Jugend an der Wien #10

10 JAHRE OPERNHAUS Jugend an der Wien # 10 Ein Unternehmen der Wien Holding Inhalt Über die Notwendigkeit von Musiktheatervermittlung in unruhige...
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10 JAHRE OPERNHAUS

Jugend an der Wien # 10

Ein Unternehmen der Wien Holding

Inhalt

Über die Notwendigkeit von Musiktheatervermittlung in unruhigen Zeiten 4 Catherine Leiter Kunst braucht Bildung Auszug aus der Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 2016 Konrad Paul Liessmann

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Ansteckungsgefahr Ein Probenbesuch Martin Knuhr

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Ein Blick hinter die Kulissen (oder: Wie alles begann) Izabella Radic

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Im Widerspiel des Möglichen mit dem Unmöglichen Jakob Kajetan Hofbauer

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Die Sicht aus dem Souffleusenkasten Bernadette Boesch

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Von bröckelnden Wänden in Isengard Oscar Schöller

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Was bietet Jugend an der Wien?

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Programm 2016/17

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An Stelle eines Editorials:

Uber die Notwendigkeit von Musiktheatervermittlung in unruhigen Zeiten Eine misslungene Bundespräsidentschaftswahl, Brexit, Schwierigkeiten in der Türkei, Donald Trump als amerikanischer Präsidentschaftskandidat, Kriege vor unserer Tür, Tote im Meer, Flüchtlingsströme, Amokläufe und Terroranschläge haben den Sommer 2016 überschattet und geben zu denken, wie wir jetzt zu unserem Musiktheatervermittlungs-Programm im Herbst übergehen sollen. „Wir leben in bewegten Zeiten“, sagt der Philosoph Konrad Paul Liessmann in seiner Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 2016 und stellt die Frage in den Raum, ob Kunst angesichts dieses Weltzustandes nicht verstummen oder die Stimme in einem politischen Sinne erheben müsste. Für uns gilt: weder noch. Musiktheatervermittlung ist ein Mix aus Kunst, Bildung, gesellschaftspolitischen Fragen, Reflexion über Musiktheaterwerke und sozialem Angebot. Hier lassen sich Bereiche schwer auseinanderdividieren. Wir fragen uns: Wie können wir Jugendlichen gerade in unruhigen Zeiten Möglichkeiten und Räume bieten, ihre Wahrnehmung zu schulen, selbst aktiv etwas zu schaffen, sich einzubringen, nachzudenken und eine Perspektive zu entwickeln? Und weiters: Warum bieten wir gerade Oper an, um uns in Gruppen zu treffen, (darüber und über anderes) zu diskutieren und zu reflektieren? Gemeinsames Schaffen, Singen, Spielen, Musizieren, sich austauschen und auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten verbindet und stärkt gleichzeitig. Im Miteinander-Spielen kann vieles ausprobiert und entdeckt werden und durch die verstärkte Körperwahrnehmung im Singen und Spielen entsteht ein aufmerksamer Umgang mit sich selbst und dem Gegenüber. In unserer jährlichen Jugendoper entsteht im Idealfall zum Schluss ein Stück, das die ZuseherInnen sowohl verzaubert und in seinen Bann zieht als auch zum Nachdenken anregt. Ein Stück, das auf dem Weg dorthin die sozialen Fähigkeiten, den Sinn für Kunst und die Selbst- und Fremdwahrnehmung schult. In unseren Schulworkshops werden die Jugendlichen in die (oft) fremde Welt der Oper eingeführt und ihre Wahrnehmung für den Gesamteindruck der Sinne geschärft – für das, was Oper kann.

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„Die Kunst erfordert, heute mehr denn je, das Eintauchen in eine andere Welt, eine Welt, in der es um Genauigkeit, Aufmerksamkeit, Konzentration, Hingabe, Anstrengung und Selbstvergessenheit geht, um Haltungen also, die quer stehen zu jener Mischung aus Bequemlichkeit und Egomanie, zu der wir ansonsten angehalten sind“, so Konrad Paul Liessmann. Genau das wollen wir unseren Jugendlichen – gemeinsam mit Pünktlichkeit und respektvollem Umgang miteinander als Grundvoraussetzung – mitgeben. Das alles kann Musiktheater. „Wir leben hier, bis zum Äußersten“ sang der Chor (zitiert nach Ingeborg Bachmann) in unserer Jugendoper CAPRICCIOSO im Vorjahr – es ging um Grenzen, die Gesellschaft, in der wir leben, unser Zusammenleben und die Möglichkeiten von Versöhnung. In dieser Saison wird sich erst zeigen, in welche Richtung sich die Jugendoper zum Thema FAUST mit einer neuen Gruppe Jugendlicher entwickelt – Regisseur Daniel Pfluger und Dirigent Raphael Schluesselberg machen sich gemeinsam mit ihnen auf eine musikalisch-szenische Reise. In der Kombination aus Tanz, Text und Musik können wir uns auf jeden Fall auf ein spannendes Musiktheater-Erlebnis freuen. Kunst ist Bildung – auch und vor allem in bewegten Zeiten. Umso mehr brauchen junge Menschen die Gelegenheit, über den Tellerrand hinaus zu schauen und in der Vielfältigkeit des Musiktheaters Altes und Neues zu entdecken sowie sich und andere zu erleben. In diesem Sinne – lassen Sie uns zum Musiktheatervermittlungs-Programm übergehen, gerade jetzt. Herzlich, Ihre Catherine Leiter Leitung  Jugend an der Wien Musiktheatervermittlung Kontakt: +43/664/88628130 [email protected]

