität Hamburg ermitteln für Deutschland Kosten für das Rauchen nach einer im Zeitraum 2008 bis 2012 unter Versicherten der Techniker Krankenkasse durchgeführten Erhebung von rund 79 Milliarden Euro pro Jahr, aufzuteilen in 25,41 Milliarden Euro direkte Kosten und 53,68 Milliarden Euro indirekte Kosten. Die Steuereinnahmen der Bundesregierung für Tabakwaren sind wesentlich geringer als die entstehenden Gesundheitskosten und Sozialversicherungskosten durch Tabakkonsum. Im Jahr 2014 lagen die bundesweiten Steuereinnahmen durch Tabakkonsum bei ca. 14,612 Milliar-
Krankheitskosten durch Passivrauchen (Ehegatte/Lebenspartner) Krankheitskosten durch Rauchen
1.010,00 22.760,00
Berufliche Rehabilitation (pauschal)
139,10
Krankheitskosten durch Passivrauchen (Kinder)
219,39
Unfälle
246,35
Rehabilitationsmaßnahmen
498,90
Pflegekosten
544,12
Summe
25.417,86
Quelle: T. Effertz: „Die volkswirtschaftlichen Kosten gefährlicher Konsumgüter – Eine theoretische und empirische Analyse für Deutschland am Beispiel Alkohol, Tabak und Adipositas.“ Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main (im Druck).
Tab. 11: Jährliche indirekte Kosten des Rauchens
16
den Euro (Tab. 10 und Tab. 11).
indirekte Kosten (Mio. €) Erwerbsminderungen
4.520,00
Risikofaktor Übergewicht
Kurzfristige Arbeitslosigkeit
7.380,00
Studien belegen, dass Erwachsene, die schon als Kind
Arbeitsunfähigkeit
übergewichtig waren, ein mehr als sechsfach höheres Ri-
Langzeitarbeitslosigkeit
13.250,00
siko haben, auch im Erwachsenenalter übergewichtig zu
Ressourcenverlust durch Mortalität
19.610,00
17
7.620,00
sein. Die Wahrscheinlichkeit Übergewichtiger, an Diabe-
Zeit der Rehabilitationsmaßnahmen
642,95
tes zu leiden, ist 20-mal höher als bei Normalgewichtigen.
Pflegebedürftigkeit
660,71
Die Korrelation zwischen Übergewicht beziehungsweise Adipositas und Gesundheitskosten ist gut belegt. Vor allem bei Menschen mit einem BMI von 35 bis 39 kg je m²
Summe
53.683,66
Quelle: T. Effertz: „Die volkswirtschaftlichen Kosten gefährlicher Konsumgüter – Eine theoretische und empirische Analyse für Deutschland am Beispiel Alkohol, Tabak und Adipositas.“ Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main (im Druck).
158
Gesundheitsbericht Hessen
nehmen die Gesundheitskosten um bis zu 55 % zu, bei ei-
Bewegungsmangel als Ursache für Krankheit
nem BMI über 40 kg je m² steigen die Gesundheitskosten
„In unserer heutigen Gesellschaft ist die Notwendigkeit,
sogar um 90 % an.
schwere körperliche Arbeiten zu leisten, in der Regel gering. Umso mehr gewinnt eine ausreichende körper-
Übergewichtige Menschen haben ein sehr viel höheres
liche Aktivität für den Erhalt unserer Gesundheit an Be-
Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder an Diabetes
deutung.“21 Anhand zahlreicher Studien konnte der Zu-
mellitus zu erkranken. Eine Reduktion des Gewichtes kann
sammenhang zwischen Bewegungsmangel und vielen
das persönliche Gesundheitsrisiko deutlich verbessern.
chronischen Erkrankungen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankun-
Dies zeigt z. B. das Ergebnis einer Studie des Deutschen
gen, Diabetes oder Darmkrebs, nachgewiesen werden.
18
Diabetes-Forschungsinstituts Düsseldorf.
Die Zahl der
Übergewichtigen, auch im Kindesalter, steigt weltweit je-
Die folgenden Krankheiten sind erwiesenermaßen mit körperlicher Inaktivität korreliert: ■■
koronare Herzkrankheiten und Herzinfarkt
■■
Bluthochdruck
Übergewicht vorzubeugen sollte deshalb bereits im frü-
■■
Diabetes mellitus Typ 2
hen Kindesalter beginnen. Dabei geht man davon aus,
■■
Fettstoffwechselstörungen und Adipositas
dass die Bekämpfung von Übergewicht umso effektiver
■■
Kolonkrebs
doch an.
19
ist, je früher man damit beginnt.
Gründe für Fettleibig-
keit sind meist eine schlechte und unausgewogene Ernäh-
Des Weiteren wird ein Zusammenhang zwischen Bewe-
rung sowie ein Mangel an Bewegung, beides hängt häufig
gungsmangel und Krankheiten wie Lungenkrebs, Brust-
mit dem Sozialstatus zusammen.
krebs und Schlaganfällen vermutet.22 Die protektive Wirkung von Bewegung konnte etwa durch die verbesser-
Maße für Fettleibigkeit und kardiovaskuläres Risiko: Der Body-Mass-Index Der Body-Mass-Index (BMI) setzt Körpergewicht zur Körpergröße in Relation und ist ein gängiges Maß, um zu errechnen, ob man fettleibig oder übergewichtig ist. Gewichtsklassen nach der Einteilung der WHO20:
te Funktion von Telomeren, die das Erbgut schützen, nachgewiesen werden. Das Risiko für das Auftreten und den Verlauf all dieser Erkrankungen kann durch den L ebensstil somit negativ, aber auch positiv beeinflusst werden. Das moderne Zeitalter fördert allgemein einen inaktiven Lebensstil. Durch Autos, Aufzüge und eine veränderte Frei-
■■
Normalgewicht:
20 bis 24,9 kg/m²
zeitgestaltung bewegen sich die Menschen in ihrem All-
■■
Übergewicht:
25 bis 29,9 kg/m²
tag immer weniger. Untersuchungen ergeben, dass ca.
■■
Adipositas/Fettsucht Grad I:
30 bis 34,9 kg/m²
40 % bis 60 % der Europäer einen inaktiven Lebensstil
■■
Adipositas/Fettsucht Grad II:
35 bis 39,9 kg/m²
pflegen.23 Diese Daten zeigen, dass der Mangel an Bewe-
■■
Adipositas/Fettsucht Grad III:
≥ 40 kg/m²
Taille-Hüft-Verhältnis Gleichzeitig wird auch die Körperfettverteilung (Taille-Hüft-Verhältnis = THV, engl. Waist-to-hip ratio) als Indikator für ein erhöhtes Risiko an Herzerkrankungen verwendet. Dabei kann ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch bei normalgewichtigen Menschen vorkommen. Siehe auch Kapitel 2.10
gung einen zunehmenden Risikofaktor darstellt. Die meisten Wissenschaftler sind sich einig, dass positive Effekte von Bewegung schon bei geringer, aber regelmäßiger körperlicher Aktivität eintreten. In vielen Studien werden mäßige Aktivitäten zwischen zwanzig und dreißig Minuten an drei Tagen empfohlen, noch besser sei es, sich an allen Tagen der Woche über diese Zeit zu bewegen. Dabei genüge bereits zügiges Gehen. Für das Herz-Kreislauf-System haben diese Aktivitäten viele positive Auswirkungen. Siehe hierzu auch das Projekt „Rezept für Bewegung“ in Kapitel 3 Seite 67, Mitten im Leben.
7 Krankheiten und Todesursachen
159
Präventionsmaßnahmen der Hessischen
Die Ausstellung...
Landesregierung – Schrittzähler zur
... besteht aus sieben ausziehbaren Präsentationswänden („Roll-up“ Format). ... ist leicht und schnell auf- und abzubauen. ... ist durch die tragbaren, gepolsterten Schutzhüllen leicht zu transportieren.
Motivation für mehr Bewegung im Alltag
... passt sich einfach an die örtlichen Gegebenheiten an. ... ist selbsterklärend und benötigt keine Betreuung.
■■
Das macht Sinn!
So funktioniert‘s WER KANN SICH DIE AUSSTELLUNG AUSLEIHEN? Die Wanderausstellung kann von kommunalen Einrichtungen, Vereinen, Verbänden und Institutionen der Seniorenarbeit sowie anderen Interessierten ausgeliehen werden.
Bewegung in den Alltag bringen
WIE FUNKTIONIERT DAS AUSLEIHEN? Die maximale Leihdauer ist auf 4 Wochen begrenzt. Es ist eine terminliche Absprache und die Abgabe eines Ausleihformulars nötig.
Das Sozialministerium beteiligte sich am „Ersten Tag ... kann mit lokalen Angeboten in Form von Broschüren, Flyern ergänzt werden (Prospektaufsteller wird mit verliehen). ... ist nur für Innenräume geeignet.
WAS KOSTET DIE AUSLEIHE? Das Ausleihen der Wanderausstellung ist kostenlos. Transportkosten bzw. Abholung und Rücktransport übernimmt die/der Ausleihende.
der Nachhaltigkeit in Hessen 2010“ mit der Aktion
Weitere Informationen zur Wanderausstellung erhalten Sie in der Geschäftsstelle der HAGE oder auf unserer Internetseite www.hage.de.
„Bewegung im Alltag“ (siehe auch Kapitel 4.4.4 und
KOORDINATION DER WANDERAUSSTELLUNG
HAGE Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung e.V. Zentrum für Bewegungsförderung Wildunger Str. 6/6a, 60487 Frankfurt am Main Telefon: 069/7137678 - 0 E-Mail:
[email protected]; Internet: www.hage.de Ansprechpartnerin: Carolin Becklas
6.1). Dazu wurden Schrittzähler an verschiedene Ar-
Wanderausstellung
beitgeber, Selbsthilfegruppen, Ärzte und Apotheken ...bald auch in Ihrer Einrichtung?
Mit freundlicher Unterstützung von
und verschiedene Gruppierungen mit der Absicht
Hessisches Sozialministerium
verteilt, den Teilnehmern den eigenen Bewegungsumfang bewusst zu machen und somit einen Anreiz zu bieten, Gehen für eine bessere Gesundheit und mehr Bewegung im Alltag zu nutzen. ■■
Am Ende des Tages waren in Hessen von den teilnehmenden Organisationen insgesamt rund 2,5 Millionen Schritte gelaufen worden.
■■
Die HAGE – Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e. V. – führte im Oktober 2010 gemeinsam mit der Landesapothekerkammer Hessen und interessierten Apotheken den Aktionsmonat „Bewegung macht Sinn – 3000 Schritte extra“ durch. Nähere Informationen finden Sie unter www.hage.de/ files/2010-1-hage-hintergrund.pdf, Regionaler Knoten Hessen (Koordinierungsstelle „Soziale Lage und Gesundheit“) und Projektkoordination „Gesund Bleiben“.
Wanderausstellung „Bewegung in den Alltag bringen – Das macht Sinn“ In Fortentwicklung der Schrittzähleraktion bietet die HAGE, unterstützt vom HMSI und weiteren Partnern für kommunale Einrichtungen, Vereine, Verbände und Institutionen der Seniorenarbeit eine Wanderausstellung in Form von sieben transportablen Projektwänden an. Durch diese sollen die Besucher im Alterssegment 60+ für die Alltagsbewegung als gesundheitliche Ressource sensibilisiert werden. Die Wanderausstellung ist bei der HAGE kostenlos ausleihbar. Von diesem Angebot wurde im Jahr 2014 6-mal Gebrauch gemacht, überwiegend im RheinMain-Gebiet. Das Feedback war äußerst positiv. Nähere Informationen erhalten Sie unter: http://www.hage.de/files/flyer_wanderausstellung_ hessenv2_ohne_beschnitt.pdf
Solche Aktionen wurden auch im Jahr 2011 fortgesetzt. In Zusammenarbeit mit der Türkisch-Deutschen Gesundheitsstiftung e. V. nahmen Migrantinnen und Nicht-Migrantinnen in Gießen gemeinsam am Lauf „Frauen laufen für
Sekundärprävention durch Bewegung, Ernährung und
Europa – auf Geht‘s“ teil. Auch beim Hessentag 2011 in
„Disease Management“
Oberursel wurden die Besucherinnen und Besucher zu
Neben der Primärprävention bei noch nicht Erkrankten
mehr Bewegung im Alltag motiviert.24
ist auch die Sekundärprävention von großer Bedeutung. Während man viele Krankheiten durch sportliche Betäti-
Aus dieser Aktion sind neue Initiativen erwachsen. So hat
gung nur verzögern kann, ist es möglich, Diabetes zu ver-
die Hessische Landesregierung im Zuge der Nachhaltig-
hindern. Dem Ausdauersport ist dabei eine hohe Bedeu-
keitsstrategie gemeinsam mit verschiedenen Partnern
tung zuzuschreiben. Regelmäßige Bewegung senkt den
im Jahr 2011, zunächst im Rahmen eines Modellprojekts,
Blutzuckerspiegel und verbessert den Fettstoffwechsel,
in Darmstadt und Hanau Bewegungsparcours für ältere
dies wiederum senkt das Risiko u. a. an Diabetes zu er-
Menschen erprobt. Mittlerweile sind hessenweit rund 150
kranken. Zentrales Ziel ist dabei, den Blutzuckerspiegel zu
Bewegungsparcours entstanden. Lesen Sie mehr dazu in
senken. Dies verringert das Risiko der Folgeerkrankungen
den Kapiteln 4.4 sowie 6.1.6.
und der Mortalität. Durch die gute Beeinflussbarkeit des Blutzuckerspiegels durch nicht medikamentöse Maßnahmen kommt neben der medikamentösen Behandlung der Verhaltensmodifikation eine zentrale Rolle zu. Im Zentrum hierfür steht eine gesunde und ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung.
160
Gesundheitsbericht Hessen
Betriebliche Gesundheitsförderung Da Erwachsene viel Zeit am Arbeitsplatz verbringen, ist es auch im Interesse von Unternehmen, die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhalten und zu fördern. Krankenkassen sind gesetzlich dazu verpflichtet, „Leistungen zu Gesundheitsförderung in Betrieben“25 zu unterstützen. Durch das Präventionsgesetz wurde 2015 das verfügbare Volumen für betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) und Präventionsangebote durch Kassen selbst deutlich erhöht. Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung können nachhaltig einen Beitrag zur Reduzierung von Fehlzeiten und Arbeitsunfällen leisten. Dies birgt gleichzeitig die Möglichkeit, Kosten im Bereich der Lohnnebenkosten kurz- bis mittelfristig zu senken. Darüber hinaus werden weiche Faktoren wie betriebliche Gesundheitsförderung im Wettbewerb um qualifizierte
„Fit und gesund älter werden“ Das Diabetes-Präventionsprojekt „Fit und gesund älter werden“ von der Landesärztekammer Hessen (LÄKH), unter der Schirmherrschaft des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration, richtet sich an Menschen im mittleren Alter und will ihnen gesundheitsfördernde Lebensweisen und Freude an Bewegung vermitteln.
Arbeitskräfte immer wichtiger. Ansatzpunkte sind hier unter anderem Bewegungsmaßnahmen und gesunde Ernährung, z. B. in der Kantine.
In Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten wird im ersten Schritt das individuelle Diabetesrisiko durch eine Fragebogenaktion (Find risk-Fragebogen) ermittelt. Die Fragebögen werden im Anschluss anonymisiert von der LÄKH ausgewertet. Mithilfe der Daten haben Ärztinnen und Ärzte die Möglichkeit, Patienten gezielt auf eine mögliche Diabetesgefährdung anzusprechen, sie zu beraten und präventive Maßnahmen einzuleiten. Ein zweites Modul sind Präventionspakete mit Vor trägen, Workshops und Beratung für Unternehmen. Übersicht der Ergebnisse der Findrisk-Fragebogenaktion Stadt
Anzahl der Befragten
Risiko, in den nächsten zehn Jahren an Diabetes zu erkranken
Offenbach
498
366
73 %
Landkreis Hersfeld-Rotenburg
345
260
75 %
Kassel
110
56
51 %
Frankfurt
263
202
76 %
Universitäre Diabeteszentren sowie die Landesärztekammer planen eine Evaluation des Projekts, um herauszufinden, wie die Angebote angenommen wurden. Quelle: Landesärztekammer Hessen.
7 Krankheiten und Todesursachen
161
7.1.4 Bösartige Neubildungen
(„schwarzer Hautkrebs“) aufgeführt. Alle anderen Arten des Hautkrebses treten zwar im Vergleich der Krebsarten
Krebserkrankungen stellen mit 480.000 neuen Erkrankun-
sehr häufig auf, sind aber in der Regel weit weniger ge-
gen und fast 220.000 Sterbefällen jährlich eine der größ-
fährlich und werden daher nicht berücksichtigt.
ten Gesundheitsbelastungen für die deutsche Bevölkerung dar.
Datenlage und Tumordokumentation Krebserkrankungen in Hessen werden zentral durch das Hessische Krebsregister erfasst. Bis zum Jahr 2014 bezog sich die Erfassung lediglich auf Neuerkrankungsdiagnosen und Todesfälle. Auf Basis eines Bundesgesetzes erfolgt zurzeit in allen Bundesländern der flächendeckende Aufbau einer klinisch-epidemiologischen Krebsregistrierung, in der zusätzlich Behandlungsmaßnahmen und Krankheitsverläufe dokumentiert werden.
„du bist kostbar“ Die Krebspräventionskampagne „du bist kostbar – Hessen gegen Krebs“ des Ministeriums für Soziales und Integration, der Stiftung Leben mit Krebs und der Hessischen Krebsgesellschaft führt seit mehr als drei Jahren in Zusammenarbeit mit Partnern wie Selbsthilfegruppen, Krankenkassen, Kommunen, Ärzten, Sportorganisationen und Landfrauen eine Vielzahl von Krebspräventionsprogrammen durch. Dabei geht es einerseits um die Senkung des Krebsrisikos durch einen gesundheitsförderlichen Lebensstil und um die regelmäßige Teilnahme an Früherkennungsmaßnahmen, andererseits um Programme für Menschen mit Krebs, um das Leben mit und nach der Erkrankung nachhaltig zu verbessern. Dank der sehr guten und engen Zusammenarbeit der Initiatoren und der Projektpartner werden seit Projektbeginn fortlaufend Präventionsprojekte zum Thema Darmkrebs, Brustkrebs und Hautkrebs in Hessen durchgeführt. Im Jahr 2015 startete das neue Projekt zum Schutz von Gebärmutterhalskrebs bzw. zur Steigerung der Durchimpfungsrate in Südhessen zusammen mit der Stiftung Lebensblicke. Gemeinsam mit der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebshilfe ist es im Jahr 2015 vorgesehen, den Gedanken der Hessischen Krebspräventionsinitiative „du bist kostbar“ in Form von Kurzfilmen bundesweit zu verbreiten. Unter www.dubistkostbar.de können Sie sich informieren.
Die vorliegenden Auswertungen sind zumeist dem dritten Hessischen Krebsbericht 26 entnommen. Der Datenbestand des Krebsregisters für diesen Bericht umfasst geschätzt etwa 85 % aller Krebsfälle des Jahres 2011 in Hessen.
Krankheitshäufigkeit Im Jahr 2011 wurden in Hessen 25.500 bösartige Neubildungen registriert, davon 13.300 bei Männern und 12.200 bei Frauen. Bezogen auf die Bevölkerung erkrankten 454 von 100.000 Männern und 399 von 100.000 Frauen im Jahr 2011 an Krebs. Gemäß der üblichen Berichterstattung der Krebsregister fehlen in dieser Aufzählung die mit knapp 14.000 Neuerkrankungen sehr häufig vorkommenden nicht melanotischen Hauttumoren (Basalzellkarzinome, Plattenepithelkarzinome), die weniger gesundheitliche Konsequenzen als viele andere bösartige Krebsarten verursachen. Ebenfalls ausgeschlossen wurden Krebsfälle, die nur von einem Leichenschauschein bekannt wurden (DCO-Fälle). Bei diesen ist das Erkrankungsjahr meist unbekannt. Das mittlere Erkrankungsalter (Median) lag im Jahr 2011 für Männer bei 70 Jahren und damit trotz der niedrigeren Lebenserwartung höher als das für Frauen, das 67 Jahre betrug. Die folgenden Grafiken zeigen zum einen die geschlechtsspezifische Altersverteilung der Krebsneuerkrankungen bezogen auf die absolute
Unter Krebserkrankungen werden alle bösartigen Neu
Fallzahl
bildungen einschließlich der Lymphome und Leukämien
krankungen des Jahres 2011 (Abb. 70, S. 162) sowie die
verstanden. In der Statistik wird gemäß internationa-
Neuerkrankungsraten pro 100.000 Männer bzw. Frauen
len Standards für Hautkrebs nur das Maligne Melanom
(Abb. 72, S. 163).
und
den
prozentualen
Anteil
der
Neuer
162
Gesundheitsbericht Hessen
Abb. 70: Altersverteilung von Krebs 2011 Anteil an gesetzlich Versicherten in Hessen 20 %
Fallzahlen Neubildungen
15 %
1 bis 90 Jahre
weiblich 90.509
männlich 85.027
10 %
5%
Alter
0% 1
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
55
60
65
70
75
Neubildungen (Frauen)
80
85
90
Neubildungen (Männer)
Legende: Die Diskrepanz zwischen prozentualem Anteil und absoluten Fallzahlen kommt durch den demografischen Frauenüberschuss in den höheren Altersgruppen zustande. Die hier erfassten Erkrankungen entsprechen den HMG-Diagnosen der jeweiligen Diagnosegruppe (siehe Kapitel 7, Seite 150) Quelle: Daten gesetzlicher Krankenkassen auf der Basis von „hierarchisierten Morbiditätsgruppen“ (HMG) 2011, Statistisches Landesamt, eigene Berechnung 2013).
