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Joseph Haydn – Das Genie am Hofe AUTOR/IN: REDAKTION:

Miriam Stumpfe Petra Herrmann

Sprecherin 1: London 1791: Adelige Musikfreunde und reiche Bürger stehen Kopf, ein „rage of music“, ein regelrechter Musikwahn hat sie ergriffen. Sie drängeln sich in den Konzertsälen und reißen sich darum, Empfänge geben zu dürfen für einen heißersehnten Gast aus Österreich: Joseph Haydn, mit 58 Jahren ist er erstmals in seinem Leben nach England gereist. Sprecher 3 (Zitate): „The great sovereign of the tunefull art.“ Sprecherin 1: Als „der große Herrscher der klingenden Kunst“ wird Haydn begrüßt. Die Universität Oxford verleiht ihm den Titel eines Ehrendoktors und wenn er Konzerte dirigiert, belagern begeisterte Damen das Podium. Haydn ist DER Publikumsmagnet im Londoner Musikleben. Mit einem einzigen Konzert nimmt er plötzlich mehr ein als sonst in einem Jahr: Sprecher 2 (Haydn): „So etwas kann man nur in England machen.“ Sprecherin 1: stellt er erstaunt fest. Joseph Haydn, der fürstliche Kapellmeister aus Österreich, ist in einer modernen Musik- und Kulturmetropole gelandet, vom betriebsamen Hofangestellten ist er zum umschwärmten Star geworden. Eine Welt, die sich Haydn zu Beginn seines Lebens wohl in seinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können. Sprecherin 1: Als Sohn eines Wagenbauers wird Haydn 1732 in Niederösterreich geboren. In Rohrau, einem kleinen Städtchen 40 km südöstlich von Wien. Bürgerliches Musikleben wie in London ist ihm ebenso fern wie das Leben an einem Adelshof. Eher durch Zufall wird Haydn Chorknabe am Wiener Stephansdom – die Eltern erhoffen sich dort eine gute Schulbildung für ihren Sohn. Als klar ist, dass Haydn Musiker werden will, ist das Ziel eindeutig: eine gesicherte Position als Konzert- oder Kapellmeister an einem Fürstenhof muss es sein, denn das Leben als freischaffender Musiker bedeutet in der Habsburgermonarchie ein Dasein als musikalischer Tagelöhner. Ein Graf aus Böhmen bietet Haydn mit Mitte zwanzig die erste Festanstellung. Den entscheidenden Schritt aber macht Haydn 1761: Fürst Paul Anton Esterhazy will seine Hofkapelle vergrößern und engagiert Haydn als Vizekapellmeister. Drei Jahrzehnte lang wird Haydn am Hof Esterhazy verbringen, wird das höfische Musikleben seinen Weg als Komponist prägen.

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Sprecher 3 (Zitate): „Wann vor der hohen Herrschaft eine Musique gemacht wird, solle er Vice-capellmeister allezeit in Uniform, und nicht nur er Joseph Haydn selbst sauber erscheinen, sondern (er soll) auch alle andere von ihm dependierende dahin anhalten, dass sie … in weißen Strümpfen, weisser Wäsche, eingepudert und entweder in Zopf oder Haarbeutel... sich sehen lassen.“ Sprecherin 1: Haydn wird beim Fürsten Esterhazy mit dem Rang eines Hausoffiziers angestellt. Sein Vertrag enthält detaillierte Verhaltensregeln: wie er seine Musiker zu behandeln hat, zu welchen Zeiten er beim Fürsten erscheinen soll und für wen er komponieren darf – nämlich ausschließlich für die Fürsten. Sprecher 3 (Zitate): „Auf Befehl seiner hochfürstlichen Durchlaucht soll er … Neue Compositionen mit niemand communiciern,.