Auszug aus der Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 2016 von Konrad Paul Liessmann

Kunst braucht Bildung Mit Fug und Recht könnte man sich auch einmal die Frage stellen: Wie viel Bildung braucht die Kunst, wie viel Kunst braucht die Bildung? Das gelungene Werk, auch in seiner Einfachheit raffiniert und anspielungsreich, immer auf Vergangenes zurück- und auf Zukünftiges vorausweisend, stellt hohe Ansprüche. Hören, Lesen, Sehen sind in diesem Zusammenhang nicht nur rezeptive, sondern produktive Tätigkeiten, das Verstehen und der Genuss steigern sich mit Kenntnissen, Einsichten und Erfahrungen. Ästhetische Bildung als Modell für die Freiheit und Autonomie des Menschen kann sich nur in Auseinandersetzung mit der Kunst entfalten, ästhetische Urteilskraft, die Fähigkeit, das Gelungene vom Misslungenen zu unterscheiden, die Schulung einer kritischen Haltung können sich nur in Konfrontation mit den Werken der Tradition und der Gegenwart entwickeln. Ja, Kunst braucht Bildung in einem fundamentalen Sinn, sie braucht vielfältige Kenntnisse, braucht historisches, religiöses, philosophisches und literarisches Wissen, braucht Erfahrungen. Welche Schule, welcher Bildungsplan will solches heute noch bieten? Aber wie viel Kunst braucht die Bildung? Genügt es nicht, dass junge Menschen jene Kompetenzen erwerben, die sie fit für die Arbeitswelt der Zukunft machen? Und hat sich die Beschäftigung mit Kunst nicht auch dieser Maxime zu beugen? Sollte es sich herausstellen, dass das Hören von Mozartopern das innovative Denken befördert und bei der Gründung von Start-Ups Vorteile verschafft, nun, dann wird man das tun; sonst eben nicht. Wer so denkt, denkt falsch. Bildung ohne ästhetische Erziehung ist keine Bildung. Denn die Kunst, und nur sie, kann – wenn auch im Imaginären – zeigen, was es heißt, mit den Widersprüchen und Abgründen des Menschen in einer menschlichen Weise umzugehen. Kunst gehört, neben der Wissenschaft, zumindest für Friedrich Schiller, zu den „edelsten Werkzeugen“ des Menschen, die es ihm erlauben, sich im „Reiche der vollkommensten Freiheit“ zu bewegen. Bildung als Menschwerdung des Menschen kann sich deshalb nur an und mit diesen beiden großen Errungenschaften entfalten. Das Reich der Freiheit, auch und gerade der ästhetischen Freiheit, ist aber nicht ohne Fallstricke. Freiheit heißt auch, sich aus dem Bann des Kollektivs und des kollektiven Denkens zu lösen und zu einer wirklichen Individualität zu gelangen. Hier liegt ein irritierendes Problem, vor das uns die Kunst stellt. Kunst ist mit unseren, im Bildungswesen aus guten Gründen geforderten Gleichheits- und Gerechtigkeitsvorstellungen nicht vereinbar. Kunst ist faszinierend und verstörend Kunst ist letztlich eine Sache der/des Einzelnen – und dies nicht im Sinne eines falschen Elitenbewusstseins, auch nicht im Sinne eines überzogenen Geniekults, sondern im Sinne einer existentiellen Erfahrungsmöglichkeit. Für diese kann in einem Schulsystem wohl der Boden bereitet, sie kann aber weder verordnet, noch verlangt, noch als Kompetenz definiert, geprüft und zertifiziert werden. Es kann auch niemand dazu gezwungen werden. Ein Bildungssystem, das die Chancen von Kunst ernst nähme, eine Bildungsministerin, der es darum ginge, jungen Menschen die Welt der Kunst zu erschließen, setzte deshalb weniger auf Kompetenzorientierung oder Output-Optimierung, sondern schlicht auf LehrerInnen, die für die Kunst, für die Literatur, für die Musik begeistern können, und die wissen und wissen dürfen: Wenn sie damit auch nur eine einzige jugendliche Seele erreichen und enthusiasmieren – dann haben sie das Ihrige getan. Und mehr bedarf’s nicht.

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CAPRICCIOSO oder DIE LAUNEN DER OPER Uraufführung am 30. April 2016 Musik von Florian C. Reithner Libretto von Catherine Leiter Musikalische Leitung Inszenierung Stimmbildung Bühne Kostüme Licht Regieassistenz / Choreografie 8

Raphael Schluesselberg Catherine Leiter & Beate Göbel Generose Gruber-Sehr Henrik Ahr Axel E. Schneider Frank Storm Sarah Scherer

