Jungenarbeit

an der Carl-Stahmer-Hauptschule

Unsere Schule • Ortsteil mit einem hohen Aussiedler- und Ausländeranteil • Hauptschule mit den Klassen 5-10 und der Möglichkeit des Erreichens eines Realschulabschlusses nach Klasse 10 • Insgesamt 179 SchülerInnen davon: 106 Jungen 73 Mädchen

Warum Jungenarbeit in einer Hauptschule? • Jungen bleiben häufiger sitzen (in den letzten sechs Jahren 25 (62,5 %) Jungen, 15 (37,5%) Mädchen • 40 von 53 Schülern ohne Abschluss waren Jungen (75,5%) • Die Mädchen schafften die besseren Abschlüsse 73 von 130 Realschulabschlüsse erzielten die Mädchen (56,2%) • In der Spitze sind allerdings die Jungs besser Qualifizierter Realschulabschluss: 5 von 9 erzielten Jungen (55,5 %) • Jungen sind auffälliger in der Schule, schreien häufiger in die Klasse, ohne sich zu melden oder aufgerufen zu werden und geben häufig den Ton im Klassenraum vor

Jungenangebote Klasse 5-7 • Jungengruppen (zur Zeit drei) • Soziales Lernen in Klasse 5-7

Klassen 8-10 • Berufsorientierung • Schnulleralarm

Jungengruppen • Können freiwillig von der Klasse 5-7 als AG oder zusätzlich zur AG besucht werden • Gruppengröße 8-10 Jungen • Zu Beginn werden gemeinsame Regeln festgelegt und die Gruppenstunden und Unternehmungen geplant • Mindestteilnahme für ein halbes Jahr

Ziele der Jungengruppe • • • • • •

Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen stärken Selbst- und Fremdeinschätzung trainieren Die eigenen Verhaltensmöglichkeiten erweitern Miteinander was Unternehmen und Spaß haben Ein gutes Körpergefühl entwickeln Schule mal anders erleben

Soziales Lernen • In den Klassenstufen 5-7 wird wöchentlich eine Stunde das „Soziale Lernen“ vom Schulsozialpädagogen in gemeinschaftlicher Arbeit mit der Klassenlehrkraft durchgeführt • Teils Mädchen/Jungen gemeinsam, teils getrennt

Ziele • Soziale Kompetenzen fördern und stärken • Die Gruppenentwicklung innerhalb einer Klasse zu fördern und die Arbeitsproduktivität zu erhöhen • Reduzierung von Gewalt und anderen Regelverletzungen • Verbesserung des Schulklimas

Leitgedanke Erleben - Erkennen - Benennen Konfuzius sagt: Ich höre und vergesse, ich sehe und erinnere, ich tue und verstehe.

Berufsorientierung • Berufsparcour Die Schüler durchlaufen zu Beginn der Klasse 9 an zwei Projekttagen in einer Jungen- und einer Mädchengruppe den Berufsparcour. Stationen: 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Mein Traumberuf Partnerschaft und Beruf Lebenshaltungskosten Berufe von A-Z Fähigkeiten und Stärken Hürdenlauf zum Erfolg

Berufsorientierungstage im 2. Halbjahr Klasse 9 • Die Schüler setzen sich zwei Tage mit dem eigenen Berufswunsch und den dafür nötigen Fähigkeiten auseinander • 1. Tag: Bearbeitung zweier konkreter Arbeitsaufträge zu der gewünschten Berufsrichtung, die nach systematischer Beobachtung gemeinsam mit den Jugendlichen auf ihre Stärken ausgewertet werden • 2. Tag: Anhand eines eigenen Bewerbungsschreibens finden mit jedem Schüler ein Vorstellungsgespräch mit Videoanalyse statt und anschließend wird in einem persönlichen Auswertungsgespräch ein Berufswegeplan für die nächsten Monate festgelegt. Personalschlüssel: Ein Mitarbeiter des Pro-Aktiv-Centers, Honararkraft, Klassenlehrer und Schulsozialpädagoge

Warum Schnulleralarm? • Wiederholt gab es schwangere Schülerinnen in unserer Hauptschule • Hauptschülerinnen werden fünfmal so häufig schwanger wie ihre gleichaltrigen Gymnasiastinnen (laut BzgA) • Das Alter der Schwangeren nimmt weiter ab • Im Biologieunterricht wurde deutlich, dass gerade die Jungen wenig Kenntnisse im Bereich Sexualität und Verhütung haben, ein geringes Verantwortungsbewusstsein zeigen, gleichzeitig aber viel Interesse am Thema besteht

Ziele • Weitergehende Aufklärung über den Biologieunterricht hinaus • Es als normal zu empfinden über Sexualität zu sprechen • Sexualität auch als eine Verantwortung zu sehen • Erfahrung durch den Umgang mit dem Babysimulator zu sammeln, indem man die Rolle des Vaters tageweise übernimmt • Zu erfahren, welche Voraussetzungen Eltern erfüllen müssen, um Kindern ein guter Vater zu sein • Ungewollte Schwangerschaften verhindern

