Jedes Jahr erhalten die gesetzlichen

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Author: Gertrud Voss
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08.Mai 2015

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Finanzen

Rechnungshof: Kassen verschleiern Kosten für Beitrags-Einzug Die gesetzlichen Krankenkassen müssen die Kosten für den Einzug der Beiträge zur Sozialversicherung transparenter machen

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edes Jahr erhalten die gesetzlichen Krankenkassen 788 Millionen Euro für den Einzug der Beiträge zur Sozialversicherung. 75 Millionen gehen davon an andere Sozialversicherungsträger. Dabei ist unklar, wie hoch der Aufwand der Krankenkassen für diese Arbeit tatsächlich ist. Der Bundesrechnungshof fordert nun Aufklärung und droht mit einer Rechtsverordnung durch den Gesetzgeber, berichtet die Ärztezeitung. Die Spitzenorganisationen der Sozialversicherungsträger streiten sich seit Jahren über die Höhe der Vergütung. Die Kassen ziehen die Beiträge zur Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversi-

Wie viel Geld kostet der Einzug der Beiträge zur Sozialversicherung wirklich? Foto: flickr/TK_Presse

cherung von den Arbeitgebern ein und leiten diese an den Gesundheitsfonds, die

Bundesagentur für Arbeit und die Rentenversicherung weiter. Doch sie führen keine Kosten- und Nutzenrechnung durch. Die jährliche Pauschale muss regelmäßig an die Veränderungen und Optimierungen im Gesundheitssystem angepasst werden. Ohne eine Aufwandsrechnung der Krankenkassen ist das jedoch nicht möglich. Die Krankenkassen stellen sich damit selbst in den Verdacht, Geld für den Einzug der Beiträge zu verschwenden oder anderweitig zu nutzen. „Die beteiligten Sozialversicherungsträger und ihre Aufsichtsbehörden können derzeit nicht beurteilen, ob die Krankenkassen die Beiträge wirtschaftlich einzie-

Analyse

Training und Selbstmassage spart Kosten für Physiotherapie Oft fragen sich Fitness- und Kraftsportler erst mit dem Auftreten von Beschwerden, wie das Zusammenspiel der Muskeln überhaupt funktioniert. Ein Muskel arbeitet als Agonist bei einer Bewegung immer mit seinem Antagonisten. Der Antagonist zum Bizeps, der den Unterarm im Ellenbogen beugt, ist der Trizeps, der den Arm über den Ellenbogen wieder streckt. Wenn bei einer Bewegung mehrere Muskeln in die gleiche Richtung arbeiten, nennt man diese Synergisten. Mehrere Muskeln bilden eine Muskelgruppe. Die Gruppe der Bauchmuskeln ist der Gegenspieler zur Gruppe der Rückenmuskeln. Die gegensätzlichen Muskeln und Muskelgruppen sollten immer ungefähr gleich stark ausgebildet sein. Ungleichgewichte nennt man Dysbalancen, sie führen zu Fehlhaltungen und mithin zu heftigen Schmerzen und dauerhaften Schädigungen. Die Fitness-Rolle Blackroll ist ein Hilfsmittel für eine intensive Selbstmassage bei leichten Beschwerden. Das Gerät ist aus Kunststoff und ist etwa 30

bis 40 Zentimeter breit. Mit verschiedenen Übungen kann die Flexibilität und Leistungsfähigkeit der Muskulatur verbessert werden. Durch die unterschiedliche Beschaffenheit der Oberfläche können auch harte Verspannungen herausmassiert werden. Regelmäßige Anwendungen können die Physiotherapie ergänzen und somit Kosten sparen. Ein ausgewogenes Training ist wichtig, um Verletzungen und Dysbalancen zu vermeiden. Bei Verspannungen und Dysbalancen kann die Umstellung auf antagonistisches Training Abhilfe schaffen. Voraussetzung ist eine stabile Basismuskulatur, da antagonistisches Training hohe Anforderungen an den Trainierenden stellt. Anfänger sollten diese Technik meiden, da das Training das zentrale Nervensystem, die Knochen, Bänder und Gelenke stark beansprucht. Doch richtig ausgeführt, könne es das klassische Training ergänzen und neue Reize setzen, um „offensichtliche muskuläre Defizite auszugleichen“, schreibt das Magazin Fitness-Magnet. Beim Bestimmen einer muskulären

