Ausgabe 1/2012 5. Jahrgang

xxx xxxxxxxxxxxxx ........................ X xxxxxxxxxx ................................ X xxxxxx

VERZEICHNIS FOLGT xxxxxxxxxx ............................... X Xxxxxxxxxxxx .......................... X Xxxxxxxxxxxxxx ................... XX Xxxxxxxx Xxxxxxxxxxxxx ..................... XX xxxxxxxxxx xxxxxxxxx .............................. XX xxxxxxx xxxxxxxxxxxx ......................... XX xxxxxxxx ............................... XX Xxxxxxxxxx ............................ XX Termine .................................... 32 Xxxxxxxxxx ............................. XX xxxxxxxxx ................................ XX xxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxx ............................ XX xxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxx ........................ XX

O wie ist es kalt geworden Und so traurig, öd´ und leer! Raue Winde wehn von Norden, und die Sonne scheint nicht mehr. Auf die Berge möcht´ ich fliegen Möchte sehn ein grünes Tal, möcht´ in Gras und Blumen liegen und mich freun am Sonnenstrahl. A. H. Hoffmann von Fallersleben (1798—1874)

2 Aus der Tätigkeit des Seniorenbeirats

Seniorenpolitik in Dänemark Jürgen Rosenbaum

Im Oktober 2011 fand ein Seminar der Auslandsgesellschaft Dortmund in Dänemark statt. Das Thema hieß „Seniorenpolitik in Dänemark“ und sollte die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Seniorenpolitik in Deutschland und Dänemark aufzeigen. 16 Teilnehmer nahmen an der Tagung teil. Es waren Mitglieder der Seniorenbeiräte aus Essen, Gladbeck, Köln, Waltrop, Lüdinghausen, Duisburg und Gütersloh. Herr Jürgen Jentsch, stellvertretendes Vorstandsmitglied des LSV – NRW (Landesseniorenvertretung), war Ansprechpartner der Gruppe. Treffpunkt war der Busbahnhof Essen. Von dort fuhr ein kleiner Bus die Teilnehmer zur Akademie in Sankelmark, in der Nähe von Flensburg. In Hamburg wurde ein Zwischenstopp mit Hafenrundfahrt eingelegt, am späten Nachmittag war das Ziel erreicht. Die Europäische Akademie Schleswig-Holstein, ein gut eingerichtetes Haus, liegt an einem kleinen See inmitten eines Waldgebietes. Nach der Begrüßung und Zimmerzuweisung fand um 19:00 Uhr das erste Seminar mit dem Arbeitstitel „Die deutsch-dänische Grenzregion Sonderjylland/Schleswig“ unter der Leitung von Herrn Dr. Rainer Pelka statt. Der folgende Dienstag begann mit einer Busfahrt nach Apenrade/Dänemark oder dänisch Apenraa. Apenrade liegt nicht weit hinter Sankelmark. Herr Grund und Frau Mazewska berichteten von der Besonderheit der beiden Städte, die eng miteinander kooperieren. Schüler aus Apenrade haben Zugang zu den Schulen in Sankelmark und umge-

kehrt, es fährt sogar ein gemeinsamer Schulbus. Deutsche und dänische Geschäfte finden sich jenseits der nicht mehr sichtbaren Grenze. Diese Tradition war natürlich nicht immer so. Durch Kriege in den vergangenen Jahrhunderten wurde das dänische Grenzgebiet von Deutschen besetzt und deutsches Gebiet wiederum von Dänen. Eine weitere Durchmischung erfolgte durch grenzübergreifende Heirat. Heute profitieren beide Seiten von den guten Beziehungen.

„Übergang ins Rentenalter“ Herr Grund, Abteilungsleiter des Sozialdienstes, referierte über dieses Thema. Vor den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts gab es so gut wie keine öffentliche Unterstützung. Erst als Mitte der siebziger Jahre das Sozialgesetz geändert wurde, stellte Dänemark Sozialhilfe mit Arbeitslosenhilfe gleich. Ca. 90 % des Arbeitslohnes wurden gezahlt, bis die Empfänger wieder in den Arbeitsprozess eingegliedert waren. Außerdem gab es für Arbeitslose oder Sozialhilfeempfänger jeweils nur einen Ansprechpartner in der Behörde, eine Erleichterung für die Antragsteller. Die Einführung der sogenannten CPR- Nummer für alle Bürger, gewährleistete den Zugang zur öffentlichen Hand. Mit dieser Schlüsselnummer konnten die Behörden alle Daten einsehen und ergänzen. Allerdings gab es auch Kritik, denn so wurde der Bürger zum „gläsernen Menschen“, dennoch überwogen die Vorteile des Systems. In Dänemark galt in den 60er Jahren das Prinzip „jeder sorgt für sich selbst“. So waren Jugendliche ab 18 Jahren in allen Bereichen für sich selbst verantwortlich, erhielten aber auch vom Staat Unterstützung. Die bisherige Unterstützung der Eltern wurde auf die öffentliche Hand verlagert. Auch wurde bei Gewährung von Sozialhilfe kein Geld von der Familie oder Angehörigen zurückgefordert. Dieses änderte sich in den 80er Jahren, das System wurde dem Staat zu teuer. Die Unterstützung wurde zurückgefahren. Eine weitere Straffung erfolgte in den 90er Jahren. Jeder wurde beurteilt, ob er noch

3 Aus der Tätigkeit des Seniorenbeirats arbeitsfähig war (Die CPR-Nummer machte eine schnelle Überprüfung möglich—gläserner Mensch). Arbeitslose, die schlecht in ihrem Beruf vermittelbar waren, wurden zu Zwangsumschulungen geschickt. Danach gründeten sich private Institutionen, die sich um die Arbeitslosen kümmerten. Dieses System, das noch heute so besteht, wurde vom Staat kontrolliert, um Missbrauch zu verhindern. Wer das 65. Jahr erreicht hat und finanziell nicht zurechtkommt, erhält staatliche Unterstützung. Aufenthalte in Pflegeheimen werden über die Altersrente bezahlt. Jeder Däne hat einen eigenen Rentenanspruch. Die Grundrente beträgt 5700,00 Dänische Kronen (765,50 €) bei Verheirateten und 2787,00 DK (374,30 €) bei Alleinstehenden, unversteuert. Private Versicherungen, Betriebsrenten oder andere Vorsorgen erhöhen den Betrag entsprechend, werden aber mit der Rente verrechnet; es sei denn, der Versicherte hat mit eigenem Geld die Versicherungen bezahlt. Ermöglicht wird das komfortable System durch eine entsprechend hohe Steuerlast, z. B. beträgt die Mehrwertsteuer 25 %, die Zinssteuer liegt bei 20 %. Außerdem werden die Renten besteuert, wenn auch mit einem niedrigeren Satz. Beispiel 1: Wer 40 Jahre gearbeitet hat, erhält die Vollrente. Zusätzlich kann er einen Mietzuschuss, Zuschüsse für Brillen oder andere Hilfsmittel beantragen. Auch gibt es Zuschüsse fürs Fernsehen und zum täglichen Bedarf, jedoch nicht zur Anschaffung eines PKW. Für eine Mietwohnung übernimmt der Staat bzw. die Kommune die fällige Kaution. Beispiel 2: Nach einem Krankenhausaufenthalt ist eine Arbeitsaufnahme nicht mehr möglich. Die eigene Wohnung muss behindertengerecht um-

gebaut werden. Der Patient kommt während der Umbauzeit in ein Pflegeheim. Der Staat übernimmt die Kosten. Alle diese Regelungen werden über die CPR-Nummer geregelt.

Seniorenbeirat Flensburg Herr Krüger, Vorsitzender des Seniorenbeirates in Flensburg, informierte über die Aktivitäten des Beirates. Im Großen und Ganzen gibt es keine gravierende Unterschiede zwischen der Thematik in Schleswig-Holstein und in NRW. Die Generationenproblematik ist wohl überall ähnlich. Außergewöhnlich gut ist die finanzielle Situation des Beirates. Jedes Beiratsmitglied erhält 25 € Sitzungsgeld, der Vorsitzende die doppelte Summe. Deshalb tagt wohl der Beirat ungewöhnlich oft, nämlich alle 14 Tage. Ein Projekt des Beirates, so wurde uns mitgeteilt, war die Zertifizierung der Lebensmittelmärkte und Discounter. Sie erhalten eine Plakette, wenn sie ein seniorenspezifisches Ambiente vorweisen, wie z. B. Sitzplätze für die Senioren vorhalten, Getränke den Kunden anbieten, Einkaufswagen mit Sitzgelegenheit und Lupen bereithalten. Ein ausführliches Programm des Seniorenbeirates der Stadt Flensburg wurde uns ausgehändigt.

Kieler Landtag Auf der Rückfahrt gab es einen Zwischenstopp im Kieler Landtag, zuvor noch eine Stadtrundfahrt. Der alte Landtag erhielt in den vergangenen Jahren einen neuen Plenarsaal, der ringsum von einer Glasfassade umgeben ist. In dem lichtdurchfluteten Raum ließ es sich gut debattieren. Zwei kompetente Mitarbeiterinnen des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Gesundheit erläuterten das in der Abteilung 3 aufgeführte Fachgebiet

Jugend, Familie, Senioren und gesellschaftliche Teilhabe. Fazit: Alle Bundesländer beschäftigen sich u. a. mit dem Generationsproblem, jedoch setzt jedes Land seinen eigenen Schwerpunkt. Nach dem Landtagsbesuch folgte die letzte Etappe, die Rückfahrt nach Essen.

4 Aus der Tätigkeit des Seniorenbeirats

St.-Laurentius-Stift Jürgen Rosenbaum

Im Oktober 2011 besichtigten Mitglieder des Seniorenbeirats das St.-Laurentius-Stift in Waltrop. Die Beiräte wurden von Herrn Dr. Gowin, Chefarzt der geriatrischen Abteilung, Herrn J. Köster, Chefarzt der Psychiatrie und Frau Nanni, Bereichsleiterin des Krankenhauses, willkommen geheißen.

Bereits im Sommer hatten Vorstandsmitglieder mit der Klinikleitung Kontakt aufgenommen und um eine fachlich geführte Besichtigung gebeten. Nach einer kurzen Einführung hatte die Gruppe Gelegenheit, zusammen mit den Chefärzten und der Bereichsleiterin die Einrichtungen in den verschiedenen Stationen kennenzulernen. Im unteren Klinikbereich sind die geriatrischen Behandlungs- und Therapieräume und Spielzimmer für Kinder untergebracht. Im oberen Trakt befinden sich die Stationen für geistig und psychisch erkrankte Patienten. Die Teilnehmer erfuhren, dass die Patientenaufnahme einerseits durch Überweisungen vom Haus - oder Facharzt erfolgt oder das angegliederte St. Vincenz -Krankenhaus in Datteln Patienten zur weiteren Behandlung nach Waltrop abgibt. Beide Häuser kooperieren eng miteinander. Im Gegensatz zu den “normalen” Krankenhäusern, wo die finanzielle Ausstattung von den Krankenkassen

nach Fallpauschalen geregelt und die Verweildauer der Patienten kurz gehalten wird, wird den Patienten in der Geriatrischen Klinik eine Aufenthaltszeit von bis zu 3 Wochen eingeräumt. Pastellfarben gestrichene und teilweise künstlerisch gestaltete Wände in den Fluren wirken beruhigend auf den Betrachter und lassen für einen Moment vergessen, dass man sich in einem Krankenhaus befindet. Nach der Besichtigung wurde der Seniorenbeirat zu einer Kaffeetafel geladen, wo bei Kaffee und Kuchen Fragen an die Chefärzte und an Frau Nanni gestellt werden konnten. Es entwickelte sich eine rege Diskussion, wobei die Teilnehmer unter anderem erfuhren, dass nicht nur Patienten aufgenommen werden, die bereits das 65. Lebensjahr erreicht haben, sondern auch Jüngere, besonders bei Notfällen. Hier handelt es sich überwiegend um akute HerzKreislaufbeschwerden und Schlaganfallpatienten, die einer unverzüglichen Behandlung bedürfen. Die Zeit verging bei der interessanten Unterhaltung wie im Flug und wäre es nach den Beiratsmitgliedern gegangen, hätte die Befragung noch lange fortdauern können. Letztendlich waren aber alle zufrieden, die Ärzte über das rege Interesse, die Teilnehmer des Seniorenbeirats über die kompetenten Auskünfte. Der Beirat wird eine Wiederholung der Besichtigung in den nächsten zwei Jahren vorschlagen.