Abb. 71: Häufigste Krebs-Neuerkrankungen nach Krebsart und Geschlecht in Hessen im Jahr 2012
Prostata (C61) Darm (C18-C21)
Männer
Frauen
29,9 %
37,6 %
15,0 %
12,7 %
Lunge (C33+C34)
10,2 %
6,9 %
Malignes Melanom der Haut (C43)
6,1 %
6,0 %
4,8 %
5,2 %
Harnblase (C67)
Brustdrüse (C50) Darm (C18-C21) Malignes Melanom der Haut (C43) Lunge (C33+C34) Gebärmutterkörper (C54+C55)
Magen (C16)
3,7 %
Mundhöhle und Rachen (C00-C14)
3,7 %
Non-Hodgkin-Lymphome (C82-C85)
Nieren (C64)
3,5 %
Schilddrüse (C73)
Eierstöcke (C56)
Non-Hodgkin-Lymphome (C82-C85)
Magen (C16) Gebärmutterhals (C53)
Speiseröhre (C15)
Nieren (C64)
Bauchspeicheldrüse (C25)
Bauchspeicheldrüse (C25)
Leber (C22)
Mundhöhle und Rachen (C00-C14)
Leukämien (C91-C95)
Harnblase (C67)
Hoden (C62)
Leukämien (C91-C95)
Kehlkopf (C32)
Nervensystem (C70-C72)
Nervensystem (C70-C72)
Gallenblase und Gallenwege (C23-C24)
Plasmozytom (C90) Schilddrüse (C73)
Plasmozytom (C90) Leber (C22)
Gallenblase und Gallenwege (C23-C24)
Speiseröhre (C15)
Morbus Hodgkin (C81) Brustdrüse (C50)
Morbus Hodgkin (C81) Kehlkopf (C32)
Sonstige Krebsarten 4.000
3.000
2.000
1.000
4,7 % 0
5,5 % 0
Sonstige Krebsarten 1.000
2.000
3.000
4.000
Legende: Fallzahl (x-Achse) und Anteil an „Krebs gesamt“ (Zahlen in Balken) der häufigsten im Hessischen Krebsregister im Jahr 2012 registrierten Krebsarten (ohne DCO-Fälle) (ICD-10: C00-C97 ohne C44). Quelle: Hessisches Krebsregister.
7 Krankheiten und Todesursachen
163
Während bei den Fallzahlen der Frauenanteil überwiegt, was vor allem an der höheren Lebenserwartung liegt, ist
Abb. 72: Mortalitäts- und Neuerkrankungsraten in Hessen im Zeitverlauf
der prozentuale Krankheitsanteil der Männer gerade in
Fälle/100.000
höheren Altersgruppen deutlich stärker ausgeprägt.
500 450
Bei den Frauen ist der Brustkrebs, bei den Männern der
400
Prostatakrebs die mit Abstand häufigste Krebsart. Die
350
Rangplätze von zwei bis vier sind bei Männern und Frauen
300
mit Darmkrebs, Lungenkrebs und dem Malignen Mela-
250
nom beinahe identisch (Abb. 71).
200 150
Krebssterblichkeit
100
Daten zu Todesursachen und Sterbefällen gehen aus der amtlichen Todesursachenstatistik hervor, die vom Statistischen Landesamt Hessen herausgegeben wird. Die Todesursachenstatistik ist monokausal – der Tod wird ursächlich immer auf nur eine bestimmte Erkrankung zurückgeführt.
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
0 1998
lauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache.
50 1999
Krebs ist bei Männern und Frauen nach den Herz-Kreis-
Neuerkrankungen (Männer)
Sterblichkeit (Männer)
Neuerkrankungen (Frauen)
Sterblichkeit (Frauen)
Legende: Altersstandardisierte Neuerkrankungs- und Sterberate an „Krebs gesamt“ (C00-C97 ohne C44) im Zeitverlauf (Europa alt). Quelle: Hessisches Krebsregister, 1998 bis 2012 ohne DCO-Fälle.
Dass es dabei große Unterschiede zwischen den einzelNach der Todesursachenstatistik des Hessischen Statisti-
nen Krebsarten gibt, zeigen Abb. 76, S. 165 und Abb. 77,
schen Landesamts verstarben im Jahr 2011 knapp 15.300
S. 165.
Hessen an Krebs, davon 8.100 Männer und knapp 7.200 Frauen. Die rohe Sterberate betrug bei Männern 277 und
Man sieht, dass die meisten Krebsarten bevorzugt im hö-
bei Frauen 234 pro 100.000 Personen.
heren Alter auftreten. Die wichtigste Ausnahme stellt bei den Männern der Hodenkrebs mit einem medianen Er-
Die Rangliste der häufigsten Krebs-Todesursachen unter-
krankungsalter von etwa 40 Jahren dar. Glücklicherweise
scheidet sich wegen bedeutsamer Unterschiede in der
beeinträchtigt der Hodenkrebs wegen der guten Behand-
statistischen Überlebensprognose verschiedener Krebs-
lungsmöglichkeiten mittlerweile die Überlebenschancen
arten erheblich von der Rangfolge der Neuerkrankungen.
kaum noch.
Bei Männern ist trotz zurückgehender Raucherquoten Lungenkrebs die mit Abstand häufigste Todesursache.
Ein gegensätzliches Verhalten zeigt der Bauchspeichel-
Bundesweit wurden bei Männern jedoch seit dem Jahr
drüsenkrebs, der zwar spät auftritt, aber mit sehr schlech-
1998 sinkende, bei Frauen steigende Sterblichkeitsraten
ten Überlebenschancen verbunden ist. Die häufigste
27
Bei Frauen steht Lungen-
Krebsart bei Männern, der Prostatakrebs, tritt ebenfalls im
krebs an zweiter Stelle der Todesursachen durch Krebs.
höheren Alter auf, beeinträchtigt die Überlebenschancen
Bei ihnen steht Brustkrebs weiterhin an der ersten Stelle,
aber wenig.
an Lungenkrebs verzeichnet.
ungeachtet der vergleichsweise guten statistischen Überlebensprognose (Abb. 73, S. 164).
Bei den Frauen gibt es mit dem Gebärmutterhalskrebs eine Krebsart, die einerseits recht früh auftritt (media-
Krankheitsverlauf und Prognose
nes Erkrankungsalter ca. 50 Jahre) und andererseits die
Krebs ist eine Erkrankung, die vor allem die ältere Gene-
Überlebenschancen deutlich reduziert (relatives 5-Jah-
ration betrifft. Nach den Zahlen des Hessischen Krebsre-
res-Überleben ca. 70 %). Hier ist zu hoffen, dass in Zukunft
gisters war im Jahr 2011 in Hessen zum Zeitpunkt der Dia-
die Erkrankungszahlen durch die seit einigen Jahren an-
gnose jede zweite Patientin 67 Jahre oder älter und jeder
gebotene HPV-Impfung zurückgehen werden.
zweite Patient 70 Jahre oder älter (Abb. 74, S. 164 und Abb. 75, S. 164).
164
Gesundheitsbericht Hessen
Abb. 73: Sterbeziffer und Anteil der häufigsten Krebsarten an der Krebsmortalität in Hessen 2011 Bronchien, Lunge (C33+C34) Darm (C18-C21) Prostata (C61)
Männer
Frauen
23,9 %
18,7 %
11,8 %
13,4 %
11,6 %
12,5 %
6,9 %
8,2 %
4,6 %
6,0 %
4,2 %
4,0 %
3,4 %
3,6 %
Bauchspeicheldrüse (C25) Magen (C16) Leber (C22) Mundhöhle und Rachen (C00-C14) Leukämien (C91-C95)
Brustdrüse (C50) Bronchien, Lunge (C33+C34) Darm (C18-C21) Bauchspeicheldrüse (C25) Eierstöcke (C56) Magen (C16) Leukämien (C91-C95)
Non-Hodgkin-Lymphome (C82-C85)
3,4 %
Speiseröhre (C15) 3,2 %
Leber (C22)
Harnblase (C67)
Gebärmutterkörper (C54+C55)
Non-Hodgkin-Lymphome (C82-C85)
Nervensystem (C70-C72) Gallenblase und Gallengänge (C23-C24)
Nieren (C64)
Männer Plasmazytom (C90)
Nervensystem (C70-C72)
Alter in Jahren
Frauen
Nieren (C64)
Plasmazytom (C90)
80
Gebärmutterhals (C53)
Malignes Melanom der Haut (C43)
70
2.500
2.000
1.500
1.000
500
0
0
500
1.000
1.500 60
2.000
2.500
50 Legende: Sterbefälle (x-Achse) und Anteil an „Krebs gesamt“ (ICD-10: C00-C97 ohne C44), ohne DCO-Fälle (death certificate only). Quelle: 40 Hessisches Krebsregister. Hessisches Statistisches Landesamt: Todesursachenstatistik.
30 20 10 0
3.000
2.000 1.000 0 0 1.000 2.000 3.000 Abb. 75: Krebs-Neuerkrankungsrate (pro 100.000) in Hessen nach Altersgruppen im Jahr 2011
Abb. 74: Krebs-Neuerkrankungen (Fälle) in Hessen nach Altersgruppen im Jahr 2011 Männer
3.000
Alter in Jahren
2.000
1.000
Frauen
Männer
Alter in Jahren
80
80
70
70
60
60
50
50
40
40
30
30
20
20
10
10
0
0
0
0
1.000
2.000
3.000
Legende: Das Alter bezeichnet hier immer die untere Grenze des 5-Jahres-Intervalls. Die letzte Kategorie ist nach oben offen ohne DCO-Fälle (siehe Text). Männer Alter in Jahren Frauen Quelle: Hessisches Krebsregister.
80 70 60 50 40 30 20 10 0
2.000 1.500 1.000
500
0
0
Frauen
500
1.000 1.500 2.000
Legende: Das Alter bezeichnet hier immer die untere Grenze des 5-Jahres-Intervalls. Die letzte Kategorie ist nach oben offen ohne DCO-Fälle (siehe Text). Quelle: Hessisches Krebsregister.
7 Krankheiten und Todesursachen
165
Abb. 76: Krebsarten nach medianem Erkrankungsalter, relativem 5-Jahres-Überleben und Neuerkrankungsrate (Männer) Relatives 5-Jahres-Überleben 100
Hoden Prostata Schilddrüse
M. Melanom der Haut
Morbus Hodgkin
80 Relatives 5-Jahres-Überleben 100
Nieren Hoden
Non-Hodgkin-Lymphome Schilddrüse
60 80
Darm Prostata
Kehlkopf M. Melanom der Haut
Morbus Hodgkin
Harnblase
Leukämien Mund, Rachen
Nieren
Plasmazytom
Non-Hodgkin-Lymphome
40
Darm
Kehlkopf
60
Magen Harnblase
Leukämien Speiseröhre
Nervensystem Mund, Rachen
20
Plasmazytom Gallenblase, Gallengänge
Bronchien, Lunge
40
Leber Bauchspeicheldrüse Magen
0 30 20
40
50
Speiseröhre
60 Nervensystem
70
80 Gallenblase, Gallengänge
Bronchien, Lunge
Leber
90
100
Medianes Alter bei Erkrankung
Bauchspeicheldrüse Legende: Jede Krebsart wird durch einen Kreis dargestellt. Die Fläche (Blasengröße) entspricht der (altersstandardisierten) Neuerkrankungsrate im Jahr 2011 in Hessen (standardisiert Europa alt). Die waagerechte Koordinate zeigt das mediane28 Erkrankungsalter. Die senkrechte (Y-)Achse zeigt das relative 5-Jahres-Überleben (aus bundesweiten Daten geschätzt)29. 0 Hessisches Krebsregister 2011. Datenquelle 5-Jahres-Überlebensraten: Krebs in Deutschland 2009/2010. 9. Ausgabe. Robert Koch-Institut (Hrsg.) und die Gesellschaft der Quellen: 30 40in Deutschland e. V. (Hrsg.). 50 Berlin, 2013. 60 70 80 90 100 epidemiologischen Krebsregister
Medianes Alter bei Erkrankung
Relatives 5-Jahres-Überleben 100
M. Melanom der Haut
Abb. 77: Krebsarten nach medianem Erkrankungsalter, relativem Schilddrüse 5-Jahres-Überleben und NeuerkrankungsrateBrustdrüse (Frauen) Morbus Hodgkin
Gebärmutterkörper
80 Relatives 5-Jahres-Überleben
Nieren
100 Gebärmutterhals Schilddrüse
60
M. Melanom der Haut Non-Hodgkin-Lymphome Kehlkopf
Darm
Brustdrüse Mund, Rachen
Morbus Hodgkin
80
Gebärmutterkörper
Leukämien Non-Hodgkin-Lymphome Eierstöcke
Gebärmutterhals
40
Nieren
Kehlkopf
60
Darm Magen
Mund, Rachen Leukämien Nervensystem
20
Bronchien, Lunge Eierstöcke
40
Harnblase
Plasmazytom
Speiseröhre
Harnblase Gallenblase, Gallengänge Plasmazytom
Leber Bauchspeicheldrüse Magen
0 30 20
40
50
60 Nervensystem
70 Speiseröhre
80
90
100
Gallenblase, Gallengänge
Bronchien, Lunge
Medianes Alter bei Erkrankung
Leber Bauchspeicheldrüse
0 30
40
50
60
70
80
90
100
Medianes Alter bei Erkrankung Legende: Siehe Abb. 76. Quellen: Hessisches Krebsregister 2011. Datenquelle 5-Jahres-Überlebensraten: Krebs in Deutschland 2009/2010. 9. Ausgabe. Robert Koch-Institut (Hrsg.) und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e. V. (Hrsg.). Berlin, 2013.
166
Gesundheitsbericht Hessen
Risikofaktoren und Ursachen
kann das umweltbedingte Krebsrisiko aber eine größere
Nach heutigem Wissensstand sind die eigentlichen Ursa-
Bedeutung besitzen. Im Jahr 2010 betrug der Anteil der
chen für die Entstehung vieler Krebsarten nicht oder nur
Krebserkrankungen an den Berufskrankheiten mit To-
ansatzweise bekannt. Für einige Krebsarten sind aber ein-
desfolge 55,7 %. Verursacht wurden diese tödlich verlau-
deutige Risikofaktoren nachgewiesen. Eindeutig an erster
fenden Berufskrankheiten zum weit überwiegenden Teil
Stelle ist dabei das Rauchen zu nennen. Tabakkonsum er-
durch Krebs erzeugende Gefahrstoffe. Das Hessische Mi-
höht das Risiko zur Entstehung vieler Krebsarten: Neben
nisterium für Soziales und Integration hat deshalb 2015 im
dem Lungenkrebs ist ein Zusammenhang mit Nieren- und
Bereich Arbeitsschutz das Programm „Kampf dem Krebs
Harnblasenkrebs, von Krebserkrankungen im Mund- und
am Arbeitsplatz“ ins Leben gerufen. Nähere Informatio-
Rachenbereich sowie weiterer Krebsarten bekannt. Das
nen unter: www.sozialnetz.de/ca/b/dok.
Zentrum für Krebsregisterdaten am RKI schätzt, dass 15 % aller Krebserkrankungen in Deutschland durch Rauchen
Chronische Infektionen sind bekannte Risikofaktoren für
verursacht werden. Hier kann der Einzelne durch Verzicht
einige Krebsarten. Das Bakterium Helicobacter pylori gilt
auf Rauchen sein Risiko, an Krebs zu erkranken, deutlich
als zentraler Risikofaktor für den Magenkrebs, Hepati-
mindern.
tis-Viren gelten als Auslöser für Leberkrebs und Humane Papillomaviren (HPV) sind Hauptrisikofaktor für die Entste-
Neben dem Rauchen sind weitere Faktoren des Lebens-
hung von Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Um die
stils und der Ernährung seit langem als Krebsrisiko be-
Erkrankungsraten für das Zervixkarzinom zu senken, wird
kannt. So gilt als gesichert, dass die mit Übergewicht und
in Deutschland seit dem Jahr 2007 eine Impfung gegen
Bewegungsmangel einhergehenden Stoffwechselerkran-
bestimmte HP-Viren für junge Frauen empfohlen und von
kungen (Bluthochdruck, hohe Blutfett- und Blutzucker-
den Krankenkassen finanziert.
werte) die Entstehung von Krebs begünstigen. Neuere Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung bestätigen einen
Auch medizinische Behandlungen können ein Risiko für
Zusammenhang von Übergewicht und der Entstehung
die Entstehung von Krebs bedeuten. Zum Beispiel gelten
von Nieren- und Darmkrebs, Krebs der Speiseröhre und
Zytostatika bei Chemotherapien oder mit Bestrahlungen
der Gebärmutterschleimhaut und anderen Krebsarten.
verbundene diagnostische oder therapeutische Maß nahmen als risikoerhöhend, Hormonersatztherapien für
Unter den ernährungsbedingten Risikofaktoren spielt der
Frauen im Klimakterium gelten auch als Risikofaktor für
Alkoholkonsum vor allem bei der Entstehung von Tumo-
Brustkrebs.
ren im Mund- und Rachenbereich eine wesentliche Rolle. Weiterhin gilt eine Ernährung mit wenig Obst, Gemüse
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sich keine
und Ballaststoffen in Verbindung mit einem hohen Ver-
Tumorerkrankung bisher mit absoluter Sicherheit verhin-
zehr an rotem Fleisch als risikoerhöhender Faktor.
dern lässt. Viele Risikofaktoren, die krebsauslösend sein können, lassen sich nicht oder nur teilweise vermeiden.
Die Anzahl der Hautkrebserkrankungen ist in den letzten
Wie oben angeführt, ist es dennoch für jeden Einzelnen
Jahren deutlich angestiegen. Es ist erwiesen, dass über-
möglich, das Risiko für eine Vielzahl von Krebserkrankun-
mäßige UV-Bestrahlung das Risiko für Hautkrebs drastisch
gen mit relativ einfachen Mitteln deutlich zu senken.
erhöht. Durch einfache Schutzmaßnahmen (zu viel Sonne meiden, Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor verwenden) kann jeder sein Risiko, an Hautkrebs zu erkranken, deutlich senken. Dagegen spielen Umwelteinflüsse wie Schadstoffe in Wasser, Luft oder Boden, in Lebensmitteln oder im Haushalt wie auch Radioaktivität oder andere Strahlung im Ursachenspektrum zur Krebsentstehung eine untergeordnete Rolle. In Ländern mit niedrigen Umweltstandards sowie für einzelne Berufsgruppen auch in Deutschland, die anhaltend krebserregenden Substanzen ausgesetzt sind,
7 Krankheiten und Todesursachen
167
„Schatten, Shirt & Sonnencreme – Sportler gegen Hautkrebs“ „Schatten, Shirt & Sonnencreme – Sportler gegen Hautkrebs“ ist Teil der Hessischen Krebspräventionsinitiative „du bist kostbar – Hessen gegen Krebs“.
„1.000 mutige Männer“ Die Darmkrebspräventionskampagne ist ein Teilprojekt der Krebspräventionsinitiative „du bist kostbar“, welche durch die Stiftung Leben mit Krebs, die Hessische Krebsgesellschaft und das Hessische Sozialministerium initiiert wird.
Hautkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten in Hessen. Schon in der Jugend und im jungen Erwachsenenalter legt jeder Mensch die Basis für eine mögliche Erkrankung an Hautkrebs. Mit der Aktion „Schatten, Shirt & Sonnencreme – Sportler gegen Hautkrebs“ möchte die Hessische Krebsgesellschaft e. V. über die Risiken von Hautkrebserkrankungen aufklären.
Darmkrebs ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen die zweithäufigste Krebserkrankung und tritt überwiegend ab dem 50. Lebensjahr auf. In Deutschland erkranken nach Angaben des Robert Koch-Instituts pro Jahr jeweils rund 37.000 Männer und 36.000 Frauen daran.
Außerdem werden Präventionsmöglichkeiten wie z. B. Sonnenbäder zwischen 12 und 15 Uhr vermeiden, Schattenspender verwenden, die Haut durch Kleider oder Sonnencreme schützen beworben. Als Botschafter dieser Kampagne wurden fünf ProfiOutdoorsportler beworben: Betty Heidler, Christiane Huth, Lothar Leder, Steffi Jones, Kamghe Gaba. Es wurden Informationsmaterialien zur gezielten Ansprache von Menschen, die aktiven Outdoorsport machen, entwickelt. Neben dem direkten Besuch der Vereine, um die Sportler für die Risiken der Sonneneinstrahlung und die Möglichkeiten der Prävention zu sensibilisieren, können Aufklärungsmaterialien in Form von Vereinspaketen an die Hand gegeben werden. Die Informationsmaterialien beinhalten Informationsflyer, Sonnenpässe, Tattoos, Plakate sowie Sonnencremeproben. Ebenso befinden sich auf der Homepage Kurzanleitungen, wie die Materialien verwendet werden können. Dies soll die Vereine unterstützen, die Selbsthilfe zum Thema Sonnenschutz und Hautkrebs an ihre Mitglieder zu kommunizieren. www.schatten-shirt-sonnencreme.de
Da deutlich weniger Männer an Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen, richtet sich diese Kampagne an die Männer. Sie neigen dazu, unangenehme Gesprächsthemen zu verdrängen, und genau dort muss angesetzt werden. Dabei ist vor allem das Umfeld eine wichtige Ressource, die Lebenspartner, Hausärzte, aber auch Freunde und Verwandte können einen Einfluss auf die Motivation nehmen. Die Krebspräventionskampagne, die bereits 2012 in Offenbach sehr erfolgreich durchgeführt wurde, wurde nun in mehreren Städten aufgenommen, z. B. in Wiesbaden, Bielefeld und Hannover. In den Städten wurden 1.000 Männer gesucht, die den Mut haben, zur Vorsorge-Darminspektion zu gehen und schon alleine deshalb als Vorbild für alle gelten können. Die Untersuchung ist nicht schmerzhaft und Darmkrebs ist einer der wenigen Tumoren, die sich durch eine Früherkennung nahezu vollständig verhindern lassen. Ziel ist es, Darmkrebserkrankungen zu vermeiden oder auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. www.mutige-maenner.de
168
Fakten zum Thema HPV In Deutschland ist Gebärmutterhalskrebs die viert häufigste Krebserkrankung bei Frauen, etwa 5.000 erkranken jährlich an dieser Krankheit und 1.600 versterben an den Folgen. Hauptursache für die Ents tehung von Gebärmutterhalskrebs ist die Infek tion mit den Hochrisikotypen der Humanen Papillomaviren (HPV). Einen Schutz bietet die HPV-Impfung, die seit März 2007 von der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut als Standardimpfung für alle Mädchen und jungen Frauen empfohlen wird. Im August 2014 wurde das empfohlene Impfalter auf neun Jahre herabgesetzt. Insgesamt gibt es 13 HPV-Typen, die Impfung schützt nur vor den HPV-Typen 16 und 18, die 70 % der Zervixkarzinome und deren Vorstufen verursachen. In Hessen ist die Impfrate im Vergleich zu den anderen Bundesländern geringer. Daher wurde in Südhessen im Kreis Bergstraße eine Initiative gestartet, um die Impfraten zu erhöhen. Die Impfaktion wird vor Ort in Grundschulen durchgeführt, in Zusammenarbeit mit den Schulen, niedergelassenen Ärzten und Gesundheitsämtern. Hierbei arbeiten das Hessische Ministerium für Soziales und Integration, das Bundesministerium für Gesundheit, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, das Robert Koch-Institut, Berlin, das Deutsche Krebsforschungszentrum, die Stiftung Lebensblicke, die Metropolregion Rhein-Neckar, die Krebspräventionsinitiative „du bist kostbar“ sowie das Gesundheitsnetz Rhein-NeckarDreieck e. V. zusammen.