Von Martin Knuhr *

Ansteckungsgefahr INSPIRIERT VON STRAUSS’ CAPRICCIO WAGEN SICH JUGENDLICHE AM THEATER AN DER WIEN AN DIE URAUFFÜHRUNG EINER SELBSTENTWICKELTEN OPER. EIN PROBENBESUCH Mit ohrenbetäubendem Kreischen stürmt eine Gruppe Jugendlicher in weiß-blau gestreiften Badekappen die Bühne, unter dem donnernden Stakkato eines Pianos. Sie posieren. Sie grimassieren. Dann singen sie. Im kleinen, von Leuchtröhren erhellten Chorsaal im vierten Stock des Theaters an der Wien hat das Team um das Regie-Duo Catherine Leiter und Beate Göbel alle Hände voll zu tun: die erste Probe im Kostüm. Alle Beteiligten haben anstrengende Monate hinter sich. Schließlich gilt es, eine nagelneue Oper aus der Taufe zu heben. Capriccioso oder Die Launen der Oper handelt – in Anlehnung an Strauss’ Capriccio – von einer Adelsfamilie, die bei der Vorbereitung einer musikalischen Geburtstagsüberraschung in eine Debatte über die Bedeutung von Text und Musik in der Oper und der Rolle von Kunst in der Gesellschaft gerät. VertreterInnen verschiedenster musikalischer Stoßrichtungen treffen hier aufeinander – Zwist vorprogrammiert. Dabei orientiert sich zwar das Sujet an Strauss‘ Konversationsoper, nicht aber die Partitur, auch wenn es, was Anleihen aus der Musikgeschichte betrifft, „ziemlich wild zugeht“. Florian C. Reithner, der das Stück in enger Abstimmung mit den jungen DarstellerInnen komponierte, wollte „in diesen Strauss-See gar nicht erst reinschwimmen. In diesen Kontexten sehe ich mich nicht, außerdem ist die Oper ja das Werk von uns allen.“ Aus Improvisationen, Diskussionen und Fremdtexten entstanden in Gemeinschaftsarbeit erste Szenen, die dann textlich verdichtet und fixiert wurden. Gemeinschaft, die man spüre, glaubt die Theaterpädagogin Leiter: „Man merkt, dass die Jugendlichen von Anfang an beteiligt waren und nicht einfach nur etwas einstudieren. Das macht einen riesigen Unterschied.“ Auch wenn das bei über 30 Jugendlichen mitunter schwer wird – alle können sich sängerisch und schauspielerisch einbringen. Alle sind mit Feuereifer bei der Sache. Wie Tamim aus Syrien, der Ingeborg Bachmanns berühmte Rede Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar in seiner Muttersprache rezitieren wird. „Die Jugendlichen haben eine Risikofreude und Offenheit, die sich Profis so nicht erlauben“, sagt Raphael Schluesselberg, der als musikalischer Leiter auch das Jugendorchester betreut. Wer einmal den Weg ins Opernprojekt gefunden hat, kehrt gerne wieder. Was reizt die 14- bis 21-Jährigen an einem Projekt, für dessen intensive Probenphasen sie neben Schule und Studium enorm viel Zeit aufbringen müssen? „Ich kann hier meine kreative Seite ausleben“, meint Sophie, eine der Jüngsten im Team. Das Projekt hat in ihr den Wunsch geweckt, Künstlerin zu werden. „Das Theater ist wie ein zweites Zuhause“, findet die 16-jährige Izabella. „Man wächst immer mehr zusammen und lernt voneinander.“ So wie sie haben viele der jungen AkteurInnen Theaterfieber entwickelt. Und alle genießen es, als Gruppe zusammengeschweißt auf die anstehende Premiere hinzuarbeiten. „Wir verändern zusammen unsere Leben. Ein schönes Gefühl“, sagt Oscar, 19. „Das geht ja jetzt noch gut, weil wir alle jung sind“, fügt er mit einem Grinsen hinzu. Und geht zurück auf die Bühne.

* Martin Knuhr verfasste diese Reportage für den Nachwuchs-Autorenwettbewerb des Fachmagazins Opernwelt

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Ein persönlicher Eindruck von Izabella Radic *