Der Rauch Das kleine Haus unter Bäumen am See. Vom Dach steigt Rauch. Fehlte er Wie trostlos dann wären Haus, Bäume und See. Bertolt Brecht (1898—1956)

5 Allgemeine Informationen

Älter werden in Deutschland Jürgen Koch

So heißt ein Film, der bei einer Veranstaltung, organisiert von Frau Stermer von der Stadt Waltrop und der türkischen DITIB-Gemeinde, im November 2011 in deren Gemeindehaus in der Sydowstraße gezeigt wurde. Ich möchte hier hauptsächlich auf den Film eingehen: Den Anfang machte eine Rückschau in die 60er Jahre. Es wurde gezeigt, wie sich die ersten türkischen Männer auf die lange Reise per Zug nach Deutschland machten, und zwar meist mit der Vorstellung, wir bleiben drei bis vier Jahre zum Geldverdienen, und dann geht es wieder heim. Aber in vielen Fällen kam es anders. Man fühlte sich hier wohl und ließ so nach und nach immer mehr Mitglieder der Familie oder des Heimatdorfes nachkommen. In Gesprächen und Interviews mit einigen dieser Zeitzeugen wurden die Hindernisse, die es zu überwinden galt, wie Religion, Sprache, Küche, Formalitäten mit den deutschen Behörden, dargestellt. Es wurde aber auch viel Positives aufgezeigt, wie der höhere Verdienst, bessere Lebensbedingungen und viel Hilfsbereitschaft in der deutschen Bevölkerung. Nach mehr als 30 Jahren Aufenthalt in Deutschland wollen nun sehr viele türkische Menschen bei uns bleiben, und so kommen wir nun zum zweiten Teil dieses Filmes. Älter werden in Deutschland, das möchten immer mehr unserer türkischen Mitbürger. Wie stellen sie sich das im Einzelnen vor? Viele setzen ganz auf die eigene Familie: Unsere Kinder werden uns zu sich nehmen, uns betreuen und uns pflegen. Einige können sich auch vorstellen, ihren Lebensabend in einem Pflegeheim in Deutschland zu verbringen. Wie sollte es in diesem Pflegeheim aussehen, damit sie sich dort auch wohlfühlen können? Nach Möglichkeit ein Gebetsraum, türkisch sprechendes Personal, das mit den landesty-

pischen Sitten und Gebräuchen vertraut ist, wie zum Beispiel Verzehr von bestimmten Speisen und Körperpflege getrennt nach Geschlechtern. Es soll an dieser Stelle auch erwähnt werden, dass es auch in der Türkei Pflegeheime gibt, die lt. Film auch ebenso gut ausgestattet sind wie die in Deutschland. Dort möchten einige, zurzeit noch hier lebende türkische Mitbürger, ihren Lebensabend verbringen.

Vor Beginn der Filmvorführung hatte Frau Stermer, zuständig in Sachen Integration, und ein Vertreter der DITB-Gemeinde die etwa 80 Besucher begrüßt. In einem kurzen Grußwort sagte anschließend Bürgermeisterin Anne Heck-Guthe: „Wir wollen die Zukunft planen und sehen, wie wir in Waltrop gemeinsam alt werden können.“ Um dieses Thema ging es dann auch bei der abschließenden Diskussion, als Herr Pagel von der Wohnberatung und Lebenshilfe Unterstützung und Beratung bei Wohnungsumbauten, Hilfsmitteln (wie Rollator, Rollstuhl und Toilette) versprach. Einige dieser Hilfsmittel wurden dem Publikum von einem Mitarbeiter der Firma Rehatech im Praxistest vorgeführt. Als Dolmetscherin fungierte dabei Frau Tosun vom Infocenter Pflege in Gladbeck. Insgesamt eine Veranstaltung, deren Besuch sich gelohnt hat.

6 Allgemeine Informationen

Gesund durch den Winter Tipps, wie Sie die kalte Jahreszeit gesund bleiben Hände waschen nicht vergessen Wenn Sie häufig Kontakt zu anderen Menschen haben, sich in öffentlichen Gebäuden aufhalten oder viel mit Bus und Bahn fahren, waschen Sie sich oft die Hände. Niesen oder Husten Sie nicht in die Hand, sondern besser in die Armbeuge, damit auch Sie keine Keime abgeben.

Trinken Sie viel Trockene Schleimhäute sind für Keime besonders anfällig.

Denken Sie an genügend Vitamine Ältere Menschen können im Winter schlecht einkaufen und ernähren sich dadurch oft sehr einseitig. Kurzzeitig können Vitaminpräparate das Fehlen von frischem Obst und Gemüse ausgleichen. Zudem gibt es pflanzliche Extrakte, die das Immunsystem stärken.

Was können Sie tun, wenn es Sie trotzdem erwischt hat Ätherische Öle lindern Erkältungs-beschwerden sanft – als Salbe, Badezusatz oder zum Inhalieren. Nasensprays und –duschen erleichtern das Atmen. Lutschtabletten beruhigen den Hustenreiz.

Wer sich viel draußen an der frischen Luft bewegt, füllt in der Sonne seinen Vitamin-DSpeicher auf. An Sonnenschutz ist bei längeren Spaziergängen zu denken. Wasserfreie Cremes schützen die Haut bei Kälte. (Quelle: Senioren Ratgeber, überarbeitet von Brita Bockelbrink)

Benutzung des Rollators im Winter Im Schnee brauchen Sie mehr Kraft, je tiefer die Räder einsinken. Packen Sie Ihr Einkaufsnetz am Rollator nicht zu voll. Manche Rollatoren besitzen Halter für Regenschirme. Aufgespannte Schirme bringen den Rollator bei Wind leicht aus der Balance. Räder wechseln Im Schnee geht es leichter mit möglichst großen Rädern und stärkerem Reifenprofil. Erkundigen Sie sich, ob sich Ihr Modell so ausstatten lässt. Die Räder sollten vom Hersteller zugelassen und von einem Fachhändler angebracht werden, sonst können bei einem Unfall versicherungsrechtliche Probleme auftauchen. Ist ein Wechsel der Räder nicht möglich, besorgen Sie besser eine Gehhilfe mit wintertauglichen Rädern.

Lassen Sie Luft aus Ihren Reifen Sie brauchen zwar mehr Kraft zum Schieben, aber ein handbetriebener Rollator rutscht nicht so schnell weg, wenn Sie etwas Luft aus den Reifen ablassen. Vorher überlegen, ob Sie fit genug sind.

Überprüfen Ihres Gehstocks Sie sollten überprüfen, ob das Gummiprofil am Fuß Ihres Gehstocks in Ordnung ist. Im Fachhandel gibt es spezielle Eiskrallen, die bei Glätte mehr Sicherheit bieten. Die Krallen sollten sich leicht wieder einklappen lassen, sonst zerkratzen sie schnell Fußbodenbeläge. Für Schuhe gibt es Spikes, die für mehr Sicherheit sorgen.

Ziehen Sie sich hell an Ziehen Sie bei Dunkelheit helle Kleidung an. Ob Rollator, Gehstock oder Rollstuhl: Machen Sie die Gehhilfen mit Reflektoren (Fachhandel) gut sichtbar. (Quelle: Senioren Ratgeber, überarbeitet von Brita Bockelbrink)

7 Allgemeine Informationen pflichtige Müllsäcke zur Verfügung. Mit einem Attest vom Hausarzt, beim V + E–Betrieb vorgelegt, werden die Behältnisse kostenfrei zugestellt. Nicht nur bei Inkontinenz, auch jeder gesunde Bürger muss schon mal das öffentliche „Stille Örtchen“ aufsuchen. An Markttagen ist die Toilette am Markt geöffnet, an anderen Tagen geschlossen. (Zum Thema öffentliche Toiletten in Waltrop lesen sie in der nächsten Ausgabe mehr). Es gibt jedoch einen „Euroschlüssel“ nur zum Öffnen von Behindertentoiletten. Der Schlüssel muss beantragt und bezahlt werden. Der Seniorenbeirat bietet ab sofort in seinem „Senioren-Treff“ am Markt gegen eine Pfandgebühr oder Hinterlegung eines Ausweises den Euroschlüssel an.

Der Euroschlüssel Jürgen Rosenbaum

Wir, die älteren Bürger, werden, wie die Statistik uns voraussagt, immer älter. Aber mit zunehmendem Alter ändert sich auch das eine und das andere in unserem Leben. Nicht nur, dass wir uns zum Zubinden der Schnürsenkel lieber auf einen Stuhl setzen oder zum Spazierengehen gerne einen Handstock benutzen, nein es gibt auch noch andere Beschwerden, die wir lieber für uns behalten. Männer bekommen im Alter häufig Probleme mit der Prostata, die oftmals operativ entfernt werden muss, Frauen leiden öfter an einer abgesenkten Harnblase, die ebenfalls zur Unpässlichkeit d. h. Inkontinenz führt. Da die Medizin nicht alles beheben kann, wird anderweitig Hilfe angeboten. Gegen Inkontinenz werden vom Arzt Einlagen verschrieben, die natürlich auch wieder entsorgt werden müssen. Dazu stellt der V+E-Betrieb besondere, gebühren-

Der Senioren-Treff ist bis Ende des Jahres jeden 1. und 3. Samstag von 10:00 bis 12:00 Uhr geöffnet. Ab 2012 alle 14 Tage.

Hans-Joachim Bockelbrink

Boris Boldin

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DIPL. KAUFMANN STEUERBERATER

Neuer Weg 11, 45731 Waltrop Tel.: 0 23 09 / 9 11 00 0 Fax: 0 23 09 / 9 11 00 14 E-Mail: [email protected] [email protected]

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8 Allgemeine Informationen

Post von "Gewinner-Zeit": Abzocke mit Magazin-Abo und LotterieTeilnahme

Vom "Beginn Ihrer Gewinner-Zeit" kann keine Rede sein. Stattdessen flattert vermeintlichen Abnehmern des Monats-magazins "WIN!", das "Reportagen aus aller Welt und spannende Artikel" zu "Gewinnspielen, Luxus, Reisen, Wellness und Trends" verspricht, eine Zahlungsforderung von 87 Euro fürs erste halbe Jahr ins Haus. Wer ein Schreiben mit 'vielen Dank für das freundliche Telefonat' in diesen Tagen erhält, sollte den fälligen Betrag auf keinen Fall begleichen, der Forderung der Firma "Gewinner-Zeit" jedoch vorsorglich schriftlich widersprechen. Mit einer neuen Abo- und Gewinnspiel-Masche versucht der fragwürdige Magazinbetreiber mit Sitz in Großbritannien zurzeit, ans Geld und die persönlichen Daten argloser Konsumenten zu kommen. Bei der Verbraucherzentrale NRW häufen sich die Fälle, in denen scheinbare Kunden in Schreiben von "Gewinner-Zeit" an ein Telefonat erinnert werden, in dem sie angeblich mit der Firma einen

kostenpflichtigen Vertrag für mindestens ein Jahr zum Bezug ihres Gewinner-Magazins sowie die Teilnahme an einer privaten Lotterie abgeschlossen hätten. Das Perfide an Post und Plausch: Mittels unerlaubter Werbeanrufe wird wahllos Angerufenen nicht nur ein vermeintlicher Abo-Vertrag untergeschoben. Die anschließenden Bestätigungsschreiben sind auch so zurechtdatiert, dass die vierzehntägige Widerrufsfrist zur Auflösung der scheinbaren Vereinbarung bereits abgelaufen ist, wenn Angeschriebene die Zahlungsforderung erhalten. Der Zahlungsdruck auf Kunden wird durch die Behauptung noch erhöht, die unzulässigen Telefonate zur Vertragsanbahnung würden zusätzlich aufgezeichnet. Empfänger der dubiosen Post, die sicher sind, dass sie einem Vertragsangebot von Gewinner-Zeit weder mündlich noch schriftlich zugestimmt haben, sollten die Forderung des Abo-Betreibers schriftlich zurückweisen und einen Nachweis darüber fordern, wie der angebliche Vertrag eigentlich zustande gekommen ist. Wer sich nicht sicher ist, ob er sich am Telefon einen Abo-Vertrag hat aufschwatzen lassen, muss auch nicht zahlen, sollte aber zur Sicherheit den rechtlichen Rat der nächsten örtlichen Verbraucherzentrale einholen.