Dysbalance spiele nicht nur der Muskelumfang, sondern auch die Dehnbarkeit und Funktionalität eines Muskels eine entscheidende Rolle, betont die Apotheken-Rundschau. Wenn Sportler sich nicht regelmäßig dehnen, kann es zu Verkürzungen der trainierten Muskeln kommen. Der Muskel gewinnt zwar an Kraft, aber er dominiert seinen Gegenspieler. Ein prominentes Beispiel sind die Muskeln, die die Hüfte beugen. Ist der Hüftbeuger verkürzt, mindert dies die Beweglichkeit von Hüfte und Knie. Die Haltung verändert sich. Schmerzen und Muskelverspannungen können auftreten, Bänder, Kapseln und Gelenke verschleißen schneller. Daher heißt die Devise: Ausgewogen trainieren. Das gilt nicht nur im Profisport, sondern auch für Amateure. Interessierte können sich bei Sportmedizinern auf Dysbalancen untersuchen lassen. Mit der Hilfe von Physiotherapeuten können gesundheitsfördernde Trainingsprogramme entwickelt werden. Thomas Gollmann

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hen und ob ihre Vergütung angemessen ist“, schreibt der Bundesrechnungshof in einer Mitteilung. Die Krankenkassen spielen auf Zeit. Erst Ende nächsten Jahres wollen sie eine entsprechende Rechnung erstellen. Bis dahin können sie die Aufwandspauschale von 2015 und 2016 einziehen und darüber verfügen. Dabei kann es sich um Millionen Euro handeln, die zu viel eingezogen werden. Das Geld fehlt Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Der Bundesrechnungshof fordert darüber hinaus auch mehr Transparenz bei der Ermittlung der tatsächlichen Kosten. Es fehle zumindest eine Kostenrechnung für den Beitragseinzug der Krankenkassen. Kommen die Sozialversicherungsträger nicht unverzüglich zu einer Einigung, werde eine Gesetzesänderung erforderlich. „In Betracht käme, die Vergütung – wie bereits bis zum Jahr 2004 – wieder durch Rechtsverordnung festzulegen“, so der Bundesrechnungshof. Dann könnten den Krankenkassen Millionen entgehen.

Das Niedrigzinsumfeld gefährdet die Rücklagen der Sozialversicherungen. Die Zinsen liegen derzeit bereits im negativen Bereich bei 0,2 Prozent. Die 150 Milliarden Euro von Krankenkassen, Rentenkassen und Bundesagentur für Arbeit schrumpfen, wenn sie auf den Konten der Bundesbank liegen bleiben. Daher schichten die Sozialversicherungsträger die riesigen Beträge auf 40 verschiedene Privatbanken um, berichtet das Handelsblatt. So sollen zumindest Negativzinsen umgangen werden. Die Sozialkassen müssen in sichere Geldanlagen wie Staatsanleihen investieren. Doch da die EZB derzeit Anleihen im großen Stil ankauft, sinken die Renditen der Wertpapiere. Die Bundesregierung ist alarmiert. Die Rücklagen der Krankenkassen im Gesundheitsfonds laufen Gefahr, bald negativen Zinsen ausgesetzt zu sein. Das könnte die Kassen dazu bewegen, bald in risikoreichere Finanzprodukte zu investieren. Auch die Klinikreform kann die Kran-

