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Zugestellt durch Österreichische Post Obervermuntwerk II Information zum Bau des Pumpspeicherkraftwerks Obervermuntwerk II Ausgabe 5 / Juli 2016 ein...
Author: Elke Sommer
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Zugestellt durch Österreichische Post

Obervermuntwerk II Information zum Bau des Pumpspeicherkraftwerks Obervermuntwerk II Ausgabe 5 / Juli 2016

ein Unternehmen von

PROJEKT OBERVERMUNTWERK II

Editorial

Die Ausbrucharbeiten sind beendet Ein wesentlicher Meilenstein im Projekt ist geschafft. Mit der Durchschlagfeier am 2. Juni 2016 haben wir die Ausbrucharbeiten offiziell abgeschlossen. Zu ihren tollen Leistungen während der letzten zwei Jahre möchten wir den Teams vor Ort herzlich gratulieren. Sie haben es geschafft, die Vorhaben der Planer unter teilweise äußerst schwierigen Bedingungen umzusetzen. Lediglich die Verbindung vom Schützenschacht bis zum Einlaufbauwerk im Silvrettasee bleibt vorerst noch geschlossen, damit in den nächsten Wochen und Monaten die Schützen installiert werden können. Im Frühjahr wird der Silvrettasee abgesenkt und das Vorhaben komplettiert. Aber nicht nur an dieser Stelle ist der Fortschritt auf der höchsten Baustelle Vorarlbergs immens. Der Felshohlraum der Krafthauskaverne ist mittlerweile schon ordentlich gefüllt. Riesige Kranbahnträger und Kranbahnen ragen längsseitig bis zum First. Die Bewehrungs- und Betonierteams arbeiten unter Hochdruck und dementsprechend schnell wachsen die unterschiedlichen Ebenen. Auch im Wasserschloss ist der Betonausbau im Gange. Besonders interessant ist hier das Verfahren der Gleitschalung. Diese „gleitet“ kontinuierlich nach oben, sodass innerhalb von 24 Stunden 9 Meter zurückgelegt werden können. Besonders erfreulich: Bis zum heutigen Zeitpunkt können sowohl der ambitionierte Zeitplan als auch die Kosten eingehalten werden. Damit das so bleibt, sind wir alle auch weiterhin gefordert. Spannend werden die nächsten Wochen, denn in der Kaverne werden bereits die Spiralen, Panzerungen, Saugrohre etc. eingebaut. Zuvor wird der erste von zwei 180-Tonnen-Kränen installiert, damit die schweren Lasten vor Ort transportiert werden können. Von diesen umfangreichen Installationsarbeiten berichten wir dann im Winter. Jetzt wünschen wir Ihnen erst einmal viel Vergnügen mit der aktuellen Ausgabe, die wieder einen spannenden Überblick über das Baugeschehen beinhaltet. Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre! Dr. Christof Germann Mitglied des Vorstands

Dipl.-Ing. Helmut Mennel, MBA Mitglied des Vorstands

Inhalt Projektverlauf ..............................................................................................................................................................................3 Überblicksgrafik .......................................................................................................................................................................4/5 Erfolgreicher Stollendurchschlag .............................................................................................................................................. 6 „Viele unvergessliche Begegnungen“........................................................................................................................................... 7 Im Eiltempo zum Schützenschachtausbau ................................................................................................................................8 Neun Meter in 24 Stunden .......................................................................................................................................................... 9 „Schon lange im Geschäft“ ................................................................................................................................................... 10/11 „Dimensionen schrecken mich nicht mehr“ ............................................................................................................................ 12 Kein alltäglicher Transport ....................................................................................................................................................... 13 Damit die Luft sauber bleibt ..................................................................................................................................................... 14 Der Blick ins Innere des Berges .............................................................................................................................................. 15 Zeitplan, Impressum ................................................................................................................................................................. 16

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PROJEKT OBERVERMUNTWERK II

Aus der Sicht der Projektleitung Kommentar von Dipl.-Ing. Gerd Wegeler Am 21. Mai 2016 hat das Projekt Obervermuntwerk II einen weiteren Meilenstein erreicht: Mit dem Durchschlag des Silvrettastollens auf Höhe des Schützenschachtes auf der Bielerhöhe sind die Ausbrucharbeiten abgeschlossen. Lediglich wenige Meter zwischen dem Schützenschacht und dem Einlaufbauwerk im Silvrettasee sind noch verblieben. Der Durchbruch dieser letzten Gesteinsplombe erfolgt im Frühjahr 2017, wenn der Silvrettasee für die letzten Arbeiten im Bereich Einlaufbauwerk abgesenkt wird. Seit der vorigen Ausgabe dieser Zeitung ist die Baustelle an mancher Stelle kaum mehr wieder zu erkennen. Besonders augenscheinlich wird das in der Krafthauskaverne. Im Februar wurden hier noch die letzten Gesteinsmassen ausgebrochen, während an anderer Stelle in dem riesigen Felshohlraum bereits betoniert wurde. Kranbahnstützen und -träger sind soweit fertiggestellt, dass bereits in den nächsten Tagen einer von zwei riesigen 180-Tonnen-Kranen geliefert, montiert und in Betrieb genommen werden kann. Ist der Kran startbereit und die Fundamente entsprechend betoniert, können die riesigen Spiralen von Pumpen und Turbinen, die in den letzten Wochen in der Trafokaverne vormontiert und geprüft wurden, an den rechten Fleck gehievt und dort einbetoniert werden. Ab August sollten wir hier soweit sein. Der terminkritische Weg zu einer erfolgreichen Inbetriebnahme der Gesamtanlage Ende 2018 führt über die Arbeiten im Kavernenkrafthaus.