Verbraucherzentrale NordrheinWestfalen e.V. Mintropstr. 27 40215 Düsseldorf Tel: 0211 38 09 0 Fax: 0211 38 09 216 E-Mail: [email protected]

9 Allgemeine Informationen

"Zuhause Sicher" Jürgen Koch, Rainer Mikulski

Wer glaubt, dass Einbrecher nur im Dunkeln kommen, der irrt sich gewaltig. Fast alle drei Minuten geschieht in Deutschland ein Einbruch – am Tage wie in der Nacht. Betroffen sind Ein- und Mehrfamilienhäuser genauso wie Vorstadtvillen, denn Bares, Elektrogeräte und Schmuck vermuten Diebe überall. Die Täter erkennen die Schwachstellen Ihres Hauses und nutzen jede Gelegenheit. Dabei ist der materielle Schaden oft nicht das Schlimmste: Die Opfer quälen oft über lange Zeit Fragen wie "Was weiß der jetzt alles von mir?" und "Wie sicher bin ich überhaupt in meinen vier Wänden?". (BauBZ) Auf Einladung von Architekt Thomas Trappe besuchten einige Mitglieder des Seniorenbeirates die Veranstaltung "Einbruchschutz und Einbruchhemmung" im „BauBZ“, dem BauBeratungsZentrum in Waltrop. Unterstützt wurde die Veranstaltung von zwei Beamten des Dezernat 34, Ulrich Bauer und Detlef Reichhardt von der Kriminalpolizei Recklinghausen und Klaus Niggemeier vom dem Netzwerk „Zuhause sicher“. Die Begrüßung durch Herrn Thomas Trappe und Kollegen fand vor 30 interes-

sierten Zuhörern statt. Der Vortrag begann mit Ausführungen des Herrn Reichhardt. Bei dem Netzwerk „ Zuhause Sicher“ handelt es sich um einem Gemeinnützigen Verein in dem sich Öffentliche Institutionen, Polizeibehörden, Handwerks- kammer, Kreishandwerkerschaftschaft, Kommunen, Handwerksbetriebe, sowie Unternehmen aus Industrie, Handel und Versicherungen zusammengefunden haben. War die Anzahl der Einbruchsdiebstähle bisher leicht rückläufig, so sind die Zahlen in diesem Jahr um 10% angestiegen. Ein guter Schutz gegen Einbruch ist daher notwendiger denn je.

Ein ganz wichtiger Punkt ist auch die Wachsamkeit jedes Einzelnen, ob direkt betroffenen oder in beobachtender Funktion. Herr Reichhardt betonte, dass bei jeder verdächtig vorkommenden Handlung einer unbekannten Person am besten sofort die Polizei per 110 zu rufen sei. Personenbeschreibungen und andere beobachtete Details seien viel effizienter als risikoreiche Verfolgungsjagden. Des Weiteren sagte Herr Reichhardt, dass das Täter von heute nur sehr wenig Zeit für einen Einbruch veranschlagen. Klappt dieser nicht innerhalb von wenigen Sekunden, wird das Vorhaben abgebrochen. Häufigstes Einbruchswerkzeug ist ein einfacher Schraubendreher, so kann den Einbrechern, wenn sie nicht gerade auf frischer Tat ertappt werden, kaum etwas nachgewiesen wer-

10 Allgemeine Informationen den. Ganz neu ist auch das Zeitfenster, in dem die Einbrüche durchgeführt werden .Der späte Vormittag aber auch der späte Nachmittag, wenn die Leute zum Einkauf unterwegs sind, werden neuerdings favorisiert.

Im zweiten Teil des Vortrages zeigte Herr Niggemeier, in welch kurzer Zeit ein normal gesichertes Fenster mit einem Schraubendreher geöffnet werden kann. Das gab jedem in der Runde zu denken. Um das eigene Heim gegen Einbruch und gegen Brand zu sichern, empfahl er folgende Schritte zu unternehmen: Zuerst sollte eine Sicherheitsberatung im eigenen Zuhause vorgenommen werden und zwar durch Sicherheitsspezialisten der Polizei. Diese notieren die Schwachstellen, und übergeben den Betroffenen eine Liste speziell qualifizierter Handwerker, mit denen man die Umsetzung vornehmen kann.

Wenn alle Sicherheitslücken geschlossen sind, kann man von der Polizei eine Präventionsplakette erhalten, die potentiellen Einbrechern signalisieren soll: diese Wohnung wurde von Profis gesichert, ein Einbruchsversuch ist sehr mühsam und wenig erfolgsversprechend. Die Plakette wurde in Holland bereits langfristig vergeben und hat dazu beigetragen, dass die Anzahl der Einbrüche rückläufig ist. Eine Umsetzung aller Sicherungseinrichtungen ist relativ kostspielig, kann aber immer noch weniger kosten als wenn ein Einbrecher das ganze Haus verwüstet, ganz abgesehen von ideellen Schäden, die oft unersetzlich sind. Hinzu kommt auch noch ein Gefühl der Sicherheit. Man ist einfach besser geschützt. Nach Ende des Vortrages gab es noch eine lebhafte Diskussion, die durch die praxisnahe Vorführung angeregt worden war. Diese Veranstaltung hätte mehr Besucher verdient gehabt, es hat uns allen klar gemacht, dass Sicherheitseinrichtungen im Alltag für jedermann absolut notwendig sind. Von dem Gefühl der Geborgenheit die man bei

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12 Allgemeine Informationen

Rückgabe von Energiesparlampen: immer noch zu wenig Möglichkeiten Fast 200 Supermärkte, Drogeriemärkte und Discounter in Nordrhein-Westfalen, die Energiesparlampen im Angebot haben, nahm die Verbraucherzentrale NRW unter die Lupe. Es wurde geprüft, ob und wie alte Energiesparlampen zurückgenommen werden und in welcher Form darauf hingewiesen wird. Der Marktcheck wurde sowohl 2010 als auch 2011 durchgeführt, um zu sehen, ob sich die Rücknahmesituation verbessert hat. Das Fazit: Die Situation ist kaum besser geworden. Nahmen 2010 51 Prozent der untersuchten Geschäfte Energiesparlampen zurück, waren es in 2011 59 Prozent. Und ein aktueller Blick auf einzelne Branchen zeigt: Während fast 95 Prozent der Baumärkte Rücknahmebereitschaft zeigen, dümpeln beispielsweise Supermärkte und Discounter mit knapp 28 bzw. 24 Prozent im unteren Bereich herum. Hier müssen Kunden ihre Lampen also in nahezu drei Vierteln der Fälle wieder mit nach Hause nehmen.

eindeutig zu wenig.

Mehr Rückgabestellen, bessere Hinweise Anfang 2010 verpflichteten sich die Kommunalen Spitzenverbände, die Recyclingsysteme und Recyclingdienstleister, der Bundesverband der Verbraucherzentralen sowie die Handwerks- und Handelsverbände im Rahmen einer gemeinsamen Erklärung dazu, "die Verbraucherfreundlichkeit der Rückgabemöglichkeiten weiter zu verbessern" und "die Sammelquote von Altlampen in Deutschland deutlich zu erhöhen." Der Marktcheck macht nun deutlich, dass dies vonseiten des Einzelhandels nicht in ausreichendem Maße erfüllt wurde: Die freiwilligen Rückgabemöglichkeiten im Handel sind im Vergleich zu 2010 nicht bedeutsam angestiegen, und die bereits vorhandenen Angebote werden kaum beworben bzw. kommuniziert. Nach Auffassung der Verbraucherzentrale NRW sind daher vor allem mehr Rückgabestellen in Supermärkten, Discountern und Drogeriemärkten sowie deutlich sichtbare Hinweise in allen Geschäftstypen erforderlich.

Kunden können Rückgabemöglichkeit oft nicht erkennen Ein wesentliches Problem ist nach wie vor, dass Kunden vielfach von einer Rückgabemöglichkeit für Energiesparlampen gar nichts mitkriegen: Weist ein Geschäft nicht deutlich sichtbare Sammelboxen im Eingangsbereich auf, braucht es schon gesonderte Hinweise. Andernfalls müssen Kunden gezielt nachfragen, ob sie ihre sparsamen Leuchten dort loswerden können. Im Marktcheck waren nur in jedem vierten Geschäft Sammelboxen aufgestellt – nicht viel, aber immerhin eine Steigerung um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und nur 10,5 Prozent der Geschäfte, die Altlampen zurücknehmen, weisen per Informationstafel darauf hin. 6 Prozent mehr als 2010, aber

(Quelle: Verbraucherzentrale NRW: Bild: de.wikipedia.org, Wikimedia Commons, Jochen2707, GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Version 1.2)

13 Allgemeine Information

Seniorenkino

Tag, 26.01.2012

Tag, 15.03.2012

"Die oberen 10.000"

"Love Story"

Von Charles Walters, mit Grace Kelly, Bing Crosby

Von Arthur Miller, mit Ali MacGraw, Ryan O‘Neal

Tracy Lord (Grace Kelly) steht kurz vor ihrer Heirat mit einem Geschäftsmann, als ihr Ex-Mann C.K. Dexter-Haven (Bing Crosby) sie besucht. Er ist immer noch in sie verliebt und versucht sie zurückzugewinnen. Das gilt auch für den Reporter Mike Connor (Frank Sinatra), der über die bevorstehende Hochzeit berichten will. Bald muß sich Tracy zwischen drei Männern entscheiden...

Als Oliver an der Uni die kreative Musikstudentin Jennifer trifft, lernt er die wahre Liebe kennen. Obwohl Olivers reiche Eltern entschieden gegen die Beziehung sind, sagt er sich von ihrem Einfluss los und heiratet Jennifer, die einem einfachen Elternhaus entstammt. Die beiden führen ein glückliches Leben in New York. Doch schon bald ereilt das Paar ein Schicksalsschlag: Bei Jennifer wird eine unheilbare Krankheit diagnostiziert. Oliver muss seine große Liebe hilflos beim Sterben begleiten...