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kenkassen finanziell stark belasten. Der Kassenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen hat ausgerechnet, dass die Zusatzbeiträge in den kommenden Jahren von 0,83 auf 1,0 Prozent steigen könnten, berichtet der Fokus. Es ist also kein Zufall, dass die Krankenkassen seit Januar 2015 wieder die Zusatzbeiträge individuell anheben können. Noch werben die finanziell gut aufgestellten, Kassen um Kunden der kleineren Kassen und lassen die Beiträge niedrig. Doch bald werden sich die Versicherungen diesen Luxus nicht mehr leisten können. Die Rücklagen der Krankenkassen betrugen Ende 2014 der Ärztezeitung zufolge noch etwa 28 Milliarden Euro. Bis 2018 rechnet der GKV mit einem Finanzloch von vier Milliarden Euro. Vor dem Hintergrund erscheint es plausibel, dass die Kassen an allen Posten sparen wollen und ihre Ressourcen voll ausschöpfen. Daher verteidigen sie auch die Aufwandspauschale für den Einzug der Beiträge für die Sozialversicherungen.

Pflege

Mindestlohn treibt Kosten für Pflegebedürftige in die Höhe Pflegebedürftige und deren Angehörige müssen wegen des Mindestlohns künftig mehr für Pflegeheime dazu bezahlen

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er Mindestlohn treibt die Kosten in der Pflege stark nach oben. Das äußert sich in einem Anstieg der Heimkosten für Pflegebedürftige. Der Verband der privaten Krankenkasse (PKV) hat in einer aktuellen Berechnung einen starken Anstieg bei den Zahlungen des Eigenanteils an den Heimkosten festgestellt. Demnach sind 2015 die monatlichen Eigenanteile bei den Pflegeplätzen zwischen 37 und 72 Euro, je nach Bundesland und Pflegestufe, angestiegen. Der Eigenanteil ist vom Pflegebedürftigen selbst zu zahlen. Verfügt er nicht über die entsprechenden Finanzmittel, müssen enge Familienangehörige wie Kinder oder aber das Sozialamt über den Posten ,,Hilfe zur Pflege“ einspringen. Kinder können die Kosten außerdem steuerlich als außergewöhnliche Belastungen geltend machen. Dazu gehören auch die Aufwendungen für eine Servicepauschale wie beispielsweise eine Notrufbereitschaft, berichtet die FAZ. Voraussetzung für die Geltendmachung

ist mindestens die Pflegestufe I oder eine Krankheit als Grund für den Aufenthalt im Heim. Wenn der Pflegebedürftige seinen Haushalt aufgelöst hat, reduziert der Fiskus die Heimkosten um eine Haushaltsersparnis. Die Pauschale betrug für das vergangene Jahr 8.354 Euro. „Durch die Erhöhung des Mindestlohns für Pflegehilfskräfte am 1. Januar 2015 auf derzeit 9,40 Euro im Westen und 8,65 Euro im Osten sowie durch das gleichzeitige Inkrafttreten des allgemeinen gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro für alle Dienstleistungsbereiche in Pflegeeinrichtungen steigen die gesamten Personalkosten in der Pflege überproportional stark an“, sagt Thomas Greiner, der Präsident des Arbeitgeberverbands Pflege. Diese Personalkosten werden in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Schon heute ist für viele Betroffene ein Pflegeplatz aus eigener Kraft kaum mehr bezahlbar. Der gesetzliche Mindestlohn gelte für alle gewerblichen Mitarbeiter in Küche,

Angehörige von Pflegebedürftigen müssen sich auf steigende Kosten einstellen. Foto: Flickr/Michael Panse/CC BY-ND 2.0

Reinigung oder in den Hausmeisterdiensten von Pflegeeinrichtungen, so Greiner. Kosten für Betreuung und Versorgung in einer stationären Einrichtung würden teurer. Die Pflegeeinrichtungen müssen die Kosten an die Pflegebedürftigen und deren Familien weiterreichen. „Während Familien, die ihre Angehörigen zu Hause pflegen, zumindest finanziell von einer höheren Pflegestufe profitieren,