Bis zu 500 Mann im Einsatz Mit dem Start des Kaverneninnenausbaus und den gesamten Arbeiten drum herum ist die intensivste Zeit – was den Einsatz von Mannstunden angeht – angebrochen. Bis zu 500 Mann sind jetzt für das Obervermuntwerk II im Einsatz.

OVW II Projektleiter Dipl.-Ing. Gerd Wegeler

Betonarbeiten im Wasserschloss

Die besondere Herausforderung besteht darin, die verschiedenen Gewerke und Arbeiten möglichst „Zahn in Zahn“ wie ein Uhrwerk zu koordinieren und Reibungsverluste sowie Stehzeiten zu minimieren – was besonders für die Bauleitung vor Ort nicht immer ganz einfach ist und nur im Team gemeistert werden kann. In der vorbereitenden Planung verlangt es einen kühlen Kopf und eine Menge an Know-how, um dabei nicht den Überblick zu verlieren. Schließlich ist es jetzt essenziell, das große Ganze im Auge zu behalten und alle Player so zusammen zu bringen, dass am Ende auch wirklich jedes Teil genau zum richtigen Zeitpunkt, in der richtigen Qualität da eingebaut wird, wo es hingehört.

Beobachter sind die Arbeiten im Wasserschloss: Die so genannte Gleitschalung bewegt sich kontinuierlich etwa 35 Zentimeter pro Stunde weiter, sodass die Betonauskleidung im Vertikalschacht in rund vier Wochen abgeschlossen wurde.

750 Betonierabschnitte in einem Jahr Gearbeitet wird derzeit überall: In der Kaverne gibt es rund 750 Betonierabschnitte, die innerhalb eines guten Jahres geplant und ausgeführt werden müssen. Ebenfalls besonders interessant für

Auch außerhalb der Baustelle passiert viel Neben den sichtbaren Arbeiten auf der Baustelle darf man nicht vergessen, dass auch in den Montagehallen und Werkstätten der unzähligen Lieferanten eine ganze Menge passiert. Das ist besonders im Bereich der Maschinenlieferanten spannend. Teilweise werden auch Anlagenteile direkt bei den Illwerken zusammengebaut und geprüft – wie beispielsweise die Pumpenkugelschieber, die in der Maschinenhalle des Rodundwerks II für ihren Transport auf die Baustelle fertiggestellt werden.

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PROJEKT OBERVERMUNTWERK II

Das hat sich seit Baubeginn geDie wichtigsten Schauplätze Überblick Wasserschloss Rund 300 Meter geht es vom Schachtkopf des Wasserschlosses bis zum Schachtfuß beim Silvrettastollen in die Tiefe. Damit erreicht der Schacht die Höhe vom Eiffelturm. Der Schacht wurde mittels Raise-boring-Methode von unten nach oben gefräst und dann auf konventionelle Art im Sprengvortrieb ausgebrochen. Die Betonauskleidung erfolgte im Gleitverfahren von unten nach oben.

Energietransport Die Energietrasse im Freigelände von der Kaverne bis zum Trominierstollen ist bereits fertiggestellt. Im Stollen werden bald 220-kV-Kabel eingezogen sowie die Asphaltfahrbahn eingebaut. In der Steilstrecke Vermunt werden die letzten Betontröge versetzt.

Trafokaverne Am 27. April 2016 wurden die Maschinenspiralen geliefert. Zur Vormontage wurden die Stahlkolosse in der Trafokaverne gelagert. Damit sie überhaupt geliefert werden konnten, mussten die Spiralen in transportfähige Teile geschnitten werden.

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tan: im

PROJEKT OBERVERMUNTWERK II

Schützenschacht Silvretta Mit der Durchschlagfeier beim Schützenschacht wurden am 2. Juni 2016 die Ausbrucharbeiten beendet – ein Meilenstein auf dem Weg zur Fertigstellung des Kraftwerks Ende 2018. Der Schützenschacht auf der Bielerhöhe hat bei einem Durchmesser von rund 11 Metern eine Höhe von 60 Metern.

Silvrettastollen Vom Portal des Hauptzugangsstollens bis zum Durchschlag beim Schützenschacht haben die Mineure eine Distanz von rund 3,6 Kilometern zurückgelegt. 200.000 Kubikmeter Gestein wurden dazu ausgebrochen. Zur Sicherung verbauten die Bergleute rund 15.000 Kubikmeter Spritzbeton und bohrten rund 25.000 Stück Anker mit einer Gesamtlänge von fast 100.000 Metern ins Gebirge.

Maschinenkaverne In der Kaverne ist der Betonausbau in vollem Gange. Die Kranbahnstützen und –träger sind montiert, der erste riesige 180-Tonnen-Kran ist bereits im Einsatz und hat erfolgreich seinen ersten großen Einsatz beim Platzieren der riesigen Pumpen- und Turbinenspiralen bewältigt.

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PROJEKT OBERVERMUNTWERK II

Erfolgreicher Stollendurchschlag Mit der Durchschlagfeier sind die Ausbrucharbeiten offiziell beendet.