Organisatorisches • • • • • • • • •

Zwei Projekttage im 2. Halbjahr der Klasse 8 im Klassenverband (verpflichtend für alle) Raus aus der Schule – Durchführung im Gemeindehaus Leitung: eine Lehrerin, die eine Fortbildungsqualifikation beim Landkreis Osnabrück erworben hat und der Schulsozialpädagoge Es wird größtenteils in geschlechtsgetrennten Gruppen gearbeitet Im Anschluss an die beiden Projekttage kann der Baby-Simulator tageweise ausgeliehen werden Kosten: 2 Euro pro Schüler für Raummiete, Seminarverpflegung und Materialien Lehrerin und Schulsozialpädagoge werden von der Schule freigestellt, Baby-Simulator wird kostenlos vom Pro-Aktiv-Center entliehen In vier Jahren wurde der Schnulleralarm mit insgesamt 9 Klassen durchgeführt Zusätzlich finden noch zwei Veranstaltungen mit Pro Familia statt

Methodischer Ablauf 1. • • • •

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Tag Begrüßung, Vorstellungsrunde, Tagesablauf Schüler benennen ihre Erwartungen zu dem Projekt auf Moderationskarten Warming-up: Alle die... Stimmungsbarometer: Schüler positionieren sich auf einer Prozentskala von 0-100% zu folgenden Aussagen: 1. Habe ich viel Erfahrung mit Baby´s/Kindern? 2. Wie groß ist die Gefahr in der Klasse 8-10 Vater zu werden? 3. Wäre ich heute schon ein guter Vater? Herz-Grabbelsack Schüler äußern sich spontan zu gezogenen Gegenständen Mein Traumpartnerin Erwartungen und Wünsche an die Traumpartnerin werden in einen großen Menschenumriss geschrieben Was Kinder suchen und Eltern bieten sollten In zwei Gruppen wird Karteikarten gesammelt und anschließend gegenübergestellt und ausgewertet Sextivity Offene Diskussionsrunde anhand von Frage- und Aktionskärtchen zum Thema „Liebe, Freundschaft, Partnerschaft“ Tagesabschlussrunde

2. Tag • • • • • • • •

Begrüßung, Befindlichkeitsrunde mit Bildern Warming-up: Tabu-Spiel mit Begriffen zur Sexualität Sexualität – Was gehört für mich dazu? Mit Hilfe eines Ballspieles werden Begriffe und Themen gesammelt Vertrauensübung – Getragen werden Paarweise gegenüberstehend wird ein Freiwilliger in der Mitte getragen Tagesplan Schüler/ Elternteil in Einzel- und Kleingruppenarbeit Wie ist mein Tagesablauf jetzt, wie wäre er mit einem Baby? Foto-Story „Was wäre, wenn meine Freundin schwanger wäre.... Aufgabe: Erstellt eine Fotostory mit 7-9 Bildern (in gemischten Gruppen) Einweisung in den Umgang mit dem Baby-Simulator Abschlussrunde „Koffer/Mülleimer“

Der Baby-Simulator • • • •





Das Baby kann unterschiedlich schwierig programmiert werden Der Schüler bekommt ein ID-Armband am Handgelenk befestigt Wenn das Baby schreit, berührt der Schüler den Kontaktpunkt mit seiner ID und kann sich dann entsprechend um das Kind kümmern Dabei hat das Baby unterschiedliche Bedürfnisse: 1. Füttern – Baby bekommt die Flasche 2. Aufstoßen – Baby muss sanft auf den Rücken geklopft werden 3. Windel wechseln – es bekommt eine frische Windel 4. Wiegen – es will sanft in den Armen gewogen werden Es schreit auch: 1. Wenn sein Kopf nicht richtig gestützt wurde 2. Wenn es grob behandelt wurde 3. Wenn es geschüttelt wurde In diesen Fällen wird es nur durch Wiegen ohne ID beruhigt. Es schreit auch, braucht aber keine Versorgung: 1. Wenn es nörgelig ist 2. Wenn es in Ruhe gelassen werden möchte 3. Wenn es hustet oder zufriedene Laute von sich gibt

Ablauf der Ausleihe • • • •

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Die Ausleihe ist freiwillig Fragebogen „vor dem Elternpraktikum“ausfüllen Ausleihe für mindestens 24 Stunden, besser zwei oder drei Tage Erneut einen Fragebogen „nach dem Elternpraktikum“ ausfüllen - Dient zur Feststellung einer eventuellen Einstellungsänderung zugleich aber auch als Grundlage des Abschlussgespräches Im Auswertungsprotokoll kann genau abgelesen werden, wie oft das Kind vernachlässigt oder eventuell misshandelt worden ist Ergebnisse werden mit dem Schüler zusammen besprochen und ausgewertet

Resümee Das Projekt wird bisher von den Schülern sehr gut angenommen. Immer wieder sind Rückmeldungen am Ende des Projektes positiv. Besonders sind die intensiven Gespräche in den geschlechtsgetrennten Gruppen zu erwähnen. Vor allem für die Jungen ist eine Auseinandersetzung mit dem Thema möglich, ohne ihr Imponiergehabe vor den Mädchen zeigen zu müssen. Im Frühjahr 2008 wird der Schnulleralarm zum fünften Mal durchgeführt.

Danke!

Kontaktaufnahme:

Stefan Fehren Schulsozialpädagoge Carl-Stahmer-Hauptschule Kirchstraße 4 49124 Georgsmarienhütte 05401/871446 E-Mail: [email protected]