“ SPRECHERIN 1 Haydns Arbeitsstätte ist zuerst der fürstliche Familiensitz in Eisenstadt, doch als Paul Anton stirbt und sein jüngerer Bruder Nikolaus sein neuer Dienstherr wird, verlagert sich das höfische Leben: nach Schloss Esterhaza am Neusiedler See – und damit zu einer Residenz von sehr spezieller Natur: Sprecherin 1: Ein zweites Schloss Versailles will Fürst Nikolaus Esterhazy schaffen, als er 1767 beginnt, am Neusiedler See das Schloss Esterhaza zu bauen. Für einen ungarischen Provinzfürsten ein leicht größenwahnsinniges Vorhaben, doch er verwirklicht es mit eiserner Konsequenz. Schloss Esterhaza wird der prunkvollste weltliche Baus des 18. Jahrhunderts in Europa, es ist eine gewaltige Schlossanlage, mit ausladenden Seitenflügeln und riesigen Stallungen, mit Opernhaus, Cafe und Marionettentheater, mit pittoresken Tempeln, chinesischem Ballhaus und Eremitage im umgebenden Park. Das absurde daran: Das prächtige Schloss liegt mitten in einer unwirtlichen Sumpflandschaft, im mit Schilf bewachsenen Morast an den Ufern des Neusiedler Sees. Fürst Nikolaus lässt den Sumpf trockenlegen, doch das ändert wenig an der trostlosen Lage des Schlosses, wie ein auswärtiger Besucher es damals plastisch schildert: Sprecher 3 (Zitate): „Die Bewohner des angrenzenden Landes sehen größtentheils wie Gespenster aus, und werden fast alle Frühjahr von kalten Fiebern geplagt. .. und so oft auch der Fürst selbst vom kalten Fieber befallen wird, so ist er doch fest überzeugt, dass es in der ganzen weiten Welt keine angenehmere Gegend gebe. Sein Schloss steht ganz einsam, und er sieht niemand um sich als seine Bedienten, und die Fremden, welche seine schönen Sachen beschauen wollen…“ Sprecherin 1: Regelmäßig lädt sich der Fürst Gäste zu Opernaufführungen und Empfängen ein, und wenn eine adelige Hochzeit oder ein prominenter Geburtstag anstehen, wird auf dem Märchenschloss drei Tage lang durchgefeiert. Haydn muss als Kapellmeister für die Musik sorgen: Das heißt, er komponiert große italienische Opern für das Opernhaus, Singspiele für das Marionettentheater und er arrangiert Opern anderer Komponisten. Er probt mit Sängern und Musikern und leitet die Aufführungen. 2

Für Orchesterkonzerte schreibt er Sinfonien, finden Gottesdienste statt, so steuert Haydn die Kirchenmusik bei. Und für die Mußestunden des Fürsten komponiert er seitenweise Kammermusik für das Baryton, ein gambenähnliches Streich- und Zupfinstrument, das der Fürst ganz passabel spielte. Sprecherin 1: Komponieren, proben, aufführen und zwischendurch auch mal einen säumigen Musiker zur Ordnung rufen – Joseph Haydns Job als Kapellmeister ist Knochenarbeit. Doch das Leben in Esterhaza birgt für ihn auch ungeahnte Freiräume: Sprecher 2 (Haydn): „Ich konnte als Chef eines Orchesters Versuche machen, beobachten, was den Eindruck hervorbringt, und was ihn schwächt, also verbessern, zusetzen, wegschneiden, wagen; ich war von der Welt abgesondert, niemand in meiner Nähe konnte mich an mir selbst irre machen und quälen, und so musste ich original werden.“ Sprecherin 1: Rund 70 Sinfonien schreibt Haydn in seiner Zeit auf Schloss Esterhaza. Systematisch entwickelt er diese Gattung weiter: Als er beginnt, da ist eine Sinfonia ein schlichtes Instrumentalstück, mal mit drei, mal mit vier Sätzen. Mit dem Orchester in Esterhaza testet Haydn Schritt für Schritt, wie er größere Formen gestalten kann, wie sich komplexe Sätze entwickeln und wie sich Streicher mit Blasinstrumente am effektvollsten kombinieren lassen. Sprecherin 1: Mitte des 18. Jahrhunderts ist das