Durchschlagsfeier am 2. Juni 2016

Am 25. Juni 2014 gab Stollenpatin Sonja Wallner bei der Anschlagfeier den offiziellen Startschuss für die Ausbrucharbeiten. Fast genau zwei Jahre später ist der Ausbruch beendet. Mit dem Durchschlag des Stollens beim Schützenschacht auf Höhe des Hotels Silvrettahaus auf der Bielerhöhe haben der Bauherr, die Vorarlberger Illwerke

AG, und die ARGE BAU OVW II den nächsten Meilenstein auf dem Weg zur erfolgreichen Errichtung des Kraftwerks hinter sich gebracht. Im Rahmen des traditionellen Festakts wurde dieser Umstand nun ausgiebig gefeiert. Die Bilanz des Geschafften ist beeindruckend: Vom Portal des Hauptzugangsstollens bis zum Durchschlag beim Schützenschacht haben die Mineure eine Distanz von rund 3,6 Kilometern zurückgelegt. Das Ausbruchsvolumen kann mit rund 200.000 Kubikmetern Gestein beziffert werden. Zur Sicherung des Stollens verbauten die Bergleute rund 25.000 Kubikmeter Spritzbeton und bohrten rund 25.000 Stück Anker mit einer Gesamtlänge von fast 100.000 Metern ins Gebirge.

tagebauexperten Höchstleistungen ab. In einem nächsten Schritt geht es nun daran, den Stollen mit Beton – teilweise auch mit riesigen Stahlrohren – auszubauen. Die Bauarbeiten an Vorarlbergs zweitgrößtem Pumpspeicherkraftwerk sind indessen gut im Zeitplan. „Wir sind weiterhin zuversichtlich, das Obervermuntwerk II bis Ende 2018 erfolgreich ans Netz zu bringen“, so Helmut Mennel, Mitglied des Vorstands der Vorarlberger Illwerke AG.

Factbox:  Stollenlänge:

rd. 3.660 m des Stollens: rd. 200.000 m³  eingebaute Anker: rd. 97.000 m bzw. 25.000 Stück  Spritzbeton verbaut: rd. 25.000 m³  Ausbruchsvolumen

Die Mineure kommen aus dem Stollen.

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Bei ihrer Arbeit hatten die Mineure durchaus mit den bekannten Tücken des Bergbaus zu kämpfen. Ein Wassereinbruch im Frühling 2015 mit bis zu 120 Litern pro Sekunde verlangte den Unter-

PROJEKT OBERVERMUNTWERK II

„Viele unvergessliche Begegnungen“ Mit dem Auslösen der symbolischen letzten Sprengung hat Stollenpatin Sonja Wallner den Startschuss für den finalen Durchbruch des Silvrettastollens gegeben. Wir haben Sie zu ihren Aufgaben rund um die Stollenpatenschaft und ihre generellen Gedanken zum Bau des Obervermuntwerks II befragt.

Sehr geehrte Frau Wallner, über dem Portal zum Hauptzugangsstollen hängt ein Schild mit der Bezeichnung „Sonja Stollen“. Wie fühlen Sie sich, wenn Sie das sehen? Am Anfang war es natürlich ein wenig ungewohnt, aber das hat sich schnell gelegt. Jedes Mal, wenn ich vor Ort bin, erfüllt es mich mit Stolz! Für die Mineure ist die Patenschaft sehr wichtig und ich habe das gerade bei einer derart komplizierten und schwierigen Baustelle sehr gern gemacht. „Stollenpatin“ ist gerade in Vorarlberg ein eher außergewöhnliches Amt. Wie haben Sie reagiert, als Sie gefragt wurden, ob Sie diese Patenschaft übernehmen? Zuerst habe ich mich darüber informiert, was das bedeutet und was von mir erwartet wird. Die Entscheidung ist dann aber recht schnell gefallen. Es ist eine große Ehre, wenn man gefragt wird und so habe ich für dieses Projekt die Patenschaft gerne übernommen. Die Wertschätzung mir gegenüber ist sehr groß und ich habe viele unvergessliche Begegnungen. Sie waren in den vergangenen zwei Jahren schon mehrfach auf der Baustelle – wie beurteilen Sie die Veränderungen, die hier seit dem Stollenanschlag passiert sind? Die Baustelle ist spektakulär. Ich habe des öfteren mit offenen Mund gestaunt, welche Ingenieursleistung da vollbracht wird. Ich bin auch beeindruckt vom Tempo des Baufortschritts. Wenn man jetzt die Baustelle besucht, kann man einen sehr guten Eindruck gewinnen, welche Dimension das Kraftwerk haben wird.

Wie denken Sie generell über das Projekt und den Ausbau der Wasserkraft in Vorarlberg? Das Obervermuntkraftwerk ist ein wesentliches Projekt, wenn es um den Ausbau der Wasserkraft in Vorarlberg geht. Wir haben das Glück, dass wir auf die Wasserkraft setzen können und daher ist es nur logisch, dass weiter investiert wird. Obervermunt II wird ja auch einen wichtigen Beitrag zum ehrgeizigen Projekt der Energieautonomie 2050 leisten. Es ist für mich selbstverständlich, dass wir in Vorarlberg auf den Ausbau Erneuerbarer Energieträger setzen. Gerade als Mutter sind die Themen der Nachhaltigkeit und der schonende Einsatz von Ressourcen für mich besonders wichtig. Mit dem Ende der Ausbrucharbeiten ist Ihre Aufgabe ja grundsätzlich „erledigt“. Werden wir Sie dennoch das eine oder andere Mal auf der Baustelle antreffen? Ich denke schon. Mir haben die Besuche bei den Mineuren immer großen Spaß gemacht. Es ist hochinteressant, was dort tagtäglich geleistet wird. Bis 2018 dauert der Bau ja noch und ich werde, nachdem der Ausbruch beendet ist, den Ausbau des Kraftwerks begleiten dürfen. Auch nach der Fertigstellung ist es durchaus möglich, dass ich wieder einmal in der Silvretta vorbeischaue.

Stollenpatin Sonja Wallner bei der Anschlagsfeier

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Auch die heilige Barbara darf nicht fehlen.

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PROJEKT OBERVERMUNTWERK II

Im Eiltempo zum Schützenschachtausbau Das Obervermuntwerk II hat einige spannende Gewerke zu bieten. Dazu gehört auch der Schützenschacht auf der Bielerhöhe. Vom Schachtkopf geht es 50 Meter in die Tiefe, bevor man den Silvrettastollen erreicht.