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bedeutet sie für die Kinder von Heimbewohnern meist das Gegenteil“, schreibt Martin Fröhlich in einem Kommentar für die Neue Westfälische Zeitung. Spätestens bei Pflegestufe III stoße manche Familie an ihre Belastungsgrenze. Zwar gebe es

den monatlichen Selbstbehalt von 1.400 Euro pro Person sowie etliche abzugsfähige Kosten wie Kreditzinsen, Mieten und anderes. Doch viele Haushalte ächzen angesichts der Kosten, die oft über Jahre hinweg zu zahlen sind.

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Der Pflegebeauftragte der Bundesregierung will aus drei Pflegestufen fünf machen und die Zuzahlungen für Angehörige vereinheitlichen, so dass die hohe Belastung der Pflege in Heimen für die Angehörigen tragbarer wird.

Arbeitswelt

Funktionelles Training gegen falsche Haltung am Arbeitsplatz Gesundheitsförderndes Training stärkt die Muskeln, die durch den Arbeitsalltag vernachlässigt werden

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m Arbeitsleben ist es nicht immer einfach, Haltung zu bewahren. Die Dienstleistungsgesellschaft hat Millionen von Jobs geschaffen, in denen Menschen den ganzen Tag lang im Bürostuhl sitzen und sich kaum noch bewegen. Mit fatalen Folgen für die Gesundheit. Denn fast nichts ist so schädlich wie langes Sitzen. Medienberichte bezeichnen Sitzen schon als das neue Rauchen – eine Volkskrankheit, die nicht unterschätzt werden darf. Funktionelles Training kann dabei helfen, die Belastung der schädlichen Bewegungsabläufe im Alltag zu reduzieren und ein bewussteres Gefühl für den eigenen Körper zu bekommen. Viele Büro-Jobber sind sich des Bewegungsmangels bewusst. Sie suchen einen Ausgleich im Alltag durch Sport. Die Zahl der Anmeldungen in Fitness-Studios steigt: Kein Sportsegment wächst so stark wie die Fitnessbranche. Im Gegensatz zum populären Massensport in Fitness-Studios setzt Funktionelles Training nicht auf fest installierte Geräte und Maschinen, um den Muskelaufbau zu fördern. Die Übungen werden oft mit dem eigenen Körpergewicht ausgeführt. Hilfsgeräte sind zum Beispiel elastische Thera-Bänder, Gymnastikbälle und leichte

Richtiges Sitzen ist anstrengend. Foto: Flickr/net_efekt/CC BY 2.0

Hanteln. Im Fokus stehen der Mensch und sein Alltag, sei es nun der Job im Büro, die Arbeit auf der Baustelle oder der Trainingsplan eines Leichtathleten. Jeder Job erfordert spezifische Bewegungsabläufe, die oft einseitig sind und über die Jahre vom Körper verinnerlicht und automatisiert werden. Diese Automatismen führen zu einer Überentwicklung bestimmter Muskelgruppen und zu einer Vernachlässigung anderer. Muskuläre Dysbalancen – die Verkürzung oder Abschwächung von Muskeln oder Funktionsstörungen der Wirbelsäule – zum Beispiel in Form von Blockaden – können entstehen. Diese Folgen eines ungesunden Arbeitsalltags oder falschen Muskeltrainings an Geräten lösen Schmerzen aus und sind nur schwer wieder zu beseitigen. Je nach Art des Jobs wird die Beweglichkeit des Körpers unterschiedlich stark eingeschränkt. Funktionelles Training setzt dabei an, die Funktionsstörung oder Dysbalance gezielt auszugleichen und der Entstehung von Beschwerden vorzubeugen. Beim Training an Fitnessgeräten werden die Muskelgruppen oft isoliert voneinander trainiert. Wichtige Bewegungen, die die Sehnen, Muskelansätze und Gelenke miteinander verbinden, werden ausgeklammert. Dabei tragen genau diese Bewegungen zur Kräftigung der Körpermitte und des Bindegewebes bei. Funktionelles Training setzt auf Übungen, die mehrere Muskelgruppen miteinander verbinden. Nicht der Muskel, sondern die korrekte Ausführung der Bewegung steht im Vordergrund. Doch noch bevor Korrekturübungen – am besten in Zusammenarbeit mit einem Physiotherapeuten – ausgesucht werden, lohnt es sich, den Arbeitsalltag zu analy-