A C H T U N G! Ab sofort im Haus der Begegnung, Bissenkamp 20

ab 14.00 Uhr Kaffee und Kuchen

15.00 Uhr Filmbeginn, Haus der Begegnung, Bissenkamp 20

Kostenbeitrag für Kaffee und Kuchen Erwachsene 3 €

14 Gesundheit

Die Traditionelle Chinesische Medizin im Spiegel der Jahreszeiten Ralph Buttler

Der Winter ist in der Chinesischen Medizin die Zeit des Ruhenden und der Stille, schrieb ich im vergangenen Jahr. Aber der Winter beinhaltet schon das Aufsteigende, sich Formende ins Frühjahr hinein und wachsend bis zum höchsten Sommer, dort beginnt dann wieder der Abstieg hinunter zu Herbst und Winter. So fließt der Wandel der Jahreszeiten in all seinen verschiedenen Aspekten. Das wesentlichste Prinzip der chinesischen Philosophie ist die Wandlung. Der Winter in Beziehung zum Frühjahr: „Wasser lässt Holz entstehen“ und das „Wasser lässt Bäume wachsen“. Der Nieren-Typ (Winter, Wasser) ist ein guter Organisator oder Verwalter. Er besitzt ruhende und sichernde Eigenschaften. So bildet er einen Ankerpunkt zu der Dynamik im Herz-Typen. Er ist sehr korrekt in seinem Handeln. Zielstrebig, penibel und daher kompromisslos. Er ist eher hager und es mangelt ihm an Kraft. Darum muss er sich ökonomisch bewegen. So steht er denn da: Eine Hand ist auf der Hüfte abgestützt und die andere Hand ist nach oben erhoben. Die Entsprechung des Nieren-Typen ist die Blase. Die zugehörige Emotion ist die Angst. Schon die alten deutschen Spruchweisheiten kennen ein „es

geht einem an die Nieren“ oder auch „sich vor Angst in die Hose machen“. Es ist schon erstaunlich, wie nahe sich diese so verschiedenen Kulturen manchmal berühren. Allein für das Herz (Freude, Zunge) kennt Wanders Deutsches Sprichwort-Lexikon 573! Redensarten. Angst und Freude, Wasser und Feuer stehen sich nahe. So manch einer ist nahe am Wasser gebaut… Die Stimmungslage und auch der Zustand des Denkens haben auf Entstehen und Entwicklung von Krankheiten großen Einfluss. Darum legt die Chinesische Medizin großen Wert auf Veränderungen der Stimmung und ihre Beziehung zur Krankheit, die sich durch die Sieben Emotionen äußern. (Wut, Freude, Grübeln, Trauer, Kummer, Angst und Schreck). Bezeichnend ist für die Chinesische Medizin auch die Beziehung von Körper und Geist. Es wird unterschieden zwischen der „Lebensessenz“ der Niere und dem Bewusstsein des Herzens. Das Herz ist der oberste Herrscher und Kontrolleur über den Menschen. Zum Verhältnis zwischen Bewusstsein und Emotionen schreibt Zhuangzi: „Trauer und Freude sind Abweichungen von der Urtugend, Frohsinn und Zorn sind Verstöße gegen das Dao (das höchste Prinzip), Vorliebe und Abneigung zu hegen bedeutet den Verlust der Urtugend, deshalb ist es der höchste Grad der Urtugend, wenn der Geist ohne Sorge ist.“ Schon in den Anfängen des chinesischen Denkens hieß es: „Der Gefühlsausdruck des Wassers ist die Furcht. Furcht kann die Niere schädigen, aber Nachdenken überwindet die Furcht.“ (Suwen). Körperlich sollte man eine untere Festigkeit suchen und obere Leichtigkeit. Wer unten, im Nabelbereich, genug Energie hat, fühlt sich standfester und sicherer. Und, wer ein Zuwenig hat nach oben, erleidet ein Rauschen im Ohr, Sichtverlust und schwache Knie. Wer ein Zuviel nach oben hat, besitzt Kraft in den Knien, Oberschenkeln und Lenden, erfreut sich eines feinen Hörens und klarem Sehen. Darum findet sich die Kraft der Niere unten, in den Füßen und Beinen und wurzelt in der Erde.

15 Recht und Soziales

Tipps für angehende Rentner und Ruheständler Wilbert Gregor (Mitglied im BSA-Verdi)

Realistischer Einnahmen- und Ausgaben-Check für den Ruhestand Der Rententräger weist jährlich auf die zu erwartende Höhe der gesetzlichen Rente hin. Wie hoch sind die absehbaren monatlichen und sonstigen regelmäßigen Belastungen?

Gesundheitscheck Was muss ich an Kosten vermeiden bzw. erwarten, zu denen ich in der nachberuflichen Phase keine Beihilfe mehr bekommen kann? Was kann ich als Prophylaxe vorziehen, solange ich noch volle Bezüge und Ansprüche habe. Wie lange tun es die Zähne noch? Was kostet eine Prothese ohne Kassenanteil? Kommen Implantate hinzu?

Wie und was hat sich bei Freunden und Bekannten im Ruhestand verändert? Vorsorgevollmacht ist wichtiger als eine Patientenverfügung. Familie und Freunde sind dein tägliches Umfeld, nicht mehr die Kolleginnen und Kollegen. Hobby ist gut, Ehrenamt ist besser. Ehrenamt soll ergänzen und nicht Hauptamt ersetzen. Der Mensch ist, was er isst, besonders wenn er älter wird. Ernährung nicht mehr an den beruflichen Anforderungen orientieren. Körper, Geist und Seele bleiben nur mit regelmäßigem Training fit. Wer rastet, rostet nicht nur äußerlich. (Gehirnjogging, Radeln, Wandern oder Schwimmen) Was tut sich im Viertel? Wo finde ich Angebote, um meinen neuen Lebensabschnitt zu gestalten?

Alt werden wollen alle, alt sein will keiner. Es kommt darauf an, was man daraus macht.

Eine feste Tagesstruktur vorsehen und einhalten! In das schwarze Loch fallen in der Regel die, wel-

(Quelle: Seniorenpolitik Verdi, bearb. H. Friege )

che die Augen verschließen.

Bild: fotolia.com

16 Recht und Soziales

Steuern und Rente Das Alterseinkünftegesetz In einer öffentlichen Sitzung des Seniorenbeirates der Stadt Dortmund sprachen zwei Mitarbeiter des Finanzamtes Dortmund, Frau Luttropp und Herr Dahlke, über das Thema „Steuern und Renten“. In der anschließenden Fragestunde nahmen die beiden Finanzsachbearbeiter zu den wichtigsten Fragen nochmals Stellung. Frage: Welche Rentenleistungen fallen unter das Alterseinkünftegesetz?

Frau Luttropp: Unter das Alterseinkünftegesetz fallen: Altersrenten, Erwerbsminderungsrenten, Hinterbliebenen- und Waisenrenten, Leistungen aus berufsständischen Versor- gungseinrichtungen, Betriebsrenten, Pensionen aus öffentlichen Kassen oder Vorruhestandsleistungen und Private Leibrentenversicherungen (Rürup-Renten), bei denen die erworbenen Anwartschaften nicht beleihbar, nicht vererblich, nicht übertragbar, nicht veräußerbar und nicht kapitalisierbar sind. Eine derartige Versicherung darf nur als monatliche lebenslange Leibrente und nicht vor Vollendung des 60. Lebensjahres ausgezahlt werden.

Frage: Wer muss keine Steuererklärung abgeben? Frau Luttropp: Es zahlt derjenige Rentner keine Steuern, der vor oder im Kalenderjahr 2005 in den Ruhestand gegangen ist und ausschließlich eine Bruttorente in Höhe von 1.575 Euro mtl. (18.900 Euro jährlich) aus der gesetzlichen Rentenversicherung erhält sowie über keine weiteren Einnahmen verfügt. Bei Ehegatten verdoppeln sich die Beträge (3.150 Euro mtl./37.800 Euro p. A.). Bei Renteneintritt in den folgenden Jahren sinken diese Beträge fortlaufend.

Frage: Wie weiß das Finanzamt, wie hoch meine Rente ist?

Herr Dahlke: Die Rentenversicherer, Versorgungswerke und privaten Versicherer sind ab 2005 ver-

pflichtet, die Höhe der Leistungen in sog. Rentenbezugsmitteilungen zu melden. Die gesammelten Meldungen liegen den Finanzämtern ab 2010 vor. Danach beginnt jedes einzelne Finanzamt mit der Auswertung der Mitteilungen.

Frage: Was versteht man unter „Weitere Einnahmen“?

Herr Dahlke: Hierunter zählen hauptsächlich Einnahmen aus Privatrenten, zusätzlichen Betriebsrenten bzw. Versorgungswerken, Arbeitslohn, Zinseinnahmen aus Kapitaleinlagen sowie Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung. Ab 2009 ist zu beachten, dass die Zinseinnahmen aus Kapitalvermögen mit der Abgeltungssteuer abgegolten sind.

Frage: Wann muss die Steuererklärung abgegeben sein?

Frau Luttropp: Grundsätzlich müssen Steuererklärungen immer bis zum 31.05. des Folgejahres abgegeben werden. Wer sich steuerlich beraten lässt, hat für die Steuererklärung 2011 in der Regel bis zum 31.12.2012 Zeit.

Frage: Was können Rentner von der Steuer absetzen?

Herr Dahlke: Man muss sagen: „Nur wer Steuern zahlt, kann auch Steuern sparen!“ Zu den Ausgaben, die Rentner von der Steuer absetzen können, zählen Sonderausgaben oder außergewöhnliche Belastungen. Als Sonderausgaben sind – im Rahmen der gesetzlichen Höchstbeiträge – z. B. abziehbar: der Eigenanteil zur Kranken- und Pflegeversicherung, Beiträge zur Haftpflichtversicherung, die gezahlte Kirchensteuer bzw. das gezahlte Kirchgeld, Zuwendungen für steuerbegünstigte Zwecke und Beiträge an politische Parteien. Als außergewöhnliche Belastungen werden z. B. berücksichtigt: der Pauschbetrag für behinderte Menschen ab einem Behinderungsgrad von 25 %, Aufwendungen für eine Hilfe im Haushalt und für Heimunterbringung, Krankheits– und Beerdi-

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Recht und Soziales gungskosten, wenn diese Aufwendungen nicht durch Leistungen Dritter, z. B. einer Versicherung, ersetzt werden und somit einen bestimmten Prozentsatz der eigenen Einkünfte – die zumutbare Belastung – übersteigen.Außerdem wird eine Tarifermäßigung für Aufwendungen für haushaltsnahe Beschäftigungen, Dienstleistungen und Hand-werkerleistungen gewährt.

Frage: Wer bietet mir weitere Unterstützung? Frau Luttropp: Hilfe erhalten Sie bei ehrenamtlichen Rentenberatern, Lohnsteuerhilfevereinen und Experten der steuerberatenden Berufe. In Einzelfragen können Sie sich auch an Ihr Finanzamt wenden.

Frage: Welche Renten sind steuerfrei? Herr Dahlke: Weiterhin steuerfrei sind u. a. Renten aus der gesetzlichen Unfallversicherung, gesetzliche Bezüge der Wehr– und Zivildienstleistenden sowie Kriegsbeschädigten und Renten zur Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts. Außerdem Sachleistungen und Kinderzuschüsse aus den gesetzlichen Rentenversicherungen bzw. den landwirtschaftlichen Alterskassen. Kinderzuschüsse aus den berufsständischen Versorgungseinrichtungen unterliegen hingegen der Besteuerung.

Frage: Ab welcher Einkunftshöhe sind Steuern zu

bezogen werden? Frau Luttropp: Wenn Sie oder Ihr Ehegatte zusätzlich zur Rente z. B. Lohneinkünfte, Beamtenpensionen, Betriebsrenten (Werkspensionen), Mieteinkünfte oder bis einschließlich 2008 auch Einnahmen aus Kapitalvermögen von mehr als 801 Euro (bis 2006: 1.421 Euro), bei zusammen veranlagten Ehegatten von mehr als 1.602 Euro (bis 2006: 2.842 Euro) beziehen, können Steuern auch dann anfallen, wenn die Rente niedriger ist als die in Frage zwei genannten Beträge. Ab 2009 bleiben Einkünfte aus Kapitalvermögen bei dieser Betrachtung aufgrund der Einführung der Abgeltungssteuer grundsätzlich außer Betracht. Da es auf die Höhe Ihrer Einkünfte insgesamt ankommt und die Ermittlung dieser Einkünfte – je nach Einkunftsart – sehr unterschiedlich ist, kann die Frage, ab welcher Höhe Steuern zu zahlen sind, nicht pauschal beantwortet werden. Bei Zweifelsfragen sollten Sie weitere Informationen einholen (z. B. bei einem Steuerberater, bei einem Lohnsteuerhilfeverein oder beim Finanzamt). Grundsätzlich gilt Folgendes: Liegt das zu versteuernde Einkommen unter dem steuerlichen Grundfreibetrag von 7.664 Euro (bei Eheleuten 15.328 Euro) fällt keine Steuer an.