Grafik Schützenschacht Querschnitt

3D-Modell des Schützenschachtes

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Generell ist der Schützenschacht nicht großzügig dimensioniert. Mit einem Ausbruchsdurchmesser von 11,70 Metern findet trotzdem ein durchschnittliches Vorarlberger Einfamilienhaus mit seiner gesamten Grundfläche bequem Platz. Nach dem erfolgreichen Durchbruch des Silvrettastollens in den Schützenschacht stehen jetzt bereits die nächsten Schritte zum Ausbau der Oberwasserführung an. Zwei Schützen sollen in Zukunft dafür sorgen, dass der Wasserweg zwischen den beiden Speichern im Bedarfsfall unterbrochen werden kann. Eine der beiden Schützen ist dabei für den Betrieb gedacht, die zweite für den Fall, dass sich die Betriebsschüzte in Revision befindet. Üblicherweise werden diese Absperrorgane direkt in die Einlauf- bzw. Auslaufbauwerke integriert. Aufgrund von verschiedenen technischen, wirtschaftlichen und topographischen Gründen haben sich die Ingenieure beim OVW II aber für diese Variante entschieden. Vom Schachtfuß bis zum Schachtkopf laufen nun bis November 2016 Bewehrungsund Betonierarbeiten. Mittels Injektionen wird der Schacht abgedichtet. Zuvor werden das Schützengehäuse und die Panzerung eingebaut. Erst wenn diese

Arbeiten abgeschlossen sind, werden die beiden riesigen Schützen geliefert und installiert. Dieser Vorgang verlangt vom Lieferanten und der ARGE einiges an Fingerspitzengefühl – schließlich haben die beiden Absperrorgane eine Größe von 5,30 mal 7,30 Meter.

40 Meter hoher Trockenschacht Knapp 10 Meter oberhalb der Triebwasserführung und direkt oberhalb der Schützen entsteht der Trockenschacht. Dort wird der gesamte Bedien- und Installationsbereich angesiedelt. Steuerung, Leittechnik und nicht zuletzt die Hydraulikaggregate für die Schützen werden in diesem dicht verplombten Bereich eingebaut. Über eine Treppe gelangen die Kraftwerksmitarbeiter später an die Oberfläche. Dort wird am Ende der Bauzeit nur mehr eine Plattform sichtbar sein, versehen mit einem Belüftungskanal und einem Zugang, der in die Tiefe führt. Noch ist die Verbindung vom Schützenschacht zum See mit einer knapp 40 Meter dicken Gesteinsschicht versperrt. Im kommenden Frühjahr ist es aber dann soweit. Dann wird der Silvrettasee abgesenkt und die Vortriebsarbeiten erreichen ihr Finale.

PROJEKT OBERVERMUNTWERK II

Neun Meter in 24 Stunden Neben dem riesigen Kavernenkrafthaus ist das so genannte Wasserschloss wohl das imposanteste Bauwerk, das beim Obervermuntwerk II entsteht. Mit einem Maximaldurchmesser von bis zu 17 Metern wird das Wasserschloss der größte Schacht des Obervermuntwerks II. Ist das Obervermuntwerk II erst einmal in Betrieb, bewegen sich bis zu 164.000 Liter Wasser pro Sekunde zwischen den beiden Seen. Beim Umschalten von Turbinen- in Pumpbetrieb oder umgekehrt wird das Wasser binnen Sekunden gestoppt. Dabei entstehen hohe Drücke. Durch das nach oben offene System des Wasserschlosses hat das Wasser die Möglichkeit, nach oben aufzuschwingen. Vom Schachtkopf bis zum Schachtfuß misst der Anlagenteil rund 300 Meter. Am Schachtkopf erreicht er einen Durchmesser von 17 Metern, nach rund 80 Metern verengt er sich auf 6,30 Meter. In diesem Bereich wurden drei Kammern mit einer Länge von rund 70 Metern ausgebrochen und ausbetoniert, die den Wassermassen weiter Auslauf gewähren. Besonders spannend ist das Verfahren, mit dem aktuell der Schacht ausbetoniert wird. Die so genannte „Gleitschalung“ bewegt sich konstant von unten bis ganz nach oben.

schacht gibt es einen Konus, an dem sich der Durchmesser des Schachtes von 6,30 Metern auf 17 aufweitet. Dieser Abschnitt muss nun noch herkömmlich geschalt werden, bis es schließlich mit der Gleitschalung bis ganz nach oben zum Schachtkopf geht – aufgrund des höheren Durchmessers nicht mehr ganz so schnell, aber wohl immer noch mit rund drei bis vier Metern in 24 Stunden.

Innovatives „Raise-boring“

Betonierarbeiten mit Gleitschalung

zu können. Aus diesem Grund wurden vor dem Start der Arbeiten umfangreiche Versuche gemacht. Der besondere Vorteil dieser Vorgehensweise liegt in der hohen Geschwindigkeit, mit der hier betoniert werden kann. Von 1. Juni bis 18. Juni konnten auf diese Art und Weise 154 Meter des Vertikalschachtes ausbetoniert werden. Am Übergang vom Vertikalschacht zum so genannten Steig-

Schon bei den Ausbrucharbeiten des Schachtes kam ein besonderes Verfahren zum Einsatz: Beim so genannten Raiseboring wurde zuerst eine Pilotbohrung mit kleinem Durchmesser von oben nach unten durchgeführt. Im Anschluss an diese Bohrung, die zentimetergenau kerzengerade nach unten führt, wurde an einer Bohrstange ein Fräskopf angebracht, der einen Schacht mit einem Durchmesser von drei Metern 300 Meter nach oben fräste. Erst dann erfolgte im Sprengvortrieb Schritt für Schritt die Aufweitung, bis der Schacht schließlich seine vorgesehene Dimension erreicht hat.