sieren. Der Grundgedanke liege darin, dass Physiotherapie und Funktionelles Training allein nicht ausreichen könnten, um jahrelange internalisierte, falsche Bewegungsabläufe zu korrigieren, berichtet das Functional Training Magazin. Denn diese Bewegungsabläufe sind im Bewegungsgedächtnis abgespeichert. Richtiges Stehen, aufrechtes und gelenkschonendes Sitzen müssen so oft geübt werden, bis die Bewegungsabläufe fest in der Motorik verankert sind. Diese Veränderungen im Alltag reduzieren die Ursachen der Schmerzen. Erst dann kann Funktionelles Training oder jede andere Therapie damit beginnen, stärkend und heilend zu wirken. Menschen, die täglich und lange vor dem Computer sitzen, können viel tun, um Verspannungen und Haltungsschäden vorzubeugen. Schon kleine Veränderungen sind hilfreich: Bildschirme und Tastatur sowie Stuhl und Tisch sollten auf die richtige Höhe eingestellt werden. Verspannungen im Rücken können durch die Verwendung der Maus mit der rechten Hand ausgelöst werden. Viele kleine Mikrobewegungen lösen dann über Jahre einseitige Verspannungen aus. Es ist hilfreich, auch mit der anderen Hand oder mit einem Touchpad in der Mitte die Maus zu bedienen. Zudem ist es wichtig, öfters aufzustehen – wenn möglich, ein bis zwei Stunden pro Tag im Stehen zu arbeiten –, regelmäßige Pausen zu machen und in Bewegung zu bleiben. Es gibt bereits spezielle Dehnund Streckübungen für den Büroalltag. Auch die Ernährung sollte analysiert werden. Die Wirbelsäule und die Bandscheiben halten länger durch, wenn man ausreichend trinkt. Langes Sitzen am Computer kann dazu führen, dass die Brustwirbelsäule be-

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einträchtigt wird. Die Schultern sind nach vorn gekrümmt. Die Brustmuskeln verkürzen sich mit den Jahren, die Rückenmuskulatur wird vernachlässigt und kann die Wirbelsäule nicht mehr gerade halten. Teil des Funktionellen Training sollten daher auch Übungen für die Mobilisation der Brustwirbelsäule und der Schultermuskulatur (siehe Video am Ende des Artikels) sein. Bei der Übung im Video beugt sich der Trainierende nach vorn und setzt seine Stirn auf einen Kasten ab. Die Haltung ist durch den Druck der Stirn auf den Kasten und den Druck der Ferse auf den Boden stabil. Die Wirbelsäule bleibt gerade. Der Bauch ist angespannt, die Handinnenflächen zeigen nach oben. Die Ellenbogen sind auf der Höhe des Rippenbogens. Vor dem Anheben der Arme wird tief eingeatmet. Dadurch verschiebt sich das Zwerchfell und ermöglicht eine einfachere Ausübung der Bewegung. Mit einem Thera-Band oder einem Fitness-Tube führt der Trainierende die Arme nach oben, bis sie zusammen mit der Wirbelsäule von oben betrachtet ein T formen (Standing T). Die Schulterblätter sollten sich fast berühren.

Wer viel trinkt, entlastet seine Bandscheiben.