Gesundheitsbericht Hessen
Abb. 78: Mammografie-Screening – Vermeidbare Todesfälle 1.000 Screeningteilnehmerinnen (10 Runden über 20 Jahre) 300 erhalten positiven Befund
700 erhalten negativen Befund
davon erkranken jedoch nur 50
15 erkranken trotz negativem Screeningbefund
insgesamt 65 Erkrankte davon versterben 15 an Brustkrebs 5 Todesfälle können durch Screening verhindert werden Quelle: Weymayr, Christian: Kennzahlen Mammografie-Screening. Dokumentation 2010. Darstellung: REBMANN RESEARCH.
Screening nicht entdeckt oder entstehen zwischen den Screeningrunden (Intervallkarzinome). 65 Frauen erkranken tatsächlich an Brustkrebs, davon 13 im Frühstadium (Carcinoma in situ). 15 der erkrankten Frauen versterben an Brustkrebs. Unter den 50 überlebenden Brustkrebspatientinnen befinden sich 5, die durch die regelmäßige Teilnahme am Screening vor dem Tod durch Brustkrebs bewahrt wurden (Abb. 78). Schon vor der Einführung des Mammografie-Sreenings wurden bei einem Teil der Frauen Mammografien durchgeführt (sog. „Graues Screening“). Diese Verfahren erreichten häufig nicht die Qualitätsstandards, wie sie in europäischen Leitlinien niedergelegt wurden und im aktuellen Mammografie-Screening Anwendung finden. Die Leitlinien sollen sicherstellen, dass ein Screening einen
Mammografie-Screening
hohen Nutzen generiert (d. h. Todesfälle vermieden wer-
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen.
den) und gleichzeitig die Belastungen für die Frauen ge-
Im Jahr 2002 beschloss der Deutsche Bundestag nach
ring gehalten werden.
Abschluss mehrerer Pilotprojekte die Einführung eines flächendeckenden Mammografie-Screening-Programms
Mammografie-Screening: Ablauf und Organisation
in Deutschland. Das Hauptziel ist die Senkung der Brust-
Als Screeningpopulation sind Frauen der Altersgruppe
krebssterblichkeit. Vorhandene Tumoren sollen in frühe-
von 50 bis 69 Jahren vorgesehen, da in dieser Altersspan-
ren Stadien erkannt und so mit besserem Erfolg behandelt
ne ein hohes Erkrankungsrisiko besteht und dadurch das
werden. Zusammenfassend lassen sich die zu erwarten-
beste Verhältnis zwischen Nutzen und Belastungen vor-
den Ergebnisse des Mammografie-Screenings in Deutsch-
liegt. Alle Frauen dieser Altersspanne werden im Turnus
land mit folgenden Zahlen ausdrücken:
von zwei Jahren zu einer Mammografieuntersuchung eingeladen. Die Röntgenbilder werden begutachtet und die
Wenn 1.000 Teilnehmerinnen über 20 Jahre am Screening
Frauen zeitnah über das Ergebnis informiert. Die Kosten
teilnehmen (10 Screeningrunden), werden 300 einen po-
werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernom-
sitiven Befund erhalten, der sich bei 250 Frauen nicht
men. Bei den privaten Krankenkassen richtet sich die
bestätigen wird. Bei 15 Frauen werden Tumoren im
Übernahme nach den Vertragsbedingungen.
7 Krankheiten und Todesursachen
169
Abb. 79: Zertifizierte Mammografie-Standorte in Hessen
Tab. 12: Anteil an entdeckten Tumoren mit einem Durchmesser von unter einem Zentimeter Europaische Richtline Zielsetzung
6
Bund 2011
Hessen 2014
ErstTeilnehmerinnen
>= 25 %
31 %
30,5 %
Folgeuntersuchungen
>=30 %
36 %
42,5 %
Quelle: KV Hessen, Mammografie-Screening, www.mammo-programm.de.
5
Tab. 13: Anteil an entdeckten Tumoren ohne Lymphknotenbefall
4
32 1
Europäische Richtlinie Zielsetzung
Bund 2011
Hessen 2014
ErstTeilnehmerinnen
>= 70 %
74 %
79,7 %
Folgeuntersuchungen
>= 75 %
79 %
81,9 %
Quelle: KV Hessen, Mammografie-Screening, www.mammo-programm.de.
Marburg, Hessen-Nord) mit insgesamt 22 Mammografieeinheiten (16 Standorte und sechs Screeningmobile) Legende: Einteilung in sechs Screeningeinheiten; die Punkte stellen feste Standorte dar, die Dreiecke zeigen die mobile Screeningeinheit (Mammo-Mobil). Quelle: Kassenärztliche Vereinigung Hessen, www.bit.ly/1Vchl3R. Darstellung: REBMANN RESEARCH.
(Abb. 79). Etwa 150 Ärztinnen und Ärzte sind im hessischen Screeningprogramm beschäftigt. Diese Strukturen stehen einer anspruchsberechtigten Population von ca. 804.000 Frauen (Stand 1.3.2014) zur Verfügung.
Das deutsche Mammografie-Screening ist regional ge-
Mammografie-Screening: Teilnahmerate in Hessen
gliedert:
In Hessen startete das Mammografie-Screening im April
■■
■■
Zentrale Aufgaben auf der Bundesebene nimmt die
2006. Ende des Jahres 2008 waren alle Screeningeinhei-
Kooperationsgemeinschaft Mammografie mit Sitz in
ten aufgebaut. 2014 konnten 97,3 % der anspruchsberech-
Berlin wahr.
tigten Frauen eingeladen werden, die Teilnahmerate lag
Auf regionaler Ebene ist die Bundesrepublik in fünf
bei 53,9 % der eingeladenen Frauen.
Zuständigkeitsbereiche aufgeteilt, in denen Referenz-
■■
zentren angesiedelt sind. Hessen zählt zum Bereich
Mammografie-Screening: Erfolgsparameter
Süd-West, das zuständige Referenzzentrum hat sei-
Das Hauptziel des Mammografie-Screenings – die Sen-
nen Sitz in Marburg.
kung der Brustkrebsmortalität – lässt sich erst nach einem
Auf der Landesebene gibt es die sogenannte Zentra-
Zeitraum von zehn Jahren beurteilen. In der Zwischenzeit
le Stelle, die die Einladung der Frauen organisiert. Sie
gibt es eine Reihe von Parametern, die erste Aussagen
ist in Hessen bei der Kassenärztlichen Vereinigung in
über den Erfolg des Screenings ermöglichen und an den
Wiesbaden angesiedelt und wird als gemeinsame Ein-
Empfehlungen der europäischen Richtlinie gemessen
richtung mit den Krankenkassen betrieben.
werden können. ■■
Qualitätsziel: Anteil an entdeckten Tumoren mit ei-
Mammografie-Screening: Standorte in Hessen
nem Durchmesser von unter einem Zentimeter. Der
In Hessen existieren sechs Screeningeinheiten (Hes-
Anteil der im hessischen Mammografie-Screening
sen-Süd, Frankfurt, Wiesbaden, Friedberg/Offenbach,
entdeckten invasiven Karzinome mit einer Größe von
170
Gesundheitsbericht Hessen
unter einem Zentimeter betrug bei Erst-Teilnehmerinnen 30,5 %, bei Folgeuntersuchungen 42,5 %. Im Bundesdurchschnitt 2011 (publiziert im Februar 2015) lag der Anteil der entdeckten invasiven Karzinome mit einer Größe von unter einem Zentimeter bei ErstTeilnehmerinnen bei 31 %, bei Folgeuntersuchungen bei 36 %. In der europäischen Richtlinie wird für die erste Screeningrunde ein Anteil der kleinen Tumoren von mind. 25 % und für die Folgerunden ein Anteil von mind. 30 % als wünschenswert angesehen
Rheuma ist keine Diagnose im engeren Sinne, auch keine einheitliche Krankheit. Vielmehr fallen unter den Oberbegriff Rheuma nach der „Internationalen Klassifikation der Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes (ICD-10-GM, 2005)“ etwa 200 bis 400 einzelne Erkrankungen, die sich im Beschwerdebild, Krankheitsverlauf, in der Behandlung und der Prognose sehr unterscheiden. Die medizinisch korrekte Bezeichnung für Rheuma ist „Krankheiten des rheumatischen Formenkreises“. Etwa 20 Millionen Deutsche haben eine rheumatische Erkrankung.30
(Tab. 12, S. 169). ■■
Qualitätsziel: Anteil an entdeckten Tumoren ohne
Rheuma ist trotz aller Fortschritte in der Forschung noch
Lymphknotenbefall. Der Anteil der Karzinome ohne
nicht heilbar. Ärzte können lediglich die Schmerzen lin-
Lymphknotenbefall betrug in Hessen im Jahr 2014 bei
dern und dank moderner Therapien die Zerstörung der
Erst-Teilnehmerinnen 79,7 %, bei Folgeuntersuchun-
Gelenke aufhalten. Je früher eine Therapie beginnt, desto
gen 81,9 %. Im Bundesdurchschnitt 2011 (publiziert
größer ist die Chance, bleibende Schäden zu verhindern.
im Februar 2015) lag der Anteil der Karzinome ohne Lymphknotenbefall
bei
Erst-Teilnehmerinnen
bei
Formen der Erkrankung
74 %, bei Folgeuntersuchungen bei 79 %. In der eu-
Rheumatische Krankheiten werden nach den zugrunde
ropäischen Richtlinie wird ein Anteil von mindestens
liegenden Störungen in vier Hauptgruppen unterteilt31:
70 % entdeckter invasiver Tumoren ohne Lymphkno-
■■
Entzündlich-rheumatische Erkrankungen – wie rheu-
tenbefall in der ersten Screeningrunde und 75 % in
matoide Arthritis (chronisch-entzündliche Erkrankung
den folgenden Runden als wünschenswert angesehen
der Gelenke und des Bewegungssystems), Morbus
(Tab. 13, S. 169).
Bechterew (chronisch-entzündliche Wirbelsäulenerkrankung), Kollagenosen (entzündliche Bindegewebs erkrankungen) und Vaskulitiden (entzündlich Gefäßer-
In Hessen sind also im Mammografie-Screening viele
krankungen)
kleine Tumore sowie Tumore ohne Lymphknotenbefall entdeckt worden, bei denen sehr gute Behandlungsmög-
■■
losen (degenerative Wirbelsäulenerkrankungen)
sich in den nächsten Jahren auch eine Verringerung der Sterblichkeit an Brustkrebs nachweisen lässt.
Degenerative rheumatische Erkrankungen – wie Arthrosen (degenerative Gelenkerkrankungen) oder Spondy-
lichkeiten bestehen. Somit sind die Aussichten gut, dass ■■
Krankheiten des Bewegungssystems durch Stoffwechselstörungen – z. B. bei Osteoporose (Knochen-
7.1.5 Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises Begriffsbestimmung „Rheuma“ Der Begriff „Rheuma“ kommt aus dem Griechischen und
schwund) oder Gicht ■■
Rheumatische Schmerzkrankheiten („Weichteilrheumatismus“) – wie Fibromyalgie
bedeutet einen ziehenden, reißenden Schmerz. Die traditionellen Bezeichnungen Rheuma und Rheumatismus
Entzündliche rheumatische Erkrankungen
wurden erstmals im „Liber de Rheumatismo et Pleuritide
Entzündlich-rheumatische Erkrankungen betreffen in
dorsali“ von Guillaume de Baillou (1538–1616) verwendet.
Deutschland etwa 1,5 Millionen Menschen.32 Die rheu-
Dieser glaubte, dass kalter Schleim vom Gehirn herab
matoide Arthritis ist die häufigste entzündliche Form von
zu den Extremitäten fließe und die entsprechenden Be-
Rheuma. Das Immunsystem, die körpereigene Abwehr,
schwerden auslöse.
greift fälschlicherweise die eigenen Gelenke an und zerstört sie. Das körpereigene Abwehrsystem richtet sich quasi gegen den eigenen Körper, deshalb werden sie auch Autoimmunerkrankungen genannt. Nach den Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie leiden etwa 530.000 Menschen33 in Deutschland an dieser Krankheitsform. Andere Schätzungen gehen sogar von bis zu 800.000 Personen aus.34
7 Krankheiten und Todesursachen
171
Frauen sind erheblich häufiger von rheumatoider Arthri-
Der Krankheitsbeginn von Arthrose liegt häufig um das 50.
tis betroffen als Männer. Die Erkrankung kann in jedem
bis 60. Lebensjahr, Inzidenz danach stark ansteigend. Ab
Lebensalter auftreten und ist somit keine typische Alters-
dem 60. Lebensjahr sind gut die Hälfte der Frauen und ein
krankheit. Am häufigsten beginnt Rheuma bei Frauen je-
Drittel der Männer von dieser Krankheitsform betroffen.
doch zwischen dem 55. und 64. Lebensjahr, bei Männern zwischen 65 und 75 Jahren.
Krankheiten des Bewegungssystems durch Stoffwechselstörungen
Entzündlich-rheumatische Krankheiten können durch Stö-
Stoffwechselstörungen wirken sich in vielfältiger Weise
rungen im Immunsystem, durch Infektionen oder durch
am Bewegungssystem aus. Osteoporose ist eine systemi-
Kristallablagerungen in Geweben hervorgerufen werden.
sche Skeletterkrankung, bei der es durch einen kritischen
Oft sind die Ursachen und Auslöser unbekannt. Erbfakto-
Abbau der Knochenmasse und Störung der knöchernen
ren spielen eine wichtige Rolle.
Mikroarchitektur zu einer verminderten Bruchfestigkeit des Knochens und damit zu einem erhöhten Frakturrisiko
Bis vor gut zehn Jahren war das therapeutische Arsenal
kommt. Rund 6,3 Millionen Menschen in Deutschland sind
noch so begrenzt, dass ehrgeizige Therapieziele wie Re-
von dieser Erkrankung betroffen, Frauen erheblich häu-
mission oder die Senkung von Mortalität kaum zu realisie-
figer als Männer. Jedes Jahr kommen 885.000 Neufälle
ren waren. Mit dem Einzug zielgerichteter Medikamente
hinzu.37
hat sich die Behandlung rheumatischer Erkrankungen, insbesondere der rheumatoiden Arthritis, wesentlich
Gicht ist eine Krankheit, die durch Ausscheidung von
verbessert. Dies zeigt ein Blick auf die Daten der Kern-
Salzen der Harnsäure an verschiedene Körperstellen, be-
dokumentation des Deutschen Rheuma-Forschungszen-
sonders im Bereich der Gelenke (= Arthritis urica), cha-
trums.35 Demnach stehen Menschen mit rheumatoider
rakterisiert ist. Sie ist eine primär chronisch verlaufende
Arthritis heute länger im Arbeitsleben – zwischen 1997
Störung des Purinstoffwechsels, die in akuten Schüben
und 2013 stieg die Zahl der erwerbstätigen Männer
verlaufe kann. Rund 20 % der deutschen Bevölkerung ha-
von 47 % auf 64 % und die der Frauen von 37 auf 55 %.
ben überhöhte Harnsäurewerte – doch ob diese letztlich
Auch müssen Menschen mit Rheumatoider Arthritis heu-
zum Krankheitsbild einer chronischen Gicht führen, hängt
te seltener im Krankenhaus behandelt werden. Nach
in erster Linie von der Ernährung ab.
den Daten der Kerndokumentation ist die Häufigkeit der Krankenhausaufenthalte bei ambulant betreuten Patien-
Immer mehr Menschen in den Industrienationen leiden an
ten von 18 % im Jahr 1997 auf 9 % im Jahr 2013 gesunken,
der Volkskrankheit Gicht. In Deutschland sind 2,8 % der
die Aufenthaltsdauer hat sich von 26 Tagen 1997 auf 15
Männer und 0,4 % der Frauen im Alter zwischen 30 und
Tage 2013 verringert.
59 Jahren betroffen.38
Degenerative rheumatische Erkrankungen
Rheumatische Schmerzkrankheiten
Größer und zahlenmäßig bedeutsamer ist die Gruppe der
Die weichteilrheumatischen Erkrankungen sind eine z. T.
nicht entzündlichen, alters- oder verschleißbedingten de-
noch ungenau definierte Krankheitsgruppe mit unter-
generativen rheumatischen Erkrankungen. Arthrosen sind
schiedlichen Schmerzsyndromen und teilweise vorüber-
mit geschätzt 5 Millionen Fällen36 die häufigsten chroni-
gehenden Veränderungen an Muskeln, Sehnen, Schleim-
schen Gelenkerkrankungen und die wichtigsten Ursachen
beuteln und dem Unterhautbindegewebe. Lokale und
von Behinderungen bei Älteren in Deutschland. Man kann
ausgedehnte chronische Schmerzzustände des Bewe-
sie aufgrund von Röntgenbefunden, klinischen Sympto-
gungssystems können durch Überlastung von Muskeln
men oder beidem definieren.
oder Muskelansätzen entstehen, z. B. der bekannte „Tennisarm“ oder der „steife Nacken“.
Arthrosen sind Gelenkkrankheiten durch Schäden am Knorpel und an anderen Gelenkstrukturen, meist unbe-
Das Fibromyalgie-Syndrom verursacht chronische Ganz-
kannter Ursache. Fehl- oder Überbelastungen, Entzün-
körperschmerzen im muskuloskelettalen Bereich, häufig
dungen oder Stoffwechselstörungen sind wesentliche
kombiniert mit Schlafstörungen, Müdigkeit, Depressivi-
Faktoren. Vom Verlust des Gelenkknorpels sind am häu-
tät, Ängstlichkeit und Einschränkungen der kognitiven
figsten Hüfte und Kniegelenke betroffen.
Funktion. Hierunter leiden etwa 3,5 % der deutschen
172
Gesundheitsbericht Hessen
Bevölkerung, Frauen häufiger als Männer.39 Nicht selten
wenig strapazieren. Ziel ist es, dem Kind eine altersge
spielen anhaltende und wiederkehrende schwere seeli-
mäße Entwicklung zu ermöglichen und seine Bewegungs-
sche und körperliche Belastungssituationen eine wesent-
freude wiederherzustellen. Durch die heute verfügbaren
liche Rolle für die Krankheitsursache.
Therapiekonzepte lässt sich jedoch in den meisten Fällen ein gutes Ergebnis erzielen. Rheuma im Kindesalter kann
Kinder und Rheuma
jederzeit wieder zum Stillstand kommen, bei frühzeitiger
Bei Kindern spielen Arthrosen, wie sie als Verschleißerschei-
und konsequenter Behandlung meist auch ohne bleiben-
nungen an den Gelenken älterer Menschen auftreten, keine
de Schäden.
Rolle. Kinderrheuma ist meist eine entzündliche Form. Ökonomische Betrachtungen Der Begriff „Kinderrheuma“ fasst daher verschiedene
Erkrankungen des Bewegungsapparates belegen in
Krankheitsbilder zusammen, die mit einer chronischen,
der Statistik der Arbeitsunfähigkeitstage in Deutschland
d. h. länger als sechs Wochen andauernden Gelenk
Platz 1. Sie verursachen Behandlungskosten von 28 Mil-
entzündung im Kindesalter einhergehen und bei denen
liarden Euro pro Jahr.42 Zudem sind sie immer noch ein
keine andere Ursache gefunden werden kann. Grund
häufiger Grund für Schwerbehinderung und gesundheit-
sätzlich wird zwischen der akuten und chronischen Form
lich bedingte Frühberentungen.
unterschieden. Zwar leiden unter rheumatoider Arthritis im Vergleich zu Deutlich häufiger ist die akute Form. Akute Formen wer-
den degenerativen rheumatischen Erkrankungen verhält-
den meist durch Infektionen ausgelöst, beispielsweise
nismäßig wenige Menschen, dennoch sind die Kosten für
durch Rötelnviren oder durch Bakterien (Streptokokken
diese Krankheit sehr hoch. Besonders die medikamentö-
oder Salmonellen). Sie halten oft nur Tage oder Wochen
sen Therapien und mit der Krankheit verbundene Arbeits-
an, können aber auch über Monate oder ein bis zwei Jahre
ausfälle lassen diese Art der rheumatischen Erkrankung
immer wieder aufflackern. Zu diesen Erkrankungen gehört
sehr kostenintensiv werden. Im Bezugsjahr 2008 entstan-
auch das rheumatische Fieber oder die Arthritis durch
den dem deutschen Gesundheitssystem durch rheumato
Borrelieninfektionen nach Zeckenbissen. Häufig verlau-
ide Arthritis Kosten in Höhe von rund 16.000 Euro pro
fen die Gelenkentzündungen mild und klingen bei 8 bis
Patientin oder Patient im Alter von 18 bis 65 Jahren.
9 von 10 Kindern wieder ab, ohne Gelenkveränderungen
Die Kosten bestehen aus direkten Kosten (6.000 Euro pro
zu hinterlassen. Etwa 10 % bis 20 % dieser Entzündungen
Patientin oder Patient und pro Jahr durch Krankenhausau-
werden chronisch.
fenthalte, Medikamente oder begleitende Therapien) und indirekten Kosten (rund 10.000 Euro pro Patientin oder
Auch die chronische juvenile Arthritis kann durch Infekti-
Patient und Jahr durch Arbeitsausfälle).43 Bei rheumati-
onen ausgelöst werden, meistens ist die Ursache jedoch
schen Erkrankungen spielen neben den direkten Kosten
unbekannt. Sie beginnt häufig schleichend und es kommt
die indirekten Kosten durch Arbeitsunfähigkeit eine gro-
vor, dass die Krankheit über Monate oder gar Jahre nicht
ße Rolle. Fehltage konnten durch bestimmte Kombinati-
erkannt wird. Dabei kann man durch eine frühe Diagnose
onstherapien im Vergleich zu einer Monotherapie eben-
und somit durch eine rechtzeitige Therapie verhindern,
so gesenkt werden44 wie die Wahrscheinlichkeit, den
dass die Gelenke der Kinder geschädigt werden.
Arbeitsplatz zu verlieren.45 Auch deshalb ist eine gute medizinische Betreuung zentral.