Konstante Geschwindigkeit Eine Besonderheit bei der Betonauskleidung des Schachtes stellt die Art und Weise dar, wie diese hergestellt wird. Die so genannte Gleitschalung klettert konstant mit einer Geschwindigkeit von rund neun Metern pro 24 Stunden in die Höhe. Dabei wird der Beton kontinuierlich in Lagen von rund 30 Zentimetern eingebracht. Besonders herausfordernd bei dieser Art des Betonierens sind die Anforderungen an den Beton. Zum einen darf dieser nicht zu weich sein, damit er seine Form am unteren Ende der Schalung behält und „standfest“ ist, zum anderen sollte er aber auch nicht zu steif sein, um ihn optimal verarbeiten

Obere Wasserschlosskammer

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PROJEKT OBERVERMUNTWERK II

„Schon lange im Geschäft“ Koordination der Baustelle zwischen Planer und Ausführung, Personaleinsatzplanung, Überwachung Bauzeitplan und Umsetzung Vertrag, Psychologe, Handwerker und vieles mehr – es gibt praktisch keine Aufgabe beim Obervermuntwerk II, die Thomas Maier und Christian Töchterle nicht übernehmen. Bei der Fülle an Tätigkeiten heißt es für die beiden Bauleiter, flexibel und kreativ zu sein.

Maschinenkaverne

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PROJEKT OBERVERMUNTWERK II

Christian Töchterle (li.) und Thomas Maier

Normalerweise gibt es bei Baustellen in dieser Größenordnung verschiedene Baulose, die mehr oder weniger getrennt voneinander verwaltet werden. Beim Obervermuntwerk II ist dies allerdings nicht der Fall. „Wir haben zu Beginn schon überlegt, die Arbeiten auf unterschiedliche Baulose aufzuteilen“, so Thomas Maier, „aufgrund der beengten Platzverhältnisse im Hochgebirge und des komplexen Bauwerks mit vielen Schnittstellen zwischen den Baulosen erschien uns das aber nicht sinnvoll.“ Will heißen, dass sich die einzelnen Auftragnehmer der Hauptbauarbeiten sich die geplante Infrastruktur (z.B. Materialaufbereitungsanlage, Deponieflächen. Betonmischanlage, usw.) hätten weitgehend teilen müssen – und das über verschiedene Baulose zu koordinieren, wäre sicher nicht zielführend gewesen – der Koordinationsaufwand wäre zu hoch. Am Ende bedeutet das, dass die gesamte Bauverantwortung auf einem Chefbauleiter und seinem Kernteam ruht. Beim Obervermuntwerk II übernimmt Herbert Schnetzer diese Rolle. Thomas Maier und Christian Töchterle sind sein Kernteam und damit die wichtigsten Ansprechpartner für die gesamte Baumaßnahme. Ursprünglich war geplant, dass die beiden im Wechsel in der Dekade arbeiten, doch mittlerweile

kommt es immer häufiger vor, dass man beide gleichzeitig auf der Baustelle antrifft – zu zahlreich sind die Arbeiten, die täglich anstehen.

bunt zusammengewürfelter Haufen, bei dem jeder seine eigene Ansprache benötigt“, so Töchterle.

Informationszentrale Vom Kaffee bis zur Schneeräumung Auf die Frage nach einer Jobbeschreibung stutzen sowohl Maier als auch Töchterle. Die gibt es laut Aussage der beiden nicht. Sie sind auf der Baustelle Ansprechpartner für alle ungeklärten Fragen. „Das geht von der Kaffeebestellung für’s Baubüro bis zur schnellen Umplanung von Bauarbeiten und Koordination der beteiligten Firmen, wenn beispielsweise durch eine Lawinensperre ein Baubereich nicht zugänglich ist und geplante Arbeiten verschoben werden müssen“, so Maier. Ein besonderer Aspekt dabei ist der Umgang mit verschiedenen Charakteren. „Obwohl wir ein super Team haben, verlangt der Umgang mit jedem einzelnen Mitarbeiter eine ganze Menge Fingerspitzengefühl“, so Christian Töchterle. Das beginnt bei den verschiedenen Schichtbauleitern der ÖBA, über die Bauleitung der ARGE BAU OVW II, bis zu den Auszubildenden, die die nächste Generation der IllwerkeIngenieure darstellen und entsprechend lernen sollen. „Alles in allem ist das ein

Umso wichtiger ist es in diesem Job, im Abgang, also in der Freizeit, so richtig abzuschalten. Das ist schwierig genug, denn während einer Schicht sammeln und erhalten die beiden unzählige Informationen, die dann wieder weitergegeben werden müssen, bevor man sich verabschiedet. Dass das nicht immer gelingt, liegt auf der Hand. So sind die beiden meist auch in ihrer Freizeit für Notfälle erreichbar. „Wir sind beide nicht so eingestellt, dass wir den anderen dumm sterben lassen“, so Maier, der sich mit seinem Kollegen auch privat sehr gut versteht. Die beiden gebürtigen Montafoner kennen sich schon seit Schulzeiten, gingen dann ihren eigenen Weg und sind bei den Illwerken wieder in einem Büro vereint. Beide sind verheiratet und haben zwei Kinder – und noch eine Eigenschaft haben die zwei gemeinsam. Sie sind bereits so lange in dem Geschäft, dass sie nichts so einfach aus der Bahn wirft – und das ist genau die Eigenschaft, die man braucht, bei einem Job wie diesem.