Ein Blick hinter die Kulissen (oder: Wie alles begann) 28 Jugendliche bewegen sich im Chorsaal des Theater an der Wien durch den Raum, stapeln Kisten, singen, sprechen, lachen, weinen – improvisieren; alle mit dem Interesse, hinter die Kulissen blicken und selbst auf der Bühne stehen zu dürfen. Es ist der Beginn eines Projektes, eines Entwicklungsprozesses von etwas, das uns noch lange begleiten wird. In den ersten Monaten lasen wir Textstellen aus Büchern, die unsere Librettistin und Regisseurin Catherine Leiter dabei hatte. Oder wir lasen die Sicherheitsbestimmungen des Theater an der Wien und bauten sie in unsere Improvisationen ein. In einer dieser improvisierten Szenen fielen drei Worte, die unserem Suchen endlich eine Richtung gaben: KÖRPER – AUSDRUCK – WAHRHEIT. Der Inbegriff des neuen Musiktheaters. „Ich lese euch jetzt alle Rollen vor, die in Strauss’ Capriccio vorkommen. Jede und jeder sucht sich ihre/ seine Rolle. Ganz unabhängig; nach Bauchgefühl“, sagte Beate Göbel (Schauspieltrainerin und ebenfalls Regisseurin) zu uns, während wir am Boden saßen, lagen oder standen. In den Improvisationen und durch Ausprobieren verschiedener Charaktere fand im Laufe der ersten Workshop-Wochenenden dann auch alle ihre Rolle. Aus diesen Rollen bildeten sich langsam Gruppen: Familie, Performance-Truppe, Inspiration, Putzkolonne und Gäste. Allmählich ergab sich eine Handlungsskizze. Aus der Skizze wurde ein Gerüst und aus dem Gerüst entstand Capriccioso oder Die Launen der Oper. Nach vielen Wochenendworkshops und langen Pausen war es soweit: die Musik kam dazu! Unser Komponist Florian C. Reithner und unser Dirigent Raphael Schluesselberg setzten sich in einer der zahlreichen Chorproben gemeinsam ans Klavier und spielten uns zum ersten Mal die Ouvertüre vor. Wir saßen da, einige mit geschlossenen Augen, und lauschten den neuen Tönen. Gänsehaut, Lächeln, Stolz, Freude und vollkommene Zufriedenheit. So würde ich diesen Moment beschreiben. Neben all den Proben, seien es Gesangsstunden bei unserer Stimmbildnerin Generose Gruber-Sehr, wöchentliche Chorproben oder szenische Feinarbeiten, entwarf unser tapferes Schneiderlein Axel E. Schneider die Kostüme, Requisiten und Masken. An einem Probenwochenende bekamen wir überraschend Besuch. Kumi, unser jüngster Darsteller (5 Jahre alt), stellte sich uns vor und fing voller Energie an, mit uns mitzuspielen. Er ist Opernliebhaber und wollte unbedingt bei der Produktion mitmachen, hat aber anscheinend erst später als alle anderen erfahren, dass es sie gibt und stieg daher (ausnahmsweise) quer ein. Ein weiterer Zuwachs war Tamim. Ein theaterbegeisterter Jugendlicher, der aufgrund des Krieges aus seinem Heimatland Syrien flüchten musste und voll Zuversicht und positiver Energie zur Produktion kam, um seine Leidenschaft, das Stück, weiterhin verfolgen zu können. Beide waren seit ihrem Dazukommen fixer Bestandteil der „Jugend an der Wien-Familie“. Getrennt von den BühnendarstellerInnen probte das 92-köpfige Orchester schon fleißig für den großen Auftritt. Zitat aus dem Stück:„Die MusikerInnen sind mit der Straßenbahn gekommen. Sie tragen einen Essigschwamm bei sich; werfen Sie Ihren Essigschwamm ins Publikum!“ Ein großer Moment war die erste Probe auf der Probebühne des Theater an der Wien in Simmering. Früh morgens holten uns Sarah Scherer (Regieassistentin/Choreografin) und Pia Cao (Regiehospitantin) ab und zeigten uns zum ersten Mal das Bühnenbild, in dem wir auftreten würden und wir hatten die Gelegenheit, einen Tag dort zu proben. 10

Die Zeit verging wie im Flug und prompt ging es von der Probebühne auf die riesige Bühne im Theater an der Wien. Orchester, DarstellerInnen, Licht, Maske, Kostüme, Presse und alles, was dazugehört, kamen zusammen und wir hatten unseren ersten richtigen Durchlauf auf der Bühne. Die Nervosität stieg. „Jetzt beruhigt euch doch alle mal!“ oder „Darf ich anmerken, dass ihr alle ziemlich unentspannt seid?“ schallte in unseren Ohren. Ein letztes Einsingen, ein letztes körperliches Aufwärmen, ein letzter Energiecircle, ein letztes „Toi, Toi, Toi!“, einige letzte Umarmungen – die Premiere nahte. Und dann ging es los. Vorhang auf für CAPRICCIOSO! „Die ganze Welt ist närrisch, alles spielt Theater. Uns machen sie nichts vor, wir sehen hinter die Kulissen! Dort sieht die Sache ganz anders aus …“ * Mitwirkende in der Uraufführung CAPRICCIOSO 2016

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Ein persönlicher Eindruck von Jakob Kajetan Hofbauer *

Im Widerspiel des Moglichen mit dem Unmoglichen

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„Im Widerspiel des Möglichen mit dem Unmöglichen erweitern wir unsere Möglichkeiten“, dieser Satz aus dem Libretto könnte für mich auf die Jugendoper bezogen wahrer wohl nicht sein. Wie unmöglich kam es sicher einigen von uns teilnehmenden Jugendlichen vor, für über 1000 Personen zu singen und zu spielen? Wie unmöglich war es, sich sowas überhaupt vorstellen zu können? Bevor ich das erste Mal 2014/15 an der Jugendoper teilnahm, erschien es mir unmöglich, Schauspieler oder Sänger zu werden. Ich nahm teil, weil es für mich eine Möglichkeit darstellte, ein Hobby ausleben zu können und es einmal erleben zu dürfen, auf so einer beeindruckenden Bühne zu stehen. Meine Möglichkeiten haben sich erweitert. Schauspieler zu werden, erscheint mir seit der Premiere von Figaro Royal 2015 nicht mehr unmöglich zu sein, es ist mein erklärter Berufswunsch geworden, und ich arbeite mittlerweile mit großem Einsatz daran, mir diesen Wunsch zu erfüllen. Das verdanke ich einigen Menschen, die mir im Zuge der Jugendopernprojekte begegnet sind. Sie haben mich motiviert, tatkräftig unterstützt, mir die Augen geöffnet und mir so vieles beigebacht. Aber auch die persönliche Erfahrung, auf einer Bühne zu stehen und zu entdecken, dass die wirkliche Erfüllung und der echte Berufswunsch ein wahres Glücksgefühl sind, hat mich geprägt. In diesem Sinne offenbart sich ein weiterer Teil des Librettos als ungeheuer treffend und bedeutungsvoll: „Körper – Ausdruck – Wahrheit“. Neben der erkannten Wahrheit meiner Wünsche hat sich auch mein Körper verändert, ich nehme ihn anders wahr, ich benutze ihn anders, aber vor allem fühle ich mich wieder mit meinem Körper verbunden und eins mit ihm. Es ist wundervoll, dass es das Jugendopernprojekt am Theater an der Wien und die gesamte Jugendarbeit, die in so vielen Belangen unglaublich wertvolle Arbeit leistet, gibt. Ich danke allen, die mir die Möglichkeit gegeben haben, aus dem Unmöglichen etwas Mögliches zu machen, herzlichst!