Bundesweit leiden etwa 40.000 Kinder und Jugendliche40 an Krankheiten des rheumatischen Formenkreises. Davon
Komorbiditäten und deren zusätzliche Kosten
sind nach Expertenschätzungen etwa 20.000 Kinder in
Daten aus den USA weisen auf den Zusammenhang der
Deutschland von chronisch-entzündlichen rheumatischen
Kosten für rheumatoide Arthritis (RA) und Kosten für häu-
Erkrankungen betroffen.41
fig gleichzeitig auftretende Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen hin. Die Studie weist
Rheumakranke Kinder und Jugendliche sind durch ihre
darauf hin, dass das Gesundheitssystem durch zusätzliche
Krankheit oftmals stark in ihrem Bewegungs- und Akti-
Erkrankungen, wie Depressionen oder Herz-Kreislauf-
onsradius eingeschränkt und benötigen spezielle Frei-
Erkrankungen neben einer Arthritis (RA), wesentlich höhe-
zeit- und Sportangebote, die ihre Gelenke möglichst
re Kosten zu tragen hat.
7 Krankheiten und Todesursachen
173
Präventionen für Rheumatiker
Selbst die Schulung und Überprüfung notwendiger
Das Thema Prävention rückt erst seit wenigen Jahren zu-
Orthesen, Hilfsmittel und Bandagen zählt zu den sekun-
nehmend in das Blickfeld der Rheumatologen, da rheu-
dären Präventionsprogrammen, die der Steigerung der
matisch-entzündliche Systemerkrankungen früher als
Lebensqualität ebenso nutzen wie der Vermeidung der
schicksalhaft und in ihrer Entstehung als komplett unbe-
Spätschäden und einer Verhinderung der Verschlechte-
einflussbar galten.
rung der Erkrankung.
Wie die Deutsche Rheuma-Liga e. V. dokumentiert, wird
Die Nutzung der naturheilkundlichen sowie auch balneo-
Prävention zu einem immer stärkeren Faktor in der Be-
logischen Ressourcen regional oder überregional (Kuren,
46
Der Schwerpunkt liegt insbesondere bei den
Heilbäder, Klima, Phytotherapie etc. ) ist sinnvoll. Sie ist
entzündlich-rheumatischen Erkrankungen auf der Sekun-
als zentraler Bestandteil der langfristigen Aktivierung der
där- und Tertiärprävention, aber auch die Primärpräven-
Selbstheilungskräfte, der Hilfe zur Selbsthilfe und einer
tion ist von Bedeutung. So würde mehr Aufklärung dazu
wissenschaftlich fundierten und anerkannten Therapie-
beitragen, Risikofaktoren für bestimmte Erkrankungen
strategie zu betrachten.
handlung.
bekannter zu machen. Übergewicht und Fehlbelastungen können das Risiko erhöhen, an einer Arthrose zu
Rheumatische Erkrankungen sind oft nicht heilbar, die
erkranken. Eine ausgewogene Ernährung und regelmä-
Beschwerden werden durch die verschiedenen Thera-
ßige Bewegung können hingegen dazu beitragen, eine
piemöglichkeiten nur gelindert. Daher führt die Krank-
Erkrankung wie die Osteoporose und Gicht zu vermei-
heit zu einschneidenden Veränderungen im Berufs- und
den. Raucher sind bei entsprechender genetischer Ver-
Privat leben. Selbsthilfegruppen geben nützliche Tipps,
anlagung beispielsweise wesentlich gefährdeter an einer
wie man mit der Situation umgeht und welche Therapie
rheumatoiden Arthritis zu erkranken. Im Rahmen der Se-
formen es gibt.
kundärprävention kann eine frühe Diagnose und Behandlung den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und beispielsweise die Remission bei der rheumatoiden Arthritis um das Dreifache steigern. Adäquate Bewegung (z. B. Schwimmen, Walken, Gymnastik, Tanzen) mit dem Ziel der Funktionserhaltung, Mobilität, Schmerzlinderung und Verhinderung degenerativer Spätschäden zählt zu den sekundären Präventionsmaßnahmen. Die sekundäre und tertiäre Prävention bei Rheuma sollten Maßnahmen des Entspannungstrainings und der Verhaltensschulung beinhalten. Diese dienen nicht nur der Depressionsprophylaxe, sondern auch der Schmerzbewäl tigung, der Schlafförderung, der sozialen Integration und Kommunikation sowie der Krankheitsbewältigung im weiteren Sinne. Auch die Optimierung der Ernährung kann neben medikamentösen, physikalischen und chirurgischen Therapien eine wichtige Maßnahme bei der Sekundärprävention von rheumatischen Erkrankungen sein. Durch eine spezielle Ernährung können Entzündungsaktivitäten vermindert und somit der Schmerz gelindert werden. Eine Gewichtsreduzierung durch eine veränderte Ernährung wirkt sich ebenfalls positiv auf die tragenden Gelenke aus.
In Hessen gibt es über 70 lokale Selbsthilfegruppen für rheumakranke Menschen. Speziellere Fragen beantwortet der entsprechende Arbeitskreis der Rheuma-Liga Hessen. Nähere Informationen finden Sie auf der Internetseite der Rheuma-Liga Hessen unter: www.rheuma-liga-hessen.de
174
Gesundheitsbericht Hessen
Abb. 80: Depressionen im Altersverlauf bei Frauen und Männern in Hessen, 2011 Anteil an gesetzlich Versicherten in Hessen 8% 7%
Fallzahlen Depression
6%
1 bis 90 Jahre
weiblich 97.295
männlich 42.454
5% 4% 3% 2% 1% Alter
0% 1
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
55
60
65
70
75
Depression (Frauen)
80
85
90
Depression (Männer)
Legende: Depression entspricht hier HMG058 (Depression, posttraumatische Belastungsstörungen, Verhaltensstörungen). Quelle: Daten gesetzlicher Krankenkassen auf der Basis von „hierarchisierten Morbiditätsgruppen“ (HMG) 2011, Statistisches Landesamt, eigene Berechnung 2013. Grafische Darstellung: REBMANN RESEARCH.
Abb. 81: Demenzerkrankungen im Altersverlauf bei Frauen und Männern ab 40 in Hessen, 2009 Anteil an gesetzlich Versicherten in Hessen 30 % 25 %
Fallzahlen Demenzerkrankungen
20 %
1 bis 90 Jahre
weiblich 37.105
männlich 22.594
15 % 10 % 5% Alter
0% 1
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
55
60
Demenzerkrankungen (Frauen)
65
70
75
80
85
90
Demenzerkrankungen (Männer)
Legende: Unter Demenz wurden hier Morbus Alzheimer und sonstige Demenzerkrankungen zusammengefasst (vgl. HMG-Diagnosen der jeweiligen Diagnosegruppe Kap. 7, Seite 150 und Kap. 7.1.6). Quelle: Daten gesetzlicher Krankenkassen auf der Basis von „hierarchisierten Morbiditätsgruppen“ (HMG) 2011, Statistisches Landesamt, eigene Berechnung 2013.
7.1.6 Psychische Erkrankungen und
Psychische Gesundheit und psychisches Wohlbefinden
Verhaltensstörungen
sind grundlegend für die Lebensqualität. Sie ermögli-
Gesundheit beginnt im Kopf
chen es den Menschen, ihr Leben als sinnvoll zu erleben
Der Gedanke, dass psychische Gesundheit ein wesent-
und sich als kreative und aktive Bürgerinnen und Bürger
licher Aspekt von Gesundheit ist, wird schon in der De-
zu betätigen. Psychische Gesundheit ist somit auch ein
finition des Gesundheitsbegriffs der WHO von 1948
wesentliches Element des gesellschaftlichen Zusammen-
deutlich: „Gesundheit ist ein Zustand des umfassenden
halts, der Produktivität und eines stabilen und friedlichen
körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und
Lebensumfelds.47
nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Behinderung.“ Es gibt eine breite fachliche und wissenschaftliche Über-
Prävention, Therapie und Rehabilitation von psychischen
einstimmung darüber, dass Gesundheit sowohl biologi-
Krankheiten sind aus individueller und gesellschaftlicher
sche als auch psychosoziale Aspekte umfasst und dass
Sicht immens wichtig. Im aktuellen Präventionsgesetz 2015
die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen diesen Be-
ist eines der Gesundheitsziele deshalb auch die Verhinde-
reichen die Gesundheit fördern oder beeinträchtigen.
rung, Früherkennung und Behandlung von d epressiven
7 Krankheiten und Todesursachen
175
Abb. 82: Prävalenz von ADHS-Diagnosen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland nach Alter und Geschlecht in den Jahren 2006 und 2012
Depressionen dagegen nehmen bei der hessischen Bevölkerung bei beiden Geschlechtern mit steigendem Alter zu. Der sichtbare Anstieg im sechsten Lebensjahrzehnt ist auch aus der Literatur bekannt.50 Der Anteil der
8%
diagnostizierten Frauen ist deutlich höher als der der 6%
Männer (Abb. 80).
4%
Demenzerkrankungen spielen im hohen Alter eine zunehmende Rolle. Die Anteile demenziell Erkrankter betragen nach Schätzungen rund 13 % bei den 80- bis 85-Jährigen,
2%
24 % bei den 85- bis 90-Jährigen und 34 % bis 35 % bei den über 90-Jährigen (Abb. 81).51 14–17 Jahre
11–13 Jahre
7–10 Jahre
3–6 Jahre
Mädchen
Jungen
Gesamt
0%
Im Folgenden werden die oben genannten Erkrankungen (ADHS, Depression, Demenz) kurz dargestellt.
KiGGS-Basiserhebung (2003–2006) KiGGS-Welle 1 (2009–2012) Quelle: www.de.statista.com (Stichwort: ADHS im Altersverlauf, Statistik).
Erkrankungen. Dabei spielt im ersten Schritt die Enttabuisierung dieses Themas und die gesellschaftliche Integration von Betroffenen eine zentrale Rolle.48 Häufigkeit und Krankheitsbelastung
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) Definition: ADHS ist definiert als Verhaltensstörung mit Aufmerksamkeits– und Konzentrationsstörung, Impulsivität, mangelnder Frustrationstoleranz und eventuell motorischer H yperaktivität (sogenanntes hyperaktives Syndrom) und wird umgangssprachlich auch als „Zappel philipp-Syndrom“ benannt.
Psychische und Verhaltensstörungen sind mit die größten Verursacher von Krankheitstagen und Arbeits-
Schätzungen zufolge sollen bei etwa zwei Dritteln der
unfähigkeit. Depressionen tragen mit rund 10 % zur
von ADHS-Symptomen Betroffenen zusätzliche Störun-
Krankenstands rate aller Erwerbstätigen in Hessen bei.
gen (z. B. Aggressivität, dissoziales Verhalten, emotionale
16,5 % aller Arbeitsunfähigkeitstage werden in Hessen
(häufig depressive) Symptome, Angststörungen, Alkohol-
allein durch psychische und Verhaltensstörungen verur-
missbrauch u. a.) auftreten. Die Erkrankung hat einen Al-
sacht. In Deutschland gingen 2013 von insgesamt durch-
tersgipfel im frühen Kindes- und Jugendalter und kommt
schnittlich 14,7 Fehltagen je Erwerbsperson allein 2,5 auf
bei Jungen wesentlich häufiger vor (Verteilung: m:w = 9:1)
psychische Krankheiten, 1 Tag auf Depression zurück.
(siehe Kapitel 2.9) (Abb. 82). Häufig bessert sich die Symp-
Seit 2000 nahmen diese im Gegensatz zu allen anderen
tomatik im Erwachsenenalter.52
Arbeitsunfähigkeitsursachen am deutlichsten zu. Psychische Erkrankungen dauern zudem lange: Im Durchschnitt
Die Krankheitsursache ist weitgehend unklar. Als Ursa-
fehlen Arbeitnehmer 40,5 Arbeitstage aufgrund von psy-
che wird vor allem eine gestörte Signalübermittlung im
chischen Erkrankungen.
49
Gehirn, z. B. durch frühkindliche Hirnschäden, diskutiert. Mindestens die Hälfte aller ADHS-Fälle soll genetisch
Bestimmte psychische Erkrankungen sind stark altersab-
bedingt sein. Daneben werden immunologische Fak-
hängig. Bei Kindern treten vermehrt Verhaltensstörungen
toren oder psychosoziale Risiken diskutiert. Das Le-
auf, zu denen insbesondere die Aufmerksamkeitsdefizit-/
bensumfeld, in welchem von ADHS betroffene Kinder
Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und damit verbundene
aufwachsen, kann diese Anlagen verstärken oder ab-
Störungen des sozialen Verhaltens gehören. Dabei wird
schwächen; auch Rauchen, Stress und Alkohol während der
die Diagnose ADHS bei Jungen öfter als bei Mädchen
Schwangerschaft haben einen Einfluss auf die Entstehung
gestellt (siehe dazu auch Kapitel 2.9). Alle anderen
der Krankheit.
psychischen Störungen spielen im Kindesalter noch keine wesentliche Rolle.
176
Gesundheitsbericht Hessen
Abb. 83: Entwicklung des Verbrauchs von Methylphenhidat (z. B. Ritalin)
Depressionen und Psychosen Depressionen gehören weltweit zu den häufigsten Formen psychischer Störungen. Die Depression ist ein Oberbegriff
400
für Störungen der Gemütslage, die mit Traurigkeit, Nieder-
350
geschlagenheit, Interessenverlust sowie Energie- und An-
300
triebslosigkeit einhergehen. Sie können als eigenständige
250
Störung auftreten oder als Folge von anderen schweren
200
Grunderkrankungen oder Belastungen. Von einer Behand-
150
lungsbedürftigkeit wird ausgegangen, wenn diese Symp-
100
tome mindestens zwei Wochen am Stück vorliegen.
50 2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
1994
1993
0
Methylphenidat in kg (BfArM) Methylphenidat Tagesdosen je Versicherte (AOK Hessen)
Quelle: Daten gesetzlicher Krankenkassen auf der Basis von „hierarchisierten Morbiditätsgruppen“ (HMG), eigene Berechnung/Hessen 2009.
Von Depressionen sind Menschen beiderlei Geschlechts, aller Altersstufen und aus allen sozialen Schichten betroffen, wobei Frauen deutlich häufiger betroffen sind (Abb. 80, S. 174). Vom vorübergehenden Stimmungstief unterscheidet sich die Depression dadurch, dass sie über Wochen und Monate anhalten kann. Ihre Symptome sind Konzentrations-, Appetit- und Schlafstörungen sowie Entscheidungs unfähigkeit,
Meist kann eine Diagnose schon durch die Betrachtung
Müdigkeit,
Energiemangel,
Denkblockaden, Gefühle von Traurigkeit, Auftreten von
und Befragung der betreffenden Person gestellt werden;
Schuld- und Minderwertigkeitsgefühlen sowie Selbst-
Gewissheit erhält der Arzt über Zusatzinformationen wich-
mordgedanken.
tiger Vertrauenspersonen, wie Eltern, Erzieher und Lehrer, sowie durch eine körperliche Untersuchung und neu-
Von 2000 bis 2013 nahmen die Fehlzeiten in Unternehmen
ropsychologische Tests.
aufgrund von Depressionen um fast 70 % zu.53 Bis zum Jahr 2020 werden nach Schätzungen der World Health
Therapeutische Ansätze beziehen Beratungen, Verhal-
Organisation WHO Depressionen nach Herz-Kreislauf-Er-
tens- und Psychotherapien sowie Medikamente mit ein.
krankungen den zweiten Platz in der Liste der häufigsten
Manchmal ist eine Therapie nur über wenige Jahre und bei
Krankheiten einnehmen.54
einigen Menschen auch lebenslang erforderlich. ADHS ist nicht heilbar. Ziel ist es, ein „normales Leben“ mit guten
In Hessen entfiel laut Depressionsatlas der Techniker
sozialen Kontakten und einer qualifizierten Ausbildung
Krankenkasse im Jahr 2013 im Durchschnitt einer der
und damit eine gute Lebensqualität zu erreichen. Der
14,5 Fehltage auf Depressionen, wobei der Lahn- Dill-
Betroffene kann lernen, mit seiner Erkrankung zu leben.
Kreis, der Vogelsbergkreis und der Landkreis Gießen
Deshalb sollte die Therapie so früh wie möglich begonnen
etwas überdurchschnittlich betroffen waren. Frauen sind
werden, sodass die individuellen Begabungen gezielt ge-
mit rund 2 % auch in Hessen häufiger betroffen als Männer
fördert werden können.
mit gut 1 %. Menschen, die wegen Depression krankgeschrieben werden, waren dann durchschnittlich 64 Tage
Häufigstes verordnetes Medikament ist derzeit Methyl-
arbeitsunfähig.
phenidat (z. B. Ritalin), das ab dem Schulalter für Kinder und Jugendliche als Bestandteil einer Therapie zuge
Folge einer Depression kann der Selbstmord sein. Schät-
lassen ist. Die Verschreibungszahlen steigen seit Mitte
zungsweise 15 % der Patientinnen und Patienten mit
der 90er Jahre rapide an, wobei die Zunahme seit Mitte
schweren depressiven Störungen versterben durch Sui-
der 2000er Jahre relativ linear verlief. Aktuelle bundes-
zid. Insgesamt gehen 40 % bis 70 % aller Selbstmorde auf
weite Daten deuten jedoch in den letzten Jahren einen
eine Depression zurück.55 Die oft unterschätzte Schwere
langsameren Zuwachs an und zeigten zuletzt sogar einen
der Erkrankung sowie eine häufig vorrangige Behandlung
leichten Rückgang der Verordnungszahlen von Methyl-
depressionsbegleitender körperlicher Symptome tragen
phenidat. Diese Daten deuten eine mögliche Trend
dazu bei, dass ein Teil der erkrankten Menschen keine an-
wende an (Abb. 83).
gemessene Behandlung erhält.56
7 Krankheiten und Todesursachen
Depressionen können zuverlässig erkannt werden. Antidepressive Therapien und kurzzeitige, strukturierte Formen der Psychotherapie sind bei 60 % bis 80 % der Erkrankten wirksam und können im Rahmen der medizinischen Grundversorgung vorgehalten werden. Dennoch erhalten weniger als 25 % (in manchen Bundesländern sogar weniger als 10 %) der Erkrankten eine solche Behandlung. Hindernisse auf dem Wege zu einer effektiven Versorgung sind der Mangel an Ressourcen, an gut ausgebildeten Therapeuten und die gesellschaftlichen Vorurteile, die psychiatrischen Krankheiten einschließlich der Depression anhängen. Es hat sich erwiesen, dass qualitätsgesicherte Programme57 der medizinischen Grundversorgung zur Behandlung der Depression sowohl den allgemeinen Gesundheitszustand als auch die Lebensumstände der Betroffenen nachhaltig verbessern. Um den schnellen Zugang zur Behandlung zu fördern, wurden mit dem Versorgungsstärkungsgesetz u. a. Therapieservicestellen auch schnellere erste Beurteilung zulassen.
tz,
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heim
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ankt seihen Lann Bewessionen. medizin rmstadt wurden
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Vor diesem Hintergrund wird seit Oktober 2014 im Rahmen einer Studie die Nutzung eines Bewegungsparcours mit zwölf Stationen in die Therapie klinisch depressiver Menschen der Klinik Hohe Mark in Oberursel integriert. Hinter dem vom Hessischen Sozialministerium initiierten Projekt steckt das Ziel, einen wissenschaftlichen Nachweis über die Wirksamkeit und die konkreten Effekte von körperlicher Aktivität, Sport und Bewegung bei Therapie und Prävention von Depressionen zu erbringen. Der Parcours ist mit „niederschwelligen“ Geräten ausgestattet. Das bedeutet, dass sie einladen sollen und leicht zu handhaben sind. Bewegung verfolgt hier das Ziel, dass Körper, Geist und Seele wieder eins werden, heilen und genesen.
für Psychotherapiesprechstunden vorgesehen, die eine
heim k, dorf
z
177
Zum Bewegungsparcours
Gesund leben gesund bleiben
Der Bewegungsparcours in unserer Klinik ist ein „Spielplatz für Erwachsene“, den Sie nach Ihrem persönlichen Befinden ausprobieren dürfen. Hier geht es vorrangig nicht um Leistung, kann es jedoch, wenn Sie es wollen. Der Parcours lädt Sie ein, zunächst sich vorsichtig ein gleichmäßiges Bewegungsgefühl für die Geräte anzueignen. Hierzu finden Sie bei jedem Gerät ein entsprechendes Hinweisschild zum ersten Herantasten. Es gibt Ausdauer-, Kraft- und Koordinationsgeräte.
Der Parcour ist öffentlich zugängig. Für Besucher ist eine
Nutzung auf eigene Verantwortung möglich.
mit! hen sie
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cours ngspar Bewegu he Mark Klinik Ho
Klinik Hohe Mark des Deutschen GemeinschaftsDiakonieverbandes GmbH Friedländerstraße 2 61440 Oberursel (Taunus).
www.hohemark.de
Stand: Dezember 2015
Bewegungsparcours für depressive Menschen – Modellprojekt in der Klinik Hohe Mark in Oberursel Körperliche Aktivität, Sport und Bewegung werden zunehmend als Möglichkeiten der Prävention und Behandlung von Depressionen angesehen. Prof. Volker Beck von der Hochschule Darmstadt sagt: „Wissenschaftliche Erkenntnisse weisen darauf hin, dass als Folge von sportlicher Aktivität eine Verminderung von Ängsten und Depression, eine erhöhte Stresstoleranz, eine Verbesserung der Grundstimmung und eine grundsätzlich höhere Zufriedenheit erreicht werden kann.“
Weiterhin wird den Patienten Eigenkompetenz zur individuellen Nutzung von Bewegungsparcours – besonders auch für die Zeit nach der Entlassung aus der Klinik – vermittelt. Die Gewährleistung der Nachhaltigkeit im kommunalen Umfeld hat einen herausgehobenen Stellenwert und wird in der Studie mit untersucht. Dr. Lutz Vogt von der Abteilung Sportmedizin der Goethe-Universität Frankfurt am Main: „Das Projekt endet nicht nach dem stationären Aufenthalt, sondern wird an den kommunalen Parcours am Wohnort weiter fortgesetzt. Diese Maßnahme findet in Kooperation mit dem Landessportbund Hessen statt und sichert die Fortführung eines körperlich aktiven Lebensstils.“ Hierfür stehen hessenweit rund 150 Bewegungsparcours zur Verfügung. Ein Flyer, der auf der Internetseite der Klinik Hohe Mark (www.hohemark.de) abgebildet ist, gibt entsprechende Informationen. Mit der Veröffentlichung der ersten Ergebnisse der Studie, die von einer Forschungsgruppe der Klinik Hohe Mark, des Landessportbundes Hessen, der Abteilung Sportmedizin der Goethe-Universität Frankfurt und der Hochschule Darmstadt zusammengetragen werden, ist zeitnah zu rechnen.