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PROJEKT OBERVERMUNTWERK II

„Dimensionen schrecken mich nicht mehr“ Nach der Fertigstellung des Kopswerk II hatte Jakob Sparr eigentlich mit Bauwerken dieser Größenordnung abgeschlossen und das Kraftwerk als absolutes „Highlight“ seiner beruflichen Karriere verbucht – bis die Projektleitung des OVW II an seine Türe klopfte.

„Auch wenn ich heute noch ab und zu im Kopswerk II bin, kommen die Gefühle von damals hoch. Ich erinnere mich genau daran, was ich mir gedacht habe, als ich mir der Dimension dieses Kraftwerks bewusst wurde.“ Mit seinen Kollegen stand Sparr damals nicht nur einmal vor scheinbar unlösbaren Aufgaben. Das Wissen und die Erfahrung, dass es schlussendlich immer eine Lösung gab, nimmt er jetzt in ein neues Projekt mit – „das hilft ungemein“ – so Sparr. Tore, Türen, Treppen, Böden, Estriche – die Liste der Zuständigkeiten von Jakob Sparr ließe sich noch endlos verlängern. Die Erfahrungen, die Sparr in nun fast 25 Jahren Konzernzugehörigkeit in verschiedenen Bereichen und Positionen gesammelt hat, hat Gerd Wegeler und seine Kollegen dazu veranlasst, Sparr für den Innenausbau mit ins Boot zu holen. „Da ich aufgrund der Erlebnisse beim Kopswerk II sehr gut gewusst habe, worauf ich mich einlasse, habe ich erst gezögert“, so Sparr, „aber der freundliche Empfang meiner Kollegen im IZM und auf der Baustelle bestätigte mich in der Entscheidung, diese Herausforderung anzunehmen.“

führen wird. „Hier wird es in den nächsten Tagen und Wochen konkret, die Verbindung von der Maschinenkaverne zum Stollen herzustellen. Über den Kabel-/ Fluchtstollen wird am Ende die Frischluftzufuhr für die Kaverne erfolgen. Auch Energieableitung läuft auf diesem Weg. Besonders wichtig: Im Notfall können hier auch Personen aus der Kaverne ins Freie flüchten. Daher ist es gerade jetzt besonders wichtig, mit den unterschiedlichen Bedarfsträgern eng zusammen zu arbeiten. „Wir befinden uns ständig

Ein Gefühl für die Belange der anderen Aufgrund seiner Erfahrung hat Sparr mittlerweile eine entspannte Haltung zu überdimensionalen Größen und Mengen entwickelt. Konkret ist er aktuell damit beschäftigt, den gesamten Bedarf für den Innenausbau konkret in Mengen und Beschreibungen zu erfassen. Im Anschluss daran werden die einzelnen Positionen ausgeschrieben, die Angebote geprüft und die Leistungen anschließend bestellt. „Hier ist es wichtig, ein Verständnis für die Belange jedes Einzelnen zu entwickeln – und wenn am Ende alles da ist, wo es sein soll und nichts fehlt, dann ist die Arbeit auch für Jakob Sparr erledigt. Laut Sparr ist es für ihn die „letzte Kraftwerksbaustelle dieser Größenordnung“ in seinem Berufsleben.

Zugänglichkeit herstellen Während die Ausbrucharbeiten mittlerweile abgeschlossen sind und der Betonund Stahlwasserbau auf Hochtouren laufen, stehen Sparr und seine Kollegen noch am Beginn der Ausbauarbeiten beim Obervermuntwerk II. Es wurden bereits im Zuge der Eingabeplanung Bedarfs- und Mengenschätzungen durchgeführt – allerdings geht es jetzt darum, diese zu konkretisieren. Aktuelles Beispiel: Das riesige Stiegenhaus, das über eine Höhe von 60 Metern von der Maschinenkaverne in den Kabel-/Fluchtstollen

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in Kontakt und sprechen uns ab“, erklärt Sparr. „Nur so ist es möglich, Prioritäten festlegen und Kollisionen zu verhindern.“ Laut Sparr habe beispielsweise die Sperre eines Bereiches zur Herstellung eines Bodenbelages Nachrang gegenüber dem Transport eines wichtigen Maschinenteils. Das Obervermuntwerk II ist nach Kopswerk II und Klösterle bereits das dritte Kraftwerk, das Sparr in dieser Funktion betreut. Vor seiner Aufgabe beim zweitgrößten Kraftwerk der Illwerke war er im Bereich der baulichen Instandhaltung bei VKW-Kraftwerken tätig.

Jakob Sparr

PROJEKT OBERVERMUNTWERK II

Kein alltäglicher Transport Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu Vorarlbergs zweitgrößtem Pumpspeicherkraftwerk ist die Anlieferung und Montage der riesigen Pumpen- und Turbinenspiralen.

Zusammen und wieder auseinander

Transport der riesigen Pumpen- und Turbinenspiralen

Ende April 2016 war es soweit: Die Pumpen- und Turbinenspiralen wurden auf dem Straßenweg, verladen auf mehrere Tieflader, zu ihrem Bestimmungsort gebracht. Schon alleine für den Transport war der Aufwand für die Vorbereitungen äußerst hoch. Bei 80 Tonnen Gewicht und einem Durchmesser von neun Metern sind die Stahlkolosse, die in ihrer Gestalt riesigen Schneckenhäusern ähneln, kein Alltagsgeschäft. Die Turbinenspirale ist das Gehäuse, das das Wasser zum Laufrad leitet. In diesem Gehäuse erhält das Wasser einen Drall, um auf dem Turbinenlaufrad seine maximale Wirkung entfalten zu können. Umgekehrt wird das Wasser aus der Unterwasserführung über das Pumpenlaufrad und die Pumpenspirale nach oben gefördert. Für einen Transport dieser Kategorie sind zahlreiche Sondergenehmigungen vonnöten. Gefahren werden kann im öffentlichen Straßennetz ohnehin nur in der Nacht. So waren die jeweils zwei Pumpenspiralen von Voith Hydro und die Turbinenspiralen der Firma Andritz Hydro beinahe eine Woche unterwegs, ehe sie auf der Bielerhöhe und schließlich bei