Fortsetzung folgt. Teil 2 des Gesprächs mit Frau Luttrop und Herrn Dahlke lesen sie in der Ausgabe 2/2012.

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18 Unterhaltung

Orangerien Herbergen für exotische Gewächse Hildegard Schlutius

Aufregend waren die großen Abenteuerreisen im 16. und 17. Jahrhundert, die dank der Erfindung des Kompasses und einer verbesserten Navigation nun bis in ferne, exotische Länder möglich waren. Von ihnen brachten Seefahrer seltene Dinge mit, besondere Gewürze, Seiden, Porzellan und vor allem unbekannte, merkwürdige Pflanzen. Diese fremdartigen Kostbarkeiten waren überwiegend an adeligen Höfen bald heiß begehrt, ganz besonders die interessanten Pflanzen, wobei die meist gefeierte und zweifellos berühmteste die Pomeranze oder Orange war. Portugiesische Seefahrer hatten sie aus Hinterindien mit nach Europa gebracht. Darauf deutet auch der Name Orange – naranjo hin. Die Bezeichnung Apfelsine (Apfel aus China) dürfte auf einer damaligen Verwechselung dieser beiden östlichen Länder beruhen. Die Liebe zu den Limonengewächsen (auch Zitronen) breitete sich in Europa bald wie eine Infektion aus. In Töpfen und fahrbaren Kübeln wurden sie kultiviert und zur Freude und zur Mehrung des Ansehens ihrer adeligen Besitzer in deren barocken Gärten aufgestellt. Mit dem Duft ihrer Blüten und dem strahlenden Orange und Gelb ihrer Früchte, wie auch den immergrünen Blättern erfreuten sie Nase und Augen. Orangen und auch Zitronen wurden nun in der feinen Küche verwandt und zur Zubereitung von Duftwässern und Likören gebraucht, obwohl sie in größeren Mengen kaum bezahlbar waren. Wie sollte man diese empfindlichen Kinder der Wärme, der Sonne und des Lichtes hierzulande am Leben erhalten? Was passierte im Winter mit diesen Zitrusfrüchten?

Um Michaeli bringe, wenn das Wetter schön und gewiss nicht neblig ist, deine ausgewähltesten Pflanzen und seltenen Gewächse wie Orangen-

und Zitronenbäumchen, indischen und spanischen Jasmin et cetera unter Dach und Fach. So empfahl es der führende englische Orangenbaumzüchter und Gelehrte John Evelyn (1620-1706) im 17. Jh. in seinem Kalendarium Hortense.

Erste Orangerien oder Pomeranzenhäuser Vermutlich wurden die oben erwähnten, vielfältig verwendeten, jedoch sehr teuren Früchte, überwiegend aus warmen Ländern eingeführt. Zu heikel war ihr Anbau in nördlichen Gebieten, da man in der kalten Jahreszeit die Natur überlisten und den Pflanzen ein wohltemperiertes Gebäude mit recht viel Licht bieten musste, was zu dieser Zeit beinahe unmöglich war. Anfänglich errichtete man Behelfskonstruktionen, die im Frühjahr abgetragen wurden. Die Maßnahme aber war recht umständlich. Außerdem sahen diese Gebäude hässlich aus, ein unverzeihlicher Fehler in der Barockzeit. Auch bedeuteten sie nur eine Hilfe gegen arge Fröste, wobei das so notwendige Licht nicht einfallen konnte. Ab Ende des 17. Jh. begann man feste Orangeriegebäude zu errichten mit hohen Fenstern nach Süden. 1688 war in Frankreich ein Verfahren zur Herstellung von Glas durch Gießen und Walzen erfunden worden, das freilich manuell geschehen musste und recht teuer war. In dieser galanten Zeit aber waren die Fürsten bereit, für Exotik und Luxus große Summen auszugeben. Außerdem zeigten die nun oft schön gestalteten Pomeranzenhäuser nicht nur den anspruchsvollen Lebensstil ihrer Eigentümer, sondern wurden auch oft für sommerliche Festlichkeiten genutzt.

19 Unterhaltung Orangerien der Barockzeit in Nordkirchen

Glashäuser in späterer Zeit

In Nordkirchen hat es drei Orangerien gegeben, darunter, wie man aus Bodenfunden schließen kann, eine sehr frühe. Sie befand sich etwas südöstlich der heutigen Oranienburg. Wie sie ausgesehen hat und wann sie niedergelegt wurde, ist nicht bekannt. Als Haus zum Schutz der Pflanzen im Winter und als „Maison de Plaisance“ (Gebäude für Feste) im Sommer diente fortan die 1717 nach Plänen des Baumeisters Peter Pictorius (1663-1729) konzipierte eingeschossige Orangerie. Im Jahre 1725 jedoch, als die große Umgestaltung des zuvor holländischen Gartens durch den Baumeister Johann Conrad Schlaun (1695-1773) in einen barocken Park begann - der übrigens wegen seiner Schönheit weit über die Landesgrenzen berühmt wurde - wünschte Graf Ferdinand von Plettenberg, Hausherr auf Schloss Nordkirchen, dass diese zweite Orangerie, in ein Sommerschlösschen umgebaut werden solle. Für die Exoten sei ein eigenes Quartier zu errichten. Johann Conrad Schlaun gestaltete die Orangerie, die nun Oranienburg genannt wurde, mit großer Einfühlsamkeit um, setzte noch ein oberes Geschoss auf und entwarf als Pflanzenhaus ein für seinen Stil und die Zeit typisches Gebäude in schlichter Eleganz unter Verwendung roter Ziegel mit einer Einfassung der Fenster aus Baumberger Sandstein. Der harmonische Aufbau mit zwölf Fensterachsen, einem Mittelrisalit, dessen Flachgiebel das Wappen der Grafen von Plettenberg ziert, lassen beinahe vergessen, dass es sich hier um einen funktionalen Bau handelt. Eine Zierde war der Gemüsegarten mit großem, rundem Wasserbecken und Fontaine vor der Orangerie. Er erstreckte sich nach Süden und versorgte, einer barocken Laune folgend, nicht etwa die gräfliche Tafel mit Möhren, Salat und Kohl, sondern amüsierte als Schaugarten das Auge des Betrachters durch die dekorative Pflanzung. In späteren Jahren wurde die Orangerie anderen Zwecken zugeführt und nicht mehr zur Überwinterung von Pflanzen genutzt.

Im 19. Jahrhundert hatte sich die Art der Aufbewahrung empfindlicher Pflanzen sehr geändert. Nun war es nicht mehr so sehr der Spleen vornehmer Adeliger, seltene Gewächse zu besitzen und ihre Parks damit zu schmücken, sondern vor allem das wissenschaftliche Interesse an der Vielzahl exotischer Gewächse, die auf Forschungsreisen von sogenannten Pflanzenjägern systematisch, teils unter Lebensgefahr, aus aller Welt mitgebracht wurden. Man war zwischenzeitlich auch in der Lage, Häuser zu errichten, die fast nur noch aus Glas und Eisen bestanden und die den Kindern der Sonne und der Wärme ein beinahe heimisches Klima gaben. Große botanische Anlagen gab es im Europa des 19. Jh. bald in vielen Metropolen, eifrig besucht und bestaunt vom gebildeten Bürgertum. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann man dann damit, in Privathäusern Wintergärten einzurichten, in denen sich kälteempfindliche Grünpflanzen wie Gummibäume, Philodendron, Sanseverien und andere zu riesigen Prachtexemplaren entwickeln konnten, eine Mode, die heute nicht mehr ganz aktuell ist. In unserer Zeit sieht man hier und da in den privaten Gärten hübsche, kleine Häuser aus Glas oder Folie. Für manchen Pflanzenfreund ist es erschwinglich geworden, eine solche Überwinterungsmöglichkeit zu errichten. Da kann er sich, wenn draußen Eis und Schnee herrschen, in seinem kleinen Gewächshaus an dem Wohlergehen seiner selbstgezogenen oder exotischen Lieblinge erfreuen und für den Blumenfreund, der nicht über ein Gewächshaus verfügt, gibt es heutzutage schöne und exotische Pflanzen beinahe um die Ecke preiswert zu kaufen. (Quellen: Monumente, Magazin für Denkmalkultur in Deutschland, K.E. Mummenhoff, Schloss Nordkirchen, Deutscher Kunstverlag) (Bild: de.wikipedia.org, Wikimedia Commons, Mbdortmund, GNU Free Documentation License)

20 Unterhaltung

Wie „gastfreundlich“ sind die Münsterländer und wie „trinkfest“ sind die Frauen in Coesfeld? Aus den Erinnerungen eines französischen Flüchtlings Eugen Holtkamp

Wie unsere Vorfahren vor rund 200 Jahren gelebt haben, ist uns nur aus wenigen Berichten und Erzählungen bekannt. Was davon Dichtung oder Wahrheit ist, kann oft nur schwer unterschieden werden. Für unseren Bereich bietet sich aber eine einzigartige Gelegenheit, einen Zeitzeugen zu hören, einen guten Beobachter, der in seinen Memoiren die Erlebnisse von Emigranten im fremden Land schildert und minutiös das Leben in Coesfeld beschreibt. Der französische Priester Abbé Baston

musste als Folge der Französischen Revolution mit der Hinrichtung des Königs Ludwig XVI. und seiner Frau Marie Antoinette sowie der Entmachtung des Adels und der Geistlichkeit aus Frankreich fliehen. (Foto 1: Abbé Baston)

Willkommen für Flüchtlinge Der Bericht von Abbé Baston beginnt damit, dass er 1794 mit einer Karawane von 7 Emigranten (2 verarmte adelige Damen, 4 Geistliche, 1 Kammerfrau) westfälischen Boden betritt. Nach einer strapaziösen Reise erreichten sie Bocholt, „eine schreckliche Stadt, von äußerster Unsauberkeit“. Während des 8-tägigen Aufenthalts erlebten sie meist ungenießbares Essen und geldgierige Wirtsleute und Bauern, die die günstige Gelegenheit und das Unglück der Emigranten ausnutzten. Für die 8-stündige Fahrt nach Coesfeld, dem Ziel ihrer Reise, mit Karren und Pferden, wurden ihnen unverschämte Preise abverlangt. Hier zeigte sich, wie auch oft später, die Dickköpfigkeit der Westfalen, die nichts von ihren Forderungen zurücknahmen. Auch die Ankunft in Coesfeld und der Aufenthalt (7 Jahre) dort waren wenig erfreulich und teilweise erschreckend. Coesfeld war nach den Erwartungen und dem Wissensstand der französischen Flüchtlinge eine große, schöne, stark befestigte Stadt, in der man geschützt war gegen die französischen Revolutionstruppen, notfalls eine Existenz finden konnte, Leute von Stand wohnten, demnach Geselligkeit und nützliche Bekanntschaften gepflegt werden konnten und Sauberkeit herrscht. Rundum also eine akzeptable Stadt, wenn man seidene Tapeten und vergoldetes Getäfel gewöhnt war. Das Gegenteil war aber der Fall. Das „große, schöne“ Coesfeld im Münsterland war klein, kümmerlich, sehr hässlich und arm, zählte knapp 1500 Seelen, hatte keine 20 leidlichen Häuser und nicht einmal ein Dutzend annähernd wohlhabender Familien. Misthaufen lagen vor jeder Tür. Bei der Anmietung von Häusern wurden den Flüchtlingen Wuchermieten abverlangt und schließlich wurde ihnen noch ein Haus

21 Unterhaltung vermietet, in dem die Ruhr (ähnlich: Paratyphus) gewütet und zahlreiche Opfer gefordert hatte. Nichts ahnend (hilflos ohne deutsche Sprachkenntnisse) zogen sie wegen der akzeptablen Miete ein. 5 von ihnen wurden von der Ruhr befallen, die beiden Damen starben ohne ärztliche Hilfe unter unsäglichen Qualen. Verlassen wir aber jetzt die wahrlich nicht schönen Erlebnisse der Emigranten bei ihrer Ankunft in Coesfeld und wenden uns den Beobachtungen des Abbés über den Alltag der Bevölkerung und den Beschreibungen ihrer Nahrungsmittel und Verbrauchsgüter zu.