* Mitwirkender in der Uraufführung CAPRICCIOSO 2016

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Ein persönlicher Eindruck von Bernadette Boesch *

Die Sicht aus dem Souffleusenkasten Lieber Wort oder Musik? Bin ich die Schauspielerin oder die Sängerin? Was genau machen Souffleuse oder Komponistin eigentlich? Sind sie abhängig von Wort und Klang? Der Raum wurde getrennt. Lachen, Kichern, vereinzelte Diskussionen. Zwei Mädchen ratlos – sich nicht entscheiden könnend – in der Mitte. Wie soll das beantwortet werden, worauf nicht einmal Richard Strauss eine Antwort wusste? Am besten frei aus dem Bauch heraus! Augen zu und durch(atmen). So wurde es bei mir dann die Souffleuse. Die singende Souffleuse. Toll! Denn eigentlich ist es egal, wie der Text vermittelt wird, oder? Im Tremolo, im Legato und im Triller ging es dann erstmal weiter mit dem Körper. Eine Aufwärmübung nach der anderen. Können wir die Antwort auf all die gestellten Fragen etwa aus uns herausschütteln? Wir lernten uns immer besser kennen. Von da an arbeiteten wir gemeinsam. Wir haben für die einzelnen Szenen Gruppen gebildet, um unsere Frage, mit abgezogenem Wurfarm, an das Publikum weiterzugeben. Die Familie, die Musen, das Zweiergespann von Dichterin und Komponistin, die TrockenwasserballspielerFans, die Putztruppe und die Performance-Gruppe. Die Proben liefen. Und langsam kamen auch die ZuschauerInnen. Höchstwahrscheinlich aus den Wäldern. Erste Fotos und Interviews wurden gegeben. Wie weit seid ihr denn schon? Viele merkten noch gar nicht, dass ihre Kronen langsam begannen, in den Himmel zu ragen und die Notenblätter uns leise ins Ohr sangen. Es ist bald soweit. Ob die MusikerInnen mit der Straßenbahn gekommen waren oder nicht, war egal geworden. Die Ouvertüre wurde gespielt. Die Musik ist fertig komponiert! Jetzt ist alles klar. Wie ein Vorhang, der gelüftet wird. Wie ein Scheinwerfer, der das gesamte Bild beleuchtet. Freudige Anspannung. Lustige Aufregung. Das war’s! Die Musik hat uns gefehlt. Und dann … die Erkenntnis: Die Oper ist dem Menschen zumutbar. Schließlich überschreiten wir die Grenzen. Mit Körper, Ausdruck und Wahrheit. Musik und Wort. Wir nehmen uns an den Händen. Können nicht aufhören zu grinsen. Wir verbeugen uns. Vor dem Publikum. Dem Komponisten. Dem Dirigenten. Den SängerInnen. Den MusikerInnen. Der Regie. Und auch vor uns selbst. Die Harmonie ist eingekehrt. * Mitwirkende in der Uraufführung CAPRICCIOSO 2016

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Ein persönlicher Eindruck von Oscar Schöller *

Von brockelnden Wanden in Isengard „Die Kunst will mehr, den Blick gerichtet auf ein and’res Ziel, jenseits der Grenzen!“ – singt der Graf, als er versucht, einen kolossalen Familienstreit zu schlichten. Nicht schlecht, denn jenseits der Grenzen finden sich leichter Kompromisse. Solche hat Florian C. Reithner auch finden müssen, als er den Auftrag bekam, eine Oper für einen Haufen halbstarker OpernnärrInnen und Theaterverrückter zu schreiben, die aber im ehrwürdigen Theater an der Wien aufführbar sein sollte. Der Grat zwischen klassischen Gesangspartien und untrainierten Stimmen ist besonders schmal. 28 Jugendliche auf der Bühne, und keine/r soll zu kurz kommen, alle haben ihren Auftritt, ihre Aufmerksamkeit verdient. Soviel sei verraten: Am Ende waren wir alle glücklich. Wir begannen bei den musikalischen Proben mit einem 3- bis 4-minütigen Chor, dem ersten Stück aus der Oper. Der Text bestand nur aus einzelnen Vokalen. Und trotzdem war das der erste, so notwendige Schritt, bei dem der Funke überspringen musste, damit man geschlossen sagen konnte: „So, wir bringen jetzt eine Oper auf die Bühne!“ Wir probten Stück um Stück und bekamen langsam einen Eindruck