musikalische Leitmedium – das heißt die Gattung, über die diskutiert und geredet wird - in Europa eigentlich noch die Oper. Doch allmählich ändert sich das: die reine Instrumentalmusik gilt mehr und mehr als eigenständiges Kunstwerk und emanzipiert sich von ihrer Rolle als Hintergrundmusik. Joseph Haydn ist mit seinen Sinfonien bei dieser Entwicklung ganz vorne dabei. Übrigens auch mit seinen Streichquartetten: Stücke, bei denen vier selbständige Streicherstimmen miteinander musizieren, hatte Haydn mit Anfang zwanzig erstmals geschrieben, auf Einladung eines Barons. Seitdem arbeitete er konsequent daran, der Gattung Streichquartett ein eigenes Profil zu geben. Sowohl mit seinen Quartetten als auch mit seinen Sinfonien wird Haydn schnell außerhalb von Esterhaza bekannt. Zwar hatte ihn Fürst Esterhazy eigentlich als Exklusiv-Künstler verpflichtet: Doch private Kopisten schreiben Haydns Stücke einfach ab, Musikverlage in Wien, Paris oder London veröffentlichen Nachdrucke. Sprecher 3 (Zitate): „Joseph Haydn, der Liebling der Nation, dessen sanfter Charakter sich jedem seiner Stücke eindrücket.“ Sprecherin 1: Schreibt schon 1766 das „Wiener Diarium“. Einige Jahre später hat Haydn Bewunderer in ganz Europa: in Spanien verehrt ihn der Komponist Luigi Boccherini, in Paris bestellt eine Konzertgesellschaft sechs Sinfonien, in London bemühen sich Konzert-Agenten darum, Haydn selbst einzuladen. Eine Zeitung ruft sogar dazu auf, Haydn aus dem Esterhazy’schen Dienst zu entführen.

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Sprecherin 1: Doch: von seiner Bekanntheit hat Haydn wenig. Nur in Ausnahmefällen genehmigt der Fürst ihm Reisen in andere Städte, nennenswerten künstlerischen Austausch findet er nur im Winter, wenn Nikolaus mit seinem Hofstaat ein paar Wochen in Wien verbringt. Hier trifft Haydn andere Komponisten – mehrmals zum Beispiel auch Mozart - oder gibt Konzerte für die Tonkünstler-Sozietät. Umso bitterer klagt er über seine Einsamkeit, wenn er nach Esterhaza zurückgekehrt ist. Zum Beispiel schreibt er an seine Brieffreundin Madame Genzinger: Sprecher 2 (Haydn): „Nun – da sitz ich in meiner Einöde – verlassen – wie ein armer Wais – fast ohne menschliche Gesellschaft – traurig – voll der Erinnerung vergangener edlen Täge – .. wer weiß, wann diese angenehmen Täge wieder kommen werden? Diese schönen Gesellschaften?“ Sprecherin 1: Und während Haydn in Wien mehr und mehr hofiert wird, ist er in Esterhaza wieder mit seinem Status als Hofbediensteter konfrontiert: Sprecher 2 (Haydn): „Hier ... fragt mich niemand: Schaffen Sie Ciocolate, mit oder ohne Milch? Mit was kann ich Sie bedienen, bester Haydn, wollen Sie Gefrornes mit Vanille oder Ananas? Ich wurde in 3 Tagen um 20 Pfund mägerer, denn die guten Wiener Bisserl verloren sich schon unterwegs. Jaja.., dacht ich bei mir selbst, als ich in meinem Kosthaus statt dem kostbaren Rindfleisch ein Stück von einer 50-jährigen Kuh speisen musste.“ Sprecherin 1: So prunkvoll Schloss Esterhaza ist – es liegt im kulturellen Niemandsland. Doch schon ein Jahr, nachdem Haydn diese Zeilen schreibt, soll alles anders sein: Sprecherin 1: Im September 1790 stirbt Fürst Nikolaus. Sein Sohn Anton entlässt die meisten Musiker der Hofkapelle. Haydn bleibt zwar im Amt, doch er muss keinen Dienst tun. Ein entschlossener Konzertagent aus London wittert seine Chance: Johann Peter Salomon. Er reist nach Wien, und besucht Haydn: Sprecher 3 (Zitate): „Ich bin Salomon aus London und komme, Sie abzuholen; morgen werden wir einen Akkord schließen.