Die beanspruchten Muskelgruppen sind bei den meisten Menschen schwach ausgeprägt. Nach regelmäßigem Ausführen dieser Übung bekommen die Trainierenden ein Gefühl für das Zusammenspiel der Muskeln und Gelenke in der Brustwirbelsäule. Sie können diese nun spüren und

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Foto: Flickr/Michael Dorausch/CC BY-SA 2.0

gezielter weiter trainieren. Diese und andere Übungen können – zusammen mit einem ausgeprägten Dehnen der verkürzten Muskeln – die Bildung eines Rundrückens (Buckelbildung), ausgelöst durch zu viel Sitzen oder falsches Training, verhindern.

Medizin

Zahl der Herz-Transplantationen kann um 30 Prozent steigen Mediziner können mit einer neuen Methode Herzen transplantieren, die längst aufgehört haben zu schlagen

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is zu 30 Prozent mehr Herzen sollen in Zukunft transplantiert werden können. 30 Prozent mehr an Operationen, die bis jetzt nicht möglich waren. Zwei australische Herzkranke erhielten Berichten der Website IFLScience zufolge bei Transplantationen in Sidney bereits Spenderherzen, die bis vor kurzem nicht hätten genutzt werden können. Beide Herzen hatten schon mindestens 20 Minuten nicht mehr geschlagen und konnten dennoch erfolgreich den Spendern entnommen, wiederbelebt und ihren neuen Besitzern eingesetzt werden. Beide Patienten litten an Herzversagen. Das erste Herz erhielt Michelle Gribilar – eine 57 Jahre alte Frau aus Sydney. „Ich unterschrieb einfach die Papiere, weil es mir immer schlechter ging, und ich dachte, ich werde wohl sterben“, berichtet die Empfängerin des ersten so konser-

vierten Spenderherzens. Dem zweiten Patienten, Jan Damen, wurde wenig später ebenfalls ein neues Herz transplantiert. Bis zu diesem großen Transplantations-Erfolg konnten nur Spenderherzen von hirntoten Patienten transplantiert werden. Stellt sich beispielsweise bei einem Komapatienten jegliche Hirnaktivität ein, wird der Kreislauf zunächst mit lebenserhaltenden Maßnahmen aufrechterhalten. Der Hirntod muss dann von zwei unabhängigen Ärzte festgestellt werden. Danach erst wird der Patient für tot erklärt und alle lebenserhaltenden Maßnahmen dürfen unterlassen werden. Litt der Tote nicht an einer das Herz betreffenden Krankheit, so kann ihm zuvor sein noch schlagendes Herz entnommen werden, um es einem Herzkranken einzupflanzen.

Mit der neuen Methode können Spenderherzen wiederbelebt werden, die, etwa nach einem Atemstillstand, aufhörten zu schlagen. Erst fünf Minuten, nachdem jegliche Herzaktivität endet, darf der Patient für tot erklärt werden. Das Herz bleibt hier bereits wegen des Sauerstoffmangels stehen, müsste also sofort wieder durchblutet werden, damit es wieder funktionieren kann. Bei sinkender Körpertemperatur verliert das Herz so sehr schnell seine Funktionsfähigkeit. Um einem Organspender das Herz zu entnehmen, benötigen Ärzte in der Regel 15 bis 30 Minuten. Das Herz erhält so also mindestens 20 Minuten lang keinen Sauerstoff. Das Team in Sydney entwickelte jedoch innerhalb von 12 Jahren eine Spezialflüssigkeit und eine Apparatur, mit der Herzen wiederbelebt werden können.