* Mitwirkender in der Uraufführung CAPRICCIOSO 2016

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davon, wie die Oper am Ende aussehen würde. Die Begeisterung wuchs mit jedem druckfrischen Notenblatt, das wir zum ersten Mal in den Händen hielten und Musik sangen, die noch nie zuvor jemand auf der Welt gesungen hat. Nachdem die Handlung geklärt und das Libretto und die Musik geschrieben waren, hielten wir auf einmal den fertigen Klavierauszug in den Händen. Natürlich kamen mit dem Klavierauszug auch die Solopartien heraus, was logischer Weise besonders aufregend war. Sukzessive baute sich eine gewisse Spannung auf, die von Probe zu Probe immer größer wurde. Und während wir uns mit dem Dirigenten Raphael Schluesselberg Woche für Woche durch die Noten paukten, machte sich Florian an die nächste Mammutaufgabe: die Orchestrierung. Ein ganz besonderes Thema bei dieser Oper. Nicht nur einmal wurde die Horn-Gruppe mit ihren 12 Hörnern von uns im Spaß „Isengards Haus-Band“ getauft (Anmerkung: „Isengard“ aus Der Herr der Ringe). Der Orchestergraben platzte aus allen Nähten, wohl noch nie haben so viele MusikerInnen zugleich in diesem Graben gespielt. Eine Mischung aus Jugendlichen und ProfimusikerInnen ließ regelrecht den Putz von den Wänden bröckeln. Um den Effekt von Florian C. Reithners Musik zu beschreiben, stelle ich mir immer gern ein Bild vom Publikum mit nach hinten gezogenen Gesichtern und wehenden Haaren vor. Mein Lieblingsmoment war das große Finale. Das Orchester gab quasi Vollgas, und gemeinsam mit dem im Publikum stehenden Fernchor zogen wir die ZuhörerInnen in unseren Bann. Florian C. Reithner bekam den Auftrag, eine Jugendoper für alle Altersklassen zu schreiben. Das ist ihm in unprätentiöser, durchaus harmonischer (aber nicht kitschiger), zeitgemäßer Manier gelungen.

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Was bietet Jugend an der Wien? SCHULPROJEKTE 2016/17: Liebe LehrerInnen, kommen Sie mit Ihren Klassen ins Opernhaus! Besonders mit jenen SchülerInnen, die ansonsten keine Gelegenheit haben, sich mit Kunst auseinanderzusetzen – vielleicht erleben Sie eine Überraschung. In jedem Fall erwartet Sie ein anregendes Rahmenprogramm rund um die Opernaufführungen. Ihre SchülerInnen und Sie haben im Theater an der Wien die Gelegenheit, einige Produktionen in Premierenbesetzung sogar vor allen anderen zu sehen – jeweils 150 Jugendlichen bieten wir zu jeder Premiere die Gelegenheit, die wie eine Aufführung ablaufende Generalprobe zwei Tage vorher zu sehen. In der Kammeroper können Sie sowohl Schulaufführungen am Vormittag als auch Opernabende besuchen, immer mit dem Jungen Ensemble des Theater an der Wien. Zeitrahmen: 6 verschiedene Projekte von September 2016 bis Mai 2017 Ansprechperson für Jugend an der Wien: Mag.a Catherine Leiter, Tel. +43/664/88628130 E-Mail: [email protected] FÜHRUNGEN Das Theater an der Wien zählt zu den schönsten und traditionsreichsten Bühnen in Wien. Nutzen Sie die einmalige Gelegenheit, Theaterluft zu schnuppern – in einem Haus, das seit über zwei Jahrhunderten durch seine hervorragende Akustik und das authentische, intime Ambiente bezaubert. Der Rundgang beinhaltet das Foyer, den Zuschauerraum, die Bühne, die Unterbühne sowie einen Blick in den Garderobengang. Dabei erhalten Sie Einblicke in die Geschichte des Hauses, den Spielplan, die Organisation und die Technik. Für Schulklassen wird gerne auf spezielle Schwerpunkte im Unterricht (z. B. Technik, Mode, Musik etc.) eingegangen. Schulklassen: € 3,– pro Person Ansprechperson für alle Führungen im Theater an der Wien: Mag. Philipp Wagner, Tel. +43 (0) 1/588/30-2015 E-Mail: [email protected] 18

Jugendoper 2016 / 2017: FAUST-SZENEN Teilnehmen können alle Interessierten im Alter von 14-24 Jahren, die in Wien und Umgebung leben und Freude an Musik und Theater haben. Alle für die Bühne Angemeldeten singen im Chor – gemeinsam mit den SängerInnen des Jugendchors NEUE WIENER STIMMEN – und wirken szenisch auf der Bühne mit, ein Casting für spezielle Rollen findet im Oktober statt. Die Chorproben werden wöchentlich von Anfang Oktober 2016 bis Ende April 2017 abgehalten, die szenischen Proben an zwei Wochenenden im November 2016 und Februar 2017, dann wieder intensiv im April/Mai 2017. Ein Vorsingen für eventuelle kleinere solistische Partien wird Anfang Oktober 2016 stattfinden. Das Jugend-Sinfonieorchester soll sich aus spielerfahrenen jungen MusikerInnen zusammensetzen. Termine für eventuell stattfindende Probespiele werden nach Anmeldung bekannt gegeben. Probenbeginn für das Orchester ist Ende März 2017. Die Musik stammt aus verschiedenen Bearbeitungen des Faust-Stoffes, etwa von Louis Spohr, Hector Berlioz, Robert Schumann, Charles Gounod und Alfred Schnittke. Musik, Tanz und Text werden zum Thema FAUST zu einem spannenden Musiktheaterabend verschränkt.