Pumpernickel, das kostbare Schwarzbrot Der Pumpernickel ist das beliebte westfälische Schwarzbrot, das aber nur selten in den niederen Schichten gegessen wird, weil es Geld kostet, was sie nur wenig haben. Von dem wenigen Geld betrinkt der Vater sich lieber mit Branntwein. Mutter und Kinder leben von Kartoffeln, Rüben, Möhren oder anderem Gemüse, gekocht in etwas Schweineschmalz oder Wasser. Überhaupt essen die Deutschen nur wenig Brot, im Gegensatz zu den Franzosen, die besonders das Weißbrot lieben, das aber als teure Leckerei gilt, das sich nicht jeder leisten kann. Die Einheimischen brocken kleine Stücke in die Milchsuppe oder es wird daraus „armer Ritter“ gemacht. Auch wird eine Schnitte Schwarzbrot auf eine Schnitte Weißbrot gelegt, beide mit Butter bestrichen. Aber das ist nur für Kinder aus gutem Haus Frühstück und Vesperbrot. Auch das in Coesfeld verbreitete Hausmannsbrot aus Roggen und Weizen wird nicht täglich gegessen. Jeder, der nicht zu den ganz Armen gehört, backt seinen Pumpernickel. Er wird aber nur in geringen Mengen verzehrt und nicht als Hauptmahlzeit genutzt, was dem Magen und der Geldbörse nur gut tun kann.

Schwein gehabt Manche Fleischsorten kosten sogar weniger als Brot oder müssen nicht extra bezahlt werden, weil

selbst bettelarme Familien ihr Schwein mästen. Es wiegt bis 400 Pfund und wird sauber gehalten. Schweinefleisch ist das Fleisch für jedermann. Bei den niedrigen Gesellschaftsschichten in Coesfeld gibt es kaum einen Unterschied zwischen der Nahrung der Menschen und dem Fressen der Tiere. Beides kocht im selben Topf und wird verteilt auf die Schüssel des Zweibeiners und den Trog des Vierbeiners. Das Schweineschlachten hat mit dem Kaffeetrinken gemeinsam, dass viele Nachbarn und Freunde dabei sind und so Beziehungen unterhalten werden. Geschenke, wie Leber-, Blutund Bratwürste bringen Zinsen, da die Beschenkten ebenfalls ihr Schwein schlachten und sich auf die gleiche Art bedanken. So bekommt man, verteilt auf das Jahr, alles wieder, in frischem Zustand, und jeder hat seinen Profit.

Kaffee für alle Die drei Verbrauchsgüter Kaffee, Tabak und Kornbranntwein haben eine herausragende Bedeutung.

22 Unterhaltung Die Kaffeesucht der Coesfelder ist so groß, dass ihnen kein Opfer zu groß erscheint, um ihren Kaffee zu bekommen. Sie werden auf Brot und Kleidung verzichten, um morgens und nachmittags/ abends den Kaffee mit Milch zu trinken. Für fast jede Familie ist dieses wunderbare Getränk von äußerster Lebensnotwendigkeit. Selbst Säuglinge bekommen ihre Portion Milchkaffee. Meistens begnügt man sich nicht mit einer starken Tasse Kaffee wie in Frankreich, sondern ist erst mit 4 Tassen zufrieden, allerdings nicht sehr stark, mit Zichorienwurzel vermischt, eine Art gefärbtes Wasser. Trotz dieses dünnen „Kaffees“ sind die Ausgaben für dieses „verhängnisvolle“ Getränk enorm. Viele Menschen essen kaum Brot und Fleisch und ernähren sich nur von Kartoffeln, Kohl, Rüben und Möhren wie ihre Ziegen oder Kühe, um ihre tägliche Portion Kaffee kaufen zu können. In den meisten Städten des Landes ist es nicht üblich einzuladen, außer bei großen Feierlichkeiten wie z. B. Hochzeiten. Ohne den Kaffee gäbe es keine Geselligkeit. Er allein schafft die Gelegenheit, dass sich Leute kennenlernen und miteinander sprechen. Man findet genügend Gründe und Anlässe einzuladen. Die Eingeladenen sehen sich natürlich verpflichtet die Freundlichkeit zu erwidern und auch zum kleinen oder großen Kaffee zu bitten. Die Regeln und Verhaltensweisen, die dabei von allen beachtet werden sollten, muss man lernen zu beherrschen, wenn man nicht gegen die guten Sitten verstoßen will und als ungehobelt oder unhöflich gelten will. Der Kaffee hat es also geschafft unter den Bewohnern Coesfelds ein Mindestmaß an Geselligkeit herzustellen, was man nur begrüßen kann. Das kann man bei einer anderen sehr verbreiteten Angewohnheit, wenn Kranke ihre Medizin zusammen mit Kaffee einnehmen oder ihre Krankheit gar mit vielen Tassen Kaffee mehrmals am Tage bekämpfen, aber nicht sagen.

Tabak - nur für harte Männer Die Leidenschaft für den Tabak ist dem stärkeren Geschlecht vorbehalten. „Alles, was Mann heißt, raucht.“ Jeder des männlichen Geschlechts hat eine Pfeife im Mund, ob er nun Bauer, Bürger, Handwerker, Soldat, Geistlicher oder Arzt ist, bei jeder Gelegenheit, an jedem Ort und zu jeder Zeit. Auf die Anwesenheit von Damen und Kindern wird keine Rücksicht genommen. Pfeifen (lang, in der Form eines großen S) sind ein Luxusgegenstand und können je nach Material und handwerklicher und künstlerischer Gestaltung kostbar und teuer sein. (Foto 2: Urgroßvater mit Pfeife) Der Tabak selbst ist nicht übermäßig teuer, aber muss auch wie der Kaffee aus dem Ausland eingeführt werden. So geht das wenige Geld, was der Kaffee übrig lässt, in Qualm auf und verringert noch mehr die Möglichkeit, sich und seine Familie ausreichend mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Erstaunlicherweise rauchen die westfälischen Frauen nicht. Abbé Baston vermutet, dass entweder der Tabakdampf für ihren Geschmackssinn nicht genügend anziehend wirkt oder weil sie zu sparsam sind oder weil es hier noch nicht Mode geworden ist.

Schnapsdrosseln Der Roggen gehört zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln. Durch den starken Verbrauch des Roggens in den Kornbrennereien, in denen Kornbranntwein hergestellt wird, bleibt zu wenig für die Brotherstellung. Der übermäßige Schnapsverbrauch hat auch zur Folge, dass das, was als

23 Unterhaltung feste Nahrung viel gesünder und bekömmlicher wäre und für den Hauptbedarf eines ganzen Tages reichen würde, in wenigen Augenblicken die Kehle hinunter rinnt. Auch das übliche Getränk in Westfalen, das Bier, wird aus Korn hergestellt. „Aber wenn das weibliche Geschlecht sich durch Enthaltung vom Tabakrauchen vorteilhaft unterscheidet, dann gleicht es sich den Männern wieder an durch den häufigen Genuss von Gin, Kornbranntwein, der das dritte Verbrauchsgut ist. Die Städterinnen trinken ihn im Allgemeinen zu Hause, die Landfrauen in der Wirtschaft, die Männer überall und in großer Menge.“ Bei den Beschreibungen von Abbé Baston, die ein teilweise erschreckendes Bild vom Zustand der westfälischen Landbevölkerung aufzeigen, muss man bemerken, dass ihn als Angehörigen einer gebildeten Schicht (Doktor der Theologie und Philosophie) diese Zustände natürlich entsetzten, was er auch zum Ausdruck bringt. Abbé Baston kehrte 1803 nach Frankreich zurück und wurde

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später Bischof und Generalvikar. Er starb 1825 mit 83 Jahren. (Quelle: Heinrich Weber: Coesfeld um 1800 - Erinnerungen des Abbé Baston, Bocholt 1980)

Münsterland Grüne Auen, kleine plätschernde Bäche, schwarzbuntes Milchvieh auf satten Weiden. Kläffende Hunde und Käuzchen, die noch rufen. Bunte Schmetterlinge in blühenden Bauerngärten und mächtige Eichen als Wächter. Annegret Kronenberg

24 Unterhaltung

Plattdeutsche Weisheit Werner Speckbrock

Meine Großeltern väterlicherseits bewohnten ein kleines Haus am Rande von Waltrop hinter dem Datteln-Hamm-Kanal. Meine Eltern besuchten sie zu besonderen Anlässen und für mich war es immer ein richtiger Spaziergang in eine andere Welt. Häufig gab es eine Unterbrechung am Bahnübergang, wenn ein Zug vorbeifuhr und ich die Waggons zählte. Dann ging es den Kanalberg hinauf und oben auf der Brücke angekommen, konnte ich gleich-zeitig das große Rieselfeld übersehen und zurück nach Waltrop blicken. Nun nahmen wir einen kleinen Weg durch Wiesen, auf denen Kühe oder Pferde grasten, die aber keine Notiz von uns nahmen. Am Ende des Weges öffnete mein Vater eine Gartenpforte und wir gingen auf das Haus meiner Großeltern zu. Sie standen dann schon am Eingang und begrüßten uns recht herzlich. Meine Eltern gingen ins Haus und ich lief auf dem Hof hinter dem Hahn her, spielte mit den Kaninchen oder streichelte die Ziege. Zur Kaffeezeit wurde ich ins Haus gerufen und musste jetzt ruhig auf meinem Platz sitzen. Das war nicht ganz einfach. Die Erwachsenen sprachen plattdeutsch miteinander, und wenn ich etwas nicht verstand, erklärte es mir meine Mutter. In dem Wohnraum gab es verschiedene Möbel, aber mich interessierte nur

ein Möbelstück ganz besonders. Es war ein altes Grammophon, etwa so groß wie eine kleine Waschmaschine. Wenn die Gelegenheit günstig erschien, bat ich meinen Großvater mit mir eine Schallplatte aufzulegen. An der Seite des Gerätes gab es eine kleine Handkurbel, mit der ich den Antrieb bediente. Mein Großvater öffnete den Deckel, legte die Schallplatte hinein und justierte den Tonabnehmer. Dann erklang eine Melodie in plattdeutscher Sprache, die ich inzwischen auswendig kannte, aber immer wieder gerne hörte: De hinner de Gardine stohn Und schwetten Dat sin de schlechsten Menschen Se daugen nix Do kass drop gohn De hinner de Gardine stohn. Die Übersetzung lautet so: Die hinter der Gardine stehen Und schwätzen (über andere Leute) Das sind die schlechtesten Menschen Sie taugen nichts Darauf kannst du gehen Die hinter der Gardine stehen.

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„Altwerden ist nichts für Feiglinge“ Joachim Fuchsberger Biographie -authentisch und unterhaltsam- ein lesenswertes, heiter-ironisches Buch von einem Sympathieträger erster Güte.

ihre faltige Haut nicht länger über die Ohren ziehen lassen…“ „Glaubt mir, das Alter ist eine ständige Gewinn -und Verlustrechnung – aber: der Gewinn ist niemals so hoch, wie der Verlust, den man zu erleiden hat.“ Fuchsberger schreibt in seinem Buch „Altwerden ist nichts für Feiglinge“, was ihn in den letzten Jahren und Monaten bewegt hat. Es ist eine nachdenkliche, charmante und auch ironische Betrachtung des eigenen Lebens. In der Retrospektive werden aus schicksalhaften Begegnungen herzhafte Anekdoten und Fuchsberger nimmt uns mit auf seine Reise durch die Jahre. Nicht mit dem mahnenden Zeigefinger, sondern als Wegweiser durch die Zeit, möchte Blacky Fuchsberger allen Mut machen, mit dem „Älterwerden“ umzugehen, denn „alles hat seine

Zeit“. Von dem letzten Schicksalsschlag, dem Tod seines Sohnes im Oktober 2010, wird sich Joachim Fuchsberger nicht mehr wirklich erholen können.

„Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden. Aber ich fürchte, mir wird nicht mehr genug Zeit bleiben“, sagte der 83-jährige Fuchsberger in einem Interview. Nichtsdestotrotz versucht er nach vorne zu blicken, sieht sich vor neue Herausforderungen gestellt und will nun auch das Vermächtnis seines Sohnes Thomas Fuchsberger publizieren. (Berliner Morgenpost, Mathias W. Mehner, 30.05.2011 und BAGSO Nachrichten 4/2011) Zusammengestellt von Marion Dietrich. Joachim Blacky Fuchsberger wurde am 11. März 1927 in Stuttgart geboren. Er ist ein deutscher Schauspieler und Entertainer.

Er ist alt, bekannt und beliebt. Jetzt macht der Schauspieler Joachim Fuchsberger seinen Altersgenossen und allen Jüngeren Mut, locker mit diesem unvermeidlichen Vorgang im Leben umzugehen.

“Ich denke, es ist an der Zeit, dass sich die Alten

Altwerden ist nichts für Feiglinge Joachim Fuchsberger Biographie Gütersloher Verlagshaus 224 Seiten/Gebundene Ausgabe € 19,99 ISBN: 978 - 3 – 579 - 06760 – 5

28 Unterhaltung

„Sesam öffne Dich“ oder die Tücken der Technik Gabi Lebert

Kürzlich hatte ich ein Erlebnis, das ich Ihnen liebe Leserinnen und Leser nicht vorenthalten möchte: Hin und wieder packt mich eine besondere Art von Aktionismus. Dinge, die ich „immer schon“ erledigen wollte, werden dann in Angriff genommen. In diesem Jahr fiel mir auf, dass mir meine Bank wieder einmal die Gebühren für ein Schließfach in Rechnung gestellt hatte, das ich schon seit längerer Zeit nicht mehr benötigte und doch eigentlich schon im letzten Jahr kündigen wollte. Nicht, dass sich in dem Fach jemals irgendwelche Wertgegen-stände befunden hätten: Es waren ursprünglich sogenannte „wichtige persön-liche Unterlagen“ (wie z. B. ein Zettel mit dem Passwort für den Telefon- und Internetzugang !!!) dort untergebracht etc. Im Nachhinein gesehen war das Schließfach also schlichtweg völlig unsinnig und damit überflüssig. Aber irgendwie hatte ich nie „die Kurve gekriegt“ es zu kündigen. Außerdem hatte ich eine Zeit lang

den entsprechenden Schlüssel für das Schließfach „verbaggert“. Den Schlüssel hatte ich inzwischen gefunden. Also: hin zur Bank, bei der netten Mitarbeiterin meinen Wunsch vorgetragen, Schlüssel und Kontonummer vorgelegt. So weit – so gut. Die Dame erklärte mir dann, dass ich zum Tresorraum in das Untergeschoss gehen und mittels meiner Konto-Karte ja selbst den Raum öffnen könne. In meinem Gesicht standen mindestens ein halbes Dutzend Fragezeichen. Ich konnte mich nur an die Zeit erinnern, als ich mich noch bei einer Mitarbeiterin melden musste, die mich dann begleitete, um die Tür zu diesem Raum zu öffnen. Nachdem ich das der netten Dame erklärte hatte, meinte sie, dass ich wohl schon „vor längerer Zeit“ das letzte Mal am Schließfach war; sie hätten vor ein paar Jahren umgebaut. Sie wies in Richtung Untergeschoss und ich ging mit der Information, dass die Kontokarte nur „durchgezogen“ werden müsse, die Stufen hinab. Nervös hielt ich nach einer Tür mit „Lesegerät“ Ausschau. Noch auf den letzten Stufen fiel mein Blick geradeaus auf eine Tür mit einem Apparat, der nach Lesegerät aussah. Erleichtert steuerte ich darauf zu, meine KontoKarte in der Hand. Was hatte die Dame gesagt „… Karte durchziehen“ - wie bloß. Das Kästchen hatte in der Mitte ein gläsernes Feld, etwa so groß wie eine Kontokarte und an den Seiten zwei Leuchtleisten. Okay – wahrscheinlich war es eine Art Miniscanner, der die Karte lesen konnte. Ich drückte also meine Kontokarte vorsichtig an die Scheibe, damit der Apparat diese identifizieren konnte. Nichts tat sich. Wahrscheinlich hatte ich die Karte falsch herum gehalten. Also auf ein Neues. Nichts geschah. Die beiden Leuchtleisten leuchteten allerdings auf, wenn man darauf tippte – auf einer Seite rot, auf der anderen Seite grün. Ich ließ es in beiden Farben oder einzeln leuchten, hielt meine Karte rückwärts, vorwärts, senkrecht und waage-

29 Unterhaltung recht vor das besagte Kästchen – nichts geschah. Kleinlaut ging ich wieder nach oben zu der freundlichen Mitarbeiterin und erklärte ihr, dass ich das mit der Karte irgendwie nicht hinbekäme. Geduldig lächelnd ging sie dann mit mir nach unten, um mir zu helfen. Sie ging vor. Wieder gingen wir die Stufen zum Untergeschoss hinab. Mein Blick fiel schon sorgenvoll auf den kleinen Kasten an der Tür geradeaus vor uns. Daran ging die Dame vor mir allerdings zu meiner Verwunderung vorbei, bog rechts um die Ecke - und wir standen vor einer großen nicht zu übersehenden Tür aus Sicherheitsglas mit einem Lesegerät am Eingang – dem Raum für die Schließfächer. Die Karte durchziehen und das Fach mit dem Schlüssel öffnen – alles kein Problem. Was soll ich sagen … Ich hatte die ganze Zeit versucht, in einen anderen Raum der Bank zu gelangen. Nachdem ich alles erledigt hatte, kam ich auf

dem Rückweg wieder an dieser Tür vorbei und erst jetzt nahm ich wahr, was in großen weißen Buchstaben auf der Tür stand. Ich konnte das Lachen kaum unterdrücken. Ich hatte die ganze Zeit erfolglos versucht, in die Teeküche der Bank zu gelangen. Na ja, Gott sei Dank hat mich dabei niemand gesehen, oder? Ob es wohl im Untergeschoss Überwachungskameras gibt? Hoffentlich werden die regelmäßig gelöscht. Ansonsten habe ich für den einen oder anderen Lacher beim Personal gesorgt. Zum krönenden Abschluss möchte ich Ihnen das Ergebnis der ganzen Aktion nicht vorenthalten – das Schließfach war leer. Ich hatte den Zettel mit den Passwörtern schon vor dem Umbau der Bank aus dem Schließfach geholt und nie wieder zurückgebracht!

30 Unterhaltung

Von Eseltreibern, Bauern und Handwerkern Aus der Chronik der Familie SundhoffKampmann, Teil 1: die Töpfer Eva und Eugen Holtkamp

Meine Vorfahren mütterlicherseits, die Familie Kampmann aus Lünen, kommen ursprünglich aus Dortmund-Kley und sind schon um 1630 im Kirchenbuch verzeichnet. Andreas Kampmann, der von 1715 bis 1758 in Dortmund-Barop lebte, war Eseltreiber und zog mit seinem kleinen Karren durch Dortmund. Sein Sohn Henrich Wilhelm (Schreiner) heiratete 1778 Johanna Christina Zwingel, eine Gastwirtstochter aus Lünen. Ihr neues Heim wurde das Haus Königstraße 56 (spätere Goldstraße 9) in Lünen, das seit 1760 im Besitz des Gastwirts Johann Conrad Zwingel war.

Erst 1968 wurde es abgerissen, um der Neugestaltung um das neue Rathochhaus zu weichen (Foto 1 Rathaus und Marktplatz). 1812 und 1825 werden die Söhne von Henrich Wilhelm und Johanna Christina, der Steuerdiener Georg und der Schreiner Ludolph (mein direkter Vorfahre) als Besitzer des Hauses angegeben. Ludolph heiratete 1816 Janna Elis. Sundhoff vom alten Bauernhof Sundhoff aus Asseln. Ihr Sohn Georg Theodor wanderte in die USA aus. Den Kontakt zu seinen Nachkommen konnten wir im Jahr 2000 zufällig herstellen. Ihr anderer Sohn Wilhelm wurde der erste Töpfer in der Familie und errichtete 1846 im Alter von 26 Jahren eine Töpferei im Hofraum des Hauses (1852 als Besitzer eingetragen). Aus der Familienchronik Sundhoff, die um 1648 beginnt und ca. 1936 vollendet wurde, sind uns auch Einzelheiten (seit 1816) von der Familie Kampmann bekannt, von denen keiner etwas wusste. Die damaligen Zeiten waren nicht die sogenannten „guten alten Zeiten“, im Gegenteil: Viele Menschen starben jung durch Krieg, Hunger oder Krankheiten. Aber die Verwandten hielten doch oft mehr zusammen als heute. So wurden die früh verwaisten 6 minderjährigen Kinder des Wienhold Sundhoff, eines Bruders von Janna Kampmann, 1848 in der Verwandtschaft aufgenommen. 2 kamen nach Lünen, so auch Diederich August Sundhoff, der 1848 als 11-Jähriger von der Familie Kampmann (Roggenmarkt 10) aufgezogen und auch als Töpfer ausgebildet wurde. Als sein Vetter Wilhelm Kampmann 1866 starb, heiratete Diederich August Sundhoff ein Jahr später die Witwe Louise Catharina geb. Becker und führte die Töpferei Sundhoff-Kampmann weiter. Erstaunlich war, dass es in Lünen bis zu 8 Töpfereien mit Meistern, Gesellen und Lehrlingen gab. Da zudem der Werkstoff Ton im Ort reichlich vorhanden war und selbst abgebaut werden konnte, entstand in der Region bald ein begehrtes Angebot an den bekannten Lünschen Pötten als notwendigem Alltagsgeschirr.

31 Unterhaltung Hauses, Foto 4) und sein jüngerer Bruder Friedrich wurden auch Töpfer und führten die Töpferei weiter. Als mein Urgroßvater 1896 starb, wurde die Töpferei nur wenige Jahre noch von dem jüngeren Bruder Friedrich weitergeführt und vor 1915 aufgegeben. Das alte Töpferhandwerk hatte in Lünen keine lange Geschichte, sondern nur eine kurze Blütezeit von ungefähr 1784 bis 1914. Danach wurde es durch andere Werkstoffe und maschinelle Techniken und Fertigungsweisen verdrängt.