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Neues Leben mit wiederbelebten Herzen: Die neue Konservierungsmethode macht ein Drittel mehr Herz-Transplantationen möglich. Foto: Flickr/Serce na dłoni/CC BY 2.0

„Wir können das Herz entnehmen und es in einen Kasten legen, in dem wir es mit einem Blutkreislauf verbinden, der es mit Sauerstoff versorgt. Langsam fängt das Herz wieder an zu schlagen und wir halten es warm und können es in diesem Kasten transportieren. Außerdem geben wir eine spezielle Flüssigkeit zur Konservierung dazu, die das Herz resis-

tenter gegen Sauerstoffmangel macht. Zusammen ermöglichen diese Faktoren die Transplantation eines Herzens, das bereits klinisch tot war. Vorher war das nicht möglich“, erklärt Bob Graham, der Geschäftsführer des Victor Chang Institutes und Leiter des Forscherteams im Rahmen eines Interviews mit dem australischen Rundfunksender ABC.

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Graham zufolge seien sowohl die Instrumente zur Wiederbelebung als auch die Konservierungsflüssigkeit wichtig. Ohne eins von beiden, sei das, was das Team geschafft habe, nicht möglich gewesen. Bisher wussten auch die operierenden Ärzte nicht, ob im Einzelfall das Herz im Empfänger wieder funktionieren würde. Mithilfe des Kastens wäre man sich der Funktion sicher, da das Schlagen des Herzens zu beobachten sei. Mithilfe dieser neuen Forschungsergebnisse können nicht nur mehr Herzen gespendet werden, da mehr Patienten ein potenzielles Spenderherz in sich tragen. In manchen Ländern, wie beispielsweise Japan, ermöglicht die Methode überhaupt erst die Entnahme eines Spenderherzens, da hier das Fehlen jeglicher Hirnaktivität nicht als Todesart anerkannt wird. Darüber hinaus verdopple die Konservierungsflüssigkeit das Zeitfenster, das die operierenden Ärzte haben, von circa vier auf etwa acht Stunden. Somit können Spenderherzen auch deutlich längere Transportwege zum Empfänger zurücklegen und damit viel häufiger dahin gelangen, wo sie am dringendsten gebraucht werden.

Forschung

DNA gibt Aufschluss über Lebenserwartung Erstmals lassen sich Aussagen über die restliche Lebenszeit anhand von Blutmessungen vornehmen

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in internationales Forscherteam hat einen Weg entwickelt, um zu bestimmen, wie viel Zeit zu leben einem Menschen voraussichtlich bleibt. Dafür verglichen sie das echte Alter mit einem ermittelten Wert – dem biologischen Alter. Die Sterblichkeitsrate sei bei denjenigen stark erhöht, die biologisch gesehen älter sind als ihr tatsächliches Alter. Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Genome Biology veröffentlicht. Das Forscherteam unter der Leitung der University of Edinburgh in Schottland griff auf ältere Kohortenstudien zurück, in denen die Studienteilnehmer alle bereits über 50 Jahre alt sind: Lothian Birth Cohort von 1921 (LBC1921) und 1936 (LBC1936), Framingham Heart Study

(FHS) und Normative Aging Study (NAS). Über 14 Jahre verfolgten sie das Leben der fast 5000 Teilnehmer, deren biologisches Alter zu Beginn mit einer Blutprobe bestimmt wurde. Diese vier Studien sind besonders aussagekräftig, da über einen langen Zeitraum Informationen von den Teilnehmern gesammelt werden konnten. In den Lothian Birth Cohorts wurde die Intelligenz elfjähriger Kinder gemessen, über 80 Jahre wurden zusätzlich unterschiedliche Vitalwerte gesammelt und ausgewertet, um herauszufinden, wie sich die Intelligenz mit dem Alter verändert. Die Framingham Heart Study diente der Identifizierung von Faktoren, die eine Rolle bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

spielen. Sie begann 1948 mit 5.209 Personen im Alter zwischen 30 und 62. Das Hauptziel der Normative Aging Study sind Hintergrundinformationen zu Erkrankungen, die mit dem Alter auftreten. Die Studie begann mit 2.280 Männern – meist Kriegsveteranen –, die heute durchschnittlich 73 Jahre alt sind. Das biologische Alter ist demnach kein willkürlicher Wert, sondern wird anhand der sogenannten DNA-Methylierung gemessen. Dieser Prozess findet im Inneren jeder Körperzelle statt und beeinflusst, welche Erbeigenschaften zurzeit ausgeprägt sind. Methylierte Basenpaare im DNA-Molekül können nicht mehr von Proteinen ausgelesen werden, weshalb die jeweilige Erbeigenschaft deaktiviert ist.