178
Gesundheitsbericht Hessen
Abb. 84: Pathoanatomische Differenzierung der verschiedenen Demenzformen
Alzheimer und Demenz Definition: Demenz ist der Oberbegriff für Erkrankungsbilder, die mit einem Verlust der geistigen Funktionen, wie Denken, Erinnern, Orientierung und Verknüpfen von Denkinhalten, einhergehen und die dazu führen, dass alltägliche Aktivitäten nicht mehr eigenständig durchgeführt werden können. Dazu zählen die Alzheimer-Demenz, die vaskuläre Demenz, Morbus Pick, die frontotemporale Demenz und weitere Demenz formen58 (siehe auch Abb. 84).
Die Alzheimer-Krankheit entsteht durch das langsam fortschreitende Absterben von Nervenzellen und Nervenzellkontakten. Das Krankheitsbild ist gekennzeichnet durch
Senile Demenz vom Alzheimer-Typ 45-60 %
Multi-Infarkt-Demenz Subkortikale arteriosklerotische Enzephalopathie Demenz nach Infarkt vaskulär 15-25 %
Gemischt
vaskulärdegenerativ 10-20 %
neurodegenerativ 55-75 %
Präsenile Demenz (Alzheimer-Krankheit) 10-15 % Quelle: Dokumentationsband Fachtagung des „Zukunftsforum Demenz“ in Zusammenarbeit mit der BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren), 2010.
Gedächtnis- und Orientierungsstörungen sowie Störungen des Denk- und Urteilsvermögens. Diese Störungen
Leben zu geben. Dies ist sowohl im Alltag zu Hause als
machen die Bewältigung des normalen Alltagslebens im-
auch im Pflegeheim möglich.“63
mer schwieriger. Alzheimer kommt in unterschiedlichsten Hessen ist Sitz der deutschlandweiten Initiative „Aktion
sozialen und ökonomischen Gruppen vor.
Demenz“ (siehe www.sozialnetz.de/awca/b.asp?id=dej), Neurodegenerative Erkrankungen können Menschen aller
die Kommunen auf ihrem Weg zur Demenzfreundlichkeit
Altersgruppen treffen und zählen zu den Hauptursachen
unterstützt. Rund zehn hessische Kommunen konnten,
für Behinderungen und Abhängigkeit bei älteren Men-
durch die Robert-Bosch-Stiftung gefördert, in diesem
schen. Dem Alzheimer-Weltbericht 2009 zufolge leben
Kontext Projekte umsetzen.
über 28 % aller Menschen (ca. 9,9 Millionen Menschen), die an Demenz leiden, in Europa, das damit nach Asien
7.1.7 HIV-Infektion/Aids
(35 %) weltweit den zweiten Platz einnimmt. Westeuropa
Das Immunschwächevirus HIV (human immunodeficien-
ist weltweit die Region mit der höchsten Quote an De-
cy virus / Humanes Immundefizienz-Virus) infiziert die
menzkranken (19 %).59 In Deutschland leben derzeit etwa
CD4-T-Helferzellen, eine Form der Immunabwehrzellen
1,5 Millionen Demenzkranke, davon wird etwa eine knap-
des Blutes. Die körpereigene Immunabwehr ist nicht in
pe Million zu Hause versorgt.60 Hessischen Krankenkas-
der Lage, das HI-Virus aus dem Körper zu entfernen. Wird
sendaten zufolge leben in Hessen über 71.000 Demenz-
die HIV-Infektion nicht medikamentös behandelt, kommt
kranke.61 Die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken
es zu einem fortschreitenden Ausfall dieser Helferzellen.
steigt mit dem Alter, deshalb steigt die Anzahl der Betrof-
Der betroffene Organismus wird hierdurch zunehmend
fenen in Deutschland jedes Jahr um etwa 40.000 und wird
anfällig für Infektionen und das Wachstum bestimmter
sich bis 2050 mindestens verdoppeln (Abb. 81, S. 174).
62
Krebsarten. Unbehandelt führt die Infektion nach einer meist mehrjährigen Latenzphase (durchschnittlich neun
Trotz erheblicher Fortschritte im Verständnis der Krank-
bis elf Jahre) zu einer spezifischen Kombination von Krank-
heitsursache und der verschiedenen Demenzprozesse
heitssymptomen, die zusammenfassend als Aids (acqui-
ist es immer noch schwierig, Demenz und besonders
red immune Deficiency Syndrome / erworbenes Imunde-
ihre Frühsymptome exakt zu diagnostizieren. Dementi-
fektsyndrom) bezeichnet wird. Bei den Erkrankten kommt
ell Erkrankte sind in besonderem Maße gefährdet, ihre
es zu lebensbedrohlichen (opportunistischen) Infektionen
Unabhängigkeit zu verlieren. Klinisch relevant ist das
und Tumoren. Die HIV-Infektion ist nicht heilbar, jedoch
überdurchschnittlich erhöhte Sturz-, Verletzungs- und
gut behandelbar, weshalb sie heute in Deutschland den
Mortalitätsrisiko. Demenz ist zu einem gewissen Grad be-
Status einer chronischen Erkrankung hat.
einflussbar: „Unser Gehirn verfügt über eine enorme Plastizität, die wir ausnützen müssen – sowohl in der Primär- als
Epidemiologie
auch in der Sekundärprävention. Das Ziel ist dabei keine
In Hessen lebten Ende des Jahres 2014 zwischen 6.200
Lebensverlängerung, sondern den letzten Jahren mehr
und 6.900 Menschen mit HIV/Aids (diese und alle folgen-
7 Krankheiten und Todesursachen
179
Abb. 85: Häufigkeit von AIDS/HIV in Hessen Anteil an gesetzlich Versicherten in Hessen 0,7 % 0,6 %
Fallzahlen HIV/Aids
0,5 % 1 bis 90 Jahre
0,4 %
weiblich 1.660
männlich 4.769
0,3 % 0,2 % 0,1 % 0,0 %
Alter 1
5
10
15
20
25
30
35
40
45
50
55
60
65
70
75
HIV/Aids (Frauen)
80
85
90
HIV/Aids (Männer)
Legende: HIV/Aids umfasst Patienten mit und ohne Dauermedikation (vgl. HMG-Diagnosen der jeweiligen Diagnosegruppe Kapitel 7, Seite 150). Quelle: Daten gesetzlicher Krankenkassen auf der Basis von „hierarchisierten Morbiditätsgruppen“ (HMG) 2011, Statistisches Landesamt, eigene Berechnung 2013.
Abb. 86: Gemeldete HIV-Neudiagnosen in Hessen nach Risikogruppen 2001 bis 2014 150
120
90
60
30
0 2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
Drogengebrauch
Prä-/Perinatale Infektion
Heterosexuelle Kontakte
Männer, die Sex mit Männern haben
2010
2011
2012
2013
2014
unbekannt
Legende: Fälle entsprechend der Referenzdefinition des RKI; MSM = Männer, die Sex mit Männern haben, HET = heterosexuelle Kontakte, IVD = Infolge von Drogenmissbrauch, PPI = Mutter-Kind-Infektionen, KA = unbekannt (Keine Angaben). Quelle: Robert Koch-Institut: SurvStat@RKI 2.0, https://survstat.rki.de, Abfragedatum: 3.11.2015.
den Zahlen beruhen auf Schätzungen des RKI von Ende
wird ein heterosexueller Übertragungsweg angegeben.
2014 (siehe auch Abb. 85). Im Vergleich mit den Vorjahren
Mit nur ca. 25 Neuinfektionen durch intravenösen Dro-
liegt Hessen mit 288 HIV-Neuinfektionen (die Meldungen
genkonsum im Jahr 2014 bestätigt sich ein langfristiger
erfolgen nicht namentlich direkt an das RKI) auf einem
Trend, wonach der Anteil der Infektionen in dieser Grup-
auch im europäischen Vergleich stabil niedrigem Niveau.
pe aufgrund der erfolgreichen Präventionsansätze in der
Die Zahl der neuen Aids-Erkrankungen (Aids-Inzidenz)
Drogenhilfe dauerhaft niedrig gehalten werden kann (u. a.
ist aufgrund der Therapiemöglichkeiten in Deutschland
durch Einrichtung von Konsumräumen und niedrigschwel-
seit Mitte der 1990er Jahre rückläufig. Sie stabilisiert sich
ligen Beratungsangeboten). Im Vergleich dazu war in den
nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts Berlin (RKI)
vergangenen Jahren in Ländern mit einer stark repressi-
auf niedrigem Niveau und liegt in Hessen derzeit bei rund
ven Drogenpolitik (Russland, Ukraine) eine dramatische
100 Fällen pro Jahr. Deutschlandweit wurden für 2013
Zunahme von Neuinfektionen durch intravenösen Dro-
800 Aids-Neuerkrankungen erwartet.
64
genkonsum zu verzeichnen.
Die weit überwiegende Zahl der Neuinfektionen betrifft
Eine Mutter-Kind-Transmission des HI-Virus stellt in
die Gruppe der MSM (Männer, die Sex mit Männern ha-
Deutschland heute eine seltene Ausnahme dar. Wird eine
ben, ca. 240 Neuinfektionen) (Abb. 86). In ca. 45 Fällen
Infektion in der Schwangerschaft rechtzeitig festgestellt,
180
Gesundheitsbericht Hessen
kann durch den Einsatz der antiretrovirale Therapie (ART) bei Mutter und Kind inzwischen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine Übertragung des HI-Virus verhindert werden (Abb. 86, S. 179). Prävention durch Infektionsprophylaxe Die Erfolge der HIV/Aids-Prävention in Deutschland werden in der Forschung auf das Zusammenwirken von medizinischer Behandlung und verhältnis- und verhaltens präventiven Ansätzen zurückgeführt. Da eine Eradikation des Virus bislang noch nicht gelungen ist, kommt der Infektionsprophylaxe eine besondere Bedeutung in der Bekämpfung der Erkrankung zu. Ein hoher Anteil der HIV-Infektionen (nach Schätzungen des RKI zwischen 30 % und 50 %) wird noch immer erst in einem späten Stadium der Infektion erkannt (Auftreten erster Aids-definierender Symptome), in dem die Behandlungsmöglichkeiten in aller Regel bereits eingeschränkt sind. Diesem Sachverhalt kann durch ein verstärktes Angebot von HIV-Antikörpertests entgegengewirkt werden, insbesondere in jenen Bevölkerungsgruppen, in denen eine erhöhte HIV-Häufigkeit vorliegt. Zum anderen muss eine Sensibilität bei nicht auf HIV spezialisierte Ärztinnen und Ärzten für HIV-Indikatorerkrankungen vorhanden sein. Präventionskampagnen durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Mit ihren Präventionskampagnen ist es der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in den vergangenen Jahren gelungen, das Bewusstsein für die
HESSEN IST GEIL! Die schwule Kampagne der neun hessischen Aidshilfen wird seit dem Jahr 2014 aus Mitteln des Landes Hessen gefördert. Koordiniert durch den Landesverband der hessischen Aidshilfen stärkt die Kampagne landesweit den Arbeitsbereich der HIV- und STI (sexuell übertragbare Infektionen)-Prävention (Sexuell übertragbare Infektionen) für die Zielgruppe MSM (schwule und andere Männer, die Sex mit Männern haben). Diese weist in Deutschland weiterhin die höchste HIV-Prävalenz auf (mehr als zwei Drittel der Neuinfektionen finden in dieser Gruppe statt). HESSEN IST GEIL! verbindet die Vermittlung von Präventionsbotschaften mit dem Anliegen, insbesondere in strukturschwachen Regionen die Lebenswelten schwuler Männer zu stärken und einen Beitrag zur Akzeptanzförderung zu leisten. Regionalkoordinatoren stärken die Vernetzung der Kampagne, werben um Freiwillige und unterstützen die Präventionsarbeit vor Ort. Zur Informationsvermittlung setzt die Kampagne einen Schwerpunkt im Bereich Internet und Social Media und in der personalkommunikativen Prävention bei Aktionen in der schwulen Szene. www.hessen-ist-geil.de www.aids-hilfe-hessen.de
Möglichkeiten des Schutzes vor Aids und anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung zu wecken. Im Vordergrund stand hierbei die Bewerbung der Kondomnutzung. Zielgruppenspezifische Prävention durch die Aidshilfe Diese Strategie wird ergänzt durch die zielgruppenspezifische Prävention, die primär von den Aidshilfen als freie Träger unter dem Dach der Deutschen AIDS-Hilfe e. V. (DAH) realisiert wird. In Hessen halten neun Aidshilfen in Kassel, Marburg, Gießen, Fulda, Hanau, Offenbach, Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt entsprechende Angebote vor. Die zielgruppenspezifische Prävention wendet sich an jene Gruppen, die in besonderer Weise von HIV/Aids betroffen sind (s. o.). Beide Ansätze verbindet, dass sie darauf abzielen, die Diskriminierung und Stigmatisierung von Betroffenen abzubauen, um auf diese Weise den Zugang zu Informationen zu erleichtern und zu einem selbstbewussten Umgang mit Infektionsrisiken beizutragen.
Die Präventionsforschung belegt, dass seit Beginn der 90er Jahre ein gleichbleibend hoher Anteil (ca. 70 %) von schwulen und anderen Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), keine Risikokontakte eingeht. Dieser Befund steht der häufig geäußerten Vermutung entgegen, wonach eine zunehmende Sorglosigkeit zu einem Anstieg der Neuinfektionen in dieser Gruppe führt. Tatsächlich ist davon auszugehen, dass die hohe Häufigkeit der HIV-Infektion in dieser Bevölkerungsgruppe (ca. 6 % gegenüber einem Anteil von nur etwa 0,02 % in der heterosexuellen Bevölkerung) maßgeblich für diese Entwicklung ist. Würde sich das Schutzverhalten der MSM dem signifikant niedrigeren Niveau der heterosexuellen Bevölkerung angleichen, wäre mit einer ungleich ungünstigeren Entwicklung zu rechnen (nach Angaben der BZgA benutzten im Jahr 2008 58 % der Alleinlebenden unter 45-jährigen Heterosexuellen immer oder häufig Kondome, dieser Wert stellt einen Höchststand dar).
7 Krankheiten und Todesursachen
181
Abb. 87: Regionale Zuständigkeiten für Aids-Hilfe-Einrichtungen in Hessen Aids-Hilfe Kassel
Stadt Kassel LK Kassel Schwalm-Eder-Kreis Werra-Meißner-Kreis
Aids-Hilfe Marburg
Stadt/LK Marburg-Biedenkopf LK Waldeck-Frankenberg Schwalm-Eder-Kreis
Aids-Hilfe Fulda
Stadt/LK Fulda Vogelsbergkreis LK Hersfeld-Rotenburg
Aids-Hilfe Gießen
Stadt Gießen LK Gießen Wetteraukreis Lahn-Dill-Kreis LK Limburg-Weilburg
Aids-Hilfe Hanau
Main-Kinzig-Kreis
Aids-Hilfe Frankfurt
Stadt Frankfurt Hochtaunus-Kreis Main-Taunus-Kreis
Aids-Hilfe Offenbach
Stadt Offenbach LL Offenbach
Aids-Hilfe Wiesbaden
Stadt Wiesbaden Rheingau-Taunus-Kreis
Aids-Hilfe Darmstadt
Stadt Darmstadt LK Darmstadt-Dieburg LK Groß-Gerau LK Bergstraße Odenwaldkreis
Legende: Landkreise mit anerkannten Betreuungsplätzen für Menschen mit HIV/Aids sind fett gedruckt. Quelle: Aidshilfe Hessen 2012. Darstellung: REBMANN RESEARCH..
Therapie
bare Erkrankung dar, die die lebenslange Einnahme von
Im Unterschied zu anderen Weltregionen, in denen der
Medikamenten zur Folge hat.
an Aids erkrankte Bevölkerungsanteil aufgrund einer niedrigen Behandlungsrate sehr hoch liegt (mit z. T. dra-
Versorgung
matischen Auswirkungen im Hinblick auf die Lebenser-
In Hessen haben sich im medizinischen Bereich in Frank-
wartung der Bevölkerung und auf die volkswirtschaftliche
furt und Gießen Versorgungsschwerpunkte herausge-
Situation der betroffenen Länder, besonders betroffen ist
bildet (Unikliniken und HIV-Schwerpunktpraxen), in der
die Region Subsahara-Afrika), ist die Situation in Deutsch-
psychosozialen Versorgung kommt den Aidshilfen eine
land wesentlich durch die guten medizinischen Behand-
besondere Bedeutung zu. Im Bereich der pflegerischen
lungsmöglichkeiten geprägt. Die hierzulande für alle
Versorgung, der Nachsorge stationärer Aufenthalte und
Krankenversicherten zugänglichen antiretroviralen Kom-
im psychotherapeutischen Bereich existieren wie auch in
binationstherapien (ART) unterdrücken die Vermehrung
anderen Bundesländern Defizite. Alle Versorgungsberei-
des HI-Virus und damit den Ausbruch von Aids auf lange
che sind mit der Tatsache konfrontiert, dass sich mit der
Zeit, wodurch sich die Lebenserwartung der Infizierten bei
gestiegenen Lebenserwartung der HIV-Infizierten auch
rechtzeitigem Therapiebeginn zunehmend derjenigen
das Krankheitsbild verändert (Zunahme der Multimorbi-
der Normalbevölkerung annähert. Da das Virus aber auch
dität infolge von Langzeitinfektion und Langzeitnebenwir-
durch die ART nicht vollständig aus dem Körper entfernt
kungen der ART, Auftreten von klassischen Alterserkran-
werden kann, stellt die HIV-Infektion weiterhin eine unheil-
kungen).
182
Gesundheitsbericht Hessen
7.1.8 Weitere meldepflichtige Infektionskrankheiten
halten wurde für 2004 bis 2006 geschätzt, dass pro Jahr
Die Meldepflicht nach dem Infektionsschutzgesetz
in Hessen ca. 3 Millionen Einwohner an einer akuten Ma-
Mit dem im Jahr 2001 in Kraft getretenen Infektions-
gen-Darm-Infektion erkrankten. Im gleichen Zeitraum er-
schutzgesetz (IfSG) wurde das System der meldepflichti-
folgten jährlich jedoch nur etwa 12.000 Meldungen von
gen Erkrankungen in Deutschland auf eine neue Basis ge-
entsprechenden Erkrankungen.
stellt. Ziel des IfSG ist es, übertragbaren Krankheiten beim Menschen vorzubeugen, Infektionen frühzeitig zu erken-
Im Folgenden wird auf die häufigsten gemeldeten bakte-
nen und ihre Weiterverbreitung zu verhindern. Die im IfSG
riellen Darminfektionen (Campylobacteriosen und Salmo-
geregelte Meldepflicht ist das wichtigste Instrument der
nellosen) und die häufigste virale Darminfektion (Norovi-
Surveillance (= Überwachung/Beobachtung) von Infekti-
rus-Gastroenteritis) detaillierter eingegangen.
onskrankheiten. Sie ermöglicht den Gesundheitsämtern, auch kurzfristig Maßnahmen zur Verhinderung der Wei-
Norovirus-Gastroenteritis
terverbreitung von Infektionen zu ergreifen. Gleichzeitig
Noroviren verursachen akut beginnende Gastroenteri-
dienen die anonymisierten Daten der Beschreibung der
tiden, die durch schwallartiges heftiges Erbrechen und
Epidemiologie dieser Erkrankungen in Deutschland.
starke Durchfälle (Diarrhoe) gekennzeichnet sind und zu einem erheblichen Flüssigkeitsdefizit führen können. Die
Es sind sowohl bestimmte Krankheitsbilder bei Verdacht,
im Jahr 2009 geänderten Übermittlungskriterien für Noro-
Erkrankung oder Tod (nach § 6 IfSG, im Wesentlichen durch
virus-Erkrankungen sehen vor, nur noch labordiagnostisch
Ärztinnen und Ärzte), als auch die labordiagnostischen
bestätigte Erkrankungen als Einzelfälle zu übermitteln.
Nachweise von Erregern (nach § 7 IfSG, durch Labore)
Um eine Vergleichbarkeit über die Jahre zu ermöglichen,
zu melden. Auch Ausbrüche können meldepflichtig sein,
wurden in der Meldezahlentabelle auch für die Jahre 2005
z. B. akute Magen-Darm-Erkrankungen, wenn mindestens
bis 2014 nur labordiagnostisch bestätigte Erkrankungen
zwei Personen betroffen sind, bei denen ein epidemischer
dargestellt (Tab. 14).