Pumpenspirale

der Kehre 24 im Bereich Vermunt auf der Silvretta-Hochalpenstraße ankamen. Beim Transport hatten die Verantwortlichen Ende April darüber hinaus mit launischem Wetter zu kämpfen. Eintretender Schneefall erschwerte den ohnehin schon herausfordernden Transport noch zusätzlich. Es war wohl ein Stein von der Größe des Transportguts, der Bernhard Wittwer vom Herzen fiel, als die Stahlteile schließlich ihr Ziel in der Trafokaverne erreicht hatten. Der 33-jährige Gaschurner Maschinenbauer ist als Montagekoordinator im Bereich Maschinenbau für diesen Teil der Arbeiten verantwortlich.

Von Beginn an war den Ingenieuren klar, dass diese Bauteile nicht in einem Stück auf die Baustelle transportiert werden können. Dafür sind die Dimensionen einfach zu groß. So wurden sie in den Werken in Oberösterreich (Pumpenspirale) bzw. Ungarn (Turbinenspirale) gefertigt und dann soweit „zugeschnitten“, dass sie die erforderlichen Transportmaße erreichten. Aus diesem Grund konnten sie auch nicht direkt an den schlussendlich vorgesehenen Platz in der Maschinenkaverne gehievt werden, sondern wurden erst einmal in der Trafokaverne zwischengelagert. Hier werden die abgetrennten Teile wieder angeschweißt. Sind diese Arbeiten erledigt, folgt der nächste Arbeitsschritt: die Druckprobe. „Dabei wird die Spirale mit Wasser gefüllt und einem Druck von 75 bar ausgesetzt. Das entspricht dem 1,5 fachen vom maximalen Druck, den das Bauteil später aushalten muss“, so Wittwer. Im Anschluss an die Druckprobe erfolgt die so genannte Oberflächenrissprüfung. Dabei wird genau untersucht, ob durch den hohen Wasserdruck Risse im Stahl oder den Schweißnähten entstanden sind. Erst dann geht es weiter mit dem Korrosionsschutz, der die Spirale langfristig schützen soll. Sind diese Arbeiten fertiggestellt, sind die Stahlgehäuse für den Einbau in der Maschinenkaverne bereit. Dazu werden sie mit einem Selbstfahrer in die Maschinenkaverne transportiert und mit dem bis dahin installierten Hauptkran aufgestellt. In dieser aufrechten Position werden die Spiralen schließlich unter Druck – das heißt, mit Wasser gefüllt – einbetoniert. Nach und nach werden dann die anderen Komponenten montiert. Die Hauptmontage ist laut Bauzeitplan ab Mai 2017 vorgesehen.

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PROJEKT OBERVERMUNTWERK II

Damit die Luft sauber bleibt Bereits in der Vorprojektphase wurden direkt im Baugebiet sowie in der Umgebung mehrere Messstellen eingerichtet, die die einwandfreie Qualität der Luft dokumentieren und damit gewährleisten sollen.

Die Straße wird täglich gereinigt.

Das Ergebnis: Wie die bisherigen Messdaten deutlich unterstreichen, bewegen sich die gemessenen Luftschadstoffe bis zum heutigen Tag innerhalb der von der Behörde vorgegebenen Grenzwerte. Das erfreuliche Zwischenergebnis ist auf die konsequente Beachtung und Einhaltung der entsprechenden Vorgaben zurück zu führen.

Tägliche Straßenreinigung Zur Staubbekämpfung wurden bereits im Vorfeld zahlreiche Maßnahmen definiert: Bevor es richtig staubt, werden die neuralgischen Zufahrten immer wieder mit Besen und Schaufel gereinigt, um die gröbsten Straßenverunreinigungen zu entfernen. Zusätzlich verfügt die Mannschaft der Straßenreinigung über einen Unimog, der mit einer montierten Kehreinrichtung die Fahrbahn säubert. Selbst die Straßenränder werden mit einer Kleinkehrmaschine sauber gehalten. Wenn das trockene Kehren einmal nicht mehr ausreicht, fahren die Illwerke in Zusammenarbeit mit der Arge weitere

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Dieselpartikelfilter

Geschütze auf. Während der frostfreien Zeit werden Teilstrecken der Silvretta Hochalpenstraße beinahe täglich mit einer mobilen Sprühvorrichtung benetzt. Auch vordefinierte neuralgische Zufahrten werden auf diese Weise von Staub und Dreck, der bei der Arbeit anfällt, befreit. Äußerst effizient versieht eine eigene Reifenwaschanlage bei der Ein-/Ausfahrt zur Deponie D1 ihren Dienst. Jedes Baufahrzeug, das das Gelände verlässt, passiert die Anlage und wird gründlich abgespritzt.

Tausende LKW-Fahrten vermieden Besonders herausfordernd für die Erhaltung der Luftgüte ist die baustelleneigene Kiesaufbereitung und Betonmischanlage. Durch die Errichtung dieser Anlage können über die gesamte Bauzeit tausende Transportkilometer verhindert werden. Gleichzeitig müssen die Zuständigen aber auch penibel darauf achten, dass sich die Staubbelastung aufgrund der Arbeiten mit dem Gestein nicht kon-

traproduktiv auswirkt. Daher wird das Fels- und Gesteinsmaterial beim Brechen auf der Deponie auch dauerhaft benetzt. Die Materialaufbereitung inklusive der Verteilung zu den Kiesboxen findet in einer vollständig von Wänden umschlossenen Anlage statt.