Informationstag: 30. September 2016 um 16.00 Uhr Wöchentliche Chorproben: Oktober 2016 bis Mai 2017 CASTING: 22. - 25. Oktober 2016 Szenische Wochenenden: 17.-20. November 2016 und 16.-19. Februar 2017 Szenische Intensivproben: 10.-23. April 2016 und 2.-10. Mai 2017 Orchesterproben: März/April 2017, 2.-10. Mai 2017 Premiere am 10. Mai 2017 um 18.00 Uhr Musikalische Leitung Inszenierung Konzept & Dramaturgie Stimmbildung Bühnenbild Kostüme

Raphael Schluesselberg Daniel Pfluger Catherine Leiter Generose Gruber-Sehr Es Devlin Axel E. Schneider

In Kooperation mit

Anmeldung für Mitwirkende: [email protected] | Kosten: € 10,– Premiere: 10. Mai 2017, 18.00 Uhr Schulvorstellung: 11. Mai 2017, 12.00 Uhr Kartenbestellung: [email protected] Kartenpreis: € 10,– und € 5,– (ermäßigt) 19

.. Ubersicht Schulprojekte 2016 / 17

SEPTEMBER / OKTOBER Giuseppe Verdi

OKTOBER / NOVEMBER Giuseppe Verdi

LA TRAVIATA (2016)

MACBETH

Remixed von Moritz Eggert & Jacobo Salvatori Musikalische Leitung: Kalle Kuusava Regie: Lotte de Beer

Musikalische Leitung: Bertrand de Billy Regie: Roland Geyer

Liebe, Eifersucht, eine autoritäre Vaterfigur und Tod sind die Ingredienzen von Verdis zeitlosem Klassiker. In der Kammeroper gibt es eine gekürzte, konzentrierte Fassung des Meisterwerks zu erleben – in Traviata Remixed erleben wir Verdi in einer ungewöhnlichen Orchestrierung, kombiniert mit DJ-Beats. Die Regisseurin Lotte de Beer versetzt die Hauptfigur Violetta in die heutige Zeit: Selbstinszenierung und SelfieWahn stehen im Mittelpunkt ihres Lebens; anstatt wirklicher Gefühle und Nähe zählen Likes und Aufmerksamkeit. Schulvorstellung in der Kammeroper: 5.10.2016, 12.00 Uhr | Karten: ¤ 7,– Rahmenprogramm: ab 19.9.2016 | Alter: 14 +

Verdi und seine Librettisten Piave und Maffei dampften Shakespeares Tragödie auf das Wesentliche ein und verschoben den Fokus auf die berechnende, skrupellose Lady. Aus Machthunger wird eiskalt und rücksichtslos gemordet, um den Thron zu besteigen und zu verteidigen. Intendant Roland Geyer, der schon in seiner Inszenierung von Hans Heiling überzeugende Bilder für die Abgründe der Schauerromantik zu finden verstand, lädt uns wieder auf eine Reise in das Reich der Tiefenpsychologie ein. Generalprobenbesuch*: 9.11.2016, 19.00 Uhr Karten: ¤ 5,– Rahmenprogramm (u.a. mit MusikerInnen der Wiener Symphoniker): ab 3.11.2016 | Alter: 15 +

* Termin und Uhrzeit mit Vorbehalt, Änderung oder Schließung der Probe möglich. BegleitlehrerInnen entrichten ebenfalls den ermäßigten Kartenpreis von € 5,– bzw. € 7,–.

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NOVEMBER / DEZEMBER Wolfgang Amadeus Mozart

JÄNNER Viktor Ullmann

DON GIOVANNI

DER KAISER VON ATLANTIS

Musikalische Leitung: Ivor Bolton Regie: Keith Warner

Musikalische Leitung: Julien Vanhoutte Regie: Rainer Vierlinger

„Die Oper aller Opern“ nannte E.T.A. Hoffmann Mozarts und Da Pontes zweite Zusammenarbeit. Als eines der frühesten Beispiele für ein Werk, das seit seiner Uraufführung eine durchgehende Aufführungstradition hat, nimmt es, was Erfolg und Einfluss betrifft, auch im Opernschaffen Mozarts eine Sonderstellung ein. Der sympathische Verführer, der keinen moralischen Zwängen gehorchen möchte und dabei auch Mord nicht scheut, stellt bis heute ein ungebrochenes Faszinosum dar.

Im Konzentrationslager Theresienstadt wurde 1944 nach der Generalprobe die Uraufführung von Der Kaiser von Atlantis der dort internierten Künstler Viktor Ullmann und Petr Kien – der am Libretto mitschrieb – abgesagt. Die unverhohlene Allegorie um den Tod, der dem kriegerischmachthungrigen Kaiser seinen Dienst versagt, bis jener sich ihm selbst hingibt, hat bis heute nichts von ihrer Aussagekraft verloren. Das Werk ist für sieben SängerInnen und dreizehn InstrumentalistInnen geschrieben, was es für eine Aufführung in der Kammeroper prädestiniert.