Zusammenhang vermutet wird, oder das gehäufte Auftreten nosokomialer Infektionen in Krankenhäusern oder
Noroviren sind eine häufige Ursache von Ausbrüchen in
Pflegeheimen. Das Gesetz regelt, welche Angaben von
Altenheimen, Krankenhäusern und Gemeinschaftseinrich-
den Meldepflichtigen mit der Meldung gemacht werden
tungen. Viele der erfassten Ausbrüche wurden nicht als
müssen. Es legt auch fest, welche Angaben vom Gesund-
solche gemeldet, sondern nur aufgrund von Ermittlungen
heitsamt weiterübermittelt werden dürfen. Insbesondere
der Gesundheitsämter nach Labormeldungen einzelner
bei Verdachtsmeldungen oder bei der Meldung von Erre-
Noroviren-Nachweise bekannt.66, 67
gernachweisen liegen dem Gesundheitsamt nicht immer alle übermittlungspflichtigen Angaben bereits durch die
Campylobacter-Enteritis
Meldung vor, daher muss es selbst Ermittlungen durch-
Bakterien der Gattung Campylobacter verursachen eine
führen. Die Gesundheitsämter haben auch die Aufgabe,
Darminfektion, die typischerweise mit Bauchschmerzen
die eingehenden Meldungen von Ärztinnen und Ärzten
und wässrigem, gelegentlich blutigem Durchfall einher-
und Laboren zusammenzuführen und wenn sie die Krite-
geht. Die wichtigsten humanpathogenen Spezies sind
rien für eine der Falldefinitionen des Robert Koch-Instituts
C. jejuni und C. coli. Die Campylobacteriose ist seit 2008
(RKI) erfüllen, an die zuständige Landesstelle weiterzu-
nach den Norovirus-Infektionen die zweithäufigste Durch-
übermitteln.
fallerkrankung und damit häufiger als die Salmonellose (Abb. 88, S. 184). Von 2005 bis 2014 wurden 39.216 Cam-
Akute Magen-Darm-Infektionen
pylobacteriosen entsprechend der Referenzdefinition des
Zahlenmäßig stellen akute Magen-Darm-Infektionen den
RKI erfasst. Die Altersverteilung ist wie folgt:
größten Anteil der meldepflichtigen Krankheiten. So waren
■■
4,4 % der Meldungen betrafen Kinder von 0 bis 4 Jahren,
im Jahr 2010 Darminfektionen für 73,8 % (11.890/16.120)
■■
7,1 % Kinder von 5 bis 14 Jahren,
der gemeldeten Erkrankungen verantwortlich. Dennoch
■■
74,9 % Personen von 15 bis 64 Jahren und
stellen die gemeldeten akuten Magen-Darm-Infektionen
■■
13,6 % Personen von ≥ 65 Jahren.
nur einen kleinen, nicht repräsentativen Teil aller akuten Magen-Darm-Infektionen dar.65 Anhand eines Telefon-
In Hessen haben Kinder, die im ländlichen Raum leben, ein
surveys in 4.451 zufällig ausgewählten hessischen Haus-
höheres Risiko, an einer Campylobacteriose zu erkranken,
7 Krankheiten und Todesursachen
183
Tab. 14: Labordiagnostisch bestätigte Erkrankungen für impfpräventable Erkrankungen Weitere (teilweise) impfprävalente Erkrankungen Diphterie FSME Gelbfieber Haemophilus influenzae
2005
2006
2007
2008
2009
2010
0
0
0
0
0
28
51
13
12
0
0
0
0
2011
2012
2013
2014
0
0
0
0
1
16
9
16
13
22
18
0
0
0
0
0
0
2
7
5
10
11
17
17
22
27
42
Influenza
232
76
567
461
9.168
140
1.345
248
2.361
286
Masern
259
64
13
38
19
28
122
18
15
20
33
25
25
25
24
23
25
18
23
14
Meningokokken Poliomyelitis
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
Tetanus
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
Clostridium difficile
0
0
8
52
21
25
42
59
124
100
MRSA
0
0
0
0
39
302
266
272
257
178
4MRGN
–
–
–
–
–
–
–
166
247
570
Nosokomiale Infektionen
Sonstige Infektionskrankheiten Adenovirus
2
6
4
2
1
7
82
43
39
17
Botulismus
0
0
0
0
0
0
1
0
0
0
Brucellose
2
4
0
3
0
1
2
1
3
4
CJK
9
10
8
12
2
3
9
10
5
4
Denguefieber
11
14
25
24
17
40
30
66
90
44
Hantavirus
33
4
27
12
4
174
13
122
5
8
Legionellose
37
42
47
40
45
56
66
48
65
64
Leptospirose
2
1
8
3
3
2
1
6
4
11
Listeriose
31
34
31
22
17
33
27
17
25
50
Ornithose
1
1
0
0
2
1
0
1
1
0
Pest
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
13
12
35
78
19
40
106
70
10
22
Trichinellose
Q-Fieber
0
2
1
0
0
1
0
1
0
0
Tuberkulose
573
466
466
412
396
409
424
401
433
509
10
0
0
0
0
0
0
1
1
2
Tularämie
Quelle: Hessisches Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen.
als Kinder, die in Städten leben.68 Campylobacteriose-
Hackfleisch, Rohwurstsorten) übertragen.70 Von 2005 bis
Ausbrüche sind vergleichsweise selten. Die im Meldesys-
2014 wurden in Hessen 23.071 Salmonellosen erfasst.
tem erfassten Ausbrüche können überwiegend bekann-
Die Epidemiologie der Salmonellose ist seit Jahren durch
ten Risikofaktoren zugeordnet werden. Hierzu gehören
eine deutliche Abnahme der Fallzahlen geprägt (Abb. 88,
der Verzehr von Rohmilch und Geflügelfleisch und die
S. 184). Dieser Trend wurde bislang vor allem durch ab-
Teilnahme an Auslandsreisen.
69
nehmende Zahlen übermittelter S. Enteritidis-Infektionen getragen.
Salmonellose Salmonellen kommen im Magen-Darm-Trakt von Menschen und Tieren vor. Die Salmonellose ist die klassische Lebensmittelinfektion. S. Enteritidis wird vor allem über nicht ausreichend erhitzte Eier bzw. eihaltige Speisen und Zubereitungen übertragen, insbesondere wenn diese Rohei enthalten. Des Weiteren werden Salmonellen häufig über rohes Fleisch bzw. nicht oder nicht ausreichend erhitzte Fleischerzeugnisse (z. B. Schlachtgeflügel,
184
Gesundheitsbericht Hessen
Abb. 88: Anzahl der Campylobacteriose- und Salmonellose-Meldungen zwischen 2005 und 2014 Gemeldete Fälle in Hessen 800
700
600
500
400
300
200
100
0 2005
2006
2007 S. Enteritidis
2008
2009
S. Typhimurium
2010 Andere
2011
2012
2013
nicht differenziert
2014 Campylobacter
Legende: Meldungen nach Meldemonat und Jahr, Salmonellose-Meldungen nach Serovaren, Hessen, 2005–2014. Quelle: Hessische Meldedaten nach IfSG.
Durch Impfungen verhinderbare Erkrankungen
Influenza ist nach dem Infektionsschutzgesetz melde-
Meldedaten nach IfSG sind auch eine wichtige Informati-
pflichtig. Übermittelt werden alle labordiagnostisch nach-
onsquelle, um den Erfolg von Impfprogrammen zu beur-
gewiesenen Fälle sowie Erkrankungen mit epidemischem
teilen. Nicht alle impfpräventablen Erkrankungen, für die
Zusammenhang. In Hessen wurden 2005 bis 2014 insge-
es eine allgemeine Impfempfehlung gibt, sind jedoch nach
samt 14.884 Fälle gemeldet, wobei die Meldezahlen in der
§ 6,7 IfSG meldepflichtig. (Die nach § 6,7 IfSG gemelde-
jeweiligen Grippesaison (40. KW bis 15. KW des Folgejah-
ten Erkrankungen sind im Anhang dargestellt.) Hierbei ist
res) sehr unterschiedlich sind (von 72 Fällen 2005/06 bis
zu beachten, dass vorhandene Impfstoffe teilweise nicht
7.416 Fälle 2009/10). Da die Meldezahlen sehr von Abrech-
alle Erreger(gruppen) einer impfpräventablen Erkrankung
nungsmöglichkeiten, Studien mit Labornachweisen, dem
abdecken (z. B. Meningokokken-Erkrankung, Haemophile
Meldeverhalten und anderen Faktoren abhängig sind, ist
Influenza-Infektion [Erreger von Hirnhautentzündung]). Im
ein Vergleich der Meldezahlen über die Jahre schwierig
Folgenden wird detaillierter auf einige impfpräventable
und spiegelt nicht die Intensität der Viruszirkulation wider.
Erkrankungen eingegangen. Dem Risiko eines pandemischen Auftretens der Influenza Influenza
durch die Ausbreitung „neuer“ Subtypen in der menschli-
Influenza äußert sich überwiegend als akute Infektion der
chen Population wird mit der Meldepflicht Rechnung ge-
Atemwege mit verschiedenen Ausprägungen (von leich-
tragen. Während der zurückliegenden Pandemie (Schwei-
tem Schnupfen bis zu einer schweren Lungenembolie).
negrippe 2009) trugen die Meldezahlen maßgeblich zur
Zu Komplikationen und schweren Verläufen kann es ins-
Einschätzung der Lage bei, auch nachdem nicht mehr alle
besondere bei älteren Menschen oder Personen mit be-
Verdachtsfälle labordiagnostisch untersucht wurden und
stimmten gesundheitlichen Vorschädigungen kommen.
der Anteil nicht erfasster Infektionen die erfassten Fälle
Influenza hat eine hohe epidemische Potenz und führt
weit überstieg. Neben der Meldepflicht nach Infektions-
bei epidemischem Auftreten häufig zu einer deutlichen
schutzgesetz gab es in Hessen auch eine zeitnahe Erfas-
„Übersterblichkeit“ bei älteren Menschen und Personen
sung der Todesfälle und zeitweilig eine Schul-Surveillance
mit gesundheitlichen Risiken.71, 72
sowie eine Krankenhaus-Surveillance.73,74 Darüber hinaus
7 Krankheiten und Todesursachen
185
Abb. 89: Masern-Meldefälle in Hessen von 2001 bis 2015 Gemeldete Fälle in Hessen 80
70
60
50
40
30
20
10
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Legende: Fälle insgesamt: n=940. Quelle: Hessisches Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen.
wurden die während der Impfkampagne durchgeführten 75
nierung des Virus möglich und in einigen Regionen (z. B.
Impfungen registriert. Die Auswertung der Daten ergab
WHO-Region Amerika) bereits erreicht.79 Die Bundeslän-
sehr frühzeitig Hinweise auf eine gute Schutzwirkung des
der haben sich 2002 auf der 75. Gesundheitsministerkon-
Pandemie-Impfstoffes. Im Nachgang erfolgte eine Um-
ferenz (GMK) zu dem WHO-Ziel der Masern- und Röteln
frage bei den an der Impfaktion beteiligten Praxen.76,77
elimination 2015 bekannt.80 Die von der WHO definierten
Die Auswertung und Evaluation dieser Daten macht das
Kriterien sollten spätestens bis 2015 erfüllt sein.81,82
zeitkritische Moment einer Impfaktion und den möglichen Einfluss einer Priorisierung der zu Impfenden deutlich.
Seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001 wurden in Hessen pro Jahr zwischen 13 und 296 Fälle registriert
Masern
(Abb. 89). Entsprechend den WHO-Kriterien ist das Ziel
Die Masern gehören zu den ansteckendsten Infektions-
der Masernelimination erreicht, wenn maximal ein Fall pro
krankheiten des Menschen. Die meldepflichtige Erkran-
Million Bevölkerung auftritt. Masernfälle, die Infektketten
kung beginnt mit Fieber, Schnupfen und einer Bindehaut
zugeordnet werden können, die von einem importierten
entzündung und führt nachfolgend zu dem typischen
Fall ausgehen, werden nicht gezählt. Diese Zuordnung
Hautausschlag. Bei etwa 10 % bis 20 % der Erkrankten
von Masern-Erkrankten zu Infektketten gelingt in Hes-
kommt es zu Komplikationen, meist bakterielle Lungen-
sen noch zu selten.83 Auch in Hessen kann man anhand
oder Mittelohrentzündungen. Darüber hinaus treten auch
des Jahresdurchschnittsalters der an Masern Erkrankten
schwere Komplikationen auf, etwa bei einem von 1.000
eine Verschiebung in höhere Altersgruppen erkennen.
Fällen eine Gehirnentzündung (Enzephalitis), die zu dau-
Dies liegt unter anderem daran, dass die Durchimpfung
erhaften Schädigungen führen kann oder die sehr selte-
der Kinder gegen Masern deutlich besser geworden ist.
ne subakute Sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), eine
Um das Ziel der Masernelimination zu erreichen, müssen
immer tödlich verlaufende Spätfolge einer Masernerkran-
mindestens 95 % der Bevölkerung zwei Masernimpfun-
kung, die v. a. bei Kindern auftritt, die im ersten Lebens-
gen erhalten haben. Ergebnisse der Einschulungsun-
jahr erkrankten.78 Eine Impfung mit dem sicheren und sehr
tersuchungen zeigen, dass dieses Ziel fast erreicht wird
wirksamen Impfstoff gegen Masern wird seit vielen Jahren
(Tab. 15, S. 186). Deutliche Impflücken liegen weiterhin
empfohlen. Da das Virus ausschließlich beim Menschen
vor bei Kleinkindern, durch nicht fristgerechte Impfungen
vorkommt, ist mit ausreichenden Impfquoten eine Elimi-
und in höheren Altersgruppen.
186
Gesundheitsbericht Hessen
Tab. 15: Alter der Erkrankten und Impfquoten für Masern 2004 Durchschnittsalter in Jahren
11
2005 12
2006 13
2007
2008 8
18
2009
2010
2011
25
22
2012
15
2013
22
2014
24
32
Impfquote Masern zwei Impfungen oder mehr
64,8
74,1
81,2
87,2
89,2
91,3
92,6
92,6
93,4
93,7
93,8*
Impfquote Masern eine Impfung oder mehr
94,5
95,1
94,8
96,3
96,2
96,7
97
96,7
97,2
97,2
97,2*
Legende: Durchschnittsalter der in dem jeweiligen Jahr gemeldeten Masern-Fälle und Impfquote der Masernimpfungen bei der Schuleingangsuntersuchung in %. [*vorläufig]
Abb. 90: Seit 2002 übermittelte FSME-Erkrankungen mit einem Infektionsort in einem Nichtrisikogebiet, Hessen, 2002 bis 2014
Risikogebiete 2015 Kein Risikogebiet Risikogebiet
Legende: Dargestellt sind nur Fälle aus Nichtrisikogebieten (hell). Ein Punkt entspricht einer Erkrankung. Die Verteilung innerhalb des Kreises ist zufällig und entspricht nicht dem Wohnort der Fälle innerhalb der Kreise. Ein Erkrankungsfall aus dem Schwalm-Eder-Kreis hat als weiteren möglichen Infektionsort SK Frankfurt am Main. Quelle: Hessische Melde daten nach IfSG, Darstellung: REBMANN RESEARCH, Karte erstellt mit ATLAS MEDICUS®.
7 Krankheiten und Todesursachen
FSME Die Frühsommer-Meningoenzephalitis wird durch das FSME-Virus verursacht, das durch Zecken auf den Menschen übertragen wird. Verfügbare Totimpfstoffe bieten gegen
187
Abb. 91: Anzahl der 4MRGN-Meldungen für die häufigsten Erreger, nach Monat und Jahr, Hessen, 2012 bis 2014 50
FSME einen effektiven Schutz. Diese FSME-Impfung wird für Personen empfohlen, die in definierten Risikogebieten
45
zeckenexponiert sind. Daher dient die Meldepflicht für die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) nicht nur der
40
Überwachung des Auftretens der Infektionskrankheit und des Erfolges der Präventionsmaßnahmen, sondern auch der
35
Festlegung von räumlich begrenzten Impfempfehlungen. 30
Die Risikogebiete werden vom Robert Koch-Institut definiert. Ein Kreis wird als Risikogebiet betrachtet, wenn in
25
der Region statistisch signifikant der festgelegte Grenz wert von 1 FSME-Erkrankung/100.000 Einwohner in einem
20
FünfJahresintervall von 2001 bis 2014 überschritten wird.84 15
Grundlage für die Einstufung als Risikogebiet ist hierbei der von den Gesundheitsämtern ermittelte Infektionsort
10
und nicht der Wohnort. Im Zeitraum 1. Januar 2002 bis zum 31. Dezember 2014 wurden insgesamt 258 Fälle über-
5
mittelt (siehe auch Kap. 2.3 Impfungen bei Kindern und Jugendlichen). FSME-Erkrankungen können auch außerhalb der beschriebenen Risikogebiete erworben werden (Abb. 90). Carbapenem-resistente gramnegative Erreger (CRGN) Carbapeneme sind wichtige Antibiotika für die Behandlung multiresistenter gramnegativer Erreger. Eine Carba-
0 2012
2013
2014
Acinetobacter baumannii complex
Escherichia coli
Citrobacter spp.
K. pneumoniae
Enterobacter spp.
Pseudomonas aeruginosa
Quelle: Hessisches Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen.
penem-Resistenz kann unterschiedliche Ursachen haben. Die derzeit bedeutendste Entwicklung ist dabei die
Carbapenem-resistente gramnegative Erreger (CRGN)
weltweite Ausbreitung bestimmter Carbapenemasen.
sind nach Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht meldepflich-
Die Gene für Carbapenemasen liegen fast immer auf
tig. Das IfSG ermächtigt jedoch die Länder, die Melde-
Plasmiden, die zwischen Bakterien ausgetauscht werden
pflichten nach § 6 oder § 7 durch eine Rechtsverordnung
können. Sie wurden insbesondere in Enterobakterien,
zu erweitern. In Hessen wurde mit einer Verordnung über
Pseudomonas aeruginosa und Acinetobacter baumannii
die Ausdehnung der Meldepflicht vom 29. November
beschrieben. Carbapenemasen sind bakterielle Enzyme,
2011 festgelegt, dass zusätzlich zu den in § 7 IfSG aufge-
die zu den Betalaktamasen gehören und in der Lage sind,
führten Krankheitserregern der Nachweis gramnegati-
Carbapeneme und andere Betalaktame zu hydrolisieren.
ver Erreger mit erworbener Carbapenem-Resistenz, wie
Ihre weltweite Ausbreitung wird als Bedrohung für die Ge-
beispielsweise Enterobacteriaceae, Pseudomonas ae-
sundheitsversorgung bezeichnet.
ruginosa oder Acinetobacter baumannii, namentlich zu melden ist.87,88 Meldepflichtig sind Erregernachweise, die
Im Jahr 2011 veröffentlichte das ECDC (European Centre
der 4MRGN-Klassifizierung der KRINKO (Kommission für
for Disease Prevention and Control) zwei Berichte zur Aus-
Krankenhaushygiene und Infektionsprävention) entspre-
breitung Carbapenemase-produzierender Enterobacteri-
chen, d. h. resistent gegenüber den vier bakterizid wirken-
aceae (CPE), in denen die Einführung einer Meldepflicht
den Hauptantibotikagruppen Penicilline, Cephalosporine,
an den Öffentlichen Gesundheitsdienst für CPE empfoh-
Carbapeneme und Fluorchinolone sind. Durch die Ein-
len wurde.85,86
führung der Meldepflicht in Hessen sollte ein Beitrag zur
188
Vermeidung von Übertragungen innerhalb und zwischen Einrichtungen des Gesundheitswesens geleistet werden, Ausbrüche und Quellen/Orte von Übertragungen identifiziert und die Epidemiologie besser beschrieben werden. Vom 1. Januar 2012 bis zum 31. Dezember 2014 wurden 983 Meldungen übermittelt, die den neuen Meldekriterien entsprechen, von denen 74 (7,5 %) aus dem ambulanten Sektor erfolgten. Von den Meldungen insgesamt waren 23 % (225) Klebsiella pneumoniae, 21 % (208) Acinetobacter baumannii complex, 15 % (144) Escherichia coli, 13 %
Gesundheitsbericht Hessen
Bei der Interpretation der Daten muss bedacht werden, dass die ärztliche Todesursachenfeststellung davon abhängt, ob der Ärztin oder dem Arzt alle Krankheiten der Patientin oder des Patienten bekannt sind. Vor diesem Hintergrund können Folgeerkrankungen als Todesursache diagnostiziert werden, obwohl chronische Krankheitsverläufe der Patientin oder des Patienten die eigentliche Todesursache bzw. das Grundleiden darstellen. Insbesondere bei multimorbiden Patientinnen oder Patienten, bei denen sich mehrere Krankheitsbilder wechselseitig beeinflussen, werden die Diagnosen nur eingeschränkt erfasst.
(125) Citrobacter spp., 12 % (122) Enterobacter spp. und 7 % (68) Pseudomonas aeruginosa. Der zeitliche Verlauf der Meldungen für die häufigsten Erreger ist in Abb. 91,
7.2.1 Mortalitätsstruktur:
S. 187 dargestellt.
Die häufigsten Todesursachen im Jahr 2013 Die mit Abstand häufigsten Todesursachen in Hessen –
Knapp ein Viertel der Meldungen (231/983) erfolgten im
wie auch in Deutschland – sind Krankheiten des Kreis-
Rahmen eines Ausbruchs89 in Südhessen90, insbesondere
laufsystems und Neubildungen (Krebserkrankungen). Im
von Citrobacter freundii, Klebsiella oxytoca und Escheri-
Jahr 2013 waren rund zwei Drittel der knapp 64.000 To-
chia coli. In 461 (47 %) der Isolaten erfolgte der Nachweis
desfälle in Hessen auf diese Ursachen zurückzuführen.
einer Carbapenemase. Wie Abb. 92 zeigt, stellten Krankheiten des KreislaufsysDiese Daten zeigen eine weite Verbreitung Carbapene-
tems bei Frauen einen größeren Anteil an Todesursachen
mase-produzierender gramnegativer Erreger in Hessen
dar (42 %) als bei Männern (36 %). Von Krebserkrankungen
mit regionalen Schwerpunkten.91 Die Meldepflicht lieferte
als Todesursache waren hingegen anteilig mehr Männer
erste Hinweise auf einige Ausbrüche und führte zur Initi-
(28 %) als Frauen (23 %) betroffen. Als dritthäufigste To-
ierung molekularbiologischer Untersuchungen und Maß-
desursache sowohl bei den Männern (8 %) als auch bei
nahmen des Infektionsschutzes.
den Frauen (7 %) folgen mit Abstand Krankheiten des Atmungssystems. An vierter Stelle standen im Jahr 2013 bei Männern und Frauen unterschied liche Todesursachen.
7.2 Häufigste Todesursachen
Während knapp 5 % der Männer an Verletzungen, Vergiftungen und bestimmten anderen F olgen äußerer Ursa-
Die folgenden Auswertungen basieren auf der Todesursachenstatistik, in der relevante Angaben eines Verstorbenen, wie Alter, Geschlecht und Wohnsitz sowie die nach der Systematik der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) verschlüsselte Todesursache, erfasst werden. Ausgangspunkt zur Erfassung der Daten ist die Sterbefallanzeige, die vom zuständigen Standesamt im Todesfall ausgefüllt wird, und die Todesbescheinigung, auf der die zum Tode führenden Krankheiten von einer Ärztin oder einem Arzt verzeichnet werden. Von den genannten todesursächlichen Krankheiten geht allerdings nur eine Krankheit, nämlich das in der ICD-Systematik kodierte Grundleiden, in die Statistik ein. Bei der Todesursachenstatistik handelt es sich um eine Vollerhebung, in der alle Sterbefälle erfasst werden.
chen starben, führten bei den Frauen mit rund 6 % psychische Krankheiten und Verhaltensstörungen zum Tod. Als weitere Todesursachen sind – jeweils mit Anteilen unter 5 % – Krankheiten des Verdauungssystems, endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten sowie Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane zu nennen (vgl. auch Tab. 18, S. 192). Werden die Todesursachen im Jahr 2013 differenzierter auf Ebene der Einzeldiagnosen nach ICD-1092 betrachtet, dann ist bei beiden Geschlechtern die chronische ischämische Herzkrankheit die häufigste Todesursache. Daran starben in Hessen rund 9,5 % der Männer und gut 8,2 % der Frauen. Mit einem Anteil von 6,7 % die zweithäufigste Todesursache bei den Männern ist der akute
7 Krankheiten und Todesursachen
189
Abb. 92: Die häufigsten Todesursachen nach Krankheitsgruppen und Geschlecht in Hessen 2013 0%
10 %
20 %
30 %
40 %
50 %
Krankheiten des Kreislaufsystems Neubildungen Krankheiten des Atmungssystems Psychische und Verhaltensstörungen Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten Krankheiten des Verdauungssystems Verletzungen, Vergiftungen und weitere äußere Ursachen Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten Krankheiten des Urogenitalsystems Sonstige
weiblich
männlich
Quelle: Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn, Darstellung und Berechnung der HA Hessen Agentur GmbH.