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Das Genom als Bauplan: Forscher haben in der DNA eine Art biologische Uhr entdeckt.

Anders als Mutationen verändert DNA-Methylierung also nicht wirklich die DNA – es werden nur bestimmte Erbeigenschaften mit der Zeit deaktiviert. Die Folgen davon sind Merkmale, die häufig im Alter auftreten – der natürliche Alterungsprozess wird vorangetrieben. Anhand des Fortschritts der DNAMethylierung lässt sich das biologische Alter messen, allerdings ist die Arbeit des internationalen Teams die erste, die eine eindeutige Verbindung mit der Lebensdauer aufzeigt. Für Menschen, bei denen das biologische Alter im Durchschnitt fünf Jahre höher war als das wirkliche Alter, ergab sich eine um 21 Prozent erhöhte Sterblichkeit – unabhängig von der jeweiligen Todesursache. Nach einer Anpassung, die unterschiedliche Faktoren wie Alter, Gesundheit, Geschlecht und Lebensstil mit einbezog, ergaben sich immer noch 16

Prozent frühere Tode als bei Menschen, deren Altersdifferenz geringer ist. Das ist eine ziemlich deutliche Verbindung. In ihrer Publikation erklären die Wissenschaftler: „Die Unterschiede zwischen biologischem und chronologischem Alter ermöglichen eine Schätzung der Todeswahrscheinlichkeit über eine Kombination von Rauchen, Bildung, IQ in der Kindheit, sozialem Umfeld und verschiedene Erkrankungen hinaus.“ Leider sei noch nicht klar, was man mit diesem Wissen anfangen könne. „Zurzeit ist unklar, welche genetischen Faktoren und welcher Lebensstil das biologische Alter am meisten beeinflussen. Allerdings haben wir schon mehrere Projekte in Planung, um das genauer zu untersuchen“, so Riccardo Marioni, Epidemiologe der University of Edinburgh, gegenüber der NachrichtenWebsite Sciencedaily.

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Foto: Flickr/Stuart Cale/CC BY 2.0

Ian Deary, Psychologie-Professor an der University of Edinburgh, erklärte: „Diese neuen Ergebnisse stärken unser Verständnis von gesundem Altern. Es ist aufregend, dass sie einen neuen Hinweis zum Altern ergeben. So lässt sich eine verbesserte Voraussage über die Lebensdauer eines Menschen treffen, ohne lediglich Faktoren wie Rauchen, Diabetes und Herzerkrankungen miteinbeziehen zu können.“ Bisher wurde nur eine Verbindung zwischen früherem Tod und erhöhtem biologischen Alter festgestellt. Wie man jedoch dieses Wissen nutzen kann, um das biologische Alter zu senken und so die Lebenserwartung in die Höhe zu treiben, ist noch nicht klar. Zudem sind den meisten Menschen Voraussagen über ihren Tod – besser gesagt die Zeit, die ihnen noch bleibt – alles andere als angenehm.

Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV). Chefredakteurin: Jennifer Bendele. Redaktion: Thomas Gollmann, Anika Schwalbe, Gloria Veeser. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Elke Baumann. Copyright: Blogform Social Media GmbH, Kurfürstendamm 206, D-10719 Berlin. HR B 105467 B. Telefon: +49 (0) 30 / 81016030, Fax +49 (0) 30 / 81016033. Email: [email protected]. Erscheinungsweise wöchentliches Summary: 52 Mal pro Jahr. Bezug: [email protected]. Mediadaten: [email protected]. www.deutsche-gesundheits-nachrichten.de

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