Dieselpartikelfilter als Vorschrift Ein Novum auf einer derartigen Baustelle war auch für die ausführenden Unternehmen die Vorgabe der Illwerke und der Behörde, dass alle Baustellenfahrzeuge ausnahmslos mit Dieselpartikelfiltern ausgestattet sein müssen. Die Erfahrung auf der Baustelle des Obervermuntwerk II zeigt deutlich, dass diese Maßnahme ihr Ziel nicht verfehlt – ganz im Gegenteil: Durch regelmäßige Abgastests konnte nachgewiesen werden, dass gut funktionierende Filter den Schadstoffausstoß um bis zu 99 Prozent reduzieren können. Auf die Leistungsfähigkeit der Baumaschinen hat die Maßnahme entgegen aller Befürchtungen keinen negativen Einfluss.

PROJEKT OBERVERMUNTWERK II

Der Blick ins Innere des Berges Wenn ein Kraftwerk vollständig ins Innere eines Gebirges gebaut wird, ist eine Position im Vorfeld und während des Baus von zentraler Bedeutung: Der Geologe zeigt im wahrsten Sinne des Wortes „wo’s lang geht“. Fragt man Lukas Bickel jetzt im Nachhinein nach dem Zutreffen der geologischen Prognosen, die er und seine Kollegen in Bezug auf das Obervermuntwerk II erstellt haben, nickt der 31-Jährige zufrieden. Lediglich hie und da gab es Abweichungen, der Rest der Vorhersagen war äußerst genau – so genau sie eben nur sein können, wenn man berücksichtigt, dass das prognostizierte Gebiet von 800 Metern Fels und Gestein überlagert ist.

Kontinuierliche Dokumentation Begonnen haben die Arbeiten für Lukas Bickel auf der Baustelle glücklicherweise etwas gemächlich – denn zu Beginn seiner Tätigkeit auf 1.700 Metern Höhe war der Aufgabenbereich mit einem Vortrieb noch überschaubar. Zumindest einmal pro Tag drangen der frisch zu den Illwerken gewechselte Geologe und seine Kollegen bis zur Ortsbrust vor und sorgten für eine lückenlose Vortriebsdokumentation. Vor Ort kontrollierten sie die geologischen Begebenheiten, analysierten das Verhalten des Gebirges und legten gemeinsam mit der Bauleitung die erforderlichen Sicherungsmaßnahmen fest. Wie dick muss die Spritzbetonschicht sein? Wie viele Anker werden benötigt? Solche Fragen wurden vor Ort geklärt. Mit dem weiteren Baufortschritt stiegen auch die Anforderungen an den gebürtigen Feldkircher. Teilweise arbeiteten die Mineure an bis zu fünf Vortrieben gleichzeitig – da war es gut, dass Bickel mit Reinhold Gerstner und zwei weiteren, externen Geologen auf ein verlässliches Team zurückgreifen konnte. Zu ihren Aufgaben gehörte unter anderem auch die Betreuung der Baustelle hinsichtlich

der Aufstandsflächen bei den Deponien. Je nach örtlichen Begebenheiten wurden Drainageschichten eingebaut, um eine gute Entwässerungswirkung zu sichern.

Arbeiten im eiskalten Bergwasser Herausforderungen gab es im Zuge der Ausbruchsarbeiten einige. Vor allem die Wasserstrecke im Silvrettastollen setzte den Mitarbeitern zu. „Andere hat es da viel schlimmer erwischt. Die Mineure mussten bis zu acht Stunden arbeiten, während bis zu 120 Liter eiskaltes Bergwasser pro Sekunde aus dem Fels kamen“, relativiert Bickel seine eigene Leistung. Nass und durchgefroren waren aber auch seine Kollegen und er nach der mühsamen Aufnahme nach dem Abschlag. Die Arbeiten im Wasserschloss werden dem Geologen wohl ein Leben lang in Erinnerung bleiben. „Die Vortriebsarbeiten am Vertikalschacht waren eine besondere

Herausforderung, weil wir den längsten der möglichen Wege zurücklegen mussten: zuerst über die obere Kammer zum Schachtkopf und dann über zwei Schachtbefahrungsanlagen in die Tiefe. Für die Vortriebsdokumentation war zwischen Laibung und Schutterschacht teilweise nicht mehr viel Platz – da war das Gefühl durchaus mulmig“, so Bickel.

Rückzug ins Büro Mit dem Ende der Ausbrucharbeiten ist es nun auch wieder ruhiger, was die Arbeiten direkt auf der Baustelle angeht. Weitere Aufgaben sind aktuell beispielsweise die Abnahme der gereinigten Sohle im Silvrettastollen und die Entscheidung über eventuelle Vorsohlenverstärkungen, um die Tragfähigkeit zu gewährleisten. Spannend wird es dann wieder ab August 2016, wenn die ersten Injektionen gemacht werden. Hier sind die Geologen wieder mit ihrem fundierten Fachwissen gefragt.

Geologe bei der Arbeit: Lukas Bickel dokumentiert die Situation nach einem Abschlag.

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Weitere Informationen zum Obervermuntwerk II: Internet: www.obervermuntwerk2.at

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Meilensteine und voraussichtlicher Zeitplan für das Projekt Obervermuntwerk II 9. Juli 2009

Vorarlberger Landtag fixiert Energieautonomie 2050 als langfristiges Ziel

9. März 2011

Beschluss des Vorarlberger Landtags zum Ausbau der Wasserkraft in Vorarlberg

März 2011

Start UVP-Vorverfahren

Oktober 2011

Start UVP-Hauptverfahren

Januar 2014

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2014 - 2018

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2018 Inbetriebnahme 2019

Anschluss und Wiederinbetriebnahme des Obervermuntwerk I

2020

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