Myokardinfarkt bzw. der Herzinfarkt zu nennen. Bei den Frauen war dies mit einem Anteil von 5,8 % die Herzinsuffizienz. An dritter Stelle der häufigsten Todesursachen
Tab. 16: Die zehn häufigsten Todesursachen (nach ICD-10) bei Männern und Frauen in Hessen, 2013 Einzeldiagnosen nach ICD-10
Männer
Frauen
standen bei den Männern mit einem Anteil von 6,5 % die
Chronische ischämische Herzkrankheit
9,5 %
8,2 %
bösartige Neubildung der Bronchien und der Lunge und
Akuter Myokardinfarkt
6,7 %
4,7 %
Todesursachen zusammengenommen, sind bei Männern
Bösartige Neubildung der Bronchien und der Lunge
6,5 %
3,4 %
und bei Frauen für mehr als 40 % aller Todesfälle verant-
Sonstige chronische obstruktive Lungenkrankheit
3,9 %
3,1 %
Herzinsuffizienz
3,3 %
5,8 %
Bösartige Neubildung der Prostata
3,2 %
–
bei den Frauen mit 4,9 % die Demenz. Die zehn häufigsten
wortlich (Tab. 16). In Hessen waren im Jahr 2013 nur noch 15 % aller gestor-
Bösartige Neubildung der Brustdrüse (Mamma)
benen Personen unter 65 Jahre alt. Im Jahr 2003 lag die-
Nicht näher bezeichneter Diabetes mellitus
ser Anteil noch bei knapp 18 %. Mit Blick auf die Todesur-
Hypertensive Herzkrankheit
sachen dieser Altersgruppe zeigen sich Verschiebungen
Nicht näher bezeichnete Demenz
–
3,9 %
2,4 %
2,6 %
–
4,2 %
2,3 %
4,9 %
in der Rangfolge. Am häufigsten waren Neubildungen für
Bösartige Neubildung des Kolons
2,1 %
–
den Tod verantwortlich. Jede zweite Frau und jeder drit-
Pneumonie, Erreger nicht näher bezeichnet
2,0 %
–
–
2,8 %
te Mann in Hessen unter 65 Jahren starb an einer Krebs erkrankung. Die zweithäufigste Todesursache in dieser Altersgruppe waren Krankheiten des Kreislaufsystems,
Vorhofflattern und Vorhofflimmern
Quelle: Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn. Darstellung und Berechnung der HA Hessen Agentur GmbH.
gefolgt von Verletzungen, Vergiftungen und bestimmten anderen Folgen äußerer Ursachen. Knapp 12 % der Män-
systems im hohen Alter häufiger auftreten, führt dies
ner unter 65 Jahren kamen durch Letztere ums Leben. Bei
u. a. zu den unterschiedlichen Häufigkeiten der Todes
den Frauen lag der Anteil dieser Todesursache dagegen
ursachen bei Männern und Frauen.
nur bei 7 % (Abb. 93, S. 190). Soll die Entwicklung der Sterblichkeit näher untersucht In Hessen lag das durchschnittliche Alter der im Jahr 2013
werden, muss eine Standardisierung über das Alter er-
gestorbenen Männer bei 75,1 Jahren. Frauen starben
folgen, ansonsten würden durch den unterschiedlich
durchschnittlich mit 81,4 Jahren, d. h. über sechs Jah-
starken Besatz der einzelnen Altersjahrgänge die Er-
re später als Männer. Da z. B. Krankheiten des Kreislauf
gebnisse verzerrt. Werden die Todesursachen 2003 und
190
Gesundheitsbericht Hessen
Abb. 93: Die häufigsten Todesursachen bei Personen unter 65 Jahren in Hessen 2013 0%
10 %
20 %
30 %
40 %
50 %
Neubildungen Krankheiten des Kreislaufsystems Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen Krankheiten des Verdauungssystems Krankheiten des Atmungssystems Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane Symptome und abnorme klinische (Befunde) und Laborbefunde Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten Psychische und Verhaltensstörungen Sonstige
weiblich
männlich
Quelle: Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn, Darstellung und Berechnung der HA Hessen Agentur GmbH.
Tab. 17: Sterbefälle je 100.000 Einwohner (altersstandardisiert) in den Jahren 2003 und 2013 nach europäischer Kurzliste der Todesursachenstatistik 2003 Krankheiten, Verletzungen und Vergiftungen
2013
Veränderung
644,3
547,4
-15,0 %
9,3
11,4
22,6 %
174,7
156
-10,7 %
Krankheiten des Blutes und der blutbildenden Organe sowie bestimmte Störungen mit Beteiligung des Immunsystems
2,9
2,8
-3,4 %
Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten
30
23,7
-21,0 %
Infektiöse und parasitäre Krankheiten Neubildungen
Psychische und Verhaltensstörungen
6,3
23,4
271,4 %
15,6
17,5
12,2 %
Krankheiten des Kreislaufsystems
265,8
190,3
-28,4 %
Krankheiten des Atmungssystems
37,7
37
-1,9 %
Krankheiten des Verdauungssystems
32,9
25,1
-23,7 %
Krankheiten der Haut und der Unterhaut
0,3
0,8
166,7 %
Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes
1,9
2,2
15,8 %
9,6
10,3
7,3 %
Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane
Krankheiten des Urogenitalsystems Komplikationen der Schwangerschaft, Geburt und des Wochenbetts
gesperrt, da keine sinnvolle Aussage möglich
Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben
2,8
3,1
10,7 %
Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien
3,3
2,9
-12,1 %
Symptome und abnorme klinische (Befunde) und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind
14,2
14
-1,4 %
Äußere Ursachen
36,8
26,7
-27,4 %
Legende: Art der Standardisierung: Alte Europastandardbevölkerung. Quelle: Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn, Darstellung und Berechnung der HA Hessen Agentur GmbH.
7 Krankheiten und Todesursachen
2013 verglichen, dann zeigt sich eine Abnahme der Gesamtsterblichkeit. Starben im Jahr 2003 in Hessen noch 644 Personen je 100.000 Einwohner an Krankheiten, Ver-
191
Abb. 94: Selbstmordrate – Suizide je 100.000 Einwohner nach Altersgruppen und Geschlecht, 2013 40
letzungen oder Vergiftungen, so waren dies im Jahr 2013 nur noch 547 Personen. Auch bei den „äußeren Ursachen“
35
als Todesursachen ist eine Abnahme der Sterblichkeit zu beobachten. Zu den äußeren Ursachen zählen Unfälle, Su-
30
izide oder tätliche Angriffe. 2003 kamen je 100.000 Einwohner 38,8 Personen durch äußere Ursachen zum Tode.
25
Im Jahr 2013 waren dies nur 26,7 Personen. Eine Betrachtung nach ausgewählten Todesursachen zeigt ebenfalls
20
einen Rückgang der Sterblichkeit bei Krankheiten des Kreislaufsystems (-28 %) und Neubildungen (-11 %). Die
15
Sterblichkeit aufgrund von Krankheiten des Atmungssystems ist hingegen nur leicht zurückgegangen (-2 %).
10
Besonders auffallend ist die starke Zunahme der Todesursache „psychische und Verhaltensstörungen“. Hinter
5
dieser Kategorie verbirgt sich mit einem Anteil von 84 % die Krankheit Demenz. Im Jahr 2013 sind 23,4 pro 100.000 Einwohner an psychischen oder Verhaltensstörungen gestorben; 2003 waren dies nur 6,3 (siehe Tab. 17). Diese starke Abweichung spiegelt einen statistischen Effekt wider, da die Demenz erst seit einiger Zeit als Grundleiden bzw. Todesursache anerkannt und von den Ärzten ent-
0 Unter 45 Jahre
46 Jahre bis unter 65 Jahre männlich
65 Jahre und älter
weiblich
Quelle: Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn, Darstellung und Berechnung der HA Hessen Agentur GmbH.
sprechend angegeben wird. 7.2.2 Verstorbene durch vorsätzliche
Im Alter unter 45 Jahren fällt die Selbstmordrate bei den
Selbstbeschädigung (Suizid)
Männern etwa dreimal höher aus als bei den Frauen. Im Jahr 2013 nahmen sich von 100.000 Männern unter 45 Jah-
Definition: „Selbstmord ist die absichtliche, auf unterschiedliche Weise (Erhängen, Erschießen, Vergiften, Aufschneiden der Pulsadern) herbeigeführte Selbsttötung eines Menschen, meist infolge einer problematischen Lebenssituation oder bei psychischen Erkrankungen, z. B. Depressionen oder Schizophrenie. Bei bestimmten Personengruppen besteht erhöhte Suizidgefahr; Männer begehen etwa doppelt so häufig Suizid wie Frauen; Drogen- und Alkoholabhängige, unheilbar Kranke und sozial isolierte Menschen sind ebenfalls mit einem erhöhten Suizidrisiko behaftet.“93 In Hessen nahmen sich im Jahr 2013 insgesamt 591 Männer und 218 Frauen das Leben. Im Vergleich zum Jahr 2003 nahm die Zahl der Todesfälle infolge von Suizid bei den Männern leicht zu, bei den Frauen hingegen ab. Im Jahr 2003 waren es 564 Männer und 235 Frauen, die einen Freitod starben. Die Selbstmordrate bei Frauen und Männern hat sich im Zehnjahreszeitraum von 2003 bis 2013 nicht nennenswert verändert.
ren 11,0 Männer das Leben. Der Vergleichswert bei den Frauen lag bei 3,3. Auch im Alter von 45 bis 65 Jahren beträgt die Sterblichkeit infolge von Suizid bei Männern ein Vielfaches der Rate der Frauen. Bezogen auf 100.000 Männer starben 23,9 Männer durch Selbstmord; bei den Frauen liegt der Wert bei 9,2. Im Alter von 65 Jahren und älter ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen die höchste Selbstmordrate festzustellen. Im Jahr 2013 starben in dieser Altersgruppe – bezogen auf 100.000 Personen – mehr als dreimal so viele Männer wie Frauen aufgrund eines Suizids nämlich 39,6 Männer und 12,8 Frauen (Abb. 94).
192
Gesundheitsbericht Hessen
Tab. 18: Die häufigsten Todesursachen in verschiedenen Altersgruppen bei Männern und Frauen im Jahr 2013 in Hessen Alter
Rang
unter 1
1 bis 14
ICD-10
100
192,9
52,6 %
2.
XVII
Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien
52
100,3
27,4 %
3.
XVIII
Symptome und abnorme klinische (Befunde) und Laborbefunde, die andernorts nicht klassifiziert sind
21
40,5
11,1 %
sonstige
17
32,7
8,9 %
1.
XVIII
Neubildungen
30
3,9
35,3 %
2.
XVI
Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane
14
1,8
16,5 %
XVII
Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen
10
1,3
11,8 %
sonstige XIX
2.
II
3.
IX
1.
II
31
4,2
36,5 %
Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen
422
19,0
34,3 %
Neubildungen
262
11,8
21,3 %
Krankheiten des Kreislaufsystems
143
6,4
11,6 %
2.
IX
3.
XIX
1.
IX
404
18,3
32,8 %
Neubildungen
3.485
194,4
43,2 %
Krankheiten des Kreislaufsystems
1.669
93,1
20,7 %
576
32,1
7,1 %
Krankheiten des Verdauungssystems sonstige
Insgesamt
Anteil*
Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben
sonstige
65 und älter
Fälle pro 100.000 Einwohner
XVI
1.
45 bis 64
Anzahl der Fälle
1.
3.
15 bis 44
Todesursache
2.329
130,0
28,9 %
Krankheiten des Kreislaufsystems
23.136
1.916,2
42,6 %
12.438
1.030,1
22,9 %
4.181
346,3
7,7 %
sonstige
14.573
1.207,0
26,8 %
2.
II
Neubildungen
3.
X
Krankheiten des Atmungssystems
1.
IX
Krankheiten des Kreislaufsystems
24.955
413,8
39,1 %
2.
II
Neubildungen
16.216
268,9
25,4 %
3.
X
Krankheiten des Atmungssystems sonstige
4.592
76,1
7,2 %
18.130
300,6
28,4 %
* Anteil an allen Todesfällen der Alters- und Geschlechtsgruppe Quelle: Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn, Darstellung und Berechnung der HA Hessen Agentur GmbH.
Tab. 19: Die häufigsten Todesursachen in verschiedenen Altersgruppen bei Männern im Jahr 2013 in Hessen Alter unter 1
1 bis 14
Rang
ICD-10
Todesursache
Fälle pro 100.000 Einwohner
Anteil*
1.
XVI
Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben
58
218,4
50,4 %
2.
XVII
Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien
27
101,7
23,5 %
3.
XVIII
Symptome und abnorme klinische (Befunde) und Laborbefunde, die andernorts nicht klassifiziert sind
17
64,0
14,8 %
sonstige
13
48,9
11,3 %
1.
XVIII
Neubildungen
18
4,6
38,3 %
2.
XVI
Krankheiten des Nervensystems und der Sinnesorgane
10
2,6
21,3 %
XVII
Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen
5
1,3
10,6 %
3.
sonstige 15 bis 44
Anzahl der Fälle
1.
XIX
2.
II
3.
IX
14
3,5
29,8 %
Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen
330
29,6
40,7 %
Neubildungen
116
10,4
14,3 %
96
8,6
11,8 %
269
24,2
33,2 %
Krankheiten des Kreislaufsystems sonstige
7 Krankheiten und Todesursachen
193
Tab. 19: Die häufigsten Todesursachen in verschiedenen Altersgruppen bei Männern im Jahr 2013 in Hessen Alter
Rang
45 bis 64
ICD-10 1.
65 und älter
Insgesamt
Todesursache II
2.
IX
3.
XIX
Anzahl der Fälle
Fälle pro 100.000 Einwohner
Anteil*
Neubildungen
1.898
212,4
37,6 %
Krankheiten des Kreislaufsystems
1.212
135,6
24,0 %
388
43,4
7,7 %
sonstige
1.553
173,7
30,7 %
Krankheiten des Verdauungssystems
1.
IX
Krankheiten des Kreislaufsystems
9.648
1.826,9
39,4 %
2.
II
Neubildungen
6.613
1.252,2
27,0 %
3.
X
Krankheiten des Atmungssystems
2.170
410,9
8,9 %
sonstige
6.059
1.147,3
24,7 %
1.
IX
10.958
371,1
35,9 %
2.
II
Neubildungen
8.645
292,8
28,3 %
3.
X
Krankheiten des Atmungssystems
2.414
81,8
7,9 %
sonstige
8.497
287,7
27,8 %
Krankheiten des Kreislaufsystems
* Anteil an allen Todesfällen der Alters- und Geschlechtsgruppe Quelle: Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn, Darstellung und Berechnung der HA Hessen Agentur GmbH.
Tab. 20: Die häufigsten Todesursachen in verschiedenen Altersgruppen bei Frauen im Jahr 2013 in Hessen Alter unter 1
Rang
ICD-10
Todesursache
Anzahl der Fälle
XVI
Bestimmte Zustände, die ihren Ursprung in der Perinatalperiode haben
42
166,1
56,0 %
2.
XVII
Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien
25
98,8
33,3 %
3.
XVIII
Symptome und abnorme klinische (Befunde) und Laborbefunde, die andernorts nicht klassifiziert sind
4
15,8
5,3 %
1.
XVIII
2.
XVI
3.
XVII
4
15,8
5,3 %
12
3,2
31,6 %
Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien
5
1,4
13,2 %
Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen
5
1,4
13,2 %
16
4,3
42,1 %
146
13,2
34,8 %
92
8,3
21,9 %
Neubildungen
sonstige 15 bis 44
1.
XIX
2.
II
3.
IX
Neubildungen Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen Krankheiten des Kreislaufsystems sonstige
45 bis 64
65 und älter
Insgesamt
Anteil*
1.
sonstige 1 bis 14
Fälle pro 100.000 Einwohner
1.
II
2.
IX
3.
XIX
Neubildungen
47
4,3
11,2 %
135
12,2
32,1 %
1.587
176,6
52,8 %
Krankheiten des Kreislaufsystems
457
50,8
15,2 %
Krankheiten des Verdauungssystems
188
20,9
6,3 %
sonstige
776
86,4
25,8 %
1.
IX
13.488
1.985,6
45,2 %
2.
II
Neubildungen
5.825
857,5
19,5 %
3.
X
Krankheiten des Atmungssystems
2.011
296,0
6,7 %
sonstige
8.514
1.253,4
28,5 %
13.997
454,7
41,9 %
1.
IX
Krankheiten des Kreislaufsystems
Krankheiten des Kreislaufsystems
2.
II
Neubildungen
7.571
246,0
22,7 %
3.
X
Krankheiten des Atmungssystems
2.178
70,8
6,5 %
sonstige
9.633
312,9
28,9 %
* Anteil an allen Todesfällen der Alters- und Geschlechtsgruppe Quelle: Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn, Darstellung und Berechnung der HA Hessen Agentur GmbH.
194
Gesundheitsbericht Hessen
Tab. 21: Gestorbene infolge vorsätzlicher Selbstschädigung im Jahr 2013 in Deutschland und in Hessen nach Alter und Geschlecht Sterbefälle Deutschland Altersgruppen
Insgesamt
Unter 1 Jahr
Männlich
Weiblich
0
1 bis unter 15 Jahre
Hessen Insgesamt
0
0
Männlich 0
Weiblich 0
0
18
6
12
2
0
2
15 bis unter 20 Jahre
165
119
46
16
11
5
20 bis unter 25 Jahre
337
272
65
33
23
10
25 bis unter 30 Jahre
428
349
79
28
24
4
30 bis unter 35 Jahre
498
389
109
36
34
2
35 bis unter 40 Jahre
482
383
99
38
32
6
40 bis unter 45 Jahre
662
498
164
64
44
20
45 bis unter 50 Jahre
1.007
744
263
80
52
28
50 bis unter 55 Jahre
1.072
795
277
85
60
25
55 bis unter 60 Jahre
920
693
227
78
58
20
60 bis unter 65 Jahre
796
585
211
54
44
10
65 bis unter 70 Jahre
628
443
185
52
38
14
70 bis unter 75 Jahre
906
655
251
68
49
19
75 bis unter 80 Jahre
811
577
234
63
46
17
80 bis unter 85 Jahre
648
470
178
58
41
17
85 bis unter 90 Jahre
487
347
140
38
25
13
90 Jahre und älter
211
124
87
16
10
6
10.076
7.449
2.627
809
591
218
Alle Altersgruppen
Quelle: Statistisches Bundesamt: Todesursachenstatistik.
Tab. 22: Gestorbene je 100.000 Einwohner infolge vorsätzlicher Selbstschädigung im Jahr 2013 in Deutschland und in Hessen nach Alter und Geschlecht Sterbefälle je 100.000 Einwohner Deutschland Altersgruppen
Insgesamt
Hessen
Männlich
Weiblich
Insgesamt
Männlich
Weiblich
Unter 1 Jahr
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
0,0
1 bis unter 15 Jahre
0,2
0,1
0,2
0,3
0,0
0,5
15 bis unter 20 Jahre
4,1
5,8
2,4
5,1
6,9
3,3
20 bis unter 25 Jahre
7,1
11,3
2,8
9,4
12,8
5,8
25 bis unter 30 Jahre
8,6
13,7
3,2
7,6
12,9
2,2
30 bis unter 35 Jahre
10,0
15,4
4,4
9,4
18,0
1,0
35 bis unter 40 Jahre
10,4
16,4
4,3
10,4
17,8
3,3
40 bis unter 45 Jahre
11,7
17,4
5,8
14,6
20,0
9,1
45 bis unter 50 Jahre
14,5
21,1
7,7
15,2
19,4
10,8
50 bis unter 55 Jahre
16,2
23,9
8,4
17,5
24,5
10,3
55 bis unter 60 Jahre
16,4
24,9
8,0
19,1
28,7
9,7
60 bis unter 65 Jahre
15,8
23,9
8,2
14,6
24,5
5,2
65 bis unter 70 Jahre
16,0
23,6
9,1
17,7
26,7
9,2
70 bis unter 75 Jahre
19,1
29,8
9,9
20,4
31,2
10,8
75 bis unter 80 Jahre
21,6
35,0
11,1
23,9
39,1
11,7
80 bis unter 85 Jahre
28,0
52,0
12,6
35,4
62,3
17,4
85 bis unter 90 Jahre
35,1
81,4
14,6
36,6
74,2
18,6
90 Jahre und älter
33,0
89,7
17,4
32,8
89,5
15,9
Alle Altersgruppen
12,5
18,9
6,4
13,4
20,0
7,1
Quelle: Statistisches Bundesamt: Todesursachenstatistik.