Fortsetzung folgt! Lesen Sie weiter in Ausgabe 2/2012 Bilder: nahraum.de, Prinz40: Goldstraße in Lünen

In der Sundhoff-Chronik von 1936 berichtet der Chronist, dass ihm Fritz Kampman (Sohn des 1866 verstorbenen Gründers der Töpferei) noch erzählt habe, wie sie mit einer Fuhre fertiger Töpferware zum Verkauf losgezogen wären, bisweilen mehrere Tage lang. Im Gegensatz zu den Erzeugnissen der meisten anderen Töpfer waren die Erzeugnisse von Sundhoff-Kampmann künstlerisch gestaltet, bemalt und gekennzeichnet: Blumenmotive, die unverwechselbare Tulpe, Sprüche, sogar die Jahreszahlen und Hersteller (S für Sundhoff). Im Schwansbeller Museum in Lünen werden diese kleinen Kunstwerke, die 1969 in Bruchstücken auf der Abfallhalde hinter dem abgerissenen Haus (Goldstr. 9) gefunden wurden, aufbewahrt (Töpferwaren Werkstatt Sundhoff-Kampmann,

Fotos 2 und 3 von Dr. Wingolf Lehnemann, Museum der Stadt Lünen). Die Söhne von Wilhelm, mein Urgroßvater Friedrich August H. Kampmann (1880 Besitzer des

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35 Leserbeitrag

Das Kopftuch Karin Baumbach

Meine Oma hieß Marie, Marie Zieloni aus Zielonigrund. Sie war die Mutter meines Vaters. Marie kam damals aus dem Osten mit ihrem Mann Samuel in den Westen, denn in ihrer Heimat konnte man nicht genug Geld verdienen, um eine Familie zu ernähren. Samuel hatte Schneider gelernt – er konnte noch Herrenanzüge nur von Hand nähen. Als Zubrot war er bei der Reichsbahn Streckenläufer. Zweimal die Woche lief er 10 km und kontrollierte die Gleise. Im Westen wurden damals viele Zechen aufgemacht. Man hatte dort schwerste Arbeit, aber man verdiente gutes Geld und als Familie bekam man eine Wohnung oder sogar ein halbes Haus mit großem Garten für Gemüse und Blumen, und hinten baute man sich auch noch eine Laube. Auf dem Hof gab es Platz für einen Hühnerstall und eine Ziege. Das Leben als Bergmannsfamilie wurde für Samuel und Marie Wirklichkeit. Als erstes Kind wurde Emma geboren. Zwanzig Jahre später, als zehntes Kind, Karl, mein Opa. Karlchen wurde verwöhnt. Jeden Tag am Anfang der großen Pause stand Marie am Schulhofrand und brachte Karlchen ein frisches Butterbrot und warmen Kakao. Karlchen war schlau, und weil die großen Jungs schon gut

verdienten und Kostgeld abgaben, konnte man sich auch das Schulgeld fürs Oberlyzeum erlauben. Die Mitschüler von Karlchen foppten ihn: „Karlchen, wie viele Kinder seid ihr?“ „Zehn!“ Dann bogen sie sich vor Lachen. Marie versorgte eine große Familie und machte es sehr gut. Als Hilfsmittel hatte sie Gasbeleuchtung im Haus, einen großen Kohleofen, ein Waschbrett und ein schweres Bügeleisen aus Metall, in das ein heißes Eisenstück gesteckt wurde. Sie war morgens die Erste und spätabends die Letzte auf den Beinen. Sie war eine fromme, evangelische Frau. Zweimal in der Woche traf sie sich abends mit anderen Frauen zum Beten und Singen in der Kirche. Sie band sich dann ihr selbstgehäkeltes schwarzes Kopftuch um, nahm ihr Gesangbuch und ging. Dem Samuel passte das nicht. „Bleib’ zu Hause!“ Aber Marie ging, immer wieder. Eines Abends packte Samuel die Wut. Er entriss ihr das Kopftuch und schob es mit dem Stocheisen in die Ofenglut. An diesem Abend ging Marie nicht in die Kirche. An diesem Abend ging sie auch nicht ins Bett. Als am nächsten Morgen alle zum Frühstück kamen, war ihr Kopftuch fertig gehäkelt. Eine starke Frau, meine Oma! Ach übrigens, meine älteste Enkelin heißt Marie, Henriette Marie. Bild: de.wikipedia.org, Wikimedia Commons, Bundesarchiv

36 Reisebericht

Stadtführung durch Braunschweig Ulrike Wulf

Da mein Mann und ich uns einmal im Jahr mit Freunden wechselseitig treffen, waren wir im Sommer 2011 in Salzgitter eingeladen. Und wenn man sich nur selten trifft, gibt es viel zu erzählen. Ein Sommerabend im Garten bei angenehmen Temperaturen ging rasch vorbei und am nächsten Morgen starteten wir bei herrlichem Sonnenschein nach Braunschweig. Na ja, dachte ich so, mal sehen, was denn diese Stadt so an Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Zu sechs Personen zogen wir dann mit einem Stadtführer los. Braunschweig ist nach Hannover, die zweitgrößte Stadt in Niedersachsen. Durch Heinrich den Löwen wurde sie zur einflussreichsten Handelsmetropole und ist heute ein bedeutender Standort für Wissenschaft und Forschung. Und nun zu den Anfängen Braunschweigs. Heinrich der Löwe ist zwar in Schwaben geboren, übernahm aber schon in jungen Jahren die Stadt Braunschweig als Erblast und durch ihn wurde sie schon bald zur Residenzstadt. 1166 ließ er einen Löwen aus Hohlguss errichten, dessen Original sich in der Burg Dankwardehrode befindet, während eine Kopie auf dem Burgplatz der Burg steht. Der Künstler, der diesen Löwen schuf, hat in seinem Leben aber nie einen echten Löwen gesehen. Deswegen kann man auch erken-

nen, dass z. B. die Ohren eher dem Menschen gleichen als einem Löwen. 1195 verstarb Heinrich der Löwe im Alter von 66 Jahren und ist neben seiner Frau Mathilde im Dom aufgebahrt. Nach der Dombesichtigung gingen wir über den Domplatz zu einer Skulptur aus Bronze mit der Bezeichnung 2000 Jahre Christentum, die das Christentum von der Geburt Jesu

37 Reisebericht über die 95 Thesen Martin Luthers bis hin zu den Anschlägen auf das World Trade Center am 11.09.2001 aufzeigt. Wir waren von der Skulptur und dem, was wir gesehen hatten, so fasziniert, dass wir im Anschluss zunächst bei einer Tasse Kaffee alles erstmal verinnerlichen mussten. Als nächstes Wahrzeichen Braunschweigs erreichten wir den Kohlmarkt. Bereits im 10. Jahrhundert entstand auf diesem Platz eine Kirche Namens Ulrici , die aber aufgrund verschiedener Bauschäden im Jahr 1544 wieder abgerissen werden musste. Auf diesem Markt wurde bereits um 1300 Kohle gelagert und verkauft, und nachdem die abgerissene Kirche nicht wieder aufgebaut wurde, entstand mehr Platz für den Kohlehandel. Rund um den Markt befinden sich noch guterhaltene Bauten mit Symbolen auf den Giebeln, wie z. B. das Haus zur Sonne, das mit einer goldenen

Sonne im Giebel geschmückt ist oder das Haus Zum goldenen Stern oder das Haus der Rose. Da früher nur wenige Menschen lesen und schreiben konnten, haben sie die Symbole an den Häusern als Treffpunkt festgemacht. Nach einer kleinen Pause gingen wir durch die Fußgängerzone mit ihren vielen historischen Fachwerkhäusern, mit zum Teil sehr altem Bestand, zum Neuen Braunschweiger Rathaus. Dieses Haus ist ein imposanter Bau im gotischen Stil. Über dem Eingang befinden sich vier Steinfiguren, die symbolisch zeigen sollen, dass Wissenschaft, Kunst, Handwerk und Handel in Braunschweig vorherrschen. Der ca. 60 Meter hohe Rathausturm mit seinen fünf Spitzen überragt weithin sichtbar die Stadt. Neben dem Rathaus steht das bereits im 13. Jahrhundert erbaute Gewandhaus. Da die Kauf- und Handelsleute immer weniger Platz hatten, um ihre Güter auf dem Markt zu lagern und zu verkaufen, wurde beschlossen, ein Haus hauptsächlich für Tuchwaren zu errichten. Schon bald danach erhielt das Gewandhaus einen Weinkeller, was zur Folge hatte, dass auch etwas später die erste Gastronomie entstand. Und nach diesen Besichtigungen sollten wir uns doch noch eine ganz interessante Figur anschauen, so unser Stadtführer. Also zogen wir los zum Braunschweiger Landesmuseum, dort steht im Eingangsbereich eine überlebensgroße Holzfigur, die der eiserne Heinrich genannt wird. Die Figur hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Heinrich dem Löwen. Im Ersten Weltkrieg wurde die Bevölkerung aufgefordert, Nägel verschiedener Preiskategorien aus Eisen, Bronze, Silber oder sogar Gold zu kaufen. Dieses Geld wurde dann als Spendengeld für die kämpfenden Truppen an der Front verwendet. Die gekauften Nägel konnten dann mühelos in die Holzfigur eingeschlagen werden. In manche großen Nägel, die dann besonders teuer waren, sind die Spendernamen eingraviert und heute noch gut lesbar.

38 Reisebericht Nach dieser umfangreichen Stadtführung fuhren wir, den Kopf voll mit Braunschweiger Sehenswürdigkeiten, zu unseren Freunden nach Salzgitter und fanden dort in einer gemütlichen Runde wieder zu uns selbst.

Am nächsten Vormittag war eine Bootsfahrt auf der Oker vorgesehen. Am Bootssteg angekommen, bezog sich der Himmel, aber wir wollten uns dieses Ereignis doch nicht entgehen lassen. Feuchtfröhlich ging es dann auch zum vereinbarten Zeitpunkt los und wir sahen Braunschweig aus der Wasserperspektive. Vor lauter Sehenswürdigkeiten haben wir anfangs gar nicht den Regen wahrgenommen. Erst als es richtig begann zu regnen, holten wir unsere Regenschirme und unsere mitgebrachten Regenjacken hervor. Aber es regnete immer stärker und ein böiger Wind kam dazu, sodass mittlerweile jeder nur noch daran dachte, wann das Boot den Rückweg ansteuert. Wir haben uns dann auch schnell mit dem Bootsmann verständigt, dass wir zügig den Rückweg nehmen, damit wir nicht noch weiter der Nässe von oben und unten ausgesetzt waren. Schade, wenn solch ein schön begonnenes Wochenende dann so im Regen versinkt. Als wir in Salzgitter zurück waren, mussten wir uns erst einmal komplett trockene Garderobe anziehen, um dann gegen Nachmittag die Heimreise anzutreten. Der nachfolgende Sommer hat uns dann ja auch gezeigt, was er an feuchten Tagen zu bieten hatte.

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40 Unterhaltung

Abgesang einer Glühbirne Jürgen Koch Ich, Anna, die alte Glühbirne, hab’ nun ausgedient. Viele Jahre haben meine 60 Watt den Menschen Licht geschenkt. Mit uns Glühbirnen begann ein neues Zeitalter, wir ließen auch nachts die Sonne scheinen. Nun aber Schwamm drüber, seit heute habe ich verspielt. Auf dem Tisch unter mir liegt schon meine Nachfolgerin, Gloria, die Sparlampe. Gegen die habe ich keine Chance: Sie leuchtet viel länger, verbraucht nur 7 Watt und verströmt genau so viel Helligkeit wie ich mit meinen 60 Watt. Aber eines habe ich meiner Nachfolgerin voraus: den Preis! Sie scheint zwar achtmal länger als ich, für dieses Geld kann man mich gleich achtmal erwerben, ist das nichts? Aber das geht ja gar nicht mehr, ich werde gar nicht mehr hergestellt.

Und da ist noch etwas: Gloria, die Sparlampe, wird von ganz ganz vielen Händlern und Discountern vertrieben, aber beinahe niemand von diesen Herrschaften will sie nach ihrem Ableben zurücknehmen. Man kann sie auch nicht so einfach wie mich in den Müll schmeißen, denn ihr Inneres ist ganz schön giftig. In den Startlöchern sitzt übrigens schon eine neue Konkurrentin: Sheila, die LED-Birne. Sie soll fast ewig leuchten, sie ist aber noch etwas unreif, noch nicht ganz fit für den Alltag und noch viel zu teuer, noch viel teurer als Gloria. Ich, Anna, die gute alte Glühbirne, verabschiede mich jedenfalls von Ihnen und wünsche meinen Nachfolgerinnen ein hoffentlich langes Birnenleben.

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42 Unterhaltung

Was es ist Erich Fried

Es ist Unsinn sagt die Vernunft Es ist was es ist Sagt die Liebe Es ist Unglück sagt die Berechnung Es ist nichts als Schmerz sagt die Angst Es ist aussichtslos sagt die Einsicht Es ist was es ist sagt die Liebe Es ist lächerlich sagt der Stolz Es ist leichtsinnig sagt die Vorsicht Es ist unmöglich sagt die Erfahrung Es ist was es ist sagt die Liebe

SPRUCH O. Ä.

43 Anzeigen Tagesfahrten Aus dem Programm der Volkshochschule Waltrop

VHS-TERMINE FOLGEN (ANFRAGE IST RAUS)

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