Generalprobenbesuch*: 10.12.2016, 19.00 Uhr Karten: ¤ 5,– Rahmenprogramm: ab 1.12.2016 | Alter: 14 +

Vorstellungen in der Kammeroper: 15./ 18./ 24./ 27./ 31.1.2017, 2.2.2017, 19.00 Uhr Karten: ¤ 10,– Rahmenprogramm: Jänner 2017 | Alter: 15 +

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FEBRUAR Werner Egk

APRIL Hans Werner Henze

PEER GYNT

ELEGIE FÜR JUNGE LIEBENDE

Musikalische Leitung: Leo Hussain Regie: Peter Konwitschny

Musikalische Leitung: Marc Albrecht Regie: Keith Warner

Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende größenwahnsinnige Peer kämpft sein Leben lang mit seiner eigenen Vergangenheit, seiner Liebe zur reinen Solveig und seinem Verhält-nis zu den Trollen aus der Unterwelt. Die Forschung ist bis heute unentschieden, ob die Trolle bei Egk, einem zu Lebzeiten viel gespielten Opernkomponisten, die Nationalsozialisten karikieren oder im Gegenteil jene Bevölkerungsgruppen desavouieren, welche die Nazis als „Untermenschen“ bezeichneten – die 1938 uraufgeführte Oper fand zumindest bei führenden Personen des Regimes Anklang.

Kaum ein anderer deutschsprachiger Opernkomponist der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verstand derart geschickt den Spagat zu machen zwischen Operntradition und Avantgarde wie Hans Werner Henze. Seine Elegie auf ein Libretto von W. H. Auden ist eine Studie über die Wechselbeziehung von Leben und Kunst: Der uninspirierte Dichter Mittenhofer bedient sich der Halluzinationen einer Halbwahnsinnigen und geht über Leichen, um das vollkommene Werk zu schaffen.

Generalprobenbesuch*: 15.2.2017, 19.00 Uhr Karten: ¤ 5,– Rahmenprogramm: (u.a. mit MusikerInnen des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien): ab 13.2.2017 | Alter: 15 +

Generalprobenbesuch*: 29.4.2017, 19.00 Uhr Karten: ¤ 5,– Rahmenprogramm: ab 20.4.2017 | Alter: 15 +

Kartenbestellung für alle Vorstellungen: [email protected] Kontakt und Anmeldung: [email protected] |  +43/664/88628130 22

APRIL / MAI

FAUST-SZENEN Musikalische Leitung: Raphael Schluesselberg Regie: Daniel Pfluger Jugendoper – inspiriert vom Mythos FAUST und mit Musik aus verschiedenen Bearbeitungen des Faust-Stoffes, etwa von Hector Berlioz, Charles Gounod, Alfred Schnittke, Robert Schumann und Louis Spohr. Junge Mitwirkende zwischen 14 und 24 Jahren singen im Chor und spielen auf der Bühne sowie im Orchestergraben. Die musikalischen und szenischen Proben erstrecken sich von Oktober 2016 bis Mai 2017. Ein großer Jugend-Chor, ein Jugend-Sinfonieorchester, Musik, Tanz und Text werden zum Thema FAUST zu einem spannenden Musiktheater kombiniert. Eine Gelegenheit für Schulklassen, Oper jung und hautnah zu erleben. Premiere: 10.5.2017, 18.00 Uhr Schulvorstellung: 11.5.2017, 12.00 Uhr Kartenpreis für Schulklassen: ¤ 5,– | Alter: 14 +

Jugend an der Wien wird unterstützt von: Barbara & Martin Schlaff Pat & Marcus Meier

IMPRESSUM: Theater an der Wien – Intendant DI Roland Geyer Medieninhaber und Herausgeber: Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H. – Interim. Geschäftsführerin Mag.a Lia Metchev-Herbst Ein Unternehmen der Wien Holding | Theater an der Wien, Linke Wienzeile 6, 1060 Wien | Tel. (+43/1) 588 30-1010 www.theater-wien.at Für den Inhalt verantwortlich: Intendant Prof. DI Roland Geyer Redaktion: Catherine Leiter Theater an der Wien-Team: Karin Bohnert, Sylvia Hödl, Catherine Leiter, Axel E. Schneider, Sabine Seisenbacher, Philipp Wagner, Ksenija Zadravec Produktion: Tina Reithofer | Grafik: Nadine Dellitsch Herstellung: TriSys DI Hans A. Gruber KG | Redaktionsschluss: 30. August 2016 Änderungen und Irrtümer vorbehalten | DVR 0518751

BILDNACHWEIS: Probenfotos Capriccioso © Herwig Prammer Fotos S. 12 unten, S. 11 oben und links unten und S. 18 © rockvideos.at Illustrationen S. 20: La Traviata und S. 21 Der Kaiser von Atlantis © beyond / Vanessa Karré Illustrationen S. 20 - 22: Macbeth, Don Giovanni, Peer Gynt, Elegie für junge Liebende © beyond / Mara Burmester Illustration zu FAUST © Axel E. Schneider

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