“ Sprecherin 1: So ein forderndes Auftreten kann sich damals nur ein Konzertagent aus London leisten – der aber sehr wohl. Haydn sagt zu und bricht nach drei Jahrzehnten Dienst bei der Familie Esterhazy auf in eine neue Welt. London ist im 18. Jahrhundert DIE Musikmetropole Europas: Während sich auf dem europäischen Festland das Musikleben noch vorwiegend in den engen Grenzen von Fürstenhäusern abspielt, verfügt London über ein modernes bürgerliches Musikleben: Es gibt private Konzertagenten, Opernunternehmer und zahllose musikalische LiebhaberVereine. Sie veranstalteten Opern, Abonnementkonzerte, Freiluft-Vergnügungen, Chorfeste und vieles mehr. Die besten Sänger und Virtuosen reisen nach London, das Publikum ist begierig nach Neuem. Das erfährt auch Haydn, als er 1791 nach London kommt:

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Sprecher 2 (Haydn): „Meine Ankunft verursachte großes Aufsehen durch die ganz Stadt, durch 3 Tag wurd ich in allen Zeitungen herumgetragen: jedermann ist begierig mich zu kennen, ich musste schon 6 mahl ausspeisen und könnte wenn ich wollte täglich eingeladen sein, allein ich muss erstens auf meine Gesundheit und zweitens auf meine arbeit sehen.“ Sprecherin 1: Eine Oper und mehrere Sinfonien muss Haydn in seiner ersten Saison komponieren, und außerdem 12 Konzerte dirigieren. Je länger er in London ist, desto kuriosere Blüten treibt die Haydn Verehrung. Einige Monate später etwa ist er zu Besuch bei einem gewissen Mr. Shaw: Sprecher 2 (Haydn): „Da ich rings umher mein Compliment machte, wurde ich auf ein Mal gewahr, dass sowohl die Frau vom Haus als auch ihre Töchter … auf Ihrem Kopf ein perlfarbenes drei Finger breites Band mit den in Gold gestickten Nahmen Haydn sehr niedlich gewunden trugen.“ Sprecherin 1: Dass es bei Konzerten mitunter zu Tumulten vor dem Podium kommt, verwundert angesichts dieser Haydn-Manie kaum noch. Sprecherin 1: Doch so groß die Verehrung auch ist: so exklusiv wie an einem abgeschiedenen Fürstenhof ist Haydns Stellung in London längst nicht. Es gibt noch mehr Konzertunternehmer als Salomon. Und die bemühen sich ebenfalls um zugkräftige Gäste. So berichtet Haydn: Sprecher 2 (Haydn): „Ich bin bemüßigt mir all erdenkliche Mühe zu geben, weil unsere Gegner die Professional Versammlung meinen Schüler Pleyel von Straßburg haben kommen lassen um Ihre Konzerten zu Dirigieren. Es wird also einen blutig Harmonischen Krieg absetzen zwischen dem Meister und Schüler, man finge gleich an in allen Zeitungen davon zu sprechen.“ Sprecherin 1: Unbeschwert und ungebunden ist das Leben als freischaffender Komponisten-Star also längst nicht. In Esterhazy hatte sich Haydn an den Vorlieben eines Fürsten orientiert, den er über Jahre hinweg kennenlernen konnte. In London muss er schnell auf Erwartungen des Publikums reagieren. Doch: er hat den richtigen Riecher, zum Beispiel mit der Sinfonie mit dem Paukenschlag: Sprecher 2 (Haydn): „Es war mir daran gelegen, das Publikum durch etwas Neues zu überraschen, um mir nicht den Rang von Pleyel, meinem Schüler, ablaufen zu lassen. Das erste Allegro meiner Symphonie wurde schon mit unzähligen Bravos aufgenommen, aber der Enthusiasmus erreichte bei dem Andante mit dem Paukenschlag den höchsten Grad.“ Sprecher 2 (Haydn): „Ancora, Ancora! Schallte es aus allen Kehlen, und Pleyel selbst machte mir über meinen Einfall sein Kompliment.“ Sprecherin 1: Haydn trifft den Nerv des Publikums. Zweimal anderthalb Jahre verbringt er in London, und komponiert 12 Sinfonien. Er reagiert geschickt auf Zeitstimmungen, etwa mit der Militärsymphonie, deren rasselndes Schlagzeuggeklingel auf den Krieg zwischen England und 5