7 Krankheiten und Todesursachen
195
7.3 Quellen & weiterführende Informationen 1 „Hierarchisierte Morbiditätsgruppen“ (HMG) sind die Basis für die Mittelzuweisung an die Krankenkassen im Rahmen des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs. Für die 80 ausgewählten Krankheiten, die im sog. Morbi-RSA berücksichtigt werden, werden jährlich neue Morbiditätsgruppen definiert. Gibt es für eine Krankheit mehrere nach Schweregrad differenzierte Morbiditätsgruppen, so werden diese in eine Hierarchie gebracht. Daher auch die Bezeichnung „hierarchisierte Morbiditätsgruppen“ (HMG). Diese Krankheitsgruppen wurden auch im vorliegenden Bericht zugrunde gelegt. Problematisch für einen Vergleich der Daten über die Zeit ist die kontinuierliche Weiterentwicklung der HMGs. Waren es bis 2011 noch 106 Morbiditätsgruppen, sind es seit 2012 bereits 139 HMGs. Auch die Definition, also die jeweils dort zusammengefassten Diagnosen verändern sich. Das macht einen Vergleich der absoluten Zahlen derzeit unmöglich. Die Darstellung der HMGs in diesem Bericht dienen deshalb auch vornehmlich der Visualisierung der Altersverläufe und Größenordnungen von Krankheiten. Bei Kindern dargestellt – HMG074 Epilepsie – HMG 152 schwerwiegende bakterielle Infektionen der Unterhaut und andere lokal begrenzte Hautinfektionen Herz-Kreislauferkrankungen HMGs zu Herz-Kreislauferkrankungen umfassten im Jahr 2011 die HMG077 bis 092. Im Bericht dargestellt sind – HMG080: Herzinsuffizienz – HMG083: Angina pectoris/Z. n. altem Myokardinfarkt – HMG084: Koronare Herzkrankheit/andere chronisch-ischämische Erkrankungen des Herzens – HMG086: Erworbene Erkrankungen der Herzklappen und rheumatische Herzerkrankungen – HMG092: Näher bezeichnete Arrhythmien – Hypertonie (HMG091) wurde aus übersichtsgründen nicht bei Herz-Kreislauferkrankungen berücksichtigt Sonstige, nicht im Bericht enthaltene Herz-Kreislauferkrankungen: – HMG081: Akuter Myokardinfarkt / instabile Angina pectoris und andere akute ischämische Herzkrankheiten – HMG087: Schwere angeborene Herzfehler – HMG088: Andere angeborene Herzfehler – HMG089: Hypertensive Herz- und Nierenerkrankung, Enzephalopathie oder akutes Lungenödem – HMG090: Hypertensive Herzerkrankung Neubildungen Hier sind alle HMGs (HMG004, HMG006 bis HMG014) aufgenommen. – HMG004: Myolische Leukämie – HMG006: Multiples Myelom, akute lymphatische Leukämie, Erythroleukämie, Mastzellenleukämie und akute Leukämien, nicht näher bezeichneten Zelltyps – HMG007: Non-Hodgkin-Lymphom, Morbus Hodgkin, chronisch lymphatische Leukämie, chronisch myeloproliferative Krankheit – HMG008: Lungenmetastasen und Metastasen der Verdauungsorgane – HMG009: Metastasten sonstiger Lokalisation, Kaposi-Sarkom – HMG010: Lymphknotenmetastasen – HMG011: Bösartige Neubildung des Dünndarms, Peritoneums, Gallenblase, Leber, Pankreas – HMG012: Andere schwerwiegende bösartige Neubildungen – HMG013: Sonstige ernste bösartige Neubildungen – HMG014: Andere Neubildungen Diabetes Alle HMGs von HMG015-HMG017, HMG019-HMG020 – HMG015: Diabetes mit renalen oder multiplen Manifestationen – HMG016: Diabetes mit peripheren zirkulatorischen Manifestationen oder Ketoazidose – HMG017: Diabetes mit sonstigen Komplikationen – HMG019: Diabetes ohne oder mit nicht näher bezeichneten Komplikationen – HMG020: Typ I Diabetes mellitus
Kognitive Erkrankungen Alle HMGs HMG047 und HMG049 – HMG047: Morbus Alzheimer, normotensiver Hydrozephalus – HMG049: Sonstige Demenzerkrankungen Psychische Erkrankungen HMG054-HMG058, HMG060, HMG230 und HMG231 – HMG054: Schizophrenie – HMG055: Bipolare affektive Störungen – HMG056: Wahn, psychotische und Persönlichkeitsstörungen – HMG057: Angststörungen und unspezifische depressive Störungen – HMG058: Depression, posttraumatische Belastungsstörungen, Verhaltensstörungen – HMG060: Anorexia nervosa/Bulimie – HMG230: Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen, sonstige Essstörungen – HMG231: Panikstörung, näher bezeichnete Phobien, sonstige anhaltende affektive Störungen Lungenkrankheiten HMG005, HMG108, HMG109, HMG111, HMG112, HMG201, HMG215HMG218, HMG237 – HMG005: Infektionen durch opportunistische Erreger – HMG108: Schweres akutes Asthma (Alter > 17 Jahre), postinflammatorische Lungenfibrose – HMG109: Asthma bronchiale (alle Altersgruppen), akutes schweres Asthma (Alter < 18 Jahre) – HMG111: Aspiration und näher bezeichnete bakterielle Pneumonien – HMG112: Sonstige Pneumonien, Empyem, Lungenabszess, Pleuritis, pulmonale Insuffizienz – HMG201: Infektion der Lunge durch Mykobakterien oder Pilze (inkl. disseminierte Formen) – HMG215: COPD oder Emphysem mit Dauermedikation/Bronchiektasen – HMG216: Respiratorische Insuffizienz – HMG217: Mukoviszidose (Alter > 11 Jahre) – HMG218: Mukoviszidose (Alter < 12 Jahre) – HMG237: COPD oder Emphysem ohne Dauermedikation HIV/AIDS HMG001 und HMG184 – HMG001: HIV/AIDS (mit Dauermedikation) – HMG184: HIV/AIDS (ohne Dauermedikation) Rheumatische Erkrankungen HMG226-HMG229 – HMG226: Juvenile Arthritis – HMG227: Morbus Behcet, entzündliche Wirbelkörpererkrankungen, Arthritis psoriatica, chronische Polyarthritis mit Organbeteiligung – HMG228: Sonstige systemische rheumatoide Erkrankungen – HMG229: Rheumatoide Erkrankungen mit Dauermedikation Krankheiten des Bewegungsapparates – HMG040 Osteoarthritis Hüfte Knie Alkohol und Drogenabhängigkeit HMG51-HMG53 – HMG051: Alkohol- oder drogeninduzierte Psychose – HMG052: Alkohol- oder Drogenabhängigkeit – HMG053: Schädlicher Gebrauch von Alkohol/Drogen ohne Abhängigkeitssyndrom
196
2 Um als Fall gem. Morbi-RSA gezählt zu werden, müssen die folgenden Kriterien erfüllt sein: 1) Der Patient muss von einem Arzt mit einer der vom BVA festgelegten 80 Erkrankungen diagnostiziert werden. 2) Der Patient muss entweder das M2Q-Kriterium (2 Arztbesuche in 2 Quartalen) oder das M1Q-Kriterium (eine der erfassten 80 Krankheitsgruppen als Haupt- oder Nebendiagnose aus einem Krankenhausaufenthalt) erfüllen. 3) Der Patient muss mit einem der Diagnose entsprechenden vom BVA bestimmten Medikament behandelt werden. Quelle: BVA – Risikostrukturausgleich, http://www.bundesversicherungsamt.de/risikostrukturausgleich.html. 3 DaTraV vom 10.12.2012, BGBl Jahrgang 2012, Teil I, Seiten 1895 ff. 4 Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.): Die Kosten des Rauchens für Gesundheitswesen und Volkswirtschaft in Deutschland, Heidelberg, 2009. 5 Krankheitskostenrechnung 2008. Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2015, Stand: 16.10.2015. 6 Blutdruck in Deutschland: Daten und Fakten DZHK und RKI. Originalveröffentlichung: Neuhauser, H.K., Adler, C., Rosario, A.S., Diederichs, C., Ellert, U. (2014) Hypertension prevalence, awareness, treatment and control in Germany 1998 and 2008–11, Journal of Human Hypertension, doi:10.1038/jhh.2014.82 7 diabetesDE (Hrsg.): Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2007, Deutsche Diabetes Union 8 Diese Studie wurde 2001 von der PMV-Forschungsgruppe der Universität Köln durchgeführt. Die Zufallsstichprobe umfasste rund 350.000 Versicherte der AOK Hessen/KV Hessen. Dies entsprach einem Anteil von rund 18,75 % der Versicherten der Krankenkassen. Die Studie wurde von 1998 bis 2002 durchgeführt (www.Diabetes-world.net). Focus online, Effektiv: Bewegung gegen Diabetes, 19. Mai 2009 (www.focus. de/wissen/wissenschaft/wissenschaft-effektiv-bewegung-gegen-diabetes_aid_400509.html).
Gesundheitsbericht Hessen
21 Robert Koch-Institut, Bundesgesundheitssurvey: Körperliche Aktivität, 2003, www.diebewegung.de/bewegung-im-alltag/die-treppe-nehmen/. 22 Robert Koch-Institut: Bundesgesundheitssurvey: Körperliche Aktivität, 2003. 23 „EU-Leitlinien für körperliche Aktivitäten“, EU-Arbeitsgruppe Sport & Gesundheit, Brüssel, 2008, Seite 4. 24 Interview: Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong (Leiterin des Referats Prävention des Hessischen Sozialministeriums). 25 § 20a Satz 1 SGB V. 26 Downloadlink zum dritten Hessischen Krebsbericht, https://www.hessen.de/presse/pressemitteilung/dritter-hessischer-krebsbericht-veroeffentlicht. 27 Krebs in Deutschland 2009/2010. 9. Ausgabe. Robert Koch-Institut (Hrsg.) und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (Hrsg.). Berlin, 2013. 28 Das Erkrankungsalter, welches bei einer Sortierung aller Neuerkrankungen nach dem Alter in der Mitte steht. 29 Relatives Überleben beschreibt das Überleben mit einer spezifischen Krankheit im Vergleich zur Normalbevölkerung. 30 Deutsche Rheuma-Liga: 10 Fakten zu Rheuma, https://www.rheuma- liga.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/Mediencenter/Presseinformationen/Pressemitteilungen/Zahlen_und_Fakten.pdf. 31 Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie, „Was ist Rheuma“, http:// dgrh.de/wasistrheuma.html 32 Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie, Kommission Versorgung (2008): Memorandum Rheumatologische Versorgung von akut und chronisch Rheumakranken in Deutschland. 33 Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie, „Rheuma in Zahlen“ ,http:// dgrh.de/fileadmin/media/Die_DGRH/Presse/Rheuma_in_Zahlen_final_jul2015.pdf
9 diabetesDE (Hrsg.): Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2010, Seite 48.
34 Apotheken-Umschau: „Rheuma erkennen und behandeln“, aktualisiert 23.7.2014, http://www.apotheken-umschau.de/Rheuma.
10 Siehe 6
35 Deutsches Rheuma-Forschungszentrum, Daten der Kerndokumentation 2013.
11 BMBF: Forschung für unsere Gesundheit, Wissenschaftsjahr 2011 (www.forschung-fuer-unsere-gesundheit.de/gesundheitsforschung/ volkskrankheiten/diabetes/herausforderung-diabetes.html). accessed 20. Mai 2011.
36 Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie: Rheuma in Zahlen, http://dgrh.de/fileadmin/media/Die_DGRH/Presse/Rheuma_in_Zahlen_final_jul2015.pdf.
12 Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.): Gesundheitsschäden durch Rauchen und Passivrauchen, Heidelberg, 2008.
37 Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie, Rheuma in Zahlen
13 Hochrechnung aufgrund der Raucherquoten laut Mikrozensus des Hessischen Statistischen Landesamtes 2013, veröffentlicht zum Weltnichtrauchertag am 31.5.2015 und der Zahl der Hessischen Bevölkerung zum 31.12.2013 nach Geschlechtern laut Hessischem Statistischem Landesamt (http://www.statistik-hessen.de/publikationen/ download/19/index.html).
39 Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie: Rheuma in Zahlen.
14 Peter Raschke et.al., Repräsentativerhebung 2007 zum Gebrauch psychoaktiver Substanz und zum Glücksspielverhalten in Hessen, Band 1, Hamburg, 2010.
42 Deutsche Rheuma-Liga: 10 Fakten zu Rheuma, https://www.rheuma- liga.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/Mediencenter/Presseinformationen/Pressemitteilungen/Zahlen_und_Fakten.pdf.
15 http://de.statista.com/themen/150/rauchen/
43 Vgl.: Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin Abt. Epidemiologie und Versorgungsforschung (www.drfz.de 11. April 2011).
16 Statistisches Bundesamt :Statistik über das Steueraufkommen, https:// www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/OeffentlicheFinanzenSteuern/Steuern/Steuerhaushalt/Tabellen/KassenmaessigeSteuereinnahmen.html. 17 Herman, K.M., Craig, C.L., Gauvin, L., Katzmarzyk, P.T. Tracking of obesity and physical activity from childhood to adulthood: The Physical Activity Longitudinal Study, Int J Pedratr Obes, 2008 Dec 15: 1-8. 18 Studie zur Gewichtsreduktion beim Typ 2 Diabetes (www.diabetes-deutschland.de/archiv/4707.htm). 19 Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindesalter (AGA) (http://www.aga.adipositas-gesellschaft.de/index.php?id=9), diabetesDE (Hrsg.), Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2011, Seite 6. 20 Inzwischen werden Defizite des Index bei der Anwendung in bestimmten Bereichen erkannt: Beispiel: Älterer Patient, gebückt, mit Osteoporose. Größe nicht mehr ganz korrekt. Durch die Anwendung des BMI würde der Mann als übergewichtig eingestuft, obwohl er in Wahrheit eher schlank und u. U. sogar eher mangelernährt ist.
38 Deutsche Gichtliga e. V., www.gichtliga.de. 40 Deutsche Kinderrheuma-Stiftung, http://kinder-rheumastiftung.de/ kinderrheuma/ 41 Dr. Kirsten Minden: Rheumatische Gelenkerkrankungen im Kinderund Jugendalter 2012.
44 Premier-Studie 2007; vgl.: www.aerztezeitung.de (11. April 2011). 45 PROWD-Studie; vgl.: www.aerztezeitung.de (11. April 2011). 46 Beitrag der Deutschen Rheuma-Liga e.V. vom 4.6.2014 zum 60-jährigen Bestehen der Bundesvereinigung für Prävention und Gesundheitsförderung 47 Europäischer Aktionsplan für Psychische Gesundheit aus Bericht über die europäische Ministerielle WHO-Konferenz: Psychische Gesundheit: Herausforderungen annehmen, Lösungen schaffen. WHO 2006. (www.uni-augsburg.de/projekte/gesundheitsmanagement/downloadverzeichnis/psychische_gesundheit.pdf), Abruf 4. Februar 2011. 48 WHO Weltgesundheitstag 2001, Dr. med. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln (www.whotag.de/2001themen_pott.htm) Abruf 04. Februar 2011. 49 Depressionsatlas der Techniker Krankenkasse 2015 (http://www.tk.de/ tk/themen/depressionsatlas-2015/695756). BARMER GEK Gesundheitsreport 2010, Hessen.
7 Krankheiten und Todesursachen
197
50 Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Heft 51, Depressive Erkrankungen, 2010, www.gbe-bund.de.
71 Uphoff, H.: Influenza. In Hofmann,F., Edt. Handbuch der Infektionskrankheiten. Ecomed Verlag. Kapitel VIII – 6.23 Influenza.
51 Ingo Fusgen (Hrsg.): Demenz – Ein unausweichliches Altersschicksal? Zukunftsforum Demenz in Zusammenarbeit mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO), Bonn 2010 (www. bagso.de/fileadmin/Aktuell/Publikationen/Dokumentation_Demenz_ Unausweichliches_Altersschicksal_18.5.2010.pdf), S. 14, Abruf 4. Februar 2011.
72 Uphoff, H., Stilianakis, N. I. 2004: Influenza associated excess mortality from monthly total mortality data for Germany from 1947 to 2000. Methods Inf Med 43: 486-492.
52 Weißbuch Prävention 2010/2011: Gesund jung?! Herausforderung für die Prävention und Gesundheitsförderung bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, Berlin, Heidelberg: Springer Verlag, 2011, S. 74-79. 53 Depressionsatlas der Techniker Krankenkasse 2015 (http://www.tk.de/ tk/themen/depressionsatlas-2015/695756, Zugriff 1.10.2015). 54 Wittchen, H.U., Jacobi, F. Epidemiologie der Depression in „Volkskrankheit Depression?: Bestandsaufnahme und Perspektiven“ Stoppe, G., Bramesfeld, A., Schwartz, F.-W. (Hrsg.): Berlin 2006. 55 Robert Koch-Institut (Hrsg.) (2006) Gesundheit in Deutschland. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. RKI, Berlin und Kocavelent RD, Hegerl U (2010) Depression und Suizidalität. Public Health Forum 18: 13–14. 56 Robert Koch-Institut, Daten und Fakten: Ergebnisse der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell 2009“ 57 WHO Weltgesundheitstag 2001, Fachbeitrag Depression (www.weltgesundheitstag.de/2001themen_themen3d.htm). Abruf 14. Februar 2011. 58 www.alzheimerinfo.de/alzheimer/demenz-alzheimer/ Abruf am 29. Dezember 2010. 59 Europäische Initiative zur Alzheimer-Krankheit und zu anderen Demenzerkrankungen (www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+TA+P7-TA-2011-0016+0+DOC+XML+V0//DE&language=DE), Abruf 2.11.2015. 60 Ingo Fusgen (Hrsg.): Demenz – Ein unausweichliches Altersschicksal? Zukunftsforum Demenz in Zusammenarbeit mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO), Bonn 2010 (www. bagso.de/fileadmin/Aktuell/Publikationen/Dokumentation_Demenz_ Unausweichliches_Altersschicksal_18.5.2010.pdf), S. 14, Abruf 4. Februar 2011. 61 Die Zahlen beruhen auf einer Extrapolation von Krankenkassendaten und Zahlen der Bundesversicherungsanstalt für das Jahr 2009. 62 Kurz, A., Freter, H.J., Saxl, S., Nickel, E.: Demenz. Das Wichtigste. Ein kompakter Ratgeber. Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. Selbsthilfe Demenz. 2015. ISSN 2364–9348. 63 Ingo Fusgen (Hrsg.): Demenz – Ein unausweichliches Altersschicksal? Zukunftsforum Demenz in Zusammenarbeit mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO), Bonn 2010 (www. bagso.de/fileadmin/Aktuell/Publikationen/Dokumentation_Demenz_ Unausweichliches_Altersschicksal_18.5.2010.pdf) S. 45, Abruf 4. Februar 2011. 64 Robert-Koch Institut. Epidemiologisches Bulletin Nr. 26, 30.Juni 2014. S. 2018. http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2014/ Ausgaben/26_14.pdf?__blob=publicationFile 65 Hauri, A.M., Uphoff, H., Gawrich, S.: Die Krankheitslast durch akute Gastroenteritiden in Hessen – ein Telefonsurvey. Gesundheitswesen. 2011; 73(2): 78-84. 66 Hauri, A.M., Westbrock, H.J., Claus, H., et al.: Electronic outbreak surveillance in Germany: a first evaluation for nosocomial norovirus outbreaks. PLoS ONE. 2011;6(3):e17341. 67 Hauri, A.M., Westbrock, H.J., Claus, H.,et al.: Electronic outbreak surveillance in Germany: a first evaluation for nosocomial norovirus outbreaks. PLoS ONE. 2011;6(3):e17341. 68 Fitzenberger, J., Uphoff, H., Gawrich, et al.: Urban-rural differences of age-and species-specific campylobacteriosis incidence, Hesse, Germany, July 2005 -June 2006. Euro Surveill. 2010; 15(42). pii: 19693. 69 Hauri, A.M., Just, M., McFarland, et al.: Campylobacteriose-Ausbrüche in Hessen, 2005–2011 – und immer wieder Rohmilch. Deutsche Medizinische Wochenschrift. 2013; 138(8): 357-61. 70 Robert Koch-Institut. Salmonellose. Epidemiologisches Bulletin 2009; 13: 117-121.
73 Uphoff, H., Hauri, A. M. Schweinegrippe: Pandemie oder Panik. Hessisches Ärzteblatt 2010; 71: 485-490. 74 Mazick, A., Gergonne, B., Wuillaume, F., et al.: Higher all-cause mortality in children during autumn 2009 compared with the three previous years: pooled results from eight European countries. Eurosurveillance, Volume 15, Issue 5, 4 February 2010. Rapid communications. 75 A. Marcic, J. Dreesman, B. Liebl, C. Schlaich, M. Suckau, W. Sydow, A. Wirtz. H1N1-Pandemie – Maßnahmen und Erfahrungen auf Landesebene. Bundesgesundheitsblatt, 2010/12. 76 Buchholz, U. Uphoff, H.: Klinische Wirksamkeit der Impfung gegen pandemische Influenza (H1N1) 2009 in Deutschland. Epidemiologisches Bulletin Nr. 21, 31. Mai 2010; pp 198. 77 Uphoff, H., an der Heiden, M., Schweiger, et al.: Effectiveness of the AS03-Adjuvanted Vaccine Against Pandemic Influenza Virus A/H1N1 (2009) – a Comparison of Two Methods; Germany, 2009/10. PLoS- ONE. 78 Schönberger K., Ludwig M. S., Wildner M., et al.: Epidemiology of Subacute Slerosing Panencephalitis (SSPE) in Germany from 2003 to 2009: A Risk Estimation. PLOS ONE 2013; 8(7): e68909. 79 Walter A. Orenstein, Mark J. Papania, Melinda E. Wharton. Measles Elimination in the United States. J Infect Dis. (2004) 189 (Supplement 1): S1-S3. doi: 10.1086/377693. 80 Gesundheitsministerkonferenz der Länder vom 29. und 30. Juni (2011). http://www.gmkonline.de/?&nav=beschluesse_84&id=84_08.03 (Zugegriffen: 9.4.2013) 81 http://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/NAVKO/NAVKO_ node.html. 82 WHO Europe: Eliminating Measles and Rubella, Framework for the Verification Process in the WHO European Region. 2012. 83 Uphoff, H., Hauri A. M.: Masernelimination 2015 – können wir es schaffen? Hessisches Ärzteblatt 1/2015: 18-20. 84 RKI. FSME: Risikogebiete in Deutschland (Stand: Mai 2015). (Literatur Epidemiologisches Bulletin 2015; 21; 175-186. 85 European Centre for Disease Prevention and Control. Updated ECDC risk assessment on the spread of New Delhi metallo-ß-lactamase and its variants within Europe. Stockholm: ECDC, 2011. 86 Verordnung über die Ausdehnung der Meldepflicht nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSGMeldeVO) vom November 2011, (2012). 87 Hauri A. M., Kaase M., Hunfeld K. P., et al.: Einführung einer Meldepflicht für gramnegative Erreger mit erworbener Carbapenem-Resistenz in Hessen. Hessisches Ärzteblatt. 2012;11:734-7 88 Robert Koch-Institut (RKI). Plasmid-vermittelter Multispezies-Ausbruch mit Carbapenem-resistenten Enterobacteriaceae. Epi Bull. 2014; 47: 455-9. 89 Ein Plasmid-vermittelter Multispezies-Ausbruch von KPC-2-produzierender Enterobacteriaceae. 90 Hauri A. M., Kaase M., Hunfeld, K.-P., et al. 4MRGN-Meldepflicht: eine Public Health-Priorität. Hyg Med. 2015; 40 – 1/2: 26-35 91 Hauri A. M., Kaase M., Hunfeld, K.-P., et al. Results on the mandatory notification of carbapenem-resistant Gram-negative bacteria, Hesse, Germany, January 2012 – April 2013. GMS Infect Dis. 2014; 2:Doc04. Robert Koch-Institut. Häufung von KPC-2 produzierenden Stämmen verschiedener Enterobacteriaceae-Spezies in Hessen. Epidemiologisches Bulletin. 2014; 21: 183-4. 92 Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems. 93 Gesundheitsberichterstattung www.gbe-bund.de.
des
Bundes:
Definition
Texte, Tabellen und Abbildungen des Gesundheitsberichts finden Sie auch unter: www.sozialnetz.de/Krankheiten www.sozialnetz.de/Todesursachen
Suizid,