dem revolutionären Frankreich Bezug nimmt. Doch auch jenseits solcher Effekte perfektioniert Haydn seine Sinfonien: die hervorragenden Orchester und Konzertsäle in London inspirieren ihn zu einem vielschichtigen differenzierten Orchesterklang, der seine Wirkung nicht verfehlt. Sprecherin 1: Als Haydn 1795 von seiner zweiten Londonreise zurückkehrt, ist er eine lebende Legende geworden. 63 Jahre ist er alt und lässt sich in Wien nieder. Er schreibt seine späten Streichquartette, komponiert für seinen Dienstherren Fürst Esterhazy einige Messen – und widmet sich seinen beiden Großwerken, den Oratorien „Die Schöpfung“ und „Die Jahreszeiten“. Schon bei ihrer ersten öffentlichen Aufführung 1799 ist die Schöpfung ein gesellschaftliches Groß-Ereignis: Sprecher 3 (Zitate): „Bevor d’Kantati angangen ist, da sind‘s einander fast über die Köpf hinweg g‘stiegn und ein kleines Kind wär bald erdruckt worden, wenn’s nicht ein vornehmer geistlicher Herr in sein Loschi hinauf zogn hätt… Endlich ist d’Musik angangen, und da ist‘s auf einmal so still worden, dass der Herr Vetter ein Mäuserl hätt laufen hörn,. Aber ich wird auch in mein Leben keine so schöne Musik mehr hörn. Und wenn ich noch ein drei Stund länger hätt sitzen solln, und wenn der Gstank und s’Schwitzbad noch größer gwesen wär, so hätt’s mich nicht gereut.“ Sprecherin 1: Die Schöpfung spielt Rekord-Erlöse ein – und wird schon im ersten Jahr in 20 weiteren Städten Europas aufgeführt. Mit dem Werk gelingt Haydn ein Kunststück: der biblische Stoff beansprucht Allgemeingültigkeit, und indem Haydn an die Tradition des religiösen Oratoriums anknüpft, bekommen die Aufführungen der Schöpfung Ritual-Charakter . Gleichzeitig leben darin Ideen der bürgerlichen Aufklärung, zum Beispiel wenn die Engel als Himmelsbürger bezeichnet werden. Adam und Eva treten den Hörern gegenüber wie Du und ich, als ideales Gattenpaar vor dem Sündenfall. Das ist genau das richtige, was eine in ihrem Selbstverständnis erschütterte Gesellschaft braucht. Man bedenke: die französische Revolution ist erst zehn Jahre her. Und Joseph Haydn bekommt mit diesem Oratorium endgültig den Status als Musik-Heiliger. Sprecherin 1: Es versteht sich fast von selbst, dass die Schöpfung auch das Werk wird, mit dem er sich von der Musik-Öffentlichkeit verabschiedet: Am 27. März 1808 ist Haydn 75 Jahre alt: wird er zur Aufführung im Wiener Universitätssaal eingeladen. Haydn wird auf einem Armstuhl hereingetragen. Man reicht ihm „Stärkungsdüfte“; und als der Arzt mahnt, es sei zu kalt, bedecken die Damen Haydns Beine mit ihren Schals. Ludwig van Beethoven küsst Haydn die Hände. Ein gutes Jahr später stirbt Joseph Haydn, im Mai 1809 in Wien. Sein Nachlass hat nach amtlicher Schätzung einen Wert von über 60.000 Gulden. Haydn war nicht nur ein gesellschaftlicher Star, sondern auch einer der wohlhabendsten Bürger Wiens geworden. stopp

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